Ich bekam einen Anruf. Ein weltberühmter Dichter wollte mich kennen lernen. Ich sagte zu, packte 2 Sixer-Packs Bier in meinen Trolli und stieg in den Zug. Wie es immer so ist mit den berühmten, reichen Dichtern, Künstlern, Autoren, Intellektuellen usw. (sie haben nie Bier im Hause). Sicher ist sicher – dachte ich mir.
Sein Chauffeur holte mich vom Bahnhof ab. Er verstaute mein Gepäck im Kofferraum und wir fuhren in einem schwarzen Mercedes zur Villa. Ich nahm hinten Platz. Plötzlich fuhr die gläserne Trennscheibe zwischen Fahrersitz und Fahrgastraum runter.
„Herr Born? Möchten Sie etwas trinken?“
„Ja!“
„Neben Ihnen ist eine Minibar. Bedienen Sie sich“.
„Gut“, erwiderte ich.
Ich schaute in die Minibar aber fand kein Bier (nur Wein, Champagner, Sekt, Whiskey, Wodka).
Was anderes muss es auch tun – dachte ich mir.
Ich öffnete eine Flasche Champagner und trank die Hälfte der Pulle in einem Zug leer.
Dabei spritze etwas auf den Ledersitz. Ich rieb es, (bzw. verwischte es) mit meinem T-Shirt und rülpste.
„Prost, Herr Born!“, sagte der Fahrer, holte einen Flachmann aus dem Handschuhfach und genehmigte sich einen kleinen Schluck. Auf den restlichen Weg trank ich die Flasche leer und rauchte 3 Zigaretten.
Ein Mann im schwarzen Anzug (mit Fliege) öffnete die Autotür. Ich stieg aus, ging zum Fahrerfenster und sagte: „Danke Carlos, Sie sind ein guter Mensch!“
Er lächelte und verabschiedete sich von mir. Der Pinguin im Frack holte meinen Trolli aus dem Kofferraum und führte mich in die Villa. Ab und zu drehte er den Kopf und schaute mich komisch an. Wir gelangten in einen großen Raum, größer als ein kleines Einfamilienhaus.
„Nehmen Sie Platz Herr Born. Herr Shakesbeer wird gleich erscheinen“.
Ich nahm Platz und schaute wie ein kleines Kind neugierig durch die Gegend. Ölgemälde, Perserteppiche, ein Riesen Spiegel unter der Decke und ein Portrait von ihm auf einer großen Leinwand (hängend an der Wand). Mir wurde leicht übel. Solche Menschen sind krank – dachte ich mir.
Nach 5 Minuten erschien er. Groß, schlank, graue Haare, Brille, rasiert, Mitte 50. Er kam auf mich zu und blieb zirka 3 Meter entfernt vor mir stehen.
„Schön, Sie kennen zu lernen Herr Born! Ich liebe ihre Bücher“
„Ist das so?“, erwiderte ich.
„Dem ist so! Sie schreiben so frei, so einzigartig. Sie sind gut!“
„Wenn Sie das sagen, muss es wohl stimmen“.
„Möchten Sie was trinken?“
„Bier!“, antwortete ich.
„Tut mir leid, ich habe leider kein Bier im Hause! Was darf ich Ihnen ansonsten anbieten?“
„Nichts. Ich habe selbst welches mitgebracht“.
Ich holte aus meinem Trolli eine Flasche Bier und öffnete sie mit einem Feuerzeug. Plöpp. Shakesbeer runzelte die Stirn und musterte mich. Er setzte sich auf einen Stuhl.
„Wollen wir etwas über Poesie, Literatur sprechen?“
„Nein, Danke! Haben Sie keine Frauen eingeladen?“, fragte ich und nahm einen tiefen Schluck aus der Pulle.
„Man hat mich gewarnt Sie einzuladen. Sie hatten wohl recht“, sagte er und strich sich durch die Haare.
„Jetzt mach Dir mal nicht in die Hose“.
„Ich begebe mich jetzt in mein Schlafgemach Herr Born. Wenn Sie wollen können Sie hier übernachten oder Heimfahren. Es bleibt Ihnen überlassen“, sagte Shakesbeer und trottete davon.
Meine Blase meldete sich. Der Mann im Frack war nirgends zu sehen also machte ich mich auf die Suche nach einer Toilette. Nach 20 Minuten hatte ich ein WC in der riesigen Villa gefunden. Ich betrat das stille Örtchen und schaute mich um. Marmorkachelboden, Perserteppiche, Armaturen aus Gold etc. ––
Neben der prachtvollen Dusche stand ein Käfig (auf einem gläsernen Tisch) mit einem Papageien drinnen.
Er rief immer: „Guten Tag der Herr, guten Tag!“
Ich ging zum Käfig und sagte 5 mal hintereinander: „Ein guter Fick, ist immer schick!“
Dann stellte ich das Bier auf den Käfig, ging zum Pisspott und strullte freihändig los. Etwas ging daneben. Halb so schlimm – dachte ich mir.
Ich spülte als auf einmal der Papagei sagte: „Auf Wiedersehen der Herr, auf Wiedersehen!“
Ich ging wieder zum Käfig und sagte 5 mal: „Ein guter Fick, ist immer schick!“
Dann verließ ich den Raum (mit dem Bier in der Hand) und hörte leise im Hintergrund: „Ein guter Fick, ist immer schick der Herr!“
Ich grinste. Die Villa war so groß das ich einfach in irgendein Zimmer ging, mich auf einen Stuhl setzte, die Augen schloss und schlief. Zuvor trank ich noch das Bier leer und schmiss die Pulle auf den Boden.
Um 8 Uhr morgens wachte ich auf. Ich schaute durch die Gegend und musste kurz überlegen wo ich mich befand. Die Tür ging auf und der Pinguin im Frack sagte ich solle ihm folgen. Im großen Raum wiederangekommen, stand der Hausherr aufgeregt, außer sich, aufgebracht vor mir.
„Ich möchte das Sie jetzt mein Haus verlassen Herr Born! Sie haben Unheil vollbracht!“
„Na gut“, erwiderte ich.
Der Pinguin begleitete mich vor die Tür wo Carlos der Chauffeur schon auf mich wartete.
„Morgen, Carlos. Alles in Ordnung?“
„Ja, Herr Born!“, antwortete er und grinste mich an.
Meinen Trolli verstaute Pinguin im Kofferraum. Und ich fuhr Heim.
Carlos erzählte mir auf der Fahrt noch das der Hausherr sehr erbost sei über mein Verhalten, und das ich viel Schaden in der Villa angerichtet hätte. (Schaden? Könnte es sein das ich in der Nacht Sachen gemacht habe von denen ich nichts mehr weiß?). 1 Monat später erschien ein neues Gedichtband von Shakesbeer. Er hatte mir ein Gedicht gewidmet.
Schutt und Asche
Für Chris Born
das Haus
verbrannt
in
Schutt
und
Asche
gelegt
den Papagei
entmannt
mit
vulgären
Waffen
des
Todes
ein Rüpel
ein Flegel
kein Benehmen
aussichtslos
seien Sie
auf der
Hut.
(c) Shakesbeer
Texte: (c) 2010
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010
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