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Glockengeläut



Um 1890 herum, als meine Großmutter eine junge Frau war, gab es noch sehr strenge Moralbegriffe in unserem kleinen Dorf, in dem Jeder Jeden kannte. Vorehelicher Geschlechtsverkehr war ein absolutes Tabu, kam aber – und das ist wohl menschlich – natürlich trotzdem vor. Wollte ein Paar heiraten, wurde es vom Pastor befragt. War alles in Ordnung wurde am Hochzeitstag die große Glocke geläutet. Hatten die Brautleute „gefehlt“ und war die Braut bereits schwanger, wurde nur die kleine Glocke geläutet. Wehe denen, die falsche Angaben gemacht hatten. Wenn das 1. Kind früher als 9 Monate nach der Hochzeit auf die Welt kam, wurden die jungen Eltern in aller Öffentlichkeit vom Pastor im wahrsten Sinne des Wortes „abgekanzelt“.
Eines Tages wollte der Cousin meiner Großmutter heiraten. Das Brautpaar wurde gefragt: „Welche Glocke sollen wir läuten?“
„Die große Glocke“, entgegnete der Cousin im Brustton der Überzeugung. Seine Braut war sich nicht so sicher und meinte: „Herr Pastor, nehmen Sie lieber die kleine Glocke!“
Da sich das Paar nicht recht einig werden konnte, meinte der Bräutigam zum Schluss: „Nehmen Sie die große Glocke und bimmeln sie mit der kleinen ein bisschen dazwischen!“

Die letzte Ermahnung



Wir hatten einen kleinen Apfelbaum im Garten, der absolut nicht blühen wollte und dadurch natürlich auch nicht trug.
Eines Tages sah ich meinen Mann, wie er mit drohender Gebärde vor dem Baum eine Axt schwang und hörte ihn sagen: „Wenn Du nächstes Jahr nicht blühst, hacke ich Dich um!“
Das neue Frühjahr kam, der Apfelbaum blühte prächtig und schenkte uns viele köstliche Äpfel.
Seit dem frage ich mich, ob Pflanzen uns tatsächlich verstehen, wie von Vielen behauptet wird.

Freudsche Fehlleistung



Unser Deutschlehrer wollte unsere Kenntnisse über Gedichte prüfen und sagte: „Nennt mir ein Gedicht von Goethe. "
Einer meiner Klassenkameraden sprang auf und rief enthusiastisch: „Die Glocke von Schiller!“
Damit war die Deutschstunde gelaufen.


Gottes Wohnung



„Mama, wo wohnt der liebe Gott?“ fragt meine 5jährige Tochter.

Um ihr die Schöpfung zu erklären, antworte ich: „Siehst Du den Baum, den Busch, den kleinen Vogel dort? In all dem wohnt der liebe Gott!“

„Auch im Gras?“

„Ja, auch im Gras!“

Schweigen … dann entrüstet:

„Das glaube ich nicht, so einen dünnen lieben Gott gibt es nicht!“

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Tag der Veröffentlichung: 30.08.2009

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