Cover


Die Welt ist die reinste Verarsche



Ich sah Persönlichkeiten, die
aus Not zu Alkoholikern wurden, Hartz IV
ließ sie frustriert durch Straßen irren; bei Tag und in der kalten Nacht,
um sich dann abzumurksen.
Skrupellose Fallmanager, göttlich lebende, ohne
Schamgefühl, die sich selbst als Gottheit ansehen.

Ich sah Charaktere, die
flüsternde Drogen nahmen, um dem Moloch – WELT – zu-
entfliehen; bejahende Molochanhänger wollten
ihnen nicht zur Seite stehen.
Brachiale Kauze mit vollen Taschen, üppige
Leiber, die Gelächter anstimmen.

Ich sah Menschentum, das
unvermischte Luft einatmete im Joch ihres Bestehens; jählings
sprach das Weib ein Finitum, sodass einige zum Engelmacher griffen und
sich neutralisierten.
Heimtückische Leidenschaft, der pralle Busen, der
Venushügel der Gefühle, Evolution.

Ich sah Öffentlichkeit, die
wegblickte, als der Schüchterne angst beteuerte. Verbreitende
Beklemmung, leibhaftige, achselzuckende Körper die
ihn einschlummern ließen.

Die Welt ist die reinste Verarsche,
und wir Menschen haben die verfickte Arschkarte gezogen.


Es gibt was für jeden und doch NICHTS für alle



einige denken und andere rätseln nicht weiter als sie kacken können
und einige machen es in kirchen
und andere machen es während sie eine fliege mit dem
pantoffel ermorden
und einige machen es in hamburg
während sie die reeperbahn durchficken
perverse hirne und fliegen
NICHTS und doch alles
der halbe hahn macht das huhn
im keller des heiligen geistes
es gibt was für jeden und doch
NICHTS für alle –
was für die vergewaltigten
etwas für die triebtäter
was für die opfernden
etwas für rechtsanwälte, richter, ärzte, manager, bodomänner, kinderschänder, terroristen, politiker, schwule, rechte, punks, jungfrauen, hartz 4 empfänger, pfarrer, tranvestiten, bürokraten, kranke, verrückte
es gibt was für jeden und doch
NICHTS für alle –
im krankenhaus stirbt gerade jemand an krebs
1
2
3
4
5
tot
sein oder ihr letzter atemzug war für jeden
und doch NICHTS für alle.


Zweite Phase



ich lass die
HURE leben
ihr lässt sie sterben

ich lass GOTT
dahinscheiden
ihr predigt RELIGION

ich gebe dem
OBDACHLOSEN H20
ihr gibt ihm RATTENGIFT

eure MATRIX ist
unsymmetrisch
beschämend


Auf Schusters Rappen



durstig seit jahren
kam jählings der wohlgefallene abend
mit ausgestreckter zunge
nahm er platz

– zurückblickend
spähte er durch fenster
lechzend nach dem quell des lebens

blaues gold nur für die potenten
blaues gold nur für die unbegrenzten
blaues gold nur für die betuchten –

tropfen für tropfen
schluck für schluck
flanierte er an unserer seite


Ich muss selber leben!



Ich irrte durch
die Gegend
ohne Hoffnung,
ohne Gespür,
ohne Leidenschaft.
Eine alte Dame kam auf mich zu
und fragte:
„Sind Sie neu hier?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich.
„Sie sind noch nicht bereit“, sagte sie, gab mir einen Kuss auf die
Stirn und ging ihres Weges.
Eine Stunde später zog ein kleines Kind an meinem Ärmel.
„Haben Sie Schokolade?“
„Nein!“, erwiderte ich.
„Bitte, ich liebe Schokolade.“
„Tut mir leid. Ich habe keine Schokolade.“
„Sie sind böse“, sagte der Knirps und spuckte mir auf die Schuhe.
Ich versohlte ihm den Hintern und marschierte davon.
Drei Straßen weiter kam mir eine
junge, nackte Frau entgegen.
Sie kniete sich nieder und sagte:
„Bitte hilf mir. Ich kann nicht ohne ihn leben.“
„Wie bitte?“, erwiderte ich.
„Hilf mir!“
„Ich kann nicht jedem helfen. Ich muss selber leben!“, heulte ich, ging heim und legte mich schlafen.

Impressum

Texte: (c) 2011
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /