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Es war dunkel im Raum. Ich brauchte eine Weile, bis sich meine Augen an die träge Dunkelheit gewöhnen konnten. Der Raum war zerstört.
Die Fensterscheiben fehlten. In den Mauern waren klaffende Löcher, und das halbe Dach fehlte. Dahinter war es schwarz. Ich wusste nicht wo ich war, aber es war mir auch egal.
Das Sofa an der einen Wand war zerfetzt, die dunklen Lederstreifen hingen in Fetzen herab. Die Pflanze daneben war braun und vertrocknet. Der kleine Wohnzimmertisch war in der Mitte entzwei geschlagen worden. Eine Katze lag tot in der Ecke vor dem vollen, mittlerweile verschimmelten Futternapf. Der Wasserhahn in der Küchenzeile gegenüber tropfte. Man konnte es nicht abstellen, ich hatte es schon versucht.
Das Einzige das noch neu aussah war der Kerzenhalter, der unter dem mit Brandflecken übersehenen Portrait stand. Der dunkle Kerzenhalter stand aufrecht da, fest und sicher. Auf dem Kerzenhalter war eine beinahe vollständig heruntergebrannte Kerze. Die Kerze flackerte. Nicht etwa weil so etwas wie ein Wind ging. Sie drohte auszugehen. Bald. Sehr bald würde ich hier alleine im Dunkel sitzen.
Was würde dann geschehen? Würde ein Tornado kommen, den Rest des Daches verschlingen und dann mich mitreißen? Würde alles in Flammen aufgehen? Oder würde alles einfach so bleiben – nur dunkel?
Mein Blick fiel zur Türe. Wo war ich? Wie kam ich hier her? Draußen war nichts – nur schwarz. Hier war es schmuddelig, dreckig. Trotzdem wollte ich nicht hinaus. Ich konnte nicht loslassen, wollte keinesfalls gehen. Hier war es angenehm.
Das Flackern der Flamme wurde stärker. Es dauerte nicht mehr lange, höchstens ein paar Sekunden.
Dann wurde es dunkel.

Der Raum erstrahlte in hellem Licht. Es war grell und durchzuckte die Dunkelheit in ungleichmäßigen Wellen.
Ich sah den gesamten Raum noch einmal vor mir, schmutzig, zerfetzt und leblos. Auf einmal fügte sich vor meinem inneren Auge alles wieder zusammen. Die Falten des Sofas glätteten sich, die Fetzen fügten sich wieder zu einem Ganzen zusammen. Die Pflanze ergrünte und die Brandlöcher im Portrait schlossen sich. Die Katze erwachte wie aus einer Narkose und fraß eifrig das frische Kalbsschnitzel.
Das Licht wurde greller, mehr und mehr, und hob meinen Körper hoch empor. Ich fiel in Ohnmacht.

Weißes Licht behinderte meine Sicht, machte mich blind, doch ich zwang mich meine Augen offen zu halten damit sie sich an das Licht gewöhnen konnten. Mein Arm tat höllisch weh. Wo war das Dunkel geblieben? Ich wollte zurück in den Dämmerzustand, in den schwarzen Raum mit der Katze.
Ein bekanntes Gesicht tauchte über mir auf und nahm einen Teil des brennenden Lichts.
„Jane?“, hörte ich meine krächzende Stimme fragen.
Die Person nahm meine Hand liebevoll in die Ihre und tätschelte sie.
„Morgen, Schlafmütze.“, sagte die angenehm vertraute Stimme von ihr.
„Wo bin ich?“
Ihre Augen wurden traurig, mitleidig. „Im Krankenhaus. Du hattest einen sehr schweren Unfall. Du warst weg, aber die Ärzte konnten dich zurückholen.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde weich.
Ich erstarrte. „Ich war weg?“
Mir war klar was diese Worte bedeuteten, aber ich wollte sie nicht. Und auf einmal wurde mir klar wo ich gewesen war.

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Tag der Veröffentlichung: 18.12.2010

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