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Man hat mich GLORIA getauft.




Jetzt bin ich hier schon über 4 Jahre und habe einen wunderschönen Platz mit herrlicher Aussicht gen Süden. Hier ist fast immer etwas los.
An schlechten und regnerischen Tagen gehen kaum Leute auf dem Weg, an dem ich meinen Platz habe, vorbei. Die Radler, die vorbei kommen, haben es an solchen Tagen eilig und sind mit Regenumhängen ausgestattet.
An sonnigen Tagen und besonders zum Wochenende spazieren Familien, Gruppen und auch Einzelpersonen an mir vorbei und genießen die frische Luft und den gepflegten Park.
Ganz in meiner Nähe steht eine Bank, die wird gern genutzt, sei es zum lesen, zum verweilen oder um sich von der Sonne bescheinen zu lassen.

Anfangs sah ich richtig traurig aus. Vom Vorjahr hingen noch einige meiner Blätter an den Zweigen, die braun und vertrocknet waren.
In den letzten 2 Jahren bin ich kräftig gewachsen und schon richtig groß geworden. Meine Krone hat jetzt mittlerweile einen Durchmesser von ca. 2 m.
Ich stehe hier inmitten mehrerer Artgenossen, die alle zur gleichen Zeit gepflanzt wurden. So bin ich in guter Gesellschaft.




Ach ja, ich bin eine Buche und heiße GLORIA, weil mich meine Spenderin und Besitzerin so getauft hat. Bei der Übergabe bekam ich sogar einen Taufspruch:


Schon lange hegte ich den Traum,
zu hinterlassen, das da weiterlebt,
wenn ich nach oben schon entschwebt.
Da dachte ich an einen Baum.

Er soll auch einen Namen haben, klar.
Ich tauf’ dich auf den Namen GLORIA

.




Dann wurde mir ein rotes Schleifchen in die Zweige gebunden und die Herumstehenden tranken Sekt aus ihren mitgebrachten Gläsern.
Der Rest wurde mir an die „Beine“, ähm, an den Stamm gekippt. Ob ich davon nun besser wachsen kann, glaube ich eher nicht.
Lustig und vergnügt zogen alle von dannen.


Nachts, wenn es dunkel ist, stehe ich hier allein und einsam herum, d.h., meine Artgenossen stehen ganz in der Nähe, denen es auch nicht besser geht.
Wenn jemand mich hören könnte, würde er merken, dass ich mich mit den anderen Bäumen, die hier herumstehen, unterhalte.
Dann rauscht es in meiner Blätterkrone.

Bei gespitzten Ohren könnte man das Flüstern und Raunen hören.

Jedes Jahr werde ich mindestens einmal von meiner Spenderin besucht. Das hat sie zumindest versprochen. Darauf freue ich mich sehr. Ich spüre, wie sie strahlt, wenn ich schon wieder ein Stückchen gewachsen bin und schon richtig gut in das Gesamtbild des Parks hinein passe.
Als sie mich in diesem Jahr besuchte, guckte sie etwas enttäuscht. Man hatte das hohe, wilde Gras um meinen Stamm herum noch nicht gemäht. So konnte ich mich noch nicht in meiner vollen Pracht zeigen. Sie hat mir aber versprochen, dass sie in Kürze wiederkommt und ihre Kamera mitbringt, um meine ganze Schönheit auf einem Foto festzuhalten.

Ich habe immer noch zum Schutz eine Bandage um meinen Stamm herum, damit mich keiner anfrisst. Es soll hier nämlich Tiere geben, die meine noch zarte Rinde mögen.
Ganz in der Nähe auf dem großen Teich tummeln sich etliche Wasservögel herum. Manchmal fliegen sie dicht über meinen Kopf hinweg. Fehlte nur noch, dass sich so ein Riesenvogel, wie der Graureiher, auf meine noch zarten Zweige setzt.
Eines Tages werde ich auch so groß sein, dass ich, genau wie die anderen hohen Bäume ringsum, mit meiner obersten Baumspitze bis in die Innenstadt schauen kann und mein Stamm wird immer umfangreicher und zahlreiche Jahresringe bilden.
Unsereins soll ja sehr alt werden, älter als die Menschen. Sicher ist das aber nicht. Wenn wieder einmal ein Windbruch passiert, wie vor einigen Jahren, dann kann ein starker Baum ganz schnell sterben. Nun bin ich erst einmal sehr gespannt, was ich in Zukunft so alles erleben werde.


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Tag der Veröffentlichung: 17.07.2012

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