Frank Kastrati lag im Bett und starrte die Decke an. Der Vollmond schien hell durchs Fenster. Er sah Augen, Lippen, Nasen, Brüste, Beine, die sich zu einem Körper formten. Er legte die rechte Hand über seine Augen, nahm die Hand wieder weg und grinste. Kurze Zeit später stand Kastrati auf, ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und drückte die Wahlwiederholung.
„Ja?“
„Ja.“
„Wer ist da?“, sagte eine müde weibliche Stimme.
„Ich bin’s.“
„Wer ist ich?“
„Der Papst höchstpersönlich mein Täubchen“, sagte er und lachte laut.
„Bist du es Frank? Es ist 3 Uhr Nachts. Bist du wieder betrunken?“
„Jaaa!“
„Tschüß“, sagte die Frauenstimme und legte auf.
Frank kämpfte mit dem Kabelwirrwarr des Hörers. Er drehte den Knochen 5 Mal rechts herum, 3 Mal links, bevor er ihn auf die Gabel legte.
Kastrati verspürte Durst. Er ging in die Küche, holte sich aus dem Kühlschrank ein Bier, öffnete es, trank einen Schluck und ging zurück zum Telefon. Erneut nahm er den Hörer in die Hand und wählte eine beliebige Nummer.
Es klingelte 12 Mal, bevor jemand abhob.
„Krischner“, sagte eine alte männliche Stimme.
„Harry? Bist du’s?“
“Wie bitte?”
“Harry Krischner?”
„Hans-Peter ist mein Vorname.“
„Kein Witz?“
„Wollen Sie mich verarschen?“
„Nein!“, sagte Frank, steckte sich eine Trillerpfeife zwischen die Lippen, pustete kräftig hinein und legte auf.
Druck machte sich in Kastratis Unterbauch breit. Mit zusammengekniffenen Arschbacken ging er ins Badezimmer. Gerade so, schaffte er es noch, den Deckel des Potts hochzuklappen, die Schlafanzughose runterzuziehen, sich hinzusetzen, als es explosionsartig rausschoss – PFFFFFT. PLUMPS.
Ein Laut der Erleichterung kam über seine Lippen. Während er sein Geschäft erledigte, dachte Frank an den 1-wöchigen Urlaub in Frankreich. Dort musste er zum Scheißen in die Hocke gehen, wobei er sich eine Hüftzerrung zuzog. Wenn es nach ihm ginge, müssten solche Latrinen verboten werden. Er empfand es als menschenunwürdig.
Kastrati summte eine Melodie, als er sich den Hintern abwusch. Er spülte und ging zurück zum Telefon, ohne sich die Hände zu waschen. Für einen Moment starrte er auf die Flasche Bier. Ihm kam eine Idee. Frank griff zum Hörer und wählte die 110.
„Polizeiinspektion West. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ich bin’s Frank. Ähm... Ja... Ähm... Mein Nachbar, der Herr Herzlichst, der ist ein ganz schlimmer Finger. Der hat seine Frau vergewaltigt, umgebracht und dann im Garten vergraben.“
„Das haben Sie gesehen?“
„Ja! Mit meinen eigenen Augen. Schicken Sie mal pronto jemanden vorbei. Eisharfenweg 190“, sagte Frank, knallte den Hörer auf die Gabel, nahm einen tiefen Schluck Bier und lachte mehrmals laut: „HAHAHAHAHAHA.“
Minuten später ging Frank Kastrati zum Fenster. Sirenen heulten und Blaulichter erhellten die Nacht. Vermummte Polizisten mit Maschinengewehren stürmten die Nachbarswohnung. Er rieb sich die Hände, während er auf den Chronometer schaute. 4:30 Uhr Nachts. Frank ging zurück ins Bett und schlief glücklich und zufrieden ein.
Texte: (c) 2010
Tag der Veröffentlichung: 22.02.2010
Alle Rechte vorbehalten