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Hand, oder Klinge? Finde deinen Weg

Mein Mentor zog das fünfte Buch an diesem Abend aus einem der vielen Regale seiner persönlichen Bibliothek, die ich eines Tages erben würde, wenn er abtrat und begann nun aus diesem mir die Gesetzte meines Volkes in mein nicht sonderlich treues Gehirn ein zu trichtern. Mein Volk bestand aus vielen, äußerst Modebewussten, jedoch fürchterlich spießigen Zeitgenossen. Gesetz war das Leben. Unser Leben war das einzige das die Welt in einem fürchterlichen Chaos unter ging. Ich fragte mich ob der Mund meines Mentors nach stundenlangem reden nicht irgendwann einmal trocken werden würde? Bisher hatte ich es immerhin bereits auf sieben Stunden straf predigt geschafft. Ein neuer Rekord unter uns Rekruten. Die einzigen Strafen die es gab bestanden aus stundenlanger straf predigten, die für uns Rekruten die schlimmsten waren, aus Hausarrest, die wir jedoch im Trainingsraum verbrachten, der Verbannung und Auslöschung sämtlicher Erinnerungen, dies passierte nur den Kriegern, die sich dem Hochverrates versuchten und scheiterten und im schlimmsten Fall kam es zu einer öffentlichen Enthauptung. Der einzige Weg um jemanden wie uns tatsächlich auslöschen zu können. Bestürzt glitten meine Gedanken zu meinem Onkel, der sich vor Jahren gegen die Krieger stellte und versuchte sein Hexenbiest und ihre gemeinsamen Kinder zu töten. Das erste mal das ich richtig geweint hatte, da er mir einer der liebsten und freundlichsten Krieger hier war, und auch gleichzeitig meine Geburtsstunde. Niemals wieder würde ich den Namen meiner Familie derart beschmutzen lassen. Nicht solange ich lebte. Meine ältere Schwester lebte in einer anderen Stadt und hatte die Verachtung und den Spott kaum abbekommen. Einerseits beneidete ich sie darum, andererseits verachtete ich sie dafür. Was konnte ein siebenjähriges Mädchen dafür, wenn ihr Onkel so eine Schandtat beging? Nun war ich gerade, heute, zwanzig geworden und musste mir schon in den ersten Stunden, nach meinem Saufgelage, anhören wieso die Gesetzte der Krieger des Mondes, einem dazu zwangen sich an sie zu halten. Anstand, Ehre und Opferbereitschaft. Und das um die Menschen zu beschützen. Die die so waren wie wir, doch trotz allem mussten wir uns vor ihnen verstecken, durften unsere Tarnung nicht auffliegen lassen. Nur Präsidenten wussten von unserer Anwesenheit. Die ersten Verhandlungsjahre waren nicht sonderlich gut ausgegangen. Erst nach einem kleineren Werwolf aufstand, den unsere Krieger gekonnt vereitelt hatten, haben sich die normalen Menschen eingestanden, dass sie unsere Hilfe benötigen. Wir sind zwar genauso menschlich, doch etwas in uns war einfach stärker, schneller, intelligenter und vor allem weitsichtiger. Es machte den Menschen Angst, dass da draußen auch noch andere Kreaturen herum streunen. In der Dunkelheit, im Schatten und im Wald. Überall lauerte die Gefahr. Menschen die einen Angriff überlebten, wurden auch als die Schwarzseher von uns bezeichnet. Sie sind einem Angriff entkommen, doch waren traumatisiert davon. Sie wollten nicht glauben dass es eine andere Seite auf der Welt auch noch gibt, doch mussten damit leben. Sie zogen sich meist vor der Außenwelt zurück und fürchteten selbst ihren eigenen Schatten. Ich bemitleidete sie dafür, doch ihre Erinnerungen an den Vorfall auszulöschen war nicht möglich. Das Gehirn von den Menschen war viel zu empfindlich und konnte sich nicht gut genug regenerieren. Jedoch solange sie keine Massenhysterie heraufbeschwörten war uns das egal. Manche von ihnen, eher Dummköpfe, als Ehrenmänner, wenn man mich fragte, wollten in unsere reihen aufgenommen werden, oder gründeten selbst eine kleine Gruppe. Sie wurden jedoch meist nach ein bis höchstens zwei Jahren von den Anderwesen ausgelöscht. Kichernd wandte ich meinen Blick wieder meinen überaus verärgerten Mentor in seiner traditionellen blauen Kutte zu und mein Lächeln erstarb sofort. „Gut, wenn du das so lustig findest und lieber deinen Tagträumen nach gehst, dann geh auf dein Zimmer und du hast Hausarrest bis zur nächsten Mondfeier.Die Mondfeier! Das Fest des Monats. Jeder Mondkrieger kam an diesem Tag zu den Festen und erkundigte sich nach den neuesten Neuigkeiten der neuesten Neuigkeiten. Mein Lieblingstag des Monats! „Aber das ist nicht fair! Jeder Krieger muss dort erscheinen.“Mein Mentor schlug das Buch zu und stellte es an seinen Platz zurück, während sein faltiges sichtlich erschöpftes Gesicht Enttäuschung wieder spiegelte. „Gut das du noch kein Krieger bist. Also ist es nicht deine Pflicht, sondern eine Ehre das du dort erscheinen darfst. Empört gab ich einen nicht sonderlich damenhaften Laut von mir. „Das... Wieso? Nur weil ich bei dieser dämlichen Moralpredigt wie immer nicht zugehört habe?“Mit einem mahnenden Blick blickte er mit seinen zitronengelben Augen zu mir hinab und verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper. Jetzt war er wütend.„Nur weil du nicht zu gehört hast? Zur Hölle Maddison! Du hast nicht nur dein Training geschwänzt, nein du hast vier andere Rekruten dazu verleitet mit dir das Gelände zu verlassen, in einer Bar zu trinken, sie zu verwüsten, und danach habt ihr noch an einem heiligen Ort eine Wasserpfeife geraucht! Und zu allem Überfluss waren dort Drogen und keine Kräuter darin! Weißt du eigentlich wie stark ich mich für dich einsetzten musste? Ich bin unserem General geradezu in den Arsch gekrochen, damit er dich nicht versetzen lässt. Du weißt du hättest nirgendwo anders eine Chance!“Damit hatte er wohl recht. Kein anderes Ausbildungszentrum hätte mich so lange behalten. Ich wäre vermutlich wöchentlich von einem Zentrum zum nächsten gereist, bis ich endlich Volljährig war. Soviel zur Ehre meines Familiennamens... „Es ist mein Geburtstag! Da werde ich doch wohl etwas die Sau raus lassen dürfen.“ Langsam fing sich an die nervöse Ader an seiner Stirn zu regen, was seinem bereits furchterregenden Auftreten so etwas wie eine Krone aufsetzte. Normalerweise war mein Mentor ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Doch da ich ihn bereits zu Stufe drei auf meiner selbst ernannten Mentoren-Kaler gebracht hatte, und es gab nur vier davon, sollte ich wohl anfangen meinen Mund zu halten. Tja... wenn das nur so einfach wäre. Meine Familie war nicht gerade für ihre Diskretion bekannt. Wollte man bei einem Fest ein großes Aufsehen erregen, lud man ein Mitglied der Familie Schreckenbach. Natürlich hatte unser Nachname nichts mit unserem Charakter zu tun, doch irgendwie fanden alle anderen es äußerst auffällig. Stand ein Wald in Flammen. Typisch Schreckenbach... Wurde eine Mönch ins Bett gelockt. Typisch Schreckenbach... Verband sich jemand aus unserer Familie mit einem Anderwesen. Typisch Schreckenbach... Wie sehr hasste ich dieses Vorurteil! Ohne uns wurde es immerhin hier niemals langweilig.„Das nennst du die Sau raus lassen? Hättet ihr euch nicht ganz gesittet in eurem Zimmer, oder irgendwo am Gelände an trinken können? Irgendwo wo die normalen kein seltsames verwirrtes Gesicht machen, wenn du das Geheul eines Werwolfes nach machst?“Das Geheul eines Werwolfes? Habe ich das wirklich? Alkohol wirkte bei uns wie bei den Menschen, doch verging der Rauschzustand danach schneller wieder und wir waren nach wenigen Stunden bereits einsatzfähig.Betont genervt ergab ich mich seinem Urteil. „Ja, ich verstehe und es tut mir leid.“ Ich verdrehte die Augen und setzte mich betont langsam in meinem Sessel zurück. Wenn ich den alten Mann weiter verärgerte, würde er abkratzen bevor er mich endgültig in sein Testament einfügen konnte. Theoretisch bekam ich alles, doch er konnte es nicht offiziell einfügen, da ich noch nicht einundzwanzig war. Nur noch ein Jahr und dann werde ich endlich mit meinem Traum anfangen können. Ein Jahr noch und ich war Millionen schwer und konnte um die Welt reisen und Abenteuer erleben, so wie alle anderen die so waren wie ich. Ansässig wurden wir Krieger erst mit weit über fünfzig. „Das mit deinen Augen habe ich gesehen junges Fräulein. Nun geh auf dein Zimmer und vor dem Mondfest will ich dich weder hören noch sehen! Verstanden?“ Bedeutend missmutig rückte ich den Stuhl nach hinten und warf ihn dabei um. „Ich bin ja nicht taub!“ Brüllte ich zurück und lief mit wachsenden Kopfschmerzen aus dem Raum. Ich hörte noch das betont genervte Seufzten meines Mentors, bevor ich die Türe hinter mir zu warf und die Stiegen hinab lief. Wie konnte er mich nur so behandeln? Ich und drei Wochen zuhause herum sitzen? In meinem Zimmer alleine! Mein einziger Zeitvertreib mein Fernseher und die Trainingshalle. Hausarrest hatte bei uns eine ganz andere Bedeutung als bei den Menschen. Es bedeutete keinen Kontakt zu anderen Leuten, keine Jagt nach Anderwesen, kein verlassen des Anwesend, und beim Training durfte ich lediglich das nötigste sprechen. Selbst beim Abendessen, vor Sonnenuntergang, wo sich alle danach auf den Weg zu ihren Missionen machten, musste ich abseits sitzen und durfte mir nur als letztes etwas holen. Ach verdammt! Noch fünf Stunden dann war mein Geburtstag vorbei! Und jetzt konnte ich den Rest in meinem Zimmer absitzen.Frustriert schlug ich auf eine der Säulen im Eingangsbereich der Verwaltung ein, die sich im Zentrum des Geländes befand und brüllte erschrocken auf, als ich ein knacksen in meinen Fingern spürte.„Zur Hölle was tust du denn da?“ Ich kannte die Stimme nicht, zum Glück, doch sie klang nicht sonderlich höflich. Ohne mich umzudrehen ging ich zur Eingangstüre. Ein Arm auf meiner Schulter überraschte mich, denn ich hatte nicht damit gerechnet das mich jetzt noch jemand aufhalten würde. Mit einer gezielten Handbewegung, schoss mein Gelenkmesser unter meinem Ärmel hervor und ich drehte mich so, dass ich ihn den Hals aufschlitzen könnte, wenn ich wollte. Doch meine Klinge traf nicht wie gewünscht auf Haut, sondern ein Klack ertönte, als es auf Metall traf. Oder genau genommen auf Metall das mit Silber überzogen war. Wütend funkelten mir zwei graue Augen entgegen und schienen mich alleine mit ihrem Blick töten zu wollen. Zur Hölle, wie konnte er nur so schnell reagieren? Oder hatte er etwa schon den Dolch gezogen gehabt bevor er mich berührt hat.„Es ist verboten Alkohol...“„Fick dich! Es geht dich einen Scheiß an, was ich in meiner Freizeit mache. Jetzt zieh deinen Dolch zurück, ich habe seit zwei Minuten Hausarrest.“ Für einen Moment wich seinem ernsten Gesichtsausdruck ein verwirrter, bevor er das Gesicht verzog und angewidert schnaubte. „Dann hast du hier draußen nichts verloren. Geh in dein Zimmer.“ „Wohin gedenkst du war ich denn gerade unterwegs!“Für einen Moment konnte ich sein Gesicht studieren. Ich konnte nicht sagen, dass ich hin hübsch fand. Nun gut, es gab keinen einzigen Krieger, den ich hübsch fand. Eine dicke Narbe lag auf seiner rechten Gesichtshälfte, die ihm einen härten Gesichtsausdruck verlieh. Vermutlich würde er wie ein Psychopath aussehen, wenn er einmal lachte. Nun verlieh sie ihm, wo er wütend auf mich hinab blickte einen sadistischen Gesichtsausdruck. Sein unfrisiertes Haar lag seitlich und verdeckte vermutlich normalerweise die Narbe, wenn nicht gerade jemand wie ich auf die Idee kam ihm so nahe zu kommen, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht fühlen konnte und seine Klinge an meinem Hals lag, so wie meine an seiner. Eine kleine Bewegung und wir hinterließen Blutlachen unter uns. „Das kann ich nicht beantworten. Du solltest jetzt wirklich auf dein Zimmer gehen Rekrut.“Ich blickte auf seine Schulter. Er war ebenfalls Rekrut. „Dann nimm deinen Dolch von meinem Hals.“„Nimm du erst mal dein Gelenkmesser von meinem.“Wir starrten uns noch etliche Sekunden in die Augen, bevor wir beide erkannten, dass keiner von uns als erstes nachgeben würde. „Das ist dann wohl eine Pattsituation.“ Bemerkte ich und lächelte belustigt. Der komische Kerl zog die Nase kraus, als würde er es überhaupt nicht lustig finden und lediglich seine Zeit verschwenden. „Ich würde es ja eher als eine Sackgasse bezeichnen. Aber jeder hat wohl seine eigenen Definition von Situationen.“ „Und ich würde es eher als Handeln von zwei dummen Rekruten benennen. Geht sofort zu euren Zimmern, oder ich werde euch zu Strafarbeiten verdonnern lassen.“ Unsere Blicke zuckten zu meinem Mentor, der sich anscheinend an uns ran geschlichen hatte. Mein Mentor war im schleichen und spionieren ein Meister, daher hatten wir ihn nicht kommen gehört. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitten wir auseinander und unsere Klingen verschwanden dort, wo wir sie verborgen trugen.„Entschuldigt, mein Mentor. Ich bin bereits auf den Weg zu meinem überaus aufregenden Kellergewölbe.“ Mit der sarkastischen Bemerkung drehte ich ihnen den Rücken zu und lief aus dem Verwaltungsgebäude. Ich musste schnell in mein Zimmer bevor ich noch irgendeine Dummheit anstellte.

Als ich am nächsten Morgen von unglaublich unsanften Tatzen geweckt wurde, warf ich einen Polster nach dem nervigen Mistvieh. Empört maunzte meine Katze auf und spang auf meinen Schreibtisch um ihn lautstark ab zu räumen. „Ja! Zur Hölle! Ich steh ja schon auf.“ Meine Beine waren so mit meiner Decke verknotet, dass ich nicht wusste wie ich nur aufkommen sollte. Stöhnend drehte ich meinen Oberkörper zur Seite und flog lautstark aus dem Bett. Verdammt. Ich habe vermutlich gestern übertrieben! Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Zumindest sagt man das...Mühselig wurde ich meine überaus hinterhältige Decke los und schwor ihr bei der nächsten Wäsche würde ich sie mit neunzig Grad waschen. „Kätzchen? Wo bist du?“ Irgendwo in der Küche erklang ein maunzen und ich seufzte. War ja klar. Wo das Futter ist merkt sie sich wieder, aber wo ihr Körbchen stand, in dem sie Schlafen sollte, das vergaß sie immer. Zuerst führte mein Weg mich in die Küche, wo ich überaus bestürzt feststellte, das mein Fenster weit geöffnet war. „Kätzchen! Ich sagte dir doch du darfst bei mir schlafen und bekommst Futter ,aber lass das verdammt Fenster nicht immer offen!“ Wieso diskutierte ich überhaupt mit einer Katze? Ich klatschte mir Zahnpaste auf meine Bürste und putzte mir die Zähne. Danach sprang ich noch schnell unter die Dusche und ging erfrischt zu meiner Lautstark musizierenden Katze in die Küche. Freudig strich sie mir um die Beine und führte mich zu dem Regal wo ihr Futter stand. Ich holte eine Dose hervor öffnete sie und füllte alles in eine frische Schale. Als ich mich umdrehte und die Schale abstellen wollte, erstarrte ich für einen Moment. Vierzehn Augen starrten mich erwartungsvoll an. „Was...? Kätzchen?“ Um sie herum saßen sechst kleinere Ausgaben von ihr und starrten mich hungrig an. „Nun, ja. Jetzt weiß ich wenigstens dass du ein Mädchen bist...“ Und was essen kleine Kätzchen? Kleine hungrige Kätzchen...Ich stellte einfach einmal die Schüssel hin und beobachtete sie. Alle ahmten bereits die Mutter nach, das hieß dann wohl das sie entwöhnt waren. Ein kleines beinahe ganz weißes Kätzchen, trollte sich unter die Mama und begann dort genüsslich zu saugen. Mit einem großen Seufzer ging ich ins Bad und machte das Einstreu neu. Ich würde wohl eine weitere Kiste brauchen, wenn es so viele sind. Aber was mache ich mit sieben Katzen? Ich wollte noch nicht einmal Kätzchen. Casper hatte mich vor drei Jahren dazu überredet sie zu behalten und jetzt hatte ich den Salat... Nachwuchs. Vielleicht wusste er was ich tun konnte. Meine Uhr sagte mir dass es bereits drei Uhr nachmittags war. Verdammt habe ich lange geschlafen. Bevor ich ging überprüfte ich ob auch wirklich alle Fenster geschlossen waren und beschoss die Katzen aus meinem Schlafzimmer auszuschließen. Sicher war sicher. Dann machte ich mich auf den Weg um Caspar, meinen besten Freund, zu finden. Mein Zimmer befand sich im fünften Stock des Frauengebäude, wo alle unverheiratet Frauen lebten. DA es weder viele Frauen, und noch weniger unverheiratete gab, hatte ich das ganze Stockwerk für mich alleine. Das lag natürlich nicht an meinem Schlechten Ruf. Zumindest redete ich mir das ein, dass ich ganz alleine im obersten Stockwerk war.Die meisten meiner Nachbarn schliefen noch, da sie Nachts auf der Jagd gewesen sind. Sie würden nicht vor fünf aus dem Bett krabbeln. Daher überraschte es mich nicht, das ich keiner Menschenseele begegnete, als ich durch die Stockwerke hinunter ging. Auch im Erdgeschoss traf ich niemanden an, jedoch hörte ich ein Schnarchen aus der kleinen Bibliothek. Kichernd machte ich mich auf den Weg zu den Trainingsstellen, der einzige Ort den ich derweilen betreten durfte. Dort beobachtete ich wie ein Mentor gerade eine Klasse unterrichtete und sah ihnen lächelnd dabei zu. Es waren Drittklässler. Sie sahen nicht aus als hätten sie jemals eine Waffe richtig in der Hand gehalten.Die ersten beiden Jahre seiner Ausbildung begann man mit Zehn und saß bis zu seinem zwölften Lebensjahr in Klassenräumen fest. Mit dreizehn begannen die ersten Kämpfe und mit sechzehn durfte man die ersten Außenmissionen beginnen. Ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern wie aufgeregt ich an diesem Tag war. Ich hatte zwei Tage davor nicht einschlafen können und bin dann gleich als wir weg gegangen sind zusammen gebrochen. Kichernd beobachtete ich einen kleinen Jungen, der versuchte einen Morgenstern zu schwingen und schüttelte den Kopf, als er den Tisch dabei zertrümmerte. „Maddison! Komm doch zu uns, wenn du dich so amüsierst.“ Der Einladung kam ich natürlich herzlichst nach. Mit einer geschickten Bewegung sprang ich vom Podest und landete grazil in einer Staubwolke. Die Kinder blickten zu mir auf als wäre ich ein Superheld und mein Lächeln wurde noch größer. Sie waren zu niedlich. „Immer gerne, Sir. Wie kann ich helfen?“ Er deutete auf das aufgezeichnete Lauffeld. „Zeig den kleinen einmal was es heißt zu laufen.“ Begeistert klatschte ich in die Hände. „Wer hat Lust auf ein kleines Wettrennen?“ Sofort hoben alle die Hände. „Wer mich schlägt bekommt von mir ein Eis spendiert!“ Alle liefen gleichzeitig los und der Klassenlehrer begann zu lachen. „Du weißt wie man Kinder motiviert.“Zwinkernd stieß ich ihn hinein. „Von mir können Sie noch etwas lernen, Sir.“ Begeistert über meine neue Beschäftigung lief ich den kleinen hinterher. Sie waren kleiner und noch nicht trainiert, daher war es nur fair wenn ich ihnen einen großen Vorsprung ließ, auch wenn das hieß dass ich trotzdem gewinnen würde. Mit großen Schritten eilte ich über die Sandfläche und holte die letzten beinahe in Sekunden ein. Staunend blickten sie zu mir hoch und und plötzlich wirbelte etwas vor mir den Staub auf. Belustigt blickte ich zum Trainer, der anfing Sachen nach mir zu werfen. Die kleinen überholten mich und ich schüttelte den Kopf. Das nenne ich einmal Training. Ich sprang über die Axt hinweg und lief weiter um die Kinder einzuholen. Immer wieder musste ich springen, oder Bögen laufen um den Waffen, die nach mir geworfen wurden auszuweichen. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen und warf mich sofort auf den Boden um mich dort ab zurollen und wieder aufzuspringen. Das Schwert bohrte sich in die Holzverkleidung der Tribüne und ich fühlte wie das Adrenalin in meinen Körper schoss. „Jetzt wird es erst interessant. Die Kinder hatten aufgegeben mit mir Schritt zu halten und beobachteten mein Talent. Im Laufen und Springen konnte mich bisher niemand toppen. Abermals kam ein Schwert auf mich zugeflogen, gefolgt von einer Axt. Ich beschleunigte mein Tempo und stieß mit einem Fuß gegen die Tribünen wand um mich in die Luft zu katapultieren. Das wirbelnde Schwert kam auf mich zu geflogen und ich fing es in der Luft ab, bekam den Griff zu fassen und drehte mich um die eigene Achse um mehr Kraft aufzubauen. Mit einem gezielten Hieb schlug ich den Holzgriff der Axt in zwei Teile, die funktionslos in auf den Boden fielen. Das alles passierte innerhalb zwei Wimpernschläge. „Angriff und entwaffnen!“ Schrie mir der Lehrer zu. Ich nickte und ließ ihn nach einem neuen Arsenal von Waffen greifen. Der Lehrer stellte sich kampfbereit hin und wartete dass ich anfing. Ich betrachtete missmutig mein Schwert. Ich war nicht sonderlich der Schwerttyp, doch jetzt hatte ich nichts anderes. Darüber verärgert lief ich los und im selben Moment flogen ein halbes Dutzend Wurfsterne auf mich zu. Ich schlug sie einfach mit meinem Schwert zur Seite und lief weiter. Verdammt wieso musste der Trainingsplatz so groß sein? Ich war zwar noch nicht außer Atem, doch durch die große Entfernung hatte der Lehrer genug Zeit um mehr und mehr Sachen zu werfen. Eine Axt traf mich am Oberschenkel, doch mit der Griffseite und hinterließ einen Blauen Fleck. Ein Dolch bohrte sich in meinen rechten Oberarm, doch durch das Adrenalin spürte ich den Schmerz noch nicht. Als ich endlich beim Lehrer ankam, sprang ich nicht direkt auf ihn zu, sondern parierte seinen Erstschlag. Lächelnd blickten wir uns an und ließen unsere Schwerter nur so durch die Luft sausen. Immer schneller und heftiger wurden unsere Schläge, bis wir beide schon schwitzten. „Schon lange keine älteren mehr trainiert.“ Er schnaubte abfällig. „Als würde das einen Unterschied machen. Ein Kind bleibt ein Kind egal in welchem Alter. Eins.“ Er traf mich in der Seite, absichtlich, mit der flachen Seite. Durch seinen kurzen Trumpf bekam ich ebenfalls einen Treffer. „Eins.“ Wir sprangen auseinander und schätzten uns ein. Er war ein typischer Verteidiger. Unter den Krieger des Mondes auch als Klinge bekannt. Es gab immer zwei Krieger die zusammen arbeiteten. Einer von ihnen war die Klinge, das war derjenige, der Kämpfte und wenn es sein musste sich seinem Kampfpartner als Waffe oder Schuld gab. Der zweite ist die Hand. Dieser ist derjenige, der eher der Stratege so wie der Fernkämpfer ist. Außerdem ist er der Anführer der Zweiergruppe. Befahl er, dass sich die Klinge ihm hingeben musste, tat sie das auch. Wie es funktionierte wusste niemand. Sein Partner wählte man am Ende des letzten Ausbildungsjahres. Man kämpfte zusammen und fand dadurch heraus wer Klinge und wer Hand war. Da die Klinge eher darauf aus war ständig an vorderster Front zu kämpfen, war es für mich schwer durch seine perfektionierte Verteidigung zu kommen. Obwohl er bereits seit fünfzehn Jahren außer Dienst war, war er immer noch genauso gut. „Der nächste Treffer entscheidet.“ Ich nickte zustimmend und wir hackten weiter aufeinander ein. Aus den Augenwinkel konnte ich sehen, dass die Kinder überhaupt nicht wussten wie ihnen geschah. Sie konnten unseren Bewegungen kaum folgen. Mit staunenden großen Augen blickten sie zu uns auf und ich musste schmunzeln. Ich konnte mich noch gut erinnern, dass ich genauso da gestanden bin, als ich zum ersten mal Krieger kämpfen sah.„Lass dich nicht ablenken Maddison.“ Ein Schlag auf meinen Hinterkopf und es war vorbei. Mist! „Gut gekämpft. Wir haben beinahe eine viertel Stunden benötigt.“ Eines der Kinder warf mir eine Wasserflasche zu und ich nahm sie dankend entgegen. Gierig trank ich sie aus und wischte mir dann mit meinem Trainingshemd den Schweiß aus dem Gesicht. „Danke Meister, dass ich gegen Sie kämpfen durfte.“ Lächelnd verneigte er sich vor mir wie ich es vor ihm tat und tätschelte mir den Kopf. „Merkt euch dieses Gesicht. Das ist Maddison. Sie hat ihr letztes Jahr und wird bald ebenfalls als Kriegerin selbstständig hinaus in die Wildnis gehen.“ Dankend nahm ich das Lob an. „Ja, aber derweilen habe ich Hausarrest und muss auf einen Freund warten um mir einen Gefallen zu stehlen.“Lachend sprangen die Kinder wieder zu den Waffen und unterzogen sie ihren neugierigen Blicken. „Räumt auf. Ich komme gleich zurück.“ Ich folgte dem Trainer etwas weg von den neugierigen Kindern, die ein Wettrennen machten, wer mehr Waffen einsammeln konnte. Einfach zu niedlich.„Was hast du denn schon wieder angestellt? Mentor Morris wollte nichts sagen.“Ich blickte zu ihm auf und hob unwissend die Schultern. „Wenn ich das nur wüsste, Dennis. Ich habe nur meinen Geburtstag gefeiert.“Trainer Dennis fing lauthals zu lachen an. „Typisch Schreckenbach. Immer alle auf Trab halten.“Ich zwinkerte ihm lächelnd zu. „Natürlich was denkst du denn.“Da Casper bis zum Ende des Unterrichts nicht auftauchte, beschloss ich meinen Mentor zu fragen, ob er mir etwas für die Kätzchen besorgen konnte. Vermutlich würde er mich anbrüllen dass ich nach so einem Tag zu ihm komme um einen Gefallen zu erbitten, doch zu jemand anderen konnte ich nicht gehen. An der Türe der Verwaltung, läutet ich an und eine weibliche Stimme meldete sich im Lautsprecher. „Verwaltung Zentrale. Wie kann ich helfen?“„Maddison Schreckenbach. Ich wünsche meinen Mentor Morris zu sehen.“Kurz entstand eine Stille und ich hörte etwas rascheln. „Tut mir leid. Mentor Morris ist bis Sonntag außer Haus. Er hat eine Nachricht für dich hinterlassen.“ Ein zischendes Geräusch erklang und im Postkasten erschien ein Brief. Genervt holte ich ihn heraus und bedankte mich. Ohne ihn zu öffnen steckte ich ihn in meine Brusttasche und merke erst da das der Dolch immer noch in meinem Oberarm steckte. Nun ja. So langweilig war Hausarrest vielleicht doch nicht.

 

Als ich einige Stunden später endlich aus den Armen der verrückten Ärztin verschwinden konnte, lief ich direkt in Caspers Arme. „ Da bist du ja!“ Für einen Moment musterte er mich verwirrt und begann dann peinlich berührt zu lächeln. „Ähm... Hi, Maddy. Netter BH.“ Ich blickte an mir hinab und seufzte schwer. Ich stand lediglich mit meinem Blutgetränkten BH vor ihm. „Danke. Aber jetzt kann ich ihn wegwerfen. Die Blutflecken bekomme ich niemals mehr hinaus.“Er betrachtete meinen verletzten Arm und sein lächeln wurde noch breiter. „Würdest du mir vielleicht erzählen, was mit deinem Arm und deinem Shirt passiert ist?“„Natürlich. Aber nur weil du es bist.“ Ich erzählte ihm von meiner zufälligen Begegnung mit einer Erstklässler-Klasse und wie ich den Dolch in meinen Arm bekommen habe. „Er ist im Knochen gehängt, deshalb musste sie mein Shirt aufschneiden.“„Das ganze?“Ich hob unwissend die Schulter. „Du kennst sie doch.“ Casper kratzte sich unsicher am Kopf. „Ja... Ich weiß...“„Warte... bist du nicht derjenige der seine Unschuld an sie...“„Maddy! Bitte lass das Thema. Außerdem bin ich nicht der einzige Rekrut!“ Lächelnd ließ ich das Thema fallen. „Also... Ich habe dich ehrlich gesagt gesucht.“ Begann Caspar und wurde rot dabei.Da erinnerte ich mich an die Katzen. „Ja, wirklich? Ich dich auch. Ich muss dich um einen Gefallen bitten, da ich Hausarrest habe wegen gestern.“„Gut, dann lass mich bitte zuerst reden. Ich suche dich auch wegen gestern. Du weißt ja wir haben viel getrunken... und wir haben herum gemacht und über unsere Zukunft als Hand und Klinge gesprochen...“Ich unterbrach ihn barsch mit einem entsetzen Schrei. „Was!? Wir haben herum gemacht?“Plötzlich wirkte er unendlich erleichtert. „Du erinnerst dich nicht mehr?“„Nein... Entschuldige es liegt nicht an dir mein Liebling. Es liegt... nun ja an mir auch nicht, sondern am Alkohol.“ Lächelnd legte er einen Arm um mich und war wieder ganz der alte. „Zur Hölle danke! Ich dachte schon du würdest meinen Heiratsantrag ernst nehmen.“Ein dicker Klos sammelte sich in meinem Hals. Casper war zwar ein kluges Köpfchen, einfühlsam und loyal, doch überhaupt nicht mein Typ. Bereits in meinen ersten Schulwochen hatte ich mir des öfteren Ärger eingehandelt und Casper war immer an meiner Seite um meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Zuerst dachte er er mache es weil er in mich verliebt war, doch ich war definitiv nicht sein Typ. Dafür war ich nicht Manns genug.Als ich vierzehn war und meine Eltern verstarben, hat er jede Nacht an meiner Seite verbracht. Jeden Spott den ich ertragen musste, wegen meinem Onkel, war er an meiner Seite und war meine Stütze. Ohne ihn würde es kein ich geben. „Du hast was getan?“ Ich betrachtete meine Finger, doch es war zum Glück kein Verlobungsring an ihnen. „Nun, ja. Als wir in der Kirche waren und wir herum gealbert haben, da haben wir uns ewige Liebe und so geschworen und ich habe dir einen Zwiebelring an den Finger gesteckt.“„Ein Zwiebelring ist mein Verlobungsring? Aber Liebling, du bist immer so geizig!“ Beschwerte ich mich lachend und kassierte eine auf den Hinterkopf. „Maddy ich meine das ernst! Ich möchte nur klarstellen wo wir stehen. Ich will dich nicht als Freundin verlieren.“Gespielt entsetzt umarmte ich ihn und warf ihm einen gespielten verführerischen Blick zu. „Oh, Babe. Du bist die Liebe meines Lebens, wie könnte ich dich jemals von mir stoßen.“Lächelnd ging er erst überhaupt nicht darauf ein. „Du bist unmöglich Maddy!“„Ich weiß Caspar. Deswegen liebst du mich auch so sehr.“Damit war das Gespräch beendet und ich erzählte ihm von meinen Kätzchen. Wenige Stunden später, hatte er noch Essen und sonstiges Zeug aufgetrieben, auf das ich nie gekommen wäre und half mir einen übergroßen Kratzbaum aufzubauen. „Wie soll der hier rein passen?“ Beschwerte ich mich und warf einen für mich unnötigen Teil weg. Sofort lief eine Katze dem neu erkorenen Spielzeug hinterher und jagte es durch meine Wohnung. Na toll... Hoffentlich war der Schrauben nicht wichtig. „Das bekommen wir schon hin.Siehe da... Eine Stunde später stand der graue Baum, sichtlich schief, in meinem Wohnzimmer, doch er hielt und die Kätzchen freuten sich darüber. „So... Und was nun noch?“Casper drückte mir eine Verpackung in die Hand. „Noch ein Katzenklo? Reichen zwei denn nicht?“„Mit sieben Katzen?“ Gab er als Gegenfrage.Ergeben schüttete ich in zwei weitere Kisten etwas Einstreu und beobachtete eines der Kätzchen dabei, wie es das Einstreu unsicher an stupste. Als es sich nicht bewegte oder zubiss, schien es sicher genug um benutzt werden zu können. Grinsend wandte ich meinen Blick ab und stellte mich an Caspers Seite. „Und willst du vielleicht eines?“ Er schüttelte demonstrativ den Kopf. „Bist du Wahnsinnig? Du weißt wie sehr das meinem Ruf schaden kann.“„Ja... Klar!...“ „Und was machst du diese Woche?“Ich hob die Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht lasse ich mich wieder einmal bei den kleinen Drittklässler sehen. Das war heute ziemlich lustig.“Ich griff in eine Tasche und holte eine aufziehbare Spielzugmaus heraus. Zu spät, ich würde seinen Ruf ganz schön leiden lassen. Ich zog den Mechanismus auf und ließ sie laufen. Begeistert waren sie zwar nicht davon, doch fasziniert und ängstlich. „Ah! Hat da jemand seine wahre Berufung als Babysitter gefunden?“ Scherzte er. „Wenn das beinhaltet Messer und Schwerter nach ihnen zu werfen, damit sie schneller laufen, dann ja.“Lachend warfen wir uns vor den Fernseher und schauten uns DVDs an. Irgendwann am frühen morgen erwachte ich kurz, als er auf meinen Bauch sank und dort genüsslich weiter schlief. Sollte ich wenn ich alt war meine Liebe noch nicht gefunden haben und Casper immer noch an meiner Seite sein, dann könnte ich mir keinen besseren Ehemann wünschen. Mit dem belustigenden Gedanken schlief ich wieder ein.

 

„Komm schon. Du hast nichts anderes zu tun.“ Casper warf mich über seine Schulter und trug mich unter Protest ins Badezimmer. Er hatte die ganze Woche bei mir verbracht, damit mir nicht langweilig wurde und nun verlangte er auch noch, dass wir in die Kirche gingen? Er war ein Dämon! Aus den Reihen der Krieger herauf gestiegen um mich zu quälen. Eine halbe Stunde später, stand ich in einer braven Gottesdienstkleidung vor den Kirchentoren und wartete auf Einlass, während ich meinen schwarzen Pencil-Skirt richtete und den Gürtel herum rückte, den ich über meinen hellblauen Bluse trug. Er diente nicht zum halten, sondern lediglich um mich zu nerven. Wie ich diese Designersachen hasste. Aber so wie bei Festen war es ein Muss am neuesten Stand der Mode zu sein.„Hör auf an deinen Sachen herum zu zupfen.“Ich funkelte wütend zu Casper hinauf. „Mir sagst du das? Du bist ein Heuchler. Nur weil du den hübschen... Chorknaben... oder keine Ahnung was er ist... Auf alle Fälle nur weil du ihn anhimmeln willst, musste ich mitkommen? Das ist einfach nur Barbarisch!“ Ich schrie zwar nicht herum, doch zischte es ihm etwas lauter ins Ohr. Zum Glück standen nicht viel um uns herum. „Wie heißt es so schön? In guten wie in schlechten Zeiten.“Ich funkelte wütend zu ihm auf. „Schon vergessen? Wer seine Hände in den Schoß legt, muss deshalb nicht untätig sein. Geh gefälligst nach hinten und baggere ihn an, sonst erfährst du ja nie ob er dich mag.“Casper wirkte wieder schüchtern und unsicher wie vor ein paar Tagen. „Aber was soll ich ihm sagen? Ob er mich mag, oder was?“Ich griff mir an die Stirn und plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit etwas abgelenkt. „Mann! Der ist heiß!“Casper folgte meinem Blick und pfiff begeistert. „Den kenne ich sogar. Der Sohn vom Boss. Er hat angeblich irgendetwas angestellt und muss nun die Kirchenaußenwand streichen.“Mir egal warum er es tat, doch er konnte ruhig damit weiter machen. Seine Muskeln glänzten vom Schweiß unter der Sonne und brachten ein einzigartiges Spiel seiner Haut zur Geltung. Wie mit Absicht, um uns zum Rand der Besinnung zu bringen, glitt seine Hand durch seine kaffeebraunen Haare und diese Bewegung brachte mich beinahe dazu dass meine Beine nachgaben. Seine Oberarmmuskeln ließen nichts dem Zufall übrig und schmutzige Fantasien zuckten durch meinen Kopf. „Ich denke mit meinen schmutzigen Gedanken bin ich heute nicht für die Kirche gemacht.“ Kichernd legte Casper einen Arm um mich und wir beide staunten nicht schlecht als er sich, da er auf einer Leiter stand, hinab beugte um den Roller einzutauchen. Seufzend bewunderten wir seinen knackigen Hintern. „Der ist einige Sünden wert...“Bemerkte ich träumerisch. Und so ein perfekter Kerl war hier her versetzt worden! Das brachte sogar mein Herz zum flimmern. Plötzlich drehte er sich um, als hätte er unsere Blicke bemerkt und mein träumerisches Gesicht wich zu einem verärgerten. „Maddy? Was ist?“Der gerade eben noch unglaublich heiße Typ entpuppte sich als der Vollidiot der mich am Abend meines Geburtstages mit einem Dolch bedroht hatte. Auf einmal zeigte er auf mich und seine erstaunlich vollen Lippen formten ein wütendes „Du!“ „Vorbei ist es mit meinen Abenteuertagen. Ich gehe ins Kloster...“ Bemerkte ich betrübt und folgte seiner Aufforderung zu ihm zu kommen. „Du geh jetzt zu deinem Liebhaber, ich mach das schon.“ Casper nickte mir zu und verschwand in der Menge. Heute hatten sich viele Leute versammelt die ihrem Glauben nachgingen. „Du! Das hier wäre eigentlich deine Aufgabe und nicht meine!“ Der komische Kerl sprang von der Leiter und landete direkt vor mir. „Wieso meine Arbeit?“ Fragte ich irritiert nach und versuchte mich dabei nicht von seinem noch beeindruckenderen Oberkörper ablenken zu lassen. „Weil es deine Schuld ist. Hättest du nicht gegen die Säule geschlagen und mich bedroht, dann müsste ich das jetzt nicht anstreichen.“„Moment! Du hast schön mich bedroht, klar. Außerdem habe ich dir doch gesagt du sollst dein dummes Apfelmesser weg packen. Kämpfe haben nichts hier auf dem Grundstück verloren, sondern nur in der Arena.“„Dann sollten wir unsere Meinungsverschiedenheit wohl in der Arena ausdiskutieren.“ Funkelnd blickte ich zu ihm hoch und fühlte wie sich meine Hände zu Fäusten ballten. „Gut. Jetzt gleich!“ Forderte ich ihn heraus. Er machte einen prüfenden Blick zur Eingangstüre und nickte. „Geh dich umziehen und wir treffen uns in zehn Minuten in der Arena. Solange alle in der Messe sind, bekommt es keiner mit.“ Zur Bestätigung kehrte ich ihm den Rücken zu und trampelte wütend zurück zu meiner Wohnung. Meine Kleidung war schneller ausgezogen als angezogen und ich schlüpfte in frische Freizeitkleidung. Mit einem kurzen Sprint zur Arena war ich noch vor ihm da und machte es mir auf dem Waffentisch bequem und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Als Krieger des Mondes war es schwer an die helle Mittagssonne zu gelangen, da wir die gesamte Nacht auf waren und Missionen erfüllten und danach bis am späten Nachmittag schliefen, oder trainierten. Gähnend genoss ich es als der kühle Wind mir mit einer Brise meine kürzeren Haare ins Gesicht wehte und sie mich kitzelten. Plötzlich kam mir auch der Geruch von Schweiß und Mann in die Nase. Obwohl ich ihn nicht hören konnte, wusste ich dass er hier war. Ich blieb weiterhin liegen, als wüsste ich nicht dass er hier ist und erschrak auch nicht, als sich eine kalte Klinge an meinen Hals legte. Im selben Moment, wo nah genug an mich heran getreten war, hatte ich meine Hand bewegt und mein Gelenkmesser ruhte an seinem Gürtel. Lächelnd blickte ich zu ihm hinauf. „Irgendwie kommen wir immer in eine Pattsituation.“Er beugte sich über mich, sodass er einen Schatten über mir erzeugte und ich ihn besser sehen konnte. „Du meinst eine Sackgasse.“ „Ich bin Maddison.“ Stellte ich mich höflich erweise vor. „Ich bin Izzaya.“ Im selben Moment wo er seinen Oberkörper weg lehnte, stach mir die Sonne in die Augen und ich warf für eine Sekunde blind. Das hatte er mit Absicht getan! Ich wusste dass er diese Chance nicht verstreichen lassen würde und rollte mich daher ab. Ich fühlte wie etwas scharfes mein Hosenbein berührte und war mir sicher, dass er versucht hatte zu erstechen. Natürlich mit der flachen Seite, da es hier nicht um Leben und Tot ging. Er erwischte zwar nicht meine Haut doch trotzdem überraschte es mich dass er überhaupt einen Treffer landete. Niemand aus meinem Klassenzimmer hatte eine Chance gegen mich. Selbst bei den Spielen letztes Jahr, wo eine jede jede vorletzte Klasse auf der ganzen Welt gegen jede gleichaltrige antrat. Ich kam gerade flach auf dem Boden an, als sich ein Schwert durch das Tischtuch bohrte, an der Stelle wo mein Arm hätte sein sollen. „Verdammt!“ Zischte ich gepielt auf und rollte mich weg. Er konnte mich durch den Tisch nicht sehen, doch wusste dass ich hier irgendwo war. Abermals bohrte sich ein Schwert durch das Tischtuch und ich wusste, er würde mich bald erwischen. Galant vollführte ich einen Rückwärtssalto der sich sehen lassen konnte und sprang auf den Tisch. Noch während ich mich abstieß und ihn ansprang, griff ich mir einen Dolch vom Tisch und überraschte Izzaya. „Gratuliere ich dachte ich hätte dich erwischt.“ Lächelnd zwinkerte ich ihm zu und landete vor seinen Beinen, drehte mich um Kreis und schlug ihm die Beine weg. Sofort lag ich auf ihm und bohrte ihm etwas grober die Spitze meines Dolches in die Seite. „Eins.“ Keuchend lag ich über ihm und fühlte wie er seinen Dolch an meine Seite legte. Die kalte Klinge berührte mein Haut und es zauberte ihm ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen. „Sackgasse.“ Meine Beine zitterten unter mir und das obwohl ich nur kniete. Diese rollenden Bewegungen, hatte ich noch nie vollführen müssen, daher waren es meine Beinmuskeln nicht gewohnt auf so kleinen Raum so viel kraft anzuwenden.„Gut gemacht. Ich bin ehrlich überrascht, dass ich gleichstark seid.“ Ich warf mein Haar, das links von mir, neben Izzaya am Boden streifte, auf die andere Seite und erkannte auf der Tribüne meinen Mentor. Was suchte er hier?“„Unentschieden?“ Fragte ich Izzaya und er nickte. Wir zogen beide unsere Waffen zurück und ich sprang auf die Beine. Er folgte mir sofort und wandte sich ebenfalls an meinen Mentor. „Ich würde es eher als glücklichen Zufall bezeichnen, dass sie einen Treffer landen konnte.“ „He, wäre es ein richtiger Kampf, dann hätte ich dich getötet, bevor du mich getötet hättest.“ Warf ich ihm beleidigt an den Kopf. Sonderlich ehrenhaft war er ja nicht gerade.„Maddison! Dass er dich nach dem du ihn töten hättest können er dich ebenfalls hätte töten können solltest du nicht unbedingt als Trumpf sehen.“ Tadelte mich mein Mentor und ich warf ihm ebenfalls einen finsteren Blick zu. „Ja, mein Mentor.“ Gab ich kleinlaut zurück. Krieger kämpften bis in den Tod, doch wir Rekruten hatten die Pflicht Hilfe zu holen, sobald sich eine Aussichtslose Situation bildete und nicht auf eigene Faust zu kämpfen. Wir waren jünger und schwächer und damit eine leichtere Beute für die dunklen Kreaturen dort draußen. „Und wie gedenkt ihr euch zu entschuldigen?“ Wir sollten uns für unseren Kampf entschuldigen? „Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, die wir mit Worten nicht klären konnten.“ Ich zischte Izzaya zu dass er still sein sollte, doch er warf mir nur einen verärgerten Blick zu. „Du bist der jüngste Nachfolger des Hauses Himmelsbach?“ Izzaya nickte. „Wie alt bist du?“ „Zwanzig seit zwei Monaten.“ Verdammt er war sogar älter als ich. Zwar nicht viel, aber immerhin. „Das bedeutet du stammst aus einem einem hoch angesehen Haus, bist der jüngste unter ihnen und schaffst es trotz deines langen Familienstammbaumes nicht eine einfache Diskussion ohne Gewalt zu lösen und das mit einer Schreckenbach?“Ich blickte beleidigt zu meinem Mentor hoch, während Izzaya mich völlig entgeistert anblickte. „Du bist eine Schreckenbach?“ Fragte er gleichzeitig als ich meinen Mentor anschnauzte. „Was soll das heißen? Das man einer Schreckenbach lediglich einen Hundekuchen hinwirft, damit sie eine Ruhe gibt?“ Mein Mentor winkte ab. „Aber nein, ein Hund würde nur nach mehr betteln, doch eine Schreckenbach würde einem für diese Herabwürdigung eine Axt an den Kopf werfen.“Sollte ich das jetzt als ein Kompliment, oder eine Beleidigung ansehen? „He!“ Izzaya stieß mich in die Seite, sodass ich ihn beachtete. „Sag nicht du bist Mad. Schreckenbach?“ „Da es nur mehr zwei lebende Schreckenbach gibt und meine Schwester weder hier lebt, noch Maddison heißt, dann ja mein....“ Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich mich für Ende dieses Monats für eine Plünderung eingeschrieben hatte. Das bedeutete wir gingen durch das Hexenviertel und mischten dort die ansässigen etwas auf. Sollte man illegale Ware finden, oder etwas das sie mit dunkler Magie in Verbindung bringen konnte, so wurden diese beschlagnahmt und abgeführt. Casper hatte für diesen Tag schon andere Pläne, außerdem wollte er nie zu einer Plünderung mit gehen, daher hatte ich mich ohne Partner eingeschrieben und hoffte darauf, jemanden guten zu bekommen. Wenn sich niemand freiwillig meldete und auch keiner übrig blieb, so durfte ich nicht mitgehen. Tja, ich denke ich habe meinen Partner für diesen Tag getroffen. Erschöpft ließ ich den Kopf hängen und seufzte genervt. Na toll...„Maddison? Alles in Ordnung?“Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich darf die nächste Plünderung mit dem Nichtsnutz verbringen.“ „Dann solltet ihr euch bis dahin auf einem grünen Pfad befinden, denn Zwiespalt in unseren Gruppen stachelt diese Anderwesen nur noch mehr auf sich gegen uns zu stellen.“ Grüner Pfad? Wir befanden uns gerade an einem steilen Abhang der in Lavafelder führte.

 

Casper kam gerade aus einem Nebengebäude als die Messe endete und wirkte ziemlich durch den Wind. Er winkte mich zu sich und wir gingen abseits hin, damit uns niemand bemerkte. „Du wirst es nicht glauben, aber... Ich bin definitiv sein Typ.“ Kichernd betrachtete ich seine vom Küssen leicht geröteten Lippen und strickte ihm das Hemd in die Hose, damit nicht jeder sofort sah, das er etwas unanständiges in einer Kirche getrieben hat. „Okay, los erzähl was ist passiert.“ Ich hackte mich bei ihm unter und wurde für einige Sekunden vom finsteren Blick von Izzaya abgelenkt. Er stand auf der anderen Seite der Kirche, mit seinem Farbroller in der Hand und funkelte mich fürchterlich verärgert an. Plötzlich bekam ich das Bedürfnis ihm etwas beweisen zu müssen und verschränkte meine Finger mit denen von Casper.Erst als Izzayas Gesicht hinter der Hauswand verschwand, konnte ich Casper wieder mit meinen Gedanken folgen. „... frage ihn eben, wie es so ist in einer Kirche zu arbeiten und dass es mich auch interessieren würde. Ich habe ihm also bei den Vorbereitungen geholfen und wir haben geredet... Und hinten, als er mir den Kleidungsraum gezeigt hat... Ich habe mich nur für ein überaus seltsames Zeichen gewundert, dass auf einem Pokal, war und er nimmt es mir weg und stellt es vorsichtig zurück und brüllt mich an dass ich nichts anfassen soll. Ich frage ihn natürlich was sein Problem ist und er erzählt mir dass er beschlossen hatte da er Homosexuell ist der Kirche bei zu treten und auf Heilung zu hoffen. Wir haben uns über seine dumme Ansicht gestritten und von einem Moment auf den anderen hat er mich gegen die Wand gedrückt und geküsst. Du ahnst ja überhaupt nicht wie gut er küssen kann. Er ist einfach... die pure Sünde. Zumindest hat er mich so genannt.“ Belustigt spielte ich mit seinem Kragen. „Ich versteh was er meint.“ Casper lachte laut und wir blödelten noch eine weile herum. Ich musste mir eingestehen, dass diese Woche anstrengender war, als gedacht.

 

Die kommenden zwei Wochen verbrachte ich mit Training und ich schloss mich hin und wieder der Lehrstunden der Drittklässler an. Ich musste mir sogar eingestehen, dass ich Kinder echt süß fand in diesem Alter. Sie waren unbekümmert und voller Träume und Abenteuer. Ihrer Fantasie war noch keine Grenze gesetzt und ihr Übermut war bemerkenswert. Selbst nachdem ich wieder Ausgang bekam, kam ich jeden Tag zu den Trainingsstunden. Sie bestanden nur aus Theorie und Waffen anfassen, doch war es interessant zu beobachten wie die Kinder auf diese verschiedenen Eindrücke reagierten. Wie fasziniert sie von jeder Einzelheit waren und wie gebannt sie jeden Tropfen Wissen ein saugten. Am Ende einer dieser Tage, berührte mich eine kleine Hand an meinem Oberschenkel und ich stellte verwirrt meine Wasserflasche zur Seite. Ich hatte heute nicht am Unterricht teil genommen, sondern nur zu gesehen, daher war ich verwirrt, als mich zwei große grüne Auge anblickten. „Sandro? Was ist denn los?“ „Meister Maddison. Kann ich dir ein paar Fragen stellen?“ Er sah dabei so traurig aus, dass ich plötzlich Angst bekam. „Komm. Setzt dich erst einmal und ja. Du kannst mich alles fragen was du willst. Hier ein paar Kekse.“ Das Wort Kekse zauberte dem Jungen ein breites Lächeln auf das Gesicht und mein nervöses Herz beruhigte sich wieder. Fröhlich aß er einen auf und griff nach einem zweiten, bevor er zu sprechen begann. „Ich bin aus dem Hause Greifenbach. Und meine Eltern sagen mir immer wie toll unsere Familie ist und wie sehr ich mich bemühen musst. Das nervt.“Kichernd stieß ich ihn in die Seite. „Mach dir darüber nicht so einen Kopf. Uns liegt dieses Talent im Gen. Wir sind Krieger des Mondes und niemand kann uns das nehmen.“ Er grinste leicht, doch dann wurde sein Gesicht wieder betrübt. „Ich denke nicht das ich so gut bin wie die anderen. Ich falle ständig hin und ich kann nicht einmal eine Axt richtig halten. Ich werde nie ein guter Krieger werden.“Meine Gedanken wurden plötzlich in die Vergangenheit gezogen und ich sah mich selbst unten in der Trainingsarena. Wie viele Stunden bin ich wohl gelaufen? Wie oft hatte ich Schläge und Tritte kassiert? Niemals war jemand am Abend da um mich zu verbinden, oder zu sagen du machst das schon Maddy. Nicht einmal mit Caspar konnte ich über diese Demütigungen sprechen.„Weißt du... Ich hatte eine Freundin der ging es... ähnlich... Sie jammerte mich immer voll wie dämlich sie das alles findet und wurde von den anderen in den Sand geschubst. Niemand glaubte an sie. Aber... das war etwas das mich am meisten beeindruckte...Sie gab nicht auf. Wir sind immer Nachts, wenn alle Krieger unterwegs waren in die Arena geschlichen und sind gelaufen. Sie hat mich angefeuert und ich sie. Wir sind gelaufen und gelaufen, bis wir nicht mehr konnten.“ An dieser Stelle verharrte ich, denn ich wusste nicht wie ich mich jetzt am besten wieder heraus redete. „Und wie ist es weiter gegangen?“ „Ich weiß nicht... Wir sind jeden Abend gelaufen. Jedes mal ein kleines Stückchen weiter. Irgendwann waren wir so gut darin das wir nicht mehr aufhörten zu laufen und eines morgens... merkten wir das wir nicht liefen um besser zu werden. Wir liefen vor unseren Problemen davon. Je weiter und öfter wir liefen umso größer wurde unser Problem. Jetzt konnten wir besser laufen als alle anderen, doch was bringt uns das in einem Kampf?“Sandro dachte für eine geschlagene Minute darüber nach. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter uns.„Ihr könnt nun laufen um Hilfe zu holen. Laufen um zu überleben.“ Liebevoll blickte ich zu meinem Mentor hinauf. Nur er schaffte es mich zu erschrecken. Sandro blickte den alten Mann verwirrt an. „Mentor Morris!“ Er sprang auf und verneigte sich wie er es gelernt hatte. „Aber Mentor Morris, ich verstehe denn Sinn dieser Geschichte nicht.“ Mein alter weiser Mentor legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihn streng an. „Wenn du läufst und Hilfe holst, dann kannst du Leben retten. Wenn du läufst und überlebst, kann jemand anderes dich retten und jeder wird sich an dich erinnern. Wenn du aber vor einer unüberwindbaren Hürde stehst und scheiterst... wer wird dann sagen das du tapfer warst und nicht leichtsinnig? Und jetzt tu dir selbst einen gefallen und lauf. Lauf bis du deinen Trainer findest und bitte ihn um Hilfe. Frag ihn ob er vielleicht ein bis zwei Stunden entbehren könnte, damit du das was du nicht kannst aufholen kannst.“ Sandro salutierte und lief tatsächlich los. Er lief wie von einer Horde Werwölfen verfolgt und ich blickte ihm lachend nach. „Du würdest eine großartige Trainerin abgeben, Maddison.“Ich nickte. „Natürlich würde ich das! Aber meine Träume liegen weit außerhalb dieser Mauern.“ An der Seite meiner Schwester. Sie hatte sich einer Mission verschrieben die mehrere Jahre dauerte. Wenn sie diese Jahre überlebte, dann war es immer noch nicht sicher, ob sie auch lebend zurück kam. Ob sie ihren Feind besiegte und als Heldin an die Seite des Rates trat und mir von ihren zahlreichen Abenteuern berichten konnte. „Eines Tages werdet ihr euch finden.“ Beschwörte mein Mentor und ich nickte den Tränen nahe. „Das werden wir...“ ganz bestimmt...

 

„Wenn du kein Eis magst, was machen wir dann hier? Die Plünderung wird schon sehr bald beginnen.“Casper deutete auf ein Lokal in das er unbedingt hinein wollte und ich gähnte übertrieben. „Tu nicht so. Ich weiß dass du nicht müde bist, sonst wärst du nie mit gegangen. Außerdem habe ich dir lediglich einen Gefallen getan. Glaub mir, du wirst es mir am Ende des Tages noch danken!“ Wir betraten das Lokal und wurden zu einem reservierten Tisch geführt, der sich im Zentrum des Gebäudes befand. Es war eindeutig sehr gut besucht, da beinahe ein jeder Tisch besetzt war. Casper musste vor reserviert haben um noch einen Tisch zu bekommen. „Also... Mein Geburtstag war erst... Was ist der Anlass....“ Ein Klos bildete sich in meinem Hals und sämtlicher Hunger den ich verspürt hatte verschwand. „Guten Tag meine Dame und mein Herr. Was kann ich... Du schon wieder?“ Izzaya funkelte wütend in einem Kellneroutfit zu mir herab und ich verspürte das starke Bedürfnis meinen Kopf auf die Platte zu schlagen. „Casper erkläre mir noch mal wieso ich dir dankbar sein soll?“ Er lächelte lediglich und hob unwissend die Schultern. „Weil ihr euch heute Abend vertragen müsst. Was gibt es da besseres als euch einmal auszusprechen. Außerdem... Izzaya ich habe mit deinem Chef gesprochen. Wir tauschen heute die Plätze und das Essen geht auf mich.“ Casper nahm Izzaya das Tuch weg, dass er über dem Arm trug und ließ uns einfach entgeistert stehen, bevor er in einen Gang verschwand der, wie ich vermutete, zu den Umkleiden führte.Izzaya nahm mir gegenüber Platz doch sah mich keine einzige Sekunde an. Beleidigt stützte ich mein Kinn auf meinen Arm und gähnte ausgiebig. „Wieso tut dein Freund das?“ Ich hatte gerade vor mich hin geträumt, da hatte ich nicht bemerkt, dass Izzaya mich anstarrte. Überrascht von dem Gefühl das dieses Wissen in mir auslöste, lehnte ich mich schweigend in meinen Sessel zurück. „Willst du mich jetzt den ganzen Abend anschweigen?“Ich nickte. Vermutlich war es das beste so, dann konnten wir uns nicht an die Gurgel gehen.„Maddison... Ich weiß wir mögen uns nicht und es wird sich bestimmt nicht so schnell ändern, da wir beide stur sind, aber vielleicht hat Casper recht und wir sollten...“„Ja, ja. Uns für einen Abend vertragen, ich hab es verstanden. Aber vorher erwarte ich eine Entschuldigung!“ Blaffte ich ihn an. Izzaya wirkte verwirrt.„Für welches mal?“ Er schien sich zusammen nehmen zu müssen nicht zu lachen und dies entlockte mir ein Lächeln. „Eigentlich nur für den Abend wo wir uns gegenseitig Messer in den Hals rammen wollten. Ich verstehe nicht wieso du mich so angegangen bist.“ „Also, was kann ich euch zwei bringen? Dinner für zwei? Ein romantisches Eis der heißen Liebe? Oder einen Cocktail der Leidenschaft?“ Izzaya und ich blickten Casper gleichzeitig mit einem Höllischen Blick an. Sofort wurde er unsicher, ob wir ihn nicht vielleicht doch in einem vollen Lokal umbrachten. „Scheißkerl. Ich will die Scheidung.“ Fauchte ich und Izzaya blickte plötzlich mich verwirrt an.„Das geht nicht Liebling. Wir haben einen Ehevertrag. In guten wie in schlechten Tagen, meine Angebetete!“ Seine theatralische Stimme, die total übertrieben war, entlockte mir ein Lächeln und ich bestellte ein Eis und etwas zu trinken. Izzaya hingegen etwas zu Essen. Bis das Essen kam, schwiegen wir uns nur an. Casper kam ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu uns. Izzaya aß einfach nur schweigend und hing seinen eigenen Gedanken nach, während ich an heute Abend dachte. Wie würde das wohl ablaufen? Wer würde zwischen uns die Klinge und wer die Hand sein? Wir waren eindeutig beide Hände und noch dazu stur. Hoffentlich wurden wir nicht ausgeschlossen, wenn wir wieder aneinander gerieten.„Also... du und Caspar. Seid ihr ein Paar?“ Vor Schreck bei dieser Vorstellung nah mich etwas zu viel Eis in den Mund und bekam Hirnfrost. Ächzend schluckte ich das Eis hinunter und fluchte innerlich über mich selbst. Wieso schockte mich diese Vorstellung nur so? Casper ist mein bester Freund und ich liebe ihn wie einen Bruder. Ich konnte mir sogar vorstellen, wenn wir über vierzig und ledig sind, ihn zu heiraten und seine Kinder zu bekommen. Sie wäre schön und Klug und das Produkt einer ganz anderen Art der Liebe. Ja, Casper ist zwar Schwul, doch ich akzeptierte es und solange er offen und ehrlich mit mir redete, würde ich mich nicht beschweren wenn er die Nächte hin und wieder bei einem Mann verbrachte. Immerhin sind gleichgeschlechtliche Ehen bei uns nicht üblich und gar undenkbar. Jedoch solange sie trotzdem das andere Geschlecht heirateten und Kinder in die Welt setzten, brauchten sie sich den ungerechtfertigten Blicken nicht stellen.„So ähnlich. Wenn wir alt sind und keinen Partner haben, dann kann ich mir schon vorstellen ihn zu heiraten.“„Du würdest jemanden Heiraten, den du nicht liebst? Nur um eine Pflicht zu erfüllen?“ Izzaya lehnte sich vor um leiser sprechen zu können.Über das hatte ich noch überhaupt nicht nach gedacht... trotzdem fühlte ich mich, als müsse ich mich rechtfertigen. „Das ist keine Pflicht. Er ist mein bester Freund und natürlich Liebe ich ihn... nur eben auf platonische Art. Ich würde für ihn alles tun!“Izzaya stocherte in seinem Salat herum und hob dann nachdenklich die Schultern. „Dir ist hoffentlich bewusst das er Schwul ist.“ Hustend musste ich mich zusammen nehmen um nicht zu lachen. „Du bist vielleicht verklemmt! Außerdem wer sagt das er Schwul ist? Er hat seine Jungfräulichkeit immerhin an eine Frau verloren.“ Er verdrehte die Augen und steckte mir Salat in den Mund. „Das ist nicht der springende Punkt und sagt rein überhaupt nichts über seine Sexualität aus.“ Überrascht schluckte ich den Salat hinunter und fragte mich wieso er das getan hat. „Nur weil du mit Gleichgeschlechtlichkeit ein Problem hast, musst du mir nicht gleich Salat in den Mund stecken und mich damit ersticken.“ Izzaya, der sich gerade selbst Salat in den Mund schieben wollte verharrte mit der Gabel in der Luft und blickte sie misstrauisch an. Hatte er etwa überhaupt nicht bemerkt dass er das getan hat, oder störte ihn, dass ich seine Gabel im Mund gehabt habe?„Damit habe ich absolut kein Problem, doch er soll gefälligst meinen älteren Bruder in Ruhe lassen. Er ist nur dort in der Kirche um seine Sünden ab zu arbeiten!“ Izzaya legte die Gabel genervt weg und blickte mich mahnend an. „Was ist daran eine Sünde? Es ist seine Sache in wen er verliebt ist, oder was er mit wem tut. Außerdem... dein Bruder? Das wird ja immer schräger...“ Kopfschmerzen, die nichts mit meinem Eis zu tun hatten, kündigten sich an. „Er ist in ihn verliebt?“ Izzaya schien das ernsthaft zu interessieren.„Was weiß ich... das geht mich auch nichts an, denn immerhin ist das ihre Sache. Da sollten wir uns nicht einmischen.“ Ich aß das letzte Obst von meinem Früchtebecher und kramte in meiner Brusttasche nach Geld. „Ich muss mich jetzt so wie so fertig machen. Bist später, Partner...“ Das letzte Wort kam etwas angewidert aus meinem Mund, doch ich bereute es nicht. Was bildete er sich auch ein sich eine Meinung über Casper und mich zu bilden? Ihm konnte es egal sein wer was mit wem machte.Zum Abschied winkte ich Casper und warf einen zwanziger Schein auf den Tisch. Meine Jacke, die ich über die Lehne meines Sessel gelegt hatte, warf ich mir nur über die Schultern und verließ das für meinen Geschmack zu laute Lokal. Auf der Straße wehte mir ein kühler Septemberwind entgegen, der mich etwas frösteln ließ, doch wenigstens ließ mein rasendes Herz endlich davon ab, einen Dauerlauf mitzulaufen. Was sollte die Aktion von Casper eigentlich? Dachte er nur weil wir in einem vollen Lokal sind, können wir uns nicht anschnauzen? Schlussendlich hatte dieses Treffen absolut nichts gebracht. Weder hatte ich eine Entschuldigung erhalten, noch bogen wir auf unserem Weg auf eine weniger raue Ebene ein. „Maddison!“ Ich erkannte die Stimme sofort und seufzte schwer. Die Gassen hier waren nicht so voll wie im Hochsommer, also konnte es hier leicht passieren dass wir uns an die Gurgel gingen. Hoffentlich hatte er einen guten Grund mich hier anzusprechen. „Was?“ Izzaya passte sich meinen Schritten an und sog scharf die Luft ein. „Entschuldige. Ich hätte an diesem einen Abend, als du vor Zorn auf die Säule eingeschlagen hast, nicht so barsch sein sollen. Und ich entschuldige mich auch, dass ich meinen Zorn auf dich ausgelassen habe, da mich dein Mentor nach dieser dummen Aktion zum Gebäude streichen eingeteilt hat. Und jetzt da ich mich entschuldigt habe, habe ich etwas gut bei dir und ich möchte, dass du Casper davon überzeugst dass er sich mehr Mühe gibt bei André.“Ich war etwas irritiert. War das etwas seine Art sich zu entschuldigen? Wie kurios... „André? Dein Bruder? Wieso jetzt auf einmal?“„Du bist mir was schuldig also bitte ihn darum. Aber erwähne meinen Namen nicht!“ Izzaya wackelte wie wild mit seinen Händen in der Luft, als würde er seine Worte dadurch noch mehr betonen wollen. Was für ein Spinner...Etwas pelziges zuckte in meinem Blickwinkel auf und verschwand in einer dunklen Gasse. Es waren noch mindestens zwei Stunden, bevor die Sonne unter ging. Also was machte ein Wolf hier? Ich packte Izzaya am Handgelenk und deutete auf die Gasse. Er wurde sofort ernst und deutete mir, dass ich um den Block herum laufen sollte und er direkt von hier hinein geht. Nickend sprintete ich los und ließ dabei sogar meine Jacke fallen. Doch das war jetzt nicht wichtig. Wenn sich ein Werwolf am Tag in eine Stadt oder ein Dorf wagte, dann bedeutete es nichts gutes. Werwölfe schafften es nur unter dem Einfluss des Mondes eine menschenähnliche Gestalt an zu nehmen und waren äußerst beweglich, flink und vor allem intelligent. Als ich die andere Seite der Gasse erreichte roch ich den Wolf noch bevor ich ihn sah oder hörte. Ein Obdachloser der unglücklicherweise gebissen worden war? Der Geruch von verwesenden Fleisch stach mir in die Nase und ich musste mich zusammen nehmen um mein Eis im Magen zu behalten. Ein knurren zu meiner Rechten, sagte mir, dass der Wolf mich bemerkt hatte. Ich griff zu meiner Jackeninnenseite und merkte erst jetzt, dass ich sie habe am Bürgersteig fallen lassen. Das hieß ich musste mit meinen Fäusten und meinem Gelenkmesser gegen einen aggressiven Wolf kämpfen und versuchen nicht gebissen zu werden. Ich sog scharf die Luft ein, als mich zwei glühende Augen ins Visier nahmen. Wo war nur Izzaya? „Braver Wolf. Es ist alles in Ordnung. Ich denke du hast dich ein bisschen verlaufen. Gehörst du denn nicht in den Wald?“ Ich versuchte es mit meiner lieblichsten Stimme, doch mehr als das er mich an keifte, erreichte ich damit nicht. „Ruhig. Die Sonne geht bald unter und dann können wir alles in Ruhe besprechen...“ Dem Wolf war wohl nicht zum reden zumute, denn er sprang unter der Kartonding... was auch immer es darstellen sollte, doch definitiv dem Obdachlosen gehört hatte, bevor er als Abendessen gedient hat, hervor und schnappte nach meinem Gesicht. Ich ließ mich hinfallen und rammte ihm meine Beine in den Bauch um ihn über mich hinweg zu werfen. Er kam ungeschickt am Boden an und taumelte gegen Mülltonnen, die scheppernd hinter ihm zu Fall kamen. „Verdammt...“ Nuschelte ich und spuckte Blut. Ich hatte mich schon seit Jahren bei so einem Sturz auf die Zunge gebissen. Verärgert klappte ich meine Klinge aus und ließ sie unter den letzten Sonnenstrahlen aufblitzen. Der Wolf wurde noch wütender und griff mich mit einer Reihe unkoordinierten Angriffen an. An so einem Tag auch noch einen Jungwolf treffen. Der Tag konnte überhaupt nicht mehr besser werden. „Maddy!“ Izzayas panische Stimme lenkte mich für einen unglaublich ungünstigen Moment ab, den ich beschwor, er später noch bereuen würde und der Wolf schaffte es mich zu Fall zu bringen. Mit aufeinanderprallenden Zähnen schnappte er nach meiner Kehle und ich schaffte es nur mit Mühe und Not ihn davon fern zu halten. Ich konnte geradezu beobachten wie die Zähne des Wolfes immer näher kamen. Seinem Gewicht und seiner Kraft konnte ich nicht mehr lange stand halten. „Iz... Izzaya!“ Mein Herz schlug wie verrückt. Ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt! Ich bin noch nicht einmal mit meiner Ausbildung fertig. Mit Tränen in den Augen schaffte ich es noch etwas mehr Kraft aufzubauen und Izzaya damit genug Zeit zu verschaffen sich auf den Wolf zu werfen. Dieser Verrückte! Er und der Wolf fielen, in einem Knäuel aus Fell und Beinen, von mir und kugelten sich auf den Boden herum. Izzaya versuchte die Oberhand zu bekommen und der Wolf versuchte sein bösartiges Gebiss in sein Fleisch zu schlagen. Ich war am Ende meiner Kräfte. Meine Arme zitterten so sehr, dass ich es nicht einmal schaffte eine Hand zu heben und in meinen Beinen bekam ich einen schmerzhaften Krampf. Hatte mich der Wolf etwa doch erwischt, oder war er einfach nur kräftiger als andere Jungwölfe? Die Frage erübrigte sich für mich, als ich sah, dass sich der Wolf in dem Schuh von Izzaya fest biss. „Nein!“ Schrie ich über seinen entsetzen Ausruf hinweg. Izzaya trat dem Wolf mit seinem freien Bein gegen die Schläfe und er taumelte benommen in seine Kartonhöhle zurück. Mit meinen letzten Kräften zog ich mich zu Izzaya, in dessen Gesicht eine ordentliche Platzwunde blutete und sein Oberarm hatte etwas abbekommen.„Izzaya! Dein Arm!“ „Nur eine Schürfwunde...“Gab er zischend unter schmerzen zurück. Wenigstens kein Biss... „Dein Bein!“ „Ich... fühle es nicht.“ Ich erkannte dass er einer Ohnmacht nahe war und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. „Bleib bei mir. Ich bringe uns hier weg!“ Versprach ich, was ihn zum lächeln brachte. „Du kannst ja selbst kaum noch stehen, wie willst du mich dann hier weg schleppen? Maddy bitte geh einfach. Ich weiß nicht ob er mich am Fuß erwischt hat. Ich will nicht das er dich auch noch erwischt.“ Er schrie wieder auf, da ich seine Anweisung gekonnt überhörte und ihm stattdessen den Schuh vom Fuß zog. Sein Knöchel war blau verfärbt, doch es war nichts von einem Biss zu sehen. „Er ist geprellt... schlimmsten falls gebrochen. Mach dir keine Sorgen, wir schaffen das auch so.“ Verzweifelt versuchte ich mich hoch zu ziehen, doch meine Beine gaben unter meinem Gewicht nach. Nachdenklich versuchte ich etwas hartes zu finden, mit dem ich uns verteidigen konnte. Wenn wir etwas gelernt hatten, dann das einfach alles eine Waffe sein konnte. Selbst ein einfacher Schuh. Gerade als ich nach Izzayas Schuh greifen wollte, den ich achtlos zur Seite geworfen hatte, sprang er aus seinem Karton. Mit Geifer im Gesicht und einem irren Ausdruck in den Augen, flog er durch die Luft und hatte dabei Izzaya im Visier. Anscheinend nahm er ihm den Tritt ziemlich übel. Ich wusste für einen Moment nicht was ich tun sollte. Wenn ich mich einfach abwandte, konnte ich überleben und Hilfe anfordern, wenn das Izzaya nicht schon getan hat. Der Wolf hatte ausschließlich ihn im Visier und schien mich vollends auszublenden. Als wäre ich nur eine Regvisite am Set die zur falschen Zeit am falschen Ort stand. Hatte der Wolf etwa Izzaya aufgelauert? War er etwa hinter ihm her?Ängstlich geworden, da ich die Antwort überhaupt nicht kennen wollte schüttelte ich meine Benommenheit ab. Nein... er durfte ihn nicht bekommen! Mit einer so schnellen Bewegung, die selbst mich verwunderte, dass sie meine Beine noch zu ließen, warf ich mich über Izzaya und drückte seinen Kopf schützend an meinen Brustkorb. Ich konnte doch nicht meinen Partner zurück lassen! Selbst wenn es nur eine zufällige Begegnung mit dem Wolf war, mussten wir doch dennoch zusammen halten. Mit einem letzten Schrei rammte ich dem Wolf meine Faust ins weit geöffnete Maul und rammte ihm dabei mein ausgeklapptes Gelenkmesser tief in den Rachen. Der schwere Körper des Wolfes traf mich und brach schlaff auf mir zusammen. Über meinen Arm, der beinahe aus dem Kopf des Wolfes ragte, rannte frisches warmes Blut. Entsetzt betrachtete ich die spitzen Zähne, die Gewichtslos um meinen Unterarm geschlossen waren und flehte zur Mondgöttin, dass er mich nicht gebissen hatte. Irgendwo aus der Ferne hörte ich die Schreie von anderen Menschen. Menschen! Menschen wie ich und Izzaya. Nicht wie dieses dunkle Wesen der Nacht, das lediglich noch von meinem vor Schreck steif gewordenen Arm aufrecht gehalten wurde. Eine warme Hand drehte mein entsetztes Gesicht vom Anblick des toten Wolfes weg und ich blickte in klare graue Augen. Izzaya lächelte mich liebevoll an und strich mir herabgefallene Strähnen aus dem Gesicht. „Es ist vorbei Maddison. Du hast es geschafft. Er ist tot.“ Als würden diese Worte meine Starre lösen, lies ich meinen Tränen freien lauf und fühlte wie er sie mir weg wischte, bevor sie mein Kinn erreichten. „Es ist alles gut.“ Beruhigte er mich. Plötzlich bewegte sich der Wolf wieder und ich schrie panisch auf. „Ruhig Miss Schreckenbach. Wir entfernen nur die Leiche. Bleiben Sie ruhig, damit seine Zähne Sie nicht verletzen.“ Wie gebannt sah ich zu wie der Wolf von meinem Arm genommen wurde und mir jemand mit Erfrischungstücher das Blut vom Arm wischte. Izzaya wurde in einen Krankenwagen getragen und ich durfte hinten bei ihm sitzen, doch nicht bevor ein Sanitäter mich nicht gründlich auf Bissspuren untersucht hatten. Ich nahm es ihnen nicht übel, denn ich würde ebenfalls keinen sich verwandelnden Werwolf auf der Rückbank haben wollen. Eine halbe Stunde später lagen Izzaya und ich in getrennten Zimmer in einem Krankenhaus und ich hing an etlichen Geräten. Auf sämtliche Fragen die mir gestellt wurden gab ich keine Antwort. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Ich hatte mich als Klinge vor Izzaya geworfen und als Schutzschild fungiert. Hätte er die einen Worte gesagt... ich hätte sofort darauf reagiert und hätte mich von ihm verwandeln lassen. Aber ich war doch eine Hand, genauso wie er. Jedoch waren wir noch keine Krieger und noch nicht endgültig unserem Zuständigkeitsbereich eingeteilt worden. Als nun auch der letzte Arzt ging, schwang ich meine noch geschwächten Beine aus dem Bett und betrachtete den Tropf mit einer klaren Flüssigkeit darin. Sie sollte meinen Wasserhaushalt auffüllen. Anscheinend sollte das meinen Schockzustand vertreiben, oder so ein Blödsinn. Ich zog den Venenfluor einfach aus meinem Arm und drückte mit einem Tuch auf die blutende Stelle. Leise öffnete ich die Türe und schlich mich in das mir gegenüber liegende Zimmer in dem Izzaya lag. Als ich leise hinter mir die Türe schloss, saß er bereits aufrecht im Bett mit einem Gips am Bein. „Komm her!“ Er winkte mich zu sich und sobald ich in seiner Reichweite war, schnappte er nach meinem Ärmel und umarmte mich so fest, dass ich beinahe keine Luft bekam. „Du verdammte Idiotin! Du hättest laufen sollen! Du hättest einfach laufen sollen...“ Lächelnd legte ich nun auch meine Arme um ihn und genoss das kurze Gefühl der Behaglichkeit. „Du bist der Idiot. Wieso sollte ich meinen Partner in einem so ungleichen Kampf alleine lassen?“ Er lachte in meinem Haar und ich ertappte mich dabei, wie ich seinen Geruch genüsslich einsog und mein Herzschlag sich beschleunigte. „Wir haben doch gelernt, dass wir in einer solchen Situation weglaufen sollen um Hilfe zu holen.“„Offensichtlich war Hilfe bereits unterwegs. Und wir haben es auch ohne sie geschafft. Außerdem waren meine Beine schon zu schwach um mich zu tragen, wie hätte ich da laufen sollen?“ Ich entzog mich aus seiner Umarmung, doch nur so weit, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Seine Arme lagen beide auf meinen Schultern und ich stützte mich an seinen Oberschenkeln ab. An jedem anderem Tag hätte ich ihn für diese vertraute Geste eine gescheuert, doch für heute denke ich sind genug Tritte und Schläge verteilt worden.„Wie geht es deinem Arm?“ Er winkte ab. „Wie gesagt nur eine Schürfwunde, als ich mich mit dem Vieh am Boden gerollt habe. Die bessere Frage wäre ja wie es deinem Arm geht.“ Ich winkte genauso ab wie er. „Ach, wie immer. Ist ja alltäglich dass mein Unterarm im Rachen eines Anderwesen steckt.“ Sein Lächeln steckte mich an und ich fühlte wie sich langsam eine Müdigkeit in meinem Körper anbahnte. „Ich geh jetzt schlafen. Ich muss mich ausruhen, die werden morgen Antworten wollen. Viele Antworten...“ Ausgiebig gähnend schleppte ich meinen Körper zur Türe. „He, Maddison. Danke das du mich beschützt hast und nicht dem Vieh zum fressen vorgeworfen hast. Ich weiß wir kommen nicht sonderlich gut mit einander aus... doch... ich bin dir ehrlich dankbar.“Ich zwinkerte ihm typisch ich zu. „Aber denk ja nicht ich wäre in dich verliebt, oder so einen Scheiß. Beim nächsten mal lasse ich dich einfach verrecken, denn du machst mir nichts als ärger.“Izzaya legte sich ins Bett zurück und zeigte mir mit einem Finger eine obszöne Geste. „Verpiss dich Angeberin.“ Wir lächelten uns noch einmal an, dann wurde ich auch schon von einer Krankenschwester angeschrien, dass ich in meinem Zustand nicht herumlaufen sollte. Die Augen verdrehend ließ ich die Türe hinter mir zufallen und mich in mein eigenes Zimmer zurück schieben. Es kam wenig später wieder ein Arzt, der mit noch eine Vene anstach und erst dann schlief ich felsenfest ein.

 

„Maddy! Wie geht es dir? Ich habe es schon von Mentor Morris gehört. Erzähl mir alles.“ Casper zog mir zu einer, mir persönlich unchristlichen Zeit, die Decke vom Gesicht, die mich von den lästigen Sonnenstrahlen beschützte und fragte mir unangenehme Löcher in den Bauch. Trotz meiner kläglichen Versuche noch etwas Schlaf zu finden, kam im Stundentakt ständig irgendjemand und wollte was weiß ich was wissen. Erst als der Arzt mir die Entlassungsbriefe brachte, hörte ich auf Sachen nach den Leuten zu werfen, die nur wegen lästiger Fragen und ohne Essen kamen. Als ich mich umgezogen hatte und mein Zimmer verließ, stahl ich mich noch einmal in Izzayas Zimmer, während Casper etwas für mich ausfüllte. „Hi.“ Flüsterte ich, da ich nicht wusste, ob er vielleicht schlief.Sofort setzte sich Izzaya im Bett auf und blickte mich finster an. „Was ist?“ Ich deutete auf sein Bein. „Wie lange musst du noch bleiben?“„Eine Woche. Du gehst schon?“ Ich nickte. „Ja. Casper füllt gerade mein Formular aus. Möchtest... möchtest du dass ich dich besuchen komme?“ Seinem typisch finsterem Blick wich ein belustigter. „Ist das eine Fangfrage?“Seufzend setzte ich mich neben seine Beine aufs Bett und grinste frech. „Sicher. Ich muss mich ja um das Baby kümmern, oder?“ Er verdrehte die Augen und seufzte schwer. „Oh... Von Idiot auf Baby. Wenn du schon nach einem Kosenamen für mich suchst, dann nenne mich Babe, oder so etwas.“Ich musste über den Gedanken kichern. „Wieso so sollte ich dich Babe nennen?“Izzaya legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und lächelte als würde er etwas wissen das ich noch nicht wusste. „Weil es im Bett besser klingt. Du kannst mich natürlich auch >mein Gott< nennen.“Nun verging mir das Lachen und ein überaus dummer Gedanke zuckte durch meinen Kopf. Er wollte mich auf Abstand halten...„Also gehst du davon aus, dass wir irgendwann einmal im Bett landen?“Er nickte mit einem breiten grinsen. „Natürlich. Ich weiß das du meinen Körper heiß findest. Das tut jedes Mädchen. Außerdem wären wir somit quitt. Du hast mir das Leben gerettet und darfst dafür eine Nacht mit mir verbringen.“ Mein entsetzten verwandelte sich in Enttäuschung. Wieso tut er das? Ein Schmerz breitete sich in meinem Brustkorb aus, der nichts mit körperlichen Schmerz zu tun hatte. „Ah... So viel hältst du also von dir? Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass Hochmut vor dem Fall kommt.“Er winkte ab und legte sich lachend ins Bett zurück. „Ach was. Ich weiß das ich bis auf mein Gesicht heiß bin. Andere Mädchen mussten mehr tun als mir nur das Leben retten um mit mir ins Bett zu kommen. Bei dir mache ich ein Sonderangebot, da wir auf der selben Wellenlänge sind.“ Ich atmete mehrmals tief durch um ihn nicht gleich mit einer Wasserflasche zu erschlagen und hoffte dass er das Zittern meiner Finger nicht sah, als ich mich vom Bett schwang. Plötzlich kam mir ein Witz in den Kopf, den mein Mentor mir einmal weiter gegeben hatte, als ich ihn beinahe zu Stadium vier seiner Ärger-Skala gebracht habe. „Weißt du... wärst du mein Ehemann, würde ich dein Wasser vergiften.“Izzaya blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Er antwortete: Wärst du meine Ehefrau, würde ich es trinken.“ Zitierte er die Antwort und dachte darüber angestrengt nach. Den Tränen nahe hauchte ich ihm einen Kuss auf die rechte Wange und beobachte das Gefühlsspiel in seinem Gesicht. Es wechselte zwischen Verärgerung, Erkenntnis und blieb bei Entsetzen. Anscheinend kam seiner Narbe, die seine rechte Gesichtshälfte so verzerrte, niemand so nahe. Wie beiläufig strich ich mit meinen Lippen über seine und genoss für eine einzelne Sekunde das knistern, dass über meine Haut ging, bevor ich mich zurück zog und zur Türe ging. „Ich denke es ist besser wenn wir nicht mehr miteinander sprechen, außer es ist unbedingt notwendig.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, denn die kannte ich bereits, verließ ich das Zimmer und wurde dort von einem panischen Casper abgefangen. „Zur Hölle wo warst du? Ich habe überall nach dir gesucht. Du kannst doch nicht einfach so abhauen.“„Ich musste nur etwas los werden. Gehen wir jetzt ich bin am Verhungern.“ Mit einem falschen Lächeln im Gesicht und verletzten Gefühlen, folgte ich Casper zu seinem Auto. Erst da ließ ich meinen Gefühlen freien lauf. Ich hatte es kaum mitbekommen, dass ich mich verliebt hatte. Jedoch war es meine erste Liebe... Ich weiß es werden weitere folgen und ich weiß dass sie noch viel tiefer gehen werden, doch trotzdem schmerzte der Verlust auf eine weise die ich nicht kannte. Mein Herz tat wohl Sachen die ich nicht verstand doch akzeptieren musste. Genauso musste ich akzeptieren dass Izzaya einfach nur ein Arsch ist. Ich weiß nicht was ihn dazu gemacht hat und weiß ebenfalls das ich es niemals erfahren werde. Egal wie sehr es mich dazu reizte ihn besser kennen zu lernen. Ich musste damit sofort abschließen, denn in einigen Monaten stand mein Abschluss vor der Türe. Ich hatte größere Probleme als meiner ersten Liebe hinterher zu trauern.

 

Die Monate gingen an mir vorbei wie noch nie zuvor. Izzaya und ich sahen uns von Zeit zur Zeit, doch flogen nur aneinander vorüber. Ich lernte mit ihm abzuschließen und wir schafften es sogar einmal, halbwegs, normal miteinander zu sprechen. Gezwungener maßen. Lediglich, da ich mit seinem Vater sprechen musste, für meinen Mentor. Als er ging und mich alleine auf einem Mondfest ließ, blickten Izzaya, der an der Seite seines Vater stehen hatte müssen, und ich uns unsicher an. „Nettes Fest.“ Stellte ich fest. Er nickte und blickte sich kurz um. „Ja, vermutlich. Hier hinten bei den Geschäftsleuten bekomme ich nicht allzu viel mit.“ Ich lächelte höflich und wusste nicht was ich dazu noch sagen sollte, also verabschiedete ich mich. „Dann... Noch einen schönen Abend. Ich sehe mal wo mein betrügerischer Mann ist.“ Kichernd winkte er mir und erst als ich Casper fand, konnte ich wieder durch atmen. „He, alles in Ordnung?“ Ich hatte Casper nie etwas von meinen überaus chaotischen Gefühlen für Izzaya gesagt. Selbst wenn er es bemerkt hatte, dann schwieg er höflich. „Ja, alles gut. Ich habe nur mit unserem Chef gesprochen wegen den Umbauarbeiten bei meinem Mentor. Er zieht ende des Monats in seine Pensionisten Unterkunft. Langsam merkt man schon dass er Senil wird.“Casper überhörte das höflich lächelnd. „Dann bekommst du endlich dein eigenes Haus?“ Ich nickte. „Ja, nur dumm dass es direkt in der Verwaltung ist.“ Die Verwaltung war so etwas wie der Innere Kreis. Dort lebten die höchsten Familienmitglieder, standen die wichtigsten Bibliotheken und Schatzräume, Tresoren die gut bewacht wurden und natürlich im Zentrum dieser Häuser stand das Rathaus. Darin saßen fünf der mächtigsten Krieger des Mondes und bestimmten über jede Münze, jedes Leben hier und mussten jeden noch so unwichtigen Papierkram unterzeichnen. Sie hatten sogar meine Erburkunde unterschreiben müssen, damit ich in das Haus meines Mentors ziehen konnte. Wollte man in die Verwaltung, so musste man einen Ausweis vorlegen, dass man dort wohnte, ansonsten mussten die Hauseigentümer benachrichtigt werden, ob der Besuch gestattet war. Dort lief alles sehr streng und kontrolliert ab und ich sollte ab nun dort leben. Mentor Morris hatte nie geheiratet oder Kinder bekommen, daher fiel es nur nahe, dass sein jüngster Schüler alles bekam, falls die älteren ablehnten. Meine Schwester war genauso seine Schülerin gewesen wie ich und unauffindbar, daher konnte sie nicht abstimmen. Zwei andere waren bereits verstorben und dem ersten interessierte das Erbe nicht, da er selbst bald in Pension ging und Mentor werden wollte. So blieb auch mir nichts anderes übrig als es anzunehmen. Ich liebte meinen Mentor wie einen Vater. Quasi war er das ja auch. Seit dem Tod meiner Eltern hatte er sich meiner angenommen und großgezogen. „Ja, jetzt muss ich dich immer anrufen wenn ich dich sehen will damit du bescheid sagst, dass ich kommen darf.“ Ich lächelte und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. „Wir sagen einfach du bist mein Liebhaber und kommst um mich zufrieden zu stellen, damit ich keinen Unsinn drehe. Du wirst schon sehen, wie schnell sie dich herzlichst begrüßen.“Laut lachend spuckte er sein Getränk wieder aus. Trauriger weise konnte das sogar stimmen.

 

Der Tag meines Abschlusses stand bereits vor der Türe und nichts konnte mich beruhigen. Endlich! Ich konnte endlich meine Rekrutenkleidung ablegen und als wahre Kriegerin in den Kampf gehen. Mein Mentor redete bereits seit Tagen davon wie ich mich zu benehmen habe und dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Es stand klar, dass ich eine Hand wurde und Casper meine Klinge werden sollte. Niemand stellte das in Frage und jeder war glücklich darüber. Üblicher weise wurden Klinge und Hand ständig als gleichgeschlechtlich ausgewählt, doch bei Casper und mir machten sie eine Ausnahme. Casper war nun mal was er war und ich war einfach unausstehlich für Leute in meinem Alter und älter. Daher fand es jeder als gerechtfertigt, dass wir Partner wurden für die Zukunft. Nervös betrachtete ich ich mich zum hundertsten mal im Spiegel. Meine goldbraunen Augen, hatte ich mit einem schwarzen Kajal hervor gehoben und Wimperntusche brachte sie beinahe zu strahlen. Normalerweise schminkten sich Krieger und Rekruten nicht, da es im Kampf verschwamm und sich somit nichts brachte, doch für Anlässe wie diese, riskierte man doch dass man etwas auffiel. Seufzend richtete ich meine Haare dunklen Haare, die ich zu einem Seitenzopf gebunden hatte und seufzte schwer, während ich meine normale Kampfkleidung zum hundertsten mal richtete. Heute würde mir der Halbmond von der Schulter geschnitten werden und ein Vollmond mit einer Hand darin würde seinen Platz einnehmen, so wie Casper einen Vollmond mit einem Schwert darin bekommen würde. Es zeichnete uns endgültig als Krieger des Mondes aus. Ab jetzt durften wir uns frei dort hin bewegen wohin wir wollten. Wir konnten Missionen annehmen, die unseren Klassen entsprach die wir uns hinauf arbeiten konnten und durften heiraten. Doch Hochzeiten kamen erst wenn man weit über dreißig war. Frühestens... Die meisten Krieger wollten sich erst einen Ruf aufbauen, bevor sie ansässig wurden. „Gehen wir jetzt?“ Unsicher blickt ich hinauf zu meinem Mentor. „Nein... ich kann das nicht. Ich meine... ich war bisher immer nur anstrengend und laut. Ich... ich werde jetzt auf Missionen gehen und offiziell töten dürfen und...“„Und vergiss den ganzen Spaß mit dem Papierkram nicht.“ Kichernd nickte ich. „Ja... der Papierkram.“ Für den war man als Hand ebenfalls zuständig. Ich überprüfte mein aussehen noch ein letztes mal im Spiegel und wandte mich dann davon ab. Wenn ich zurück kam, würde ich keine Rekrutin mehr sein.„Nun geh endlich. Du willst doch nicht zu spät kommen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Mentor... Ich komme nie zu spät. Die andern haben es immer nur viel zu eilig.“ Kopfschüttelnd warf er mich beinahe aus meinem Zimmer. Erschrocken blickte ich den älteren Fremden an, der vor meiner Türe stand. „Ähm... Entschuldigen Sie. Wir sind wohl etwas zu früh um die Möbel zu holen.“ Heute war der Tag meines Umzuges. Das hieß, wenn die Feier vorbei war, würde ich in das Haus meines Mentors ziehen. „Siehst du. Ich sage doch die anderen haben es immer eilig.“ Mein Mentor äußerste sich nicht dazu, sondern wies auf die Türe. „Lauf jetzt!“ Lachend deutete ich den Leuten, dass sie meine Sachen, so wie meine letzten drei verbliebenen Katzen holen konnten und lief ins Erdgeschoss. Dort angekommen wartete bereits Casper und deutet auf seine Armbanduhr. „Wir sind sieben Minuten zu spät. Jetzt können wir rennen!“ Auch wenn er verärgert klang, lag trotz allem ein Lächeln auf seinem Gesicht. So schnell wir konnten liefen wir zum Verwaltungsgebäude. Der Festplatz lag direkt dahinter, was bedeutete dass wir darum herum laufen mussten.Zehn Minuten später trafen wir auf eine sehr verärgerte Empfangsdame, die uns sofort weiter schickte. Als letztes reihten wir uns in eine äußerst kurz gewordene Schlange. Einer der Wächter drückte uns jeweils einen Zettel in die Hand und ein Füllfeder mit einer Patrone darin, die unser Blut enthielt, die wir letzte Woche abgeben mussten. Auf dem Zettel befanden sich zwei Tabellen. In einer konnte man sich als Hand eintragen und in der anderen als Klinge. Ich schrieb meinen Namen natürlich in die Tabelle für die Hand und Casper für die Klinge. Nur wenige Minute später endete die Schlange und wir mussten unsere Zetteln in eine Schale mit schwarzem Feuer werfen. Es brannte hell und flüsterte einem Dinge zu wenn man es zu lange ansah. Zumindest sagt man das. Für einige Sekunden hielt ich mit meiner Hand über dem Feuer inne und war wie gebannt. Die Flammen wurden immer größer und größer, bis sie meine Hand erreichten. Wie eine Schlange band sich die Flamme um meine Hand und schien genau die selbe Temperatur zu haben wie ich. Ich beobachtete sie dabei und sah wie sie sich zischend das Stück Papier schnappte und wieder zurück zog. Belustigt sah ich zu Casper der mehr schockiert als fasziniert war. „Geh weiter.“ Drängte er mich und warf seinen Zettel aus einer sicheren Entfernung hinein. Ihn auslachend stellte ich mich an das Ende der Reihe von über dreißig Jugendliche in meinem Alter, die sich aus der ganzen Welt nur für diesen einen Tag versammelt hatten. Manche machten extra für diesen einen besonderen Tag Urlaub in der Stadt, oder Umgebung. Da ich hier lebte und ab morgen als Ausgebildete Kriegerin des Mondes arbeiten musste. Casper der sichtlich nervös war griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. „Endlich!“ Flüsterte ich und er nickte ebenso begeistert. Plötzlich kehrte Stille ein und aus dem Verwaltungsgebäude traten fünf vermummte Männer. Auch wenn jeder wusste wer die fünf waren, war es ein alter Brauch, der bis heute fortgesetzt wurde. Der erste Begann zu sprechen und Lautsprecher um uns herum verstärkten seine Worte. „Krieger des Mondes. Wir haben uns heute versammelt um dem wichtigsten Tag in unserer Geschichte zu feiern.“ Mein Blick glitt hinauf zum Himmel, wo sich der Mond in wenigen Minuten vor die Sonne schieben würde. Das wird der Moment sein wo Caspers und mein Blut für die Ewigkeit aneinander gebunden werden würde. Früher tat man dies lediglich über einen Blutschwur, doch durch puren Zufall fand man vor über einhundert Jahren heraus, dass man das völlige Potenzial von Hand und Klinge am besten ausschöpfen konnte, wenn man dieses Ritual an einer Sonnenfinsternis vollzog. „Die Geburt unserer jüngsten Krieger. Männer und Frauen aus der ganzen Welt, haben elf Jahre lang eine Ausbildung genossen, die sie an die Grenzen ihrer Kräfte gebracht haben, sie zum äußersten trieben und wo sie sich ihren größten Ängsten Stellen mussten.“ Mein Blick glitt durch die Reihen meiner Brüder und Schwestern. Alle waren nervös so wie ich und schienen es überhaupt nicht erwarten zu können, dass ihre Namen gezogen wurden. Die Sekunden verstrichen und die Anspannung wurde immer größer. Der Rat erzählte von den Ruhmreichen Tagen der Krieger. Erst als sich die Sonne verdunkelte, trat stille ein.Das schwarze Feuer kam in Wallung und spuckte zwei zerknitterte Zetteln aus. Die fünf Ratsmitglieder stellten sich um die schwarze Flamme herum auf und einer der fünf hob den ersten Zettel auf. Der Name so wie sein Titel wurden verlesen so wie die des Partners. Im Minutentakt wurden die Rekruten immer weniger und die Krieger immer mehr. Hin und wieder ertönte freudiges Geschrei, wenn sich zwei fanden, die zusammen Partner bilden wollten. Als nur mehr zwölf Rekruten standen und auf ihre Namen warteten, rückten wir alle zusammen. Überrascht sah ich zu Izzaya auf, der die Chance nutzte um dich zu Casper und mich zu gesellen. Casper hatte lässig einen Arm um mich gelegt und vermutlich, für die die nichts von seiner sexuellen Orientierung wussten, erschienen wir wie ein Paar. Demonstrativ sah ich Izzaya nicht an, sondern lehnte mich an Caspers Schulter. „Gleich kommen wir dran.“ Bestätigte mir Casper und ich nickte. Hoffentlich... Ich hielt diese Spannung kaum noch aus. „Klinge: Casper Freibach.“ „Ja! Schrie er begeistert auf und trat einen Schritt vor. Begeistert klatschte ich in die Hände und wartete dass man meinen Namen vor las. „Die dazu gehörige Hand: Aziz Besarsungai“„Was?“„Was?“ Casper und ich schrien erschrocken so laut auf, dass alle Blicke der neu erwachten Krieger auf uns gezogen wurden. Die fünf Ratsmitglieder blickten sich fragend um. „Gibt es damit ein Problem?“ Casper schüttelte verneinend den Kopf, ich wünschte sehnlichst ich könnte das auch...„Ja! Gibt es. Casper wurde mir versprochen. Es wurde uns mehrfach klar und deutlich bestätigt, dass wir Partner werden.“Einer der Ratsmitglieder hob beschwichtigend die Arme. „Keine sorge, mein Kind. Ihr seid noch jung und voller Elan. Nur weil ihr nicht als Partner gewählt worden seit, heißt das nicht, dass eurer Beziehung irgendetwas im Wege steht.“Beziehung? „Iiih...“ Gaben Casper und ich gleichzeitig von uns und mussten darüber schmunzeln. „Master... nichts für ungut, aber so eine Art der Beziehung haben wir nun wirklich nicht. Wir sind schon immer Freunde gewesen und kämpfen perfekt miteinander. Wir sind zusammen ein unschlagbares Team und..,“Ich wurde barsch unterbrochen. „Dann gibt es hier nichts weiter zu diskutieren. Wir müssen hier noch eine Zeremonie beenden und haben lediglich noch wenige Minuten.“„Aber...“ Warf ich ein, doch Izzaya hielt mir den Mund zu und zog mich an sich, als ich mich dagegen wehrte. Verdammter Mistkerl! Wieso hielt er mich zurück? Ich musste das klären, bevor es kein zurück mehr gab. Plötzlich fiel mein Name.„Hand: Maddison Schreckbach.“Izzaya ließ mich gehen und ich warf ihm noch einen wütenden Blick zu, bevor ich einen Schritt vor trat. „Das muss ein Irrtum sein.“ Ich blickte das Ratsmitglied an, das meinen Zettel in der Hand hielt und überprüfte zusammen mit den anderen den zweiten Zettel mit dem geheimnisvollen Namen darauf. Wem war ich zugeteilt worden? Ich sah nach hinten, doch alle schienen genau so neugierig wie ich zu sein, wer mit mir zusammen arbeiten musste. Die fünf Ratsmitglieder, die ihre Gesichter noch immer verborgen hielten hoben gleichzeitig unschlüssig die Schultern. „Ähm...“ Einer löste sich und wandte uns seine Aufmerksamkeit zu. „Zweite Hand: Izzaya Himmelsbach.“Zweite Hand? Was soll das bedeuten? Izzaya trat unsicher einen Schritt vor und blickte zwischen seinem Zettel und mir verwirrt hin und her.„Sir, ich verstehe nicht...“Das Ratsmitglied wehrte ab. „Das klären wir später. Tretet herunter, damit wir die letzten aufrufen können.“Izzaya schob mich zu den anderen auserwählten Kriegern und jeder war mindestens so verwirrt wie ich. Sofort ließ ich mich in Caspers Arme fallen, der selbst versuchte sich einen Reim auf unser Dilemma zu machen. Als die letzten verlesen worden waren, kam einer der Ratsmitglieder zu uns und drückte uns einen Brief in die Hand. „Kommt später nach dem Fest in die Kirche. Dort wird man euch beide Aufklären.“ Izzaya und ich blickten uns gleichermaßen unsicher an. Was sollte das bedeuten? Es ist bisher niemals vor gekommen, das zwei Hände als Partner gewählt wurden. Zwei Klingen, kam von Zeit zur Zeit vor, da sie sich gegenseitig wenn es sein musste Beschützen konnten. Doch zwei Hände? Wie sollten sie ohne eine Waffe kämpfen? Den anschließenden Feierlichkeiten, konnte ich mich kaum anschließen. Aus Respekt und der Anerkennung, musste ich noch bis nach Sonnenuntergang bleiben und wartete geduldig mit Massen von Kuchen.

 

„Maddy! Wo isst du denn das alles hin?“ Casper setze sich seinerseits mit einem Kuchen zu mir und grinste breit. „In das schwarze Loch, das andre Magen nennen.“ Gab ich muffig zurück und stopfte mir noch Kuchen in den Mund.„Ich würde es ja Frust-Fressen nennen, aber jedem das seine.“ Ich trat ihn unter dem Tisch und er lachte. „Soll das etwa heißen, du findest mich dick?“ Gespielt beleidigt zog ich den Bauch ein und streckte den Brustkorb raus.„Nein, aber wenn du noch mehr isst, dann platzen noch deine beiden hübschen da oben.“Ich zog meine Jacke enger um meine Oberweite und warf ihm einen bösen Blick zu. „Bist ja nur neidisch...“ Abermals stopfte ich etwas in meinen Mund. Casper schien bei unserem >Sarkastischen Ehestreit< noch etwas sagen zu wollen, doch entschuldigte sich und verschwand. Ich sah gerade noch wie er mit einem hübschen Kirchengehilfen um eine Ecke verschwand und pfiff anerkennend. „Da haben sich aber zwei gefunden.“ Mit einem breiten Lächeln im Gesicht schob ich den fünften leeren Teller von mir und leckte mir etwas Sahne aus dem Mundwinkel, als sich Izzaya mir gegenüber auf den Platz sinken ließ, an dem gerade noch Casper gesessen ist.Sofort kehrte meine schlechte Laune zurück und ich griff nach dem sechsten Teller mit Torte. „Denkst du nicht du hast langsam genug?“ Er zog mir den Teller weg und nahm mir die Gabel aus der Hand und aß es selbst.„He! Das ist meiner! Du hast ja nur angst, dass ich zu dick werde und dir zur Last falle... Moment... wäre gar nicht so eine schlechte Idee.“ Ich schob ihm mehr Kuchen hin und lächelte verschwörerisch. „Iss ruhig weiter. Vielleicht werde ich dich so schneller los!“Izzaya schien der Appetit zu vergehen und er schob den Kuchenteller weg. „Du bist lästig... Eigentlich bin ich hier um zu fragen, wann du zur Kirche gehen willst?“Ich blickte hinauf zum Himmel und danach zu den heiteren Leuten. „Am besten jetzt gleich, sonst kotze ich noch einen Regenbogen vor so viel Freude und Liebe die hier in der Luft liegt.“Er nickte und wir standen gleichzeitig auf um uns auf den Weg zu machen. Den ganzen Weg über schwiegen wir uns an und warfen uns nur hin und wieder mahnende Blicke zu. Erst als die Kirche in Sicht kam, beschleunigten wir unsere Schritte um schneller voran zu kommen. An der Türe der Kirche angekommen streckten wir gleichzeitig die Hand nach dem Griff aus und verharrten Millimeter davor, während wir uns prüfend anblickten. Wieder eine Pattsituation...Um keinen Streit aus zu lösen, da mein Zorn nicht ihm galt, zog ich meine Hand zurück. Izzaya öffnete die Türe, doch überließ mir den Vortritt. Die Kirche war innen hell erleuchtet und sieben Leute standen rund um den Altar und schienen verschiedene Bücher zu studieren. Als sie uns bemerkten schlugen sie sie alle gleichzeitig zu und räusperten sich.„Ihr seid früh!“ Bemerkte Izzayas Vater.„Entschuldigt bitte. Wir waren nur schon so neugierig um was es hier geht.“ Der Priester trat seufzend einen Schritt nach vorne, als keiner Anfing zu sprechen. „Ich weiß nicht genau wie man dieses Phänomen genau erklären kann, doch ich beginne einmal am Anfang. Bitte setzt euch doch.“Wir gingen nach vorne zu der ersten Reihe und nahmen dort Platz. Der Priester nahm eines der Bücher vom Altar und schlug eine Seite auf. Wie weit am Anfang begann er denn?„Die Geschichte der ersten Krieger des Mondes...“ Ich seufzte und Izzaya wies mir an ja nichts zu sagen. Kopfschüttelnd vergrub ich meinen Kopf zwischen meinen Händen und hoffte dass er sich beeilen würde. Ich starb beinahe vor Neugierde. „Rote Feuerbälle stiegen vom Himmel und tauchten die gesamte Welt in ein leuchtendes rot. Explosionen ertönten und riesige Krater taten sich auf. Die Hölle selbst schien sich auf der Erde breit zu machen. Rote heiße Flüssigkeiten liefen die höchsten und kältesten Berge herunter, während die Menschen versuchten Schutz vor der unbekannten Bedrohung zu finden. Hundert Tage und hundert Nächte, bangten die Menschen um ihr Leben. Hofften auf Erlösung und einen schnellen Tod. Plötzlich jedoch hörte diese Bedrohung von einem Tag auf den anderen auf und lautes Gelächter ertönte. Die letzten Menschen waren umzingelt von bösartigen entstellten Kreaturen, die selbst aus der Lava gekrochen kamen um alles was lebte zu quälen. Die Menschen waren verängstigt und beteten, dass ihr Gott sie erhörte. Die Dämonen lachten sie dafür aus. Sie schrien sie an, dass Gott sie im Stich gelassen hatte, dass sie nur dazu dienten um den unsterblichen Anderwesen Freude zu bereiten. Die hundert und erste Nacht brach herein und zwei einzelne Menschen sprangen auf. Sie stellten sich gegen die Dämonen und lachten sie ihrerseits aus. Agilis und ihr Zwillingsbruder Valde stellten sich den Dämonen mit ihren bloßen Fäusten, doch da sie nur Menschen waren, unterlagen sie den Anderwesen nur wenige Augenblicke später. Doch trotz all der Schmerzen, standen sie auf und kämpften weiter. Sie beschützten sich gegenseitig und wehrten sich bis sie bewusstlos zusammen brachen. Im selben Moment wo sie sich schworen bis in den Tod für die anderen zu kämpfen, strahlte der Mond hell auf sie hinab und die Mondgöttin selbst sprach zu ihnen: >Euer Mut und eure Tapferkeit in allen ehren, doch wieso wehrt ihr euch so gegen das Schicksal das euch unwiderruflich bevor steht?Selbst wenn sie stärker sind als wir und von Satan persönlich geschickt, heißt dass noch lange nicht dass wir nicht gegen sie kämpfen können. Lieber kämpfe ich einen Kampf den ich nicht gewinnen kann, als bereits vor dem Kampf zu verlieren.< Gab Valde zur Antwort. Die Mondgöttin in ihrer unbeschreiblichen Weisheit wandte sich an dessen Schwester und fragte diese ebenfalls, weshalb sie einen solch ungleichen Kampf beschritt. Agilis antwortete:>Selbst in den schwersten Zeiten hielten mein Bruder und ich zusammen als wären wir eine aus zwei Teilen bestehende Person. Deshalb möchte ich auch mit ihm kämpfen, als wären wir eine einzige Waffe die sich gegen diejenigen stellt die die Hilfe genauso benötigen wie wir selbst auch.Befehle mir!< Ich betrachtete die Flamme die nun auf meinen Unterarm wanderte und kaum größer war als ein Schatten. „Hast du etwas gehört?“ Ertönte eine Stimme die in respektvollen Abstand zu mir stand. Ich nickte hektisch. „Sie sagte... >Befehle mir< Was soll das bedeuten?“ „Sag ihr dass sie Izzaya verbrennen soll.“ Ich schüttelte den Kopf. „Niemals!“ Ich war überrascht wie bestimmend meine Stimme klang. „Ich verspreche ihr, dass sie ihm nichts tun kann. Sag ihr sie soll ihn an einer beliebigen Stelle verbrennen.“Izzaya blickte mich auffordernd an. „Schon gut...“ Unschlüssig blickte ich die Flamme an. „Verbrenne seinen kleinen Finger.“ Sofort glitt die Flamme alleine auf seine Hand und schlang sich um seine Handfläche. „Es... es ist angenehm. Sie ist körperwarm...“ Erleichtert stieß ich die Luft aus und umarmte ihn fest. „Der Göttin sei Dank...“Lächelnd streichelte er mir über das Haar. „Komm der Boden ist kalt.“Wir standen auf und die Flamme saß noch immer wie ein lebendes Tier auf seiner Hand. Wir waren tatsächlich wie Valde und Agilis. Aber wieso?„Heißt das... heißt das wir sind auch Geschwister, so wie Valde und Agilis?“„Natürlich nicht!“ Blaffte Izzayas Vater beinahe beleidigt. „Mit Ihnen habe ich nicht gesprochen!“ Keifte ich zurück und die Flame an Izzayas Hand wurde für einen drohenden Moment größer. Sein Vater verstummte unter dem Anblick der Flamme und das eine Ratsmitglied, das schon die ganze Zeit bei uns stand blickte zum Priester auf. „Soviel ich weiß nicht. Es kann Zufall gewesen sein, dass die Göttin als erstes Geschwister auserwählt hat. Vielleicht war es auch ihre Liebe für einander die sie so stark gemacht hat. Habt ihr schon einmal versucht gegeneinander zu kämpfen.Ich drehte meinen Kopf weg und Izzaya kratzte sich unsicher am Kopf. „Nun, ja...“ Begann ich.„Ähm... also...“ Begann Izzaya.Lächelnd blickten wir uns an. „Und wer hat gewonnen?“„Eigentlich niemand. Wir landen ständig in einer Sackgasse.“ Meinte Izzaya. „Pattsituation...“ Flüsterte ich und er musste lächeln. „Kämpft jetzt einmal. Aber gebt bitte vorher die Flamme zurück.“Izzaya trat vor zum Rest er Bank, die noch nicht verkohlt war und schickte die Flamme in die Schüssel zurück, wo sie zischend zu einer dunklen Flüssigkeit wurde. Kaum hatte er die Flamme abgelegt, sprang ich auf ihn zu und versuchte ihn mit einem Faustschlag zu treffen. Als hätte er gewusst was ich vor hatte, drehte er sich und blockte meinen Schlag. Sofort setzte er zum, Gegenschlag doch ich blockte seinen Fuß ebenfalls. Wir schafften es in den nächsten drei Minuten hin und wieder einen Schlag zu treffen, doch die meisten blockten wir. Erst als ich überlegte ob ich nicht vielleicht mein Gelenkmesser benutzen sollte, das ich immer trug. Mit einer drehenden Bewegung schaffte er es mir eine Hand auf den Rücken zu drehen, sodass wir nun Körper an Körper standen und uns kampfbereit in die Augen blickten. Mit einem breiten Lächeln klopfte ich mit dem Gelenkmesser an die Innenseite seines Oberschenkels, wo ich nun ganz leicht seine Arterie durchtrennen konnte und er hilflos verbluten könnte. Plötzlich verzog sich auch sein Mund zu einem Lächeln und ich fühlte eine Klinge an meinem Genick. „Du spielst unfair.“ Nuschelte Izzaya und ließ meinen verdrehten Arm los, doch sein anderer Arm mit der Klinge blieb an meinem Genick. „Ich habe nie behauptet dass ich dir eine Chance lassen würde.“ „Davon bin ich auch niemals ausgegangen.“ Kam es nur mir so vor, oder sprach er überhaupt nicht mehr von diesem Kampf? Obwohl wir uns lediglich mit den Klingen berührten, standen wir immer noch nur Zentimeter voneinander entfernt und ich fühlte das Gefühl aufkommen, dass ich das letzte halbe Jahr erfolgreich verdrängt hatte. Mein Herz raste vor Aufregung. Sein Gesicht war mir so nahe wie damals im Krankenhaus und ich erinnerte mich an das Knistern, dass damals über meine Lippen gelaufen ist. Es war als wäre es nicht sieben Monate, sondern lediglich sieben Sekunden her, seit das passiert ist. Sein grauer Blick lag auf mir, als wüsste er nicht was er tun, oder sagen sollte. Also stand er einfach nur da und blickte mir so tief in die Augen, dass ich das Gefühl bekam, das wir die einzigen Lebewesen hier waren. Erst als ein zögerliches räuspern erklang drehte sich die Welt wieder weiter und wir sprangen auseinander. Der magische Moment war fort und wir steckten unsere Klingen wieder zurück. Dieses mal erkannte ich, dass er seine Klinge immer im Hosenbund an der Seite trug und ich musste zugeben, dass ich das recht interessant fand. Wie konnte er nur so schnell sein, dort hin greifen und gleichzeitig mich bedrohen?„Das war bemerkenswert. Es gibt keine einzige Sekunde in der ihr euch unsicher seit wo ihr einen Treffer landen könnt und wo ihr euch schützen müsst. Ihr seid ständig in Bewegung und es scheint als würdet ihr eure Bewegungen wie ein Tanz aufeinander abstimmen.“ Das dieses Lob ausgerechnet von Mr. Himmelsbach kam, überraschte mich ernsthaft.„Wie bitte?“ Fragte ich und dachte schon ich hätte mir das eingebildet. So etwas konnte doch nicht ein Mann wie er sagen, oder? „Er hat recht. Ihr seid wie zwei perfekt aufeinander abgestimmte Teiler einer einzigen Waffe. Habt ihr schon einmal eure Kräfte gemeinsam gegen jemanden eingesetzt?“Mein Blick glitt sofort zu Izzaya. „Ja, haben wir. Als wir von dem Werwolf vor einem halben Jahr attackiert worden sind.“Einer der Ratsmitglieder, der noch kein einziges Wort gesprochen hatte, meldete sich „Ich erinnere mich daran. Izzaya ist abgelöst worden von Casper Freibach und ihr habt in einer Seitengasse einen Jungwolf gefunden.“Izzaya nickte, doch ich war mir unsicher. Die letzten Monate hatte ich nicht viel darüber nach gedacht, denn etwas passte da einfach nicht zusammen.„Nein...“„Was meinst du, Maddison?“„Ich meine damit, dass wir ihn nicht gefunden haben, sondern ich denke er hat uns aufgelauert.“Izzaya blickte verwirrt zu mir herab. „Wie kommst du darauf?“„Ich weiß nicht... es war einfach nur so seltsam. Woher wusste denn der Wolf das wir da sein werden? Und das ein Wolf zur falschen Zeit am falschen Ort auftaucht denke ich nicht. Er hat sich nicht einmal bemüht sich vor uns zu verstecken.“„Nun, ja er hat ja auch offensichtlich dort gelebt. Es wurden Kotspuren von ihm gefunden und der Obdachlose hat ihm derweilen als Nahrung gedient.“„Nein! Ein Wolf, egal wie alt er ist verlässt sein Rudel nicht. Und selbst wenn, wie denkst du dann darüber das er mich töten wollte und dich lediglich verwandeln?“Izzaya schien verärgert zu sein. „Er wollte mich bestimmt nicht verwandeln. Hast du mein Bein schon vergessen?“Ich winkte ab. „Das wäre bei deiner ersten Verwandlung wieder verheilt. Nein, ich denke er hatte es auf dich abgesehen. Ich war schneller dort als du und mich hat er versucht so schnell wie möglich zu töten, doch dich hatte er nur über den Boden geworfen und wollte dich beißen. Dein Bein hatte nur Glück, dass du einen zu dicken Schuh an hattest.“„Na wenn du das Glück nennst. Ich konnte Monate lang nur humpeln!“In dieser Zeit hatte ich ihn nicht gesehen doch musste über diese Vorstellung schmunzeln. „Es gibt da etwas das ich nicht angegeben habe...“Izzayas Gesichtsausdruck wechselte von verärgert auf fragend. „Als wir auf dem Boden saßen und du sagtest ich solle verschwinden, bin ich doch geblieben. Ich wollte gerade nach deinem Schuh greifen um noch eine Waffe zu haben, auch wenn sie sich nicht viel gebracht hätte. Als der Wolf dann auf uns zu gesprungen ist, war ich doch einige Zentimeter von dir entfernt und er hatte ein freies Sprungfeld. Ich kämpfte mit dem Gedanken zu verschwinden. Ich versuchte mich selbst zu überreden, das ich gehen sollte um zu überleben. So wie wir es gelernt haben. Aber ich konnte einfach nicht. Es erschien mir so falsch, als würde ich etwas von... ähm... ich schaffte es einfach nicht. Darum habe ich versucht einzuschätzen ob ich den Wolf irgendwie aus seiner Sprungbahn lenken könnte, doch er war zu nahe und egal was ich getan hätte, er hätte irgendein Körperteil bestimmt von dir erwischt. Es sah so aus... als würde er überhaupt nicht merken das ich noch da bin. Darum habe ich mich über dich geworfen ohne darüber nach zu denken und erkannte, dass er versuchte noch zu bremsen. Aber er landete direkt mit dem Maul in meiner Klinge.“ Izzayas Gesichtsausdruck schien vollkommen verwirrt zu sein. Als könne er es nicht glauben dass ein Wolf es direkt auf ihn abgesehen hatte, oder das ich mich für ihn geopfert habe. „Das bedeutet obwohl du wusstest, dass er aufgeben würde, sobald er mich gebissen hat, hast du dich trotzdem über mich geworfen? Du bist so ein Idiot, Schreckenbach. Er hätte dich so einfach beißen können!“Er gab mir einen Schlag auf den Hinterkopf, der jedoch nur halbherzig war. „Nein, ich sage damit, dass er mich gebissen hat. Ich habe es nur damals nicht so mitbekommen.“ Ich zog meinen Ärmel hinunter und zeigte ihnen wo noch blass ein Zahnabdruck des Wolfes zu sehen war. „Ich dachte, dass es daran liegt, dass das Gebiss einfach schwer auf meiner Haut gelegen ist, doch als mir der Wolf von der Hans genommen worden ist, fühlte ich wie meine Hand.... sich veränderte. Weicher wurde wieder. Es war als wäre nicht nur das Gelenkesser das ihn durchbohrt hat, sondern als wäre mein ganzer Unterarm die Klinge. Er hat nur sein Leben ausgehaucht, bevor mein Arm wieder so weich wurde, dass er mich beißen hätte können. Die Beruhigungsspritze, die ich bekommen hätte sollen bevor wir ins Krankenhaus gefahren worden sind... sie ist abgebrochen. Ich konnte es damals nicht sagen, da ich unter Schock stand und es gleich darauf verdrängt habe. Doch die letzten Monate, kam dieser Tag wie ein Albtraum immer wieder in meinen Kopf. Es spielt sich immer wieder ab und jetzt... seit mich die Flamme berührt hat... erst seit dem fühle ich mich wieder sicher.“ Was ich sagte entsprach der puren Wahrheit. Mir war es bis jetzt nur nicht richtig aufgefallen, da es mir Angst machte und ich es einfach nur vergessen wollte. Wie sollte man denn auch so etwas erklären, ohne in die Klapse gesteckt zu werden? Und ich hatte mit meiner Zeit wesentlich wichtigeres Anzufangen, als mit einem Seelensorger zu sprechen, der mir dann irgendwelche Medikamente verschrieb.„Bist du mir deshalb aus den Weg gegangen?“ Fragte Izzaya und blickte mir so intensiv in die Augen, dass ich wegsehen musste. „Nein... Ich ging dir aus dem Weg wegen dem Gespräch, das wir später im Krankenhaus geführt haben, als ich entlassen wurde.“ Izzaya erinnerte sich und schwieg. Da die anderen anwesenden keine Ahnung hatten um was es in dem Gespräch gegangen ist, ließen sie es einfach vom Tisch fallen. „Gut. Also denkst du tatsächlich dass der Wolf gezielt angegriffen hat?“ Verwirrt blickte ich auf zu Izzayas Vater. „Wolf? Ah! Ja, das denke ich.“ Für einen Moment wusste ich nicht welchen Wolf sie meinten, doch so vielen Wölfen war ich bisher nicht begegnet.„Ihr wisst ja dass sich Werwölfe wieder in Menschen zurück verwandeln, sobald sie tot sind?“Ich nickte. „Ja, so zwei bis drei Stunden nach ihrem Tod.“„Der Wolf war ein Krieger aus unseren Reihen, der seit zwei Wochen als verschollen galt. Sein Name war Frederic Himmelsbach.“„Onkel Fred? Wieso hast du nichts gesagt?“Izzayas Vater blickte ihn an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank. „Das hätte natürlich deine Laune gebessert, wenn ich dir gesagt hätte, das dein ehemaliger Onkel versucht hat dich zu töten!“ Izzaya verzog verärgert das Gesicht. „Du sagtest er wäre ermordet aufgefunden worden. Ich hätte wissen müssen, dass man ihn verwandelt hat!“„Sohn! Zügel deine Zunge. Die Geschichte geht noch weiter. Die nächsten Monate griffen immer wieder Jungwölfe Leute aus unseren Reihen an.“Ich erinnerte mich an das Gerücht, dass überall auf der Welt Krieger einfach verschwanden und niemand konnte sich einen Reim darauf machen. Diejenigen die überlebten erzählten immer von Jungwölfen die sie angegriffen haben.„Wenige schafften es ihren Angreifern zu entkommen und es rotten sich immer mehr zusammen.“„Sie meinen... Die Wölfe versuchen uns Krieger zu verwandeln? Und das gezielt? Das glaube ich nicht. Sie sind kluge Jäger, doch keine Strategen. Zu so etwas sind sie einfach zu wild, egal wie alt sie sind.“Izzaya hob die Hand. „Außer... Außer jemand von außerhalb zieht die Fäden. Jemand der weiß wie wir Krieger denken und der weiß wie man Wölfe kontrolliert.“Ich schüttelte demonstrativ den Kopf. „Niemand kontrolliert einen Wolf, außer er ist ein Alpha. Und wie sollte ein Alpha nach Jahren noch wissen, wie ein Krieger handelt, oder wo sie einen Einsatz haben?“„Wir schließen darauf, dass entweder diejenigen beteiligt sind, die die Anfragen aufgeben, doch die können unmöglich wissen wen wir schicken. Oder das es einer von uns ist, der es geschafft hat sie zu kontrollieren.“Einen Wolf zu kontrollieren? Mir stockte der Atem für einen Moment. Wieso sollte ein Krieger des Mondes es darauf absehen, seinesgleichen auszulöschen. Das war einfach... undenkbar. „Aber... ein Krieger? Wie sollte das jemand schaffen?“Mr. Himmelsbach hob die Schultern unwissend. „Wir haben bereits jeden genauestens unter die Lupe genommen, doch konnten niemanden ausfindig machen, der ein größeres Interesse an ihnen zeigt. Bisher haben wir weniger als nichts. Zeugenaussagen und Vermutungen bringen uns hier leider nicht weiter, so lange uns keine konkreten Beweise vorliegen können wir nichts weiter tun als abzuwarten, das unser Feind sich zu erkennen gibt.“Stumm grübelte ich vor mich hin. Wir Krieger des Mondes wurden dazu ausgebildet die Anderwesen auszulöschen und die normalen Menschen vor ihnen zu beschützen. Es gab zwar auch Anderwesen wie die Hexenwesen, Raub-Kondor und Najaden die sehr stark dem Menschen ähnelte und sich auch unter ihnen bewegte als wären sie ein Teil von ihnen. Manche verbanden sich sogar mit einem Menschen, auch wenn es nicht ganz ihren sehr eigenen Prinzipien entsprach. Andere, eher wilde Anderwesen, die sich lieber in den Wäldern, oder in den Bergen zurück zogen wie Werwölfe, Aswang, Vampir ähnliche Kreaturen und viele andere Werwesen, gehorchten ausschließlich auf den Stärksten in ihrer Reihe und waren mehr Tier als Mensch. Wie also sollte so etwas funktionieren? Ich denke nicht, dass man sich als Krieger all zulange als ein Wolf verkleiden kann. Geschweige denn als ein Aswang. Der Gedanke an dieses Wesen verschaffte mir bis heute ein ekel erregtes Frösteln. Im Grunde waren sie ´ja sehr ruhige und Soziale Wesen, doch wenn es um ihr Leben ging, oder um dies es zu verlängern, konnten sie mehr als Furchterregend werden. Kopfschüttelnd wandte ich mich an Mr. Himmelsbach „Irgendetwas müssen wir übersehen haben. Krieger die sich im Untergrund bewegen? Vielleicht eine Spezies die wir noch nicht kennen? Oder... Krieger die sich unauffällig unter uns bewegen, öfter als nötig die Liste der Missionen aufsucht...“Alles wurde verneint. Es gab kein einziges Indiz. „Was mich jedoch interessiert. Wieso weiht ihr uns in diese Geschichte ein, wenn es doch anscheinend verschleiert wird?“ Izzaya hatte dabei ein sehr wichtiges Thema angesprochen, das auch mir seltsam vorkam. Wenn ältere Krieger in so eine Situation eingeweiht wurden, war es keine Besonderheit. Doch wir sind es gerade erst seit drei Stunden und haben erfahren, dass wir so ähnlich wie die Ur-Krieger sind. „Das ist wohl wahr. Wir haben einstimmig entschieden, dass wir euch einweihen, da ihr unser stärkstes Team bildet, weil wir wissen, das ihr bestimmt nicht involviert seid und vor allem, da ihr sehr jung seid und wenn diese Person tatsächlich schon sehr lange an diesem... >Projekt< arbeitet, dann wird er, oder sie sich weniger vor jungen und unerfahrenen Kriegern versteckt halten als vor uns alten und sehr hellsichtigen.“Ich war abermals irritiert... Kompliment, oder Beleidigung?„Das bedeutet dann ihr wollt uns Undercover einsetzen auf einen Feind den wir nicht kennen, mit einem Ziel das uns unbekannt ist und das Gefährdungspotenzial ist unerkennbar?“ Fragte ich. Alle nickten einstimmig. Seufzend drehte ich mich um und ging aus der Kirche.„Ähm... Miss Schreckenbach? Wo wollen Sie hin?“Ich hob meinen Mittelfinger, sodass ihn jeder sehen konnte und öffnete die Türe die aus der Kirche hinaus führte und hörte noch Izzayas entschuldigende Stimme. „Ich denke sie meint es nicht böse, es ist einfach nur viel auf einmal. Ich denke...“ Mehr hörte ich nicht mehr sondern lief zu meiner Wohnung. Auf halben Weg merkte ich, dass meine Möbel ja bereits verlegt worden waren und machte mich auf den längeren Weg zurück zur Verwaltung. Als ich mich anmeldete dass ich zurück war, gab ich noch Bescheid dass ich von niemanden gestört werden wollte, außer er trug den Namen Casper Freibach. Mit rasenden Gedanken, die mich nervös machten, überquerte ich die Kiesflächen und holte einen Schlüssel unter der Türmatte hervor. Mein Mentor hatte sich seinen Schlüssel behalten, auf meinen Wunsch hin und es standen noch einige seiner alten Möbel darin. Antiquitäten, die ich nicht wegwerfen wollte und mit denen ich viel verband.Bevor ich mich unter die Dusche stellte um mich von dem Schmutz des heutigen Tages zu befreien schickte ich Casper noch eine Nachricht, dass ich ihn heute Nacht unbedingt brauchte und ich mir wünschte er wäre hier. Ebenfalls erwähnte ich, dass er einen Freischein hatte, bis zum Schichtwechsel in der Verwaltung und legte mich danach nass ins Bett. Körperlich war ich nicht müde, doch mein Geist schweifte ständig ab und ließ keine klare Gedanken zu. Wieso ist das heute alle passiert? Ist es vielleicht nur ein schrecklicher Albtraum aus dem ich erwachen würde, wenn ich jetzt einschlafe? Vermutlich nicht...Irgendwann spät in der Nacht hörte ich meinen Namen. „Maddison?“Ich drehte mich halbherzig zur Seite und fühlte ein Bein neben mir. Ich folgte dem Bein hinauf zum Hemdkragen und zog Casper zu mir ins Bett. „Danke das du gekommen bist. Heute war ein schräger Tag. Ich erzähl es dir morgen.“ Casper flog ungeschickt ins Bett und murrte etwas davon dass ich aufwachen sollte. Ich verneinte und kuschelte mich an ihn. „Bitte nicht heute. Lass mich... einfach... schlafen...“ „Na gut.“ Antwortete er und zog mich weiter hoch, damit wir beide bequemer lagen. Lächelnd legte ich mich quer über seinen Brustkorb und wunderte mich, dass er heute irgendwie anders roch. Ich erinnerte mich wage daran, dass er ja heute mit Izzayas älteren Bruder verschwunden ist. Vielleicht kam daher der veränderte Geruch. Gähnend genoss ich das warme Gefühl das sich in mir ausbreitete und fiel sofort wieder in einen tiefen, und nun auch friedlichen, Schlaf.

„Maddy! Was zur Hölle...“ Caspers Stimme riss mich aus meinem viel zu guten Schlaf. Raunzend hob ich meinen Kopf und sah ihn erschrocken in meiner Schlafzimmer Türe stehen.„Wieso bist du schon wach? Es ist viel zu früh!“ Beschwerte ich mich und ließ mich wieder auf den Brustkorb unter mich fallen.Moment... wenn Casper in der Türe stand...Schreien fuhr ich endgültig wach aus meinen Schlaf und Izzaya blickte mich verschlafen und vor allem verwirrt an. „Was ist los?“ Fragte er und wischte sich den Schlaf aus den Augen.„Das frage ich mich auch! Verschwinde aus meinem Bett!“ Mit einem gut gezielten Tritt beförderte ich ihn aus diesem und er landete krachend auf dem Boden. Casper lachte laut auf, doch Izzaya schien es nicht so witzig zu finden. Von mir überhaupt nicht zu sprechen. Ich hatte die Nacht mit Izzaya verbracht! Kuschelnd! „Du hast gestern die Türe offen gelassen und ich habe versucht dich auf zu wecken um noch einmal... über gestern zu sprechen. Aber du hast mir überhaupt keine Chance gelassen zu erklären, dass ich nicht Casper bin.“Empört stieß ich die Luft aus und warf ihn ungehörige und aufbrausende Schimpfwörter an den Kopf. Und meine Polster, während ihn Casper versuchte aus der Gefahrenzone zu ziehen, bevor ich es schaffte nach den Sachen auf meinem Nachtkasten zu greifen. Als ich meinen Wecker schoss, traf er krachend die Innenseite meiner Türe und die beiden Jungen waren draußen. Wie kam Izzaya nur auf die Idee das ich es gut aufnehmen würde, wenn ich aufwachte und er in meinem Bett liegt. Ich hatte mit niemand anderen die Nacht verbracht, ausgenommen mit Casper, doch er ist mein bester Freund. Trotz meines Zorns zuckte ein Lächeln über mein Gesicht. Der Platz an dem Izzaya geschlafen hatte war noch warm und roch gut nach ihm. Fragend zog ich mein halb zusammen geknöpftes Hemd hoch und schnüffelte auch daran. Selbst meine Haare rochen nun nach ihm.Mit zwie gespaltenen Gefühlen legte ich mich zurück ins Bett, doch vermied die Stelle zu berühren auf der Izzaya geschlafen hat. Plötzlich musste ich sogar ein kichern unterdrücken. Was war nur los? Meine Wange ist sogar noch warm durch unsere Körpernähe. Mein ganzer Körper kribbelte sogar an den Stellen, wo wir uns berührt hatten. Kopfschüttelnd um diese verwirrenden Gefühle los zu werden, schwang ich meine Beine aus dem Bett und ging zu meinem Kleiderkasten um mich anzuziehen. Jetzt würde ich einiges zu klären haben...Casper und Izzaya saßen in meinem neuen Wohnzimmer und lachten gerade über irgend etwas, als ich eintrat. „Na, abreagiert?“ Fragte Izzaya und lächelte noch breiter.„Arsch! So etwas sollte man nicht ausnutzen um sich an ein Mädchen ran zu machen. Das ist Ehrenlos!“ Gespielt empört blickte er zu mir auf. „Was? Als würde ich mich jemals an dich heran machen. Außerdem warst du diejenige die mich ins Bett gezogen hat und meinte ich soll bleiben!“„Ja, aber nur weil ich dachte, dass du tatsächlich Casper bist, da ich ihm bevor ich schlafen gegangen bin eine Nachricht geschrieben habe. Woher soll ich denn wissen, dass du mitten in der Nacht in mein Haus kommst um mich zu belästigen.“ Vermutlich gehe ich gerade zu weit, doch irgendwie war ich einfach zornig auf ihn. Ja, ich habe ihm nicht zugehört als er versucht hat mir klar zu machen, dass er nicht Casper ist, doch ich habe zumindest eine Entschuldigung, aber er ist hellwach gewesen. „Dich belästigen? Du hast dich halbnackt auf mich gelegt. Welcher Mann würde da schon nein sagen?“ Casper griff kopfschüttelnd sich an die Stirn. Willkürlich zog ich meine Weste enger um meinen Körper und setzte mich neben Casper auf die Bank, während ich nach einer Tasse Tee griff. „Ein Mann der vielleicht einigermaßen Anstand besitzt.“„Also als ich das letzte mal nach gesehen habe war mein Fach für Anstand völlig leer.“Ich lehnte mich am Tee nippend zurück und hob eine Augenbrauen. „Glaube mir... Nicht nur dieses Fach ist leer bei dir.“ Beleidigt warf er mir einen finsteren Blick zu, doch antwortete nichts mehr dazu. „Du benimmst dich beinahe wie eine feige Jungfrau.“ Knurrte er und wandte den Blick ab. Casper griff nach der Kanne mit heißem Tee um ihn aus meiner Reichweite zu bringen während ich versuchte ruhig zu bleiben. „Jede Frau hätte so reagiert, nachdem war gestern passiert ist und dann neben einem Vollidioten wie dir aufwacht.“ „Ach, ja. Was genau ist eigentlich gestern noch passiert?“ Casper richtete sich auf und stellte die heiße Kanne neben sich auf ein Tischchen und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich. „Nichts das dich etwas anginge.“ Knurrte Izzaya.„Natürlich geht es ihn etwas an. Er ist mein bester Freund und man kann ihm problemlos vertrauen.“Das schien ihn nicht zu freuen, doch ich erzählte Casper alles was wir gestern erfahren hatten. Selbst das mit dem schwarzen Feuer. Das einzige das ich ausließ war die Sache was ich Izzaya anvertraut hatte, über den Abend als wir angefallen worden sind. „Und die wollen nun euch, das ihr euch umhört?“ Casper schien mehr als nur entsetzt zu sein. „Siehst du! Ich wusste doch das du es verstehst. Das ist doch voll abartig, oder? Wir sind erst seit gestern Krieger des Mondes und werden mit so etwas beauftragt?“Casper nickte eifrig. „Die müssen dort oben wohl ganz schön verzweifelt sein, wenn sie schon Anfänger damit beauftragen. Andererseits haben sie ja recht. Ihr beide seid die einzigen, denen sie wirklich vertrauen können. Durch.... was auch immer euch da verbindet, seid ihr sehr wertvolle Verbündete. Aber wie denkt ihr nun damit um zu gehen.“Izzaya deutete auf Casper. „Genau deshalb habe ich noch bei deinem Haus vorbei geschaut, falls noch Licht an gewesen wäre, hätte ich noch einmal versucht mit dir zu sprechen, doch dadurch das deine Eingangstüre so weit offen stand, dachte ich schon es wäre etwas passiert.“ Versuchte sich Izzaya ungeschickt heraus zu reden. „Ja... und landest dann wie durch Zufall in meinem Bett. Netter versuch du Perverser!“ Schnaufend stand er auf und fing an mich anzubrüllen das ich mich viel zu kindisch benahm. Ich tat es ihm gleich und brüllte zurück. „Kindisch? Du bist doch derjenige der sich wie ein... ach... was weiß ich. Als hättest du zwei verschiedene Persönlichkeiten. In einem Moment kämpfen wir zusammen und lachen und lasse ich dich nur wenige Minuten aus den Augen, bist du wieder dieser... unausstehliche... besserwisserische... Angeber, dem ich am liebsten mit meinem Messer ins Stücke schneiden möchte und tief im Ozean versenken nur um ihn niemals wieder zu sehen.“Izzaya und mich trennte nur der Tisch vor mir, der meinem Mentor gehörte, und das war auch besser so, sonst hätte ich ihm längst etwas über den Kopf gezogen. Schade das der Krug mit dem Tee so weit weg stand. „Weißt du was... wenn dich das so stört, dann solltest du mich vielleicht keine einzige Sekunde mehr aus den Augen lassen um mein ganzes Leben zu kontrollieren.“Seine Worte verwirrten mich etwas. Für einige Sekunden wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte. Wollte er mich nun bei sich haben, oder nicht?„Okay... ich denke das war mein Stichwort. Ich... sehe dann später noch einmal nach dem Haus... falls es dann noch steht.“ Casper hüpfte über die Bank und war schon aus der Türe, bevor ich ihn aufhalten konnte. Und das wollte ich, denn die Atmosphäre die er hier zurück ließ verwirrte mich nur noch mehr. Nur widerwillig schwenkte ich meinen Blick zurück zu Izzaya. „Was... ähm... Was meinst du damit?“Izzayas Gesicht wurde rot und er griff sich an die Stirn. „Das kam jetzt falsch rüber. Was ich sagen wollte ist, dass ich das hasse was zwischen uns ist. Also... die Sache mit der Hand.“ Mein Herz wurde wieder schwer, denn irgendwie keimten meine Gefühle für ihn wieder auf. Reagierte ich deshalb so dumm?„Wir keifen uns jede freie Minute einfach nur an wenn wir uns sehen. Es ist so frustrierend dich zu sehen, denn immer muss ich daran denken dass...“ Er sprach nicht weiter und ich versuchte mein Herz zu beruhigen. Mein Kopf wusste das er von unserer Gabe sprach, doch mein Herz wollte das nicht wahr haben. „Ich verstehe nicht auf was du hinaus willst.“„Das alles! Du beschützt mich, kämpfst meine Kämpfe und sorgst dich um mich. Aber welche Rolle spiele ich dabei? Als der Wolf mir aufgelauert hat, bist du voran gestürmt als würdest du nichts anderes den ganzen Tag tun. Ich habe Hilfe angefordert und du warst bereits mitten im Kampf. Ich sah dich sterben und wollte dir helfen, doch konnte mich wegen einer blöden Bewegung nicht mehr retten. Du hast den Wolf verscheucht, nachgesehen ob ich gebissen wurde, obwohl du körperlich erschöpft warst. Und dann als er mich beißen wollte... du hast es selbst gesagt. Er wollte nur mich und trotzdem hast du dich vor mich geworfen. Du hast mich getröstet und mir versichert das alles gut wird, als die schwarze Flamme auf mich zu gekrochen ist. Du hast sie für mich abgefangen und versprochen das du immer für mich da bist. Das... Das ist einfach alles verkehrt herum. Ich bin der Kerl. Ich sollte dich beschützen. Auch wenn wir Krieger sind, bin ich körperlich stärker als du und du dafür schneller.“Ich musste, trotz seines verärgerten Gesichtsausdrucks lächeln. Er war einfach zu süß wie er sich über so etwas banales aufregte. Ja, vermutlich hatte er in einigen der Sachen durchaus recht. Aber das ich ihn beschützt hatte, lag doch nicht an meinem Geschlecht. „Izzaya... ich habe dich doch nicht beschützt um mit irgendetwas anzudeuten, dass ich besser bin als du. Unter keinen Umständen jedoch hätte ich dich dort sterben lassen. Alleine in er Gosse, zwischen Mist. Mein Kopf hat das logischste zusammen gesammelt und mir gesagt das es genau das richtige wäre zu laufen um Hilfe zu holen, so wie wir es gelernt haben. Aber jede Faser in meinen Körper hat sich dagegen gewehrt. Und nicht weil ich dir etwas beweisen wollte. Es war einfach das richtige dich zu retten. Wären unsere Plätze vertauscht gewesen, dann hättest du das selbe getan. Ja, wir können uns nicht ausstehen und landen wie... gegnerische Bullen ständig mit den Köpfen aneinander, doch trotz allem bist du ein Krieger, so wie ich. Ein menschliches, denkendes und fühlendes Wesen. Ich sage ja nicht das wir jetzt die besten Freunde deswegen werden müssen, oder das du mir irgendetwas schuldig bist. Nein! Ich denke nur wir haben beide einen langen Weg vor uns den wir gemeinsam beschreiten müssen. Wir müssen irgendwie damit klar kommen. Sicher werden wir noch in etliche Kämpfe verwickelt sein in denen du mich retten musst. Oder beschützen.“ Nun musste auch er lächeln und ließ sich wieder in seinen Sessel zurück sinken. „Vermutlich hast du ja recht und ich rege mich zu unrecht auf...“ Ich kniete mich neben seinen Sessel und nahm seine Hand zwischen meine. „Nein, Izzaya. Genau das ist wichtig. Wir müssen miteinander reden. Wir sind seit gestern Abend Partner. Auch wenn nur unfreiwillig.“Nickend zog er meine Hand an seine Lippen und küsste meine Handinnenseite. Mein Herz begann sofort einen Zielstreckenlauf und ich hoffte, dass es jetzt nicht gar die Arbeit aufgab. Verdammter Idiot. Wieso machte er es mir nur so schwer ihn zu vergessen. „Die nächsten zehn bis zwanzig Jahre also?“ Ich nickte bestätigend. „Unser Band wurde im heißen Feuer der schwarzen Flamme geschmiedet. Ab jetzt müssen wir zumindest bei unseren Missionen am selben Strang ziehen.“Schwer seufzend ließ er meine Hand wieder los und ich versuchte lässig zu wirken. „Das wird keine einfache Zeit werden. Wie werden wir das Handhaben wenn wir jemanden finden in den wir uns verlieben? Wie sollen wir erklären, was uns dazu zwingt zusammen zu arbeiten? Oder, wie gehen wir auf einer Mission vor? Wer hat das sagen? Wir können uns an so einem Ort nicht streiten... Es ist alles so kompliziert.“ Ja das ist es. Und von nun an musste ich mich noch schneller dazu bringen nichts für ihn zu empfinden. Aber wie kam man von jemanden los, den man nicht lieben sollte. Durfte. Vielleicht sollte ich einfach einmal Ausschau halten. Bisher hatte ich meine Augen nur auf den Kampf und meine Ausbildung gerichtet. „Ich denke wir sollten auf eine Mission gehen und mal sehen wie wir zurecht kommen. Wir probieren es mit einer einfachen und arbeiten uns hinauf. Immerhin macht Übung bekanntlich den Meister!“ Lächelnd zwinkerte ich und hoffte dabei sorglos zu klingen. „Und was machen wir wegen den verschwundenen Leuten?“„Um die kümmern wir uns dazwischen. Wir hören uns einfach um. Immerhin können sie nicht erwarten, dass sie uns sagen was wir sind und wir sofort damit umgehen können. Wir erklären ihnen dass wir zuerst unser Problem auf die Reihe bekommen müssen.“Izzaya und ich blickten uns noch eine weile stumm an und dachten beide darüber nach. Doch es war die Wahrheit. Bis auf die Ur-Krieger hat es bisher keine zwei Hände mehr gegeben. Wir mussten selbst unsere Erfahrungen sammeln und konnten es nicht so wie alle anderen aus Büchern lernen. Wenn sie uns jetzt in einen Kampf schickten, würden wir nur über unsere eigenen Füße fallen. „Gut... dann hast du heute schon etwas vor?“ Ich blickte auf zu Izzaya da ich selbst in meine Gedanken versunken war und schüttelte fragend den Kopf. „Gut. Dann würde ich sagen, dass wir es uns heute gemütlich machen und uns besser kennen lernen. Wir reden und... morgen kämpfen wir und sehen einfach weiter. Wir müssen immerhin zuerst Vertrauen zwischen uns finden, bevor wir in einen richtigen Kampf gehen können.“ Ich nickte und mein Herz setzte endgültig aus. Todeszeitpunkt: Als Izzaya mich um ein Nicht-Date fragte.

 

Izzaya verschwand noch einmal um nach Hause zu gehen und mit seinem Vater zu reden, dass er uns zumindest einmal eine Woche frei gab. Immerhin wurde von einer Sekunde auf die andere unser halber Lehrplan der letzten elf Jahre über den Haufen geworden. Alles was wir bisher kannten mussten wir abändern. Unsere Bewegungen, unser Verständnis für diese Gabe die die Krieger des Mondes besaßen... einfach alles.Als er eine Stunde später zurück kam, hielt er Frühstück in der Hand und blickte unsicher drein. „Also... ich wusste nicht wirklich was du Frühstückst, deshalb habe ich einfach von allem ein bisschen was aus unserer Küche mit genommen. Kurz darauf Frühstückten wir, auch wenn ich normalerweise vor zwei Uhr Nachmittags nichts zu mir nahm außer Tee. Das sagte ich ihm auch.„Wirklich? Dafür bist du aber ganz schön fett.“ Ich warf ein Stück Brot nach ihm, doch er fing es lediglich lachend auf und schmierte sich Butter darauf. „Du bist so ein Arsch.“ Beschwerte ich mich halbherzig, doch wusste das er nur Spaß machte. „Also... was machen wir heute?“ Ich hob die Schultern. Es gab vieles das ich jetzt viel lieber mit ihm machen würde, doch alleine schon dass er mit mir frühstückte, um halb zwölf Uhr mittags, genügte mir um mein bereits nervöses Herz noch schneller schlagen zu lassen.Außer ein halb gekochtes Ei und ein Butterbrot aß ich zwar nichts, da mein Magen es nicht gewohnt war bereits so früh etwas zu essen. Nach einigen Minuten des peinlichen Schweigens begann ich einfach einmal zu reden. Schnell erkannten wir Gemeinsamkeiten und Sachen bei denen wir uns beinahe wieder an die Gurgel gingen. Bei Filmen waren wir uns alles andere als einige, doch bei Musik lagen wir auf der selben Wellenlänge. Wir sprachen über ein paar Erinnerungen aus unserer Kindheit, Kämpfe in denen wir uns gut geschlagen hatten und Izzaya erzählte mir Geschichten aus dem Dorf in dem er aufgewachsen ist. Seine Mutter lebte viele hunderte Kilometer weiter in einem anderen Staat, die ihre eigene Ausbildungsstelle besaß. Sein Vater meinte, es wäre besser wenn er dort lerne, damit er keinerlei vorzüge genoss und genauso wie alle anderen Krieger und Rekruten aufwuchs. Sein letztes Jahr durfte er hier fertig machen, auch wenn es kein ganzes Jahr gewesen ist. Schlussendlich war es wohl tatsächlich gut, dass er hier her gekommen ist. Sonst wären wir uns, wenn wir uns erst bei der Zeremonie kennen gelernt hätten, vermutlich spätestens heute so weit an gegangen, dass Blut geflossen wäre. Meine drei Katzen derweilen, die sich bereits hier in der Verwaltung eingelebt hatten und sogar bei den Nachbarn etwas zu fressen bekamen, ließen sich den gesamten Tag über nicht blicken. Somit waren Izzaya und ich alleine. Als der Abend herein brach beschloss er wieder auf zu brechen um sich mit seinem Vater noch einmal abzusprechen.„Ich bin wirklich froh, dass ich nicht mit Mr. Himmelsbach sprechen muss. Er ist so ein unausstehlicher, arroganter, alter Mann. Alleine wenn ich ihn sehe möchte ich ihn einfach nur schlagen!“ Izzaya lächelte über meinen zornigen Gesichtsausdruck und wuschelte mir durchs Haar. „Ach, er ist einfach nur gewöhnungsbedürftig, aber trotz allem ein guter Kerl. Ich nickte argwöhnisch. Wenn er das dachte....Die nächsten fünf Tage verbrachten wir in der Arena. Hin und wieder kamen Lehrer mit ihren Schülern vorbei, die uns staunend zu sahen. Wir bekamen die Arena immer zwischen neunzehn und vierundzwanzig Uhr, damit wir trainieren konnten. Aber egal wie sehr wir uns anstrengten, oder gar wie erschöpft wir wurden, jedes mal landeten wir in einer Pattsituation. Eines abends sah uns Casper zu und kam auf eine brillante Idee. Am dritten Abend, an dem wir die Arena für uns hatten, kamen einige Freunde von Casper und Aziz, die sich mittlerweile gut verstanden und wir versuchten es mit zwei kämpfe. Alle unterlagen uns nach nur wenigen Minuten. Am vierten Abend probierten wir es mit Gruppenkämpfen auch diese besiegten wir mit Leichtigkeit. Doch Casper hatte abermals vor gearbeitet. Er hatte einige Meister gefragt ob sie sich einen Abend frei nehmen könnten um uns in den Arsch zu treten und das fiel uns erheblich schwerer. Unsere Meister besaßen eine Jahrelange Erfahrung im Angriff und in der Verteidigung. Trotzdem schafften wir es zu zweit einige Punkte zu schlagen auch wenn es nicht ausreichte um gegen sechs Meister gleichzeitig zu gewinnen. Diesen Abend trainierten wir bis spät nach Mitternacht und erst als alle nach der Reihe zum Gähnen anfingen beschlossen wir alle nach Hause zu gehen und es für heute gut sein zu lassen. Also hatten wir doch Grenzen. Es war immer gut so etwas zu wissen. Am fünften Abend holte mich Izzaya, der bereits einen Hausschlüssel von mir besaß mich von zu Hause ab. Ich hörte ihn nicht herein kommen, da ich lautstark Musik hörte und dabei Klimmzüge machte, an einer von zwei Stangen die ich genauso wie mein Mentor an der Türe meiner Schlafzimmertüre befestigt hatte.

You got your keys,

but where you going?

The third degree.

just isn't working.

Ich zog mich hoch und runter und genoss dabei das Gefühl meines im Takt des Liedes schlagenden Herzens

`Couse you walked out

without

asking me to go

and if i followed your home.

Would you be alone?

Kopfschüttelnd fragte ich mich ob ich wohl auch einmal so werden würde.

I check your phone

´Couse it was beeping.

Are you alone?

I know you´are creeping.

´Cause you walked out

without

asking me to go,

but if i followed you home.

I hope you´re alone.

Ich setze für einen Moment ab um mich wieder voll auf meine Armmuskeln zu konzentrieren, die seit dem letzten Training gestern schmerzten und wartete auf den Refrain.

And I´m three steps from the edge.

woah

Dont push me over it

Don´t you know,

don´t you know?

Ich sprang wieder auf zur Stange und zog mich dieses mal schneller auf und ab um mit dem Schmerz in meinen Armen meinen Kopf wieder klar zu bekommen

Every girl is capable of a murder,

if you hurt her.

Watch out.

You don´t push me any further.

any further.

You´re not the only one

walking ´round.

With a loaded gun.

This little girl is capable of murder.

´Couse you hurt her.

Kopfschüttelnd ließ ich mich wieder hängen und verschnaufte kurz,dann machte ich wieder in einem normalen Tempo weiter.

My hands are clean,

not yet a killer.

Ain´t I your queen?

And did you tell her?

`Couse you broke down

all my shoulda know betters,

and i followed you home.

Throwing sticks and stones.

And I´m two steps from the edge

woah

Ich ließ die Stange los und sprang mit einem gezielten Sprung vorwärts, traf den Boxsack, den ich mit am Vortag ins Schlafzimmer gehängt hatte, mit meinem Bein und brachte ihn in Schwingung. Im Takt schlug ich immer fester auf ihn ein.

Dont push me over it.

Don´t you know,

don´t you know?

Every girl is capable of a murder,

if you hurt her.

Watch out.

You don´t push me any further.

any further.

You´re not the only one

walking ´round. with a loaded gun.

This little girl is capable of murder.

´couse you hurt her.

Da mein Boxsack bereits gefährlich hin und her schwankte und drohte ab zu reisen, machte ich mit dem Lied eine kleine Pause und versuchte ihn auf stillstand zu bewegen.Don´t you know?You should never trat a girl like that. Got a good alibi and my bags all pecked. Don´t you know?You should never trat a girl like that. ´couse the next ones gonna have the hammer pulled back.Every girl is capable of a murder.Der nächste Schlag brachte nun selbst mich aus dem Gleichgewicht, da es nicht mein Schlag war der den Sandsack zum schwanken brachte. Ich folgte dem Arm, der neben meinem Kopf zum nächsten Schlag aus holte und ging aus seiner Reichweite, während das Lied weiter lautstark spielte und ich Izzaya äußerst verwirrt und ungläubig anstarrte. Wie lange stand er bereits da?

So watch out.

You don´t push me any further.

but you fucking hurt her.

Every girl is capable of a murder,

if you hurt her.

Watch out.

You don´t push me any further...

Ich sprang zu meiner Stereoanlage und drückte auf Stop.„Verflucht noch einmal, du kannst mich doch nicht so erschrecken! Wie lange stehst du schon da?“Izzaya hielt den Boxsack wieder an und lächelte breit. „Lange genug um den Text vom Lied zu verstehen.“Ich fühlte wie röte mein Gesicht auf stieg und wischte mir den Schweiß mit einem Handtuch aus dem Gesicht. „Und da kannst du vielleicht nicht ein Lebenszeichen von dir geben, oder einmal >Hallo ich bin hier< schreien?“Er zeigte mir seinen Hausschlüssel vor. „Du hast mir den Hausschlüssel gegeben und gemeint das ich immer kommen kann, da wir ja Partner sind. Außerdem habe ich dich drei mal gerufen, doch da du nicht geantwortet hast, bin ich einfach der Quelle des Lärms hier gefolgt und habe dich auf der Glimmstange gesehen. Du hast so abwesend gewirkt, dass ich dich nicht stören wollte.“ Seufzend richtete ich meinen Blick Richtung Boden. Ich bezweifelte dass das der genaue Grund war. Mistkerl...

Die Mission. Was ist dein Schicksal?

 Gab es denn etwas peinlicheres? Ihm musste doch aufgefallen sein, dass ich mich dem Lied und meinen Gefühlen ganz hin gegeben hatte, oder? Mein Kopf schwirrte vor Fragen, auf die ich absolut keine Antwort wollte.„Vergiss es einfach. Ich musste einfach etwas Dampf ab lassen.“Izzaya setzte sich auf mein Bett und blickte mich wissend an. „Lüg mich nicht an. Es war nicht zu übersehen, dass du wegen irgendetwas sauer und verletzt bist. Ich bin zwar kein Frauenversteher oder so etwas, doch dafür braucht man keine große Menschenkenntnis. Geht es dabei um jemanden in den du verliebt bist?“ Ich ging zurück zu meinem Boxsack und begann ihn zu bearbeiten. „Nicht direkt... Ich weiß nicht ob ich verliebt bin... Es ist zu kompliziert.“ Kurz schwieg er und schien nach zu denken während ich überlegte wie ich das Gespräch höflich beende konnte. „Nun, ja. In der Liebe ist immer alles kompliziert wenn man nicht darüber spricht. Vielleicht solltest du zu Casper gehen und ihn um Rat fragen.“Casper? Was hat er jetzt damit zu tun? „Wieso sollte ich damit zu Casper gehen? Der stolpert doch selbst nur durch Zufall ins Bett seines Angebeteten.“ Ich musste darüber lächeln, denn es war die Wahrheit. Er fand jemanden hübsch und versuchte sich mühe zu geben, doch scheitert kläglich. Und wenn er es versuchte vorsichtig an zu gehen und sich als Freund, oder Kollegen versuchte, dann landete er kurzer Hand in dessen Bett. „Nun, ja. Aber Casper ist wie du, oder? Er kann dich vielleicht der Person vorstellen, die du magst.“Als dieses mal der stark ins schwanken geratene Boxsack zurück kam, war ich nicht darauf gefasst und er warf mich mit seinem Gewicht um. Hart kam ich auf dem Boden an und betete aus dem Albtraum erwacht zu sein. „Maddison? Ist alles in Ordnung?“ Er half mir wieder auf die Beine und betrachtete mein rotes Auge. „Komm das musst du kühlen.“ Izzaya zog mich in die Küche und hielt mir eine gefrorene Packung Erbsen auf das verschwommene Auge.Erst als die Kälte mein Hirn wieder in Bewegung setzt, bekam ich ein Wort heraus. „Dich hat man doch als Kind des öfteren auf den Kopf fallen lassen, oder?“Izzaya blickte mich verständnislos an. „Über was sprichst du? „Darüber dass du mich für eine Lesbe hältst!“ Sein Gesicht wurde etwas rot und er nahm seine Hand von meiner Stirn, sodass ich meinen improvisierten Eisbeutel selbst halten musste. „Entschuldige. Ich dachte nur... Weil du immer mit Casper herum läufst und irgendwie nicht wirklich richtige Freunde, bis auf ihn, hast. Und ich habe dich auch noch nie mit irgendjemanden flirten gesehen, also...“ Ich wusste ernsthaft nicht was ich darauf noch erwidern sollte. Wo war eine Schaufel, so wie ein tiefes Loch, wenn man einmal eines benötigte. Ich stand auf und Izzaya sprang erschrocken einen großen Satz zurück. Hatte er etwa Angst vor mir bekommen? „Ist... Maddison? Ist alles gut? Ich meine... geht es dir …. gut?“ Ich warf ihm meine Eispäckchen zu und er sprang davor zurück als wäre es eine Bombe. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen ging ich hinaus in den Hof und versuchte dabei die Scherben meines Herzens nicht zu verlieren. Nun hatte sich die Frage erledigt, wie man am besten über jemanden hinweg kam den man liebte. Man musste sich lediglich das Herz von ihm brechen lassen... 

 

Wie ein Roboter machte ich mich auf den Weg in die Arena. Das heutige Training verlief alles andere als gut. Izzaya bewegte sich steif und versuchte möglichst viel Abstand zu halten, als befürchtete er das ich ihm noch etwas antun würde und ich kassierte einen Schlag nach dem anderen. Erst als einer der Lehrer mir mit Absicht einen Bluterguss schlug und ich trotzdem weiter machte, als wäre nichts, beendete er vorzeitig unser Training. „So wird das heute nichts. Ihr seid beide unkonzentriert und Meilen weit entfernt. Ich weiß nicht was vor gefallen ist, aber ihr solltet das ernsthaft klären. Krieger die nicht bei der Sache sind und sich nicht auf ihren Partner verlassen können, sterben in wenigen Minuten! Verdammt ihr seid keine Anfänger mehr, was ist los mit euch?“Ich blickte zu Izzaya und er erschrak, als würde ich ihn nicht mit meinem Blick, sondern mit tausend Messern durchbohren. Wenn es doch nur so einfach wäre. „Ihr habt recht. Wir sollten heute aufhören. Morgen ist unsere erste Mission, die wohl etwas länger dauern wird. Ich schätze das Training wird bis dahin ausfallen. Danke für euren Mühe.“ Bedankte ich mich bei allen und ging aus der Arena, doch nahm eine Axt mit. Da wir bereits um neun mit dem Training geendet hatten, beschloss ich alles für morgen jetzt schon zusammen zu packen. Ich zog einen alten verstaubten Koffer von meinem Kleiderkasten und stopfte verschiedene Kleidungen hinein, ohne darauf zu achten was ich überhaupt nahm. Erst als ich bemerkte dass ich keine einzige Hose dafür jede Menge Mäntel eingepackt hatte, räumte ich ihn wieder aus und versuchte konzentrierter an die Sache ran zu gehen. Als ich alles zu meiner Zufriedenheit eingepackt hatte, zog ich einen viel größeren Koffer als der davor unter dem Bett hervor, den nicht einmal vier starke Krieger heben konnten und öffnete ihn scheppernd. Darin befand sich das persönliche Waffenarsenal von meinem Mentor, das er hier zurück gelassen hatte. Ich zog einige Waffen daraus hervor und legte sie auf meinen Nachtkasten. Morgen würde ich mich voll ausrüsten und dann auf meine, eher erbärmliche Mission gehen. Izzaya und ich hatten sich für einen Fall entschieden, der sich vermutlich von einer Najade drehte. Seit Monaten verschwanden Angestellte einer Fish and Chips Bude, die sich mehr als nur sehr gut verkaufte und sich sich an einem See befand. Ihr Umsatz war bemerkenswert, doch da sich die geschehenen Unfälle und das verschwinden der Angestellten schnell herum gesprochen hatte, gingen dem Geschäftsführer die Arbeiter aus. Als mein Waffenkoffer wieder unter dem Bett gut verstaut lag, warf ich mich neben meinen vollen Kleidungskoffer auf das Bett. Ich wusste nicht wie lange ich weg sein würde, daher war es besser ich hatte mehr, als zu wenig.

Ich fuhr mit meinem grauen Ford Kuga in ein kleines Dörfchen ein und verringerte mein Tempo auf die vor gegeben dreißig Stunden/Kilometer. Viele Kinder rannten in ihren Gärten herum, oder sprangen in einen kleinen Fluss der mitten durch das Dorf floss und ziemliche seicht aussah. Als plötzlich ein Ball vor mir über die Straße rollte, bremste ich sofort ab und Izzaya riss es neben mir aus dem Schlaf. „Sind wir schon da?“ Ich verneinte und sah wie ein dreijähriges Mädchen über die Straße lief. Sofort sprang ich aus den Wagen und deutete dem entgegenkommenden Auto, dass er abbremsen musste. Er fuhr jedoch anscheinend schneller als vorgegeben und musste quer über die Straße stehen bleiben um das kleine Mädchen nicht zu rammen. „Noch nie etwas von Geschwindigkeitsbeschränkung gehört?“ Rief ich ihm zu. Er zeigte mir den Mittelfinger, drehte um und bog in eine andere Gasse ein. Das kleine Mädchen blickte ängstlich zu mir auf, erst als ich erkannte das es wegen mir weinte musste ich lächeln. „He, kleine. Ist schon gut. Ist ja nichts passiert.“„Aber.... Mein Ball...“ Sie deutete auf einen Gulli, dessen Deckel einige Meter entfernt lag. Seufzend legte ich mich flach auf den Bauch und griff hinunter in den dunklen Abgrund. „Ich kann ihn nicht sehen...“„Enni! Enni!“ Rief eine aufgebrachte Frau und kam auf die Straße gestürmt. Herzhaft schloss sie ihr Kind in die Arme und drückte sie fest. „Danke! Danke! Danke! Als dieser Verrückte so eilig weg gefahren ist, dachte ich schon, dass er meine kleine Angefahren hätte!“Ich setzte mich auf und lächelte die Frau höflich an. „Nein, zum Glück nicht. Aber er hätte sie sicher erwischt. Dieser böse Fahrer hat sogar telefoniert und war viel zu schnell unterwegs. Ich bin ausgestiegen um ihm zu deuten stehen zu bleiben. Süße du musst gut aufpassen. Wenn dein Ball das nächste mal auf die Straße rollst, dann musst du zu deiner Mama gehen, verstanden?“ Das Mädchen nickte und ich sah ihre Augen für eine Sekunde leuchtend grün aufblitzen. „Entschuldigung...“ Murmelte das Hexenbiestkind. Normale Menschen würden diese Reaktion ihrer Augen, das bei starken Gefühlsschwankungen auftritt, als eine Reflektion des Lichtes ansehen, doch ich als Kriegerin wusste es besser. Ich habe gerade ein Hexenbiest gerettet!„Schon gut. Jetzt werden wir sehen ob wir deinen Ball finden.“Die Mutter winkte ab. „Ach, nein lassen Sie es. Wir kaufen einfach einen neuen.“Schulterzuckend stand ich auf und putzte den Schmutz von meiner neuen Hose. „Gut. Wie Sie wollen. Aber vorher mache ich den besser zu.“ Mit einer Leichtigkeit, die für Menschen unüblich war, hob ich den Deckel an und ließ ihn auf seine ursprünglichen Position zurück sinken. Etwas sagte mir, dass hier sehr seltsame Dinge vor sich gingen. Als ich die Hexenbiesterfamilie hinter mir ließ und in mein Auto zurück stieg blickte mich Izzaya fragend an. „Wieso hast du das Kind gerettet?“Ich startete den Ford und machte die Straße wieder frei. Als ich am Gullideckel vorbei fuhr stand er abermals offen. „Izzaya... Ich habe den Gulli doch gerade geschlossen, oder?“ Er nickte neben mir und war mindestens so verwirrt wie ich. Fünfzehn Minuten später fanden wir endlich die Straße in der unser neues Haus stand. Es hatte drei Zimmer, ein Bad, ein extra WC und ein großes Kellerabteil das mehrfach gesichert war. Die Krieger hatten nichts aus gelassen um das kleine Haus wohnlich ein zu richten und doch eine gewissen Distanz zu wahren. Izzaya und ich würden bestimmt nicht länger als ein Monat hier leben müssen. Bis dahin sollten wir uns einigermaßen verhalten, als wären wir Geschwister. Zuerst wurde uns gesagt, das wir als Pärchen leben sollte, da das in unserem Alter wahrscheinlicher war, als das Geschwister noch zusammen wohnten, doch wir stellten uns von Anfang an strickt dagegen. Ich wollte Izzaya die nächste Zeit nicht näher als nötig kommen.Als wir unsere Koffer im Flur ab stellten, betrachtete ich unsere >Kindheitsfotos< Wir gaben vor nach Jahren wieder einmal in unser Heimatdorf zurück zu kommen um hier Anschluss zu finden, und auch den ungewöhnlichen Geschehnissen nach zu gehen. „Ich nehme das Zimmer oben, wenn es dir recht ist.“ Ich deutete ihm das er hinauf gehen solle und zerrte meinen Koffer in ein weiter hinten liegenden Schlafzimmer. Es war mit Blümchendecken und Sticktücher nur so tapeziert. Angeekelt warf ich mehr als die Hälfte in den Mistkübel und machte mich daran meine eigenen Sachen in den Kasten zu räumen. „Maddison?“ Rief Izzaya von irgendwo.„In unserem Elternzimmer!“ Rief ich zurück und kurz darauf stand er auch schon in meinem Zimmer und verzog das Gesicht. „Okay, deines ist noch schlimmer. Bei mir sieht es oben aus, als wäre ein Pilot oder so etwas in mein Zimmer gekracht.“Ich hob die Schultern und warf ein besticktes Kissen zu den Sachen die ich als Müll entsorgen würde. „Schon vergessen? Du mochtest Flugzeuge sehr und ich Ponys. Wir sind mit acht auf ein Internat und seit heute wieder zurück. Unsere Eltern sind verstorben und wir wollten unser Kindheitshaus nicht verlieren.“Ich ratterte meinen Text halbherzig herunter und es klang selbst auf meiner Zunge ekelhaft alltäglich. „Ja, das weiß ich schon, und du solltest wohl noch etwas an deiner Aussprache arbeiten. Du klingst als wären unsere fiktiven Eltern vor drei Tagen und nicht vor drei Jahren verstorben.“„Dann sag ich eben, dass ich ein Spätzünder bin.“„Maddison... wie lange willst du noch wütend auf mich sein? Ich habe mich bereits mehrere Male entschuldigt.“Ich dachte an die drei Textnachrichten auf meinem Handy und die erste halbe Stunde unserer Autofahrt. Die ganze Zeit hatte er versucht mich aufzuheitern und sich zu entschuldigen, doch bereits nach kurzer Zeit hatte ich ihn ermahnt still zu sein, oder ich würde ihn mit dem Zug fahren lassen.„Bei manchen Dingen braucht man etwas länger um sie zu vergessen, Izzaya. Da hilft nicht eine einfach Entschuldigung.“ Kopfschüttelnd wandte er sich ab. „es war viel einfacher zwischen uns, als ich dich noch für lesbisch gehalten habe.“ Ich warf ihm einen so hasserfüllten Blick an den Hinterkopf, dass es mich wunderte, dass er nicht sofort explodierte. Ich erwiderte jedoch nichts, sondern lauschte nur seinen Schritten, die zur Haustüre gingen und dem Krach, als er sie lautstark hinter sich schloss. Ich hörte nicht, dass er den Wagen startete, daher nahm ich an, dass er im Garten war, oder zu Fuß irgendwo hin ging. Seufzend machte ich mich daran, die Küche von den Laken zu befreien und alle Geräte heraus zu holen, abzuwaschen und auszuprobieren. Alles funktionierte einwandfrei, daher machte ich im Wohnzimmer und im Bad weiter. Als ich fertig war mit putzen und um räumen, ging ich hinaus in den völlig verwüsteten Garten. Im Wetterbericht hatte ich gelesen, dass vor kurzen eine Flut über das Dorf ein gegangen war. Wieder eines dieser mysteriösen Vorkommnissen.Bereits nach fünf Minuten hatte ich meine Jans gegen eine kurze Hose getauscht, meine Bluse gegen ein Trägershirt und noch Handschuhe, so wie Gummistiefel hinzugefügt. Jetzt war ich bereit diesen ganzen Matsch aus meinem derzeitigen Garten zu entfernen und den Komposthaufen beinahe zum platzen zu bringen. Ich säte neues Gras, das ich in einem Schuppen fand und beschloss es besser nicht zu gießen, da die Wiese bereits nass genug war. Als nächstes hackte ich Holz klein, das von einem großen Apfelbaum herunter gefallen war und als die Sonne bereits unter gegangen war ließ ich mich völlig erschöpft auf den Boden der Veranda sinken. Mühsam zog ich meine verdreckten Stiefel aus und schwor sie Izzaya um den Kopf zu werfen, sobald er zurück kam. Meine Gummihandschuhe warf ich direkt in den Mistkorb, der neben einem kleinen Grill stand. Noch einmal konnte man die nicht benutzten. Als ich nun die dreckige Hose auszog und nur mit Slip und Shirt ins Haus ging, schlug mir ein atemberaubender Geruch entgegen. Ich folgte meiner äußerst zuverlässigen Nase in die Küche, der einzige Raum in der das Licht brannte, und erkannte Izzaya vor dem Ofen in drei Töpfen umrühren. „Mann... Was riecht denn hier so gut?“Izzaya blickte zu mir zurück und zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe etwas zu essen geholt um mit einigen Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Als ich zurück kam, war das Haus fertig geputzt und du hast so wütend im Garten abgeschuftet, dass ich mir dachte, du wirst sicher Hunger haben. Aber das du dich deshalb gleich ausziehst ist positiv überraschend für mich.“Ich betrachtete die schmutzige Hose in meiner Hand und hielt sie vor meine Beine, auch wenn es jetzt noch wenig Sinn hatte etwas zu verstecken. „Ähm... Okay, danke. Ich geh zuerst einmal duschen.“ Er nickte und wandte seine Aufmerksamkeit dem zischende Fett zu, dass ihn attackierte. Zuerst ging ich in mein Zimmer um Wechselkleidung und ein Badetuch zu holen, danach stieg ich die Stufen in den ersten Stock hoch um mich unter die Dusche zu stellen. Als ich wenig später wieder hinunter in die Küche kam, war sie leer, doch stattdessen war die Essküche, die kombiniert mit dem Wohnzimmer war, hell beleuchtet. Ich machte mir nicht viel aus Licht, da ich mich normalerweise blind in meiner gewohnten Umgebung zurecht fand, doch da ich hier das erste mal war, war ich dankbar für diese wundervolle Erfindung. „Was willst du lieber? Fisch, oder Schwein?“ Ich wählte zuerst den Fisch und kostete dann noch etwas von seinem Schweinefleisch. Das Gemüse war zart und süß. Genauso wie ich es mochte. „Du kochst ziemlich gut für einen Idioten. Du darfst den Küchendienst übernehmen.“ Erlaubte ich gnädiger weise und er blickte mich genau mit diesem Ausdruck im Gesicht an. „Was für eine ehre...“ Witzelte er. Den Abwasch nahm er mir ebenfalls ab und ich schloss mich in meinem Zimmer ein. Was er noch tat wusste ich nicht. Doch zum ersten mal nach Monaten war es mir ernsthaft egal. Als ich am nächsten Morgen um sechs Uhr unsanft geweckt wurde, pustete ich meine viel zu langen Haare aus den Gesicht und blickte zu meiner von innen verschlossenen Türe. „Was?“ „Ich sagte du sollst aufstehen, ich habe gestern dir vergessen zu sagen, dass ich einen Job für dich habe.“Ein Job? Eine Stunde später stand ich frisch frisiert und mit einem höflichen Lächeln im Gesicht vor dem Fish and Chips Restaurant. Das konnte ja heiter werden.

„Also... Miss Ender. Ihr Bruder war gestern bei uns und hat angeboten dass Sie hier gerne Arbeit finden würden?“Ich hatte mein strahlendste Lächeln aufgesetzt, das einen erfahrenen Krieger niemals als ernst nehmen würde, doch normale Menschen schienen es liebenswürdig zu finden. „Ja, ich habe von diesem überaus guten Service hier gehört. Ich bin vor ein paar Wochen zu Besuch hier gewesen und war einfach nur... hin und weg. Es war einfach wunderbar. Der Fisch ist einfach einmalig gebraten und die Saucen... Wahnsinn. Jetzt sind mein Bruder erst gestern hier in die Nähe gezogen und dachten uns... wieso nicht. Wir können das Geld gebrauchen und ich liebe es mit Menschen zu arbeiten.“Meine Stimme überschlug sich beinahe vor Lob und ich hoffte das dieses ekelerregende Gefühl bald von meiner Zunge gehen würde.Wir redeten und lachten noch beinahe eine dreiviertel Stunde wo ich mir >überaus spannende< Geschichten anhörte. Als ich dann endlich dem Personal vorgestellt wurde konnte ich es kaum erwarten von diesem stinkenden Geschäftsführer weg zu kommen. Er saß den ganzen Tag in seinem Büro und ging seinen >Geschäften< nach. Einmal konnte ich sogar kurz belauschen wie er ein ziemlich sexistisches Gespräch am Telefon führte. Kopfschüttelnd war ich schnellstens in die Damenumkleide gegangen und hatte meine Alltagskleidung angezogen. Ich konnte mir viel schöneres vorstellen als einem solchen Gespräch von meinem derzeitigen Chef zu lauschen. Wie zum Beispiel mich nackt in ein Kakteenfeld werfen, auf einem Nagelbett schlafen, einen Werwolf küssen und noch andere Sachen. Als ich in meinem derzeitigen Zuhause ankam, kam mir schon der Geruch von Gefüllten Paprika entgegen. Misstrauisch blickte ich in das völlig verwüstete Wohnzimmer und zog die Augenbrauen hoch. Izzaya war vielleicht ein hervorragender Koch, doch in Ordnung brachte er das größte Chaos hinein.„Was ist denn hier passiert? Habe ich etwa eine Orgie verpasst?“Izzaya deckte gerade den Esstisch und lächelte über den Scherz. „Nun, ja. Ich dachte mir du wirst bestimmt keine Fremden Leute in deinem Haus haben wollen, also habe ich sie alle wieder weg geschickt.“So ein Idiot! „Ja, klar. Ich geh duschen.“ Als ich wenig später wieder herunter kam häufte Izzaya meinen Teller. „Wer soll denn das alles essen?“ Fragte ich und schnitt meine übergroße Paprika klein. „Du hast doch gesagt, dass du vor zwei nichts isst und deine Mittagspause ist zwischen halb zwölf und zwölf, bevor Hochbetrieb ist. Also gehe ich davon aus, das du noch nichts gegessen hast.“ Dankend aß ich den ganzen Teller leer und überzeugte Izzaya nur mäßig davon, dass ich keinen Nachschlag benötigte. Der riesen Paprika und die Beilagen waren mehr als genug für mich. Nach dem essen, durfte ich abermals nicht den Abwasch übernehmen und zog mich wieder in mein Zimmer zurück. Da ich mein Training nicht vernachlässigen wollte, schloss ich meine Vorhänge und begann gegen einen Unsichtbaren Gegner zu kämpfen. Als ich ein zögerliches Klopfen vernahm, stellte ich mir gerade vor, wie ich jemanden erwürgte und ließ von diesem Imaginären Gegner ab. Ich schaltete meine Anlage aus und schloss die Türe auf. Izzaya hielt mir Tee und einen Kuchen hin, den ich misstrauisch begutachtete. Langsam wurde er seltsam.„Keine sorge. Im backen bin ich genauso miserabel wie in Ordnung halten, daher ist der gekauft.“„Komm rein.“ Ich ging einen Schritt zur Seite und er stellte das Essen mit der Teetasse auf meinen leeren Schreibtisch. „Ist mit dir alles in Ordnung? Du bist viel zu freundlich und kochst nur Sachen die mir schmecken und...“„Das ist meine Art mich zu entschuldigen. Ich weiß das du mächtig wütend auf mich bist und das es eine einfache, oder gar tausende Worte der Entschuldigung unser Problem nicht aus der Welt schaffen, doch ich hoffe dass du, wenn ich nett genug bin, mir irgend wann einmal verzeihen kannst.“Er klang so aufrichtig und plötzlich schämte ich mich dafür wie ich ihn behandelte. Ich fühlte mich so mies das ich das Bedürfnis bekam mich zu entschuldigen. Ihn traf eigentlich überhaupt nicht so viel Schuld, immerhin konnte er weder in mein Herz sehen, noch meine Gedanken lesen. Woher hätte er wissen sollen, das ich für kurze Zeit für ihn geschwärmt hatte. „Izzaya...“ Wie erklärte man so etwas am besten? Ich konnte das nicht... noch nicht. „Ich weiß wir sind Partner. Wir teilen seit wenigen Tagen ein ganz spezielles Band, doch es gibt einfach Dinge... die kann ich dir nicht sagen. Ich bin hundert Prozent Hetero und Casper ist mein Freund weil ich ihm vertraue, er ist mein Halt wenn es mir schlecht geht, mein Bruder, mein Herz. Es gibt niemanden dem ich in diesem Leben mehr vertraue. Aber das hat Jahre gedauert. So eine Freundschaft bildet sich nicht von heute auf morgen. Auch nicht in einer Woche. Das braut Zeit und.... ich schweife ab. Entschuldige. Aber das weshalb ich so wütend auf dich bin und besonders was mich an deinen Worten so verletzt hat, ist nichts das ich dir jetzt schon sagen könnte. Vielleicht irgendwann einmal, wenn ich darüber hinweg bin.“Izzaya legte mir so abrupt seine Hand unter mein Kinn, dass ich wie gebannt in seine Augen blickte. „Ich verstehe es zwar nicht genau was an diesen Worten dich so verletzt hat, aber trotzdem möchte das du weißt, dass ich es zutiefst bereue und jetzt deiner statt deswegen leide.“Er litt deswegen? Ich öffnete den Mund um ihn zu fragen was das bedeuten sollte, doch er strich mit seinem Daumen über meine Lippen, sodass das knistern auf meiner Haut mich ablenkte. „Und was genau ich damit meine, kann ich dir wohl auch erst sagen, wenn ich so wie du darüber hinweg bin.“ Gerade eben war es mir völlig egal was er damit meinte. Sein Gesicht war so nahe, dass ich nicht anders konnte, als meine Handflächen auf seine Wangen zu legen. Er zuckte zusammen, als ich sein vernarbtes Gesicht berührte und sah auf einmal so zerbrechlich aus. „Ich versteh es nicht... Wieso stößt dich deine eigene Narbe so ab?“ Izzaya lächelte spöttisch. „Gegenfrage. Wieso stößt sie dich nicht ab? Bisher hat es niemand gewagt sie an zu greifen. Entweder dachten sie dass ich es nicht möchte, oder sie selbst wollten es nicht. Ich weiß wie es aussieht und kann es ihnen nur nach empfinden.“ Kopfschüttelnd strich ich zärtlich über die Kerbungen der Narbe bis hinunter zu seinem Mundwinkel. Überrascht sog ich die Luft ein, als er mich in den Daumen biss und belustigt schnaufte. „Ich sehe einfach nichts hässliches oder abstoßendes daran.“„Wieso?“ Hackte er sofort nach. Schwer schluckend trat ich einen Schritt zurück und zerstörte so den Bann der entstanden war. „Das ist gehört wohl zu den Dingen über die wir erst später reden können.“ Sichtlich enttäuscht nickte er und ließ das Thema fallen. „Gut... Dann lass ich dich und deinen Tee alleine. Gute Nacht. Soll ich dich morgen wieder wecken?“Ich nickte bestätigend, und sobald er die Türe hinter sich geschlossen hatte betrachtete ich meinen Daumen genauer. Vielleicht war ich doch nicht so sehr über ihn hinweg wie gedacht.

 

Am nächsten Tag weckte er mich wie versprochen und das sogar mit Frühstück. Es bestand zwar nur aus einer Tasse Tee mit zwei Stück Zucker, doch trotzdem freute ich mich darüber. „Du wärst beinahe der perfekte Hausmann.“ Bemerkte ich lachend und verließ das Haus. Izzaya hatte mir erklärt, dass er heute vorbei sehen würde um mich zu quälen, doch mal sehen was er sagen würde, wenn ich ihm auf das essen spucke. Zumindest hatte ich ihm das angedroht. „Hi, Maddison!“ Begrüßte mich meine Arbeitskollegin. Soviel ich wusste arbeiteten noch vier Angestellte, mit mir, hier. Da waren Emma, sie arbeitete mit mir an der Kassa. Brend, der mit einem älteren muffigen Herren namens Henric in der Küche kochte und noch jemand der hier am längsten arbeitete, der Cole hieß. „Hi, Emma. Was kann ich dir helfen?“ Sie schickte mich hinaus die Tische noch einmal ab wischen und Aschenbecher aufstellen, während sie drinnen alles her richtete. Als ich fertig war, kehrte ich schnell noch ein paar übrig gebliebene Essensreste zusammen, die sich Vögel oder Nachtaktiven Tierchen nicht geholt hatten. Als alles zu meiner Zufriedenheit war, kehrte ich zurück in das Hauptgebäude uns stieß dabei beinahe einen Kollegen von einer Leiter. „Zur Hölle! Das tut mir aber leid. Ich habe nicht gesehen, das du hier stehst.“Lachend kam er wieder von der Leiter und ich half sie ihm zusammen zu stellen. „Schon gut. Ich dachte du würdest noch etwas länger draußen brauchen und wollte noch schnell das Licht austauschen bevor jemand kommt. Mein Name ist Cole.“Ich nahm seine Hand die er mir entgegen streckte und war positiv überrascht. Er schien ein sehr offenherziger und netter Mensch zu sein. Sein Lächeln erreichte seine dunklen Augen und sein Charme war unübersehbar. Blöd nur dass ich nicht darauf anfällig war. „Und konntest du es noch austauschen, bevor ich dich beinahe umgeworfen habe?“ Ich öffnete ihm die Türe zum Abstellraum.„Ja, konnte ich. Ehrlich gesagt habe ich nur darauf gewartet, dass du hinein kommst. Irgendwie musste ich doch in ein Gespräch mit dir kommen.“Ich nickte etwas verstört. „Oh... Na dann hattest du offensichtlich Erfolg.“Lässig lehnte er sich gegen die Türe und sein Lächeln wurde noch breiter. „Ja, offensichtlich.“ Ich drehte mich um und ging zu Emma zurück. Ihr gab ich den Schwamm und den Kübel zurück den sie auswusch und mich derweilen mit einem mahnenden Blick ansah. „Bei Cole solltest du aufpassen. Er ist sehr... eigen.“„Was meinst du damit?“„Nun, ja. Er ist fürchterlich aufdringlich. Aber nicht im Sinne von Handgreiflich, oder so. Einfach nur seine Art...“ Sie schien nicht zu wissen, wie sie ihn beschreiben sollte, also beließ ich es auch dabei. „Überraschung!“ Brend legte mir beide Hände auf die Schultern und schrie uns laut an. Überrascht kreischten wir auf, doch ich war die einzige, die nicht erschrocken war. Meine Sinne ließen es nicht zu dass sich ein Mensch an mich heran schlich. „Na! Über was tuschelt ihr zwei da?“Emma deutete auf Cole. „Er hat gerade Maddison angemacht. Ich habe sie nur gewarnt.“ Brend nahm seine Hände von meinen Schultern und kicherte verschwörerisch. „Sollte er dich dumm angehen, dann komm zu Henric und mir in die Küche. Wir verdonnern ihn zum Abwasch machen.“ Ich lehnte dankend ab. „Ist schon gut. Ich kann weit kräftigere Kerle umhauen.“ Brend zwinkerte und deutete auf unseren ersten Kunden. Emma übernahm ihn und ließ Brend und mich zurück,„Und, wie lange stehst du schon auf Emma?“ Fragte ich und setzt mich auf den Rand des Waschbeckens. Er wurde sofort rot und wusste nicht was er erwidern sollte. „Also... ähm... ich weiß nicht was du meinst...“ „Brend, ich bin nicht so dumm wie ich oft tue. Sag schon, vielleicht kann ich dir helfen.“ „Nun, ja. Eigentlich arbeite ich nur wegen ihr hier. Sie hat hier angefangen kurz bevor ich ebenfalls kündigen wollte wie viele andere vor mir. Aber... nun ja. Bei ihr werde ich niemals eine Chance haben.“ Ich winkte ab und richtet sein wirres Haar etwas. „Ach was. Ich finde du siehst nicht schlecht aus. Hast du schon mal versucht sie auf ein Date ein zu laden?“Er verdrehte die Augen und lehnte sich neben mich an das Waschbecken. „Von wegen. Sie ist vermutlich das netteste Mädchen auf der weiten Welt und genauso nett ist sie wenn sie einem erklärt, dass sie schon seit drei Jahren mit einem Mädchen zusammen ist.“ Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Wirklich? Das hätte ich jetzt nicht erwartet.“Er hob die Schultern und lächelte halbherzig. „Ja, was solls. Seitdem versuche ich über sie hinweg zu kommen, doch...“„Du hast anscheinend genauso viel Erfolg wie ich. Ich habe mich vor einem halben Jahr verliebt. Kaum merkte ich dass ich verliebt bin... konnte ich ihn auch schon wieder vergessen.“Nun wurde er hellhörig. „Und wie bist du darüber hinweg?“ Er sah drein als würde er hoffen endlich eine Antwort zu bekommen. „Nun ja. Beim ersten mal bin ich ihm aus den Weg gegangen und das hat... nun ja... nicht so gut funktioniert. Und beim zweiten mal... hat er mir das Herz gebrochen. Er weiß bis heute zwar nichts von meinen Gefühlen... aber...“Bist du deshalb mit deinem Bruder hier her gezogen?“Ich schüttelte den Kopf. Ach, ja Izzaya... mein Bruder... „Nein, wir hatten die letzten Jahre Schwierigkeiten wieder zueinander zu finden und wir haben doch niemanden mehr außer uns. Deshalb beschlossen wir in unser Kindheitshaus zu ziehen und einen Weg zu finden, dass wir uns wieder wie früher verstehen.“ Noch eine der Lügen die wir für unsere Tarnung erfinden mussten. „He, wie wäre es. Wir gehen zusammen auf ein Nicht-Date und lenken uns gegenseitig von unseren Nicht-Partnern ab?“ Wenn es nur so einfach wäre... Sein Gesichtsausdruck war beinahe flehentlich und ich musste lachen. „Nur unter einer Bedingung. Du zeigst mir das Dorf etwas. Ich kann mich an nichts mehr hier erinnern.“Begeistert willigte er ein und wir tauschten unsere Nummern. Der restliche Tag verging ziemlich ruhig. Ausnahmsweise war einmal nicht so viel los, zumindest behauptete das Emma. Auf meinem Heimweg, der mich leider quer durch das Lokal führte bemerkte ich Izzaya. „Maddison!“ Überrascht wandte ich mich zu Brend um der mir einen Brief entgegen hielt. Fragend blickte ich ihn an. „Woher hast du den?“ „Er ist fälschlich in meinem Spind gelegen. Aber er ist an dich Adressiert.“ Ich öffnete ihn und betrachtete die ausgeschnittenen Papierschnippel.

>Ich weiß wer du bist und das du hinter mir her bist. Verschwinde sonst lasse ich dich auffliegen!<

Kopfschüttelnd steckte ich ihn in meine Tasche. „Maddison! War das gerade ein Drohbrief?“Ich winkte ab und blickte mich für ein paar Sekunden im Raum um. Ich war mir sicher, dass die Person die ihn hinterlassen hat längst fort ist, doch für alle Fälle musste ich einen Blick auf jede Person werfen. Da mir niemand verdächtiges Auffiel fing ich an zu lachen und hackte mich bei Brend ein. „Vergiss es einfach. Komm ich stell dir meinen Bruder vor.“ Ich reichte Izzaya den Brief und er belächelte ihn genauso wie ich. „Na ist ja niedlich.“ „Maddison! Was ist hier los? Wieso sollte euch jemand bedrohen?“ Ich wollte bereits antworten >Warum nicht< doch sparte mir die Antwort. „Wenn uns eine Person einen Drohbrief hinterlässt dann wissen wir das sie feige ist. Würde sie uns gleich bedrohen und uns mahnen zu verschwinden, dann müssten wir Angst haben. Also machen wir weiter wie bisher und wenn die Person sich zeigt vermöbeln ich sie.“ Izzaya lächelte alleine schon bei der Vorstellung und ich tätschelte Brends Kopf. „Mein Bruder hat recht. Solange die Person keinen direkten Konflikt sucht, müssen wir uns nicht schützen.“Brend wirkte verärgert. „Ich finde trotzdem nicht das ihr so etwas auf die leichte Schulter nehmen solltet.“Ich zwinkerte ihm zu. „Das sagt nur wie wenig du mich kennst.“ Brend hatte Izzaya bis dahin nicht richtig beachtete, doch jetzt wo er einen Laut von sich gab, als würde er sich übergeben musterte er ihn eingehend. „Entschuldigung. Ich bin schon wieder so unhöflich. Mein Name ist Brenndon, aber nenn mich einfach Brend. Ich arbeite in der Küche.“ Izzaya blickte Brends Arm an, als würde er ihn gleich abreißen wollen. „Schön dich kennen zu lernen.“ Er wirkte alles andere als begeistert. „Musst du nicht arbeiten?“ Brend blickte auf die Uhr und griff sich auf die Stirn. „Nein ich habe bereits aus, doch mein Bruder wartet bestimmt schon in der Halle auf mich. Sorry Leute ich muss los.“ Winkend lief er aus dem Restaurant und ich blickte ihm lächelnd nach. Er war echt süß.Als mich ein Pommes im Gesicht traf blickte ich Izzaya verwirrt an. „Wo ist dein Problem?“Izzaya streckte vielsagend den Arm aus. „Hast du ihn dir schon einmal angesehen? Schreckbach! Er ist ein Mensch!“ Ich verdrehte die Augen und war froh das wir in einer Ecke saßen wo uns niemand belauschen konnte. „Reg dich nicht so künstlich auf. Ich will ihn ja nicht heiraten und Kinder mit ihm haben und das in den nächsten fünf Minuten, oder? Außerdem könnten uns Freunde hier nützlich sein. Sie können uns Plätze zeigen und Leute vor stellen, die wir vielleicht brauchen könnten.“Izzaya reichte mir den Brief. „Und was ist damit?“Ich zerriss ihn vor seiner Nase und warf die Papierstücke in sein Getränk. „ Also entweder holst du ihn vom Dach, oder ich überschütte diesen dummen Werwandler mit heißem Fett aus der Küche, wenn er es wagen sollte mir länger hinterher zu spionieren.“ Ich stand auf und verschwand nun ebenfalls aus dem Restaurant. Am Parkplatz sah ich mich um, doch konnte keinen Raub-Kondor erkennen. Sie waren wie Menschen vom Äußerlichen, doch lebten lieber in kleinen Familiengruppen in den Wäldern. Wenn sie nicht gesehen, oder gefunden werden wollen, dann werden sie das auch nicht. Ausschließlich ein anderer Kondor konnte sie finden. Sie sind beinahe vom Aussterben bedroht. Da es knapp unter dreihundert von ihnen noch gab und diese waren überall auf der Welt verstreut. Nun stellte sich die wörtlich zu nehmende Frage. Was genau suchte ein Kondor hier?Um mir einen genauen Überblick über das Dorf zu verschaffen beschloss ich an einen abgeschiedenen Ort zu fahren und mir alles etwas erhöht anzusehen. Dafür fuhr ich zufällig durch die selbe Straße durch die ich rein gekommen bin. Ich parkte in der Nähe des seltsamen Gullis, der übrigens abermals offen war und schüttelte den Kopf. Mich umsehend stieg ich aus, doch konnte niemanden an den Fenstern erkennen. Es standen überhaupt kaum Autos in dieser Gasse und die die es taten standen weit vom Gulli entfernt. Ich hockte mich über Gulli und leuchtete mit meiner Taschenlampe hinein. Nichts zu erkennen, als Wasser dass wie Wahnsinnig dort unten floss. Als ein leises Platsch ertönte, sah ich gerade noch die im dunklen Wasser verschwindenden Beine eines Fisches. Ich bin so ein Idiot. Ich sah wirklich überall bereits eine Gefahr. Kopfschüttelnd schloss ich den Gullideckel abermals, als ich das kleine Mädchen von vor ein paar Tagen hinter dem Gartenzaun wie verrückt winken sah. Ich blickte mich unsicher um, ob sie auch wirklich mich meinte. Als ich niemand anderen sah, ging ich zu ihr.„Hallo, Enni. Wie geht es dir?“ Fragte ich höflich und die Augen des Mädchen flackerten auf. Ein begeistertes Lächeln legte sich auf ihr hübsches rundliches Gesicht. „Du bist tatsächlich eine Jägerin!“ Jägerin? So nannten uns die Anderwesen seit über fünfzig Jahren nicht mehr. „Ja, das bin ich.“„Meine Mama hat gesagt das ich dir nicht mehr zu nahe kommen darf, stimmt das?“Lächelnd wischte ich ihr etwas Dreck aus dem Gesicht. Sie war noch ein so bezauberndes und unschuldiges Kind. „Ja das ist wahr. Wenn du etwas böses anstellst, dann bin ich diejenige die dich bestraft. Also hör immer brav auf deine Mummy.“ Mahnte ich lächelnd. Sie nickte eifrig. „Mache ich, versprochen. Oh... sie ruft mich schon. Aber ich will dich noch warnen. Dort unten im Gulli lebt etwas sehr böses. Bitte lass dich nicht von ihm holen.“ Ich sah zurück zum Gulli, dessen Deckel schon wieder verschwunden war und stieß empört die Luft aus. Dieser Dreck von Deckel war fürchterlich schwer! Und irgendetwas schaffte es immer ihn lautlos wieder weg zu legen. „Enni... Hast du schon einmal etwas seltsames...“ Das Mädchen war weg. Vor mir saß ein Eichhörnchen, dass mich äußerst verwirrt anblickte und ich schreckte zurück. Verdammt wie hat sie das gemacht?

 

Erst als die Sonne untergegangen war, kam ich heim.Izzaya blickte mich verwirrt an. „Netter Haarschmuck.“ ich zog ein kleines Ästchen daraus hervor und lächelte. „Ja, ich war etwas im Wald um mich zu orientieren. Wie es aussieht liegen wir auf einem äußerst Magischen Ort. Die Kraft die von dem Dorf ausgeht ist einfach einmalig, das musst du dir ansehen.“Izzaya winkte mich zu sich und zog mich zu sich auf die Bank. „Nicht nur der Anblick ist einmalig. Sicher das du nur im Wald warst? Du siehst aus als wärst du der Wald.“Er zog mir einige Blätter und noch viel anderes Zeug aus den Haaren.„Ja ich bin einem Rudel normaler Wölfe begegnet. Sie haben mich gejagt, doch als ich einen Abhang hinunter gefallen bin, haben sie von mir abgelassen, oder haben versucht einen Sicheren Weg zu finden. Ich habe dann nicht mehr so auf sie geachtet, sondern bin direkt heim.“„Das Auto putzt du aber selbst.“ Bemerkte er und bemerkte einen Riss in meiner Jacke. „Zieh das aus.“ Ich warf die völlig verdreckte Jacke auf den Boden und Izzaya besah sich eine Schnittwunde. „Komm das gehört desinfiziert. Auch wenn sie schnell heilt, sind wir auf eine Blutvergiftung anfällig.“Ich folgte ihm hinauf ins Bad und setzte mich auf den Badewannenrand, während er meine Zahlreichen Schnittwunden an den Händen desinfizierte. Als ich aufstand, merkte ich dass ich auch am Bauch etwas abbekommen habe. „Zieh dein Shirt auch gleich aus, dann verarzte ich das auch gleich.“ Das sagte er als wäre ich ein Kerl. Auffordernd blickte er zu mir herab und ich schüttelte den Kopf. Toll, genau die Art von Aufmunterung habe ich gebraucht. Es war ich wahrscheinlich nicht einmal mehr weiblich genug um bei ihm zumindest etwas Diskretionsabstand zu erregen. Zornig geworden nahm ich ihm die sterilen Tücher aus der Hand und wies auf die Türe. „Verpiss dich einfach. Das schaff ich schon selbst.“ Ich öffnete ihm die Türe doch er zog mich zurück zur Badewanne und drückte mich verkehrt herum darauf. „Dann lass mich wenigstens deinen Rücken versorgen.“ Er zog einfach mein Shirt hoch und nahm mir die Sterilen Tücher wieder ab. „Sei nicht immer so zickig. Ich wollt nicht noch Salz in die Wunde streuen. Aber beruhigt es dich, wenn ich jetzt verstehe wieso du so wütend bist?“ Ich schüttelte den Kopf. Na da war ich gespannt...„Maddy... Ich bin dein Partner und wir teilen uns ein Haus. Ich bin aber auch ein Mann und versuche dich einfach nicht als Frau zu sehen. Verstehst du das?“Ich nickte und war froh das er mein Gesicht nicht sehen konnte. Und plötzlich freute ich mich schon auf morgen, wenn ich wieder arbeiten bin.

 

Der nächste Tag verlief genauso wie die darauf folgenden. Ich hatte mich für eine sieben Tage Woche eintragen lassen, da es sicherer war etwas zu erleben, wenn ich jeden Tag arbeitete. Izzaya kam immer vor Dienstschluss und aß immer das selbe. Er sah mir beim Arbeiten zu, beobachtete die Gäste und wir fuhren danach zusammen heim. Außer an diesem Abend. Es ist Wochenende und am nächsten Tag ein Feiertag, an dem das Geschäft geschlossen hat. Brend und ich hatten uns für heute verabredet und er wollte mir das Dorf zeigen. „Wirklich? Du zeigst ihr heute das Dorf? Du Sesselhocker weißt ja nicht einmal was in deinem eigenen Vorgarten geschieht. Wenn dann sollte ich ihr das Dorf zeigen!“ Beschwerte sich Emma. Nach einer äußerst kurzen Diskussion, saßen wir zu dritt in meinem kleinen Kuga und holten Emmas Freundin ab.„Los ab zum Spielplatz!“ Schrien beide und ich schüttelte den Kopf. So kindisch...Tatsächlich war es sogar relativ lustig. Emma und ihre Freundin sprangen von eine Spielgerät zum nächsten und ich versuchte nicht allzu sehr auf zufallen, da diese Spielgeräte nichts im Gegensatz zu den Turngeräten waren, die ich elf Jahre lang benutzt hatte. Auf einem Klettergerüst konnte ich mich Stunden ohne Probleme halten, schaukelnd von einer Schaukel springen, war mir ebenfalls egal aus welcher Höhe und als sie zum Fangen spielen anfingen, war ich die einzige die niemals gefangen wurde. Als die drei erschöpft auf der zu einer Burg gebauten Rutsche zusammen brachen, ließ ich mich kopfüber von der Rutsche hinunter hängen. „Maddison, wieso bist du nicht so erschöpft wie wir?“ Ich lächelte und genoss das wirre Gefühl dass sich in meinem Kopf ausbreitete. „Weil ich im Gegensatz zu euch Ausdauernd bin.“Alle drei lachten. „Und wieso? Warst du auf einer Sportschule, oder so?“ Ich hob die Schultern. „Nicht wirklich. Ich war in einem Internat im Ausland und habe dort meinen Abschluss gemacht.“Ich dachte an Izzaya und unser Training die letzten Tage vor dieser Mission. Mein Partner... Demjenigen dem ich mein Leben anvertrauen musste, doch mein Herz nicht öffnen konnte. Später an diesem Tag saßen wir bei einem kleinen Lagerfeuer am See, etwas abgeschieden vom Dorf. Wir hatten uns noch Bier und etwas zum Grillen aus einer Tankstelle geholt und ich genoss dieses zusammensitzen. Wieso konnte mein Leben nicht ebenfalls so normal sein? Ich blickte jeden ganz genau an. Brend, der zu meinen Füßen im Sand lag und versuchte ein Sternbild zu erkennen, Emma die ihn derweilen mit Popcorn bewarf und Sira, die sich an Emma kuschelte. Warum konnte ich nicht auch so ein normales Leben führen? Einfach mit Freunden irgendwo herum sitzen und die Zeit genießen. Stattdessen begann mein eigentliche Leben erst. Ich musste töten um zu überleben und kämpfen um andere zu beschützen. Ich musste Izzaya beschützen... aber was war seine Aufgabe? Er war stark und klug, doch wenn es um Gefühle ging ein totaler Holzkopf. „He, wir gehen ein bisschen spazieren.“ Emma und Sira kicherten als hätten sie gerade etwas witziges gesagt. Ich nickte und Brend stopfte sich Popcorn in den Mund, die er gerade erst auf seinem Bauch bemerkte.„Und bist du endlich über Emma hinweg?“ Brend wurde rot und setzte sich auf. „Ja, mehr oder weniger.“Ich rutschte von dem Baumstamm auf dem ich saß und rückte näher an ihn heran. „Und, verrätst du mir dein Geheimnis?“ Fragte ich lächelnd.„Nun, ja. Ich habe ein echt nettes Mädchen kennen gelernt, dass ich mögen könnte. Sie ist klug, schnell, reifer als das es vermutlich für ihr alter gut ist und spricht kaum über ihre Vergangenheit.“ Er meinte mich? „Nun, ja. Vielleicht gibt es einfach nichts besonderes in ihrer Vergangenheit dass sie erwähnen könnte.“ Nun lachte auch er und legte einen Arm um mich. „Dir ist hoffentlich bewusst das sie bereits den ganzen Abend versuchen uns zu verkuppeln.“ Ich nickte. Das war mir durchaus aufgefallen. Emma und Sira waren nicht gerade diskret in ihrer Vorstellung, wie gut Brend und ich zusammen passen würden. Vermutlich würden sie das nicht denken, wenn sie meine wahre Identität kannten und meinen wahren Charakter, der nicht ständig versuchte sich einen Platz zu finden an dem er Glücklich sein kann. „Sie sind eben sehr romantisch, alle beide. Ich finde sie geben ein echt süßes Paar ab. Sie sind völlig auf der selben Wellenlänge und verstehen sich ohne Worte.“ „Der, in den du verliebt bist, oder warst... wie war er so?“Ich musste schmunzeln, als er so unsicher da saß. „Auf alle Fälle nicht wie du. Wir sind ständig aneinander geraten und... nun ja, viele unserer Wege haben sich getroffen. Doch er hat mich nie wirklich als Frau angesehen. Eher als... ein anderer Mensch, der eben zufällig da ist. Außerdem ist er stark, zuverlässig auch wenn wir uns streiten... Entschuldige... Es ist nur so als wäre er trotzdem dass er nicht da ist, ständig an meiner Seite und würde mich herausfordern.“„Und wer würde gewinnen?“ Fragte er kichernd nach. „Niemand... wir landen immer in einer Patt... einer Sackgasse.“ Brend zog seinen Arm zurück und stieß mich leicht mit den Ellenbogen in die Seite. „He, alles in Ordnung?“ Entschlossen nickte ich. „Ja, ganz sicher. Er hat mir die letzten Monate nichts anderes als Weh getan. Ich glaube ich bin bereit ihn endlich los zu lassen.“ Brend strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die der kühle Luftzug gelöst hatte. Wieso kam er mir nur so nahe, wenn er doch merkte, dass ich noch nicht ganz über ihn hinweg war?„Also wenn du mich fragst, hast du etwas besseres als ihn verdient. Meiner Ansicht nach, sollte man sich gut um denjenigen kümmern den man mag. Wenn man immer nur streit und sich gegenseitig verletzt, dann hat doch eine Beziehung überhaupt keinen Sinn.“Ich beugte mich zu Brend vor und strich mit meinen Lippen über seine. Mein Herz begann vor Aufregung zu rasen und plötzlich war Izzaya vergessen. Brend blickte mich erschrocken an, doch dann wurde sein Blick ebenfalls weich und er legte eine Hand in mein Haar. „Du erstaunst mich ständig aufs neue.“ Gab er zu und küsste mich. Ich ließ mich sofort in den Kuss fallen. Seine Lippen waren so weich und sanft, beinahe unsicher wie weit er gehen konnte. Er kannte mich nicht und er war der erste Junge auf den ich mich dermaßen einließ. Meinen ersten Kuss hatte ich mit Casper vor einigen Jahren, doch es war nur auf freundschaftlicher Basis. Galt es deshalb? Wenn ja, dann war es unvergleichbar mit dem Gefühl das Brend nun in mir auslöste. Ein ganz normaler Mensch der solche Empfindungen hoch holte? Einfach nicht auszudenken. Jedoch waren Partnerschaften zwischen Menschen und Krieger nicht so ungewöhnlich. Trotz allem fühlte ich mich nun doch etwas schuldig.Das Gefühl abschüttelnd wollend, beendete ich den Kuss und setzte mich über ihn. Mit funkelnden Augen blickte er zu mir auf. Plötzlich kam ich mir vor als wäre ich die einzige Person auf dieser Welt. Seine Hand glitt über meinen Hals zu meiner Schulter und er zog mein Shirt etwas zur Seite. Im Moment kam ich mir nicht mehr wie eine Kriegerin, sondern einfach als eine Frau vor. Genau nichts anderes wünschte ich mir. Zumindest hin und wieder etwas anders als das zu sein, was ich eben bin.„Danke...“ Flüsterte ich und beugte mich zu Brend hinter. Unsere Küsse wurden wilder und fordernder. Seine Hände glitten unter mein luftiges Shirt das vermutlich heute nicht die beste Wahl war und ich fröstelte, doch nicht vor Kälte. Ich löste mich von Brend und hörte auch schon seine Stimme. „Maddison!“ Ich blickte zum gewundenen Pfad, der zu einer nur spärlich befahrenen Straße führte und verzog das Gesicht. „Das war wohl mein Stichwort. Ich sollte aufbrechen.“ „Aber wieso? Ich meine.. habe ich etwas falsch gemacht.. oder...“Brend wirkte völlig verängstigt, ob ich wohl wütend auf ihn war. Ich klopfte den Sand von meiner Kleidung und Brend blickte mich forschend an.„Nein, aber mein Bruder würde mich in einem Moment wie diesen bestimmt nicht stören, wenn es nicht wichtig wäre. Aber wir sehen uns doch eh morgen, reden wir dann weiter.“ Brendon kratzte sich verwirrt am Kopf, doch lächelte zufrieden. „Okay, verstehe. Dann komm gut heim.“ Er winkte mir und ich blickte ihn mit schräg gelegten Kopf an. „Komm her?“ Befahl ich. Er überbrückte die drei Schritte die uns trennten und ich lag wieder in seinen Armen. Freudig legte ich meinen Körper an seinen und wir küssten uns bis wir wieder außer Atem waren. „Bis morgen.“ Meine langen Schritte trugen mich schnell den Weg entlang hinauf zu meinem Auto, an dem Izzaya ungeduldig lehnte. „Was hat da so lange gedauert?“ Knurrte er und ich warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Wie du wohl ziemlich klar erkennen konntest, war ich gerade andersartig beschäftigt. „Ja, das konnte ich erkennen und ich bin wirklich froh dir gefolgt zu sein. Wie kannst du dich denn auf einen Menschen auf diese Weise einlassen?“ Ich startete den Wagen und reihte mich kopfschüttelnd in den Verkehr ein. „Ich bin einundzwanzig und keine dreizehn. Ich will nicht hier ansässig werden, sondern recherchieren.“ „Was? Etwa in der Hose dieses Jungen?“ So weit bin ich noch nicht einmal gekommen, doch trotzdem traf mich diese Anschuldigung etwas im Stolz. „Wie bitte? Denkst du etwa das ich mit jedem ins Bett hüpfe?“„So wie du dich an ihn heran geschmissen hast? Wie lange kennst du ihn? Eine Woche! Außerdem ist er ein Mensch, was kommt als nächstes? Ein Anderwesen?“Ich wurde wütend und drückte aufs Gas. Je schneller ich heim kam umso schneller konnte ich ihn los werden. „Ein Anderwesen? Hörst du dir überhaupt selbst zu? Oder sagen wir so... verstehst du deine eigenen Anschuldigungen? Du unterstellst mir gerade das ich eine Schlampe bin und ein Günstling für Anderwesen. Entschuldige bitte, wenn ich die winzige Zeit genieße in der ich wie eine reife Frau behandelt werde und nicht wie eine Kriegerin.“Das schien bei Izzaya einen Schalter um zu legen und er brüllte mich regelrecht an. „Aber du bist eine Kriegerin! Dein Blut und dein Körper gehört der Mondgöttin. Sie hat dein Leben vorher bestimmt und gesegnet und du beschmutzt es indem du dich an einen Menschen ran wirfst, den du beschützen und nicht lieben sollst.“„Von Liebe kann hier absolut keine Rede sein. Ich habe ihn jetzt ein einziges mal geküsst und...“„Ein einziges mal? Noch eine Minute länger und ihr hättet euch innig verschlungen im Sand gewühlt.“Innig verschlungen? Ergab das überhaupt einen Sinn? Kopfschüttelnd stieg ich auf die Bremse und schwenkte die Auffahrt hinauf. In der Garage stellte ich den Motor ab und entfernte den Sicherheitsgurt. Unsicher was ich darauf antworten sollte knabberte ich an meinen Fingernägeln. Verdammt für mich klang es so als wäre er eifersüchtig. Doch wenn ich ihn fragen würde, würde er es abstreiten oder noch schlimmer mich dafür auslachen. „Hör auf an deinen Fingern zu kauen, das macht mich nervös.“ „Nervös?“ Fragte ich und musste mich konzentrieren, dass sich meine Stimme nicht überschlägt. „Du brauchst alles andere als nervös zu sein! Du führst dich auf wie ein eifersüchtiger... ein eifersüchtiger Exfreund dem eigentlich nichts angeht was ich mit einem Jungen mache. Oder einem Mädchen!“ Fügte ich provokant hinzu und er fing plötzlich an laut zu lachen.„Okay, okay! Ich habe es ja verstanden. Ich bin wohl etwas zu weit gegangen. Aber um ehrlich zu sein, meine Mutter hat meinen Vater wegen eines Menschen verlassen. Vielleicht habe ich deshalb etwas überreagiert.“Verständnis kam in mir auf. „Schon gut. Ich bin deine Partnerin, kein Mann der Welt könnte mich von dir weg nehmen. Wir sind wie... unfreiwillige Geschwister. Wir leben einfach damit.“ Schwer seufzend griff er nach meiner Hand, die immer noch auf der Gangschaltung lag und drückte sie fest. „Ja... vermutlich soll es so sein.“ Ich verschränkte meine Finger mit seinen und konnte nicht anders als sie anzustarren. Die wärme die davon ausging war unbeschreiblich und stieg mir direkt ins Gesicht. „Steigen wir auch aus, oder bleiben wir hier?“ Fragte ich um mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich konnte doch nicht mit jemanden herumknutschen und einige Minuten später meiner vergangenen Liebe hinterher trauern, oder in dem Fall mit ihm Händchen halten.„Willst du noch einen Tee und etwas zu essen?“ „Nur einen Tee. Vor meinem innigen herum gewelze habe ich schon gegessen.“ Lachend öffnete er die Türe und ich merkte dass wir unsere Hände immer noch hielten. „Ähm.... Izzaya!“ „Oh, entschuldige...“ Er schien äußerst verwirrt zu sein und sein Gesicht wurde rot. Es war ihm anscheinend ernsthaft peinlich. Kichernd kniff ich ihm in die Wange. „Schon gut, Babe.“ Verwundert blickte er mich an und schien sich zu an meinen Entlassungstag zu erinnern. In seinen Nebelgrauen Augen blitzte stolz auf und wir verließen das Auto, ohne Vorkommnisse. Izzaya sperrte die Eingangstüre auf und ging direkt in die Küche. Kopfschüttelnd machte ich mich daran das Chaos im Wohnzimmer auf zu räumen. „Was treibst du hier eigentlich den ganzen Tag? Es sieht jedes mal aus als wäre ich eine Woche und nicht einen Tag unterwegs.“ „Mir ist langweilig und dann versuche ich irgendetwas sinnvolles zu machen, dann fange ich an zum nachdenken was ich tun soll und...“ Ich nahm eines der vielen Bücher aus dem Schrank, die eigentlich nur Zierde sein sollten. „Hier, ließ ein Buch.“ Ich drückte es ihm in die Hand und nahm ihm meine Tasse aus der Hand, bevor ich aufgab und mich auf das Sofa sinken ließ.„Ha, ha. Sehr witzig.“Eigentlich hatte ich das ernst gemeint, aber es war seine Entscheidung.„Also, erzählst du mir jetzt, wie du auf die Idee kommst dir unter den Menschen einen Freund zu suchen?“Überrascht verschluckte ich mich am Tee. „Wie bitte?“ „Maddison...“„Ja, ja. Schon klar. Ich... nun ja, er ist nett und versucht gerade selbst über jemanden hinweg zu kommen. Es war nicht wirklich geplant mit ihm herum zu machen, aber... nun, ja. Ich bleib ja nicht für immer hier, also wieso sollte ich mir nicht etwas Spaß gönnen.“ Ich versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen und versteckte mich halb hinter meiner Tasse.„Das heißt also, dass du ebenfalls versuchst über jemanden hinweg zu kommen?“ Verdammt ich musste aufpassen was ich sage... „Nein! Nein! Keineswegs. Ähm... wie war das mit deiner Mutter? Wieso hat sie deinen Vater verlassen?“ Ich musste selbst zugeben, dass das etwas unsensibel war, aber ich konnte schlecht sagen, dass ich über ihn versuchte hinweg zu kommen.„Schlechter Themenwechsel...“ Bemerkte er und schwieg nun ebenfalls.Erst als meine Tasse leer war, wagte ich es wieder zu sprechen. „Es tut mir leid, das war unsensibel von mir. Aber das mit deinen Eltern lässt mir keine Ruhe. Ich dachte immer dass wenn ich mich in keinen Krieger verliebe, dann werde ich mit Casper eine Familie gründen. Später... wenn wir Abenteuer erlebt haben.“ „Du würdest mit einem Schwulen zusammen ziehen, ihn heiraten und... das alles?“Ich nickte .“Er ist ja nicht irgendjemand. Er ist mein bester Freund und ich liebe ihn platonisch. Mal sehen... vielleicht wird es ja irgendwann mehr. Außerdem könnte ich ja eine schlechtere Wahl treffen, oder?“ Er nickte. „Vermutlich. Und... jemand wie Brend mit dem vertreibst du dir nur die Zeit?“Ich wurde rot und winkelte die Beine an. Wieso sprachen wir überhaupt über mein Liebesleben? „So würde ich es auch nicht nennen. Ich finde ihn nett und höflich. Er ist anders als die Krieger. Aber würde ich ihm meine wahre Seite zeigen, dann würde er vermutlich so wie so das weite suchen, daher spielt es keine Rolle. Es ist einfach etwas flüchtiges. Vielleicht hilft es ja bei unserer Mission.“„Inwiefern sollte es helfen einen Menschen zu poppen?“ Izzaya sah dabei so angewidert aus, das ich nur den Kopf schütteln konnte. „Ich kann >poppen< wen ich möchte. Das geht dich nichts an.“„Natürlich geht mich das was an!“ Izzaya schien über seine eigene Reaktion überrascht zu sein. „Immerhin sind wir Partner. Wenn du ein Kind bekommst, dann können wir keine Missionen machen, da es zu gefährlich ist. Und wenn du das Kind groß ziehst...“Ich unterbrach ihm, indem ich aufsprang und ihm meine Hand auf den Mund legte. „Izzaya! Bitte! Erstens ich weiß über Verhütung bestens bescheid und zweitens denke ich noch nicht einmal daran Kinder zu bekommen. Ich will durch die Welt reisen, Dinge erleben, … jemanden bestimmten treffen... Ich habe so viele Pläne und die werde ich mir weder von einem Menschen, noch von ein paar Wölfen kaputt machen lassen, die hinter dir her sind. Ich will dich auch überall dabei haben, das steht außer frage. Wie kommst du überhaupt auf diese völlig absurden Gedanken?“„Vergiss es bitte einfach.“Ich schüttelte den Kopf und kniete mich vor ihm hin. „Nein, ganz sicher nicht. Ich will nicht das du so über mich denkst. Zuerst hältst du mich für eine Lesbe, dann für eine Schlampe und zu guter Letzt auch noch zu einer Blutverräterin! Irgendwann reicht es! Ich lasse mich bestimmt nicht so von dir behandeln!“ Ein Krach schreckte uns beide auseinander. Gleichzeitig blickten wir zur Hintertüre. „Jemand ist im Hintergarten!“Izzaya sprang auf und zog mich dabei mit sich hoch. Er legte mir einen Dolch in die Hand und deutete auf die Vordertüre. Ich sicherte sie indem ich sie absperrte und kontrollierte alle Fenster im Erdgeschoss, doch sie waren verschlossen. Als ich zu Izzaya an die Türe trat, öffnete er sie einen Spalt und spähte hinaus. Er zeigte mir zwei Finger hoch, das bedeutete er konnte zwei Gestalten erkennen. Er warf mir einen prüfenden blick zu und ich nickte. Dann öffnete er die Türe ganz und etwas schweres prallte von außen dagegen. Es warf ihn samt der Türe um und neben mir in der Türe stand ein ziemlich angepisst aussehender Alphawolf. Wild jaulte er und warf sich auf Izzaya. Ich setzte dem Wolf nach und Izzaya konnte sich nur retten, indem er sich die heraus gerissene Türe als Schild her nahm. Wie tollwütig arbeitete sich der Alpha durch die Türe und versuchte ihn durch seinen bloßen Willen zu beißen. Ich warf mich auf den Rücken des Wolfes und rammte ihm den Dolch in die Seite. Er jaulte auf und blickte mich entsetzt an. Anscheinend hatte er mich nicht einmal bemerkt. Was war nur los mit diesem Tier?Ich hockte mich vor Izzaya und wartete dass er mir bestätigend zu nickte, bevor ich einen Kampf mit dieser Mistratte anfing. Der Wolf warf sich auf mich und zielte dabei auf meinen Dolcharm. Da ich ihn jedoch links trug um den rechten Arm frei zu haben ahnte er nicht, dass ich am rechten Arm... nichts hatte. Verdammt ich hatte nach der Arbeit vergessen mein Gelenkmesser wieder anzulegen. Fluchend wich ich vor dem schnappenden Kiefer zurück das eindeutig etwas zermahlen wollte. Ich packte ein Buch aus dem Regal, das ich gerade erwischte und rammte es ihm ins Maul, als er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich warf. Plötzlich erschlaffte der Wolf und Izzaya lächelte mich an. „Ich fange wohl an aufzuholen.“ Er reichte mir die Hand und ich ließ mich von ihm hoch ziehen. „Wir müssen die Umgebung absichern. Ich habe mindestens zwei gesehen.“„Aber wieso hat uns der Alpha zuerst an gegriffen? Sie sind das Herz eines Rudels. Wenn er stirbt, verwildern die anderen und fressen sich irgendwann gegenseitig weil sie überfordert sind.“„Außer es findet sich rechtzeitig ein neuer Alpha!“ Bemerkte Izzaya und deutet auf ein neues paar roter Augen. Wo kam der denn her?Dieser Wolf warf sich genauso als erstes auf Izzaya wie der vorherige und verfehlte ihn, da er geschickt aus wich. Ich stand bereit um den Wolf ab zu fangen und rammte ihm meinen Dolch in die Stirn. „Was stimmt denn mit diesem Ort nicht?“ Fragte ich entsetzt und sah bereits den nächsten Wolf ins Haus setzten. Izzaya zog mich mit sich den Flur entlang und hinein in mein Zimmer. Nur Sekunden später klirrte meine Fensterscheibe und ein neuer Wolf stand uns im Weg. Verdammt was ging hier nur vor sich? Das ist doch kein normales Dorf. Immer mehr Wölfe setzten durch das zerbrochene Fenster und wir töteten einen nach dem anderen. Hinter uns arbeitete sich bereits der nächste Alpha durch die Türe. „Zur Hölle jetzt reicht es aber langsam! Wie viele sind denn da draußen noch?“ Schrie ich verängstigt, während ich einen Wolf einen gezielten Tritt ins Gesicht verpasste. „Ich habe keine Ahnung. Aber das ist nicht normal! Irgendeine Idee?“Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich wünschte wir hätten schwarzes Feu... Ah!“ Ein Wolf brachte mich zum Fall und verbiss sich in meinen abermals verhärteten Arm. Verdammt wie mache ich das? Er zog mich quer durch den Raum, als wäre ich nichts weiter als ein Kauspielzeug und ich verlor für eine Sekunde das Bewusstsein, als ich hart gegen die Wand prallte. „Maddy!“ Hörte ich Izzayas Stimme. Gut, das war mein Name... und weiter? Wölfe! Ich richtete mich wieder auf und riss gerade noch rechtzeitig den Arm hoch, als ein Wolf an meine Kehle wollte. „Verpiss dich du Scheißding!“ Schrie Izzaya und schlug dabei so fest auf den Kopf des Wolfes ein, dass seine Schädeldecke brach und er tot umfiel. Er stellte sich vor mich und schlug auf jeden Wolf ein, der uns zu nahe kam. Nein, nein... Izzaya... das lief einfach alles falsch. Gerade eben haben wir noch gestritten und jetzt kämpften wir gegen eine unnatürliche Anzahl an Wölfen um unser Leben. Das war alles so falsch... „Izzaya...“ Ich hielt mich am Bein des Schreibtisches an und zog mich hoch. „Izzaya... das ist alles falsch... so falsch...“ Schrie ich und wusste nicht einmal wieso. Verdammt ich musste klar denken! Schützen, dass war unsere Aufgabe. Seite an Seite kämpfen und unser Leben füreinander geben. „Maddison? Was ist los? Geht es dir gut?“Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr ohne dich...“ Zwei Wölfe sprangen ihn gleichzeitig an, doch ich war schneller. Ich ließ mich nach vorne fallen und spürte wie die beiden schweren pelzigen Körper gegen mich fielen. „Ich gebe... mich hin...“ Diese Worte waren nur geflüstert, doch die Bedeutung unverkennbar. Ich fühlte wie sich mein Körper veränderte und etwas seltsames kaltes seine Hand um meinen Körper schloss. Immer wieder prallte etwas warmes, weiches, fleischiges gegen mich, doch ich zerfraß sie alle. Mein Arm durchtrennte sie als wären sie nichts anderes als ein Stück Papier. Ich würde Izzaya nicht kampflos aufgeben. Niemals! Ich hörte Izzayas Kampfschrei und wie ich mich wie von selbst bewegte. Irgendwann wurde alles dunkelrot und verschwamm vor meinen Augen. Als ich das nächste mal erwachte, lag ich halb verdeckt von toten Körpern mitten in einem Schlachtfeld. Ich erkannte Izzayas Körper mehrere Meter hinter mir an der Hauswand und traute meinen eigenen Augen kaum. Ich zog meine Beine unter dem Wolf hervor und griff in etwas warmes nasses. Angeekelt zog ich meine Hand aus Gedärmen und richtete mich auf. „Izzaya! Izzaya!“ Er reagierte auf meine Rufe und schien gerade selbst aus einem tiefen Schlaf zu erwachen. Ich sprang über die toten Wolfskörper hinweg und warf mich direkt in seine ausgestreckten Arme. „Ich hatte so angst... ich kann nicht ohne dich... ich...“ Schniefte ich an seiner Brust und er strich mir zärtlich durchs Haar. „Alles ist vorbei. Es ist gut... Es ist alles gut...“ Ich hörte einen Wagen zu fahren und erkannte das Logo unseres Krankenwagens. Er ist speziell für Transporte von Krieger. „Maddison... wir haben sie alle getötet... sie sind alle tot!“ Es klang aus seinem Mund beinahe wie eine Beschwörung. Ich holte tief Luft und wagte es mich um zu sehen. Es lagen weit mehr als zwanzig Körper hier im Garten und weitere im Haus. Was war das? Drei Alpha? Hatten sie sich etwa zusammen geschlossen? Das war doch unmöglich...„Wir haben sie alle getötet?“ Wiederholte ich. „Ja, das haben wir. Und du hast dein versprechen gehalten...“Versprechen? Was für ein versprechen? „Was meinst du?“„In der Kirche, mit der schwarzen Flamme. Du hast versprochen mich immer zu beschützen und das hast du wieder einmal gehalten. Du hast dich einfach vor mich geworfen. Ich konnte nicht mehr tun, als dich auf zu fangen und sie haben sich in deinen Körper verbissen. Und dann... dann hast du...“„Ich bin zur Klinge geworden.“ Ja, ich hatte die Worte gesagt, die mich in eine Klinge verwandeln konnten. Ich bin zwar genauso wie er eine Hand, doch trotz allem konnte ich meine Form verändern.„Ich habe von einem Moment auf den anderen ein Schild in der einen Hand und ein Schwert in der anderen gehalten. Es war so als würde ich dich einfach nur halten und du den ganzen Rest erledigen. Irgendwann hat mich die Kraft verlassen und du... du bist selbst gestanden. Du hast gekämpft und jeden von mir fern gehalten. Es war einfach... du warst einfach wie eine Göttin...“Seine Hände glitten meine Arme hinauf zu meinen Hals und weiter zu meinem Gesicht. Er umfasste es und blickte mir tief in die Augen. „Ich werde alles, einfach alles dafür tun, dass du endlich verstehst wie viel ich für dich empfinde Maddison. Es gibt auf dieser verfluchten Welt niemanden dem ich mehr vertraue als dir. Wenn alle gegangen sind und der Müll entsorgt wurde, werde ich alles daran setzen, dass du keinen anderen Mann mehr ansiehst. Weder diesen dummen Menschen als Affäre, noch Casper als deine Notlösung für die Zukunft. Ich bin ein riesiges Arschloch und habe die letzten Monate alles versucht um es nicht wahr zu haben. Maddison... ich...“ „Mr. Himmelsbach? Ms. Schreckenbach? Ist alles in Ordnung? Sind Sie irgendwo verletzt?“ Nein! Nein! Das konnte doch nicht wahr sein. Izzaya wollte mir gerade seine Liebe gestehen und dann kommt dieser Idiot vorbei... Wütend packte ich ihm am Hals und knurrte beinahe. „Verpiss dich sofort wieder! Uns geht es gut und die einzigen die Hilfe brauchen sind diejenigen, die gerade diese Scheiß Kadaver weg bringen!“ Erschrocken zuckt er zurück und lief beinahe rückwärts. Kopfschüttelnd blickte ich in Izzayas belustigtes Gesicht.„Das ist die Maddy die ich so mag.“ Flüsterte er noch, bevor ich mit einem überraschten >Huch< abermals in seinen Armen lag und er mich leidenschaftlich küsste. Vermutlich war es auch gut so, dass uns der Sanitäter unterbrochen hatte. Ich konnte es einfach jetzt nicht hören das er mich liebt. Falls er das tatsächlich tat... Als die Leichen endlich alle entsorgt waren, döste ich auf unserer blutigen Couch in Izzayas Armen und bekam nur am Rande mit, wie sie ihn wegen des Vorfalles befragten. Da es jedoch außer Frage stand, dass die Angreifer gerade jetzt aufgeben würden, da wir geschwächt waren, bestand ein Einsatzteam darauf Patrouille um unsere Straße zu fahren. Izzaya stimmte dem dankend zu und weckte mich zärtlich. „Wir sollten duschen und ins Bett, Maddy. Morgen wird ein langer Tag.“ Ich nickte und gähnte ausgiebig. „Ja... sollten wir...“ Keine Ahnung warum ich auf einmal so müde war, doch ich schob es auf den Kampf. Ich hatte mich selbst noch nie in eine Klinge verwandelt, bis auf heute, doch von denen die davon erzählten, war es immer das selbe Ende. Sie fühlten sich nach einem Kampf schwach und müde. Vermutlich gab es deshalb eine Hand und eine Klinge. Jeder beschützte jeden. Eine Freundschaft die viel mehr vertrauen erforderte als jede andere. „Komm, ich trage dich hoch, aber waschen musst du dich selbst.“ Ich nickte und fühlte wie er mich hoch hob. Träge sah ich die Räume an mir vorbei wischen, bis ich plötzlich in der Badewanne saß. „Komm.. wach auf, Maddy. Nur kurz um dich etwas abzuwaschen.“ Gähnend schickte ich ihn hinaus und zog meine völlig zerfetzte Kleidung aus. Dieser Ausflug hier her ging mir ordentlich ins Geld, musste ich kläglicher weise feststellen. Sobald der Auftrag hier erfüllt wäre, würde ich meinen Mentor auf suchen. Ich hatte ihn bereits seit einem Monat nicht mehr gesehen und er fehlte mir. Nach der Dusche ging ich nur mit einem Handtuch bekleidet in Izzayas Zimmer und ließ mir von ihm Sachen geben. Sie waren mir viel zu groß, doch für eine Nacht würden sie reichen. Vor morgen früh konnte ich nicht in mein Zimmer gehen, da es völlig verwüstet war. Izzaya ging nach mir duschen und ich kuschelte mich derweilen in sein Bett. Es roch nach ihm und ich verkroch mich wohl wissend dass das schräg war in der Decke. Als ich plötzlich etwas unter dem Kopfpolster fühlte wurde ich neugierig. Ich zog einen Zettel hervor.... nein ein... Bild? Es war ein A4 Zettel mit vier Bildern die anscheinend erst vor kurzem ausgedruckt worden sein mussten. Eines war, als ich in der Arena übte, wann konnte ich nicht sagen, da ich das oft tat. Eines war, wo ich mit Casper gerade im Garten des Wohnblockes der Unverheirateten Frauen saß und ausgiebig lachte. Wieso hatte er diese Bilder von mir? Das dritte war eindeutig aus dritter Hand geschossen, denn es zeigte mich und Izzaya beim Training mit den anderen, bevor wir zu dieser Mission aufgebrochen sind. Lächelnd betrachtete ich nun auch das letzte. Es war geschossen worden, als ich im Restaurant bedient habe. „Vollidiot...“ Murmelte ich und steckte den Zettel wieder unter sein Kopfkissen. Das bedeutete also, dass er tatsächlich eifersüchtig reagiert hat. Aber wieso hat er es nicht schon früher gesagt? Ja... warum habe ich es nicht schon früher gesagt? Wir hatten wohl beide Angst und andere Verpflichtungen die zuerst kamen. Ich hörte wie er die Dusche abdrehte und kurz darauf seine Schritte im Flur. „Schläfst du?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe gewartet.“Lächelnd schaltete er das Licht ab und kroch zu mir ins Bett. Als es unter seinem Kopfkissen raschelte, zog er den Zettel hervor und steckte ihn unter sich in die Matratze.„Du brauchst es nicht zu verstecken. Ich habe die Bilder gesehen.“ Er war ganz still, doch ich konnte hören wie sich sein Herzschlag beschleunigte. „Keine Sorge, du bist nicht einmal annähernd so verrückt wie ich.“„Was meinst du?“„Brend. Ich habe versucht mich in ihn zu verlieben um dich endlich zu vergessen.“Er lachte und sein ganze Brustkorb bebte dabei. „Dann sind wir wohl quitt was das angeht. Damals, im Krankenhaus. Ich habe diese schrecklichen Sachen gesagt, da ich... den Gedanken nicht ertragen konnte, für jemanden mehr zu empfinden. Als du gegangen bist und mich vollends ignoriert hast... musste ich jeden Tag stunden lang trainieren um auf andere Gedanken zu kommen.“„War bei mir genauso. Seit wann... nein vergiss es einfach. Wir sollten schlafen.“ „Als du das erste mal versucht hast mich zu töten, mehr oder weniger. Ich war angetan von deinem Charakter und deiner Stärke, doch habe ich versucht es als sexuelle Anziehung ab zu tun, denn damit habe ich kein Problem. Richtig bewusst wurde es mir, als ich dachte der Wolf würde dir gleich die Kehle durchbeißen, in dieser ekelhaften Gosse. Ich war bereit alles zu tun um dich zu beschützen.“ „Doch dann habe ich dich gerettet und da wurde mir bewusst das ich am besten Weg war mich zu verlieben.“ Es war einfach mich ihm zu öffnen wo ich ihm nicht in die Augen sehen konnte. Alles um uns war dunkel und still und gerade einmal unsere synchronen Herzschläge und Atemzüge waren zu hören.„Darf ich dich um etwas bitten?“ Fragte er so plötzlich dass ich verwirrt versuchte sein Gesicht zu erkennen, doch dann aufgab.„Solang es nichts perverses oder anstrengendes ist.“Izzaya lachte und küsste mich auf den Scheitel. „Sag morgen Brend das nichts aus euch wird und dass er dich nicht mehr anfassen soll, sonst verfüttere ich ihn ernsthaft an diese Bestien da draußen.“ Lachend kniff ich ihn in die Seite. „ Du bist garstig!“„Nein, nur ehrlich.“ Rechtfertigte er sich. Schlussendlich versprach ich es ihm und wir lagen noch eine weile schweigend da, bevor ich endgültig einschlief. Es war die zweite Nacht die ich an seiner Seite verbrachte, doch es würde der erste Morgen sein, an dem ich ihn nicht aus dem Bett treten würde.

 

An diesem Tag erwachte ich aus einem schrägen Traum. Einerseits war er finster, anderseits hatte sich darin mein größter Wunsch erfüllt. Als ich die Augen öffnete erwachte ich nicht in meinem Zimmer, trotzdem war ich alleine. Lächelnd bemerkte ich, dass es überhaupt kein Traum gewesen ist, doch fragte ich mich... wo ist mein Tram hin verschwunden?„Izzaya?“ Niemand antwortete. Mich streckend schwang ich mich aus dem Bett und keuchte auf. Ein Schmerz zuckte durch meinen Körper, der mich überraschte. Ich hob mein Shirt an, dass mir bis zu den Knie hing und eigentlich Izzaya gehörte und erkannte einen riesigen blauen Fleck auf meinen rechten Rippenbogen. „Na, toll.“ Mühsam raffte ich mich auf und stieg die plötzlich viel zu viel gewordenen Treppen hinab.„Izzaya?“ Rief ich.„Hier, Maddy! Wir haben Besuch.“ Besuch? Ich blickte an mir hinab, doch was sollte ich jetzt machen? Meine Kleidung war in meinem Zimmer und das war völlig zerstört. „Schönen guten Morgen, Miss Schreckenbach.“ Ertönte die Stimme vor mir, die mir eine Gänsehaut bescherte. „Mr. Himmelsbach? Was verschafft uns diese unerwartete Ehre?“ Izzaya winkte mich zu sich und ich nahm schnaufend neben ihm platz, doch hielt Abstand. Immerhin war es sein Vater und ich wusste nicht wie er darauf regieren würde, wenn er erfuhr das sein eigener Sohn eine Schreckenbach mochte. „Entschuldigen Sie bitte, wenn wir bereits ohne Sie angefangen haben, doch mein Sohn erzählte mir von gestern und wir hielten es daher von angebracht Sie ausschlafen zu lassen nach diesen Strapazen.“ und weil er mich meiden wollte so wie jeder guter Elternteil es sich für sein Kind wünschte, wenn er in Begleitung eines Familienmitgliedes von mir war. Jedoch dachte ich mir das nur„Ich verstehe Sir. Machen Sie ruhig weiter, kann ich ihnen etwas zum Essen, oder trinken anbieten? Tee vielleicht?“ Er lehnte alles dankend ab und ein peinliches Schweigen entstand. Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Wenn die Herren entschuldigen, ich muss überlebende in meinem Schlafzimmer finden.“ Mr. Himmelsbach blickte mich fragend an. „Wie meinen?“ „Kleidung, Sir. Außer es gefällt ihnen wenn ich so herum laufe.“ Ich zwinkerte belustigt, doch er fand das alles andere als lustig. Stöhnend stand ich auf und Izzaya blickte mich schockiert an. „Maddy! Alles in Ordnung?“ „Ja, ja. Nur eine Prellung. Kümmert euch nicht um mich.“ Ich verließ den Raum so schnell wie es meine Muskeln zu ließen und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Mein Zimmer war ein einziger Schutthaufen. Federn lagen überall im Raum herum, Glassplitter von meinem Fenster, die nicht zuließen das ich Barfüßig hinein ging, mein Kasten war zum wegwerfen, mein Bett ein einziger Trümmerhaufen aus Holz und Federn, meine Kleidung alles voller Blut und selbst mein Schreibtisch hatte ein Bein verloren und lehnte gerade noch am Stuhl, der als einziges überlebt hatte. „Verdammte Scheiße!“ Fluchte ich laut und beschloss Schuhe zu holen. „Miss Schreckenbach. Ich dachte Sie wollten ich einkleiden?“ Bemerkte Mr. Himmelsbach spöttisch.„Oh, ja. Wollte ich, doch vorher muss ich erst meine Sachen aussortieren zwischen >Wegwerfen< und <Waschmaschine kann sie retten<, aber wenn Sie schon hier sind, können Sie mir doch helfen, oder?“„Maddison! Hör auf.“ Warf Izzaya ein und ich griff, die Augen verdrehend nach meinen Schuhen.„Schon gut. Schreckenbach sind alle gleich in der Familie. Ich freue mich aber, dass du sie ertragen kannst und... nun ja ich kann nicht sagen das ich dich dafür bewundere mein Sohn, doch bin ich stolz dass du so einer Person nicht verfällst. Das zeugt davon was für ein Ehrenwerter Mann du einmal werden wirst.“Mr. Himmelsbach wollte sich bestimmt noch verabschieden, doch ich warf bereits einen Schuh nach ihm und beschimpfte ihn als einen >egozentrischen alten Besserwisser<. Nicht zu Freude von Izzaya, denn er fing mich ab, als ich mich auf den alten Kauz werfen wollte und deutete seinem Vater schnell wegzufahren.Schreiend wehrte ich mich gegen Izzaya und erst als ich hörte dass er das Auto startete hörte ich auf.„Maddison! Wieso lässt du dich so von ihm provozieren?“„Ich kann machen was ich will. Wenn mir jemand so direkt zum verstehen kann was er von meinem Familienerbe hält, kann ich ihm auch deutlich machen was ich von seinem Anblick halte!“ Ich wusste nicht wieso ich ausgerechnet Izzaya für das anschrie, was eigentlich sein Vater verdiente, doch das war mir gerade egal.Plötzlich kam der schreckliche Gedanke in mir auf, das der Kuss gestern tatsächlich nur in einem Traum geschehen ist.„Schatz! Es kann dir egal sein was er über dich denkt. Er ist ein alter Mann, der frustriert und überarbeitet ist. Nimm ihn nicht ernst.“ Überrascht blickte ich zu Izzaya auf und konnte nicht anders als zu lächeln. Also doch kein Traum. „Schatz?“ Fragte ich unsicher ob ich mich nicht doch verhört hatte.Izzaya wurde rot und sein Gesichtsausdruck daraufhin wieder weich. „Entschuldige, ich habe nicht nach gedacht. Du hast dich vorhin nicht direkt neben mich gesetzt und das hat mich etwas verwirrt. Und das mein Vater dich auch noch so beleidigt... das war nicht in Ordnung von ihm.“„Also ist das zwischen uns... nicht nur ein Traum gewesen?“ Ich kam mir dumm vor das ich das auch noch fragen musste, doch es kam mir so absurd vor. „Nein! Göttin, nein. Das war alles gestern real, meine Süße. Keine Sorge.“ Er streckte die Arme nach mir aus und ich sprang ihm direkt in die Arme. Meine Beine legten sich um seine Hüften und mit meinen Armen hielt ich mich an seinen Schultern fest.„Versprochen?“ Fragte ich und blickte ihn unschuldig an.„Was? Muss ich dich etwa erst davon überzeugen?“Ich nickte eifrig und wir küssten uns eine geschlagene Minute ausgiebig. Als er sich von mir löste lächelte er mich an, als wäre ich der wichtigste Mensch in seinem Leben.„Glaubst du mir jetzt?“ Ich wiegte für einen Moment meine Antwortmöglichkeiten ab und verzog dabei gespielt unsicher das Gesicht. „Ich weiß nicht... Ich meine, so überzeugt bin ich noch nicht.“ Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, küsste er mich wieder und von einem Moment auf den anderen landete ich auf der Couch im Wohnzimmer. Wann er mich dort hin getragen hatte, wusste ich nicht, doch diese Position fand ich zum knutschen wesentlich besser. Seine warmen großen Hände glitten über meinen Körper als müsse er sich jede Einzelheit dessen einprägen. Seine Küsse zogen von meinen Lippen zu meinem Schlüsselbein eine Spur die mein Blut in Wallung brachte. Während sich in meinem Körper eine ungewohnte Hitze ausbrach, zog ich sein Shirt hoch und von einem Moment auf den anderen war es weg. Staunend betrachtete ich seinen unglaublich gut durchtrainierten Körper. Von vorne er ein noch außergewöhnlicherer Anblick als von hinten. Fasziniert fuhr ich die Konturen seines Körpers nach und beobachtete das Spiel seiner Muskeln, als ich ihn aus versehen kitzelte. „Ist das für dich unangenehm?“ Fragte ich unsicher. Er schüttelte den Kopf und stöhnte auf. „Nein... alles andere als das.“ Lächelnd zog ich ihn wieder an mich und wir küssten uns weiter. Erst als die Hitze zwischen uns beinahe greifbar wurde und seine Hüfte hart gegen meine drückte, drückte ich ihn zärtlich von mir. Ich wollte es weder auf einer Couch tun, noch so. Heute war ich alles andere als bereit um es zu tun. „Izzaya... Ich denke.. wir sollten hier aufhören.“Er verzog das Gesicht enttäuscht und strich zärtlich über meine gerötete Unterlippe. „Das sagst du erst jetzt? Dafür brauche ich aber jetzt zumindest eine kalte Dusche.“ Beschwerte er sich mit einem breiten Lächeln im Gesicht.„Geh ruhig. Ich werde derweilen hier unten mit zusammen räumen anfangen.“ Äußerst enttäuscht rollte er sich von mir, doch nicht ohne sich noch einen Kuss zu stehlen. Lachend schob ich ihn zu den Treppen.„Geh jetzt, Dummerchen.“ „Ja, ja.“ Murrte er und lief die Stiegen hinauf. Als er außer Sicht war, ließ ich mich zitternd auf den Boden fallen. Verdammt... Mein ganzer Körper war so erregt, dass ich kaum an etwas anderes als ihn denken konnte. Seine heißen Hände auf meinem Körper, seine weichen Lippen auf meiner Haut, seine Zähne die sanft in die empfindliche Haut an meinem Hals kniffen. Kopfschüttelnd versuchte ich diese Gedanken los zu bekommen. Das war doch absurd das ich mich von einem Tag auf den anderen so dermaßen zu ihm hingezogen fühle. Ich ging, mit Schuhen bewaffnet, in mein Zimmer zurück und betrachtete das Chaos ein letztes mal bevor ich mich daran machte alles auf Haufen zu werfen. Einer für Schutt, einer für Glas, Kleidung die ich wegwerfen würde, Kleidung die ich noch mit der Waschmaschine retten konnte und Holz. Die Federn und den Staub würde ich später mit dem Staubsauger einsaugen. „Hi, Schatz. Wie weit bis du?“ Ich deutete auf meine angefangenen Haufen und lächelte schwach. „Ich komme langsam voran.“„Okay, ähm ich fahre in die Stadt durch die wir her gekommen sind und bestelle neue Möbel. Machst du mir eine Liste, was ich noch mitbringen soll?“Plötzlich kam ich mir wie eine Hausfrau vor, und belächelte dies. Es war zumindest nicht annähernd so anstrengend wie einen Kampf zu gewinnen, dafür hundert mal langweiliger. Izzaya gab mir noch einen Kuss der mir versprach, dass er sich beeilen würde und lief beinahe danach zum Auto. Anscheinend war er mindestens so glücklich wie ich. Am späten Nachmittag, kam Izzaya mit warmen Essen und einem Umzugswagen vorbei, indem sich Haufen von Möbel befanden. Er hatte ihn für die nächsten zwei Tage gemietet, daher bestand keine Eile mein neues Bett hinein zu stellen. Nach einem ausgiebigen späten Mittagsmahl räumte Izzaya den Schutt und alles hinaus und ich kümmerte mich um den gemütlicheren Teil, wie zum Beispiel Massen an Wäsche aufzuhängen. Da ich alles unter >Intensiv pflege< wusch dauerte es zwar lange bis ich neue Wäsche aufhängen konnte, doch ich konnte zumindest einen Großteil davon retten, auch wenn ich meine Kleidung nie mehr mit den selben Augen sehen würde. „Als, erzählst du mir jetzt was dein Vater hier wollte?“ Fragte ich, als wir die neue Couch aus dem Wagen hoben. Da wir beide die alte hassten, hatte Izzaya kurzer Hand beschlossen eine schönere und vor allem gemütlichere zu kaufen. „Ähm... ja. Ich werde wohl wenn wir hier mit allem fertig sind, das bedeutet morgen, oder übermorgen für ein paar Tage zurück fahren müssen. Mein Vater will anscheint wissen wie weit wir bisher gekommen sind mit unserer Kraft und der Mission. Außerdem kommt angeblich wichtiger Besuch, den ich vorgestellt bekomme.“Wichtiger Besuch? Während einer Mission? „Okay, dann fahr besser schon morgen, dann kannst du schneller zurück.“ Kichernd schüttelte er den Kopf. „ So einfach ist es auch wieder nicht. Ich kenne Vaters >Besuch< Das ist meist irgendjemand aus der Verwandtschaft der sehen will wie es um dessen jüngsten Nachwuchs steht. Da ich ja auch gerade offiziell zum Krieger ernannt worden bin, interessieren sie sich noch mehr für mich.“ Er verdrehte die Augen, was mich zum lachen brachte. „Okay, wie du möchtest. Bisher hat sich die Najade so wie so nicht gezeigt. Ich sehe daher überhaupt kein Problem.“Wir setzten den letzten Teil der Bank zusammen und warfen uns gleichzeitig auf die sanfte Federung. „Ah! Viel bequemer!“ Seufzte ich und meinte es vollkommen ernst. Das alte Sofa hätte genauso gut als Feldbett durchgehen können. Praktisch aber unbequem.„Erwartest du heute noch Besuch?“ Fragte Izzaya.Ich blickte auf die Uhr. Beinahe sieben Uhr. „Nein, eigentlich nicht, du?“ Er schüttelte den Kopf und im nächsten Moment bekam ich überhaupt nichts mehr mit. Seine Lippen lagen so intensiv auf meinen, dass er mir innerhalb von Sekunden den Kopf verdrehte. Seine Hände glitten neckend unter mein Shirt und mein Körper wurde so wieder so heiß und willig wie an diesem Morgen schon einmal. Erst als seine Hand meinen Bauch hinab glitt und unter der Boxershort verschwand schob ich ihn von mir und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen.„Izzaya.. es tut mir leid, aber ich kann das nicht einfach so.“ Entschuldigte ich mich und rutschte unter ihm hervor.„Okay...“ Izzaya war äußerst verwirrt und schien nach einer Antwort für meine plötzliche Ablehnung zu suchen.„Ähm, sagst du mir auch wieso, oder... soll ich einfach raten...?“ Ich musste darüber lachen, was ihn nur noch unruhiger machte. „Was ist daran witzig?“„Es ist nur nichts ernstes. Ich finde es nur wirklich süße wenn du so unsicher wirst.“Izzaya hob beleidigt die Arme und blickte mich an als hätte ich den Verstand verloren. „Entschuldige, aber ich dachte wir wären auf der selben Wellenlänge was das angeht. Oder... zumindest das du es genauso sehr willst wie ich...“Lächelnd kniete ich mich über ihn küsste ihn und führte seine Hand unter meine Hose. Überrascht sog er die Luft ein und sein Gesichtsausdruck wurde träumerisch. Jetzt wo ich so über ihm saß konnte ich auch direkt seine Erregung ganz deutlich spüren und ebenfalls wie sie größer wurde, als er fühlte wie sehr ich nach ihm verlangte. „Ich fühle schon seit heute morgen so und es wird nicht gerade besser wenn ich dich den ganzen Tag schwere Sachen herum tragen sehe. Nur ist das Problem... dass ich es noch nie zuvor getan habe und... ich denke das solltest du wissen.“Izzayas Blick wurde wieder normal und wechselt von einer Sekunde auf die andere zu Liebevoll. Ich konnte in seinen Augen ganz deutlich erkennen wir seine Liebe zu mir nur noch größer wurde. „Das... das bedeutet, du würdest mir dein erstes mal schenken?“ Ich fühlte wie mein Blut leicht in meinen Kopf stieg und nickte dann. „Selbst verständlich, Izzaya. Für mich kommt seit einem dreiviertel Jahr niemand anderes dafür in Frage.“ So abrupt dass ich vor Schreck auf schrie, erhob sich Izzaya mit mir und wir gingen hinauf in sein Zimmer. Oben legte er mich zärtlich ins Bett und nahm mich einfach nur in den Arm. „Maddy...“ „Hm?“ „Ich will das wir damit warten.“ Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Was meinst du?“„Genau das was du denkst. Ich will dass wir damit warten bis ich wieder zurück bin. Ich werde gleich morgen Vormittag fahren, wenn wir die restlichen Möbel ausgeräumt haben. Wenn ich dann in ein paar Tagen zurück bin, bereite ich für dich etwas schönes vor und wir machen uns einen schönen Abend. Und erst dann werden wir miteinander schlafen.“Nicht das ich es nicht unglaublich süß finden würde von ihm. Doch es klang so überhaupt nicht nach meinen Izzaya.„Ich versteh immer noch nicht.“ Gab ich zu. Izzaya richtete sich auf, sodass er auf mich hinab blicken konnte mit einem vollkommen ernsten Gesichtsausdruck.„Ich habe seit wir uns das erste mal getroffen haben, mit keiner anderen Frau geschlafen, das schwöre ich dir. Jedoch kann ich dir so ein Geschenk, was du mir machst nicht zurück geben, daher finde ich es passender, wenn ich etwas für dich vorbereite was dich glücklich macht. Ich will dass du davor deinen Perfekten Tag hast bevor wir miteinander schlafen. Ich kann dir überhaupt nicht sagen wie sehr ich es am liebsten sofort mit dir tun möchte, aber wenn wir damit warten wird es nur umso schöner für uns beide.“Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte das Bedürfnis zu lachen nur um diese unangenehme ernste Spannung los zu werden. Schlussendlich rang ich mich zu einem nicken durch und schämte mich dafür ihn am liebsten sofort hier im Bett zu nehmen. Izzaya legte sich wieder neben mich zurück und küsste meine Hand. „Ich liebe dich Maddison.“ Mein Herz überschlug sich beinahe und ich blickte ihn überrascht an. In Izzaya steckten anscheinend mehrere Charaktere, doch jeden mochte ich mehr als den davor und umgekehrt. „Ich liebe dich auch.“ Wir küssten und wieder eine Ewigkeit. Seine Liebe für mich war einfach überwältigend. Hätte man mir gestern noch gesagt dass ich heute mit Izzaya so vertraut sein würde, hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. Auf einmal erinnerte ich mich an eine Situation die wir gestern nicht ganz geklärt hatten. „Das bedeutet dann wohl das du gestern doch eifersüchtig warst.“ Izzaya biss mich mahnend in die Unterlippe. „Lass das. Ich bin nie eifersüchtig.“„Gib es zu. Gestern als ich so auf Brend gesessen bin und wir uns innig geküsst haben...“ Er unterbrach mich indem er mich so intensiv küsste, dass mein Körper wieder unglaublich heiß wurde. „Ich werde wohl etwas dagegen unternehmen müssen dass du in meinem Bett an einen anderen Jungen denkst.“Diese Nacht, ich glaubte es selbst kaum, schlief ich sogar noch besser als die davor. Wir schliefen zwar nicht miteinander, doch er bereitete mir einen sehr genauen Vorgeschmack darauf was er noch mit mir vor hatte. Daher wachte ich nur sehr unfreiwillig auf, als Izzaya darauf bestand, dass wir endlich aufstanden.„Wir müssen aber. Du musst dich noch darauf vorbereiten, was du deinem Chef sagst. Ich habe ihm nur gesagt, dass wir einen Unfall hatten und du dich meldest, wenn es dir besser geht.“Murrend bewegte ich mich auf und griff nach frischer Kleidung. Ihr konnte nicht vielleicht etwas einfacheres einfallen, wie zum Beispiel das ich Krank bin?“ Izzaya winkte lächelnd ab und schlüpfte in seine Hose. „Du machst das schon, Liebling. Sag einfach Wild ist in unser Haus gelaufen, oder so.“ Ich blickte mürrisch zu ihm auf und folgte ihm aus dem Zimmer. „Du bist echt keine Hilfe.“ Nachdem nun auch die restlichen Möbel ins Haus geschleppt worden sind, machte sich Izzaya fertig um zurück zu fahren. „Wir sehen uns in ein paar Tagen. Halte dich bis dahin von Probleme fern und verursache auch keine, Verstanden?“ Ich streckte ihm die Zunge heraus und schloss die Autotüre von außen. „Du nervst.“ Beschwerte ich mich halbherzig, doch das hörte er nicht mehr, da er den Motor startete und aus der Garage hinaus fuhr. Ich konnte mich zwar nicht mehr richtig von ihm verabschieden, doch vermutlich war es auch besser so, sonst hätte ich ihn niemals gehen gelassen. Einige Stunden später kamen Leute die mein kaputtes Fenster austauschten, während ich zum Restaurant ging um mich persönlich für mein Fehlen entschuldigen. Ich erfand eine Ausrede die rechtfertigte, wieso ich zu Fuß kam und nicht mit dem Auto und wenig später stand ich in der Küche und kaute auf einem Stück Paprika herum.„Das ist ja schlimm. Ich habe schon seit Jahren von keinem Wildunfall mehr gehört. Geschweige denn, dass es hier in der Nähe noch irgendein Wild gibt.“ Erklärte mir Brend gerade und ich schluckte schwer. Verdammt.„Ja frag mich was einfacheres. Ich habe es nicht so gut gesehen. Izzaya und ich haben uns gerade im Auto gestritten...“ nun, ja. Im Grunde entsprach es der Wahrheit .0.. und plötzlich von einem Moment auf den anderen stand etwas auf der Straße. Ich lenkte weg und eine Sekunde später standen wir im Wald. Es hat Stunden gedauert bis wir abgeschleppt wurden.“ Brend schüttelte lächelnd den Kopf. Während er Palatschinken in die Höhe warf um sie umzudrehen. Erstaunt sah ich der Palatschinke nach. Für jemanden wie mich keine große Herausforderung, doch ob mich meine natürlichen Talente auch beim Kochen weiter bringen würden, so wie Izzaya? „Wundert mich das es so lange gedauert hat. Der Pannendienst hat normalerweise sehr wenig hier zu tun.“Ich hob die Schultern. „Ist doch egal. Izzaya ist für ein paar Tage weg um unser Auto reparieren zu lassen und Verwandte zu besuchen und ich hänge hier fest. Das ist öde. Ich hasse es alleine zu sein.“ Gab ich zu und griff nach einem neuen Paprikastück.„He! Lass das. Das ist für die Gäste und nicht für dich du kleine Diebin.“ Brend lachte während er es sagte und griff nach meinem ehrlich gestohlenen Paprika. Ich zog ihm damit auf dass er zu langsam sei und wir lachten noch eine weile. Mir kam es irgendwie vor, als hätte es den Abend am See mit Sira und Emma überhaupt nicht gegeben. Das einzige was existierte, war das was danach passiert ist. „Sag mal. Gibt es hier eigentlich Wölfe in der Nähe.“ Brend schüttelte den Kopf. „Wo es kein Wild gibt, gibt es auch keine Wölfe.“ Gab er zu bedenken. Das klang auch irgendwie logisch. Doch wie konnten sich drei Rudel gleichzeitig >zufällig< im >selben Dorf< treffen wo >mysteriöse Dinge< vor sich gingen und >gleichzeitig< das selbe Haus unter Dutzend anderen angreifen? Da musste mehr dahinter stecken als bloß eine zusammen Schließung von Werwandler.„Was ist? Du bist plötzlich so ernst. War es etwa ein Wolf dem ihr begegnet seid?“„Wenn es nur ein einziger gewesen wäre...“ Witzelte ich innerlich.„Was meinst du damit“ Überrascht zog ich die Stirn kraus und schüttelte den Kopf. „War nur ein Scherz. Wie lange lebst du eigentlich schon hier in dem Dorf?“„Seit fünf Jahren, wieso.“ Brend wirkte plötzlich nervös, das konnte ich sehr deutlich erkennen. Und was Brend nervös machte, sollte mich wohl auch nervös machen, immerhin ist er die Lässigkeit in Person. „Sind dir hier... irgendwelche seltsamen Dinge passiert?“ „Nein, nie.“ Ich legte den Kopf schief und konnte schwören, dass seine Augen reflektiert hatten. Vielleicht kam es auch nur von den Neonröhren?„Kennst du vielleicht Leute, denen etwas seltsames passiert ist?“ „Nein.“ So karge und schnelle Antworten war ich überhaupt nicht von ihm gewohnt. „Brend... du kannst mir vertrauen. Ich vertrauen sie auch nicht weiter.“So etwas wie ein belustigtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und ich musste an den Moment denken wo wir uns geküsst hatten. Verdammt... was soll das jetzt? Mein Herz fing für einen Moment zu pulsieren an und ich konnte irgendetwas in der Luft fühlen. Nervös rutschte ich von der Arbeitsfläche und riskierte durch das Fenster, wo Brend das Essen hinaus reichte einen Blick auf die Leute. „Mad? Alles in Ordnung?“ Brend stellte sich neben mich und blickte ebenfalls hinaus. „Ja.... denke schon.“ Ein Lichtblitz zuckte durch das Fenster und erhellte für eine Sekunde das Lokal, bevor ein mächtiges Grollen ihm folgte. „Oh. Es gewittert. Wie schade. Dann gehen sicher bald alle Leute heim.“Die Najade! Sie war in der Nähe und auf irgendjemand oder etwas wütend. „Hat die Wetteransage für heute nicht dreißig Grad versprochen?“Ich nickte. Das hatte sie tatsächlich, doch eine wütende Najade musste auf nichts und niemanden hören. Sie verfolgt ihren eigenen Willen und ist leicht reizbar. „Ich denke ich sollte auch gehen...“ Gab ich bekannt und öffnete die Türe die aus der Küche hinaus führte. „Sehen wir uns morgen?“ Fragte Brend hoffnungsvoll.„Mal sehen. Vielleicht... ach ja. Eine Frage noch. Kennst du diesen Kanal in der...“„...Jeffersonstreet? Halt dich davon fern. Er bringt nichts als Unglück.“Ich lächelte und akzeptierte die Herausforderung. „Bei strömenden Regen... wie verhält sich der Kanal da?“Brend rammte sein Messer in das Schneidebrett und blickte mich ernst an. „Maddison! Das ist kein Spaß jetzt. Halt dich bitte davon fern. Er ist gefährlich und angeblich verflucht. Es wäre besser wenn...“ Ich hörte den Rest nicht mehr, da ich schon aus der Küche war und hinaus in den strömenden Regen trat. Mein Blick glitt über den Plaza. Viele Leute rannten vom plötzlichen Regen überrascht, noch mit dem Badeanzug bekleidet zu ihren Autos, oder suchten Schutz in den nahe gelegenen Restaurants. Ich ging zum Geländer und blickte hinab zum Strand. Die Wellen erhoben sich wie zornige Nattern und kamen weit über das Ufer. Kopfschüttelnd beschloss ich dem mysteriösen Kanal einen Besuch ab zu statten, doch vorher musste ich heim, mich ausrüsten. Im Haus packte ich eine kleine Taucherflasche ein, nur für den Fall, dass sie mich ertränken wollte, doch länger als Zehn Minuten würde ich es trotzdem nicht aus halten. Ein Messer und einen Enterhaken. Außerdem ein paar Sterne und Blitzbomben um sie zu blenden, falls es nötig sein sollte. Und kleine Bomben, die nur einen Geringen Schaden anfügten und somit nicht allzu viel Aufregung erregen sollte. Ich kam mir zwar dumm vor auch noch zu alle dem einen Regenschirm mit zu nehmen, doch es war besser als am Weg auch noch krank zu werden. Das Dorf war nicht allzu groß, daher traf beinahe jeder Weg auf jeden und alle führten ins Dorf innere. Meine Gehzeit betrug nur beinahe eine halbe Stunde und ich fluchte. Vielleicht hätte ich Gummistiefel auch noch anziehen sollen?Die ganze Straße stand unter Wasser und nichts schien ab zu laufen. Hier war ich richtig. Aber wo hatte sie sich verkrochen? Ich stapfte, die größten Lacken meidend, durch die nasse Straße und sprang sogar einmal vor einem herab fallenden Ast davon. Verdammt sie wusste das ich hier bin. Ich blickte zu dem Haus, in dem kein Licht brannte, doch den kleinen braunhaarigen Lockenkopf erkannte ich trotzdem sofort. Sie winkte aus dem Fenster und kam nach wenigen Sekunden heraus gelaufen. Sie trug immer noch ihre verdreckte Jeanshose und das rosa Leibchen auf dem ein Einhorn gedruckt war. „Enni! Was suchst du bei diesem Regen hier draußen? Du wirst dich noch Verkühlen. Ich zog meine Jacke aus und hängte sie ihr über den Kopf. Meine Jacke reichte ihr bis zu den Knien und sie sah auf einmal richtig süß aus. „Aber du bist doch auch draußen. Ich dachte du kommst zum spielen?“Bei diesem Regen? „Nein, süße. Ich bin hier weil ich jemanden suche. Hast du hier schon einmal eine... eine seltsame verärgerte Frau gesehen?“Enni nickte eifrig. „Sie wohnt da drinnen.“ Gab Enni zu und deutete auf den geöffneten Kanal, an dem das Wasser einfach vorbei lief. Was hatte das alles zu bedeuten?„Maddison!“ Ich kam aus der Hocke hoch und blickte in die dunklen Augen von Brend, der triefend Nass zwei Häuser entfernt stand. „Brend? Zur Hölle was suchst du hier? Du holst dir noch eine Lungenentzündung!“ Schimpfte ich, doch das war eigentlich überhaupt nicht meine größte Sorge. Die Najade war hier, das war offensichtlich. Ich konnte in diesen Kampf keinen Mensch und ein kleines Kind hinein ziehen.„Das ist das einzige das dich beunruhigt? Verdammt hier ist gerade ein kleiner Weltuntergang und du sprichst mich deiner Jacke neben dem Kanal vor dem ich dich gewarnt habe!“Mit meiner Jacke? Enni musste sich vor ihm erschreckt haben und weg gelaufen sein, denn meine Jacke lag vor mir auf den Boden und war genauso nass wie die Straße selbst. Seufzend hängte ich sie auf den Zaun der Kleinfamilie die hier wohnte und blickte mich nach Enni um.„Nein, hier war gerade noch ein kleines Mädchen. Du hast sie verschreckt. Na toll. Geh nach Hause Brend!“„Was? Bist du denn vollkommen lebensmüde?“ Brend kam wütend auf mich zu und packte mich an den Schultern. „Verdammt du musst hier weg. Sie wird dich ebenfalls holen kommen.“Sie? Er wusste von der Najade? „Wovon sprichst...“ Mehr konnte ich nicht mehr sagen, denn er brüllte ich wütend an.„Verdammt bist du so kurzsichtig, oder stellst du dich nur so?“ Von einem Moment auf den anderen beugte er sich zu mir und küsste mich so zärtlich wie vor ein paar Tagen am Strand. Der kalte Regen und die röte die in meine Wangen schossen erschufen einen prickelnden Kontrast und für einen Moment erwiderte ich seinen Kuss. Seine Arme legten sich auf meinen Rücken und er vertiefte den Kuss, als ich ihn nicht von mir stieß. Verdammt das fühlte sich so gut an. Es war nicht so leidenschaftlich wie mit Izzaya und auch nicht fordernd. Dieser Kuss war verboten und zärtlich. Es ließ mein Herz höher schlagen und meine Gedanken verschwimmen. Izzaya!Ich stieß Brend von mir und blickte in zwei leuchtenden blaue Augen. Meine Verwunderung verwandelte sich in Entsetzen und ich schlug ihm direkt ins Gesicht. „Du Scheißkerl!“ Er ist ein Werwandler! Ein von der Göttin verdammter Werwandler! „Was soll das? Wenn du ein Werwandler bist, dann weißt du was ich bin! Zur Hölle, Brend! Ich werde dich gleich nach dieser Scheiß Najade umbringen!“ Schwor ich und hielt ihm einen Dolch an die Kehle. „Maddison! Es ist nicht so wie du denkst. Ich wollte dir nichts böses und ich weiß das du eine Kriegerin bist, aber ich bin selbst schon seit sieben Jahren hinter der Najade her und sie ist unglaublich stark. Du solltest nicht ohne deinen Partnern dort hinab steigen!“„Blöd ,oder? Mein Partner ist nicht hier und die Najade zeigt sich heute, also muss ich sie alleine bekämpfen und jetzt such am besten das Weite, denn wenn ich mit der Fertig bin..“ Ich deutete auf den Kanal „.. dann komme ich deine Schwanzfedern holen!“ Ich drehte mich weg und blickte in die Unschuldigen Augen von dem kleinen Mädchen. „Enni! Was machst du denn noch hier draußen? Habe ich dir nicht gesagt das es regnet und das du hinein gehen solltest?“ Ich kniete mich wieder vor sie hin und hielt den Regenschirm über sie. „Du solltest auf deinen Freund hören. Sie ist sehr sehr böse. Wenn sie anfängt zu weinen, dann tut sie böse Dinge.“Lächelnd legte ich der kleinen eine Hand auf die Wange. Ich kann nicht glauben dass sie erst drei Jahre alt ist. Sie wirkt so viel älter...„Es ist gut. Dafür bin ich da. Ich werde die böse Frau dazu überreden dass sie aufhört so böse zu sein.“Sie schüttelte energisch den Kopf und plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. „Maddison? Mit wem sprichst du?“Ich blickte verwirrt zu Brend hoch, der völlig aufgelöst zu sein schien. War er etwa so blind?„Mit dem Mädchen das in dem Haus lebt. Ich habe sie getroffen als Izzaya und ich hier angekommen sind.“Brend blickte auf meine noch immer ausgestreckte Hand und dann zu dem Haus das ich gemeint hatte.„Maddison... Dort lebt niemand.„Doch! Tut jemand. Eine Hexenbiestmutter und ihre dreijährige Tochter...„...Enni!“ Vollendete er meinen Satz.„Ja! Siehst du!“„Nein... Maddison... Sie sind vor über fünfzehn Jahren gestorben, als die Flüche hier angefangen haben. Enni war ein kleines quirliges Mädchen und war immer mit einem roten Ball unterwegs den sie geliebt hat. Der Ball ist in diesen Kanal gefallen und somit wurde Enni das erste Opfer der Najade. Ihre Mutter ist ihr nach gesprungen um sie zu retten... sie starb genauso.“ Nein... das ist doch eine Lüge. Enni stand direkt vor mir. Ennis Augen leuchteten Grün und ihr Gesicht verzog sich als müsse sie gleich weinen. „Aber... sie steht da..“ Vollkommen trocken und die Regentropfen schienen durch sie hindurch zu fallen. Konnte das etwa...„Hast du jetzt Angst vor mir, Maddison?“ Fragte sie mit zitternder Stimme.„Nein... ehrlich gesagt bin ich verwirrt was du noch hier machst.“ Im nächsten Moment hörte der Regen auf und alles verschwamm zu einem faszinierenden Farbenspiel. Enni deutete auf den Garten, der plötzlich nicht mehr verwildert aussah. Schmetterlinge und Bienen surrten fröhlich durch den Garten und ein kleines Mädchen lief lachend durch den Garten. Brend und ich blickten uns verwirrt an. Anscheinend sah er das selbe wie ich. Wir gingen näher an den Garten heran. Am Küchenfenster stand die Frau die sich schon am ersten Tag bei mir bedankt hatte und lächelte hinaus zu ihrer Tochter. Sie fiel hin und fing bitterlich an zu weinen. Daher also der Dreck auf der Hose..„Enni! Was ist passiert?“ Die Mutter lief durch die Eingangstüre hinaus und nahm ihre Tochter schützend in den Arm. Es wirkte wie aus einem Film. Die Farben waren übertrieben und die Schmetterlinge schienen beinahe zu glitzern und leuchten. „Der Blick eines Kindes...“ Bemerkte Brend belustigt und ich musste ebenfalls lächeln. So unschuldig und farbenfroh. Die Mutter ging hinein ins Haus und versprach mit einem Stück des r3estlichen Geburtstagskuchen wieder zu kommen. Dem Mädchen ging es eindeutig bei dieser Vorstellung besser und sie sprang auf um ihren Ball zu holen. Plötzlich rutschte sie aus und trat dabei den Ball über den Zaun. Er flog zwischen Brend und mir vorbei und kam hüpfend vor dem Kanal an. Wie von selbst glitt er auf und der Ball fiel hinein.Die kleine Enni öffnete gerade das Tor zur Straße und lief über die Straße um ihren Ball zu retten.Ich wollte hinterher stürzen, doch Brend hielt mich auf. „Wir müssen...“ Was mussten wir? „Das ist nur eine Erinnerung eines Geistes. Wir können nichts tun, Mad.“ Er legte tröstend einen Arm um mich und plötzlich sah ich wie eine Hand nach dem Kragen von Enni griff und sie schreiend hinein gezogen wurde. Entsetzt drehte ich den Kopf weg und sah gerade noch wie das Hexenbiest die Beherrschung verlor und laut aufschrie, als sie ihre Tochter im Kanal verschwinden sah. Ihr so schönes Gesicht verzerrte sich zu der Fratze eines Hexenbiests. Wurde Moder und grau. Eine Seite ihres Gesichts schien beinahe wie lose herab zu hängen, doch sie lief zum sich schließenden Kanal und sprang einfach hinterher. Plötzlich fanden sich Brend und ich im Kanal wieder und ekelhafter Geruch stieg uns in die Nase. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Ennis Mutter stand unbeschadet auf und blickte in dunkelblaue Augen, die einem wilden Ozean ähnelten. Spitze Zähne lächelten ihr entgegen und bissen unvermittelt in das unschuldige Fleisch von Enni. Sie schrie auf vor Schmerz, während Blut aus ihrer Halsarterie über ihren Körper hinab lief und sich mit dem dreckigen Wasser zu ihren Füßen verband. Halb am sterben warf sie die kleine Enni achtlos zur Seite und fing abscheulich an zu lachen, als Ennis Mutter wie wild Magische Flüche auf sie aus ließ. Ein Kampf begann und es war klar wer gewann. Die Najade schlitze den Brustkorb des Hexenbiest auf und schien mehr als nur glücklich zu sein.„Jetzt sind wir quitt du hässliche Hexe. Mein Kind für dein Kind!“Das Hexenbiest schüttelte nur mit letzter Kraft den Kopf. „Was meine Mutter getan hat, ist unverzeihlich. Doch mein Kind konnte doch nichts dafür. Sie ist so unschuldig...“„Niemand ist Unschuldig! Gerade du solltest es doch wissen, du Hure!“ Die Mutter von Enni hob mit letzter Kraft ihren Arm und flüsterte „Von Neid zerfressen sollst du hier an diesem Ort bis an dein Ende schmoren für das Leid, das du einer Unschuldigen Seele angetan hast!“ Danach wurde alles Still und Enni stand neben uns, während der Rest verschwamm. „Oh... Enni. Es tut mir so leid!“ Ich wollte abermals den Arm nach ihr ausstrecken, doch bemerkte noch rechtzeitig das sie ja überhaupt nicht real war. „Aber wieso kann ich dich dann sehen und er nicht?“„Weil du von der Göttin gesegnet bis, so wie der andere Mann an deiner Seite. Als du mich das erste mal berührt hast, konnte ich mit dir sprechen, doch ich wusste nicht was ich dir sagen sollte.“„Und deine Mutter? Ist sie auch noch hier?“ Enni schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist zuhause bei Papa.“Liebevoll blickte ich zu ihr hinab. Selbst nach fünfzehn Jahren und das tot, hat sie ihre reine Seele behalten.„Gut... dann werden mein... Dieser Dummkopf und ich nun schauen was wir tun können um dich auch zu deinen Eltern zu bringen. Sie warten bestimmt schon ungeduldig auf dich.“Das Mädchen klatschte plötzlich freudig in die Hände. „Ja! Nach hause! Aber... würdest du mir noch einen gefallen tun?“„Natürlich! Jeden!“ Sie deutete mir mich zu ihr hinunter zu beugen und flüsterte mir eine kleine Bitte ins Ohr. „Natürlich, süße. Ich kümmere mich darum.“Ich deutete Brend mir zu folgen. Als Werwandler hatte er bereits eine eigenen Waffen von Geburt an und selbst wenn er hier sterben sollte, wäre es nur praktisch für mich, da ich ihn danach nicht mehr töten müsste.„Okay... verrätst du mir jetzt wieso du das kleine Mädchen womöglich sehen kannst?“Ich zog einen Wurfstern aus meinem Gürtel und zog den Dolch. Nahkampfwaffen waren bei Najaden wesentlich effektiver, da sie Sachen, die auf sie zu flogen bis zu einem gewissen Grad ausweichen konnte, oder sie mit Hilfe ihrer natürlichen Gabe über das Wasser ableiten. „Womöglich? Was war denn das was du vorhin gesehen hast?“Brend hob die Schultern und plötzlich veränderten sich seine Hände zu Krallen „Ich hatte wohl den einen oder anderen Drink heute zu wenig wie es scheint. Das ist alles.“Ich duckte mich unter Rohre hindurch und erkannte das wir falsch gingen. Das beste Indiz dafür war Wasser das von einem Gulli herunter floss. „Wirklich? DU scheinst nicht wirklich der typische Trinker zu sein.“ Das meinte ich ernst.„Und du siehst nicht aus wie der typische Krieger der mit einem Werwandler herum knutscht.“Ich holte, zufällig, mit meinem Bein aus und trat ihm gegen das Schienbein. Stöhnend unterdrückte er einen Schrei. „Nächstes mal breche ich dir etwas, auch wenn es keinen Knochen besitzt!“ Schwor ich ihm und richtete meinen Blick auf den nächsten Gang. Die Gänge hier unten waren feucht und rutschig, jedoch schienen die einen sauberer zu sein als die anderen. „Ich habe ja verstanden das du sauer auf mich bist, aber du kannst nicht behaupten das es dir nicht gefallen hätte.“ Nicht gefallen? Nun, ja ich musste zugeben dass er ein recht guter Küsser ist, aber schon alleine der Gedanke dass er ein Werwandler ist brachte mich beinahe zum erbrechen meiner Paprika. „Schon alleine der Gedanke daran, dass meine Lippen deine berührt haben, bringt mich dazu beinahe mein Essen von letzter Woche auskotzen zu wollen!“ Gab ich schnippisch zurück.Plötzlich ertönte ein >Platsch< vor uns. Ich blieb stehen und Brend lief in mich hinein. Eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper und ich verspürte das Bedürfnis ihn jetzt gleich zu töten. „Dafür das du so angeekelt bist von mir, suchst du ziemlich oft Körperkontakt.“ Was? Wenn er keinen Sicherheitsabstand halten konnte... Verdammter... „Hör gefälligst auf mich zu begrabschen!“ Beschwerte ich mich und stieß ihn einen Schritt zurück. „Keine Sorge, ich bin auch nicht gerade begeistert mit einer Kriegerin herum gemacht zu haben.“ Verdammt. Wieso konnte er nicht den Mund halten? „Hör zu! Von mir aus reden wir später darüber, bevor ich dich dann töte, aber jetzt... halt die Klappe, denn jedes mal wenn du deinen Mund... Schnabel... oder was auch immer öffnest verrätst du unsere Position!“ Brend machte eine Geste als würde er seinen Mund zu sperren und lächelte dann belustigt.Konnte er, oder wollte er das hier nicht ernst nehmen?Kopfschüttelnd riskierte ich einen Blick um die Ecke, doch sie war leer und außerdem eine Sackgasse. Seufzend wollte ich umkehren, doch Brend hielt mich zurück. „Ein Sackgasse? In einer Kanalisation?“Ich hob die Schultern. „Was ist verkehrt daran? Vielleicht ist hier das Dorf aus.“ Er schüttelte den Kopf und hob einen Stein auf. Gezielt warf er ihn gegn die Wand, doch er fiel einfach hindurch. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck schlich ich auf die Wand zu und griff ebenfalls hindurch. Staunend steckte ich den Kopf durch und stand plötzlich halb im Wasser. So wie es roch war es Wasser aus dem See. „Ab hier könnten wir ein Problem bekommen, mein lieber Flügelfreund.“„Oh... plötzlich sind wir Freunde?“ Zynisch warf ich ihm einen Blick zu.Brend steckte nun ebenfalls seinen Kopf durch die >Wand< und schrie erschrocken auf. „Okay, ab hier kannst du alleine weiter. Regen ist mir egal, oder duschen. Aber auf ein Bad verzichte ich aus Prinzip!“ „Mimose!“ Beschimpfte ich ihn und glitt durch die Wand. Im nächsten Moment stand ich bis zum Brustkorb im Wasser und unterdrückte einen Aufschrei. Es war so eiskalt!Jetzt da es so wie so schon egal war ließ ich mich ganz ins Wasser fallen und schwamm bis zur nächsten Kreuzung. Ab hier wurde es kompliziert. Anscheinend befand ich mich gerade direkt unter dem Hauptplatz. Die Wege hier kreuzten sich mehrere Male und waren perfekt für einen Hinterhalt. Als ein platschen hinter mir erklang und darauf folgend eine reihe von wüsten Beschimpfungen an die Najade musste ich mich nicht erst umdrehen um zu wissen wer hinter mir war. „Du schuldest mir aber was, Maddison.“ Knurrte er und ich stellte erstaunt fest das seine Augen hell leuchteten. „Sag, was hat das eigentlich mit deinen Augen auf sich? Wann werden sie blau und wann nicht?“Er winkte ab.„Brend!“„Okay, lass uns eines jetzt fest legen. Ich heiße nicht Brend. Das ist nur mein Tarnname hier. Ich heiße...Nenn mich einfach Salar.“Nun war ich aber ernsthaft überrascht. „Salar? Das bedeutet so etwas wie...„Ja, ich weiß >Vorsitzender<. Mehr musst du nicht darüber wissen.“„Ist das dein echter Name oder einfach nur irgendeine... Tradition oder so etwas unter euch Werwandler?“„Maddison! Ich dachte wir würden später sprechen?“ Ich zog die Augenbrauen hoch und deutete auf die Gänge. „Sie könnte hier überall sein. Halt deine Augen offen.“„Solange ich nicht die Beherrschung hier unten verliere, haben wir nichts zu befürchten.“„Eckstein, Eckstein...“ ertönte eine leise melodiöse Stimme.Ich drückte meinen Körper an die Wand und Salar stellte sich direkt vor mich. Zischend stieß ich die Luft aus, als ich eine Welle erkannte, die nicht von uns stammte. „Alles muss versteckt sein.“ Zitierte ich fertig und verriet somit unsere Position. Ich konnte erkennen wie sich eine Gestalt weiter auf uns zu bewegte und plötzlich erschien blaues Haar um eine Ecke.„Gefunden! Ihr seid dran mit suchen.“ Die Gesichtslose verschwand im Wasser und ich warf einige Sterne nach ihr. Fluchend stieß ich Salar zur Seite und schwamm zu der Stelle wo sie verschwunden ist. Wie sollte ich eine Najade im Wasser finden?Plötzlich kam mir ein Gedanke.„Was hältst du von einem kleinen Spiel, Salar?“ Ich rief es so laut, dass die Najade es bestimmt hören konnte. „Bist du wahnsinnig? Du solltest sie gleich töten und nicht so herum brüllen.“„Idiot! Sie ist von einem Hexenbiest verflucht worden und seitdem ist sie hier unten ganz alleine gefangen. Was denkst du macht sie hier, wenn sie nicht gerade wieder genug Kraft hat um jemanden weg zu spülen?“Salar hob unwissend die Schultern. „Weiß ich das? Sehe ich deiner Meinung nach aus wie eine Najade?“„Sich langweilen! Idiot!“Ich zog die Sterne aus der Wand und steckte sie zurück in ihre Halterung. „Marko!“ Rief ich in die sperrlich beleuchtete Höhle. Salar neben mir spitzte so wie ich die Ohren. „Polo!“ Ertönte weit hinter uns die Stimme der Najade. „Sie bewegt sich schnell. Wir sollten uns aufteilen.“„Ist das nicht schlecht, wenn wir getrennt sind?“Ich warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Nun, ja. Du hast danach mehr vorsprung um weit von mir weg zu laufen.“ Das sah er ein und bewegte sich in die Gegengesetze Richtung von mir. Dieses Areal war eindeutig künstlich erschaffen worden und das nicht von Menschenhand. Vielleicht gehörte das alles zu einer Illusion, die sie mit Wasser erschaffen hatte. Tatsächlich stützte ich mich hin und wieder an einer nicht existierenden Wand ab und tauchte für einen Moment unter. „Marko!“ Ertönte Salars Stimme irgendwo rechts von mir. Ich konnte ihn sogar erkennen, als er sich gerade rückwärts bewegte und angestrengt lauschte. „Polo!“ Erklang eine überraschend nahe Stimme. Ich drehte mich um und Augen die so dunkelblau waren wie das Meer tief blickten mich belustigt an. Piranha ähnliche Zähne, die gefährlich auf blitzten und Lippenlos waren veränderten ihr sonst makelloses Gesicht zu einer hässlichen Fratze. Ich ließ mich nicht davon erschrecken und warf Sterne. Lachend verschwand sie im Wasser. Verdammt sie war wirklich sehr schnell. Ich ging zu der Stelle wo meine Sterne gelandet waren und wurde plötzlich von etwas am Bein gepackt. Schreiend bekam ich einen Mundvoll Wasser ab und wurde hinab gezogen. Gerade war ich noch auf festen Untergrund gestanden und im nächsten konnte ich nicht einen einzigen Stein mehr erkennen. Lächelnd blickte die Najade mir in die Augen und öffnete ihr hässliches Gebiss um mich zu töten. Ich stach mit meinem Dolch zu, doch traf nur ihren Oberarm. Sie schien äußerst überrascht zu sein. Plötzlich packte mich etwas an den Schultern und zog mich hinauf. Japsend schnappte ich nach Luft und fiel meiner Rettung beinahe in die Arme. Nie wieder würde ich mich über die Luft hier unten beschweren! Auch wenn es ekelerregend roch, war es für mich notwendiger Sauerstoff.„Schon gut. Schon gut. Du bist wieder oben. Sie ist weg geschwommen.“ Besorgnis stand in seinem Gesicht ganz deutlich geschrieben und er wischte mir die strähnigen Haare aus dem Gesicht. „Danke...“ Meine Lunge fühlte sich zwar etwas lädiert nach dieser Nahtoterfahrung, doch ich war ihm zu tiefsten Dank verpflichtet. Sein Blick glitt so liebevoll über mich das ich etwas verwirrt war. Bildete ich mir das nur ein? Es konnte sich doch unmöglich ein Werwandler von einer Kriegerin angezogen fühlen... oder doch? Es gab hin und wieder Krieger unter uns, die den Anderwesen zu nahe kam und eine >Liebesbeziehung< anfingen. Doch wie konnte man nur so ein Monster lieben? Sie töten um zu überleben, manche ernährten sich ausschließlich von Menschen und wir Krieger waren darunter so etwas wie das Eis als Nachspeise. So etwas wie der besonders süße Happen. Ich wusste zwar, dass Raub-Kondore alles andere als typische Werwandler waren, sobald sie sich unter den Menschen bewegten, doch das machte sie noch lange nicht unschuldig.„Marko!“ Rief ich, ohne mich noch einmal nach dem Werwandler umzusehen und versuchte ebenfalls diese völlig unangenehme Spannung auszublenden. Verdammt wo war nur Izzaya wenn man ihn brauchte?„Maddison? Kann ich dich etwas fragen?“Ich seufzte schwer, als die Stimme der Najade weit entfernt erklang und nickte dann. „Was läuft zwischen dir und dem Krieger?“„Er ist mein Partner.“„Aber... Krieger sind immer gleichgeschlechtlich.“Ich hob die Schultern abweisend. Über unsere besondere Verbindung konnte ich unmöglich einen Werwandler einweihen. „Manchmal passiert das. Ist nichts tragisches.“„Aber zu was macht es euch dann? Seid ihr stärker als die anderen Partner? Oder seid ihr Schwächer? Ich versteh es nicht.“ „Wir sind ganz normal Klinge und Hand. Mehr ist nicht.“ „Maddison... ich habe die Anspannung zwischen euch im Fish and Chips gesehen, ich habe ebenfalls bemerkt wie gerne er mich dafür töten wollte, dass wir am Strand herum geknutscht haben. Ich bin nicht von gestern.“Idiot! Was ging ihm das überhaupt an? Aber das Izzaya Salar am liebsten für die Küsserei umbringen wollte, fand ich doch recht schmeichelhaft. „Es ist mir egal was du denkst zu sehen. Du bist nur ein nach See stinkender Werwandler und ein widerlicher Stalker. Es geht dich also einen Dreck an was wir Krieger machen.“Seine Hand legte sich so unvermittelt auf meinen Bauch, so dass ich scharf die Luft vor Schreck einzog, als er mich mit den Rücken gegen seinen Brustkorb drückte. Diese besitzergreifende Geste machte es mir schwer zu atmen, und das obwohl mein Puls wie verrückt raste und meine Lungen nach Sauerstoff verlangten. „Vergiss nicht das ich nur alleine für dich in diesen stinkenden See gestiegen bin.“ Seine, trotz der Kälte regierenden warme, Hand glitt unter mein Shirt und er strich zärtlich über meinen Bauch. Es war beinahe so, als würde er mich mit dieser Berührung für sich beanspruchen. Meine so wie so schon völlig verrückt spielenden Hormone ließen mich heiß werden, obwohl ich mich genauso stark abgestoßen fühlte. Und verletzlich. „Ich habe keine Ahnung warum du Enni sehen kannst, oder wieso ich mich so sehr dazu verpflichtet fühle dir zu helfen, aber ich werde nicht von deiner Seite weichen, bis ich alle Antworten habe. Du kannst mich beschimpfen und dich vor mir ekeln wie du willst, aber ich werde bleiben.“ Als ich es endlich wagte Luft zu holen und zu ihm hinauf zu blicken, blitzten seine Augen hellblau und durchbohrten mich mit ihrem blick. Beschämt wie heiß er damit aussah wandte ich den Blick ab und kniff die Augen zusammen. „Du bist ein Freak.“ Schimpfte ich halblaut, doch er ließ mich endlich wieder los. „Wenn du meinst. Marko!“ Eine Sekunde später war er verschwunden und nur Luftblasen erschienen Zentimeter vor mir. „Salar!“ Ich tauchte ihm nach und bekam die Haare der Najade zum fassen. Sie schien mindestens so überrascht wie ich zu sein und blickte mich schockiert an. Ich blickte genauso entsetzt zurück wie nah ich ihr genommen war und wie einfach es nun für sie wäre mich einfach zu töten. Das Wasser ist ihr Element, nicht meines.Doch Salar reagierte schneller als wir beide und biss plötzlich mit einem Schnabel und Klauen bewaffnet auf die Najade ein. Sie schrie auf vor Schmerz und ich konnte das Wasser in Wallung kommen fühlen. Sie erzeugte eine neue Wasserillusion! Ich wurde von der Strömung erfasst und konnte die anderen beiden nicht mehr sehen. Nur eine Blutspur die mir durch die Strömung folgte, versicherte mir, dass nicht alles eine Illusion war.Mit strampelnden Armen und Beinen versuchte ich an die Oberfläche zu kommen, doch das Wasser schien auf einmal unglaublich tief zu sein und ich konnte kaum erkennen ob ich waagrecht oder senkrecht lag.Einzig die die Strömung war beständig und schien mich immer weiter ins dunkle zu ziehen. Sie wollte mich ertränken! Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Aber was hatte ich erwartet? Ich wollte sie töten und würde es auch ohne zögern tun. Was konnte ich anderes von einem Anderwesen erwarten das rücksichtslos sogar unschuldige Kinder tötet? Ich griff nach meiner Sauerstoffflasche, die wie durch ein Wunder immer noch an meinem Gürtel hing und band ihn mir ums Gesicht. Jetzt da ich wenigstens meine Lunge ebruhigen konnte, hatte mein Gehirn sich ganz auf eine mindestens genauso wichtige Aufgabe konzentrieren. Wie komme ich aus diesem Strudel und hinauf an die Wasseroberfläche? Mit Händen und Beinen versuchte ich mich durch das Wasser zu bewegen, doch kam nicht einen einzigen Zentimeter aus diesem Dreck heraus. Langsam breitete sich ein unangenehmer Druck auf meinem Körper aus. Wurde ich etwa gerade in die Tiefen eines Meeres gezogen? Das konnte doch überhaupt nicht sein? Wie erzeugte diese Najade bloß diese Illusion? Sie waren so real und mein Körper reagierte ohne zu zögern darauf. Die Sekunden verstrichen und meine Muskeln ließen langsam in ihrem Dienst nach. Das war einfach zu viel. Ich war bestimmt mehr fünf Minuten bereits unter Wasser und wurde immer tiefer gezogen. Wo war nur Salar? Kämpfte er mit der Najade? Oder war er auch irgendwo hier im Strudel? Izzaya! Wo bist du nur wenn ich dich brauche? Ich fühlte Tränen aufkommen und stellte mir fest sein Gesicht vor. Wäre er hier, würden wir Seite an Seite kämpfen. Ich konnte die Worte sagen und ihn vor diesen verdammten Fluten beschützen. Hustend schluckte ich Wasser, als mich etwas hartes am Kopf traf. Nein.. ich verlor das Bewusstsein. Mein Sauerstoff! Ich griff blind hin und her, doch bekam sie nicht zu fassen. Wo befand ich mich überhaupt? War ich tatsächlich in einem knapp zwei Meter hohen Abwasserkanal? Plötzlich packten mich zwei kräftige Arme und zogen mich an sich. Im nächsten Moment füllten sich meine Lungen endlich wieder mit Sauerstoff und etwas warmes und vor allem nasses umarmte mich fest. „Du bist da!“ Rief ich erstaunt und klammerte mich fest an ihn. „Ja, das bin ich. Sie ist tot, Maddison.“ Das war nicht Izzayas Stimme... Erschöpft hob ich meinen Kopf und blickte in die dunklen Augen von Salar. Plötzlich leuchteten sie blau auf und er wandte den Blick ab. „Die Illusion ist vorbei. Dein Körper sollte sich gleich davon erholen.“Ich nickte und rutschte von ihm ab. „Entschuldige. Ich hielt dich für jemand anderen.“ Er schnaubte ablehnend „Das dachte ich mir, nachdem ich deinen enttäuschten Blick sah.“ Darauf erwiderte ich nichts mehr, sondern erkannte einen Schemen im dunklen. Das kleine tote Mädchen trat aus dem Schatten und lächelte freudig. „Hi, Enni!“ Das Mädchen kam lachend auch mich zu gelaufen und warf sich in meine Arme. „Danke! Ich danke dir so sehr. Hast du es gefunden?“ Mein Kopf drehte sich zwar etwas, da ich trotzdem sie ein Geist war sie fühlen konnte, als wäre sie immer noch menschlich, doch ich setzte mich auf und blickte mich im Gang um. Es war ebenfalls eine Sackgasse, doch ein Absatz der voller Wasser war, in dem ich aufgewacht war, verriet das sie hier ihre Zeit verbracht hatte. Sie hatte keinerlei Möglichkeiten in den See hinaus zu schwimmen und war an dieses Dorf durch einen Fluch gebunden. Irgendwie tat mir das Wesen etwas leid. Sie hatte auch überhaupt nichts mehr menschliches an sich. Plötzlich stach mir etwas helles unter dem ganzen Dreck in die Augen.„Salar... bringst du mir den Ball dort?“Er sprang sofort hinein ins Wasser und blickte mich überrascht an. Ich zog die Augenbrauen hoch. Wo lag das Problem?Kopfschüttelnd befreite er ihn von dem ganzen Schlatz der sich darum gebildet hatte und reichte ihn mir. „Hier Süße. Wie versprochen dein Ball.“ Von einem Moment auf den anderen fing sie lauthals an zu lachen vor Freude und griff nach den Ball. Plötzlich schien sie sich zu verzerren und als sie den Ball mit den Fingerspitzen berührte... löste sie sich endgültig auf. Sie war fort und ihren Frieden gefunden. Dieses Rätsel um dieses verfluchte Dorf war nun gelöst, doch warf das kleine Mädchen mehr Fragen auf als das sie beantwortete. „Ist... Ist sie..:“Ich nickte. „Ja. Sie ist bei ihrer Mutter.“ Er wirkte plötzlich total erleichtert und nahm mir den Ball wieder ab. „Du kanntest sie?“Salar erstarrte und blickte mich unsicher an. „Ja... so könnte man es nennen. Sie war meine Gefährtin, oder sollte es einmal werden.“Mühsam richtete ich mich auf und konnte es immer noch nicht glauben. In dem dreißig Zentimeter tiefen Wasser hätten wir ertrinken sollen? „Was bedeutet das? Ich meine... sie war gerade einmal drei Jahre alt bevor sie...“ Ich brachte den Satz nicht zu ende, da ich es selbst nicht so recht interpretieren konnte.„Ja. Enna Kosaski. Und ihre Mutter Emilia. Emilia war die Tochter einer sehr mächtigen... und auch sehr habgierigen Hexe. Sie praktizierte lange vor der Geburt von Emilia dunkle Magie. Als sie schwanger wurde, wollte sie ihr Kind zu einem der größten magischen Wesen machen. Das höchste Hexenbiest. Emilia durchschaute jedoch bald, dass ihre Mutter nur den Ruhm und die Macht wollte und lief mit sechzehn weg. Wir trafen uns zufällig und ich nahm sie auf. Sie hatte sehr starke... spirituelle Fähigkeiten. Aber wir waren nur so etwas wie Bruder und Schwester. Sie verliebte sich in einen meiner Brüder und sie bekamen Enni. Als ich Enni bei ihrer Hexentaufe das erste mal sah... wusste ich es sofort. Sie war für mich bestimmt. Es klingt dämlich, ja, doch selbst nach all der Zeit...“„Moment... wie alt bist du überhaupt?“„Neunundachtzig, wieso?“ Er sagte es so beiläufig, dass ich glatt meinen Dolch wieder fallen ließ, nach dem ich mich gerade beugte. Hier unten war es ein Wunder das wir uns nicht gegenseitig verletzt hatten.„Du scherzt!“ „Nein, tue ich nicht. Wir Werwandler altern nicht so schnell. Unsere Zellteilung ist etwas langsamer als bei den Menschen, da unsere Genetik vollkommen anders ist.“„Okay... Und wie kam es zu Ennis... Unfall?“„Emilia zog mit meinem Bruder Brend hier her. Sie lebten das erste Jahr glücklich, doch unser Nest musste umsiedeln, da Menschen auf unseren Grund gestoßen sind. Wir riefen ihn zurück und fanden einen neuen Grund. Doch... sie erwischten ihn. Krieger kamen und streckten ihn hin, da er alle Bauarbeiter an diesem Morgen umgebracht hat. Ich schwor mich um die beiden zu kümmern, doch... an diesem Tag war ich nicht da. Ich wusste nichts von der Najade. Nach ihrem Tod bin ich zurück zum Nest und bin im Selbstmitleid ertrunken. Zehn Jahre später kam ich zurück um mich an der Najade zu rächen, doch alleine war ich zu schwach. Sie hatte sich bereits gut versteckt. Ich habe beschlossen mir hier ein vorübergehendes Leben auf zu bauen, doch... sie zeigte sich mir nie. Sie verursachte Chaos aus Spaß und brachte Wahllos Menschen um. Als sie merkte dass ich versuchte sie aufzuhalten versuchte sie vor ein Paar Monaten mich aus dem Verkehr zu ziehen. Sie scheiterte und tötete jeden der in dem Restaurant arbeitete nach der Reihe. Und dann... kamst du. Den ersten Tag wollte ich es überhaupt nicht glauben, als ich gesehen habe wie du dich bewegst. Deine wachsame Art und wie du die Leute musterst. Du warst so... süß und freundlich, doch ich konnte die Killerin unter deiner Haut genau sehen. Dein Kuss am Strand hat mich dann endgültig aus der Fassung gebracht. Ich habe es nicht verstanden, da meine Gefährtin gestorben ist und für jeden gibt es nur eine einzige Liebe auf der Welt. Also zumindest für uns Werwandler.“Ich war perplex wie kam er von seiner verstorbenen Gefährtin auf mich? „Was soll das bedeuten?“Salar wurde rot und konnte mir nicht mehr in die Augen sehen. „Das... Wieso du Enni sehen konntest, verstehe ich nicht. Und auch nicht wieso sie sich an dich gewandt hat und nicht an mich. Aber... ich denke ich weiß nun wieso. Ihre Energie, die in ihrem Geist war, hat dich berührt und dich fühlen lassen, das sie real ist, weil ihr Band zu mir... zu dir über gegangen ist.“„Band? Über was für ein Band sprichst du? Und bitte sag jetzt Wolle oder so etwas.“„Es tut mir leid. Aber es ist wohl etwas komplizierter.“Komplizierter? Das war ja noch das netteste und harmloseste was mir einfiel. „Weißt du eigentlich was du gerade sagst? Hörst du das überhaupt?“Er nickte und deutete auf den Ausgang. Ohne das ich es gemerkt hatte, hat er mich zurück zum Ausgang geführt.„Ja. Glaube mir für mich klingt es noch unrealistischer.“„Nein! Für mich ist so etwas unmöglich. Die Gesetzte und... Traditionen der Werwandler hin oder her. Aber wenn irgendjemand das heraus findet. Ich meine.... Izzaya... er wird austicken und dich umbringen. Und alle werden hinter dir her sein. Nicht hinter mir, denn ich möchte absolut nichts mit der Scheiße zu tun haben. Das ist... das absurdeste das ich jemals gehört habe.“„Maddison... denkst du für mich nicht? Fünfzehn Jahre! Weißt du was es bedeutet jemanden zu lieben, der Tod ist? Sich ebenfalls nach dem Tod zu sehen nur um wieder an ihrer Seite zu sein? Und dann... von einem Moment auf den anderen... brichst du zusammen und alles ist anders. Du fühlst diese Person noch in deinem Herzen, doch es hat sich etwas verändert...“„Moment... wann bist du zusammen gebrochen?“Am siebenundzwanzgsten. Später Nachmittag oder so. Als ich aufgewacht bin, war es spät in der Nacht.“Der siebenundzwanzigste. Das Tag an dem Izzaya und ich ins Dorf gekommen sind. Der Tag an dem ich ein kleines Mädchen auf der Straße gesehen habe, das einem Ball nach gelaufen ist. Ich habe einen Autofahrer aufgehalten der mir den Vogel gezeigt hat, doch nun wusste ich auch wieso. Für ihn war ich nur eine Verrückte auf der Straße. In einer verfluchten Straße, kein wunder das er abgehauen ist.„Das ist der Tag gewesen an dem ich Enni das erste mal getroffen habe. Und berührt...“„Dann bist du vermutlich in eine Wiederholung hinein geraten. Es war auch ein siebenundzwanzigster vor fünfzehn Jahren, als sie getötet wurde. Du warst wohl zur falschen Zeit am Falschen Ort und hast ihren Jährlichen Rückblick gestört. Oder so etwas. Keine Ahnung ob ich überhaupt an so etwas glauben sollte. Es ist... unrealistisch.“„Alles heute ist Unrealistisch. Ich denke... sobald wir oben sind, sollten wir einfach getrennte Wege gehen.“ Stur blickte ich ihm in die Augen. Nichts und niemand würde mich dazu bringen mich an einen Werwandler zu binden. Dafür liebte ich Izzaya zu sehr. Niemals könnte ich ihn dermaßen hintergehen. Ganz zu schweigen von unserer Gabe erst.„Ich verstehe das. Aber es wird nicht so einfach sein wie du denkst. Aber... hier...“Er ob seine Jacke auf, die er hier fallen gelassen hatte und zog eine Karte heraus. „Meine Nummer und meine Adresse. Wenn es so weit ist, wirst du selbst kommen. Ich bleibe noch acht Tage im Dorf, danach bin ich hier weg, aber noch über diese Nummre erreichbar.“Ich blickte auf die Karte und staunte über die fein geschwungene Schrift. „Aber... wieso hast du hier mit Salar unterschrie...“ Er war weg. Weder seine Jacke, noch sonst etwas war noch zu sehen. Kein Geräusch und kein Duft lag mehr hier. Noch ein Geist? Vielleicht war das ja doch alles eine Illusion gewesen?Ich blickte noch einmal auf die Karte in meiner Hand und steckte sie dann Kopfschüttelnd weg. Ich musste hier dringend hinaus. Das alles war doch einfach eine riesen große Lüge! Eine Illusion, die ich noch hatte. Nachwirkungen von meiner beinahe ertrunken. Oder wie man das nennen sollte. Als ich die kurze Tretleiter hinauf geklettert war, fand ich mich auf einem seltsamen Ort wieder. Ich wusste das es noch immer der selbe war, doch irgendwie war die düstere Stimmung in dieser Straße fort. Als wäre ein alter Fluch verschwunden. Die Straßen waren nass, doch die Sonne stand bereits wieder hoch am Himmel. Sie stand jedoch noch weit im Osten, daher erkannte ich, dass sie erst aufgegangen ist. Meine Jacke die ich hier oben vergessen hatte, war verschwunden, genauso wie alle Indizien, dass das hier real gewesen ist.Verdammt das war ein verwirrender Tag... Stunden später stieg ich aus der Dusche in dem Haus, das außer mir beinahe leer war. Izzaya hatte viele seiner Sachen mit genommen und ich hatte mir nicht die Mühe gemacht Einkaufen zu gehen. Für was denn auch noch?Müde legte ich mich auf mein Bett und griff nach der Karte in meiner Hosentasche. Salar... Konnte das alles denn Wahr sein? War ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Oder war es -bestimmung so wie zwischen Izzaya und mir? Aber ich konnte doch unmöglich beide haben. Außerdem wollte ich nur Izzaya und sonst niemanden. Besonders nicht einen Werwandler. Aber Liebe auf Bestimmung? Wem sollte das Dienen? Menschen und Werwandler konnten sich auch so verlieben, ohne Hilfe. Wir Krieger jedoch verliebten uns nicht. Zumindest selten. Die meisten Ehen stammen aus Arrangierten Ehen, oder Zweckehen. Arrangierte Ehen wurden getroffen, wenn die einzelne Familien nur mehr wenige Nachkommen hatten und ihr Erbe beschützen wollten. Zweckehen wurden wiederum gemacht, wenn es um eine besonderes Erbe oder ein wichtiges Geschäft ging. Beides kam für mich nicht in Frage. Außerdem gab es keinen Vormund für mich mehr, der das bestimmen konnte. Die einzige die es könnte war meine Schwester, da sie die ältere war, doch sie war noch Jahre von mir entfernt. Jahre und Kilometer von mir entfernt. Stunden und Tage, in denen ich sie vermisste. Wie gerne hätte mich meine ältere Schwester bei mir, dass sie mir einen Rat gab. „Verdammte Anderwesen!“ Schimpfte ich, drehte mich zur Seite und kuschelte mich unter die Decke. Ich wollte die nächsten Stunden nichts mehr von der Außenwelt sehen oder hören, solange Izzaya nicht hier war. Vermutlich wäre es einfacher für uns beide, wenn ich zurück fuhr und wir uns unterhielten, doch andererseits hatte er doch etwas für uns geplant...Mit einem vor freudigen Lächeln im Gesicht schlief ich ein.

 

Der dritte Tag nach meinem überaus Kuriosen Abend brach ein und ich ging hinauf in den ersten Stock um mich zu duschen. Als ich wieder hinunter kam, erkannte ich ein Auto das gerade vor fuhr. Es war nicht mein kleiner Ford Kuga, doch das Kennzeichen war das meiner Vereinigung. Was suchte ein Krieger noch hier? Ich hatte alle nach dem Abend nach Hause geschickt und gesagt, dass ich noch einige Tage hier bleiben würde um die Gegend zu sichern. War es vielleicht Izzaya?Ich ging ins Wohnzimmer um dort die Vorhänge zu zu ziehen. Die Sonne schien heute besonders stark hinein und das Haus brannte beinahe wie in einer Sauna. Als die Haustüre auf ging und nicht geklopft wurde, wusste ich sofort wer es war. Mit rasendem Herzen blickte ich um die Ecke und blickte in müde graue Augen. Fragend zog ich die Augenbrauen hoch. War er etwa die ganze Nacht gefahren? „Izzaya? Alles Okay?“Er schüttelte den Kopf, warf die Türe hinter sich zu und ließ seine Koffer achtlos fallen. „Ich habe dich so vermisst...“Weiter sprach er nicht mehr, denn er hatte mich bereits erreicht und wir waren in einen innigen Kuss versunken. Mein Herz raste mein Puls beschleunigte sich und blaue Augen zuckten vor meinem inneren Auge auf. Überrascht stieß ich ihn weg und blickte mich unsicher um.„Mad?“„Ähm... entschuldige. Ich bin etwas nervös. Wieso hast du mich nicht angerufen?“Izzaya zog mich ins Wohnzimmer zurück und wir setzten uns auf die Bank. „Ich konnte nicht. Ich kam direkt von meiner... einer Bekanntgebung.“ „Was ist denn passiert?“ Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände, doch er schob sie wieder zurück. „Ich Liebe dich.“„Ich Liebe dich auch Izzaya, aber du machst mir Angst.“Plötzlich küsste er mich wieder und wir landeten wild atmend auf der Couch.„Verdammt... das ist alles nicht fair. Sag mir dass das alles nur eine Lüge ist und sie mich verarscht haben.“ Was? Panik breitete sich in mir aus. Wusste er etwa von Salar? „Ähm... was genau meinst du?“Ich komme gerade von der Bekanntmachung meiner Verlobung.“ Bekanntmachung... seiner Verlobung....Das waren alles Worte die ich jedes einzelne kannte, doch zusammen ergaben sie alles andere als einen Sinn in meinem Kopf. „Bitte sag mir... das du mich gerade prüfst.“Bettelte ich hoffnungsvoll.„Nein, Maddison. Ich wurde zu einer Zweckehe gezwungen.“Die Worte tragen mich wie ein Schlag. Die Luft wich aus meinen Augen und mein Leben der letzten Monate spielte sich vor meinen Augen ab. Izzaya... mein Izzaya... eine Zweckehe...„Mit wem?“„Mit einer Tochter von einem Geldgeber meines Vaters. Wenn ich sie nicht heirate, dann schließen sie unsere Gemeinde. Sie bezahlen kein Geld mehr und wir müssen uns alle wo anders einschreiben. In einer anderen Gemeinde.“Das war unmöglich. Das war alles ein schrecklich schlechter Scherz.„Aber deine Brüder...“Es gibt nur mehr mich und Adam. Und Adam ist mit Casper zusammen. Er steht nicht zur Debatte. Sie will sich dieser Peinlichkeit nicht hin geben.“Sie wollte nicht? Was war denn daran peinlich? Entrüstet stand ich auf und musste erst einmal auf und ab gehen. Wenn ich diese Schlampe traf...„Das ist doch ein schlechter Scherz, oder? Ich... Ich habe gerade eine sehr alte Najade getötet... ich habe Dinge erfahren die mein Leben völlig in Frage stellen und... und dann kommst du an mit einer Verlobung. Das du mich verlassen musst deswegen... Ja ich weiß du suchst dir das nicht freiwillig aus, aber das können sie doch nicht ernsthaft verlangen.“„Mad... ich weiß das ist schwer, aber dort leben viele Familien und noch mehr Kinder. Ich kann nicht einfach nein sagen.“„Nein! Lieber trennst du dich von mir.“„So ist es aber auch wieder nicht.“ Warf Izzaya ein und wurde nun ebenfalls wütend.„Dann lass uns weg gehen. Einfach abhauen. Ein eigenes Leben aufbauen.“Sein Gesichtsausdruck wurde sehnsüchtig. „Ich wünschte wir könnten das, Schatz.“Ich verzog das Gesicht. „Sag nicht Schatz zu mir, wenn du Schluss machst.“„Nein! Ich sage nicht das ich Schluss mache, ich sage nur, dass wir nicht offiziell zusammen sein können.“Autsch... Dieser miese Himmelsbach... wenn ich ihm das nächste mal begegne dann.... wusste ich noch nicht was ich tat, aber es würde in einem Blutbad enden.„Maddison... du musst das aber auch verstehen. Ich kenne sie nicht einmal und habe sie gestern Abend das erste mal gesehen. Sie ist schrecklich. Sie ist eine verwöhnte Tussi und keine Kriegerin.“Ja... genau das machte es besser. „Und wenn sie hübsch wäre, dann würdest du dich mehr freuen, oder was?“„Nein! Ich würde mich nur freuen, wenn du es wärst, die ich heiraten soll.“„Dann lass uns heiraten. Wenn du verheiratet bist, dann kannst du sie nicht mehr heiraten und sie muss deinen Bruder wählen.“Ich erkannte sofort in seinem Gesicht, dass ihm der Gedanke genauso wenig gefiel. Ich dachte ja nicht daran das es so etwas wie eine >Rosa Brille der Liebe< gab. Aber anders konnte ich dieses Gefühl nicht beschreiben. Es war als würde so etwas wie eine Brille von meinen Augen fallen, die ich die ganze Zeit über nicht bemerkt hatte. So sehr er mich auch begehrte und sich nach mir sehnte, würde er trotz allem alles tun was sein Vater sagte. Selbst wenn es hieß mich zu verlassen. Mit gebrochenen Herzen blickte ich zu ihm hinab. Meine Lippen waren trocken und das Geräusch als mein Herz brach dröhnte Laut in meinen Ohren, während ich Tränen unterdrückte. „Ich denke du hast recht. Wir sollten es tatsächlich jetzt schon beenden, auch wenn noch nicht einmal etwas da war.“Maddison... tu das nicht..:“ Ich griff nach dem Kärtchen, das auf dem Küchentisch lag und lief so schnell aus dem Haus, dass ich überhaupt nicht bemerkte, dass ich die Türe dabei beinahe aus der Angel hob. „Mad! Wo willst du denn jetzt hin?“Ich betrachtete das Kärtchen in meiner Hand und sofort war das Blau von Salars Augen wieder vor mir. „Ich gehe spazieren. Pack alles zusammen. Unsere Mission hier ist beendet. Wir fahren nach Hause.“Wutentbrannt warf ich sie hinter mir zu und ließ mich von meinen Schritten einfach voran tragen. Sie trugen mich Schritt für Schritt quer durch das Dorf bis hin zum See. Eigentlich wollte ich zu Salar gehen und dort meine Zeit vertrödeln. Auch wenn seine Sichtweise der Dinge unrealistisch waren, schmerzen sie noch lange nicht so wie Izzayas Worte.„Was machst du hier?“Ich schreckte zusammen. „Spionierst du mir hinterher?“ Ich drehte mich nicht zu Salar um. Das brauchte ich auch nicht. Er legte von hinten die Arme um mich und spendete mir alleine dadurch Trost. Mein Blick glitt über die sanften Wellen des Sees. Wie traumhaft dieser Ausblick war, wurde mir erst bewusst als sich die Sonne darauf spiegelte und ein wildes Farbenspiel auf der Wasseroberfläche auslöste.„Nein. Ich war nur hier am Strand spazieren, da sah ich dich aus dem Wald stürmen. Du hast so fürchterlich gebrochen ausgesehen.... siehst gebrochen aus. Willst du darüber sprechen?“„Fragst du das als Salar, oder als Brend?“ „Brend war ein guter Freund für dich, mit dem du Spaß hattest und den du nicht gehasst hast. Also frage ich dich als Brend, wenn du das möchtest“Ich nickte und ließ mich gegen ihn sinken. Mein ganzer Körper bebte und meine Hände zitterten so sehr, dass man meinen konnte es wäre tiefster Winter. „Okay, aber gehen wir zu mir. Ich mache dir da einen Kräutertee.“ Zehn Minuten später „Ich war auf der Suche nach einer Telefonzelle. Aber irgendwie hat mich mein Weg dort hin geführt.“„Ich sagte doch, dass du zu mir kommen würdest.“Seufzend hob ich die Schultern. „Schon klar. Wegen dem Band und so.“Er nickte und schien nicht verletzt zu sein und das obwohl ich so garstig war. „Okay, dann erzähl mir mal wieso du mich anrufen wolltest. Sehnsucht kann es kann es ja nicht gewesen sein.“ Lachend nippte ich an meinem Tee, doch als ich zu sprechen begann endete mein Lächeln. Ich redete und redete. Stundenlang erzählte ich ihm von meiner Beziehung zu Izzaya, doch ließ dabei aus, durch welch besonders Band wir verbunden waren. Ich erzählte ihm von der Verlobung und wie Izzaya dazu stand. „Auch wenn du mich jetzt noch mehr hasst und... ich mich selbst erst recht, muss ich dir ehrlich sagen, dass er sie ja nicht heiratet da er sie liebt. Er heiratet sie damit deine und seine Familie weiterhin auf ihrem Grund leben können. Es dient einem Zweck der allen zugute kommen soll.“„Allen außer mir... Meine Schwester und ich sind die einzigen die noch von meiner Familie übrig sind. Es gibt keine anderen Schreckenbach mehr. Unsere Eltern sind tot und mein Onkel ebenfalls. Wenn es sein müsste würde ich überall hin gehen. Aber das er einfach ja sagt...“ Ich schüttelte den Kopf nicht fähig den Satz zu ende zu bringen.Salar setzt sich zu mir auf das Wohnzimmerbett von seiner Einzimmerwohnung und nahm meine Hände in seine. „So unklug ich meine Worte auch finde und vor allem wie er es dir gesagt hat, finde ich es dennoch wahrhaft ehrenhaft von Izzaya. Nicht das ich mich nicht freuen würde dass er jemand anderen heiratet, aber er ist sofort zu dir gefahren. Er ist noch im selben Moment wo er es erfahren hat, zu dir gefahren um mit dir darüber zu sprechen...“„Salar! Ich habe ihm angeboten mich zu heiraten und weg zu gehen. Er hat es ohne darüber nach zu denken abgelehnt. Er hat gesagt das wir unsere Beziehung derweilen beenden sollten und du denkst ernsthaft, dass ich wieder nach so einer Aktion zurück gehen sollte? Immer wenn es ernst wird schreckt er zurück. Wenn ich jemanden Liebe, dann will ich ihn alleine Lieben und höchstens mit seinen Eltern und unseren Kindern teilen.“Salar strich mir durch das Haar und zog mich an sich. „Ich verstehe das...“Er hat selbst seine Liebe verloren, bevor sie eine Chance hatte ihn auf die selbe weise zu lieben. Nun war meine Liebe beendet, noch bevor sie Fuß fassen konnte.„Vielleicht ist es ja wirklich besser so. Wir sind Krieger. Wir werden zusammen reisen und müssen Kämpfen. Egal was passiert... ich werde ihn auf diese Weise immer an meiner Seite haben.“„Ja... leider...“ Nuschelte Salar leise, doch ich hörte es trotzdem.„Weißt du was an allem das schlimmste ist?“„Nein...“ Ich entzog mich seiner sanften Umarmung und blickte auf den Boden. „Als er vorhin gekommen ist und mich geküsst hat zur Begrüßung... sah ich die ganze Zeit deine Augen. Es war als würdest du mich beobachten und ich hatte... Schuldgefühle.“Mit einem lächeln legte er einen Arm um mich und zog mich wieder zu sich. „Das ist das Band Maddison. Solange es besteht, werde ich dir immer im Weg stehen.“„Also... wenn du Tot wärst, würde es aufhören?“„Bei uns Werwandlern nicht. Bei einem Krieger habe ich keine Ahnung.“ Ich zog so schnell einen Dolch und warf ihm rückwärts auf das Bett, dass er nichts tun konnte als überrascht aus zu sehen.Mahnend hielt ich die spitze der Klinge auf seinen Kehlkopf. „Und wenn ich dich jetzt wirklich töte, dann sehe ich dich niemals mehr? Die Schuldgefühle und Gedanken werden weg sein?“„Nicht sofort aber sie würden verblassen.“ Verblassen? War es das was ich wollte? Ich drehte den Dolch einmal um die eigene Achse und verstand es einfach nicht. „Wieso tust du nichts? Ich bedrohe dein Leben!“ Meine Stimme war brüchig und ich konnte kaum noch meine Tränen zurück halten. „Weil ich lieber durch der Hand meiner Gefährtin sterbe, als sie noch einmal zu verlieren.“ „Du wolltest weg gehen! Du... hast gesagt du bleibst nur für acht Tage.“„Ja, in dem Dorf. Sobald du weg gefahren wärst, wäre ich dir gefolgt. Raub-Kondore verlieren niemals ihr Ziel aus den Augen. Und meines bist jetzt du solange ich noch lebe.“„Und trotzdem versuchst du mich mit Izzaya wieder zu versöhnen?“Salar wandte den Blick ab, was meinen Dolch dazu brachte ihn leicht die Haut einzuritzen. „Ich kann nicht verhindern dass du ihn liebst. Aber ich will nicht derjenige sein, der zwei Partner auseinander bringt.“Verdammter Mistkerl! Wieso machten es mir alle so schwer? Casper! Casper ich brachte ihn! Meine Stütze, mein Bruder, mein Herz! Mit einem Wutschrei stach ich zu. Der Dolch landete neben Salars Hals im Bett und ich fing an zu weinen. Brach auf ihm zusammen und weinte einfach. „Du bist so ein Arsch...“ Lächelnd legte er beide Arme um mich und drückte mich fest. „Aber ein Arsch der ehrlich zu dir sein wird und dich vor dem zerbrechen beschützen wird. Ich will diesen Ausdruck den du beim See hattest niemals wieder sehen.“ Schniefend wischte ich mir die Tränen weg. Wieso sagte er das? Das war nicht fair... ein Werwandler... Mein Kopf drehte sich und ich legte meine Stirn gegen seine. Zärtlich strich ich über seine Wangen während er erschrocken die Luft anhielt. Ich konnte in seinem Gesicht ganz deutlich erkennen was er für mich empfand. Für ihn war dieses Band realität. Etwas das zu seiner Tradition gehört. Genauso konnte ich ihn brechen wenn ich sagte wie nutzlos es wäre. Aber ich wollte es nicht. Ich wollte nicht sagen, dass ich das alles für einen schlechten Witz hielt. Als ich mit dem Daumen über seine Unterlippe strich, leuchteten seine Augen blau auf. In ihm mussten die Gefühle verrückt spielen, wenn er selbst das nicht unter Kontrolle hatte. Noch bevor ich wusste was ich tat legte ich meine Lippen auf seine und wartete darauf wie er reagierte. Bei der Berührung unserer Haut sog er scharf die Luft ein und bebte unter mir. „Maddy...“ Bei meinem Namen konnte ich einfach nicht mehr anders. Er sprach es so liebevoll aus, beinahe zärtlich. Wie etwas wunderschönes und nicht wie ein Name, klang es aus seinem Mund.Zuerst waren unsere Küsse nur tastend und unsicher. Doch sobald seine Hand in meinem Haar lag und sein Hemd irgendwo hin verschwand wurden wir wilder. Stöhnend versank ich in seinen Küssen und seinen Berührungen. Sie waren besitzergreifend und leidenschaftlich. Ganz anders als zwischen Izzaya und mir. Seine Lippen und Hände ertasteten meinen Körper so vorsichtig, als hätte er Angst das ich jeden Moment davonlaufen könnte, wenn er nur eine falsche Bewegung machte. Als irgendwann meine Unterhose verschwand und er sanft in mich eindrang versteifte er sich. Er hatte zwar ein Kondom oben, doch schien ihn etwas anderes zu verängstigen.„Maddison! Du hast es noch nie getan?“Es? Oh... Das was ich mir für Izzaya schlussendlich aufgehoben hatte. „Nein... habe ich nicht.“„Mad, wir können hier aufhören... ich will nicht das du es nur machst, weil du verletzt bist.“Ich nahm sein Gesicht zärtlich zwischen meine Hände und küsste ihn leidenschaftlich. „Ich tue es nicht um jemanden etwas zu beweisen. Bis vor ein paar Stunden dachte ich noch Izzaya wäre der Richtige dafür, aber ich habe gesehen wir Geld ihn verändert. Auch wenn es nicht seines ist. Es ist meine Jungfräulichkeit und ich gebe es demjenigen den ich will.“„Und wenn ich das aber nicht will?“ „Mein Herz verwandelte sich zu einem Sadistischen Klumpen. „An wem könnte ich es besser verlieren, wenn nicht an meinen Gefährten?“ Ich bereute die Worte, irgendwo tief in meinem Herzen. Doch heute war es nicht mein Herz das sprechen durfte. Es hatte mich als ich es ein einziges mal sprechen ließ zutiefst verletzt. Nun würde ich nie mehr zulassen dass es eine Entscheidung für mich traf. Salar war für mich da wie ich der Najade begegnete. Er hat mich beschützt und ist sogar ins Tiefe Wasser für mich gegangen. Seine Küsse brachten mich durcheinander und ich konnte Izzaya nicht küssen ohne mich schuldig zu fühlen. Ich kannte die Bedeutung einer Gefährtin noch nicht und würde mich alles andere als aus tiefsten Herzen darauf einlassen, doch hiermit würde ich einen Schritt gehen. Einen Schritt der mich vermutlich in eine andere Richtung lenken würde, doch das war es mir Wert. Nach einem kurzen Schmerz vergaß ich alles um mich herum. Stundenlang liebten wir uns und mein Körper fühlte sich immer besser an. Mir war abwechselnd heiß und kalt und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es sich jemals wieder besser anfühlen würde. Weder mein Körper, noch meine Seele. Irgendwann erwachte ich in einer schützenden Umarmung von Salar und lächelte breit. Zärtlich küsste ich ihn auf das Kinn und er murmelte irgendetwas im Schlaf. So süß! Trotzdem musste ich jetzt gehen. Die Sonne war bereits am untergehen und ich musste zurückfahren.Leise schlich ich mich aus dem Bett und zog meine Sachen wieder an. Gerade als ich zur Türe hinaus wollte überlegte ich es mir anders. Ich wäre ein Arsch wenn ich jetzt einfach so ging. Ich zog die Karte aus meiner Hosentasche, die Salar mir vor drei Tagen gegeben hatte und riss sie in der Hälfte auseinander. Darauf schrieb ich >Melde mich wenn ich zuhause bin. Danke für alles< Danach griff ich noch einmal in sein Haar und er lächelte glücklich. Verdammt sollte ich sein, einen so treuen Mann einfach zu verlassen. Aber ich konnte nicht bleiben. Meine Pflichten gingen vor. Auch wenn ich manche Anderwesen nun in einem anderen Licht sah, konnte ich dennoch nicht abstreiten wer oder was ich bin. Ich bin eine Kriegerin des Mondes. Ich war dazu da Menschen zu beschützen und genau das musste ich weiterhin, selbst wenn ich sie vor sie selbst beschützen musste. Leise schloss ich die Türe hinter mir und machte mich breit lächelnd auf den Rückweg. Mein Körper fühlte sich an als würde er schweben und ich konnte selbst im Haus meine gute Stimmung nicht verbergen. Izzaya schien das noch mehr zu verletzen als ich es überhaupt wollte, doch nun standen wir genau dort wo er sein wollte. Wir waren nicht zusammen und ich sprach genau das nötigste mit ihm. Zehn Minuten nachdem ich zurück gekommen war fuhren wir los. Zurück in eine Gegenwart die mich und mein Gefühlskaltes Herz beinahe umbrachten. Dennoch werde ich genau das tun was ich gut konnte. Kämpfen für meine Freiheit und der der Menschen.

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Tag der Veröffentlichung: 15.10.2014

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