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Ich zog mir meinen kuschligen Mantel an und steckte meine Schlüssel in die Manteltasche. Dann setzte ich mich auf den Boden um mir meine Lieblingsstiefel über die Füße zu ziehen. Sie waren aus schwarzem Leder und innendrin sehr weich. Trotz meiner dicken Socken, spürte ich wie das flauschige Fell sanft meine Füße streifte. Nachdem ich an beiden den Reißverschluss hochgezogen hatte, stand ich auf und machte die Haustür auf.
Eine weite, unberührte, dicke Decke aus Schnee lag vor mir. Ich kniete mich hin und nahm den pudrigen Schnee in die Hand. Er war so zart, so weich - so kalt. Ich schüttelte das weiße Zeug wieder von meinen Händen. Danach schloss ich die Haustür und begab mich auf den Weg zu meinem Freund Nico.
Das Schneeflockenmuster unter meinen Stiefeln hinterließ schöne Fußabdrücke auf dem Boden. Der Schneesturm hatte gerade aufgehört, es war windstill. Dennoch fröstelte ich, denn es war eines der kältesten Tage in diesem Jahr. Ich knöpfte meinen Mantel zu und legte meine Hände in seine angenehmen flauschigen Außentaschen.
Ich liebte den Winter.
Alles war so friedlich, der Schnee in den Vorgärten unserer Nachbarn funkelte wunderschön im Mittagslicht. Vor mir tauchten Pfotenspuren auf, gefolgt von Fußabdrücken. Offensichtlich war jemand mit seinem Hund spazieren gegangen. Abgesehen von den Hundebesitzerspuren und meinen, war die Straße überall unberührt. Ich folgte hüpfend diesen einzigen Spuren, einfach aus Spaß an der Freude. Ich merkte selbst, wie ungewöhnlich gut gelaunt ich war. Die Fußabdrücke endeten an einer Straßenabzweigung nach links, und somit auch mein kleines Spiel, denn ich musste geradeaus. Nach 2 Ampeln und 10 Minuten laufen, war ich da. Nico wartete schon vor der Tür. Ich musterte ihn. Er trug eine schwarze Jacke und Jeans. Seine dunkelbraunen Locken schauten unter seiner schwarzen Mütze hervor. Schon vom Weiten hatte ich bemerkt, wie seine braunen Augen auf mir geruht hatten. Er lächelte mich an.
"Hey, Claire." Er zog mich in seine Arme und drückte mich als Begrüßung sanft. "Gehen wir?", fragte er grinsend.
Ich genoss seine Anwesenheit und seine Wärme. "Natürlich", antwortete ich lächelnd.
Wir machten uns auf den Weg in die nächste Pizzeria, wie wir es ausgemacht hatten. Dort bestellten wir uns eine große Thunfischpizza.
"Was hast du in den Winterferien so vor?", wollte Nico wissen.
Ich deutete auf einen gemütlichen Platz in der Ecke des Raumes und zog dort angekommen meinen Mantel aus. "Ich weiß noch nicht. Ich wollte sie mit dir und Aly verbringen."
Ich sah zu, wie er sich mir gegenüber hinpflanzte. "Find ich gut. Meine Eltern wollten erst mit mir die ganzen Ferien zu meinen Großeltern. Die wohnen meilenweit von hier entfernt."
Der Kellner kam mit unserer Pizza angelaufen und stellte sie vor uns hin. Wir bezahlten und er entfernte sich bedankend wieder von unserem Tisch. Ich nahm mir gleich ein Stück und biss genüsslich in die heiße Pizza rein. Gleich nach dem Runterschlucken breitete sich eine Wärme in mir aus.
"Und jetzt nicht mehr?", fragte ich neugierig.
"Nö. Ich konnte sie überreden hier zu bleiben." Er lächelte mich verführerisch an. "Ich wäre doch total auf Aly-Entzug wenn ich dich zwei Wochen lang nicht sehen würde."
Ich musste lachen und verschluckte mich fast an meiner Pizza. "Ich würde dich doch jeden Tag anrufen", ließ ich ihn wissen.
"Ist nicht dasselbe. Ich muss dich doch spüren." Wieder lächelte er mich an und nahm meine freie Hand in seine.
"Du bist cool", sagte ich. Ich war froh ihn zu haben. Mit ihm hatte ich auch einen besten Freund gefunden. Ich konnte ihm alles erzählen, mit ihm meine Gedanken teilen, mit ihm lachen aber auch tiefgründig sein. Ich liebte alles an ihm - von seinem Gutaussehen und seiner übertriebenen Aufmerksamkeit zu mir, bis hin zu Details wie das Muttermal über seinem Mund und sein immer fröhliches Lachen.
"Und du erst." Er nahm sich ein weiteres Stück von der Pizza. Ich sah aus dem Fenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Nico folgte meinem Blick und meinte: "Oh nein ... Gerade wo es wieder aufgehört hatte."
"Och, also ich find's gut. " Wenn das so weiterging, konnte man bald auf dem See Schlittschuhfahren. Und Schlittenfahren. Ich mochte alles, was mit Schnee zu tun hatte. Ich weiß, das klingt lächerlich, aber ich mochte nur nicht, dass es so kalt war. Ansonsten war dieses Wetter für mich perfekt. Ich hatte nicht bemerkt, wie ich angefangen hatte ein Loch in die Luft zu starren und blinzelte als Nico es ansprach.
"Woran denkst du?"
"An nichts. Naja, daran wie schön der Schnee ist."
"Ist ja interessant. Wenn es regnet, wirst du ihn verfluchen."
"Ich mein wie er jetzt im Moment aussieht, sozusagen in seiner trockenen Form. Sieh doch, die Schneeflocken fallen einfach langsam hinab auf die schon bestehende Fläche aus Schnee auf dem Boden. Er ist so weiß, dass es weißer nicht geht, so rein. Wenn es genug geschneit hat, kannst du dich sogar reinlegen. Es tut dann gar nicht weh, im Gegenteil. Solange man warm genug angezogen ist, spürt man die zarte, weiche Schicht am Rücken, die sich befestigt wenn du dich einwelzt, du sinkst also nicht mal ein. Wir können es ja gleich ausprobieren."
Er grinste mich an. "Ich mag deine Denkweise. Na schön, du hast mich überzeugt. Lass uns zu mir nach Hause und ein paar Schneeengel machen."
"Klasse. Aber du, Nico?"
"Ja, Claire?"
"Kann ich einen Schal von dir haben? Sonst ist mein Nacken später so kalt."
Wieder grinste er. "Selbstverständlich."
-
Ich biss mir auf die Lippen. "Hast du keinen anderen Schal?", fragte ich.
"Was hast du gegen Schalke?", fragte er schmollend.
Ich band mir den blau-weißen Schal so um, dass die 04 am Hals kurz herausragte. Meinen Mantel hatte ich soweit es ging zugeknöpft. Ich hatte weder eine Kaputze, noch eine Mütze, aber ich machte mir nicht sonderlich Sorgen um meine Frisur. Ich war hier immerhin nur bei Nico - ich kannte ihn inzwischen schon so gut, dass es mir nichts mehr ausmachte, wenn er mich im zerzausten Zustand sah.
"Ach, nichts", beruhigte ich ihn.
"Sag bloß du bist für ein anderes Team? Nichts geht über Schalke!" Das war typisch. Er war ein ziemlicher Fußballfreak.
"Keine Sorge, ich find Schalke klasse. Ich hab mit Fußball nur nicht so viel am Hut, weißt du doch", rechtfertigte ich ihn. Ich merkte schon, er würde sich jetzt darüber aufregen. Viel Wind um nichts, aber so war er nunmal, auch wenn er in fast jedem anderem Bereich immer sehr gechillt war. Also wechselte ich das Thema.
"Ich mag euren Garten. Er ist so schön groß." Ich sah mich um. Es hatte schon wieder aufgehört zu schneien. Besonders viel konnte man nicht erkennen, aber da ich hier schon öfters gewesen war, wusste ich, dass der gesamte Garten, abgesehen von der Terasse, aus einer einzigen Fläche aus Gras bestand, nirgendswo Kiesweg oder sowas. Noch ein Grund, warum wir die Schneeengel hier und nicht bei mir machen wollten. Der andere war, dass wir einfach keinen eigenen Garten hatten. Die Terasse hatte nichts vom Schnee abbekommen, weil eine Art Dach darüber war. Der Rest des Gartens war einfach nur weiß, bis zum Zaun, der die Trennung des Gartens des Nachbarn von dem seinen verdeutlichte.
"Och, so groß ist er auch wieder nicht", winkte Nico ab. Ich stupste ihn in die Seite.
"Mach dir doch nichts vor, er ist riesig. Ich bin ganz neidisch", lachte ich. "Jetzt lass uns mit den Schneeengeln beginnen!"
Er lachte auch und warf sich einfach rücklings in den Schnee und strampelte mit den Armen und Beinen. Dieser Anblick belustigte mich zunächst sehr, doch dann kam mir eine Idee und ich rief: "Warte mal!"
Er setzte sich auf und sah mich fragend an. Danach warf er einen schnellen Blick hinter sich, noch bevor ich antworten konnte und quatschte dazwischen: "Wow, das hab ich ja cool hingekriegt!"
Wieder lachte ich. "Schon. Hey, ich hab eine Idee. Lass uns mehrere Schneeengel direkt nebeneinander machen - so dass es aussieht, wie diese Papierfigurenketten, nur in XXL!"
Seine Augen verengten sich als er sich offensichtlich ein Gedankenbild davon machen wollte.
"Deine Idee gefällt mir. Gut, ich perfektioniere noch meinen Schneeengel hier, fang du schon mal neben mir an", schlug er vor und legte sich wieder hin. Ich schüttelte grinsend den Kopf als er das tat, und einen Moment lang wollte ich auf meine eigene Idee verzichten. Ich meine, immerhin machten wir hier etwas, was ich zuletzt als kleines Kind gemacht hatte ...
Als könnte er meine Gedanken lesen, sagte Nico plötzlich: "Oh Mann, wie kindisch das ist. Das denkst du doch grad auch, oder?" Er lachte laut auf. "Ach, was soll's. Tun wir's trotzdem. Komm schon, mach deinen Schneeengel neben meinen", forderte er mich auf. Seufzend legte ich mich neben ihm und machte einen. Es machte richtig Spaß hier neben ihm zu liegen, in den Himmel zu schauen und dabei lustige Figuren zu machen. Als ich meinte fertig zu sein, stand ich auf und prallte dabei gegen ihn.
"Ohh, sorry", kicherte ich verlegen, obwohl ich nicht sicher war, ob's meine Schuld gewesen ist. Ich wollte an ihm vorbei gehen, doch als ich merkte, dass er mich festhielt, blieb ich stehen und sah ihm in die Augen. Er musterte mich.
"Was ist los?", fragte ich. Doch als Antwort, zog er mich nur weiter zu sich heran, nahm sanft meinen Kopf in seine Hände und küsste mich leidenschaftlich. Das kam etwas überraschend, aber ich war froh darüber. Ich schloss meine Augen und erwiderte seinen Kuss. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und drückte ihn an mich. Ich liebte es ihn so zu spüren, ich liebte es wie er es schaffte, trotz der Kälte so eine angenehme Wärme in mich reinzubringen, ich liebte ihn. Kurz öffnete ich die Augen, und stellte fest, dass die Schneeflocken wieder anfingen langsam auf uns herabzupurzeln. Als mir schon die Sinne schwankten, hörten wir auf. Ich nahm meine Hände runter und fasste seine, dann schaukelte ich mit ihnen.
"Ich hatte plötzlich so ein Bedürfnis ...", sagte er schmunzelnd. Sein linkes Auge zuckte kurz, weil eine Schneeflocke reingefallen war. Ich grinste.
"Deshalb liebe ich den Winter", meinte ich.
"Weshalb?"
Ich wusste genau, dass er jetzt wieder Ironisches behaupten würde, also sprach ich schnell weiter.
"Ich finde es viel romantischer alleine mit dir hier zu stehen, während es schneit, als diese klassische Romantik, wo man alleine in einer Sommernacht den Sonnenuntergang betrachtet."
Nico schenkte mir einen vielsagenden Blick, à la Wegen sowas hab ich dich so gern, dann ging legte er sich einfach wieder auf den Boden und machte weiter Schneeengel.
Und so verbrachten wir Tag bis es dunkel wurde. Wir hatten jede Menge gemacht, und am Ende sah es richtig klasse aus. Nach jedem fertigen Schneeengel waren wir aufgestanden und hatten von oben geguckt, wie es bis jetzt aussah, damit es am Ende auch so perfekt geformt wie Papierfiguren waren. Damit der Schneesturm sie nicht wieder überdeckte, hatten wir uns immer wieder reingelegt, so dass sie sozusagen immer frisch waren. Jetzt wo wir fertig waren, hatte es auch aufgehört zu schneien. Wir hatten immer große Schritte gemacht, so dass nicht allzuviele Fußspuren da waren. Jetzt waren alle überschneit und fast unsichtbar, außer die wenigen die zur Terasse führten. Nico legte seinen Arm um mich und wir schauten zufrieden unser Werk an, als sich die Terassentür hinter uns öffnete und Nicos Mutter herausschaute.
"Oh, hallo Claire", begrüßte sie mich freundlich. Seine Mom kannte mich schon lange und mochte mich, was ein weiterer Grund dafür war, warum ich mich bei Nico einfach nur wohl fühlte.
Sein Dad war seit einem Jahr tot. Das war kurz nach Anfang unserer Beziehung. Wir hatten uns schnell beieinander wohl gefühlt, aber aus irgendeinem Grund hatte es mich überrascht, dass er mir gegenüber so offen war. Den Tod seines Vater hatte er als erstes mir erzählt, nicht seinen Kumpels. Ich hatte gleich gemerkt, dass er bei mir keine Hemmungen hatte seine Gefühle zurückzuhalten, aber er hatte nicht geweint. Ich war schon immer schlecht im Trösten. Aber er hatte später zugegeben, dass er es schon toll fand, nur meine Anwesenheit zu der Zeit zu spüren. Wie wir einfach nur da gesaßen hatten, stundenlang, ohne ein Wort zu sagen. Er sagte, er hatte einfach nur jemanden gebraucht der bei ihm war. Seine Mutter hatte es auch schwer mitgenommen, doch sie musste arbeiten. Zwar hatte sie sich ein paar Tage nach dem Ereignis freigenommen, aber mehr durfte sie nicht. Zu der Zeit hatte sie 15 Stunden am Tag gearbeitet, so dass sie kaum Zeit für ihren Sohn gehabt hatte. Es tat ihr sehr Leid und sie wusste, dass es schwer für ihn war, doch es ging nicht anders. Das alles hatte er mir erzählt. Und so wollte ich eine gute Freundin sein und verbrachte die Tage mit ihm. Ich ging täglich zu ihm nach Hause und blieb immer mehr oder weniger lang. Nico hatte mir anvertraut, dass er sich mit seinen Freunden zwar blendend verstand, aber bei ihnen konnte er einfach nicht über seine Gefühle reden.
Nico tat mir schon Leid. Jungs wie er konnten bei ihren Freunden nur auf cool machen, es war nicht leicht sich zu offenbaren. Trotzdem hätte er es ihnen erzählen können, fand ich. Aber er tat es nicht.
Er erzählte nur mir, was er über seinen Vater dachte, was er noch mit ihm alles hätte tun können. Wie schwer es ihm mitnahm, dass er nicht mehr da war.
Er erzählte mir, wie sehr sein Dad ihn geliebt hatte. Er war immer mit allen seinen Entscheidungen zufrieden gewesen, hatte sich nicht viel eingemischt. Trotzdem hatte er ihm immer Lebensweisheiten und Ratschläge zu verschiedenen Themen gegeben. Besonders in der Zeit vor seinem Tod, hatte er oft etwas mit Nico unternehmen wollen, aber dieser hatte immer abgelehnt. Er wollte lieber mit seinen Freunden etwas machen.
Ich bekam einen Flashback und errinerte mich an seine genauen Worte an jenem Tag ...
"Ach, Claire ... Ich schwöre dir, heute würde ich alles dafür geben um ihn wieder zu haben. Ich würde so gerne noch ein letztes Mal mit ihm Fußball spielen, Schwimmen gehen, mir jeden seiner väterlichen Rate einbrennen, auswendig lernen ... Ich hab's echt verbockt."
Ich errinerte mich auch daran, wie ich es ihm ausgeredet hatte. Ich hatte ihm wiederholt gesagt, dass sein Dad ihn sicherlich geliebt hatte. Er konnte nichts dafür.
Ich wurde aus meinem Flashback gerissen als Nico lachend mit seiner Hand vor meinen Augen rumwinkte.
"Claire, bist du noch anwesend?"
"Tut mir Leid, ich war in Gedanken. Hallo." Ich schenkte Mrs [...] mein nettestes Lächeln, sie entgegnete es. Ihre langen lockigen Haare ähnelten stark denen von ihrem Sohn.
"Na, das habt ihr ja schön hingekriegt, ich bin echt beeindruckt. Wartet hier, ich hol die Kamera", sagte sie und lief hinein in die Wohnung.
"Hey Mom, das ist doch nicht nötig!", rief Nico noch hinterher, aber sie war schon weg.
"Ich mag deine Mutter", erwähnte ich.
"Ich find ihre Machenschaften albern. Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr", fand er.
Mrs [...] kam eilig zurückgelaufen, mit einer großen Kamera in der Hand.
"Los, kniet euch hinter die Schneeengel!", wies sie uns an.
"Ach Mom ...", seufzte Nico neben mir, aber gehorchte. Ich folgte ihm und setzte mich neben ihm hinter den mittlersten Schneeengel, nachdem er sich geduckt hatte.
"Nico du Miesepeter, lach gefälligst", befahl sie dann. "Nimm dir ein Beispiel an deiner Freundin Claire, sie ist so ein heiteres Mädchen."
"Ein bisschen Spaß muss sein ...", flüsterte ich ihm zu, woraufhin er tatsächlich ein Schmunzeln aufsetzte.
"Geht doch." Nicos Mom knipste, dann ließ sie uns alleine.
Wir standen auf, dann piekste Nico mich in die Seite.
"Lass uns zu dir."
"Meine Mutter ist nicht viel anders."
"Lass uns in die Stadt."
"Ich will nicht, es ist schon dunkel."
"Lass uns nach Hause gehen. Ich telefonier mal rum, vielleicht können wir heute Abend noch mit anderen etwas unternehmen."
"Einverstanden."
Er begleitete mich ein Stück, dann verabschiedete er sich mit einem Kuss auf meine Wange, danach lief ich nach Hause.

Nachdem ich zu Abend gegessen hatte, ging ich online. Ich schrieb mehrere Freundinnen und Nico an. Nico erzählte mir, gleich nach mir waren seine Kumpels gekommen und fragte mich, ob wir mal einen romantischen nächtlichen Spaziergang machen wollten. Mein Herz schlug vor Aufregung schneller. Nico beeindruckte mich immer wieder. Obwohl wir schon seit einem Jahr zusammen waren, schaffte er es immer mich wie frisch verliebt zu machen. Er machte mich so glücklich, ich war ihm so dankbar für alles. Ich wusste, dass er genauso empfand. Ich stimmte zu, und wir verabredeten um 20 Uhr, Nico würde mich abholen.
Punkt 8 Uhr, war ich fertig mit Umziehen und Vorbereiten, gerade als ich rausgehen wollte, sah ich durch den Spion, dass Nico auch schon da war.
Ich machte die Tür auf und sah ihm ins Gesicht. Er sah so süß aus, wenn er lächelte. Er strahlte dabei so sehr, dass sogar seine Augen zu lachen schienen. Nach diesem Anblick fühlte ich mich genauso toll wie er aussah.
Dann stellte er ein Bein hinter sein anderes. Er streckte seinen Arm soweit aus, wie es ging. Seine Faust öffnete sich langsam, ein Finger nach dem anderen wurde gespreizt. Dann sah er mich mit seinen lachenden Augen an.
"Kann es losgehen, madame?"
Ich trat vor und nahm seine Hand.
"Aber selbstverständlich, monsieur."
Wir liefen Hand in Hand. Es war eine sehr helle Nacht. Der Schnee ließ die Nacht sowieso erstrahlen und noch dazu war heute eine wolkenlose Vollmondnacht. Perfekt für einen Spaziergang. Nico war raffiniert wenn es darum ging, mich fröhlich zu machen.
"Monsieur hört sich aber schwul an", maulte er.
"Du bist selber schwul", lächelte ich.
"Ha. Das ist also dein Dank für so eine Nacht?" Er drückte mein Kinn ganz sanft hoch, so dass ich in den Himmel sah.
"Ist das nicht total wunderschön? Die Sterne stehen so perfekt am Himmel, der Vollmond strahlt uns an, als wär er eine Riesentaschenlampe. Niemand ist hier draußen, wir sind ganz allein. Und du hattest Recht, Schnee ist echt faszinierend. Er lässt diese Nacht die sonst so dunkel gewesen wäre, so hell werden. Sieh doch, wie er im Mondschein glitzert."
Er blickte mich stolz an.
"Falls du das gerade denkst, du hast mich nicht wirklich beeindruckt", sagte ich freundlich.
"Genau dasselbe ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Das ist nichts Neues. Trotzdem bezaubert es mich jedes Mal." Ich legte meine Arme auf seine Schultern und spielte mit ein paar Fingern mit seinen Löckchen.
"Mein Dank dafür, ist das hier ..." Leidenschaftlich küsste ich ihn, er erwiderte sofort und ich spürte wie er in sich hineinlachte. Er hatte sein Ziel erreicht, mich zum x-ten Mal erobert. Ich bin was die Liebe angeht, eher der vorsichtige Typ. Ich lasste Jungs nie leicht an mich rankommen, auch wenn wir schon eine Weile zusammen waren. Ich ging es immer langsam an. Aber Nico war es so anders, bei ihm konnte ich nicht widerstehen, ich konnte nicht ohne ihn. Er war mir so wichtig, und das ließ ich ihn immer wieder wissen. Er machte es bei mir genauso.
Er entfernte seine Lippen kurz von mir und flüsterte: "Ich hab für später noch eine Überraschung." Dann legte er seinen Kopf schief, schloss die Augen und begann wieder mich zu küssen.

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Tag der Veröffentlichung: 07.10.2011

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