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Wut

Flüchtige Spiegelungen blitzen im Fenster auf. Lichter, Gestalten, Autos, Gischt. Manchmal taucht mein Gesicht auf, blass, dunkle Ringe. Eine Haltestelle, zwei Jungs steigen ein, setzen sich.
Wieder in einer kalten Nacht gefangen, mit kalten Gedanken, kalter Wut. Übergangen! Wiedermal übergangen! Scheiß-Chef. Scheiß-Margrit, Scheiß-Krebs.
Eine müde Nacht. Eine traurige Nacht. Tränen im Fenster?
Haltestelle. Die Typen sind vorne. Plötzlich schlägt der eine dem Fahrer die Faust voll ins Gesicht. Der andere hält ein Handy. Sie lachen, springen raus und rennen. Sie lachen! Die Wut kommt. Die Wut! Ich springe aus dem Bus, wo sind sie? Dort, sie rennen die Straße hinunter. Ich bin immer schnell. Dem Hinteren grätsche ich in die Beine, er stürzt, schnell auf ihn rauf und Schlag auf die Nase. Es knackt. Schlag auf den Mund. Es platzt. Benommen. Auf und weiter. Der Andere rennt in eine dunkle Hofeinfahrt. Will sich wohl verstecken. Dunkel und feucht. Eine Bewegung im Schatten. Ich springe vor. Er tritt, ich blocke, gebe ihm einen Schlag vor die Brust, dann ein harter Schlag aufs Kinn. Er stürzt. Ich werfe mich auf ihn, packe seine nassen Haare, schlage sein Gesicht aufs Pflaster, nochmal, und nochmal und nochmal. Stöhnen. Metallischer Geruch. Bewusstlos.
Ich taumle zurück an die Wand, hocke mich hin.
Die Schläfen pochen, das Herz rast. Übelkeit steigt auf. Runterkommen, runterkommen!
Dunkelheit, Regen, Kühle. In der Ferne jaulen Martinshörner. Die Kollegen kommen.
Verzweiflung! Tränen.


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Tag der Veröffentlichung: 03.07.2012

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