Cover

Chrissy Franz, getauft als Christina Franz, wurde am 01.08.1995 geboren. Sie lebt in Hessen. Zurzeit besucht die noch die Fachhochschule, möchte gerne dann ein Jahr im Ausland leben und später das Studium als Grundschullehrerin antreten.
Seit es die Twilight Saga gibt, liest sie die Bücher und schaut deren Filme. Da sie unbedingt wissen wollte, wie es nach Breaking Dawn weiter gehen würde, hat sie sich selbst an den Schreibtisch gesetzt und ihre eigene Version der Fortsetzung geschrieben.

Sie wünscht euch viel Spaß bei ihrem ersten Buch Bis(s) die erste Kerze brennt


"So mancher sagt, die Welt vergeht in Feuer, so mancher sagt, in Eis. Nach dem, was ich von Lust gekostet, halt ich's mit denen, die das Feuer vorziehn. Doch müsst sie zweimal untergehen, kenn ich den Hass wohl gut genug, zu wissen, dass für die Zerstörung Eis auch bestens ist und sicher reicht.
So wilde Freude nimmt ein wildes Ende und stirbt im höchsten Sieg, wie Feuer und Pulver im Kusse sich verzehrt."


(Bella in Eclipse & New Moon)




Der Tag war endlich da. Monatelang hatte ich bedenken um diesen einen Tag.Ich lag ganz ruhig in meinem Bett. Ich atmete tief ein. Ich hielt einen kurzen Moment die Luft an und schaute auf meinen Nachttisch, auf das Bild vom letzten Monat in Brasilien. Meine Mutter, mein Vater und ich waren zu sehen.
Ich stieß meinen Atem wieder aus und sprach ganz leise: "Ich bin Renesmeè Carlie Cullen, ich bin eineinhalb Jahre alt, sehe aus wie eine Fünfzehnjährige, meine Familie besteht aus Vampiren, heute ist der 01.08.2014, der Vater meines besten Freundes heiratet heute.
Ich muss ins Reservat…
Ich bin ein Halbvampir…!"



Ich war noch nie im Reservat. Obwohl ich so viel Zeit mit Jake verbrachte, war ich noch nie in diesem Gebiet. Es kam in meinen Lebenszeiten nicht einmal zu Wort, bis diese Einladung im Briefkasten lag. Jake sagt, es wäre besser, wenn ich nicht in das Gebiet kommen würde. Es wäre einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Aber heute ist es soweit. Heute. Billy und Sue. Vor einem halben Jahr kamen sie zusammen. Sue hatte davor sehr viel Zeit mit Charlie verbracht. Aber mehr weiß ich auch nicht. Ich bekomme nicht allzu viel mit.
Minuten vergingen, bis ich endlich aus meinem Bett stieg und mich ins Badezimmer zurückzog. Ich spürte schon, dass jemand vor der Tür stand.
„Remesmeè, wir sind jetzt da, wenn du fertig bist, kannst du kommen, wir warten in deinem Zimmer auf dich.“ Rosalies Stimme klang etwas besorgt. Ist aber auch kein Wunder, so wie sie sich immer Sorgen um alles macht.
Als ich in mein Zimmer kam, warteten Rose und Alice schon mit der Kosmetikausrüstung auf mich. Ganz brav setzte ich mich auf den Stuhl, vor meinen Spiegel. Es dauerte nicht lange, da sah ich mich schon fertig. Es gab kaum einen Unterschied zu sehen, aber ich wollte ihnen jetzt nicht die Freude daran verderben. Ich bin ja froh, dass sie mich nicht komplett verändert haben.
„Das Beste darf natürlich nicht fehlen“, sagte Alice. „Das Kleid“.
Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Ich achtete gar nicht auf das Kleid, geschweige denn auf die Farbe. Ohne einen Ton von mir zu geben, zog ich es an. Ich schaute mich im Spiegel an und konnte sogar ein kleines Lachen hervor bringen.
„Ich freue mich auf heute“, sagte ich ganz leise. Die Blicke von beiden blieben ausdruckslos.
„Alice, Rosalie, Renesmeè kommt ihr?“
Die Stimme von meinem Vater. Ich lief ganz schnell zu ihnen. Da standen sie schon in Anzügen und Kleidern. Meine Mutter, mein Vater, Carlise, Esme, Emmett und Jasper.
„Wo ist Jake?“, fragte ich.
„Er ist schon in der Kirche, er musste noch Vorbereitungen erledigen“, antwortete mein Vater.
Ich schaute leicht enttäuscht zu Boden. Ich wollte ihn doch bei mir haben, wenn ich die Kirche betrat.
Mit drei Autos fuhren wir los. Die Fahrt kam mir viel zu kurz vor, um über mein Auftreten nachzudenken. Laut meiner Familie bin ich zurückhaltend, schüchtern, brav. Aber sie wissen nicht, was ich schon alles erlebt habe. Es war schwer, aber ich fand die Tricks heraus, spielte mit meinem Verhalten, gab vor eine andere Person zu sein. Ich wollte frei sein. Wenn meine Eltern das wüssten. Ich habe das Vertrauen missbraucht. Aber ich wollte etwas erleben, jahrelang nur unter Schutz gestanden. Sie würden es verstehen, wenn ich es ihnen erzählen würde.
Denke ich jedenfalls.
Das einzig Gute ist, das meine Mutter rund um die Uhr ein Schutzschild um mich errichtet hat, damit ich meine Privatsphäre habe. Mein Vater wüsste sonst einfach viel zu viel.
Das Auto hielt an. Ich sah die kleine Kirche, abseits von den Bewohnern. Sie sah so leer aus, aber ich spürte die Herzschläge jede einzelnen. Ich lief hinter meiner Mutter her. Carlise war ganz vorne und öffnete die große Tür. Der Duft von Blut strömte mir durch den Körper. Aber es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte. Nach den Angaben von Jasper, sollte es wie ein Schlag durchs Herz sein. Ich brachte ein kleines Lächeln hervor.
Wir liefen durch die Kirche. Alle Blicke fielen auf uns, als würde die Braut mit ihrem weißen Kleid erscheinen. Ich schaute auf den Boden, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, genauer in die einzelnen Gesichter zu schauen.
Auf der rechten Seite sah ich alte und junge Menschen, Frauen, Männer und sie. Claire. Ich habe sie nur einmal gesehen, als sie mit Emily zum Bäcker ging.
Emily.
Wir haben in letzter viel telefoniert, aber immer nur, wenn Sam nicht in der Nähe war. Ich war dafür. Sie sollte einfach nicht in irgendwelche Schwierigkeiten deswegen kommen. Ich sah sie nicht. Wo war Emily? Mein Blick blieb bei jemanden stehen. Ich hörte seine Gedanken. Ich wusste wer es war. Sam. 5 Monate nach meiner Geburt lief ich durch den Wald. Jagen mit Emmett.
Dort sah ich ihn. Diesen großen, schwarzen Wolf, wie er auf mich herab sah. Es war wie ein Schlag in meinem Kopf. Die eine Seite sagte lauf weg, die andere sagte bleib hier. Ich war total verwirrt, wusste nicht was ich machen sollte. Ich hörte eine Stimme, wusste aber nicht vorher sie kam, bis ich verstand, dass sie von ihm kam. Ich fand keinen Reim darauf, habe mir wochenlang den Kopf darüber zerbrochen. Wie konnte es nur sein? Warum konnte ich Gedanken lesen und warum ausgerechnet von ihm? Warum er? Warum kein anderer? Ich habe niemanden davon erzählt, nicht mal Jake. Aber Sam wusste er. In dem Moment, wo er dachte, dass ich die Zerstörerin seines Rudels sei, blickte ich zu Boden und nickte. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, da war er schon fort. Ich hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen, bis jetzt.
Wir waren in unserer Reihe angekommen, die für uns reserviert war. Carlise, Esme, Emmett und Rosalie setzten sich in die hintere Reihe. Alice, Jasper und Edward in die Vordere. Ich stand noch mit meiner Mutter. Sie schaute nach vorne zum Altar, wo ich nun auch Leah, Billy und Charlie entdeckte. Meine Mutter lief zum Altar. Ich lief ihr wie ein kleiner Hund hinterher. Sie ging geradewegs auf Charlie zu und umarmte ihn.
Die beiden zu sehen, ist einfach schön, die Vertrautheit, einfach alles.
„Wie geht es dir Bella?“
„Gut, mir geht es wirklich gut. Ich freue mich so, dich wieder zu sehen.“
„Ich freue mich auch, mein Schatz“. Er ließ sie los und schaut zu mir.
„Und du mein Engel. Du siehst wirklich schön aus, wundert mich das du diesmal nicht gewachsen bist.“
Ich sprang Charlie in die Arme.
„Ich habe dich vermisst Opa“, sagte ich.
„Ich dich natürlich auch Renesmeè“, antwortete Charlie.
Ich drehte mich zu Billy um.
„Billy, alles, alles Gute zur Hochzeit. Ich freue mich für dich und wünsche dir viel Glück. Aber nicht das Sue sich am Ende doch wieder für Charlie entschiedet“, sagte ich lachend.
Die Blicke von ihnen wurden ernst, zum anderen überrascht. Ich räusperte mich.
„Ich bin schon still“, sagte ich grinsend.
„Wo ist Jake?“, fragte ich Billy.
„Er ist noch bei Sue, müsste aber jeden Moment kommen“, antwortete er.
Ich lächelte etwas. Mein Blick wanderte weiter. Ich schaute zum Altar, dann zu den Fensterbildern, bis mein Blick sich wieder auf das Rudel richtete. Unsere Blicke waren ausdruckslos. Ohne Bedeutung. Ich schaute mir jeden einzelnen genau an und keiner brach den Blickkontakt ab. Ich kannte keinen von ihnen, zwar hat mir Jake die Namen aufgezählt, konnte sie aber nicht zuordnen, bis auf Sam. Ein Junge mit Locken schaute mich von oben bis unten an. Wollte der mich jetzt etwa bewerten? Mein Blick wurde ernster und wütender. Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter um, sie sich noch mit Charlie unterhielt.
In dem Moment kam Seth von der Seitentür hinein. Er brachte einen kalten Windstoß mit sich. Als er mich sah, grinste er schon. Ich lief lächelnd zu ihm und umarmte ihn.
„Nessie, habe schon gedachte du kneifst“, sagte er lachend.
„Wo denkst du hin, ich doch nicht“, antwortete ich lachend zurück.
„Uhhh, schön dich mal so hübsch angezogen zu sehen, gefällt mir“.
„Willst du mir damit etwa sagen, ich bin sonst nicht schön angezogen?“
Ich schaute ihn prüfend an. Doch lange konnte ich es nicht durchhalten, da verfielen wir in ein Gelächter.
„Ach, du bist mir schon einer Seth“.
„Haste hier schon Bekanntschaften gemacht Nessie?“, fragte er neugierig.
„Ja klar, ich doch immer. Habe mich schon jedem brav vorgestellt“, antwortete ich und tippte dabei mir meinem Zeigefinger an den Kopf. Seth lächelte und schüttelte dabei den Kopf.
Die Tür öffnete sich wieder und Jake stand davor.
„Frauen…, können sich aber auch nicht entscheiden“, brachte er schnaufend heraus.
Ich fing an zu lachen.
„Bist ja offensichtlich nichts gewohnt mein Lieber“.
Er lächelte mir zu.
„Hätte jetzt keine andere Antwort von dir erwartet Nessie“, sagte Jake.
Er nahm mich am Arm und zog mich zu sich. Er klammerte sich mit beiden Armen um mich.
„Haste schon nach mir gefragt?“, fragte er grinsend.
„Ehm… nein, warum sollte ich?“, fragte ich unschuldig.
Er lächelt mich immer noch an, bis ich mich aus seiner Klammer befreite. Jake übertreibt es manchmal. Ich habe ihn zwar schon echt gerne und ich weiß auch von der Prägung, aber ich möchte ihn lieber als meinen besten Freund behalten. Als ich vor ein paar Wochen davon erfuhr, wollte ich die Tage erst mal alleine sein, um darüber nachzudenken. Viele Gespräche wurden ausgetauscht, bis sich das Puzzle in meinem Kopf vervollständigte. Jake und ich fingen wieder an, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Naja, er kann ja auch nicht anders, aber ichwollte ihn auch nicht verlieren. Er ist mir einfach zu wichtig dafür.
Ich setzte mich neben meinen Vater in die Reihe. Jake hatte seinen Platz ganz vorne, in der ersten Reihe mit Seth. Es war mir bewusst, er würde nicht mit dem anderen Rudel zusammen sitzen. Offensichtlich waren sie bei mir immer noch nicht ganz sicher. Mein Blick fiel wieder zu Sam. Ich wollte das doch alles gar nicht, aber ich kann es nicht ändern, jedenfalls im Moment noch nicht.
Meine Mutter setzte sich nun neben mich und lächelte mich an.
„Ist noch alles in Ordnung Liebes?“, fragte sie besorgt
„Ja, alles in Ordnung Mama“, antwortete ich.
Die Seitentür wurde schon wieder geöffnet. Wer konnte das jetzt noch sein? Da sah ich sie. Emily.
Sie sah wunderschön aus. Ihr Kleid war dunkelblau und knielang. Sie lief schon Richtung Sam, als sie mich erblickte. Ich lächelte mir zu. Sie zeigte auch mich und gab dann einen Daumen hoch. Ich verdrehte die Augen und lächelte zurück. Sie setzte sich neben Sam, der nur verwirrend durch die Gegend sah. Seine Gedanken waren durcheinander, bis die Musik endlich anfing zu spielen. Alle standen auf und drehten sich zur Eingangstür der Kirche. Da war sie, lief langsam durch den Gang, damit sie nicht hinfiel. Ihre Schleppe war so lang, das sie fast den halben Gang bedeckte.
Da stand sie nun neben Billy, Händchenhaltend und voller Glück. Die Zeremonie dauerte eine Stunde, bis das Ja Wort fiel. Sie küssten sich leidenschaftlich und alle klatschten in die Hände. Stimmen durchströmten den Raum. Jeder bewegte sich zu seinem Platz weg und beglückwünschte das Ehepaar.
„Wartet, bevor ich es vergesse, ich muss ja noch den Brautstrauß werfen“, warf Sue ein.
Frauen versammelten sich in einem Kreis. Ich kannte kaum welche, nur Emily und Rachel.
„Renesmeè, was stehst du noch hier, ab in den Kreis“, rief Emmett mir lachend zu.
Ich schaute Emmett wütend an und schüttelte den Kopf. Er kam zu mir und schob mich Richtung Kreis. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, ohne Erfolg.
„Nein, lass mich, ich bin doch noch gar keine 18“, versuchte ich einzuwerfen.
„Das zählt nicht bei dir. Komm jetzt keine Scheu, ab mit dir.“
Ich war nun im Kreis angekommen und alle hatten den Blick auf mich gerichtet. Ich drehte mich wütend zu Emmett um.
„Danke Emmett“, flüsterte ich ihm zu.
Stille kehre in der Kirche ein.
„Okay, seid ihr bereit?“, fragte Sue.
Sie drehte sich um und wartete einen kurzen Augenblick. Emily war zu mir gekommen, sie stand nun direkt neben mir. Sie lächelte mich an. In dem Moment flog der Blumenstrauß in die Luft überflog die erste Reihe, die sich kreischend in die Höhe schwang. Aber hoffnungslos.
Ich sah die Blumen schon genau vor mir. Sie flogen direkt auf mich. Nein bitte nicht, dachte ich mir nur.
„Fang ihn Nessie“, rief Emily mir zu.
Ich schüttelte den Kopf.
„Oh nein, nein, nein, nein, nein“, rief ich.
Ich schaute zu Emily, packte ihren Arm und zog sie vor mich. In dem Moment flog der Strauß direkt geben ihren Körper und fiel ihr in die Hände.
Alle schauten verwirrt zu uns.
„Emily hat ihn gefangen“, sagte ich und schaute dabei quer durch die Kirche.
Emily fing an du lachen und schüttelte dabei nur den Kopf.
„Nessie, du bist echt ein Angsthase.“
Ich reagierte nicht darauf, ich klatschte einfach nur mit den anderen in die Hände.
Ich lief schnell zu meiner Familie, die mich nur lachend ansah.
Wir marschierten hinter den anderen aus der Seitentür raus. Hinter der Kirche waren Stühle und Tische, die mit weißen Tischdecken bedeckt waren.
„Es gibt Kaffee und Kuchen, ihr könnt euch bedienen“, sagte Sue.
Die Leute liefen zu den Tellern und nahmen sich ein, zwei oder drei Stücke Kuchen. Waren die etwa alle so hungrig? Mit verblüfften die Augen schauten sie auf die einzelnen Torten. Alice und Rosalie setzten sich als erstes an einen Tisch, der mitten in der Menschenmenge stand.
„Möchtest du auch etwas vom Kuchen haben?“, fragte Jake mich, der nun neben mir stand.
Ich schaute ihn herzlich an und legte den Kopf etwas zur Seite.
„Nein, aber das weißt du doch“, antwortete ich ihm.
„Na, man kann es ja nochmal versuchen, Meinungen ändern sich.“
Ich lächelte ihn an und wir setzten uns zusammen an einen Tisch, neben dem von meiner Familie.
Er schaute mich an.
„Iss ruhig“, sagte ich lachend.
Da nahm er schon das erste Stück Schokoladentorte auf die Gabel und steckte es sich in den Mund.
Ich habe kaum anderen beim Essen zugesehen. Da meine Familie keine menschliche Nahrung zu sich nimmt, hatte ich damit noch nicht allzu viel zu tun. Ich esse zwar auch gelegentlich etwas, aber es schmeckt mir nicht besonders. Ich bevorzuge noch Blut. Mein Vater kocht mir immer etwas und hofft, dass ich es zu mir nehme. Damit er seine ganze Arbeit nicht umsonst gemacht hat, probiere ich immer ein Stück. Ich schaute durch die Menge. Genüsslich saßen sie alle ihren Tischen und genießen das Essen und Trinken. Seth kam um mich herum und setzte sich neben mich. Ich lächelte ihn an und sah seine drei Stücke Kuchen auf dem Teller. Ich schaute ihn erstaunt an.
„Schaffst du das denn alles überhaupt?“, fragte ich ihn grinsend.
„ Klar, wer groß und stark werden will muss essen“, entgegnete er mir.
Ich fing an zu lachen.
„Ich weiß zwar nicht allzu viel über Essen, aber ich weiß, dass dieses Zuckerzeug kaum deinen Körper anregen wird, höchstens in die Breite. Aber du kannst es ja vertragen“, antwortete ich ihm.
Seth lachte mit und schob sich das nächste Stück Kuchen in den Mund. Ich drehte mich nach links um und sah ihn wieder, den Junge mit den lockigen Haaren, wie er mich beobachtet.
„Wer ist das?“, fragte ich im Flüsterton und legte dabei meinen Kopf nach links.
„Das ist Quil“, antwortete Jake.
„Quil? Ist das nicht einer deinen besten Freunde?“, fragte ich ihn.
Er lächelte mich betrügt an und ich verstand. Es war wieder ein Schlag durchs Herz. Diese Stimme in meinem Kopf, die mir sagt: Du bist daran schuld, es ist alles deine Schuld.


Ich blickte zu Boden.
„Zerbreche dir darüber jetzt nicht den Kopf Nessie. Er weiß wie ich fühle und denke. Er wird es verstehen, glaube mir“.
Jakes Stimme klang aufrichtig. Vielleicht sollte ich mir doch nicht so viele Gedanken darum machen.
Ich stand auf und überlegte.
„Ich gehe vielleicht doch mal bei den Kuchen vorbei schauen, bin gleich wieder da“, sagte ich zu den beiden.
Ich ging Richtung Kuchentheke. Ich entdeckte eine Erdbeertorte. Ich mochte Erdbeeren sehr gerne. Es war eines der Lebensmittel, die mir ganz gut schmeckten. Ich nahm mir einen Teller und legte mir ein Stück darauf. Ich wollte mich schon umdrehen um zurück zum Tisch laufen, da fiel mir ein, dass ich die Gabel vergessen hatte. Ich drehte mich zurück, in die andere Richtung und knallte mit jemand zusammen. Mein Erdbeerkuchen kippte über und landete direkt auf dem Anzug des Jungen. Voller Panik ließ ich den Teller fallen, der auch dem Boden in kleine Stücke zerbrach. Der Junge schaute mich wütend an.
„Omg, es tut mir so Leid“, sagte ich verzweifelt und versuchte mit meiner Hand den Erdbeerkuchenfleck von seinem weißen Hemd zu bekommen.
„Fass mich nicht an!“, rief er .
Erschrocken schaute ich ihn an. Ich ging ein Stück zurück.
„Es war doch keine Absicht, du musst nicht gleich so wütend werden“, sagte ich.
Er schaute mich immer noch wütend an und versuchte mit einer Servierte den Kuchenfleck von seinem Hemd zubekommen.
Ich holte eine zweite Servierte und hielt sie ihm hin.
„Hier, nimm die, die andere ist ja schon dreckig“.
Er reagierte nicht darauf. Ich versuchte ihm die andere aus der Hand zu nehmen, da wurde er noch aggressiver.
„Ich habe gesagt, fass mich nicht an!“
Jetzt hatte er seine Servierte auf den Boden geworden und kam mit wütenden Schritten in meine Richtung.
„Verstehst du mich irgendwie nicht. Soll ich lieber auf einem Kleinkindniveau zu dir sprechen, damit du mich verstehst! Das bist du doch oder?“
Jetzt wurde er nicht nur wütend, sondern auch noch auch noch frech.
„Ich sehe du bist ziemlich aufgebracht, aber deswegen musst du mich jetzt nicht beleidigen!“
Langsam fing ich auch an wütend zu werden. Was glaubte er wer er überhaupt ist und was er sich hier erlauben kann?
„Die Wahrheit ist also heut zu Tage eine Beleidigung?“
Er fing an zu lachen.
„Weißt du was, du bist so lächerlich. So jemand wie du zu sein, findest du das nicht peinlich?“
Er schaute mich ernst an. Jetzt machte er mich aggressiv.
„Tzzz, was erlaubst du dir eigentlich?“
Ich kam jetzt so nah an ihn ran, dass kaum Luft zwischen uns war.
„Whoa, ganz ruhig hier.“
Jake war nun gekommen und stellte sich zwischen uns beide.
„Oh, wer hätte jetzt gedacht, dass du hier als erstes auftauchst. Spielst du dich jetzt wieder den Helden Jacob?“
„Ich versuche hier eine Eskalation zu verhindern Embry“, sagte Jake mit einem ernsten Ton zu ihm.
Embry? War das nicht der andere beste Freund von Jake. Wenn ich mich richtig erinnere, kennen sie sich schon seit sie klein sind. Da war es schon wieder, dieses Gefühl. Es ist schon wieder meine Schuld, hätte ich nur mit dem Kuchen besser aufgepasst, jetzt streitet sich Jake auch noch mit ihm.
„Bitte, hört auf euch zu streiten. Jake bitte.“
Flehend sah ich ihn an.
„Nessie, ich will nicht, dass du so behandelt wirst“, antworte er.
„Nessie, ich will nicht, dass du so behandelt wirst. Wenn ich das schon höre wird mir schlecht!“, entgegnete Embry genervt.
„Gibt’s hier irgendwas, was du jetzt noch sagen möchtest?“, fragte Jake.
Doch Embry schüttelte nur enttäuscht den Kopf.
„Was ist nur aus dir geworden, das du dich selbst noch erkennst!“, rief Embry
Er drehte sich um und ging in das Häuschen nebenan.
„Jake, hör auch damit, ich möchte nicht, dass du dich als wegen mir, gegen deine Freunde stellst“, sagte ich mit ruhiger Stimme.
„Er darf dich nicht so behandeln, er weiß auch gar nicht, was er mir damit antut.“
Jake drehte sich zum Häuschen, wo Embry drin verschwand. Betrübt hob ich die Scherben vom Boden auf.
„Pass auf, damit du dich nicht daran verletzt“, sagte Jake.
In mir fing es an zu brodeln und ich merkte, wie die aggressive Seite sich wieder in den Vordergrund stellte.
Ich stellte mich nun wieder auf und schaute Jake ernst in die Augen.
„Jacob! Siehst du das, das kommt dabei auch rau. Immer willst du mich schützen. Ich komme auch alleine zurecht, ich brauche nicht immer jemanden, der mir etwas sagt. Ich muss selbst wissen, wo meine Grenzen sind, sonst erfahre ich es nie. Also bitte, mich dich nicht als in meine Tatsachen ein!“
Ich drehte mich um und lief nach draußen.
„Nessie!“
Jake rief mir hinterher, aber ich reagierte nicht. Ich lief einfach weiter.
Als ich draußen auf dem Hof der Kirche angekommen war, setzte ich mich auf den hinteren Mauernrand. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Warum muss denn immer alles schief laufen, kann nicht einmal etwas richtig funktionieren. Ich bin gerade mal 2 Stunden hier und schon passieren Dinge, die andere innerhalb von 2 Jahren erleben. Wenn überhaupt. Ich schaute auf die abgelegene Straße. Niemand war zu sehen, außer… Ich spürte jemanden, seinen Herzschlag. Ich drehte mich nicht um. Ich blieb ganz ruhig sitzen, also würde ich nichts hören.
„Ist es nicht so bei Vampiren, dass sie andere hören, wenn sie einem zu nahe sind?“
Ich kannte seine Stimme nicht. Wer war das?
„Oder ist das bei dir anders, da du nur ein Halbvampir bist?“
Ich räusperte mich.
„Nur? Was soll das denn bitte bedeuteten?“, sagte ich in einem genervten Ton, ohne mich dabei um zudrehen.
„War ja klar, dass du das in den falschen Hals bekommst. Ich wollte damit jetzt nichts gegen dich sagen, falls du das denkst.“
Im Klang seiner Stimme fand ich etwas Aufrichtiges. Ich drehte mich um. Es war Quil, der mit hochgezogenen Augenbrauen mich ansah. Sein ausdrucksloser Mund verwandelte sich in ein kleines Lächeln.
„Du hier? Bei mir? Damit hätte ich wohl wirklich nicht gerechnet? Was willst du, mich auch verspotten? Nein danke, kein Interesse!“
„Nein, ich bin nicht deswegen hier, ich wollte schauen wie es dir geht“, antwortete er.
Ich schaute ihn mit großen Augen an.
„Das klang ja schon fast aufrichtig, was soll das?“, fragte ich ihn.
„Ich habe dich heute schon eine Weile beobachtet. Ich glaube du denkst einfach zu viel nach. Du versuchst offensichtlich alles richtig zu machen, verlierst aber gerade total den Überblick darüber. Du musst dir überhaupt keine Mühe geben, vor allem nicht bei Embry. Jeder hat sich schon eine Meinung über dich gebildet, die sich teilweise auch nicht verändert, wenn sie dich sehen. Sie müssen aus freien Stücken sich um entscheiden. Da kannst du nichts dran ändern“, antwortete Quil.
„Und du, wie denkst du über mich?“
Er schaute mir direkt in die Augen und sagte: „Ich glaube ohne dich, wäre nichts einfacher, eher komplizierter.“
Er lachte und ich verstand nicht was er meinte.
„Mhm… okay, ich weiß nicht was du damit meinst. Ich nehme das aber mal als ein Kompliment an.“
Er nickte und ich brachte in kleines Lächeln hervor.
„Ich weiß, was Jacob von dir hält. Ich kenne dieses Gefühl, aber das hat Jake dir bestimmt schon erzählt. Man hat keine Einfluss darüber, aber ich bin froh, dass das Schicksal dich für ihn ausgesucht hat.“
Ich schaute ihn verwirrt an. Er spricht offensichtlich in Rätseln. War er schon immer so oder durchläuft er gerade eine spezielle Phase? Es kehrte Stille ein. Nur das Zwitschern der Vögel und der Wind, der durch die Bäume wehte, waren nicht zu überhören. Ich merkte jetzt, dass Quil nicht mehr hinter mir, sondern neben mir stand. Stehend auf dem Mauernrand schaute er auf die abgelegene
Straße. Ich schaute zu ihm hoch. An was dachte er?
„Dann setz dich lieber neben mich. Wenn du da so stehst, fühle ich mich so klein“, sagte ich zu ihm. Ich sah in seinem Gesicht dieses Grinsen. Diese pure Schadenfreue konnte man nicht übersehen. Doch ohne zu zögern, saß er schon mit etwas Abstand neben mir.
„Angst?“, fragte ich grinsend.
Er lächelte und schüttelte den Kopf.
„ Nein, aber ich glaube das reicht erst mal“, antwortete er.
Ich lächelte zurück und schaute den Vögeln zu, wie sie durch die Natur flogen, zwitscherten und an den Bäumen anhielten um zu lauschen.
„Wie gerne wäre ich auch ein Vogel“, sagte ich betrübt.
Quil schaute mich zuerst erschrocken an, zugleich fassungslos. Aber dann fing er an zu lachen.
„Weißt du, Vögel sind so frei, sie können hin wo sie möchten. Keine Regeln“, erklärte ich ihm.
Meine Stimme wurde jetzt stärker, ernsthafter. Er sollte nicht denken, dass ich nur scherze.
„Ich weiß, was du meinst, aber warum du? Warum möchtest du frei sein? Das hört sich ja bei dir an, wie ein Hilferuf. Ist dein Leben so schlecht, das du an so etwas denkst?“
Jetzt wurde es ernst. Warum erzählte ich es ihm überhaupt. Ich kannte ihn gerade mal seit 2 Stunden und unterhielt mich schon so mit ihm, also würden wir uns Ewigkeiten kennen.
Die Dinge gehen ihn nichts an, deswegen antwortete ich auch nicht mehr. Er schaute zu mir und nickte nur. Er weiß gar nicht, wie oft ich das Gefühl habe, hinter Gittern zu leben. Ich werde so oft bewacht, beschützt, bekomme gesagt, was ich machen soll, was ich nicht machen soll. Kaum meine eigene Meinung ist gefragt. Ich weiß zwar, dass ich noch nicht so viele Erfahrungen gesammelt habe, aber wie auch, wenn ich nur gelegentlich raus durfte? Ich dachte zurück an Brasilien. Es war eines der schönsten Zeiten, die ich erlebt habe. Ich durfte jeden Tag zu einem Clubtreffen.
Ich weiß nicht mal, um was es sich dort handelte. Ich war noch nie da gewesen!
Minuten vergingen bis ich aufstand und Richtung Kirchenhof lief. Ich merkte das Quil mir nicht folgte. Ich drehte mich um.
„Kommst du?“, fragte ich ihn.
„Ja, ich wollte nur schauen, ob du auch an mich denkst“, antwortete er lachend.
Ich verdrehte nur die Augen. Wir liefen mit Abstand nebeneinander her. Keiner erzählte es. Als wir im Hof angekommen waren, waren die Blicke auf uns gerichtet. Wir wurden anscheinend schon sehnsüchtig erwartet. Meine Mutter kam auf mich zugelaufen. Ich blieb stehen, Quil lief weiter und setzte sich an den Tisch seines Rudels.
„Es ist alles in Ordnung, Mama. Mach dir bitte seine Sorgen“, sagte ich ihr, in der Hoffnung, sie würde jetzt keine Standpredigt halten.
„Ich weiß, aber es ist schwer, sich daraus zuhalten…“
In dem Moment fing mein Handy an zu klingeln. Der Klingelton von Medina „Forever“, war nicht zu überhören. Meine Mutter schaute mich verwirrt an, denn alle die ich, ihrer Meinung nach kenne, sind hier. Wer sollte mich dann anrufen. Ich konnte es mir vorstellen. Ich ließ mein Handy klingeln.
5, 10, 15 Sekunden vergingen, aber der Blick von meiner Mutter verließ nicht meine Tasche.
„Wer ist das?“, fragte sie.
Ich sagte nichts, ich konnte keinen Ton von mir geben. Wenn ich es jetzt sage würde, würde alles rauskommen. Alles, was ich erlebt habe, was für Spiele ich getrieben habe, wo ich war, wo ich eigentlich gar nicht hätte sein sollen. Der Klingelton hörte auf zu spielen. Meine Mutter schaute mich an.
„Renesmeè, wer war das?“
Jetzt wurde sie ernster. Sie wollte eine Antwort, aber ich konnte nicht. Ich wusste, dass es die Situation nicht unbedingt besser machen würde, wenn ich nichts sage. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Am liebsten wäre ich einfach wieder weggelaufen. Doch ich konnte nicht. Sie blickte wieder auf meine Tasche.
„Gibst du sie mir bitte?“, fragte sie.
Ich schüttelte nur den Kopf. Ich spürte das langsame aufkommende Brodeln in ihr.
„Renesmee, die Tasche!“
Jetzt wurde sie lauter. Ich ging einen Schritt zurück, merkte jedoch, dass ich nicht weiter kommen würde. Er stand hinter mir. Jake.
„Bitte Mum,… nicht.“
Verzweifelt und ängstlich stand ich vor ihr. Doch ich konnte nichts ändern, sie wollte diese Tasche. Plötzlich spürte ich, wie sie mir von der Schulter wich. Ich drehte mich um und sah Jake, mit meiner Tasche. Ich schaute ihn wütend an und ging auf ihn los. Doch irgendwas hielt mich fest. Emmett. „Lass mich sofort los!“
Doch er tat es nicht. Nun war meine Mutter neben Jake. Sie nahm die Tasche in die Hand.
„Das ist Privatsphäre!“, fauchte ich sie an.
„Ich gebe dir genug Privatsphäre, aber wenn du es nicht erzählst, muss ich wohl oder übel handeln!“
Sie öffnete die Tasche und hielt nun mein Handy in ihrer Hand. Sie schaute darauf. Ihr Blick war verwirrt.
„Wer ist Bro?“, fragte sie.
Ich sagte nichts. Sie wusste nicht, um wen es sich hier handelt. Ich habe extra nicht seinen richtigen Namen in mein Handy eingespeichert.
„Okay, du lässt mir keine andere Wahl.“
Sie tippelte auf mein Handy und hielt es sich dann an ihr Ohr.
Nein!
„Warte, stopp… ich werde es sagen.“
Sie schaute mir in die Augen und legte das Handy wieder in die Tasche. Sie wartete auf die Antwort. Ich schaute mich um. Alle waren auf meine Antwort gespannt. Ich fühlte mich so beobachtet. Meine Knie wurden weich. Würde Emmett mich nicht festhalten, hätte ich das Gefühl, zusammen zu brechen. Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter und Jake um. Ich senkte den Kopf und fing an zu sprechen.
„Letzten Monat in Brasilien, war ich nicht bei diesem Clubtreffen. Nie. Ich war spazieren, habe die Gegend erforscht, als wir uns begegneten.“
Ich hielt kurz inne, sprach aber dann weiter:
„Nahuel.“
Totenstille. Nicht mal ein Muxs war zu hören.
„Nahuel?“
Meine Mutter schaute mich erstaunt an.
„Wie…? Wie kann das sein?“, fragte sie.
„Ich habe es auch nicht genau verstanden. Seine Schwester hätte mich angeblich durch ihre Fähigkeit gespürt, dass ich in der Nähe wäre. Es fühlte sich so richtig an. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, er brachte mir Kampftricks bei, erzählte von sich. Ich wollte nicht, dass irgendjemand davon erfährt.“
„Ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll. Weißt du überhaupt, in was für eine Gefahr du dich gebracht hast. Alleine durch die Gegend zu laufen. Glaubst du etwa, dass keine Gefahr gelauert hat? Wenn es jetzt noch etwas gibt, was du uns verheimlicht hast, dann sag es jetzt!“
Ihre Stimme klang so ernst. Sie war zutiefst enttäuscht. Ich habe unser Vertrauen zerstört, wie konnte ich ihr noch in die Augen schauen. Meiner eigenen Mutter.
„Ich kann Sams Gedanken lesen."

Impressum

Texte: Chrissy Franz
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke an Kezia für das schöne Cover, an Stephenie für die tollen Vorgeschichten und an meine Facebookfans für ihre Unterstützung

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