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Kapitel 1:

Ein Raum mit vier Wänden. Kein Fenster, keine Tür. Nur eine Luke, durch die Licht in den dunklen Raum einfällt. Ich muss hier raus, denke ich mir, einfach nur raus. Ich darf nicht aufgeben. An meine Hüfte war ein Gürtel befestigt. An diesem hingen verschiedene Haken, Schraubenzieher, eine Wasserflasche, ein Seil, eine leere Pistolentasche un ein Hammer. Nichts womit ich hier raus kommen würde. STOP! Doch. Ich schnappte mir einen Haken und rammte ihn mit dem Hammer in die Wand. Ich befestigte an dem einen Ende des Seils einen zweiten Haken und das andere Ende des Seils knotete ich gekonnt an den Haken in der Wand. Das man mit mir immer solche Spielchen spielen musste, fluchte ich und warf das Seil nach oben. Es verhakte sich in einem Gitter, Glück gehabt, und ich zog einmal kräftig dran. Da es sich nicht bewegte, hängte ich mich an das Seil und zog mich mit viel Kraft zu dem Gitter, beziehungsweise der Luke. Jetzt kam der Schraubenzieher zum Einsatz.Ich durfte nicht vergessen, dass mein Seil an dem Gitter befestigt war, das mit 4 Schrauben in der Wand verankert war. Ich drehte 2 Schrauben, die entgegengesetzt waren, aus der Wand. Jetzt hing das Gitter etwas schief. Durch eine der Ritzen, die nun frei waren, konnte ich mich bequem durchquetschen. Als ich draußen stand, wurde ich schon erwartet.

"Gute Arbeit geleistet, Em", wie ich seine gottverdammte Stimme hasste, "hier, deine Belohnung." Er reichte mir einen Sack in welchem wahrscheinlich Geld war. Verachtend riss ich ihm den Sack aus der Hand und spuckte ihm vor die Füße. Wie gesagt. Ich hasste ihn. Sein Name war Louis. Der Mächtigste meiner Rasse. Ja, die Halbblüter hatten sich über die Jahre vermehrt. Wie wir entstehen? Da saugt ein Vampir einmal nicht ganz den menschlichen Körper aus oder er ist gerade erst verwandelt und seine Spermien sind noch nicht ganz tot. Bei mir war es der erste Weg. Glaubt mir, es war ziemlich schmerzlich. Zurück zu Louis. Er grinste blöd und machte einen Knicks. Dieses Arschloch brauch sich gar nicht so aufspielen, dachte ich mir und lächelte ihn schief an. Gegen ihn sollte man lieber nichts sagen. Louis war nicht nur mächtig, sondern auch verdammt stark. Er hatte mich ausgebildet und heute war ich eine Vampirjägerin. Mit viel Erfolg. Eine der Besten, wenn man es so will. Leider waren dadurch auf meinen Kopf auch schon ein paar Millionen Euro, Dollar, wie auch immer, ausgesetzt. Ich war ständig auf der Flucht vor irgendwelchen unbedeutenden Vampiren, die meinen Kopf wollten. Leider war ich nicht mal unauffällig, so das sie mich nicht erkennen konnten. Nein, ich hatte langes rotes Haar und dunkelblaue Augen, eine ziemlich helle Haut und war nicht die Größte. Seit ich 20 war, hat sich mein Körper nicht mehr verändert. Weder Falten, noch Haarausfall. Heute wäre ich nach menschlichen Alter 30. Ja, 10 Jahre war ich schon so eine gottverdammte Missgeburt. Das mich dieser Vampir damals nicht ganz ausgesaugt hat, ist schon komisch. Ich mein, mein Blut schien ihm anscheinend nicht gut genug oder so. "Em, dein nächstes Spiel ist in einer Woche.", laberte mich dieser Vollidiot von Louis von der Seite an. "Hm", antwortete ich,"Schlägst du mich dann wieder bewusstlos und ich muss irgendeine Mauer hochklettern, oder wie darf ich mir das vorstellen?" Louis lachte kehlig,"dieses Mal geht es um Schlangen, Wasser und klettern. Wir müssen deine Fähigkeiten trainieren, Em. Da geht nichts dran vorbei. Du musst stärker werden, damit du weiter vor den Kopfgeldjägern weglaufen kannst. Vielleicht kannst du sie auch irgendwann erledigen." Ich lachte und warf meinen Kopf in den Nacken, "Als könnte ich sie jetzt nicht erledigen, Louis, du bist ja so lustig." Den Sarkasmus hörte man eindeutig raus. Grimmig schaute er mich an und stürzte auf mich los. Ehe ich mich versah lag ich am Boden. "Wichser.", im Kampf erlaubte er mir, dass ich ihn beleidigen konnte. Meine Augen färbten sich grün und strahlten ihn an. Nichts führte daran vorbei, dass wir nun in einen Kampf verwickelt waren. "Hier, Süße,", Louis warf mir ein Stahlmesser zu. Die Wunden von Halbvampiren heilten eindeutig schneller als bei Menschen. Trotzdem brauchten wir Vampirblut, damit wir wieder vollständig regeneriert waren. Deswegen erlegten wir ab und zu schwache Vampire und konservierten ihr Blut. Vampirblut gehörte eindeutig nicht zu meinen Lieblingscocktails. Nein, ich hasste Vampirblut. "Ha", Louis grinste selbstverliebt, "mich wirst du wohl nie erledigen können." Ich griff mir an den Kopf und kniff die Augen zusammen. "Warte", Louis lies von mir ab, "ich hol dir ein bisschen Blut." Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf. Ja, ich hasste Louis, aber er wusste eindeutig immer was in welchem Moment zutun war. Nach geschätzten zehn Minuten stand er mit einer Blutkonserve vor mir, "Hier." Mich schüttelte es schon jetzt. Wie ich dieses dreckige Vampirblut hasste. Aber da musste ich drüber stehen. Louis hatte mir den Arm von oben bis zur Handfläche aufgeritzt und die klaffende Wunde würde sonst nur langsam verschwinden. Ich riss den Beutel auf und trank, während ich nicht daran dachte, was da zwischen meinen Zähnen lang glitt. Als die Konserve ganz geleert war, schmiss ich den Beutel achtlos auf den Boden. Louis hatte grüne Schlieren in den Augen, als er mich beobachtete, wie ich mir den letzten Tropfen Vampirblut von den Lippen leckte, "So, da du jetzt wieder fit bist, Süße, könnten wir ja-" - "Louis, vergiss es. Ich will nicht mit dir vögeln.", grinste ich ihn an, da ich schon wusste das er mich das fragen wollte. Seit dem Anfang meiner Ausbildung war er nur darauf aus, dass er irgendwann mal mit mir in die Kiste springen konnte. Aber ich hasste ihn, außerdem entsprach er für mich nicht grad dem Typ Mann, mit dem ich schlafen würde. Louis war relativ klein. Er hatte den Ansatz eines Bierbäuchleins und seine Haare hatte er glatt zu einem Scheitel gelegt. Die Haut unter seinen Augen hing, deswegen sah er immer ein bisschen traurig aus und er hatte einen schmalen Mund. Ich weis leider nicht, wie alt er bei seiner Verwandlung war. Ich schätze mal so auf Mitte vierzig. Trotz seines Aussehen hatte er einen ziemlich kindlichen Charakter. Er war schnell eingeschnappt, wütend und lachte über jede Kleinigkeit. Ja, Louis war ehrlich nicht der Typ von Mann, der mir vorschwebte. Nein, nicht mal wenn ich total verzweifelt wäre, würde ich Louis sein immer stehendes Angebot annehmen. Immer stehend natürlich wörtlich. "Bis demnächst", Louis gab mir einen Handkuss und drehte sich um. Dann lief er los. Was heißt lief ... Er rannte los. Er war so schnell, dass ich ihn nach knapp dreißig Sekunden nicht mehr sehen konnte. Ich rappelte mich auf und ging zu meinem Auto. Louis fuhr mir immer mein Auto vor. Der Schlüssel war wie immer in der Felge des Vorderrads versteckt. Ich griff gerade dahinter, als die Hintertür aufging. "Hey, Mäuschen", ich wirbelte herum und spürte die Energie, die nur von einem Vampir ausgehen konnte. "Heute schon was vor?", er stieg aus dem Auto aus und an seinen Seiten waren zwei Weiber. Sie waren angezogen wie zwei Nutten und klammerten sich die ganze Zeit an ihn. Ich zog die Augenbrauen hoch. "Was machst du in meinem Auto, Blutegel?", motzte ich ihn an. "Blutegel", lachte er und warf den Kopf in den Nacken. Er schubste die beiden Nutten so hart weg, dass sie anfingen zu bluten, als sie auf dem Boden aufkamen. Schluchzend standen beide auf und rannten weg. "Was willst du, man?", fuhr ich den Vampir an. Er lachte weiter und auf einmal versteinerte sich seine Miene und er schaute mich böse an. "Wenn du es so wissen willst..", fing er an und sein Blick beruhte auf mir, "ich will dich. Nicht so wie die ganzen anderen Typen deinen Kopf, nein. Ich will ganz allein dich und dein Herz." Ich starrte ihn an, "Hä?" Sein Mund lies ein kleines Grinsen blicken, "Was ist da nicht zu verstehen?" Ich schüttelte den Kopf, um den Mistkerl nicht mehr anzustarren, "Was willst du mit meinem Herz?" Ich war ziemlich verwirrt, da ich nicht verstand, was er von mir wollte. Er stöhnte genervt, "Man, ich will das du mich liebst. Du bist auch nicht die Schlauste, oder Süße?" Jetzt verstand ich. "Pah.", ich ging einen Schritt auf den Vampir zu, "ich steh nicht so auf Reißzähne. Also, gib mir meinen Autoschlüssel und lass mich in Ruhe. Sonst muss ich noch meinen Silberpflock rausholen und dann siehst du nicht mehr so toll aus." Ja, toll sah der Vampir wirklich aus. Sein volles, blondes Haare kringelte sich an seinem Kopf und seine kupferfarbenen Augen sahen relativ glücklich aus. Er hatte ein wirklich schönes Gesicht. Seine relativ helle Haut spannte sich wunderschön über sein Gesicht. Wäre er kein Vampir gewesen, hätte ich ihn wahrscheinlich gern gehabt. Er trug ein normales schwarzes T-Shirt, welches einen Kontrast zu seiner Hautfarbe herstellte und darüber eine zerfetzte Jeansjacke. Lässige Jeans und Leder-Slipper zierten seine Beine. Ich musste aufpassen, dass mir nicht das Wasser im Mund zusammen lief, also dachte ich einfach an Louis. Louis war pummelig und hatte hässliche Haare, denk ja nicht daran wie gut dieser dumme Vampir aussieht, ermahnte ich mich. In den Augen des Vampirs traten grüne Schlieren auf und das mit Sicherheit nicht aus Wut. "Gib, gib mir jetzt meinen gottverdammten Schlüssel", versuchte ich zu meckern und schaute auf den Boden. Komischerweise reichte mir die Blutegel tatsächlich meinen Schlüssel. "Wir sehen uns, Mäuschen", meinte er und verschwand. Verwirrt starrte ich in die Richtung, in die er verschwunden war. "Gott, was war das?", fragte ich mich selber und stieg in mein Auto ein.

Kapitel 2:

Zu Hause angekommen rannte ich ins Bad, um erstmal eine Dusche zu nehmen. Das Spiel von Louis hatte mich ins Schwitzen gebracht und außerdem wollte ich am Abend noch mit einer Freundin ausgehen. Sowas konnte ich nicht jeden Tag machen, also bereitete ich mich extra lang darauf vor. Endlich konnte ich mal wieder meinem Alltag entfliehen. Ich hasste meinen Alltag. Es war immer das selbe. Kämpfen, Leben retten, weglaufen, trainieren und töten. Nicht mehr und nicht weniger. Ich war selten zu Hause und hatte selten Zeit mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Im Moment konzentrierte ich mich darauf mein Kleid zu schließen. "Scheiß Reißverschluss!", meckerte ich rum, als mir jemand zur Hilfe eilte. Seine starke Energie ließ meinen Körper zittern. Er war eindeutig kein Mensch, kein Ghul und auch kein Halbvampir. Ich drehte mich rum und zückte schon den Pflock, den ich immer bereit liegen hatte, als ich den Vampir erkannte. "Was willst du schon wieder?", fragte ich den Wichser, dem ich heute schon einmal begegnet war,"Wie bist du in meine Wohnung gekommen?" Verwirrt, aber gleichzeitig wütend, schaute ich ihn an, den Pflock in der Hand und bereit ihn zu töten, wenn es sein musste, aber irgendetwas hielt mich zurück. Ich hatte das Gefühl er hielt mich in einem Bann oder so. "Ehm, du hattest vergessen den Schlüssel abzuziehen, Süße. Sorry ... ich wollte dich nicht stören.", Mr. Vampir legte den Schlüssel auf den Boden, drehte sich schon um und wollte verschwinden, als ich ihn stoppte. "Hey, hey, hey," rannte ich vor ihn und stellte mich in den Weg, "Warum verfolgst du mich?" Er lachte, war auch nicht anders zu erwarten. "Das habe ich dir schon gesagt. Ich will dich, Süße.", in seinen Augen schimmerte es grün und ich starrte ruckartig auf den Boden. Ich hasste es, wenn Vampire aus Lust grüne Augen bekamen. "Raus jetzt hier.", schrie ich ihn an und schubste ihn in Richtung Tür. Ein mulmiges Gefühl überkam mich, als ich ihn berührte. Es war wie ein Elektroschock. Ich musste mich schütteln und wie es nicht anders zu erwarten war, grinste der Wichser mal wieder. "Was grinst du? Man, mach dich aus meinen vier Wänden.", schrie ich noch lauter, als zuvor. Ich konnte den Vampir einfach nicht anschauen und er kicherte, während er meine Wohnung verließ.

20 Uhr zeigte mein Wecker an, als ich das Haus verlies. Auf der menschenleeren Straße stand nur meine Freundin Sandy und sie konnte man wirklich nicht als normalen Menschen bezeichnen. Sandy war genau wie ich ein Halbblut. Doch wesentlich schwächer und sie wollte auch nichts aus sich machen. Sie hasste sich, für das was sie war. Oft beleidigte sie sich selbst, als Krüppel, Missgeburt und, und, und. Sandy war ein sehr hübsches Halbblut. Im Gegensatz zu mir hatte sie relativ helles Haar. Kringelte sich wild und unbendigend an ihrem Kopf, während ich nur welliges Haar besaß. Sie trug ihr Haar schon seit ich sie kannte schulterlang. Ihr Augen waren hellbraun und sie hatte trotz der hellen Haare einen dunkleren Hautton als ich. Liefen wir nebeneinander, waren wir wahrscheinlich immer die auffälligsten Menschen. Einerseits weil wir so unterschiedlich aussahen und andererseits weil wir beide allein schon ziemlich auffällig waren. "Guten Abend, Emma", grinste Sandy mich an. Sie war die einzige die meinen vollen Namen benutze. Unter Vampiren und anderen Halbblütern, sowie Ghulen, war ich immer nur Em. Em, die die immer wegrannte und tötete. Ja, selbst bei den Ghulen hatte ich einen schlechten Ruf bekommen. Die leichenfressenden Monster waren anscheinend auch nicht so von mir angetan, auch wenn ich ihnen sicher oft Nahrung besorgte. Schließlich tötete ich nicht nur Vampire, sondern auch Menschen, die sich daneben benommen. Ich umarmte Sandy. "Wie gehts dir?", fragte ich sie. Leider sahen wir uns so selten, wegen meines ausgiebigen Trainigs, dass wir nie über den anderen Bescheid wussten. "Ja, mir geht es soweit in Ordnung. Louis macht zur Zeit Stress. Er sagt, er ist nicht zufrieden mit mir. Nicht, was unsere Freundschaft angeht, sondern eher was mein Verhalten gegenüber des Trainings und meiner Art angeht.", Sandy schüttelte den Kopf und stämmte die Arme in die Hüfte. Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass Sandy und Louis befreundet waren? Tut mir Leid. Ja, Sandy und Louis waren Freunde. Leider, so konnte ich mich nie über Louis auslassen, weil Sandy immer ein gutes Wort für ihn einlegte. Die beiden kannten sich schon seit dem Kindergarten, wenn man es so will und seit dem sind sie auch unzertrennliche Freunde. Irgendwie war es ja schon süß, aber das Wissen, dass Louis ein Scheißkerl war, zerstörte das Bild. "Warum? Ich mein, du willst halt nicht trainieren ... es ist doch dir überlassen.", schüttelte ich ebenfalls den Kopf und wir liefen los. "Er meint, dass ich etwas tun sollte, weil es auch schnell passieren kann, dass die Blutsauger es auf mich absehen würden. Es wären alles Dreckskerle und man wüsste nie, wen sie sich als nächtest holen. Außerdem wüssten sie ja, dass ich auch eine Missgeburt bin -ok, dass ist logisch- und wenn ich nichts tun würde, dann wäre ich den Vampiren kampflos ausgesetzt und sie würden mich vernichten, was mir auf jeden Fall lieber wäre, als weiter als
Mistvieh durch die gegen zu streunern.", als Sandy ihre 'Probleme' erzählt hatte, holte sie so tief Luft, dass man es ziemlich laut hörte. "Ok, und was willst du jetzt machen?", fragte ich sie. Irgendwo hatte Louis ja schon Recht. Sandy hatte keine Kraft und sie würde sofort untergehen. "Ich?", antwortete sie mir und senkte den Kopf, "Ich werde trainieren."

Kapitel 3:

"Jetzt werden wir uns wohl öfter sehen, Sandy", lachte ich ihr ins Gesicht, während ich versuchte, mich gegen die Schlangen zu wehren. Heute war der Tag des nächsten Spiels von Louis. Er hatte uns in den selben Raum gebracht, in welchem ich das letzte Mal auch schon fest saß. Doch war das Gitter gegen ein Fenster ersetzt und Massen von Schläuchen lagen auf dem Boden, welche den Raum immer mehr mit Wasser füllten. In der Mitte des Raums hingen zwei Strickleitern, die einmal in der Decke verankert waren und einmal am Boden. Das Einzige, was Sandy und ich zum wehren hatten, war eine Handharke und ein Pfugenkratzer. 'Wie lustig', dachte ich mir, als meine beste Freundin und ich die Werkzeuge fanden. Ich hatte Sandy den Pfugenkratzer in die Hand gedrückt, da Dieser noch um einiges besser zu bedienen ging, als die Harke. Aber ich fand, dass ich mich ganz gut schlug. Kopf der Schlange zwischen die einzelnen Zinken, drehen und dann ergab das ein lustiges Blutbad. Ab und zu drehte ich mich zu Sandy um, die wehmütig die Köpfe der Schlangen mit dem Pfugenkratzer abschlug. Ich musste grinsen. "Sandy, VORSICHT", schrie ich und rannte zu ihr, weil sie von hinten von einer rießigen Schlange angegriffen wurde. "DREH DICH RUM, SANDY", schrie ich weiter, "HAU MIT DEM KRATZER AUF DEN KOPF, LOS!!" Schnell drehte sie sich um und drosch auf die Schlange ein. Ich zwinkerte ihr zu. Wir hatten uns einen Plan ausgemacht: Erst alle Schlangen zerlegen, dann an den Strickleitern vor dem Wasser nach oben fliehen und danach mit den Werkzeugen die Fensterscheibe einhauen. "Emma, das wird mehr Wasser", verängstigt sah mich Sandy an. Tatsächlich, aus den Schläuchen kam auf einmal viel mehr Wasser. Hektisch trennte ich der letzten Schlange den Kopf ab und forderte Sandy auf, schon mal loszuklettern. Schnell rannte sie zu einer der Strickleitern und zog sich nach oben. Ich rannte ebenfalls dort hin und nahm mir die andere Strickleiter. Das Wasser stand nun schon einige Meter hoch. "DU MUSST SCHNELLER KLETTERN, SANDY!", mein Schrei klang schon fast wie ein Kreischen, aber Sandy verstand es und kletterte wie eine Furie die Leiter hoch. Ich tat es ihr gleich. Immer schneller stieg das Wasser, mittlerweile hatte es fast meine Hüfte überwunden. "SCHLAG MIT DEM KRATZER GEGEN DIE SCHEIBE, LOS", schrie ich Sandy weiter an und hob meinen Arm, um mit der Handharke gegen das Fenster zu schlagen. Ich versuchte es mit aller Wucht, aber das Fenster war eine ziemlich harte Nuss. "MAAAN", rief ich verzweifelt, weil das Fenster nicht nachgab und das Wasser mittlerweile Brusthöhe erreicht hatte. Meine Wut färbte meine Augen grün und sie gab mir Kraft. Immer heftiger schlug ich auf das Fenster ein und Sandy tat es mir gleich. Ihre Augen waren auch grün. So hatte ich sie noch nie gesehen. Mit einem heftigen Knall zersprang die Fensterscheibe und zusammen mit Sandy kletterte ich aus dem Raum. Wasser schwabbte über und ich rannte so schnell ich konnte in die Richtung, in der ich Louis erblicken konnte. Wenige Meter hinter mir keuchte Sandy mir hinterher.

"Gute Arbeit geleistet, meine Hübschen.", wie immer grinste er und hielt uns zwei Säcke hin. Ich tat den Standart: Sack aus der Hand reißen und vor die Füße spucken. Das war das Einzige, was ich mir wirklich raus nahm. Neben mir stand Sandy, die verwundert das Säckchen in Louis' Hand anstarrte. "Nimm, Sandy.", meinte er und grinste sie an. Es war nicht so ein dreckiges Grinsen, wie ich es immer sehen durfte. Sondern viel Freundschaft lag in seinem Blick. Sie nickte, trat auf ihn zu und nahm sich das Säckchen. Dann stellte sie sich wieder neben mich und ließ ihren Kopf auf meine Schulter sinken. Ich wusste wie sie sich fühlte. Sie war verdammt fertig. Das war ich aber auch, als ich mein erstes Training hatte. Also legte ich meinen Arm um Sandys Schulter und stütze sie. Da Louis anscheinend nicht auf weitere Gespräche aus war, drückte er Sandy einen dicken Schmatzer auf die Wange und grinste mich an. Ich schenkte ihm mein abfälligstes Grinsen und nahm Sandy auf meine Arme, als wäre sie meine Ehefrau. Im Gegensatz zu ihr hatte ich nämlich noch eine Menge Kraft. Ich trug sie zu meinem Wagen, der wie immer bereit stand und suchte den Schlüssel, der eigentlich wie immer hinter der Felge sein sollte. "Nicht schon wieder, Blutegel.", meckerte ich und setzte Sandy auf den Boden, "Das haben wir doch schon durchgekaut. Gib mir meinen Autoschlüssel und verschwinde, Mensch." Der Wichser, dessen Namen ich immernoch nicht wusste, lachte, "Hey Süße. Danke für die freundliche Begrüßung. Ich wollt dich halt nur mal wieder besuchen und dich fragen, ob du mal Lust hast mit mir auszugehen." - "Pah", der verachtende Laut ließ Sandy, die auf dem Boden saß, stutzen, "Als würde ich mit DIR ausgehen. Du bist auch nicht mehr zu retten, Mister." Mr. Vampir grinste leicht und reichte mir die Autoschlüssel. "Denk drüber nach, Mäuschen." - "Nenn mich nicht Mäuschen, dreckiges Arschloch.", funkelte ich ihn böse an, und merkte den grünen Schimmer in meinen Augen. Blitzschnell schaute ich auf den Boden und schloss die Augen. Ich wollte den blöden Wichser nicht meine grünen Augen zeigen. Also riss ich mich zusammen. 'Denk an was Schönes, LOS', forderte ich mich auf und dachte an meinen letzten Urlaub. Ich lag unter Palmen und die Sonne prasselte auf meinen Körper. Schwupps. Die grünen Augen waren verschwunden. Ich schaute den Vampir wieder an und er grinste. "Schon ok, Süße.", er kam auf mich zu. Ich konnte mich nicht weg bewegen, da das Auto im Weg stand. "Hier dein Schlüssel", er reichte mir den Schlüssel und ich versuchte möglichst nicht an seine Hand zu kommen. Trotzdem berührte ich ihn, besser gesagt: Er berührte mich. Dieser Wichser wagte es sich tatsächlich mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Als er sich von meiner Wange löste, gab ich ihm eine kräftige Ohrfeige. "Aua, Süße. Das macht man ehrlich nicht. Ich wollt nur nett sein .... und übrigens: Ich heiße Spike.", grinste er mich an und verschwand. Als er nicht mehr in Sicht war, fuhr ich mir über die Wange und mir lief es eiskalt den Rücken runter. Spike. "Emma.", nuschelte Sandy. Oh mein Gott. Ich hatte Sandy total vergessen. "Wer war das, Emma?", ich half Sandy wieder auf die Beine und öffnete den Wagen. Ich setzte sie auf den Beifahrersitz und schaute nochmal in die Richtung, in welche Spike verschwunden war. "Ehm.", sagte ich abwesend,"ein total bescheuerter Vampir, der versucht mich zu erobern. Ja, ich glaube so könnte man das nennen" - "Gelingen tut es ihm ganz gut, oder Emma.", fragte Sandy neugierig aber gleichzeitig schwach. "Ich weis nicht.", antwortete ich und fuhr los.

Kapitel 4:

Ich hiefte Sandy aus meinem Wagen, den ich wie immer vor meinem Haus geparkt hatte. Sie war sicherlich zu schwach, um heute noch nach Hause zu laufen und ich wollte sie auch nicht allein lassen. Also trug ich sie zu meiner Wohnung. Als wir vor der Tür standen, setzte ich Sandy kurz ab, um die Tür aufzuschließen. Dann nahm ich sie wieder auf die Arme und brachte sie in mein Bett. Ich zog ihr die nasse Kleidung aus und brachte diese ins Bad. Dann deckte ich sie zu und machte mir auf den Weg zu meiner Tür, die ja noch offen stand. "Dich werde ich wohl auch nicht los.", meckerte ich, als ich Mr. Vampir namens Spike vor meiner Tür stehen sah. Er grinste, "Offengestanden, nein. Das wirst du mich nie mehr, Süße." - "Oh Man", schimpfte ich matt und machte die Geste, dass er reinkommen sollte, "Ehrlich gesagt: Ich bin zu müde, um dich anzubrüllen und dir zu sagen, dass du ein dämlicher Blutsauger bist und dass du dich verpissen sollst. Also, komm rein und mach es dir bequem." Er nickte erwartungsvoll und betrat meine Wohnung. Ich führte ihn in die Stube und bat, dass er leise sei, weil Sandy schlief. "Ich brauch dich wahrscheinlich nicht fragen, ob du was trinken oder essen willst.", sprach ich den Vampir an, der in meiner Wohnung stand. Oh Man, wie tief war ich bloß von einem Moment auf den Nächsten gesunken, dass ich einen Vampir in meine Wohnung ließ? .. Ich mein, ich hasste diese Kreaturen und ausgerechnet einer von den Blutsaugern stand nun in meiner Stube und starrte sich die Bilder an den Wänden an. "Nein, ich will nichts. Was sind das für Bilder, Süße?", fragte mich Spike. "Ehm.", ich stellte mich neben ihn,"Da war ich noch nicht so eine Missgeburt. Das eine da-", ich zeigte auf ein relativ schönes Bild, welches ziemlich groß war und mein Gesicht zeigte,"- ist zu meinem zwanzigsten Geburtstag. Ungefähr zwei Stunden bevor mich dieser Drecksvampir gebissen hat, ist es entstanden und das hier -" - "Stop, stop, stop.", unterbrach mich Spike, "Du wurdest gebissen und nicht richtig ausgesaugt, verstehe ich das richtig?" Ich ging auf mein Sofa zu und ließ mich fallen. "Jap.", antwortete ich ihm, als ich mich gelassen auf meiner fliederfarbenen Couch fallen ließ,"So war das. Ich wünsche mir manchmal, er hätte mich ganz ausgesaugt. Ich versteh auch nicht, wieso er das nicht getan hat. Auf jeden Fall hat mich Louis dann gefunden und mich aufgelesen. Er hat mich tagelang festgehalten und wollte wissen, wer der Vampir war. Aber ich konnte den Typen nicht beschreiben, weil ich total besoffen war, als er mich gebissen hatte. Ich wusste nur das er männlich war und verdammt stark. Also körperlich stark. Ob er auf vampirische Weise stark war, konnte ich ja schließlich in dem Moment noch nicht sagen. Tja... dann hat mich Louis ein Jahr lang aufs Letzte fertig gemacht und als ich 21 war, hatte er mich dann gehen lassen. Trotzdem muss ich immernoch seine dämlichen Spiele machen. Ich gehorche ihm, aber ich kann ihn überhaupt nicht ausstehen. Er ist die ganze Zeit nur darauf aus mich zu vögeln. Wie auch immer, ich sollte dir das alles nicht erzählen." Spike hatte sich während meiner kleinen Geschichte neben mich gesetzt und mir gespannt zugehört. "Louis ist ein ganz schöner Wichser, oder?", fragte er mich. "Ja.", ich stand auf um in in die Küche zu gehen,"Aber er ist ok." Meine Küche war mit einer Art Vorhang von meinem Wohnzimmer abgetrennt. Ich schnappte mir eine Flasche Schoko-Likör und trank diese mit einem Zug bis zur Hälfte leer. Da ich als Halbblut den Alkohol erst nach massig Likör merken würde, war das egal. Ich liebte auf jeden Fall den Schoko-Likör. Mr. Vampir hatte es sich bequem gemacht und die Beine hochgelegt. Ich setzte mich wieder neben ihn und kurze Zeit später schlief ich ein.

"AAAAHH", ein schriller Schrei weckte mich und ich schreckte auf und wollte mich aufsetzen, als ich merkte, dass mich jemand festhielt. "Hey, Spike. LASS MICH LOS", verzweifelt versuchte ich mich gegen seine Arme zu wehren. Die Energie, die von diesen ausging ließ mich schütteln. Als Mr. Vampir mich endlich los ließ, grinste er, "Na, gut geschlafen, Mäuschen." Ich verzog mein Gesicht, "Erstens: Nenn mich gottverdammt nochmal nicht immer 'Mäuschen'. Zweitens: Wieso bist du hier und drittens: Warum vedammt liegst du neben mir und umschlingst mich mit deinen Mörderarmen?" Hinter mir stand Sandy, von der wahrscheinlich auch der schrille Schrei ausging, von dem ich geweckt wurde. Und Sandy konnte es nicht lassen und mischte sich in das Gespräch ein,"Ist das nicht der Blutsauger von gestern." - "Ja, Sandy. Das ist der Blutsauger von gestern. Er ist uns anscheinend gestern Abend gefolgt und hat meine Situation, dass ich müde war, anscheinend ausgenutzt.", ich funkelte Spike böse an. "Hey, hey Süße. Ruhig Blut. Also erstens: Mir gefällt Mäuschen, das passt irgendwie zu dir. Zweitens: Ich bin hier, weil du mich gestern Abend reingebeten hast, mit den Worten, dass du zu müde bist um mich anzubrüllen, dass ich reinkommen soll und es mir bequem machen soll. All deinen Anweisungen bin ich gefolgt. Drittens: Das sind keine Mörderarme, Süße. Das sind meine Arme und ich habe es mir lediglich bequem gemacht, so wie du es von mir verlangt hast." Sein Grinsen war so breit und ich wusste nicht, was ich erwiedern sollte, weil er ja auch Recht hatte. Er hatte mir nur die Worte im Mund herum gedreht und sich einen Vorteil verschafft. "Hmpf.", machte ich und stapfte in die Küche, während ich mir durch die Haare fuhr. Ich schnappte mir ein Toastbrot und verschlang es, ohne es zu belegen oder zu toasten. Ich wollte einfach nur etwas in meinen Magen bekommen, damit das mulmige Gefühl darin verschwand. Man kann wirklich nicht sagen, dass ich es abstoßend fand, in Spikes Armen zu sein, aber angenehm war es für mich auch nicht wirklich. Ein zweites Toast sollte mir helfen die Übelkeit zu besiegen, die sich breit machte, als ich darüber nachdachte was gewesen wäre, wäre Sandy nicht reingeplatzt und hätte sich die Kehle aus dem Hals geschrien. Zur Krönung schnappte ich mir noch eine Flasche Schoko-Likört und leerte sie bis auf den letzten Tropfen aus. Natürlich nicht ohne Beobachtung. Spike stand genau so in meinem Wohnzimmer, dass er genau sah, was ich tat. "Ich geh jetzt ins Bad, da brauchst du mich nun wirklich nicht zu beobachten.", schnauzte ich rum,"Am Besten du machst dich aus dem Staub, Spike." Er nickte und ich verschwand im Badezimmer. Schnell schlüpfte ich aus meiner Kleidung und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser prasselte heiß auf mich nieder und wusch mir die letzten Gedanken an Spike aus dem Hirn. "EMMAA", schrie Sandy ziemlich aufgebracht,"Der Vampir, er, er ist immernoch nicht weg. Er streunert durch dein Schlafzimmer." - "Uff", ich sprang aus der Dusche und hüllte mich in ein Handtuch. Mit einem Pflock bewaffnet stürzte ich mich in mein Schlafzimmer. "SPIKE.", wütend funkelte ich ihn an, "LASS MEINE SACHEN IN RUHE ODER ICH BRING DICH UM !" Jedes Wort verließ einzeln meinen Mund und er ließ die Sachen, die er in der Hand hatte fallen. "MACH AUCH DEINE TASCHEN LEER.", schrie ich. Er nuschelte etwas unverständliches und leerte seine Taschen. "UND, was ist deine Entschuldigung", ich ließ den Pflock sinken und setzte mich auf mein Bett. "Entschuldigung..", fing Mr. Vampir an,"Gibt es glaub ich keine. Aber ich kann dir sagen, wieso ich das gemacht habe." - "Ja, und wieso?", ich fühlte mich wie eine Mutter, die ihren kleinen Sohn aushörte. "Weil ich dich bei mir haben will, Mäuschen. Du sollst mit mir kommen." - "Ok, ich geb zu du verwirrst mich", ich stand auf und ging zum Kleiderschrank um mir Sachen zu suchen,"Aber einen Scheiß werde ich tun. Und jetzt verpiss dich, Spike. Wenn ich richtig liege, dann sehen wir uns doch eh bald wieder."


Kapitel 5:

Nachdem ich meine beste Freundin nach Hause gebracht hatte, warf ich mich in Trainingsklamotten und band mir meine langen Haare zu einem Pferdeschwanz. Ich steckte mein Handy und etwas Geld ein und machte mich auf den Weg zu einer großen Jogging-Tour. Ich musste schließlich auch ab und zu etwas für meine Ausdauer tun. Mein Weg führte durch einen relativ großen Wald, über viele Felder und dann schließlich durch die Stadt, da ich noch einkaufen musste. Als ich am Waldrand angekommen war, fing es an zu regnen wie aus Eimern. Ich lief also etwas schneller. Laub und Gestrüpp, welches auf dem Boden lag, war vollkommen durchnässt und glitschig. Teilweiße rutschte ich aus und stürzte. Ich stolperte über viele Steine und Äste, auf denen ich abrutschte und war froh, als ich den Feldrand erreicht hatte. Ein Drittel des Weges hatte ich also geschafft. Der Weg über die Felder war nicht sonderlich spektakulär. "EM, DAS HALBBLUT WAS IMMER WEGLÄUFT.", rief mir eine unbekannte Stimme. Ich drehte mich um und hinter mir stand tatsächlich ein Mensch. Was war das für einer? Ich hätte ja auf einen Vampir, ein Halbblut oder einen Ghul gewettet, aber ein Mensch? Dann wusste er auch noch wer ich bin und was meine Taktik war. "Wer zum Teufel bist du?", fragte ich den Unbekannten, der sich auf mich zu bewegte. "Ich?", er lachte höhnisch,"Ein Freund von Spike. Mehr brauchst du über mich auch nicht wissen." - "Spike?", fragte ich mich leise. "Ja, Spike, du Dummerchen. Ich laufe dir schon die ganze Zeit hinterher, weil er es von mir verlangt. Das ist echt eine nervige Aufgabe, glaub mir. Aber ich mach das ja auch nicht grundlos. Ich soll dich nämlich beschützen." Ich lachte,"Du, mich beschützen Vor was denn bitte?" Das Menschlein grinste,"Zum Beispiel vor so was." Er nahm vier Finger in den Mund und pfiff wahnsinnig laut. Mit voller Geschwindigkeit raßte ein Adler über meinen Kopf, gerade so, dass ich mich noch schnell ducken konnte. Danach landete der Vogel auf der Schulter des Menschen. "Wie hast du das gemacht?", fragte ich. "Naja, das hier ist Rudy.", er streichelte dem Adler den Kopf,"Ich habe ihn so zu sagen großgezogen und er gehorcht mir. Außerdem ist er ein prima Beschützer und er hat schon einige Leben beendet, wenn es dich interessiert." Ich stutzte. So was traute ich nun nicht gerade einem Adler zu, aber gut. "Naja, dann komm, bevor ich noch ausraste und dich und deinen Rudy töte", lachte ich und lief weiter über die Felder. 'Ich muss unbedingt meinen Look ändern', dachte ich mir, 'vielleicht schwarze Haare ... oder NEIN .. braune.' Als ich endlich in der Stadt angekommen war, natürlich gefoglt von Menschlein + Adler, joggte ich zum nächsten Supermarkt. Ich schnappte mir einen Einkaufswagen und als mir der Mensch mitsamt Adler in den Laden folgen wollte, lachte ich,"Rudy lässt du lieber draußen. Ich glaube nicht, dass Adler hier sehr willkommen sind." Der Mensch schnalzte mit dem Mund und der Adler flog davon. "Interessant.", murmelte ich, "Vielleicht sollte ich mir ein Schwein zulegen, oder so." Über diese Vorstellung lachte ich. Ein Halbblut gefolgt von einem Schwein.

Eisbergsalat, Spaghetti, Ketshup, Gurke, Schoko-Likör und Haarfarbe lagen in meinem Einkaufswagen. Hinter mir lief immer noch das Menschlein. "Sag mal, Mensch.", plapperte ich ihn an,"Kannst du mir wenigstens deinen Namen verraten. Ich finde, wenn ich dich die ganze Zeit 'Mensch' oder 'Menschlein' nenne, dann kommt das irgendwie doof." Er grinste,"Ich heiße Merlin, wie der Zauberer." Ich lachte,"Aber du bist nicht der Zauberer?!" Er schüttelte den Kopf und sein Grinsen wurde breiter. Gemeinsam verließen wir den Supermarkt und machten uns auf den Weg zu mir nach Hause. Über uns flog die ganze Zeit Merlins treuer Begleiter. "Ich muss schon sagen, Rudy ist schon ein hübscher Vogel.", lachte ich, als ich die Wohnungstür aufschloss. Er nickte, "Ich habe ihn gefunden, da war er noch ein Kücken. Rudy war total ausgehungert und ich habe ihn mit der Flasche aufgezogen. Dann haben wir das mit dem Pfeifen trainiert und mir ist aufgefallen, dass er gerne Leuten die Augen aus dem Kopf hackt. Ja, ja ..." Merlin streichelte Rudy über den Kopf und ich betrat meine Wohnung. Sie sah aus wie immer, nur spürte ich die Energie einen Vampirs und es war nicht Spike. "Hier ist jemand.", stellte Merlin fest. Ich nickte und griff nach einem Pflock, der in meiner Wohnung rumlag. Langsam schlich ich mich in mein Wohnzimmer, da von dort die Energie kam. Dicht hinter mir lief Merlin. Auf seiner Schulter hockte Rudy, der ziemlich aufgebracht war. Wie vom Blitz getroffen stürzte ich mich auf den Vampir und rammte ihm den Pflock knapp neben das Herz. Er sackte unter meinem Gewicht zusammen und ich zog ihn auf meinen Schoß, um feststellen zu dürfen. Das der Vampir eine Vampirin war. "Wer bist du und was machst du in meiner Wohnung, Blutsauger?", ich zog der Vampirin an den Haaren und sie ließ einen hohen Schrei zu hören. "Ich bin von Spike.", quetschte sie voller Schmerzen herraus,"Mit ihm befreundet. Mein Name ist Daria." Ich zog ihr den Pflock aus dem Rücken und sie stöhnte auf., "Man, Missgeburt, wieso rammst du mir auch einfach den Pflock in den Rücken?" Ich lachte auf,"Ich kann es auch gleich wieder machen, wenn du frech wirst. Außerdem bist du in meine Wohnung eingebrochen ... wie bist du eigentlich hier rein gekommen?" - "Spike hatte einen Schlüssel.", Daria stetzte sich neben mich auf die Couch und verschränkte die Arme vor ihrem kleinen Körper. Ja, Daria war ziemlich klein. Sie sah auch verdammt jung aus ... So um die vierzehn Jahre. Ihr relativ kindliches Gesicht wurde geprägt durch große Augen, so wie bei einem Rehkitz. Ihre braunen Haare fielen glatt auf ihre Schultern und ihre vollen Lippen formten ein schmales Lächeln. "Er hat den Zweitschlüssel mitgehen lassen, als er meine Sachen durchwühlt hatte.", murmelte ich und schüttelte den Kopf,"Ähm, Merlin, magst du was essen, oder trinken?" Er nickte,"Hast du Wasser?" Ich ging in die Küche und holte eine Flasche Mineralwasser, ein Glaß und Schoko-Likör und setzte mich wieder auf meine Couch. "Wo ist er?", fragte ich Merlin und Daria, die nebeneinander auf meiner couch saßen. "WER?", fragten sie gleichzeitig. Dummerchen, dachte ich und schüttelte den Kopf. "Na wer wohl, sicher nicht der Osterhase.", ich schraubte den Likör auf und nahm einen tiefen Schluck. "Ach Spike.", Merlin war es, der wusste, was ich meine. Daria war anscheinend nicht so schlau. "Er kommt demnächst wieder.",meinte Merlin und trank von seinem Wasser. Na toll, dachte ich mir, jetzt sind seine zwei Freunde bei mir, und er verkriecht sich lieber in irgendeinem Loch. "Und geht ihr noch, oder soll ich euch Bettzeug besorgen.", fragte ich und sie grinsten sich an. "Zweitens." Klasse.

Kapitel 6:

Genervt wachte ich auf und schlürfte ins Bad. "MAN EM.", schrie Merlin mich an, "Jetzt ist meine Badzeit." Verständnislos schaute er mich an und ich schlürfte seufzend in die Stube. Drei verdammte Wochen wohnten Merlin und Daria jetzt schon bei mir. "Bald verlang ich Miete von euch.", meckerte ich und kratzte mich am Kopf. Ich öffnete die Kühlschranktür, schnappte mir eine Packung Milch und kramte in meinem Schrank nach einer Schüssel. "Wo sind die ganzen Schüsseln hin, Leute?", rief ich laut. "Im Geschirrspüler.", antwortete mir Daria. Ich wusste genau, weshalb ich lieber allein lebte. Außerdem fragte ich mir, wieso ich Daria noch nicht umgebracht hatte. Schließlich war sie ein Blutsauger und theoretisch müsste ich sie auch hassen, aber ich fand sie ganz in Ordnung. Bis auf die Tatsache, dass sie, genau wie Merlin, stundenlang das Bad blockierte. "Man Merlin, ich muss mal.", meckerte ich und klopfte gegen die Badtür. "Dann geh, ich steh nur unter der Dusche.", meinte er. Ich riss die Tür auf und setzte mich aufs Klo. "Wie lang brauchst du denn zum Duschen, man?", meckerte ich und bemerkte, dass Rudy auf dem Waschbeckenrand saß. "Ich?", lachte Merlin,"Zehn Minuten. Ich bin auch gerade erst unter die Dusche." - "Hmpf.", ziemlich genervt drückte ich die Klospülung,"Wann kommt Spike wieder?" Ich machte mir oft Gedanken über Spike. Leider. Ich war wie verhext und meine Gedanken waren nur auf ihn fixiert. "Du interessierst dich für ihn, oder?", fragte Merlin und zog den Duschvorhang auf. "GOTT MERLIN, zieh den Vorhang wieder zu.", nackt stand er vor mir und lachte darüber, dass ich so einen Scham hatte. Er schnappte sich ein Handtuch und wickelte es sich um die Hüfte, "Das war nicht die Antwort auf meine Frage, Em." - "Ja.", ich schaute auf den Boden,"Ich weis, dass es nicht die Antwort auf deine Frage war, aber wenn es so wäre, dass ich mich für diesen elendigen Mörder interessiere, dann würde ich es dir ganz bestimmt nicht erzählen. Sondern wenn dann eher Daria." Wildgewurden schoss ich aus dem Badezimmer. "DARIA, MITKOMMEN, JETZT.", ich zog sie am Arm aus meiner Wohnung und rannte bis zum Waldrand, während ich sie hinterher zog.

"Was ist denn los, Em.", verblüfft schaute sie an mir herunter. Ja, ich war noch im Schlafanzug. Ich persönlich mochte diesen, aber anscheinend gefiel er Daria nicht so gut. Mein Schlafanzug war mit kleinen Bärchen bestickt und in hellblau. "Was, ich mag den Schlafanzug, glotz ihn nicht so an.", fing ich an zu reden und schaute Daria direkt in die Augen,"Hör zu, anscheinend kommt Spike ja nicht so schnell wieder. Aber ich möchte wissen, was er macht und wieso Merlin und du bei mir sind. Außerdem will ich, dass du mich auf andere Gedanken bringst." Sie schnaufte, "Gleich so viel auf einmal? Also, Spike muss einen Auftrag erledigen, schließlich ist er Kopfgeldjäger. ABER keine Angst, auf deinen Kopf ist er nicht aus." Daria grinste und setzte sich auf einen Stein, der verloren am Waldrand stand. "Spike möchte, dass Merlin und ich auf dich Acht geben. Aber wir wissen, dass du ab und zu komische Trainigseinheiten bei diesem Halbblut hast. Dahin folgen wir dir und dann bringen wir dich wieder Heim. Du wirst und erst los, wenn Spike wieder da ist. Tut mir Leid." Nun lachte sie und ich verzog mein Gesicht. Wer weis wie lang es noch dauerte, bis Spike wieder da war. "Und jetzt lass uns einkaufen gehen. So Kleidung und so. Wie gute Freundinnen. Dann trinkst du einen Kaffee und dann gehen wir wieder nach Hause. Aber vorher: Zieh dir bitte was anständiges an. So gehe ich mit dir nicht raus." Kopfschüttelnd lief ich los und Daria trottete mir hinter her.

Kapitel 7:

"Sag mal Daria, wie und wann wurdest du eigentlich verwandelt?", fragte ich Daria und nippte an meinem Kaffee. Wir waren jetzt schon in den verschiedensten Geschäften gewesen und um unseren Tisch standen mehrere Tragetaschen. "Ich?", fragte sie und setzte sich aufrecht hin,"Ich war totkrank und Spike hat mich gefunden. Dann hat er mich gebissen und seit dem bin ich ein Vampir. Aber ich bin froh, dass er mich vor dem Tod gerettet hat. Ich mein, ich wollte nicht sterben. Vor allen Dingen nicht mit fünfzehn. Das ist jetzt ungefähr fünfzig Jahre her." Ich staunte. Erstens, weil ich Daria auf ein falsches
Alter geschätzt hatte und Zweitens, weil Daria älter war als ich, wenn man es so sehen wollte. "Das tut mir Leid, für dich.", ich wusste wirklich nicht, was man in so einem Fall sagen sollte. "Ja, schon ok.", strahlte mich Daria mit ihrem kindlichen Lächeln an,"Lass uns jetzt nach Hause fahren." Ich nickte, trank den Rest meines Kaffees in einem Zug aus und schnappte mir die Hälfte der Tragetaschen. Die Übrigen übernahm Daria und zusammen liefen wir zum Auto. "Sag mal, Daria?", ich schloss die Kofferraumklappe und öffnete die Fahrertür. "Ja?", antwortete mir das Vampirmädchen und setzte sich auf den Beifahrersitz. "Kannst du Haare färben?", ich schaute sie erwartungsvoll an. "Klar kann ich das.", sie lächelte,"Nach über 50 Jahren auf der Erde werde ich das wohl hinbekommen. Wir lachten und ich drückte auf das Gaspedal. Wir fuhren aus dem Parkhaus, aus dem Gelände des Einkaufcenters und dann auf die Landstraße, die zur Autobahn führte. Unsere Shopping-Tour verschlug uns nämlich einige Kilometer raus aus der Stadt. Aus meinem Radio dröhnte laute Musik, welche von einer Kasette abgespielt wurde. Es war eine von Darias Lieblingskasetten und ich fragte mich ernsthaft, wieso sie sowas hörte. Laute Bässe und schrille Melodien, die mein Auto zum Wackeln brachten. Seufzend fragte ich mich, wie lang ich diesen Lärm noch ertragen musste. Techno war nun wirklich nicht meine Lieblingsmusik. "VORSICHT", schnell drückte ich das Gaspedal nach unten, als sich etwas über meine Frontscheibe abrollte. Daria machte einen entsetzen Laut und sofort sprang sie aus dem Wagen. Ich befreite mich so schnell es ging vom Sicherheitsgurt und rannte vor mein Auto. "Hier ist gar niemand, Em.", Daria schaute sich verwirrt die Frontscheibe an, "Das kommt mir alles ein wenig spanisch vor." - "Ja, mir auch.", ich schaute die Straße entlang, weit und breit war niemand. Schulterzuckend bewegte ich mich wieder zur Autotür. "EHI", schrie Daria und mit einem lauten Knall stürtzte sie zu Boden. Ich rannte um das Auto herum und stürtzte mich auf den jenigen, der Daria zu Boden gezogen hatte. "Lass mich los, verdammt.", die Stimme kam mir bekannt vor. Langsam drehte ich den Körper um, den ich mit Gewalt festhielt, "Louis?"

"Ja.", verwirrt schaute ich mich um, "Was ist?" Ich lies Louis los und ging zu Daria, die keuchend am Boden lag. "Was hast du mit ihr gemacht?", knurrte ich ihn an. "Sie, sie ist ein Vampir, Em. Was ist wenn sie dir was tut?", anscheinend war er leicht verwirrt, weil ich so besorgt war. Ich muss zugeben, Daria ist mir ziemlich ans Herz gewachsen. "WAS HAST DU GEMACHT,LOUIS?", ich war so wütend, dass ich ihn am liebsten erwürgt hätte, "LOUIS?" - "Ja, ja. Ich hab ihr den Rücken aufgeschlitzt. Sie wird schon wieder." Wütend schaute ich ihn an und wendete mich wieder zu Daria. "Hörst du mich, Daria.", verzweifelt rüttelte ich an ihren Schultern. "Mensch Em, hör auf.", keuchte sie und grinste mich an. "Oh Gott.", rutschte es mir raus und ich umarmte sie. Es wäre nicht zum ersten Mal, dass ich jemanden verliere, der mir viel bedeutet. Oh Nein. Fast meine ganze Familie ist tot. Beziehungweise wurde sie ermordet. Wahrscheinlich ist das auch teils Grund, dass ich die Blutsauger nicht leiden konnte. Jeden einzelnen haben sie ausgesaugt und ich? Ich kam immer zu spät. Sie lagen alle totblass auf dem Boden und jeder Versuch sie wieder zu holen war zwecklos. Jedes Mal schwor ich Rache, irgendwann müssten sie alle dran glauben. Zwei der Blutsauger hatte ich sogar schon erwischt. Der Eine hatte sich an meiner Mutter vegriffen und der andere an meiner Oma. Ich hab sie beide qualvoll sterben lassen. "Zum Teufel mit dir, Missgeburt.", haben sie geschrien, als ich ihnen den Pflock bis zum Brustkorb durch ihre Herzen gebort hatte. Doch die anderen Vampire waren für mich einfach noch zu stark und da diese mich verfolgten, hieß es immer weglaufen. Theoretisch war ich schon an fast jedem Ort der Erde, weil ich weglaufen musste. Doch ich kehrte jedes Mal nach Hause in meine Wohnung zurück. Jedes gottverdammte Mal. Aber ich sagte ja, dass nicht alle aus meiner Familie tot waren. Nein, mein Onkel Charlie lebte noch. Er wusste über Vampire, Ghule und Halbblüter bescheid und hatte sich diverse Waffen zugelegt. Er war ein starker Mann und er hatte, als einziger Mensch den ich kannte, schonmal einen Vampir zerlegt. Wie auch immer. Ich löste die Umarmung und strahlte Daria an, "Ich hatte wirklich Angst um dich." Sie lachte, "Um mich? Da brauchst du dir keine Sorgen machen, das ist nicht das erste Mal, dass mir jemand den Arm aufschlitzt. Es tut nur jedes Mal für einen Moment weh." Ich nickte und umarmte sie nochmal. Anscheinend hatte ich eine Art mütterlichen Instinkt entwickelt. Schließlich war Daria ihrem Körper nach zu urteilen noch ein Kind. Auch ihre Stimme war eher kindlich. Aber ich wusste trotzdem, dass sie schon länger auf Erden war als ich. "Lass uns nach Hause fahren, Daria.", ich gab ihr die Hand und zog sie vom Boden hoch, "Louis, lass demnächst Daria in Ruhe. Genauso wie Spike und Merlin." Er nickte mir zu und verschwand in der Nacht. Daria und ich fuhren weiter nach Hause. Wir redeten auf der weiteren Autofahrt kein Wort mehr, weil ich noch verdammt wütend auf Louis war.

Kapitel 8:

"Immernoch sauer auf deinen Halbblutfreund?", grinste Daria mich an. Ich schüttelte genervt den Kopf, "Ich hasse ihn und ja ich bin noch sauer." - "Das bringt dir doch nicht, Em.", Sie lief mir in die Küche hinterher, wo ich eine Flasche Schoko-Likör öffnete, "Er wollte dich nur beschützen. Er wollte mir doch sonst nichts Böses. Woher soll er denn wissen, dass wir befreundet sind.?" Ich lief weiter in mein Schlafzimmer, immernoch bewaffnet mit der Flasche Likör, und hinter mir lief Daria. "Daria, darum geht es nicht. Er mischt sich in mein Privatleben ein. Dieser Wichser hat sie doch nicht mehr alle, das macht er doch auch nur um mich ins Bett zu bekommen.", wütend schnaufte ich und kramte in meinem Kleiderschrank nach einem passenden Oberteil. "Em, er wollte dich nur beschützen. Vielleicht hat er es gerochen, dass du von einem Vampir begleitet wirst oder so, aber jetzt schieb ihm nichts in die Schuhe, was er nicht gemacht hat.", Daria stand dicht hinter mir und ich drehte mich um und hob drohend den Finger. "Es ist meine Sache, Daria.", ich stupste ihr gegen den Brustkorb, "Nicht deine. Ich bin wütend auf diesen Wichser, wenn es mir passt und ich will nicht von dem verfolgt werden, ja? Also, halt dich doch einfach da raus." Jetzt grinste sie, "Kann es sein, dass du nur einen Grund suchst, auf den du deine schlechte Laune schieben kannst." Ich stutzte, die hatte doch ehrlich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Na gut, ich war nicht gut gelaunt und das von mir aus auch schon seit Tagen, aber das gab ihr nicht das Recht sowas zu behaupten. Seit unserer Begegnung mit Louis war jetzt eine Woche vergangen und seit dem wurde meine Laune täglich schlechter. "Ich geh zum Briefkasten.", schnaubte ich entblöst. Daria lachte, "Ach Mensch, Em. Du bist manchmal echt doof." Kopfschüttelnd nahm ich mir den Schlüssel von dem Sideboard, welches direkt neben meiner Wohnungstür stand und machte mich auf zum Briefkasten. Nebenbei dachte ich über Darias Worte nach. Gut, es war auf keinen Fall Louis' Schuld, dass ich so mies gelaunt war. Aber ich wusste ja selbst nicht wieso ich es war. "Rechnung, Rechnung, Louis, SPIKE.", mein Herz klopfte schneller und ich starrte den Brief an, den ich gerade aus dem Briefkasten genommen habe. Ich ermahnte mich, mich zusammen zu reißen, schloss den Briefkasten wieder und rannte die Treppe wie eine Verrücktgewordene nach oben. "WIR HABEN POST VON SPIKE. DARIAAA, MERLIIN.", ich rannte in die Stube und beide saßen gespannt auf der Couch. "Mach auf.", Merlins große Augen funkelten mich an. Ich riss den Brief auf und starrte das Blatt an. Dann atmete ich tief ein und aus und fing an zu lesen. "Hey Daria, Merlin und natürlich Mäuschen. Ich sitze gerade irgendwo in Kanada fest. Seit einer Woche bin ich dem Typen auf der Spur. Sobald ich seinen Kopf habe komme ich wieder zu euch." Ich schaute Daria und Merlin fest ins Gesicht. "Lies weiter, Em.", Daria rückte wie wild auf der Couch hin und her. "Der nächste Teil geht nur an dich, Daria.", ich reichte ihr den Zettel und sie schaute ihn an, "Lies vor, los." - "Ok.", sie räusperte sich, "Daria, ich hoffe, dass du in Em eine Freundin gefunden hast, denn so feindlich wie sie immer tut, ist sie eigentlich nicht. Das durfte ich schließlich auch erfahren, als sie so müde war. Ich hoffe du passt gut auf sie auf und du hast auch Freude daran, mal wieder bei deinem Merlin zu sein." Plötzlich wurde sie rot und schaute auf den Boden. "Was ist los?", fragte ich sie und setzte mich in meinen Sessel. "Nichts.", sie schüttelte den Kopf und laß weiter, "Daria, du weist wie schwer es ist, an einen wichtigen Kopf ran zukommen. Deswegen weist du auch, wie lang es manchmal dauern kann. Aber ich bin guter Dinge, dass ich den Mistkerl bald erledigt habe. Eine Umarmung an dich und nun gib den Zettel Merlin." Sie grinste und gab den Zettel weiter, aber ohne Merlin anzuschauen. Verwirrt beobachtete ich Merlins Reaktion, als er den Zettel aus Daria's Hand nahm. Die beiden waren auf einmal sehr vorsichtig zueinander und sehr distanziert. "Ich les jetzt.", Merlin setzte sich aufrecht, "Merlin mein Kumpel. Ich hoffe du kommst gut mit den zwei Weibern klar und sie bereiten dir nicht zu viel Stress. Außerdem hoffe ich, dass es Rudy gut geht. Wenn ich wiederkomme, dann bekommt er einen dicken Braten." Das Grinsen auf Merlins Gesicht wurde sehr breit, "Sicherlich bekommst du bei Em genug zu Essen. So wie ich das gesehen habe, kauft sie schließlich öfter ein. Beschütz' auch du sie gut, ihr soll schließlich nichts passieren. Jetzt geb den Zettel Em, aber sie soll nicht laut vorlesen, was ich geschrieben habe." Er reichte mir den Zettel und setzte sich wieder gemütlich auf das Sofa. Ich drehte das Blatt rum, da die eine Seite nun schon gelesen war. -Hey Mäuschen, ich hoffe bei dir ist alles in Butter?! Naja, ich denke schon. Schließlich musst du mich im Moment ja nicht ertragen. Aber keine Angst, ich komme schon wieder um dir auf die Nerven zu gehen. Schließlich sollst du Mein werden. Eigentlich wollte ich dir ja noch erzählen, wie ich auf dich gekommen bin. Also, der Vampir, der damals deine Oma umgebracht hat, war jemand aus meiner Sippe. Du musst wissen: Ich bin Sippenführer und dieser Vampir, er hieß Josh, war der dritte Vampir, den ich erschaffen hatte. Ich wusste nicht, dass er einer derjenigen war, der die Familie der Halbblutprinzessin (So heißt du in unseren Kreisen) ausrotten wollte. Aber mir war das auch ziemlich egal. Schließlich wollte er sich auch nur ernähren. Doch als ich dann erfahren habe, dass du ihn ermordet hast, ihm den Pflock durch den Rücken, dann durchs Herz und bis zum Brustkorb gebohrt hast, wollte ich dich finden. Ich wollte dich unbedingt sehen, sehen wie stark du in Wirklichkeit bist. Ich beobachte dich also schon eine ganze Weile und ich muss dir gestehen: Ich habe mich nur durchs Beobachten in dich verguckt. Ja Mäuschen, ich will dein Herz. Ich will dich an meiner Seite. Ich will, dass wir für immer zusammen sind. Unzertrennlich, dass niemand jemals einen Keil zwischen uns bohren kann. Aber ich will auch, dass du von selbst auf mich zukommst. Ich will dich zu nichts zwingen und ich lass dir alle Zeit der Welt. Ja, das war's dann auch schon. Bitte versteck den Brief irgendwo, normalerweise bin ich nicht so ein Weichei, dass solche kitschigen Texte schreibt, aber ich glaube, dass das alles auch mal gesagt werden muss. In Liebe, Spike.- Ich stutzte und überflog die Zeilen nochmal.

"Mensch Em, dein Herz. Das klopft so laut, dass meine Ohren weh tun.", Daria war es, die mich wieder in die Realität geholt hatte, "Zeig mal, was hat er geschrie-" - "-NEIN, DARIA. Er hat geschrieben, er will nicht, dass es jemand ließt.", sie zuckte mit den Schultern und ich verschwand in meinem Schlafzimmer. 'Wohin mit dem Brief, wohin mit dem Brief', ich faltete ihn ganz klein zusammen und schob ihn zwischen meine ganzen Waffen und Klamotten, die ich zum Vampire töten brauchte. "DARIA", rief ich, als ich die Haarfarbe auf meinem Nachtisch sah, "KANNST DU HAARE FÄRBEN?" Sie kam zu mir, "Klar." Ich nickte ihr zu und gemeinsam verschwanden wir im Bad. "Hast du den Brief von Louis gelesen?", fragte ich sie und sie nickte. "Dein nächstes Spiel ist morgen, du triffst dich mit ihm an der alten Scheiderei." Ich stutze, was wollte er jetzt mit der alten Schneiderei? "Muss Sandy auch?", fragte ich Daria, die mir grad die Haarfarbe in mein rotes Haar rieb. "Nein, nur du.", sie zog sich die Handschuhe von den Händen, "So, in einer halben Stunde spülen wir dir die Haare aus, dann bist du offiziell brünett." Ich seufzte, aber eine Veränderung tat schon gut. "Ich hol mir mal den Brief von Louis.", nickte ich Daria zu und ging zurück in die Stube. Der Brief lag geöffnet auf dem Couchtisch. -Hallo Em. Dein nächstes Spiel ist morgen. Wir treffen uns an der alten Schneiderei. Du bringst zwei Pflöcke mit. Louis.- Ich griff mir an den Kopf. Das was ich hinter den Zeilen lesen konnte war, dass ich einen Vampir oder mehrere töten durfte. Louis nahm für sowas immer sippenlose und überhebliche Vampire, die sich für stark halten aber ziemlich schwach sind. Das Blut wird nach dem Kampf so schnell es geht aus den leblosen Körpern geholt und konserviert. Dann haben wir es immer da, falls wir bei einem Kampf schlimm verletzt werden. "Em, deine Haare müssen ausgewaschen werden.", Daria stand neben mir, als ich gedankenverloren den Brief von Louis in der Hand hin und her wedelte. "Ja, ok.", gemeinsam gingen wir ins Bad und Daria machte meine Haare. "Fertig." Ich hob den Kopf und schaute in den Spiegel. Von allen Seiten fummelte ich an meinen Haaren herum. "Braun.", murmelte ich und stellte mich aufrecht hin. "Ja, braun. Ich find es steht dir.", Daria schmiss die Farbverpackungen in den Müll und stellte sich neben mich. Ebenso kritisch wie ich schaute sie in den Spiegel. "Gut, dann lass uns den Tag noch etwas ausklingen, bevor morgen wieder der Ernst des Lebens beginnt." Sie lachte und wir begaben uns zu Merlin, der allein auf der Couch saß. Naja, nicht ganz allein. Schließlich war da immer sein Begleiter Rudy.

Kapitel 9:

"Schicke Haarfarbe.", Louis
reichte mir die Hand und ich schüttelte diese. "Danke.", ich grinste ihn abfällig an, "Sag, was hat dein verschlüsselter Brief zu bedeuten gehabt?" Er schaute an mir runter. "Nicht sabern, reden.", meckerte ich. "Ja, ich hab in der Schneiderei zwei Vampire. Wir brauchen das Blut. ABER so einfach wird das nicht. Die beiden haben nicht nur ihre Reißzähne, sondern auch noch Messer. Es geht mal wieder um Leben und tot, Hübsche.", sein erbärmlicher Blick lag auf mir und meinen Klamotten. Ich hatte nicht viel an, da ich Bewegungsfreiheit brauchte. Eine enge und verdammt kurze Hose und genau mit den selben Eigenschaften war auch mein Oberteil bestückt. In meinen Händen hielt ich die Pflöcke und meine Haare waren zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden. "Los jetzt, lass mich das erledigen, ich will nach Hause auf meine Couch.", meckerte ich und Louis führte mich in die alte Schneiderei. "Hi Em.", schwule Vampire, also. Sowas hatte ich auch lang nicht. "Hey. Wer seid ihr?", ich wollte wenigstens die Namen der beiden wissen. Einer stellte sich vor mich. "Hi, ich bin Noah." Er reichte mir die Hand, doch ich schlug sie weg. "Und du?", ich drehte die Augen. Er schritt nach vorne, "Lukas" Knapp aber hilfreich. Ich schaute mir die beiden nochmal an. Dann drehte ich meinen Kopf auf den Schultern und ließ meine Hände knacken, "Gut, dann lasst uns mit dem Spiel anfangen. Ich will nach Hause."

Noah rannte auf mich zu und ich prallte mit voller Wucht gegen eine Wand. Grimmig stellte ich mich wieder auf und klopfte mir den Staub von der Kleidung. Jetzt sah man mir eindeutig an, dass ich gereizt war und in Noahs und Lukas' Gesicht sah man dies auch. Beide hatten die Augen weit aufgerissen und sie starrten mich entsetzt an. "Tja meine Lieben, kommen wir nun zum wichtigen Teil.", lachte ich gehessig und stürzte mich auf Lukas, der noch total perplex war. Doch schon als ich ihn nieder gerissen hatte, spürte ich wie sich jemand auf meinen Rücken setzte. Keuchend fiel ich zusammen. "Argh.", meine Wut steigerte sich mehr und mehr und ich wollte die beiden Wichser nur noch töten. Mit einem Schub ungezügelter Wut warf ich Noah von meinem Rücken und stieß Lukas den Pflock ins Herz, gleich kam Louis und räumte die Vampirleiche weg. Dann machte ich einen Schritt auf Noah zu, welcher hellrote Krokodilstränen weinte. Ja, druch die Blut-Wasser-Verteilung eines Vampirs verfärbte sich die Tränenflüssigkeit rosa. Ich musste grinsen, da Noah jetzt so verzweifelt war und ein höhnisches Lachen verließ meinen Mund. Doch ihn schien es nicht so sehr zu freuen, dass ich seine große Liebe umgelegt hatte. Wie am Anfang rannte er auf mich zu, aber ich duckte mich und er rannte mit seinem gesamten Gewicht gegen eine Wand. Fenster zerbrachen und es regnete Scherben. Ich musste mich ducken und binnen weniger Sekunden schlug jemand auf mich ein. Japsend wehrte ich mich gegen die Schläge, die wie Steine auf mich nieder fiehlen. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, wörtlich. Ich drehte mich, wie vom Blitz getroffen, rum und verpasste Noah eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Er knurrte, während ich mich bereit machte auf seinen nächsten Wutausbruch. "DU DRECKIGE MISSGEBURT HAST MEINEN MANN GETÖTET.", die Worte waren scharf wie Messer,"WIR WOLLTEN IMMER ZUSAMMENBLEIBEN. DAFÜR WIRST DU BEZAHLEN." Doch anstatt wieder auf mich zu zurennen, wurde er zu Boden gerissen. Gleich klopfte mein Herz um einige Takte schneller. "Noah, Noah, Noah. Genau sowas hatte ich nicht von dir erwartet. Du bist so ein böser Wicht.", sarkastischer ging es ja gar nicht,"DAFÜR WIRST DU BEZAHLEN MEIN SÜßER." Mit den letzten Worten wurde ihm der Kopf von den Schultern gerissen und Louis schnappte sich den Körper um das Blut rauszuquetschen. "Spike.", ich musste mich zusammenreißen um ihm nicht die Arme um den Hals zu werfen. Wäre er nicht erschienen, dann wäre ich wahrscheinlich unter der geballten Wut eines schwulen Vampirs untergegangen. Meine Kräfte waren so ziemlich am Ende. Keuchend stand ich vor ihm und er grinste. "Na Mäuschen, hast du mich vermisst?", er lachte und ich boxte ihm gegen die Schulter. "Du bist echt ein Arschloch.", ich schüttelte den Kopf und er lachte. Ein kurzer Blick in seine Augen und mir war klar, dass ich ihn mal wieder nicht so schnell loswerden würde. "Darf ich die traute Zweisamkeit mal kurz stören?", durch ein Räuspern erlangte Louis zur Aufmerksamkeit. "Hier dein Geld.", ich nahm ihm das Säckchen aus der Hand, aber verzichtete darauf ihm vor die Füße zu spucken. "Tschüs Louis.", er sollte endlich verschwinden. Er nickte und verließ die Schneiderei.

Kapitel 10:

"Sag mal, Mäuschen.", Spike ging mit mir zum Auto, wo Daria und Merlin schon warteten,"Wieso tötest du eigentlich Vampire?" Ich zuckte mit den Achseln, "Frag nicht so dumm." Meine Abneigung ihm gegenüber war wieder so halbwegs da, auch wenn ich froh war, dass er Noah den Kopf abgerissen hatte. "Ach komm, du hast dich doch gefreut, dass ich dich gerettet habe, oder?", er lachte und stellte sich mir direkt in den Weg. "Woher willst du das wissen?", ich schaute auf den Boden, weil ich ihm nicht ins Gesicht schauen wollte. Trotzdem war meine Stimme wahnsinnig abneigend und hart. "Dein Herz, Süße.", ein Schritt auf mich zu, "Es klopft schneller, sobald ich dir näher komme." Noch ein Schritt. Ich ermahnte mich ja keine Gefühle zu zulassen. Noch ein Schritt. So sehr hatte ich mir sicherlich noch nie auf die Lippe gebissen. Blut. Spikes Augen färbten sich grün. Ich schüttelte den Kopf und drehte mich weg. "SPIKE.", dieser Schrei kam, Gott sei Dank, nicht von mir, sondern von Daria. "Oh Gott, was machst du denn hier?", sie nahm ihn in die Arme, doch sein Blick blieb auf mir liegen. Ich ging zum Auto, da ich das Geschehen lieber von drin beobachten wollte. Viele mulmige Gefühle sammelten sich in meinem Bauch an. Diese galt es jetzt erstmal los zu werden. Scheiße. Ich schüttelte den Kopf und schnallte mich an. "Ich fahre.", da ich auf dem Beifahrersitz saß, schauderte es mir. Spike setzte sich gemütlich und selbstverständlich auf den Fahrersitz und Merlin und Daria setzten sich kichernd hinter. "Sagt mal, was läuft jetzt eigentlich bei euch?", fragte ich die beiden, weil ich mich irgendwie von meinen mulmigen Gefühlen trennen wollte und irgendwie musste ich mich ja von ihnen ablenken. "Ist das nicht egal?", Darias Blick versteinerte sich und ihre Ernsthaftigkeit schmerzte mir. "Okay, dann vergesst das.", ich nickte und dann konzentrierte ich mich auf die Straße und versuchte nicht an Spikes Fahrstil rumzumeckern. Dieser war nämlich verdammt komisch. In den Kurven trat er extra noch mehr auf das kleine, schwarze Gaspedal, wahrscheinlich liebte er die Gefahr, dass sich das Auto überschlagen würde, wenn er nicht aufpassen würde. Bloß würde er da ja nicht draufgehen, sondern nur Merlin und ich. Das einzige Transportmittel, welches Blutsauger wirklich in den 'Tod' bringen könnte, wäre ein Flugzeug. Verbissen krallten sich meine Finger in meine schon schmerzenden Oberschenkel. Jeder Muskel meines Körpers war angespannt und ich biss mir auf due immer noch schmerzende Lippe. Die schmerzen trieben mir Trnen in die Augen, aber ich ermahnte mich nicht mal einer freien Lauf zu lassen. Neben mir bewegete Spike seinen Kopf zur Musik. Schief pfiff er die Töne der Melodie mit und ich schüttelte den Kopf. Gott verdammt ich will Heim, ich tippelte mit den Füßen ungeduldig auf dem Boden rum. "Mäuschen, hast du dir eigentlich Gedanken gemacht, wo ich dann schlafen soll?", Spike grinste mich schief an. "Oh Mann."

"Bitte bring dir morgen wenigstens eine eigene Decke mit. Das Bett kaufen wir dann wenn ich wieder Geld habe.", ich drehte mich genervt auf die Seite und wickelte mich in meine Bettdecke ein. "Gibst du mir bitte wenigstens einen Zipfel?", ein Finger tippte nervig auf meiner Schulter rum. "NEIN, und jetzt lass mich schlafen, Spike. Du nervst mich jetzt schon seit 2 Stunden, dass ich dir einen Zipfel von meiner Decke gebe. Und habe ich es bis jetzt getan? Nein. Werde ich es tun? NEIN.", ich schnaubte und zog mir die Decke bis zum Kinn. Leider tat das auch nichts gegen den Störenfried, der neben mir lag und es lustig fand mich wach zu halten. Wäre er kein wildfremder Vampir gewesen, hätte ich ihm sicher einen Zipfel gegeben. Die Energie die von Spike ausging ließ mich immer noch schütteln. Es war wie als bekäme man Elektroschocks. Ich zuckte zusammen. "Kannst du jetzt bitte aufhören mich ständig anzutippen, Spike? Ich kann dich auch in die Badewanne legen.", ich starrte meine Schlafzimmerwand an, zu der ich mich sicherheitshalber gedreht hatte, "Ich will schlafen, Spike. Morgen will ich mich mit Sandy treffen, da muss ich schon ein bisschen ausgeschlafen sein." Leider quengelte Spike wie ein kleines Kind, welches noch nicht gestillt war, oder ähnliches. "Ich wollt aber noch mit dir reden, Mäuschen.", ich verdrehte die Augen, während er mir wieder auf dem Arm rumtippte. "Jetzt ist aber gut.", mit einem Ruck drehte ich mich um und rammte ihm meine Faust in den Bauch. "Aua.", war das Einzige, was ich von ihm zu hören bekam. Er fiel auf den Boden und wälzte sich dort. Sein Gesicht war schmerzverzehrt und sein Mund stand offen und atmete tief. Ein Gefühl des Mitleids überkam mich. "Oh Gott, alles ok?", ich rutschte zu ihm auf den Boden und nahm sein Gesicht in meine Hände. Immernoch war es schmerzverzerrt und ich wusste nicht was ich tun sollte. Also nahm ich den Becher Wasser, der auf seinem Nachtschrank stand und kippte ihn über seinen Kopf. "MÄUSCHEN, das ist kalt." Erschrocken schaute er mich an und fing an zu lachen. "Nicht lustig.", böse schaute ich auf den Kopf in meinen Händen. Ich ließ ihn los und legte mich so schnell es ging wieder ins Bett, auf meine Seite, eingerollt in meine Bettdecke. "Genug gespaßt, Süße, ok?", ich merkte, wie unter Spikes Gewicht das Bett etwas nach unten sackte. "Wieso tötest du Vampire?", die Frage hatte ich heute schon einmal gehört. "Du weist wieso.", ich drehte mich letztendlich doch zu ihm, damit ich ihm auch in die Augen schauen konnte, wenn ich mit ihm rede, "Ich mache das, weil ich mich räche. Zumindest an denen, die jemanden aus meiner Familie getötet haben. Sie haben es verdient. Glaub mir. Aber ich bin noch zu schwach. Das ist auch der Grund, dass ich dieses dämliche Training bei Louis mache. Aber trotzdem sind sie zu stark. Der Stärkste ist der, der meinen Vater ermordet hat. Aber ich sollte dir das alles nicht erzählen. Vielleicht bist du ja auch der Vampir, der meinen Onkel töten wird." Schulterzuckend wollte ich mich wieder wegdrehen, doch ich wurde am Arm festgehalten. Ich spürte jeden einzelnen Finger, wie er sich in meine Haut vergrub. Ich schrie auf, weil es sehr schmertze und Spikes Kraft trieb mir Tränen in die Augen. "Es reicht.", es war nur noch ein Fiebsen was meinen Mund verließ. "Ok, also auf starke Kraft bist du sehr empfindlich. Daran müssen wir auf jeden Fall trainieren. Nicht das du schon tot umfällst, wenn dich einer der Vampire nur einmal richtig anpackt. Dann müssen wir sicherlich auch noch an deiner Selbstbeherrschung und Konsequenz arbeiten.", er ließ meinen Arm los und ich japste. Mein Arm war rötlich gefärbt und man konnte Spikes Finger auf meiner Haut wieder erkennen. "Warte.", er verließ das Bett und kam nach wenigen Minuten mit einem Messer in der Hand wieder. "Bleib mir bloß vom Leib.", krächzte ich ängstlich und beobachtete den Weg des Messers. Anstatt das er es mir irgendwo reinrammte, schnitt er sich seine eigene Handfläche auf und hielt seine blutende Hand gegen meinen Arm. Ich spürte ein leichtes Kribbeln in meinem Arm, welches mir Gänsehaut bereitete. "Danke.", ich schaute Spike direkt in seine kupferfarbenen Augen. Er nickte und nahm die Hand von meinem Arm. Ich betrachtete Diesen. Keine einzige Spur seiner Hand war mehr zu sehen und schmerzen tat es auch nicht mehr. "Ok, und was wolltest du jetzt damit bewirken, dass du mir meinen Arm fast zerquetscht hast?", abwertend kroch jedes Wort aus meinem Mund. "Lass uns ein wenig trainieren und dann ein paar Vampire töten, ja?", die Verwirrung, die sich in meinem Gesicht breit machte, war auf keinen Fall unecht. "Ja, ich helfe dir dabei, die Wichser zur Strecke zu bringen, die sich an deiner Familie vergriffen haben. Aber dafür müssen wir dich erstmal in Topform bringen, denn in dieser bist du leider noch nicht. Aber das wirst du auch gerade selbst bemerkt haben.", Spikes Worte ergaben für mich überhaupt keinen Sinn, wieso sollte er welche seiner Rasse töten wollen?, "Wir fangen jetzt gleich mit dem Training an, indem wir beide etwas schlafen." Seine Augen waren weit geöffnet, anscheinend wartete er nurnoch auf ein 'ja' von meiner Seite. "Ok.", ich drehte mich wieder von ihm weg und schloss die Augen. Wenige Minuten später schlief ich schon wie ein Stein.


Kapitel 11:

Weiße Wolken auf denen ich spazieren ging. Neben mir ein Mann, ein großer Mann. Er war hübsch. Hatte glatte, blonde Haare und kupferfarbene Augen. Irgendwo her kannte ich diesen Mann. Er lächelte mir zu und rannte los. Sein hübsches Gesicht zeigte auf einmal Reißzähne und seine grünen Augen blitzten mir ins Gesicht. Hilflos schrie ich umher und versuchte mich dagegen zu wehren, dass er immer näher auf mich zu kam. "Von wegen, ich helfe dir. Das war der größte Fehler den du je begehen konntest, Mäuschen." Weiter schrie ich und spürte wie seine Reißzähne meine Pulsschlagader berührten. Ich zuckte zusammen und setzte zu einem letzten Schrei an, bevor ich schweißgebadet und keuchend wieder in die Realtität fand. Drei Gesichter schauten mich entsetzt an. "Alles in Ordnung, Em?", die Frage kam von Daria. Ihr Kopf war über mich gebeugt. "Ja, was guckt dir denn alle so komisch?", ich verstand echt nicht, was die drei von mir wollten und warum sie so dämlich schauten. "Mäuschen,", Spike zog seinen Kopf weg, "du hast anscheinend nur einen Albtraum gehabt." Ich nickte, denn so war es ja auch schließlich. Dieser Albtraum war für mich aber weniger kompliziert gewesen, als die Tatsache, dass Daria, Spike und Merlin an meinem Bett standen. "Warum seid ihr drei dann wach? Ich mein, ich habe nur schlecht geschlafen, mehr nicht.", es schien die drei noch mehr zu verwirren, dass ich dies gefragt hatte. "Du hast geschrien wie am Spieß und wecken lassen wolltest du dich auch nicht." - "Häh?", ich konnte mich zwar noch etwas an den Traum erinnern, aber das ich auch in Wirklichkeit geschrien hatte, kam mir komisch vor. "Was hast du geträumt, Em?", Spike nahm sich meine Hand und ich spürte seine Energie, welche mich zucken ließ. "Von einem Vampir, er sah genauso aus wie du. Nein, du warst es. Du bist auf mich zugerannt und wolltest mich aussaugen. Du hast gesagt, das ich den größten Fehler gemacht habe, den ich je begehen konnte, weil ich mich auf dich eingelassen habe." Ich schüttelte mich, weil die Bilder meines Traumes wieder vor meine Augen traten. Alle drei sahen mich verwirrt an. "Ist schon ok.", machte ich ihnen weis, obwohl mir die Bilder nicht aus dem Kopf gingen, "Es war nur ein Albtraum."

"Und jetzt hast du also eine WG?", Sandy schaute sich irgendein Oberteil an, welches mir überhaupt nicht gefiel. Es war bunt gesprenkelt und hatte einen rießigen Ausschnitt. "Häng das wieder weg.", meinte ich und schob meine Hände in die Hosentaschen, "Ja, ich habe jetzt eine WG, wenn auch ungewollt." - "Cool.", Sandy befolgte meinen Rat und schnappte sich das nächste unmögliche T-Shirt. "Gott, hast du überhaupt keinen Geschmack, Sandy?", ich riss ihr das Oberteil aus der Hand und hing es wieder weg, "Ich helfe dir." Ich ging schnurstraks an einen anderen Wühltisch und fand auch sofort ein Oberteil, was zu Sandy passte. "Das ziehst du an, und ... das.", ich kramte aus dem Stapel T-Shirts noch ein zweites sehr hübsches hervor und drückte es in ihre Hand. Dann schlenderte ich zu den Hosen und suchte ihr zwei raus, die perfekt zu den Oberteilen passten, drückte sie Sandy in die Hand und schlenderte weiter zum Schmuck. Eine hübsche Armbanduhr, verschiedene Ketten, Ohringe und Armbänder suchte ich von den Ständern und ich schob danach Sandy zu den Kabinen, "Zieh dich um." Ja, die Befehlsform lag mir. Zusammen mit Sandy ging ich zu den Kabinen. Sie erzählte etwas von Louis und dem Training, dass es sie ganz schön hart rannahm und sie es lieber langsamer angehenlassen würde. Sie wäre immer so fertig, wenn sie mit dem Training fertig ist und, und, und. "Und du, wie sieht es bei dir und dem Training mit Louis aus?", Sandy zupfte mir am Pullover. "Ich höre auf bei Louis zu trainieren." - "WAS?", auf den entsetzen Blick von Sandy war ich schon vorbereitet. Ich zuckte mit den Schultern. Auch wenn sie es sicher traurig machen würde, dass sie sich allein mit dem Arschloch von Louis durchkämpfen musste. Ich war fertig mit ihm. Ich hatte mich tatsächlich gegen den Halbblut und für den Vampir entschieden. "Ich trainiere mit jemanden anderen.", ich wollte Sandy nicht unbedingt auslegen, dass es ein Vampir war, der mich nun fertig machen sollte. Entsetzt starrte mich Sandy an,"A-Aber.." - "Nichts 'aber', Sandy. Es ist besser so, glaub mir. Louis sein Training reicht mir nicht aus. Er fordert mich nicht. Jeder Vampir könnte mich einfach so zur Strecke bringen. Du weist genau, dass ich in ständiger Gefahr lebe. Also bitte, akzeptier es. Und wehe du hörst jetzt mit dem Training auf. Ich höre auch nicht auf. Ich wechsel so zu sagen nur den Verein, oder den Trainer." Meine beste Freundin nickte und zog den Vorhang der Kabine zu. Augenrollend setzte ich mich in einen Sessel, der an der Ankleide stand.

Kapitel 12:

"Das ist sie.", ich bemerkte zu spät, dass eine ungewöhnliche Energie den Raum füllte. Hektisch sprang ich aus dem Sessel und wollte den Laden verlassen. Ich zog Sandy aus der Kabine, beachtete dabei natürlich nicht, dass sie sich noch in den Klamotten des Geschäfts befand und ihre Kleidung noch in der Ankleide lag. "Wir müssen raus.", flüsterte ich und zog sie hinter mir her. Sandys verwirrtes Gesicht beachtete ich genauso wenig, wie das piepen der Alarmanlage des Ladens. Lieber sollte uns ein Ladendedektiv erwischen, als das ich hier und jetzt zur Strecke gebracht werde. Ich lief immer schneller und hielt Sandy immer noch am Arm fest. "Die folgen uns.", Angst stieg in mir auf, da ich merkte, dass die Energie zu keinen schwachen Vampiren gehörte und leider auch nicht zu Spike. "LOS, LAUF.", jetzt rannte ich, niemand konnte mich mehr davon abhalten. Ich hörte Schreie von einem Ladendetektiv, der Sandy und mich anhalten wollte, aber ich wurde immer schneller. Die Blutsauger durften mich nicht erwischen. Sie durften es einfach nicht. Im Rennen betete ich zu Gott, dass er mich nicht sterben lassen sollte. Sonst glaubte ich nicht an den Bibelkram. Aber in solchen Momenten hoffte ich, dass das alles doch existierte. Langsam ging mir der Atem aus, aber ich wurde nicht langsamer, sondern noch schneller. Wie vom Blitz getroffen rannte ich aus dem Kaufhaus in Richtung meines Wagen. Schneller, schneller, schneller, war das Einzige was in meinem Kopf schwirrte. Atemlos schloss ich mein Auto auf und setzte mich auf den Fahrersitz. Binnen weniger Sekunden fuhr ich aus dem Parkplatz auf die Autobahn. "Irgendwo hin, egal wo hin.", die Worte verließen meinen Mund, obwohl ich wusste, dass ich ganz auf mich gestellt war. Ich schaltete von Gang zu Gang, trat so heftig auf das Gaspedal, dass mir der Fuß schmerzte. "Gott, das Scheißteil muss doch schneller fahren können, als 200 km/h", fluchte ich verzweifelt. Eine Träne trat aus meinem Auge. Ich hatte das ständige Wegrennen so satt. An einer Ausfahrt, die in einen großen Wald mündete, bog ich ab und raste mit voller Geschwindigkeit den Bäumen entgegen. Ich spürte die Energie der fremden Vampire wie Messerstiche in meinen Rücken. Der Pflock, schoss es mir in den Kopf. Er war unter dem Fahrersitz versteckt. Geschickt löste ich ihn aus der Schlaufe und zog ihn hervor. Dann stieg ich aus meinem Auto und sprintete direkt in den Wald. Ich rannte an hunderten von Bäumen vorbei, stolperte über Wurzeln, landete im Schlamm, kratzte mir an Ästen die Arme auf und schürfte mir an Steinen die Kniehe wund. Alles nur um den Blutsaugern zu entkommen. Ich verlor die Orientierung, aber rannte trotzdem weiter. Ich hatte schon lange meine Schmerzgrenze überwunden, als ich merkte, dass die Energie der Vampire verschwunden war. Ich stand auf einer großen Wiese. Ein- und ausatmen, Em, dachte ich mir, es ist alles wieder ok. Ich ließ mich ins Graß fallen. Um mich herum standen viele Blumen. Rote, gelbe und blaue. Tränen rollten mir über die Wangen. Die Anstrengung fiel mir von den Schultern. Müde schloss ich die Augen und schlief ein.

"Em, Em.", ich drehte mich, "EM." Jetzt öffnete ich die Augen. Mal wieder hingen drei, nein es waren vier, Sandy war auch dabei, Gesichter über mir und starrten mich fassungslos an. "Was denn?", ich verstand gar nichts. "Sie sind dir hinterher gerannt." - "Gott, wer?", ich setzte mich auf und merkte, das meine Glieder schwer waren. Fast kippte ich zur Seite um, doch dann merkte ich, dass mich ein Arm stützte. Verwirrt zog ich den Kopf nach rechts und knallte hart an einen anderen Kopf. "Aua.", ich kniff die Augen zusammen, und sah, wem ich gerade eine Kopfnuss gegeben hatte, "Spike?" Dieser rieb sich grinsend die Stirn. Ich schaute an mir entlang, es war also sein Arm. Doch anstatt mich dagegen zu wehren, lehnte ich mich an seine Schulter. Ich war irgendwie total kaputt. "Was ist passiert?", fragte ich verwirrt und schaute von Sandy zu Daria, von Daria zu Merlin, von Merlin zu Spike und wieder zurück. "Du wurdest gejagt, von irgendwelchen Vampiren, die es auf dich abgesehen hatten.", Sandy ging einen Schritt auf mich zu und wollte mir die Hand auf die Schulter legen, doch bevor sie das machen konnte, stand ich schon wieder wie eine Eins. Meine Augen waren weit aufgerissen und entsetzt schaute ich meine 4 "Retter" an, "ONKEL CHARLIE" Ich nahm meine Beine in die Hand und rannte so schnell ich kann. "MÄUSCHEN, JETZT WARTE.", das war Spike. Unsanft prallte ich gegen seinen Körper. "Was ist los?", er nahm mich in den Arm, bis ich regestrierte, dass mir Tränen über die Wangen liefen. "Spike, ich muss zu meinem Onkel, er schwebt in Lebensgefahr.", ich schniefte und Spike hielt mich noch fester. "Wo wohnt dein Onkel?", seine Stimme war mir viel zu ruhig. "Er wohnt am anderen Ende von der Stadt.", meine Stimme zitterte, genau so wie der Rest meines Körpers. Die Angst machte sich in mir breit. Die Angst, dass ich mein letztes Familienmitglied auch noch verlieren könnte. "Wir müssen zu ihm. Sonst werden sie ihn....töten.", es kostete mir viel Überwindung dies zu sagen. "Ok, dann los.", waren Spikes einzigen Worte, dann rannte er los. Verwirrt klammerte ich mich an ihn wie ein Affenbaby an seine Mutter. Ich kniff meine Augen zusammen und spürte nur den Windhauch an mir vorbei streichen. Naja, eher schneiden. Spike rannte so schnell, dass der Wind sich wie eine ewig lange Messerklinge, die auf meine Haut schnitt, anfühlte. "Wir sind da.", es waren keine fünf Minuten, die Spike bis zum Haus meines Onkels gebraucht hatte.

Kapitel 13:

"CHARLIE?", verzweifelt schrie ich den Namen meines Onkels und rannte auf sein Haus zu. Die Tür war aufgebrochen und ich spürte die Energie der fremden Vampire. "Sie sind hier.", wieder traten Tränen in meine Augen, welche sich langsam grün färbten, da ich auf einmal eine wahnsinnige Wut fühlte. Ich spürte, wie Spike meine Hand mit seiner umschloss und mir einen Pflock in die Handfläche legte. Hand in Hand betraten wir das Haus meines Onkels. Mein Griff wurde fester, als ich Kampfgeräusche aus dem Keller hörte. "Vorsicht, Em.", flüsterte Spike, der auf unsere Hände schaute. Der Pflock, dachte ich und entzog ihm meine Hand und den Pflock. Langsam und behutsam betrat ich jede einzelne Stufe der Kellertreppe, dicht gefolgt von Spike. "Renn, Mäuschen.", ich folgte dieser Anweisung, als ich im Keller angekommen war. Wie wild gewurden rannte ich in den Partyraum, den mein Onkel vor Jahren mal für die ganze Familie eingerichtet hatte. Leider konnten wir ihn nur einmal benutzen und dann waren auch schon alle außer mir und Onkel Charlie tot. Zwei Vampire versuchten sich über meinen Onkel her zu machen. Ich fixierte einen, der seine Fänge in das Handgelenk meines Onkels schlagen wollte. "Lass meinen Onkel in Ruhe, du Wichser.", ich rannte auf den Vampir zu. Von einer unermesslich starken Wut getrieben hackte ich mit dem Pflock drauf los. Der Vampir lachte, "Ein Holzpflock?" Dann musste ich grinsen, da sich die Blutegel gelockert hatte. Ich rammte ihm den Pflock direkt ins Herz. "Nicht nur Holz, Schatz. In der Mitte hat er eine Silberfüllung. Eine getarnte Waffe extra für Dummerchen wie dich." Ich verpasste der Leiche noch einen Tritt gegen den mittlerweile weißen Kopf und drehte mich dann zu Spike, der mit dem anderen Vampir kämpfte. Dieser war eindeutig stärker. Ich bückte mich, um noch schnell meine Waffe aus dem leblosen Körper des toten Vampirs zu ziehen und rannte dann zu Spike und dem anderen Vampir. Gemeinsam droschen wir auf das Biest ein. Ganz erschrocken stand mein Onkel in der Ecke des Raumes und betrachtete das Geschehen. Ein wütender Vampir und eine Halbvampirin töteten ein mordlustiges Monster. Das musste ein komisches Bild für ihn ergeben. "Schatz, kümmer dich um deinen Onkel. Er sieht nicht so gut aus.", Spike zeigte mit dem Kopf in die Richtung meines Onkels. Ja, er sah wirklich nicht gut aus. Sein Gesicht hatte sich weiß gefärbt und er hatte die Hände in vor seinen Mund gelegt. Jetzt bloß nicht übergeben, dachte ich mir und stach noch einmal den Silberpflock in den Vampir, mit dem Spike noch zu kämpfen hatte. "Alles ok, Charlie. Spike macht das schon. Ich bring dich nach oben und du trinkst etwas.", seufzend nahm ich meinen Onkel an die Hand und beobachtete beim Rausgehen aus dem Partyraum den Kampf zwischen den beiden Vampiren.

Ich war mit Onkel Charlie in die Küche gegangen, wo ich ihm eine Flasche Wasser öffnete. Dankend nahm er sie mir ab und setzte sich auf einen Küchenstuhl. Die Küche meines Onkels war ein großer Raum. Die rießigen Fenster ließen sehr viel Licht hinein und machten den Raum fröhlich und einladend. Ich lächelte Onkel Charlie an, "Irgendwann werden sie für alles bezahlen." Ich schaute auf das Bild von meiner Tante. Ja, selbst meine Tante hatten die Vampire auf dem Gewissen gehabt. Mein Onkel zuckte mit den Schultern, "Sie war eine wunderbare Frau, Emma." Man sah den Schmerz in seinem Gesicht. Ich warf ihm einen mehr oder weniger tröstenden Blick zu. Dankend nahm er ihn entgegen und ich setzte mich zu ihm. Wir sprachen kein Wort, weil wir beide wussten, dass Worte meine Tante, beziehungsweise seine Frau, auch nicht zurück holen würden. Wir saßen einfach da und schwiegen vor uns hin. Ich konnte mir nich ganz genau vorstellen, wie sich Charlie fühlen musste, oder gefühlt hatte, als meine Tante umgebracht wurde, geschweigedenn zu ihrer Beerdigung. Er tat mir einfach leid und ich wollte für ihn da sein. Das wusste er. Charlie war ein starker Mann, aber mit den beiden Vampiren wäre er nicht fertig gewurden. "Wärst du gern da unten gestorben?", ich brach das Schweigen. "Nein.", seine Stimme war klar und deutlich, "Ich will dich doch nicht allein lassen." Er zwinkerte mir zu. Ich grinste. Auf meinen Onkel konnte ich mich immer verlassen. Das wusste ich und er wusste, dass er sich auch immer auf mich verlassen kann. "Sag mal, Süße.", Charlie stellte sich ans Fenster und ich schaute zu ihm rüber, "Was ist dieser Vampir für einer? Ist es dein Freund, ich meine, bist du mit ihm zusammen?" Das sich meine Augen weiteten konnte mein Onkel natürlich nicht sehen. "Um Himmelswillen, nein. Wo denkst du hin, Onkel Charlie?", ich fragte mich ernsthaft, wie mein Onkel denken konnte, dass ich mit Spike zusammen wäre oder ähnliches. "Na, na, Emma. Jetzt sei mal nicht so. Mir fällt nunmal kein besserer Grund ein, wieso du mich mit einem Vampir aufsuchen solltest, der mich dann auch noch rettet.", schnaubte Charlie und drehte sich wieder zu mir um. "Spike ist ... ok.", meinte ich und faste mir in den Nacken. Charlie grinste verstehend und ich nickte ihm zu. Er lächelte, "Emma, es ist deine Entscheidung was du mit deinem Leben machst, aber ich denke -" "-Hey, ihr zwei.", die große Küche meines Onkels füllte sich mit Energie. Ich fühlte mich wie unter Strom gesetzt und zuckte auf. "Hey Spike.", meinte ich und schwang mich von dem Küchenstuhl. "Was zu Trinken muss ich dir ja nicht anbieten, oder?", lachte Onkel Charlie und reichte Spike die Hand, "Charlie, mein Name." Spike nickte, "Und ich bin Spike." - "Danke, dass du mich gerettet hast, Spike. Ich glaube, sonst wäre ich da unten gestorben und das hatte ich eigentlich nicht vor, schließlich bin ich für Emma die einzige Familie die sie noch hat und ich will nicht, dass meine kleine Nichte niemanden mehr hat. Weißt du, wie ich das meine?", Charlie schnappte sich sein Wasser und machte sich auf den Weg in sein Wohnzimmer. "Ja, Mister. Ich verstehe sie.", so kannte ich Spike gar nicht und deswegen musste ich lachen. Vier weniger amüsierte Augen starrten mich an und ich räusperte mich, "Entschuldigt. Ich wollte euer Gespräch nicht stören."

Kapitel 14:

"Und du wohnst jetzt also mit bei Emma?", ich fühlte mich wie im falschen Film. Seit einer halben Stunde spielte mein Onkel mit Spike jetzt schon dieses Spielchen. Er stellte eine Frage und Spike musste sie beantworten. "Onkelchen, das reicht jetzt. Das ist doch unnötig.", ich verdrehte die Augen. Ja, ich war sichtlich genervt von dem Treiben. Ist ja auch logisch, wenn man zu sah, wie sein letzter Familienangehöriger einen 'Wildfremden' über sein Leben ausfragt. "Emma, sei still. Ich möchte mich doch nur etwas informieren.", meinte Onkel Charlie und ich verdrehte die Augen ein zweites Mal. Ich stützte den Kopf auf meine geballten Hände und seufzte. "Ja, ich wohne jetzt bei ihr.", Spike, der es sich lässig in die Ecke der Couch bequem gemacht hatte, grinste mich freudig an. Abermals verdrehte ich die Augen. Er wusste genau, dass ich nicht wollte das er bei mir wohnt und nutzte es scharmlos aus, dass er eine Nacht in meinem Bett verbracht hatte. "Jungs, ich verschwinde.", genervt rappelte ich mich auf und lief zur Wohnzimmertür. "Spike, wir sehen uns dann sicher bei mir.", ich warf ihm einen so bösen Blick zu, dass er meine Wut riechen musste. Ja, ich war wütend und wie wütend ich war. "Pah, Mäuschen. Du stinkst.", meinte Spike und ich lachte nur herablassend. Ja, Vampire hatten tatsächlich eine wahnsinnig gute Nase. Gerüche wie Schweiß und Mundgeruch waren längst nicht die einzigen Gerüche die sie bei einem Menschen wahrnehmen konnten. Nein, sie rochen auch so etwas wie Angst, Verlangen, Freude, Trauer und auch Wut. "Charlie, hab dich lieb.", meinte ich und warf ihm ein gequältes Grinsen zu, "Wir müssen uns nochmal unterhalten. Ich glaube nicht das wir hier noch länger bleiben können. Sie wissen wo du wohnst, sie haben mich gesehen und Spike. Sie wissen also, mit was sie es zutun haben. Wir müssen bald umziehen. Tut mir Leid." Er nickte und bat mich mit einer Handbewegung den Raum zu verlassen. Schnaubend darüber, dass ich Spike lachen hörte, verließ ich Onkel Charlies Haus und machte mich auf den Weg in meine WG.

"Hey, Daria. Hey, Merlin.", mir was es total egal, dass die beiden knallrote Köpfe hatten und nur leicht bekleidet vor mir standen. Sollen die doch tun, was sie für richtig halten, dachte ich mir und lief unverzüglich in die Küche. Ich öffnete die Kühlschranktür und musste dummerweise feststellen, dass der Schoko-Likör leer war. Schnaubend schaute ich weiter in den Kühlschrank. WEIN. Der sollte es jetzt auch tun. Ich riss fast den ganzen Flaschenhals ab und schüttete mir den roten Wein in die Kehle. Ich wollte ihn nicht genießen, ich wollte einfach, dass er seine Wirkung tat. Als ich die Flasche bis auf den letzten Tropfen geleert hatte, warf ich sie in die Spüle. "Scheiße.", ich musste feststellen, dass ich mir die Hand aufgeschlitzt hatte. Was jetzt? Was jetzt? Was jetzt? Ich rannte ins Bad und schnappte mir einen Waschlappen. Wo Daria und Merlin waren konnte ich nicht genau sagen. Ich ging einfach zurück in das Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. Ich drückte den Waschlappen auf die Schnittwunde in meiner Hand und biss mir auf die Lippen. Jetzt bloß nicht schreien, weil es so verdammt weh tut, dachte ich. Dann atmete ich tief durch und versuchte wieder etwas runter zu kommen. Dann schnappte ich mir die Fernbedienung. Fünf mal schaltete ich alle Programme durch. Seufzend machte ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Ich zog meine Klamotten aus und schlüpfte in einen ausgeleierten Jogginganzug, was sich als ziemlich schwierig erwies, wegen der Wunde an meiner Hand. Dann machte ich mich wieder auf in mein Bad. In einem Badschrank kramte ich nach einer Mullbinde. Den Waschlappen warf ich achtlos in den Raum. "Daria, komm mir mal helfen.", schrie ich durch die Wohnung. "Klar.", rief sie und schlürfte zu mir. "Oh Gott, Em. Was hast du gemacht?", Darias Augen weiteten sich. Ich zuckte mit den Schultern, "Ach, ich habe mich nur geschnitten." Ich hatte keine Lust auf eine große Szene und drückte Daria einfach die Binde in die Hand. "Du brauchst keine Binde drum machen.", grinste Daria unheimlich freundlich, "Wir nehmen einfach mein Blut." Dann bleckte sie ihre Fänge und riss sich die Handfläche an ihnen auf. Daria legte ihre Hand auf meine Wunde und ein Kribbeln durchfuhr meine Hand, als die Wunde langsam zu schließen began. "Es sind die Heilkräfte im Blut, weist du?", Daria grinste mich an. "Ja,ja. Ich weis.", lächelte ich zurück, als ich meine Hand schüttelte, "Ich leg mich jetzt schlafen. Morgen müssen wir uns eine neue Wohnung suchen. Am besten ein Apartment. In New York oder so. Nur ganz weit weg aus Europa." Darias Blick verriet, dass sie auf so einen Neuigkeit nicht gefasst war. "Amerika.", ihr erstauntes Gesicht ließ mich auflachen. "Ja, außer New York liegt jetzt in Afrika.", ich zwinkerte und bat sie dann, mein Zimmer zu verlassen.

"Amerika, also.", ich verdrehte die Augen, der fehlte mir gerade noch. "Ja, Spike. Amerika. Oder willst du wo anders hin?". genervt ließ ich mich in mein Bett fallen. "Wie lang willst du noch davon laufen?", er tigerte vor meinem Bett hin und her, "Charlie hat mir erzählt, wo ihr überall schon gewohnt habt. Eigentlich auf jedem Kontinent." - "Ja.", ich drehte mich zur Seite und zog mir die Decke über den Kopf, "Na und? Was soll ich sonst machen? Ich bin schwach. Ich will nicht das er auch noch stirbt. Weist du? Er ist mir wichtig. Außerdem ist Amerkia schön. Dort waren wir lange nicht mehr." Ein Seufzer verließ meine Lippen und ich schloss meine Augen. "Dann Amerika.", Spike legte sich neben mich und ich merkte, dass er sich heute seine eigene Decke mitgebracht hatte. Zufrieden schnaubte ich und schaltete ab.

Kapitel 15:

"Spike, Das muss in die andere Kiste. Lies doch die Beschriftungen. Auf den einen steht "Wohnzimmer-Glas" und auf den anderen "Wohnzimmer-Dekoration". Das Teil muss zu den Dekorationen.", genervt wickelte ich die letzten Gläser in Zeitungspapier ein. "Bin ich Gott, Mäuschen?", er grinste und legte den Engel, den er gerade fast in die Glaskiste gelegt hätte zu den Dekorationen. "Nein, du bist ein Vampir.", ich grinste zurück und klebte den Karton, auf dem dick und fett "Küche-Gläser" stand, zu. Dann drückte ich ihn Spike in die Hand, "Bring den schon mal nach unten." Spike nickte und lief los. Wir mussten die vollen Kartons in einen Transporter verladen, mit dem wir bald über den Ozean schippern würden. Natürlich auf einer Fähre. "Wir müssen dann noch zu Charlie. Ich denke mal, dass er auch schon am Packen ist.", rief ich zu Daria, die das Schlafzimmer in Kartons packte, "Ich habe uns sogar schon eine Wohnung besorgt." Ich grinste. Zum Glück kannte ich noch einen Menschen in Amerika. Sein Name war James und er war Immobilienmakler. Ich hatte ihm das Leben bei einer wilden Schießerei gerettet, deshalb war er immernoch dankbar. Ich hatte ihn am frühen Morgen angerufen und ihn gefragt, ob er noch eine freie Wohnung in der Nähe von New York hätte. "Die Wohnung ist zwar nicht direkt in New York, sondern etwas außerhalb, aber das ist nicht so schlimm.", lächelte ich und schleppte die nächste Kiste zum Transporter.

Als meine Wohnung ganz verladen war, steckte ich die Schlüssel in den Briefkasten und telefonierte schnell mit dem Vermieter, damit er die Wohnung für mich kündigte. Dies ging alles sehr schnell und nachdem wir Charlies Wohnung auch noch in den Transporter verladen hatten, bittete ich Spike darum, nochmal zu Sandy zu fahren. Meine beste Freundin wusste nicht, was passiert war und wieder müsste sie eine Zeit lang ohne mich auskommen. "Hey Sandy.", ich umarmte sie und konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie etwas verwirrt darüber war, dass ich mit einem rießigen Transporter vor ihrer Haustür parkte. "Du tauchst wieder unter?", in ihrem Blick lag etwas trauriges. "Ja.", mir rollte eine Träne über die Wange, "Amerkia, Sandy. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht bleiben. Vielleicht kannst du uns ja besuchen, oder ich bin in 3 bis 4 Jahren wieder da." Sie nickte und jetzt lief auch ihr eine Träne über die Wange. Mag sein, dass wir beide starke Frauen waren, doch Abschiede gingen uns schon immer sehr nah. "Ich werde dich vermissen, Emma.", ein leichtes Grinsen machte sich auf Sandys Gesicht bemerkbar. "Ich dich auch.", dann umarmte ich sie ein letztes Mal und stieg in den Transporter. "Alles klar, Mäuschen?", Spike schaute mich besorgt an, da meine Laune nun alles andere als gut war. "Ja, alles klar.", antwortete ich mürrisch und spürte, dass alle Blicke auf mir lagen. "Hört auf mich so anzustarren.", meckerte ich. Ich hatte keine Lust auf einen anderen Kontinent und auch keine Lust schonwieder ein neues Leben anzufangen, aber niemand sollte mich jemals bekommen, deshalb musste ich mich beeilen endlich neues Land unter die Füße zu bekommen. Ich schloss meine Augen und schlief ein.

Kapitel 16:

"Em, Em." - "Was zum -?", genervt öffnete ich die Augen und sah, dass Daria an mir rumrüttelte. "Was ist denn los, Daria?", ich schüttelte ihre Arme von mir ab und setzte mich gerade hin. Mein Blick aus dem Auto erschreckte mich etwas, "Wo sind wir?" - "Na ja, Spike hat unserem Transporter etwas mehr Geschwindigkeit verpasst und du hast ewig geschlafen. Wir sind an der Grenze." Ein entsetztes Stöhnen trat über meine Lippen. "Ich brauche nur deinen Reisepass und dann kannst du auch schon weiter schlafen.", ich nickte Daria zu und kramte in meinem Handgepäck. Als ich den Reisepass gefunden hatte, gab ich ihr ihn und lehnte mich wieder gegen die Autotür. "Hey Mäuschen, ausgeschlafen.", Spike grinste mich vom Fahrersitz aus an. Ich schlug meinen Kopf gegen die Tür und schaute ihn etwas schief an, "Seh ich so aus?" - "Ja, siehst du.", sein Lachen hallte in meinen Ohren. "Hm.", grummelte ich und versuchte das Kribbeln, welches seine Energie erzeugte, zu ignorieren. Ganz stark kniff ich die Augen zusammen und merkte, dass Merlin und Daria mit meinem Onkel wieder in den Wagen stiegen. "Auf, auf nach Amerika.", lachte Merlin und klopfte mir auf die Schulter. "WAS?", fuhr ich ihn an. "Ehm, sorry. Em, kannst du mir bitte mal das Wasser, was in deinem Fußraum liegt, hinter reichen.", er grinste unscheinbar und ich gab ihm das Wasser. Ich musste mich ziemlich zusammen reißen, damit ich es ihm nicht gegen den Kopf schlug. "Bekommst du deine Tage?", lachte mein Onkel, als ich einen bösen Blick auf die Hinterbank wurf. "Die hat sie schon, Charlie.", lachte Spike und startete den Motor. "Spike.", ermahnte ich ihn. Vampire hatten halt wirklich eine bessere Nase, aber ich wollte nicht wissen, dass er meine Menstruation riechen konnte. Peinlich berührt und mit einem roten Kopf schaute ich einfach gerade aus auf die Straße. Irgendwann habe ich meine Ruhe schon wieder, dachte ich und tröstete mich an meinem Selbstmitleid. Nicht mehr lang und das hier ist alles vorbei, war mein nächster Gedanke und tada. Es half mir wirklich und selbstzufrieden grinste ich. Dann schloss ich die Augen und versuchte wieder in den Schlaf zu finden, erfolgreich.

"Wir sind da.", staunend blickten wir alle aus den Autofenstern, als wir die Wolkenkratzer aus der Erde ragen sahen. Sie sahen niemals endend aus und ihre Höhe war einfach überragend. "So hatte ich das nicht in Erinnerung.", krächzte ich, als ich New Yorks Pracht bestaunte. Neben mir hörte ich ein Lachen von Spike. "Das ist nicht lustig.", funkelte ich ihn böse an, um danach in ein schallendes Gelächter zu verfallen. Verlegen grinste ich Spike an und er lachte mich fröhlich an. "Wo müssten wir jetzt genau hin?", fragte er und konzentrierte sich wieder mehr oder weniger auf die Straße und den Verkehr. "Ehm, bis ans andere Ende der Stadt. Das ist irgendso ein relativ altes Haus. Das meinte James zumindest. Wir werden das schon finden. Es wird aber auf keinen Fall eine schöne Wohnung sein. Eher so eine verdammt Alte.", nuschelte ich, während ich in einem rießigen Stadtplan schaute. "Da müssen wir hin.", ich tippte mit meinem Finger auf eine Stelle des Stadtplans. "Alles klar.", grinste Spike und gab Gas. Auf der Hinterbank lachten mein Onkel und Merlin. Daria hörte über Kopfhörer ihre Technomusik, aber so laut, dass wir sie auch mit dem Autoradio hätten hören können. Irgendwie war ich froh darüber, dass ich dieses Mal nicht allein reißen musste, sondern noch eine ganze Scharr an Leuten dabei hatte. Zufrieden grinste ich vor mich her, während wir langsam die New Yorker Innenstadt verließen und zu unserem neuen zu Hause fuhren. Die WG werde ich wohl mein ganzes Leben lang nicht mehr los, lachte ich in Gedanken versunken und drehte meinen Kopf nach hinten. Alle sahen zufrieden aus. Spike pfiff grinsend vor sich her. Daria hatte die Augen geschlossen und wippte mit dem Kopf zum Takt der Musik. Ihre Finger waren mit denen von Merlin verschränkt. Dieser unterhielt sich lauthals mit meinem Onkel und dieser war einfach nur so wie immer. Alle mit allem im Reinen. "Es ist schön das sie alle so glücklich sind, was?", Spike unterbrach sein Pfeifen und flüsterte mir die Worte ins Ohr. Sein Mund berührte fast meine Haut. Ich nickte, zu mehr war ich nicht im Stande. Ich spürte das Verlangen Spike den Hals umzudrehen, dafür das er mir so nah gekommen war. "Da ist jemand wütend.", kicherte Daria auf der Hinterbank. Von einer Sekunde auf die Nächste drehte ich mich um und schaute sie kräftig und mit grünen Augen an. "Ist gut, ist gut.", murmelte sie und presste sich gegen den Sitz, während mich Charlie und Merlin erschrocken anschauten. "Will ich hoffen.", grinste ich sie an und schickte ihr einen Luftkuss.

Kapitel 17:

"Du hattest gesagt sie ist alt, aber so alt?", entsetzt schaute ich James an, der stolz die agewrackte Wohnung präsentierte. "Das ist schon fast eine Ruine, Kumpel.", lächelte Spike, der gerade das Bad inspizierte. Die Badewanne war halb zersprungen, die Wandfließen lagen zerbrochen am Boden, oder hingen noch mit einer Ecke an der Wand und das Waschbecken hatte auch einen Sprung. Über dem Waschbecken hing ein kaputter Spiegel und über die Toilette konnte man nichts groß sagen, außer das sie vom Dreck befallen war. Ich schluckte. "Tut mir leid, Emma.", James klopfte mir auf die Schulter, "Das ist die einzige freie Wohnung die ich noch habe." Betreten nickte ich und verließ das Badezimmer, um mich auf den Weg zu machen, die restlichen Räume zu begutachten. Überall hing Tapete von der Decke oder von den Wänden, die Fußbodenbeläge waren abgenutzt. "Gut, James.", ich schluckte abermals, "Gib mir die Schlüssel, wir nehmen die Wohnung." Er grinste mich schief an. "Miete lass ich streichen, wenigstens für die ersten Monate, damit ihr die Wohnung auf Vordermann bringen könnt.", James umarmte mich und verließ dann die Bruchbude, die ich jetzt meine Wohnung nennen durfte. "Alter, Em. Was ist das für eine hässliche Wohnung?", meckerte Daria rum und Merlin schüttelte mit dem Kopf. Auf seiner Schulter saß Rudi, der die ganze Autofahrt in einer Haustierbox verbracht hat. Er schien froh zu sein, dass er nicht mehr in dem engen Käfig sitzen musste und flatterte etwas mit den Flügeln, während ihm Merlin liebevoll über die Federn strich. "Er ist wirklich dein ganzer Stolz.", lächelte ich. Merlin nickte etwas abwesend. Spike stellte sich neben mich und legte mir den Arm um die Hüfte. Mittlerweile wehrte ich mich nicht mehr dagegen, weil ich wusste, dass ich somit eh keinen Erfolg erzielte. Er würde sonst eh wieder nur einen dummen Spruch reißen oder mich noch mehr bedrängen und da ich beides nicht wollte, musste ich lernen mit seinen Berührungen umzugehen. Auch wenn diese immer mit einem leichten Kribbeln verbunden waren. Das Kribbeln trat nicht nur in der Magengrube auf, sondern auch an der Stelle, an der er mich berührte. "Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen, was?", grinste Spike relativ fröhlich und ich nickte gleichzeitig mit Merlin und Daria. "Gut.", ich räusperte mich, "Daria, Merlin, ihr macht euch auf den Weg und holt Tapete, Kleister, Farbe, Lack und was wir noch so brauchen. Spike und ich bleiben hier und rufen einen Klempnter an, damit das Bad auf Vorderman gebracht wird, denn auf der Toilette will ich kein Geschäft erledigen. Da nehm ich doch noch eher den nächsten Busch." Ich war mal wieder voll in meinem Element: Leute rumkommandieren und Entscheidungen treffen.

"Hallo.", ich öffnete dem Klemptner die Tür. Hinter ihm lief noch ein zweiter Mann in die Wohnung rein. Beide schauten ziemlich erschrocken. "Einfach nicht hinschauen. Das wird noch gemacht. Gehen wir lieber gleich zum Hauptproblem.", ich führte die beiden Herren zum Bad. Dicht hinter mir lief Spike, welcher die beiden Männer unauffällig beäugte. "So, das ist ihr Spielplatz.", lachte ich und öffnete die Badtür, worauf ich zwei entsetzte Laute hören konnte, "Sie machen das schon. Angemessen bezahlt werden sie schließlich auch." Ich grinste freundlich und die Klemptner betraten das Badezimmer. "Viel Spaß.", lächelte Spike und schloss hinter den Klemptnern die Badtür. "Und um was kümmern wir uns jetzt?", Spike lief in das Zimmer, welches später der Wohnraum sein sollte. "Ich würde sagen darum, dass die Kisten hier rein kommen." - "Okay, dann kümmer ich mich darum.", meinte Spike und ging auch schon gleich zur Wohnungstür, "Da kannst du ja schonmal anfangen in unserem Zimmer die Tapete von der Wand zu nehmen." Ich rollte mit den Augen. Ja, ich würde mir ein Zimmer mit Spike teilen müssen, da Merlin und Daria sich ein Zimmer teilen wollte und mein Onkel gern seinen eigenen Rückziehbereich haben wollte. "Okay, mach ich.", sagte ich freundlich und machte mich auf in das Zimmer. Das Zimmer hatte eine wunderschöne Aussicht auf ein bisschen Grün in New York. Es war sehr hell und somit konnte man es, wenn erstmal die neue Tapete an den Wänden war, auch freundlich gestalten. Ich hob die Arme und drehte mich in dem Raum. Ja, er gefiel mir. "Aus dir wird noch was.", meine Stimme hallte in dem alten Raum. Ich begann die Tapete von den Wänden zu reißen, was sich nicht als schwer erwieß, da die Tapete teilweiße nurnoch mit einer Ecke an der Wand hing. Während ich einen Fetzen nach dem Anderen von den Wänden riss, hörte ich Spike im Flur immer mal wieder eine Kiste hinstellen. Er schien relativ schnell zu sein und solang ihn kein Mensch mit seiner enormen Schnelligkeit bemerkte, sollte es mir egal sein. "Wir sind wieder da, Em.", das war Daria. Sie stolperte in den Raum und hielt in den Händen mehrere Beutel. "Wir haben noch zwei Tapeziertische mitgebracht, weil sowas haben wir ja nicht.", sie stellte einen Beutel in den Raum und verschwand wieder. Kurz darauf stolperte auch Merlin in den Raum und stellte einen Tapiziertisch ab. "Wir fangen in unserem Zimmer an. Charlie hilft hier und Spike trägt noch das restliche Zeug hoch und dann könnt ihr ja zu dritt Charlies Zimmer machen, oder so.", lächelte er. "So habe ich mir das auch gedacht, Merlin.", lächelte ich, "Na los, mach dich an die Arbeit und steh hier nicht so untätig rum."

Kapitel 18:

Nach drei Wochen in denen wir Tag und Nacht geschufftet hatten, legte ich mich das erste Mal zufrieden ins Bett. Ich schaute mich in meinem und Spikes Schlafgemach um. Am Anfang mussten wir auf Luftmatratzen schlafen, weil wir uns noch kein Bett in den Raum stellen wollten so lange er nicht fertig war. Wir mussten in jedem einzelnen Zimmer Tapete an die Wand bringen, streichen, den Boden wechseln und Möbel einräumen. Bad und Küche dauerten etwas länger als die Wohnräume, da neu gefließt werden musste und auch einzelne Bestandteile ausgetauscht werden mussten. Das Bad erstrahlte in neuem Glanz, als eine neue Wanne, Toilette und Waschbecken eingebaut wurden. Die Wanne konnte man gleichzeitig als Dusche verwenden und so brachte Merlin einen schicken Duschvorhang an. Er war buntkarriert und passte sich perfekt an die Fließen im Badezimmer an. Einen guten Geschmack hatte Merlin, das konnte man ihm nicht verreden. Er hatte fast allein das Zimmer von sich und Daria eingerichtet, gemalert und Laminat verlegt hatte er auch. Sie hatten sich ein kleines, kuscheliges Reich geschaffen, doch jedes mal wenn ich fragte, ob die zwei etwas am Laufen hatten, wurde mir gegen den Kopf gestoßen. Selbst von Spike, der mir sonst alles erzählte, bekam ich keine Antwort. Er nickte das Thema einfach immer stumm ab, deshalb versuchte ich mich einfach aus den Angelegenheiten der beiden rauszuhalten. "Mäuschen.", erschrocken setzte ich mich auf. Spike streckte mir seinen Kopf entgegen. Er musste auf einer Schlafcouch, welche auch noch in unser Zimmer gepasst hatte, schlafen. "Was ist?", schimpfte ich leise, weil es mitten in der Nacht war und mein Onkel, sowie Daria und Merlin schon tief im Traumland versunken waren. "Komm.", mit diesem Wort zog er mich aus dem Bett und ich konnte mich überhaupt nicht gegen seine starken Arme wehren. Ich verdrehte die Augen, weil er mir seine Hand auf den Mund presste. Ich könnte ja schreien. Aber ich war ganz ruhig. So langsam lernte ich nämlich selbst dem Vampir zu vertrauen. Erschrocken darüber, dass er anfing mir die Kleider vom Leib zu reißen, versuchte ich meine Arme aus seinem festen Griff zu befreien. Doch anstatt das Spike über mich herfiel, zog er mir einen Trainingsanzug an. Dann löste er die Hand von meinem Mund. "Und das hätte ich nicht selbst machen können?", meckerte ich wieder leise und versuchte mich aufzurappeln. "Nein, hättest du nicht.", grinsend packte er mich wieder und schleifte mich aus der Wohnung. Ich ließ es mir nicht verbieten kurz genervt aufzustöhnen.

"So, Mäuschen.", Spike setzte sich in ein Auto und ließ mich daneben stehen, "Wollen wir dich mal ein bisschen durch die Straßen jagen." - "Dann gib Gas.", murmelte ich und verdrehte die Augen. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, war Spike auch schon losgefahren. Dicht gefolgt von mir. Ich versuchte mein Bestes zu geben, da ich mir eine Plamage ersparen wollte. Keuchend rannte ich was das Zeug hielt, von Avenue zu Avenue, von Street zu Street. Nichts und niemand konnte mich davon abhalten, dass ich dieses Rennen gewann. Mein Ehrgeiz war geweckt und ich versuchte immer schneller dem Auto zu folgen. Schweiß tropfte aus meinem Gesicht und ich spürte den Wind wie Rasierklingen auf der Haut. Wutentbrannt rannte ich immer weiter und weiter hinter dem Auto hinterher. Ich spürte wie sich meine Augen grün färbten und ich nicht mehr kontrollieren konnte war mit mir passiert. Meine Kraft wurde immer stärker und meine Schnelligkeit auch. Ehe ich mich versah klebte mein Körper an dem Auto. "Autsch.", ich rutschte das Heck herunter und hörte ein schellendes Lachen vom Fahrersitz. Dann hörte ich wie eine Autotür auf ging und wieder zu knallte. Ich wollte mich nicht bewegen. Zu groß war der Schmerz an meinem Kopf. "Du blutest.", Spikes Augen waren weit geöffnet und ich sah, dass sie grün funkelten. "NEIN, SPIKE.", ich presste mich gegen das Auto, "Ich bin nicht dein Abendessen." Ich hatte das Gefühl jemand bindet mir einen Strick um den Hals und zieht die Schlinge immer fester. Langsam kam Spike auf mich zu und kam mit seinem Mund, aus welchem jetzt gefährlich seine Fänge ragten, an meine Stirn. "Spike.", sein Name war ein einziges Piepsen, welches meinen Mund verließ und am liebsten hätte ich aufgeschrien udn wäre weggelaufen, doch das war nicht möglich. Mein Herz schlug immer schneller und Spike kam langsam immer näher. Mein Atem ging in Stößen und die Angst ließ meine Hände zittern. "Spike, nicht.", flüsterte ich, als ich spürte wie er langsam und genüsslich das Blut von meiner Stirn leckte. "Hör bitte auf.", ich spürte Tränen in meinen Augen doch versuchte sie zu verbergen. Ich musste mich zusammenreißen. Ich durfte alles, zittern, schreien, ihm wehtun, ABER auf keinen Fall durfte ich anfangen zu weinen. Das würde gegen meinen Stolz gehen. Langsam versuchte ich mich zu sammeln. Und mit mehr als Vorsicht schob ich Spike ganz leicht von mir weg. "Nicht.", flüsterte ich wieder und hielt Spike an den Armen. Ich merkte, wie er in meinen Armen zusammen sackte und ein Schluchzer seine Lippen verließ.

Kapitel 19:

"Es tut mir Leid.", flüsterte Spike, der immernoch in meinem Armen lag. "Ist in Ordnung.", nuschelte ich. Ich spürte wie die Anspannung von mir abfiel, als Spike zu mir aufschaute. Seine Augen waren wieder normal und seine Fänger hatte er wieder eingefahren. Er schaute traurig in meine Augen und stämmte sich aus meinen Armen neben mich. "Ich hab einfach die Kontrolle verloren.", sagte Spike trocken und lehnte sich gegen das Auto. "Es ist okay. Das habe ich doch schon gesagt.", ich verdrehte die Augen. "Danke.", Spike legte mir seinen Arm um die Schulter und ich atmete tief ein. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper und mein Herzschlag verdoppelte sich. Neben mir sah ich ein selbstzufriedenes Grinsen. "Einen Moment dachte ich echt, dass ich du mich umbringen willst.", flüsterte ich leise und starrte gerade aus. Eine Hand packte mich unter dem Kinn und drehte meinen Kopf zu einem Gesicht, welches nicht mehr grinste, sondern mir vertraut in die Augen schaute. "So etwas wird nie mehr passieren, Mäuschen, versprochen.", Spikes Augen waren weit geöffnet und ich nickte leicht. Ich merkte, wie Spike näher zu mir rückte. Mein Blick haftete immer noch an seinen Augen und langsam grieselten grüne Fünkchen in seiner Pupille. Es war nicht, weil er mich töten wollte, sondern etwas anderes. Leicht beugte sich Spike nach vorne. Tief zog ich Luft durch die Nase ein. "Ich werde mir das nie verzeihen können, Mäuschen. Du bist zu gut zu mir. Ich wollte die töten und du verzeihst mir. Das funktioniert so nicht.", flüsterte er. Ich merkte, dass er aufgewühlt war und schüttelte leicht den Kopf, "Ich -" - "Sag nichts.", funkte mir Spike leicht dazwischen. Er strich mir eine Haaresträhne aus dem Gesicht, "Das braun steht dir." Spike lächelte und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Ich fühlte mich etwas wie in irgend so einer Teenieschnulze, aber das machte mir im Moment nichts aus. Aus dem Lächeln in Spikes Gesicht wurde wieder dieser vertraute Blick. Seine Hand wanderte von meiner Wange in meine Halsbeuge und ich schaute ihm weiter in die Augen. Langsam beugte er sich weiter vor und seine Lippen legten sich auf meine. Er war sehr vorsichtig und ließ mir Zeit, mich zu sammeln und ihn vielleicht doch wieder von mir weg zu stoßen. Doch ich schlang ihm die Arme um den Hals. Er zog mich noch ein Stückchen näher als ich ihm eh schon war und streifte mit seiner Zunge meine Lippen. Wahrscheinlich dachte er immer noch, dass ich ihn wegstoßen würde oder ähnliches. Doch dies tat ich nicht. Ich ging auf seine Anspielung ein und ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten. Ich spürte, dass seine Fänge ausgefahren waren, doch störte mich nicht daran. Was war nur in mich gefahren? Ich war nicht mehr ich selbst. Langsam zog mich Spike auf seinen Schoß und er rückte noch ein Stück weiter an das Auto. Meine Hände streiften von Spikes Hals über seine Brust und über seinen Rücken. Immer leidenschaftlicher küsste er mich. Spikes Lippen verließen meinen Mund und streiften meinen Hals. "Spike.", flüsterte ich. Er blickte auf und schaute mir grinsend in die Augen, "Wir sollten lieber aufhören." Ich nickte und er zog mich von seinem Schoß. Als ich wieder neben ihm saß und er seinen Arm um mich gelegt hatte, lehnte ich mich an seine Schulter, "Spike?" - "Ja?", wir starrten beide in die schwarze Nacht. "Wie bist du zum Vampir gewurden und wie bist du zu deinem Namen gekommen? Ich mein du heißt sicher nicht schon seit deiner Geburt Spike.", ich kuschelte mich an seine Seite. "Das ist eine ziemlich lange Geschichte, Süße.", schmunzelte er. Sein Kopf drehte sich in meine Richtung und er küsste meine Stirn, "Aber wenn du willst, dann erzähl ich sie dir."

Kapitel 20:

"1845 wurde ich unter dem Namen Christoph geboren. Meine Eltern waren Bauern und erhofften sich durch meine Geburt, dass es ihnen bald besser gehen würde. Damals wurde das Volk, vorallem Bauern und Arbeiter ziemlich unterdrückt. Meine Eltern mussten viele Steuern bezahlen und ich, ihr zweiter Sohn, sollte schon bald selbst Geld in das Familiengeschäft bringen. Also wurde ich schon in den Kinderschuhen auf ein Feld geschleppt und musste dort mithelfen. Schnell wurde mir klar, dass das nicht meine Zukunft sein sollte. Mein großer Bruder Leopold war Soldat. Es kam nur selten vor, dass er uns mal zu Hause besuchte. Aber ich wusste, dass ich auch Soldat sein möchte. Doch der Druck meiner Eltern den Hof zu übernehmen, wenn sie einmal sterben wurde sehr groß. Ich arbeitete deswegen am Vormittag auf dem Feld und am Nachmittag schnitzte ich Waffen aus Holz, um mit diesen Kämpfen zu üben.", Spike musste lächeln, als er über seine Kindheit sprach. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass er schon so alt war. "Wie auch immer," seine Miene verfestigte sich wieder, "Ich war zwanzig, als ich von zu Hause fort ging. Ich wollte meinen Kindheitstraum leben und ein Soldat werden. Ich machte mich also mit meinen sieben Sachen auf den Weg zu einer Kasserne in der sie Soldaten ausbildeten. Es dauerte nicht lange, dann hatte ich ein Zimmer, welches ich mir mit drei anderen jungen Männern teilte. Die drei waren alle vier Jahre älter als ich und dachten nicht, dass ich es in der deutschen Armee überhaupt zu irgendetwas bringen würde. Doch ich dachte mir von Anfang an, dass ich es ihnen schon noch beweisen würde." Kurz stoppte Spike und schaute mir in die Augen. Ich war total gefasst von seiner Geschichte. "Erzähl weiter.", bittete ich ihn und stubste ihm mit meinem Ellenbogen leicht in die Seite. "Okay.", lächelte er, "1870 brach der Deutsch-Französische Krieg aus und ich konnte endlich zeigen, was ich in den fünf Jahren Training so gelernt hatte. Schon bald waren wir unterwegs zum Austragungsort der Schlacht und ich merkte, wie ernst die Folgen meiner Entscheidung sein könnten. Ich könnte ums Leben kommen oder so stark verletzt werden, das ich denken würde ich müsste sterben. Doch trotz meiner Bedenken blieb ich stark. Am Schlachtfeld, in Sedan, angekommen, sah ich meinen Bruder wieder. Er sah ernst aus und auch agressiv. Ich erkannte ihn nicht wieder, doch das war mir egal. Ich wollte kämpfen, meinen Traum leben. Als ich an die Front geschickt wurde ging es durcheinander. Leichen über Leichen und unsere Armee war in keiner guten Verfassung. Trotzdem waren die Franzosen unserem Feuer einfach ausgeliefert. Doch dann der eine Schuss. Ich hörte nur noch Schreie um mich herum und sah, wie mein Bruder auf mich zugerannt kam. Die Angst packte mich und ich spürte, wie ich an jedem meiner Gliedmaßen zitterte. Ich sah grünes Licht und im nächsten Moment war ich weggetreten. Das einzige was ich vorher noch spürte waren Schmerzen in meiner Bauchregion."

Nach einer Pause, in der Spike wortlos in die Luft schaute, begriff ich, dass sein ganzes Leben als Mensch nur kurz war und mir wurde klar, dass er es nicht leicht gehabt haben muss. Wie auch, wenn man Soldat in einem der bedeutesten Kriege der Welt war? "Tut mir Leid, dass ich dich danach gefragt habe.", murmelte ich schuldbewusst. "Kein Problem, aber ich war noch nicht fertig. Ich würde dir auch gern noch den Rest erzählen.", Spikes Lächeln war wieder da und er kniff mir leicht in die Wange, "Also, mein Bruder hatte mich in eine Höhle gebracht und war über mich gebeugt. Ich wusste gar nicht was mit mir geschah, als ich versuchte mich von ihm los zu machen. "Eine von den Leichen.", rief er und ein Fremder gab ihm einen leblosen Körper. Was dann passierte war für mich unbegreiflich. Ich stürzte mich auf die Leiche wie ein Verrückter und biss in den Körper, bis ich Blut schmecken konnte. Ich fühlte mich, als hätte ich seit Wochen nichts zwischen meine Zähne bekommen. Für einen Moment bekam ich nicht mir, was um mich herum geschah und dann war ich an Ketten gebunden und saß auf einem harten Steinboden. "Es ist alles in Ordnung, Christoph.", flüsterte Leopold und ich fragte ihn was mit mir war und warum ich nicht atmete und ich bekam tierische Panik. "Du bist jetzt einer von uns.", lächelte Leopold, aber da ich nicht verstand was es meinte, musste er mir erklären, dass er so selten zu Hause war, weil er sich dort nicht zeigen konnte. Es würde auffallen, dass er nicht mehr älter werden würde und es wäre alles so kompliziert. Allmählig verstand ich, was er aus mir gemacht hatte. Ich war ein Vampir gewurden. Er hatte mich so zu sagen vor einem natürlichen Tod gerettet. Ich war zwar irgendwie glücklich aber ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich empfand mich als nutzloses Geschöpf auf der Welt und deshalb kapselte ich mich, nachdem ich die anfängliche Blutgier überwunden hatte total ab. Ich streunerte durch Europa, Asien und Afrika. Schließlich brauchte ich nur selten Nahrung und wenn mal kein Mensch in der Nähe war und mich trotzdem der Hunger überkam, dann suchte ich mir Tiere. Das Blut tat es in den Momenten auch. Es war zwar nicht unbedingt so lecker wie Menschenblut, aber vertragen konnte man es trotzdem. Das ging dann ziemlich lange so. Bis zu dem Tag, als ein fremder Vampir zu mir kam, um mir zu sagen, dass mein Bruder in einem Vampirkrieg gestorben war. Ich wollte es ihm nicht glauben, habe an ihm gerüttelt. Ich habe versucht, dass er sagt, das war nur ein Scherz oder so etwas. Ich hatte keine Ahnung, was in einem Vampirkrieg passierte und wieso Vampire überhaupt gegeneinander kämpften. Ich hatte ein großes Problem, denn ich war nun ein sippenloser Vampir und sippenlose Vampire waren immer einer großen Gefahr ausgesetzt. Für sie gab es keine Regeln und jeder andere Vampir durfte sie ohne Vorwahrnung töten. Deswegen suchte ich mir einen Menschen, der sonst mit dem Leben hätte bezahlen müssen und machte ihn zu einem Vampir. Ich wendete die selbe Technik an, wie Leopold es bei mir getan hatte. Ich band den neu erschaffenen Vampir an einen Pfahl und weil ich ihm keine Menschenleichen bieten konnte, gab es für ihn frisches Tierblut. Doch der Kleine war ziemlich ungeschickt und verletzte sich während er ein Tier aussaugte richtig schwer selbst. Ich besaß keine Waffen und das einzige was ich in der Nähe sah war ein Dornstrauch. Ich knackte einen Dorn ab und schlitzte mir die Hand auf. Du weist ja das Vampirblut Wunden heilen kann. Da der Kleine aber noch neu war, brauchte der Prozess bei ihm noch ein bisschen. Ich hielt meine Hand an seine Wunde und diese heilte ziemlich schnell. Als der neue Vampir dann bei Verstand war, erzählte ich ihm was ich mit ihm gemacht hatte. Wir kamen ins Gespräch und ich versorgte ihn jedes Mal, wenn ihn die Blutgier überkam. Irgendwann fragte mich der Kleine wie mein Name war und ich antwortete, "Spike." Spike wie Dorn ... und das ist meine Geschichte."

Kapitel 21:

Langsam sog ich die frische Nachtluft durch die Nase ein. Spike und ich saßen immer noch auf dem Boden und wir blickten auch immer noch in die schwarze Nacht. Es war ein komisches Gefühl, welches sich in meiner Magengrube zusammenbraute. Eine Mischung aus Vertrautheit und Mitleid, außerdem hatte es auch etwas von Verständnis. "Spike?", ich drehte meinen Kopf in seine Richtung um ihn anzuschauen. Er sah irgendwie verloren aus, "Was, Mäuschen?" - "Ich darf dich doch immernoch Spike nennen, oder?", ernst schaute ich ihn von der Seite an und merkte, dass sich seine Gesichtsmuskeln nach hinten zogen. Er lachte, "Natürlich, Süße. So hast du mich kennengelernt. Außerdem steh ich nicht wirklich drauf, wenn man mich Christoph nennt." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er drückte mich etwas an sich, "Wollen wir wieder nach Hause fahren? Ich will gar nicht wissen, was Merlin und Daria denken." Ein Nicken signalisierte ihm, dass ich einverstanden war und somit machten wir uns auf denn Weg nach Hause.

"Wo zur Hölle wart ihr?", Daria stand direkt hinter neben der Tür, durch welche Spike und ich grinsend eintraten. "Was habt ihr gemacht, geht es euch noch gut?", ein böser Blick von Daria durchlöcherte Spike und mich, doch wir grinsten weiterhin. "Jetzt redet verdammt nochmal.", Daria schlug die Wohnungstür zu und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Das geht dich nichts an, Daria.", grinste Spike ihr frech ins Gesicht. "Spike!", meckerte ihn Daria an. "Nichts Spike.", Spike kam Daria gefährlich nah und griff ihr unter das Kinn, damit sie ihn anschaute, "Dir kann egal sein, was Em und ich machen, klar? Außerdem willst du doch sicher nicht die anderen wecken, wenn du hier so rumbrüllst." Dann ließ er sie los. Daria schüttelte den Kopf. Ohne einen weiteren Blick auf die kopfschüttelnde Daria zu werfen, machte sich Spike auf den Weg in unser Zimmer. Ich folgte ihm und als ich an Daria vorbei lief, warf ich ihr noch einen tröstenden Blick zu. Eigentlich war es nicht falsch, dass Spike kein Wort gesagt hatte, weil Daria und Merlin ihre Beziehung ja auch geheim hielten. Beziehung? Nein, so konnte man das zwischen Spike und mir nun wirklich nicht nennen. Es war eher ein Kuss, der wahrscheinlich von ihm aus nicht einmal ernst gemeint war. Er war einfach nur passiert, weil Spike seine Lust stillen wollte. Ohne ein weiteres Wort legte ich mich in mein Bett und zog mir die Decke bis zum Kinn. Auf meinen Lippen spürte ich ein leichtes Kribbeln, welches mich an den Kuss mit Spike erinnerte. Mir wurde ein bisschen schwindelig. Das konnte einfach nicht sein. Es durfte nicht sein. Mein Leben war vollkommen: Training bei Louis, Abende mit Sandy, Besuche bei meinem Onkel und einfach so vor mich hin leben. Aber jetzt? Seit Daria, Merlin, Rudi und Spike in mein Leben getreten waren, war alles komplett anders gewurden. Es war ein anders, welches mir ein wenig Angst einflöste. Vor allem der Gedanke daran, dass ich nicht mehr in mein altes Leben zurück kehren könne und ich Spike und die anderen drei erst wieder los wurde, wenn alle Vampire tot waren, die meine Familie auf dem Gewissen hatten, brachte mich daran zu zweifeln, ob ich jemals wieder in mein altes Heim zurück kehren könnte. Ich wusste ja nicht mal genau wie viele Vampire es waren und ob ich den Kampf überhaupt überleben würde. "Süße", flüsterte Spike, der sich neben mich gestellt hatte. Ich zitterte am ganzen Körper und fühlte mich einfach elend. Er setzte sich neben mich und streichelte mir die Wange. "Nicht", flüsterte ich, "Du willst das doch überhaupt nicht." Eine Träne rollte über meine Wange und das Zittern meines Körpers wurde stärker. "Was will ich nicht?", verwirrt starrte Spike mich an und ich setzte mich auf. "Das alles.", eine weitere Träne verließ meine Augenhöhle und rollte über meine Wange, bis sie von einer kräftigen Hand sachte weg gewischt wurde, "Ich mein vorhin... der Kuss... ich." Mehr als stottern konnte ich nicht. Spike zog mich an seine Brust und ich wurde überrumpelt von einem Meer aus Tränen. Ein Schluchzen verließ meinen Mund. "Ruhig, Mäuschen.", flüsterte Spike, der mich immernoch dicht an sich drückte, "Weist du? Ich habe dich wirklich gern. Sogar mehr als das, wenn ich ehrlich bin." Mein Herz machte einen kurzen Aussetzer und für einen Moment musste ich nach Luft ringen. "Ich liebe dich, Emma."

Kapitel 22:

: "Ausgeschlafen?", Daria schien immernoch schlechte Laune zu haben. "Ja, danke.", antwortete Spike schnippig und lächelte Daria übertrieben an. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und setzte mich an den rustikalen Küchentisch. Wenn ich mich in die Küche setzte, fühlte ich mich immer, als säße ich in einem alten Bauernhaus. Die Einrichtung war in einem ziemlich hölzernen Stil gehalten und das Licht war nicht sehr hell. Alte Bilder hingen an den Wänden. Trotz das die Küche so alt wirkte, war sie sehr modern. Der erste Schein täuscht nunmal. So hatte sie von A wie Anrichte über M wie Mikrowelle, O wie Ofen, bis schließlich zu Z wie Zitronenpresse wirklich alles in Petto. Die Küche stellte wirklich einen besonderen Punkt der ganzen Wohnung dar. "Daria, was ist eigentlich mit dir los?", ganz ruhig fragte ich sie, weil sie sehr geladen war und ich so langsam wusste, dass sie sehr aggresiv werden kann. "Nichts, überhaupt nichts.", atmete sie schwer. Ich nickte skeptisch und drehte mich in richtung von Spike. Ich musste lächeln. Er lächelte zurück und ich fragte mich, ob er die Worte in der letzten Nacht wirklich ernst meinte. "Ich liebe dich, Emma.", ich hörte die ganze Zeit den sanften Klang seiner Stimme in meinem Kopf. "Em, wir trainieren heute und morgen und dann können anfangen, die Vampire zu suchen.", Spike schaute mich ernst an, aber seine Stimme klang ganz friedlich. "Dann wollen wir mal", zwinkerte ich ihm zu und schwang mich vom Küchenstuhl.

Nach einem ewigen Training und einem Kampf, der mich fast k.o. machte, stellte ich mich verschwitzt unter die Dusche. Das kühle Wasser lief mir den Rücken herunter und nebenbei trällerte ich "In meiner Badewanne bin ich Kapitän". Als ich noch klein war, hat Charlie das Lied immer gesungen und ich fand es wahnsinnig passend im Moment. "Em, ich weis wo wir hin müssen.", rief Spike und klopfte gegen die Badtür. "Wie "wo wir hin müssen"? Ich schaltete den Duschhahn hastig ab, stieg langsam aus der Dusche und hüllte mich in ein langes Handtuch. Schnell band ich mir die Haare zusammen und schlüpfte in ein Paar Hausschuhe. Dann schloss ich die Tür auf, vor welcher nicht nur Spike stand.

Peinlich berührt wie ich war, liefen mir die Wangen rot an und ich schaute etwas verwirrt in die Menge von Vampiren die vor mir stand. Sie waren alle sehr stark und schauten mich alle lächelnd an. Ich räusperte mich und wippte von einem Fuß auf den anderen. "Das ist meine Sippe, Mäuschen." Erstaunt blickte ich in die Gesichter der Anwesenden, "Wow, ihr seid ganz schön viele. Ich dachte nicht, dass du so viele Leute hinter dir stehen hast, Spike." - "Das weis ich auch nicht immer.", lachte er und ein leichtet Gelächter erfüllte den Raum. Spike legte mir seinen Arm um die Schulter und begann eine Ansprache: "So, Leute. Der eigentliche Grund warum ihr alle hier seid ist, weil ihr uns helfen werdet eine ganze Menge an Vampiren zu töten. Jetzt fragt ihr euch sicher, wieso ihr eure Artgenossen ermorden sollt, nicht wahr?" Die im Raum stehenden Untoten nickten leicht mit dem Köpfen. "Ich erklärs euch.", lächelte Spike, "Das neben mir ist Emma. Sie ist mir sehr wichtig, um nicht zu sagen, dass ihr mein Herz gehört ..." Ich musste hüsteln und bekam wieder Farbe im Gesicht. "Das muss dir nicht peinlich sein, Süße.", flüsterte Spike mir ins Ohr und fuhr mir sanft über den Rücken. Ich lächelte schief und räusperte mich. "Weiter im Text.", Spikes Stimme erhob sich wieder und die Masse lauschte ihm gespannt zu. Er erklärte, dass meine Familie seit Jahren immer mehr ausgerottet wird, weil die Vampire es auf mich abgesehen hatten. Außerdem erzählte er etwas von einem Plan, der er seiner Sippe zugefaxt hätte. Verwirrt schaute ich Spike in die Augen, welcher mich kaum beachtete. Er erzählte heiter und fröhlich weiter von allem was er vor hatte und davon wie gut er mich trainiert hatte. Bei diesem Thema meldete sich eine kleine Vampirin. Sie war wunderhübsch. Ihre langen Haare hingen ihr leicht gewellt über den Busen. Sie hatte braune Augen und einen spanischen Akzent. Ihre goldbraune Haut war straff über ihren perfekten Körper gezogen und ihre leichte Kleidung ließ denken, dass sie aus einem Land war, in welchem immer hohe Temperaturen das Wetter bestimmten. "Ich würde gern einmal mit ihr kämpfen.", sie schaute mich auffordernd an. "Später, Julia.", antwortete Spike und damit hatte sich auch geklärt wie sie hieß. Reflexartig zog ich Spike näher an mich. Das hatte etwas damit zutun, dass ich nicht wirklich bereit war mit Julia zu kämpfen, da sie eine starke Aura um sich hatte. Als Spike seinen Plan fertig vorgetragen hatte, verteilten sich alle Vampire auf ihre Posten. Die einen sollten ein Auto in der Nähe des Hauses belegen, andere schickte Spike in Internetcafes im dort nach Informationen über einen gewissen "Urnet" zu machen. Ich hatte keine Ahnung wer das sein sollte, aber ich wollte es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Dann schickte er einen Trupp von Vampiren in schwarzen Anzügen um "Besorgungen zu erledigen" und eine kleine Gruppe Vampire zum Supermarkt. Nur Julia und ein sehr großer Vampir mit dem Namen Zucker blieben bei uns. Zucker hieß wahrscheinlich so, weil er eine wahnsinnig helle Haut hatte. Er hatte kristallblaue Augen und helle blonde Haare. Diese waren gelockt und kringelten sich bis zu seinen Ohren. Zucker war ein sehr schlacksiger Vampir und das er zu den Stärksten in Spikes Sippe gehörte konnte ich mir nicht vorstellen. Doch seine Aura war so stark, dasss ich das Gefühl hatte ich bekomme leichte Stromschläge. Ab und zu musste ich auch zucken, weil mich seine Aura packte.

Kapitel 23:

: Ein kräftiger Schlag in mein Gesicht ließ mich auf den harten Betonboden krachen. "Autsch.", ich rieb mir das Bein und bekam gleich darauf einen heftigen Tritt in die Rippen. Ich musste aufkeuchen. Wut packte mich. "Das reicht, Miststück.", brummte ich und rannte in einem wahnsinnigen Tempo auf Julia zu. Mit dem Stahlmesser, welches ich immer zum Üben benutzte, bewaffnet, wirbelte ich wild um mich herum. "Chica.", lachte sie, "Spike hat mit dir sicher keinen guten Fang gemacht. Damals, als er noch mit mir zusammen war da.." Ich rammte ihr das Messer ins Herz, "Was war damals, querida?" Ich musste sie einfach schief anlächeln, weil sie so hilflos auf dem Boden hockte. "Damit hast du wohl nicht gerechnet.", lachte ich und gab ihr einen Tritt gegen das linke Bein. Sie rührte sich nicht, da sie anscheinend die Fassung verloren hatte, als ich ihr das Stahlmesser ins Herz gestochen hatte. Ich setzte mich mit vollem Körpergewicht auf sie. "Sei froh, dass es nur Stahl ist.", schnaubte ich und drehte zum Beweis noch einmal das Messer in ihrem Herzen um. Sie musste keuchen, "Was er sich mit dir geangelt hat..." - "Was denn, Süße, was hat er sich mit mir geangelt?", wütete ich und reckte meinen Kopf gefährlich über ihren. Sie drückte sich noch mehr an den Betonboden, als sie eh schon an ihm war. "Ein nichtsnütziges Weibsstück!", murmelte sie unverständlich, "Seit er dich kennt ist er von einer Durststrecke geplagt. Er ist unbefriedigt. Ich konnte es ihm wenigstens richtig be-" Ich griff den nächstbesten Haarbüschel und haute ihren Kopf mit heftig auf den Betonboden. "Halt deine dreckige Klappe.", fauchte ich sie an, "Nur weil ich nicht so ein verdorbenes Flittchen bin. Und glaub mir, würde ich Spike befriedigen wollen, dann würde ich das mit Hingebung tun. Nur leider habe ich im Moment kein Interesse an seinem Schwanz." Erneut schlug ich ihren Kopf auf dem Boden, doch dieses Mal mit mehr Wucht als vorher. Ich hörte wie ihr Schädelknochen sich spaltete. Erneut wollte ich den Kopf nehmen um in abermals auf den Boden zu schmettern, doch dann spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. "Das reicht, Mäuschen.", Spike zog mich von Julia zurück. "Und du...", dieses Mal wand er sich an Julia, "...verziehst dich am Besten. Sonst reiße ich dir eigenhändig den Kopf von den Schultern. Ist das klar?" Nur ein leichtes Nicken erfolgte auf die große Ansprache. Julia schaute mich noch einmal böse an und verzog sich dann aus dem Keller. Irgendwo war ich froh, dass Spike mich zurück gezogen hatte, sonst wäre Julia warscheinlich nicht so gnimpflich davon gekommen. Ich wusste nicht was mich gepackt hatte, als ich hörte, dass sie was mit Spike hatte. Eigentlich wollte ich auch nicht daran denken, doch ich musste mir die ganze Zeit vorstellen, was die beiden alles so getan hatten. Ein Wimmern entfuhr mir und ich befreite mich aus Spikes Griff. "Em...", flüsterte er, doch ich winkte ihn ab und lief zur Wohnung.

Angekommen verriegelte ich die Tür des Schlafzimmers, um mich in Trainingssachen zu werfen. Wenn ich rannte, konnte ich nie groß nachdenken. Ich schnappte mir meinen Walkman und verließ die Wohnung. Meine Route hatte ich mir genau ausgedacht. So schnell wie möglich raus aus den Stadt, dann durch eine der kleinen Vorstädte und danach folgte ich der kleinen Landstraße in Richtung der großen Felder. Was auf den Feldern angebaut wurde, wusste ich selbst nicht genau. Ich wusste nur, dass sie rießig waren und man bis zum Horizont nichts anderes als sie sah. Der Weg hatte eine ungefähre Strecke von dreißig Kilometern, doch für ein Halbblut war dies keine Hürde. Ich hätte noch mehr als das doppelte in meine Routenplanung einbeziehen können, doch ich wollte nicht den ganzen Tag laufen. Mein Handy hatte ich absichtlich zu Hause liegen lassen. Ich wollte einfach nicht gestört werden. Vor allen Dingen wollte ich nicht von Spike gestört werden. Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich an ihn dachte. Natürlich war er ein alter Vampir und ich will es ihm auch nicht verübeln, dass er schon viele Frauen hatte, doch der Gedanke daran, dass er es mit so einem Flittchen wie Julia getrieben hatte, war echt widerwärtig.
Leicht abwesend began ich meinen Joggingausflug, welcher sich im Endeffekt als nicht sehr effektiv erwieß. Die ersten Kilometer hatte ich etwas mit meinem Kopfkino zu kämpfen. Ich musste mir vorstellen wie viele Frauen Spike schon beglückt hatte und vor allem, wie er sich an Julia erfreute. "Verdammter Mist.", fluchte ich und trat voller Wucht in die Seitentür einen nebenstehenden Autos. Als ich die Geräusche der Alarmanlage vernahm rannte ich in Windeseile weiter. Sowas konnte wieder nur mir passieren, dachte ich und legte noch einen Zahn zu.

"Emma Katelyn Martin."
Verwirrt drehte ich mich um. Niemanden hatte ich jemals meinen vollen Namen genannt. Zumindest niemanden der Leute, die mich in letzter Zeit umgaben. Auch hatte ich keine Akten zu Hause, in welchen mein ganzer Name stand. Nur Charlie wusste ihn, aber genauso wusste er, dass dieser Name ein Tabu für mich war. "Spike?", ich machte einen Schritt auf ihn zu, "Woher? ... Wie? Niemand von euch kennt meinen richtigen Namen." - "Doch.", lächelte er vertraut, "Ich kenne deinen richtigen Namen und ich bin der Meinung, dass er viel zu selten gesagt wird." - "Aber... Wie? Woher? Hat Charlie ...", völlig perplex blieb ich an meiner jetztigen Position stehen. "Charlie?", lachte Spike, "Nein. Ich habe mich einfach nur informiert." Ich glaube verdutzter konnte ich gar nicht mehr schauen. "Aber...", kein sinnvolles Wort verließ meinen Mund. "Mäuschen,...", Spike ging auf mich zu und stellte sich direkt vor mich, so dass noch höchstens zehn Zentimeter Platz zwischen uns waren, "Du weist meinen vollen Namen. Also dachte ich, dass es sicherlich kein Problem ist, wenn ich deinen auch weis." - "Ich, ich weis nicht deinen ganzen Namen, Spike.", ich fand langsam meine Stimme wieder und musste mich kurz räuspern. Spike lachte, "Darf ich mich vorstellen? Christoph Bauer. Nach dem Beruf meiner Eltern." Jetzt musste ich etwas grinsen, "Bitte... Bitte, nenn mich in der Öffentlichkeit niemals Emma Katelyn Martin. Wenn einer der mordlustigen Blutegeln in der Nähe ist, würde er nur viel zu schnell Verdacht schöpfen und das wäre dann vielleicht mein Todesurteil... Oder das Todesurteil meines Onkels." Spike nickte und öffnete seine Arme. Eigentlich wollte ich ihn nicht umarmen, doch trotzdem ging ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und seine Arme schlossen sich um mich.

Kapitel 24:

"Sie sind alle einer Sippe angehörig?", fragte ich und schlürfte an meinem Kakao. "Ja.", nickte Spike und setzte sich neben mich, "Sie haben sich abgesetzt und sind nicht mit den restlichen Sippen verbunden." - "Sowas wie eine Randgruppe unter Vampiren.", ich musste schmunzeln, als ich mir vorstellte, wie die Vampire in einem Kämmerchen ihren Lebensüberdruss beweinten. "Das ist nicht lustig. Keiner weis wie viele es genau sind und wie stark sie sind. Sie haben schon ein paar Leben auf dem Gewissen, aber sie halten sich bedeckt.", Spike schaute mich vorwurfsvoll von der Seite an. "Mh.", murmelte ich und musste an die Opfer denken, die sie schon auf dem Gewissen hatten. Es war meine Familie. Traurigkeit überfuhr mich und ich musste mich bemühen nicht zu weinen. "Schatz, jetzt sei nicht traurig. Wir werden sie alle töten. Jeden einzelnen. Sie sollen den Schmerz fühlen, den du fühlst.", entschlossen hatte sich Spike vor mich gestellt und schaute mir in die Augen. Ich zuckte mit den Schultern und schaute betrübt auf den Boden. "Em, jetzt guck mich an.", flüsterte Spike energisch und legte seine Hand unter mein Kinn, "Jetzt glaub mir einfach." - "Okay.", nickte ich und schlürfte wieder an dem Kakao. Er war jetzt ziemlich abgekühlt. Wirklich glauben konnte ich Spike nicht, doch ich wollte ihn nicht enttäuschen. "Mäuschen, ich sagte dir doch, dass ich weis wo wir suchen müssen, oder?", Spike setzte sich wieder neben mich und nahm eine entspannte Haltung ein. Er streckte die Beine aus und legte die Hände hinter den Kopf. "Ja, sagtest du.", etwas angspannt schaute ich in meine Kakaotasse. Sie war zur Hälfte geleert und wirklich warm war der Inhalt auch nicht mehr. "Es ist nicht weit von hier.", meinte Spike, "Wir müssen nach Kanada." Ich prustete. Nicht weit von hier? Der hatte Vorstellungen. "Können wir nicht erstmal alles vorbereiten, weiter trainieren und einen richtig guten Plan ausarbeiten, bevor wir übestürzt nach Kanada fahren?", ich fühlte mich einfach noch nicht trainiert genug und so plötzlich das neue zu Hause zu verlassen überschritt einfach meine Nervengrenze. "Es ist nur für ein paar Tage, Mäuschen. Nichts großen ... sieh es doch als einen Ausflug und nicht als Massenmord. Ich merke doch, dass dir das alles nicht geheuer ist.", vorsichtig drückte er mich an sich, "Wenn du willst, dann können wir auch noch mal trainieren. Meiner Meinung nach bist du stark genug um ein halbes Dutzend Vampire zu erledigen, aber wenn es dir wichtig ist stärker zu sein, dann helfe ich dir."

"Im Endeffekt wirst du eh noch ein wenig Blut von mir bekommen, was deine Stärken noch mehr ausprägt, Em.", meckerte Spike, als ich meinen einhundersten Liegestütz machte. "Na und?", keuchte ich, "Ich will einfach nicht drauf gehen." - "Du wirst nicht draufgehen. Vertrau mir doch einfach.", schnaubte mein vampierischer Trainer und setzte sich auf meinen Rücken, "Weitermachen. Hundert und Elf, Hundert und Zwölf." - "Wie soll ich dir denn vertrauen, Spike?", ich stämmte mich mit aller Kraft nach oben, "Du bist ein Vampir. Ein Meistervampir um genau zu sein. Du hast eine rießige Sippe die hinter dir steht und du bist stärker als eine Tausend-Mann-Armee" Lachend stand Spike auf und ich kippte zusammen. "Sit ups, los!", befiel er mir und ich stöhne genervt. "Du wolltest es so.", zwinkerte er mir zu und nahm lachend die Hände in den Nacken.

Kapitel 25:

Total durchgeschwitzt zog ich mir die Klamotten vom Leib und stellte mich unter die Dusche. Ich wollte nicht mehr trainieren. Ich wollte einfach, dass alles so schnell wie möglich vorbei war. Der ganze Stress hafftete sich wie Kletten an meine Nerven und fraß mich von innen auf. Ich drehte den Duschhahn auf und ließ das Wasser auf mich niederprasseln. Nur einen Moment Ruhe, dachte ich, als auch schon die Badtür aufgerissen wurde. Ein Seufzer entfuhr mir. "Was?", meckerte ich gernervt. "Em?", es war Daria, die mich bei meiner einzigen Gelegenheit, einmal Abstand von allem zu nehmen, störte. "Was ist, Daria?", ich stellte das Wasser wieder aus und griff nach meinem Handtuch. Dann zog ich den Duchvorhang zur Seite und stieg aus der Dusche. "Kommst du mit ins Wohnzimmer? Spike wartet auf dich.", ein Lächeln war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Ich verdrehte die Augen, "Der hat heute wieder ein Timing." Daria und ich lachten. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte mich neben sie auf die Couch.

"Hey Süße.", lächelte Spike mich an, und mein Herz schlug schneller. Ich räusperte mich, weil ich wusste, dass Spike hörte, wie mein Herzschlag an Tempo zu nahm. Doch er lächelte mich nur an. "Hast du Lust heute Abend auszugehen? Dann kannst du dich mal entspannen und musst nicht die ganze Zeit so angestrengt gucken.", Spike lehnte sich in den Sessel. "Ich gucke angestrengt?", mir war das bis jetzt noch nicht aufgefallen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich innerlich auf alles vorzubereiten, was mit dem Rächen meiner Familie zutun hatte. "Ja, Mäuschen und das sollten wir schleunigst ändern.", zwinkerte Spike. "Ist in Ordnung.", zwinkerte ich zurück und fasste mir durch die nassen Haare. "Du solltest dir wirklich nicht so viele Gedanken machen.", sprach Daria, welche gerade in die Stube schaute, "Das tut dir einfach nicht gut. Schau dich an. Du siehst total verspannt aus. Das muss wirklich aufhören." Sie verschränkte die Arme vor ihrem kleinen Körper und lehnte sich in den Türrahmen. Ich nickte nur und sah, dass Merlin von hinten auf sie zugetreten kam. Er flüsterte Daria etwas ins Ohr, worauf sie errötete und nickte, "Ich komm gleich zu dir." - "Was zwischen euch beiden los ist, möchte ich in diesem Leben auch mal noch wissen.", murmelte ich in Darias Richtung und sie lachte. "Irgendwann erkläre ich es dir, Em. Bis dahin kümmerst du dich lieber um Spike.", sie wirbelte mit einem Grinsen im Gesicht herum und verließ die Stube. Jetzt war ich mit Spike allein und eine komische Stille breitete sich aus. "Wann hast du Charlie das letzte mal außerhalb seines Zimmers gesehen?", fragte ich um den Raum mit Lautstärke zu füllen. Spike rieb sich an der Stirn, "Gestern. Da war er sich etwas zu Trinken und zu Essen holen." - "Er ist so ruhig. So kenne ich ihn gar nicht.", murmelte ich. Spike zuckte nur imt den Schultern. Er kam auf mich zu und zog mich von der Couch hoch. Seine kräftigen Arme schlangen sich um mich und ich schloss die Augen. Ein Seufzer entfuhr mir und ich merkte das erste Mal, wie gut es tat, wenn Spike mich umarmte. Ich lehnte mich an ihn und legte ihm die Arme um den Hals. Seine Nähe tat mir gut und ein kleiner Teil meiner Last schien abzufallen. Spike murmelte etwas, was ich nicht richtig verstand. Es klang wie ein "Alles wird gut", aber ich war mir nicht so sicher. Er streichelte mir über den Rücken und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Eine Träne verließ meine Augenhöhle und tropfte aus Spikes Shirt. "Ist alles in Ordnung?", schreckte er auf. "Ja.", flüsterte ich, denn zu mehr wäre ich auch nicht im Stande gewesen. Spike grinste. Dann legten sich seine Lippen auf meine und ich erwiderte seine Geste. "Ich liebe dich, Em.", flüsterte er, als er seinen Kopf ein Stückchen anhob. "Ich liebe dich auch, Spike.", murmelte ich und blickte direkt in seine Augen. "Wie bitte?", er streichelte mir die Wange. "Ich liebe dich, Spike.", lächelte ich und sah ein Leuchten in seinem Blick. "Kannst du es nochmal sagen?", lachte er. "Spike.", mein Lächeln wurde breiter, "Ich liebe dich." Spike lachte. Er lachte und ich sah, wie eine rosane Träne in seinem Auge auftauchte. "Du liebst mich.", er drückte mich so fest an sich, dass ich zu keuchen begann.


Kapitel 26:

"Guten Morgen, Schatz.", flüsterte eine vertraute Stimme neben mir. Ich spürte, wie mir ein Kribbeln im Bauch hoch stieg. Vorsichtig streichelte Spike meinen Arm. "Guten Morgen.", hauchte ich und drehte mich zu Spike. Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. "Hast du gut geschlafen?", flüsterte er und küsste meine Stirn. Für einen Moment schien mein Herz auszusetzen. "Ja.", es blieb mir fast im Hals stecken. Spike lachte. Ich liebte es, wenn er lachte. "Wir müssen aufstehen, Süße.", murmelte er, "Heute geht es los." Ich seufzte, "Es war gerade so schön." Spike musste erneut lachen, "Erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen, Mäuschen. Und jetzt aufstehen, wir müssen noch so einiges vorbereiten." - "Hmpf.", ich setzte mich auf und fuhr mir durch die Haare, "Dann los." In der Stube warteten schon Merlin und Daria. Charlie hatte es sich im Sessel bequem gemacht und die anderen zwei lungerten auf der Couch. "Guten Morgen, ihr beiden Turteltäubchen.", begrüßte uns Daria. "Sollten wir das nicht eher zu euch beiden sagen?", gab Spike zurück und das Vampirmädchen lief rot an. "Wollten wir nicht was besprechen?", warf Merlin ein und räusperte sich. "Ja.", bestätigte Spike. "Komm, Schatz.", flüsterte er mir zu und schob mich vorsichtig zur Couch. Ich spürte das Kribbeln wieder in mir aufsteigen und sah ein amüsiertes Grinsen auf Spikes Gesicht. Ich warf ihm einen ernsten Blick zu. Er lachte. "Was ist jetzt?", hakte mein Onkel nach, welcher ziemlich nervös aussah. "Okay.", Spike setzte sich so, dass ihn alle anschauen konnten, "Vielleicht wisst ihr, was bei einem Angriff auf eine andere Sippe passiert, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wird es einen Vampirkrieg geben." Ich stutze. Ein Vampirkrieg? Ich wusste nichts mit dem Begriff an zu fangen. "Ich erklärs.", Spike meldete sich wieder zu Wort, "Meine Sippe wird gegen die Sippe von einem gewissen "Urnet" kämpfen, bis eine Sippe ausgelöscht ist. Urnets Sippe ist klein und auch nicht sonderlich stark. Allerdings hat er Verbindungen zu freien Vampiren, also Vampiren die keiner Sippe angehörig sind. Diese scheinen alle sehr stark zu sein. Er wird sie in der Hinterhand behalten. Unser Plan ist nicht sonderlich kompliziert. Wir werden es so machen: Ich werde mit meiner Sippe, also auch Daria, an die Front gehen. Em bleibt bei Zucker und Julia-" - "Stop.", warf ich ein, "Ich will nicht zusehen, wie du allein alle ausschaltest." Ich hörte ein Seufzen aus Spikes Richtung. "Mäuschen, du bist mein Joker.", er streichelte mir die Wange, "Du darfst Urnet persönlich erlegen, aber bis wir zu ihm vorgedrungen sind, bleibst du bei Julia und Zucker. Ganz einfach." Ich zuckte mit den Schultern. So richtig froh war ich mit seiner Entscheidung nicht, aber ich wollte mich auch nicht gegen ihn wenden. "Von mir aus.", grummelte ich undverschränkte die Arme vor dem Körper. "Mäuschen, jetzt sei nicht so.", versuchte mich Spike auf zu muntern, "Hauptsache ist doch, dass die ganzen Arschlöcher für das büßen, was sie getan haben, oder?" Ich nickte nur. "Also, ich mache mich dann erstmal auf den Weg und berate mich mit den Anderen. Daria, du kommst mit.", Spike erhob sich. "Bis dann, Mäuschen.", beugte er sich zu mir, "Ich liebe dich." Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lief rot an. "Ich dich auch.", flüsterte ich. Ich sah wieder das unverkennbare Grinsen auf seinen Gesicht. "Kümmer dich um sie, Merlin. Ich will, dass du sie auf alles vorbereitest und sie dann zu Zucker und Julia in den Keller bringst. Die beiden wissen, was sie mit ihr machen sollen.", Spike verließ mit Daria den Raum, welche Merlin nochmal kurz zu winkte. Ich spürte Zorn in mir hochsteigen. Ich war doch kein Möbelstück, was man hin und her schieben konnte. Ein Schnauben entfuhr mir. "Alles okay, Em.", Merlin boxte mir in die Schulter, "Ich bin auch ganz lieb zu dir." Ich musste lachen. "Was ist mit dir, Charlie?", wandte ich mich an meinen Onkel. "Mit mir?", er schien überrascht zu sein, "Ich werde erstmal mit dir zu Zucker und Julia gehen. Dann nehme ich den nächsten Flieger nach Hause und hole Sandy und Louis hier her." An die beiden hatte ich bei dem ganzen Stress gar nicht mehr gedacht. "Okay.", grübelte ich, "Hoffentlich geht es den beiden gut." - "Sicher geht es den beiden gut.", warf Merlin ein, "Aber jetzt müssen wir erstmal alles fertig machen, bevor du dich um deine Freunde kümmern kannst."

Ich saß mit Merlin im Zimmer von Spike und mir. Charlie hatte sich in seinem Zimmer ans Packen gemacht. Was hieß packen? Das nötigste in eine Tasche werfen und noch ein bisschen fernsehen traf es wohl eher. "Okay, Em.", Merlin lief zum Kleiderschrank, "Wir müssen dir jetzt erstmal was zum Anziehen suchen, womit du ordentlich kämpfen kannst." Er warf die verschiedensten Kleidungsstücke über seinen Kopf direkt auf Bett. Mit jedem Teil, welches die Lüfte erkundete kam ein kräftiges und irgendwie auch gernervtes "Nein" aus seinem Mund. Ich schüttelte den Kopf. Konnte er die Sachen nicht normal durch schauen und dann ordentlich wieder in den Schrank tun? "Merlin.", ich lief genervt zum Bett, "Wie lange willst du noch Chaos in meinem Zimmer machen?" Ich wollte gerade die Klamotten aufsammeln, als ein "Ich habs!" in meine Richtung schallte. Merlin zeigte mir ein ziemlich kurzes, schwarzes Kleid. Es war trägerlos und schien angezogen ziemlich eng anzuliegen. "Das kenne ich gar nicht.", murmelte ich und riss es Merlin aus der Hand um es näher zu betrachten. "Das hättest du auch nicht kennen können, weil Spike es extra für dich gekauft hat.", entgegenete Merlin mit einen zufriedenen Grinsen. "Nur für heute?", fragte ich skeptisch. "Nur für heute.", lachte Merlin, "Zieh es an. Ich warte draußen." Ich nickte und Merlin verließ das Zimmer. Angezogen sah das Kleid noch schöner aus. Es war zwar ziemlich kurz, aber es schränkte meine Bewegungsfreiheit nicht ein. "Gut siehst du aus.", bewunderte mich Merlin. "Stimmt.", grinste ich selbstverliebt und drehte mich noch einmal vor dem Spiegel, "Aber ich denke nicht, dass es nach dem Kampf noch genau so schön aussieht." - "Werden wir ja sehen.", äußerte Merlin und ich zuckte mit den Schultern.

"Hast du Angst um Daria?", fragte ich meinen Menschenfreund vorsichtig. "Ja.", gestand Merlin, "Weist du, Em, das mit mir und Daria ist kompliziert. Wir lieben uns, aber sie will mich einfach nicht verwandeln. Ich wäre der erste Mensch, den sie in einen Vampir verwandelt. Sie gibt mir jede Woche Blut, weil das Blut mich nicht altern lässt. Ich sehe mit zwanzig immernoch aus wie achzehn. Das hat vielleicht seine Vorteile, aber irgendwann werde ich trotzdem sterben und sie muss ohne mich weiterleben. Ich will sie nicht allein lassen. Ich habe Angst, dass sie mich nicht vergessen kann, wenn ich irgendwann das Zeitliche segne. Sie ist zwar stark, was ihre Vampirkräfte angeht, aber ihre Seele ist schwach. Leider will sie auch nicht, dass Spike mich verwandelt, weil ich dann eher ihm untergeordnet wäre. Sie will es selber machen, aber sie kann es einfach nicht." Ein Seufzer entfuhr ihm. "Okay.", flüsterte ich und merkte, dass Merlin eine Träne aus dem Auge lief. "Nicht.", murmelte ich und nahm ihn in den Arm, "Sie ist einfach noch nicht bereit dazu. Sie ist doch erst fünfzig Jahre alt. Das ist für einen Vampir nicht all zu viel. Lass ihr noch ein paar Jahre, dann traut sie sich sicher." Merlin nickte und wischte sich die Träne aus dem Gesicht. "Tut mir leid, Em. Es ist einfach so über mich gekommen.", flüsterte er und schob mir dann zu Wohnungstür, "Charlie wartet schon unten."

Julia und Zucker saßen zusammen auf einer großen schwarzen Kiste und schauten mich an. "Du sieht hübsch aus, querida.", lächelte Julia. "Danke.", ich lächelte zurück. Unser Zwist war in Vergessenheit geraten, da sich Julia Spikes Worte zu Herzen genommen hatte. Ich setzte mich zu Zucker und ihr. "Ich fahre jetzt Charlie zum Flughafen und danach fahre ich mit Rudy zu Spike. Rudy wird sicherlich heute Abend gebraucht.", sprach Merlin und klopfte Charlie auf die Schulter. Dieser lächelte mir zu, "Viel Glück heute Abend, Emma." Ich nickte. Jetzt spürte ich etwas Angst in mir hochsteigen. Was war, wenn Urnet mich tötete, oder wenn Spike starb? Ein mulmiges Gefühl stieg in mir hoch und ich fühlte mich, als müsste ch mich gleich übergeben. "Hey, jetzt denk sowas nicht.", murmelte Zucker. Es war das erste Mal, dass ich ihn reden hörte. Seine Stimme war sehr tief, aber was mich noch mehr verwunderte war, dass er wusste, was ich denke. "Hää?", war alles, was aus meinem Mund kam. "Ja, ich kann Gedanken lesen.", lächelte er und lehnte sich zurück, "Deshalb solltest du auch nicht solchen Quatsch denken. Weder Spike noch du werden sterben. Ihr seid viel zu stark dazu." - "Was höre ich da?", rief eine bekannte Stimme und ich merkte, wie das mulmige Gefühl zu einem Kribbeln wurde.

Kapitel 27:

"Süße, du sollst sowas gar nicht erst denken.", schuldigte Spike an, "Es wird alles gut. Ich bin stark und du bist es auch. Allerdings müssen wir dir noch eine Ladung Blut verpassen. Keine Angst, es kommt nicht aus der Konserve, sondern direkt aus mir." - "Spike.", flüsterte ich und rannte ihm in die Arme. "Na, na.", lachte dieser, "Nicht so hektisch, Mäuschen." Dann zog er mich auf seine Arme und trug mich aus dem Kellerraum, in welchem sich Zucker und Julia befanden. "Wo willst du mit mir hin?", nuschelte ich, als Spike an unserer Wohnungstür vorbei rauschte. "Auf den Dachboden.", lächelte er mir zu, "Da warst du noch nie, oder?" Ich schüttelte den Kopf. Es war einfach keine Zeit dazu gewesen, das ganze Haus zu erkunden. Nur Spike und Merlin waren auf dem Dachboden gewesen um diverse Kisten und Waffen zu verstauen und verstecken. "Ich kann auch selbst laufen.", hüstelte ich, als Spike die nächste Treppe erklommen hatte. "Was ist aber, wenn ich dich tragen möchte, Süße?", schmunzelte er und gab nicht nach. Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich auf den Dachboden tragen.

"Woow.", entfuhr es mir, als Spike mich absetzte, "Hier ist es wunderschön." Überall standen alte Möbel und das Licht fiel durch drei kleine Fenster im Dach in den Raum ein. "Hast du die alle hier rauf getragen?", ich wandte mich an Spike. "Nicht alle.", lachte dieser, "Der Großteil stand schon hier oben. Ich habe sie nur aufgewertet und wieder nutzbar gemacht. Hier oben können wir uns prima zurück ziehen, wenn wir mal eine Nacht für uns allein haben möchten." Dabei grinste er verlegen. "Ja, ja.", schmunzelte ich und lief zu den alten Möbeln, "Sie sind wahnsinnig schön, Spike." - "Ich wusste, dass sie dir gefallen.", er stellte sich hinter mich und legte mir die Arme um die Hüfte. Seinen Kopf legte er auf meine Schulter. Ein Seufzen entfuhr mir und ich merkte, wie sich der Rhytmus meines Herzens sich verschnellte und mein Atem stockte. "Süße.", raunte Spike und drehte mich um, um mir einen Kuss zu geben. Vorsichtig legte er seine Lippen auf meine und ein Stöhnen kam ihm über die Lippen und sein Kuss wurde dringlicher. "Spike.", hauchte ich unter seinen Lippen. Ich spürte wie sich in seinem Kuss ein Grinsen aus seinen Lippen formte. Mein Herz schlug so schnell, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich aussetzen. Spike ließ seine Zunge in meinen Mund gleiten und umspielte vorsichtig und langsam meine Zunge. Ich musste keuchen, da ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen. "Alles in Ordnung?", flüsterte Spike und schob mir durch den Raum unter dem Dach. "Ja.", flüsterte ich zurück und grinste ihn schelmisch an. "Gut.", strahlte Spike und ich spürte, wie meine Beine wieder vom Boden abhoben. "Spike.", kreischte ich und er lachte. "Du bist wunderbar.", grinste er und ließ mich wieder runter. "Danke.", flüsterte ich und streichelte ihm die Wange. Am liebsten hätte ich den Moment aufgefangen. "Es ist so wunderschön mir dir, Spike.", flüsterte ich und küsste ihm die Wange. Spike nahm mich in den Arm, "Es bedeutet mir viel, dass du das sagst." Wir standen einfach nur da. Ich liebte Spikes schützende Arme. Ich atmete tief ein um seinen Geruch aufzunehmen. "Komm mit.", raunte Spike in mein Ohr und zog mich hinter sich her. Er lief in die andere Ecke des Dachbodens, durchquerte eine Tür, welche den einen Teil der Dachbodens von einem anderen abgrenzte und was mir dort in die Augen sprang, schien mir wieder die Sprache zu rauben. "Woow." Spike hatte ein Himmelbett auf den Dachboden gebracht. Die Vorhänge hatten einen leichten Gelbton und das Licht der Sonne, welche durch ein Dachfenster einfiel, ließ das Bett erscheinen, als wäre man wirklich auf den Wolken. Überall hatte Spike Rosen verteilt und große Kerzen aufgestellt. "Es ist wunderschön.", sprach ich leise vor mich hin. "Setz dich.", forderte Spike und ich setzte mich staunend auf das Himmelbett. "Emma Katelyn Martin.", setzte Spike an und ich merkte, dass er sehr nervös wirkte, "Ich .. ich liebe dich und du bist das Wunderbarste, was meinem alten Leben passieren konnte. Seit ich dich kenne hat mein Leben wieder einen Sinn und ich bin nicht nur hier, um zu warten bis mich irgendjemand tötet. Ich will dich nicht mehr verlieren, Emma. Und .. und deshalb will ich dich fragen...", Spike ging auf die Knie, "Ob du meine Frau werden möchtest." Mir verschlug es die Sprache und ich merkte, wie mein Herz unkontrollierbar schnell wurde. Tränen traten mir in die Augen und mein Atem setzte aus, bis er viel zu schnell wieder einsetzte, "Spike ... ich .. Ja!" Dann schoss er in einer Millisekunde auf mich zu und drückte mich in die Matratze des Bettes. "Ich liebe dich, Emma.", lächelte er und eine rosa Träne lief aus seiner Augenhöhle. "Ich dich auch, Spike.", schniefte ich und küsste ihn stürmisch. "Etwas habe ich noch.", lächelte er, als er sich wieder gefasst hatte. Er griff kurz unter das Bett und holte eine kleine Schatulle hervor. Spike öffnete die kleine Schachtel und drehte sie zu mir. Mir stockte der Atem. Was ich dort sah, ließ meinen Herzschlag wieder in die Höhe schnellen. Ich erblickte einen dezenten silbernen Ring, welcher mit kleinen Diamanten besetzt war. Die Diamanten funkelten im Sonnenlicht leicht blau bis lila und ich musste lächeln. "Der Ring, er ist wunderschön.", ich schaute Spike ins Gesicht, welcher den Ring aus der Schachtel holte und meine linke Hand anhob. "Darf ich?", fragte er vorsichtig. Ich nickte und Spike schob mir langsam das Prachtstück an den Ringfinger. Ich fiel ihm um den Hals. Ich brauchte nichts sagen, denn Spike wusste, dass ich im Moment einfach nur glücklich war.

"Wie viel Zeit haben wir noch?", ich musterte meinen Verlobten, welcher mich angrinste. "Noch genug.", er beugte sich über mich und seine Lippen legten sich abermals auf meine. Dieses mal aber fordernder und mit einer gewissen Gier. "Spike.", keuchte ich und er ließ für einen Moment von mir ab, um mir in die Augen zu schauen. Dann lehnte er sich mit seinen Ellenbogen neben meinem Kopf ab und senkte seinen Mund wieder auf den meinen. Ich erwiderte seine Geste und küsste ihn viel zärtlicher, als er mich küsste. Langsam gewährte ich seiner Zunge einlass und ließ sie meinen Mund erforschen. Auf einmal wurde mir heiß und ich merkte, dass Spike immer dringlicher wurde. Er streichelte meine Seite, meinen Bauch, mein Gesicht, meine Oberschenkel und meine Arme. Ich zog ihn immer näher zu mir. Ja ich wollte ihm näher sein, als ich es bis jetzt war und er schien das selbe auch zu wollen. Mit wenigen Handgriffen befreite Spike mich aus dem Kleid. "Du bist wunderschön.", murmelte er und das Spiel nahm seinen Lauf.

Kapitel 28:

Verschwitzt lag ich in Spikes Armen. Er küsste meinen Rücken und jede Stelle meiner Haut, die er mit seine Lippen berührte, schien sich in einem Kribbeln aufzulösen. Ich genoss seine Berührungen und stieß einen leißen Seufzer aus. "Em?", flüsterte Spike und ich drehte mich zu ihm. "Wir müssen noch etwas anderes erledigen.", er setzte sich auf und schob mich auf seinen Schoß, "Du musst von mir trinken. Du brauchst das Blut, um stärker zu sein." Ich schaute ihn verwirrt an, "Von dir trinken, wie?" - "Mäuschen.", Spike lachte, "Ich habe da eine tolle Idee." Dann setzte er sich auf und zog mich auf seinen Schoß. Hinter seinem Rücken zog er ein Messer hervor. Ich schaute ihn verwirrt an und fragte mich, was er jetzt wohl vor hatte. Langsam hob er das Messer in die Luft und ich merkte, wie mein Herzschlag zu raßen anfing. Angst durchzog mich und auf ein Mal wurde mir ganz kalt. Was hatte er vor? Er wollte doch nicht ... Mit voller Kraft holte Spike aus und rammte sich das Messer in den Hals. Ein Krächzen entfuhr mir, als Spike sein Gesicht schmerzhaft verzog. Ich schloss die Augen, weil mir der Anblick im Herzen weh tat. Ich schlug mir die Hände vor den Mund und zog zwischen meinen Zähnen die Luft ein. "Trink.", hustete Spike und reckte mir seinen blutetenden Hals hin. Ich öffnete die Augen wieder. Langsam beugte ich mich nach vorn und setzte meine Lippen über die Wunde. Sie schien ziemlich tief zu sein, doch der Heilungsprozess der Vampirhaut schien auch schon wieder einzusetzten. Langsam nahm ich den ersten Zug von Spikes Blut. Am liebsten hätte ich ihn wieder ausgewürgt, als ich merkte, wie er mir die Kehle wieder hochkroch. Ich musste mich sehr beherschen um nicht zu spucken und schluckte tapfer weiter. Noch ein Schluck, noch ein Schluck und ich merkte wie sich etwas veränderte. Meine Sinne schienen zum Leben zu erwachen. Alles war auf einmal so deutlich. Ich musste die Augen öffnen, doch das grelle Licht brachte mich dazu, dass ich die Augen wieder zusammen kniff. Ich hörte meinen Herzschlag in meinen Ohren dröhnen und wollte mir diese am Liebsten zuhalten, weil es war, als würde ein Bauarbeiter mit dem Presslufthammer Beton bearbeiten. Als letztes bemerkte ich den Geruch, der Spike und mich umgab. Ich nahm einen tiefen Zug der Luft durch meine Nase und der süße Geruch von Honig und Erdbeeren verweilte mir im Kopf. Er war einfach köstlich. Genauso wie Spikes Blut auf einmal war. Ich nahm noch einen kräftigen Schluck und dann merkte ich, wie ich auf den Rücken geschleudert wurde. Das passierte in einer solchen Geschwindigkeit, dass ich mich gar nicht wehren konnte. Nicht mal einen Schrei konnte ich loslassen. "Spike.", keifte ich ihn an, "Was soll das?" Spike saß auf mir und hielt meine Handgelenke am Boden fest. Er fixierte mich mit einem ernsten Blick, seine grünen augen leuchteten mich an, während ich kurz auf seinen Hals starrte. Seine Wunde war schon fast wieder verheilt und das letzte bisschen fehlender Haut überzog langsam das ehemals tiefe Loch. Ich konnte mir gut vorstzellen, wie es gerade an Spikes Hals kribbeln musste, doch er beherrschte sich und schenkte der heilenden Wunde überhaupt keine Beachtung. "Eigentlich reagieren die meisten anders auf das Blut.", stellte Spike fest verwirrt fest und setzte sich neben mich. "Wie anders?", ich schüttelte den Kopf, setzte mich auf und rieb mir die Handgelenke. Spike hatte so sehr zu gedrückt, dass seine Hände rote Striemen an meinem Armen hinterlassen hatten. "Naja, die meisten werden dann aggressiv und wollen mehr haben.... aber du, du bist noch normal.", er griff nach meinen Händen und drückte liebevolle Küsse auf meine Knöchel. "Was heißt normal?", ich atmete ein, "Ich fühle mich wie auf Drogen. Das ist unglaublich. Wie hälst du das nur jeden Tag aus?" Nun musste Spike anfangen zu lachen, "Jahrelanges Training, Mäuschen." - "Unglaublich.", murmelte ich, immer noch überrascht über die Ausgeprägtheit meiner Sinne. "Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wahnsinnig gut riechst?", lachte ich Spike an und fiel ihm um den Hals, um seinen Geruch noch mehr in mich aufnehmen zu können, "Das ist total verrückt. Ich meine, meine Sinne waren ja schon vorher etwas ausgeprägter, aber dass ihr Vampire alles so genau wahrnehmt, das ist... krank." Spikes Lachen hallte in meinen Ohren und er umarmte mich so fest, dass es mir fast die Luft abschnürte.

"Spike, Em?", ein lautes Rufen holte Spike und mich in die Realität zurück. Vorsichtig ließ er mich los und ich griff nach der Decke, die sich auf dem Himmelbett befand. "Seid ihr da oben?", die Rufe wurden deutlicher und man konnt erkennen, dass das aufgebrachte Rufen einen spanischen Akzent beinhaltete. Augendrehend ließ ich mich auf das Bett sinken und ließ dem Spiel seinen Lauf. "Julia.", grinste Spike, welcher die Arme in die Hüfte stemmte, "Schön, dass du uns einen Besuch abstattest." Er war noch nackt und ihn schien es auch wenig zu stören, dass ich neben ihm rot anlief, als Julia die Treppe hochgerauscht kam. "Ihr...", der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken, als sie Spike anschaute. "Was ist, Julia? Warum störst du Emma und mich bei unseren Privatangelegenheiten?", Spikes Grinsen verriet, dass es ihm sichtlich Spaß machte Julia zu provozieren. "Ehm... also.", sie stockte und schaute blinzelnd auf den Boden. Sie war die erste Vampirin, der ich so etwas wie Scham anmerkte. Alle anderen reagierten gar nicht auf sowas. Ich hatte der Gefühl, dass Julia auf ein Mal übertrieben menschlich rüber kam. "Alles okay?", erkundigte ich mich und lehnte mich zurück. "Ihr beiden Lustmolche.", zischte die spanische Schönheit und machte auf den Absatz kehrt. Die Wut ließ ihren Körper zucken und ich merkte, dass die ein Geruch der Eifersucht umgab. Er stank wie ein vergohrender Apfel. Spike ging einen Schritt auf Julia zu, welche sich gerade in Richtung Treppe begeben wollte, "Stop, nicht so schnell, Liebes. Was wolltest du?" - "Der Rest sucht euch. Zieht euch an und kommt runter.", Julia drehte sich noch ein mal zu mir, "Und Em ... du solltest duschen und zwar heiß, du stinkst nach Spike." - "Das rieche ich selber, Schätzchen. Er riecht nach Honig und irgendwie doch männlich. Wahnsinnig gut.", gab ich verachtend zurück, "Aber duschen werde ich nicht." Dann zwinkerte ich und sah zu, wie Julia schnell das Weite suchte.

Ich schnappte mir mein Kleid und zog es über. Es war nicht die Zeit nochmal in einen Spiegel zu schauen und ich wusste auch ohne Spiegel, dass meine Haare total zerzaust waren. Es sollte mich aber in diesem Moment nicht stören. Spike hatte sich auch wieder in seine Klamotten gepresst und wartete an der Treppe auf mich. "Ich komme.", räusperte ich und blcikte nochmal gedankenverloren auf der Himmelbett. "Wenn wir heute Nacht nach Hause kommen, dann können wir wieder hier oben schlafen.", flüsterte Spike zärtlich und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ergriff diese und Spike zog mich in seine Arme. "Zusammen schaffen wir alles.", hauchte er mir ins Ohr, "Wir werden beide morgen noch hier stehen und dann wird alles besser werden. Das verpreche ich dir, Liebling. Wir zwei gehören zusammen." Ich legte Spike die Arme um den Hals und sog seinen Duft ein. Dann drückte ich ihn ein letztes Mal fester und ließ dann von ihm ab, "Dann lass uns mal diesen Urnet umbringen."

Kapitel 29:

Spike und ich waren zu einem ausgemachten Treffpunkt gefahren. Hier hatte er sich mit seiner ganzen Sippe verabredet. Es war nichts sonderlich Auffallendes, sondern nur ein kleiner Raum in einem leerstehenden Haus. In der Mitte des Raumes standen zwei Kisten, aus welchen sich die Vampire Waffen nahmen. Eine große Anzahl an Schwertern, Dolchen, Pflöcken und kleineren Messern war vorhanden. Sogar für die Schützen wurde gesorgt. Pistolen mit Silbermunition lagen für sie bereit. Was mich verwunderte war, dass manche Vampire auf die Waffen verzichteten. Sie redeten etwas von "mit den eigenen Waffen schlagen" und "anderen Kräften, die die Schweine ausschalten". Ich kauerte auf einem Hocker in einer Ecke des Raumes und schaute zu, wie sich alle kampfbereit machten. Vampire die sich fertig ausgerüstet hatten, stellten sich an den Rand und ließen anderen den Vortritt. Alles wurde bewacht von den strengen Blicken von Spike und Daria. Selbst Merlin hatte sich mit eingefunden und Rudy krabbelte aufgeregt auf seiner Schulter hin und her. Ich hatte mich bereits ausgerüstet und wartete nun darauf, dass Spike seine Ansprache began. Immer mehr fremde Vampire füllten den Raum, begrüßten Spike und bedienten sich am Waffenarsenal. Während des ganzen Treibens war es aber irgendwie ruhig. Spike blickte ab und zu kurz zu mir, um zu sehen, ob es mir gut geht, doch der eklige Geruch der Angst verhüllte mich. Ich hatte Angst. Angst um mein Leben, Angst um Spike, Angst um Merlin und Rudy, Angst um Zucker, ja, sogar Angst um Julia breitete sich in mir aus.

"Haben sich jetzt alle ausgerüstet?", fragte Spike in die Runde. Für einen Moment fühlte ich mich wie bei den Vorbereitungen vor einer Wanderung. Lautes Gemurmel unterbrach meine Gedanken und ein lautes "Gut.", ließ mich wieder in die Runde schauen. Spike hatte sich nun in die Mitte des Raumes gedrängt und schaute sich seine Sippe ganz genau an. Neben ihm standen die leeren Kisten, in welchen vor ein paar Minuten noch hochwertige Silberwaffen lagen. "Urnet erwartet uns schon. Wir werden uns gleich alle gemeinsam zu seinem Anwesen begeben. Ich möchte, dass ihr alle zusammenbleibt und euch folgende Informationen merkt: Ihr müsst alle fremden Vampire ausschalten. Guckt euch hier genau um, merkt euch die Gesichter. Wer aus versehen das Blut unserer Sippe vergießt, den verbanne ich. Ich will, dass ihr alle lebend aus diesem Kampf rauskommt. Als nächstes möchte ich, dass ihr euch euren Gegner genau anschaut. Schätzt ab, ob er eurem Niveau entspricht und fallt nicht darauf rein, wenn er seine Aura verbirgt. Urnet lasst ihr am Leben, wenn ihr zu ihm vorgedrungen seid. Ihr erkennt ihn ganz leicht. Er ist ein eher dunklerer Hauttyp. Seine schwarzen Haare weisen an manchen Stellen graue Stähnen vor. Er ist im Alter von fünfzig Jahren verwandelt worden. Heute ist er einhundert und sechzig. Er hat graue Augen und einen Bierbauch. Merkt euch das alles und schaut erst genau hin, bevor ihr irgendjemand falschen in die Mangel nehmt. Fixiert Urnet mit Silber. Er wird dann für ein kurzes Schwätzchen mit mir übrig bleiben und danach übergeben wir ihn an Emma.", Spike machte eine kurze Pause und schaute mir in die Augen. Dann winkte er mich zu sich und ich ging langsam auf ihn zu. Ich wusste nicht, was er jetzt vor hatte, stellte mich aber neben ihn und ließ es zu, dass er mir seinen Arm um die Hüfte legte, "Das hier ist Em, für alle, die sie noch nicht kennen. Em ist meine Verlobte und ich möchte, dass ihr aufpasst, dass sie bei Zucker und Julia bleibt. Em ist eigensinnig und ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich davonstiehlt. Falls ich Zucker brauche .. oder Julia, dann löst die beiden ab und passt auf Emma auf. Sie wird mit den Beiden vor dem Grundstück bleiben." Ich protestierte nicht, als Spike meinte, dass ich eigensinnig war und ließ auch kein Geräusch der Entrüstung hören. Schließlich war der ganze Krieg auf meinem Mist gewachsen. Ohne mich würde sich Spikes Sippe gar nicht in eine solche Gefahr bringen müssen. Gleich bei dem Gedanken, dass ich an allem Schuld war und ich das alles doch irgendwie nicht wollte, zog Spike mich fester zu sich und legte mir seinen zweiten Arm auch um die Hüfte, so das ich mich unweigerlich vor ihn stellen musste. "Etwas müssen wir noch erledigen, bevor wir uns an die Arbeit machen.", sprach Spike immer noch laut, aber viel sanfter, dabei ließ er mich nicht aus den Augen und wandte seinen Blick auch nicht wieder an seine Sippe. Nicht mal als die Worte, "Ein Messer, bitte.", seinen Mund verließen, schaute er auf. Wieder durchzuckte mich die Angst. Ich erinnerte mich an das letzte Mal als Spike ein Messer in der Hand hatte, aber ich wusste auch, dass er nicht das selbe vorhaben konnte. Schließlich war ich schon mit seinem Blut gedopet und brauchte keines mehr. Ein hochgewachsener, braunhaariger Vampir reichte Spike ein kleines Messer. Spike löste seine Arme von mir und hielt sich das Messer an die Handfläche. Dann schnitt er sie sich leicht auf und umfasste meine Hand, "Bei meinem Blut, ich nehme dich zu meiner Frau.", murmelte er, verständlich für alle im Raum und schaute mir erwartungsvoll in die Augen. Ich wusste natürlich, dass man eine vampirische Ehe anders schloss als eine menschliche, war aber nicht darauf vorbereitet, dass Spike mich Spike vor seiner ganzen Sippe zur Frau nehmen wollte. Dann entfuhr mir ein Grinsen und ich ergriff das Messer, schnitt mir in die Handfläche. "Bei meinem Blut, ich nehme dich zum Mann.", lächelte ich und ergriff Spikes Hand. Gleich darauf wurde ich überschwänglich umarmt und der Raum füllte sich mit einem lauten Klatschen. Natürlich war die vampirische Eheschließung um einiges unromantischer, als die menschliche, jedoch war sie ebenso wichtig und band mich nun ewig an Spike. "Dann wollen wir mal.", flüsterte ich Spike zärtlich ins Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Nun sieht es wirklich aus wie auf einem Wanderausflug, dachte ich und ergriff Spikes Hand. Die Nervosität stand mir wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben. Spike drückte meine Hand kurz und warf mir ein unbekümmertes Lächeln zu. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Es ging hier um leben und tot und er schaffte es sogar noch wie ein kleiner verliebter Teenager meinen Arm hin und her zu schlenkern. Dieser Mann macht mich noch verrückt, schüttelte ich den Kopf und hörte ein vergnügtes Lachen aus Zuckers Richtung. Zucker lief zwei Schritte hinter mir und neben ihm stand Julia, welche ihn verblüfft ansah. Idiot, spottete ich und hörte ein erneutes Lachen von Zucker. Ich musste noch damit umgehen lernen, dass er in meinen Kopf hören konnte. "Wir sind gleich da.", flüsterte Spike und ich spürte, wie sich die Luft mit der Energie fremder, wütender Vampire füllte. Spike schenkte mir einen wissenden Blick, als ich ihn erschrocken die Hand fester drückte. "Du musst jetzt zu Zucker und Julia, Mäuschen. Alles andere klären wir später.", dann gab er mir einen flüchtigen Kuss und rannte los. Der Großteil seiner Sippe folgte ihm und ehe ich mich versah stand ich mit Julia und Zucker auf der leeren Straße. Zucker legte mir den Arm um die Schulter, damit ich nicht hinterher lief und ging in einem gemütlichen Spazierschritt neben mir her. "Warum könnt ihr alle nur so ruhig bleiben?", ich wäre am liebsten ausgeflippt. "Das ist nicht das erste Mal, dass es einen Vampirkrieg gibt, Emma.", erklärte Zucker gelassen, "Wir wissen damit um zu gehen. Für dich ist es vielleicht Neuland, aber es wird nicht der letzte Krieg sein, den du miterlebst ... vor allen Dingen, weil du jetzt Spikes Frau bist." Dann verstummte ich und eine gewisse Leere breitete sich in mir aus. Ich wollte nicht einfach nur daneben stehen und zu sehen, wie sich Spikes Sippschaft den Weg zu Urnet frei metzelte. "Kann ich nicht auch irgendwas machen?", verdrehte ich die Augen, als die ersten Kampfgeräusche in meine Ohren drangen. "Wir drei können doch nicht einfach zusehen.", fluchend schaute ich auf den Boden, während ich realisierte, dass ich gar nicht zusehen sollte. Natürlich war ich der Joker, aber nicht umsonst waren Julia, Zucker und ich langsamer als der Rest. Wir sollten die fliehenden Vampire ausschalten. Verflixt, schimpfte ich in Gedanken, Wieso war mir das nicht früher bewusst geworden? Spike hatte es doch auch noch angedeutet, als er meinte, dass wir drei vor dem Grundstück bleiben sollten. "Schlaues Mädchen.", lobte mich Zucker lachend und zog sich die ersten Wurfmesser aus dem Hosenbund, "Urnets Sippe ist so schwach, dass viele von seinen Vampiren das weite suchen werden, wenn sie unsere Machtfelder fühlen. Allerdings beachtete Urnet bei der Grundstückswahl nicht, dass es nur einen Ausgang gibt und der ist hier vorne." Ich schnaufte. Dann sah ich, wie ein Vampir das Grundstück rasch verließ. "Da ist der Erste.", flüsterte ich aufgeregt. Zucker lachte und schoss nach vorne. "Das wird ein Spaß.", grinste Julia und rannte Urnet hinter her, dicht gefolgt von mir. Als ich dann endlich die Auffahrt erreicht hatte, hatte Zucker den Vampir schon lange das Herz mit Silber durchbohrt. "Nummer eins.", grinste er selbstzufrieden und ich musste abermals über seine gute Laune staunen. Dann betrachtete ich die Umgebung. Hier sah es gar nicht aus, als hätte irgendwer einen Kampf nötig. Eine Mauer mit Stacheldraht aus Silber und hochgewachsene Bäume verdeckten die Sicht auf das Grundstück. Ich musste mir an den Kopf greifen, weil ich nicht verstand, wie man als Vampir eine Mauer mit Silberdraht ausstattete, wenn man einen Krieg zu befürchten hatte. Der einzige sichere Ausweg war wirklich die Ausfahrt und diese wurde von Zucker, Julia und mir bewacht. Kampfgeräusche übertönten den Straßenlärm, welcher von dem nahegelegenen Highway kam. Ich fragte mich für einen Moment, ob die Menschen das alles denn nicht mitbekommen, bis Zucker energisch den Kopf schüttelte. "Die Menschen werden das alles nicht mitkriegen, weil alle Anwohner weggeschickt worden und wir der Polizei gesagt haben, dass sie das Wohngebiet hier für mehrere Tage wegen Bauarbeiten sperren muss.", Zuckers Augen flackerten mich grün an. Ich verstand die Anspielung auf seine hypnotischen Fähigkeiten anspielte. Dann zuckte ich mit den Schultern und konzentrierte mich wieder auf meine Aufgabe.

Lautes Gemurmel trat mir in die Ohren, "Die sind doch übergeschnappt.", sagte eine unbekannte Stimme und ich wurde sofort aufmerksam. Über eine halbe Stunde saßen Zucker, Julia und ich schon vor der Ausfahrt in einem Gebüsch, welches hinter einer Tanne, welche ungefähr meine Körpergröße hatte, stand und bis jetzt war nur ein sehr junger Vampir auf die Idee gekommen das Grundstück zu verlassen. Sonst lauschten wir die ganze Zeit dem Kampflärm. Sehen konnte man schließlich auch nichts, da die Mauer so hoch war und die Bäume ebenfalls. "Ich verschwinde jetzt.", flüsterte eine weitere Stimme und wie vom Blitz getroffen sprang ich auf. Zucker packte mich an der Schulter und zog mich einen Schritt zurück. Mit seinen Lippen formte er die Worte: Nur nichts überstürzen. "Ich komm mit.", gab die Stimme, welche ich als erstes wahrgenommen hatte. Langsam nahm ich zwei Auren war, die sich auf Zucker, Julia und mich zu bewegten. Die beiden Vampire schienen gerade "mittleren" Alters und sie schlichen. Ich war Zucker einen aufforderten Blick zu, aber er schüttelte den Kopf. Dann machte ich große Augen. Julia hatte sich auch schon aufgestellt und stand direkt hinter mir. Die fühlen uns doch eh, sagte ich tonlos und meine Angst und Nervosität stiegen. Da zuckten Zucker und Julia gleichzeitig mit den Schultern. Ich wollte am liebsten Schnauben, doch ich verkniff es mir. Wieder rollte ich nur mit den Augen um den beiden zu verstehen zu geben, dass mir ihre ruhige und gelassene Art mit der Situation umzugehen gar nicht gefiel. "Ist hier wer?", flüsterte nun eine Stimme, die ganz aus der Nähe kam. "Kann nicht sein.", das war wieder die Stimme, welche ich als erstes gehört hatte, "Die sind ganz bestimmt drinnen." Dann sah ich die beiden den Weg der Auffahrt nach unten laufen. Der eine Vampir war groß gewachsen. Er sah aus wie ein älterer Mann. Seine Haare kräuselten sich braun und grau um seinen Kopf und er hatte eine so helle Haut, dass man denken konnte er würde einen blenden. Der andere Vampir wirkte um einiges jünger. Allerdings fehlte ihm eine Hand. Sie musste ihm schon in seinem Menschen leben abgeschlagen worden sein, denn die Körperteile von Vampiren wuchsen nach, es sei denn sie fehlten schon vor der Verwandlung. Sonst schien der Vampir aber alle Glieder zu besitzen. Er hatte blondes, schulterlanges und glattes Haar. Unter seinem engen T-Shirt bildeten sich die Stränge seiner Muskeln ab. Fast wäre mir ein "Wow" rausgerutscht, weil der Vampir einfach wahnsinnig gut aussah. Julia warf mir einen strengen Blick zu und ich fasste mich wieder. Dann glitt mein Blick zu den beiden Vampiren, die jetzt schon die Straße erreicht hatten und nach links abbiegen wollte. Zucker nickte mir zu und zwei Wurfmesser flogen durch die Luft. Wie in Zeitlupe verfolgte ich die wahnsinnig schnellen Messer und zückte direkt einen Dolch aus meinem Hosenbund. Mit voller Geschwindigkeit rannte ich auf die beiden sichtlich verwirrten Ausreißer zu und fixierte mit meinem Blick den Älteren. Er schien auch in vampirischen Jahren älter zu sein. Ich erhob den Dolch und sah, wie auch Julia hinter dem Busch vorgeschossen kam. Ihre Geschwindigkeit überwältigte mich. Sie machte sich an dem jüngeren Vampir zu schaffen. "Julia.", zischte dieser und wieder galt ihr mein verwirrter Blick. Der Ältere schien Julia nicht zu kennen. "Hey Hendrix.", lächelte Julia und bleckte ihre Fänge, "Damals hast du mich ja ziemlich zum Narr gehalten. Dafür wirst du jetzt büßen, amigo." Dann zog sie drei Messer vor und warf zwei in Hendrixs Augen. Gleich schrie dieser laut auf und versuchte sich die Messer aus den Augen zu ziehen. Doch Julia schlief in der Zeit nicht. Sie hatte das zweite Messer schon auf seine Brust gesetzt. Mit etwas Kraft stieß sie es knapp an seinem Herzen vorbei. "Das ist Silber, querido. Einen Mucks und ich rüttel ein bisschen. Dann ist mein Gesicht das Letztden Dolch entgegen zu werfen. Dieser landete genau zwischen seinen Beinen. Schmerzverzehrt keuchte er auf und riss sich das Messer aus dem Schritt. "Zuckerschnäuzchen, den brauche ich noch.", murmelte er hasserfüllt. Seine Augen glitzerten grün, genau wie meine. Er zeigte mir seine Fänge und ging langsam einen Schritt auf mich zu. Konzentriert beobachtete ich seine Bewegungen. Noch ein Schritt. Dann zog ich das nächste Messer aus den Rückenpolstern. Dann fing mein Genger an, mich zu umkreisen. Ich ließ ihm diese Sekunde sich überlegen zu fühlen. "Du riechst etwas verängstigt.", ein Lächeln entfuhr ihm. Ja, etwas nach Angst roch ich. Das lag aber nicht an dem Vampir, sondern daran, dass der Geruch noch aus dem Raum in dem leerstehenden Haus. Ich musste lachen. Als hätte ich Angst vor ihm. Er war zwar stark, aber noch lange kein Meister. Also war das auch kein Grund Angst vor ihm zu haben. "Joe!", schrie in diesem Moment ein ganz anderer Vampir, welches aus der Ausfahrt geschossen kam. Zucker hatte ihn schon in die Mangel genommen. Oder war es eine Frau? Ich stand zu weit weg um das zu erkennen. "Joe, also.", ich zuckte kurz mit dem Mundwinkel, "Schön deine Bekanntschaft zu machen." Joe schien weniger begeistert, "Das dort... ist meine Frau!" Er schien plötzlich so viel friedlicher. "Dann lass mich meine Arbeit zu Ende bringen und ihr könnt euch, nachdem Urnet tot ist, wieder in die Arme nehmen.", flüsterte ich bedrohlich und konnte die Angst von Joe nun riechen. Dann musste ich auflachen, rammte ihm das Messer knapp am Herzen vorbei und zog ihn zu Zucker und Julia, welche mit der Vampirin und Hendrix wieder hinter dem Busch verschwunden waren. "Vielleicht kommt ihr drei lebend davon, weil ihr euch nicht in den Kampf eingemischt habt.", flüsterte ich Joe zu, welcher nun ganz in seinen Angstgeruch versunken war. "Benehmt euch und wir lassen euch vielleicht wieder frei.", dann grinste ich. Sie wären eh freie Vampire, sobald Urnet tot war. Er war der Sippenführer. Man konnte dann mit ihnen machen, was man wollte. Aber ich dachte an das Gute in Spike und das er die drei vielleicht in seiner Sippe aufnehmen würde. Schließlich trugen sie nicht zum Krieg bei, sonder verkürzten ihn eher. "Setz dich neben deine Frau.", wies ich Joe an. Er nickte und setzte sich hin. Sein Blick ruhte auf dem Schwert in seiner Brust. "Vorsichtig.", streichelte die Stimme der Vampirin sanft ihren Mann. Er nickte ihr zu und ließ sich langsam nach unten sacken. Dann fasste er nach ihrer Hand und umschloss sie. Wäre dies nicht in der jetztigen Situation passiert, dann hätte ich es sicher als süß empfunden. "Ihr drei machht keinen Mucks und zieht eure Auren zurück. Wenn einer sich mir widersetzt, dann wird sein Tod langsam, qualvoll und von meiner bösesten Seite erfolgen.", Zuckers Gesicht strahlte eine solche Boshaftigkeit aus, dass ich am liebsten zusammen geschreckt wäre. Unsere drei "Geiseln" nickten im Gleichtakt. Zuckers Gesichtszüge verweichlichten wieder und sein Blick richtete sich auf die Auffahrt. "Julia, pass auf das unsere drei Ausreißer uns nicht weglaufen.", wies Zucker ihr an und ich stellte mich neben ihm. Wieder übertönte der Kampflärm alles Andere und es schien, als würde ein Vampir nach dem Anderen das Zeitliche segnen. "Wann sind die denn da drinne fertig?", murrte ich und verschränkte die Arme vor meinem Körper. "Es dauert nicht mehr lange. Da drinne sind auch Menschen. Wahrscheinlich zur Blutreserve. Ich kann ihre Gedanken lesen. Der eine denkt, dass Urnet kläglich sterben wird und noch einer schreit in Gedanken und bereitet sich histerisch auf seinen Tod vor. Scheint so, als wäre Spike schon weit vorgedrungen. Ich denke du kannst bald rein.", Zucker grinste mich an und klopfte mir auf die Schulter. "Du bist unglaublich.", ich musste grinsen. Zucker war ein Meistervampir und auch ein Meister seines Könnens. Die Menschen mussten fast 500 Meter weg von uns sein und er wusste trotzdem, was in ihren Köpfen passierte.


"Hier wird nicht mehr viel passieren. Der Großteil Urnets Sippe ist tot und nurnoch ein paar Sippenlose und ein paar Ghule stehen den im Weg. Du sollst mit mir mitkommen, hat Spike angeordnet.", Daria drückte mir die Hand auf den Rücken, "Komm. Ach und ihr zwei-", ihr Blick schwenkte Zucker und Julia, "-sollt alle Geiseln mit reinbringen und in die Aula kommen. Die könnt ihr nicht verfehlen. Ihr geht in das Haus rein und dann links. Da ist eine große, kaputte Tür. Lauft da durch und ihr seid da." Dann schob sie mich die Auffahrt hoch. "Ich bin froh, dass du noch lebst.", flüsterte ich und wollte sie am liebsten umarmen. Die erste Anspannung war von mir abgefallen. "Ich bin auch froh, dass ich noch lebe. Für einen Moment sah es so aus, als müsste ich mich verabschieden. Aber Rudy hat das ganz gut ausgebügelt.", dann lächelte sie mir zu. Ich ließ meinen Blick über das Gelände schweifen. Es sah auf den ersten Blick alles gepflegt aus. Die grünen Bäume schienen im Sonnenlicht zu glitzern und das Gras wuchs saftig und auf ihm viele bunte Blumen. Ein großes imposantes Haus erstreckte sich aus den Wiesen und warf seinen Schatten auf einen kleinen Platz, welcher hölzern ausgestattet war. Große Kübel, gefüllt mit Weinpflanzen, standen an der Hauswand und die Ranken des Weins kletterten am Haus nach oben und umramten die Fenster. Ja, das war der erste Blick. Der zweite ließ die Schönheit des Geländes verschwinden. Über die Wiese war ein Schleier von Blut gezogen. Verdorrende Vampirleichen wohin das Auge nur schaute und selbst an den Wänden des imposanten Hauses schienen Arme und Beine neue Plätze gefunden zu haben. Aus den Kübeln der Weinpflanzen schauten Schädel herraus. Die meisten hatten die Augen weit aufgerissen. Auch Köpfe mit frustrierten und ernsten Gesichtsausdrücken ließen sich erkennen. "Wow.", murmelte ich geschockt. "Ja, die reinste Leichenfeier.", Daria klopfte mir auf die Schulter, "Weiter, Spike wartet drin. Da waren noch ein paar, die sich versteckt hatten." Ich wollte schon die Augen rollen, aber entschied mich dann doch dafür, dass ich ausdruckslos auf den Hauseingang zusteuerte. "Du triffst Spike in der Aula. Geh einfach die Treppe nach oben und dann nach links. Da ist eine große Tür. Ich lauf nochmal durch das Haus um zu sehen, ob auch alles tot ist. Zu Urnets Tod werde ich aber wieder da sein.", ein böses Lächeln umspielte ihre Lippen.

Während ich schnell Stufe für Stufe die Treppe nach oben lief, merkte ich, wie mein Herz immer wilder klopfte. Ich spürte Spikes Aura. Sie war stark und das prickeln seiner Wut lag in der Luft. Unwillkürlich musste ich zucken. Wieso musste das alles mir passieren? Warum war mein Leben nicht einfach normal? Wieso musste mich dieser blöde Vampir damals beisen? So viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum und ich wusste einfach nicht, was ich auf sie antworten sollte. Die letzte Stufe stand mir bevor und dann lief ich auf die große Tür zu. Sie kam mir so rießig im Gegensatz zu mir vor. Ich fühlte mich klein. Sehr klein. Gleich würde ich dem Mörder meiner Familie gegenüber stehen. Wie sollte ich reagieren? In Tränen ausbrechen? Im voller Wut ein Messer ins Herz rammen ohne ihn zu fragen, warum er das getan hat? Ich wusste es nicht. Langsam ließ ich meine Hände zu der kalten Türklinke wandern. Zittrig griff ich zu und drückte die Klinke nach unten. Dann stieß ich die Tür auf und erblickte ein komisches Bild. Die Vampire von Spikes Sippe traten zur Seite und machten einen Mittelweg frei. Auf der Bühne stand Spike. Neben ihm saß Urnet. Er war an einen Stuhl gekettet und ein Messer ragte neben seinem Herz hervor. Ich sog die Luft ein und lief auf die Bühne zu. Langsam schaute ich immer nach rechts und links und beobachtete die Blicke der Vampire. Sie schienen mich zu bewundern. Ein unsicheres Lächeln umspielte meine Lippen, als ich Spike erblickte. "Hi.", hauchte er, als ich den Bühnenrand erreicht hatte. "Hey.", murmelte ich fast tonlos zurück. Dann hob er mich hoch und schloss mich fest in die Arme. Ich atmete seinen Geruch ein und wollte ihn am liebsten nicht mehr los lassen, keinen Moment ohne ihn sein und diesem Moment einfach überspringen. Seine Arme hielten mich immer fester und ich presste mich an seine Brust. Dann schluchzte ich. Ich wusste nicht wieso. Es kam einfach so über mich. "Alles ist gut, Mäuschen.", säuselte Spike und seine Worte strichen leicht an meinem Ohr vorbei. Dann ließ er leicht von mir ab, nur so weit, bis er mir in die Augen blicken konnte. Er strich mir über die Wangen und lächelte mich an. Sein Lächeln war so zärtlich, dass ich ihn einfach küssen musste. Meine Lippen drängten sich auf seine und ich bemerkte, wie die Menge zu klatschen begann. Ich wollte nicht, dass dieser Kuss zu Ende ging. Ich wollte Spike zeigen wie sehr ich ihn liebte und wie wichtig er mir geworden war. Nach Luft schnappend ließ ich von ihm ab. "Wir müssen noch was erledigen, was nicht so schön ist.", holte er mich in die Realtität zurück. Ich blickte über seine Schulter und nickte. "Danke, dass du mich nicht alleine lässt, Spike.", grinste ich angespannt. Er nickte, "Ich danke dir, dass ich dich nie mehr allein lassen muss... und beeil dich, wir haben noch etwas viel Wichtigeres vor. Zum Glück ist dein Kleid noch ganz." Dann schob er mich zu Urnet und dieser schaute mich böse an.

"Hey, Urnet.", mein Blick war geprägt von Eiseskälte und das Messer in meiner Hand, war aus Urnets Brust gezogen, "Wie gehts dir so, Freundchen?" - "Lasst mich gehen. Bitte. Ich habe nichts getan.", sein Geruch war voller Angst, genauso wie sein Blick. Ich lachte auf. "Du hast nichts getan? Willst du mich eigentlich verarschen? Wie kannst du nachts eigentlich ruhig schlafen, du Penner?", die Wut stachelte mich an, meine Stimme zu erheben, "Du hast meine ganze Familie ausgerottet. Du wolltest meinen Onkel umbringen und du hast nichts getan? Das ich nicht lache. Du bist ein elender Mörder. Du hälst die weder an das menschliche, noch an das vampirische Gesetz und deshalb gehörst du ermordet." Er schaute erschrocken, doch dann wandelte sich sein Blick ein etwas unbeschreibliches, "Du weist vieles nicht, Liebling. Du gehörst mir. Ich durfte alles mit deinen Angehörigen machen, was ich wollte" Verwirrt drehte ich mich um und erblickte Spike, der sich die Hand gegen die Stirn schlug. Hieß das wegen ihm, war ich ein Halbblut? Wegen ihm war mein zwanzigster Geburtstag so ein Reinfall? "Ja, du hast richtig gehört. Du gehörst mir. Ich habe die damals gebissen und nicht bis zum Schluss ausgesaugt. Du warst wahnsinnig lecker, weißt du das?", dann lachte er auf und schaute mich drohend an, "Tötest du mich, dann bedeutet das, dass der Rest meiner Sippe dich verfolgen wird, bis sie dich getötet haben." Dann lachte Spike auf und zwar so laut, dass man es bis raus hören können musste, "Deine Sippe? Die ist ausgerottet. Du bist sippenlos, mein Freund ... und sie, darf jetzt mit dir anstellen, was sie will." Spike zwinkerte Urnet zu, welcher immer noch unerschrocken schaute. "Du hast es gehört, Urnet.", murmelte ich, "Alles was ich will." Und so begann mein Spiel. Meine Wut war so grenzenlos. Aber ich würde ihm nicht einfach das Messer ins Herz rammen und sein Leben somit enden lassen. Er sollte leiden. Genau so wie ich es getan hatte. "Das werden Höllenqualen.", flüsterte ich böse und richtete das Messer auf Urnets Hand. Langsam ließ ich die Klinge über seine Haut fahren und eine kleine Wunde tat sich auf. So schnell wie sie offen war, verschloss sie sich auf wieder. Dann wanderte die Messerspitze seinen Arm herauf bis zur Armbeuge. Ich setzte die Spitze in der Mitte auf und bohrte sie langsam und energisch in Urnets Haut. Aus seinem Mund war ein schmerzverzogener Aufschrei zu hören, welcher mich nur noch mehr anstachelte. Weiter und weiter trieb ich das Messer durch seinen Arm, seinen Schmerzschrei ignorierend. Sein Knochen wurde durchmahlen und am Ende zog ich das Messer ruckartig aus seiner Armbeuge um das Spiel auf der anderen Seite zu wiederholen. Danach Setzte ich das Messer auf Urnets Finger. "Wie lange hast du die schon? Es wird eindeutig Zeit für ein paar neue Finger, meinst du nicht?", ich hatte mich noch nie so grausam erlebt. Aber es machte mir einfach unendlich viel Spaß. Mit wenigen Schnitten verlor Urnet alle seine Finger und sein schmerzverzerrtes Gesicht, zeigte mir, dass es ihm wahnsinnig weh tat, als sie nachwuchsen. Ich lachte, "Verstehst du wie es sich anfühlt, wenn man etwas verliert, was man sein ganzes Leben bei sich trägt?", ich atmete zischend ein, "Spürst du wie weh das tut? Ja?" Urnets Finger waren zur Hälfte wieder nachgewachsen. "Aber ich bin eigentlich nicht so, weist du?", dann hob ich das Messer, "Ruhe in Frieden, elender Mörder." Dann versenkte ich das Messer mit wahnsinnig viel Kraft in Urnets Brustkorb und der letzte Schrei aus seinem Mund umhüllte meine Ohren wie eine Erlösung. Bebend viel ich zu Boden und mir wurde es schwarz vor den Augen. Endlich war Urnets Schicksal besiegelt.

Kapitel 30:

Keuchend beobachtete ich wie Urnets Leiche schrumpelte. Seine Augen schauten schmerzvoll aus seinen Augenhöhlen, sein Mund stand offen und seine fast nachgewachsenen Finger waren von der Handfläche angespreizt. Endlich hatte ich meine Rache und musste von nun an nicht mehr vor irgendwelchen Vampiren davon laufen, die meine Familie ausrotten wollten. "Alles ist gut, Emma.", wollte Spike mich beruhigen. Mein Puls raßte und ich konnte nurnoch keuchen. "Endlich.", flüsterte ich abgehackt und drehte mich ins Spikes Arme. Endlich war es vorbei. Endlich konnte wieder Ruhe in mein Leben einkehren. Endlich konnte ich mit Spike und meinen Freunden und natürlich Charlie in eine unbeschwerte Zukunft blicken. "Du warst großartig.", mrumelte Spike und nahm mich fest in die Arme. Ich legte ihm die Arme um die Hüfte und spürte, wie ich mich langsam geborgen fühlte. Ich fühlte wie eine Menge Anspannung von mir abfiel und wie mein Atem wieder kontrollierter wurde. "Danke.", war das letzte was ich herausbekam, bevor ich in Tränen ausbrach. Spikes Arme legten sich fester um mich und er streichelte mir den Rücken. "Es ist jetzt alles wieder gut.", er küsste mir die Stirn und strich mir die Haare aus dem Gesicht, "Du bist so wunderschön." Ein Lächeln bildete sich kurz auf meinen Lippen, aber die Tränen liefen weiter. Spike wischte sie mir weg und drückte mich dann wieder an sich. "Zucker!", hüstelte er, "Bring die Leiche weg." Zucker war sofort zur Stelle und schnappte sich den verdorrten Urnet. Ich atmete tief ein. "Es geht wieder.", versuchte ich normal zu sprechen. Spike nickte und löste unsere Umarmung. Das einzige was er beibehielt, war sein Arm um meine Schulter. Er stand nun aufrecht neben mir und schaute in die Menge, "Ihr macht euch jetzt alle auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Ich erwarte euch dort alle in einer Stunde. Wer nicht da ist, wird automatisch aus der Sippe ausgeschlossen und darf von allen Anwesenden gejagt und qualvoll hingerichtet werden. Ich will, dass ihr alle dabei seid, wenn es passiert." Dann hob er mich auf seine Arme und rannte aus der Aula hinaus. So schnell konnte ich gar nicht reagieren und realisieren, was eigentlich gemeint war.

"Emma!", Sandy stand in der fremden Wohnung und öffnete ihre Arme. Ich musste grinsen. "Ich habe dich vermisst.", flüsterte ich, als ich in ihre Arme fiel. Mich umhüllte ein Gefühl der Erleichterung. Endlich war meine beste Freundin wieder da. Endlich konnte ich sie wieder in die Arme schließen. Endlich konnte ich ihr alles der letzten Wochen erzählen und erklären. "Ich dich doch auch.", lächelte Sandy, während sie sich ein paar Tränen wegblinselte. "Und ich dich erst.", lachte eine altbekannte Stimme. "Louis, du Arschloch.", lachte ich und löste mich aus Sandys Umarmung um Louis um den Hals zu fallen. "Ich dich auch, doofe Schlange.", dann lachte er ebenfalls und schloss mich in seine Arme. "Deine Spielchen waren nichts, gegen das was ich hier erlebt habe.", musterte ich ihn und er nickte zustimmend, "Das kann ich mir vorstellen, Em. Das hier waren sicher ganz andere Kaliber." - "Ohja.", funkelte ich und war für einen Moment in Gedanken versunken, "Ich hoffe sowas passiert nie wieder." - "Wird es nicht, weil ich sowas nie wieder zu lassen werde.", das war Spike, welcher mich aus Louis Armen zog und gleich verlor ich wieder den Sinn für die Realität. "Spike.", flüsterte ich und er strich mir über die Wange. Ich atmete tief ein. "Die ganze Liebe hier ist ja gar nicht zu ertragen.", murmelte Sandy und ich musste lachen. Mein Blick ruhte trotzdem noch auf Spikes Augen. Louis schnaubte, "Jetzt hat er das, was ich immer wollte." - "Tja, Kumpel.", lachte Spike, mich ebenfalls nicht aus den Augen lassend, "Emma ist jetzt leider an mich gebunden." Nun stimmten alle in Spikes Lachen ein. Ich spürte, wie ich langsam wieder zu mir finden konnte und wollte am liebsten die Geschehnisse der letzten Stunden vergessen. Sandy und Louis, mein Onkel, Merlin und Daria und Spike ... das war alles, was ich brauchte. Mir war es nicht mehr wichtig, dass ich Rache geübt hatte und mir war es auch nicht mehr wichtig, dass ich Jahre lang gequält wurde. Nur das hier und jetzt zählte für mich. Ich fühlte mich geborgen und mir war das erste Mal richtig klar, wie wichtig mir meine Freunde, mein Onkel und Spike waren. "Ohne euch wüsste ich gar nicht, wie ich das alles schaffen sollte. Ihr seid mir so unglaublich wichtig und ich bin wahnsinnig froh, dass es euch gibt.", ein Lächeln flüchtete über meine Lippen und gleich wurde ich von allen fest gedrückt. "Gruppenkuscheln hasse ich.", murmelte Louis abwertend. Ich musste lachen, "Da musst du heute mal durch."


Langsam schritt ich den langen Flur entlang. Ich wusste nicht genau, was gerade mit mir passierte, aber es fühlte sich richtig an. Alle Blicke richteten sich zu mir. Ich hatte das Gefühl verhört zu werden, aber zum Glück hatte dieser Gang keinen schlimmen Anlass. Neben mir lief mein Onkel. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Er war sichtlich stolz und man konnte ihm ablesen, dass er schon immer geahnt hat, dass es so kommen wird. Er schritt langsam mit mir nach vorne. Die typische Melodie drang in meine Ohren. Sie wurde von einer Orgel gespielt. Wundervoll, dachte ich, genauso wie ich es mir immer gewünscht hatte ... einfach wundervoll. Ich lief mit Charlie auf Spike zu und Charlie "übergab" mich meinem Verlobten. "Alles Gute.", flüsterte er noch und setzte sich dann lächelnd in die erste Reihe. Spike schaute mich glücklich an. Er hatte sich noch schnell umgezogen. Er trug jetzt einen wunderbaren schwarzen Anzug, der einen Kontrast zu seiner Haut herstellte. Zufrieden hänkelte ich mich bei ihm ein und lief mit ihm auf den Altar zu. Links davon stand Sandy. Sie schien wahnsinnig froh darüber zu sein, dass sie dort stehen durfte. Neben Sandy stand Daria. Auch sie schien begeistert zu sein. Ein Grinsen ließ sich auf ihrem Gesicht sehen, als sie zu mir schaute. Ich grinste zurück. Rechts vom Altar standen Merlin und Zucker. Sie zwinkerten Spike und mir zu. Ich grinste wieder. Heute sollte der schönste Tag meines Lebens und gleichzeitig der Tag der Vergeltung sein. Ich hatte gelernt, dass nicht das große Geld oder die große Macht zählte, sondern nur das, was man besaß. Spike und ich standen vor dem Pfarrer. Den Text, den ich sagen musste, wusste ich aus dem Kopf. Ich hatte ihn schon in meiner Kindheit so oft geübt. Schließlich wollte ich, dass mein großer Tag perfekt wird. Der Pfarrer redete etwas von Gottes Segen und sprach einen Psalm aus der Bibel. Danach bittete er Spike und mich zu Wort. Er nahm meine Hände in die Seinen und schaute mich an. Ich wusste, dass ich jetzt einen großen Schritt machen würde und fing an, den mir schon lange bekannten Text vorzutragen. "Ich Emma Katelyn Martin nehme dich, Christoph Bauer zu meinem Mann. Ich verspreche hier vor Gott und seiner Gemeinde, dich zu lieben, zu beschützen und zu trösten. Ich verspreche, dich nicht zu verlassen, weder in guten noch in schlechten Tagen, weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit, und dir die Treue zu halten, bis der Tod uns scheidet. Mit Gottes Hilfe - Amen." Dann breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus und eine Freudenträne verließ meine Augenhöhle. Spike sprach, "Ich Christoph Bauer nehme dich, Emma Katelyn Martin zu meiner Frau. Ich verspreche hier vor Gott und seiner Gemeinde, dich zu lieben, zu beschützen und zu trösten. Ich verspreche, dich nicht zu verlassen, weder in guten noch in schlechten Tagen, weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit, und dir die Treue zu halten, bis der Tod uns scheidet. Mit Gottes Hilfe - Amen." Dann nahm der Pfarrer Spike das Wort ab, "Der allmächtige Gott ist Zeuge zwischen euch! Wechselt jetzt zum Zeichen dieser eurer gegenseitigen Gelöbnisse und der ehelichen Treue eure Trauringe." In diesem Moment bewegte sich Sandy mit einem roten Kissen auf uns zu. Auf ihm lagen die beiden Eheringe. Sie übertrafen meinen Verlobungsring nochmal um einiges. Ich schaute Spike entsetzt an. Wie viel Geld musste er in diese prachtvollen Ringe investiert haben? Spike verstand meinen Blick und musste noch stärker lächeln als er es eh schon tat. Dann schob er mir den Ring auf den Ringfinger und ich tat das selbe bei ihm. "Mit der Kraft Gottes erkläre ich sie nun zu Mann und Frau.", der Pfarrer schaute zu Spike, "Herr Bauer, sie dürfen die Braut jetzt küssen." Dann lächelte er und Spike senkte seine Lippen auf meine. Jetzt waren wir entgultig eins. Für immer miteinander verbunden.


Danksagung:

Als allererstes möchte ich mich bei meinem Opa bedanken. Er hat mir diese wunderbare Gabe verliehen. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nie zum Schreiben gelangt. Sein Tod hat mich noch stärker gemacht und mir gezeigt, dass ich ihn immer bei mir habe, wenn ich die Worte auf den Computer tippe. Dann bedanke ich mich bei meiner Mutter. Ohne sie hätte ich keinen Anspurn gehabt, das Buch zu schreiben. Schließlich sollte es eigentlich 2010 ihr Weihnachtsgeschenk sein, aber ich denke, sie wird es bald gedruckt von mir in die Hand gegeben bekommen. Ich entschuldige mich aufrichtig, dass du so lange warten musstest, Mama. Als nächstes bedanke ich mich bei meiner Schwester. In der Anfangsphase musste sie mir oft dabei zuhören, wie ich ihr Textstellen vorließ und sie musste dann sagen, ob das gut klingt, oder ob ich es nochmal ändere. Dann bedanke ich mich noch bei Jeaniene Frost. Ohne ihre Bücher von Cat und Bones wäre ich sicher nie auf die Idee von Em und Spike gekommen. Außerdem ist sie meine Lieblingsautorin und ein Idol. Ihr Schreibstil ist einfach wunderbar und ihre Bücher auf Neue immer wieder fesselnd. Zum Schluss möchte ich mic noch bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, mir immer wieder Kommentare auf Bookrix geschrieben haben und mir gesagt haben, ob ich etwas besser machen sollte oder alles prima war. Darunter gehören vor allen Dingen brillengirl97, leseratte10, lalunabella, aliinaa und samyii. Vielen, vielen Dank!

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Zum Schluss noch eine Frage: Welche Charaktere werden wohl ihre eigenen Geschichten bekommen? Was denkt ihr? (:

Liebe Grüße
Tini.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle, die sich manchmal wünschten unsterblich zu sein.

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