Über die praktische Nutzung von Rollatoren habe ich mich schon des Öfteren ausgelassen; nämlich jedes Mal dann, wenn ich mir einen neuen angeschafft hatte.
Seit 12 Jahren bin ich auf Grund einer angeborenen Behinderung auf einen Rollator angewiesen. Bis zu meinem 53. Lebensjahr kam ich noch ohne Geh-Hilfe aus, aber den wackeligen, unsicheren Gang hatte ich immer schon.
Heute habe ich bei Ebay meinen dritten Rollator geordert. Es ist ein Modell, das ich NOCH NIE in dieser Form gesehen habe. Ein sogenannter Shopping-Rollator mit riesigem Einkaufskorb, der 20 kg fassen soll.
Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass bei Rollatoren die Bremsen eine Schwachstelle darstellen, die oftmals nach einiger Zeit nicht mehr zufriedenstellend, oder gar nicht funktionieren. Ohne funktionierende Rollatorbremsen darf man aber mit der Geh-Hilfe weder im Bus, noch in der Bahn mitfahren, da der Rollator wahrend der Fahrt zum Geschoss werden kann.
Das zweite Manko bei sehr vielen Rollatoren sind die viel zu kleinen Taschen oder Körbe, in die fast nichts reinpasst. Einkaufen wird mit Standard-Rollatoren zum Problem; vor allem bei schlechtem Wetter und im Winter.
Das dritte Manko schließlich sind die Räder; meist ohne griffiges Profil, das den Standard-Rollator winteruntauglich macht. Woher sollen allein lebende Senioren ohne Auto im Winter an Lebensmittel kommen? - DEREN PROBLEM!
Es gibt zwar Lebensmittel-Lieferdienste, aber die sind teuer und für jemanden mit geringer Rente unerschwinglich.
Schon oft habe ich den Herstellern von Rollatoren in den Ohren gelegen, sie sollten doch bitte ihre Geh-Hilfen auf die Bedürfnisse ihrer Kundschaft abstimmen. Immer wieder wurde ich mit Ausreden abgespeist. Da werden Rollatoren zwischen 60 und 400 Euro angeboten, die ihren Preis nicht wert sind, weil sie nicht alltagstauglich sind. Allenfalls zum Spazierengehen um den Block bei schönem Wetter kann man sie brauchen.
Der Rollator, den ich jetzt bestellt habe, ist eine absolute Neuheit auf dem Markt. So einen habe ich noch nie gesehen, mir aber oft vorgestellt, dass es ihn gäbe. Schon lange habe ich nach einem Modell gesucht, dass alle meine Einkäufe regensicher unterbringt, der eine große Sitzfläche hat, einen Rückengurt, Reflektoren für gute Sichtbarkeit und mit etwas Profil auf den Rädern. Ich bin gespannt, wie das Ding in Real aussieht, wie er sich händeln lässt und wie lange die Bremsen funktionieren....
Wie es weitergeht, werde ich euch bald berichten.
Ein Rollator muss seinen Besitzer zuverlässig und gefahrlos von A nach B bringen.
Eigentlich eine einfache Aufgabe, sollte man glauben.
Wie schon erwähnt, sind die Bremsen bei Rollatoren DIE Schwachstellen. Ich weiß wirklich nicht, wieso man nicht das Bremssystem für Kinderwagen auch für Rollatoren übernimmt. Denn wenn ich die Räder eines Kinderwagens blockiere, dann steht der Kinderwagen und rührt sich nicht von der Stelle.
Nicht so beim Rollator. Wenn ich dort die Bremshebel herunterklappe, bleibt der Rollator vielleicht stehen. Vielleicht aber auch nicht und dann habe ich halt Pech gehabt.
Ganz übel wird es mit dem unzuverlässigen Bremssystem, wenn man, wie ich, auf hügeligem Gelände unterwegs sein muss. Einmal den Rollator los gelassen, macht der sich selbstständig und rollt den ganzen Berg hinunter, bis auf die viel befahrene Hauptstraße und kracht womöglich schwungvoll mit seinen 10 kg in vorbeifahrende Autos. Ein NO-GO!
Rollatoren müssen auch bei schlechtem Wetter, bei Dunkelheit und im Winter sicher nutzbar sein. Und da hapert es bei fast allen Standard-Modellen; egal, ob sie 60 oder 400 Euro kosten. Gutes Aussehen hat bei Rollator-Herstellern offensichtlich den Vorrang vor Sicherheit. Warum wird auf Sicherheit bei Rollatoren so wenig Wert gelegt? Ich kann´s mir nur so erklären, dass man im medizinisch-technischen Bereich gar kein Interesse daran hat, dass Senioren so lange wie möglich selbstständig leben können, denn an diesem Personenkreis ist nichts zu Verdienen.
Das unzuverlässige Bremssystem verkürzt die Lebensdauer eines, ansonsten stabil gebauten Rollators erheblich und liegt bei etwa zwei bis vier Jahren im Außenbereich. Danach ist er allerdings noch in der Wohnung gut nutzbar.
Außerdem sollte man darauf achten, welches Gummi zur Bereifung der Räder und zur Ummantelung der Griffe verwendet wurde, denn wenn man Pech hat, laden sich diese Teile statisch auf und wenn man dann Metallteile anfasst, kriegt man einen gewischt.
Alles schon da gewesen.....
Der Rollator kam teilzerlegt bei mir an. Die zwei Vorderräder, sowie die Handgriffe musste ich noch montieren.
In der Wohnung ließ sich der Rollator leicht lenken und auch bei den Bremsen war nichts zu beanstanden. Der Rollator stand und bewegte sich keinen Millimeter mehr von der Stelle, sobald ich die Bremsgriffe runterdrückte. So sollte es sein, (was leider nicht selbstverständlich ist).
Heute Morgen war ich das erste Mal mit dem neuen Rollator Einkaufen. Es ist etwas breiter als Standardmodelle, passt aber noch durch normale Türen. Den steilen Abhang runter ging gut. Ich konnte das Ding abbremsen, wenn er mich zu schnell bergab zog.
Mit offener Klappe durch den Lidl geschoben und Gemüse, Obst, Brot, Fisch, Käse, Kondensmilch und etwas Süßes gekauft. Bei meinem alten Rollator wäre der Korb schon längst übergequollen und auch das zulässige Packgewicht von 5 kg überschritten gewesen.
Mein neuer Rollator fasst 20 kg und war nur halbvoll.
Mit 14 kg schwerem Rollator plus ca. 10 kg Packgewicht ging es den steilen Hang hoch zu meiner Wohnung. Auch das lief hervorragend dank der rotierenden Vorderräder, die für gute Spursicherheit sorgten und Unebenheiten an den Bürgersteigen ausglichen.
Da mein neuer Rollator aus einer Insolvenz stammt, aber auch von anderen Stellen mit Bestnoten bewertet wurde, wäre es erfreulich, wenn sich jemand finden würde, der dieses Modell nachbauen und erneut auf den Markt bringen könnte, damit ältere Leute mit Handicap sich ein Stück Selbstständigkeit bewahren können
Hier erwiesen sich die Räder als Schwachpunkt.
Der Rollator ist reif für die Schrottpresse.
Fast 100 Euro in den Sand gesetzt und zurück zum alten Rollator, dessen Bremsen seit langem nicht mehr funktionieren.
Für einen neuen Rollator fehlt mir das Geld.
Nach langen Überlegungen bin ich schließlich zum Kassenmodell zurückgekehrt. Wenigstens ist dieser Rollator seit 20 Jahren praxiserprobt und stabil, wenn auch schwerer händelbar, als die Leichtrollatoren aus Aluminium.
Die Nachteile (kleiner Einkaufskorb, nicht wetterfest, nicht wintertauglich) muss ich wohl in Kauf nehmen.
Der dringende Wunsch nach einem vernünftigen Rollator, der meinen Bedürfnissen nach Freiheit und Unabhängigkeit gerecht wird, bleibt. Am liebsten wäre mir einer, der auch noch Treppenstufen bewältigen kann. Dann wäre ich wunschlos glücklich.
Tag der Veröffentlichung: 16.08.2018
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