Cover


-1-

Die alte Eiche wehte im Wind, erneut fielen bunte Blätter auf die Erde. Diese wurden noch ein wenig herumgewirbelt, bis sie schließlich ruhig liegen blieben. Drinnen im kleinen, mit Pflastersteinen verputzten Backsteinhäuschen war es hingegen schön warm und das Feuer im Kamin loderte. Auf einem Purpur Rotem Sessel saß, in einer grauen Strickjacke gehüllt, July und kraulte die Katze auf ihrem Schoß, während sie in die schlagenden Flammen des Kaminfeuers starrte. Neben ihr stand ihre Großmutter die sich nun ebenfalls setzte. Ihre ruhigen braunen Augen ruhten auf July und schließlich wendete sie sich wieder ihrem Buch zu. „ Es ist schon spät. Ich gehe dann lieber, bevor es dunkel wird.“, sprach July und legte die Katze liebevoll von ihrem Schoß. Mit großen Schritten ging sie auf ihre Großmutter zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Machs gut July“, verabschiedete die alte Dame ihre Enkelin, welche soeben das kleine Haus verlassen hatte.


Mit ihrem Fahrrad fuhr July über den Feldweg in den Wald, welcher das kleine Feld umgab, auf dem das Haus ihrer Großmutter stand. Durch den Wald war sie schnell gefahren und kam nun wieder auf die Hauptverkehrsstraße die sie in die Stadt führte. Oben im Hausflur des Mehrfamilienhauses angekommen zückte das Mädchen den Haustürschlüssel bis sie feststellte, dass die Tür schon offen war. Vorsichtig drückte sie die Tür auf. July schreckte auf, da sie im Flur ein Wimmern vernahm. Zunächst ignorierte sie dies und ging ins Wohnzimmer, wo sie steif stehen blieb und auf die Person im Sessel starrte. Es war ihr Vater, der wohl schon zum dritten Mal diese Woche getrunken hatte. Völlig bleich war er und hatte eine Fahne, die July schon 5 Meter von ihm entfernt riechen konnte. Noch ganz benommen lief July zum Telefon und wählte den Notruf.
Wenige Zeit später transportierten Sanitäter ihren volltrunkenen Vater ins Krankenhaus. So konnte sich July endlich ihrer Mutter zuwenden, welche im Badezimmer auf dem Badewannenrand saß. July setzte sich zu ihr und umarmte sie. Ihre Mutter hob den Blick und strich sich ihre blonden Locken zurück. „ Er ist wieder im Krankenhaus, Mum!“, brach July das Schweigen. „ Weiß er eigentlich was er uns damit antut? „, fragte ihre Mutter sie mit weinerlichen Stimme. „ Ich glaube er weiß gar nichts mehr. Er hat sich nicht mehr unter Kontrolle.“, entgegnete July ernst.

Nachdem July versucht hatte ihre Mutter zu beruhigen lief sie in ihr Zimmer, zog sich ihre verschlissene alte Jeans an und schnappte sich ihre schwarze Umhängetasche. Schnurstracks lief sie den Flur entlang und verließ die Wohnung. Im Hausflur stieg sie die zwei Treppenblöcke hinunter und öffnete die Haustür. Sofort bog sie links ab und lief die stark befahrene Straße entlang, vorbei an modernen, weißen Mehrfamilienhäusern. Schon nach kurzer Zeit befand sie sich im Industriegebiet und betrat schon bald darauf das Gebäude einer verlassenen Fabrik. Mit aller Kraft schob sie eines der großen Tore auf und spähte hinein. Es war dunkel und keine Stimmen waren zu hören. Also schloss July das Tor und lief zur nächsten Bushaltestelle. Nur kurz musste sie auf den nächsten Bus warten. Dieser war sehr voll, sodass sie den ganzen Weg mit einem Stehplatz zurechtkommen musste. Am Lilienplatz stieg sie aus und lief zu einer der großen Treppen auf der viele Punks saßen, rauchten, redeten oder herumalberten. Ein großer Junge mit schwarzen Strubbelhaaren umarmte July und sie setzte sich sofort auf seinen Schoß. Dieser drückte ihr einen Kuss auf die Wange auf und lächelte sie an. Während July begann zu erzählen zupfte sie an der Lederjacke von Wuschel, dem Punker auf dessen Schoß sie saß, herum. „ Er ist wieder weg. Mum ist total fertig mit den Nerven und sich. Ich hab sie jetzt allein gelassen, langsam sehe ich es nicht mehr ein, das ich mich ständig um sie kümmern soll, hab ja schließlich auch nochn Leben!“, berichtete sie aufgebracht. „ So ist’s richtig Julymaus. Leb dein Leben wie du willst.“, lallte ein herankommender Punk mit roten Hyrokesenschnitt, während er sich an Julys Schulter abstützte. Diese schüttelte ihn ab und meinte: „ Ich bin nicht deine Julymaus Caspar!“
„ Verzieh dich, du bist ja schon total zu!“, entgegnete nun auch Wuschel und sah July an. Diese stand auf und zog ihn sachte am Arm. Wuschel verstand sofort, das July mit ihm alleine reden wollte und folgte ihr, während sie auf den Stadtpark zusteuerte.

Auf den letzten Metern dorthin begann sie schon mit dem Erzählen: „ Wenn das so weitergeht, muss Mum damit rechnen, das ich entweder zu dir oder zu Großmutter ziehe. Um Mum muss ich mich ständig kümmern, Rose meckert mich an wenn ich mal meine Ruhe haben will und bei dir bin... alles was ich mache ist falsch.“ Während sie ein paar Kieselsteine aus dem Weg kickte antwortete ihr Wuschel. „ Also, ich hätte nichts dagegen wenn du zu mir in die Fabrik kommen würdest, das weißt du.“, er lächelte und fuhr dann mit ernster Miene fort, „ Aber vielleicht solltest du es noch mal probieren. Ich meine, vielleicht sieht er es ja endlich ein?!“, fügte Wuschel hinzu. July schaute ihn traurig an: „ Wohl kaum, der säuft sich noch in den Tod.“, meinte sie. Während sie so durch den Park gelaufen waren, hatten sie gar nicht gemerkt, dass sie mittlerweile schon wieder in der Innenstadt waren. Und Oh Schreck, in der Ferne erkannte July Roses Auto, welches in ein paar Augenblicken an ihnen vorbei fahren würde. Schnell zog July Wuschel an sich und umarmte ihn, während sie ihr Gesicht in seiner Schulter vergrub, sodass die vorbeifahrende Rose nur einen Punk sah, der neben einer Bushaltestelle stand und von einer anderen Person umarmt wurde, welche sie aber nicht erkennen konnte, da Wuschel mit dem Rücken zu ihr stand. Erstaunt blickte dieser July an, welche sofort eine Erklärung lieferte: „ Rose ist da grade vorbei gefahren. Sie wäre sonst wieder ausgerastet, hätte sie uns zusammen gesehen. Lass uns wieder zu den anderen gehen, ich muss bald nach Hause. Caspar sollte mittlerweile wieder etwas nüchterner sein…es sei denn er ist auf Jake gestoßen.“ Beide mussten Lächeln und liefen wieder zurück zur Treppe wo sie sich noch ein wenig amüsierten, ehe July die Gruppe verlassen musste.


2 Wochen später:

Eine große Gruppe von Menschen in schwarzer Kleidung lief langsam hinter einem schwarzen Oldtimer her. Nach einer Weile hielt der Trauerzug vor einem schon ausgehobenen Grab. Zwei Männer stiegen aus dem Auto und liefen hinter zum Kofferraum. Gemeinsam hievten sie den Sarg aus dunklem Holz hinaus und ließen ihn an Seilen hinunter in das Grab. Der Trauerzug versammelte sich um das Grab und hörte dem Priester bei seiner Rede zu. Fest umklammerte die Mutter ihren Arm. Sie zitterte durch das andauernde Weinen und Schniefen. July hingegen sah auf die Blumenkränze und las noch einmal die Aufschrift: „ Wir werden dich immer als einen guten Vater in Erinnerung haben. In Liebe July und Rose Müller.“
Verlegen sah July auf den Boden. Sie fühlte sich schlecht, da alle um sie herum schluchzten und weinten. Nur sie nicht. Wenn sie ehrlich war, war sie sogar etwas froh über den Tod ihres Vaters. Nun hatte die Qual des letzten halben Jahres ein Ende. Seitdem er seinen Job als Architekt verlor stürzte er total ab, der Alkohol sein neuer Freund. Vor allem ihre sensible und sehr zerbrechliche Mutter litt darunter, ihren Mann fast immer volltrunken anzutreffen. Wenn Rose, Julys 20 Jährige Schwester, zu besuch war, schütteten sie gemeinsam die Flaschen des Vaters aus. Daraufhin wurde er aggressiv und wütend. Nicht selten zerdrückte er dann sein Glas in der Hand oder versuchte auf die Beiden los zu gehen. Aber unter all diesen Dingen mussten sie nun nicht mehr leiden.


-2-


Verschwommen war ihr Blick voller Tränen, trotzdem tritt sie immer schneller in die Pedale. Völlig durchnässt von den eigenen Tränen und dem starken Regen kam sie schließlich am Haus ihrer Großmutter an.
July warf das Fahrrad in die Hecke neben der Haustür. Fest drückte ihr Zeigefinger auf den Klingelknopf. Man hörte schlurfende Schritte und schließlich öffnete die kleine Frau mit schwarzgrauen Locken die Tür.
Benommen fiel July zu Boden.
Als sie erwachte fand sie sich in dem Schlafzimmer ihrer Großmutter wieder, welche neben ihr saß und schlief. Leise flüsterte sie ihrer Großmutter ein paar Worte zu, um diese nicht zu erschrecken. Langsam hob diese ihren Kopf und blickte in die unruhigen grünen Augen von July. Diese wollte aufstehen, doch die alte Frau hielt sie zurück, worauf July sich mit starken Kopfschmerzen wieder ins Bett fallen lies. „ Was war denn los? Vorhin warst du ja ganz aufgelöst. „, begann die Großmutter. „ Ich, Du, Du bist ja gar nicht meine…“, abermals begann July zu weinen. „ Was ist Schätzchen?“, fragte die alte Frau und nahm ihre Hand. „ Ich bin ein Adoptivkind!“, sagte sie sehr leise und voller Scham. „ Und jetzt wo er auch noch gestorben ist, muss ich weg. Nach Cambridge, zu Verwandten. Nach England soll ich, zu wild fremden Menschen, die sich meine Familie nennen. Dabei will ich bei euch bleiben. Ihr seid meine Familie.“, fügte sie noch hinzu. „ Sie haben es dir also gesagt… und jetzt gehst du nach England. July, Kind, das tut mir alles so leid.“, berichtete die Alte. Nun kullerten auch ihr Tränen von der Wange. Da klingelte das Telefon und die Hausherrin verließ den Raum.
Während ihre Großmutter im Nebenraum war, sammelte sich July wieder und wischte ihre Tränen weg. Kurze Zeit später kam diese wieder in ihr Schlafzimmer. „ Das war Susan. Sie und Rose haben sich große Sorgen um dich gemacht und gefürchtet du könntest dir etwas antun! Sie kommen gleich vorbei um dich abzuholen.“, sprach die alte Frau. „ Mir etwas antun! Dazu wäre ich doch viel zu feige!“, flüsterte July abwertend über sich selbst. „ Ist das in Ordnung oder möchtest du selbst nachhause fahren?“, fragte die Großmutter. „ Nein, sollen sie ruhig kommen und mich wegbringen. Was kann ich denn schon dagegen tun?“, sprach July erschöpft und traurig. „ July, darf ich dir etwas sagen?“, fragte die Oma. „Ja, sag es mir!“, forderte July sie dazu auf. „ Du wirst immer meine Enkelin bleiben. Ich gebe dir diese Kette mit einem Amulett, darin ist ein Bild von dir als kleines Mädchen mit mir zusehen. Ich würde mich auch freuen, wenn du mir aus England Briefe schrieben würdest.“, erzählte die Großmutter und überreichte July das Amulett. Ein letztes Mal fielen sie sich in die Arme.


Verträumt blickte das brünette Mädchen aus dem kleinen runden Fenster des Airlineflugzeuges, welches sich wohl grade über einem Gebirge befand. Dabei begann sie ein neues Tagebuch zu schreiben, welches symbolisch für einen Neuanfang in ihrem Leben, den sie nun unfreiwillig durchleben musste, stand. Nach der endlos erschienenen Flugzeit landete er Flieger endlich auf dem Gelände des Londonerflughafens. Kurz darauf stand July in der großen Flughafenhalle und suchte den MC Donalds, da sie dort auf ihre Verwandten treffen sollte. Suchend sah die 15-jährige sich um. Überall liefen Menschen mit Koffern in Richtung Check- In, wurden von ihren Familien empfangen oder verabschiedet. Schließlich stoppte Julys umherschweifender Blick auf einem Schild auf dem mit weißen Buchstaben auf roten Hintergrund „Left“ stand und das MC Donalds Logo zusehen war. So nahm July ihren Rollkoffer in die Hand und zog ihn und ihre Reisetasche hinter sich her.

Kurze Zeit später:

An einem der Stehtische der MC Filiale stand ein junges Japanisches Pärchen, zwei Tische weiter ein ca. 40 jähriger dunkelblonder Mann, der groß war und einen freundlichen Gesichtsausdruck hatte. Neben ihm stand eine kleinere, etwas mollige Frau mit braunen kurzen Locken und einem runden Gesicht. Etwas abseits von den Beiden stand ein Junge, er musste so 16 oder 15 Jahre alt sein, mit braunen mittellangen Haaren, die stufig geschnitten in sein Gesicht hingen. Neben ihm saß ein zotteliger Hund mit schwarz weißem Fell.
Zögernd winkte July der Familie zu und sofort setzte sich die kleine Frau mit schnellen Schritten in Bewegung. In einem merkwürdigen Dialekt sprach sie July in Englisch an: „ Bist du July Müller?“ Mit großen Augen starrte July die Frau an. „Yes.“, antwortete sie stotterig. Daraufhin wurde sie von der Frau umarmt und willkommen geheißen. Sanft schob sie die Verwandte zu dem Tisch, an dem der Man, der Junge und der Hund standen. Sofort kniete sich July zu dem Hund und kraulte seine Schlappohren. Als sie sich wieder erhob, stellte die Frau ihre Familie und sich vor: „ Das ist Ruben, mein Mann, mein Sohn Sam und Gordon, unser Bearded Collie.“ Sie deutete auf den Hund. „ Und ich bin übrigens Eva.“, stellte sie sich nun selbst vor. „ Ich bin July.“, sprach July schüchtern aus. „ Ruben und ich sind dein Onkel und deine Tante. Sam dein Cousin. Deine Eltern sind vor 11 Jahren bei einem Flugzeugabsturz über dem Atlantik verunglückt. Gott hab sie selig. Du kannst sie also leider nicht mehr kennen lernen.
Dein eigentlicher Familienname ist übrigens O` Conner.“, sprach Eva bedrückt aus. Und schon setzte sich die Truppe in Bewegung. Stumm folgte July ihnen. Nach einem kurzen Marsch durch die Flughalle kamen sie nach draußen auf den Parkplatz und eine gesunde, reine Luft wehte in Julys Gesicht. Genügsam schloss sie die Augen und zog etwas davon ein und kurze Zeit danach wieder aus. Ihre Familie lief hingegen zu einem roten VW Bus. Gordon sprang in den Kofferraum und Sam setzte sich mit July zusammen auf die Rückbank. Als Ruben den Motor anspringen lies, jaulte er kurz auf und fuhr rückwärts aus der Parklücke. Nachdem sie das Flughafengelände verlassen hatten fuhren sie auf die Autobahn, der sie mehrer Kilometer folgten. Danach fuhren sie auf eine Bundesstraße und von dort ab nur noch Landstraße, bis sie schließlich einen Schotterweg folgten. An beiden Straßenseiten standen Buchen und ein Wald erstreckte sich dahinter in der Ferne. Nach 5 Kurven kamen sie an einem Backsteinhaus aus grauen Steinen und einem Holzdach, welches weiß gestrichen war. Die Dachziegel waren grau und ein weißes Tor bot den Eingang durch die kleine Mauer, die den Vorgarten abgrenzte. Als der Bus hielt, stiegen Ruben und Eva zuerst aus, Sam folgte ihnen. July blieb noch im Auto sitzen und staunte aus dem Busfenster heraus nicht schlecht. Hier sollte sie also von nun an wohnen? Nicht, dass es July nicht gefallen hätte, im Gegenteil, sie war begeistert. Nur würde es eine enorme Umstellung für sie, als Stadtkind, sein. In Mainz hatte sie in einem großen Mehrfamilienhaus gewohnt und hier? Das krasse Gegenteil. Trotzdem würde es ihr hier gefallen. Endlich stieg auch July aus und nahm ihr Gepäck. Als Eva sah, wie July sich damit abquälte, bat sie Sam ihr doch zu helfen. Murrend setzte sich Sam in Bewegung und wollte Julys Koffer tragen, wessen Griff July noch festhielt. Sams Hand und griff danach, seine und Julys Hand streiften sich. Verschreckt sahen sich beide in die Augen, Sam wandte sich ab und ging ins Haus. July blickte ihm noch nach und folgte ihm dann. Er lief eine Treppe empor und bog danach links in einen schmalen Flur ab. Nach ein paar Schritten blieb er vor einem Zimmer stehen. Schnell öffnete er die Tür, blieb noch kurz stehen und ging dann hinein. In dem Zimmer war ein kleines Fenster, durch das man in den herrlichen Birkenwald schauen konnte. Im Zimmer selbst stand ein Bett, welches frisch bezogen war, ein Kleiderschrank, ein Tisch am Fenster mit einem Stuhl davor und eine Couch stand an der anderen Wand. „ Das ist jetzt dein Zimmer, meins ist dir gegenüber. Wenn du irgendetwas hast oder wissen willst, komm einfach rüber.“, bot ihr der Cousin an. Mit diesen Worten verschwand er in seinem Zimmer und laute Rockmusik ertönte.

Erschöpft lies sich July auf ihr Bett fallen und testete durch leichtes auf und ab hüpfen die Federung des Gestells. „Nicht schlecht!“, meinte sie, stand auf und zog den Reisverschluss ihres Koffers auf. Die Türen des Kleiderschrankes standen offen, sodass July sofort mit dem Einräumen begann. Dabei fing die an ein Lied zu singen, welches sie schon während ihres Fluges nach England gehört hatte. „ I`m ready, I`m ready, I`m ready, I am…. Colour blind.”, sang sie vor sich hin und summte den Rest, da sie nur dieses kleine Stück des Textes konnte. Nachdem sie die Klamotten in den Schrank geräumt hatte, klappte sie die Schranktüren zu. Dahinter stand Sam, welcher lässig am Schrank lehnte und sie anlächelte. July wurde rot, als Sam sie auch noch fragte, ob sie eben gesungen hatte. „ Ja, habe ich, in der Hoffnung das es niemand gehört hat.“, gestand sie. „ Das war echt gut. Ich spiele seit kurzem in einer Band. Ich bin Gittarist und zusammen mit noch einem Bassisten, Schlagzeuger und Sänger sind wir: „ Angel without halo“. Wir suchen aber noch eine Sängerin. Hättest du Interesse? Im Moment sind eh noch Ferien, da musst du dich nicht um die Schule kümmern. Also, soll ich dich zur nächsten Bandprobe mitnehmen?“, fragte er sie. „ Ich überleg es mir, ok?“, antwortete July überfordert. „ Ok, die nächste Probe ist Mittwoch, in drei Tagen.“, fügte Sam hinzu, ehe er wieder verschwand.

Nun setzte sich July ans Fenster und sah hinaus, wobei sie auf dem Tisch Platz nahm. Sie dachte über Sams Vorschlag nach. In dieser Band zu spielen wäre schon mal die erste Gelegenheit die Leute von hier kennen zu lernen und Spaß machen würde es ihr bestimmt. Sie liebte es zu singen, sang in ihrer alten Schule sogar im Schulchor. Doch die Lieder die sie dort sangen, waren ihr oft zu langweilig. Zuhause sang sie alles, von Rock bis Pop. So, wie es bisher aussah, würde sie sich hier wohl fühlen. Sie hatte Sam jetzt schon irgendwie gern. Schade, das ihre Eltern nicht mehr lebten, aber July nach sich vor so viel wie möglich über sie zu erfahren um sich ein Bild von ihnen machen zu können. „ Essen!“, rief Eva von unten.


- 3 –


Nachdem sie die Küche gefunden hatte, lotste Eva sie mit einer Handbewegung ins Esszimmer, an dessen Ende Ruben schon saß. July nahm links von ihm Platz, Eva rechts von ihm. Als Sam dazu kam, nahm er neben July Platz. Zum Essen gab es belegte Brötchen mit Käse, Schinken und Salat. July nahm sich ein Käsebrötchen und biss hinein. Die anderen bedienten sich ebenfalls. „ Wann ist denn die Probe am Mittwoch?“, fragte July Sam. „Um 2 Uhr im Keller, hier im Haus. Heißt das, du bist dabei?“, fragte dieser mit einem Lächeln im Gesicht. „Ja, wenn du mir nur noch ein paar Texte geben könntest, von den Liedern, die ihr spielt, wäre das toll. Damit ich bei der Probe nicht ganz so blöd da stehe.“, bat July ihn. „ Klar.“, meinte dieser. „ July macht bei eurer Band mit? Aber ich dachte Steve singt schon bei euch?“, fragte Eva nach. „ Ja, aber wir wollten seit längerem schon eine Sängerin dazu holen. Und July hat eine tolle Stimme.“, erklärte Sam. „ Und was ist mit Mary, war sie nicht eigentlich dafür eingeplant? Ich hab euch doch letztens noch Proben hören.“, fragte Ruben. Böse blickte Sam ihn an. „ Mary ist Geschichte, das weißt du. Frag nicht immer nach!“, mit diesen Worten stand er auf und ging. Da July auch fertig war folgte sie ihm mit besorgter Miene.

Oben angekommen klopfte sie vorsichtig an Sams Zimmertür.
„Lass mich in Ruhe Mum.“, schrie er laut um die noch lautere Musik zu übertönen. „ Ich bin es aber.“, sprach July unsicher. Sofort öffnete sich die Tür ruckartig, Sam erschien und ging wieder hinein, lies sich auf sein Bett fallen. Vorsichtig betrat July sein Zimmer. Es war dunkelgelb mit grau gestrichen, an den Wänden Poster von bekannten Rock und Punkbands wie Greenday, Linkin Park oder Offspring. Sie setzte sich neben ihn auf sein Bett, sah ihn beruhigend an. Ganz von allein begann er zu erzählen: „ Ruben nervt mich mit seinem Vatergetue. Das es mit Mary seit drei Wochen vorbei ist, weiß er ganz genau.“, sprach er wütend. „ Ist Ruben nicht dein Vater?“, fragte July verwundert. „ Nein, er ist der neue Mann meiner Mutter, seit 2 Jahren. Mein Vater ist vor 7 Jahren gestorben.“, erklärte Sam. July entschuldigte sich für ihre Fragerei und umarmte Sam kurz entschlossen, da dieser dies grade dringend brauchte. Lange hielten sie sich fest. „ Vermisst du Mary sehr?“, fragte July nach einer Weile. „ Es geht. Sie hat mich wegen einem anderen verlassen. Es tat sehr weh.“, berichtete er und senkte dabei seinen Blick. Sam tat July leid. So wie sie ihn einschätzte, hatte er sehr an seiner Freundin gehangen, sie zu verlieren belastete ihn noch immer. „ Ich kann gar nicht verstehen, wie sie dich „austauschen“ konnte! Du scheinst echt ein toller Kerl zu sein.“, munterte July ihn auf. Sam brachte ein kurzes Lächeln hervor. Sie bemerkte, dass sie ihn jetzt alleine lassen sollte und stand auf. Bevor sie aus der Tür trat, drehte sie sich noch einmal um. „ Danke. Das hab ich jetzt gebraucht.“, sprach Sam noch und sah July dankbar an. Diese lächelte noch einmal und entgegnete: „ Kein Problem. Ich bin für dich da.“ Und verließ den Raum. Sam sah ihr noch nach, ehe er aufstand und Gitarre spielte.


Am nächsten Morgen:


Langsam erhob sich July aus ihrem Bett und lief takelnd ans Fenster. Die Birken wehten im Wind, die Vögel zwitscherten. Da es draußen warm zu sein schien, zog sie ein hellblaues T-Shirt an und eine graue Jeanshose, dazu ihre schwarzen Chucks. Nun lief sie ins Bad um sich fertig zu machen. Danach klopfte sie sachte an Sams Zimmertür. Vorsichtig öffnete sie diese. Drinnen stand Sam mit zerknirschtem T-Shirt, rot weiß karierten Boxershorts und mit zerstrubbelten Haaren und blickte sie freudig an. „ Na, auch schon wach?“, scherzte July und stellte sich vor ihn. „ Eigentlich wollte ich noch länger schlafen, aber du hast mich ja geweckt!“, meinte er gespielt eingeschnappt. „ Dann leg dich doch wieder hin.“, meinte sie. Daraufhin schnappte sie Sam und schubste sie sachte in sein Bett, er sprang hinterher. Sie rangelten aus Spaß miteinander, bis schließlich July in Sams Armen lag und er sie verträumt ansah. Er kam ihr immer näher….
Doch da hörten sie Schritte auf dem Gang und urplötzlich sprangen sie beide aus dem Bett und July schlich wieder hinüber in ihr Zimmer.

Dort angekommen presste sie ihren Rücken an die Tür und atmete schwer, währenddessen jemand über den Flur lief und danach wieder die Treppe nach unten nahm. Erleichtert ließ sie sich mit dem Rücken die Tür hinunter gleiten, bis sie schließlich auf dem Boden saß. Das war grade noch mal gut gegangen, dachte sie vor sich hin. Plötzlich klopfte jemand zaghaft an ihre Tür, mit einem Ruck stand July wieder und öffnete die Tür. „ Hast du Lust mit mir und Gordon ein wenig raus zu gehen?“, fragte sie Sam, der vor ihrer Tür stand. „ Ja, klar. Gerne. Ich ziehe mich nur noch kurz um.“, freute sich July und Sam ging schon hinunter während sie ein hellgrünes T-Shirt anzog, über dem noch ein Top lag. Auf ihm war ein Mädchen gemalt worden, welches auf einer Schaukel saß, zwei geflochtene lila Zöpfe hatte und traurig zu Boden sah. Es war Julys Lieblings T-Shirt, da sie es bei einem Irlandbesuch in einem kleinen mystischen Laden gekauft hatte. Nun zog sie noch eine Jeansjacke darüber und flitzte die Treppe hinab. Vor der Haustür stand schon Sam mit Gordon an der Leine und nickte ihr zu. Beim Öffnen der Tür sprintete Gorden hinaus und Sam wurde hinaus gezogen. July folgte ihnen langsam. Schließlich liefen sie langsam nebeneinander her und Gordon wurde von der Leine gemacht. Neugierig sah July sich um. Die hellen Baumkronen der Birken waren von hellgrünen Blättern geschmückt, die Vögel zwitscherten und manch ein Specht hämmerte gegen einen Baum. Eine ganze Weile betrachtete das Mädchen ihre Umgebung, während ihr Begleiter sie musterte und nach dem Hund sah.
Plötzlich sah Gordon einen Hasen und sprintete los. Sam schrie ihm noch nach, setzte sich schließlich aber doch in Bewegung. July folgte ihnen und rannte los. Dabei achtete sie nicht auf den matschigen Weg, den sie nun einschlug und schließlich geschah, was geschehen musste. Julys Schuhe verloren den Halt und sie rutschte aus, segelte im hohen Bogen zu Boden. Das einmal grüne Shirt war voller brauner Spritzer, die Hose und die Schuhe sahen nicht besser aus. „So ein Mist!“, fluchte sie und richtete sich auf. Da kamen auch schon von weitem Sam und Gordon an. „ Ist alles ok bei dir?“, erkundigte sich Sam besorgt. „ Ja, ist schon ok. Bin nur ausgerutscht und hab mich eingesaut…!“, antwortete July beschämend. Mit dieser Antwort gab er sich zufrieden und musste kurz lachen, da July wirklich schlimm aussah. „ Na warte!“, meinte July und wollte Sam kitzeln, dieser rannte aber weg und so liefen sie lachend nachhause. Dort angekommen verschnauften sie kurz ehe sie eintraten.


Noch in der Tür stieß July auf Eva, die die Hände über dem Kopf zusammen schlug. „ Oh Gott! Was hast du denn gemacht?“, wollte sie wissen. Nachdem July es ihr erklärt hatte, forderte diese sie auf sich sofort etwas Frisches anzuziehen und ihr die schmutzigen Sachen zu bringen. Sofort flitzte das Mädchen die Treppe hinauf in ihr Zimmer und zog sich etwas Frisches an. Grade als sie die Treppe wieder hinunter stieg, um Eva die Wäsche zu bringen, rief diese die anderen zum Essen.
Heute gab es Eintopf, welchen July mit Mühe und Not hinunter bekam. So brauchte sie länger als üblich zum Essen. Wenigstens gab es zum Nachtisch Pudding, welcher sehr gut schmeckte. Nachdem Essen trottete July wie gewohnt wieder hinauf, doch als sie etwas Neues entdeckte blieb sie stehen. Es war eine Treppe, die wohl auf den Dachboden des Hauses führen musste. Schnell spähte July nach links und nach rechts ehe sie die Treppe hinauf hechtete und die kleine Tür zu dem Raum dahinter mit einem quietschen öffnete.


- 4 -


Staub flog ihr entgegen, ein modriger Duft stieg in ihre Nase. Langsam schweifte ihr Blick durch den sperrlich beleuchteten Dachboden. Nur durch die Dachfenster drang Sonnenlicht hinein. In der Mitte des Raumes waren Wäscheleinen gespannt, auf denen viele Kleidungsstücke zum trocknen hingen. An einem der kleinen schrägen Dachfenster hing Julys Lieblings T-Shirt, doch irgendetwas stimmte damit nicht. Irgendetwas fehlte. Sie tritt langsam näher und erkannte so den Fehler im Gesamtbild. Das Mädchen mit dem lilanen Haar saß nicht mehr auf der Schaukel, es war verschwunden. Erstaunt schloss July kurz die Augen und öffnete sie danach wieder. Das Mädchen fehlte immer noch.
War es beim Waschen abgeblättert? Nein, das konnte nicht sein, dann wäre es nicht so sauber entfernt worden.

Auf einmal spürte July dünne zarte Finger auf ihrer Schulter. Schnell drehte sie sich um, schrie auf und rannte in Windeseile in die hinterste Ecke des Raumes, wobei sie über einen umgefallenen Stuhl stolperte und fiel. Ganz entsetzt starrte sie das Wesen an, das sie eben so erschreckt hatte. Es war ein Mädchen, etwa so groß wie sie, mit zwei langen geflochtenen lila Zöpfen und merkwürdigen Kleidungsstücken. July traute ihren Augen nicht. War das tatsächlich das Mädchen von ihrem T- Shirt? Aber das konnte doch unmöglich sein… „ Hab keine Angst! Ich möchte nur mit dir reden. Wir brauchen deine Hilfe.“, sprach nun das Mädchen. „ Was willst du von mir, wie kommst du hier her? Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“, wollte July nun wissen während sie sich wieder aufstellte und sich allmählich beruhigte.

„ Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe. Mein Name ist Zaria. Ich bin ein Schattenmädchen und komme aus dem Land Janea. Du bist die Auserwählte die aufgetragen bekommen hat, unser Land vor dem Untergang zu retten.“, sprach Zaria. Verblüfft blickte July sie an. War sie grade im falschen Film oder was wurde hier gespielt? Janea, Schattenmädchen, vor Untergang bewahren? July war sichtlich überfordert und so nahm Zaria kurz entschlossen ihre Hand, zog sie näher zu sich. Zaria berührte nun mit ihrer Hand das T- Shirt und ein starker Luftzug kam auf, Zaria und July befanden sich nun in einem grünen Strudel der sie umher schleuderte und schließlich ausspuckte.


Benommen lagen beide in einem saftigen Gras und ruhten sich kurz aus.
Langsam hob July den Kopf und traute ihren Augen nicht. Sie lag auf einer Lichtung eines Urwaldes, der voller exotischen Pflanzen und Bäumen war. Ein seltsamer Vogel, der aussah wie ein Kolibri, mit sehr langen Schwanzfedern flog vorbei. Aus einer anderen Ecke raschelte es im Gebüsch und ein Zwerg trat heraus. Er trug ein braunes Hemd, darüber eine schwarze Weste darunter eine graue Hose und hatte lange graue Haare und einen Bart. Verärgert kam er auf sie und Zaria zu.

„ Was soll das denn werden Zaria? Was ich hab dir doch gesagt?! Du sollst nicht immer auf der Lichtung landen, es muss ja nicht jeder von deiner Mission mitbekommen. Und wie sieht die Wiese denn schon wieder aus? Alles platt gedrückt von eurem Aufprall. Nein Zaria, das geht so nicht!“, plabberte der Zwerg verärgert und zickig los. Während seiner Rede hatten sich Zaria und July erhoben und klopften sich die Kleidung grade. „ Ja Nefus, ich weiß. Aber es war ein Notfall. Und außerdem weiß doch eh schon jeder, das ich die Auserwählte gefunden habe. Dank den Lichtmädchen, die wie immer ihren Mund nicht halten können.“, meinte Zaria und wuschelte dem Zwerg durch die Haare. „ Lass das!“, rief dieser daraufhin verärgert und schlug ihre Hand von seinem Kopf. July kicherte, da sie es niedlich fand, wie der Zwerg sich aufregte. So wurde der Zwerg auf sie aufmerksam und kam näher. „Du bist also die Auserwählte! Weiß es Kay schon, dass ihr da seid? Er soll euch bei der Suche nach der Kugel des Lichts begleiten und beschützen. Du findest ihn unten am Fluss, soweit ich weiß.“, erklärte Nefus. „ Nun gut, komm July. Es gibt noch einiges zu besprechen, bis wir aufbrechen können.“, mit diesen Worten trat Zaria los und Sofort lief July ihr nach. Zaria strich sich die Blätter aus dem Weg, sodass sie den Pfad passieren konnte und stand schließlich vor einem sehr hohen Baum, auf dessen Krone mehrere Häuser gebaut worden waren. Neben dem Fuße des Baumes befand sich eine Art Aufzug, welchen die beiden Mädchen betraten und sich nun anhand eines Seiles selbst empor zogen.


Oben angekommen stiegen sie aus. Direkt vor ihnen verlief ein schmaler Weg, welcher zu den einzelnen Häusern führte. Das welches ihnen am nahsten stand war ein niedriges weißes Haus mit runden Fenstern, Türen und Dach. Dahinter verlief ein dicker Ast und dahinter kam eine Art Gemeinschaftshaus und ein Steinhaus zum Vorschein. Während July sich so umsah, liefen viele verschiedene Kreaturen vorbei. Vor allem viele Blonde oder Rothaarige Mädchen, die weiße oder gelbe Kleider trugen und gut gebräunte Haut hatten. Sie musterten July und einige kicherten sogar bei ihrem Anblick. Aber nicht nur diese hellen Mädchen kamen vorbei, sondern auch Zwerge und junge Männer in Rüstungen aus Holz, auf denen ein Stern auf der Brust zu sehen war kreuzten ihren Weg. Die meisten trugen einen Helm, sodass man ihr Gesicht nicht sehen konnte. Nach einer Weile löste sich July wieder von diesem merkwürdigen Anblick und folgte Zaria, die nun losmarschierte. Doch Zaria betrat die „Stadt“ nicht, sondern führte sie zu einem hölzernen Turm. Als sie dessen Eingang passiert hatten, mussten sie viele Treppen empor steigen. Oben angekommen befanden sie sich auf einer Ebene dessen Rückwand und Teile der Seitenwände mit Holz verkleidet waren, der Rest war offen und so sah man hinaus in die umliegende Gegend. Ohne ein Wort setzte sich Zaria, July tat es ihr nach. Nun begann Zaria zu erzählen. Gespannt hörte July ihr zu und staunte nicht schlecht. Ihre Begleiterin erzählte: „ Wo soll ich nur anfangen.. da gibt es so viel das du wissen musst. Nun ja dann beginne ich mal mit Janea allgemein. Janea ist ein Fantasieland, welches sich von deiner Welt unterscheidet, wie du wahrscheinlich schon mitbekommen hast. Janea ist das Land des Lichtes und der Dunkelheit zugleich. Unser Land wird durch eine Kugel des Lichts am Leben erhalten. Diese befindet sich im Inneren Zentrum dieser Welt. Sie regelt die Zeiten von Helligkeit und Dunkelheit und sorgt dafür, das Janea nicht auseinander bricht. Du musst wissen, das Janea schon über 4.000 Millionen Jahren besteht und somit nicht mehr so jung und stabil ist. Die Bewohner von Janea in menschlicher Gestalt sind die Lichtmädchen, du hast sie bereits im Dorf angetroffen, die Giftzwerge wie zum Beispiel Nefus. Auch gibt es aber die Schattenmädchen und die Krieger des Lichts, die normaler Weise im Weltinnern leben. Tiere gibt es hier alle Arten die du dir vorstellen kannst. Fliegende Hirsche oder Kreuzungen aus Vogel und Fisch sind hier keine Seltenheit. Natürlich gibt es aber auch normale Tiere wie Hunde, Katzen, Wölfe, Tiger, Pferde, Adler und noch viele andere. Die Pflanzenwelt auf Janea ist einzigartig. Hier im Regenwald gibt es die exotischsten Pflanzen überhaupt und die verschiedensten Baum und Gesteinsarten in den Gebirgen. Auch gibt es die großen Wasserfälle jenseits des Gebirges und der Wälder. Doch das alles droht nun für immer zu verschwinden, da die Kugel des Lichts gestohlen wurde. Ohne sie entsteht hier das reine Chaos, die Zeiten von Licht und Dunkelheit sind nicht mehr ausbalanciert, häufig gibt es Erdbeben, bis schließlich alles ineinander stürzt. Doch soweit wollen wir es nicht kommen lassen. Denn eine Prophezeiung besagt, das ein Schattenmädchen eine Pforte in eine andere Welt finden wird und dort ein Mädchen findet, welche den Glauben an ihre Phantasie niemals aufgibt und an ihren Träumen festhält. Mit ihr zusammen muss sie sich auf die Suche der Kugel des Lichts machen und somit Janea und seine Bewohner retten. Ich bin das Auserwählte Schattenmädchen und du July, du das Auserwählte Mädchen, das ich gesucht und gefunden habe.“, mit den letzten Worten, die Zaria gesprochen hatte, kam laut krächzend ein Rabe angeflogen und setzte sich wie ein handzahmer Falke auf Zarias Handgelenk. Schlau sah er sie an und legte den Kopf schief. „ Und das ist Karus, mein treuer Rabe. Jedes Schatten und Lichtmädchen hat seinen Begleiter. Die Schatten bevorzugen dunkle und Geheimnisvolle Tiere wie den Wolf oder das Einhorn, die Lichtmädchen helle und prächtige Tiere, wie den Pfau oder einen Schmetterling. Du wirst auch noch deinen Begleiter bekommen, doch das hat noch Zeit. Hast du noch Fragen?“, beendete Zaria ihre Rede.

July überlegte kurz und schluckte. Das war kein Traum. Sie war wirklich in einem anderen Land, einer fremden, wundervollen Fantasiewelt mit merkwürdigen Tieren und Menschen. Sollte sie Zaria helfen ihre Welt vor dem Untergang zu bewahren? Und wie würde sie wieder nachhause kommen? Würden die anderen ihre Abwesenheit bemerken? All dies fragte July Zaria und war zufrieden, als Zaria ihr erklärte, das sie jeder Zeit zurück könnte und das sie niemand vermissen würde, da die Zeit in dem Moment, in dem sie die Pforte benutzte, stehen blieb. Erleichtert sah July Zaria an und willigte schließlich ein, das Abenteuer zu wagen. Freudig umarmte Zaria July und begab sich nun mit ihr auf den Weg zum Fluss…


Wieder auf dem Dachboden angekommen:

Völlig perplex stieg July kopfschüttelnd die Treppe herunter, spähte vorsichtig um die Ecke und rannte dann hinüber in ihr Zimmer. Dort setzte sie sich erstmal auf ihr Bett und holte ihr neues Tagebuch hervor um die heutigen Geschehnisse zu notieren. Dabei dachte sie an die letzten Worte ihrer Großmutter. Sie hatte total vergessen ihr zu schreiben! „Oh nein!“, brummte July vor sich hin, lief zu ihrem Koffer und holte gelbes Briefpapier aus dem Seitenfach. In Eile begann sie zu schreiben:

Liebe Grandma,

Ich bin gut und unversehrt hier in England angekommen. Meine Familie ist total freundlich und lieb zu mir. Vor allem mein Stiefcousin Sam. Der Hund der Familie, Gordon, hält uns alle ständig auf Trapp. Die Landschaft hier auf dem Land ist wunderschön und die nächsten Tage werde ich andere Jugendliche kennen lernen, da Sam mich in seine Band aufgenommen hat. Das alles sind noch die normalen Neuigkeiten. Alles was ich dir nun erzähle ist wirklich so passiert, und nein ich habe keine Rauschmittel genommen. Ich denke wenn ich es jemandem erzählen kann, der mir glaubt und mich nicht in die Klapse schickt, dann du. Ich wurde von einem Mädchen aus einer anderen Welt aufgesucht und von ihr in ihr Land gebracht. Es heißt Janea und ist wundervoll und übertrifft deine Vorstellungen von einer Fantasiewelt. Zaria, meine Begleiterin erklärte mir meine Mission:
Die Kugel des Lichts zu finden und somit Janea vor dem Untergang zu bewahren. Allerdings beginnt die Mission erst in ein paar Tagen, da es mehrere Zwischenfälle gab und sich somit alles verschoben hat. Bis dahin werde ich mich um mein Leben hier kümmern und um Sam. Ihm geht es nicht so gut, ihn bedrückt vieles, hat ein paar Probleme. Ich versuche immer für ihn dazu sein, denn ich spüre mich irgendwie dazu berufen ihm zu helfen. Das könnte aber auch daran liegen, das ich mehr als nur freundschaftliche und ferne Verwandtschaftliche Gefühle für ihn haben könnte. Dennoch bin ich mir da nicht so sicher. Nun habe ich denke ich mal genug von mir erzählt. Wie geht es dir? Und den Katzen? Vermissen sie mich? Wie steht es um Mum und Rose? Ich…ich vermisse sie und auch meinen guten Freund Wuschel.
An dieser Stelle hörte July auf zu schreiben und strich sich mit dem Handrücken unter die Augen um die kommenden Tränen wegzuwischen. Sie blickte dabei an die Decke. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, schrieb sie weiter. –
Sag allen einen lieben Gruß und sag ihnen das es mir gut geht.


Liebe Grüße July

PS: Endlich fühle ich mich irgendwo zuhause.


-5-


Mit schnellen Handgriffen faltete sie den Brief und steckte ihn in einen passenden Umschlag und schrieb Absender und Adresse darauf. Schnell eilte July die Treppe hinunter und suchte Eva auf, welche sie, eine Lesebrille auf der Nase tragend, im Wohnzimmer mit einem Roman auf dem Schoß vorfand. „ Ist alles in Ordnung? So wie du hier herein gestürzt kommst könnte man das grade glauben.“, fragte sie ohne den Blick von ihrem Buch zu heben. „ Nein, alles ist okay. Ich brauche nur eine Briefmarke für einen Brief nach Deutschland. Habt ihr eine da?“, erkundigte sie sich. „ Nein, wir haben keine mehr, aber wir fahren Morgen nach London um noch ein paar größere Besorgungen zu machen und dich ein wenig herumzuführen. Es sei denn der Winter fällt dieses Jahr schon auf den späten Oktober!“, erklärte Eva während sie sich aufrichtete und das Buch beiseite legte. „ Sam? Komm mal bitte runter rief sie in Richtung Treppe. „ Was ist denn?“, fragte er genervt ohne herunter zu kommen. „ Komm einfach runter. July ist auch da.“, drängte Eva. Eine Tür wurde geöffnet, und in Windeseile tapsten schwere Füße über den Holzboden über ihnen. Wenig später stand Sam vor den Beiden und hatte wieder diesen lieben Blick aufgesetzt, der bei seiner Mutter Standart war, wie July schon festgestellt hatte. Anscheinend wollte er nicht, dass sie wusste wie es ihm ging. Eva begann zu erzählen was sie von Sam verlangte: “Würdest du bitte mit Gordon rausgehen? Ruben und ich wollen noch mal kurz in die Stadt fahren.“ „Kann ich mitkommen?“, fragte ihn July. „ Na gut. Wir gehen mit ihm raus.“, rief Sam Eva zu, während er schon zur Tür lief. Schnellen Schrittes folgte ihm July. Als sie vors Haus traten, kam ihnen Ruben entgegen und als er an July vorbei ging starrten seine grau weißen Augen auf sie, versetzten ihr einen Schauer und ein mulmiges Gefühl. Besorgt blickte Sam sie von der Seite an. „ Alles okay bei dir?“, erkundigte er sich bei ihr und packte sie sachte am Arm. „ Ja, alles in Ordnung. Mir geht’s gut!“, meinte sie und machte sich von Sam los, warf einen Stock für Gordon. „ Übermorgen…wissen die Anderen überhaupt, dass ich jetzt auch in der Band bin?“, erkundigte sich July. „ Nein, sie wissen es noch nicht. Ich wollte sie dir heute Abend vorstellen. Steve wohnt in der Nähe und gibt heute Abend eine Grillparty. Kommen ein paar coole Leute. Du kommst doch mit oder?“, bat er sie. „Ich denke mir bleibt wohl nichts anderes übrig oder?“, entgegnete July mit einem Lächeln. „ Schön das du mitkommst.“, freute sich Sam und legte seinen Arm um July. Dieses Mal lies sie es zu, während sie sich auf den Nachhauseweg machten.


Am Abend:

Noch ein letztes Mal sah sich July im Spiegel an. Ihre braunen schulterlangen Haare hatten leichte Wellen und fielen auf ihr rot-weiß kariertes Karohemd unter dem sie eine schwarze Jeans und Chucks trug. Geschwind wandte sie sich um, zog sich ihre schwarze Umhängetasche über und nahm die Jeansjacke für den kühlen Abend mit. Schnell hüpfte sie die Treppen hinunter und summte dabei eine Stelle aus Merry Happy von Kate Nash. Unten stand bereits Sam und so stockte July auf der letzten Stufe und starrte ihn an, da sie ihn nicht bemerkt hatte. „Na dann wird der Abend bestimmt toll werden, wenn du jetzt schon so gut gelaunt bist.“, meinte Sam und lachte. Verlegen ging July an ihm vorbei nach draußen. Sam brüllte noch ein: „Wir gehen!“ in den Hausflur und schloss die Tür hinter sich. Vor dem Gartentor hatte July auf ihn gewartet.
Es hatte schon etwas gedämmert, als sie das Partygelände betraten. Am Waldrand gelegen stand eine Holzhütte mit einer Veranda mit dem Blick auf das Weizenfeld daneben. In der Mitte war auf dem Vorplatz eine Feuerstelle mit Steinkreis eingerichtet worden, auf die ein blonder Junge mit kurzen Haaren ein paar Holzscheite aufstellte. Auf den Bänken und Kisten um den Steinkreis herum saßen Mädchen. Einige lächelten July freundlich an oder winkten sogar, andere funkelten sie böse an oder ignorierten sie total. Ein scheues Lächeln, ein schwaches Winken brachte July dann aber doch hervor, ehe sie Sam in die Hütte folgte. Dort stand, mit dem Rücken zu ihnen, ein Junge vor einer offenen Kühlschranktür. Als er sich mit zwei Bierflaschen in der Hand umdrehte machte er große Augen. „ Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte der schwarze Lockenkopf Sam. „ Steve, das ist meine Cousine July, deine Kollegin. Sie würde eine gute zweite Sängerin abgeben.“ Verwundert und völlig überrumpelt sah Steve erst Sam und dann July an. Währenddessen Steve nun nachdachte musterte July ihn von Kopf bis Fuß. Seine schwarzen Locken gefielen ihr außerordentlich gut, sie wollte es sich aber nicht ansehen lassen und schaute zu Sam. Doch Steve schien ihre Blicke gemerkt zu haben, denn er fand nun seine Sprache wieder und lächelte July freundlich an. Diese wurde rot und hätte sich am liebsten hinter Sam versteckt, doch das konnte sie ja nicht durchziehen. „ Okay du bist also July, ja?“, fragte mich Steve. „ Ja, die bin ich. Sorry das du und die Anderen jetzt so überrannt werdet, aber ich dachte Sam hätte euch schon längst bescheid gesagt. Wenn es euch nicht passt kann ich das zu gut verstehen..“, erklärte July aufgeregt und ziemlich unsicher. „ Hey, das ist doch kein Problem. Am besten lasst uns jetzt erstmal rausgehen und im Laufe des Abends stelle ich dir dann die anderen vor.“, schlug Steve zu Julys Erleichterung vor und auch Sam schien erleichtert über Steves Reaktion, da er zufrieden seufzte. Hintereinander verließen sie nun die kleine Hütte und setzten sich auf eine der Kisten. Da es die einzig freie Sitzmöglichkeit war, mussten sie sich etwas quetschen. Als Sam kurz ein wenig rutschte, fiel July, die am Rand saß, hinunter. Ein paar der Mädchen kicherten dumm, doch Steve und Sam waren schon auf dem Sprung um ihr aufzuhelfen. „ Du kannst dich auch auf meinen Schoß setzten, wenn du willst„, bot Steve ihr freundlich an. Sam, der sich grade bei July entschuldigen wollte, staunte nicht schlecht, als sie sich auf den Schoß seines Bandkollegen setzte.

Nach einiger Zeit kam ein Mädchen zu July und begann sich nett mit ihr zu unterhalten. Sie stellte sich als Lucy Oliver vor, trug rotes Haar, Sommersprossen auf der Nase und grüne Augen. Allgemein war sie sehr natürlich und freundlich, was July sehr gefiel. So erzählte July Lucy von ihrem ungewollten Umzug nach England, ihrer Familie und dem ganzen Theater. Lucy versprach ihr, sie zu unterstützen, wenn sie wolle, da sie selbst schon seit 1 Jahr hier wohnte, seitdem sie aus Irland ausgewandert wäre. Nun wurde Tanzmusik aufgelegt und Lucy forderte July zu einem Jive auf. Den Tanz beherrschte July Gott sei Dank und so war es für sie kein Problem mit Lucy auf ein typisch Englisches Poplied zu tanzen, welches wohl „You & Me“ hieß. Lucy tanzte gut als Mann und so klappten auch die Drehungen. Doch plötzlich stand Steve auf, ging zu Lucy und flüsterte ihr etwas zu, worauf Lucy aufhörte zu tanzen und sich wieder hinsetzte. „ Hättest du was dagegen mit mir weiter zu tanzen?“, fragte sie nun Steve. July verneinte und lächelte ihn verlegen an. Mit Steve war es gleich ganz anders zu tanzen, da er auch führen konnte und noch mehr Figuren tanzen konnte als Lucy. „ Wie lange bist du denn schon hier?“, fragte er July, als sie grade wieder aus der Drehung kam. „ Ich bin gestern erst angekommen. Ist ja echt traumhaft hier.“, entgegnete July. Als das Lied zu Ende war, legte Steve seinen Arm um July und schob sie zu einer der Bänke, auf der zwei Jungs zusammen mit zwei Mädchen saßen. „ Das ist Jake unser Bassist und Jorge unser Schlagzeuger, mitsamt Freundinnen. Jungs, das ist July. Sam hat sie in die Band eingeschleust, in der Probe am Mittwoch hat sie dann ihr Vorsingen.“, stellte Steve die anderen Mitglieder von „Angels without Halo“ vor. Jake hatte blonde Haare, die etwas kürzer waren als die von Sam, aber den gleichen Schnitt besaßen. Jorge hingegen hatte kurze Schwarze Haare und eine spitze Nase.“ Wieso erst am Mittwoch? Wenn sie doch schon mal da ist, kann sie doch auch bei Singen, wenn wir gleich spielen, oder?“, fragte Jorge. „ July kennt die meisten Lieder noch nicht und ich glaube das ist auch alles noch ein bisschen viel für sie.“, sprach nun Sam, welcher sich zu ihnen gesellt hatte. „ Welche Lieder wollt ihr denn spielen? Vielleicht kenne ich ja ein paar.“, wollte es July nun erstrecht drauf ankommen lassen. Daraufhin staunten die anderen nicht schlecht und Jake zog ein Buch aus seinem Rucksack, indem die ganzen Songtexte und Noten eingeheftet waren. Dieses drückte er dann July in die Hand. Zusammen mit Lucy suchte July nun 3 Lieder aus, die sie gerne singen würde. Diese waren: Forever Yours von Sunrise Avenue, Another Heart calls von den All American Rejects, welches sie zusammen mit Steve singen würde und von The Offspring – Fix you. Mit ihrer Auswahl waren auch die anderen zufrieden und so bauten sie auf der Veranda der Hütte das Schlafzeug, die Boxen u.s.w auf, wobei auch July mithalf. Als erstes stimmten sie die Geräte ein und übten alleine, ohne July. Sam sah mit seiner E- Gitarre total anders aus, wie July fand. Doch als Steve begann zu singen war es um July geschehen. Seine Stimme klang so einzigartig und mit dem Englischen Akzent einfach perfekt. Während alle Gäste nun „Angels without Halo“ zuhörten bemerkte July gar nicht, das nun schon Forever Yours angespielt wurde, und das sie nun an der Reihe war zu singen. Schnell huschte sie auf die Bühne und sang die ersten Töne noch recht unsicher, jedoch nicht falsch. Lucy lächelte ihr aufmunternd zu und auch Sam sah sie geduldig an, sodass July beim Refrain aus sich heraus kam und sogar mitwippte, als ein kurzes Istrumentalsolo kam. Nachdem das Lied nun in die letzten Zeilen kam, fand July sogar richtig Spaß daran und wollte gar nicht mehr aufhören. „Shame on you Baby.. Forever Yours!“, damit hatte July nun ihre erste Probe gemeistert und alle klatschten amüsiert und sogar Jorge und die anderen schienen beeindruckt, da sie nacheinander ihre Instrumente abnahmen und erst Sam auf die Schulter klopften und danach July umarmten und meinten, sie seihe dabei. Voller Freude begann sie nun mit Steve „ Another Heart calls“ zu singen. Immer abwechselnd sangen sie die Strophen und sahen sich dabei an, als ob es ihre Geschichte sei, die sie da sangen. July fühlte ein starkes Band zwischen Steve und ihr und sie schien wie ausgewechselt. Aus dem Trauerklos war eine Grinsekatze geworden die nun auf einer Grillparty in England abrockte. Das würde ihr doch keiner glauben, am wenigsten ihre alten Mitschüler. Aber Wuschel würde ihr glauben, er wäre sehr stolz auf sie gewesen, wäre wahrscheinlich noch mit auf die Bühne gesprungen. Nun begann July wieder allein Fix you zu singen. Da dieses Lied sehr traurig war und unter die Haut ging musste July wieder an Wuschel denken. Was er wohl grade tat? „ I wish I could fix you and make you how I want you….” Sie vermisste ihn und dachte an ihren letzten gemeinsamen Spaziergang durch den Park indem sie ihm von ihrem Vater erzählt hatte und wie sie sich vor Rose verdecken mussten. July konnte nicht anders, ihr kullerten heiße Tränen von der Wange, ihre Stimme versagte. Blitzschnell rannte sie von der Bühne, hinter die kleine Hütte und ließ sich einfach sacken. Sie schluchzte und schniefte. Ihr war jetzt egal ob ihre Schminke verlief, was die anderen von ihr dachten oder nicht. Sie vergrub den Kopf in ihrem Schoß, bemerkte aber wie sich jemand neben sie setzte und vorsichtig den Arm um sie legte. Scheu blickte July kurz auf, sah in Steves Augen und senkte den Kopf wieder. „ Hey, du weinst ja. Was ist denn los?“, fragte Steve mitfühlend. Zuerst überlegte July ob sie sich Steve öffnen sollte, schließlich entschied sie sich dafür, es zu tun, da sie einfach mit jemandem darüber reden musste. „ Es ist wegen meinem Besten Freund. Ich vermisse ihn so sehr, verstehst du?“, erklärte July. „ Klar, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Er war dir wohl sehr wichtig oder?“, fragte Steve. July nickte nur. „ Ich bin sicher du wirst hier neue nette Leute kennen lernen, die man aber wahrscheinlich nicht mit ihm vergleichen kann. Mit Lucy scheinst du dich ja gut zu verstehen.“, redete Steve auf July ein. „Du hast ja Recht. Ich meine es ist so schön hier mit euch, ihr seid alle so lieb zu mir und ich bin endlich mal glücklich und ich fang an zu weinen und lass euch hängen.“, entschuldigte sich July, während eine letzte Träne ihre Wage hinunterlief. Steve wischte sie mit seinen Fingern weg und legte seine Hand auf ihre Wange, sah sie verständnisvoll an. „ Du hast uns nicht verraten, wir haben nur schon zu viel von dir verlangt.“ „ Nein habt ihr nicht ich..“, weiter kam July nicht, da Steve seinen Zeigefinger auf Julys Mund presste und sie so verstummte. Langsam nahm er ihn wieder weg. Die Beiden waren sich nun so nah, dass sie den warmen Atem des Gegenübersitzenden spüren konnten. Mit viel Gefühl begann Steve July zu küssen. Erst langsam und ruhig, während July ihm sachte durch die Locken wuschelte. Nach einer Weile hörten sie auf und standen wieder auf, klopften sich die Hosen sauber. Langsam nebeneinander hergehend setzten sie sich wieder ans Lagerfeuer, wo Sam Gitarre spielte und alle zusammen sangen oder Marshmallows über dem Feuer grillten.

Mit einem Blick auf seine Uhr stand Sam auf und flüsterte July zu, das sie nun wieder gehen müssten. Schade, dachte July, da sie lieber noch länger bei den anderen geblieben wäre, doch da sie sich keinen Ärger mit ihrer Tante einhandeln wollte stand sie brav auf und verabschiedete Steve, Lucy, Jake und Jorge mit einer Umarmung. Den Übrigen winkte sie zu. Steve wollte sie noch begleiten und zog sich noch eine Jacke über, doch Sam dankte ab und meinte er würde das schon alleine schaffen. Überrascht über die unfreundliche Ansage von Sam nickte Steve nun noch July zu, und blickte ihr und Sam nach, wie sie in der Dunkelheit mit Sams kleiner Taschenlampe verschwanden.

„Steve und du ihr scheint euch ja sehr zu mögen oder?“, fragte Sam verärgert. „ Was ist denn mit dir los? Warum bist du denn so schlecht drauf? Hab ich dir was getan?“, fragte July verwundert und wollte eine Erklärung für Sams Verhalten. „ Was los ist?“, Sam überlegte kurz ehe er fort fuhr: „ Steve ist mein bester Freund, da ist es doch wohl berechtigt zu fragen was da läuft oder?“ Diese Aussage überzeugte July nicht wirklich, doch sie musste sich wohl oder übel damit zufrieden geben und schwieg den Rest des Nachhauseweges. Sie hatte keine Lust sich von Sam anschnauzen zu lassen, nur weil Steve für die da gewesen war, als sie eigentlich auf Sam gezählt hatte. Bevor sie das Haus betraten, meinte Sam aber noch: „ Es tut mir leid. Bitte sei mir nicht böse, aber es ist immer noch schwer für mich Mary mit ihrem neuen Freund zu sehen. Das hat nichts mit dir zu tun. Kannst du mir verzeihen?“ „ Du kannst froh sein, das ich nicht nachtragend bin und jedem eine zweite Chance gebe. Ja, ich verzeihe dir.“, entgegnete July ernst und folgte Sam hinein in das kleine Haus der Familie.


-6-

Am nächsten Morgen erwachte July mit leichten Kopfschmerzen. Letzte Nacht, nach der Party bei Steve hatte sie sehr wenig Schlaf, da Gordon ständig an ihrer Tür kratzte und winselte. Lies July ihn dann hinein, wollte er nach ein paar Streicheleinheiten wieder hinaus. Das ganze ging ganze 3 Mal so, bis July keine Lust mehr darauf hatte und den Hund, Hund sein lies und das Gejaule versuchte zu ignorieren. Nun aber machte sie sich im Bad fertig und zog sich einen Jeansrock und ein hellblaues Top an. Das T-Shirt mit Zaria auf der Vorderseite in der Hand stieg sie hinauf auf den Dachboden.

Oben angekommen sah sie sich noch kurz um, ob ihr auch niemand gefolgt war und berührte das T-Shirt an der Stelle, welche Zaria ihr gezeigt hatte. Abermals befand sie sich im grünen Strudel, welcher sie diesmal vor Zarias Turm ausspuckte. Während July sich die Klamotten abklopfte, brach die plötzliche Dunkelheit über sie herein, doch jemand reichte ihr die Hand und führte sie in ein Gebäude. Es war Kay, einer der Krieger des Lichts und ein guter Freund von Zaria. Er würde sie und Zaria bei der Mission begleiten und beschützen. „ Wo ist Zaria?“, fragte July ihn verwundert. „ Ich bring dich zu ihr. Bleib dicht an mir dran, gleich dürfte es wieder hell werden.“, versicherte ihr der Krieger und ging voran. Sie stiegen grade eine Böschung hinunter, als es wieder hell wurde. Da erkannte July Zaria in der Ferne. Als sie näher kamen rannte July auf Zaria zu und umarmte die Freundin. „ Wie geht es dir July? Bist du bereit deinen Begleiter zu empfangen?“, fragte Zaria sogleich. „ Mir geht es gut, danke. Ich hoffe dir auch. Aber sicher, ich bin schon sehr gespannt was für ein Tier es sein wird.“, gestand July und wippte nervös auf und ab. Zaria nickte Kay zu, welcher nun im Gebüsch verschwand und kurze Zeit später mit einem Reh an seiner Seite wieder bei ihnen erschien. „ Hallo July. Ich bin Lana, deine Begleiterin.“, sprach das Reh zu ihr, während es sich ihr nährte. „ Hallo Lana.“, sprach July schüchtern. „ Nur keine Angst. Streichele mich ruhig, wenn du willst. Und nur nebenbei, ich liebe es hinter den Ohren gekrault zu werden.“, verriet Lana mit einem Lächeln. Zaghaft fuhr July über das kurze, glatte hellbraune Fell des Rehs und kraulte es hinter den Ohren. „ Da du nun mit Lana vertraut bist, können wir ja mit der Mission beginnen. Zuerst machen wir uns auf den Weg zum Erdmittelreich um mit den Tulen zu sprechen und uns so ein Bild über unsere Feinde zu machen, da sie Zeugen des Verbrechens waren.“, erklärte Zaria während sie sich den Weg zwischen den exotischen Pflanzen bahnte und sich zu ihnen umdrehte. „Stopp!“, schrie Kay plötzlich und blitzschnell blieb Zaria stehen. Als die anderen Näher kamen erkannten sie auch den Grund für Kays Warnung. Zaria stand an einem Metertiefen Abgrund, rings um Wasserfälle die in einen großen See in der Tiefe stürzten. Einige Meter Links von ihnen befand sich eine Hängebrücke, die sehr wacklig aussah. „Es wird wohl besser sein, wenn wir die nehmen!“, entschied Zaria noch total geschockt und ging voraus. „ Lass mich lieber zuerst gehen, das ist sicherer.“, entgegnete Kay und betrat die Brücke. Nacheinander gingen die vier vorsichtig über die wackelige Brücke. Ab und an knackste es, dann blieb July starr stehen und wurde dann aber von Lana sachte in den Rücken gestupst, da diese den Anschluss nicht verlieren wollte. Mit einem Mal geschah, was geschehen musste. July trat auf eines der Holzbretter, mit viel Schwung krachte es zusammen und July fiel, klammerte sich nur noch an die beiden Seile neben ihr. „HILFE!“, brüllte sie verzweifelt und ängstlich. Sofort kamen Zaria und Kay ihr zu Hilfe und verhalfen auch Lana auf die andere Seite der Brücke. Nach mehreren Minuten der Angst auf dieser Brücke hatten sie es nun endlich auf die andere Seite geschafft und befanden sich nun am Ursprung einer der riesigen Wasserfälle, die aus dem grauen Gestein entsprungen. Neben den Unmengen von fallendem Wasser befand sich ein Eingang in eine Höhle, die in den Stein gehauen worden war. Davor saßen, wie July jetzt erst realisierte, zwei riesige Echsen, die aussahen wie Drachen nur mit dem Kamm eines Chamäleons. Ihr Körper war von bunten Schuppen bedeckt und ihre Pratzen waren mit langen scharfen Krallen bestückt. Mutig trat Kay auf die Angsteinflößenden Tiere zu und begann sich mit ihnen in Zischgeräuschen zu verständigen. Nach einer Weile schien es, als stritten sich die Echsen, Kay schlichtete und so machten die Kreaturen den Weg frei. Langsam stiegen sie mit Fackeln in der Hand, welche sie von den Wänden entnahmen die in den Stein eingehauenen Stufen hinunter.

„Was hast du eigentlich mit den Echsen geredet Kay?“, fragte July nach einer Weile. „Ich habe die Tulen nur nach ein paar Einzelheiten über die Diebe der Kugel des Lichts gefragt und sie berichteten mir von vier Humiden, die sie betäubt und dann gefesselt hätten.“, berichtete Kay. „Was sind denn Humiden?“, fragte July verwundert und blickte ihre Begleiterin Lana an.“ Das sind die Menschen die nach Janea kommen und bisher nur Unheil gebracht haben. Außer natürlich du July.“, erklärte ihr das treue Reh mit einem Wimpernschlag. „Außer die ersten Humiden, von denen wir, die Krieger des Lichtes, die Schattenmädchen sowie die Lichtmädchen abstammen.“, verbesserte sie Kay. „Ja, ja du alter Besserwisser.“, mischte sich nun auch Zaria ein. Gemeinsam stiegen sie nun die letzten Stufen hinunter und befanden sich in einer Dropfsteinhöhle, welche lilabläulich schimmerte. In mitten der Grotte befand sich ein kleiner See, indessen Zentrum eine Insel mit einem Übergang dorthin. Auf der Insel befand sich eine Art Podest, das in den schimmernden Stein gehauen worden war. „Stand dort die Kugel des Lichts?“, wollte July nun genauer wissen und ging darauf zu. „ Bis vor ein paar Monaten schwebte sie noch dort, doch nun ist sie geraubt und entwendet worden.“, erklärte Lana mit trauriger Miene. „Seht dort!“, rief Zaria ihnen zu und deutete auf ein riesiges Loch in der Wand. Sofort eilten die vier Abenteurer zu dem Durchgang und sahen hinab in eine weiße Wolkendecke, jedoch befand sich genau unter ihnen eine Gondelkabine und eine Strecke war in der Ferne zu erkennen. Mit einem Satz sprang Zaria in die kupferne Gondel, welche rund wie eine Kugel war und an der Oberseite mit Glas ausgestattet war und wies sie auf, doch zu kommen. „Ich weiß ja nicht so Recht. Was wenn das eine Falle ist?“, verunsichert blickte Kay in die Gondel in der mittlerweile auch Lana und July Platz genommen hatten. „Na komm schon du Angsthase. Sonst tust du doch auch immer so stark.“, neckte ihn Zaria und reichte ihm ihre Hand. Nun nicht mehr so unsicher nahm Kay diese und hüpfte in das Gefährt. Sogleich betätigte Zaria einen Knopf, welcher sich an der Frontseite befand. Ein paar Augenblicke später schloss sich die Gondel und düste in einem rasanten Tempo nach unten, legte sich in eine Linkskurve, ehe es wieder ein Stück geradeaus ging. Völlig unvorbereitet waren die vier nach rechts geschleudert worden, July und Zaria schrieen kurz auf, ehe sie sich auf den Boden des Gefährtes setzten und versuchten die Bewegungen auszugleichen, Lana tat es ihnen nach. Kay hingegen blieb stehen und versuchte herauszubekommen wohin sie denn eigentlich fuhren. „Wie es aussieht fahren wir ins Unterland. Das hier scheint eine alte Strecke der ersten Humiden zu sein. Es wird erzählt sie führe durch fast ganz Janea!“, wunderte sich Kay, welcher sehr angetan von dieser Erfindung zu sein schien. Kurze Zeit später hielt das Gefährt automatisch an und sie befanden sich an einer Art Haltestelle. Vorsichtig lugte July über den Rand der Gondel und war sichtlich überrascht, als sie eine Herde von Einhörnern erblickte, welche sich vor ihnen in einer Reihe aufgestellt hatten. Die edlen Tiere, die July bisher nur aus Büchern oder Filmen kannte waren weiß mit einer cremefarbenen Mähne und einem ebenso farbigen, gezwirbeltem Horn auf der Stirn. Wieder rum andere waren schwarz, die wuschelige Mähne in einem grau und das Horn in einem Marmorton. Aufmerksam beobachteten sie das Gefährt und schienen auf sie gewartet zu haben. „ Na los, lasst uns aussteigen. Anscheinend werden wir schon erwartet.“, entschied Zaria und öffnete die Gondel. Innerhalb kurzer Zeit waren alle Passagiere aus dem Gefährt ausgestiegen und blickten erwartungsvoll in die Runde. „Willkommen im Reich der Gefährten, auch Unterland genannt. Wir haben euch schon erwartet und haben wichtige Neuigkeiten für euch. Die Humiden wurden von ein paar Lauschern gehört, wie sie darüber redeten, sich mit der Kugel des Lichts in den Bergen zu verschanzen. Wir denken, dass diese Information nicht unwichtig ist. Verzeiht uns trotzdem die Störung.“, sprach einer der schwarzen Einhornhengste mit einem erhabenen Blick in die Runde. Er schien wohl der Leithengst zu sein, da ihm alle anderen ihm mit einem Schnauben bestätigten. „Vielen Dank für eure Hilfe, Lanzano. Aber kann man den Lauschern alleine soviel Vertrauen schenken?“, rätselte Lana angeregt darüber. „Was sind denn diese Lauscher?“, flüsterte July Kay zu, welcher sofort eine Erklärung parat hatte. Er erklärte ihr, dass Lauscher fliegende Ohren sind, die überall mitlauschen und ihr Wissen überall herumplappern. Sie sind nicht sehr groß, dafür aber umso schneller. „Vertraut uns bitte. Jedem Bewohner von Janea liegt dessen Zustand am Herzen, wieso sollten wir euch also in die Irre führen?“, fragte Lanzano in den Raum. „Eben, lasst uns von ihnen den Weg beschreiben wie wir die Kugel aus ihren Fängen befreien und wieder an ihren Ursprünglichen Platz bringen können.“, brach July das lange, bedrückende Schweigen. Alle nickten zustimmend und die Herde der Einhörner machte sich auf den Weg zum Pfad der in die Berge führte.


Steile Felshänge in braunem kargem Stein bauten sich vor ihnen auf, nur eine enge Schlucht wies einen Weg durch die Felsenformation. Nach dem schnellen Abschied der Einhörner folgten die vier Helden nun alleine den Weg durch die Felsen. Immer steiler wurde der Weg und als es schließlich dunkel zu werden schien und sie sich auf einer graden Empore auf halber Strecke befanden, beschlossen sie dort die Nacht zu verbringen. Kay suchte verdorrte Äste sowie ein wenig vertrocknetes Gras zusammen um ein kleines Feuer zu entzünden, während Zaria und July zusammen mit Lana auf der Suche nach etwas Essbarem ein paar Sträucher mit ungiftigen Beeren fanden, welche sie in einem Tuch zurück zum Schlaflager transportierten. Gemeinsam aßen sie diese, während vor ihnen das Feuer loderte und ihnen in der kalten Nacht Wärme und Licht spendete. Mit einem Schmunzeln bemerkte July, wie Zaria und Kay sich immer näher zu kommen schienen und sie schließlich Arm in Arm am Lagerfeuer saßen. Wieder einmal erinnerte diese Geste der Vertrautheit zwischen Zaria und Kay, July daran, wie sehr sie Wuschel vermisste. Der Punk beanspruchte einen großen Teil ihres Herzens, das ihr nun wieder einmal so leer schien, als sei es gar nicht vorhanden. Ein sanftes Schubsen rief sie wieder zurück in die Realität. Lana rieb ihren kleinen Kopf gegen Julys Arm und wollte gestreichelt werden. Liebevoll kraulte July sie hinter den Ohren, während heiße Tränen über ihre Wange liefen. Innerhalb von kurzer Zeit war sie auch schon von der Müdigkeit überwand worden und schlief ein.


Am nächsten Morgen fand July Zaria und Kay aneinander gekuschelt vor, während Lana mit dem Kopf in Julys Schoß eingeschlafen war. Vorsichtig hob diese den Kopf des Rehs an um ihn langsam auf den Boden zu legen. July wollte ein wenig die Umgebung erkunden und richtete sich auf, klopfte sich den Sand aus den Klamotten und blickte sich um und entfernte sich vom Lager. Die Sonne schien über die Ränder der Felsen zu ihnen hinunter und in der Ferne blitzte etwas reflektierend auf. Mit eng zusammen gekniffenen Augen spähte July nach der Reflektion und war sich ziemlich sicher, dass dies nur die Kugel des Lichts sein konnte. Schnell lief sie zurück zu den anderen um ihnen die freudige Nachricht zu überbringen. Verschlafen und auch ein wenig ertappt blickten die Gesichter von Zaria und Kay in Julys Richtung, als diese ein lautes „Guten Morgen ihr Schlafmützen. Aufstehen, es gibt noch etwas zu erledigen!“, ausgesprochen hatte um sie zu wecken. Nach kurzem gähnen und Strecken waren schließlich alle wieder auf den Beinen und hörten sich an was July entdeckt hatte. „Wie gelangen wir denn jetzt am besten dorthin?“, hatte Lana sich bei Kay erkundigt, welcher sich grübelnd mit der Hand übers Kinn fuhr. „ Ich denke wohl, dass wir fliegen müssen. Zum Glück hat Nefus mir vor unserer Abreise noch die Drachenflöte mitgegeben, die wir jetzt dringend brauchen werden.“, rief er aus und begann eine simple Melodie auf der Flöte zu spielen. Angespannt sahen alle in den Himmel in der Hoffnung einen Drachen zu erblicken, welcher in der Tat nicht lange brauchte um bei ihnen zu erscheinen. Das prächtige dunkelrote Tier mit einem prächtigen Kamm landete einige Meter vor ihnen und verneigte sich vor Kay. „Vielen Dank das du so schnell kommen konntest.“, bedankte sich der Flötenspieler bei dem Tier. „Keine Ursache Meister.“, sprach das Tier mit donnernder Stimme. An dem Rücken des Drachen waren zwei Sitzreihen befestigt worden, welche die vier nun bezogen. Kaum saßen sie alle, gab Kay das Zeichen zum Abheben. Mit einer ungeheuren Kraft breitete der Drache die Flügel aus und hob ab, immer höher wurden sie getragen, bis sie schließlich über der Felsenformation ins Gleiten kamen. July genoss die kühle Brise um ihre Nase und war überwältigt von dem Ausblick der sich ihr bot. Unter ihren Füßen erstreckte sich anscheinend ein Lager, alles eine dunkle Stahlkonstruktion, indessen Mitte eine Goldenschimmernde Kugel. „Jetzt geh runter und schnapp sie dir.“, sprach Kay schnell und lehnte sich sogleich tief in seinen Sitz, da der Drache zum Sturzflug ansetzte. Als das prächtige Tier schließlich die Krallen um die Kugel geschlossen hatte und diese empor heben wollte musste es mit einem verärgerten Schrei feststellen, das diese fest verankert war. Einige der Wachen der Humiden eilten auf die Truppe zu. Ohne lange zu überlegen sprang July von ihrem Sitz und versuchte die Eisenschahniere um die Kugel herum zu lösen. Sie waren jedoch mit einem Zahlencode gesichert. „Sagt mir bitte irgend eine Zahl die die Kombination sein könnte!“, flehte sie Lana, Kay und Zaria an. „ 526809!“, stieß es aus Zaria hervor. Einer der Kämpfer der Humiden hatte July gleich erreicht, wenn sie nicht innerhalb von ein paar Sekunden den Code geknackt hatte. Schnell drehte sie an den Zahlen und grade klickte die letzte Zahl ein, als der Mann sie am Fuß packte. Entsetzt blickte July in sein Gesicht und erstarrte. Es war Ruben der sie da festhielt. Mit einem Mal spürte July ein paar Kräftige Hände um ihre Taille, welche sie von Ruben wegzogen und hinauf auf die Sitze auf dem Rücken des Drachen beförderten. Mit einem Schrei krallte sich dieser nun die Kugel des Lichts und hob mit ihr empor. In Windeseile hatten sie das gefährliche Gebiet verlassen und schwebten nun schon über dem Wasserfall, die Tulen vor dessen Eingang reckten neugierig die Hälse, als sie mit der Kugel in den Klauen landeten. Sogleich nahmen die übergroßen Echsen die Kugel in Empfang und rollten sie in Begleitung von den vier Helden hinunter in die Grotte. Doch bevor die Kugel in ihre Verankerung gelassen wurde bat Zaria July um ein Gespräch unter vier Augen. Verwundert aber auch neugierig folgte sie Zaria ein wenig abseits der Gruppe. „Vielen Dank für deine Hilfe July. Du hast unser Land gerettet. Aber bitte hör mir jetzt gut zu. Sobald die Kugel wieder in ihrer Verankerung ist, wirst du auf der Stelle zurück zuhause sein und all das, was du hier erlebt hast vergessen haben. Du denkst es war nur ein Traum. Ich werde dich vermissen July, du musst wissen ich habe dich wirklich sehr gern.“, sprach Zaria und umarmte July fest. Traurig und verwirrt blickte diese Zaria an, lief dann aber zu Lana und Kay um sich von ihnen zu verabschieden, ehe die Kugel mit einer Unmenge an blendendem golden Licht wieder an ihrem Platz war.


-7-


Blinzelnd fand sich July in ihrem Bett vor, ein Blick auf den Kalender verriet ihr, dass heute Mittwoch war, also fand heute die Bandprobe statt. July freute sich, da sie heute Steve wieder sehen würde, den besten Freund ihres Cousins Sam. Erfreut stand July auf, kramte in ihrem Kleiderschrank nach passenden Klamotten, wobei sie auf einen hellgrauen Jeansrock, ein schwarzes Top und eine Kette mit einem schwarzblauen Schmetterling stieß. Nachdem sie sich umgezogen hatte entschied sie sich im Bad fertig zu machen, ehe sie hinunter zum Frühstück gehen würde. Schnell putzte sie sich die Zähne und band ihre braunen Haare zu einem Dutt, da es aufgrund des warmen Sommers so deutlich erfrischender war. Mit einem zögernden Klopfen weckte July schließlich auch Sam, so dachte sie zumindest als sie die Stufen hinunter eilte um ins Esszimmer zu gelangen. „Guten Morgen.“, begrüßte sie ihre Tante und deren Mann Ruben, sowie Sam, der schon neben ihr Platz genommen hatte. „Na, auch schon wach?“, neckte er sie und strich sich Butter auf sein Brot. „ Ich dachte du hättest mal wieder verschlafen und wollte wie immer dich wecken, doch anscheinend bin ich heute mal die jenige, die verschlafen hat.“, erklärte sie und begann ebenfalls mit dem Frühstück.


Fröhlich zwitscherten die Vögel immer noch, als July und Sam von ihrem Spaziergang mit Gordon wiederkamen. Schnell lief July die Stufen zum Keller hinunter, als sie die Haustür aufgeschlossen hatte, ohne wirklich zu wissen, in welchem der Kellerräume der Proberaum war. „Der rechte Raum July.“, rief ihr Sam von oben zu, ehe das Mädchen auch schon die Tür geöffnet hatte. Dahinter befand sich ein mit Holzverkleideter Raum, an dessen einer Wand ein Schlagzeug, Gitarren sowie Boxen und vieles mehr stand. Auf der Gegenüberliegenden Seite befand sich eine Bar mit Stühlen und Tischen davor. „Wow. Das habt ihr aber toll hinbekommen.“, waren Julys erste Worte, als sie Jorge und Jake, sowie Steve und ein Mädchen entdeckte, welche an einem der Tische saßen. „Oh, hi July.“, begrüßte Jake sie und hob grüßend die Hand. Steve hingegen strahlte eine Menge Unbehagen aus, welches wohl an dem Mädchen lag, welches so vertraut mit ihm zu sein schien, da sie auf seinem Schoß saß.“ Hey Leute. Wann fangen wir an?“, fragte July um ihren Schock zu überspielen, als auch schon Sam eintrat und seine Hand auf Julys Schulter platzierte. „Am besten sofort, ich brenne schon richtig darauf wieder einmal in die Seiten zu hauen.“, entgegnete Sam und alle lachten. „Na dann los.“, meinte nun auch Steve. Da die Jungs wohl schon alles eingestellt und aufgebaut hatten, ging jeder an sein Instrument und begannen „What doya want from me“ von Adam Lambert zu spielen, während Steve mit dem Gesang einsetzte. July setzte sich neben das Mädchen, welche ihre Augen angestrengt auf Steve gerichtet hatte und diesen schließlich eine Kusshand zuwarf. Genervt verdrehte July die Augen und blickte zu Sam, welcher erst mit einem konzentrierten Blick zu July blickte, sie dann aber doch anlächelte. Aufmunternd zwinkerte er ihr zu und auch sie brachte ein kurzes Lächeln hervor ehe sie sich in Gedanken gegen Steve verschwor. Vorgestern noch hatte er sie getröstet, als sie während eines Liedes, das sie vorgespielt hatten, zusammengeklappt war, da sie ihren besten Freund Wuschel so sehr vermisste. Geküsst hatte er sie und nur weil sie und Sam früher als die anderen nachhause gegangen waren, hatte er sich eine andere genommen. Aber warum war sie eigentlich so sauer auf ihn? Eigentlich hatte July keine anderen als Freundschaftliche Gefühle für Steve, schließlich war der Kuss von ihm ausgegangen. Aber dennoch fühlte sie sich betrogen und benutzt, welches sie ihm nun auch zeigen wollte, irgendwie würde sie sich dafür rächen was er sich mit ihr erlaubt hatte. Nun aber war July mit einem Sololied dran und so wählte sie „Battlefield“ von Jordin Sparks aus. Vorher hatte Sam zur Akustikgitarre gewechselt und begleitete sie nun vorerst alleine. Wie gewünscht, faszinierte July Steve mit ihrem Gesang und rächte sich an ihm, indem sie sich mit Sam auf der Bühne zusammen präsentierte, ihn ansah, während sie sang und auf ihn einging. Durch einen Augenwinkel beobachtete sie dabei wie Steve kalt die Zärtlichkeiten seiner Freundin erwiderte, seine Augen aber nicht von July lassen konnte. Am Ende des Liedes warf July ihm noch einen finsteren Blick zu, ehe sie ein zweites Mikro holte, damit Steve und sie nun ein neues Lied gemeinsam performten. Wie erwartet begann dieser, kaum befand er sich in unmittelbarer Reichweite zu ihr, mit Erklärungsversuchen. „ Es ist nicht so wie du denkst, sie ist nur eine gute Freundin.“, flüsterte er, doch July ließ sich nichts vormachen. “Das glaubst du doch wohl selbst nicht Steve. Sie hat dir einen Handkuss zugeworfen und klebt sowieso wie ein Honigbrötchen an deinem Rockzipfel. Tja, schön. Wenn du denkst ich sei austauschbar, hast du mich eh nicht verdient und nun lass uns bitte endlich anfangen!“, verteidigte sie flüsternd ihre Meinung und begann nach kurzem Schweigen und anspielen des nächsten Liedes mit dem Singen.


Am Abend saßen Sam und July in ihrem Zimmer und unterhielten sich, wobei Sam sehr offen July gegenüber war und so kam was kommen musste: Er gestand ihr seine Gefühle! Verwundert blickten Julys grüne Augen in die seinen und brauchten einen Moment um diese Nachricht zu verdauen. „Okay… du weißt schon das ich deine Cousine bin oder?“, fragte July ihn verblüfft. „Natürlich weiß ich das, aber es ändert nichts an der Situation, das ich dich liebe July.“, erklärte er ihr. „Das kommt jetzt ein wenig überraschend und ganz ehrlich Sam, ich habe kurze Zeit auch daran gezweifelt, wie ich meine Gefühle. für dich ordnen soll, aber eins weiß ich jetzt: Liebe ist es nicht, es tut mir leid Sam.“, gestand sie ihm traurig, da sie ihn wirklich sehr gern hatte. „Es ist wegen Steve stimmts?“, fragte er mit hängendem Kopf. „Um Gottes Willen! Nein! Nachdem was er da abgezogen hat kann er mir sogar als normaler Freund gestohlen bleiben. Es ist weil ich dich einfach nicht lieben kann, verstehst du? Bei dir hab ich nicht das Gefühl das du mich verstehst, mich respektierst und immer für mich da bist. Ich habe kein Kribbeln im Bauch wenn du mich anlächelst oder wir nebeneinander hergehen und uns zufällig berühren.“, bei Julys Worten wurde ihr plötzlich etwas bewusst, was sie die ganze Zeit über verdrängt hatte. Genau die beschriebenen Gefühle waren es, die sie verrückt machten, wenn sie bei Wuschel war. Da sie sich aber nie sicher darüber war, wie er das Ganze aufnahm schwieg sie lieber um die Freundschaft nicht zu gefährden. Auch ihr Zusammenbruch auf Steves Party hatte mit Wuschel zu tun, die unterdrückten Tränen während des Verfassens des ersten Briefes nachhause. Unter verschwommenem Blick tauchten vor ihren Augen bekannte Szenen wieder auf: Die Aktion wegen Rose an der Bushaltestelle, das Vertreiben von Caspar an der Treppe, das Gespräch beim Spaziergang im Park…. „Was ist denn los, warum weinst du?“, fragte sie Sam und sah sie fragend an. „Es ist, es ist wegen…“, schluchzte sie, unfähig den Satz zu Ende zu bringen. „ Deinem besten Freund? Du liebst ihn hab ich Recht? Deswegen auch der ganze Stress auf der Party.“, beantwortete sich Sam seine Frage selbst. Traurig nickte July nur, stand auf und rannte in ihr Zimmer. Sogleich ließ sie sich auf ihr Bett fallen und weinte sich in den Schlaf.


-8-

„ Post für dich July!“, rief Eva July zu, welche grade ihr Zimmer aufräumte. In Windeseile hechtete diese die Treppe herunter, wobei ihr grauer Schlabberpulli am Geländer hängen blieb. Unter einem Fluchen löste sie ihn und erreichte schließlich ihre Tante, welche verwundert über ihre Eile war. „Keine Sorge, den nimmt dir doch keiner weg.“, scherzte sie und überreichte ihr einen Brief im hellblauen Umschlag. Schon war July wieder auf dem Weg nach oben in ihr Zimmer und öffnete unter Anspannung und mit schnellem Atem den Brief ihrer Großmutter.


Liebe July,

Uns, also Rose, Susan und mir geht es gut. Die beiden haben den Tod von deinem Dad mittlerweile verkraftet und sind auf dem besten Weg in ein normales Leben. Nur fehlt ihnen etwas dazu: Nämlich du July. Wir alle vermissen dich so sehr und Susan bereut mittlerweile dich weggegeben zu haben. Auch war die Tage ein gewisser Junge bei mir, der sich als ein guter Freund von dir vorgestellt hat. Wuschel, so hieß der Junge, bat mich, dir den kleinen Zettel (unten im Umschlag) bei meinem nächsten Brief an dich doch bitte mitzuverschicken und wollte hören was es so neues gibt. Er ist ein bezaubernder Junger Mann, wenn auch etwas vernachlässigt durch das Leben auf der Straße. Ich bat ihm an doch bei mir zu wohnen worauf er eine kurze Bedenkzeit verlangte. Nach dieser Zeit ist er nun bei mir eingezogen und meldet sich bald auf deiner Schule an, sobald die Ferien vorbei sind. Er will endlich ein geregeltes Leben, meinte er, nachdem ein Streetworker mit ihm geredet hat und ihn dazu bewegt hat. Ich schätze du bist nun sehr stolz auf ihn, da ich hörte es sei schon seit längerem dein Wunsch gewesen, das er diesen Schritt wagt. Susan will die Tage mal bei deiner Tante anrufen und sich wegen deiner Rückreise erkundigen. Bitte überlege dir bis dahin ob und wann du wieder zurück nach Deutschland willst.

Liebe Grüße

Deine Großmutter


Wie versteinert blickte July nun auf den Umschlag und holte ein kleines Karopapier heraus, auf dem in krakeliger Schrift eine Nachricht von Wuschel stand. „ Werde bald bei dir sein, vertrau mir. Habe einen Weg gefunden. Wuschel“, las sie laut vor. Sollte das heißen, das Wuschel Allenernstes vorhatte nach England zu kommen?! Ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, klingelte auch schon das Telefon und Eva ging an den Apparat. Nach kurzer Zeit rief Eva July zu sich, welche nun an den Hörer ging. „July, bist du es?“, rief ihr ihre Mum zu. „Ja, Oma hatte schon in ihrem Brief erwähnt, das du bald anrufen wolltest. Liebend gern würde ich zurück, nur möchte ich vorher noch einiges über meine Eltern erfahren. In einer Woche wäre ich sicher bereit wieder zurückzufliegen.“, begann sie mit ihren Überlegungen. „Das ist aber schön July, du musst wissen wir vermissen dich alle und es tut uns so leid das wir dich die letzten Monate so unter Druck gesetzt haben.“, entschuldigte sie sich. „ Schon in Ordnung, da war ja auch noch die Sache mit Dad, das kann ich schon verstehen das ihr da ein wenig engstirnig ward. Wir sehen uns dann in einer Woche am Flughafen. Und bringt bitte Großmutter mit. Auf wieder sehen.“, beendete July das Gespräch. „Bis dann July, wir freuen uns.“, ertönte aus der anderen Leitung, ehe aufgelegt wurde.


Schon 3 Tage später betraten Eva und July das Verwaltungsgebäude von Cambridge, um sich nach alten Unterlagen ihrer Eltern und July selbst zu erkundigen. Am Schalter unterhielten sie sich mit einer jungen Frau, welche ihnen den Einblick in die Akten von Julys Eltern ermöglichte. So hatte July eine Stunde Zeit um sich die alten Personalausweise, Fotos und Geburtsurkunden anzusehen. Angespannt las sie die Namen ihrer Eltern auf der Hochzeitsurkunde. James und Liz O`Connor. Sie hatten 1988 geheiratet, 6 Jahre vor Julys Geburt. Nachdem sie nun die Namen ihrer Eltern kannte, sah sie sich die Personalausweise mit den Fotos der beiden genauer an. Ihre Mutter hatte dunkelbraunes, leicht gewelltes Haar, welches ihr leicht rundliches, freundliches Gesicht umrandete und ihre blauen Augen stießen beeindruckend hervor. Ihr Vater war wohl gebürtiger Ire gewesen, seine Haare waren rot und ihre grünen Augen hatte sie anscheinend von ihm, da er die Selben besaß. Am Ende der Stunde musste July alles bis auf ihre Geburtsurkunde wieder abgeben und machte sich mit Eva nun auf den Weg zum Friedhof um das Grab ihrer Eltern zu besuchen. Lange mussten sie durch die Alleen des großen Friedhofes laufen, vorbei an Brunnen und Wiesen, bis sie schließlich vor einem großen schwarzen Grabstein standen, in den in silberner Schrift die Namen, sowie Geburt und Todestag eingraviert waren. July blickte traurig auf das Grab und bedauerte das ihre Eltern bereits mitte dreißig bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Zu gerne hätte sie sie persönlich gekannt. Aber mit den nun erlangten Informationen konnte sie ihr Gewissen stillen und sich nun nur noch Sorgen um Wuschel machen, der anscheinend tatsächlich vorhatte nach England zu kommen! Da sie erst frühen Nachmittag hatten, beschloss Eva noch mit July in den Ortskern zu fahren um dort shoppen zu gehen. July kaufte eine antike Leselampe für ihre Grandma, zwei alte Romane für ihre Mum, eine antike Blumenvase für Rose, sowie ein Lederarmband für Wuschel.

So wurde es später Abend als die Beiden endlich wieder zuhause ankamen. Völlig übermüdet tapste July in ihr Zimmer, knipste das Licht an und blinzelte kurz, kniff sich in den Arm ehe sie. „ Wuschel!“, schrie und dem Jungen, welcher auf ihrem Bett saß, um den Hals fiel.
Dieser drückte sie fest an sich und meinte: „Ich habe doch gesagt das ich einen Weg gefunden habe! Länger konnte ich einfach nicht warten, auch wenn ich weiß, dass du eh in ein paar Tagen gekommen wärst. Ich hab’s nicht ohne dich ausgehalten July. Du bist mir nicht aus dem Kopf gegangen und als dann auch noch Thomas, der Streetworker wieder da war und mit Caspar gearbeitet hat, habe ich an deine Worte gedacht und mich mit ihm unterhalten. Ich bin so froh das ich das gemacht habe und du hattest die ganze Zeit Recht, mir fehlt die Straße nicht, nur die Leute, aber die kann ich ja besuchen. Nur dich konnte ich die ganzen Wochen nicht sehen und das hat mich verrückt gemacht.“, plapperte er nur so drauf los, was Wuschel so ganz und gar nicht ähnlich sah.“ Du glaubst gar nicht wie ich mich freue dich zusehen. Ich hatte einen Zusammenbruch, weil ich an dich gedacht habe, was du wohl machst, wie es dir geht… Das hat mich kaputt gemacht, diese Ungewissheit, verstehst du. Zu wissen das ich nicht da sein kann wenn irgendetwas passiert. Aber etwas positives hatte das hier in England, außer das ich mehr über meine Eltern erfahren habe natürlich, das mir etwas klar geworden ist Wuschel. Bitte hör mir gut zu ich…“, weiter kam July nicht, da Wuschel begann zu verstehen worauf sie hinauswollte:“ Das habe ich immer gehofft July, das du es begreifst. Das du irgendwann verstehst das meine Umarmungen, meine Berührungen nicht freundschaftlich gemeint sind. Das wolltest du doch sagen oder?“, fragte er sie nun mit einem Funkeln in den Augen. „ Ich liebe dich.“, flüsterte July ihm heiser zu. Langsam kam Wuschels Gesicht dem ihren näher, kurz bevor sich ihre Nasen berührten antwortete er: „Und ich liebe dich schon so lange.“, ehe er mit seinen Fingern über Julys Lippen strich, ihr Gesicht in seine Hand nahm und sie vorsichtig küsste. Voller Freude begann July zu weinen, während sie seinen Kuss erwiderte und dabei schluchzte. Zu groß war die Last die grade von ihr abfiel um sie ohne Tränen der Erleichterung zu feiern. Zärtlich fuhr sie mit ihren Händen durch seine schwarzen Wuschelhaare und schmiegte schließlich ihren Kopf gegen seine Schulter, er wischte mit seiner Hand ihre Tränen weg, ehe er sie wieder umarmte.


Zwei Tage später war es nun soweit, July musste sich von Eva, Sam, Ruben sowie Gordon verabschieden. Nachdem jeder umarmt worden war und Eva einen Blumenstrauß von July überreicht bekommen hatte, gab Sam ihr noch ein Buch. „Das hab ich unter deinem Bett gefunden, als etwas herunter gefallen war und ich darunter gesehen habe. Ich denke du solltest es bekommen.“, sprach er und umarmte sie. Nun aber kam der letzte Aufruf für ihren Flug und July und Wuschel machten sich auf den Weg zum Flieger.


Während des Fluges, als Wuschel neben ihr saß und schlief, sein Kopf auf ihrer Schulter liegend, öffnete July das Buch, welches sie von Sam überreicht bekommen hatte. Es war ein Bilderbuch, das die Geschichte von einem Mädchen erzählte, welches in ein Fantasieland reisen musste um dort die Kugel des Lichts zu finden. Das Mädchen auf den Bildern sah July sehr ähnlich und so freute sie sich sehr über Sams Geschenk. Dennoch ließ sie das Gefühl nicht los, das das ihre Geschichte war, die dort stand, denn immer wenn sie eine Seite weiterblätterte wusste sie vorher schon was passieren würde. Auf der letzen Seite vor dem Umschlag stand eine Nachricht in einer July unbekannten Schrift. „Mit freundlichen Grüßen: Zaria, Kay, Lana und alle anderen Bewohner von Janea.“ Mit diesen Zeilen erlangte July wieder ihre Erinnerung an ihre Reise nach Janea, als der Flieger grade zum Landeflug ansetzte. „Es war also doch kein Traum.“, stellte sie mit großer Zufriedenheit fest.


THE END



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.04.2010

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