Enge Gassen, schmale Stufen,
Säulen, die einst Meister schufen.
Relikte längst vergangner Zeit.
Geschaffen für die Ewigkeit,
nun dem Verfall anheim gegeben,
wie alle Dinge, alles Leben.
Mokkatassen auf den Tischen,
Schwarzer Tee, sich zu erfrischen.
Wasserpfeifen gurgelnd fauchen,
Männer ihren Tabak rauchen.
Nur die Schuhe sind zu seh’n,
von Frauen, die vorüber geh’n.
Braune Augen, dunkle Haut.
Menschen anders, doch vertraut.
Essen, trinken so wie ich,
weinen, lachen, lieben sich,
haben Wünsche, brauchen Räume
zur Erfüllung ihrer Träume.
Fremde Düfte, die sich paaren
mit fremden Lauten in Basaren.
Golden glitzerndes Geschmeide,
dunkle Hölzer, feine Seide.
Farbenfroh in vielen Ecken
Gewürze stehn in großen Säcken.
Der Muezzin ruft zum Gebet,
zu Allah und zu Mohammed.
Die blaue Kuppel der Moschee
spiegelt sich im klaren See.
Am Horizont das letzte Licht
funkelnd sich in Wolken bricht.
In der Dunkelheit der Nacht
befällt Verzweiflung mich mit Macht.
Ich höre meine Seele schrein:
Ich bin fremd hier und allein.
Tränen, lange aufgestaut,
brennen salzig auf der Haut.
Was einst als Paradies erschien,
schmolz die Wirklichkeit dahin.
Wie soll ich hier mein Leben leben?
Was ich auch tu’, es geht daneben.
Mir begegnet weit und breit
nur Verständnislosigkeit.
Auf meinem Herzen liegt ein Stein.
Fühl mich frei, darf’s hier nicht sein.
„Kafar“ beschimpfen mich die Leute.
Als Fremde bin ich leichte Beute,
die man hetzen kann und jagen.
Wie lang noch muß ich das ertragen?
Tag der Veröffentlichung: 04.07.2009
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