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Prolog

Prolog

 

Da war sie schon wieder. Die weiße Frau, sie stand wieder an den Klippen. Die Ältesten erzählen bei jedem Lagerfeuer ihre Saga. Sie soll eine sehr schöne und bewundernswerte Frau gewesen sein und die Gabe des Lichtes besessen haben. Sie opferte sich vor Jahren für ihr Clan, unser Clan, die Moonriver. Ich war immer schon stolz auf meine Vorfahren gewesen und das genau Sie meine Urgroßmutter war bestärkte dieses nur. Meine Urgroßmutter drehte sich um und sah mich lächelnd an. Dann schaute sie hinter mir in den Wald und schrie plötzlich auf. Im nächsten Moment trat sie ein Schritt zurück und ich sah wie sie mit den Armen ruderte um nicht Rückwärts die Klippen runter zu fallen. Ich rannte auf sie zu doch ich schaffte es nicht ihr zu helfen. Wie jedes Mal fühlte ich mich machtlos und im selben Moment hörte ich dicht hinter mir ein angsteinflößendes Knurren und spürte die Aura des Bösen…

Die Rückkehr

1

 

„Luna, wach endlich auf. Du hast mich versetzt wir waren verabredet.“, während sie wieder einer ihrer Standpauken hielt spürte ich wie mir die Decke weggezogen wurde. Ich klammerte mich fester an meiner Decke: „Noch fünf Minuten bitte…“

Ich liebte ja meine beste Freundin, außer an Tagen an denen sie mich aus dem Bett schmiss. Ich blinzelte ein paar Mal ehe ich meine Augen ganz aufschlug und in das beleidigte Gesicht von Elona, besser gesagt Elli, sah. Einer typische Moonriver Schönheit. Dunkelbraune wellige Haare, braune Augen, makellose Haut und eine zierliche Figur.. „Ach komm schon sei nicht gleich beleidigt, wie lange hab ich den geschlafen?“ „Wir haben gleich zwölf Uhr. Ich habe fast eine Stunde am Waldrand auf dich gewartet“ „Ohje es tut mir leid Süße. Ehrlich. Ich habe sehr schlecht oder besser gesagt kaum geschlafen in der Nacht, weil ich wieder diesen Traum hatte.“ „Du weißt das dieser Traum was bedeuten muss. Du hast den in letzter Zeit sehr oft. Wir sollten eines die Ältesten fragen. Vielleicht wissen die ja mehr.“ „Nein ich möchte niemanden beruhigen. Es ist ja nur ein Traum.“ „Wie du willst. Dann beeil dich wenigstens dein Vater kommt jeden Moment mit dem Rudel zurück. Unseren Spaziergang hast du ja verschlafen.“

 

Im selben Moment ertönte der Horn der die Ankunft des Rudels ankündigte. Ich zog mir schnell mein Kleid an und band mir beim Gehen die Haare zum Zopf, während Elli immer noch mit mir schimpfe. Sie könnte manchmal ganz schön nachtragend sein.

 

Am Tor stand schon der Rest des Clans. Alle warteten auf die Ankunft. „Da, da sind sie. Sie sind endlich da.“, rief ein kleiner Junge fröhlich und zeigte mit dem Finger in die Richtung. Alle schauten auf und kurz darauf hörte man nur Jubelrufe. Ich bekam sofort ein ungutes Gefühl als ich meinen Vater an der Spitze der Ankömmlinge entdeckte. Sie schauten alle auf den Boden, einige von ihnen waren verletzt, irgendetwas musste passiert sein. Da sah ich auch schon Tobey. Er war blutüberströmt und wurde getragen. Im selben Augenblick nahm ich wahr wie eines der älteren Frauen auf die Knie fiel und herzzerreißend aufschrie. Im Wagen, der hinter allen hergezogen wurde, lagen auch ein paar Verletzte die ich nicht zu unserem Clan zuordnen konnte. Das mussten Fremde sein, vielleicht auch Feinde aus einem anderen Clan. Wohl auch einem Clan der Werwölfe, wie man deutlich an den gut gebauten Körpern erkennen konnte, alle waren gefesselt.

 

Ich ging auf meinen Vater zu der mich beruhigend in den Arm nahm. Dann sah er mir entschuldigend in die Augen und ging mit den anderen Ältesten in das Ratsgebäude um sich in Ruhe zu unterhalten. Ich sah wie die Fremden in den Kerker gebracht wurden ehe mich Elli am Arm wieder zurück ins Haus zog.

 

„Die Ältesten wollen heute Abend bei einer Versammlung alles aufklären. Bis dahin soll jeder seine Arbeit machen. Hörst du mir überhaupt zu? Luna?“ „Was? Ja.. klar höre ich dir zu.“, natürlich hatte ich ihr nicht richtig zugehört. Ich war immer noch bei den Fremden. Was hatten die Ältesten mit denen vor. Darunter waren auch Verletzte gewesen und alle waren Ohnmächtig gewesen.

 

Im Hintergrund merkte ich wie Elli in der Küche rumhantierte. „Elli? Was machst du da eigentlich?“ „Naja da du mir eh nicht zuhörst hab ich gedacht da mach ich wenigstens was zum Mittagessen.“ „Du bist die Beste.“, sagte ich und umarmte sie entschuldigend. „Ach guck nicht so wie ein Welpe. Das ist fies. Du nutzt mein gutes Herz aus… so kann ich nie lange sauer auf dich sein.“, antwortete sie lachend und wir machten uns beide an das Mittagessen. Immerhin hatte ich noch nichts gefrühstückt und langsam knurrte mein Magen. Nach dem Essen verabschiedete sich Elli weil sie zu Hause noch zu tun hatte und ließ mich alleine, mit dem ganzen Chaos in der Küche.

 

Gerade als ich aufstand um aufzuräumen ging die Tür auf und mein Vater kam rein. Er sah nicht gerade gut aus. Und das sagte ich nicht oft über ihn. Ja er war wie jeder Vater sehr schwierig und kontrollierend aber für sein Alter war er noch fast genauso fit wie die jüngeren im Clan. „Hey Luna. Wie geht’s dir?“ „Hi Dad. Mir geht’s gut. Genau dasselbe wollte ich dich gerade fragen. Wie geht’s dir? Was ist passiert?“ „Ach kleines frag gar nicht erst. Wir sind mit den Darkfarrows aneinander geraten. Zum Glück gab es nur Verletzte beiderseits. Seit dem Vorfall vor einigen Monaten warteten sie nur auf eine Gelegenheit uns anzugreifen.“ „Du meinst den Vorfall auf den Klippen wo es wiedermal eine Auseinandersetzung gab und einer von den Darkfarrows stürzte und starb?“ Mein Vater nickte nur und wollte gehen. „Dad?“ „Mhmm?“ „Was wird aus den Gefangenen? Ich habe gesehen dass einige von denen auch verletzt waren. Werden die auch versorgt?“ „ Luna was mit den Gefangenen geschieht kann ich nicht sagen. Auf jedenfall haben sie versucht uns umzubringen und verdienen es nicht versorgt zu werden. Hör auf mich auszufragen und misch dich nicht ein. Ich gehe mich ausruhen. Bis später.“, damit lief er aus der Küche und ließ mich einfach zurück. Ich brauchte eine Weile mit der Küche und ging dann in mein Zimmer und schmiss mich auf mein Bett. Die Nacht davor und dieser Vorfall zerrten an meiner Kraft. So schlief ich schnell ein und träumte wieder.

Die Strafe

 

 

2

 

Als ich meine Augen aufschlug war es draußen schon dunkel. Als ich aus dem Bett steigen wollte entdeckte ich einen Zettel auf meinem Nachtisch.

 

Luna,

ich bin schon auf der Versammlung.

Ich wollte dich nicht aufwecken.

Bis später,

dein Vater

 

Er war also schon weg. Und mir knurrte wieder der Magen. Mit einem Blick auf die Uhr sah ich dass wir schon 19 Uhr hatten. Also lief ich in die Küche und machte mir ein Sandwich. Gerade als ich reinbeißen wollte fielen mir die Gefangenen ein. Sie waren seit heute Mittage eingesperrt und wie mein Vater es schon erwähnt hatte bekamen sie nichts zum Essen oder Trinken und auch keinen Heiler der sie versorgte. Ich überlegte was ich machen sollte. Als Häuptlingstochter genoss ich einpaar Freiheiten. Aber was könnte ich machen. Auf jedenfall würde ich sie nicht frei lassen können aber ich könnte ihnen etwas zum Essen und Trinken vorbeibringen. Wenn ich Glück haben würde, würde es keine Wachen geben wegen der Versammlung.

 

Also packte ich etwas zum Essen, ein paar Flaschen Wasser und Verbandszeug in einen Korb und verließ unser Haus. Unten an der Veranda wurde ich von Elli abgefangen. „Hey wohin? Ich habe mich schon gefragt wo du steckst weil du nicht zur Versammlung gekommen bist. Die besprechen gerade Grenzgänge da hab ich gedacht ich hau ab und komm nach dir sehen.“ „Elli ich muss zum Kerker.“ „Was? Bist du Lebensmüde? Diese Kerle sind gefährlich!“ „Ich kann sie nicht verdursten oder verhungern lassen. Außerdem waren Verletzte unter Ihnen. Das ist das mindeste was ich machen kann.“ „Ich lass dich nicht alleine da runter. Ich komme mit.“ Stur wie ein Bock, dachte ich und nickte ihr zu.

 

Wir liefen die letzten Meter zum Kerker. Wir sahen schon vom weiten das Pete vor der Tür saß und wache hielt. Soviel zum Thema Glück haben. „Na ihr Zwei warum seit ihr den nicht auf der Versammlung?“, rief er uns zu. Ich wollte schon antworten aber Elli kam mir zuvor: „Wir kommen von der Versammlung und wollen nach den Gefangenen sehen und sie versorgen.“ „Das kann ich nicht verantworten. Das wisst ihr. Was soll ich deinen Vater antworten Elona wenn er davon erfährt?“ „Pete du willst doch nicht Schuld dran sein wenn einer von denen da unten stirbt? Wir wollen auch nur kurz runter und nachsehen. Keine Angst wenn mein Vater was davon erfährt schiebe es auf mich. Ich übernehme die volle Verantwortung.“ Er dachte kurz nach und sagte schließlich: „Auf dein Wort Häuptlingstochter!“ Und hielt uns die Tür auf. Uns stiegen die Treppen hinunter dicht gefolgt von Pete. Unten angekommen sah er uns kurz an schüttelte grinsend den Kopf und ging den Gang entlang. Ich sah das sich Elli vor Anspannung auf die Lippen biss also nahm ich sie am Arm und zog sie hinterher. Pete blieb bei einer großen Eisentür stehen machte die Klappe auf um die Insassen zu kontrollieren und schloss gleich darauf die Tür auf und ging ein Schritt zurück um uns Eintritt zu gewähren. Ich trat zuerst ein und hörte wie Pete ein Eimer Wasser zu uns stellte und uns mitteilte dass er uns zehn Minuten geben würde. Daraufhin ging die Eisentür hinter uns zu und wurde abgeschlossen.

 

Nun standen wir mitten im Kerker und sahen die Fremden Männer an. Es waren insgesamt fünf Insassen. Alle zeigten kleinere Verletzungen aber einer von Ihnen blutet stark aus einer Wunde am Oberschenkel. Ich ging auf diesen zu um mir die Wunde besser ansehen zu konnte einen offenen Bruch feststellen. Das sah ganz und garnicht gut aus und musste auf jedenfall gerichtet werden. Also stellte ich meinen Korb und kramte darin nach einem Lappen und nahm mir den Eimer voll Wasser zur Hilfe und begann die Wunde zu säubern. Der Verwundete fing an zu stöhnen vor Schmerz woraufhin seine restlichen Rudelmitglieder auch langsam aufwachten. Sie waren alle angekettet an der Wand mit wenig Bewegungsfreiheit was mich in dem Moment etwas beruhigte.

„Was machst du da mit ihm? Nimm deine Finger weg!“, ertönte es plötzlich hinter mir. Ich schrak auf und ließ den Lappen fallen. Mit einem Blick über meine Schulter bemerkte ich das Elli kreidebleich war, den Redner beachtete ich garnicht. Also antwortet ich nur: „Ich helfe ihm nur keine Sorge. Elli du musst Pete rufen. Wir müssen ihn hinlegen sonst nützt es nicht wenn wir ihm die Wunde verbinden.“ Elli lief zur Tür und klopfte einpaar Mal während wir mit Argusaugen beobachtet wurden.

 

Dann kam Pete endlich und ich wiederholte mich: „Wir müssen ihn hinlegen du musst die Ketten etwas lockern.“ „Das kann ich nicht dein Vater bringt mich ja so schon um wenn er davon erfährt.“ „Pete ich sage es nicht nochmal. entweder lockerst du diese verdammten Ketten damit ich mich um sein Bruch kümmern kann oder du liegst selbst gleich bei der Heilerin und musst genäht werden.“, wurde ich lauter. „Man ehrlich Luna. Du bringst mich in Situationen…“

„Wenn er stirbt werdet ihr mit ihm sterben!“, mischte sich der Redner von vorhin wieder ein. Ich schaute zu ihm und unsere Blicke trafen sich. „Keine Angst er wird nicht sterben. Dafür werde ich höchstpersönlich Sorgen.“, erwiderte ich und konnte mein Blick immernoch nicht von ihm lösen. Er war mir vorhin beim rein kommen schon aufgefallen. Er passte mit seinen Aussehen garnicht in das Wolfsmuster. Die meisten Werwölfe hatten dunkle Haare und braune Augen. Aber er hatte hellbraune Haare und wie ich gerade sah wunderschöne Ozeanblaue Augen. Hatte ich da allen Ernstes wunderschön gedacht? Ich schaute sofort weg und vernahm noch ein verachtendes Schnauben von ihm. In der Zwischenzeit hatte auch Pete die Ketten gelockert so dass der Verletzte auf einer Matte lag. „Elli kannst du die Verpflegung aus dem Korb nehmen und sie verteilen? Sicher haben unsere Gäste Hunger und Durst.“ Elli nickte mir zu und machte sich an die Arbeit.

Ich säuberte nun die Wunde und bemerkte dabei sein Mal am Fußknöchel. Dieses Mal kannte ich doch. Elli hatten denselben am Schlüsselbein. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie waren aus von zwei verschiedenen Clans diese Verbindung würde keiner der Clans akzeptieren. Ich wurde kreidebleich als mir bewusst wurde was das bedeutete. Im selben Moment trat Elli neben mich: „Alles Okay? Soll ich dir helfen?“ „Ehmm… ja das ist eine Idee wir müssen den Bruch richten. Du musst ihn festhalten. Das wird schmerzhaft für ihn aber er muss ruhig liegen. Pete komm her und hilf mit.“, sagte ich. Nach wenigen Minuten war der Bruch gerichtet und unser Verletzte leider bei vollen Bewusstsein. Er sah uns schmerzverzerrt an. Elli gab auch ihm etwas zu Essen und Trinken während ich mithilfe von Pete die Wunde erneut säuberte und sie Verband. „So das war es. Ich gehe mal davon aus das auch eure Wunden schnell heilen deswegen wirst du in einpaar Stunden keine Schmerzen mehr haben.“, informierte ich den Verletzten. „Dankeschön.“, bedankte er sich. Ich nickte ihm zu und sah zu Ellis.

 

Ihr Blick starr auf seinen Fußknöchel. Ich ging ein Schritt auf sie zu doch sie wich ein Schritt zurück und fing an zu zittern. „Wie…wie kann das möglich sein? Luna wie geht so etwas? Was mache ich den jetzt?“, schrie sie. Alle Blicke drehte sich zu uns. „Pete? Würdest du uns bitte noch fünf Minuten geben?“, sagte ich tonlos. Pete nickte und ging raus. Erst als sich die Tür oben schloss fing ich an zu reden. „Ich weiß es nicht Elli. Ich weiß es wirklich nicht.“, versuchte ich zu trösten. Sie rang mit den Tränen sah ein letztes Mal zu den Verletzten und ging raus. „Was hat sie?“, fragte nun der Verletzte, „Hat es mit mir zu tun?“ Ich sah ihn traurig an und antwortete: „Dein Mal… es ihr euer Mal. Sie hat ihres am Schlüsselbein.“ „Wie…“

„Ich weiß es nicht verdammt. Ihr dürftet garnicht hier sein. Das dürfte nicht sein. Die Ältesten würden so etwas nie erlauben. Deswegen hat sie so reagiert. Ihr habt keine Zukunft. Eure Verbindung ist nicht möglich.“ „Luna? So heißt du doch?“ Ich nickte. „Hör zu wir sind genauso wie ihr. Wir haben uns auch nur verteidigt. So unterschiedlich sind unsere Clans garnicht. Und wenn Sie wirklich mein Mal hat und wir zusammen gehören dann werde ich alles dafür tun das dies auch passiert.“, sagte er aufrichtig.

 

Seine Worte rührten mich doch bevor ich ihm antworten konnte mischte sich der Redner von vorhin wieder ein: „Nick ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist.“ „Regelt das unter euch. Die Ältesten haben noch nicht entschieden was mit euch passiert. Und ich weiß nicht wie sich Elona entscheiden würde. Ich muss jetzt eh wieder gehen. Ich verdiene so schon die Todesstrafe weil ich mich hier befinde…“, sagte ich. „Hör zu ich bin Jared Darkfarrow und wenn mein Vater der Oberhaupt unseres Stammes erfährt das ich hier festgehalten werde von einpaar Bauern die sich Ihren eigenen Clan gebildet haben, kommt er her und löscht euch aus. Also wäre es ziemlich Glück von einem Bauernmädchen wie dir uns jetzt gehen zu lassen bevor es noch mehr Ärger gibt.“, unterbrach mich der Redner.

In mir kochte die Wut ich sah ihm fest in die Augen: „Du hast Recht. Ich sollte euch gehen lassen. Aber das kann ich nicht. Wie du es schon gesagt hast. Ich bin nur ein Bauernmädchen, das Bauernmädchen das sich als einzige hier her getraut hat, sich für euch eingesetzt hat, euch Essen und Trinken gebracht und euren Verletzten versorgt hat. Und genau dieses Bauernmädchen erwartet eine hohe Strafe von den Ältesten deswegen. Aber weißt du was? Das ist mir egal. Weißt du wieso? Weil ich dadurch Herz und Menschlichkeit bewiesen habe was du anscheinend nicht besitzt.“ Mit diesen Worten nahm ich den Korb und verließ den Kerker.

 

Was erlaubte sich dieser Schnösel eigentlich. Ich hatte mich so in Rage gesprochen dass ich immer noch vor Wut kochte obwohl es einige Stunden her war. Wie erwartet hatte es mein Vater längst erfahren. Mit ihm gab es auch eine riesen Diskussion. Er saß noch immer vor mir am Küchentisch. Warscheinlich überlegte er sich gerade eine Strafe für mich. „Es tut mir leid aber alle haben deinen Fehltritt mitbekommen deswegen kann ich einfach kein Auge zu drücken. Du erhältst noch bei Sonnenaufgang 20 Peitschenhiebe. Ich werde sie höchstpersönlich ausführen.“ Ich sah meinen Vater geschockt an. Ich wusste schon mein Lebenlang das er so grausam sein konnte aber ich war doch seine Tochter. Er stand auf: „Ich gehe den Ältesten Bescheid geben. Du solltest dich schlafen legen und froh sein das ich die anderen beiden verschone.“, damit ging er aus dem Haus.

Der Morgen kam schneller als erwartet. Ich hatte kaum ein Auge zu gemacht. Elli hatte sich auch nicht gemeldet. Sie hatte bestimmt schon meine Strafe gehört. Ich ging mal davon aus dass sie wegen meinem Vater nicht vorbeikam. Ich rappelte mich aus dem Bett und zog mich an. In der Küche erwartet mich schon mein Vater. „Wenn du fertig bist können wir ja gehen. Frühstücken kannst du auch danach. Die anderen warten schon.“ Ich nickte ihm zu und nahm mir vor meine Strafe in Würde auszuhalten.

 

Einige Minuten später erreichten wir das Ratsgebäude. Hier also würde ich meine Strafe erhalten. Vor dem Gebäude hatten sich schon einpaar Clanmitglieder versammelt. Einige sahen mich böse an aber die Mehrheit kannte mich seit meiner Geburt. Sie wussten wie ich war und sahen mich traurig an. Unter der Menge erkannte ich Elli. Sie sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich sah sie aufmunternd an. Sie sollte sich keine Sorgen machen. Es war ja auch alleine meine Idee gewesen, ich hatte sie mit reingezogen. Ich folgte meinen Vater in das Innere des Gebäudes. Er ging in den Innenhof, begrüßte die anderen Ältesten und setzte sich in deren Mitte auf ein höheres Podest. Als Oberhaupt der Ältesten war er der Mächtigste Mann in unserem Clan. Einige Sekunden sahen mich die Mächtigsten einfach nur so an dann unterbrach mein Vater die Stille: „Luna Moonriver, du wirst beschuldigt in den Kerker eingebrochen und Feinden unseres Clans Erste Hilfe geleistet zu haben. Außerdem hast du sie mit Essen und Trinken versorgt, was wie es auch dir bekannt war verboten war. Wir als die Mächtigsten wissen dass du mit dieser Aktion keine bösen Absichten hattest aber du wirst dafür trotzdem bestraft werden. Dies soll dich ab jetzt davon abschrecken eines unserer Gesetze zu missachten.“ Mein Vater sah rechts zu Victor, seine rechte Hand, und nickte ihm zu. „Luna Moonriver, wir verurteilen dich zu hundert Peitschenhieben am Pflock. Die Hiebe werden ausgeführt von mir.“, sprach Victor monoton aus.

 

Jetzt waren meine guten Vorsätze plötzlich verschwunden den ich spürte nur noch Angst. Ich wollte nicht ausgepeitscht werden wegen etwas was ich moralisch immernoch für richtig hielt. Ich konnte meinen Tränen nicht mehr zurück halten. „Nein bitte, ich hab doch nichts falsch gemacht. Bitte tut das nicht. Vater sag du doch bitte was. Ich bin deine Tochter. Das überlebe ich nicht. Das kannst du nicht zulassen…“, sprach ich mit erstickter Stimme und sah meinen Vater in die Augen. In die Augen die mal Schutz und Geborgenheit für mich bedeutet hatten. Jetzt sahen mich diese Augen nicht mal mehr an. Er stand auf und sprach zu Victor: „Bring es schnell hinter dich. Wir brauchen dich hier wieder.“ Und ging einfach raus ohne mich noch einmal anzusehen.

 

Ich nahm nur den Schmerz wahr und wurde ohnmächtig....

Impressum

Texte: Ceyda Aytekin
Tag der Veröffentlichung: 16.08.2014

Alle Rechte vorbehalten

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