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Nun war es auch noch dunkel geworden, viel früher wie es zu dieser Tageszeit üblich war. Eric konnte die Hand nicht vor den Augen sehen, und der Regen plätscherte vor sich hin. Alles in allem eine trübe Stimmung. Eigentlich müsste er sein Ziel längst erreicht haben, aber er sah noch immer keine Abbiegung, wie er es gesagt bekam. Er fuhr missgelaunt weiter, langsamer als zuvor, um die besagte Einbiege nicht zu verpassen. Langsam glaubte Eric, sein Ziel überhaupt nicht mehr zu erreichen. Plötzlich hörte es auf zu regnen, und die Sicht besserte sich zusehends. Noch immer ging die Fahrt an endlosen Wäldern vorbei, rechts und links der Strasse zogen sich weite Nadelwälder dahin. Hohe Tannen säumten die nassen Strassen. Doch nach einigen Minuten verwandelte sich die Strasse in ein wallendes Nebelfeld. Wie ein weiser Schleier legte sich der Nebel über Wald und Strasse. Eric begann zu fluchen, „das hat mir gerade noch gefehlt“, und wieder nahm er die Geschwindigkeit zurück Seine Gedanken gingen zurück, zu jenem Tag, als der Brief seines Großonkels aus Schottland kam, in dem er Eric bat ihn doch zu besuchen. Seine Tage seien gezählt stand in diesem Brief. Eric wusste nicht ob er noch rechtzeitig sein Ziel erreichen würde, denn der Brief war ein ganzes Jahr lang unterwegs. Ein Jahr ist eine lange Zeit, und Eric fragte sich , warum der Brief ihn erst jetzt erreichte. Er dachte an verantwortungslose Arbeit bei der Post, wer weis wohl, wo der Brief so lange gelegen hat, bevor er ihn erreichte. Er überlegte laut vor sich hin, und hoffte seinen Großonkel noch lebend anzutreffen. So in Gedanken versunken, schreckte er plötzlich auf, da ! da war doch eine Einfahrt. Viel zu schnell war er vorbei gefahren, so dass er wenden musste um die Waldstrasse zu befahren, die ihn wohl endlich an sein Ziel bringen sollte. Es dauerte auch gar nicht lange, und er sah in nicht all zu weiter Ferne ein Licht. Ein Lichtschimmer na endlich, dachte Eric. Er war müde von der langen Fahrt, etwas zu essen und ein heißes Bad würden mir wohl gut tun , so dachte er voller Hoffnung. Das große Tor das sich im Nebel vor ihm auftat, war schwer und erhaben. Mit seinen vergoldeten Verzierungen zeugte es von Reichtum und Macht seines Besitzers. Etwas eingeschüchtert befuhr Eric das riesige Grundstück, das inmitten des dunklen Waldes wie ein Paradies vor ihm lag. Wie mag es hier wohl am Tag aussehen, wenn es schon so herrlich und geheimnisvoll im Nebel vor ihm lag. Erich hielt seinen Wagen an, streckte sich, und stieg aus. Er ging einige Schritte auf das vor ihm stehende Haus zu. Nein es war kein Haus, für ihn war es eine Burg, zwar schon alt, aber noch immer imposant und es verriet einen soliden standhaften Bau. Schon war Eric an der weit ausladenden Treppe angekommen, als sich auch schon ein Tor wie von Geisterhand öffnete. Vergebens suchte Eric nach einer Menschenseele, er konnte niemanden sehen und ging somit die Treppe empor, in der Hoffnung in den Innenräumen jemanden zu finden der ihn Willkommen hieß. Leider suchte er danach vergebens. Er ging weitere Treppen zum ersten Stock hoch, in der Erwartung endlich jemanden zu finden, der in diesem Gemäuer zu hause war, und auf seinen Besuch wartete. Wer sonst sollte ihm so bereitwillig die Türen geöffnet haben. Als er noch immer niemanden finden konnte wurde ihm die Sache nun ungeheuerlich. Er dachte an die lange zurückliegenden Märchen, die ihm seine Mutter oft vor dem Einschlafen erzählte, aber das war lange her und wie gesagt, das waren Märchen, und hatten mit der jetzigen Situation, in der er sich befand, nicht das Geringste zu tun. Eric betrat einen großen Raum, den, wie er sofort an den langen Regalen voller Bücher als die Bibliothek erkannte. In einer Ecke in einem großen Lehnstuhl saß eine Frau mittleren Alters. Als sie Eric eintreten sah, erhob sie sich sofort, und ging mit ausgestreckten Armen auf ihn zu um ihn zu begrüßen. Eric wunderte sich über diese Herzlichkeit in der Stimme der Frau, denn warum hatte sie ihn nicht in der Diele begrüßt, wenn sie sich doch scheinbar über seinen Besuch freute. Alles Fragen worauf er im Moment keine Antwort finden konnte. Sie stellte sich unter dem Namen Miranda vor. Eric überlegte und konnte sich nicht entsinnen, diesen Namen jemals in seiner Familie gehört zu haben. Wer also war Miranda. Na gut auch der Name des Großonkels wurde sehr selten im Familienkreis erwähnt. Onkel Yack so hieß er, war wohl nicht gerade ein Vorzeigekind seiner Familie gewesen. Eric kannte aus Erzählungen einige Geschichten, die darauf schließen ließen dass Onkel Yack schon im jugendlichen Alter von 18 Jahren die Familie verlassen hatte. Man hatte viele Jahre nichts mehr von Onkel Yack gehört, und sein Name wurde nur selten und höchst ungern genannt. Hinter vorgehaltener Hand hörte man manchmal, er habe eine Frau aus dem englischen Adel geheiratet, aber Genaues wusste wohl niemand über Onkel Yack zu berichten. Nun nach genauer Überlegung müsste Onkel Yack nun das stolze Alter von 95 Jahren erreicht haben, sollte er noch am Leben sein. Eric schaute sich Miranda genauer an, und nun merkte er auch dass die jugendliche Gestalt sehr zart, fast durchsichtig war. Er schaute in das Gesicht der wunderschönen Frau, und erschrak über die Blässe die sich über das Gesicht der Frau zog. Lächelnd nahm sie ihn bei der Hand und sagte nur mit leiser Stimme „komm mit“. Eric folgte ihr, mit lauem Gefühl. Ihr Gang kam ihm vor, als schwebe sie über die blank gescheuerten Dielen des Salons. Eric hoffte nun zu seinem Großonkel geführt zu werden, aber Miranda zog ihn hinunter in die Diele auf eine weitere Tür zu. Eric war ganz benommen, außerdem noch immer müde und hungrig. Als Eric den Raum betrat, merkte er dass alles von ihm abfiel, Müdigkeit , Hunger, selbst der bis eben noch quälende Gedanke an seinen Onkel. Leise Musik schwebte ihm entgegen, Klänge die unbekannt doch gleichzeitig süß und betörend auf ihn einwirkten. Miranda trat mit grazilem Lächeln auf den Lippen auf ihn zu. „Komm tanz mit mir“ waren ihre leisen aber eindringlichen Worte die sie flüsterte. Eric war benommen und gleichzeitig voller Drang dieses Wesen in den Arm zu nehmen und über die flauschigen Teppiche zu schweben. Miranda war barfuss und ihr Gang einer Elfe gleich. Sie flüsterte, „Eric, nimm mich in den Arm“ So schwebten sie nach den Klängen der zauberhaften Musik durch den Raum. Sanft küsste Eric Mirandas Lippen, es kam ihm vor als habe er nichts im Arm, so leicht und grazil war der Körper seiner Fee. Es kam ihm wie Stunden vor, Stunden der Seeligkeit. Dann wusste Eric nur noch dass er in ein Bett sank, dass in einer Ecke des Raumes stand. Er schlief ein, und wachte erst auf als der Tag graute , und er ein pochendes Geräusch hörte. Mühsam versuchte er zu sich zu kommen, seine Augen brannten, und die Müdigkeit war noch nicht ganz von ihm genommen. Dann wiederholte sich das energische Klopfen. Nun gab er sich einen Ruck und erhob sich mühsam aus dem Bett. Er öffnete die Tür und vor ihm stand ein älterer Herr, den Eric erstaunt anschaute. Hatte Eric im geheimen Miranda erwartet sah er enttäuscht in das Gesicht des Besuchers. Wer sind sie fragte Eric, Der Mann runzelte die Stirn und meinte, das wollte ich gerade sie fragen. Ich bin der Großneffe von Yack Rossos, und wer sind sie ? Ich bin der Verwalter dieses Hauses, seit dem Tod von Yack Rossos, vor 8 Monaten. Eric erblasste, und fragte : somit ist mein Onkel Yack tot ? Ja sagte der Verwalter, er hat noch lange auf seinen Großneffen gewartet, aber dann doch nicht mehr die Kraft gehabt den Tod hinauszuschieben. Warum hat man mich nicht vom Tod des Großonkels unterrichtet ? Der Verwalter schaute ungläubig Eric an und meinte :das habe ich, aber es kam keine Reaktion von ihnen. Eric konnte es nicht glauben, zuerst die Nachricht von seinem Onkel die viel zu spät bei ihm ankam, dann die Todesnachricht die ihn nie erreicht hatte. Konnten das alles nur Zufälle sein? Dann fragte Eric ! Wer ist Miranda ? Der Verwalter schaute ungläubig, Miranda ? Eric sah dass der Verwalter blass wurde und verlegen, doch meinte er,er kenne keine Miranda. Aber Miranda wohnt doch hier, sie hat mich gestern hier empfangen. Nein das kann nicht möglich sein, denn Miranda so hieß die Frau ihres Onkels, sie ist aber schon an die 50 Jahre tot., und kann somit niemals hier gewesen sein. Aber ich habe doch nicht geträumt, als ich gestern hier ankam empfing mich eine Frau, die sich als Miranda vorstellte behauptete Eric nun etwas ungehalten. Der Verwalter blass bis in die Lippen geworden, meinte, das kann nicht sein, denn Miranda ist tot, und das Grab können sie draußen im Park finden. Seit dem Tod ihres Onkels wohnt hier niemand mehr, denn ihr Onkel lebte seit vielen Jahren ganz allein hier. Er sprach oft von ihnen, und dass dieses Haus mit Park und allem was Mister Rossos besitzt, einmal ihnen gehören solle. Da Mister Rossos keine Kinder hatte sollten sie hier her kommen und das Erbe nach seinem Tod antreten. Aber Eric blieb stur und fragte wieder, wer war diese Frau die mich gestern empfing ? Schweigend fasste der Verwalter Eric am Ärmel und zog ihn mit sich in das Haus hinein. Kommen sie Mister, ich werde ihnen etwas zeigen. Sie gingen auf eine Tür zu die der Verwalter aufstieß und auf ein großes Gemälde zeigte das an einer Wand hing. Er sagte schauen sie, das war Miranda. Eric wurde zusehends blass und ihm zitterte der Mund als er leise sagte, ja das ist sie, das ist Miranda , mit ihr habe ich die Nacht durchtanzt, wie ist so etwas möglich? Nun verstehe ich vielleicht einiges meinte der Verwalter verdutzt und gleichzeitig nachdenklich geworden. Wenn sie Miranda wirklich hier gesehen haben wollen, dann kann ich auch verstehen warum Mister Rossos immer wieder behauptete Seine geliebte Frau sei nicht tot, sie wäre immer bei ihm. Ich habe das immer für eine Spinnerei eines senilen alten Mannes gehalten. Nun wenn sie behaupten diese Frau hier gesehen zu haben, sogar mit ihr gesprochen und getanzt haben, kann das doch nur heißen dass der Geist Mirandas hier geblieben ist, und immer hier war, auch als Mister Rossos noch lebte. So etwas kann aber doch gar nicht möglich sein. Ich habe doch nie an Geister geglaubt. Es ist so unheimlich hier, ihn schauderte bei diesem Gedanken dass hier ein Geist sein Unwesen treibt. Eric war still geworden, auch er war ein Mensch der nicht an das Übersinnliche glaubt. Auch er fragte sich ob er nur geträumt hat. Nein das war kein Traum, nur fiel ihm mit einem male ein dass er sich wunderte als er Miranda im Arm hielt , und glaubte nichts zu spüren , diese federhafte Leichtigkeit , diese schweben fast über dem Erdboden. Diese Musik, die ihn alles vergessen lies . Ja all das waren Anzeichen die ihn erschrecken ließen . Sollte er diese wunderschöne Nacht mit einem Geist verbracht haben ? Seine innere Antwort war „ja“ Nein er wollte kein Haus sein eigen nennen das von einem Geist bewohnt war. Eric wusste nun erst einmal nicht was er tun sollte. Das Haus verkaufen, verschweigen warum ? Nein er konnte so keine Entscheidung treffen. Zuerst einmal wollte Eric nach Hause. Zu hause alles vergessen, und überlegen was zu tun ist. Also trat Eric einen Tag nach seiner Ankunft die Heimreise an. Es war eine anstrengende Fahrt voller Emotionen. Er musste sich von diesem schrecklichen Gedanken befreien mit einem Geist eine Nacht verbracht zu haben. Glauben konnte er es noch immer nicht, aber alle Anzeichen sprachen ja dafür, auch wusste er genau dass er das alles nicht nur geträumt hatte. Somit verlief die Reise langsam und schleppend. Zu hause angekommen stürzte sich Eric voller Elan in den Alltag und in seine Arbeit. Die Reise nach Schottland wollte er erst einmal vergessen, oder auch nur verdrängen. So kam es dass am 9. Tag nach seiner Heimreise ein Brief in seinem Briefkasten lag, mit ausländischer Briefmarke und per Express geschickt. Nichts gutes ahnend öffnete er das Schreiben, und musste sich hinsetzen. Was in diesem Brief geschrieben stand erleichterte ihn einesteils aber andererseits erschütterte es ihn auch. Sein Haus in den weiten Wäldern Schottlands war abgebrannt. Einfach so abgebrannt ohne sichtlichen Grund, kein Blitzschlag, kein Waldbrand, einfach so abgebrannt bis auf die Grundmauern. Eric dachte an Miranda, ob sie dahinter steckt, er wusste es nicht, und würde es sicher auch nie erfahren. Eric stürzte sich wieder in seine Arbeit, das Thema Schottland und Miranda wollte er so schnell als möglich vergessen. Es war nur eine kurze Episode in seinem ansonsten zufriedenen Leben. Und Miranda ?? die gab es ja gar nicht, also riss er auch sie aus seinem Gedächtnis. Doch ein Lichtschein wird bleiben, an etwas wunderschönes was es nie gegeben hat.

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Tag der Veröffentlichung: 11.01.2009

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