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Weihnachtsgeschenk


Der Herbst ist schon weit fortgeschritten. Die Blätter fallen von den Bäumen. Melissa geht in den Wald, um den Kopf frei zu bekommen. Die welken Blätter rascheln unter
ihren Füßen.

Weihnachten ist schon bald wieder da. Jedes Jahr wieder der ganze Stress von vorne.
Die Kinder freuen sich auf Geschenke, die Eltern hetzen vorher noch in die Läden, um für alle etwas passendes zu kaufen, wovon vieles wieder umgetauscht wird, weil es ja doch niemand braucht.

Diese Gedanken gehen Melissa durch den Kopf. Irgendwie werde ich es schon schaffen.
So wie immer. denkt sie.

Langsam nähert sie sich ihrem Heim. Auch der Ehemann wird schon da sein. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie ganz die Zeit übersehen hatte.

In der Küche brennt ein warmes Licht. Leise öffnet sie die Haustüre und sieht sich um.
In der Diele steht ein großes Paket, ganz in braunes Packpapier eingehüllt. Keine Spur vom Ehemann und von den Kindern.

Nun war sie doch neugierig geworden. Sie legt ihren Mantel ab und zieht die Schuhe aus.
Der Hausanzug liegt griffbereit im Bad.

Neugierig betrachtet sie das Paket, sucht nach einem Absender oder Empfänger. Beides ist nicht zu finden.

Ich werde das Paket jetzt einfach öffnen, überlegt sie. Wenn es nicht für uns bestimmt wäre, dann würde es auch nicht da stehen. Sie greift nach einer Schere und reißt das Packpapier in Fetzen. Unter dem Papier ist noch ein Karton. Also noch immer keine Sicht auf das Eigentliche.

Ungeduldig schnippelt sie an dem Karton herum.

Wo ist eigentlich meine Familie, überlegt sie.

Sie lässt die Schere fallen und schaut in die Küche. Da brannte doch vorher noch Licht.
Auch in der Küche befindet sich niemand.

Melissa begibt sich in den oberen Stock, um nachzusehen, ob dort jemand ist. Auch dort ist niemand zu sehen.

Wieder in der Diele angekommen, fängt sie wieder an, sich mit dem Paket zu beschäftigen.
Jetzt ist sie schon nervös, weil sich der Karton nicht so leicht aufreißen lässt. Mit großer Anstrengung hat sie endlich ein Loch in den steifen Karton gerissen.
Jetzt löst sich auch noch der Rest und vor ihr steht ein Heimtrainer.

„Was soll das denn“, entfährt es ihr laut.
Plötzlich ist auch ihre Familie wieder da. Die Kinder lachen laut und der Ehemann grinst über das ganze Gesicht.

„Das ist ein Geschenk von uns an dich, schon für Weihnachten“, sagt ihr Ehemann.
„Ich bin euch wohl zu fett, oder wie?“ Da versteht sie keinen Spass.

Sie funkelt ihre Familie an, dreht sich um und sperrt sich im Schlafzimmer ein.

Melissa hat wohl keine Freude an ihrem Weihnachtsgeschenk.

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Tag der Veröffentlichung: 28.11.2012

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