Dieser Kurzgeschichte war mein Beitrag zum Schreibwettbewerb “Grüne Riesen” in 2011. Es war sozusagen mein erster Versuch, auch einmal ein Kinderbuch zu schreiben. Dass ich am Ende damit Erfolg haben, und sogar den Wettbewerb gewinnen würde, hatte ich nicht erwartet. ^.^
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein kleines Eichhörnchen, das sein erstes großes Abenteuer erlebt.
Ich wünsche gute Unterhaltung.
Liebe Grüße
Chris
Das frühe Licht eines neuen Morgens zauberte ein orangenes Farbspiel an die Wände der kleinen Baumhöhle, in der Tobi mit seiner Mutter lebte. Sie wohnten ziemlich weit oben in einer alten Eiche, ganz in der Nähe des Waldzentrums. Dort lebten viele Eichhörnchen und ihre Behausung gehörte schon zu den begehrteren. Nicht jeder hatte das Glück eine verlassene Spechthöhle bewohnen zu können. Dabei fand Tobi es eher unpraktisch, dass das Einstiegsloch auf der Ostseite war. Ihm wäre die andere Seite viel lieber gewesen. Dann würde er nicht jeden Morgen gleich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden und hätte abends noch etwas mehr Licht, wenn er nach Hause kam. Nun ja, er hatte bisher auch so immer zielsicher seine Schlafecke gefunden, aber das frühe Aufwachen fand er manchmal schon ziemlich ärgerlich.
Er streckte und reckte sich, gähnte noch einmal durchdringend und blinzelte hinüber zu der Schlafstelle seiner Mutter. Die war allerdings wie üblich schon aufgestanden und ihr Platz war leer und aufgeräumt.
Von draußen war das Zwitschern vieler unterschiedlicher Vögel zu hören und hin und wieder raschelte es. Wind strich sanft am Höhleneingang entlang und ließ ein leises Pfeifen ertönen.
Noch etwas träge schlich Tobi zum Öffnung und schaute hinaus in die grünen Baumkronen der Nachbareichen. Hier und da hüpften ein paar Eichhörnchen durch die Zweige und weckten in ihm die Lust, es ihnen gleich zu tun.
Gerade als er die Höhle verlassen wollte, tauchte unmittelbar vor ihm ein Kopf mit dicken Backen auf. Vor Schreck stieß er einen kleinen Schrei aus, hielt sich aber gleich den Mund zu. Dann erst erkannte er das Gesicht und atmete erleichtert aus.
>Hab’ ich dich erschreckt, Liebling?<, frage seine Mama, nachdem sie hereingekrabbelt war und das mitgebrachte Frühstück abgestellt hatte.
>Nein<, schwindelte Tobi. >So schnell kann mich nichts erschrecken. I-I-Ich war nur geblendet.<
>Das habe ich mir fast gedacht<, antwortete sie und gab ihm ein kleines Küsschen auf die Wange.
O.K., hier in der Baumhöhle konnte das ja keiner sehen, da war das schon in Ordnung, aber draußen konnte er es gar nicht leiden, wenn sie das machte. Er war schließlich kein kleines Baby mehr.
Schnell schnappte er sich zwei Bucheckern und frühstücke eilig. Wenn er erst mal so richtig wach war, dann juckte es ihn auch schon in den Pfoten und er wollte hinaus in den Wald.
Kaum, dass er fertig gegessen hatte, sagte er nur noch kurz >Tschüss Mama< und flitzte auch schon hinaus und den Baumstamm hinunter.
>Und mach keine Dummheiten, hörst du?<, rief sie ihm noch hinterher, aber er war mit seinen Gedanken schon ganz wo anders und erwiderte nur ein leises >Ja, ja<.
Unten angekommen, rannte er schnell am Boden entlang und sprang hier und da gekonnt über ein paar dicke Wurzeln und heruntergefallene Äste. Er war ein guter Läufer und mächtig stolz darauf, dass er beim Fangen spielen am seltensten von allen seinen Freunden erwischt wurde.
Ein älteres Eichhörnchen kreuzte plötzlich unerwartet seinen Weg und Tobi schaffte es gerade so ihm auszuweichen, indem er einen schnellen Haken schlug.
>Pass’ doch auf<, meckerte der Eichkater mit dem leicht grauen Fell.
“Auch das noch”, dachte Tobi.
Der alte Herr Eichner würde das sicherlich seiner Mutter erzählen. Na da würde er heute Abend wohl wieder etwas zu hören bekommen.
>Tschuldigung<, rief er nur kurz und rannte schnell weiter.
Vielleicht hatte er ja Glück und der alte Kauz nahm es ihm nicht übel oder hat ihn gar nicht erkannt. Seine Augen waren schließlich nicht mehr die Besten und seine Ohren auch nicht. Er würde vermutlich noch nicht einmal den Ruf eines Habichts hören. Ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte, aber wahrscheinlich war er gerade deshalb ein angesehenes Mitglied der Gemeinde.
Nachdem Tobi eine Weile gerannt war, verlangsamte er sein Tempo. Er war schon im Randbereich der Eichhörnchensiedlung. Hier in der Nähe wohnten ein paar seiner Freunde doch er hatte einen Umweg genommen. Leise schlich er um einen Baum herum und streckte vorsichtig den Kopf hinter einer Wurzel hervor.
Was er sah, ließ sein kleines Herz noch schneller schlagen. Er hatte Glück. Auf einem der tiefen starken Äste eines Nachbarbaumes saß sie. Viel wusste er nicht über sie, außer dass sie hier wohnte und Linda hieß.
Sie reinigte gerade hingebungsvoll ihren flauschigen Schwanz, zupfte hier und da kleine Fussel heraus und löste verknotete Stellen. Sie schien total in die Körperpflege vertieft zu sein und bemerkte nicht, dass sie beobachtet wurde.
Heimlich schaute er ihr zu. Sie war ein wirklich hübsches kleines Eichkätzchen und er sah ihr gerne zu. Tobi achtete nicht so sehr auf seine Fellpflege. Natürlich wusch er sich und er konnte es gar nicht leiden, wenn ein paar Härchen von Baumharz verklebt waren, aber so akribisch würde er wohl nie zu Werke gehen. Wie es wohl wäre, wenn sie sein Fell so säubern würde?
In dem Moment, da er diesen Gedanken hatte, rauschte ihm ein prickelnder Schauer über den Rücken, bis hinunter in die Spitze seines buschigen Schwanzes. Dort stellten sich ruckartig alle Haare auf. Das ging so schnell, dass man fast ein leises “Fupp” hören konnte.
“Oh Gott, wie peinlich”, dachte Tobi und griff sofort nach hinten, um die Haare wieder glatt zu streicheln. “Hoffentlich hat das keiner gesehen.”
Vorsichtig spähte er noch mal hervor und nahm mit großer Erleichterung zur Kenntnis, dass Linda wohl nichts bemerkt hatte.
>Na, wen haben wir den da<, hörte er plötzlich eine hart klingende Stimme hinter sich und fuhr erschrocken herum.
Tobi sah in die fies grinsenden Gesichter von fünf Eichhörnchen und wusste sofort, wen er da vor sich hatte. Er hatte sie schon ein paar Mal gesehen und seine Freunde sprachen nur mit Ehrfurcht von ihnen. Es war die wohl härteste Eichhörnchen-Gang von der er jemals gehört hatte.
Sie waren höchstens ein Jahr älter als er, aber hatten schon viele Abenteuer bestanden. Tobi hatte einmal gehört, dass sie Eicheln aus einem Baum geholt hätten, in dem eine schlafende Eule saß. Wäre sie aufgewacht, hätte sie sich bestimmt einen geschnappt, doch sie fürchteten weder Tod noch Teufel. Deshalb wurden sie auch die Höllenhörnchen genannt.
Ja, er bewunderte sie sehr und gerne wäre er ein Mitglied dieser tollen Clique geworden, doch das war nur ein Wunschtraum. Und jetzt, wo sie ihn in dieser peinlichen Situation erwischt hatten, war es wohl noch aussichtsloser.
>Was ist los, Kleiner. Hat es dir die Sprache verschlagen<, sagte der Anführer lachend.
Er unterschied sich deutlich von den anderen, denn er hatte ein sehr viel dunkleres, fast ganz schwarzes Fell. Deshalb wurde er auch von allen respektvoll “Blackbeard” genannt.
>Ich bin nicht klein<, antwortete Tobi trotzig.
Gut, er war nicht gerade sonderlich groß, aber dafür war er sehr flink und stark war er auch. Keiner seiner Freunde konnte schneller als er eine Haselnuss knacken.
>Hört euch den an<, sagte der Anführer zu seiner Gang. >Der plustert ja ganz schön die Backen auf.<
Ein hämisches Gelächter erschallte und Tobi bekam fast ein rotbraunes Fell im Gesicht, so wütend war er deswegen. Wenn es etwas gab, das er nicht leiden konnte, dann, dass man ihn auslachte.
>Was ist denn hier los?<, hörte er plötzlich eine zarte Stimme hinter sich und blickte überrascht über die Schulter.
Linda musste wohl das Gelächter gehört haben und war herüber gekommen.
>Schaut mal, jetzt kommt auch noch so ein Püppchen an, um den Kleinen zu retten.<
>Mich muss überhaupt niemand retten<, schnaubte Tobi und versuchte sich richtig groß zu machen, doch so recht wollte ihm das nicht gelingen.
>Du hältst dich wohl für sehr mutig<, gab Blackbeard noch immer lachend von sich.
>Das bin ich auch.<
>Ach ja?<
>JA!<
Tobi fühlte sich wie elektrisiert. Er war angespannt bis in die letzte Haarspitze und furchtbar aufgeregt.
>So, so<, meinte der Anführer und grinste dabei verschlagen. >Kannst du das auch beweisen oder ist das nur heiße Luft?<
>Wie soll ich das denn beweisen?<
>Hmm. … Oh ja, ich weiß. Folge uns, wenn du dich traust.<
Blackbeard warf seinen Kumpanen noch einen vielsagenden Blick zu. Die schienen zu verstehen und grinsten alle breit. Dann liefen sie langsam los. Tobi hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl bei der Sache, aber er wollte sich jetzt keine Blöße geben. Gerade als er sich in Bewegung setzte, um den anderen zu folgen, hüpfte plötzlich Linda neben ihn.
>Tu es nicht. Die hecken bestimmt etwas Gemeines aus<, sagte sie mit besorgter Stimme, doch er zuckte nur mit den Schultern.
Was hatte er denn schon für eine andere Wahl? Wenn er nicht mitging, würden sie ihn bestimmt für ein Angsthörnchen halten und das wollte er ganz bestimmt nicht sein. Also atmete er noch mal tief durch und lief ihnen dann entschlossen hinterher.
Der Weg, den die Höllenhörnchen eingeschlagen hatten, führte sie immer weiter weg von der Eichhörnchensiedlung. Diese Jungs waren wirklich cool. Denen schien das überhaupt nichts auszumachen, doch Tobi hatte sich noch nie so weit von zu Hause entfernt. Er war schon nervös und schaute sich ständig um, damit er auch wieder zurückfinden konnte. Dabei fiel ihm auch auf, dass Linda ihnen folgte.
“Warum macht sie das”, fragte er sich im Gedanken.
Wollte sie etwa bei dem zusehen, was sich die anderen für ihn ausgedacht hatten? Das gefiel ihm gar nicht. Womöglich würde er sich blamieren, was ja nicht auszuschließen war, aber vor ihr war das definitiv noch schlimmer.
Plötzlich stoppte die Gruppe und Blackbeard richtete sich auf. War das etwa der Waldrand? Vorsichtig kam Tobi näher und blickte sich um. Seine Mama hatte ihn immer ermahnt, nie den Wald zu verlassen. Das sei viel zu gefährlich, hatte sie immer gesagt. Sollte das nun seine Mutprobe werden?
Also er zu den anderen aufgeschlossen hatte, stellte er fest, dass sie nicht am Waldrand, sondern an einer Lichtung standen. Im Zentrum dieser Lichtung stand eine einzelne große Weißbirke, doch rund herum war nur Wiese und sonst nichts. Das sah schon merkwürdig aus und er konnte sich das nicht erklären.
>Weißt du was das da für ein Baum ist?<, frage der Anführer mit ernstem Blick.
>Nein.<
>Das ist die Vambirke.<
Als er den Namen aussprach, schienen auch alle anderen etwas nervös zu werden und Tobis mulmiges Gefühl im Bauch wurde noch schlimmer.
>Vambirke?<, frage er unsicher zurück.
>Ja genau. Das ist der einzige Fleischfressende Baum im ganzen Wald. Wenn ihm ein Tier zu nahe kommt … dann schnappt er blitzschnell zu.<
Bei den letzten Worten klatschte Blackbeard direkt vor Tobi in die Pfoten und der zuckte vor Schreck zusammen, doch wider Erwarten lachten ihn die anderen nicht aus. Sie grinsten nur etwas, wirkten dabei aber angestrengt.
>Wa-Warum sind wir denn hier?<, wollte er wissen, obwohl er schon so eine Ahnung hatte.
>Na was wohl. Wenn du so mutig bist, wie du behauptet hast, dann renn’ hinüber und wieder zurück. … Wer weiß, vielleicht überlebst du ja.<
Vorsichtig ging Tobi ganz nah an den Waldrand. Sollte er das wirklich riskieren? Vermutlich machten sie sich nur lustig über ihn und das da vorne war ein ganz normaler Baum. Na ja, er sah schon ein bisschen merkwürdig aus, aber es war doch einfach nur ein Baum, oder? Abgesehen davon gab es keinen besseren und schnelleren Läufer als ihn. Wenn es einer schaffen konnte, dann er.
Gerade als er seinen ganzen Mut zusammengenommen hatte und den ersten Schritt hinaus auf die Lichtung machen wollte, hörte er auf einmal die ängstliche Stimme eines Mädchens hinter ihm >Stopp!< schreien.
Verunsichert ging er wieder drei Schritte zurück und blieb vor Linda stehen, die ganz außer Atem vor ihm anhielt und ihn mit großen Augen ansah.
>Das kannst du doch nicht machen. Bist du verrückt? Die bringt dich um.<
>Das glaube ich nicht. Das ist doch bestimmt nur so eine Geschichte.<
>Bestimmt nicht. Mein großer Bruder hat mir auch schon davon erzählt. Schau doch mal genau hin. Der uralte Stamm. Die langen tief hängenden Äste. So alt wird doch kein normaler Baum. … Und warum steht er da wohl ganz alleine? Kein Eichhörnchen geht da freiwillig hin und vergräbt dort Vorräte für den Winter. Deshalb wachsen dort auch keine anderen Bäume. Die Vambirke hat sie alle vertrieben. Wenn ein Tier ihr zu nahe kommt, dann packt sie es mit ihren Ästen und saugt dem Opfer das Blut aus.<
Tobi bekam eine Gänsehaut. Linda schien wirklich Angst zu haben und das beunruhigte ihn total.
>Und? Was ist nun?<, wollte Blackbeard wissen. >Läufst du jetzt?<
>Das könnt ihr doch nicht von ihm verlangen. Das ist Wahnsinn<, rief Linda empört.
>Ich schaffe das schon<, meinte Tobi, klang dabei aber nicht so überzeugend, wie er eigentlich wollte.
>Nein, tu das bitte nicht. Das ist viel zu gefährlich.<
Ihr besorgter Blick löste ein sehr merkwürdiges Gefühl in seiner Brust aus. Einerseits gefiel es ihm, doch gleichzeitig verunsicherte es ihn auch. Er wusste einfach nicht, was er machen sollte. Er wusste nur, dass er kein Feigling sein wollte.
>Ich kann das. Du wirst schon sehen.<
>Nein, das darfst du nicht. … Wenn … wenn du das machst … dann … dann laufe ich dir hinterher.<
Das fand Tobi jetzt aber richtig unfair. Er wollte das doch alleine schaffen. Außerdem sollte sie sich nicht in Gefahr begeben. Das ging ja mal gar nicht. Er schaute ihr tief in ihre dunklen Augen und erkannte, dass sie sehr ängstlich war. Konnte sie wirklich so entschlossen sein, ihm tatsächlich zu folgen?
Das konnte er doch unmöglich zulassen. Er war ein schneller Läufer und war sich auch sicher, dass er das schaffen konnte, aber sie? Nein, er wollte nicht, dass sie ihr Leben riskierte. Schon gar nicht seinetwegen.
>Also gut<, sagte er schließlich resigniert. >Ich mache es nicht.<
Linda schien sehr erleichtert zu sein und lächelte ihn an. Die anderen jedoch waren enttäuscht und grinsten hämisch.
>Das haben wir uns fast gedacht<, meinte Blackbeard. >Bist halt doch noch ein kleiner feiger Baumhüpfer. Wenn du es dir anders überlegt hast, dann weißt du ja, wo du uns finden kannst. Bis dahin, geh lieber nach Hause und spiele in einem Laubhaufen. … Kommt Jungs, hier gibt’s doch nichts Interessantes zu sehen.<
Die anderen Eichhörnchen zogen ab und ließen die beiden alleine zurück. Tobi war ziemlich angefressen wegen dem, was ihr Anführer noch gesagt hatte. Eigentlich spielte er tatsächlich gerne mit seinen Freunden in einem Laubhaufen, doch das könnte er so jetzt nie wieder tun. Das war offensichtlich nur etwas für Feiglinge und das wollte er auf keinen Fall sein. Missmutig schaute er zu Linda, die ihn sehr mitfühlend, aber auch ein bisschen schuldbewusst ansah.
>Bist du jetzt sauer auf mich?<, fragte sie ihn.
War er das? So genau konnte er das nicht sagen. Er stand noch immer unter Strom. Die ganze Sache war sehr nervenaufreibend gewesen. Bestimmt hätte er es geschafft und dann wären die Höllenhörnchen garantiert sehr beeindruckt von ihm gewesen. Wer weiß, vielleicht hätten sie ihn sogar in ihre Bande aufgenommen. Dann wäre er das jüngste Mitglied aller Zeiten geworden, aber das konnte er jetzt vergessen.
Auf der anderen Seite war Linda aber wohl einfach nur besorgt um ihn gewesen, ist ihm sogar bis hierher gefolgt und wäre ihm womöglich auch tatsächlich auf die Lichtung hinterher gerannt. Dafür konnte er ihr eigentlich nicht wirklich böse sein.
>Nein, bin ich nicht<, sagte er wenig später. >Lass’ uns zurück gehen.<
Sie nickte ihm erleichtert zu und lächelte sanft. Das gefiel ihm und er erwiderte das Lächeln. Dann liefen sie auch gleich Seite an Seite zurück.
Es war ein merkwürdiges Gefühl für Tobi, neben einem Mädchen zu laufen. Das hatte er noch nie gemacht und irgendwie fühlte er sich fast so aufgeregt, wie vorhin, als er kurz davor war, über die Lichtung zu der Vambirke zu laufen. Trotzdem war die Aufregung irgendwie anders.
Den Weg zurück zu finden, war für ihn einfach, denn er hatte einen Orientierungssinn wie eine Brieftaube. Als sie einen bekannten Teil des Waldes erreicht hatten, machten sie noch einen Abstecher in einen Haselnussstrauch und knackten ein paar Nüsse. Danach zeigte Linda ihm noch ihren Lieblingsbaum und Tobi staunte nicht schlecht, als er sah, wie gut sie klettern konnte und wie schnell sie in der Baumkrone verschwand. Auch beim Springen von Ast zu Ast war sie sehr geschickt und nicht nur das. Es sah auch direkt anmutig aus, wie sie das machte und sie versetzte die Äste auch viel weniger in Schwingung, als das bei Tobi der Fall war.
Die beiden hatten den ganzen Tag sehr viel Spaß zusammen und er vergaß ganz, dass er sich eigentlich mit ein paar Freunden treffen wollte. Die Zeit verging wie im Flug und es war schon kurz vor Sonnenuntergang, als Linda schließlich von ihrer Mutter nach Hause gerufen wurde. Etwas wehmütig verabschiedete sie sich von ihm, hoffte aber, dass sie sich bald mal wieder treffen würden. Dann machte sich Tobi auf den Heimweg.
Er beeilte sich nach Hause zu kommen, denn er wusste, dass seine Mutter sich bestimmt wieder Sorgen machen würde, wenn es schon dunkel war. Ihm machte das eigentlich nichts aus, zumal schon fast wieder Vollmond war und kaum Wolken am Himmel zu sehen waren. So lag auf dem ganzen Wald ein blasser Lichtschimmer. Das war hell genug für ihn. Für die meisten anderen allerdings offensichtlich nicht, denn es war kaum noch jemand draußen zu sehen.
Kaum, dass er die Höhle betreten hatte, begrüßte ihn auch schon seine Mutter.
>Da bist du ja endlich. Wo warst du denn so lange? Die Sonne ist doch schon untergegangen<
Ihre leicht vorwurfsvolle, aber vor allem sichtlich besorgte Stimme machte ihm ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Trotzdem fand er, dass sie maßlos übertrieb. Was sollte schon groß passieren, nur weil die Sonne unterging?
>Ich habe nur die Zeit vergessen, Mama. Gegessen habe ich auch schon.<
Sie seufzte erleichtert und küsste ihn auf die Wange.
>Dann wird es jetzt aber Zeit zum Schlafen. Gute Nacht mein kleiner Wuschel.<
“Jetzt fängt sie auch noch damit an”, dachte er, während er sich in seine Schlafecke begab. “Ich bin kein kleiner Wuschel mehr. Ich bin ein mutiger Eichkater.”
Die Erinnerungen an den Tag beschäftigten ihn noch lange. An dem gleichmäßigen Atem seiner Mutter erkannte er, dass sie längst eingeschlafen war, doch er fand einfach keine Ruhe. Immer wieder stellte er sich die Frage, ob er es wohl bis zum Vambirke und wieder zurück geschafft hätte und je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich dabei. Schließlich fasste er einen Entschluss. Er wollte es einfach wissen. Er musste es ausprobieren.
Auf leisen Pfoten schlich er sich zum Ausgang und spähte hinaus. Weit und breit war kein anderes Eichhörnchen zu sehen. Auch kein Vogel zwitscherte mehr. Nur ein leichter Wind pfiff durch die Zweige und ließ die Blätter rascheln.
“Gut”, dachte er sich dabei. “Dann fällt es vielleicht nicht auf, wenn ich draußen vielleicht Geräusche verursachen sollte.”
Vorsichtig kletterte er den Baumstamm hinunter und rannte dann gleich am Boden entlang. Er hätte natürlich auch von Ast zu Ast springen können. Das wäre wohl etwas sicherer gewesen, aber in den Bäumen kam man nicht so schnell voran wie am Boden. Abgesehen davon waren hier schon lange keine Wildkatzen oder Marder gesehen worden und selbst wenn so ein Monster hier auftauchen würde, wäre er bestimmt schnell genug, um sich in Sicherheit zu bringen.
Plötzlich hörte er ein >u-hu<, was ihm einen extremen Schrecken einjagte. Schnell ging er hinter einer Wurzel in Deckung uns sah sich vorsichtig um, konnte aber nichts entdecken. Als ob sein Blut in seinen Adern gefroren wäre, durchzog ein frösteln seinen Körper. Ein Uhu war nun wahrlich ein Feind, dem er am Boden wohl ziemlich unterlegen war. Hier konnte er nicht weitergehen. Tobi beschloss daher, doch lieber den Schutz der Äste zu suchen und sprang auf seinem Weg weiter von Baum zu Baum.
Als er den letzten Baumstamm vor der Lichtung erreicht hatte, überblickte er zunächst das Gelände von oben. Jetzt überkam ihn doch wieder ein ziemlich starkes, ungutes Gefühl und plötzlich fand er seine Idee doch nicht mehr so gut. Was machte er eigentlich hier? Wem wollte er denn etwas beweisen? Es war doch außer ihm keiner hier. Sollte er nicht vielleicht doch lieber zurückgehen?
>Nein!<, sagte er entschlossen zu sich selbst.
Jetzt war er so weit gekommen, da wollte er es auch durchziehen. Schnell kletterte er den Baumstamm hinunter und stellte sich an den Rand der Lichtung. Der Wind hatte die Äste der Vambirke in Schwingung versetzt und gab ihr ein besonders bedrohliches Aussehen. Dazu noch der Silberschimmer des Mondlichts, der alles noch unheimlicher machte. Tobi schluckte schwer.
>Das ist nur der Wind. Das ist nur der Wind<, flüsterte er vor sich hin.
Dann atmete er noch einmal tief durch kniff die Augen zu und rannte los.
Sein Atem ging schnell und sein kleines Herz hämmerte heftig in der Brust. Er spürte die weiche Erde unter seinen Pfoten und feuchtes Gras peitschte ihm ins Gesicht. Er blinzelte immer nur kurz nach unten, um nicht aus dem Tritt zu kommen, doch letztendlich musste er die Augen wieder richtig aufmachen, um sich zu orientieren. Gerade noch rechtzeitig, wie er gleich feststellte, denn er war schon fast da.
So nah sahen die schwankenden Äste der Vambirke in dem schwachen Licht noch viel gefährlicher aus und Tobi legte eine Vollbremsung hin. Im gleichen Augenblick rauschte ein Schatten über ihm hinweg und er duckte sich instinktiv. Durch sein abruptes Anhalten war er gerade so dem Angriff eines Uhus entgangen und dessen Krallen griffen unmittelbar vor ihm in den Boden. Kleine Steinchen und Erde wurden aufgewirbelt und der hektische Flügelschlag des Vogels ließ Tobis Herz bis zum Hals schlagen.
Ohne darüber nachzudenken, flüchtete er instinktiv schnell zum Baum. Er ließ das fliegende Monster dabei aber keine Sekunde aus den Augen und drückte sich mit dem Rücken gegen den Stamm. Doch im gleichen Moment spürte er spitze Kanten der Borke hinter sich, die sich durch sein Fell bohrten.
>AAAH!<, schrie er auf.
Er war sich ganz sicher, dass der Baum ihn auch fressen wollte und geriet vollends in Panik. Mit einer schnellen Körperdrehung löste er sich vom Stamm und schlug dabei mit der Vorderpfote nach hinten. Sein Hieb traf einen vorstehenden Teil der Rind, der sich löste und zur Seite flog. Gleichzeitig spürte er einen kurzen aber heftigen Schmerz. Er hatte sich die Pfote verletzt und sich eine große blutende Schürfwunde zugezogen.
Flügelschläge hinter ihm erschreckten ihn aufs Neue und angsterfüllt blickte er um sich. Der Wind rauschte in den Ästen über ihm und überall bewegten sich Schatten um ihn herum. Der Uhu war aus seinem Sichtfeld verschwunden, aber Tobi war sich sicher, dass der bestimmt irgendwo auf der Lauer liegen würde. Oder hatte ihn vielleicht der Baum geschnappt? Raschelte es deswegen so in den Blättern? Wenn ja, dann war das jetzt seine Chance.
Er sah das abgeschlagene kleine Stück der Birkenrinde neben ihm im Gras liegen und schnappte es sich ohne zu zögern mit seinen Zähnen. Dann rannte er los, so schnell er nur konnte. Selbst wenn dieses Flugmonster noch dar war, ging in diesem Moment die größte Bedrohung von diesem Baum aus, der nach seinem Blut lechzte. Daran bestand für Tobi kein Zweifel. Er musste so schnell wie möglich hier weg.
Er rannte und rannte und obwohl seine Pfote so sehr schmerzte, gab er einfach alles. Immer wieder schlug er intuitiv wie ein Kaninchen auf der Flucht kleine Haken, nur für den Fall, dass der Uhu vielleicht auch der Vambirke entkommen war und ihm wieder hinterher jagte.
Kaum, dass Tobi den Rand der Lichtung erreicht hatte, sprang er auch sofort auf den erstbesten Baum und kletterte nach oben in das dichte Astwerk. Dort gönnte er sich eine kleine Verschnaufpause und blickte hinüber in das Zentrum der Lichtung.
Die Bewegungen des Baumes sahen schon irgendwie unnatürlich aus und von dem Raubvogel war nichts mehr zu sehen. Bestimmt hatte die Vambirke ihn geschnappt und machte sich gerade genüsslich über ihr Mitternachtsmahl her.
Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, wenn er nur daran dachte. Sein kleines Herz hämmerte noch immer wie wild in seiner Brust. Nie zuvor hatte er solche Angst gehabt aber irgendwie hatte er es geschafft und der Beweis lag vor ihm. Ein kleines Stückchen Birkenholz.
Er nahm es wieder auf und dann beeilte er sich, nach Hause zu kommen. Das letzte Stückchen des Weges versuchte er wieder ganz leise zu sein. Vorsichtig schlich er sich zurück in die Baumhöhle. Seine Mutter schlief noch immer tief und fest und Tobi atmete erleichtert durch. Dann krabbelte er in seine Schlafecke, platzierte das Rindenstück neben seinem Platz und versuchte noch, seine Wunde etwas zu säubern. Schon kurz darauf fiel die Anspannung seines Abenteuers endgültig von ihm ab und er rollte sich zusammen und schlief tief und fest ein.
>Aufstehen Schlafmütze<, hörte er seine Mutter mit liebevoller Stimme sagen.
Er blinzelte kurz und stellte fest, dass es schon recht hell war. Dann reckte er sich etwas, zuckte dabei aber leicht zusammen, als er einen ziehenden Schmerz in seiner Pfote spürte. Sofort strömten die Erinnerungen an sein gefährliches Erlebnis der vergangenen Nacht auf ihn ein.
Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er das alles vielleicht nur geträumt hatte, doch als er das Holzstück neben seiner Schlafstelle liegen sah, wusste er, dass er das wirklich gemacht hatte. Er saß einen Augenblick lang einfach da, starrte seine Beute an und versuchte seinen Gedanken zu ordnen.
“Oh man, das muss ich unbedingt Linda zeigen”, dachte er bei sich. “Die wird Augen machen.”
>Ist alles in Ordnung, Liebling?<
>Was? … Oh, äh, ja Mama. Ich … äh … hab’ gleich eine Verabredung.<
>Na gut, aber erst wird gefrühstückt.<
>Oh Mama<, sagte er leicht genervt.
Das passte ihm jetzt gar nicht, aber er wusste, dass sie ihn nicht vorher gehen lassen würde. Auch wenn er so schnell wie möglich zu Linda wollte, musste er erst etwas essen. Also beeilte er sich mit dem Frühstück.
>Was ist denn mit deiner Pfote passiert?<, frage seine Mutter besorgt, als sie die Schürfwunde entdeckte.
>Ach, das ist nicht so schlimm. Ist gestern beim … ähm … Spielen passiert.<
>Oh Wuschel, du musst vorsichtiger sein. Dir passiert sonst noch etwas Schlimmes, wenn du immer so herumtobst.<
>Ja Mama. Ich passe schon auf<, sagte er zum Abschied und schnappte sich das Stück Birkenrinde und ging zum Ausgang.
>Und renn’ nicht immer so, hörst du? Wenn sich Herr Eichner noch mal beschwert, bekommst du einen Tag Höhlenarrest.<
“Oh man. … War ja klar, dass sich die alte Petze beschwert hat”, dachte er auf dem Weg hinunter, doch noch bevor er auf dem Waldboden angekommen war, hatte er nur noch Linda im Sinn.
Er beeilte sich, zu ihr zu kommen, doch seine schmerzende Pfote bremste ihn etwas. Man könnte fast meinen, er lief absichtlich langsamer, um die Anweisung seiner Mutter zu befolgen. Im Grunde war ihm das aber egal. Sollten das doch ruhig alle glauben. Das war immer noch besser, als einen ganzen Tag nicht raus zu dürfen.
Als er endlich bei ihr angekommen war, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können. Linda saß auf der Wurzel, hinter der er sich immer versteckte, wenn er sie kurz beobachtete. Das war aber nicht alles. Die Höllenhörnchen waren auch in der Nähe und er konnte ihr Gelächter hören.
>Was ist denn hier los?<, fragte Tobi, nachdem er bei ihr angekommen war und das Rindenstück vor sich abgelegt hatte.
>Ach nichts. Ich habe mich nur gefragt, ob du heute wieder kommst. Na ja und da habe ich hier gewartet und dann sind die da hier aufgetaucht.<
Mit einer verächtlichen Kopfbewegung nickte sie in die Richtung der Höllenhörnchen, was bei denen nicht unbemerkt blieb. Offensichtlich betrachteten sie das als Aufforderung, näher zu kommen. Linda schnaubte genervt, versuchte sich aber wieder auf Tobi zu konzentrieren.
>Was hast du denn da mitgebracht?<, fragte sie ihn neugierig.
>Das wollen wir aber auch wissen<, sagte Blackbeard. >Hast der kleine Hüpfer seiner kleinen Freundin ein Geschenk mitgebracht?<
Die ganze Gruppe lachte, doch Tobi lächelte weiterhin sehr selbstsicher, was sie etwas verwirrte.
>In gewisser Weise<, sagte er nur und schaute erst Linda an und nickte dann in Richtung Rindenstück.
Linda kam näher und nahm das “Geschenk” mit ihren Vorderpfoten auf und betrachtete es. So recht konnte sie nichts damit anfangen. Sie schnüffelte daran und entdeckte auch eine kleine Blutspur. Dann plötzlich erkannte sie, dass es ein Stück Birkenrinde war. Erschrocken quietschte sie kurz auf und ließ es fallen. Jetzt waren die anderen völlig verwirrt.
>Warum schreist du so? Was ist das denn?<, wollte der Anführer von ihr wissen.
Sie zögerte kurz und schaute Tobi an. Er saß noch immer mit stolz geschwellter Brust vor ihr und lächelte zufrieden. Er hatte schon damit gerechnet, dass sein Beutestück Eindruck hinterlassen würde, aber ihre Reaktion war noch cooler, als er erwartet hätte.
>Das … ist … ein … Stück … von der Vambirke<, antwortete sie fast stotternd auf die Frage.
>Unmöglich!<, rief Blackbeard aus und betrachtete das Rindenstück genauer. >Das ist bestimmt ein Trick.<
>Das ist überhaupt kein Trick<, sagte Tobi verärgert. >Ich war heute Nacht dort.<
>D-D-Du warst in der Nacht dort?<, frage Linda leicht entsetzt.
>Ja wann denn sonst?<
>Das kann ja jeder Behaupten<, meinte einer der Höllenhörnchen und Tobi schaute ihn dafür wütend an.
>Dann überzeugt euch doch selbst<, sagte er trotzig. >Na kommt schon. Ich zeige es euch.<
Tobi schnappte sich das Holzstück und lief los. Den Weg kannte er jetzt schon ganz genau. Linda war gleich an seiner Seite und schaute ihn ein paar Mal ungläubig an. Die Anderen folgten ihnen in kurzem Abstand.
Bei der Lichtung angekommen lief Tobi einfach weiter doch Linda hielt an und rief >Stopp!<
Auch die Höllenhörnchen waren inzwischen dort angekommen und konnten kaum glauben, dass Tobi schon einen Meter weit auf die Lichtung gelaufen war.
>Ha-Hast du denn gar keine Angst?<, fragte Linda unsicher doch er zuckte nur kurz mit den Schultern.
>Ähm … eigentlich nicht. Ich will nur nahe genug heran, damit ihr die Stelle sehen könnt, wo ich dem Baum das Stück Rinde abgeschlagen habe. Außerdem war es gestern Nacht viel gruseliger. … Und dann hat mich auch noch ein Uhu gejagt.<
>Ein Uhu!?<, riefen die Höllenhörnchen fast im Chor.
>Ja, kurz vor der Vambirke hat er mich angegriffen, doch ich konnte ihm ausweichen. Und dann bin ich zu nah an den Baum heran gegangen und er hat versucht mir in den Rücken zu beißen und da habe ich zugeschlagen.<
Er kam gleich zurück zu den anderen und hielt demonstrativ seine verletzte Pfote hoch. So konnten alle die große Schürfwunde sehen und sofort ging ein Raunen durch die Gruppe. Linda kam näher zu ihm und nahm die Pfote ganz vorsichtig in ihre und zupfte ein paar Härchen und kleine Staubkrümel weg. Tobi schaute ihr fasziniert dabei zu. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl für ihn, dass sie das machte.
>Wie bist du denn dem fliegenden Monster entkommen?<, wollte Blackbeard wissen.
>Ich glaube ich hatte großes Glück<, antwortet Tobi ehrlich und kratzte sich dabei am Hinterkopf. >Die Vambirke hat sich wohl den Vogel geschnappt und sich nicht mehr um mich gekümmert. So konnte ich entkommen.<
Den anderen Stand vor Staunen der Mund offen und sie blickten immer wieder zwischen Tobi und dem einzelnen gruseligen Baum auf der Lichtung hin und her.
>Und? Soll ich euch die Stelle jetzt zeigen?<
>N-Nicht nötig<, meinte Blackbeard. >Ich glaube ich kann die Stelle sehen.<
>Echt?<, fragte Tobi ungläubig.
>Natürlich Echt! Ich habe sehr gute Augen. … Nicht wahr Jungs?<
Sie alle nickten sofort und schienen sehr angespannt zu sein. Das verstand Tobi zwar nicht so ganz, aber im Grunde war ihm das egal. Hauptsache, man glaubte ihm.
>Du bist echt ein verdammt mutiger Kerl<, sagte der Anführer. >Was meint ihr, Jungs? Sollen wir dieses Muthörnchen bei uns aufnehmen?<
Wieder nickten alle und diesmal sahen sie erleichtert aus. Tobi platzte fast vor Stolz. Ein Mitglied der Höllenhörnchen zu werden war schon immer ein großer Traum gewesen und jetzt war er Wirklichkeit geworden. Allerdings fiel ihm auf, dass Linda alles andere als glücklich darüber zu sein schien. Was sollte er denn jetzt machen? Sie hielt noch immer seine Pfote und blickte ihn unsicher, fast ein bisschen flehend, an. Tobi bekam ein ganz merkwürdiges Gefühl in seiner Brust. So cool wie es auch war, ein Mitglied dieser Bande zu sein, aber das hier mit Linda war irgendwie noch cooler.
>Was ist, Muthörnchen? Kommst du mit?<
Er überlegte kurz, doch seine Entscheidung stand eigentlich schon fest.
>Nein Danke<, sagte er und sah Linda dabei in die Augen. >Ich glaube, ich bleibe lieber bei meiner kleinen Freundin.<
Es war fast so, als hätte man ein leises “Fupp” hören können, als sich plötzlich Lindas Schwanz schlagartig aufplusterte. Gleichzeitig nahm ihr Gesicht die rotbraune Farbe einer Kastanie an.
Die Höllenhörnchen brachen in ein schallendes Gelächter aus, das sogar die Vögel in den Baumkronen aufschreckte, doch Tobi lächelte sie nur an. Verlegen schaute sie zu ihm auf und lächelte zurück. Dann gab sie ihm zur Überraschung aller einen Kuss auf die Wange und schon wieder war ein leises “Fupp” zu hören. Diesmal war es Tobi, der total verlegen und nervös war, doch er nahm seinen ganzen Mut zusammen und gab auch ihr vor allen anderen einen Kuss auf die Wange.
Noch nie hatte er sich toller gefühlt, als in diesem Moment und er wusste, dass er sich richtig entschieden hatte.
Hallo liebe Leserin / lieber Leser,
wenn dich meine kleine, hoffentlich witzige und vielleicht sogar ein bisschen spannende Geschichte gut unterhalten hat, dann würde ich mich über ein Kommi und/oder ein Herz freuen. Und wenn du neugierig auf mehr bist, dann gibt’s für dich auch noch die Fortsetzung „Tobi und die Rieseneichhörnchen“ sowie eine Reihe von ganz anderen Kurzgeschichten und Büchern. Schau dich doch bei Gelegenheit einfach mal bei mir um, wenn du Zeit und Lust hast.
Liebe Grüße
Chris
Texte: Alle Rechte liegen bei mir. Die Bezeichnung "Chris2010" auf dem Cover ist mein ursprünglicher BookRix-Username.
Bildmaterialien: Das Cover hat die BookRix-Userin "lostinlove" für mich gemacht.
Tag der Veröffentlichung: 17.04.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Anja, denn für sie würde ich jederzeit, selbst in tiefster Nacht, mit einer Vambirke kämpfen. ^.^