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Monolog

Also neulich, ne?
Da hab ich . . . da war ich . . . Na ja, da musste es halt mal wieder sein.
Nicht, dass ich jetzt unbedingt so scharf drauf bin, aber mal musses ja doch, und er hat ja auch schon gedrängelt.
„Ist doch schon so lange her, das letzte Mal“, hat er gesagt, und: „Wird wirklich langsam mal wieder Zeit.“
Schön, hab ich mir gedacht, irgendwo hat er ja Recht, so ab und zu solltest du wirklich. Beißte halt in den sauren Apfel, schließlich dauert es ja auch keine Ewigkeit, und dann hastes hinter dir und er hört wenigstens auf zu nörgeln.
Hab ich mich also hingelegt und schön entspannt, Gedanken schweifen lassen – man übersteht es ja besser, wenn man so tut, als wäre man woanders. Überall, bloß nicht hier. Reicht doch auch, wenn er voll konzentriert bei der Sache ist, oder?
Eben.
Im Grunde braucht man ja nur einen, der sich abrackert und einen, der schön still hält. Ist doch auch mal nett, ein paar Minuten ohne Hektik und so. Wenn jetzt das Telefon klingelt, muss ich nicht drangehen. Wär er auch ganz schön sauer, hä hä. Stell dir nur mal vor, ich steh mittendrin auf und geh ans Telefon!
Ich leg mich also hin und lass ihn machen und denk dabei . . . also, viele denken dabei ja angeblich an ihren Einkaufszettel, oder was sie noch . . . da fällt mir ein, dass der Kaffee fast alle ist. Kann ich nachher gleich . . . ganz wichtig . . . und Butter auch. Nicht vergessen!
Mann, der Mann schnauft, als wär‘s Schwerarbeit, und dabei hat er noch nicht mal richtig losgelegt. Das fällt noch unter Arbeitsvorbereitung, das. Er sucht noch die richtige Stelle. Gleich hat er sie – gleich – ah, na bitte. Yep, genau da. Freut er sich jedesmal wie‘n Kleinkind, das den Lutscher unterm Teppich wiederfindet. Nur macht ein Kleinkind nicht so viel Gewühle und Geschnaufe.
Gut, Alter, du hast es gefunden, dann kann’s ja jetzt losgehen. Ich will hier schließlich nicht ewig rumhängen.
Ach Gott, jetzt packt er sein Folterinstrument aus. Ja geschenkt, ich kenn‘s, du musst es mir nicht noch stolz präsentieren. Soll ich‘s bewundern, oder was? Ja, wirklich ganz prachtvoll und top in Schuss, und nun mach hinne! Und glaub nur ja nicht, das hier würde mir Spaß machen!
Macht‘s NCHT!
Obwohl . . . gibt viele Sachen, die keinen Spaß machen, und man tut sie trotzdem. Macht die Steuer-erklärung etwa Spaß? NEIN! Und? Machste sie?
Na bitte.
AUA! Was . . . pass doch auf, Mann! Was soll ich? Weiter auf? Na schön, weiter auf. Wenn du‘s sonst nicht schaffst . . . grunzt der?
Tatsächlich . . . der grunzt. Und wühlt und macht . . . wenn jetzt ein Spiegel an der Decke hängen würde, ich wette, ich hätte ne Menge zu lachen. Muss lustig aussehen von oben.
Von hier unten weniger.
Ich mag’s ja im Grunde nicht, wenn er mir so auf die Pelle rückt und mit seinem Dingens in mir rumwühlt, als gäb’s nix Schöneres auf der Welt.
Manchmal hat man fast den Eindruck, er will ganz reinkriechen. Also, mir ist diese extreme Nähe echt ‘nen Tick zuviel. Von mir aus könnten alle Männer dieser Welt – AUAAAAAA!
Ey hey, wassen los heute? Kannste nicht aufpassen? Ich sag zwar nix, aber ich bin schon auch noch da, ja? Wollen wir doch nicht vergessen, dass da noch ein Mensch dranhängt!
Der fuhrwerkt hier rum . . . gibt’s denn keine Gummipuppe, an der er mal üben könnte?
Apropos Spiegel an der Decke . . . seine könnte mal ‘nen neuen Anstrich vertragen. Aber der Riss da ist interessant. Sieht aus wie der Rhein. Und an der Lampe klebt ‘ne Fliege, das seh ich von hier aus. Scheint mir voll in die Augen, das blöde Ding.
MANN, hast du’s noch nicht bald?? In der Zeit könnte ich ganze Romane lesen!
Oder auch schreiben, und noch einen Essay über das Fortpflanzungsverhalten der Wale dazu, aber echt!
Jetzt fängt er auch noch an zu schwitzen. Kann ich nicht leiden, das. Wehe, du tropfst, WEHE! Dann beiß ich dir in . . . was ist jetzt? Fertig?
Oh. Nein.
Er setzt nur zum Endspurt an. Dann scheint er immer das Tempo zu steigern. Weiß auch nicht, was das bringen soll, aber er wirkt dann fast schon hektisch. Nur die Ruhe, Typ, schau mich an, ich bin ja auch ganz ruhig. Noch ruhiger, und ich schlaf ein. Hö, da würde er sich aber wundern. Wetten, das ist ihm noch nie passiert, dass eine dabei einpennt? Er könnte ja mal was sagen. Bisschen höfliche Konversation, übers Wetter oder so, dann hätte ich auch was davon. Wenigstens Unterhaltung, wenn schon sonst nix. Ich darf ja nicht, nääääää. Mag er nicht, wenn ich rede. Bleibt mir nur, mit den Zehen zu wackeln.
Auch nicht abendfüllend.
Ah, jetzt aber! Jetzt hat er’s. Gerade noch, bevor ich an Langeweile eingehe. Boah, diese großartige Geste, mit der er sich dann immer aufrichtet . . . irgendwie erinnert mich das an einen Gockel. Fehlt nur noch, dass er anfängt zu krähen. Ja ja, Mann, du warst toll. Fang du an mit deinen rituellen Waschungen, damit ich runter kann von dieser Folterbank.
Ich lob ihn danach immer und erzähl ihm, wie phantastisch er ist, der Beste weit und breit, und wie gern ich . . . aber nicht in nächster Zeit, nein danke. Jetzt will ich erst mal wieder ‘ne Weile Ruhe vor ihm haben. Wenn’s nach ihm ginge, würden wir das ja einmal die Woche machen, aber ohne mich, mein Herr!
Ich will jetzt nur noch raus hier.
Artig verabschieden, noch mal versichern, dass er das ganz prima hingekriegt hat und bloß nicht vergessen, das Lätzchen abzunehmen, sonst heißt es nur wieder:


„Ach, Sie kommen wohl gerade vom Zahnarzt?“

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Tag der Veröffentlichung: 12.10.2010

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