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Unfall am 1. Weihnachtstag

Es war im Jahr 1937. Die Familie packte die Weihnachtsgeschenke aus, auch meine Eltern. Sie bekamen von Oma und Opa Einweckgläser, die in Wellpappe verpackt waren. Ich sollte die Wellpappe raustragen in die Küche. Ich konnte kaum über die dicke Wellpappenrolle hinweg schauen. Dann passierte es: Ich stolperte über meine Puppenstube, die auf dem Fußboden stand und der Kinderblechherd bohrte sich in meinen rechten Unterwarm dicht neben der Hauptschlagader. Ich blutete wie ein Schwein, das gerade abgestochen war.

Mutter reagierte schnell und rief Dr. Wichmann an, unseren Hausarzt. Der kam in wenigen Minuten, band meinen Arm ab und brachte mich in seine Praxis. Mutter kam mit (sie war Leiterin des Roten Kreuzes in unserem Ort). Die Ehefrau von Dr. Wichmann stand schon bereit um zu assistieren bei der Behandlung.

Vollnarkose gab es nicht, die klaffende Wunde wurde mit Jod desinfiziert und mit 5 Stichen zugenäht.

Mit einem festen Verband und einem Dreiecktuch, das im Nacken verknotet wurde sollte der Arm Halt bekommen.

 

Nach der langen Heilung mußte ich alles mit der linken Hand erlernen, auch schreiben in der Grundschule.

 

Typhus-Infektion

Im Jahre 1948 war ich mit unserer Klasse des Oberlyzeums Stade zum Schwimmunterricht in der Schwinge, ein kleiner Nebenfluß der Elbe.

Die Badeanstalt war von diesem Flüsschen durch Markierungen abgeteilt.

Der Unterricht war zuende und ich hatte noch Zeit, ehe der Zug in Richtung Cuxhaven abfuhr.

Ich blieb also noch eine Weile im Wasser.

Offensichtlich war der Fluß verseucht und ich hatte mir den Virus eingefangen.

 

Schon einen Tag später bekam ich starke Leibschmerzen, die nicht mehr aufhörten.

Unser lieber Hausarzt Dr. Wichmann ahnte nichts Gutes.

Er ließ Urin und Stuhl im Labor untersuchen und tatsächlich, es waren Typhusbakterien in meinem Körper.

 

Diese Krankheit war meldepflichtig. Aber Dr. Wichmann hat sich entschlossen, mich zuhause zu isolieren in einem separaten Zimmer. Für Mutter, die mich ja nun versorgen musste, wurde Desinfektionsmittel vor die Tür gestellt und ein weißer Kittel aufgehängt.

Der Grund des Arztes dafür war, dass die Krankenhäuser damals noch nicht richtig ausgestattet waren mit Medikamenten und Verpflegung.

Ich bekam zu Hause Haferflockenbrei in Wasser gekocht und, man höre und staune, Kakao in Wasser gekocht. Oma bekam nämlich zu der Zeit Care-Pakete von einem früheren Dienstmädchen aus Amerika.

6 Wochen habe ich stramm im Bett gelegen. Zu meinem großen Schmerz fielen mir die Haare büschelweise aus.

 

Als ich langsam wieder zu Kräften kam, lernte ich alles wieder neu, auch das Laufen.

Nach der Gesundschreibung durfte ich in der Schule ein Kopftuch tragen bis mir wieder die Haare in voller Pracht wuchsen.

 

Dr. Wichmann hat mal wieder alles richtig gemacht.

Impressum

Texte: Gesamter Inhalt
Bildmaterialien: (c) Lore Matuschek
Cover: (c) LoreMatuschek
Übersetzung: --
Satz: --
Tag der Veröffentlichung: 20.08.2024

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