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Vorwort

Alle Ereignisse, Charaktere und Orte sind fiktiv. Falls Verbindungen zu realen Personen bestehen sollten, so sind diese nicht beabsichtigt und rein zufällig.

TEIL 1:

Brandherd“

„Feuer“

Funken, Knistern, dann entfacht,

Flammen dringen bis zum Dach.

Lodert, brennt, schließt den Kreis,

Rauch, Asche – schwarz dann weiß.

 

Sie ist noch da oben, war das Erste, was Jane dachte, als sie langsam zu sich kam, aufstand und hustete. Rauch, roch sie, viel Rauch. Stöhnend hielt sie sich ihren schmerzenden Rücken, vom harten Boden auf dem sie aufgewacht war. Dann ihren dröhnenden Kopf. Wieder hustete sie.

Es war heiß, viel zu heiß. Sie kam ins Schwitzen, das tat sie sonst nie. Schnell streifte sie ihr Oberteil ab, hielt es sich vor den Mund, wischte sich den Schweiß von der Stirn, ging vorsichtig ein paar Schritte.

Dann sah sie die Flammen vor dem Fenster lodern.

Ein leises Knistern, das am Holz des alten Hauses zu nagen begann, unbarmherzig.

Sie musste sich beeilen. Rannte jetzt zur hölzernen Treppe, die ins Obergeschoss führte. Immer wieder ein leises Husten ausstoßend, fühlte sie, wie es immer schwerer wurde zu atmen. So dicke Luft.

Orange, rot, violett, blau – sie sah alles, als sie die Treppe erreichte, die ersten Stufen erklomm. Diese Flammen, dieses Feuer - das war auf keinen Fall ein gewöhnliches.

Einfach vorbei an den merkwürdigen, kleinen Flammen, die bedrohlich dort herumtanzten, sie zu verspotten schienen, ihr immer wieder den Weg abschneiden wollten.

Sie wusste nicht wie, aber sie schaffte es schließlich ins Obergeschoss.

„Eileen!“, schrie sie.

 

So heiß, so schwer. Husten. Eileen konnte kaum die Augen öffnen, verstand nicht, was da geschah. Sie lag in ihrem Bett, das wusste sie, doch alles andere schien sich um sie herum zu verändern. Rauch lag in der Luft.

Es brennt!, dachte sie. Setzte sich abrupt auf, hustete. Dann sah sie den Rauch, die Flammen. Warum nur? Das ist das Ende. Es brennt. Feuer. Überall Flammen.

„Jane, Mum, Dad?“, brachte sie noch hervor. So schwer zu atmen. Sie legte sich wieder hin, zog die Bettdecke über den Kopf.

Das muss ein Traum sein. Wach auf! Wach auf!, dachte sie, begann zu zittern, trotz der Hitze, keuchte. Müdigkeit zerrte an ihr, sie schloss die Augen wieder.

Das ist alles nur ein Traum. Morgen ist die Welt wieder in Ordnung.

Dann hörte sie die Stimme ihrer Schwester.

Kein Traum.

Doch sie konnte nicht mehr darauf reagieren.

 

Im Obergeschoss war die Luft noch dicker. Überall züngelten diese seltsamen Flammen. Doch Jane musste da irgendwie durch. Eileen war hier noch irgendwo und Jane war verantwortlich. Ihre Eltern hatten ihr für heute die Aufsicht erteilt, was ihr gar nicht gepasst hatte.

„Sie ist doch nur zwei Jahre jünger als ich. Sie ist doch schon 15, da wird sie auch mal einen Tag allein auskommen“, hatte sie gesagt.

„Ich bitte dich, du kennst doch deine Schwester!“, hatte ihre Mutter gefleht.

„Sie ist doch noch nicht mal wirklich meine Schwester!“, war ihr raus gerutscht. So oft lag ihr das auf der Zunge. So oft hatte sie daran gedacht, es Eileen zu sagen. Aber sie fand, das war die Aufgabe ihrer Eltern.

Egal, sie musste irgendwie an den Flammen vorbei, an den besonders hohen, viel zu großen Flammen, die ausgerechnet vor Eileens Zimmer brannten.

Sie dachte nicht mehr nach, rannte einfach los. Sie wusste nicht, wie sie es durch diesen Wald aus Flammen geschafft hatte, war blindlings gerannt, schließlich gegen die Zimmertüre geprallt. Es war, als hätte sie eine seltsame Kraft diesen Weg geleitet. Am Boden lag sie jetzt trotzdem wieder. Hustend. Immer mehr. Immer schlimmer.

Egal. Aufrappeln, Tür öffnen.

Im Zimmer erkannte Jane in diesem dichten Rauch kaum das Bett. Doch dann sah sie die Bettdecke, unter der Eileen sich verkrochen haben musste. Typisch!, dachte Jane, schnappte mit letzter Kraft ihre regungslose Adoptiv-Schwester, schleifte sie bis zum Fenster, öffnete dieses und atmete keuchend die kalte Luft ein.

Sie überlegte schon, ob sie es wagen könnte zu springen, doch da Eileen sich nach wie vor nicht regte und Jane sie auf keinen Fall in diesem Zimmer lassen wollte, verdrängte sie diesen Gedanken schnell wieder.

Sirenen ertönten.

Dann kam der Schmerz, der ihren Körper erfasste. Brennend. Ihre Lunge schien zu explodieren.

Sie sah noch den Schein eines Blaulichts, im Licht der aufgehenden Sonne, dann sackte sie vor dem Fenster zusammen.

 

ER hatte die ganze Zeit da gestanden. Vor dem alten Holzhaus, am Rande der Stadt. Hatte zugesehen, wie sich das Feuer – sein Werk - so machte. Welch herrliche Flammen!

Es hatte besser funktioniert als er gedacht hatte. Die Gelegenheit hatte er einfach ergreifen müssen, wusste ja, dass die Weavers heute nicht zuhause waren.

Diese Energie, dieses Knistern, dieser Rauch, so schön.

Doch dann erklangen diese Sirenen und versauten alles.

Schnell verzog er sich wieder.

Die Nacht war schon weit fortgeschritten, er jedoch kein bisschen müde. Als sich die blinkenden Lichter langsam verzogen, die Straße sich räumte, stand er immer noch da.

Blickte in den Himmel. Lächelte. Die Sonne ging auf. Er streckte die Arme aus, den Blick Richtung Sonne. Endlich konnte er seine verbrauchte Energie wieder auftanken.

 

„Wasser“

Nass, kalt, langsam,

warm, schneller, sorgsam,

gewaltig, mächtig, grausam,

lebend, löschend, wirksam.

 

Da waren diese Stimmen, diese Lichter. Kalte Luft strömte in ihren Rachen. Eine Sauerstoffmaske. Jane riss sie – noch immer etwas benommen – von ihrem Gesicht, doch eine Hand schob sie ihr wieder über Nase und Mund, drückte sie darauf, sagte irgendetwas.

Jane wand ihren Kopf, versuchte in den vielen Lichtern und Schatten, die sich ihr boten ein klares Bild zu erfassen. Zuerst sah sie das Wasser – oder etwas Wasserähnliches – das zischend die noch letzten schwachen Flammen am Haus in Rauch wandelte, dann wand sie ihren Blick davon ab, suchte nach Eileen.

Endlich fand Jane sie, kurz bevor die Trage, auf der sie lag, sich in Bewegung setzte. Mit ihrer bleichen Haut und ihren noch bleicheren, blond-weißen Haaren sowie ihren himmelblauen Augen, war ihre Adoptiv-Schwester auch optisch ihr kein bisschen ähnlich. Das Eileen das nicht begriff ... Nun, vielleicht wollte sie es einfach nicht begreifen.

„Jane! Jane! Jane!“, hörte sie noch leise Eileens panische Rufe, dann wurde auch sie selbst weggeschoben.

 

Die letzten Tage waren vergangen, ohne das Eileen etwas davon mitbekam, erst als sie ihre Mutter sah, wie sie am Bett kniete, weinte, fühlte sie wieder was, wirklich was.

Eileen sah ihrer Mutter in das volle, rundliche Gesicht, das kleine Falten und Augenringe zierten, die sie um Jahre älter aussehen ließen als sie war.

„Eileen? Schatz. Wie geht es dir?“

„Mama? Ich will nach Hause. Darf ich?“

Ihre Mutter lächelte, sichtlich bemüht.

„Morgen vielleicht.“

Langsam dämmerte es ihr. Bilder zogen vor ihrem Geiste vorbei. Bilder vom Feuer. Und da war immer wieder dieses laute, kümmernde, ja fast schon ärgerliche Rufen ihrer Schwester.

„Wo ist Jane? Wie geht es ihr?“, fragte Eileen, schnappte nach Luft. Was wenn ihr was passiert war? Das ist dann alles meine Schuld. Nur meinetwegen war sie in mein Zimmer gekommen, nur um mich zu retten, dachte sie.

In diesem Moment kam ihr Vater rein.

„Ihr geht es gut, keine Sorge!“, sagte er, sein sonst immer glattes Hemd war zerknittert, seine sonst aalglatten, dunklen Haare zerzaust.

„Kannst du mir sagen, was da passiert ist? Da lässt man euch einmal allein und dann so was!“, schoss er los.

„Arthur! Also wirklich!“, zischte ihre Mutter ihm zu, was ihn nicht davon abhielt wie wild auf und ab durch das Zimmer zu schreiten.

„Ich weiß nichts, Vater! Gar nichts. Ich will zu Jane! Ich will nach Hause!“, sagte sie und begann zu weinen.

„Siehst du: Jetzt weint sie. Hast du gut hinbekommen“

„Ach, ich bitte dich Diane! Sie ist fünfzehn und doch kein kleines Kind. So schrecklich das auch war, manchmal denke ich wirklich ...“

„Arthur! Jetzt reicht es aber!“

Vater winkte ab, kam zu ihr ans Bett, strich ihr kurz übers Haar und wollte schon gehen.

Sehr einfühlsam, Vater. Toll!, dachte Eileen.

„Hört auf! Hört endlich mal auf zu streiten!“, schluchzte sie dann.

Es klopfte. Sie und ihre Eltern verstummten, wandten die Blicke zur Tür, die sich sogleich öffnete. Eine Stimme ertönte:

„Haben unsere tollen Eltern sich mal wieder gestritten? Typisch! Was anderes können sie eben nicht. War schon immer so.“

Jane! Sie saß im Rollstuhl und eine Schwester schob sie ins Zimmer.

„Ich lass sie dann mal wieder allein, aber bitte bleiben Sie ruhig, das hier ist ein Krankenhaus“, sagte die Schwester, ging wieder.

Eileen sah genau an Janes Blicken, obwohl auch sie gezeichnet wirkte, dass ihr das alles überhaupt nicht gefiel.

Eileen hörte auf zu weinen, lächelte.
„Jane! Gott sei Dank!“, stieß sie aus, wollte aufstehen und ihr um die Arme fallen, aber sie fühlte sich noch immer so müde, so träge, dass sie doch liegen blieb.

 

Es war Jane leicht gefallen, die Krankenschwester davon zu überzeugen, Eileen einen Besuch abzustatten. Wahrscheinlich hatte sie klein bei gegeben, damit sie endlich Ruhe gab.

Leider hatte dieser Krankenschwester auf den Rollstuhl bestanden, wollte sie begleiten. Die ganze Zeit hatte Jane ihr schon in den Ohren gelegen, wollte einfach nur fort, nach Hause, wo auch immer das jetzt war.

Morgen würde sie endlich hier raus dürfen. Und Eileen auch, hatte Jane in Erfahrung gebracht.

Ihre Eltern wären gerade auch bei Eileen, hatte die Krankenschwester gesagt.

Ja, das hörte sie schon von weitem.

„Genau deswegen wollte ich zu ihr. Sehen Sie? Meine Eltern können sowieso nichts anderes als sich streiten, selbst jetzt. Und Eileen, sie ist so ... verletzlich“, sagte sie der Krankenschwester, als sie an der Tür klopfte und damit die Streithähne augenblicklich zum Verstummen brachte.

Ihre Mutter rannte sofort auf sie zu, als hätte sie sie die letzten Tage nicht gesehen. Natürlich war sie an ihrem Bett gehockt, hatte geweint. Klar hatte Jane das mitbekommen. Auch ihren Vater, wie er ihr wütende Blicke zugeworfen hatte. Sie hatte beschlossen einfach zu schweigen, während die beiden sich stritten und zwischen ihr und Eileen hin und her gehetzt waren.

„Ich lass Sie dann mal wieder allein, aber bitte bleiben Sie ruhig, das hier ist ein Krankenhaus“, sagte die Krankenschwester, ging wieder.

Nun fiel ihre Mutter also um ihren Hals, Jane seufzte nur.

„Ist gut Mum. Erdrück' mich nicht. Mir geht’s gut. Wirklich. Das bisschen verbrannte Haut ist nicht der Rede wert und Luft bekomme ich schon lange wieder richtig. Also hör endlich mal auf dir solche Sorgen zu machen. Und du, Dad: Hör auf uns zu beschuldigen. Ich habe nichts damit zu tun, verdammt! Und Eileen auch nicht. Wir haben nichts gemacht!“

Ihr Vater, der immer noch wie ein aufgescheuchter, aufgeblasener Gockel durch das Zimmer stolzierte, wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als es erneut an der Tür klopfte.

Ein kleiner, stämmiger und muskulöser Mann mit Vollbart, betrat den Raum.

„Guten Tag zusammen. Schön, dass ich gleich die ganze Familie hier antreffe. Detective Torres mein Name. Ich würde ihnen gerne ein paar Fragen stellen, bezüglich des Vorfalls“, schoss er brummig los, spuckte dabei das Wort „Vorfall“ aus, als wäre es eine ansteckende Krankheit und schüttelte kräftig Vaters Hand.

„Brandherd“

Wasser auf Flammen,

Rauch lichtet sich,

Schaden verrichtet, Schaden vergangen,

Feuer ging, Sucher kam,

wo alles End' den Anfang nahm.

 

Schon als Kenneth Torres die letzten Flammen gesehen hatte, hatte er gewusst, es würde anders werden als sonst. Das Haus war alt gewesen, schon das erste was ihm die Arbeit erschweren würde. So wurde das Risiko des Betretens dieser Ruine noch größer und unkalkulierbarer als gewöhnlich.

Krankenwagen und Feuerwehr rasten schon an ihm vorbei. Offenbar hatte es Verletzte gegeben. Auch die würde er befragen müssen.

Ein paar seiner Kollegen waren schon vor Ort, als er seufzend die Ruine betrat.

Sofort sah er, dass dies einfach kein natürlicher Brand gewesen sein konnte, was ihn aber nicht sonderlich überraschte. Sein Boss weiß genau, wie ungern er umsonst geschickt würde. Bei der Hitzewelle, die für die nächste Woche angesagt war, würde es bestimmt genug Brände mit natürlicher Ursache geben.

„Was habt ihr bereits?“, begrüßte er seine Kollegen genervt, wusste doch genau, das es ein langer Tag werden würde. Immer wieder schaute er sich um, sah all die verkohlten Wände, besonders die Decke bereitete ihm Sorgen. Dort war wunderlicherweise kaum ein Schaden zu sehen, stabil sah sie aber überhaupt nicht aus und wenn es auch im Obergeschoss gebrannt hatte, könnte sie jederzeit zusammenbrechen.

„Nichts haben wir. Gar nichts. So etwas habe ich noch nie gesehen“, krächzte der alte Horst, der älteste seiner Kollegen und schüttelte immer wieder den Kopf.

„Da muss jemand ganz gezielt vorgegangen sein. Nur bestimmte Flächen haben gebrannt.“

Na toll!, dachte er. Das hieß, es gibt vermutlich mehrere Brandherde, was seine Arbeit noch zusätzlich erschwerte.

„Sehr hoch können die Flammen nicht gewesen sein, die Decke ist nahezu unberührt. Aber ich trau dem Braten nicht. Wie sieht es oben aus? Ich hoffe, ihr habt abgesichert, nicht dass uns nachher noch das ganze Gebälk auf die Rübe knallt.“

„Das hält schon. Frag Maila, die war schon oben. Da sieht's übrigens besonders schlimm aus.“
Warum sagt der Trottel das nicht gleich!, dachte er. Ging nach oben. Auch hier zeigte sich ein mehr als bizarres Brandmuster. Das muss jemand so gelegt haben, mit einer Benzinspur oder ähnlichem, zumindest kam das diesem Muster noch am nächsten. Aber diese teilweisen leeren Stellen, an denen das Feuer so etwas wie Lücken aufgewiesen haben musste, waren ihm einfach unerklärlich. Vor einer fast schwarz verkohlten Türe war ein großes Loch entstanden. Definitiv ein Brandherd, aber sicher nicht der einzige. Maila, die einzige Frau dieser tollen Truppe, zu der er leider auch gehörte, saß eben genau dort und versuchte irgendeine Spur zu finden. Sie bemerkte schließlich, dass er ihr zusah, drehte sich um.

„Torres! Wie lange stehen sie da schon?“, fragte sie ihn und starrte ihn mit ihren großen Bambi-Augen an.

„Lang genug, um zu sehen, dass es wohl nichts zu sehen gibt.“

Keine defekten Stromdosen oder Leitungen, keine mögliche Zündquelle wie etwa ein Brennkörper, kein Benzingeruch, einfach gar nichts war hier. Er hatte sich bereits gründlich genug umgesehen, traute weder seinen Kollegen, noch all den anderen Dingen hier.

 

Ein paar Tage später dann - es hatte zu seiner großen Verärgerung immer noch keinerlei verwertbare Spuren gegeben, was ihm immer noch völlig unbegreiflich war – machte Detective Torres sich auf den Weg zu den beiden Zeugen, die sich während des Brandes im Haus befunden haben mussten. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er sofort zu ihnen gegangen, aber nein: Sie sollen sich erholen, seien noch nicht „vernehmungsfähig“, hieß es.

Er seufzte, weil er es hasste in Krankenhäuser zu gehen, setzte ein falsches Grinsen auf und ging nach oben, nachdem er eine Weile mit der Empfangsdame diskutiert hatte.

Von weitem hörte er, dass es in dem Zimmer lautstark zur Sache ging.

Ganz große Klasse! Wie dämlich kann dieser Fall noch werden. Jetzt muss ich mich auch noch mit einer zerstrittenen Familie unterhalten. Wer weiß, ob nicht gar einer von denen gezündelt hatte. Wäre am Naheliegendsten. Wegen der Versicherung. Oder eines der Kinder hatte eben aus Lust und Laune gezündelt. Mit dem Feuer spielt man nicht!

Er atmete einmal tief ein und aus bevor er klopfte und einfach die Tür öffnete, damit gleichzeitig den Streit unterbrach. Überrascht, aber auch erfreut, dass er gleich auf die ganze Familie traf – so ersparte er sich wenigstens etwas Arbeit – begrüßte er den Familienvater überschwänglich und im höflichsten Ton. Er zeigte erst gar nicht seine Marke. Eine Strategie, die er sich über die Jahre antrainiert hatte und die sich auch als erfolgreich herausgestellt hatte. Er wirkte eben meist nicht wie ein Cop, sondern höflich, nett und etwas unbeholfen. So sehen sie nicht, dass eine mögliche Bedrohung von ihm ausging – die „Kumpelschiene“, nannte er das. Wäre ja schlecht, wenn er gleich auf sie zukäme und sagen würde: „Ihr Haus hat gebrannt – das waren doch Sie oder?“

 

Der seltsame Detective bat sie sich zu setzen, Vater tat das nur widerwillig und auch Jane setzte sich ungern in diesen dämlichen Rollstuhl zurück. Sie war doch nicht behindert! „Ist Vorschrift“, hatte die Krankenschwester nur gesagt. „Nachher segelst du hin und ich bin schuld.“

„Uns würde ja auch interessieren, wie es zu dem Brand gekommen ist, aber... die Kinder wissen doch nichts. Können Sie uns da Näheres sagen?“, begann Mutter.

Jane sah genau, wie Vater ihr wieder einen vielsagenden, sehr bösen Blick zuwarf. Warum auch immer. Auch der Detective schien dies zu merken, ließ aber nicht ab von seinem fürchterlichen Grinsen.

„Wir ermitteln noch, aber es sieht leider danach aus, als wäre der Brand gelegt worden.“

„Gelegt?“, schrie Vater. „Das ist nicht ihr Ernst, oder? Ich bitte Sie! Das war doch nur ein Unfall in der Küche. Sag es dem Detective, Jane!

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.05.2016
ISBN: 978-3-7396-5793-6

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