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Geistig verwirrter Wissenschaftler in Rohbau gefunden!



Am Nachmittag des 4. April fanden Bauarbeiter im Keller des Rohbaus eines mehrstöckigen Wohnhauses in der Karlsstraße in H. einen leblosen Mann, welcher neben einem Rettungsring sowie einer Einkaufstüte mit Sach-Lehrbüchern und Romanen einen struppigen, abgemagerten Schäferhund bei sich liegen hatte. Der Mann konnte nach einigen Tagen Aufenthalt im Krankenhaus als der Naturwissenschaftler Edwin Z. (43) aus M. identifiziert werden. Wie er in das Kellergeschoss gekommen war und wie viele Tage er dort verbracht haben mochte, konnte Z. jedoch nicht angeben. Der offenbar geistig stark verwirrte Wissenschaftler stammelte bei seinem Erwachen im Krankenhaus nur: „Sie kommen. Sie werden kommen!“, und wurde zur weiteren Untersuchung in die Nervenklinik G. bei N. überwiesen. Der Hund wurde ins örtliche Tierheim transportiert.

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Er liegt auf einer Couch. Das Zimmer ist geschmackvoll eingerichtet. Warum sind die Fenster vergittert? Dunkel erinnert er sich an eine füllige Frauengestalt, die ihn mit Tabletten versorgt und dann hierher gebracht hat. Sein Kopf schmerzt. Was ist mit ihm geschehen?
Bruchstücke von Bildern gleiten durch seine Gedanken. Eine Bibliothek, fremde Gesichter – Studenten? – ein Boot, Strand, Kälte, die ihn noch jetzt erzittern lässt. Und dann dieser aufdringliche Geruch. Wonach hat es gerochen? Chemikalien, Seife, Parfum, Rasierwasser?

Es kann nur ein Albtraum sein! Gleich wird er erwachen. Er muss versuchen, die Kopfschmerzen zu ignorieren. Er muss versuchen sich zu erinnern!

Da ist ein Haus. Ein gepflegter Gartenweg, den er entlang geht. Ja, die Straße ... Sie führt zur Universität, nur wenige Minuten entfernt. Dort ist er als Wissenschaftler tätig. Neben seiner Forschungsarbeit hält er Vorlesungen. Die Studenten hören ihm gern zu. Er versucht stets, den Lehrstoff so interessant wie möglich zu gestalten. Regelmäßig besucht er die Bibliothek, schaut nach den neuesten Fachbüchern und zur Entspannung liest er gern den einen oder anderen Roman. Auch an diesem Tag ist er dort. Er lässt sich einige Bücher aushändigen, setzt sich in einen bequemen Sessel und beginnt zu lesen. Die restlichen Bücher packt er in eine Tragetasche. Es geht auf die Mittagszeit zu. Die Bibliothek leert sich schnell. Er ist so vertieft in einen interessanten Artikel, dass er erschrocken aufblickt, als ihn jemand anspricht. Da nimmt er zum ersten Mal den aufdringlichen Geruch wahr. Etwas Flauschiges wird ihm ins Gesicht gepresst.

Schaukelnde Bewegungen. Das Boot! Maskierte Gestalten! Eine Spritze wird in seinen Arm gestochen. Fragen nach seinen Forschungen. Wie lautet die Formel? Und immer wieder: „Wie lautet die Formel?“ Er weiß nicht, was sie wollen. Er verliert jedes Zeitgefühl. Nach Stunden (oder sind es Tage?) packen sie ihn, stülpen ihm einen Rettungsring über und werfen ihn über Bord. Irgendwann fühlt er Sand unter seinem Körper. Etwas leckt sein Gesicht. Ein am Strand herumstreunender, herrenloser Hund. Seine Nerven vibrieren. Er versucht auf die Beine zu kommen. Wie viele Spritzen haben sie ihm verpasst? Er möchte nur noch schlafen und dieser entsetzlichen Kälte entfliehen, die seinen Körper schüttelt. Er erreicht einen dunklen Gang, Stufen, einen Raum, dann bricht er ohnmächtig zusammen.

Ein helles Zimmer. Ein Krankenhausbett, ja! Er hat Nervenfieber. Er ist völlig durcheinander. Warum haben sie ihn am Leben gelassen? Sie werden wiederkommen, das weiß er genau. Er hat trotz seiner Krankheit versucht, es mitzuteilen. Aber die Ärzte haben ihn nicht verstanden.

Jetzt weiß er auch, wo er ist.

Gleich wird der Professor kommen, um mit ihm zu sprechen. Väterlich, wohlwollend, nachsichtig. Darum die Couch! Aber er ist nicht durcheinander, nicht verrückt!

Die Tür öffnet sich.

Sein Aufschrei ist voller Entsetzen: Oh mein Gott, dieser Geruch!

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Tag der Veröffentlichung: 25.08.2009

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