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CUX-Land



Ein Dreieck dieser Erde lockt mich immer wieder an.
Es ist ein Stückchen Heimat und es zieht mich in den Bann.
Die Elbe und die Weser umrahmen dieses Land,
sie geben sich ganz oben als Nordsee dann die Hand.

Die Deiche mahnen schützend vorm guten alten Freund,
es ist der "blanke Hans", der über Feld und Wiesen streunt
Die Landschaft hier ist herb' und schön, voll Charme und Poesie.
Der Künstler wird hier inspiriert in seiner Phantasie.

Im Norden, im Cuxhav'ner Land dort fühl' ich mich geborgen,
wo meine Ahnen einst gelebt, dort hab' ich keine Sorgen.
Und mitten in dem Dreieck drin sind Hügel, Geest und Wald,
die Wingst lädt uns zum Wandern ein. Wer müde wird, macht Halt.

Und ringsherum das Marschenland kann man per Rad entdecken,
für Körper und Gesundheit gut, wenn wir die Muskeln wecken.
Drum wartet nicht, kommt schnell hierher, ich kann es nur empfehlen.
Rudern, Segeln, Strand und Meer, alles könnt ihr wählen.

Das Leben

Lebe dein Leben, so wie du es fühlst,
denn es ändert sich so, wie du es willst.
Lebe dein Leben, so wie du es magst,
Es ist nie zu spät, wenn du es wagst.

 

Alt?
Wenn du meinst, schon alt zu sein,
glaub es nicht, es ist nur Schein.
Schau dich mal von innen an.
Was man da noch entdecken kann.

Wenn einem keine Krankheit plagt,
ist man ein Thor, wenn man dann klagt.
Du kannst im Leben noch auf Vieles hoffen,
halt’ nur immer deine Augen offen.

Sei rege und für vieles interessiert,
was alles ringsherum passiert.
Genieße unsere schöne Welt,
das kostet nicht mal immer Geld.

Natur genießen und auch Sport,
geh’ auch hin wieder fort,
sei’s Konzert, Theater und auch Reisen
oder auch gepflegtes Speisen.

High Lights braucht der Mensch im Leben.
Man kann sogar auf Wolken schweben,
wenn’s dir vergönnt ist, noch zu lieben,
dann, ja dann schweb’st du auf Wolke sieben.

Genieß’ das Glück so lang’ es geht.
Es hält dich jung, und immer weht
Ein süßes laues Lüftchen über’s Land.
Verspricht dir Freud’ und hält die Hand.
Wenn du dir soviel nehmen darfst vom Leben,
so hast du Kraft und kannst auch geben.
Sei glücklich, dankbar und bescheiden.
Denk’ auch an andere, die da leiden.

 Nutze die Zeit
Das Leben ist kurz und es war auch sehr schön.
Viel hab ich geschaffen und vieles geseh’n.
Sorgen gab’s auch und manch’ schwierige Zeit.
Ich hab es gemeistert, war zu vielem bereit.
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Die Eltern, sie lehrten mich Ordnung und Tugend,
ich hatte trotz Krieg doch ‚ne schöne Jugend.
Ausbildung wurde sehr ernst genommen,
vor Latein und Chemie war mir manchmal beklommen.
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Der Beginn nach dem Kriege, er war oft sehr schwer.
Es mussten Möbeln, Wäsche und Töpfe her.
Die Hochzeit stand an, man musste sich kümmern.
Keine Wohnung zu kriegen, viel lag noch in Trümmern.
Der Weg bis zum Ende, noch ist er weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Die Jahre vergingen mit Arbeit und Fleiß,
nur so kann man aufbauen, was jeder weiß.
Wir haben’s geschafft und vieles erreicht,
Haus, Urlaub und Auto, es war nicht ganz leicht.
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht sehr weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Doch dann kam der Tag, dass die Rente in Sicht,
und ich schaute Kollegen zuletzt ins Gesicht.
Sie wünschten mir Glück und ein langes Leben,
doch Kindheit und Jugend kann keiner mehr geben.
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht mehr weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Als Rentner, da denkst du, war es das nun?
Oder kann ich im Alter auch noch was tun?
Hobbys, Vereine, Sport und auch Tanz,
aber das ist es auch noch nicht ganz. –
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht mehr weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit.

Vergiss’ niemals, daran zu denken,
nur einer kann dir all dieses schenken.
Der Herr, unser Gott, er gab dir das Leben,
auf Erden als Gast wird dir vieles gegeben.
Auch wir sind heut Gäste und treffen uns hier.
Ich freu’ mich und bin dankbar dafür.
Der Weg bis zum Ende, er ist nicht sehr weit.
Sei klug und weise und nutze die Zeit

LoMa

 

 Mein Weg bis ins Internet

Im Berufleben hatte ich noch keinen PC, obgleich es schon diverse innerhalb verschiedener Bereiche gab. Im Vorzimmer mussten wir uns noch mit elektronischen Schreibmaschinen, die ein einzeiliges Display hatten, zufrieden geben.
Nachdem ich ausgeschieden war und die folgenden 3 Jahre noch laufend zur Aushilfe geholt wurde, setzte man mich auch vorübergehend an ein solches, für mich noch völlig mysteriöses Ding. Etwas ganz neues für mich. Einen Kursus hatte ich nie gemacht. Ich saß vor dem faszinierenden Gerät und staunte, nach kurzer Erklärung der Ingenieure in der Abteilung, was man alles damit machen kann. Ich hatte das Zeichenprogramm vor mir, denn ich war in der Entwicklungsabteilung für nautische Geräte zur Aushilfe.
So ganz dämlich habe ich mich eigentlich bei technischen Dingen nie angestellt. So hatte ich schnell raus, wie vieles funktionierte.
Ca. 5 Jahre später, ich war längst Rentnerin, und ich hatte mich schon dauernd mit Prospekten über Computer befasst, packte mich dann doch der Mut, in einen Supermarkt zu gehen, um mir dort im Fachgeschäft für elektronische Geräte die PC's anzuschauen.
Ich "angelte" mir einen jungen Verkäufer, der mir mit vielen Fachausdrücken, Leistungsbegriffen von Bauteilen, von denen ich kein Wort verstand, zu erklären versuchte, was die Geräte alles können. Nachdem er mich fragte, was ich denn damit alles machen will, konnte ich ihm erst mal gar keine richtige Antwort geben. Ja, was will ich denn eigentlich damit?
Nur schreiben? - Das könnte ich auch mit meiner elektronischen Schreibmaschine mit kleinem Display, die ich ja auch hatte, weiter arbeiten. Nein eigentlich wollte ich ja viel mehr damit. Aber was? Wofür interessiere ich mich? -
Zunächst mal als Grundvoraussetzung musste eine Soundkarte eingebaut werden und auch ein Foto-Bearbeitungsprogramm, dann natürlich für mich ein Zeichen- und Malprogramm, CD-ROM, Lautsprecher und Farbdrucker natürlich auch. - So, das müsste für den Anfang reichen. Wer weiß, ob ich mit all dem zurecht komme.


Der Verkäufer hatte alles notiert und sagte, dass ich in 3 Tagen kommen kann, dann sei die bestellte Hard- und Software eingebaut.
Als ich dann kam, um mir die ersehnten Teile abzuholen, stand schon ein
Einkaufswagen bereit, vollgepackt bis oben hin mit Kartons. Glücklich zog ich ab mit einem gewissen Grummeln im Bauch und dem Gedanken: Werd' ich das alles allein zum Laufen kriegen. Mein Mann interessierte sich überhaupt nicht dafür und konnte mir auch beim Anschließen nicht helfen. Kinder und Enkel habe ich keine, die mir gute Ratschläge hätten geben können.

Zu Hause angekommen, wurde erst einmal ausgepackt. Mein kleines Zimmer, wo schon ein nagelneuer PC-Tisch wartete, war nach einer halben Stunde voller Geräte und Kabel. Was gehört nun wohin. Ein Haufen Papier war dabei, Beschreibungen etc.. So, und nun war guter Rat teuer. Wo nun anfangen???
Zunächst schaute ich mir alle Geräte von hinten an, wo sicherlich die Kabel angeschlossen werden müssen. Welches Kabel kommt nun wohin? - Ich schaute mir die Stecker genau an, ich schaute mir die Buchsen genau an.
Dann merkte ich sehr schnell, dass die Hersteller die Anschlüsse einigermaßen idiotensicher konstruiert hatten. Man konnte also nicht jeden Stecker überall reinstecken. - Irgendwas stimmte jetzt aber nicht. Es musste wohl noch ein Verbindungskabel fehlen. - Ich wieder zum Supermarkt gefahren, den Verkäufer gesucht, war völlig nervös, und der Verkäufer sagte dann ganz gelassen: " Ach das Kabel haben wir dann wohl vergessen" und er händigte es mir aus. Das musste alles mir als blutige Anfängerin, die keine Ahnung hat, passieren. Nachdem ich nun den Rechner, den Monitor, die Tastatur, die Maus und auch den Drucker miteinander verbunden hatte, fehlte nur noch der "Saft", d.h. der Strom. Na das hab' ich dann auch noch hingekriegt. - So, nun kam der große Moment, der spannendste Moment!!

Ich schaltete die Kiste ein. - Das Gerät fuhr hoch, es schien zu laufen, meine Augen strahlten, ich war glücklich, das Ding lief tatsächlich.
Jetzt konnte ich mir auf die Schulter klopfen. Ich habe es, was ich selbst kaum geglaubt habe, geschafft.
So, das war der erste Streich, und nun folgt der zweite, der sicherlich nicht minder schwierig sein dürfte für einen Laien, wie mich. Die Frage war, muss man unbedingt einen Kursus machen oder kann man, wenn
man sich nicht ganz so blöd anstellt, auch selber vorankommen und einfach alles ganz langsam Schritt für Schritt ausprobieren. Ich entschied mich einfach, weil ich inzwischen Mut gefasst hatte, für den zweiten Weg, also alles selber ausprobieren.

Schreiben mit dem Schreibprogramm war für mich als routinierte Schreiberin auf einer elektronischen Schreibmaschine kein Problem. Mich faszinierte natürlich erst einmal das Zeichen- und Malprogramm. Ich hatte mir das Coral Draw installieren lassen.
Von nun an war ich nicht nur stundenlang, nein Tag für Tag und dauernd mit meinem Malprogramm beschäftigt. Ich habe sogar nachts davon geträumt. Mein Mann fragte manchmal: "Wollten wir heute auch noch mal irgendwann essen?"
- Erst dann merkte ich, dass mein Magen auch schon ganz schön knurrte. Mit dem Malprogramm, zu dem später auch noch ein spezielles Künstler-Malprogramm hinzukam, kriegte ich so viel Routine, dass ich unzählige Graphiken produziert habe, die ich dann alle auf Diskette speichern musste, weil die Kapazität des Speichers nicht mehr ausreichte.
Meine Ölgemälde - die Malerei ist mein großes Hobby - habe ich alle fotografiert und auf CD brennen lassen. Ich verarbeite sie mittlerweile für Kalender, Postkarten, Visitenkarten und andere Dinge.
Wie es so ist, nach 5-6 Jahren am PC reicht irgendwann die Leistungsfähigkeit des Rechners nicht mehr aus und ich habe ihn mir vom Fachmann hochrüsten lassen. Auch die Arbeit am PC wird irgendwann langweilig. Ich habe viele Monate gar nicht mehr daran gearbeitet.
Immer mehr sprach man inzwischen vom Internet und den vielen Möglichkeiten und ich sagte mir, warum soll ich nicht auch mal hineinschnuppern. Aber so einfach war es nicht, es musste ein Modem oder ein ISDN-Telefonanschluß her.
Unser Telefon war ohnehin nicht mehr das modernste, also entschlossen wir uns kurzerhand für ein ganz modernes ISDN (T-easy)-Telefon (schnurlos) von der Telekom. Die Telekom hat auch gleich die Leiterkarte für das Internet in den Rechner eingebaut und alles zum Laufen gebracht.
Jetzt kam wieder für mich die Frage auf: Brauch ich einen Kursus für's Internet. Viele, die bereits länger dabei waren, meinten, man braucht es nicht unbedingt. Also, sagte ich mir, bisher hast du alles allein
geschafft, warum nicht auch jetzt? - Ich ging einfach Schritt für Schritt vor, probierte alles, was ich auf dem Bildschirm vorfand, aus und so lernte ich wiederum alles langsam nacheinander.

Ca. ein Jahr lang, habe ich nur Informationen aus dem Internet geholt und mich dann im Juni 01 auch einmal in einen Chat gewagt. Welcher es war, kann ich heute gar nicht mehr genau sagen. Mir hat dieses Chatten dort überhaupt nicht zugesagt. Ich kam mir vor wie in einem Kindergarten. Ich wollte nie mehr chatten. Bis ich dann durch irgendeinen Zufall, ich weiß heute nicht mehr wie, auf eine Senioren-Plattform geriet. Auf Anhieb hat es mir dort gefallen und ich bin dort einige Monate geblieben bis es mir zu langweilig wurde.
Man kann durchaus auch als älterer Mensch, der nicht mehr im Berufsleben steht, viele gleichgesinnte und nette Menschen kennenlernen.
Die unendlich vielen Möglichkeiten sind mir Stück für Stück vertrauter geworden.

Das war mein Weg in die weite virtuelle Welt. - Auch einem älteren Menschen, ohne Hilfe und Unterstützung anderer, kann es durchaus gelingen, mit der manchmal verflixten Technik voranzukommen und Freude zu haben, damit zu arbeiten.






Die kurze Fahrt in der Linie 10

Vor einigen Tagen stieg ich in den letzten Wagen der Linie 10. Es war am Hauptbahnhof.
Ich entwertete die vorletzte in meiner Geldbörse befindliche Fahrkarte in dem kleinen an der Säule befindlichen Kartenstempler ab und setzte mich mit Blick nach hinten auf einen der bunt gepolsterten Sitze. Die Straßenbahn war zu dieser Zeit nur mäßig voll.
Ganz hinten in meiner Blickrichtung saß ein starr vor sich hin blickender Mann, der um die 50 Jahre sein dürfte.
Mir direkt gegenüber saß eine ältere Frau um die 70. Sie hatte einen Plastikbeutel bei sich und zupfte an ihrem altmodischen Anorak herum. Sie rutschte ständig hin und her auf ihrem Sitz, um letztendlich die richtige Sitzposition zu erhalten. Etwas nervös schaute sie mal nach rechts und mal nach links, wusste nicht so recht, wohin sie denn nun schauen sollte und fingerte ständig mit ihren Händen herum. Sie wusste nicht, wo sie sie lassen sollte.

An der übernächsten Haltestelle stiegen 3 Personen ein, ein Mann und 2 noch sehr junge Frauen.
Die eine war schlank die andere hatte erhebliches Übergewicht.
Alle drei unterhielten sich während des Einsteigens genau über dieses Thema, das Gewicht der jungen Frau. Sie sagte dass sie in letzter Zeit doch wohl zu viel gegessen habe.
Der junge Mann, der vielleicht 35-38 Jahre alt sein konnte, sah gepflegt und gut gekleidet aus, hatte fast bis zur Glatze kurz geschnittene Haare, wie es im Moment modern ist.
Er hatte einen Walkman bei sich und nahm auf dem noch freien Sitz Platz, während die beiden jungen Frauen, die mir sehr suspekt vorkamen, sich zu ihm stellten.
Die Frauen machten einen schlampigen Eindruck und hatten nach der Unterhaltung zu urteilen, nicht viel Bildung. Beide hatten offensichtlich Zahnprobleme. Sie hatten Mühe, sich richtig zu unterhalten weil ihnen fast alle Zähne fehlten. Es wurde auch laut darüber gesprochen so dass alle mithören konnten. Sie waren der Meinung, dass es sogar schon Kinder gäbe, die ihre „dritten“ Zähne hätten.
Damit haben sie vielleicht auch nicht ganz Unrecht. Es sollte wohl auch ein gewisser Trost für sie selber sein. Wie die beiden den Eindruck machten, konnten sie sich bestimmt keinen Zahnarzt leisten.
Möglicherweise waren sie auch drogenabhängig.

Die ältere Frau, die mir gegenüber saß, schielte immer mit einem Auge rüber zu den beiden Frauen, traute sich aber nicht, den Kopf ganz herum zu drehen. Sie presste die Lippen fest aufeinander.
Der Mann, ganz hinten im Wagen drehte sich halb zur Seite, runzelte die Stirn und man konnte gut von seinem Gesicht ablesen, was er wohl über diese beiden Fahrgäste dachte.

Nach weiteren 3 Haltestellen stiegen die beiden jungen Frauen aus. Der junge Mann, der anscheinend nicht unmittelbar zu den Frauen gehörte, blieb sitzen, schaltete seinen Walkman ein und bewegte seinen rechten Fuß kräftig nach dem Takt der Musik, die er am Ohr hatte. Das Temperament wurde stärker. Er schlug dann auch noch mit beiden Handflächen in gleichmäßigem Rhythmus auf seine Oberschenkel. – Ich musste grinsen und einige andere Fahrgäste auch.
Der Mann ganz hinten im Wagen runzelte erneut die Stirn und schaute mit halb gedrehtem Kopf schielend um die Plastikwand, die den Fahrgast vor Zugluft von der Automatiktür schützen soll.
Die Frau mir gegenüber verzog keine Miene. Sie drehte nur ganz langsam ihren Kopf rüber zu dem jungen Mann und wieder zurück, um dann demonstrativ stur aus dem Fenster zu schauen.
Nach einer Weile stand der junge Mann auf, um sich weiter nach vorne zu setzen wo es inzwischen leerer geworden war. Dort konnte er etwas ungestörter seine rhythmischen Bewegungen ausüben.

Es ist schon ganz interessant, wenn man während einer so kurzen Zeit in der Straßenbahn Leute beobachten und seine Studien machen kann.



Bahnsteig 12



Wieder so ein zugiger, grauer und verregneter Tag.
Die Menschen um mich herum scheinen alle schlechter Laune zu sein.
Ich warte nun schon eine ganze Weile auf den ICE aus Hamburg. Der Bahnsteig füllt sich zunehmend und es ist nicht einfach, den hastig einher eilenden Leuten aus dem Weg zu gehen.
In den Gesichtern steht schon der Unmut geschrieben, wenn sie mich nur hier sehen.
Als wenn ich ein Übel wäre, dem man aus dem Weg gehen muss.
Nur Wenige haben einen freundlichen Blick für mich übrig.
Schon gar nicht bemerken sie, wie hungrig ich bin.
Die schnarrende Bahnhofsansage teilt den Wartenden mit, dass der Zug voraussichtlich 20 Minuten Verspätung haben wird. Verärgerte Reaktionen der Reisenden werden laut.
Ein Mann neben mir versucht, seinen Zorn mit einem Fußtritt nach mir abzureagieren. Pech gehabt! Ich bin schneller.
Ein paar Schrittchen zur Seite genügen, um aus dem Gefahrenbereich für‘s erste zu entschwinden.
Trotzdem, was kann ich denn dafür, dass es die Bahn nicht schafft ihre Fahrpläne einzuhalten?
Ein lautes Kindergebrüll lässt mich aufhorchen. Was ist denn bloß da vorn am Futterautomaten los?
Ah, eine genervte Mutter führt mit ihrem Kind eine lange Diskussion, ob er nun einen Schokoriegel und Cola haben darf oder nur Kekse.
Also, ich wäre für Kekse, die krümeln so schön.
Ein Ruf vom Nachbarbahnsteig lenkt mich ab. Ah, da ist mein alter Freund vom Sommer. Von einem Bahnsteig zum nächsten tauschen wir uns aus.
Dabei entgeht mir die Gruppe Jugendlicher, die mit Rucksäcken beladen in Richtung Wartebereich „D“ laufen. Gerade noch kann ich zur Seite springen.
Warum sind die Menschen nur so hastig unterwegs? Sie könnten sich ein wenig von meiner Gelassenheit abschauen.
Die Gruppe sammelt sich im Raucherbereich. Es entfaltet sich eine Wolke blauen Dunstes und es stinkt gewaltig nach Tabak.
Also, ich fand den Duft der Qualmwolken von den Dampfloks angenehmer, falls mich einer fragt. Aber mich fragt nie jemand!
Ich begebe mich zur nächsten Bank und finde Platz neben einem Liebespärchen.
Die zwei sind ja so niedlich, turteln wie die Tauben. Dabei leisten sie sich gegenseitig ununterbrochen Treueschwüre... Sicher glauben sie auch daran. Wenn die wüßten, wieviel Untreue es auf der Welt gibt.
Für mich haben sie keinen Blick. Und wenn, dann würden sie mich vermutlich nicht neben sich wollen. Ich bin ihnen sicher zu grau, zu schmuddelig, zu zerzaust!
Ach, der Mutter-Kind-Disput ist geklärt! Sohnemann ist Sieger nach Punkten.
Er hat Schokoriegel, Cola und Kekse.
Sofort beginnt er die Gebäckpackung aufzureißen und den Inhalt über den Bahnsteig zu verteilen. Wenn ich dahin gehe, vielleicht bekomme ich etwas ab?
„Vorsicht am Bahnsteig 12! Es hat Einfahrt der ICE aus Hamburg, zur Weiterfahrt nach...“
Der Rest geht in der Geräuschkulisse des einfahrenden Zuges unter.
Hastig raffen alle Wartenden ihr Gepäck zusammen. Es bricht ein regelrecht rücksichtsloser Sturm auf die Waggons los. Der Kampf um die Sitzplätze hat begonnen.
Die Kippen bei den Jugendlichen fliegen auf den Boden. Diese Ferkel machen sich nicht einmal die Mühe diese Dinger auszutreten.
So etwas müsste sich Unsereins mal wagen! Keinen Anstand hat die Jugend von heute.
Man steigt ein. Das Pärchen kann sich immer noch nicht trennen. Ach, muss Liebe schön sein...
Die Türen schließen sich und der junge Mann bleibt winkend auf dem Bahnsteig zurück.
Oh, ich sehe, der Junge hat seine Kekse auf der Bank vergessen.
Ich kann sein Schreien durch die geschlossenen Türen des ICE hören. Tja Pech gehabt mein Kleiner, die sind nun mein Abendessen!
Da ist ja noch der wütende, Fusstritte austeilende Mann. Glücklich schliesst er gerade eine ältere, gepflegte Dame in die Arme.
Sie schaut ihn von oben bis unten an und sagt:
„Schmal siehst du aus, mein Junge. Aber Mama wird dich schon wieder herauspäppeln.“
Der Mann ist nun gar nicht mehr wütend und über die Schulter seiner Mutter erreicht mich ein kleines Lächeln.
Ich könnte direkt neidisch werden. Wer päppelt mich denn wieder auf?
Ich darf noch gar nicht an den langen, kalten Winter denken. Vielleicht sollte ich in den Süden reisen?
Der Zug verlässt den Bahnhof, fährt seinem nächsten Ziel entgegen.
Es ist leer geworden auf dem Bahnsteig 12 dieser großen Stadt.
Ich mopse mir eine Keksecke und schwinge mich auf zu meinem Lieblingsbalken unter der Bahnhofsbedachung. Es wird Zeit ein wenig zu schlummern.
Man hat ein aufregendes Leben als Bahnhofstaube.

 

 Der erste Mensch auf dem Mond

Phantastisch muss es wohl gewesen sein
was Armstrong seinerzeit erlebte
als er den Mond das erste mal betrat.
Am Horizont des Mondes stieg ganz plötzlich
aus der Dunkelheit im All
ein großer leuchtend blauer Ball.
Wie ein Brillant so schön soll er gewesen sein.
Er ist es noch. - Der Ball ist unsere Erde.
Tun wir alles, dass uns dies' Juwel
erhalten bleibe wie es ist.



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.01.2009

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