"Ria, komm essen! Brauchst du denn schon wieder eine extra Einladung?", schrie sie schon fast, meine Mutter. Naja, zumindest dachte ich lange Zeit, sie sei wirklich meine Mutter, doch.. ich wurde adoptiert als ich 1 Jahr alt war. Meine richtigen Eltern kenne ich nicht und nach den Geschichten, die ich schon von ihnen erzählt bekommen habe, will ich das auch glaube ich gar nicht.
"Ja,..komme", erwiderte ich nach kurzer Zeit und lief runter in unser Esszimmer. Ich hatte absolut keinen Hunger, ich wollte einfach nur alleine sein, ungestört in meinem Zimmer. Jeden Tag wartete ich darauf, dass eine bestimmte Person online kommt, wollte einfach nur wissen, was er macht. Ich liebte ihn, doch das würde er wahrscheinlich eh niemals erfahren. Völlig verträumt setzte ich mich an den Tisch und stocherte in meinem Essen rum. Ich konnte nicht still sitzen, irgendetwas in mir, es fühlte sich an, als wollte es ausbrechen, ließ mich nicht ruhig bleiben. Meine Mum schaute mich fragend an und so zickig wie ich in letzter Zeit zu ihr war, verdrehte ich nur die Augen und schaute wieder auf meinen Teller. Aber normal war das nicht, was hier gerade passierte, ich konnte meinen Körper einfach nicht mehr kontrollieren. Ich sprang vom Tisch auf und rannte hoch in mein Zimmer, das Gefühl wurde immer stärker, es fing richtig an in mir zu brodeln. Ich schaute in den Spiegel und sah, wie meine blonden Haare sich schwarz färbten und meine Augen feuerrot wurden. Was passierte hier gerade mit mir? Ich wusste, dass ich schon mein ganzes Leben lang anders war, als alle Anderen, aber jetzt wusste ich, dass ich komplett anders bin. Mir schossen tausend Dinge gleichzeitig in meinem Kopf herum, bis mich der Signalton von meinem Laptop aus meinem Trauma riss. Für einen Moment lang verschwamm alles vor meinen Augen. Als ich jetzt wieder in den Spiegel sah, war alles wieder normal, ich war wieder ich. Völlig neben der Kappe setzte ich mich auf mein Bett und schaute, wer mir geschrieben hatte. Als ich die Nachricht öffnete, traute ich meinen Augen nicht, es war ja eh schon selten, dass ich mal Nachrichten bekam, ich war eher ein Einzelgänger, aber dass sie auch noch von Jake, meinem Schwarm ist, hätte ich nie gedacht. Er schrieb: > Hey Ria... ich finde dich ganz nett und würde mich wirklich gerne mal mit dir treffen.... können ja morgen in der Schule mal reden... <
Ich glaube, man hätte mal ein Bild machen müssen, wie ich da saß und mich wie ein kleines Kind gefreut habe. Erst wusste ich nicht, was ich schreiben sollte. Nach langem überlegen antwortete ich dann: > Hey, ja gerne. Dann bis morgen in der Schule :)<
Nachdem ich auf senden geklickt hatte, dachte ich wieder an meine Mum, die bestimmt verwirrt am Tisch saß und ging wieder zu ihr. Sie fragte mich, was denn passiert sei und ich antwortete etwas grummelig, dass mir etwas schlecht war und mal kurz auf die Toilette musste. Ich beschloss den Abend etwas früher ins Bett zu gehen, auch wenn ich wusste, dass ich eh nicht richtig schlafen könnte. Immerhin würde ich mich morgen mit meinem Schwarm treffen. Am nächsten Morgen war ich schon früh auf den Beinen, denn ich wollte auf gar keinen Fall zu spät zur Schule kommen. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich mich wirklich mal auf Schule gefreut habe. Ich machte mich noch schnell fertig und begab mich dann auch schon auf den Weg. In der Schule angekommen hielt ich Ausschau nach Jake, doch ich konnte ihn nirgends finden. Ich bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, es hatte wohl in der Zwischenzeit schon gegongt. ... Ich wunderte mich noch darüber, Jake nicht gesehen zu haben, ging dann aber in meine Klasse und bekam schon grad wieder Ärger von meinem Mathelehrer. "Ria, schon wieder bist du zu spät, noch einmal und du bekommst eine Verwarnung!"
Genervt setzte ich mich an meinem Platz, wo mich meine Freundin, die ebenfalls gerade erst zu Tür reingekommen war, mitfühlend anguckte. Ich nannte sie immer Lora, ihr richtiger Name war Loredana, aber den konnte sie überhaupt nicht leiden. Sie stubste mich an und meinte: "Der Alte kanns auch net lassen -.- ." Ich stimmte ihr zu und kramte mein Mathebuch aus meinem Ranzen. Ein Wunder, dass ich das heute Morgen in der Eile nicht vergessen habe. Die ganze Zeit träumte ich vor mich hin, bis mein Mathelehrer auf einmal neben mir stand und meinte, ob ich nicht mal Lust hätte mitzumachen und an die Tafel gehen würde und die Aufgabe löse. Ich sah ihn erschrocken an und fing an zu stottern: "Wie ich, äh, w-w-was ähm, ja.." Langsam stand ich auf und ging auf die Tafel zu. In diesem Zustand sollte ich also eine Gleichung lösen, mhm, schön. Die Zeit verging, ich glaube ich stand mittlerweile schon 5 Minuten da vorne. Mein Lehrer meinte, dass ich mich wieder hinsetzen solle, er würde mir für diese Stunde eine 6 eintragen und verlangen, dass ich diese Aufgabe als Hausaufgabe rechne. Schön, dachte ich mir, auch noch eine Extraaufgabe. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt egal, ich dachte nur noch an Jake.
Endlich klingelte es zur Pause. Schnell lief ich auf den großen Pausenhof und wartete. DA war er *__* Ich sah ihn von Weitem auf mich zukommen. Er grinste mich an und begrüßte mich freundlich: "Hey Ria, alles klar?" Ich wurde ziemlich rot und antwortete leise "Ja und bei dir?" Wir redeten die ganze Pause lang und ich war froh, sehr froh darüber. Es dauerte nicht lange und die Schule war zu Ende. Überglücklich ging ich nach Hause, schmiss mich auf mein Bett und schaltete meinen Laptop an. In diesem Moment dachte ich wieder an gestern. Was war das nur, hab ich mir das nur eingebildet, oder war das doch real? Ich wusste es nicht. Da niemand on war, stand ich auf und holte mein Tagebuch. Ich wollte meine Erlebnisse unbedingt festhalten.
> Liebes Tagebuch,
heute war ein sooooo toller Tag! Endlich hab ich mehr Kontakt zu Jake. Ich bin überglücklich. Morgen treffen wir uns wahrscheinlich wieder in der Schule, nur dieses Mal sollte ich aufpassen nicht zu spät zu kommen. Herr Prink war wieder so "gut" gelaunt....
Gestern ist mir was wirklich merkwürdiges passiert. Ich weiß nicht, ob es echt war, doch es hat mich wirklich geschockt. Auf einmal hatte ich so ein seltsames Gefühl und dann sah ich nicht mehr aus wie ich. Meine Haare wurden schwarz und meine Augen feuerrot. ... Gibt es sowas überhaupt? Ich hoffe das passiert mir nie wieder....
Ich gab die Hoffnung nicht auf, etwas darüber zu finden und da ich nicht wusste, wonach ich im Internet noch suchen sollte, ging ich in unser "Bücherzimmer". Meiner Mum war es heilig und ich hatte eigentlich nur Zutritt zu diesem Raum, wenn jemand dabei war. Es hätte ja sein können, ich beschädige eines ihrer wertvollen Bücher. Doch ich nahm dieses Risiko auf mich und schaute, ob sie Bücher über solche mysteriösen Dinge hatte. Mhh... Vampire, Hexen, Dämonen... Ein paar Bücher hatte ich gefunden. Ich nahm sie, legte sie auf den Tisch in der Mitte des Raumes und setzte mich auf einen der 3 Stühle. Als erstes nahm ich mir das Buch mit den Hexen vor. Ich blätterte einige Zeit drin rum und legte es dann wieder zur Seite. "Uninteressant", murmelte ich. Dann griff ich zu dem Vampierbuch. Als ich es aufschlug kam mir ein Zettel entgegen geflogen. Was war das?, wunderte ich mich. Ich öffnete ihn und fing an zu lesen. Es war ein Brief an meine Mum.. von.. meiner Mum?! Ich hatte ja erwähnt, dass sie nicht meine richtige Mutter ist und mir nie etwas von meinen leiblichen Eltern erzählen wollte. Ich fing an zu lesen...
Hallo Ann,
du warst meine beste Freundin und ich bin echt froh, dass ich immer zu dir kommen konnte und alles erzählen konnte. Da ich weiß, dass ich nicht mehr lange zu Leben habe, hätte ich eine Bitte an dich. Ich denke du bist dafür gut geeignet. Ich werde dir meine Tochter Ria geben, sie wird bei dir in guten Händen sein, das weiß ich. Sie ist die wichtigste Person in meinem Leben, bitte passe gut auf sie auf. Allerdings möchte ich, dass sie im Glauben bleibt, dass du ihre richtige Mutter bist. Ich möchte nicht, dass sie erfährt, dass sie die gleichen Gene hat wie ich, das würde ihr Leben total auf den Kopf stellen, so wie es damals auch bei mir war. Bitte vergess mich nicht.
Ich hab dich lieb, deine Leona
So war das also, dachte ich. Ich durfte nicht erfahren, wer meine richtigen Eltern sind, damit ich nicht herausfinde was ich bin?! Also war das doch echt, ich war sprachlos. Irgendetwas passierte mit mir und ich musste auf schnellstem Wege herausfinden was.. nur wie?
Erstmal durfte ich mir nichts anmerken lassen, ich musste so tun, als ob ich von nichts wüsste. Ich hoffte nur, dass mich mein schlechtes Gewissen nicht einholen würde. Ich legte den Brief zurück und stellte die Bücher wieder an ihren Platz. Vorsichtig und geräuschlos schloss ich die Tür von dem Raum und schlich rüber in mein Zimmer. In Diesem angekommen verspürte ich auf einmal einen leichten Schmerz in meinem Mund. Ich erschrak, als ich darauf in den Spiegel sah und ließ einen kleinen Schrei los. „Ahhh! Was passiert hier mit mir?“ Dann erinnerte ich mich, in welchem Buch der Brief meiner Mum gelegen hatte. „Ein Vampirbuch“, murmelte ich. Das erklärte Alles, meine mittlerweile riesigen Eckzähne, die roten Augen und die schwarzen Haare. Meine Mum war ein Vampir und ich habe diese Gene ebenfalls in mir. Wie mitten aus dem Leben gerissen setzte ich mich auf mein Bett und wusste nicht wie mir geschah.
Lange war ich am Überlegen, ob ich Lora etwas von den Geschehnissen sagen sollte oder nicht. Ich habe ihr bis jetzt immer alles anvertraut, sie war meine beste Freundin. Naja.. und gleichzeitig auch die Einzige. In der Schule wurde ich ständig nur gemobbt, keiner konnte mich leiden, weswegen ich auch eher zu einem Einzelgänger wurde. Meine Noten haben sich auch tragisch verschlechtert, was man an den 4 Mahnbriefen in den Fächern Deutsch, Geschichte, Mathe und Chemie sehen kann. Zum Glück bin ich in Physik und Englisch noch nicht so schlecht geworden. Aber Mathe bei so einem doofen Lehrer, kein Wunder, dass ich nichts verstehe, wenn der zu blöd dafür ist, das richtig zu erklären.
„And who do you think you are? Runnin' round leaving scars. Collecting your jar of hearts. And tearing love apart. You're gonna catch … <Handy klingelt>
“Hallo?” ; “Hey Ria, hast du grad mal Zeit?” ; Ja klar, was ist denn los? Du hörst dich ja gar nicht gut an…“ ; „Erzähl ich dir dann… in ner halben Stunde bei dir?“ ; „Ok, das klappt. Meine Mum fährt eh gleich weg, dann sind wir alleine. Bis gleich“ ; „Oke, bis gleich.“
Verwundert legte ich wieder auf. Oh je, dachte ich, was ist denn bloß mit Lora los?! Scheint ja ziemlich schlimm zu sein.
(30 minutes ago)
<Haustür Klingel>
„Hey Süße, komm rein“, sagte ich zu ihr. Lora war völlig verheult und sah aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Wir gingen hoch in mein Zimmer. „Setz dich, erzähl, was ist denn passiert?“, fragte ich sie neugierig. Ihr blick war leer, als würde man jemandem in die Augen schauen, der bereits tot ist. „M-meine Eltern sin n-nicht wirklich m-meine Eltern…“ Ihre Stimme zitterte richtig. „I-ich wurde adopti-iert, als ich 4 Jahre a-alt war. Ich wurde me-ein ganzes Leben nur angelogen…“ Sie fing wieder an zu weinen. Ich setzte mich neben sie und versuchte sie zu trösten.
- Loras Sicht -
„Ich habe dir etwas verschwiegen“, sagte Ria leise, „Ich wurde auch adoptiert, allerdings war ich 1 Jahr alt und mir wurde nie gesagt, wer meine Eltern waren. Ich habe einen Brief gefunden, von meiner richtigen Mum, indem steht, dass ich nicht wissen darf, wer sie ist oder woher ich komme…“ Ich war geschockt, das hatte sie mir nie gesagt… Ria fing an zu weinen. „Die ganze Zeit habe ich fest daran geglaubt, eine richtige, tolle Familie zu haben. Ich habe meine Eltern geliebt.“ „Ich kann dich verstehen, dem Glauben war ich auch, aber wir haben immer noch uns und diese Freundschaft ist echt, oder?“, fragte ich sie. „Ja natürlich und sie ist mir momentan das Wichtigste in meinem Leben.“ Ich machte den Vorschlag mal raus an die frische Luft zu gehen. Ria hielt es für eine gute Idee, also zogen wir unsere Jacken an und gingen auf den Bolzplatz einen Häuserblock weiter.
- Rias Sicht -
Ich war froh, dass Lora den Vorschlag gemacht hatte, so kamen wir wenigstens mal auf andere Gedanken. Heftig, dachte ich, dass uns Beiden das passiert ist. Auf dem Bolzplatz angekommen guckten wir den Jungs beim Fußballspielen zu. Wir setzten uns auf eine der 4 Bänke und feuerten jeden Spieler ab und zu mal an. Es sollte ja gerecht bleiben.
Auf einmal sprach mich jemand von hinten an. „Hi Ria, schön dich mal hier zu sehen.“ Ich erschrak und drehte mich wild um. „O-oh Jake, ähm HI“, sagte ich verlegen. Ich schaute Lora an und sie wusste genau, was ich ihr mit diesem Blick sagen wollte. „Geh du nur“, sagte sie mir und lächelte. Ich ging mit ihm an den gegenüber liegenden Spielplatz und wir setzten uns jeweils auf eine Schaukel. Ich wippte aufgeregt hin und her und er saß da nur und schaute mir zu. Seine Augen, sein Blick, einfach so unglaublich schön, wie er mich ansah. Für mich war er so perfekt, ich liebte ihn über Alles und ich würde ich auf keinen Fall verlieren wollen.
Nach einiger Zeit meinte er, dass er mir etwas sagen müsste. „Ria, ich hab dich wirklich sehr gerne und ich find es toll, dass wir in den letzten Tagen so viel Kontakt haben. Das wird aber nicht mehr lange so sein…“ Ich sah ihn geschockt an. „Was?! Warum denn nicht?“
„Ich mach einen Schüleraustausch mit, … in Spanien. Ich werde also ein Jahr nicht mehr da sein“, sagte er mit gesenktem Kopf. Traurig guckte ich zu ihm. „Jake, ich weiß nicht was in der Zwischenzeit passiert und ich würde mich selber hassen, wenn ich es dir nicht gesagt hätte… Ich mag dich auch sehr… also sehr sehr doll und … ich werde dich vermissen…“ Die Worte kamen einfach nicht über meine Lippen. Ich wusste, dass ich mich irgendwann dafür hassen würde, ihm nicht gesagt zu haben, dass ich ihn über Alles liebe. „Wann wirst du denn dann weg sein?“, fügte ich noch hinzu. „Ich werde in 3 Wochen fliegen… ich glaube ich werde dich auch vermissen. In dir hab ich jemanden gefunden, mit dem ich wirklich gut reden kann und du bist mir ziemlich wichtig geworden in der Zeit jetzt.“ Als ich diese Worte aus seinem Mund hörte, hat mein Herz glaube ich innerlich einen Purzelbaum gemacht, so glücklich war ich. „Am liebsten würde ich dich ja mitnehmen nach Spanien, damit ich jemanden bei mir habe, dem ich vertrauen kann und damit ich nicht alleine bin, aber ich glaube kaum, dass das geht, schon grad nicht von deinen Eltern aus.“ Mhh, ja, meine Eltern…da hatte er wohl Recht, die würden so etwas niemals erlauben.. zumindest nicht, wenn sie Jake nicht vorher kennen würden.
Plötzlich kam mir eine meiner Meinung nach geniale Idee. Ich musste Jake nur zu mir einladen und meine Mum konnte ihn sich mal genauer angucken. Das war der Plan. „Du könntest aber doch bestimmt vorher noch mal etwas mit mir unternehmen, oder?“ Ich guckte ihn mit meinem Hundeblick an. „Mhh, ja das wäre denke ich mal machbar. Wie wäre es denn nächste Woche Mittwoch, bei dir? Mein Vater hat es nicht so gerne, dass wenn wir noch so viel vorbereiten müssen, jemand zu Besuch kommt. Wäre das ok?“ Ich grinste ihn an. „Ja klar. Mittwoch ist bei mir immer gut.“ Danach ging uns der Gesprächsstoff aus und wir gingen wieder zurück zu Lora und den Jungs, die immer noch dabei waren das gegnerische Tor zu stürmen.
Lora kam uns grinsend entgegen und winkte mich zu sich rüber. Jake ging wieder zu seinen Kumpels und spielte mit ihnen gemeinsam Fußball. „Na los, erzähl schon! Gibt es da vielleicht etwas, was du mir erzählen solltest?“, sagte sie und pikste mir ihren Finger in die Seite. Ich sah sie grinsend an und wusste, dass ich sie damit etwas provozierte.
Tag der Veröffentlichung: 30.05.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Fantasy-Fans und besonders meinen besten Freunden :*