Margarethe Alb
Rynestig
oder
wie ich die Sagenwelt überlebte
Teil 1
Wolfsmohn
Die Rechte zu diesem Buch liegen ausschließlich beim Autor.
Das Cover ist Eigentum von Osanna Stephan.
Korrektorat: Marlies Lüer
Vervielfältigung und, auch auszugsweiser, Abdruck nur mit Zustimmung des Autors.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig.
Ähnlichkeiten mit real existierenden Sagengestalten dagegen nicht.
Für Franz
Kurzbeschreibung
„Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß.“ So oder so ähnlich müssen die Autoren von diversen Sagen – oder Märchenbüchern gedacht haben, als sie einfach irgendwelche Halbwahrheiten abdruckten.
Damit wird ab sofort aufgeräumt.
Aber total.
Aus diesem Grund entschloss sich eine der letzten Waldelfen die Erinnerungen an ihr langes Leben aufzuschreiben. Ihr habt bis jetzt geglaubt, weiße Frauen zu beobachten wäre lustig? Wölfe verspeisten nur so zum Spaß Menschen?
Oder Zwerge sind kleine, goldgierige Stinker? Na gut, sind sie. Einige von ihnen jedenfalls.
Als Kräuterfrau und Halbelfe war Margarethe ein turbulentes Leben garantiert. Wer kann denn außer ihr schon von sich behaupten, auf einem Werwolf geritten oder von einer Nymphe aufgeklärt worden zu sein.
Worüber? Ich werde mich hüten, hier und jetzt alles zu verraten. Macht euch ein paar schöne Stunden und lest es doch einfach selbst.
Wo immer ich hinhöre, überall Lügen.
Die Menschen sind schon ein Schlag für sich. Sie begreifen es einfach nicht. Ich hätte einfach nur eine blühende Phantasie, sagen sie.
Nur, weil sie es nicht sehen wollen, meinen sie, es gäbe nur ihre Version der Geschichte.
Dabei sind sie selber nur Fliegenhäufchen auf dem Zeitstrahl des Lebens. So. Jetzt habe ich es gesagt. Endlich.
Das musste raus. Manchmal ist es gar nicht so einfach, in zwei Welten zu leben. Wobei es heutzutage um einiges leichter ist als vor fünfhundert Jahren. Immerhin läuft frau nicht mehr Gefahr, als Hexe verbrannt zu werden. Oder so.
Gegenwärtig wird man höchstens als Spinner eingestuft und wenn es ganz schlecht läuft, als Öko.
Gestern Abend war ich mit meiner Freundin Syri, der Fliederfrau, zu Gast bei einer eigentlich recht netten Veranstaltung, in welcher schlaue Leute sich über das weite Feld unserer Lokalgeschichte ausgelassen haben.
Was an sich ja schon interessant wäre, wenn die Herren ihre Augen nicht wieder einmal vor der Wahrheit verschlossen hätten. Es war eigentlich schon ziemlich lustig, was da so alles geschlussfolgert wurde.
Dabei sind sie dieses Mal ausnahmsweise sogar relativ dicht an der Wirklichkeit vorbeigestrichen.
Aber knapp vorbei ist eben auch daneben.
Als Elfe vom Dienst muss ich es ja wissen. Immerhin wurde ich im Jahre 1493 geboren und habe den ganzen Mist persönlich erlebt.
Die Wallenburg im Bauernkrieg zerstört?
Der Name des Haderholzes entstammt einem Konflikt zwischen zwei Landesherren?
Pustekuchen.
Die Krönung war eine doch sehr lebhafte Diskussion darum, woher die Hohlräume unter der Stadt und dem Gebirge stammen könnten, welche immer mal wieder Erdfälle auslösen. Von Auswaschungen war die Rede, verschütteten Bunkern und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, von alten Stollen.
Wenn die wüssten….
In der Reihe hinter uns saßen zwei der mittelprächtig angepassten Zwerge aus dem Stahlberg. Die beiden haben sich fast nicht mehr einbekommen. Vor Lachen.
Auch wenn die Herren heute offiziell die Hüter zweier Schaubergwerke sind, ist deren wahre Arbeit für die jüngsten Erdfälle verantwortlich. Irgendwoher müssen die glänzenden Halbedelsteine und Drusen ja kommen, welche sie in ihren Souvenirshops verkaufen. Außerdem haben sie angeblich Giesels geheime Silberader gefunden, nach welcher Generationen der habgierigen Stinker in den letzten Jahrhunderten verbissen gesucht haben.
Der Rest des Abends verging mit einer äußerst lustigen Diskussion. Wir fanden sie jedenfalls lustig.
Tierisch lustig.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Angeblich ist wohl vor einigen Tagen ein Wolf gesichtet worden. Mitten in der Stadt. Syris Augenbrauen fuhren direkt auf Anschlag. Wir hatten alle geglaubt, dass mein Schwager unbeobachtet durchgekommen war. Mein Gott, kann der blöde Hund nicht wie jeder andere moderne Typ endlich mal auf Autos umsteigen. Oder zumindest in Menschengestalt reisen.
Das Skript des gestrigen Vortrages werde ich jedenfalls meinem geliebten Ehemann als Gute-Nacht-Geschichte aufs Bett legen, wenn er aus Lateinamerika wiederkommt. Dort bekämpft seine Großfamilie im Auftrag irgendeines supergeheimen Geheimdienstes derzeit irgendeinen Drogenboss. Ja, die Schlachtfelder haben sich in den letzten fünfhundert Jahren ziemlich verschoben, aber die Ritter von damals kümmern sich nach wie vor um das Unrecht auf dieser Welt.
Jedenfalls meine. Ritter meine ich.
Sie tun das genauso, wie wir Naturgeister, oder, wie in meinem Falle, Halb- oder Dreiviertelgeister, uns um den Erhalt der unmittelbaren Lebensräume und damit eben auch um das Wohlergehen der Menschen in unserem direkten Umfeld kümmern. Was in den letzten einhundert Jahren leider zunehmend komplizierter geworden ist.
Manchmal habe ich das Gefühl, mehr Herbergsmutter als Elfe zu sein, wenn mal wieder ein Waldstück verschwunden ist und darum die nun obdachlosen Baumgeister vorübergehend bei mir eingezogen sind.
So langsam reicht es mir. Als wäre ich dafür verantwortlich, jeder einzelnen Dryade, wie sie sich heutzutage, ganz im weltoffenen Sinne der Mythologie nennen, einen neuen Hausbaum zu pflanzen.
Aber ich weiche schon wieder ab.
Über Umweltprobleme will nun wirklich kaum einer etwas an einem gemütlichen Abend am Kamin lesen. Ich habe vorhin mit einer guten Freundin, die leidenschaftlich gerne Bücher liest und auch solche schreibt, gesprochen. Natürlich ergab sich sofort wieder eine unserer gewöhnlichen Diskussionen, da sie mir bestimmte Dinge einfach nicht glauben will.
Sie ist einfach eine unglaublich sture, zweitbeste Freundin. Direkt nach Syri.
Osanna hat mir dann geraten, doch einfach meine Sicht der Dinge einmal aufzuschreiben.
Wenn sie meint, dass das hilft, na gut, immerhin vertraue ich ihr.
Sie sagte, die alten Geschichten und Erzählungen der Menschen aus der Gegend kennt sie alle.
Osanna sammelt nämlich Sagenbücher und diese ganzen verstaubten Chroniken. Sie meinte aber, die Gegenseite, nämlich die Hauptpersonen aus den dicken Sagenbüchern, wären noch nie selber zu Worte gekommen.
Außerdem muss meine heutige Freundin einfach vertrauenswürdig sein. Sogar aus Elfensicht.
Immerhin verteidigt sie einen riesigen, uralten Apfelbaum gegen alle Motorsägen der Welt. Und Osanna liebt es, Kräuter anzubauen. Sie gewährt sogar den Pflänzchen, welche heutzutage zu Unrecht als Unkräuter gelten, Asyl.
Besser kann es gar nicht sein. Warum? Lest es doch einfach selbst.
Allerdings gibt es jetzt noch ein Problem. Sie hat darauf bestanden, ein kurzes Vorwort aus Menschensicht zu schreiben. Mist. Aber na gut.
von Osanna Stephan
Die Gegend um den "Rynestig", den wir heute "Rennsteig" nennen, ist von jeher mit unzähligen Sagen und Erzählungen behaftet. Herren kamen und gingen, Kriege überzogen das Land, Burgen wurden gebaut und zerfielen wieder.
Margarethes Erzählungen berichten uns Ereignisse aus einer Gegend rund um den, schon im 14. Jahrhundert so bezeichneten, Höhenweg. Dabei bezieht sie sich auf das älteste schriftlich erwähnte Stück des Hochweges, nämlich so ungefähr zwischen Ruhla und dem Nesselberg, welcher wiederum zwischen Tambach-Dietharz und Floh-Seligenthal gelegen ist. Traditionell war der Rennsteig die Grenze zwischen diversen Kleinstaaten, der jeweiligen, hier genauer der fränkischen und der thüringisch-obersächsischen Mundart, und sogar der Fließrichtung des Wassers. Auf dem hier erwähnten Stück des Kammweges, kreuzt ausschließlich die Spitter bei der Ebertswiese den Höhenweg.
Kommen wir nun zu den Eckdaten, über welche Margarethe und ich uns regelmäßig zu streiten pflegen.
Die Wallenburg, der angebliche Sitz der Familie von Grethes, äußerst lebendigem, Ehemann, wurde laut den Chroniken im Bauernkrieg teilweise zerstört. Im Jahre 1525 belagerten aufständische Bauern die Burg und setzten diese in Brand. Teile der Kernburg und einige Wirtschaftsgebäude brannten nieder.
1580 verkaufte der letzte Ritter Fuchs auf Arnschwang, so der Name des damals ebendort ansässigen Rittergeschlechtes, die Burgruine. Heute zeugt nur noch ein einsamer Bergfried von der einst stolzen Ritterburg mitten im Thüringer Wald. An anderer Stelle, unterhalb des Rennsteiges, findet sich unterhalb des Haderholzes das Bärental, der Ort, an welchem laut Margarethe die weiße Frau nach ihren Opfern Ausschau hielt. Hier muss von menschlicher Seite her natürlich der Nachweis ausbleiben. Allerdings, die Sage von der weißen Frau, welch ihre Wäsche im Jungfernbrunnen wusch, hat auch der große Ludwig Bechstein schon niedergeschrieben.
Gerade trifft mich ein bitterböser Blick. Ich soll unbedingt sofort aufhören zu schreiben. Jetzt wäre endlich sie dran. Also los, dann, Margarethe.
1510
„Hast du sie auch wirklich gesehen? Oder erzählst du nur wieder eine deiner geliebten Gruselgeschichten?“
Meine beste Freundin Anna nickte bedeutungsvoll und schüttelte fast gleichzeitig entrüstet mit ihrem braun gelockten Kopf. Das sah ziemlich lustig aus, weshalb sich alle hier im Kreis versammelten Mädchen auf die Lippen bissen, um nicht unkontrolliert loszukichern. Die Frage nach den Gruselgeschichten stand nicht umsonst im Raum. Anna war die geborene Geschichtenerzählerin und brachte uns nur zu gern dazu, dass wir uns im Stroh gruselnd eng aneinander kuschelten. Sie übertrieb es dabei regelmäßig soweit, dass wir anderen Mädchen danach nur mit Licht schliefen.
„Sie stand mitten im Tal, direkt unterhalb des Burgfelsens. Ganz nah am Wasser. Sie war wunderschön und, stellt euch vor, sie winkte mir sogar zu. Ich konnte meine Augen gar nicht von ihr abwenden und musste mich echt bemühen, bei den Ziegen zu bleiben.“
„Wie sah sie denn ganz genau aus?“
Annas Stimme nahm einen geheimnisvollen Klang an.
„Die weiße Frau trug ein silberhell schimmerndes Kleid, ihr Angesicht war totenbleich und doch mit den edelsten Gesichtszügen, die ich jemals gesehen habe.“ Die anderen Mädchen rutschten noch enger um die Laterne, um welche wir alle saßen, zusammen. Die Kerze darin war fast heruntergebrannt. Das Stroh, in welchem wir es uns gemütlich gemacht hatten, raschelte und knisterte leise vor sich hin.
Die weiße Frau war doch nur eine Legende. Oder etwa nicht? So ganz konnte ich ihr aber doch noch nicht glauben und hob meine „Zweifelaugenbraue“ an. Meine Freundin wurde nicht rot. Das geschah sonst immer, wenn Anna flunkerte. Auch wenn sie nicht so aussah, Anna flunkerte doch bestimmt. Sie liebte es ja nun einmal, uns einen Bären aufzubinden.
Einen riesengroßen, wie auf dem Jahrmarkt. Andererseits war sie ja wirklich gestern Nacht im Bärental, unterhalb des so genannten Haderholzes, unterwegs gewesen, nachdem die ganze Ziegenherde ihrer Eltern auf einen fröhlich meckernden Ausflug ausgerückt war. Stundenlang hatten wir alle nach den unternehmungslustigen Tieren gesucht und diese wieder zurück in deren heimische Ställe verfrachtet.
Aber die weiße Frau? Hatte Anna diese wirklich gesehen? Sie wollte uns doch bestimmt wieder einmal nur zum Fürchten bringen. Andererseits war meine beste Freundin eigentlich ein Mensch, der, außer wenn sie uns ärgern wollte, noch nie viel von den ganzen Sagen und Geschichten gehalten hatte. Sie glaubte nur, was sie sah. Wenn Anna also meinte, da war etwas, und wenn es eben die weiße Frau war, dann war es hoffentlich auch so.
Ganz sicher war ich mir dabei allerdings dann doch nicht. Auch wenn ihr Gesicht Bände sprach.
Also, dass sie eben nicht scherzte.
„Meinst du nicht, dass dir die Nebelschwaden vom Wasser her einen Streich gespielt haben?“
Annas Augen wurden ernst. „Grethe, wenn du dabei gewesen wärst, würdest du jetzt nicht so dumm fragen. Richtig kalt geworden ist mir bei ihrem Anblick, obwohl sie so schön aussah. Eine fürchterliche Gänsehaut habe ich bekommen, so als ob der Tod einen Windhauch vorbeigeschickt hätte.“
Marie, unsere neue Magd, saß auch mitten in unserem verschworenen Kreis. Sie schüttelte langsam und bedächtig den Kopf. Ihre Haube verrutschte und ihr strohfarbenes Haar befreite sich aus seinem Gefängnis.
„Das ist aber eigenartig. Sie dürfte dort gar nicht gewesen sein. Angeblich erscheint sie doch nur vor der Höhle unter der Burg, am Jungfernbrunnen. Niemand hat sie je so weit unten im Tale gesehen.“ „Vielleicht war sie auf der Suche nach ihrem Liebsten und der stammt ja wohl von der ehemaligen Burg auf dem Haderholzstein, gleich gegenüber.“ Die uralte Sage kannte hier in den umliegenden Dörfern jeder. Von dem Liebespaar, dessen verfeindete Eltern vor über einhundert Jahren in den längst zerstörten gegenüberliegenden Burgen lebten und sie nicht zueinander ließen.
Anna stand entrüstet auf und strich sich mit einer wütenden Geste das Stroh aus den Röcken. „Wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann lasst uns doch nachsehen.“ Geschnatter setzte ein. Wie eine kleine Entenschar redeten alle durcheinander.
„Jetzt sofort?“ „Wie sollen wir denn heimlich aus dem Dorf kommen?“ Marie stampfte resolut auf den Boden. Erschrocken schauten wir anderen zu ihr auf. „Blödsinn, das wäre sowieso vergeblich, jetzt da hinter zu laufen, oder ist denn immer noch Vollmond? Davon abgesehen, kann sie angeblich nicht nur alle sieben Jahre ihr Gefängnis unter dem Falkenberg verlassen?“ Da hatte Marie wohl vielleicht sogar Recht und wir alle stimmten ihr irgendwie erleichtert zu. Sogar Anna setzte sich zögerlich wieder ins trockene Stroh.
Gemeinsam beschlossen wir, den nächsten Vollmond abzuwarten und dann alle zusammen unser Glück zu versuchen. Vielleicht kam sie ja doch öfters als nur alle sieben Jahre aus den Höhlen im Berg herunter. Wir überlegten uns sogar bereits Strategien, wie wir die arme, leidende Seele, welche sie laut der Sagen ja war, aus ihrem Elend erlösen konnten. Oder verteilte sie sogar Schätze? Auch das hatten wir schon gehört. Weiße Frauen gaben ihren Helfern unscheinbare Dinge, wie zum Beispiel Holzspäne, welche sich dann auf dem Nachhauseweg in pures Gold verwandelten. Stundenlang grübelten wir nach. Es half nichts. Anna beschloss endgültig, dass wir alle gemeinsam nachsehen gehen würden.
Fünf Mädchenhände besiegelten den Schwur, die weiße Frau zu suchen.
Der Mond nahm zu und die Mädels planten gewissenhaft den nächtlichen Ausflug. Immerhin müssten sich vier junge Frauen heimlich nach dem Einbruch der Dunkelheit aus dem Dorf schleichen.
Leider ohne mich.
Die Mutter würde mich bis dahin nicht mehr aus den Augen lassen, geschweige denn zur Nachtzeit aus dem Haus. Ich würde ab sofort nie wieder frei und ungebunden mit den Freundinnen heimlich oder auch unheimlich unterwegs sein.
Nicht zum Tanz oder lustigen Marktbesuchen.
Nicht einmal nur so zum Schwatzen.
Noch schlief ich zwar alleine in meiner Kammer, aber meine Zeit als Mädchen war fast abgelaufen.
Mein siebzehnter Geburtstag in einigen Tagen würde sie endgültig besiegeln.
Anders, als es in den meisten Familien hier auf den Dörfern üblich war, hatten die Eltern mir sogar eine gewisse Wahl gelassen.
Und was für eine.
Grandios.
Die Wahl zwischen Feuer und Wasser, zwischen dem Wunsch des Vaters und dem der Mutter.
Keiner davon wäre meine eigene Wahl gewesen.
Ich hatte nun also genau zwei Möglichkeiten. Entweder ich hielte noch vor dem nächsten Vollmond Hochzeit mit dem alten Bauern Siegbert vom Hofe oder ich ginge zu meiner Patentante Magdalena in die Lehre.
Dem geheimnisvollen Kräuterweib.
Dieser Schritt würde allerdings zur Folge haben, dass ich mein Leben als ewige Jungfrau fristen müsste. Wundervolle Aussichten boten sich mir da.
Also hatte ich die Wahl zwischen dem wohlhabenden, aber uralten Mann mit Falten und Schmerbauch und dem einsamen Leben tief im Wald.
Zwischen Gutsherrin und Unkrautzupfen.
Allerdings war die Vorstellung, mitten in der grünen Natur meine Wohnung zu nehmen und das Wachsen und Gedeihen der Pflanzen zu beobachten immer noch besser, als die, dass mir die fetten Gichtfinger des Bauern über den Körper fuhren. Diese Bilder, welche mir mein Kopf in ruhigen Momenten so zeigte, wurden durch den Besuch Siegberts nicht wirklich besser.
Er war vor einigen Tagen hier im Haus gewesen.
Um mit meinem Vater über die Mitgift zu verhandeln und seine eventuelle Braut zu begutachten. Schlichtweg fürchterlich war es gewesen. Wie eine Kuh auf dem Markt war ich mir vorgekommen, als er mich von oben bis unten betrachtet hatte. Fehlte nur noch, dass ich ihm die Zähne zeigen sollte oder er meine Brüste antatschte. Eben wie bei einer Kuh das Euter. Aber gefragt hat er die Mutter dann doch glatt, ob mein Gebiss auch wirklich vollständig wäre.
Woraufhin meine resolute Mutter den Vater mit einem absolut bösen Blick bedachte. O je, da kam wohl noch was auf den armen Kerl zu.
Diesen Blick kannte ich.
Da half es eigentlich nur, sich so schnell es ging zu verstecken. Oder so.
Vater beichtete uns später, dass er beim freitäglichen Bier im Dorfkrug sehr freizügig über meine Leidenschaft bei der Gartenarbeit geschwärmt hatte. Dass mir schlichtweg alles gelang, jedes noch so kümmerliche Blümchen kurze Zeit später prachtvolle Blüten trug.
In der Wirtschaft war er nach einigen Krügen Bier wohl dann etwas zu sehr über seine gut geratene Tochter ins Schwärmen gekommen, so sehr, dass der gierige Siegbert sich zu ihm setzte und ihn über mich ausfragte.
Als Siegbert nun nach mir sehen wollte, kannte Vater dann schon wieder einmal keine Grenzen.
Er pries mich dem Bauern regelrecht an.
Gebärfreudig nannte er mich, oder besser gesagt meinen Leib. Was war eigentlich in meinen sonst so liebevollen Vater gefahren? Sogar Mutter schüttelte nur noch mit dem Kopf.
Den Bauern hat dann aber komischerweise, fast noch mehr als mein Becken, das Hausgärtchen interessiert. Wie gut doch die Blumen und das Obst geraten wären. Oder das Gemüse.
Ob ich meinen Einfluss denn auch auf größeren Flächen geltend machen könnte?
Was für eine komische Frage.
Und warum wurde in diesem Moment die Mutter totenbleich?
Eigenartig.
Siegbert schien ihr Unbehagen wahrzunehmen und wechselte schnell wie ein Blitz das Thema. Leider.
„Bist du noch Jungfrau, Mädchen?“ Ich wurde bis zu den Zehenspitzen tiefrot. Was ging den das an.
Vater sprang ein. „Natürlich, Herr Siegbert, unsere Margarethe hat noch nie einen Jungen auch nur angesehen.“ „Gut, gut. Aber ich möchte die Antwort von dir haben.“ Dabei strich er wie zufällig über meine Hüften und den Hintern. Ich ignorierte den schmierigen Bauern und rauschte wütend hinaus.
Zum Kuckuck noch mal. Dann doch lieber der Wald und die Kräuterfrau.
Magdalena war nämlich im Unterschied zum Siegbert immer zuvorkommend und höflich gewesen, wenn wir aufeinander getroffen waren. Mit schier unendlicher Geduld hatte die Kräuterfrau mir jedes einzelne Blümchen im Garten erklärt. Als ich noch klein war, füllten wir gemeinsam Fett und Körner für die Vögel in Tannenzapfen oder hängten im Winter Äpfel und Garben in den Garten. Sie hatte für jeden ein gutes Wort übrig und schien immer bestens gelaunt zu sein.
Davon abgesehen, hatte ich wirklich ein gutes Händchen für den Garten. Die Mutter nannte mich regelmäßig, wenn die Sommerblumen in den schmalen Beeten erblühten, ihre kleine Blumenelfe. Dabei hatte ich doch eigentlich nur der Pate gut zugehört, wenn sie mit leuchtenden Augen über die Bedürfnisse der verschiedenen Blümchen erzählte. Außerdem machte es mir einfach nur Freude, mich um den Garten zu kümmern.
Die klugen Ratschläge Magdalenas fielen also von ganz allein bei mir auf ebenso fruchtbaren Boden, wie meine Samenkörnchen im Frühjahr. Und diese gab die Kräuterfrau eigentlich immer und überall. Also die Ratschläge.
Wo auch immer sie ging und stand.
Oder saß.
Unter deren Händen schien einfach alles zu grünen und zu blühen. Sogar die Schmutzflecke auf den Wangen.
Sagte zumindest meine Mutter.
Vermutlich hatte Vater so etwas oder ähnliches beim Trinken im Wirtshaus erwähnt und so den wohlhabenden Bauern auf mich aufmerksam gemacht. Die dritte Frau war ihm im letzten Winter verstorben und keine davon hatte ihm den gewünschten Erben hinterlassen. Jetzt war er auf der Suche nach einer jungen Nachfolgerin.
Aber die würde ich schon mal gar nicht sein. Da ging ich doch lieber in den Wald. Sollte er sich doch irgendwo anders eine echte Bauerntochter suchen. Immerhin kam ich aus einer Schmiedefamilie. Einen Hammer schwingen, dass konnte ich ganz gut, wenn ich auch den Dreck und den Ruß nicht gerade mochte.
Aber Ackerfurchen ziehen, nein danke. Punkt.
Ich konnte die Eltern sogar verstehen, dass sie mich gerne verheiraten würden. Ein Esser weniger im Haus ließe den anderen mehr auf den Tellern zurück. Nicht, dass wir Hunger leiden würden. Aber übrig hatten meine Eltern auch nichts. Gerade, wenn die Männer Werkzeuge, Kohle oder das Haus nach einem Sturm neue Ziegeln aufs schräge Dach brauchten, oder Stoffe, welche wir nicht selber weben konnten, gekauft werden mussten, wurde es ziemlich eng im Geldsäckchen. Also, eigentlich war dann viel zu viel Luft darinnen. Nicht jeder der Händler ließ sich eben mit den Nägeln bezahlen, die der Vater fertigte.
Dies war mein allerletzter Geburtstag im Kreise der Familie. Zur Feier des Tages gab es sogar Geschenke.
Und was für welche. Mein Vater stand des Morgens mit rotem Gesicht vor mir und überreichte mir ein kleines Päckchen. Sogar Mutter kam das komisch vor, so hoch wie ihre linke Augenbraue gewandert war. Vorsichtig wickelte ich das weiche Päckchen aus.
„Ein Nachtkleid? Was soll ich denn damit.“ Das Teil war ziemlich dünn, halb durchsichtig und am Ausschnitt mit kleinen Perlen bestickt. „Naja, du hast dir bislang keine Gedanken um eine Aussteuer gemacht, da dachte ich, falls du dich doch entscheidest zu heiraten...“
Mir schlief doch glatt das Gesicht ein.
Da schenkte mir mein eigener Vater verführerische Nachtwäsche. So dringend wollte er mich an den Bauern verschachern?
Mutter allerdings, kicherte unkontrolliert los.
Ihr Kichern schlug in einen ausgewachsenen Lachanfall um. „Was hast du denn getrunken? Glaub ja nicht, dass du deine Tochter auf diese Weise bestechen kannst.“
Sie schüttelte ihre blonden Locken, während sie nach Luft japste. Ihr Lachen war äußerst ansteckend. Ich kicherte nun auch los, heulte förmlich vor Lachen.
Kurz darauf heulte ich echt. Vor Rührung.
Ein zweites Päckchen war in meinem Schoß gelandet. Meine Schwestern hatten mir gemeinsam mit Mutter ein Geschenk gemacht. Nur ein mit Silberfäden besticktes Band verzierte es. „Gefällt es dir?“ Drei Paar blaue Augen schauten mich erwartungsvoll an. „Ob es mir gefällt? Das ist das schönste Geschenk, welches ich je bekommen habe.“ Ich umarmte sie alle drei. In meinem Schoß lag ein kleines, in Leder gebundenes Büchlein. Sie hatten von jedem Pflänzchen in meinem Garten eines getrocknet, gepresst und eingeklebt. Egal, wie ich mich entscheiden würde, ich könnte jederzeit ein Stückchen Heimat mit mir herumtragen.
Die Frauenaugen strahlten und mein Vater verzog sich beleidigt grummelnd in die Schmiede.
Mutter und ich hatten gemeinsam mit meinen beiden Schwestern einen Kuchen für das nachmittägliche Fest gebacken. Mit den ersten frischen Kirschen aus dem Gärtchen hinter dem Haus. Die leckeren Früchtchen hatten gerade so eine blutrote Farbe angenommen, als wir den Baum um einige Handvoll der süßsauren Farbkleckse erleichterten.
Der kleine Obstgarten versorgte uns alljährlich mit allen möglichen Leckereien, welche wir zu Trockenobst, Wein oder eben leckeren Kuchen verarbeiteten. Er lag vor den kalten Winden geschützt, indem er sich zwischen die Gebäude unseres Hofes und den Wald einkuschelte. Vaters Schmiede grenzte an eine Seite des grünen Fleckchens, das Haus an die zweite und die dritte Seite wurde durch unser Flüsschen begrenzt. Nur zur rechten hin reichte der Wald bis hinab an den Zaun.
Zur Feier des Tages hatte der Wind offensichtlich beschlossen eine kleine Pustepause einzulegen und der Sonne das Feld zu überlassen. Mitten im Garten hatten wir einen großen Tisch aufgebaut. Eine alte Tür lag, mit Leintüchern abgedeckt, auf zwei Sägeböcken. Im Gras, zwischen lauter bunten Wiesenblumen, standen alle verfügbaren Schemel und sogar die geschnitzten Lehnstühle meiner Eltern um den so geschaffenen, blumengeschmückten Geburtstagstisch herum.
Alle meine Freundinnen durften zum Nachmittag kommen, um mit uns zu feiern.
Ein letztes Mal. Jedenfalls in dieser Besetzung.
Ob ich im nächsten Jahr wohl die Möglichkeit hätte, meinen Geburtstag zu feiern? Und, vor allen Dingen, mit wem?
Meine Freundinnen waren die Besten. Eine jede von ihnen schenkte mir ein kunstvoll besticktes Band. Nach den Dingern war ich regelrecht süchtig. Kein Zopf ohne Bänder, kein Ausschnitt, den keine der hübschen Bordüren zierte. Die männlichen Mitglieder des Haushaltes verzogen sich rasch, nachdem sie sich jeweils ein riesiges Stück Kirschkuchen hinter die Kiefer geschoben hatten. Natürlich verkrümelten sie sich unter dem Vorwand, noch Arbeiten zu müssen, aber in Wahrheit hatten sie nur keine Lust auf das ewige Geschnatter.
Als endlich auch Mutter mit meinen Geschwistern im Schlepptau im Haus verschwand, beugte Anna sich flüsternd über den Tisch.
„Habt ihr eure Fluchtwege geplant?“ Fluchtwege? Die anderen nickten, aber ich verstand nur Hühnerkacke.
„Wir treffen uns nach Sonnenuntergang hinter unserer Scheune. Von dort aus kann uns niemand beobachten, wenn wir im Wald verschwinden.“ Ah ja, der Ausflug zur Weißen Frau. Der war mir doch glatt entfallen. Vor allen Dingen, da er ja ohne mich stattfinden würde. Aufgeregt flüsterten die anderen Mädchen hin und her über die blumengeschmückte Tafel. Während ihre Wangen vor lauter Aufregung und Vorfreude glühten, war ich einfach nur traurig. Zu gerne hätte ich meine Freundinnen in den Wald begleitet. Einem kleinen Abenteuer war ich noch nie abgeneigt.
Das Glöckchen über der kleinen Gartenpforte begann fröhlich zu bimmeln, als das Türchen geöffnet und wieder geschlossen wurde. Meine Patentante Magdalena erschien kurz darauf lächelnd hinter dem Kirschbaum. Sie schwebte förmlich über die kleine Wiese. Kein Grashälmchen blieb auf ihrem Weg zu unserer herrschaftlichen Tafel zerdrückt zurück.
Eigenartig.
Das war mir bislang noch nie aufgefallen.
Sie kam zu uns an den Tisch, winkte allen zu und drückte mir ein geflochtenes Blumenkränzchen ins Haar. Ich schielte nach oben.
Gänseblümchen. War ja klar.
Sie legte mir von hinten eine warme Hand auf die Schulter und wartete, bis wir allesamt zu ihr hinaufsahen. Dann erst schaute die Kräuterfrau ernst in die rotbäckigen Gesichter, von der Einen zur Anderen und wieder zurück.
„An eurer Stelle würde ich den unsinnigen Ausflug, den ihr da heimlich zu planen scheint, bleiben lassen. Ihr Mädchen gehört nicht des Nachts in die Wälder. Schon gar nicht, wenn der Mond rund geworden ist. Ihr wisst gar nicht, was euch in einer solchen Unheilsstunde alles geschehen kann. Dort gibt es mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Ich rate euch, rennt nicht in euer Unglück.“
Mit diesen geheimnisvollen, mahnenden Worten drehte die Pate sich um und ging hinein in die Küche, wo man meine Mutter werkeln hören konnte.
Anna begann laut zu kichern.
„Als ob uns deren Gruselgeschichten abhalten würden. Was für eine komische Alte die Kräuter-Magda ist. Bestimmt ist sie eine richtige Hexe.“
Marie, unsere Jungmagd, zuckte zusammen.
„Sag bloß nicht so etwas.“ Das arme Ding war ganz käsig um sein niedliches Stupsnäschen geworden. Richtig grau im Gesicht war sie mit einem Mal. „Nenn nie wieder eine Frau so, denn es könnte ihr Todesurteil sein. Du hast ja keine Ahnung, also red erst gar nicht davon. Halt einfach nur einmal deinen vorlauten Mund.“ Meine Freundinnen sahen sich ratlos an. Marie liefen bereits die ersten Tränen über das Gesicht, als sie eilig von unserem Tisch aufstand und in Richtung Stall davonlief. Der Schemel, auf welchem die Magd gesessen hatte, rollte herrenlos durchs hohe Gras.
„Was ist denn der so plötzlich über die Leber gelaufen?“ „Weißt du's denn nicht, ihre Muhme hat gebrannt.“ „Eine richtige Hexe war die?“ „Das sagen die Leute jedenfalls. Eine Hebamme, hinten in der Rhön, war Maries Muhme und soll dort die kleinen, neugeborenen Kinder verhext haben.“ Ich erhob mich. „So ein Blödsinn. Ich glaube kein Wort davon.“ Mit durchgedrücktem Rücken machte ich mich auf die Suche nach unserer sonst so fröhlichen Magd. Die arme Marie. Sie saß an die Stallwand gelehnt da und weinte still vor sich hin. Die Tränen liefen ihr in Bächen über die rundlichen Wangen herab. Sie schüttelte sich in stillen Tränenkrämpfen und raufte sich dabei die Haare. Ihre Haube war wieder einmal irgendwo verloren gegangen. „Die Muhme hat mich aufgezogen. Sie war alles, was ich hatte. Nachdem sie während der Befragung gestanden hatte, wollte mich niemand im Dorf haben. Der Herr Pfarrer hatte schließlich ein Einsehen und hat mich zu euch gebracht.“ „Er ist der Vetter meines Vaters, ich weiß. Aber, liebste Marie, du hast doch jetzt uns. Die Eltern haben dich nicht nur als Magd eingestellt. Du gehörst, seit du bei uns lebst, zur Familie. Wir werden dich niemals im Stich lassen.“ Erst, nachdem ich sie eine lange Zeit fest im Arm gehalten hatte, beruhigte sie sich wieder.
Schade, dass die lustige Feier ein solch trauriges Ende nehmen musste.
Wir versorgten gemeinsam unsere Ziegen, bis Marie sich ausreichend gefangen hatte und schlenderten dann nebeneinander in den Garten zurück. Meine Freundinnen saßen ziemlich kleinlaut am Tisch. Die fröhliche Stimmung von vorhin war wie weggeblasen.
Unfreiwillig schob sich Annas Erzählung von ihren beängstigenden Gefühlen, als sie der weißen Frau gegenüber gestanden hatte, in meine Gedanken. Vielleicht sollten die Mädchen doch auf die Pate hören und den Ausflug bleiben lassen. Ich wagte einen vorsichtigen Vorstoß in diese Richtung. „Niemals. Den Spaß kannst du uns nicht nehmen. Nur, weil du nicht mehr mitgehen kannst, bleiben wir nicht zu Hause.“ Die anderen nickten Anna resolut zu. Richtig bockig war das gerade aus ihr herausgebrochen.
Trotzdem, oder gerade deswegen, irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.
Die Freundinnen verabschiedeten sich nacheinander von mir. Allen standen die Tränen in den Augen.
So ein Hühnerdreck, jetzt heulte ich doch glatt auch noch.
Am selbigen Abend war meine Bedenkzeit ganz offensichtlich endgültig abgelaufen. Die Eltern wollten eine Entscheidung aus meinem Mund hören. Sie saßen ziemlich steif nebeneinander in der guten Stube. Nur Magdalena stand vollkommen entspannt am Kamin und zwinkerte mir fröhlich zu. Dass sie mich in die Stube zitiert hatten, machte mir zu schaffen. Diesen Raum benutzten wir sonst nur an Weihnachten. So ernst war meine Lage also.
O, oh.
Eigentlich kannten sie meine Entscheidung ja schon, aber wenn sie es noch einmal laut ausgesprochen hören wollten, bitteschön.
Wobei es dem Vater, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, eindeutig lieber gewesen wäre, wenn ich den Bauern heiraten würde. Schon allein der guten Wurst wegen.
Außerdem wäre mein Stand im Dorf ein ganz anderer. Besser. So mit festem Platz im Kirchlein und so. Das hatte er mir mit gewichtiger Stimme erklärt.
Allerdings war ich mir sicher.
Lieber die lächelnde Magdalena als den griesgrämigen Siegbert.
„Meine Entscheidung steht fest.“ Ich nickte der Pate zu. „Magdalena, ich werde dich begleiten.“
Die so Angesprochene strahlte förmlich vor Glück. Sie leuchtete fast. So hatte ich sie noch nie gesehen, richtig geheimnisvoll sah sie aus. Ihre große Freude schien in Wellen von der Kräuterfrau auszustrahlen. So wie Wärme vom Feuer. Im liebevollen Blick meiner Mutter spiegelte sich derselbe, glückliche und überaus stolze Ausdruck wieder. Auch sie schien mit meiner Entscheidung äußerst zufrieden zu sein. Mir war noch nie aufgefallen, wie ähnlich sich die Schwestern doch sahen.
„Du wirst es niemals bereuen, mein Kind.“ Magdalena umarmte mich herzlich. So ganz sicher war ich mir da im Moment zwar nicht, aber welche Wahl hatte ein Mädchen wie ich schon.
Eigentlich träumte ich seit Jahren davon, mit einem liebevollen Ehemann hinaus in die weite Welt zu ziehen. So einem feschen Kaufmann. Der Nachbar erzählte oft von seinen Handelsreisen, welche er unternommen hatte, und dabei berichtete er jedes Mal vom Meer. In seiner Jugendzeit hatte er den Kaufhändler, der unten in Schmalkalden ein großes, steinernes Haus besaß, bis an die Grenzen jenes uferlosen Wassers begleitet. Der Hans war der Fuhrmann für den Händler gewesen. Hatte den Wagen mit dem Handelsgut gelenkt.
Das Wasser ohne Grenzen hätte ich schon ganz gerne einmal gesehen. Oder die wirklich hohen Berge, auf deren geheimnisvoll schimmernden Gipfeln angeblich immer Schnee lag.
Mein Tagtraum wurde jäh unterbrochen.
Magdalena stieß mich von der Seite an. Aua, so ein Ellenbogen konnte ganz schön spitz
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Lektorat: Marlies Luer
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8133-7
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Wenn ein Buch entsteht, sitzt frau zwar am Besten in ihrem ruhigen Kämmerlein, aber ohne die vielen fleißigen Helfer, die jedem Autor den Rücken freihalten, ginge überhaupt nichts. Aber gar nichts.
Da wäre zu allererst meine Familie zu nennen. Mein Mann, der jederzeit bereit ist, mit seiner Superspürnase meine verloren gegangenen Dateien zu suchen und alle anderen der liebevollen „Ideengeber“.
Mein nächstes und gleichzeitig allergrößtes Dankeschön geht an die liebe Marlies Lüer, welche sich die Mühe gemacht hat, alle meine Rechtschreibfehler aufzustöbern. Du bist die Beste!
Als nächstes habe ich euch zu danken, ihr lieben Leser. Dafür, dass ihr meine Bücher kauft und, hoffentlich, verschlingt.
Für jede Rezi und jeden noch so kleinen Hinweis, was ich doch noch besser machen könnte. Auch als Elfe ist man eben nicht perfekt, was die Magie der Worte betrifft. Ich hoffe, euch allen einige schöne Stunden bereitet zu haben, wenn ja, dann empfehlt mich doch bitte einfach weiter.