Der Fischer
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Ein Fischer saß daran,
Sah nach dem Angel ruhevoll,
Kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
Teilt sich die Flut empor:
Aus dem bewegten Wasser rauscht
Ein feuchtes Weib hervor.
Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
»Was lockst du meine Brut
Mit Menschenwitz und Menschenlist
Hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
So wohlig auf dem Grund,
Du stiegst herunter, wie du bist,
Und würdest erst gesund.
Labt sich die liebe Sonne nicht,
Der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
Nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
Das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
Nicht her in ew'gen Tau?«
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Netzt' ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war's um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.
Von Johann Wolfgang von Goethe (1779)
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Friedlich segelte das Schiff über das Meer. In der Ferne konnte man den schmalen Küstenstreifen erkennen,der nun in einem goldenen Schimmer leuchtete. Die Sonne tauchte den Himmel blassrosa,glühend versank sie am Horizont und färbte das Meer blutrot. Die Seeleute der Aurelia schlenderten gemächlich über Deck, froh nach zwei Monaten harter Fischerei wieder zurück zu ihren Familien zu kommen. Der Kapitän lief vom Bug aus zu einem Matrosen und verlangte nach dem Fernrohr, mit dem er schließlich sehnsüchtige Blicke aufs Festland warf. Seine Frau wartete zu Hause auf ihn. Er freute sich auf den Augenblick der Überraschung auf ihrem Gesicht, wenn er die Straße entlang auf die Veranda zu gehen würde und sie dort im Schaukelstuhl sitzen und stricken sehen würde. Erwartungsvoll seufzte er. Plötzlich hörte er eine Stimme. Eine wunderschöne weibliche Stimme, die wie plätscherndes Wasser klang, süß schmeckte er ihre Worte im Mund und starrte hinaus um zu sehen, wer diese Frau war. Er hielt sich an der Reling fest und blickte vor sich hin, benommen von dem zarten Klang. Nur verschwommen bemerkte er, wie seine Kameraden zu ihm stürzten um ebenfalls zu lauschen.Dann erblickte er sie: Eine wunderschöne Frau, sie kämmte mit einem goldenen Kamm ihr langes blondes Haar. Ihre großen blauen Augen sahe zu ihm hinauf, blickten ihm direkt in seine eigenen. Er schaute sie an, musterte sie und erkannte, dass sie keine Beine hatte, ihr wunderschöner Körper endete in einem langen, schmalen Fischschwanz, der silbrig glänzte und den sie grazil hin und her schwang. Die Schuppen reflektierten das Licht, brachen es und sorgten für unzählige kleiner Lichtpunkte die auf ihrer Haut auf und ab tanzten. Sie lächelte ihn an und sang. Direkt neben ihr saß eine zweite Frau, ebenfalls blond und wunderschön. Sie lachte ein Lachen, das klang wie das Glucksen des Meeres und begann ebenfalls zu singen. Ihre Stimmen hallten süß und verheißungsvoll in seinen Ohren, als er sich wie von unsichtbarer Hand gezogen ins Meer stürzte.
1.Kapitel
"Jayden,öffnest du bitte die Tür?" rief Luciana. Jayden polterte die hölzerne Treppe hinunter "Ich komme ja schon!" rief er und übersprang die letzten drei Stufen leichtfüßig. Er riss die Tür auf und vor ihm stand Aurelia, die Frau vom Kapitän des größten Fischer-und Handelsschiffes des Dorfes. Sie hatte rote,verweinte Augen und schniefte immer noch. "Ist deine Mutter da?" presste sie zwischen zwei schluchzern hervor. Jayden nickte und bedeutete ihr mit einer Handbewegung einzutreten. "Mutter? Aurelia verlangt nach dir!" Er hörte wie sie ihm irgentetwas unverständliches antwortete und kurz darauf aus der Küche erschien. Sie hatte eine fleckige Schürze um und wischte sich die Hände trocken. Bei Aurelias Anblick erschrak sie und stürzte sofort auf sie zu. "Was ist geschehen? Ist alles in Ordnung? Melena! Hol bitte ein Taschentuch und geh dann in deine Kammer." Ein dünnes blondes Mädchen erschien mit dem geforderten Gegenstand in der Hand, welches die Familieninsignien der Alysters trug. Als sie Jayden erblickte lächelte sie ihn schüchtern an und er lächelte zurück. Sie war neu und musste sich erst noch eingewöhnen. Auf einen wink von Jaydens Mutter huschte sie schnell davon. Jayden mochte sie, aber beachtete sie nicht weiter. Sie war nur eine Küchenmagd und noch dazu ein Mädchen. Er redete nicht viel mit Mädchen, da sie ihn nicht wirklich interessierten. Er beobachtete wie seine Mutter Aurelia einen Arm um die Schultern legte und folgte ihnen neugierig in die große helle Küche. "Elain...was soll ich nur machen?Ich..versteh es nicht..ich glaube es nicht..ich kann nicht...will nicht..."schluchzte Aurelia und ließ sich auf einen Stuhl vor dem kamin sinken. "Psst. Ist ja gut. Beruhige dich erstmal und erzähl mir was passiert ist." beschwichtigte Elain sie. Sie hatte sich über sie gebeugt und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. Jayden konnte nur Aurelias blonde Haare sehen, sie saß mit dem Rücken zu ihm und hatte die Schultern gebeugt. Immer wieder erzitterte sie unter neuen Schluchzern und schniefte. Als seine Mutter ihn bemerkte scheuchte sie ihn weg. Jayden blieb stehen "Mutter,lass mich doch hier..."jammerte er."Nein.Geh auf dein Zimmer und lern ein wenig,Jayden"sagte sie bestimmt. Er murrte und drehte sich dann weg. Betont langsam schlurfte er die Treppe hinauf, konnte aber nichts mehr verstehen, da seine Mutter bereits die Tür geschlossen hatte. Er seufzte und betrat sein Zimmer.
"Luciana,geh mit Jayden bitte etwas Milch holen." wies Elain ihre Tochter an.
"Muss ich ihn denn mitnehmen? Er nervt mich...die Mädchen lachen, dass ich ihn immer mit mir lasse..." beschwerte Luciana sich und blickte ihrer Mutter stur ins Gesicht. "Lucy,Schätzchen. Du weißt doch, dass Jayden sonst wieder überall herumstreunt."
"Aber er ist zwölf! Er kann ja alleine gehen, bitte" bettelte Luciana.
"Nein, als seine ältere Schwester ist es deine Pflicht,auf ihn achtzugeben. Das letzte Mal, als du ihn alleine gelassen hasst, hat er sich bei Ebbe aufs Meer hinaus geschlichen",
"Ich kann doch nichts dafür, wenn er seine ausgedachten Sirenen suchen geht!" warf Luciana ein."Er wäre beinahe ertrunken!" antwortete ihre Mutter ihr und sah ihr eindringlich in die Augen. Jayden beobachtete seine Mutter und seine Zwei Jahre ältere Schwester und sah wie Luciana anfing an den Fingernägeln zu kauen. Seine Mutter zog ihr sanft die Finger aus dem Mund "Luciana Alystar. Du bist doch ein vorbildliches Mädchen. Jetzt nimm ihn mit und holt mir Milch. Aurelia geht es nicht gut,ich mache ihr etwas zu essen,und wenn ihr schon geht,dann könnt ihr gleich zu Melli an den Stand gehen und euch einige Kräuter geben lassen, Bachblüten, Lavendel und Kamille. Außerdem brauchen wir noch etwas Obst, such dir was aus." seine Mutter drückte Luciana einen Beutel mit Geld in die Hand, den seine Schwester geschickt im Rock verschwinden ließ.
Schweigend gingen sie nebeneinander her. "Weißt du was passiert ist?" fragte Jayden Luciana. Er war neugierig und wütend, dass seine Mutter ihn aus der Küche geschickt hatte. Seine Schwester seufzte und strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht.Ihre grauen Augen blickten ihn genervt an "Jayden,Aurelia hat ihren Mann verloren, das Schiff ist gesunken und die gesamte Besatzung der Aurelia scheint über Bord gesprungen zu sein, niemand weiß weshalb." Doch Jayden vermutete etwas. Er blickte die Häuserfronten an, die meisten waren weiß gestrichen mit bunten Fensterläden. "vielleicht waren es ja Sirenen" chlug er vor. Seine dunklen Augen leuchteten. Luciana verdrehte die Augen. "Lass das sinnlose gerede von deinen Fabelwesen. Vater hatte dir doch gesagt, du sollst mit deinen Fantasien aufhören." Sie beschleunigte ihren Schritt. "Luciana, du nicht auch noch. Wieso darfst du von deinem Traumprinzen träumen und ich nicht von Sirenen?" vorwurfsvoll sah er sie an. Niemand ließ ihn über solche Dinge nachdenken, sein Vater meinte es wären dumme Schwärmereien, die ihm den Kopf verdrehen würden. Seine Mutter sagte er solle sich mit etwas vernünftigen beschäftigen. Und jetzt noch seine Schwester. Niemand glaubte ihm. Sie drehte den Kopf zu ihm und blickte auf ihn hinab. "Jayden,wir sprechen hier von Sirenen , Frauen mit Fischschwänzen. Natürlich werde ich einmal heiraten, aber du wirst deine Sirenen und Nixen niemals sehen." erklärte sie ihm. Jayden sah sie enttäuscht an und stampfte mit gesenktem Kopf weiter. Seine Schwester presste die Lippen aufeinander, so wie sie es immer machte, wenn er nicht das Tat, was sie wollte und drehte sich wieder um, den Blick starr auf den breiten Pfad gerichtet.
2. Kapitel
Das war vor vier Jahren. Jayden errinnerte sich noch gut an diesen Tag. Es war der erste Vorfall gewesen. Danach waren viele Schiffe spurlos
verschwunden, oder besser gesagt, deren Besatzung. Die Schiffe zerschellten an den schwarzen Felsformationen, nördlich der Küste, normalerweise mieden die Seefahrer diese tödlichen Spitzen. Allen war es ein Rätsel , wieso die Schiffe an diesen Felsen ankamen. Von den Wracks wurde viel an den Strand gespült und man konnte zwischen dem ganzen Holz auch Kleidung oder andere nützliche Sachen finden. Die ärmeren Familien im Dorf machten sich das zu nutzen, sodass Jayden einmal einen alten Bettler in der Uniform eines Kapitäns am Marktrand kauern sah.
Jayden fand diese Unfälle faszinierend und hatte mit dem Geschichtenerzähler der Stadt, der der einzige war,der ihm verschwörerisch zuzwinkerte, wenn er von Sirenen sprach,eine Theorie entwickelt. Er vermutete,dass die Sirenen die Seefahrer mit ihrem betörenden Gesang lockten. An manchen Tagen , meinte Jayden sogar etwas von den lieblichen Stimmen zuhören, leise, wie als würde der Wind flüstern. An diesen Tagen fühlte er sich so stark vom Meer angezogen,dass er sich im Zimmer einschloss, aus Angst, dem Sog nicht wiederstehen zu können. Diese Tage sorgten für kalte Schauer, die ihm den Rücken hinabliefen. Mittlerweile war es,als würde ein gespenstischer Trauerschleier über dem Dorf schweben. Die Familien machten sich Sorgen, wer als nächstes zu einer Schifffahrt aufbrechen würde, ohne wieder zurückzukehren.
Langsam schlenderte Jayden den gewundenen Pfad durch den Wald entlang. Früher war er oft zum Strand gegangen,aus Neugier. Denn auch schon mit zwölf,hatte er die Anziehungskraft des Meeres verspürt. Seit dem Tag,an dem er beinahe ertrunken wäre,wagte er sich nur noch in den Wald. Hier gab es weder Ebbe,noch Flut. Das Knistern und rascheln im Unterholz entspannte ihn und als er das Rauschen des Flusses hörte, beschleungite er seinen Schritt. Jayden war durstig geworden und so überlegte er,wie er sich am leichtesten einen Weg durch das Unterholz bahnen könnte. Während er am Überlegen war,hörte er eine Stimme. Es war eine weibliche stimme, deren Gesang wunderschön war, jedoch nicht so anziehen wie der, den er von den Sirenen hörte.Ihm lief es kalt den Rüchen hinunter. Außer ihm,ging niemand hier in den Wald. Er befand sich auf dem Landsitz seines Vaters. Wer könnte hier noch sein? Auf jeden Fall keine Frau. Ein Unheimliches Gefühl breitete sich in ihm aus und er fühlte sich auf einmal von allen Seiten beobachtet. Kein Grund gleich Paranoid zu werden, dachte er, doch das Gefühl verschwand nicht. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zügig den Pfad wieder hinauf. Als ihm der Schweiß ausbrach und er sich zum fünften Mald dabei ertappte, wie er sich über die Schulter blickte,lachte er sich misbilligend aus und Zwang sich in normalem Tempo zu gehen. Hier gibt es nichts und niemanden, der dir etwas tun könnte, du Idiot. Also entspann dich mal,mahnte er sich selbst. Und trotzdem konnte er das Gefühl der Erleichterung, dass ihn überkam, als er sah, wie die Bäume sich lichteten, nicht ignorieren. Irgendetwas stimmte nicht und er war zu feige gewesen es herauszufinden. Wenn er das Travis oder Averay erzählte,w ürden die sich bis an sein Lebensende über ihn lustig machen. Jetzt,wo er den Wald hinter sich gelassen hatte und das große Herrenhaus in Sicht kam, beruhigte sein Körper sich wieder und sein Verstand arbeitete bereits einen Plan aus, dem sonderbaren Geräusch,oder Gesang auf die Schliche zu kommen.
Die Sonne ging bereits unter, als Jayden einen Schatten am Hauseingang vernahm. Er blieb stehen um die Gestalt zu beobachten und erkannte Neil Fishers Silouhette. Neil war der einzige Sohn von Aurelia und neunzehn Jahre alt. Wahrscheinlich besuchte er mal wieder heimlich Luciana. Die beiden waren ein Paar, doch Jaydens Vater Robert wollte nichts davon wissen, solange Neil seiner Tochter nicht einen anständigen Heiratsantrag machte,so wie Robert es nannte. Er wollte nicht das seine Tochter sich draußen herumtrieb,aber Luciana schlich sich dennoch des öfteren hinaus. Jayden war der einzige der davon wusste und behielt das Geheimnis für sich, um es vielleicht einmal gegen seine Schwester verwenden zu können. Also stapfte Jayden absichtlich langsamer als vorher auf das Haus zu, damit die beiden Verliebten schnell verschwinden konnten ohne,dass sie ihn trafen. Als er sich sicher war, dass sie weg waren, trat er aus den Schatten und ging auf die Eingangstür zu. Gerade als er Klopfen wollte,öffnete sich die schwere Eichentür und Melena kam heraus. "Oh,Jayden. Ich wollte dich gerade holen gehen." Sie lächelte verlegen. "Du? Was wolltest du denn von mir?" fragte er überrascht. Melena errötete und blickte auf ihre Schuhspitzen, "ich wollte nichts...deine Mutter schickt nach dir, sie sagt es ist schon spät und du sollst nach Hause kommen."
"Ach so." Jayden machte einen Schritt, sie wich zur Seite und trat nach ihm ein.E r ging durch die große Eingangshalle, zog sich das verschwitzte Hemd vom Kopf und warf es auf den Boden. Als er sich zu Melena umdrehte, schlug sie die Augen nieder. "Was gibt es denn zu essen?" wie um seine Worte zu unterstreichen knurrte sein Magen und er hörte Nias Stimme aus der Küche "Wo warst du solange?" rief sie wütend.
"Ich war im Wald." achselzuckend betrat Jayden die Küche und strich sich die nassen Haare aus der Stirn. "Im Wald. Schön, dass du dann dachtest du könntest uns mit deiner Anwesenheit beehren und zum Essen kommen." Nia musterte ihn abschätzig "Was hast du da getrieben? Du bist ja ganz nass! Du solltest das nächste Mal nicht so lange wegbleiben." sagte sie barsch. Nur Nia, Lucianas Kammerzofe, wagte es so mit ihm zu sprechen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und er sah ihr herausfordernd ins Gesicht
"Ich hab Hunger, du machst mir jetzt was zu essen oder ich sorge dafür , dass du gefeuert wirst." Sie wussten beide, dass er das niemals tun würde. Jayden hatte sie bereits so lieb gewonnen wie eine zweite , wesentlich verantwortungsbewusstere, ältere Schwester. "Ich geb dir was aus der Speisekammer." Jayden nickte zufrieden und setzte sich auf einen Stuhl am Kamin. Er streckte lässig die langen Beine aus und verschränkte die Arme hinter dem Nacken. "Setz dich doch,hast du Luciana gesehen?" obwohl er wusste wo sie war, fragte er Melena nach seiner Schwester um eine Unterhaltung anzufangen. Melena setzte sich und schüttelte den Kopf. "Nein,ich glaube sie schläft bereits."
"Also ich weiß ganz genau,wo sie ist. Sie treibt sich wieder mit Neil herum." Nia stapfte auf ihn zu und strich sich die braunen Haare hinters Ohr. Sie stellte einen Teller mit Brot und Käse vor ihm ab und Jayden stürzte sich wie ein hungriger Wolf darauf. Nia verließ die Küche und kam kurz darauf mit einem frischen Hemd wieder
"Du kannst hier nicht halb nackt sitzen, wie ein Wilder. Wenn deine Mutter das zu sehen bekommen würde..." Sie warf ihm das Hemd zu und er streifte es sich über den Kopf.
"Und du? Du triffst dich nicht zufällig mit Summer?"
"Summer? Was soll ich denn mit Summer?" fragte er sie überrascht. Als würde er sich mit der kleinen Schwester seines besten Freundes treffen.
Nia lächelte geheimnisvoll und setzte sich auf die Lehne seines Stuhls. Mit einem Handtuch rubbelte sie ihm über den Kopf "Lass das,hör auf! Ich bin kein kleines Kind!" knurrte er sie an. Doch sie lachte nur. Schließlich schubste er sie von seinem Stuhl und sprang auf. Melena kicherte hinter vorgehaltener Hand. Als sein Blick sie streifte, konnte sie nicht mehr und prustete los. "Hört auf mich wie einen kleinen Jungen zu behandeln!" rief er und sah die beiden mit einem feurigen Blick an.
"Wenn du dich benimmst, wie ein verwöhnter kleiner Bengel, behandel ich dich auch wie einen." erwiderte Nia und begann das Feuer im Kamin zu löschen. "Du solltest jetzt auch schlafen gehen. Morgen kommt dein Vater wieder." meinte Melena und lächelte ihn sanft an. Bei ihrem Anblick beruhigte er sich wieder und ging ohne ein weiteres Wort.
Langsam schlich Jayden sich aus dem Haus. Der Vollmond stand hoch am Himmel und verbreitete sein silbriges Licht. Die Bäume, die die Auffahrt zu seinem zu Hause säumten, warfen gespenstische Schatten auf den Boden, ihre Äste schienen wie lange Finger nach ihm zu greifen, streiften seinen Körper und ein Schaudern ging über ihn hinweg. Er hörte erneut den wunderschönen Gesang und lief zielstrebig die Allee hinunter, obwohl eine dünne Stimme in seinem Kopf ihm sagte, er solle umkehren und in sein Bett zurückkriechen. Doch er konnte, wollte nicht auf diese nervtötende Stimme hören, die ihn dauernd hinderte dem Gesang entgegenzugehen, seinem Verlangen nachzugehen. Nun hatte er keine Angst mehr vor den Bäumen. Als er aus den Finsternis heraustrat und die Straße erblickte, die zum Dorf und dann zum Strand führte, machte sein Herz einen Satz und er verfiel in einen leichten Trab. Die gewundene Straße führte am Haus der Fishers vorbei, danach kamen er an einigen größeren Häusern vorbei, die den reicheren Dörflern gehörten und schließlich kam er direkt auf dem Markt an. Er überquerte den Platz und sah zu Kirchturmuhr hinauf, die Uhr war verschwommen, er konnte die Uhrzeit nicht erkennen. Fröstelnd lief er weiter, der Gesang lockte ihn und führte ihn an eine hintere Ecke des PLatzes, von der ein Pfad abzweigte und durch die mit Gras gesprenkelten Dünen führte. Jayden begann zu rennen und folgte dem kleinen Weg, das Meeresrauschen wurde mit dem Gesang immer lauter und verlockender. Er hörte die plätschernde Stimme und plötzlich erschien weit draußen im Meer auf einem Felsen eine Silouhette. Die wunderschönste, die er je erblickt hatte. Er stolperte über den Strand, seine Schuhe füllten sich mit Sand. Langsam verstand er die Worte, doch ermusste sich sehr stark konzentrieren, um den Sinn nicht zu verlieren... "Hilf uns...hilf uns..." er verstand nicht, was das bedeuten sollte und ging immer weiter ans Ufer heran. Die kleinen Wellen kräuselten sich und glucksten leise. Der Gesang wurde plötzlich immer schriller und schnitt durch die Luft wie Splitter aus Eis. Jayden presste sich die Hände auf die Ohren und wich zurück, die ganze Szene verschwamm...
Schweißgebadet setzte er sich im Bett auf und rang nach Atem. Sein Herz raste und er zwang sich ruhig durchzuatmen.Ganz ruhig.Das war nur ein Traum,du Idiot.Nicht gleich überreagieren.Er sah durchs Fenster um den Mond zu erkennen,der langsam der Sonne wich.Sein Zimmer strahlte im Zwielicht und Jayden schwang die Beine aus dem Bett.Er schlug die Decke zurück und schlüpfte in seine Schuhe,die...voller Sand waren.Bestürzt beugte er sich runter und kippte Mengen von Sand auf den Fußboden.Erschrocken weiteten sich seine Augen und sein Herz raste wieder.Wie...?Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er schüttelte ungläubig den Kopf...Das kann nicht sein.Ich war gestern nicht am Strand.Das kann nicht sein!Wo kommt der Sand her?Jayden blickte immer noch verwundert auf den Sand zu seinen Füßen,als es zaghaft an seine Tür klopfte.Er hob den kopf und fragte "wer ist da?" Eine vertraute sanfte Stimme antwortete ihm."Ich bin es,Melena.Du sollst dich ankleiden,in einer Stunde wird dein Vater angekommen sein." Melena.Wärme durchflutete Jaydens Körper und er stand auf "Na gut,ich komme."
Er zog sich an und trat dann vor die Tür,Melena stand ein paar Schritte vor ihm und lächelte schüchtern.Plötzlich hörte er laut eine Tür zuschlagen und Nia kam auf sie zu.Wuterbrannt sah sie Jayden und Melena an"Jayden,deine Schwester ist nicht da."zischte sie und rauschte an ihnen vorbei.Melena raffte ihren Rock und stürzte hinter Nia die Treppe hinunter."Was sollen wir jetzt machen?"fragte sie verzweifelt."Sie suchen und dafür sorgen,dass niemand etwas von ihrem nächtlichen Ausflug bemerkt hat."presste Nia zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.Jayden lief ebenfalls die Treppe hinunter und dachte darüber nach,wo Luciana sein könnte.Ihm fiel kein geeigneter Ort ein,da Luciana nicht sehr romantisch veranlagt war,soweit er das wusste,und er sie auch so,nicht gut genug kannte.Nicht gut genug von dieser Seite.Wo würde Neil sie hinführen?Ratlos ging er in die Küche um auf seine Mutter zu warten.Er traf auf die pummelige und sehr strenge Köchin.Sie warf ihm einen finsteren Blick zu,als er neugierig schnupperte und schlug ihm die Hand weg,als er versuchte,ewas von dem frisch gebackenen Brot zu nehmen"Wirst du wohl!"schalt sie ihn und er setzte sich zerknirscht vor den Kamin.Jayden bebachtete wie sie herumfuhrewerkte.Schließlich trat Melena ein,mit einem Korb indem etwas von dem kürzlich gejagten Wild lag.Sie bemerkte Jayden nicht und er beobachtete,wie sie den Korb auf dem Tisch abstellte und dann von der Köchin hinundher gescheucht wurde.In der Küche begann es immer köstlicher zu duften und Jaydens Magen begann zu knurren.Er trat in die Eingangshalle,um den Hunger nicht noch durch die Düfte zu verstärken,aber es half nichts.Mit verschränkten Armen hörte er seine Mutter aufgeregt schreien.Dann öffnete sich auf einmal die Tür und Nia stand vor ihm,mit Luciana im Schlepptau.Er nickte seiner Schwester desinteressiert zu,die kichernd mit Nia nach oben verschwand.Lucianas Kleid war vollkommen zerknittert und raschelte bei jedem Schritt,die Treppe hinauf.
Eine halbe Stunde später kam seine Mutter hinunter,in einem langen,hellen Kleid,ihre Blonden Haare zu locken gewickelt und hochgesteckt.Obwohl seine Mutter schon älter war,fand Jayden sie immernoch wunderschön,so wie früher,als er dachte sie wäre die schönste Frau der Welt.Nach ihr kam Luciana hinunter.Sie sah ihrer Mutter nicht sehr ähnlich,nur die großen grauen Augen und die schlanke,anmutige Figur hatte sie von ihr geerbt.Sie hatte ihr dreckiges,zerknittertes Kleid gegen ein schönes blaues getauscht und kicherte nicht mehr.Ihre dunklen Haare waren ebenfalls Hochgesteckt und mit einem glitzernden Kamm befestigt.Der ist bestimmt von Neil.Nach den beiden Frauen kam Nia mit einer frischen weißen Schürze umgebunden und einer ebenso weißen Haube.Sie rief Melena,die das gleiche trug.Die Strohblonden Haare hübsch geflochten.Jaydens Blick blieb an ihr hängen,bis sie ihn bemerkte und ihre Wangen sich röteten.
Kurz darauf hörte man eine Kutsche die Auffahrt hinauffahren und Hufgetrappel erfüllte die Luft.Jayden stellte sich aufrechter hin und hob das Kinn ein Stückchen höher.Sein Blick bohrte sich in die Tür.Nia eilte hin und öffnete sie.Eine leichte Brise wehte hinein und zerzauste ihm seine Haare.DeDiener seines Vater,Mellert,kam herein und trug zwei schwere lederne und etwas abgewetzte Koffer.Direkt nach dem der Diener vorbeigehuscht war, trat sein Vater ein.Seine imposante Erscheinung erfüllte die Eingangshalle und seine Schwester warf sich ihm um den Hals:"Daddy!Wir haben dich alle so vermisst!" Robert Allyster lächelte sie an und drückte sie kurz,sanft schob er sie von sich und nickte der sich verbeugenden Nia und dann Melena zu.Seine Mutter eilte herbei und er schlang die Arme um sie."Ich hab mir schon sorgen gemacht.Immer mehr Schiffe sind verschwunden und ich dachte du kommst vielleicht nicht mehr."Er lächelte sie beruhigend an:"Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.Ich hab nicht vor noch mal auf See hinaus zu fahren,solange meine Männer nur fleißig arbeiten und am Leben bleiben." schließlich machte er sich auch von seiner Frau los und kam mit erhobenen Armen auf Jayden zu."Hast du mich nicht vermisst?" Erwartungsvoll blieb er vor ihm stehen.Doch Jayden rührte sich nicht.Er blickte seinem Vater starr in die Augen und versuchte seine Gefühle zu verbergen,da er sie selbst nicht genau einordnen konnte.Wut und Hass,aber auch Liebe.Sein Vater.Robert hatte ihn belogen.Das würde Jayden ihm nicht so schnell verzeihen.Er spürte die erwartungsvollen Blicke seiner Schwester und Mutter auf sich.Langsam ließ Robert die Arme fallen und sein Lächeln verschwand.Trauer war in seinen Augen zu lesen und ein Anflug von Verletztheit.Er hatte erwartet,dass sein Sohn ihm bereits verziehen hatte.Da hatte er sich aber gettäuscht,dachte JAyden bitter und nickte ihm kurz zu.Dann wandte er sich von seinem Vater ab.Gerade als er gehen wollte hob sein Vater die Stimme"Jayden.Ich weiß du bist immer noch wütend,aber du musst wissen,dass das alles nur zu deinem Besten war."Jayden blickte seinem Vater ins Gesicht,der eine entschuldigende Miene aufgesetzt hatte."Ich weiß nicht,was daran gut für mich war.Aber du bist ja schließlich der Vater.Der Vater der alle paar Jahre hier auftaucht und meint mich zu kennen oder über mich bestimmen zu können und zu wssen was gut für mich ist." Jayden sah wie seine kalte und schneidende Stimme seinen Vater wütend machten und hörte wie seine Mutter der Atem stockte.Sein Vater begann zu einer Antwort anzusetzen,doch Jayden marschierte an ihm vorbei und trat aus dem Haus.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, begann Jayden so schnell wie möglich auf die Straße zuzusprinten und jagte die Allee hinunter. Wütend trat er Steine aus dem Weg,welche schließlich fünf Meter weiter im Staub landeten. Vor seinem inneren Auge sah er immernoch das Gesicht seines Vaters. Wie hätter er auch nur im geringsten erwarten können,dass Jayden ihm so schnell verzieh? Er fühlte wie der Zorn ihn packte und verspürte den Drang irgendetwas auseinanderzubrechen. Jayden ballte die Hände zu Fäusten und machte große Schritte.Mit der Zeit beruhigte sich sein Herz und sein Atem ging langsamer. Er blickte an den Bäumen zu seiner Rechten vorbei und erkannte das Meer. Roch die salzige Luft und hörte aus der Ferne die Kinder,die auf dem Marktplatz spielten. Aus dem kleinen Dorf aus seiner Kindheit wuchs bereits eine sich immer weiter vergrößernde Hafenstadt,trotz der unerklärlichen Umstände unter denen viele Schiffe immerwieder verschwanden. Jayden hatte bemerkt,dass sich um Vollmond herum die meisten Unfälle häuften und überlegte wieder,ob das etwas mit de sagenumwobenen Sirenen zutun hatte. In Gedanken versunken,sprang er mechanisch über den Zaun und lief am Rande der Weide auf den Wald zu,der zu seinem zu Hause gehörte.Im Moment fühlte sich der Wald viel tröstlicher an,als das Haus in dem er aufgewachsen war.Obwohl ihm immer noch ein Schauer über den Rücken rann,wann immer er an die Stimme vom gestrigen Tag dachte,fühlte er sich im Wald besser aufgehoben als im Haus. Das lag vielleicht auch am angrenzenden Meer,welches er nun viel lauter hörte.
Sobald sich das dichte Blätterdach des Waldes über ihm schloss und Jayden den Duft des Laubes und Holzes roch,ging es ihm besser und er konnte wieder klar denken. Um sich abzulenken,begann er sich einen Weg durch das dichte Unterholz zu bahnen und stieg über umgestürzte Bäume,übersprang Ameisenhaufen und durchquerte dicht in sich verschlungene Dornenhecken.Als er bemerkte,dass er unbewusst in Richtung des Meeres gelaufen war,blieb er stehen und fragte sich,ob er es wagen sollte. Was soll schon so gefährlich sein? Fragte er sich und blickte sich um.Das Mittagslicht der im Zenit stehenden Sonne wurde von den Baumkronen in gold und grün leuchtenden Strahlen durchgelassen und für kurze Zeit beobachtete er gedankenverloren die tanzenden Strahlen. Er hörte das Meer gegen die Klippen schlagen. Neugierig machte er sich auf den Weg und folgte dem Rauschen der Gischt.
Der Wald schien so ruhig und freundlich wie immer und Jayden vergaß seinen Wut üüber seinen Vater und wischte sich mit seinem rechten Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Es Wurde wärmer,aber dank der Schatten im Wald und der nähe des kühlen Meeres blieb die Temperatur angenehm. Langsam lichtete sich der Wald und wich kleinen zähen Büschen und einem felsig-sandigen Untergrund auf dem nur noch vereinzelt kleine Verkümmerte Bäumchen standen.Jayden trat aus den Schatten und wurde von der sengenden Sonne überwältigt.Er atmete die von vielen kleinen Wassertröpfchen feuchte Luft ein und ging näher an den Klippenrand heran. Er konnte das Wasser unterhalb der Klippe nicht sehen,nur hören.Es war laut und das Rauschen erfüllte seine Ohren.Dann ein lautes Klatschen,als eine Welle direkt auf den Fels stieß und er sah weiße Gischt zu allen Seiten spritzen. Wie von unsichtbarer Hand gezogen,näherte er sich diesem wunderschönen Naturschauspiel und ging immer näher an den Rand heran. Das Brausen war ohrenbetäuben und schien nicht zu dem ruhig daliegenden Meer vor ihm zu passen. Wenigstens ist es hier kühl,dachte Jayden sich zufrieden über sich selbst,diesen Platz gefunden zu haben.Er setzte sich auf den Fels und strechte sich aus. Vorsichtig ließ er den kopf auf den nassen Fels sinken und sah hinauf zum Himmel,wobei er es vermied direkt in die grell leuchtende Sonne zu sehen. Wieder atmete er bewusst ein und aus und sein Körper entspannte sich. Der Himmel war tiefblau und wolkenlos. Selig schloss er die Augen und konzentierte sich nur auf das Brausen der Wellen. Wasser spritzte ihm immer wieder ins Gesicht und er nahm es als willkommene Abkühlung.
Zu spät fiel ihm auf,dass er sein bestes Hemd trug und es völlig verdreckt hatte. Aber es war ihm egal. Dieses Hemd errinnerte ihn nur wieder an seinen Vater,an den er nicht denken wollte. Und trotz allem Bemühen bekam er ihn und sein Verbot nicht aus dem Kopf.Sein Vater hatte ihm Verboten sich mit seinen besten Freunden zu treffen und angedroht ihn schrecklich zu bestrafen,sollte er dieses Verbot missachten. Natürlich hatte er es missachtet und die Drohungen seines Vaters machten ihm nichts aus,da er sie viel zu oft zu hören bekam. Es war die Tatsache,dass er den Grund des Verbots nicht verstand,die ihn so störte und verwirrte. Zu deinem Besten,hatte Robert gesagt,aber da musste mehr hinter stecken. Irgendetwas wichtgeres,doch Jayden konnte sich nichts vorstellen. Jayden Allyster,Averay Rockwell und Travis Tatumn waren gefürchtet und bekannt unter den Bewohnern der Insel,teils wegen ihrer Eltern,die allesamt dem Adel angehörten und die ältesten Fischerfamilien waren,teils wegen ihrer zahlreichen Streiche und den Schlägereien,in die sie ständig verwickelt waren,aber das hatten die drei schon von Kindesbeinen an getan und niemals hatte sein Vater sich darüber aufgeregt,nein,er hatte ihre freundschaft gefördert und gesagt,es wöre gut sich schon jetzt einen geeigneten Ruf auf der Insel zu machen. Was war also wirklich der Grund für das verhalten seines Vaters?
Nach einer Weile setze Jayden sich auf und suchte auf dem Boden nach einem Stock oder einem spitzen Stein. Als er einen scharfkantigen Stein fand,nahm er ihn in die Hand und netrachtete ihn etwas genauer. Der Stein war kalt und rau,klare Linien trafen sich an seinem schmalen, spitz zu laufendem Ende. Er setze den Stein am Boden im feuchten Sand auf und begann die Landschaft um sich herum zu Zeichnen. Gerade Linien, Bögen und gezackte Linien verschmolzen langsam in ein beinahe naturgetreues Abbild seiner Umgebung. Die kleinen Triebe und Bäumchen im Sand, und dahinter der Waldrand mit den hohen Baumkronen, die sich der Sonne entgegenreckten. Prüfend besah er sein Bild. Die Linien waren etwas undeutlich,was am Untergrund lag. Doch es gefiel ihm. Mit einem leichten Wischen der Hand, oder etwas zuviel aufspritzender Gischt und einem starken Wind würde die Zeichnung bereits verschwinden. Jayden mochte die Vergänglichkeit seines Bildes und lächelte es noch ein letztes Mal an,bevor er sich vom Boden abdrückte und den Staub von den Hosen klopfte. Anschließend machte er sich ohne noch einmal zurückzublicken auf den Weg in Richtung Averays Haus. Der Wald schloss sich um ihn herum und Jayden streifte durch das Unterholz,auf geheimen Wegen,die er und Averay zusammen mit Travis schon seit Jahren unentdeckt entlangspazierten. Während er den kleinen Pfad entlang ging,hörte er plötzlich wieder eine Stimme. Die Stimme der Frau vom vorherigen Tag. Er erschrak und blieb stehen. Warum nur schon wieder? Fragte er sich. Wieso passierte nur ihm das? Jayden fühlte, wie sich eine Gänsehaut bildete und verspürte einen eigenartigen Sog in die Richtung der Stimme. Nein,bitte nicht. Verzweifelt verswuchte er sich gegen die Anziehungskraft zu stämmen doch schon bald gab sein Körper auf,während sein Verstand immer noch mit den rasenden Gedanken zu käpfen hatte. Ich kann der Stimme nicht folgen,es ist gefährlich. Dumm und leichtsinnig. Vielleicht ist das irgendein Kranker Mörder,der dort auf mich lauert. Ich muss wegrennen. Flucht. Doch seine Beine gehorchten ihm schon lange nicht mehr und es tauchte ein anderer Gedanke auf. Was,wenn es eine Sirene ist? Es könnte etwas unglaubliches sein...seine Neugier überzeugte seinen Verstand immer noch nicht und er versuchte sich krampfhaft dran zu erinnern,weshalb er eigentlich aufgestanden und losmarschiert war. Averay,ein verschwommenes Bild von einem großen, schwarzhaarigen Jungen mit braunen Augen und einen verspielten Lächeln tauchte vor seinem inneren Auge auf. Aber seine Beine trugen ihn immer weiter durch den Wald,hinunter vom altbekannten Pfad und immer tiefer durch das Gestrüpp,das ihm das Gesicht zerkratzte. Die liebliche Stimme wurde immer lauter und er sah von weitem schon eine Lichtung. Die Bäume traten auseinander und er hatte einen guten Blick über eine Wiese direkt vor einem Teich in dem das Wasser unnatürlich klar schimmerte und ein dünner Wasserfall von schrafkantigen Felsen hinuntersprang. Jayden blieb im Schatten stehen und bemerkte eine Frau. Sein Herz setzte aus. Sie war wunderschön. Sein Atem stockte und er lehnte sich an einen Baum und lehnte die Wange an die harte Rinde,während ihm dünne Zweige sicheren Schutz vor ungewollten Blicken boten. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und kämmte sich die Haare mit einem langen und kompliziert verzierten Kamm der das Sonnenlicht brach. Ihr Rücken glänzte leicht von Nässe und er bemerkte, dass sie nackt war. Ihre Haare hatten eine sonderbare Farbe. Sie waren nicht dunkelbraun wie er am Anfang gedacht hatte, sondern schimmerten in einem matten grün. Am Scheitel hatten sie ein ähnliches Braun wie seine eigenen Haare,doch zu den Spitzen hin wurden sie immer grünlicher, bis sie flussgrün endeten. Er lauschte ihre Gesang. Er klang wild und fröhlich. Ein Lied vom puren Leben. Von sich bewegenden Wellen und rollendem Wasser. Brodelnd und spritzend wurde es. LAngsam beugte sich Jayden vor, um die Frau noch genauer zu betrachten und sah,wie sie sich umdrehte und den Kopf auf die Arme bettete. Der Fels auf dem sie saß,lag in der Nähe des Wasserfalles. Sie lag nun mit dem Bauch auf dem Felsen und plötzlich erhob sich hinter ihr ein langer grün blau schimmernder Fischschwanz. Jayden traute seinen Augen nicht,ihm klappte der Mund auf und er beugte sich noch weiter vor,und stolperte. Er fiel vorne rüber und landete der länge nach im Gras. Der Gesang verstummte und die Frau sah ihn aus blaugrünen Augen an. Vollkommen Fassungslost und den Mund zu einem Überraschten o geformt. Schnell rappelte sich Jayden auf und hob bereits beschwichtigend die Arme. Bestimmt springt sie gleich ins Wasser und schwimmt weg. Sie wird nie wieder kommen und ich werde sie nie wieder sehen können. Sein Herz zog sich zusammen. Niemals konnte er sich vorstellen,dass so eine harmlos aussehende junge Frau eine ganze Fischermannschaft ertränken und fressen könnte.
Doch sie schwamm nicht davon. Sie schloss schnell wieder den Mund und beobachtete ihn. Ihre Augen fesselten ihn an Ort und Stelle. Kaum merklich ließ er die Hände fallen und erwiederte ihren Blick. Sein ganzer Körper begann zu kribbeln. Plötzlich glitt sie Blitzschnell ins Wasser davon und spritze mit ihrem schuppigen Fischschwanz Wasser hoch in die Luft,das in kleinen Perlen wieder in den Teich fiel. Enttäuscht blieb Jayden stehen und hoffte darauf,dass die Frau wieder auftauchen würde,doch sie war verschwunden. Fassungslos trat er einen Stein ins Wasser und setzte sich ins Gras. Wieso nur bin ich gestolpert? Ich bin so ein Idiot. Ich hätte stehen bleiben sollen, welches Mädchen bleibt schon sitzen und lässt sich nackt von einem Typen betrachten,der aussieht als wäre er grade durch den Sumpf gerannt? Wütend begann er Gras auszureißen und zerteilte es in immer kleinere Stücke.Er atmete langsam ein und wieder aus. Dieser Tag war wirklich schlecht verlaufen. Zuerst sein Vater und dann eine Sirene. Doch langsam glaubte er auch nicht mehr,dass er tatsächlich eine Sirene gesehen hatte. Wahrscheinlich einfach nur einbildung. Schließlich gab es ja auch keine Einhörner,oder? Jayden seufzte und strich erneut über das Gras. " Wenn du das nächste Mal Steine in den teich schleuderst,pass doch auf, dass sie niemanden treffen. Das tat echt weh." Erschrocken fuhr Jayden zusammen und blickte auf. In der Mitte des Teiches war sie wieder aufgetaucht. Ihre Haare waren vollständig blau schimmerndes grün geworden und ihre Augen bohrten sich mit hochgezogenen Brauen in seine. "Wer bist du? " hauchte Jayden fassungslos. Die Sirene lachte und entblößte eine Reihe messerscharfer kleiner weißer Zähne. "Du bist ja wirklich höflich. Wie wärs wenn du dich wenigstens entschuldigen würdest? Oder muss man dir das noch beibringen?" ihr sarkasitscher Tonfall zog Jayden aus seinen nebligen Gedanken und er lehnte sich lässig zurück. Sie war also doch keine kleine verängstigte junge Dame. Abfällig sah er sie an. " Ich soll mich bei jemandem entschuldigen, der heimlich nackt in einem Teich im Wald badet. Auf meinem Grundstück? Ich denke wohl eher DU könntest dich für deinen Einbruch entschuldigen. In dem du zum Beispiel aus dem Wasser kommst und mir doch mal zeigst wie hübsch du bist." Jayden grinste sie anzünglich an und und wartete auf ihre Reaktion. In einem schnippischen Tonfall antwortete sie:"Pah,das hättest du wohl gerne. Ich denke ich verschwinde lieber. Du wirst bestimmt glücklich hier alleine,indem du weiter Trübsal bläst." Sie machte anstalten wieder abzutauchen,doch Jayden setzte sich auf "Warte doch mal. Das war doch nur ein Scherz. Es tut mir leid. Das nächste Mal werfe ich den Stein wo anders hin",er lächelte sie zerknirscht an und sie hielt inne. "Na gut. Ich nehm deine Entschuldigung an. Fürs erste. Also,wie heißt du?",sie schwamm näher an das Ufer heran und blickte ihm neugierig entgegen. "Ich bin Jayden Allyster. Und du?" Jayden stand auf und ging langsam zum Ufer herüber. Ihre Augen folgten jeder seiner Bewegungen und sie wich kaum merklich zurück und glitt etwas tiefer ins Wasser. Jayden Hockte sich vor sie hin. "Ich bin Loreena ."
"Loreena...",Jayden probierte ihren Namen aus. Seine Aussprache klang schön und irgendiwe bekannt. Als hätte er etwas lang verlorenes wiedergefunden. "Und,ähm.... Was machst du hier? Wie schon gesagt. Das ist mein Grundstück...?" fragend sah er sie an. Sie blickte zu ihm hoch und er sah ihren Fischschwanz leicht aus dem Wasser ragen. Sein Blick blieb daran hängen und verfing sich in deer Schönheit jeder einzelnen vollkommen wirkenden Schuppe. "Ich bin oft hier. Ich habe einen Ort gesucht an dem ich mich verstecken könnte. Einen Ort an dem es still ist,na ja bis du kamst wardieser Ort perfekt,aber dank dir kann ich mir einen neuen suchen",die gemeinheit in ihrer Stimme lies Jayden sich nicht bieten. "Von mir aus kannst du kommen sooft du willst,dich wird niemand stören. Aber ich werd öfter herkommen. Denn das ist immernoch mein Wald. Also entscheide dich",er funkelte Loreena an. Ihre Augen blitzten zurück "ich überleg es mir." und schon war sie verschwunden,nachdem sie ihm nocheinmal ihre kleinen spitzen Zähne zeigte.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir,der Autorin,unter dem Pseudonym Clarissa Mendley,bis auf das am anfang verwendete Gedicht
Bildmaterialien: alle rechte der bildmaterialien(das cover) liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2012
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