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I.



Junge wird auf die Welt losgelassen



du bist nun alt genug
sagten seine Eltern als sie die
Tür öffneten und ihn
verabschiedeten
mit einem Koffer zog er
durch die Gegend
erhobenen Hauptes und kindlicher
Neugier
er begegnete einen alten Mann
der am betteln war
fragte ihn ob er nicht
Kleingeld hätte für ein Mahl
der Bettler trat ihn
in den Arsch und fluchte
ausgelassen
scheiß Junge, scheiß Junge, scheiß – –

an der nächsten Ecke sah er eine
Frau mit rosa Handtasche
neben einer Laterne stehen
sie kaute Kaugummi und machte
blasen
sie schien ihn magisch
anzuziehen
er fragte ob sie nicht
Kleingeld hätte für ein Glas Wasser
sie trat ihm in den Arsch und fluchte
ausgelassen
50 Euro du Penner, 50 Euro du Penner, Penner – –

es wurde dunkel in der
großen weiten Stadt
hungrig, durstig stolzierte der Junge
enttäuscht weiter ohne Obdach
auf dem Stadtplatz begegnete er
eine Gruppe Männer mit bunten Frisuren
sie gaben ihm – Bier, Zigaretten und Heroin
er fragte die bunten Haare wofür
der Löffel und die Spritze sind
sie traten ihm in den Arsch und fluchten
ausgelassen
verpiss dich, verpiss dich, verpiss – –

8 Jahre später war der Junge
groß und erwachsen
er fand ein Dach über dem Kopf
und viele neue Freunde
seine Eltern kamen ihn 2mal
pro Monat besuchen
sie brachten Zigaretten und Bares
und sagten immer voller Stolz
Junge du hasst dich prächtig
entwickelt aber aus dem Irrenhaus
kommst du nicht mehr raus.


II.



Mädchen wird auf die Welt losgelassen



du bist nun alt genug
sagten ihre Eltern als sie die
Tür öffneten und sie
verabschiedeten
mit einem Koffer zog sie
durch die Gegend
erhobenen Hauptes und kindlicher
Neugier
sie begegnete einen Zeugen
Jehovas und fragte ob er nicht
Kleingeld für ein Mahl hätte
Jehova trat ihr in den Arsch und fluchte
ausgelassen
du kannst mich mal, du kannst mich mal, du kannst mich – –

an der nächsten Ecke sah sie einen
Mann der Frauen
hinterher fotografierte
zugleich hatte er einen kleinen
Spiegel auf dem Schuh
befestigt
sie fragte ihm ob er nicht
Kleingeld hätte für ein Glas Wasser
er trat ihr in den Arsch und fluchte
ausgelassen
du geile Göre, du geile Göre, du geile – –

es wurde dunkel in der
großen weiten Stadt
hungrig, durstig stolzierte das Mädchen
enttäuscht weiter ohne Obdach
in einem Hinterhof begegnete sie
einen Mann mit Goldketten um den Hals
er gab ihr – Kost und Logis
sie fragte den Goldigen wofür
Peitsche und die Handschellen sind
er trat ihr in den Arsch und fluchte
ausgelassen
fick dich, fick dich, fick – –

8 Jahre später war das Mädchen
groß und erwachsen
sie fand ein Dach über dem Kopf
und viele neue Freunde
ihre Eltern kamen sie 2mal
pro Monat besuchen
sie brachten Zigaretten und Bares
und sagten immer voller Stolz
Mädchen du hasst dich prächtig
entwickelt aber aus dem Gefängnis
kommst du nicht mehr raus.

Impressum

Texte: (c) 2010
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2010

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