Cover

Ich hatte es bis ins kleinste Detail geplant. Es konnte nichts schief laufen. Da stand ich nun in der kleinen Sparkasse im Dortmunder Norden. Eine Schrotflinte in der rechten Hand, ein Messer in der Linken und eine Maske über dem Gesicht. Im Auto vor dem Gebäude wartete Chris. Auf ihn konnte man sich verlassen. Ein wahrer Freund. Ich ging zum Schalter und schrie: „Geld her, oder ich bring dich um! Und wehe du drückst den Alarmknopf. Dann wirst du deine Frau und Kinder nie mehr wiedersehen.“ Der Kassierer fing an zu zittern. Ich gab ihm eine dieser Stofftüten. Die Schrotflinte richtete ich genau auf seine Stirn. Er fing an das Geld in den Beutel zu packen. „Schneller, schneller, wir sind hier nicht im Kindergarten.“ „Ich mach ja schon so schnell es geht. Auch das Kleingeld?“ „Ja, bitte!“, antwortete ich. Ich ging näher an den Schalter heran, richtete nun die Flinte auf seine Eier und sagte: „Erst wenn ich durch die Tür verschwunden bin dann kannst du den Alarm auslösen. Kapiert? Und nun auf den Boden mit dir!“ „OK!“, sagte er mit einer ängstlichen Stimme und ich rannte zum Ausgang. Der Plan war bis jetzt perfekt verlaufen. Es waren noch keine Kunden da und die anderen Angestellten befanden sich grad im Keller. 2 Monate hatte es mich gekostet den Überfall zu planen. Vor der Tür winkte ich Chris zu. Er startete das Auto. Ich stieg ein. „Und alles gut verlaufen?“, fragte er mich. „Wie geschmiert!“ „Gut, ich drück dann mal auf die Tube.“ Und mit Vollgas fuhren wir davon.

1 Tag später



Ich und Chris hockten in diesem vergammelten Hotelzimmer herum. Das Fluchtauto hatten wir gestern noch in den Dortmunder Hafen versenkt. „Und steht was in der Zeitung?“ „Habe bis jetzt noch nichts gefunden. Ah! Da steht was. Bankraub in der Innenstadt. 5 Maskierte Räuber überfielen gestern um 8 Uhr morgens die Sparkassenfiliale in der Schützenstraße. Einer der Täter trug einen Sprengsatz am Körper. Der Kassierer gab ohne zu zögern das Geld raus und wurde mit blauen Flecken aufgefunden. Schau mal, da ist sogar ein Bild von dir.“ „Zeig her. Stimmt. Aber das die Reporter immer so übertreiben müssen.? 5 Maskierte Räuber? Diese Halunken.“ „So sind sie, einfach nur Schmierfinken.“ Für einen Moment herrschte Stille im Raum. „Dann teilen wir morgen die Kohle und jeder geht erst mal seine Wege.“ „OK!“, sagte Chris noch und legte sich schlafen. Ich blieb noch etwas auf und schaute mir einen Film auf den kleinen Fernseher an. Er hieß Todesduell im Kaiserpalast.

2 Tage später



„20.000 DM für Dich und 20.000 DM für mich. Das wär’s.“ Chris stand am Fenster, nickte kurz rüber und schaute aus dem Fenster. „Verdammt! 4 Polizeiautos fahren grad vor.“ „Scheiße!", erwiderte ich, nahm die Schrotflinte und lief kreuz und quer durchs Zimmer. „Lass uns das so machen. Ich versuche irgendwie vorne rauszukommen und du versuchst es durchs Fenster. OK?“ „Wäre ein Versuch wert.“, sagte Chris und verschwand durchs Fenster. Ich befand mich grade auf dem Flur da spürte ich schon mehrere harte Schläge auf meinen Kopf und viel bewusstlos zu Boden. Später im Verhör wollten Sie die Namen von meinen vier Komplizen wissen. Ich sagte jedes Mal das ich den Bankraub alleine begangen habe. Aber glauben tun sie mir bis heute nicht. Ich wurde zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Und im Januar 1977 entlassen. Chris schrieb mir jeden Monat einen Brief und legte immer einen 100 D-Mark Schein anbei. An manche Zeilen seiner Briefe kann ich mich bis heute noch erinnern:

Lieber Tim,

wahre Freundschaft ist das Beste was es gibt auf der Welt. Besser als Frauen und Sex. Ich werde dich unterstützen wo immer ich kann. Ich werde dich niemals hintergehen. Du machst bestimmt eine schreckliche Zeit durch. Ich sitze hier grad im Zug nach Paris und jeder erkennt mich. Alle lesen meine Bücher. Musste schon 2 Autogramme geben. Eines war mehr eine Anmache. Aber darüber erzähle ich dir ein anderes Mal. Lass den Kopf nicht hängen – dein Chris Born

PS: Ich hasse es berühmt zu sein.

Impressum

Texte: (c) 2009
Tag der Veröffentlichung: 27.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /