„Ach Mama…“, verzweifelt sah Chloe auf ihre Mutter runter, „Wie konnte das nur passieren? Warum ausgerechnet du? Ich versteh es nicht, ich versteh es einfach nicht.
Ich brauch dich doch noch, Mama, du kannst doch nicht einfach so weg sein. Das darfst du nicht! Bitte, komm doch zurück, bitte…
Lass mich nicht alleine, Mama! Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein, du darfst nicht… Nein, du kannst nicht, bitte, sag, dass es nicht wahr ist. Atme doch! Bitte, atme…“
Schluchzend warf sie sich auf den noch warmen Körper ihrer Mutter und schrie ihren Schmerz hinaus. Sie zitterte unkontrolliert, die Tränen liefen ihr übers Gesicht, das Haar zerzaust, die Augen rot.
„Bitte, ich flehe dich an, komm zurück! Nein, ich lass dich nicht gehen, ich kann nicht, ich brauche dich doch noch, Mama. Es ist viel zu früh, viel zu früh. Lass mich nicht allein, lass mich nicht allein. Lache, rede mit mir, atme. Irgendwas, aber komm zurück. Sei nicht… Lebe!“
„Chloe…“, leise sprach der Mann im Hintergrund auf seine Frau ein, „Chloe, lass los, bitte. Deine Mutter ist tot.“
„Nein! Sie ist nicht tot, sie kann nicht tot sein! Nein, lüg mich nicht an!“, verzweifelt schlang sie ihre Arme um den Hals ihrer Mutter, „Hau ab, Steven, du Lügner, Verräter, was sagst du da? Sie ist nicht tot, nein, sie kann nicht…“
Ihr Körper wurde von unkontrollierten Schluchzern gebeutelt, sie war nicht mehr in der Lage weiterzusprechen. Sanft wurde sie von Steven weggezogen, in die Arme genommen, doch das bekam sie nicht mit. Ihre Gedanken waren nur bei ihrer Mutter. Ihrer lebendigen Mutter…
“Chloe, mein Schatz, ich freu mich dich zu sehen!“
Bei ihrer toten Mutter. Die Gesichter vermischten sich, wurden eine Fratze.
„Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!“, verzweifelt schlug Chloe auf ihren Mann ein, „Sie darf nicht tot sein, ich… Nicht so, bitte, nicht so!“
„Beruhige dich, bitte…“, Steven war bewusst, dass seine Worte nicht zu ihr durchdrangen, „Chloe, deine Mutter ist tot. Verstehst du?“
„Ich… ich konnte mich nicht einmal verabschieden. Nein, das darf nicht sein, ich will sie zurück. Bitte, komm doch zurück, Mama. Ich will mich entschuldigen, mit dir reden, bitte, lass es nicht so zu Ende gehen, bitte…“
Sie wollte es nicht so enden lassen, nicht im Streit, nicht ohne die Möglichkeit Frieden zu schließen. Es war doch so eine Nichtigkeit gewesen, so unwichtig, bedeutungslos, alles war ohne Bedeutung mit diesem Ende, alles…
„Lass mich los“, klar sprach sie auf ihren Mann ein, löste sich von ihm.
Sie kniete neben das Bett, auf dem ihre Mutter mit friedlichem Blick lag und nahm ihre Hand.
„Es tut mir Leid, Mama, es tut mir so leid. Ich habe einen Fehler gemacht. Wie konnte ich nur so blöd sein? Wie? Oh, wie gerne würde ich es rückgängig machen, aber… Es ist zu spät, viel zu spät. Warum hast du dich nicht gemeldet? Warum hast du nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht? Mama, ich… Ich liebe dich doch. Wie soll ich nur ohne dich leben? Ohne deine Ratschläge, ohne dein Lachen, deine Umarmungen? Ich brauche dich doch noch, Mama.“
„Chloe, es wird Zeit, wir müssen gehen…“
„Mama, ich hoffe, dir geht es gut, da oben. Bitte verzeih mir für meine Dummheit. Ich liebe dich, hörst du?“, flehend sah sie nach oben, „Leb wohl.“
Eilig lief sie aus dem Zimmer, mit gesenktem Kopf. Sie lief an Steven vorbei, an den Ärzten, den Schwestern, raus, raus ins Freie. Weg einfach nur weg.
„Chloe!“, rief ihr Mann ihr noch hinterher, doch sie war schon weg.
Er sah auf seine Schwiegermutter runter, bekreuzigte sich: „Ich kümmere mich um sie. Wie ich es dir damals versprochen habe, ja? Ruhe in Frieden, Mama.“
Mit Tränen in den Augen folgte er seiner Frau.
“Steven, pass gut auf mein Kind auf."
Texte: Copyright für den Text liegt bei Rina
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2009
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