Das Angebot vom Bremer Kunstverein, eine Reise zur Biennale nach Venedig, habe ich mit Begeisterung angenommen und mich schon lange vorher darauf gefreut.
Nach Ankunft, noch am gleichen Tag, führte uns eine temperamentvolle Italienerin mit viel Kompetenz und Humor durch die historische Innenstadt.
Es erforderte schon etwas Kondition, um die zahlreichen Bogenbrücken mit vielen Stufen zu meistern bei dem 2 1/2-stündigen Rundgang, wenn man nicht mehr so ganz jung ist. Wer die Stadt kennt, weiß, wovon ich rede. Doch die zauberhaften Eindrücke, die man immer wieder gewinnt, lassen alles vergessen, was einem plagt.
Der Canale Grande, an dessen Ufer unser Hotel stand und die zahllosen kleinen Kanäle, deren türkisfarbenes Wasser und Sauberkeit mich in Erstaunen versetzte, sind für Venedig das, was bei uns die Verkehrsstraßen sind. Ständig sind kleine und größere Boote unterwegs oder liegen an ihren festen Liegeplätzen. Im Zentrum, wo sich die Hauptanziehungspunkte befinden, wie der Dom San Marco, der Campanile, Uhrturm, Dogenpalast, Rialto-Brücke etc., sieht man die prachtvollen, laufend besetzten Gondeln, die prunkvoll ausgestattet sind. Die Gondoliere müssen schon einiges Geschick aufbringen, um die oft engen Kurven auf den teils sehr schmalen Kanälen zu meistern.
Auf dem Canale Grande gibt es den Linienverkehr mit festen Ankunfts- und Abfahrtzeiten der sogenannten Vaporettos. Sie legen an überdachten Schwimmpontons an.
Was vielen vielleicht nicht bekannt ist, in Venedig gibt es einen ständigen Tidehub von ca. 60 cm. Das mag uns Deutsche, die wir die Nordsee kennen, wenig erscheinen. Da aber die Häuser meist alle mit ihren Fundamenten ins Wasser ragen, ist es für die Erhaltung der Bauten das Problem der laufenden Wartungsarbeiten. Venedig ist auf durchschnittlich 4 m langen Pfählen gebaut, die als wichtige Fundamente gelten.
Die geschichtsträchtige Stadt mit ihren historischen Bauten macht somit ständig Sorgen der Erhaltung.
Die erforderlichen Pläne, die man hat, werden nach der italienischen Mentalität, unendlich weit hinausgeschoben. Es fehlt das Geld trotz der immens großen Zahl an Touristen, die die Stadt überströmen.
Unsere italienische Stadtführerin verstand es, uns mit einem spitzbübischen Lächeln, einem Augenzwinkern die „kleinen Mängel“ und deren Beseitigung, näher zu bringen.
Um die Ehre der Venezianer zu retten, muss ich aber anerkennend sagen, dass, überall saniert und ausgebessert wird, wohin man auch schaut.
Sehr pfiffig fand ich, dass unsere Stadtführerin sich mit einem Mikrofon ausgestattet hatte, das an ihrer Kleidung befestigt war. Ihre blitzenden Augen, ihr Lächeln und das typische Gestikulieren, machte den Rundgang interessant.
Nun zur Biennale:
Die Haupt-Präsentationen fanden in den Giardini und im Arsenale statt, etwas außerhalb. Aber auch in der Innenstadt sind speziell für die Biennale Ausstellungen zu sehen.
Am besten hat mir die Installation der Ukraine gefallen. In einer alten Kirche ist vom Altarraum her ein breites Ikonenhaftes Bild in Form eines Riesenläufers dargestellt, das im Hintergrund etwas erhöht angebracht wurde. Dieses Bild bestand ausschließlich aus bunt bemalten Eiern, dicht aneinander gesetzt.
In den Giardini besuchten wir die verschiedenen Pavillons der Nationen der Welt. Die Gartenanlagen hat man mit in die Biennale einbezogen und einige Exponate aufgebaut. Eine Pergola-Allee aus Bambusstangen, die mit Vogelhäuschen und Mosaikbildern aus Naturprodukten verziert war, brachte eine anheimelnde und gemütliche Athmosphäre.
Asiatisches Mosaik aus Getreidekörnern.
Vor dem amerikanischen Pavillon stand ein alter Kriegspanzer, auf dem ein Laufband installiert war. Ein junger Läufer lief mit unendlicher Geduld im Joggingtempo voran.
Im französischen Pavillon liefen über ein Gewirr von Metallstangen, die bis zur Decke reichten, ca. 50 cm breite Filmstreifen mit Baby-Portraits in schwarz-weiß.
Es gab Grafiken, Gemälde, Video-Installationen und vieles mehr zu entdecken.
Kurios fand ich einen Raum, in dem Knetmasse in 3 Farben zur Verfügung stand. Die Besucher konnten sich so beteiligen und irgend etwas damit anfangen. Jugendliche hatten den größten Spaß daran, ihre nicht zu identifizierenden kleinen Formen, Kugeln, Würste oder was auch immer, an die Wand zu kleben, auf den Fußboden oder den Türrahmen zu heften.
Was man so alles als Kunst betrachtet, ist schon erstaunlich!!!
Ich kann hier nur einen Teil der Biennale beschreiben. Es ist einfach zu umfangreich, um allem gerecht zu werden.
In einer ehemaligen Seilfabrik (Arsenale), gab es in den langen Hallen aus verschiedenen Ländern der Welt vieles zu bestaunen.
So fand ich besonders sehenswert die Arbeiten mit Spiegelglas. Man konnte Wandregale aus diesem Material sehen und sogar Treppen in verschiedenen Formen, die zum Alltagsgebrauch sicherlich nicht zu empfehlen sind.
Die Risse und Sprünge in der Treppe sind beabsichtigt.
Zauberhaft waren die Meisterfotos von den Vereinigten Arabischen Emiraten:
Am faszinierendsten fand ich eine Installation aus Saudi Arabien. Es handelte sich um eine große senkrecht stehende, ovale schwarze Glas- oder Acryl-Platte,
davor auf einer runden Fläche waren Silberkugeln in der Größe von Weihnachtsbaumschmuck dicht an dicht aufgereiht. Ein Silberwürfel in der Größe ca. 1x1x1m war auf die Spitze gestellt mitten zwischen den Kugeln.
Das gesamte Ensemble wurde von bunten, wechselnden Videobildern überspielt. Dadurch reflektierten die einzelnen Teile in allen möglichen Farben.
Man konnte dem ganzen stundenlang zuschauen und bekam immer neue Eindrücke.
Zum Abschluß noch einige Fotos von der einmaligen und spannenden Lagunenstadt Venedig:
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Tag der Veröffentlichung: 28.10.2011
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