5. Juli
1960
Ich und Tim trafen uns einmal im Monat. Es war Sommer. Sie hatten 30 Grad Celsius für den Nachmittag voraus gesagt. Also zog ich mir nur eine kurze Hose, Sandalen und sonst nichts an. Wir saßen bei mir auf dem kleinen Balkon. „Noch ein Bier?“, fragte ich. „Gerne!“, antwortete er. Ich holte eine neue Flasche aus dem Kühlschrank und stellte ihm den eiskalten Gerstensaft hin. „Kennst du schon meine neueste Erfindung Chris?“ „Nein. Was ist es denn diesmal? Etwa ein Auto das Fliegen kann?“, fragte ich spöttisch. „Sehr lustig. Ich lache mich kaputt. Ohne Scheiß, dieses mal habe ich die ganz große Erfindung gemacht. Eine Zeitmaschine!“ „Du willst mich wohl verarschen?“ „Nein. Ich werde es dir gleich beweisen.“ „Wo hast du denn die Maschine? Etwa in deiner Hosentasche?“, fragte ich und fing an zu grinsen. „Mach dich nur weiter lustig. Es ist keine übliche Maschine wie man sie aus Büchern oder Filmen kennt. Oh Nein! Sie ist getarnt als Sonnenbrille.“ Ich fing laut an zu lachen. Dabei spuckte ich etwas Bier über den Tisch. „Spuck mich nicht voll. Das Lachen wird dir noch vergehen denn sie funktioniert wirklich!“ „Und ich bin der Papst“, erwiderte ich und steckte mir eine Zigarette an. „Bin gleich wieder da“, sagte er und verschwand. Tatsächlich, er kam mit einer Sonnenbrille wieder. Er fuchtelte mit dem Dingen vor meinen Augen herum. „Das soll eine Zeitmaschine sein?“ „Ja!“ „Und die hast du auch schon selbst ausprobiert?“, fragte ich ungläubig. „Ganz genau! Ich bin im Jahre 1910 gelandet und habe mit Hans Albers um die Wette getrunken.“ „Ja ne, iss klar.“ „Setz mal auf.“, sagte er und reichte mir die Brille. Ich nahm die Augengläser, setzte sie auf und strich mir durch meine braunen Haare. „Wie funktioniert sie?“ „Also, du schließt die Augen, packst den Zeigefinger der rechten Hand auf das linke Glas und zählst von 5 herunter bis auf 0. Im Gedanken. Dann denkst du an ein Jahr und an eine Person. Es funktioniert nur wenn du es genauso machst. Und schon bist du da.“ Ich glaubte ihm kein Wort aber spielte trotzdem mit. „Fang an. Ich warte hier auf dich. Und werde mich solange in der Sonne bräunen“, sagte Tim und nahm einen tiefen Schluck Bier. Ich setzte mich aufrecht hin, schloss die Augen, legte den Zeigefinger aufs Glas und fing im Gedanken an zu zählen. 5, 4, 3, 2, 1, 0 – 1946 Marilyn Monroe. Plötzlich sah ich komische Farben. Erst grün, gelb, blau, rot und dann nur noch schwarz. Alles um mich herum wurde schwarz.
24. März
1946
Marilyn Monroes Badezimmer
Ich öffnete wieder meine Augen und schaute mich um. Ich stand in einer Dusche. Ein roter Duschvorhang hing vor mir. Da stand ich nun nur mit Shorts und Sandalen an. Verdammt - dachte ich mir. Ich hörte eine Stimme die in englisch sang: „I am so beautiful, I am so cute, I am so wonderful, I am a bitch.” Tim hatte nicht gelogen. Er hatte wirklich eine Zeitmaschine erfunden. Ich konnte es immer noch nicht glauben, geschweige begreifen. Die Stimme wurde lauter. Ich presste meinen Rücken gegen die Kachelwand. Plötzlich ging der Vorhang auf und da stand sie in Fleisch und Blut. Marilyn Monroe. Splitterfaser nackt. Ich fing an zu grinsen und packte ihr ohne nachzudenken einfach an den Busen. „Pervert! Get outta my fucking house. I will call the cops, you bastard.” Sie rannte aus dem Bad heraus und kam mit einem Baseballschläger wieder. Ich schloss die Augen, packte den Zeigefinger meiner rechten Hand schnell auf das linke Glas der Brille und fing an zu zählen. 5, 4, 3, 2, 1, 0 – 1963 John F. Kennedy.
22. November
1963
John F. Kennedy’s Ermordung
Ich öffnete die Augen. Nun stand ich auf dem Dach eines Gebäudes. Vor mir sah ich einen Mann mit einem Scharfschützengewehr. Er bemerkte mich und rannte auf mich zu, nahm mich in den Schwitzkasten und fragte auf englisch: „Who the fuck are you? Do you want to kill JFK too?“ “Yes!”, antwortete ich mit dem Gedanken das er mich loslassen würde. Er lies mich auch los und ging wieder auf seine Position zurück. Ich folgte ihm und schaute herunter. Ich sah eine Menschenmasse und hörte Musik. Da stand ich nun neben dem Mörder von Kennedy. Sie sagten es seih Lee Harvey Oswald gewesen. Ich kann euch nun sagen dass, das nicht stimmt. Es war ein Japaner, ungefähr 160 cm groß und vollbärtig. Plötzlich legte er das Gewehr an und schoss. Peng. Peng. Peng. Es wurde mir zu brenzlig also verschwand ich lieber wieder. 5, 4, 3, 2, 1, 0 – 0020 Jesus
4. Januar
0020
Jesus übte Tricks
Als ich die Augen öffnete sah ich einen großen See. Überall waren Menschen in Tücher gekleidet. In dieses Bild passe ich doch genau hinein mit Shorts und Sandalen - dachte ich mir. Die Leute machten einen Kreis und inmitten des Kreises stand ein junger Mann mit einem ungepflegten Vollbart. Es war Jesus. Und er war dunkelhäutig. Er sprach in einer Sprache die mir nicht wirklich gefiel. Ich ging näher heran. Jesus hatte genauso Sandalen an wie ich. Nur das meine aus echt Leder waren und aus Italien stammten. Die Masse verstummte und Jesus ging auf den See zu. Oh, oh, dachte ich mir. Jetzt kommt bestimmt die berühmt berüchtigte, er geht über das Wasser Szene. Tatsächlich, er ging ins Wasser. Aber nicht auf dem Wasser. Am Ende schaute nur noch sein Kopf heraus und er kam beleidigt wieder zurück. Übte er noch? Wenn das auf dem Wasser laufen schon nicht klappt, dann sehe ich schwarz für den Wasser zum Wein Trick. Ich fand es hier öde. Ich wollte wieder zurück nach Hause. Ich ging noch rüber zu Jesus und schüttelte mit einem kräftigen Händedruck seine Hand. Vor Schmerzen verzog er das Gesicht. Ich glaube es tat ihm weh. Und dann zählte ich wieder: 5, 4, 3, 2, 1, 0 – 1960 Tim
5. Juli
1960
Ich stand wieder auf meinen Balkon. Tim lag im Garten auf der Wiese und sonnte sich. Ich ging erst mal zum Kühlschrank um mir ein Bier zu gönnen aber der ganze Kühlschrank war leer. Zurück im Garten ging ich zu ihm und teilte Backpfeifen aus. Erst auf die Rechte und dann auf die linke Backe. Er wurde wach. „Da bist du ja wieder“, sagte er. „Wie lange war ich weg?“ Er schaute auf seine Uhr und sagte: „Ungefähr 3 Stunden!“ „In 3 Stunden hast du 12 Flaschen Bier getrunken und legst dich in die pralle Sonne?“ „Ja!“, erwiderte er und stand auf. „Wo warst du überall?“, fragte er. „Das erzähle ich dir nachher. Sag mal kann man mit der Maschine auch in die Zukunft reisen?“ „Nein das geht nicht. Dann würdest du innerlich verglühen!“ „Da hast du ja wirklich mal eine glorreiche Erfindung gemacht. Wie funktioniert sie überhaupt?“, fragte ich mit der Brille in der Hand. „Das werde ich dir nicht sagen. Das bleibt mein Geheimnis“, antwortete er noch, nahm mir die Brille aus der Hand, setzte sie auf und schloss seine Augen. Plötzlich war er weg. Über 1 Jahr lang war Tim verschwunden bis er auf einmal wieder auftauchte. Er sagte er habe die Welt verändert. Er hätte Klara Hitler geb. Pölzl geschwängert. Daraufhin haben wir die Zeitmaschine vernichtet.
Texte: (c) 2009
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Phantasie