Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Ihre Strahlen durchfluteten den Wald, in dem die Eule ihr Häuschen eingerichtet hatte.
Die nötigen Hausarbeiten würde sie lieber im Mondschein erledigen, denn sie liebte es, tagsüber bei entsprechend gutem Licht gemütlich auf der Couch zu liegen und zu lesen, oder von Zeit zu Zeit ein kleines Nickerchen zu halten. So – fand sie – war das Leben äußerst angenehm.
Sie wusste, sie würde nichts verpassen, kam doch, wenn die Zeit fürs Arbeiten begann, immer pünktlich beim Aufgang des Mondes der Nachtwächter Bär an ihrem Häuschen vorüber, um die Mitbewohner ihrer Siedlung, die nachts arbeiteten, durch sein lautes Gebrumm zu wecken und ihnen mit seinem leuchtend roten Stab den rechten Weg zur Arbeit zu weisen. Alle konnten sich auf ihn verlassen.
An Ultimo bekam er zur Belohnung für seine Dienste stets einen Topf Honig von den fleißigen kleinen Waldbienen. Das war ihm Dank genug, wie er ein ums andere Mal versicherte.
„Das alte Leckermaul“, dachte die Eule und lachte in sich hinein. Sie fand ihn jedenfalls sehr sympathisch und wäre eigentlich ganz gern mit ihm öfter einmal ausgegangen. Aber leider sahen sie sich kaum, denn wenn sie arbeitete, schlief er oder umgekehrt.
„Hach, das ist bei uns beiden genauso, wie bei der Sonne und dem Mond“, fuhr es ihr durch den Kopf und sie summte das Lied von „Lady Sunshine and Mister Moon“ vor sich hin.
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2012
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