Inhalt
Die Büttenrede
Das Café Reinartz ist das modernste, das jüngste, das größte und das schönste in Linz; direkt am malerischen Burgplatz gelegen; kann man im Sommer auch wunderbar draußen sitzen und seinen Kaffee genießen
Letztens hatten wir zwei junge Leute dort in der Ecke sitzen und schauten sich die Bestellkarte an. Sie blätterten vor und zurück und schauten schließlich in meine Richtung. Ich ging zu den Beiden hin und zückte meinen Schreibblock, um die Bestellung aufzunehmen:
"Haben Sie etwas ohne Gluten, ohne Eiweiß, ohne Fett und ohne Milchbestandteile?" , fragte das Mädchen und schaute mich erwartungsvoll an.
"Natürlich!" , antwortete ich, "Wir haben ALLES!"
Ich lief zurück, hinter die Theke, goss eine große Tasse Gemüsebrühe ein, garnierte sie mit gekochten Spinatblättern und Frühlingszwiebeln und stellte sie vor sie hin.
"Das macht 5,50 Euro" , sagte ich.
Das Mädchen fragte entsetzt: "Warum so teuer?"
Ich antwortete: "Wir haben das Gluten, das Eiweiß und das Fett für Sie raus gefischt; per Hand. Milchbestandteile sind auch nicht drin."
Neulich kam der Besitzer vom anderen Café aufgeregt zu uns gerannt und rief mir noch im Laufen zu: "Schnell, Frau Reinartz, rufen Sie die Polizei!"
Ich fragte: " Wozu das denn?"
Er sagte, ganz atemlos von der Rennerei: " Eben hat ein Kunde bei mir einen Trump und eine Nacktschnecke bestellt. Schnell, Sie müssen die Polizei rufen., bevor es ein Unglück gibt!"
"Nicht so eilig" , versuchte ich ihn zu beruhigen, während ich eine Sekunde lang nachdachte. Dann hatte ich eine Idee. "Schicken Sie mir Ihren Kunden doch mal rüber."
Was soll ich sagen? Fünf Minuten später kam der Typ ins Café und sagte: "Ich hätte gern einen Trump und eine Nacktschnecke."
Nun musste ich raten, was der meinte. Ich kam einfach nicht drauf. "Das haben wir nicht!" , sagte ich.
"Doch, das haben Sie und zeigte auf die Auslage, dort wo die Amerikaner und die Hefeschnecken lagen....., ohne Rosinen.
Im Sommer hatten wir jede Menge Touristen. Da fragte mich einer, mit Blick auf die Statue auf dem Strünzerbrunnen gerichtet: "Was glauben Sie, Frau Reinartz, in welches Café würde der Strünzer einkehren, wenn er lebendig wäre?"
Ich überlegte kurz: "Eigentlich gehört der alte Strünzer ja ins Café Leber; so altmodisch wie der ist. Aber ich glaube, dass der lieber bei uns sitzen würde."
"Wieso das denn?"
"Bei uns gibt es, außer leckerem Gebäck, auch noch leckere Mädchen."
Nun haben wir ja auch hier die leidige Bon-Pflicht. So viel unnützes Papier! - Andere Unternehmen raten ihren Käufern, die Bons zu sammeln und bei ihren abendlichen Spaziergängen beim Finanzamt einzuwerfen.
Wir machen das anders. Wir kleben die angesammelten Bons in ein Rabattmarken-Heft und schicken das dem Finanzamt zu, mit der Forderung, unsere Steuerschuld um 10% zu reduzieren.
Beim Finanzamt zeigte man sich pikiert und so erhielt ich eines schönen Morgens einen Anruf:
"Wie kommen Sie denn darauf, bei uns einen 10% igen Rabatt einzufordern?"
Ich stellte dem Finanz-Heini die logische Gegenfrage:
"Zahlen Sie im Winterschluss-Verkauf den vollen Preis?"
"Natürlich nicht!" , tönte es aus der Leitung.
"EBEN!" , sagt ich und legte auf.
Neben einem besonders angenehmen Aufenthalt in unserem Café bieten wir unseren verehrten Stammgästen auch ein Fitness-Erlebnis der besonderen Art. Die Toiletten befinden sich am anderen Ende des Hauses; kurz vor dem Ausgang zur Mühlengasse. Das sind etwa 25 Meter, den langen Gang entlang. Einmal hin und zurück wären das 50 Meter. Und wenn man am Ausgang "Mühlengasse" rausgeht, um das Haus herumläuft und am Eingang des Cafés wieder rein kommt, so hat man sein morgendliches Fitness-Programm schon zur Hälfte hinter sich. Zwei Tassen Kaffee und zwei Toilettengänge täglich im Café Reinartz sparen die Gebühr für´s Fitness-Center. Und bei 10 000 Meter absolviertem Lauf gibt´s vom Bürgermeister die goldene Klopapier-Rolle.
Wir sind zwar erst seit gut einem Jahr an Ort und Stelle, aber schon ewig mit dem Linzer Karneval verbunden.
Linz Alaaf!
Impressum
Tag der Veröffentlichung: 28.01.2020
Alle Rechte vorbehalten