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Prolog
Kapitel 1 Schicksalsschlag
Kapitel 2 Der Kristall


Prolog



In gleichmäßig schnellem Takt schlugen die Hufe auf den harten Boden und schleuderten Staub in die Luft. Der Reiter des Pferdes klammerte sich fest an die Zügel. Als er den Rand eines riesigen Kraters, der wie eine große Narbe in der Landschaft lag, erreichte, zog er kräftig an den Zügeln. Sofort bäumte sich sein Pferd auf und blieb letztendlich stehen. Der Reiter nahm seinen stählernen, golden verzierten Helm ab und ließ ihn neben sich in den Dreck fallen. Der Helm schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Man konnte trotz Dunkelheit gut erkennen, dass dem Reiter fassungsloses Entsetzen ins Gesicht geschrieben war. Wie in Trance stieg er langsam vom Pferd und ging noch ein paar Schritte Richtung Kante. Dann überkam ihn der Schock wie ein schrecklicher Schmerz. Er kniete sich hin und schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich bin zu spät. Ich bin zu spät. Alles ist verloren.« dachte er, während ihm große Tränen über die Wange rollten. Langsam fand er seine Fassung wieder und richtete sich auf. Vor ihm lag eine völlig zerstörte und vom Rauch der vereinzelten, noch brennenden Häuser, umschlossene Stadt. Man konnte noch erahnen, welcher Reichtum diese Stadt geprägt hatte. Doch vom ehemaligen Zentrum des Handels war nun nur noch Asche und Staub übrig. Die einstmals großen Fachwerkhäuser waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die Kirche, deren Turm triumphal die Stadt überragt hatte, war nichts weiter als ein großer Haufen Schutt.
Der Reiter ging am Rand des Kraters entlang, bis er eine Stelle fand, an der er hinabsteigen konnte. Mehrmals rutschte er mit seinen schweren Stiefeln, auf dem Geröll weg, doch konnte sich gerade noch abfangen. Unten angekommen verweilte er einen Moment. Er wollte nicht wahrhaben, dass das alles passiert war. Dann ging er mit langsamen Schritten die Straße hinunter, den Blick starr nach vorn gerichtet. Rund um ihn nur Tod und Zerstörung. Vereinzelt lagen leblose Körper, in deren leeren Blicken sich Angst wieder spiegelte, am Rande der Straße. Angewidert und fassungslos setzte er seinen Weg durch die Stadt fort. Plötzlich hörte er von weitem eine Stimme laut rufen: »Hedaja pass auf, hinter dir!« Erschrocken drehte er sich um.
Das Letzte, was er sah, waren die Umrisse einer großen Kreatur, die direkt vor ihm stand. Dann gab es einen dumpfen Schlag und um ihn wurde es schwarz.


Kapitel 1 Schicksalsschlag




»Was für ein miserables Wetter« sagte sich Arohn leise, als er durch das kleine Küchenfenster den grauen Himmel über Sirag betrachtete. Es war ein regnerischer Abend. Auf den gepflasterten Straßen bildeten sich große Pfützen, in denen man den gleichmäßig fallenden Regen auftreffen sah. Arohn zog die Vorhänge zu und widmete sich nun wieder voll und ganz dem Herd, auf dem eine schmackhafte Schildkrötensuppe vor sich hin köchelte. Die Suppe verbreitete einen Geruch, dass Arohn dass Wasser im Mund zusammenlief. Im Nebenzimmer hockte seine Frau vor einer kleinen, mit Ornamenten verzierten Wiege, die sie in einer ruhigen Bewegung hin und her schaukelte. Dabei summte sie leise, eine sehr entspannende Melodie.
»Sivera! Das Essen ist fertig. Kommst du?« rief Arohn hungrig.
»Psst! Der Kleine ist gerade eingeschlafen. Willst du, dass er wieder aufwacht?« antwortete sie ihm in einem etwas energischen Tonfall. Sie stand langsam auf, strich sich mit einer kurzen Handbewegung ihr langes blondes Haar aus dem Gesicht und beugte sich runter um ihren drei Wochen alten Sohn auf die Stirn zu küssen. Sie richtete sich wieder auf, trat einen Schritt zurück um ihn noch einmal zu betrachten und setzte sich dann zu Arohn an den Tisch. Dieser hatte bereits den kleinen Topf mit der Schildkrötensuppe und einen alten, harten Leib Brot auf den Tisch gestellt und schöpfte bereits die erste große Kelle Suppe in seine Schüssel.
»Ich weiß, es ist nicht viel, aber im Moment laufen die Geschäfte schlecht und auf der Jagd habe ich auch wenig Erfolg« sagte Arohn mit etwas verzweifeltem Blick.
»Ist schon in Ordnung. Ich hoffe, dass es bald wieder besser läuft. In der Zwischenzeit müssen wir eben etwas kürzer treten.« entgegnete ihm Sivera und strich ihm mit ihrer zarten Hand liebevoll über die Wange.
Ahrons treuer Gefährte Calan, ein alter, weiser und starker Wolf, richtete sich von seinem Schlafplatz vor dem Kamin auf, stellte seine grauen Ohren auf und lauschte. »Was ist denn? Hörst du irgendwas?« fragt Ahron, als er ihn sah. Sivera blickte von ihrem Essen auf und lauschte.
»Ja, da ist etwas. Hörst du das auch, Schatz?«
Ahron hatte sich bereits den nächsten Löffel Suppe und ein Stück Brot in den Mund gesteckt. Mit vollem Mund antwortete er ihr: »Was denn? Ich hör nichts.« Er schluckte runter und sperrte die Ohren etwas weiter auf. Da war etwas, doch es klang wie aus weiter Ferne, so dass man nicht erkennen konnte, was es war. »Mhh, das klingt als würde da draußen ein Volksfest stattfinden« setzte er nach kurzem Überlegen hinzu.
»Ein Volksfest? Bei dem Wetter? Und außerdem wüssten wir, wenn es eines geben würde.« entgegnete sie ihm.
»Na dann sind das bestimmt mal wieder unsere Nachbarn. Die haben doch immer etwas zu feiern.« sagte er mit einem kleinen, verschmitzten Grinsen. Doch als er sah, wie nachdenklich seine Frau ins Leere starrte fragte er sie: »Was ist? Machst du dir Sorgen?«.
»Ja, irgendwie hab ich ein schlechtes Gefühl«.
»Soll ich mal nachschauen, damit du nachher beruhigt ins Bett gehen kannst?«
Mit einem kurzen Nicken stimmte sie zu. Arohn legt seinen Löffel und das Brot bei Seite, stand auf und ging zur Garderobe, um sich seine braune Yak-Leder-Jacke vom Haken zu nehmen. Er streifte die Jacke über und richtete den Kragen auf. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich um und gab seiner Frau noch einen flüchtigen Abschiedskuss, dann klinkte er die Tür auf. Man hörte, wie der Regen auf die Pflastersteine vorm Haus prasselte und sah, wie die Regentropfen sich in großen Pfützen vor dem Haus stürzten, um dort kleine runde Kreise z bilden, die kurz darauf wieder verschwanden. Der starke Wind wehte Ahron einen Schwall Regen entgegen, so dass er schon nass war, bevor er das Haus richtig verlassen hatte. Schnell schloss er die Tür, die mit einem leisen Klick-Geräusch ins Schloss fiel. Er war kaum zehn Schritte vom Haus entfernt, als ihm ein Mann in Kapuze mit entsetztem Blick entgegen gerannt kam. Sivera konnte die Szene nur durch das kleine Küchenfenster mit ansehen. Der Mann sah verstört und panisch aus, er zeigte in eine Richtung, aber Sivera konnte nicht sehen was da war, da der Mann in eine Richtung zeigte, die von ihr aus nicht einsehbar war. Wie wild fuchtelte er mit den Armen herum und rannte dann zum Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ahron hastete zurück zum Haus. Mit einem lauten Knall schmiss er die Tür auf. Erschrocken wich sein Wolf, Calan, einen Schritt zurück. Durch den Knall wurde das Baby geweckt und fing an zu schrien. Doch Sivera kümmerte sich in diesem Moment nicht darum, sie wusste, dass etwas passiert sein musste. »Was ist denn los? Ist etwas passiert?« fragte sie ihn ängstlich.
»Ich erkläre dir alles später. Erst mal müssen wir hier weg.«
Verstört sah sie ihn an. »Hier weg? Warum?« Rasch unterbrach er ihre Gedankengänge.
»Komm jetzt wir müssen schnell noch das Nötigste mitnehmen!«. Eilig packten sie etwas Proviant, Wasser und ein paar Decken zusammen. Sivera wickelte, mit zitternden Händen, das noch immer schreiende Baby in ein warmes Tuch und versuchte es mit schaukelnden Bewegungen zu beruhigen. Arohns Blick fiel auf eines der Fenster. Der rot gelbe Schein hatte nichts Gutes zu bedeuten.
Langsam wird's eng. Wir müssen jetzt los. dachte er sich. Er packte Sivera, die grad noch ein paar Sachen zusammen suchte, grob am Arm, woraufhin sie ihn böse ansah und sagte: »Au, du tust mir weh«.
»Es tut mir Leid, wir müssen jetzt los!«. Er machte die Tür auf, doch schloss sie im selben Augenblick wieder und verriegelte sie.
»Verdammt! Es ist zu spät. Sie sind schon da.« fluchte Arohn, in dessen Stimme Verzweiflung mit schwang.
»Wer ist da? Und warum und für was ist es zu spät?« fragte sie ihn mit weit aufgerissenen Augen.
»Die Armee des Dunklen Magiers! Sie haben uns eingekesselt. Es gibt kein Entrinnen mehr.« Sivera sah Ahron verzweifelt nach Antworten suchend an. Calan wurde immer unruhiger und stellte sich vor die Tür, sträubte die Haare und fletschte die Zähne. Schon hämmerte es an die Tür. Mit einer raschen Bewegung warf Arohn den Tisch um und schob ihn vor die Tür. Calan konnte gerade noch beiseite springen. »Das wird sie nicht lange aufhalten« sagte er. »Calan komm her!« Calan drehte sich um, kam an getrottet und setzte sich neben ihn. »Hör mir gut zu. Du musst unseren Sohn hier raus bringen. Schau nicht zurück, wenn du uns verlässt. Das wird heute wohl das letzte Mal sein, dass wir uns sehen alter Freund. Wir waren immer ein gutes Team und ich werde dich nie vergessen. Du bist die einzige Hoffnung für unseren Sohn. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, das konnte ich immer.«
Ihm liefen Tränen übers Gesicht. Arohn hatte wirklich eine enge Bindung zu seinem Wolf. Sie hatten schon viel erlebt, viele Kämpfe bestritten und unzählig Abenteuer bewältigt. Oft sprach er mit ihm als sei er ein Mensch und Calan hörte gespannt zu, als könnte er jedes Wort verstehen, dass Ahron sagte.
Sivera weinte und drückte ihr Kind fest an sich. Sie wollte es nicht hergeben, doch sie wusste, dass dies die einzige Chance war, dass es eine Zukunft bekommen würde. Schweren Herzens übergab sie Arohn das kleine Bündel, bevor sie weinend zusammen sackte und auf die Knie fiel. Ahron legte das kleine zerbrechliche Häufchen Leben vor Calan. Dieser packte die Zipfel des Tuches ganz behutsam mit dem Maul. »Und jetzt geh! Verlasse Tinewa und bring unseren Sohn in Sicherheit.« Ohne großes Zögern gehorchte er dem Befehl, wie man es von ihm gewohnt war. Mit einem gewaltigen Satz sprang er durch eines der Fenster. Klirrend fielen hunderte Glasscherben zu Boden. Im selben Moment splitterte das Holz der Tür. Reflexartig griff Ahron zu seinem langem, schwarzen Schwert. Schon brachen die ersten beiden Scherge des Magiers durch die Tür ins Haus. Zwei blutrünstige und mit Speeren bewaffnete Goblins stürmten auf Arohn zu. Er strecke sie mit zwei gekonnten Hieben nieder. Doch kein Blut tropfte von seiner Klinge, denn es waren Tote, die der böse Zauberer mit Hilfe von schwarzer Magie zurück ins Leben geholt hatte. Wie aus heiterem Himmel packte ihn eine unsichtbare Macht und versetzte ihn in völlige Bewegungsunfähigkeit. Diese Kraft schnürte ihm die Kehle zu, so dass er keine Luft mehr bekam. Die ganze Zeit hatte seine Frau sich in einer Ecke versteckt und leise geschluchzt, doch als sie ihren Mann so sah, nahm sie eines der großen Küchenmesser und sprintete wie eine Besessene auf die Tür zu. Nichts und niemand hatte sie berührt, doch sie sackte tot zusammen, noch bevor sie die Tür erreicht hatte und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Arohn wollte schreien doch seine Kehle war noch immer wie zugeschnürt. Dann wurde sein Sichtfeld immer kleiner bis er das Bewusstsein verlor.

Calan rannte, so schnell er konnte. Als er um eine Ecke bog, wurde er von zwei Kriegern überrascht. Ein mächtiger Schlag mit dem Kriegshammer schleuderte ihn einige Meter weit, dabei verlor er das kleine Bündel mit dem Baby. Schnell rappelte Calan sich wieder auf und schüttelte sich etwas benommen. Aber kurz darauf fand er die Orientierung wieder und konnte mit einem riesigen Sprung, das laut schreiende Bündel erreichen, nur wenige Augenblicke bevor es einer der Männer packen konnte. Die Krieger waren so erstaunt, dass der Wolf nach solch einem Treffer wieder aufstand, dass sie ihm nur starr nach schauten, als er zwischen den Häusern in der Dunkelheit verschwand.
Am Rande des Dorfes, wo die weitreichenden Felder begannen, wandte Calan seinen Blick vom dunklen, ungewissen Weg vor sich und blickte zurück. Was noch vor kurzem seine Heimat gewesen war, mit den kleinen Häuser und Höfe, die sonst so friedlich in mitten von Feldern gelegen hatten, war nun eine Hölle aus Feuer und Rauch geworden. Überall brannten Häuser und immer wieder waren Schreie zu hören, die nach kurzer Zeit wieder verstummten.
Noch immer regnete es, die Wolken verdeckten die Sicht auf den Vollmond, doch der nächtliche Himmel wurde vom Schein des Feuers erhellt, so dass man noch gut die nächsten fünfzig Meter vor sich erkennen konnte. Langsam wandte sich Calan von dem grauenhaften Anblick ab, denn er wusste, dass er nicht lange verweilen durfte, denn der Dunkle Magier würde nicht ruhen, bis er all seine Feinde vernichtet hätte. Trotz der Schnittwunden an seinen Pfoten und der Schnauze, die er sich durch den Fenstersprung zugezogen hatte und der Verletzung durch den harten Treffer kam er gut voran. Vor ihm sah er die Umrisse eines größeren Gebäudes auftauchen. Als er näher kam erkannte er, dass es die alte Mühle war, die etwas vom Dorf entfernt an einem kleinen Bach stand. Er war nicht mehr weit von der kleinen, hölzerne Bogenbrücke, die durch fünf Laternen erhellt wurde, entfernt, als sich ein Mann in schwerer Rüstung, mit Schwert und Schild bewaffnet, in den Weg stellte. Er klappte das Visier seines, mit Federn geschmückten Helms, hoch und sagte mit spöttischem Unterton: »Na, wen haben wir denn da?«. Calan blieb schlagartig stehen und fletschte die Zähne. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Dann ging er auf dem Mann los. Dieser hob sein Schwert um dem Wolf einen Schlag zu versetzen, doch Calan wich geschickt zurück. Dann nutzte er die kurze Zeit, die der Mann brauchte, um sein Schwert für einen weiteren Schlag zu heben. Mit einem mächtigen Sprung krachte er gegen den Schild des Kriegers. Der Mann in seiner schweren unbeweglichen Rüstung verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings in den Bach. Calan rannte sofort, als er die Fassung zurückgewonnen hatte, los. Er musste sich beeilen, denn ein paar Goblins kamen den Weg von der Mühle Richtung Straße entlang gerannt.
Im Rücken hört er den Mann schimpfen: »Du dummes Drecksvieh! Irgendwann kriege ich dich und dann zahl ich dir das heim.«
Langsam wurde die Silhouette verschwommener, bis sie nicht mehr zu sehen war. Nun war Calan wieder umschlossen vom Schwarz der Nacht.
Keine Pause legte er mehr ein. Er lief weiter und weiter über die riesigen Felder, bis er den Wald von Ascan erreichte. Auch hier wagte er nicht zu verweilen und ging unbeirrt seinen Weg voran. Immer wieder peitschten ihm Äste ins Gesicht, doch das ignorierte er komplett. Nach einiger Zeit wurde der Wald lichter und niedriger, auch die Bäume waren nun andere. Der Boden wurde immer sandiger und Calan brauchte viel Kraft um schnell voran kommen zu können. Er wusste, dass er der Avana Wüste immer näher kam. Schließlich hatte er auch die letzten Bäume hinter sich gelassen. Die Gegend, die vor ihm lag war nun bis auf ein paar vereinzelt und vertrocknet in der Gegend stehende Büsche, kahl. Doch Wind und Sand hatten bizarre Säulen aus Stein geschaffen, die hier wie Kakteen aus dem Sand wuchsen. Kurz verschnaufte Calan und schaut sich um, dann lief er in einem etwas langsameren Tempo weiter. Nach mehr als einer Stunde anstrengendem Marsch durch die Wüste, traf er auf einem vor ihm im Sand liegende Säule. Er war da, wo er vorerst hin wollte. In einer der alten Ruinen in der Wüste, in der er früher mit Ahron Schutz vor Sandstürmen gesucht hatte. Er sprang über die Säule und schlich an den hohen Wänden der Ruine entlang. Er fand einen Eingang und begab sich ins Innere. Er ging unter einer schrägen Säule hindurch. Kurz darauf endete der Gang in einem kleinen Raum. In der hintersten Ecke legte er das Baby ab. Es war eingeschlafen. Dann fiel auch er vollkommen erschöpft auf die Seite. Er legte seinen buschigen grauen Schwanz schützend und wärmend um das Kind. Er leckte kurz seine Wunden und nach einem letzten prüfenden Blick schloss er die Augen und war sofort eingeschlafen.


Kapitel 2 Der Kristall




So, was hab ich noch alles auf der Liste stehen? ...mhhhh... rote Feuerbuschfrüchte, Teufelsgewürz, Tigerkirschen und Sandvipernereier. Die Tigerkirschen und die Feuerbuschfrüchte hab ich schon, fehlen nur noch die Sandvipernereier und das Teufelsgewürz. Die Eier werde ich zuerst besorgen, die finde ich sicher in einer der Ruinen, etwas weiter südöstlich der Stadt. Ich glaube ich reite über das "Tal der schwarzen Wasser". Ich habe schon so manche Geschichte über diese Wasserfälle mit ihrem pechschwarzen Wasser gehört. Ich bin gespannt wie viel Wahrheit in ihnen steckt. Wenn ich schon immer all diese Spezialitäten für den König zusammensuchen muss, dann will ich wenigstens auch was von der Welt sehen.
Er verstaute die Liste, in einer seiner, aus Leder gefertigten Taschen. Auf die Tasche war ein Emblem gestickt. Es zeigte einen kleinen Mensch der sein Schild gegen den feurigen Atem eines Drachen erhebt. Nachdem er nochmals überprüft hatte, ob er auch alle wichtigen Utensilien für die Reise dabei hatte, ging er vom Wirtshaus "Zur Goldenen Lanze" in Richtung der Stallanlagen, vorbei am kunstvoll verzierten Brunnen, dessen Wasser einen, durch sein gleichmäßiges Plätschern und Rauschen, in tiefe Erholung fließen ließ. Er schlich hinten um die Stallungen herum und schaute dann vorsichtig um die Ecke. Nicht weit von ihm stand ein junger Mann, der ihm den Rücken zugedreht hatte. Mit Schwung schaufelte er Mist in einen Karren. »Hallo Mars.«
Erschrocken drehte der Mann sich um. »Ach du bist's Sias! Musst du mich denn so erschrecken? Kann ich irgendetwas für dich tun? Aber sag jetzt nicht, dass ich wieder eine dieser hübschen Bauernmädchen für dich ansprechen und sie fragen soll, ob sie mit dir Essen gehen will. Das war einfach zu peinlich.«
»Nein. Nein.« entgegnete er ihm kopfschüttelnd. »Eigentlich möchte ich nur meinen treuen Gefährten abholen. Der König hat mich mal wieder auf die Reise geschickt, damit er sich dann den Bauch mit allen möglichen Köstlichkeit voll schlagen kann.«
»Oh! Na dann komm mit. Dein Freund ist gleich da vorn im Stall«
Sie schritten an den breiten mit Stroh ausgelegten Boxen entlang. Jede war mit einem kleinen metallenen Namensschild versehen. Sias las sich die Schilder durch und dachte im Kopf: Hier nicht, das auch nicht, Shadow, das ist es, hier sind wir richtig.
Mars öffnete die Box. »Hey du siehst aber gut aus« sagte Sias zu Shadow. Mars antwortete ihm mit einem Lächeln auf den Lippen: »Ja, während du weg warst, hab ich ihn gut gepflegt. Er ist auch gerade frisch gebürstet worden.«
»Danke Mars. Hier, deine 500 Kupfer.«
»Nichts zu danken. Immer wieder gerne« sagte Mars und grinste ihn an. »Das mit dem Sattel schaffst du selbst, oder? Ich muss nämlich noch einige Boxen ausmisten.« fragte er ihn und verzog dabei das Gesicht zu einer Grimasse.
»Klar, dass ist etwas was ich gerade noch selbst schaffe.«
»Gut. Man sieht sich.«
»Bis bald. Und vielleicht könntest du dann nochmal eines der Mädchen für mich ansprechen«
»Jaja. Wenn du mich gut bezahlst, komm ich auf dein Angebot zurück.« sagte er lächelnd und eilte dann straffen Schrittes hin fort. Mit einer geübten Handbewegung sattelte Sias sanft seinen Schimmel und strich ihm über das Fell. »Lang nicht mehr gesehen alter Kumpel.« Shadow schnaubt kurz.
Sias trat in den Steigbügel und stemmte sich hoch, bis er im Sattel saß. Das ist mir auch schon mal leichter gefallen bemerkte er. Er nahm die Zügel in die Hand und stieß seinem Pferd sanft mit den Stiefeln in die Seite, sofort fing es an sich in langsamen Trab vorwärts zu bewegen. Sias ritt vorbei am bunten Marktreiben und zum mächtigen und prunkvollen Westtor hinaus. Die zwei großen steinernen Stauen, welche ein Abbild der großen Helden dieser Stadt darstellten und links und rechts vom Tor den Weg säumten, sahen ihm stumm nach, als er über die Zugbrücke ritt und im Wald verschwand.
Kaum war der Weg frei gab er seinem Pferd die Sporen. Das Geräusch der auf den Boden treffenden Hufe des Pferdes versetzten Sias in eine entspannenden, tranceartigen Zustand. Es dauerte nicht lang, da endete der Wald und eine weite, grasbedeckte Ebene tat sich vor ihm auf. Eine warme Brise blies über die Ebene und versetzte das Gras in wallende Bewegung. Am Horizont waren schemenhaft bereits die senkrechten Wände des "Tals der Schwarzen Wasser" zu erkennen. Je näher Sias kam, desto größer schienen diese zu werden. Schließlich erreichte er den Eingang in das schmale, lange Tal. Er zog ein wenig an den Zügeln und Shadow wurde langsamer. Staunend ritt er zwischen den beiden links und rechts neben ihm aufragend Wände hinein. Sie waren viel Höher als er erwartet hatte. Anfangs war der Weg recht beschwerlich, da sich der tosende, schwarze Bach und der Weg den schmalen Ausgang aus dem Tal teilen mussten. Nach ein paar hundert Meter über Stock und Stein am Rande des schäumenden Baches wurde das Tal immer breiter, der Weg ebener und er kam wieder besser voran. Dann erblickte er die links und rechts ins Tal stürzenden Wasserfälle, die schwarz in der Sonne glänzten. Dieses Naturschauspiel zauberte ihm ein Lächeln auf das Gesicht.
»Ich habe schon viel über dieses Tal gehört, aber ich hätte nie im Leben daran geglaubt das es so atemberaubend ist.« sagte Sias und klopfte seinem Schimmel leicht auf den Hals. Er war so fasziniert davon, dass er vergaß auf den Weg vor sich zu achten. Erschrocken drehte er sich um, als vor ihm eine Stimme rief: »Hey! Hey! Junger Mann. Lassen sie sich nicht so ablenken, sie hätten mich beinahe um geritten.« Sias stoppte sein Pferd und stieg ab.
Der kleine, alte Mann mit seinem Stock und einem langem, grauem Bart stand noch immer mit düsterer Miene am Rand des Weges. »Entschuldigen Sie vielmals! Ich war nur so fasziniert von diesen Wasserfällen. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«

»Bei mir ist alles in Ordnung. Ich kann froh sein das ich noch so flinke Beine habe.« Nach einer kurzen Bedenktpause fügte er hinzu: »Ich kann dich gut verstehen. Ich bin selbst immer wieder begeistert und das, obwohl ich schon seit über 40 Jahren jeden Tag hier bin.«
»Jeden Tag?« fragte Sias mit ungläubigem Staunen.
»Ja. Ich lebe hier und erforsche diese Fälle. Wusstest du, dass die schwarze Farbe des Wasser vom sehr seltenen Permietkirstallen stammt? Man sagt ihnen nach, dass sie heilende Kräfte besäßen. Aber ich halte dies für Aberglauben. Noch konnte ich nichts der gleichen Beweisen. Wenn du mich über den Bergpfad da drüben zur oberen Kante der Schlucht bringst, dann schenke ich dir einen solchen Kristall.«
Der alte Mann deutete auf einen sehr schmalen Pfad, der sich am Rand der Schlucht an der Wand empor schlängelte.
»Ich bin einverstanden, ich muss sowieso diesen Pfad nehmen.« antwortete ihm Sias. Er half dem Mann, auf den Sattel zu kommen und führte dann sein Pferd an den Zügeln durch den Bach, auf die andere Seite, wo der Bergpfad begann. Der Pfad ist aber wirklich schmal Hoffentlich ist Shadow schwindelfrei. dachte sich Sias und verzog das Gesicht zu einem kleinen Lächeln. Zwischen der, links neben ihnen, steil in die Höhe ragenden Felswand und dem rechts gelegenen Abgrund war oft nicht mehr als eineinhalb Meter. Er wusste, dass man sich hier keinen Fehltritt leisten durfte und führte sein Pferd mit dem Mann auf dem Rücken sehr vorsichtig.
Sie waren schon ein gutes Stück voran gekommen und waren hinter mehreren Wasserfällen hindurchgegangen. Jedes mal bekamen sie einen kühlenden Schwall Nebel ab. Sias hielt einen Moment inne und betrachte die wunderschöne Natur, welche vor ihm in der Schlucht lag. Der Bach schlängelte sich durch das Tal wie eine große schwarze Schlange. Immer wenn er auf ein Hindernis traf machte er eine Biegung. Links und rechts war der Bach von großen alten Bäumen gesäumt. Aber auch kleine Büsche mit roten Beeren wuchsen an seinen Ufern.
Plötzlich huschte ein Schatten an seinem linken Bein vorbei. Erst dachte er, er habe sich den Schatten eingebildet, doch als er sich umdrehte erblickte er eine kleine, weiße, schnell vorwärts kriechende Schlange. Als er versuchte sie mit einer Handbewegung zu verscheuchen, fühlte sich die Schlange bedroht. Sie schoss mit weit geöffnetem Maul und ausgefahrenen Giftzähnen vor, doch Sias konnte im letzten Moment noch seine Hand wegziehen. Erst jetzt war die Schlange ins Sichtfeld des Pferdes geraten. Sofort wurde es unruhig und begann mit den Hufen auf den Boden zu trampeln, dann bäumte es sich auf und warf den, auf seinem Rücken sitzenden Mann ab. Sias musste mit ansehen, wie der alte Mann an der Kante zum Abgrund landete und sich gerade noch an einem Stein fest klammern konnte. Sias fasste nun wieder einen klaren Gedanken, er musste die Zügel packen und Shadow wieder beruhigen. Doch dies war leichter gesagt als getan. Die Zügel schlenkerten wild in der Gegend herum. Schließlich erwichte er sie und zog daran, aber anstatt, dass sich Shadow beruhigte stieß er Sias mit einer Kopfbewegung an die Felswand. Kurz verlor er die Orientierung. Was er dann sah, hätte er sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorgestellt. Der Boden unter den Hufen des Schimmels bekam Risse und gab schließlich unter der Last nach. Wie in Zeitlupe beobachtete er, wie die Beine des Tieres ihren Halt verloren und der ganze Körper begann in die Tiefe zu sacken. Mit weit geöffneten Augen hockte er an der Felswand und konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Er wollte schreien, doch kein einziger Laut kam aus seinem Mund. Stille umgab seinen Geist. Alles was er hörte war sein Herzschlag. Es kam ihm vor als würde sein Herz jeden Moment in tausend Stücke zerspringen wollen. Schwer atmend saß er nun da.

Allein.

Wie aus weiter Ferne vernahm er eine krächzende Stimme. Am Anfang leise, dann immer weiter zu ihm vordringend. Erst jetzt realisierte er, dass sich der Alte noch immer in Lebensgefahr befand. Er richtete sich auf und schob sich an der Stelle des Absturzes vorbei. Als er ins Tal hinab sah, konnte er den leblosen Körper seines so treuen Begleiters sehen und Tränen schossen ihm in die Augen. Er wendete kurz den Blick ab, aber er wusste, dass er jetzt nicht zusammenbrechen durfte. Das Einzige was in diesem Moment zählte, war es den alten Mann retten. Nicht noch jemand sollte wegen mir sterben müssen. Auf Knien in Richtung Kante kriechend rief er dem Greis zu: »Halten sie durch. Ich werde ihnen helfen.« Er packte ihn am Arm und zog so kräftig er konnte. Es war schwerer als gedacht, doch als der Mann ein Bein über die Kante hob, gab es einen Ruck und beide landeten an der Wand. Schockiert stellte Sias fest, dass der alte Mann unerwartet zu lachen begann. »Das war vielleicht knapp, solch ein Abenteuer gab es bei mir schon lang nicht mehr. Aber glücklicher Weise hast du mich gerettet.«
»Was heißt hier Abenteuer? Mein Pferd ist gerade in den Tod gestürzt und lachst weil du endlich mal wieder etwas spannendes erlebt hast« schrien ihn Sias entrüstet an.
Sias stand auf und ging mit entschlossenen Schritten den Weg hinab. Der Mann rief ihm hinterher: »Hey! Du kannst mich doch nicht einfach hier so sitzen lassen!«.
»Doch kann ich wohl. Das ist ja schließlich alles nur ein großes, tolles Abenteuer für dich. Für mich nicht! Gerade ist mein treuester Wegbegleiter gestorben. Das ist für mich Realität und nicht irgendein Abenteuer.«
»Ist ja gut. Es tut mir Leid. Kannst du mir nun helfen zurück in meine Hütte zu kommen?«
»Lauf doch selbst!«
»Würde ich ja gern, leider habe ich mir bei meinem Sturz das Bein gebrochen.«
»Und? Es kommt bestimmt bald jemand vorbei der dir helfen wird.«
»Hier kommt nie jemand vorbei.«
»Ist das mein Problem? Du wirst das wohl irgendwie schaffen.«
»Wohl kaum, aber wenn du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, dass ich hier oben ganz allein vor mich hin vegetiere und von Hunger und Durst zugrunde gehe, bis die Aasgeier mir das tote Fleisch von den Knochen nagen, dann geh nur.«
Sias blieb stehen, nach kurzem Bedenken drehte er sich um und ging zurück. »Kannst du aufstehen?«
»Nein.«
»Dann ist die einzige Lösung, dass ich dich auf dem Rücken ins Tal schleppe.«
Schweigend stimmte der Alte mit einem Nicken zu. Sias ging wieder zurück, hievte den alten Mann hoch und nahm ihn auf den Rücken. Stets darauf bedacht nicht in die Tiefe zu schauen. Dann ging er schweigend und schweren Schrittes talwärts.
Der Weg bergab zog sich in die Länge. Sias musste einige Pausen einlegen, denn der Alte schien mit jedem Schritt, den er machte, schwerer zu werden. Hinzu kamen die schrecklichen Bilder des Absturzes, die immer wieder vor seinem inneren Auge aufblitzten hinzu. Völlig außer Atem und schweißgebadet erreichte er den Bach. Er setzte den alten Mann auf einen großen, vom Wasser und Wind geformten Stein ab und ging ein paar Schritte tief in den Bach. Mit der hohlen Hand schöpfte er sich Wasser ins Gesicht und lies es kühlend über die Unterarme laufen. gedankenversunken blickte er bachaufwärts, bis ihm die Bilder vom Absturz und Vorstellung seines toten Freundes überkamen. Er wandte das Gesicht Richtung Bach und starrte einfach nur vor sich hin. Tränen liefen ihm über das Gesicht und tropften von seiner Wange in den Bach, wo sie kleine Ringe bildeten, die durch die Strömung schnell wieder verschwanden. Hinter ihm ertönt die heißere Stimme des Alten: »Wie lange brauchst du denn? Geht’s endlich weiter?«
»Hör auf zu nörgeln, sonst trage ich dich den Berg wieder hoch und lass dich dort verrotten.«
»Ja, Ja! Ist schon gut. Ich bin schon ruhig.«
Sias wichte sich die Tränen aus den Augen, drehte sich um und trat zu dem Mann. »Wir können weiter.« Sias nahm den Alten wieder auf den Rücken und ging los. »Wie weit ist es eigentlich noch?« fragte Sias.
»Nicht mehr weit. Nach der Biegung da vorn werden wir schon meine Hütte sehen können.«
Langsam, aber stetig, ging es über Stock und Stein. Noch bevor sie die Biegung erreicht hatten, tauchte auf der linken Seite, am gegenüberliegenden Ufer des Baches, der tote Körper des Pferdes auf, der zum Teil unter Felsen begraben war. Bei diesem Anblick zuckte Sias zusammen und blieb stehen. Ein schrecklicher seelischer Schmerz tat sich in ihm auf. Er fühlte sich plötzlich völlig kraftlos und begann zu zittern. Als sich sein Magen verkrampfte und ihm schlecht wurde wandte er sich ab. Tränen tropften vor ihm auf den Boden. Er schnieft kurz und setzte seinen Weg mit gesenktem Blick fort. Der Alte auf seinem Rücken schaut noch einmal zurück und betrachtete den Kadaver ohne jegliche Regung. Erst als sie um die Biegung kamen richtete er den Blick wieder nach vorn.
Nach etlichen Kilometern, die Sias wie eine Ewigkeit vorkamen tauchte vor ihnen eine kleine, alte und etwas labil aussehende Hütte zwischen großen, steinalten Kiefern auf. Sie war nur etwas zehn Schritte vom Bach entfernt. Als sie die Tür erreichten lies Sias ein schweres Seufzen heraus.
Von wegen „gleich hinter der Biegung“. Das halbe Tal hab ich ihn entlang geschleppt. Brummte Sias in sich hinein.
Knarrend öffnete sich die Tür als der Alte auf seinen Stock gestützt, ins Haus humpelte. Als Sias eintrat knarrten unter seinem Gewicht die alten, ausgetretenen Dielen. Im Inneren des Hauses war es stickig und muffig. An den Wänden hingen verschiedenste Gegenstände, eine Schaufel, eine Spitzhacke und ein großes, grobes Sieb. Über dem kleinen Kamin, in der hinteren linken Ecke, thronte ein mächtiges Geweih an der Wand. Die Stühle, die um einen eckigen Esstisch standen, waren abgesessen und sahen nicht besonders vertrauen erregend aus.
Der Alte legte ein paar Scheite in den Herd und begann damit, das Abendessen zu zubereiten. Er bat Sias ein wenig Holz hacken zu gehen. »Du musst wissen, in diesem Tal werden die Nächte sehr kalt, egal ob Sommer oder Winter. Nachts strömt eiskalte Luft von den weiter nördlich gelegenen Gletschern durch das Tal.« Sias nickt nur zustimmend und verließ die Hütte.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief durch. Er schaute sich um, doch konnte nichts zum Hacken finden. Auf der Rückseite der Hütte entdeckte er schließlich den Hackstock und eine schwere, einschneidige Axt. Er stellte das erste Holz auf und schmiegte die Finger um den hölzernen Griff. Er holte aus und traf den Holzklotz genau in der Mitte, doch der Hieb hatte ihn nur bis zur Hälfte spalten können. Nach ein paar Versuchen gab der Klotz schließlich nach. Wut stieg in Sias auf, nicht wegen den Versuchen, die er gebraucht hatte um das Holz klein zu bekommen, sondern ihn hatte die Erinnerung dieses Nachmittags, die er eine Weile verdrängt hatte, wieder eingeholt. Immer heftiger holte er aus. Immer härter trafen seine Schläge auf das Holz und spaltete es mit einem Hieb. Seine Wut, auf sich selbst und den Rest der Welt stieg immer mehr. Auf sich selbst war am meisten wütend. Immer wieder machte er sich Vorwürfe. Warum hab ich nichts getan? Ich hätte meinen Freund doch retten müssen.
Das Gefühl der Hilflosigkeit, welches er im Moment des Absturzes erlebt hatte, kam in ihm hoch. Noch einmal hole er aus. Mit voller Wucht durchschlug die Axt den Holzklotz und blieb tief im Hackstocks stecken. Mit aller Kraft versuchte Sias die Axt wieder heraus zu ziehen. Doch nichts rührte sich. Plötzlich rutschte der Stiel aus dem Schafft. Sias fiel nach hinten und landete im Dreck. »Scheiße!« rief er laut. Den Stiel, den er noch immer in der Hand heilt, warf er im hohen Boden weg. Frustriert und verärgert nahm er das bereits gehackte Holz und schritt zurück ins Haus.
Voll Wut schmiss er die Tür hinter sich zu und lies die Holzscheite neben dem Herd auf den Boden fallen. Erschrocken und verwundert schaute der Alte von einer grünlich gelben Suppe, die in einem kleinen gusseisernen Topf mit einem Holzgriff auf dem Herd vor sich hin köchelte, hoch. Er drehte sich herum und blickte zu Sias, der sich einen Stuhl geholt hatte und mit den Ellenbogen auf den Knien vor dem Kamin saß. Dann wendete er sich wieder um, rührte nochmals um und nahm den Topf vom Herd. Er stellte ihn auf dem Tisch ab. Während er Holzschüsseln aus einem Schrank holte, sagte er in ruhigem Ton zu Sias: »Komm! Das Essen ist fertig. Nimm einen Happen, dann wird es dir wieder etwas besser gehen.« Sias drehte sich auf seinem Stuhl um und nahm den Holzlöffel, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er schöpfte einen Löffel Suppe in seinen Mund. Sofort verzog er, vor Ekel, das Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen schluckte er es herab. »Was ist das? Das ist total abscheulich.«
»Das ist also der Dank dafür, dass ich dich bei mir beherberge und dir zu Essen gebe?« Gerade wollte Sias ihm etwas entgegnen, als ihn der Alte unterbrach: »Ach ja, das ist übrigens Rattenschwanz-Waldpilz-Suppe.« Sias der vom Hunger getrieben schon den nächsten Löffel Suppe in den Mund gesteckt hatte, prustete diese sofort heraus als er vom Inhalt erfuhr.
»Das ist ja ekelhaft. Wie kannst du mir sowas servieren?«
»Hör auf zu motzen und iss. Das war alles was ich noch im Haus hatte. Aber wenn du gerne hungern möchtest, dann lass die Suppe einfach stehen.« Etwas mürrisch nahm Sias seinen Löffel wieder in die Hand und schlürfte tapfer seine Suppe. Beide schwiegen, bis sie ihre Mahlzeit beendet hatten. Nach dem beide wenigstens den gröbsten Hunger gestillt hatten, begann der Alte ein Gespräch: »Mir fällt gerade ein, dass ich mich noch nicht einmal vorgestellt hatte. Mein Name ist Brannos. Wie ich schon erwähnt hatte, lebe und arbeite ich hier schon seit über 40 Jahren. Wie ist eigentlich dein Name? Und was hat dich überhaupt in dieses Tal hier geführt?«
»Ich heiße Sias. Eigentlich war ich nur auf der Durchreise in die Avana Wüste. Hätte ich doch nur den kurzen, aber langweiligen Weg genommen. Aber ich musste ja unbedingt noch einen Abstecher in dieses verfluchte Tal hier machen. Und jetzt so was.« sagte er mit zittriger Stimme.
»Warum willst du überhaupt in diese Wüste? Da gibt es doch nichts weiter als Sand, Sand und ein paar Felsbrocken?«
»Es gibt dort alte Ruinen und ich weis, dass ich dort die Sandviperneier finden werde, die ich suche.«
»Sandviperneier?« fragte der Alte mit verblüfften Gesicht. »Die sind doch nicht einmal schmackhafter als normale Hühnereier. Außerdem sind sie viel kleiner und schwer zu finden. Warum machst du dir also den weiten Weg dort hin, wegen ein paar Eiern?«
»Ja dem bin ich mir bewusst. Aber ich bin ein Bediensteter des Königs und muss in seinem Auftrag die verschiedensten Spezialitäten zusammensuchen.«
»Ach so jetzt versteh ich. Ein Bediensteter des Königs verirrt sich in mein Tal, welch seltenes Vergnügen. Sonst werde ich nur von seinen Steuereintreibern aufgesucht.« Brannos, nahm einen Stock, stand mühsam auf und ging zu seinem Bett hinüber. Er lies sich rückwärts auf die Pritsche fallen und langte mit der Hand darunter. Als er sie wieder hervor zog, hielt er eine große Runde Karaffe in der Hand.
»Was ist das?« fragte Sias.
»Das? Ach das ist nur meine kleine Notreserve an selbst gebranntem Schnaps. Er ist mit dem schwarzen Wasser, aus diesem Tal gemacht und hat eine heilende Wirkung auf den Geist.« sagte Brannos mit einem verschmitzten Lächeln und zwinkerte Sias zu. Er versuchte sich aufzurichten, doch schaffte es nicht. »Kannst du mir kurz helfen? Der Tag heute hat so seine Spuren hinterlassen.«
Sias stand auf und trat zu Brannos ans Bett. Er streckte ihm den Arm aus und half ihm wieder auf die Beine. Als sie wieder am Tisch saßen, schenkte Brannos Sias einen kräftigen Schluck Selbstgebrannten in seinen Becher. Sias setzte an und verzog das Gesicht, als das Gebräu seinen Gaumen berührte. Er hustete: »Ohh! Das Zeug ist echt hart. Wie viel Prozent hat das?«
»Keine Ahnung. Ich schätze so um die fünfzig.«
Sias setzten den Becher wieder an und leerte ihn in einem Zug. Etwas angewidert schüttelte er den Kopf, dann stellte er den Becher wieder vor Brannos.
»Noch einen! Bitte!«
So sollte es den ganzen Abend lang gehen. Ab und zu trank auch der Alte noch einen mit, doch den Großteil der Flasche trank Sias allein. »Komm, einen....einen kannst du mir noch geben, wir sind doch.....Freunde.« sagte er lallend.
»Es tut mir Leid, aber du hast die ganze Flasche geleert. Außerdem denke ich, dass das für heute genügen sollte. Dir wird auch so morgen der Schädel brummen.« Brannos nahm seine Krücken und stand auf und stellte die leere Flasche ins Regal. Auch Sias versuchte aufzustehen, doch betrunken wie er war, verlor er das Gleichgewicht, taumelte zur Seite, wobei er den Stuhl, auf dem er gesessen hatte um schmiss und fiel dann kopfüber ins Bett.
»Na toll. Jetzt darf ich vor dem Kamin auf dem Boden schlafen.« murmelte Brannos leise in seinen grauen Bart. Er nahm ein Schaffell legte es auf die Dielen vor dem Kamin und machte es sich darauf bequem. Sias bekam von alledem nichts mehr mit, denn er war sofort eingeschlafen, als er ins Bett gefallen war. Auch Brannos dachte nur kurz über den heutigen Tag und seine Ereignisse nach, bis in die Müdigkeit in den Schlaf hinübergleiten lies.

Doch die Nacht wurde nicht so erholsam wie erhofft. Mitten im Tiefschlaf weckte ihn das laute Knarren und Quietschen der Tür. Mühsam öffnete er seine Augen. In der Hütte war es stock duster. Er schaute nach rechts zur Tür hinüber. Sie stand offen. Sofort wurde er wacher und sah sich mit klopfendem Herz um. Doch niemand war zu sehen. Als seine Blicke das Bett trafen, stellte er fest, dass Sias verschwunden war. Mit Mühe und Not drückte er sich am neben ihm stehenden Stuhl empor. Er schnappte sich seinen Stock und humpelt zur Eingangstür hinaus. Der am klaren Nachthimmel leuchtende Halbmond spendete ein wenig Licht. Brannos überlegte kurz, wohin Sias verschwunden sein könnte, doch dann wurde ihm klar wo er war. Langsam ging er bachabwärts, bis er um die Biegung kam. Von dort konnte er bereits erkennen, dass Sias, den toten Körper seines Pferdes fest umklammernd, am Bach lag. Als Brannos näher kam, hörte er wie Sias unverständlich vor sich hin murmelte.
»Alles in Ordnung bei dir? Was machst du hier?« Als Sias ihm nicht antwortete, sondern weiter vor sich hin schluchzte sagte er: »Komm wieder mit ins Haus, sonst wirst du noch krank.«
»Lebe bitte lebe. Mach deine Augen wieder auf. Hast du gehört, hör auf damit und komm wieder zurück. Ich brauche dich« schluchzte Sias. Während seiner Worte rieb er den Kristall, den er von Brannos bekommen hatte, über das Fell des Tieres.
Aber nichts geschah.
Brannos packte ihn sanft an der Schulter. »Es tut mir Leid, aber dein Freund wird nicht zurück kommen. Ich sagte doch, dass es nur eine Legende ist. Du brauchst etwas Schlaf. Komm!« sagte der Alte mit ruhiger Stimme. »Nein! Nein!« schrie Sias und schüttelte die Hand des Alten ab. Wütend stand er auf, holte weit aus und warf den Kristall mit roher Gewalt auf einem vor ihm liegenden Felsen. Der Kristall zersplitterte in tausende Teile. »Du verfluchter Stein! Du verfluchter alter Mann! Lass mich in Ruhe!« Brannos trat ein paar Schritte zurück, um nicht von Sias, der die Arme wie wild geworden umher wirbelte, getroffen zu werden. Als er sich wieder beruhigt hatte, kniete er sich wieder neben den Kadaver verschränkte die Arme und legte den Kopf darauf. Er fing an Wörter einer fremden Sprache aufzusagen.
»Deratium merte narus...« Sias stimme wurde immer leiser, so dass Brannos nichts mehr Verstehen konnte.
Während er die Wort sprach, begannen die Splitter des Kristalls plötzlich an leicht zu glühen. Sias bekam nichts davon mit, doch Brannos Augen weiteten sich und er trat furchterfüllt ein paar Schritte zurück. Sias stimme Schwoll wieder an: »....fenerma benos pelia.«
Plötzlich fing auch der Bach an zu leuchten. Das Licht wand sich wie eine Schlange durch das Tal, die Wasserfälle hinauf und hüllte schließlich alles in ein unheimliches weißes Glühen. Nun hatte auch Sias dieses Phänomen nicht mehr übersehen können. Erschrocken sprang er auf und ging rasch rückwärts, dabei stolperte er über einen Stein und fiel Brannos direkt vor die Füße. Beide schlossen die Augen, da das Licht mittlerweile so hell war, dass es in den Augen weh tat, wenn man hinein sah.
Vor Aufregung und Angst zitternd saß Sias auf dem harten steinigen Boden. Er war sich sicher, dass für ihn nun das letzte Stündchen geschlagen habe. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch nach einem hellen Lichtblitz, war es sofort wieder stock dunkel. Sie öffneten ihre Augen, waren aber wie blind, da sich ihr Augen erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen mussten. Völlig unerwartet tauchte vor Sias eine Schnauze aus der Dunkelheit auf. Schnaubend stieß sie ihm leicht gegen die Wange. Sias blinzelte, noch immer konnte er nicht viel erkennen, aber langsam wurden die Konturen vor ihm klarer.
Wie ein Blitz traf ihn die Erkenntnis. Als hätte ihn etwas gebissen sprang er auf. Nun konnte er klar erkennen was sich vor ihm zeigte, es war sein treuer Gefährte, sein Schimmel, Shadow. Du lebst! Du lebst! dachte sich Sias freudestrahlend und viel ihm um den Hals. Wieder rannen Tränen über seine Wangen, doch diesmal waren es Freudentränen. Brannos, der sich noch immer die Augen rieb, schaute auf. Völlig überrascht und an seinem Verstand zweifelnd rieb er sich nochmals die Augen. Als er sich davon überzeugt hatte, dass ihn seine Augen nicht trübten, stand er mit weitgeöffneten Mund da. Auf einmal machte sein Kreislauf, auf Grund der Aufregung schlapp und er kippte bewusstlos um.


Als er wieder zu Bewusstsein kam, war es finster um ihn. Kein Mond und keine Glühenden Bäche. Als er sich umsah, stellte er fest, dass er in seiner Hütte im Bett lag.
Puh! Das war alles nur ein Traum. dachte er. Brannos schaute auf. Der Platz vor dem Kamin war leer.
War das alles doch kein Traum gewesen? Er stand auf, nahm seinen Krückstock und humpelte aus dem Haus. Niemand zu sehn, kein laut durchdrang das Dunkel der Nacht.
Doch da. Ein leises Schnauben. Vorsichtig schlich Brannos um eine Ecke der Hütte. Wieder war es ihm, als würde er träumen. Da lag tatsächlich, das Pferd, was er erst gestern, mit eigenen Augen, einen Abhang hatte hinabstürzen sehen und schlief seelenruhig. Und neben ihm sein Herr, Sias, der sich mit einer Decke an den warmen Körper des Pferdes geschmiegt hatte. Voller Aufregung, Erstaunen und Ungläubigkeit, schüttelte er den Kopf und hinkte zurück ins Haus. Noch lange lag er mit offenen Augen im Bett und dachte über die Geschehnisse des letzten Tages und dieser Nacht nach Bis ihn schließlich doch die Müdigkeit übermannte.
Die Sonne warf bereits ihre ersten Strahlen durch das Fenster, als Brannos durch lautes Klopfen wach wurde. Müden Blickes blinzelte er zur Tür heraus. Er ging um die Hütte herum und traf auf Sias, der, als er ihn bemerkte, die schwere Axt in den Hackstock rammte.
»Na gut geschlafen?« fragte er Brannos.
»Naja wie man‘s nimmt. Du hast mich schließlich mit deinem Lärm aus dem Schlaf gerissen.« antwortete er ihm und klopfte Sias dabei sanft auf die Schulter. Aber dafür hab ich jetzt genug Kleinholz für den nächsten Winter. Ich danke dir.«
»Du brauchst dich nicht zu bedanken, schließlich lebt Shadow wegen dir und deinen alten "Sagen" und wegen deinem Schnaps, sonst wäre ich nie auf solch eine Idee gekommen.«
»Eins musst du mir verraten. Was war das für Wörter, die du da gesagt hast und was sollen sie bedeuten?«
»Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer« sagte Sias und zuckte mit den Schultern. »Wie meinst du das?«
»Ich hab keine Ahnung was gestern eigentlich los war? Das einzige woran ich mich erinnere ist, dass ich mit dir ein paar Gläser getrunken habe. Was dann geschah weiß ich nicht. Shadow war tot und heute Morgen bin ich neben ihm aufgewacht als wäre nie etwas gewesen. Ich bin ja so froh, dass es ihm wieder gut geht.«
Brannos hob die Augenbrauen. »Du kannst an rein gar nichts erinnern?«
»Nein.«
»Tztztz.« Brannos schüttelte den Kopf. »Gut, ich werde dir die ganze Geschichte erzählen.«
Sias zog die Axt aus dem Hackstock und bat Brannos einen Platz an, dann ließ er sich neben ihm im Gras nieder. Gespannt hörte er zu, während Brannos von den Geschehnissen der letzten Nacht berichtete.
Sias schaut zu Shadow hinüber, der genüsslich auf der Wiese am Bach graste.
» Das ist alles so…« Sias rang nach Worten.
»Unglaublich?« ergänzte ihn Brannos.
»Ja, unglaublich.«
»In der Tat das ist es. Und scheinbar hast dir Shadow, das alles zu verdanken. Wenn ich nur alles gehört hätte, was du vor dich hin gemurmelt hast. Man könnte so vielen Menschen helfen.«
»Ich werde versuchen herauszufinden was sich dahinter verbirgt«
»Gut. Aber sein bloß Vorsichtig. Es könnte dich in große Gefahr bringen. Diese Worte haben Macht und es gibt immer jemanden der eine solche Macht gern besitzen möchte und missbrauchen könnte. Das ganze hier sollte unser Geheimnis bleiben.«
»Ich werde mir deine Worte merken und schweigen wie ein Grab.«
Gedanken versunken sah Sias zu Shadow hinüber, der genüsslich am Bach graste.
Dann wandte er sich wieder an Brannos und sprach: »Ich glaube ich muss langsam weiter. Ich habe schon einen ganzen Tag verloren und da ich nun eine Umweg reiten werde, wird mich das noch mehr Zeit kosten.«
»Gut. Ich wünsche dir eine gute und unbeschadete Reise.«
»Auch wenn ich dich Anfangs wegen deiner Reaktion verabscheut und gehasst hatte, habe ich dich alten Kauz mittlerweile ins Herz geschlossen.«
»Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Meine Reaktion war unangemessen.«
Sias bedankte sich noch einmal und ging dann zu seinem Schimmel, trat in einen der Steigbügel und schwang sich auf Shadow's Rücken. Erst jetzt viel sein Blick auf den neben ihm verlaufenden Bach. Er war nicht mehr schwarz, sondern glasklar.
»Brannos komm mal schnell her!« rief er aufgeregt.
Brannos kam an gehumpelt. »Was ist denn?«
»Schau! Das Wasser ist nicht mehr schwarz.«
»Ohh das ist wirklich seltsam. Äußerst interessant. Vermutlich wurden gestern alle Kristalle verbraucht. Um etwas wieder zum Leben zu erwecken scheint es enorme Kraft zu brauchen. Ich werde das beobachten und dich informieren, sobald sich was tut.«
»Danke sehr nett. Und sobald ich etwas herausgefunden habe und den Text weiter komplettiert habe, schreib ich dir.«
»Das ist sehr nett. Danke.« antwortete Brannos und machte eine kurze Verbeugung.
»Da sieht man's mal wieder, vierzig Jahre lebst du schon hier und trotzdem gibt es immer wieder eine Überraschung.«
»Du sagst es. Deshalb liebe ich dieses Tal, es birgt noch immer Geheimnisse, auch wenn man schon ewig in ihm wohnt.« erwiderte Brannos und grinsten ihn an.
»Wie machst du das mit Essen, jetzt wo du wegen des Beines nicht mehr Jagen kannst?« fragt Sias ihn.
»Mach dir keine Sorgen. Bis ich wieder gesund bin werde ich mir ein paar Fische angeln. Außerdem kommt einmal pro Woche ein fahrender Händler vorbei.«
»Gut, dann brauch ich mir ja keine Sorgen machen. Lebewohl! Und denk daran, man sieht sich immer zwei mal im Leben.«
»Ja, mit Sicherheit. Auf Wiedersehen. Und vergiss den „alten Kauz“ in diesem Tal nicht.«
Sias stieß Shadow sanft in die Seite. Sofort setzte er sich in Bewegung.
Sie ritten den Schmalen Pfad am Fluss entlang, vorbei an der Stelle an der leblose Körper gelegen hatte. Beim Anblick lief Sias ein kalter Schauer über den Rücken. Sie ließen den Abzweig zum schmalen und gefährlichen Bergpfad und den engen Taleingang hinter sich.
Endlich wieder weites Land und nicht diese hohen , bedrückenden Felswände. dachte Sias
Noch einmal schaute er zurück, dann richtete er wieder den Blick auf den Weg vor ihm und gab Shadow die Sporen.

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Tag der Veröffentlichung: 20.08.2009

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