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Wie alles begann





Ich saß gerade im Garten, für meine Eltern ein Prestigeobjekt, aber für mich der schönste Platz auf Erden. Ich liebe die Natur mit all ihren Farben und Düften. Da hörte ich das Auto meiner Eltern in der Auffahrt zu unserer Villa. Ich freute mich schon auf das Wiedersehen mit ihnen, da sie eine dreiwöchige Reise durch Europa gemacht hatten. Da ich wusste, dass meine Eltern gleich in den Garten kommen würden, blieb ich im Liegestuhl liegen. „Michelle! Komm her und zieh dir etwas Hübsches an! Wir haben eine Überraschung für dich“, rief meine Mutter. Ich rannte voller Vorfreude schnell in mein Zimmer und zog mir mein weißes Lieblingskleid an. Ich ging gerade die Treppe hinunter. Als ein etwa 30-jähriger furchterregend aussehender Mann zusammen mit meinen lächelnden Eltern aus dem Wintergarten kam. Ich blieb verdutzt stehen und wartete auf eine Erklärung meiner Eltern. Meine Vater sagte nichts und sah plötzlich betreten zu Boden. Das Lächeln meiner Mutter wirkte etwas steif und gekünstelt. Der Mann lächelte mich gierig an und kniete nieder. Ich wusste nicht was los ist und blieb einfach stehen. „Michelle, willst du mich heiraten?“ fragte mich der Unbekannte. Ich war schockiert und stotterte, “aber ich kenn Sie doch nicht!“ „Pardon“, meinte der Unbekannte, „Ich bin Peter, ein Geschäftsfreund deines Vaters“ Fast beiläufig erklärte er mir, dass ich ihm von meinem Vater vor Jahren versprochen wurde. Und da ich jetzt 18 bin, wäre es an der Zeit das Versprechen einzulösen. Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben. Plötzlich war es totenstill. Ich hörte nur das leise „Es tut mir leid“ meiner Mutter. Tränen rannten über mein Gesicht. Ich wollte nur weg, aber ich wusste nicht wohin. Da rannte ich wieder die Treppe hoch in mein Zimmer. Die Tränen verschleierten meinen Blick und so wäre ich fast über den Teppich gestolpert. Ich warf mich weinend aufs Bett. Dieses Haus war für mich immer mein zu Hause, aber jetzt fühlte ich mich verraten, verraten von meinem eigenen Vater und von meiner eigenen Mutter. Wenige Minuten später klopfte es. Die Tür wurde geöffnet und meine Mutter trat ein: „Schätzchen, komm mit! Dein Vater wird dir alles erklären!“
„Was ist mit ihm?“
„Dein Vater hat ihn weg geschickt.“
Ich stand also auf und ging mit meiner Mutter zu meinem Vater ins Arbeitszimmer. Ich nahm Platz und wartete. Er erklärte mir, dass seine Firma vor einigen Jahren fast Pleite gegangen wäre, aber Peter hätte ihm das fehlende Geld gegeben. Als Gegenleistung verlangte er nur, dass ich ihn kurz nach meinem 18. Geburtstag heiraten müsste. „Nur“, schrie ich ihm ins Gesicht. Damals sei er verzweifelt gewesen und hätte keinen Ausweg gewusst. Aber da er seine Firma nicht verlieren wolle, sollte ich ihn heiraten. Ich fragte ihn, ob er das Geld nicht einfach zurückzahlen könnte. Darauf schüttelte er seinen Kopf und sagte mir, dass er einen Vertrag unterschrieben habe und dieser leider nicht anfechtbar sei. Ich schrie ihn an, er sei der schrecklichste Mensch und Vater, den man sich nur vorstellen kann. Mein Vater hatte einen kaltherzigen Blick und meinte nur: “Bei Peter wirst du es gut haben.“ Ich war sprachlos, stand einfach auf und ging in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir. Kurze Zeit später hörte ich, wie sich der Schlüssel von außen im Schloss drehte. Ich hörte die Schritte meines Vaters, wie er einfach weg ging. Ich konnte es nicht fassen, mein eigener Vater sperrt mich ein! In diesem Moment gab es für mich nur einen Weg. Ich musste weg.


Mein Neuanfang


Ich fing an zu packen. Ich holte das Sparbuch, das ich von meiner Oma zum 18. Geburtstag bekommen habe, hinter dem Heizkörper hervor, packte ein paar Klamotten in meinen Rucksack und dazu noch mein Lieblingsfoto meiner Katze „Miau“. Danach verabschiedete ich mich von ihr. Es tat mir im Herzen weh, aber ich konnte sie nicht mitnehmen. Falls mein Vater nachsehen kommen würde, versteckte ich den Rucksack unterm Bett und tat als würde ich schlafen. Ich hörte, wie meine Eltern schlafen gingen und wartete bis ich das leise Schnarchen meines Vaters hörte. Dann öffnete ich die Balkontür, schnallte mir meinen Rucksack um und kletterte vom Balkon, über ein Sims aufs Garagendach und von dort an der Dachrinne hinunter in den Garten. Ich nahm mein Fahrrad, das ich am Vortag an der Garagenwand abgestellt hatte und fuhr Richtung Stadt. Es war eine lange, anstrengende Fahrt. Dort angekommen, warf ich mein Fahrrad einfach in den Straßengraben und ging ein Stück zu fuß. Mit dem Taxi fuhr ich dann weiter, bis ein Hotel in Sichtweite kam. Dort stieg ich aus und gab dem Taxilenker sein Geld. Danach bestellte ich beim Münztelefon vorm Hotel ein Taxi eines anderen Taxiunternehmens. Ich ließ mich vom Taxilenker bis in die nächste größere Stadt chauffieren. Diese Fahrt brauchte fast mein ganzes verbliebenes Bargeld auf. Da blieb mir nur mehr das Sparbuch. Ich setze mich in die nächste Bar, um nicht alleine in der Dunkelheit warten zu müssen. Zur Sperrstunde wurde ich hinausgeschmissen und wartete nun auf einer Parkbank auf den nächsten Morgen. Ich wusste, dass ich nicht einschlafen durfte, da sonst alles, was mir noch blieb, gestohlen werden könnte. Irgendwann bin ich aber doch eingeschlafen. Lautes Hundegebell weckte mich. Eine alte Dame stand mit ihrem kleinen Dackel missbilligend brummend vor mir. Erleichtert darüber, dass noch alle Habseligkeiten da waren, suchte ich die nächste öffentliche Toilette. Ich frisierte mich, steckte meine Haare hoch und erledigte meine Morgenwäsche. Dann machte mich auf den Weg zur nächsten Bank. Da ich noch nie zuvor in dieser Stadt war, musste ich dreimal nach dem Weg fragen. Mein Magen knurrte und ich war froh, als ich endlich die Bank auf der anderen Straßenseite sah. Denn nur mit genug Bargeld konnte ich mir ein Frühstück kaufen. Ich betrat die Bank und steuerte auf den nächsten Schalter zu. Die freundliche Bankangestellte begrüßte mich und fragte mich nach meinem Anliegen. Ich erklärte ihr, dass ich mein Sparbuch auflösen möchte. Sie teilte mir mit, dass das leider beim Schalter nicht ginge und ich auf ihren Chef warten müsste. „Wann hat Ihr Chef Zeit für mich?“, fragte ich sie. Sie erklärte mir, dass der Filialleiter einen privaten Termin habe und daher leider erst ab 10 Uhr zu sprechen sei, ich könne natürlich jederzeit Geld von meinem Sparbuch abheben. Da beschloss ich genug Geld für ein Frühstück und ein Handy abzuheben. Als ich wieder auf der Straße stand, sah ich mich nach einem Café oder Hotel um, wo ich frühstücken könnte. Da ich nichts entdeckte, fragte ich in der Trafik an der nächsten Straßenecke nach einem Hotel oder Café. Die Trafikantin sagte mir, dass sie selbst erst vor einigen Tagen in die Stadt gezogen sei und sich noch nicht auskenne. Da blieb mir nichts anderes übrig als zusätzlich zur Tageszeitung einen Stadtplan zu kaufen. Dann machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum nächstgelegenen Café. Das Café machte zwar einen etwa heruntergekommenen Eindruck, wirkte aber sehr gemütlich. Ich bestellte mein Lieblingsfrühstück, einen großen Latte Macchiato und dazu zwei Buttercroissants mit Erdbeermarmelade. Es war halb 10. Ich bezahlte und dann machte ich mich wieder auf den Weg zur Bank. Da der Filialleiter der Bank mittlerweile zur Arbeit erschienen war, wurde ich direkt in sein Büro geführt. Dort klärte er mich auf, dass ich hier das Sparbuch leider nicht auflösen könnte, weil die Bargeldbestände der Bank zu gering seien. Ich war erstaunt, da ich nicht genau wusste, wie viel Geld wirklich auf dem Sparbuch ist. Ich fragte nach und dann erklärte er mir, dass in seiner Bank nur etwa 100.000 Euro als Bargeldbestände vorhanden seien und sich auf meinem Sparbuch etwa 250.000 Euro befinden würden. Ich war überrascht und wegen der hohen Summe etwa nervös. Also beschloss ich 20.000 Euro abzuheben und dann so schnell wie möglich zu verschwinden. Ich ließ mich mit dem Taxi zur nächsten Autovermietung bringen und mietete dort einen etwa 10 Jahre alten bordeauxroten Ford, ein eher unauffälliges Auto, mit dem ich auf dem schnellsten Weg in die nächste Stadt fuhr. Dort angekommen, fuhr ich als erstes zum Supermarkt und kaufte mir eine Flasche Mineralwasser und ein paar Snacks. Dann ging es weiter zur Bank. In dieser Filiale hob ich etwa 100.000 Euro ab. Als ich mit dem Geld im Rucksack die Bank verließ, blickte ich nervös nach links und rechts. Erleichtert, dass mich niemand beachtete, ging ich zu meinem Mietwagen und verließ dann die Stadt. Unterwegs hörte ich im Radio, dass bereits nach mir gesucht wird. Normalerweise steht es an der Tagesordnung, dass Jugendliche von zu Hause abhauen, aber da meine Eltern und auch Peter genug Geld als Finderlohn zahlen würden, war es sehr wahrscheinlich, dass die Polizei gründlicher als sonst ermitteln würde. Also beschloss ich im nächsten Geschäft rote Haarfarbe zu kaufen. Nachdem ich einige 100 Kilometer zurückgelegt hatte, aß ich in einem Fast-Food-Laden zu Abend und suchte mir ein billiges Motelzimmer. Dort färbte ich mir die Haare rot. Da ich das Zimmer im Voraus bezahlt hatte, ließ ich den Zimmerschlüssel und etwas Trinkgeld einfacham Tisch liegen und beschloss sofort weiter zu fahren, da ich möglichst weit weg wollte. Nach etwa 10 Kilometer beschloss ich, dass ich etwas Schlaf brauchte, und im nächsten Motel übernachten würde. Eine halbe Stunde später checkte ich wieder in ein Motel ein. Nach einer heißen Dusche und einem Snack vom Snackautomaten am Gang legte ich mich ins Bett. Ich war sehr müde, konnte trotzdem lange nicht einschlafen. In dieser Nacht schreckte ich drei Mal, wegen komischer Geräusche aus dem Nachbarzimmer auf. Am nächsten Morgen fühlte ich mich dementsprechend gerädert. Nach einer kalten Dusche zum Munter werden, fühlte ich mich frisch genug zum Frühstücken. Nach dem kleinen Frühstück fuhr ich wieder weiter. Als ich an der nächsten Tankstelle zum Tanken hielt, zähle ich das Geld. Ich hatte noch etwas mehr als 119.000 Euro in Bar und dann noch etwas über 100.000 Euro auf dem Sparbuch. Nachdem ich einige Stunden weitergefahren war, hörte ich im Radio eine Beschreibung meines Mietwagens. Also beschloss ich zu handeln. Auf dem nächsten Parkplatz tauschte ich meine Nummernschilder gegen die, eines weißen Lieferwagens. Ich fuhr immer weiter, bis ich am Nachmittag in einer Stadt namens Pearl landete. Ich fuhr zur örtlichen Bank und löste mein Sparbuch auf. Dann stellte ich meinen Mietwagen auf einem Parkplatz ab und steckte den Schlüssel mit einer Adresse des Parkplatzes in einen Umschlag, adressiert an die Mietwagenfirma, und warf ihn in den nächsten Postkasten. Mit etwa 250.000 Euro im Gepäck machte ich mich dann zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof. Ich stieg in den nächsten Zug. Es war mir egal, wohin er fährt, wichtig war nur weit weg. Ich musste eingeschlafen sein, da mich ein Schaffner weckte. Er teilte mir mit, dass ich aussteigen müsse, weil hier die Endstation sei. Ich stieg aus, machte ein neues Foto von mir in einer Fotokabine und fragte dann die Schalterdame, wie diese Stadt heiße und wo sich das nächste Motel befinde. Es war in der Nähe vom Bahnhof, deshalb konnte ich zu Fuß gehen. Da ich das Zimmer im Voraus bezahlte, verlangte man keinen Ausweis von mir. In dieser Nacht hatte ich schreckliche Alpträume über ein Leben mit Peter. Nach einer weiteren kalten Dusche und einem kurzen Frühstück nahm ich den nächsten Zug in eine Stadt namens Arlington. Dort angekommen, deponierte ich mein Geld in einem Schließfach am Bahnhof. Mit 3500 Euro machte ich mich auf den Weg in das schlimmste Viertel der Stadt, auf der Suche nach jemandem, der mir neue Papiere beschaffen kann. Nach einiger Suche fand ich den richtigen Mann. Er verlangte 3000 Euro im Voraus und außerdem meine Handynummer und ein Passfoto. Er versprach mich in ein drei Tagen anzurufen. Also musste ich einstweilen in der Stadt bleiben. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof wurde ich überfallen und die restlichen 500 Euro wurden mir abgenommen. Froh, dass ich noch lebte und nicht mein ganzes Geld bei mir hatte, schlenderte ich zurück zum Bahnhof. Ich suchte mir ein anderes Motel, meldete mich unter falschen Namen, als Mary Alkins, an und bezahlte für 3 Tage im Voraus. Da kein Ausweis verlangt wurde, wurde meine falsche Identität nicht entdeckt. Ich verbrachte die Tage im Motelzimmer und ging nur für die Mahlzeiten vor die Tür. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken über meine Zukunft. Was möchte ich in Zukunft mit meinem Leben anfangen? Wo kann ich bleiben, ohne dass mich jemand findet?
Ich beschloss einen Neuanfang in einem anderen Bundesstaat zu wagen. Als aus drei Tagen ein vierter geworden war, wurde ich immer nervöser und dachte der zwielichtige Typ hätte mich über den Tisch gezogen. Ich gab ihm noch einen Tag Zeit. Dann endlich am Abend des 5. Tages läutete mein Handy. Da er als einziger meine Nummer hatte, konnte nur er der Anrufer sein. Ich war erleichtert und wir vereinbarten einen Treffpunkt nicht weit vom Motel. Ich gab meine Schlüssel ab und sperrte mein Geld wieder am Bahnhof in einem Schließfach ein. Mit den restlichen 7000 Euro für meine neue Identität machte ich mich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Jetzt heiße ich Michelle Bonner und nicht mehr Darlington. Ich komme ursprünglich aus Oregon und lebte die letzten Jahre an der Ostküste und war wieder in den Westen zurückgekehrt.
Endlich kann ich ein neues Leben beginnen, ohne Flucht und Angst. Ich kaufte mir ein neues, unauffälliges Auto und fuhr dann ein paar 100 Kilometer nach Kalifornien, einen anderen Bundesstaat. Ich musste zum Tanken in einer Kleinstadt namens Beauxville halten. Das kleine Städtchen verzauberte mich und so beschloss ich hierzubleiben. Ich mietete mir in der 8000 Einwohner-Stadt eine kleine möblierte Wohnung. Dann eröffnete ich ein Konto mit 10000 Euro Kapital bei der örtlichen Bank. Das restliche Geld legte ich bei einer anderen Bank wieder auf einem Sparbuch, dieses Mal auf meinem neuen Namen, an. Da ich unauffällig leben wollte, suchte ich mir einen Job. Weil ich keine Ausbildung hatte, fand ich nur einen Job als Kellnerin im Earl’s, einem kleinen, rustikal eingerichteten Restaurant. Die Arbeit war anstrengend, die Arbeitszeiten unmöglich, aber die Bezahlung stimmte. Außerdem lernte ich bei diesem Job viele neue Menschen kennen, unter anderem Cathie, meine Arbeitskollegin und beste Freundin. Das Kleinstadtleben hat etwas Ruhiges und Beschauliches. Die Menschen in Beauxville sind sehr freundlich und vertrauensvoll, und die Stadt heißt nicht umsonst Beauxville. Am besten gefällt mir der Stadtplatz, da in der Mitte ein alter, wunderschöner Park ist. Einige der Häuser sind sehr alt und haben ihre besten Tage längst hinter sich, aber genau das macht den Charme der Stadt aus. Als sie mich nach meiner Vergangenheit fragten, musste ich mir etwas ausdenken. Ich hasse es Menschen zu belügen. Ich erzählte ihnen, dass meine Eltern schon früh gestorben waren und dass ich auch keine Geschwister habe. Nach dem Tod meiner Eltern sei ich zu meiner einzigen Verwandten, meiner Großtante Belinda an die Westküste gekommen. Nachdem sie aber nach meinem 18. Geburtstag nach Europa ausgewandert war, zog ich wieder alleine an die Westküste. Mein Traum war es schon immer ein kleines Häuschen mit Geschichte zu besitzen. Nachdem ich mich gut eingelebt und etwas Geld gespart hatte, kaufte ich mir ein kleines etwas heruntergekommenes Häuschen am Stadtrand. Ich zog sofort ein und renovierte es fast in Alleinarbeit Stück für Stück. Dabei entdeckte ich mein handwerkliches Geschick und mein Faible für Frühlingsfarben. Manchmal fragten mich die Männer nach Dates, aber ich lehnte immer ab. So bekam ich dann den Spitzname „heilige Michelle“. Meine Freundin Cathie und auch andere Frauen versuchten immer wieder mich zu verkuppeln, aber sie hatten keine Chance gegen mich. Ich beschloss allein zu bleiben, da ich Angst hatte, mich zu verlieben. Ich wollte selbst über mein Leben bestimmen und niemandem Rechenschaft schuldig sein. Nach einiger Zeit fühlte ich mich wie ein richtiger Kleinstadtmensch. Es war immer derselbe Tagesablauf. Um 5 Uhr aufstehen, ein kleines Frühstück und dann ab zur Frühschicht. Danach nochmals Frühstücken mit Earl und den Kollegen. Dann geht es weiter mit der Mittagsschicht. Manchmal übernehme ich auch die Nachmittags- oder Abendschicht. Dienstags, donnerstags und samstags einkaufen bei Daisy’s Shop. Daisy Manson, die Besitzerin, ist die Frau von Sheriff David Manson und die größte Klatschtante der Stadt, wenn nicht sogar der Welt. Wenn Daisy etwa erfährt, ruft sie gleich die ganze Stadt an. Und einmal im Monat fahre ich mit Cathie nach Dexterville, in die nächste größere Stadt, zum Friseur und um Klamotten zu kaufen. Manchmal lassen wir uns auch im Schönheitssalon von Dexterville verwöhnen. Sonst ist in Beauxville nicht viel los. Zu den gesellschaftlichen Highlights zählen das jährliche Straßenfest, die Geburtstagsfeier des Bürgermeisters und das Erntedankfest.
Dann etwa drei Jahre nachdem ich nach Beauxville gezogen war, kam etwas mehr Leben in die Kleinstadt. Eine Bürgerversammlung wurde abgehalten, da uns der Bürgermeister sein neuestes Projekt präsentieren wollte. Er möchte die Stadt attraktiver für Touristen gestalten, und so ein zweites Standbein für die Stadt aufbauen. Deshalb hatte er einen Architekt, der die Planung übernehmen sollte, beauftragt. Die Umbau- und Restaurierungsarbeiten soll eine Baufirma aus der Dexterville durchführen. Bei der nächsten Bürgerversammlung wurde der fertige Plan präsentiert und es wurde abgestimmt. Mit mehr als 90 Prozent der Bürger stimmten eindeutig für das Projekt, kurz darauf wurde der Beginn der Bauarbeiten festgelegt. Da mein kleines Häuschen etwas außerhalb liegt, wäre ich nicht direkt von den Bauarbeiten betroffen. Durch einen Flugzettel wurde bekannt gegeben, dass die Bauarbeiten in etwa 1 Monat beginnen würden. Ich freute mich darauf, da nun etwas Leben in unsere ruhige Stadt einziehen würde. Dass diese Bauarbeiten mein Leben für immer verändern würden, wusste ich damals noch nicht.
Etwa eine Woche bevor die Bauarbeiten beginnen sollten, gab mein Auto den Geist auf. Deshalb musste ich um halb 6 Uhr früh die 5 km zu Fuß zur Arbeit laufen. Auf etwa halber Strecke hörte ich ein Auto näher kommen. Die Scheinwerfer beleuchteten mich von hinten und das Auto wurde langsamer. Ich drehte mich um, aber da mich das Licht blendete, konnte ich das Auto nicht genau erkennen. Dann hielt es neben mir an und der Fahrer öffnete das Fenster. „Hej Lady, kann ich Sie mitnehmen?“, fragte mich der Unbekannte. Da ich ihn nicht kannte, antwortete ich mit einem Nein, denn zu fremden Menschen steigt man ja bekanntlich nicht ins Auto. Der Unbekannte meinte dann, dass das sehr schade sei, verabschiedete sich, schloss das Autofenster wieder und fuhr davon. Also ging ich wieder zu Fuß weiter und wunderte mich, was um diese Zeit ein unbekannter Mann in einem teuren Wagen in unserer Kleinstadt zu suchen hatte. Darauf bekam ich kurze Zeit später eine Antwort, als Bürgermeister Andrew Miller mit dem Unbekannten zu Earl‘s zum Frühstücken kam. Er stelle ihn als Thomas Gilbert, Architekt unseres Großprojektes, vor. Da es mir peinlich war, dass ich so brüsk auf sein Angebot, mich mitzunehmen, reagiert hatte, bat ich Cathie ihnen das Frühstück zu servieren. Da Cathie den Architekten sehr attraktiv fand, half sie mir natürlich sehr gerne. Aber als die beiden zahlen wollten, war Cathie gerade in der Küche, deshalb musste ich kassieren. Es war mir furchtbar peinlich und mein Gesicht war rot wie eine Tomate. Ich hoffte, dass mich der Architekt nicht wieder erkennen würde. Aber meine Hoffnung war leider vergebens. Kaum war ich an den Tisch getreten, begrüßte er mich sofort, als ob wir uns schon lange kennen würden. Dies fiel natürlich dem Bürgermeister auf und so fragte er uns, woher wir uns kennen. Darauf meinte er, dass ich die Lady sei, die gedacht hat, dass er ein Verbrecher sei, und sich deshalb nicht mitnehmen lassen wollte. Da fing der Bürgermeister zu lachen an. Als seine Lachtränen wieder fast getrocknet waren, meinte er nur, dass „unsere heilige Michelle“ doch nur das Gute in den Menschen sehen würde, und dass es sicher ein Missverständnis gewesen sein muss. Dann fragte er mich noch, was mit meinem Auto sei. „Ich weiß es nicht. Es springt nicht an!“, antwortete ich ihm.
Daraufhin meinte er, ich solle seinen Cousin Tobias McAlister, alias Tobi anrufen, da er meinem Wagen in seine Werkstatt schleppen könnte. Dieses Angebot nahm ich natürlich dankend an. Die beiden standen auf und als sie hinausgingen, fragte mich der Architekt noch, wann meine Schicht zu Ende sei, weil er mich dann gerne nach Hause fahren würde. Ich lehnte dankend ab, weil ich mich grundsätzlich nicht von Männer fahren ließ, außerdem sagte Cathie, dass sie mich nach Hause fahren würde. Nach unserer Schicht fuhren wir noch kurz zu Daisy’s Shop, wo wir natürlich gleich die neuesten Gerüchte erfuhren. Vor allem die jüngeren Damen der Stadt seien ganz aufgeregt, weil ein so gutaussehender Mann in der Stadt sei, erzählte Daisy uns, kaum dass wir die Tür geöffnet hatten. Ich brummte nur, dass er nicht mein Typ wäre und erledigte schnell meine Einkäufe. Daisy schüttelte verwundert den Kopf und dann fuhr Cathie mich nach Hause. Bei mir angekommen, fragte ich sie, ob sie noch auf einen Kaffee hereinkommen möchte. „Natürlich möchte ich!“, antwortete sie mir. Ich bat sie herein und kaum hatte ich den Kaffee aufgesetzt, fing sie schon an über den gutaussehenden Architekt zu schwärmen. Sie vertraute mir an, sie hoffe, dass der schöne Unbekannte sie zum Essen einladen würde. Und dann fragte sie mich, was ich von ihm halten würde, aber ich antwortete, dass ich nichts dazu sagen könne, weil ich ihn nicht kenne. Da meine sie nur, ob er mir rein optisch gefällt, als ich mit einem Nein antwortete, fragte sie mich, ob ich blind sei und seine Muskeln nicht gesehen hätte. Daraufhin antwortete ich lachend, dass Geschmäcker einfach verschieden seien. Dann wechselten wir das Thema. Zunächst sprachen wir über die alte Mrs. Webster, die alles und jedem hinterher spioniert. Und natürlich auch über das Großprojekt, das hoffentlich ein Erfolg werden und unsere Stadt verschönern würde. Nach zwei Tagen war mein Auto wieder wie neu. In dieser Woche blieb ansonsten alles ruhig in unserer Stadt, nur die Frauen scharwenzelten um den Architekten herum. Dann am Montagmorgen wurde ich um halb 4 Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen, weil ich ein lautes Grollen hörte. Im ersten Moment dachte ich an ein Gewitter. Aber als ich aus dem Fenster schaute, sah ich, dass schwere Baumaschinen direkt an meinem Haus vorbei, Richtung Stadtkern, rollten. Da wurde ich wütend, ich warf mir meinen Morgenmantel über und rannte wutentbrannt aus dem Haus. Die Baumaschinen mussten anhalten, da ich mich wie ein Racheengel mitten auf die Straße gestellt hatte. Ich schrie die Männer an, ob sie den von allem guten Geistern verlassen seien, man könne doch nicht um 4 Uhr morgens so einen Lärm veranstalten. Gerade als ich wieder ins Haus gehen wollte, fuhr ein roter Jeep vor. An der Tür konnte man den Namen der Baufirma lesen. „Jason Inc.“, ein etwas einfallsloser Name für ein Bauunternehmen, dachte ich mir noch. Die Tür öffnete sich und ein großer, blonder und gutaussehender Mann stieg aus dem Wagen. Er kam auf mich zu, da er ein T-Shirt trug, konnte ich die Konturen seiner Muskeln erkennen. Ich war beeindruckt, aber gleichzeitig wütend über die Lärmbelästigung am frühen Morgen. Er lächelte mich so herzlich an, ich musste einfach zurücklächeln. Da wurde mir plötzlich peinlich bewusst, dass ich nur in einem Morgenmantel mit unfrisierten Haaren und ohne Make-up vor ihm stand. „Gibt es ein Problem?“, fragte er mich mit tiefer, männlicher Stimme. Mit rotem Gesicht stotterte ich vor mich hin, dass mich der Lärm aus dem Schlaf gerissen hätte. Ich wartete schon auf einen Vortrag über Geschäfte und Zeit ist Geld, wie ich sie von meinem Vater kannte, aber er entschuldigte sich lediglich und sagte mit, dass das alles auf Anordnung des Bürgermeisters passieren würde. Da brummte ich, dass Bürgermeister Miller ja auch außerhalb der Stadt wohne und natürlich nicht durch den Lärm gestört werden würde. Da fing der Unbekannte herzhaft an zu lachen, dabei kannte ich noch nicht einmal seinen Namen. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, fragte ich ihn, wer er eigentlich sei. Er entschuldigte sich bei mir und stellte sich als Jason Amber, Sohn von Jason Amber Senior vor. Dann erfuhr ich, dass die Baufirma seinem Vater gehöre und er sie einmal übernehmen würde. Sein Vater habe ihm außerdem die Leitung dieses Projektes anvertraut.
Da ich immer noch müde war, verabschiedete ich mich von ihm und trat wieder in mein Haus. An Schlaf war nicht mehr zu denken und so setzte ich eine große Kanne starken Kaffee auf. Während der Kaffee durchrann, ließ ich mir ein schönes, warmes Schaumbad ein. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand sank ich in das wohlriechende Schaumbad. Als das Wasser kalt wurde, ließ ich heißes nach. Es war schon fast 6 Uhr. Da ich um halb 7 bei Earl’s sein musste, stieg ich aus der Wanne. Meine Haare waren noch nass, da föhnte und schminkte ich mich gleichzeitig. Nachdem ich meine Arbeitskleidung angezogen hatte, schaute ich noch, ob das Licht abgeschaltet ist. Ich schloss die Tür ab und hastete zum Wagen. Ich fuhr etwas zu schnell und bei meinem Glück wurde ich genau heute von Sheriff Manson erwischt. Er ließ mich anhalten und hielt mir eine Standpauke übers zu schnell Fahren und die Folgen. Da es das erste Mal war, kam ich mit einer Verwarnung davon. Gerade als ich aus dem Wagen sprang und zur Tür laufen wollte, wurde sie geöffnet und Cathie trat mit einem riesigen Picknickkorb heraus. „Morgen Cathie!“, rief ich. Du bist zu spät dran, schallt sie mich, aber da du gerade da bist, kannst du den Korb ins Rathaus bringen. Ich fragte mich, was da los sei, aber da Cathie wieder im Restaurant verschwunden war, konnte ich sie nicht mehr fragen. Also lud ich den schweren Korb in mein Auto und fuhr Richtung Rathaus. Da die Straße zum Stadtplatz gesperrt war, hielt ich bei der Apotheke an und ging mit dem schweren Korb in einer und den Autoschlüsseln in der anderen Hand zum Rathaus. Gerade als ich mit dem Ellbogen die Tür aufdrücken wollte, öffnete sich die Tür und Jason trat heraus. Mit einem <<Hallo Michelle>> nahm er mir den Korb ab und meinte, der Korb sei viel zu schwer für mich. Da mein Arm schon vom Gewicht des Korbs schmerzte, bedankte ich mich bloß. Normalerweise lasse ich mich nicht bevormunden. Ich trat hinter ihm ins Rathaus, wo ein paar Tische und Bänke für die Bauarbeiter aufgestellt waren. Ich fing an den Korb auszupacken und Mary, die Sekretärin vom Bürgermeister half mir dabei. Sie deckte die Tische und ich schenkte Kaffee und Tee aus. Nachdem alle etwas zum Frühstück hatten, fing ich an wieder alles einzupacken. Aber Jason meinte, das würde er erledigen und den Korb würde er mittags vorbei bringen. Erleichtert, dass ich den Korb nicht mehr tragen musste, verabschiedete ich mich. Ich fuhr zurück zu Earl’s. Da ich zu spät gekommen war, musste ich etwas länger arbeiten. Ich fuhr nach Hause und zog mich um, weil ich am Nachmittag mit Cathie nach Dexterville zum Einkaufen fahren wollte. Ich war fast fertig, als es an der Tür klingelte. „Cathie, ich bin gleich fertig“, rief ich Richtung Haustür. Mit einem Schuh in der einen und meiner Handtasche in der anderen Hand öffnete ich die Tür. Vor Schreck fiel mir der Schuh aus der Hand. Cathie war nirgends zu sehen, stattdessen stand Jason Amber vor der Tür. Da ich mich nicht rührte, hob Jason meinen Schuh auf und gab ihn mir mit dem Kommentar “heiße Schuhe haben Sie.“ Ich sah auf meinen Schuh und oh Schreck, ich hatte versehentlich meine erdigen Gartenschuhe angezogen. Das war mir so peinlich, das ich kein Wort sagen konnte. „Wollen Sie mich nicht hineinbitten?“, fragte er mich. „Nein will sie nicht!“ Überrascht drehten wir uns um und sahen, wie Cathie uns belustigt anschaut. Als sie meine Schuhe sah, fragte sie mich verschmilzt, ob ich wirklich mit ihr Einkaufen gehen, oder doch lieber in meinen Garten buddeln wollte. Ich warf schnell die erdigen Schuhe in den Schuhschrank und zog stattdessen meine neuen Ballerinas an. Ich verabschiedete mich von Jason und stieg dann in Cathies Auto. Während der gesamten Fahrt nach Dexterville fragte mich meine beste Freundin nach Jason. Wir bummelten durchs Einkaufszentrum und als wir an einem Unterwäscheshop vorbeikamen, zog sie mich hinein. Sie ging durch die Regale und fragte mich ständig, ob die ausgewählten Stücke Thomas, dem Architekten gefallen könnten. Da ich kein Experte in Unterwäsche und Verführung bin, bevorzugte ich einfache Baumwollunterwäsche. So konnte ich sie leider auch nicht wirklich beraten. Als wir dann endlich nach fast einer Stunde Richtung Kassa gingen, sah ich eine Schaufensterpuppe mit einer roten Garnitur sexy Unterwäsche. Sie stach mir sofort ins Auge und plötzlich wollte ich sie kaufen. Ich suchte mir meine Größe und verschwand dann in der Umkleidekabine. Ich hörte noch, wie Cathie mir nachrief, wo ich hinwolle. In der Kabine probierte ich den Zweiteiler an. Er passte wie angegossen. Auch wenn die Teile fast zu teuer waren, musste ich sie einfach haben. Ich ging zur Kassa, wo meine Freundin bereits ungeduldig wartete. Als sie sah, was ich auf den Ladentisch legte, grinste sie mich plötzlich an. Wir gingen hinaus und da unsere Nachmittagsschicht bald beginnen würde, mussten wir nach Hause fahren. Im Wagen fragte sie mich, warum ich die Teile gekauft habe. Da ich nicht antwortete, meinte sie nur: „Na endlich Mädl!“ Ich sah sie verwirrt an, aber sie grinste mir nur ins Gesicht und sagte: „Du bist verliebt!“ „So ein Quatsch“, dachte ich mir „ich doch nicht, niemals!“
Für die nächsten zwei Tage kehrte wieder Ruhe ein. Es hieß, die Fundamente müssten noch aushärten. Vorher könne man leider nicht weiter arbeiten.
Cathie erzähle mir, dass alle Arbeiter nach Hause gefahren seien. Daher war ich umso erstaunter, als es an der Tür läutete und Jason vor der Tür stand. Ich fragte ihn, ob etwas passiert sei. Aber er verneinte. Ich bat ihn hinein, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Ich bat ihm auch etwas zu trinken an, aber er lehnte dankend ab. Also nippte ich weiter an meinen Kaffee. Er saß einfach da, und ich wusste immer noch nicht, warum er gekommen war. Also versuchte ich ein Gespräch in Gang zu bringen. Ich fragte ihn nach der Baustelle und den Baufortschritten. Er antwortete mir eher einsilbig, das alles in Ordnung sei und er mit den Fortschritten zufrieden wäre. Dann sprachen wir über seinen Vater und er fragte mich, ob ich eine Familie habe. Ich dachte kurz darüber nach, aber ich konnte ihm die Wahrheit nicht sagen. Also erzählte ich ihm dieselbe Geschichte, wie allen anderen. Er war sehr neugierig und erzählte mir dann, dass er schon einmal verheiratet war und einen 13-jährigen Sohn hat, den er über alles liebt. Und von mir erfuhr er, warum mich jeder als „heilige Michelle“ kennt. Dann stand er einfach auf und ging zur Haustür. Ich folgte ihm, er öffnete die Tür und als er hinaus trat, fragte er mich, ob ich für ihn eine Ausnahme machen würde. Die untergehende Sonne ließ ihn wie einen Gott aussehen. Da ich so von ihm abgelenkt war, wusste ich nicht was er meinte. Ich sagte einfach okay und darauf meinte er, dass er mich am nächsten Tag um halb 8 abholen würde. Jason ging zu seinem Wagen und ich schloss die Haustür. Erst als er weg war, realisierte ich, dass ich ein Date mit ihm habe. Ich freute mich darauf, was mich selbst sehr überraschte. Gut Aussehen wollte ich, und da sich in meinem Kleiderschrank nichts Geeignetes für ein Date befindet, musste ich dringend Cathie anrufen, ob sie am nächsten Tag Zeit hätte, mit mir in die Stadt einkaufen zu gehen. Cathie erfuhr natürlich als erstes von meinem Date mit Jason, aber da sie nie etwas lange geheim halten konnte, wusste es am nächsten Vormittag bereits Daisy und somit die ganze Stadt. Die Gäste bei Earl beglückwünschten mich zu meinem Date und sagten, sie würden uns die Daumen drücken. Cathie kam vorbei, um mich zu schminken und meine Haare zu machen. Das schwarze Kleid, das sie mir ausgesucht hat, würde mir perfekt passen, betonte sie immer wieder. Sie borgte mir sogar ihre schwarzen Lieblingsstilettos, weil sie ihrer Meinung nach perfekt mit dem Kleid harmonieren würden, aber da ich keine Ahnung von Mode habe, konnte ich mir kein eigenes Bild machen, ich hoffte nur, dass es ihm gefallen würde. Ich war furchtbar nervös uns als es an der Tür klingelte, fiel mir fast mein neues schwarzes perlenbesticktes Handtäschchen aus der Hand. Meine Hände zitterten so stark, dass ich den Schlüssel fast nicht drehen konnte. Die Tür war endlich offen und was ich sah, ließ mich erstarren. Er sieht einfach perfekt aus, wie ein Model, dachte ich mir ehrfürchtig. Er begrüßte mich mit einem zärtlichen Kuss auf beide Wangen. Dann führe er mich zu seinem Wagen, einem kleinen schwarzen Sportwagen und öffnete mir ganz Gentlemen die Tür. Als er los fuhr, spürte ich genau, wie viel Kraft in diesem Auto steckt. Ich fragte, wohin wir fahren, aber er meinte nur, es sei eine Überraschung. Durchs Autofenster konnte ich sehen, dass wir Richtung Dexterville unterwegs waren. Kurz vor dem Stadtplatz bog er rechts in eine kleine Straße ein. Da es keine Straßenlaternen gab, wirkte alles ein wenig düster, deshalb fürchtete ich mich ein wenig. Jason musste das gespürt haben, er nahm meine Hand und sagte, dass ich keine Angst haben müsse, weil das nur eine Abkürzung sein würde. Und tatsächlich bogen wir zwei Minuten später wieder auf die Hauptstraße und hielten direkt vor einem schicken, kleinen italienischen Restaurant namens „Sogno Italiano“, was übersetzt „Italienische Träume“ bedeutet. Er hielt mir die Tür auf und ließ seinen Wagen parken, er nahm meine Hand und führte mich hinein. Ich spürte seine Hand und fühlte seine Wärme. Wir wurden an einen kleinen Tisch in die Ecke geführt und nahmen Platz. Durch einige Pflanzen von fremden Blicken geschützt, hatte man fast das Gefühl in einer eigenen Welt zu sein. Nachdem wir bestellt hatten, sprachen wir über Beauxville und seine Einwohner. Er erzählte mir, dass das Leben in Dexterville eigentlich genauso sei wie in Beauxville, nur dass es mehr Geschäfte und Restaurants gebe. Unser Essen wurde serviert, wir genossen es sehr. Nach einem kleinen Schokotörtchen als Dessert forderte er mich zum Tanz auf. Jason ist ein toller Tänzer, aber ich hatte als 15-jährige auch Tanzkurse und so konnte ich mit ihm mithalten. Es war ein perfekter Moment, wie beide als Einheit, eng umschlungen auf der Tanzfläche und Whitney Houston im Hintergrund, am liebsten hätte ich ewig so weiter getanzt. Wir hörten erst auf, als wir beide aus der Puste waren. Wir tranken unseren Wein aus und dann, als wir gerade vor der Tür auf sein Auto warteten, fragte er mich ob ich noch Lust auf einen kleinen Abendspaziergang hätte. Ich bejahte und so fuhren wir zu ihm, da er mir etwa besonderes zeigen wollte. Er stelle das Auto vor die Eingangstür seiner großen Villa und dann nahm er meine Hand und führte mich auf einem kleinen Weg in den subtil beleuchteten Garten. Er war wunderschön. Im Licht der dezenten Beleuchtung kamen die Farben der Blüten perfekt heraus. Alles war aufeinander abgestimmt, aber trotzdem hatte der Garten etwas Wildes an sich, fast genauso wie Jason. Als wir gerade beim Springbrunnen waren, kam leichter Wind auf und ich konnte hören, wie der Wind die Blätter streichelt. Der Wind bescherte mir eine Gänsehaut, aber bevor mir richtig kalt werden konnte, hatte mir Jason schon seine Jacke gegeben und küsste mich mitten in dieser wundervollen Umgebung. Sofort spürte ich die Hitze zwischen uns und vergas alles um uns herum. Einige wunderbare Minuten später fing es plötzlich wie aus Eimern zu regnen an. Er hob mich hoch und rannte mit mir im Arm auf die schützende Terrasse zu. Bis wir uns unters Dach flüchten konnten, waren wir beide total durchnässt und so führte er mich in sein Haus. Er zeigte mir ein Badezimmer und brachte mir einen Bademantel. Er sagte mir, dass er sich auch umziehen würde. Als ich aus dem Badezimmer trat, wurde ich vom Kaffeeduft in die Küche geführt. Da stand er mit seinen verwuschelten und feuchten Haaren direkt vor der Kaffeemaschine. Er musste meine Anwesenheit gespürt haben, er drehte sich um und kam auf mich zu, zog mich in seine Arme und flüstere mir ins Ohr, dass er genau wisse wie gerne ich Kaffee trinke. Als der Kaffee fertig war, nahm er die Kanne und eine Tasse in die eine Hand und führte mich mit der anderen in ein geräumiges Badezimmer im ersten Stock. Er drehte den Wasserhahn auf und ließ die Wanne volllaufen. Dann schenkte er mir eine Tasse Kaffee ein, gab sie mir und stellte die Kanne auf einen Hocker neben der Badewanne. Er forderte mich auf ein Bad zu nehmen, da er nicht wollte, dass ich krank werde. Danach ging er hinaus, um kurz zu telefonieren, wie er sagte. Kaum hatte er das Badezimmer verlassen, ließ ich mich ins warme Wasser sinken. Das Bad war so entspannend, dass ich beinahe das Klopfen an der Tür überhört hätte. Ich rief ihn herein und er brachte mir ein Glas Wein. Ich bat ihn meine Handtasche zu bringen. Dann stieg ich aus der Wanne, löste meine Haare aus der Frisur und schlüpfte wieder in den Bademantel. Ich wollte gerade die Tür öffnen als es klopfte. Ich öffnete sie und er reichte mir meine Handtasche. Ich richtete mich wieder her und frisierte meine Haare. Dann trat ich aus dem Bad und wurde sofort von ihm in seine Arme gezogen. Er küsste mich, zuerst nur auf den Mund, und dann auf den Hals. Seine warmen Hände umschlossen meine Brüste ganz zart durch den Stoff des Bademantels. Ich wollte seine Hände direkt auf mir spüren und zog meinen Bademantel aus. Nun stand ich ganz nackt vor ihm. Seine Hände legten sich zart auf meine Brüste und ich spürte wie meine Knospen hart wurden. Seine Hände wanderten weiter hinunter und er umschloss mit seinen Lippen meine Knospen und verwöhnte sie. Es war unbeschreiblich. Ich zog im das Hemd aus und öffnete seinen Gürtel. Gemeinsam zogen wir seine Jeans aus. Wir küssten und weiter und ich konnte seine pralle Männlichkeit spüren. Langsam taumelten wir in sein Schlafzimmer. Jason hob mich hoch und legte mich vorsichtig aufs Bett. Dann dimmte er das Licht und fing an mich wieder zu verwöhnen. Es dauerte nicht lange und ich hatte meinen ersten Orgasmus. Die Lust überrollte mich überraschend. Ich fing an ihn zu streicheln. Als er dann endlich langsam in mich eindrang, hörte er plötzlich auf und sah mir tief in die Augen. „Bist du noch Jungfrau?“ fragte er mich. Ich nickte nur, weil ich unfähig war zu sprechen. Er flüsterte mir zu, dass ich keine Angst haben müsse und das es nur ein kleines bisschen wehtun würde. Ich vertraute ihm in diesem Moment bedingungslos, er fing an sich ganz langsam und vorsichtig zu bewegen, immer wieder fragte er mich, ob alles in Ordnung sei. Ich sah die Ader an seiner Schläfe pochen und merkte, dass er sich zurückhielt, aber ich wollte ihn ganz und so hob ich mein Becken, damit er noch tiefer in mich eindrang. Unsere Bewegungen wurden immer schneller und wilder, ich fühlte genau, wie perfekt er mich ausfüllt. Wir trieben einander zum Höhepunkt und fielen dann gleichzeitig in das tiefe Loch der Lust und Ektase. Er hielt mich eng umschlungen und als ich gerade wieder langsam zurückkehrte, sprang er plötzlich auf und lief fluchend ins Bad. Ich wusste nicht, was los war, und hatte große Angst etwas falsch gemacht zu haben. Ich stand auf und fragte leise durch die Tür, ob ich etwas falsch gemacht habe. Da öffnete er die Tür, zog mich in seine starke Arme und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Nein mein Schatz“, flüsterte er, „Das Kondom ist geplatzt.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und schwieg einfach. Nach einigen Minuten löste er sich aus unserer Umarmung, ging zu seinem Kleiderschrank und gab mir einen seiner Pullover und eine Jogginghose. Beides war sehr gemütlich, aber etwas zu groß. Dann fuhr er mich nach Hause, er brachte mich zu Haustür, bevor ich hinein ging, sagte ich ihm noch, dass es er falsche Zeitpunkt im Monat sei. Er schüttelte den Kopf und meinte, den falschen Zeitpunkt gebe es nicht. Sonst sprachen wir kein Wort. Ich verschloss die Tür hinter mir und hörte ihn mit seinem Sportwagen davonrasen. Ich fiel total erschöpft und überglücklich ins Bett und hatte zum ersten Mal seit langem keinen Alptraum mehr. Am nächsten Morgen läutete mein Wecker pünktlich um halt fünf. Ich stand auf und stellte mich unter die Dusche. Singend tanzte ich durchs Haus, ich war einfach verliebt. Ich fuhr zur Arbeit und brachte wie jeden Morgen den Frühstückskorb zum Rathaus. Ich freute mich schon auf das Wiedersehen mit ihm, aber Jason war leider nicht da. Weil ich unbedingt seine Stimme hören wollte, rief ich ihn in meiner Mittagspause auf seinem Handy an, aber er hob nicht ab. Nach der Arbeit fuhr ich nach Hause und wartete auf seinen Anruf. Wahrscheinlich hat er zu viel Arbeit, vermutete ich. Als er sich am dritten Tag nach unserer gemeinsamen Nacht immer noch nicht meldete, bekam ich es mit der Angst zu tun. Am Anfang dachte ich ihm sei etwas zugestoßen, aber seine Sekretärin versicherte mir, dass es ihm gut gehen würde und er die Leitung des Projektes an seinen Vater übergeben hätte. Dieser Moment hatte etwas Endgültiges. Da wusste ich ganz genau, dass er mich nie wieder sehen will. Die folgenden Wochen waren der blanke Horror. Ich ließ mich gehen, konnte ohne Schlaftabletten nicht mehr schlafen und hatte jede Nacht Alpträume. Earl hat mich einige Male verwarnt, weil ich übernächtigt und unaufmerksam war. Meine Periode blieb aus und Cathie zwang mich zum Arzt zu gehen. Ich hatte ein komisches Gefühl und dann teilte mir der Arzt mit, dass ich im dritten Monat schwanger sei, ich war nicht überrascht, sondern dachte nur an Jason. Auch wenn er abgehauen war, würde ich ihn für immer lieben. Er ist und bleibt die Liebe meines Lebens. Ich bat Cathie niemandem etwas davon zu erzählen und als ich immer runder wurde und meinen Bauch auch nicht mehr gut verstecken konnte, beschloss ich irgendwo ein neues Leben anzufangen. Ich bat Cathie auf mein Haus aufzupassen, hob mein gesamtes Geld ab und packte mit ihrer Hilfe ein paar Habseligkeiten in mein Auto. Ich fuhr einfach drauflos, auf der Suche nach meinem neuen zu Hause. Ich weinte die ganze Zeit, manchmal musste ich anhalten, weil mir meine Tränen die Sicht auf die Straße nahmen.
Ich hatte keine Ahnung wie ich hierhergekommen war, aber ich stand plötzlich vorm Sommerhaus meiner Eltern. Da ich wusste, dass meine Eltern erst wieder nächsten Sommer herkommen würden und hier auch kein Personal lebt, beschloss ich hier zu bleiben. Ich holte den Ersatzschlüssel aus dem Blumentopf, fuhr das Auto in die Garage und betrat das Haus durch die große weißgestrichene Eingangstür. Ich wusste, dass um diese Zeit niemand in diesem Viertel wohnt, deshalb konnte ich problemlos das Licht anmachen. An den verhüllten Möbeln und der dicken Staubschicht war zu erkennen, dass meine Eltern diesen Sommer nicht hier gewesen waren. Ich ging in die Küche, entstaubte die Kaffeemaschine, gerade als ich die Bohnen mahlen wollte, fiel mir ein, dass ich ja garkeinen Kaffee mehr trinken durfte. Also schaltete ich die Kaffeemaschine wieder aus und kochte stattdessen Wasser für etwas Früchtetee. Mit einer Tasse Tee in der Hand, begann ich meinen Rundgang durchs Haus. Es war alles beim Alten geblieben, ich würde nur etwas putzen und ein Kinderzimmer einrichten müssen. Ich richtete mich in meinem alten Zimmer häuslich ein und am nächsten Tag rief ich beim Stromanbieter an und erklärte ihm, dass das Sommerhaus an mich verkauft wurde und deshalb die Rechnungen in Zukunft auf den Namen Michelle Bonner lauteten und auch hierher geschickt werden müssten. Nachdem ich das Haus geputzt hatte, strich ich das Kinderzimmer neu und richtete es babygerecht ein. Ich wurde immer runder und runder. Ich fühlte mich wie ein riesiger Ballon auf Entenbeinen. Als das Gehen immer beschwerlicher wurde, verbrachte ich die letzten warmen Septembernachmittage im Liegestuhl im Garten, immer das Telefon griffbreit, um jederzeit die Rettung anrufen zu können, wenn es so weit ist.
Es war windstill, ich saß gerade mit einer Tasse Tee im Garten, als ich plötzlich ein Rascheln hinter der Hecke hörte. Ist da ein Hund oder eine Katze? Das Rascheln hörte nicht auf. „Komisch“, dachte ich mir. Ich wollte gerade aufstehen, um nachzusehen, was los ist. Dann ging alles sehr schnell. Zwei maskierte Männer sprangen über die Hecke und rannten genau auf mich zu. Ich konnte mich vor Schreck nicht bewegen, aber als ich ihre Waffen sah, bekam ich es mit der Angst zu tun. Es gab nur einen Ausweg. Ich rannte so schnell ich mit meinem dicken Bauch konnte Richtung Gartentor, ans andere Ende des Gartens. Die Männer kamen immer näher. Ich war total erschöpft und wäre fast gestolpert. Mit letzter Kraft öffnete ich das Gartentor und warf einen letzten traurigen Blick in den schönen Garten, da ich nie mehr zurückkehren würde. Ich sah, dass die beiden Männer einfach stehen geblieben waren und sich anschrien. Verstehen, was sie sagten, konnte ich leider nichts. Ich hatte Angst und war verstört. Dann mitten in der Nacht als alles wieder ruhig war, schlich ich zurück ins Haus. Ich packte eine kleine Tasche, holte das Sparbuch aus dem Versteck beim Kamin und stieg in mein Auto. Ich wollte nicht weg, aber es musste sein. Ich wollte wieder zurück nach Beauxville. Dort würden sie mich hoffentlich nicht finden. Auf dem Weg zurück, besorgte ich mir wieder ein neues Handy und eine neue Identität, als Michelle Parker. Meine Ausweise sollten in den nächsten 3 Tagen fertig werden und dann könnte ich sie abholen. Ich hinterließ wieder meine neue Handynummer. Während der Fahrt fragte ich mich die ganze Zeit, wer die Männer waren, und wer sie beauftragt hatte. Für mich kamen nur mein Vater oder Peter in Frage. Zurück in Beauxville, fuhr ich direkt zu Cathie. Sie war verwundert, warum ich plötzlich mitten in der Nacht vor ihrer Haustür stand. Sie bat mich herein und ich erzählte ihr alles. Über meine wahre Identität, meine Familie, Peter und meine Flucht. Sie meinte, ich sollte erst einmal bei ihr wohnen. Ich nahm das Angebot dankend an, aber ich nahm ihr trotzdem das Versprechen ab, niemandem etwas zu sagen. Wir versteckten sofort mein Auto in meiner Garage und holten ein paar Sachen aus meinem Haus. Ich war ihr sehr dankbar, dass ich in ihrem Gästezimmer wohnen durfte. Jetzt war ich nicht mehr allein und hatte keine Geheimnisse mehr vor ihr. Sie erzählte mir, dass sie immer das Gefühl hatte, dass ich ein Geheimnis habe. Aber sie hatte eher an einen Ehemann, als an Eltern, die sie verkauft hatten, gedacht. Sie wollte, dass ich zur Polizei gehe, damit die herausfinden kann, wer die Männer waren. Obwohl ich nicht wusste, wer die waren, konnte ich nicht zur Polizei gehen, weil mich dann sofort meine Eltern oder die Entführer finden würden. Wir beschlossen, dass ich mich erst einmal hier verstecken sollte. Sie machte uns Tee und dann erzählte sie mir von Jason, dass er ein paar Stunden nachdem ich gefahren war, auftauchte und dann niedergeschlagen wieder ging, als sie ihm erzählte, dass ich weg sei, aber Cathie nicht wisse wohin. Sie erzählte mir auch, dass sie ihm nichts vom Baby gesagt hatte. Am liebsten wäre ich sofort zu ihm gefahren und hätte ihm alles erzählt, aber damit hätte ich ihn nur in Gefahr gebracht. Vielleicht waren es ja keine Entführer sondern Mörder. Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn ihm etwas zustoßen würde. Ich liebe ihn über alles. Weiters beschlossen wir, dass es das Beste wäre, wenn ich mich nur mehr auf mein Kind und die Geburt konzentriere und alles andere für eine Weile vergesse. In der darauf folgenden Nacht, schafften wir die Wiege und die wichtigsten Babysachen in Cathie’s Haus. Die nächsten Tage verbrachte ich hauptsächlich auf der Couch, dachte nach, oder kochte für Cathie und mich. Wie hatten die Babymöbel keine Woche zu früh herüber geräumt, denn genau eine Woche nach meiner Rückkehr platzte die Fruchtblase, als ich mir gerade einen kleinen Mitternachtssnack genehmigte. Ich weckte sofort Cathie, dann holte ich meine neuen Papiere und Cathie lud die bereits gepackte Tasche fürs Krankenhaus ins Auto. Dann brachte sie mich in die Geburtenklinik nach Dexterville. Am Anfang hatte ich Angst, dass Jason mich hier finden könnte, aber dann fiel mir ein, dass es für ihn doch garkeinen Grund gäbe hierher zu kommen. Als wir im Krankenhaus ankamen, wurde ich untersucht und mir wurde gesagt, es könne nicht mehr lange dauern, da der Muttermund bereits ein paar Zentimeter offen sei. Man brachte mich in den Kreissaal. Ich flehte Cathie an, sie solle sie doch bitte nicht alleine lassen, aber Cathie schüttelte den Kopf und verschwand ohne ein Wort zu sagen nach draußen. Ich fühlte mich schrecklich einsam und im Stich gelassen. Außer mir war nur eine Hebamme im Saal. Da ging die Tür auf, aber ich sah nicht hin, weil ich dachte, dass der Arzt herein gekommen sei. Ich drehte mich erst um als ich Jason’s Hand auf meiner fühlte. Ich war so froh ihn wieder zu sehen. Ich wartete schon auf seine Vorwürfe, aber er lächelte mich liebevoll an und nahm mich dann in seine Arme. So geborgen hatte ich mich seit jenem Abend vor 9 Monaten nicht mehr gefühlt. Dann überrollte mich die nächste Wehe. Sie war viel stärker als die Vorhergehenden. Ich schrie vor Schmerzen, aber Jason wich nicht von meiner Seite, er hielt die ganze Zeit meine Hand. Der Arzt wurde geholt. Er sprach mit uns über die Geburt. Aber ich verstand nicht, warum er die ganze Zeit von Zwillingen redet. Als ich ihn danach fragte, sah er mich überrascht an und fragte, wann ich das letzte Mal einen Ultraschall machen ließ. Ich antwortete ihm: „Da war ich etwa im 4. Monat!“ Darauf meinte er, dass wir uns keine Sorgen machen müssten, im 4. Monat könne es schon mal vorkommen, dass sich er Arzt irre, was Geschlecht und Anzahl der Babys betrifft. Außerdem sagte er mir, dass es verantwortungslos sei, dass ich nicht zu den anderen Untersuchungen gegangen war, aber zum Glück sei alles in Ordnung. Er fragte mich auch, ob ich Schmerzmittel nehmen möchte. Ich verneinte, weil ich von der Geburt alles mitbekommen und genau fühlen wollte. Nach einer weiteren Stunde war es endlich so weit. Unsere Zwillinge, ein Bub und ein Mädchen erblickten das Licht der Welt. Als mir die Hebamme meine Kinder auf die Brust legte, war das der schönste Moment meines Lebens. Und Jason’s Miene nach zu urteilen, ging es ihm genauso. Nach einer kurzen Untersuchung wurden wir auf unser Zimmer gebracht. Jason wich die ganze Zeit über nicht von meiner Seite, fast so als hätte er Angst, dass ich wieder weglaufen könnte. Kaum waren wir auf meinem Einzelzimmer angekommen, klopfte es an die Tür. Im ersten Moment dachte ich, dass es vielleicht wieder einer der Entführer sein könnte, aber es war nur Cathie. Sie umarmte mich und beglückwünschte uns. Als Jason kurz auf die Toilette verschwand, bedankte ich mich bei Cathie, dass sie Jason angerufen hat. Sie riet mir noch, dass ich ihm alles erzählen sollte und als Jason zurückkam, verabschiedete sie sich wieder. Nun kam der wirklich schwierige Teil. Da ich nicht wusste, wie ich es ihm sagen sollte, erzählte ich ihm einfach alles von Anfang an. Zuerst war er überrascht, dann wütend auf meine Eltern und Peter. Danach meinte er, dass er alles rückgängig machen würde, wenn er könnte, aber andererseits hätte er mich sonst nie kennen gelernt. Er versprach mir, mich und die Babys zu schützen. Dann rief er seinen Vater an und bat ihn herzukommen. Und so lernten unsere Zwillinge gleich ihren Großvater kennen. Sein Vater versprach uns zu helfen. Sie beauftragten sofort eine Detektei und der Familienanwalt sollte prüfen, ob der Vertrag zwischen meinem Vater und Peter überhaupt legal sei. Nach 4 Tagen wurden wir aus dem Krankenhaus entlassen. Cathie holte und ab und brachte die Zwillinge und mich sofort zu Jason nach Hause. Er erwartete und an der großen Eingangstür. Wir umarmten uns stürmisch, dann bat er Cathie kurz auf die Zwillinge aufzupassen, weil er eine Überraschung für mich habe. Er führte mich in den ersten Stock, dort verband er mir die Augen und führe mich weiter. Als er mir die Augenbinde abnahm, standen wir in einem großen, hellen wunderbar eingerichteten Kinderzimmer. Ich war überwältigt. Jason zeigte mir alles ganz genau und dann sagte er mir, dass er alles selbst ausgesucht und gestaltet hätte, während ich im Krankenhaus war. Es war einfach toll, ich fühle mich in seiner Nähe so sicher, wie nie zuvor. Nach einem innigen Kuss gingen wir wieder nach unten, um den Zwillingen und Cathie das Kinderzimmer zu zeigen. Cathie war hellauf begeistert und meine Kleinen schienen sich auch sofort wohl zu fühlen. Am Nachmittag kam Jasons Vater, Jason Senior vorbei, um uns auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen. Der Anwalt hatte herausgefunden, dass der Vertrag zwischen meinem Vater und Peter niemals gültig gewesen sei. Am nächsten Tag rief auch die Detektei an, dass sie eine heiße Spur bis in meine Heimatstadt verfolgen und in den nächsten Wochen einen Bericht zusammenstellen würden. Ich ahnte bereits, dass mein Vater hinter der versuchten Entführung steckte, aber es war trotzdem ein Schock als ich es schwarz auf weiß vor mir liegen hatte. Jason versuchte mich zu trösten. Da wir nun genug Beweise gegen meinen Vater und Peter in der Hand hatten, gingen wir zur örtlichen Polizei. Da Peter bereits in andere illegale Geschäfte verwickelt war und deshalb auch gesucht wird, wurden wir sofort an die ermittelnden Beamten des FBI weitergeleitet. Wir überreichten ihnen unsere bisherigen Ergebnisse und Beweise. Mein Vater wurde sofort verhaftet und da Peter untergetaucht war, wird er nun per internationalen Haftbefehl gesucht. Weil man nicht wusste wie gefährlich Peter wirklich ist, mussten wir vorübergehend in ein Hotel ziehen, wo wir vom FBI bewacht wurden. Nach drei nervenaufreibenden Monaten konnten wir endlich wieder zurück nach Hause, da man Peter in Mexico aufgegriffen und dann nach Amerika ausgeliefert hatte. Bis zu seinem Strafprozess war er wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft geblieben. Eine Woche nachdem wir wieder in unser Haus zurückgekehrt waren, lud mich Jason zu einem Mitternachtspicknick ein. Wir breiteten eine Decke auf dem Boden aus. Damit uns nicht kalt wurde, wickelten wir uns in eine riesengroße Decke. Wie aßen Erdbeeren, tranken Champagner, lagen einfach auf dem Rücken und betrachteten die Sterne. Dann als ich gerade dem ersten Bissen vom Schokotörtchen nehmen wollte, sah ich etwas glitzern und Tatsächlich steckte ein Ring im Sahnehäubchen. Da kniete sich Jason vor mich hin und hielt mit den Worten: „Willst du mir die Ehre erweisen meine Frau und Mutter unserer zukünftigen Kinder zu werden?“
Auf einen solchen Moment hatte ich mein Leben lang gewartet und vor Nervosität brachte ich nur ein leises JA zu Stande. Wir waren überglücklich und liebten uns mitten in unserem wunderschönen Garten. Bis zur Hochzeit würde ich wieder meinen richtigen Namen annehmen und die Anklage wegen Anstiftung zur Urkundenfälschung der falschen Ausweise gegen mich wurde fallen gelassen. Meine Mutter ließ sich scheiden und bekam die Hälfte der Firma. Mein Vater musste seinen Anteil verkaufen, um die hohen Prozesskosten bezahlen zu können. Außerdem muss er für 25 Jahre ins Gefängnis. Da Peter auch noch in illegale Waffengeschäfte mit dem Nahen Osten verwickelt war, wurde er zur Todesstrafe verurteilt und wartet jetzt in seiner Einzelzelle auf seine Hinrichtung. Mittlerweile habe ich mich sehr gut in Jasons Haus eingelebt. Meine Mutter hat die Villa und den Rest der Firma verkauft. Ich habe mich wieder mir ihr versöhnt und jetzt wohnt sie in meinem Häuschen in Beauxville, um näher bei mir und bei den Zwillingen zu sein. Kurz bevor wir unseren Hochzeitstermin bekannt geben wollten, mussten wir wieder umdisponieren, weil ich erneut schwanger bin und nicht als Walross vor den Traumalter treten möchte. Also verlegten wir den Termin vor. Der neue Termin war 9 Wochen später. Die Zeit reichte genau um alles zu organisieren und ein Brautkleid nähen zu lassen. Der große Tag unserer Hochzeit war der schönste Tag meines Lebens. Natürlich zählen als Ausnahmen der Tag, an dem ich Jason um 5 Uhr früh wegen dem Baulärm anschrie und dadurch kennen lernte. Und natürlich der 7. Oktober, weil da die Zwillinge das Licht der Welt erblickten. Jason behauptet immer noch, dass ich im Kreissaal wunderschön gewesen sei, aber das glaube ich ihm immer noch nicht. Auf jeden Fall freuen wir uns wie verrückt auf unsere Flitterwochen und Jason freut sich ganz besonders, dass er jetzt die ganze Schwangerschaft miterleben kann.


1 ½ Jahr später:
Da es ein wunderschön frühlingshafter Sonntag war, beschlossen wir mit unseren Kindern an die frische Luft zu gehen, um die ersten Sonnenstrahlen zu genießen. Während ich Nadine, unsere Jüngste wickelte, warm einpackte und mir mit dem Tragetuch umband, zog Jason die Zwillinge warm an und setzte sie in den Kinderwagen. Nachdem wir unsere Jacken anzogen, öffneten wir die Tür und traten an die frische Luft, genau in die ersten Sonnenstrahlen. Es war ein tolles Gefühl die warmen Strahlen auf dem Gesicht zu spüren. Aber ein noch besseres Gefühl ist es, eine eigene wunderbare Familie und einen liebevollen Mann zu haben, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte.


Ich hoffe Euch hat das Lesen Spaß gemacht! :)

"Buch ist noch nicht fertig geschrieben"
Es fehlen noch eine genauere Einteilung und ein paar Kapiteln, die ich nach und nach ergänzen werde. Ich würde mich sehr über kommentare und verbesserungsvorschläge freuen :)

WEiters wird für Rechtschreibfehler keine Haftung übernommen ;)

Impressum

Texte: christine19
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2012

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