In wenigen Minuten würde ich mich verwandeln, in dieses Biest, in diese gottverdammte Kreatur. Ich hatte es satt. Die Schmerzen bei der Verwandlung waren kaum zu ertragen. Ich schaute aus dem Fenster und dort grinste er mich an – der Vollmond. In seiner vollen Pracht lächelte er mich an als ob er mir sagen würde gleich habe ich dich an den Eiern. Ich ging ins Badezimmer und schmierte mir balsamische Creme auf den ganzen Körper. Das machte die Verwandlung etwas schmerzfreier. Ich blickte auf meine Arme und meine Brust. Es ging los. Lange dunkle Haare wuchsen aus meiner Haut. Gleich würde ich wieder töten, gleich würde ich wieder bestialisch morden.
Gisela von Hinten wollte sich von einem harten Arbeitstag entspannen. Sie ließ sich ein Bad ein. Im Hintergrund lief das Radio mit.
„Der Regenmörder von Bremen ist immer noch auf der Flucht“, meldete der Nachrichtensprecher.
Gisi war tief im Gedanken, sodass sie die Sondermeldung nicht mitbekam. Sie holte sich ein Bier, nahm den neuen Bestseller Roman von Chris Born in die Hand, ging zurück ins Bad, zog sich aus, schmiss die Kleidung auf den Kachelboden, neigte ihren Kopf herunter und dachte sich – Ich könnte mich mal wieder rasieren.
Gisela legte sich in die Wanne. Der Schaum schmiegte sich um ihren Körper. Ein kleiner Laut der Freude, der Entspannung kam über ihre Lippen. Sie öffnete das Bier, nahm einen Schluck und blätterte durchs Buch. Plötzlich hörte sie Geräusche. Es klang als würde etwas von draußen die Wand hochklettern. Die Laute wurden immer intensiver. Ein Jaulen ertönte. Sie erschrak und setzte sich kerzengerade in die Badewanne als schlagartig das Fenster zersprang.
Ich habe keine Ahnung wie viele es von meiner Gattung gibt, aber ich war einer von denen die sich ihre Opfer vorher aussuchten. Da ich nur einmal im Monat töten würde hatte ich genug Zeit meine Opfer vorher sorgfältig auszuwählen. In den letzten Wochen hatte ich einer Frau hinterherspioniert. 28 Jahre alt, schwarze Haare und alleinlebend. Sie war kein guter Mensch. Vor ein paar Jahren hatte sie im betrunken Zustand einen kleinen Jungen überfahren der sofort an der Unfallstelle verstarb. Sie zeigte keine Reue. Der Richter gab ihr 2 Jahre auf Bewährung. Und nun spielte ich Richter mit meinen Gesetzen – meinen Werwolf Gesetzen.
Die Verwandlung war vollzogen. Ich rannte auf allen Vieren durch die Nacht zu meinem Ziel – meinem Opfer. Mit dem lächelnden Vollmond stets als Begleiter. Als Werwolf kann man noch denken wie ein Mensch aber nicht mehr sprechen. Ich kletterte die Häuserwand empor zum vierten Stock, schaute durchs Fenster und erblickte sie in der Badewanne. Dort saß sie, so unschuldig und rein. Mit meiner linken Pranke schlug ich gegen das Fenster, es zersprang in einem lauten Knall. Glassplitter flogen ihr ins Gesicht. Ich sprang ins Zimmer, legte meine rechte Klaue um ihren Hals und mit der Anderen ritzte ich ihr die Brust auf. Blut spritze durch die Luft und Wasser flog durch den ganzen Raum. Sie winselte um ihr Leben. Ich jaulte 3 mal laut. Der Drang (in meinen Blut) zum töten wurde immer intensiver. Ich ließ ihre Kehle los und stieg in die Wanne. Da stand ich nun aufrecht vor ihr. Meine behaarten Werwolf Eier baumelten vor sich hin. Ich kniete mich, nahm ihren rechten Arm, biss ihn mit meinen scharfen Zähnen ab und schmiss ihn zur Seite. Sie schrie, sie bettelte um Gnade. Nun musste ich sie nur noch töten. Mit beiden Pranken enthauptete ich sie. Ihr Kopf fiel ins warme Wasser. Mit offenen Augen schaute mich ihr abgetrennter Schädel an. Ich jaulte erneut laut und fühlte mich gut. Es war vollbracht, ich hatte wieder 4 Wochen Ruhe.
Texte: (c) 2010
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Edward James Olmos