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D.H. Lawrence war dran. Er drehte die Trommel, hielt die Knarre an seinen Kopf und drückte ab. KLICK. Keine Kugel, kein Toter. Er lachte laut. Jetzt war ich an der Reihe. Ich nahm einen Schluck Whiskey, einen Zug von der billigen Zigarre und hielt mir das Stück Stahl an den Kopf. Ich zögerte einen Moment und drückte ab. KLICK. Ich lebte noch. Zum ersten Mal in meinem Leben spielte ich dieses Spiel. Sie nannten es Russisches Roulette. Ich nenne es: Den letzten Ausweg.

Ich war so tief gesunken. Seit 3 Wochen hatte ich nichts richtiges mehr gegessen. Nacht für Nacht schlief ich auf Parkbänke. Am Anfang waren wir noch zu neunt, jetzt nur noch zu viert. Der Gewinner würde 100 Dollar gewinnen. Zu der Zeit war das sehr viel. Damit hätte ich mir ein Haus kaufen können. Jetzt war Henry Miller an der Reihe. Ich mochte ihn sehr. Henry nahm die Waffe in die Hand. Man konnte sehen das seine Hände leicht zitterten. Tief in seinen Augen konnte ich ein Zeichen von Angst erkennen. Er legte die Knarre an seine Schläfe, zögerte nicht und drückte ab. PENG. Blut spritzte über den Tisch und dieses Mal bekam ich die ganze Masse ab. Millers Kopf flog auf den Tisch und mein Whiskey Glas machte sich selbstständig. „Einen neuen Whiskey für Mister Hemingway!“, rief Lawrence dem Barkeeper zu. Zuschauer räumten den Toten weg. Nun waren wir nur noch zu dritt. Ich, Lawrence und E.E. Cummings. Cummings oder CUM wie ich ihn immer nannte war OK. Ein netter Mensch. Aber gemocht habe ich ihn nie. D.H. sagte: „Final Table. Zeit für eine Pause. In 15 Minuten geht’s weiter.“ Irgendwie war ich froh. E.E. auch. Wir standen von unseren Plätzen auf und gingen auf die Toilette. „Cummings? Was machst du mit dem Geld wenn du gewinnst?“, fragte ich. „Eine schwere Frage. Ich glaube ich werde einen Buchverlag gründen und du?“ „Ich glaube ich werde mir ein Haus kaufen und dann Alkohol selbst brennen. Ohne kann ich nicht schreiben.“ Wir standen da und pissten als plötzlich eine Frau herein kam. Sie guckte uns an, lächelte und verschwand in einer der Kabinen. „Wir haben noch 8 Minuten.“, sagte ich. „OK. Wie wäre es mit einem Schluck?“ „Das klingt gut“, erwiderte ich. E.E. holte einen kleinen Flachmann aus seiner Jackentasche. Jeder nahm einen langen Schluck. „Prost alter Junge. Möge einer von uns überleben.“ „Ja!“, antwortete ich. Wir nahmen mehrere Schlücke. Die Frau kam wieder aus der Kabine raus, lächelte und verließ den Raum ohne sich die Hände zuwaschen. Wir gingen zum Tisch zurück. Lawrence saß immer noch da. „Auf geht’s!“, sagte er und lachte erneut laut. Wir nahmen Platz mit einen mulmigen Gefühl. Cummings war an der Reihe. Er hob die Knarre auf, hielt sie an seinen Schädel und drückte ab. PENG. Das ging so schnell das ich gar nicht mitbekam wie sein Gehirn sich auf dem Tisch verteilte. Ich schaute rüber und da lag er. Tot und von uns gegangen. Nun waren wir nur noch zu zweit. D.H. Lawrence und ich. Lawrence grinste mich an. „Und Hemingway? Hast du Angst?“ „Nein sagte ich. Der Bessere möge gewinnen.“ Warum grinste er immer? Ich nahm das kalte Stahl in meine Hand, hielt es mir diesmal vor die Stirn, nahm mit der anderen Hand noch einen Schluck Whiskey und drückte ab. KNACK. Glück gehabt. Nun legte ich ein Grinsen auf und reichte D.H. die Waffe rüber. Sein Gesicht glich nun einer Statue. Eisern und verbissen. Er nahm die Waffe ohne zu zittern aber ich konnte sehen das sein Kopf leicht zitterte. Er legte an, guckte mich dabei an (in seinen Augen konnte ich Wehmut sehen) und drückte ab. BUMM. Da war er nun tot wie alle Anderen. Um mich herum hörte ich noch Applaus und komische Stimmen. Ich konnte es nicht begreifen. Ich hatte gewonnen.

Impressum

Texte: (c) 2009
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Ernest Hemingway

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