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Endlich Zeit. Endlich die Gelegenheit, mich umzusehen. Umzusehen in der neuen Umgebung die nun zu meiner neuen Heimat werden soll.
Ich hatte es geschafft, meinen alten Traum zu verwirklichen. Ich war ein Landei, und wollte es nie sein. Schon immer verspürte ich den Drang, der Einöde der Bergdörfer zu entfliehen. Nie hat es so richtig klappen wollen. Ja meinen Urlaub verbrachte ich schon mal in einer größeren Stadt, sehr zum Unmut meiner Familie. Ja meine Familie lebte gern auf dem Land. Mein Mann Johannes war in seinem Elternhaus auf dem Land geboren, und war nur schwer dazu zu bewegen mich für eine Woche Urlaub in die Stadt zu begleiten. Ach ja Johannes, wenn ich an ihn dachte überfiel mich Wehmut .
Seit fast einem Jahr war mein Mann nun tot. Viel zu früh musste er sterben. Er war ein Landarbeiter, und sein Hof war sein Alles.
Unsere 3 Kinder, zwei Töchter und ein Sohn, schlugen total in die Familie von Johannes. Bodenständig und landtreu.
Unser Sohn Benedikt, kurz Benny genannt , übernahm unseren Hof mit Freude, er war wie sein Vater, Landwirt mit Leib und Seele.
Elke unsere Erstgeborene fand ihr Glück bei Tom einem Erben eines großen Hofes, und Susi, war längst die Frau des Dorflehrers geworden.
Meine Kinder waren gut versorgt, und ich bewohnte noch lange Zeit das Obergeschoss unseres großen romantischen Bauernhauses.
Doch noch immer waren meine Träume nicht ausgeträumt, noch immer packte mich regelmäßig die Sehnsucht nach dem regen Leben in der Großstadt.
Wie oft setzte ich mich dann in die Bahn, und fuhr dahin, wo nach meiner Meinung das Leben pulsierte.
Dann war ich glücklich, und freute mich meines Lebens.
Meine Kinder kannten diese meine Sehnsucht schon , und reagierten oft belustigt darauf. Ich war eben nicht damit zufrieden, meine kostbare Zeit mit Gartenarbeit, und Enkelkinder hüten zu verbringen. Ich liebte meine Enkel Anja, Romina und Max sehr, aber ich konnte es nicht als meine Lebensaufgabe sehen, nur meine Zeit mit ihnen zu verbringen. Hier auf dem Land hatte ich eben immer das ungute Gefühl etwas zu versäumen.
So kam es, dass ich irgendwann Barbara aus Hamburg kennen lernte.
Barbara war im Urlaub in unserem Dorf. Einige Landwirte vermieteten Zimmer, in ihren großen Häusern. Sie boten Urlaub auf dem Land, an. Das war ein netter Nebenverdienst, und die Städter blieben nicht aus, sondern nutzten diese Angebote begeistert. Sehr oft und gerne kamen Familien mit Kindern, denn gerade Kinder freuten sich auf den Umgang mit Tieren. Unser Nachbar hatte darum auch zu diesem Zweck zwei Ponys angeschafft.
Barbara ging oft durch unser Dorf und blieb ab und zu vor schön bepflanzten Vorgärten stehen, und bewunderte die bunte Blütenpracht. Eines Tages kam ich mit Barbara ins Gespräch, sie fragte welche Blumen da so schön blühen. Wir unterhielten uns zuerst über Blumen, Pflanzen und Alltäglichkeiten.
Ich glaube wir waren uns beide sofort sympathisch, denn wir trafen uns nun öfter, und ich lud Barbara zum Kaffeeplausch ein. Wir hatten uns viel zu erzählen, besonders darum weil ja Barbara aus der Großstadt kam.
Barbara erzählte mir, dass auch sie allein ist, und eine große Wohnung in Hamburg bewohnt.
Viel zu groß für sie allein, aber eben günstig gelegen. Es hielten sie auch Erinnerungen zurück, die Wohnung aufzugeben. Sie hätte auch schon daran gedacht eins bis zwei Zimmer zu vermieten an eine zuverlässige Dame, in ihrem Alter.
Ich horchte sofort auf, und konnte es kaum glauben. Sollte das meine Chance sein ??
Barbara sah mir meine Erregtheit an, und fragte : Na Helga was ist denn los ? findest Du es etwa unpassend wenn ich einen Teil meiner Wohnung vermieten möchte ??? Die Bauern am Ort hier, tun doch das selbe. Nein nein, sagte ich schnell, das ist es nicht, und ich erzählte ihr von meinen Gedanken, und meiner Sehnsucht nach Stadt und Leben.
Barbara schaute mich ernst an, und meinte : Helga, hast Du Dir das auch gut überlegt? Bist Du sicher dass Du nicht bald Heimweh nach dem schönen Fleckchen Erde hier bekommen wirst ?.
Oh je wenn Barbara wüsste ! Schönes Fleckchen Erde? Ja das mag stimmen, aber nicht für mich. Ich konnte ihr nicht schnell genug beteuern dass dies meine ungeahnte Chance ist , hier raus zu kommen.
Also berieten wir was zu tun sei. Wir einigten uns darauf, dass Barbara erst nach hause fährt und ich hier alles zum Umzug nötige regeln werde.
Meine Kinder, oh was würden die sagen, wenn sie meinen plötzlichen Plan erfahren.
Na da stand mir ja nun einiges bevor.
Meine Töchter hatten nach einigen Diskussionen doch ein gewisses Verständnis für mich. Nur mein Sohn Benny wollte nicht glauben dass ich unser Dorf verlassen wollte um in der Stadt zu leben. Hamburg, freiwillig in diese Stadt zu ziehen konnte er einfach nicht begreifen.
Er erzählte von Gefahren, und was da alles passieren kann. Ich antwortete ihm ich sei kein Kind mehr, und alt genug etwaigen Gefahren aus dem Weg zu gehen.
Doch Benny merkte dass er nichts ausrichten konnte mit seinen Warnungen. Somit gab er es schließlich auf , und sagte mir noch, dass ich zu jeder Zeit wieder auf den Hof kommen könne, wenn meine Hoffnungen sich nicht erfüllen sollten. Dafür war ich Benny sehr dankbar, aber ich dachte nicht daran das Angebot einmal anzunehmen.
Möbel brauchte ich keine mitzunehmen, aber alle meine persönlichen Dinge packte ich zusammen. Oh weh, wie sollte ich das nur wegbekommen, es hatte sich so vieles angesammelt was ich unbedingt mitnehmen wollte. Barbara rief mich täglich an. Mittlerweile freute sie sich sehr über meine Entscheidung mich in Hamburg nieder zu lassen. Sie fragte nun täglich, wann es denn soweit sei. Sie war ganz aufgeregt vor Vorfreude.
Ja dann war es wohl langsam soweit, und die Sache wurde ernst. Aber ich freute mich schon sehr auf meinen Umzug. Benny rügte mich mal wieder, indem er meinte : Mama Du hast Dir ja nicht mal die Wohnung in Hamburg angeschaut. Doch ich entgegnete dass ich zahlreiche Fotos gesehen hatte, ich verlies mich da ganz auf Barbara.
Bennys großem Auto war es zu verdanken, dass ich alles so wegbekam, wie ich hoffte.
Dann endlich war es soweit, abends hatten wir das Auto gepackt, damit es am anderen Tag früh losgehen konnte.
Benny fuhr zügig, und ich hatte den Verdacht dass er so schnell wie möglich wieder zu hause sein wollte.
Ja Benny konnte sich noch immer nicht erklären warum es seine alte Mutter in die Stadt zog.
Wir kamen gut in Hamburg an, kein Stau, kein Stress, ein gutes Omen ?
Barbara erwartete uns voller Freude, und meinte, nun hast Du es doch wahr gemacht, ich habe bis heute gezweifelt, dass Du Deine schöne Heimat gegen die Großstadt tauschst.
Wir tranken Kaffee, und ich merkte dass Benny immer unruhiger wurde, er wollte die weite Strecke nach hause, noch heute wieder zurück fahren.
So war er, mein Sohn, nur schnell wieder nach hause zu Frau, Kind und Hof.
Als wir alles ausgeladen hatten, machte er sich auch sofort wieder auf den Weg.
Barbara zeigte mir die Wohnung und die mir zugedachten Räume. Ich hatte nicht solch große Zimmer erhofft, und somit war meine Freude groß. Das Einrichten würde problemlos sein, es fehlten nur einige Kleinteile, die ich mir in nächster Zeit besorgen wollte.
Den Vorschlag von meiner neuen Freundin Barbara, mir die Stadt zu zeigen, lehnte ich energisch und lachend ab. Ich wollte meine neue Heimat ganz allein begrüßen und erobern. Barbara verstand das, und wünschte mir viel Glück. So kam es, dass meine Umzugskartons noch verpackt im neuen Heim standen, und ich hier auf der Strasse zur U-Bahn.
U-Bahn !! Allein das Wort faszinierte mich schon immer.
Ich nahm mir vor , egal wohin, mit der U-Bahn zu fahren. Ich löste mir Karten, und betrat den Bahnsteig.
Dass dort einige junge Leute Bier trinkend an der Ecke standen, ignorierte ich, oder wollte es in meiner Euphorie einfach nicht sehen.
Ich wollte Großstadtleben spüren. Nach einer Stunde stieg ich aus, und wusste nicht an welchem Ende der Stadt ich mich befand.
Ich schlenderte in einer fremden Gegend durch die Strassen, verwundert, einen solchen Teil der Stadt zu sehen. Hier war nichts von Großstadtrummel, Geschäften und Passagen zu sehn. War das Hamburg, die schöne Stadt wie ich sie kannte. Nein hier wurden sicher keine Hochglanz-Fotos aufgenommen, wie man sie überall zu kaufen bekommt. Alte Häuserfassaden, Hinterhöfe, umherliegender Müll. Es war furchtbar. Wo befand ich mich hier eigentlich. Ich konnte nicht glauben was ich sah. Schnell drehte ich mich um, ich ging zurück zur Bahn, das hier wollte ich nicht sehen. Das hatte ich nicht erwartet.
Ich fuhr zurück, dahin wo nun seit gestern mein Zuhause war. Ich erzählte Barbara nicht wo ich war, ich wollte sie nicht beunruhigen. Diese Bilder eines Stadtteiles kannte ich nicht. . War ich bisher blind gewesen.
Ich packte versonnen meine Sachen aus. Barbara half mir dabei, und bald konnte ich wieder lachen. Was ich heute gesehen hatte, wollte ich so schnell wie möglich vergessen.
Am nächsten Tag, gingen Barbara und ich zusammen in die Stadt. Barbara zeigte mir das imposante Rathaus, und dann gingen wir zum Hafen. Auf der Elbe sahen wir Schiffe, und Fähren, es war herrlich hier, und schon freute ich mich wieder den Entschluss gefasst zu haben ein Stadtmensch zu werden. War es nicht herrlich hier, an der Alsterpromenade, wo sich die Villen der Reichen befanden schlenderten wir am Ufer entlang, und ich kam mir vor wie eine Diva. Das war das Leben was ich mir erträumt hatte. Barbara erklärte mir was sie wusste, welche Villa wem gehörte, und wessen Bootsstege sich wo befanden. Die Jachten der Reichen auf der Elbe, fand ich so beeindruckend. Dieser Tag war ein Erlebnis, zumal wir noch eine Stadtrundfahrt in einem Doppelstockbus machten. Wir saßen oben im Freien, und genossen die Fahrt, die uns durch die Stadt Hamburg führte. Vorbei an St Pauli, der Herbertstrasse und der David-Wache.
Überall war es ruhig, sogar das berüchtigte St Pauli, schien im Tiefschlaf zu liegen.
Es war ein wunderschönes Erlebnis, das mich den vorherigen Tag vergessen lies.
Zum Ausklang besuchten wir noch die alte Speicherstadt am Hafen. Darüber wusste Barbara mir einiges zu erzählen1885 begann man mit dem Bau der Speicherstadt und Ausbau des Freihafens. Hier konnten die Waren zollfrei ein- und ausgeführt oder gelagert werden. Der Freihafen war nach außen abgeriegelt und konnte nur durch die Zollstationen passiert werden. Für den Bau der Speicherstadt (1885 bis 1912) und Ausbau des Freihafens mussten die Hamburger, welche auf dem benötigten Gelände zwischen Wandrahm, Holländischen Brook und Kehrwieder wohnten, wegziehen. Ihre Häuser wurden abgerissen. Das betraf etwa 20 000 Menschen!

Hinter den eineinhalb Meter dicken Mauern der Speicher lagern auch heute noch wohltemperiert Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak usw. Es sind aber auch einige Museen ein die Speicher eingezogen und die Freihandelszone wurde gerade aufgehoben
Ich war Barbara dankbar für ihre Erläuterungen, und somit ging der Tag mit vielen Eindrücken seinem Ende zu.
Zu hause angekommen, wollte ich nichts mehr essen, denn ein leckeres Fischbrötchen , das wir an einem Hamburger Imbiss verspeist hatten, genügte mir vollauf.
Auch im Fernsehn gab es nichts was es wert gewesen wäre sich anzusehen, also beschloss ich, in meine Räume zu gehen, und es mir mit einem Buch gemütlich zu machen.
Ich wünschte Barbara eine gute Nacht, sie lächelte, und meinte, nun Helga, schon geschafft ? Ich nickte nur, denn den ganzen Tag auf den Beinen, das war ich von zu hause nicht gewöhnt.
Ich war froh, dass ich Barbara kennen gelernt hatte, sie war Rentnerin so wie ich, um genau zu sein waren wir Frührentnerinnen, und hatten somit viel Zeit zur Verfügung für schöne Unternehmungen.
Am nächsten Tag wollte ich aber wieder alleine etwas unternehmen, und stand daher beizeiten auf, frühstückte, und machte mich auf den Weg.
Als ich durch den Park in Wansbek ging , sprach mich plötzlich ein junges Mädchen an, sie fragte mich nach einer Zigarette. Da ich Nichtraucherin bin, meinte ich zu ihr : Es tut mir leid aber ich besitze keine Zigaretten, da ich nicht rauche. Muffig und enttäuscht schaute mich die Kleine, die etwa vierzehn bis fünfzehn Jahre alt war. Dann kannst Du mir vielleicht einige Euros geben, oder? meinte sie schnippisch. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Das Verhalten der Kleinen befremdete mich total. Bettler gab es in unserem so ruhigen Bergdorf nicht.
Ich lies das Mädel stehen und ging weiter. Ich wollte einen Schaufensterbummel machen. In der Einkaufsstrasse fiel mir sofort ein Mann mittleren Alters auf, der mit einem kleinen, total verwahrlosten Pony auf dem Bürgersteig stand, und die vorübergehenden Passanten um Geld für Futter anbettelte. Ich dachte dabei, wie schön und gepflegt doch die Ponys meines ehemaligen Nachbarn im Dorf waren. Das arme Tier hier tat mir so leid, dass ich dem Mann fünf Euro gab. Er bedankte sich überschwänglich bei mir, und ich sagte nur, dass er dafür Brot für das arme Pony kaufen sollte.
Ich ging weiter, ich wollte noch zur Sparkasse, um mir Geld zu holen, schließlich hatte ich gestern einige Sachen gekauft und darum war meine Kasse ziemlich knapp geworden.
Als ich zur Sparkasse kam, wurde ich unsanft von zwei maskierten Leuten angerempelt. Vor Schreck lies ich meine Tasche fallen, die der kleinere der beiden Ganoven flink aufhob und auch gleich damit verschwunden war. Entsetzt schrie ich auf, aber die Beiden waren längst weg, und nun kam auch schon die Polizei angerast. Ich rief um Hilfe, und die Polizisten fragten ob ich die Einbrecher gesehen habe. Ich erzählte dass sie Strumpfmasken trugen, und ich somit nichts erkennen konnte. Ich erzählte dass sie meine Tasche entwendet haben, mit all meinen Papieren, sowie Kontokarte. Gottseidank befanden sich nur einige wenige Münzen in meiner Geldbörse, da ich ja gerade unterwegs war um Geld zu holen.
Also musste ich mit zur Wache, um eine Anzeige aufzugeben. Das fing ja gut an hier in der neuen Heimat. Vor Aufregung konnte ich kaum ein Wort sagen.
Also lies man mich nun doch wieder nach hause gehen. Ziemlich verwirrt erzählte ich Barbara was mir passiert war. Nachdenklich sah mich Barbara an, und meinte schließlich etwas unsicher: Helga sei mir nicht böse, dass ich Dich nicht vorgewarnt habe. Ich habe doch gewusst auf was Du Dich einlässt wenn Du in die Stadt ziehst. Doch ich war so froh eine Mitbewohnerin zu bekommen, darum habe ich dir so einiges verschwiegen. Verzeih mir Helga, aber ich hatte Angst dass Du es Dir wieder anders überlegt hättest, wenn ich mit offenen Karten gespielt hätte.
Nun so schlimm wird es ja nicht gleich werden sagte ich, aber innerlich dachte ich anders. Ich war nicht erfreut, dass ich nun Lauferei haben würde, zuerst zur Sparkasse, mein Konto sperren lassen, das hatte ich ja schon getan. Aber auch eine Taschenuhr meines verstorbenen Mannes befand sich in meiner Tasche, ich wollte ihren Wert bei einem Juwelier schätzen lassen, denn sie war ein Erbstück vom Großvater meines Mannes .
Nun hatte ich wenig Hoffnung sie jemals wieder zu bekommen. Eigentlich sollte sie mein Sohn bekommen, trotzdem wollte ich gerne wissen was sie wert ist. Mein Sohn kannte diese Uhr, und würde sicher eines Tages danach fragen.
Es war schon tragisch, und ich war doch ziemlich niedergeschlagen deshalb.
An diesem Abend konnte ich einfach nicht einschlafen, ich lag noch lange wach in meinem Bett, und dachte nach, über mein Leben, und den vorschnellen Entschluß in die Stadt zu ziehen.
Am anderen Tag, ging ich nicht mit geblendeten Augen durch die Stadt, da merkte ich, dass hier die Bäume nicht so grün waren, als auf dem Land, und die Blumen in den Parks dufteten nicht so wie zu hause. Auch das Wort Zuhause, kam mir so fremd vor. Wo war mein Zuhause ? Hier etwa ? Oder durfte ich unser Dorf noch mein Zuhause nennen ? Fragen auf die ich zur Zeit absolut keine Antwort fand. So sinnierte ich vor mich hin, und bei dem Wort Zuhause sah ich meine Kinder, unsere Wälder und auch unseren Hof vor mir. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, mit einem mal wusste ich dass dies hier nicht mein Zuhause ist, und nie sein würde. Ich musste darüber sofort mit Barbara sprechen. Was würde sie sagen , würde sie mich für verrückt halten. Für eine Frau , die nicht weis was sie will ?
Doch ich hatte mich geirrt, Barbara sah mich nur lächelnd an, und meinte : Aber Helga, das weis ich längst, dass Dein Entschluß hier zu wohnen voreilig und unüberlegt war.
Ich wollte Dir aber nicht die Chance nehmen, Deine eigene Erfahrung zu machen. Also hatte es Barbara eher als ich selber gewusst dass ich nie ein Stadtmensch werden würde.
Ich rief am selben Abend meinen Sohn an, und erzählte ihm alles. Mein Sohn fragte mich, wie es nun weiter gehen solle. Darauf wusste ich nur eine einzige Antwort. „Kann ich wieder nach hause kommen“ ??
Mein Sohn meinte, darauf habe er längst gewartet.
Barbara kam mir auf einmal so traurig und verloren vor, so dass ich fragte, was denn nun mit ihr los sei. Sie meinte, schade, nun bin ich wieder allein, und ich würde doch alles dafür geben, auf dem Land zu leben.
Was mir einfiel war, dass wir noch massig Platz in unserem Haus haben, und so wie Barbara hier ihre Wohnung mit mir teilte, so könnte ich das in unserem Dorf doch auch tun. Trotz allem waren wir doch gute Freundinnen geworden.
Ich hoffte sie würde meinem Vorschlag zustimmen, und wollte damit nicht länger warten. Also ging ich in die Küche, wo Barbara dabei war die Spülmaschine auszuräumen. Ich sagte ihr , worüber ich nachgedacht hatte, und Barbara schaute mich erst sprachlos an, und dann nahm sie mich in die Arme und weinte. Helga ich bin ja so glücklich darüber, dass Du mir dieses tolle Angebot machst. Du wirst sehen, wir werden eine wunderschöne Zeit auf dem Land haben, das habe ich mir immer gewünscht. Wiesen, Felder, Tiere, das wird nun meine Welt sein, und einen Garten, mit vielen Blumen und natürlich auch Kräuter und Gemüse. Barbara war mit einem mal ein glücklicher Mensch.
So kam es dass wir schon eine Woche später unsere Zelte in Hamburg abbrachen, und in meine alte Heimat gingen.
Meine Kinder waren froh, dass ich nun wieder zu hause sein würde. Sie hatten sich ja doch Sorgen gemacht als ich in die Stadt ging.
So wie es nun ist, bin ich glücklich, und Barbara blüht jeden Tag ein wenig mehr auf, Sogar ihre Haut hat eine dunklere Farbe angenommen, die Luft hier und die Sonne tun ihr gut.
Ich bin eben doch ein Landei, und die Großstadt ? Nun ja ab und zu fahre ich mit Barbara in die Stadt, um einen Schaufensterbummel zu machen, aber dann gehen wir gerne wieder nach hause.
Welch schönes Wort, Zuhause

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Tag der Veröffentlichung: 15.06.2011

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