Linz am Rhein ist weltoffen.
Hochkarätige Prominenz war in Linz schon zu Gast und haben sich ins Goldene Buch der Stadt verewigt.
War irgend jemand mit einem Handicap dabei? - Ich kann mich an keinen erinnern, obwohl ich gebürtige Linzerin bin.
Linz integriert seine ausländischen Mitbewohner.
Das stimmt!
In Linz wird niemand ausgeschlossen.
WIRKLICH???
Die Frage muss lauten: "Können Schüler mit Behinderungen am Regelschul-Unterricht teilnehmen?"
Die Anwort der Stadt Linz würde vermutlich lauten: "Ja, aber nur, wenn ..........." - Und dann werden die Bedingungen aufgezählt für behinderte Schüler(innen), die eine Regelschule besuchen wollen. Denn die Schulen in Linz sind nicht barrierefrei und Schüler(innen) mit Lernschwierigkeiten werden sich dort auch nicht lange halten können.
WO also lernen Schüler und Schülerinnen mit erhöhtem Bedarf? - Jedenfalls NICHT in Linz!
Weiter zu den jungen Leuten mit Behinderungen, welche die Regelschulzeit beendet haben und einen Ausbildungsplatz suchen.
Wie viele Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen bieten Linzer Unternehmen denn an? - Hier ist die Auskunft des Arbeitsamtes (am Konvikt) gefragt. - Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, Bürokräfte im Rollstuhl in Linz gesehen zu haben, oder jemanden mit einer leichteren Behinderung im Verkauf.
Ich selber fand auch zeitlebens keine Arbeitsstelle in Deutschland , sondern musste mir meine Altersente, die ich jetzt beziehe, in Großbritannien erarbeiten. DAS ALLEIN IST SCHON EIN SKANDAL ERSTER GÜTE!
Doch wo kommen die anderen unter?
In den Behindertenwerkstätten Neuwied und Koblenz, wo sie für einen lachhaft niedrigen Lohn schuften müssen; zum Wohle der Wirtschaft und der Werkstatt-Betreiber.
Linz am Rhein steht als Beispiel für den ländlichen Bereich in Deutschland, wo Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Raum noch als besonders hilfebedürftig eingeschätzt und auch so behandelt werden.
Da fallen dann oft Sätze wie:
"DAS SCHAFFST DU JA DOCH NICHT!"
"LASS´ MICH MAL MACHEN, ICH KANN DAS SCHNELLER"
Hat man als Mensch mit Behinderung diese Sätze oft genug gehört, gibt man irgendwann entnervt auf und ergibt sich seinem Schicksal.
Richtig dagegen wäre es, zu ermuntern: so wie ich es in Großbritannien durchweg erfahren habe, denn ich selbst kam mit einer mehrfachen Behinderung zur Welt.
"VERSUCHE ES!"
"VERSUCHE ES NOCHMAL!"
" UND EIN DRITTES MAL; DU KANNST DAS!"
Und wenn eine Sache nicht wunschgemäß klappt, dann klappt vielleicht eine andere Sache um so besser. Man muss Menschen mit Behinderungen Gelegenheiten bieten, sich auszuprobieren; auch in ländlichen Bereichen.
Tut man das nicht, verkümmern sie und werden oftmals Opfer von Straftaten wie Vernachlässigung, verbaler und körperlicher Misshandlung, sexuellem Missbrauch und Mord. (Ich erinnere in diesem Zusammenhang an meinen behinderten Bruder Karl Honnef, der unter mysteriösen Umständen im Jahr 2003 zu Tode kam. In meiner Familie herrschte erst eisiges Schweigen über den Fall und nach langem Nachbohren verstrickten sich die einzelnen Familienmitglieder in Widersprüche, an welcher Krebsart er denn nun verstorben war. Ich glaubte die ganze Krebsgeschichte nicht, denn ich kannte die Brutalität meines Vaters aus eigener Erfahrung.)
Die ländlichen Bereiche bieten den unschlagbaren Vorteil von gewachsenen Gesellschaften, wo man sich seit Jahren kennt und es dort nicht so stressig zugeht, wie in Großstädten.
Gerade für Menschen mit Behinderungen ist ein stabiles Umfeld immens wichtig für deren persönliche Weiterentwicklung. Einmal herausgerissen aus diesem Umfeld und täglich kilometerweit bis zur nächsten Behindertenwerkstatt gekarrt, wo sie den ganzen Tag in dunkler, trostloser Umgebung zum Nutzen der Wirtschaft und für ganz wenig Lohn schuften müssen, kann sich nur negativ auf ihre psychische und physische Gesundheit auswirken.
WO LIEGEN DENN DIE CHANCEN FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN IN LÄNDLICHEN GEBIETEN?
Das kommt ganz darauf an, womit die ländlichen Gebiete allgemein ihre Einnahmen erzielen.
Um beim Beispiel Linz am Rhein zu bleiben; die Kleinstadt, rechtsrheinisch zwischen Bonn und Koblenz gelegen, erzielt seine Haupteinnahmen aus dem Tourismus. Da bietet es sich naturgemäß an, dass hier Menschen mit Behinderung ein Restaurant eröffnen und führen könnten. Zum Beispiel ein Restaurant, das seine Lebensmittel auf ökologischer Basis selbst erzeugt.
Sinnvolle Beschäftigungen finden sich IMMER, und wenn es nur um die Programmierung am heimischen Computer ist und man damit Geld verdienen kann.
Allerdings würde ich mir persönlich wünschen, dass es
- schicke und bezahlbare Multifunktionsmöbel für behinderte Menschen gibt, (Ein weites Tätigkeitsfeld für Menschen mit Behinderungen, denn SIE sind die Experten, die genau wissen, was sie brauchen und was nicht.)
- es Rollatoren gibt, die nicht nach der Garantiezeit ihren Geist aufgeben, indem die Bremsen komplett versagen, die Räder sich ablösen, oder der ganze Rollator zusammenfällt. (Alles schon gehabt!)
- dass Menschen mit Behinderungen alte Menschen mit Essen versorgen, Gesellschaft leisten, mit ihnen Spazieren gehen, uvm. (Eine Win-Win-Situation für beide Parteien!)
In Niedersachsen, wo ich etliche Jahre lebte, werden schon Hotels von Menschen mit Behinderung komplett allein geführt und die Gäste sind begeistert.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis Leute mit guten Ideen, die sie nicht verwirklichen können, weil sie im Rollstuhl sitzen. Diese Talente werden aufgerieben und verschwendet im täglichen Kampf mit den Krankenkassen und dem behördlichem Irrsinn.
Seit 10 Jahren ist die UN-Behindertenrechtskonvention nun in Kraft und was hat sich seither in Sachen Inklusion und Teilhabe getan?
WENIG.
Was müsste getan werden?
1) Die Leistungsträger, die in den Behindertenwerkstätten derzeit einen vollwertigen Job ausüben bei grottenschlechter Bezahlung, die obendrein noch auf Grundsicherungsleistungen angerechnet wird, müssen SOFORT in den 1. Arbeitsmarkt vermittelt und die finanziellen Zuwendungen für diese Leute an die Werkstätten gekürzt werden.
2) Der Papierkram/Antragstellung, etc. muss reduziert und vereinfacht werden.
3) Es muss einfacher für Menschen mit Behinderungen werden, sich beruflich selbstständig zu machen. Die Hürden sind derzeit noch zu hoch.
4) Die Ausgleichsabgabe, die von denjenigen Firmen gezahlt wird, die keine Menschen mit Behinderungen einstellen, müssen in Projekte gesteckt werden, die Menschen mit Behinderungen ein Leben und Arbeiten außerhalb der Behindertenwerkstätten ermöglichen.
Wenn Firmen SEHEN, was gehandicapte Menschen leisten können oder Konkurrenz durch selbstständig arbeitende Menschen mit Behinderung befürchten müssen, werden diese Menschen von selbst von Firmen angeheuert.
VORHER NICHT, denn zur Zeit kommen Firmen noch besser dabei weg, wenn sie Arbeiten in Behindertenwerkstätten auslagern und steuerliche Vorteile einstreichen....
...oder die Ausgleichsabgabe zahlen.
1) Von dem Gedanken der Hilfebedürftigkeit weg und hin zur Ermunterung, gestellte Aufgaben selbstständig, oder mit minimaler Hilfestellung zu bewältigen; wobei die gestellten Aufgaben flexibel gestaltet und immer wieder neu angepasst werden sollten.
Wer soll diese Aufgabe übernehmen? - In Linz wäre Frau Schmaus die richtige Ansprech-Person hierfür. Auch die Caritas und uns rüstige Rentnerinnen im Klockner-Haus am Burgplatz könnte man mit einbeziehen.
2) Kontakt zu Firmen herstellen, die bereit sind, Menschen mit Behinderungen Praktika zu ermöglichen.
Wer soll diese Aufgabe übernehmen? - In Linz das Arbeitsamt.
3) Ungenutzte Gebäude und brachliegende Flächen behinderten Menschen zur Verfügung stellen.
Die Umbau-Finanzierung könnte durch Sponsoren, Spendenaufrufe und EU-Förderungsmittel sichergestellt werden.
Es gibt KEINE GRÜNDE, noch länger untätig zu bleiben, aber viele, um die Gesellschaft zu bereichern und das Miteinander noch lebenswerter zu gestalten.
PACKEN WIR´S AN!
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2019
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