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"The Housesitter" ist mein erstes selbstgeschriebenes (und auch vollendetes) Buch. Das Schreiben der Geschichte hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn nichts davon auf wahren Begebenheiten basiert. Aber gerade deswegen mag ich das Schreiben, weil man in eine Traumwelt eintauchen kann und alles so machen kann wie man es will.
Ich hoffe euch gefällt meine Traumwelt.
C.K.
The Housesitter




Lena Meier war glücklich. Sie hatte ihre allgemeinbildende Schullaufbahn abgeschlossen. Ihr Abitur hatte sie an einer Privatschule als Jahrgangsbeste bestanden. Und dieser Weg war hart gewesen, denn da ihre Eltern nun wirklich keine reichen Leute waren hatte sie viel Arbeit in die Vorbereitung für ein Naturwissenschaftswettbewerb gesteckt, denn der Preis war ein Stipendium für diese Privatschule gewesen. Sie wusste, dass man im Leben nur durch harte Arbeit etwas erreichen konnte und ihre harte Arbeit hatte sich ausgezahlt. Jetzt nachdem sie ihr Abitur hatte, wollte sie mal was anderes machen, aus ihre kleinen Welt ausbrechen, was Neues kennen lernen. Und da sie ihr Studium erst in einem Jahr beginnen würde, hatte sie Zeit etwas Neues zu machen. Sie wollte für ein paar Monate ins Ausland gehen und einfach ein lockeres Leben führen, denn das hatte sie eigentlich noch nie getan.Also saß Lena nun in ihrem Zimmer vor dem Laptop und durchstöberte das Internet, was es für Möglichkeiten gab. Und da gab es viele, zu viele. Lena strich sich etwas genervt eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und plötzlich fiel ihr eine Anzeige ins Auge.

Housesitter gesucht!
Aufgrund einer Geschäftsreise suche ich einen Housesitter für meine Villa in Beverly Hills. Die Dauer beträgt drei Monate. Zu ihren Aufgaben gehört die Instandhaltung der Villa, die Betreuung meiner beiden Hunde und meines Oldtimers. Sie sollten verantwortungsbewusst und am besten auch vertrauenswürdig sein. Bei Interesse melden sie sich unter: MaryMcNeal@web.de



„Das ist es!“ Lena schickte schnell ein kurzes Bewerbungsschreiben und ein Lebenslauf an Mary McNeal und hoffte einfach nur, dass sie schnell zurückschreiben würde.
Die nächsten paar Tage saß Lena wie auf heißen Kohlen. Alle paar Stunden schaute sie in ihren E-Mails nach. Ihr war dieser Auslandsaufenthalt sehr wichtig, denn bisher war sie noch nie länger als zwei Wochen von zu Hause weg gewesen und sie war schon 19!
Eine Woche später kam dann endlich eine Mail von der Dame zurück. Nach einem regen Schriftverkehr zwischen Mary McNeal und Lena stand fest: Sie hatte den Job. Sie würde ins Ausland reisen. Sie würde drei Monate lang ein komplett anderes Leben führen.
Am 5. Juni 2010 war es dann soweit. Ihre Eltern brachten sie in der Nacht zum Münchener Flughafen. Den Beiden fiel der Abschied schwer, doch sie vertrauten ihrer Tochter und wünschten ihr einfach nur noch alles Gute, bevor sie sie durch die Sicherheitskontrolle auf eine ungewisse Reise entließen. Der Flug kam Lena vor wie eine Ewigkeit. Doch irgendwann war er vorbei und sie setzte ihre Füße endlich auf amerikanischen Boden. Vor dem Flughafengebäude nahm sie sich ein Taxi und ließ sich zu der Villa von Mary McNeal bringen. Dort angekommen war sie fast erschlagen, von diesem Eindruck den dieses pompöse Gebäude auf sie machte. Sie ging mit zwei Koffern im Schlepptau zur Tür und klingelte. Diese wurde einige Augenblicke später von einer älteren Dame geöffnet. „Hallo du musst Lena sein. Ich bin Mary McNeal. Herzlich Willkommen.“ Dabei lächelte sie freundlich. Lena fand Mary McNeal sofort sympathisch. „Hallo. Ja, ich bin Lena Meyer.“
Mary zeigte Lena das gesamte Haus und erklärte ihr einige Dinge. Die Beiden unterhielten sich noch eine Weile und verstanden sich prächtig. Doch dann musste Mary los. „So, ich muss nun zum Flughafen. Ich hoffe du wirst hier eine wunderschöne und unvergessliche Zeit haben, Lena. In 3 Monaten bin ich wieder da. Auf Wiedersehen!“
Dann war Lena alleine in diesem mindestens 200 Quadratmeter großem Haus. Sie ging die Wendeltreppe rauf und in ihr Zimmer. Es war ein großer und sehr heller Raum mit einer langen Fensterfront, die einen einmaligen Ausblick auf das Meer gab. Schnell verstaute sie ihre Sachen in den Schränken und schnappte sich dann die bei beiden Dobermänner Boss und Ray und ging mit ihnen zum Strand. Lena ließ sich in den Sand sinken und genoss die Sonne auf ihrer Haut. Das war Entspannung, sie spürte beinahe diese Leichtigkeit in der Luft. So saß sie noch eine Weile da, bevor sie die beiden Hunde, mit denen sie sich schnell angefreundet hatte, zu sich rief und wieder ins Haus ging. In der Küche trank sie nur schnell einen großen eisgekühlten Eistee und ging dann, nachdem sie ganz kurz mit ihren Eltern telefoniert hatte, in eines der 4! Badezimmer um zu duschen. Doch sie stand noch nicht einmal 10 Minuten unter der Dusche als plötzlich die Hunde anfingen wie verrückt zu bellen. Schnell band sie sich ein Handtuch um und eilte nach unten. Dort hörte sie immer noch das Gebell der Hunde und eine fremde Stimme. „Einbrecher“ schoss es ihr sofort durch den Kopf. Oh Scheiße! Sie wollte zwar Neues erleben, aber das musste ja nun nicht sein. Lena schaute sich panisch nach einem Gegenstand um mit dem sie sich verteidigen konnte. Nach ein paar Sekunden nahm sie sich geräuschlos einen Regenschirm und schlich sich in das Wohnzimmer. Der Einbrecher stand mit dem Rücken zu Lena. So schlich sie sich ran, holte aus und schlug zu. Dann ließ sie vor lauter Schreck den Regenschirm fallen, da der Einbrecher zu Boden gegangen war. „Was soll das denn?“, fragte eine ärgerliche Stimme. Der „Einbrecher“ stand auf und schaute Lena wütend an „Erst beißt mich dieser Köter und dann werde ich vermöbelt. Sag mal, geht’s noch!?“ „Sowas passiert Einbrechern ab und an nunmal.“ Er zog die Augenbrauen hoch und musterte Lena „Ich bin kein Einbrecher. ICH bin Kyle McNeal, der Enkel von Mary. Aber wer bist du?“ Lena wurde starr vor Schreck. Hatte sie gerade tatsächlich den Enkel ihrer Arbeitgeberin vermöbelt? Das fing ja gut an. „Ich bin Lena. Lena Meier, die Housesitterin. Deine „Oma“ hat mich eingestellt. … Ernsthaft? Bist du der Enkel? Wieso haben Ray und Boss dich nicht erkannt?“ „Die beiden Viecher gab es noch nicht als ich das letzte Mal hier war. Ach übrigens, nettes Kleid.“ Jetzt bemerkte auch Lena, dass sie nur in einem Handtuch bekleidet dastand. „Danke!“ „Jaja, du kannst dann gleich mal meine Sachen nach oben bringen.“ „Nein! Das gehört nicht zu meinem Aufgabenbereich. Das einzige was ich jetzt mache ist mich umziehen und mir dann mal deine Wunde ansehen.“ Mit den Worten ließ Lena Kyle stehen und kam 5 Minuten später in T-Shirt und Shorts und mit einem erste Hilfe Kasten wieder. „Das Outfit sieht aber auch nicht schlecht aus.“ Lena ignorierte die Bemerkung. „Wo hat er dich erwischt?“ Kyle deutete auf seine linke Nierenpartie. „Hier! Das ist ja wohl nicht zu übersehen!“ Etwas befangen schob Lena das Shirt hoch und begutachtete die Wunde. Sie war nicht tief, blutete aber dennoch ganz gut. Also nahm Lena eine Kompresse aus dem Kasten und drückte sie auf die Wunde. „Kannst du mal bitte das Shirt halten? Ich brauch meine andere Hand.“ Wieso sollte er das tun, fragte Kyle sich. Wenn, dann musste er auch zeigen was er hatte. Also zog er das T-Shirt über seinen Kopf und ließ es zu Boden fallen. Lena hatte es noch gar nicht bemerkt, denn sie war dabei die Wunde zu desinfizieren und ihm einen Verband anzulegen. „So, das müsste jetzt halten. Morgen früh muss der Verband nochmal gewechselt werden und du solltest vorsichtshalber zu deinem Hausarzt gehen. Bist du gegen Tetanus geimpft?“ Sie richtete sich auf und ihr Blick fiel unweigerlich auf Kyle. Ihre Augen wurden größer und sie konnte in dem Moment auch nicht ihr Starren verhindern. Sowas hatte sie noch nie gesehen, was durchaus daran liegen könnte, dass sie noch nie einen Freund gehabt hatte. Kyle war das natürlich nicht entgangen. Er grinste. „Du siehst nicht oft Typen, die so gutaussehend sind wie ich, oder?“ Lena kam langsam wieder zu sich. „Das hat gar nichts mit dir zu tun.“ Sein Grinsen wurde größer „Natürlich nicht!“ Insgeheim musste sie zugeben, dass er Recht hatte. Er sah wirklich gut aus, doch das würde sie ihm nicht sagen, sein Ego war schon groß genug. Kyle war bestimmt 1,90m groß, sehr gut durchtrainiert, braune Augen und dunkle Haare die er sehr kurz trug. Er hatte ein rundes Gesicht, markante Wangenknochen und volle Lippen. Seine Kleidung sah teuer aus. Sie waren lässig und dennoch stilvoll. Bei dem Aussehen hatten wahrscheinlich schon hunderte Mädchen vor Lena sein Ego gefüttert. Kein Wunder dass er so selbstbewusst war. Doch Lena war von diesem Selbstbewusstsein fast erschlagen, denn sie war selber nicht so, also fragte sie nur noch mal „Bist du gegen Tetanus geimpft?“ „Ja und auch gegen Mumps und Masern“, fügte er witzelnd hinzu. Lena hatte genug „Ich wollte dir nur helfen, also mach dich nicht lustig darüber.“ So ließ sie ihn einfach stehen und ging in ihr Zimmer.Spät in der Nacht als sich schon ein Hauch von Ruhe in der Villa ausgebreitet hatte,stolperte Kyle total besoffen in den Flur und wurde auch sofort knurrend von Boss und Ray begrüßt. Als die beiden Hunde ihn erkannten, zogen sie sich zurück, blieben aber dennoch argwöhnisch. „Was für eine Party!“ Kyle lallte vor sich hin, ging ziemlich unbeholfen die Treppe hoch und landete schließlich in Lenas Zimmer, wo er sich müde zu ihr ins Bett fallen ließ und sofort einschlief. Lena raunzte nur kurz, schlief aber weiter und bemerkte Kyle gar nicht. Am nächsten Morgen. Lena lag noch mit dem Rücken zu Kyle als sie ihre Augen aufschlug und den einmaligen Ausblick auf das Meer genoss. Plötzlich bemerkte sie das etwas auf ihre Hüfte lag, sie schaute kurz hin und schrie einfach nur los. Es war eine Hand die an einem Arm hing und der wiederum gehörte zu Kyle. Als sie ihn erkannte stieß sie einen weiteren spitzen Schrei aus und sprang augenblicklich aus dem Bett. „WAS TUST DU HIER?“ Kyle öffnete langsam die Augen und man sah ihm seine Kater von der durchzechten Partynacht quasi an „Schrei doch nicht so. Ich bin nicht taub.“ Lena musste sich echt anstrengen nicht weiter zu schreien „Wieso genau liegst du in meinem Bett?“ „Weil ich schlafen wollte!“ „Was ist das denn für eine Aussage. Du kannst dich doch nicht einfach zu fremden Leuten ins Bett legen!“ Kyle erhob sich langsam und sagte nur noch „Man, bist du verklemmt.“, dann ging er. Eine verdutzte Lena blieb zurück. Sie zog sich ihre Sportklamotten, pfiff die beiden Hunde zu sich und ging nach draußen um zu laufen. Dabei dachte sie nach. Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein? Nur weil er reich war konnte er sich nicht alles erlauben. Sollte er sie doch für verklemmt halten, ihr war das völlig egal. Trotzdem musste er sich doch nicht wie der Nabel der Welt aufführen!! Lena lief gerade wieder auf den Hof als ein Sportwagen rücksichtslos an ihr vorbeiraste und vor der Villa zum Stehen kam. Natürlich stieg Kyle aus diesem Gefährt. Er trug unifarbende Shorts, ein weißes T-Shirt unter dem sich deutlich seine Muskeln abzeichneten und eine dunkle Sonnenbrille unter der sich ein fettes Grinsen abzeichnete. In diesem Moment wusste Lena nicht was sie tat. Dieser Typ brachte sie einfach zur Weißglut. Sie verlor die Beherschung und stürmte auf ihn zu mit Boss und Ray im Schlepptau. „Hast du sie noch alle? Du hast mich gerade fast über den Haufen gefahren. Wo hast du überhaupt deinen Führerschein gemacht? Hast du dir den etwa gekauft? Hör mal, du musst nicht glauben, dass du dir alles erlauben kannst nur, weil du viel Geld hast. Denn das ist echt das Letzte.“ Kyle wollte etwas sagen, doch Lena ließ ihn stehen und stürmte wütend ins Haus. Boss und Ray standen aber immer noch vor Kyle und knurrten ihn an. „Okay, okay. Ich habe es vielleicht ein bisschen weit ausgereizt, aber kriegt euch mal wieder ein.“ Die beiden Dobermänner knurrten weiter. Daraufhin nahm Kyle etwas genervt die Hände hoch „Okay!!! Ich machs wieder gut..“ Er ging ins Haus und fand Lena in der Küche. Sie war gerade dabei mit gierigen Schlücken Wasser zu trinken, als sie Kyle bemerkte tat sie nichts. Sie war immer noch so wütend wie vor ein paar Minuten, doch sie hielt sich zurück, weil sie sich selber mit dieser Reaktion erschrocken hatte. Doch jetzt ergriff Kyle das Wort „Ich wollte dich eben nicht erschrecken. Lass es mich wieder gut machen.“ Immerhin schaute Lena ihn kurz an. Er überlegte fieberhaft. Was konnte man mit einem Mädchen machen? Also SOwas machen, dass sie hinterher nicht mehr sauer waren? … SHOPPEN! Das lief bei allen Mädchen. „Lass uns gleich mal einkaufen fahren. Wir haben echt Nix mehr im Haus.“ Eigentlich wäre ja auch nur ich hier gewesen und dann hätte das gereicht, dachte Lena, doch sie verkniff sich die Bemerkung. „Also schön, aber fahr bitte vernünftig.“ „Klar!“,erwiederte Kyle großspurig. 10 Minuten später saßen die beiden in Kyles knallgelben Lamborghini und fuhren Richtung Einkaufszentrum. Lena sah sich in diesem überaus luxoriösen Auto erstaunt um. Was es heutzutage alles für Sachen gab, echt Wahnsinn. Da entdeckte sie etwas. „Sag mal hast du im Kofferraum eine Lachgaseinspritzungsanlage?“ „Na klar. Wieso? Willst du sie ausprobieren?“ „Nein! Das ist auf öffentlichen Straßen viel zu gefährlich!“ „Ach bist du ein Experte auf dem Gebiet, oder was?“ „Um diese Gefahr zu erkennen muss man kein Experte sein. Ich hab mich aber mal eine ganze Zeit lang damit beschäftigt. War ein Projekt von mir.“ „Aha. … Woher kommst du eigentlich?“ Ein bisschen wunderte Lena sich ja, dass Kyle mit dem Smalltalk anfing, aber sie wollte auch nicht unhöflich sein. „Ich bin in einem kleinen Dorf in der Nähe von München aufgewachsen und wohne dort seit 19 Jahren.“ Kyle pfiff durch die Zähne. „Woah, die längste Zeit am Stück die ich bisher an einem Ort verbracht habe, waren meine ersten 5 Lebensjahre hier in Beverly Hills. Danach war ich nie länger als 3 Monate an einem Ort.“ In dem Moment schaute Lena ihn zum ersten Mal an, ohne das Bedürfniss zu haben ihm eine zu verpassen. „War das nicht schwer für dich? Nie richtige Freunde zu finden. Nie sich mal irgendwo heimisch fühlen.“ Diese Fragen waren für Kyle schon zu tiefgehend, zu persönlich. Drum sagte er nur „Ich hab es ja überlebt!“ Dann lenkte er den Wagen auf den Parkplatz vor dem Einkauszentrum. Lena stieg aus. „Also wir müssen erst in den Lebensmittelladen, dann in den Autoshop und dann noch in einen Souvenierladen.“ „Wieso muss ich mit in den Lebensmittelladen?“ „Weil DU derjenige warst der einkaufen wollte, also kannst du dann auch mitkommen und die Einkäufe tragen.“ Eine halbe Stunde hatte die Beiden bereits den Lebensmittelladen und den Autoshop abgehackt. Und ehe Lena sich versah, stand sie vor einem Laden, den Kyle für einen Souvenierladen hielt. Sie schaute ihn leicht entgeistert an. „Ähm, das ist ein Juwelier und kein Souvenierladen.“ Er schaute sie mit großen Augen an. „Also ich kaufe hier immer Souveniers.“ „Ja, weil du es dir leisten kannst. Das können aber nicht alle. Davon mal abgesehen werden meine Eltern sich über jedes Geschenk freuen, egal wie viel es gekostet hat.“ „Wenn du das sagst. Ich muss da jetzt noch eben rein. Warte hier.“ Bevor sie irgendwas sagen konnte, stand sie schon verlassen vor dem Schaufenster des Ladens und warf einen Blick hinein. Bei den Preisen stockte ihr der Atem, obwohl die Sachen alle wunderschön waren. Besonders bei einer schlichten silbernen Kette, an der „nur“ eine Herz hing, das mit Diamanten besetzt war, stockte ihr der Atem.
Und ehe sie sich versah, stand Kyle schon wieder neben ihr. „Und? Was schönes gefunden?“ Sie nahm den Blick von der Kette. „Nö! Wir müssen jetzt wieder nach Hause!“ „Wir gehen jetzt erst noch Shoppen.“ „Okay, dann geh du shoppen. Ich nehm mir ein Taxi und fahr zur Villa. Ich möchte Boss und Ray nicht so lange alleine lassen.“ „Ja dann Tschüss. Bis nacher.“ 20 Minuten später war Lena wieder in der Villa und warf einen Blick auf die To-Do Liste von Mary. Sie entschied sich dafür Marys Oldtimer zu waschen. Also ging sie in die Garage und fuhr den Wagen ganz vorsichtig nach draußen auf den Hof. Zuerst saugte sie das ganze Auto sorgfältig aus, nahm sich dann einen Eimer Wasser und einen Schwamm und wusch das Gefährt von außen. Dummerweise hatte sie noch ein weißes T-Shirt an, sodass schon nach wenigen Augenblicken ihr schwarzer BH durchschimmerte. Aber bei den kräftigen Sonnenstrahlen über Beverly Hills, würde es schnell wieder trocknen, hoffte sie zumindest. Inzwischen bei Kyle, Er war gerade wieder auf dem Weg zu seinem Wagen da erkannte er ein altbekanntes Gesicht. Ein Gesicht, dass er eigentlich nie wieder sehen wollte. Es war nämlich Orinoko Sono. Doch bevor Kyle entscheiden konnte ob er ihm eins auf die Schnauze hauen sollte, war Sono in seinen protzigen Geländewagen gestiegen und vom Parkplatz gebraust, ohne Kyle bemerkt zu haben. Der setzte sich wiederrum mit angeschwollener Halsschlagader in sein Auto und fuhr auch seiner Laune entsprechend Richtung Villa. Orinoko Sono war der Mensch den Kyle am meisten hasste, denn er hatte seine Mutter getötet. In Rekordzeit war er an der Villa und kam dort mit quietschenden Reifen zum Stehen. Lena die immer noch auf dem Hof war erschrak richtig und drehte sich wütend in Kyles Richtung. Doch was sie sah erschrak sie noch viel mehr. Bis jetzt hatte sie bei Kyle immer nur einen grinsenden, arroganten oder genervten Gesichtsausdruck gesehen, aber das was sie in diesem Moment sah, war purer Hass und Wut und das ließ sie still bleiben. Selbst als er ohne eine Wort zu sagen an ihr vorbei stürmte und mit voller Wucht vor den Wassereimer trat, blieb sie still. So was hatte sie bei einem Menschen noch nie erlebt, aber komischerweise hatte sie keine Angst. Sie fuhr also den Wagen wieder in die Garage, räumte den Hof auf und ging dann in die Küche. Keine Spur von Kyle. Sie beschloss erstmal was zu kochen, also kramte sie ein paar Töpfe raus und machte sich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde waren Nudeln mit Soße fertig auf zwei Tellern angerichtet. So begab sie sich auf die Suche nach Kyle. Doch er war nicht in seinem Zimmer, nicht im Wohnzimmer, nicht im Esszimmer, einfach nirgends. Lena irrte weiter durchs Haus und landete im Keller. Dort war es beängstigend ruhig, doch je weiter sie den Gang entlang lief desto deutlicher wurde ein Geräusch. Es hörte sich nach dumpfen Schlägen an. Sie öffnete die Tür und sah ihn. Ihn wie er schweißüberströmt und trotz totaler Erschöpfung immer und immer wieder auf einen Boxsack einschlug. Lena zuckte bei jedem Schlag zusammen und traute sich erst nach ein paar Augenblicken vorsichtig was zu sagen „Kyle? Hast du Hunger? Ich hab gekocht.“ Er hatte sie bemerkt, doch er antwortete nicht, da er in diesem Moment nicht Herr seiner Sinne war. Lena stand noch ein paar Sekunden da und ging dann mit einem Kopf voller Gedanken zurück in die Küche. Sie nahm sich einen Teller mit Nudeln, doch essen konnte sie nichts, dafür machte sie sich zu viele Gedanken. Was war mit Kyle passiert? Wieso war er so? Wieso hatte er diesen Ausdruck tiefsten Hasses in seinen Augen? Noch während sie darüber nachdachte, kam er in die Küche. „Tut mir leid wenn ich dich erschreckt habe.“ Sie schaute auf. „Schon okay.“ Eine Weile aßen die Beiden schweigend bevor Lena ganz vorsichtig fragte: „Ich wollte gleich mit Boss und Ray zum Strand. Kommst du mit?“ „Ja. Aber nur wenn die beiden Tölen mich nicht wieder angreifen“, dabei brachte er immerhin ein gespieltes Lächeln zustande. Sie überhörte die Aussage einfach, stand auf und pfiff die Hunde zu sich. „Wir können los!“ „Ja. Ich bin jetzt auch fertig mit Essen.“ Kurze Zeit später waren sie am Strand. Boss und Ray tobten herum und Kyle und Lena saßen nebeneinander im Sand. Für Lena war diese Aussicht auf das offene Meer einfach atemberaubend, für Kyle war es nichts besonderes. Er war schon an so vielen Stränden in dieser Welt gewesen, hatte so viel gesehen, deshalb sah er das ganze eher neutral. Trotz der Idylle quälte Lena eine Frage. Eigentlich war sie kein neugieriger Mensch, aber diese Sache beschäftigte sie. Sie atmete einmal tief durch. „Wieso warst du heute so, Kyle?“ Er drehte seinen Kopf zu ihr. „Wie war ich denn?“ Trotz der Frage wusste er natürlich genau was sie meinte. „Du warst so wütend, so hasserfüllt und irgendwie“, sie sprach es leiser aus “, .. traurig.!“ Kyle schluckte einmal, denn Lena hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, doch seine Gefühle gingen niemanden etwas an. Er schwieg. „Auch auf die Gefahr hin, das ich nerve, aber dieser Ausbruch war wirklich heftig. Sowas passiert doch nicht wegen NICHTS. Da steckt doch was hinter.“ Er konnte sich nicht mehr zurückhalten, seine Stimme erhob sich und es sprudelte aus ihm raus „Ja! Ich habe den Mörder meiner Mutter gesehen!“ Lena entglitten die Gesichtszüge, sie legte behutsam ihre Hand auf seine Schulter. „Das tut mir leid.“ „Mir auch!“ „Möchtest du darüber reden?“ Sein Gesicht versteinerte sich und er schwieg eine ganze Weile. „Es war vor 8 Jahren. Ich war zusammen mit meiner Mutter in Tokio. Die eine Nacht hab ich mich rausgeschlichen, hab unser Auto kurzgeschlossen und bin zu einem illegalen Autorennen gefahren. Es war ein Rennen der Champions. Ich wollte unbedingt gegen die Besten fahren. Mich hat niemand ernst genommen, immerhin war ich erst 15, aber nachdem ich genug Geld hingeblättert habe, haben sie mich mitfahren lassen. Gegen die Erwartungen aller hab ich das Rennen gewonnen. Lustig fanden die das alle nicht, aber Orinoko Sono konnte diese Niederlage einfach nicht akzeptieren. Noch in der selben Nacht ist er zu uns ins Hotel gefahren und hat bei unserem Wagen die Bremsleitungen durchgeschnitten. Am Morgen ist meine Mutter mit dem Wagen losgefahren,.. und nicht wiedergekommen. Das Schlimmste ist, das er nie zur Rechenschaft gezogen wurde, denn das Überwachungsvideo war verschwunden und der einzige Augenzeuge schwieg von einem Tag auf den anderen.“ Lena war blass geworden, sie war erschrocken, wie Menschen sowas tun konnten und nun verstand sie auch Kyles heftige Reaktion. „Was wirst du mit ihm machen, wenn du ihn nochmal siehst?“ Bei dieser Frage hatte sie Angst, denn sie ahnte die Antwort. „Ich werde ihn vernichten!“ Nun war die Stimmung natürlich ziemlich bedrückt und sie schwiegen mal wieder. Doch genau das Schweigen konnte Lena jetzt nicht haben. Sie musste immer über Dinge reden, das half ihr und sie hoffte das es auch ihm half. „Fährst du immer noch Rennen?“ Plötzlich tanzte ein leichter Schimmer in seinen Augen, denn trotz aller Ereignisse liebte er es Rennen zu fahren. „Ja. Davon komme ich nicht los. Ich fahre aber nicht mehr in Japan und ich sorge immer dafür, dass niemand weiß wer ich bin.“ „Jetzt weiß ich zumindest wieso du so einen unmöglichen Fahrstil hast“, dabei lächelte sie leicht. Auch Kyle zauberte das ein kleines Lächeln ins Gesicht. „Ich hab einen ganz tollen und vorallem siegreichen Fahrstil.“ In dem Moment bekam Kyle eine SMS. Er las sie und stand dann auf. Und plötzlich hatte er seine absolute Coolness wieder. „Es wird nach meinem unmöglich Fahrstil verlangt.“ Lena fand es ein bisschen schade das er wieder diese Maske aufhatte „Na dann los.“ Kyle tat überrascht. „Du willst mit?“ Sie zog die Augenbrauen hoch „Hat sich das etwa so angehört?“ „Ja, hat es!“ Lena stand auf und wusste nicht Recht ob sie das machen sollte, oder nicht. Aber dann gab sie sich einen Schubs, immerhin war sie in die USA gegangen um etwas Neues zu erleben, etwas Spannendes. „Also gut. Ich komm mit. Aber ich muss mich erst noch umziehen.“ „Jaja, aber beeil dich. Es reicht wenn einer von uns gut aussieht.“ In dem Moment rief sie nach Boss und Ray. „Kein Grund die Hunde auf mich zu hetzten.“ „Hatte ich nicht vor.“ … Nachdem Lena sich dann umgezogen und die Hunde eingesperrt hatte, setzte sie sich neben Kyle ins Auto. „Ich hab eine Ewigkeit gewartet.“ „Ich hab die Hupe wohl gehört, Kyle.“ „Beeilt hast du dich trotzdem nicht.“ „Willst du jetzt motzen oder losfahren?“ Er grinste schelmisch „Losfahren!“ Er trat aufs Gas und fuhr ziemlich rasant vom Hof. Die ganze Fahrt über war Lena quasi von der Schwerkraft in den Sitz gedrückt und total verkrampft. Erst als Kyle auf einem abgelegenen Flugplatz, auf dem schon viele Rennbegeisterte versammelt waren, zum Stehen kam, löste Lena sich aus ihrer Starre. Kyle war total locker und entspannt. „Und? Spaß gehabt?“ Lenas Antwort war ein blitzschnell ausgeführter Rippenstoß, der jedoch wenig effektiv war, da sie auf lauter Muskeln traf. „Netter Versuch“, sagte er, setzte sich eine Sonnenbrille auf und stieg aus dem Auto. Da Lena das alles fremd war und ihr ein wenig Angst machte blieb sie im Wagen sitzen. Gut 20 Minuten später kam Kyle wieder. „So, aussteigen jetzt!“ „Wieso denn das?“ „Weil ich jetzt ein Rennen zu fahren habe und ich gehe nicht davon aus, das du mit im Auto sitzen möchtest.“ „Da gehst du richtig aus.“ So stieg Lena aus und versuchte sich unter all diesen Leuten einfach nur unsichtbar zu machen. Hauptsache nicht auffallen. Kurze Zeit später begann das Rennen.
Selbst von weitem konnte Lena den knallgelben Wagen von Kyle ausmachen und sehen wie unglaublich schnell er unterwegs war. Keine Frage: Er konnte fahren, nur im öffentlichen Straßenverkehr war dieser Stil ein bisschen gefährlich. Doch in diesem Rennen war er damit weit vorne. Nur einer dessen Rücklichter er sah, und auch das würde er gleich ändern. Kurz vor dem Ende der Startbahn, ging er in die Eisen und drehte sein Auto um 180 Grad, dann gab er wieder Vollgas, so das die Reifen qualmend durchdrehten. Er hatte die Spitze fast eingeholt. Dann ungefähr 300 Meter vor der Ziellinie drückte er den Knopf für die Lachgaseinspritzung und wurde von der Schwerkraft zurückgedrückt. Ein Adrenalinstoß durchfuhr seinen Körper, als er die Spitze überholte als wäre es nichts. Diese Rennen hatte er gewonnen. Die Menge jubelte und belagerte sein Auto. Langsam fuhr er durch die Menge, holte sich seinen Gewinn und wollte schon wieder losfahren, als ihm einfiel, dass er ja noch Lena mitnehmen musste. Etwas genervt hielt er Ausschau. Musste er sie jetzt etwa noch suchen? Dazu hatte er ja eigentlich gar keine Lust. Derweil war Lena in der Menschentraube untergegangen. Sie hatte die Orientierung verloren und hielt einfach nur noch Ausschau nach einem gelben Auto. Zum Glück entdeckte sie ca. 200 Meter vor sich einen gelben Fleck und kämpfte sich erleichtert durch die Menge, bevor sie ins Auto stieg. Ohne sie anzuschauen fuhr Kyle los. „Lena! Ich musste schon wieder warten!“ Sie biss die Zähne zusammen. Was für ein Penner. „Ich hab die Orientierung verloren. War ja auch wohl ein bisschen unübersichtlich.“ Typisch Blond, dachte Kyle sich nur.
Die nächsten Tage verliefen ruhig. Kyle war ständig unterwegs und hielt sich nur zum Schlafen in der Villa auf und Lena kümmerte sich um den Haushalt und die Hunde. Am Samstagabend. Lena war gerade wieder mit den Hunden ins Haus gekommen und hatte sich auf die Couch sinken lassen, als sie einen Anruf von Mary erhielt. „Wie geht es ihnen Mary?“ „Mir geht es gut, aber langsam werde ich zu alt für diese ganze Rumreiserei. Wie sieht es bei dir aus?“ „Hier ist alles gut. Ich komme super mit Boss und Ray klar und mit deinem Enkel ist es auch ganz okay.“ Lena konnte Mary unmöglich sagen, was Kyle zum Teil für Reaktion bei ihr auslöste. Bei der Erwähnung ihres Enkels war die alte Dame hellhörig geworden. „Kyle ist in Beverly Hills?“ „Äh, ja. Ich dachte Sie wüssten das.“ „Nein. Mein Enkel informiert mich nie über seine Besuche.“ „Ja, das passt zu ihm.“ „Ich muss jetzt zum Dinner. Bestell ihm schöne Grüße von mir.“ „Das mach ich Mary. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Reise. Tschüs.“ Dann legte sie auf. Kyle war … echt noch unmöglicher als sie gedacht hatte. In dem Moment betrat er das Wohnzimmer. „Schöne Grüße von deiner Oma, Kyle“, sie ließ es sehr beiläufig klingen und machte den Fernseher an. Er tippte einfach auf seinem Handy rum. „Ja, danke.“ Jetzt stand Lena auf. „Du hast ihr echt nicht Bescheid gesagt, dass du nach Beverly Hills kommst?“ Er schaute immer noch nicht auf. „Nö, eigentlich ist die alte Dame ja immer da.“ „Du bist echt unmöglich!“ „Wenn du das sagst.“ Sie verdrehte die Augen und ging runter in den Sportraum. Dort hing ein prächtiges Schwert an der Wand. Es war ihr vor ein paar Tagen aufgefallen, und da sie an ihrer Schule mal ein Fechtkurs belegt hatte, reizte sie es ungemein mal wieder zu einem Schwert zu greifen. Also band sie sich ihre Haare streng nach hinten und zog ihr schlabbriges T-Shirt aus unter dem sie noch ein Sport-BH trug. Dann griff sie zum Schwert. Der mit Rubinen verzierte Griff lag ungemein gut in der Hand und die lange Klinge glänzte wie ein Haufen Diamanten. Eine Weile übte sie verschiedene Techniken die sie damals gelernt hatte. Sie mochte das Gefühl beim Schwertkampf, das Gefühl von Kontrolle, von Überlegenheit. Jedoch würde sie damit nie einen anderen Menschen verletzen. Zufrieden hing sie das Schwert wieder an die Wand und ging zur Tür. Da bemerkte sie ihn. Kyle stand lässig an den Türrahmen gelehnt und schaute ihr zu. „Bist wohl doch nicht so brav wie du immer tust.“ Lena wusste nicht woher dieses Gefühl mit einem Mal kam, aber sie fühlte sich gut und selbstbewusst. Deswegen grinste sie Kyle auch fett an. „Na, wenn du das sagst.“ Auch er musste lächeln und fing an sie von oben bis unten zu mustern. Da bemerkte Lena auch, dass sie nur in BH dastand und plötzlich war das gute und selbstbewusste Gefühl schon wieder weg. Sie wollte schnell ihr T-Shirt wieder anziehen, doch Kyle schnappte es ihr blitzschnell weg. „Kyle das ist nicht lustig. Bitte gib mir mein Shirt.“ „Also ich finds witzig.“ „Du stehst hier ja auch nicht halbnackt rum.“ „Das kann ich ändern“, sagte er und zog sich sein T-Shirt aus. Lena tat einen Schritt zurück und schaute auf den Boden. Er folgte ihr mit einem Schritt und hob mit seinem Zeigefinger ihr Kinn an. „Gucken ist erlaubt!“ Lenas Herz schlug immer schneller. Das war bestimmt wegen ihres Unbehagens. „Bitte gib mir mein Shirt!“ Kyle streckte seine Hand mit ihrem T-Shirt in die Höhe. „Dann hols dir doch!“ Sie biss sich auf die Lippe. Dieses Spielchen wollte sie nicht spielen. Einen kurzen Moment überlegte sie, dann griff sie nach Kyles Shirt das auf dem Boden lag und zog es sich über. „Jetzt kannst du meins behalten“, sagte sie, quetschte sich an Kyle vorbei und ging nach oben.
In der Nacht konnte Lena nicht schlafen. Sie lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Ihre Gedanken drehten sich um Kyle. Er tat immer so stark so unverletzlich, war oft kühl und unfreundlich. Mal war er „nett“ zu ihr, dann spielte er wieder Spielchen und mal behandelte er sie wie seine Untergebene. Dann gab es da diese andere Seite, die er nie wirklich zeigte, nämlich seine verletzlich Seite. Lena hatte noch nie einen Mann wie ihn getroffen. Den Kontakt den Lena bisher zum männlichen Geschlecht hatte, beschränkte sich auf ein paar ihrer Nachhilfeschüler, ihre Klassenkameraden und ihre Cousins. Also nichts was wirklich zählte. Dieser ganze Typ war verwirrend. Er brachte Seiten an ihr zum Vorscheinen die sie selber bisher nicht kannte und trotzdem hatte sie Gefühle für ihn. Welcher Art diese Gefühle waren das wusste sie nicht. Währenddessen in Kyles Zimmer. Er stand vor der großen Fensterfront und blickte in die Dunkelheit. Seine Gedanken kreisten um Lena. Sie war in jeder Hinsicht anders, als die Mädchen die er sonst so kannte. Sie war keine von diesen unechten Chicks, die sich nur für Schminke und Klamotten interessierten. Und sie war auch keine von denen, die ihm sofort um den Hals fielen, was wohl nicht daran lag, dass sie sich gar nicht für ihn interessierte, sondern wohl eher daran, dass sie nicht selbstbewusst genug war. Lena war die einzige, mit der er jemals über die Ermordung seiner Mutter gesprochen hatte und sie war das erste Mädchen, dass er jemals mit zu einem Rennen genommen hat. Diese Veränderung, die sie bei ihm bewirkte verunsicherte ihn. Am nächsten Morgen stand Lena sehr früh auf. Nach einem Frühstück und ihren üblichen Aufgaben, ging sie in den Garten und begann die Pflanzen zu bewässern. Dabei schaute sie in den Himmel, der so klar und sonnig war, dass es ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Kyle war ebenfalls in den Garten gekommen und lächelte als er Lena sah. Er schlich auf sie zu, bis er ganz nah bei ihr war, dann griff er nach dem Schlauch. Lena fuhr erschrocken herum und sah ein fettes Grinsen. Obwohl sie Böses ahnte, lächelte sie. „Das wagst du nicht!“ Mit dieser Aussage drehte er den Schlauch voll auf und spritzte Lena nass. Sie kreischte und rannte gefolgt von Kyle durch den Garten. Auch er lachte und als er sie beinahe eingeholt hatte, blieb sie unvermittelt stehen und versuchte Kyle den Schlauch abzunehmen. Beide wurden klitschnass und im Gerangel gingen sie zu Boden. Doch urplötzlich fragte Lena sich, was sie da eigentlich tat und hielt inne. Kyle bemerkte das. „Was los? Gibst du auf?“ Ohne ein Wort zu sagen wollte sie aufstehen, doch Kyle griff nach ihrer Hand und zog sie wieder zu sich.
„Nicht doch.“ Er schüttelte den Kopf „Nicht abhauen.“ Dabei ließ er ihre Hand nicht los und kam ihr immer näher. Lena konnte nicht anders. Sie schaute ihm tief in die Augen. So tief, dass sie selbst die feinen blauen Sprenkel in seinen eigentlich schokobraunen Augen sah. Was machte dieser Typ bloß mit ihr? Und auch Kyle sah Lena das erste Mal bewusst an, ohne sie machohaft abzuchecken. Ihre glatten blonden Haare hingen ihr vom Kampf noch wirr auf dem Kopf rum und ihre meerblauen Augen starrten ihn an. Sie drückten Unsicherheit und Angst aus, aber dahinter, da war noch was anderes. Er selber fragte sich, wieso augerechnet ein Mädchen wie Lena so auf ihn wirkte. Ein paar Augenblicke verharrten die Beiden in dieser Position, doch dann wendete Lena den Blick ab, befreite sich aus Kyles Griff und ging zurück in die Villa. Er wollte ihr folgen, doch da erhielt er einen Anruf von seinem Vater. „Was gibt’s, Vater?“ „Du bist doch gerade in Beverly Hills, oder?“ „Ja da bin ich. Wieso?“ „Heute ist die Premiere von Fast and the Furious 5. Und da wir ein paar von den Autos, die in dem Film vorkommen getunt haben, muss unsere Firma da vertreten sein. Ich werde es nicht rechtzeitig schaffen, also gehst du hin.“ „Alles klar. Wars das?“ „Bist du nächste Woche irgendwo bei Deutschland? Am Hockenheimring sollen ein paar Autos von uns vorgeführt werden.“ „Nein, bin ich nicht. Ich hatte erstmal vor eine Weile hier in Beverly Hills zu bleiben.“ George McNeal war nicht begeistert. „Na gut. Ich ruf dich wieder an. Tschüs.“ „Ja Tschüs!“, damit legte er auf. Eigentlich hatte er keine Lust in einen Anzug gequetscht und mit einer Krawatte abgequetscht auf irgendeiner Premiere rumzustehen. Aber das Sportwagenimperium der Familie musste schließlich repräsentiert werden. Also bestellte er eine Limousine für den Abend und ging dann zu Lena, die in der Küche gerade den Abwasch machte. „Lena du hast heute Abend was vor!“ „Habe ich nicht, Kyle.“ „Doch! Du begleitest mich auf eine Premiere.“ Dabei wurde sie wieder wütend. „Ach, das setzt du einfach voraus!? Ein Mädchen fragen muss Kyle McNeal wohl nicht.“ Er verdrehte kurz die Augen. „Also schön. Also Lena,“ er sprach es sehr weich aus, „würdest du mich heute Abend bitte auf diese Premiere begleiten?“ Im ersten Moment war Lena perplex. Sie wusste nicht ob sie das wollte. „A..also.. nein. Ich kann die Hunde nicht so lange alleine lassen.“ Da Kyle aber wirklich wollte dass sie mitkam ließ er diese Ausrede nicht gelten.“ „Die können wir zu den Nachbarn abschieben. Also?“ Etwas wiederstrebend stimmte sie schließlich zu. „Also gut. Ich komme mit.“ „Geht doch. Dann müssen wir jetzt noch eben fix zu Luici fahren.“ „Wer ist Luici?“ „Ein Freund der Familie und ein Weltklasse Designer. Wir brauchen schließlich ein Kleid für dich.“ Da schüttelte sie entschieden den Kopf „Ich möchte nicht, das du mir ein Kleid kaufst.“ „Ich kaufe es ja auch nicht!“ „Ach, bekommst du es etwa geschenkt?“ „Ja!“ „Verarsch mich nicht Kyle!“ „Mach ich nicht. Für die Designer ist es eine super Werbung wenn ihre Mode auf dem roten Teppich getragen wird, deswegen verschenken sie immer ein paar von ihren Klamotten.“ Noch war sie nicht ganz überzeugt. „Aaha. Wir können ja mal schauen.“ 20 Minuten später, Kyle war natürlich mal wieder unmöglich gefahren, standen sie in der Hochglanzbotique von Luici. Der Designer ging freudestrahlend auf die Beiden zu. „Kyle, schön dich mal wiederzusehen. Was macht dein Vater?“ „Er turnt mal wieder um den Globus und stellt unseren neusten Sportwagen vor.“ „Schön, schön“, sein Blick fiel auf Lena, „Wer ist denn deine hübsche Begleitung?“ Kyle musste grinsen „Luici, sie ist zu jung für dich. Das ist Lena. Sie ist grad zu Besuch und wohnt im Haus meiner Oma.“ In dem Moment spürte Lena einen Stich, obwohl, dass was er gesagt hatte ja keine Lüge war, aber wieso erzählte er nicht die ganze Wahrheit? Wieso sagte er nicht, dass sie für seine Oma arbeitete und „nur“ eine Angestellte war? „Guut, wie kann ich euch denn helfen?“ „Lena braucht ein Kleid für die „Fast Five“-Premiere heute Abend.“ Der Designer überlegte kurz „Da hab ich ein paar schöne Stücke. Kommt mit.“ Sie gingen durch den Laden, bevor Luici sie an den Umkleidekabinen parkte und kurz drauf, mit einem ganzen Ständer, der voll Kleider hing, wieder kam. Kyle und Luici machten es sich vor der Kabine, auf einem antik aussehenden Sofa bequem, während Lena das erste Kleid anzog. Als sie wieder raus ging schaute sie zweifelnd zu den beiden Männern. Und die schüttelten nur den Kopf, denn dieses cremefarbende Tüllkleid stand Lena gar nicht. So lief das die nächste halbe Stunde. Das eine Kleid war zu bieder, das andere zu flippig und wieder anderes sah einfach nur scheußlich aus, wie Lena fand. Irgendwann verließ sie die Geduld und auch Kyle war an diesem Punkt angelangt, deshalb ging er auch selber rum und suchte Kleider für Lena, die er ihr dann in die Kabine gab. Zwei Minuten später kam aber schon ein mal wieder etwas wütendes „Kyle!“ aus der Kabine. Er ging hin und steckt seinen Kopf durch den Türspalt. Lena stand da, in einem blauen Minikleid das vorne und hinten sehr weit ausgeschnitten war. Ihm blieb bei diesem Anblick die Spucke weg. Sie hingegen fand es nicht so toll. „Hast du nicht gesehen das da vorne und hinten zwei riesen Löcher drin sind oder wolltest du es nicht. Wie kommst du auf die Idee, das ich so was anziehen würde?“ „Reg dich nicht so auf. Es steht dir.“ „Tut es nicht!“ „Dann probier halt noch das andere an was ich dir gegeben habe.“ „Dann guck weg!“ Er blieb in der Tür stehen, wendete jedoch wie sie es wollte seine Blick von ihr ab. Kurz drauf hatte sie das andere Kleid an, doch sie bekam den Reißverschluss am Rücken nicht zu. „Kyle, kannst du mir eben helfen?“ Er blickte wieder auf und sah da einen Teil von Lenas blankem Rücken. Unbewusst schleckte er sich über die Lippen. Er ging einen Schritt auf sie zu und zog dann den Reißverschluss langsam zu, so das er mit seinem Daumen ihre Wirbelsäule entlangstreifte. Daraufhin bekam sie Gänsehaut und drehte sich um. Kyle schaute sich Lena an und fand sie umwerfend. Das Kleid von vorhin, hatte er ja zumindest heiß gefunden, aber dieses schlicht, schwarze, schulterfreie und ziemlich kurze Kleid, passte einfach viel mehr zu ihr. Er senkte seine Stimme „Du siehst umwerfend aus.“ Sie war da noch etwas unsicher „Meinst du wirklich?“ Dabei versuchte sie das Kleid etwas runterzuziehen, da es ihr ein bisschen kurz vorkam. „Ja, mein ich. Du kannst sowas tragen. Und jetzt zieh dich schnell wieder um. Meine Geduld ist ein bisschen am Ende. Ich will raus hier.“ „Ich auch!“ Am Abend stand Lena in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und begutachtete das Kleid an sich. Eine Drehung nach links, eine nach rechts, aber leichte Zweifel blieben trotzdem. Nachdem sie dann ein leichtes Make Up auflegte und ihre Augen mit Wimpertusche betonte ging sie die große Wendeltreppe hinunter, an deren Ende Kyle schon auf sie wartete. Zu einem weißen Hemd trug er einen tiefschwarzen Anzug und an seinem linken Handgelenk blitzte eine protzige Uhr. Er streckte Lena seinen Arm entgegen als sie am Fuße der Treppe ankam und verkniff sich zur Abwechslung mal die Bemerkung darüber, dass er schon wieder fast 20 Minuten gewartet hatte. Sie hackte sich ein und ließ sich von ihm zur Tür geleiten. „Fährst du selber?“ Kyle schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich könnte ja fast beleidigt sein, so oft wie du meinen Fahrstil kritisierst. An dem ist ja nun nichts außergewöhnlich.“ „Dazu sag ich jetzt mal nichts.“ „Schonmal eine Verbesserung. Und nein, ich fahre nicht. Ich hab eine Limousine bestellt.“ Und schon wieder war da diese Herausforderung gegen Kyle das letzte Wort zu haben. „Dann bleiben meine Organe zumindest an ihrem Platz.“ Die Fahrt in der Limousine war für Lena ein wahres Erlebnis. Die getönten Scheiben, die Ledersitze, die Minibar, so etwas hatte sie bisher nur im Fernsehen gesehen. Kyle hingegen nahm das alles wie ein „alter Hase“, mit sowas war er schließlich aufgewachsen. Am roten Teppich angekommen wurde ihnen die Tür geöffnet. Die Geräuschkulisse war enorm und Lena war ziemlich nervös. Kyle stieg aus und half anschließend Lena aus der Limousine. Beide gingen den roten Teppich entlang. Hinter der Absperrung drängelten sich die Presseleute und kämpften um die besten Interviews. Lena war, wie so oft seit sie in den USA war, erschlagen. Das Blitzlichtgewitter ließ sie beinahe erblinden und die vielen fremden Leute machten ihr Angst. Unbewusst griff sie nach Kyles Hand, der ihre Hand daraufhin fest umschloss. Dieser Druck gab Lena ein Gefühl von Sicherheit. Während Kyle noch ein paar Interviews gab und Werbung für die „McNeal Roadstar Company“ machte, versuchte Lena sich einfach nur im Hintergrund zu halten und nicht aufzufallen. Doch damit war Schluss als sie an der Fotowand ankamen, wo mindestens 30 Fotografen auf einem Haufen standen und nach den Stars riefen. „Mr Diesel. MR DIESEL! Hier! HIER!“ Lena kannte zwar nicht viele Stars, doch Vin Diesel war auch ihr ein Begriff. Auch Kyle hatte ihn entdeckt und ging auf ihn zu. „Hallo, Mr Diesel.“ Der Schauspieler hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt „Hallo. Du bist doch der Sohn von George McNeal. Eure Autos sind echt klasse.“ „Danke, das freut mich.“ Da schrien ein paar Fotografen „Ein Foto zusammen!!!“ Und ehe Lena sich versah stand sie zwischen einem weltberühmten und ziemlich gut aussehenden Schauspieler und Kyle, der auch ziemlich gut aussah. Das Blitzlichtgewitter prasselte weiter auf sie nieder, aber auch das hatte sie nach ein paar Minuten überstanden. Kyle ging mit ihr zu den zugewiesenen Plätzen und dann warteten sie darauf, dass die Vorstellung begann. Das tat sie auch kurz drauf. Ungefähr zweieinhalb Stunden später war es zu Ende und sie standen auf der After Show Party.
Kyle war gerade an der Bar um etwas zu Trinken zu holen und Lena stand etwas verlassen an einem Tisch, da kam eine schlanke, brünette und wunderschöne Frau auf sie zu. Ihr Gesichtsausdruck ließ dennoch vermuten, dass sie mit Lena keine Freundschaft schließen wollte. „Hallo. Wie ich hörte bist du die Neue von Kyle?!“ Lena fühlte sich unwohl und trotz ihres Aussehens fand sie die Frau hochgradig unsympathisch. „Aaha. Und wen interessiert das bitte?“ „Ungefähr 80 Prozent der Frauen in Beverly Hills. Denn du musst wissen, dass er sehr beliebt ist und vor dir waren schon etliche andere Frauen an dieser Stelle. Also mach dir keine Hoffnungen. Ein Mann wie Kyle kommt niemals in feste Hände.“ Da stand Kyle plötzlich bei Ihnen „Jennifer, hör auf und geh einfach. Und nur damit das klar ist, das mit uns ist vorbei und so wird das auch bleiben!“ Die Frau drehte sich entzürnt um und ging mit hochgestreckter Nase davon. Lena schaute Kyle direkt an „Kann es sein, dass ich die meistgehasste Frau auf dieser Party bin?“ „Nur weil Vin Diesel ohne Begleitung ist. Sonst hätte die nämlich den Job.“ Er lächelte etwas schief. „Das ist nicht witzig!“ „Wieso machst du dir überhaupt Gedanken darüber was Andere von dir halten? Das ist doch völlig egal.“ In Gedanken musste sie ihm Recht geben. Ihr konnten die Anderen nun wirklich egal sein. Jetzt würde sie ausnahmsweise mal das tun was wahrscheinlich vielen nicht gefallen würde, aber sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Tanzt du mir mir, Kyle?“ Er schien zufrieden. „Ich sollte öfters so Motivationsansprachen halten, darin bin ich ja offentsichtlich gut. Klar tanze ich mit dir.“ Er geleitete sie auf die Tanzfläche. Sie tanzten noch gar nicht lange, da wurde plötzlich eine sehr ruhiges Lied aufgelegt. „Kyylee!“ „Was?“, und als könnte er ihre Gedanken lesen „Nein! Ich hab den DJ nicht bestochen! Sowas hab ich nicht nötig.“ Und bevor Lena noch irgendwas sagen konnte, hatte er sie schon zu sich gezogen. In dem Moment fühlte sie sich unglaublich wohl. Kyles Arme lagen locker um ihren Oberkörper und auch sie hatte sich an ihn geschmiegt. Kurze Zeit später gingen sie nach draußen zu ihrer Limousine. Den ganzen Heimweg über war es ruhig, denn sogar Kyle hielt seine Klappe.
Als sie in der Villa ankamen verkrümelte Lena sich sofort ins Badezimmer. Sie wollte so schnell wie möglich aus diesem Kleid raus und sich die Schminke aus dem Gesicht kratzen. Nachdem sie dann noch schnell geduscht hatte und wieder T-Shirt und Shorts trug verließ sie das Bad. Von Kyle keine Spur, wahrscheinlich war der schon in seinem Zimmer. Und ehe sie sich versah stand sie vor jener Zimmertür. Sie schaute die Tür an, als könnte sie hindurchsehen, als könnte sie hin sehen, wie er schlief und friedlich dalag. Lena war noch völlig in ihren Gedanken versunken, als plötzlich jemand ganz nah hinter ihr stand und ihr ins Ohr flüsterte „Du darfst auch reingehen.“ Erschrocken drehte sie sich um, natürlich stand Kyle da. Wie peinlich war das denn jetzt bitte? „Äh, es, also … es ist nicht, .. ich geh..“ Doch, dass sie ging, das ließ er nicht zu. Er öffnete die Tür und schob sie vor sich in das Zimmer. „Wieso willst du immer abhauen?“ „Weil, weil ich Angst habe!“ Das überraschte Kyle ein wenig. „Angst? Vor was denn?“ Lena nuschelte „Vor dem was zwischen uns ist!“ „Davor muss man doch keine Angst haben.“ Und da war es wieder: Kyles Art ließ Lenas Gemüt aufleben „Ja, du vielleicht nicht. Aber es gibt auch Leute, die eben Angst haben, weil … sie nicht so erfahren sind!“ Es gab einen Moment der Stille, doch dann verstand er die Bedeutung dieser Worte. „Du hattest noch nie einen Freund?!“ Sie nickte. Es war ihr ein bisschen unangenehm das vor Kyle zuzugeben, auf den immerhin 80 Prozent der Frauen in Beverly Hills standen. „Dann haben die Trottel in München keinen Geschmack!“ Lena grinste „Mag sein, aber sie haben einen besseren Fahrstil!“ „Das geht gar nicht, weil ich den besten habe.“ Und dann hob er sie mit seinen starken Armen hoch. Lena zappelte etwas hilflos „Was machst du? Lass mich runter!“ „Ich warte auf den Tag wo du nicht über meinen Fahrstil motzt.“ Dann ließ er sich zusammen mit ihr auf sein Bett fallen. Eine Weile lagen sie nur da, irgendwann fingen sie an zu reden über ganz belanglose Sachen und die Stimmung zwischen ihnen wurde zusehends entspannter. Am nächsten Morgen wachte Lena mit einem Lächeln auf den Lippen auf, das jedoch verschwand als sie feststellte, das Kyle nicht da war. So ging sie runter in die Küche, doch auch dort war er nicht. Sie war ein bisschen enttäuscht. Da hatten sie sich so gut verstanden und dann musste er es wieder vermasseln. Noch mitten in ihren Gedanken vernahm sie plötzlich das Klingeln ihres Handys. So sprintete sie schnell hin und ging ran „Ja, Lena hier.“ Am anderen Ende war Lenas Freundin Sara. Ihre Worte überschlugen sich förmlich. „DU! Du,.. du bist auf dem Titelblatt des Peoplemagazin, mit VIN DIESEL. WIESO bist du auf dem Titelblatt des Peoplemagazin mit VIN DIESEL?“ „Sara, beruhig dich mal. Wenn überhaupt ist Kyle zusammen mit Vin Diesel auf dem Titelblatt.“ OMG, sie war auf einem Titelblatt!? „Ist das der Hottie, der da auf der anderen Seite steht?“ „SARA!“ „Was? Ich komme gerade frisch aus dem Urlaub wieder, gehe an einem Zeitungsständer vorbei und sehe meine Freundin auf einem Titelbild, mit einem absolut heißen Schauspieler und einem reichen, heißen anderen Typen. Da darf ich ja wohl ein bisschen ausflippen.“ „Ja hast recht.“ Ganz normal war das ja nun wirklich nicht. „Ich dachte das du da zum arbeiten bist. Aber anscheinend ist es da ziemlich lau.“ „Man kann es aushalten. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen?“ „Eine ganze Menge.“ … Eine halbe Stunde später konnte sie endlich auflegen. Sara war zwar ihre Freundin, aber eine große Telefontante war Lena noch nie gewesen. In dem Moment kam Kyle zur Tür herein. Lena ließ nur ein spitzes „Na, auch wieder da!?“ los und ging dann zu den Nachbarn um Boss und Ray wiederzuholen. Mit ihnen kam sie 5 Minuten später wieder. Die Beiden tollten durch den Garten und Lena ließ sich auf einen der Liegestühle draußen sinken und schloss die Augen. Den Morgen alleine im Bett aufzuwachen, ohne Kyle neben sich hatte sie verletzt. Sie hatte in seine zu meist unergründlichen Augen blicken wollen und wahrscheinlich hätte er bei ihrem verknautschten Morgengesicht, auch ein dämliches Grinsen vom Stapel gelassen. Aber das hätte ihr das Gefühl gegeben nicht alleine, nicht ohne ihn zu sein. Ihr wurde mehr und mehr klar, dass sie ihn mochte. Plötzlich legte sich ein Schatten über Lena, woraufhin sie ihre Augen öffnete. Und da stand ER und wirkte noch größer, noch gutaussehender, noch muskulöser. Er setzte sich zu ihr und bemerkte dann auch Lenas Gesichtsausdruck. „Was ist los?“ „Wieso warst du heute Morgen nicht da?“ „Ich hab noch etwas besorgt, für dich!“ Kyle holte eine kleine Schatulle aus seiner Tasche und öffnete sie. Lenas Augen wurden groß, denn darin lag die silberne Kette mit dem Herzanhänger und den Diamanten. „Und komm mir nicht mit: Ich kann das nicht annehmen, Du bist unmöglich oder sonstigen Ausreden. Ich möchte dass du diese Kette trägst, damit du mich immer bei dir trägst, wenn du das möchtest. Schau mal rein!“ Da entdeckte Lena, dass man das Herz öffnen konnte und das tat sie. Darin war ein Foto von Kyle und ihr gestern auf der Premiere. Diese Geste von Kyle rührte Lena und obwohl sie fand, dass das Geschenk viel zu teuer war, konnte sie es natürlich nicht ablehnen. „Machst du sie mir um?“ Trotz seiner coolen Fassade sah Lena ihm seine Erleichterung an, als er ihr die Kette anlegte. „Danke, das ist wirklich süß von dir.“ „Süß? Männer wie ich sind nicht süß.“ „Kyle!! Nimm das Kompliment einfach hin. Das du immer wiedersprechen musst. Echt ...“ Zu dem Rest des Satzes kam Lena nicht mehr, denn Kyle hatte ihr mit einem Kuss das Wort abgeschnitten. Sie erwiderte zunächst zaghaft. Es war als würden ihre Gefühle Samba tanzen oder als würden hunderte von Rennautos auf einmal starten. Was ein Kuss von einem Menschen zu dem man sich hingezogen fühlte auslösen konnte war wirklich unglaublich. Ein paar Augenblicke später löste Lena sich und schaute Kyle glücklich an. Auch er lächelte „Jetzt weiß ich wie ich deine große Klappe ruhig stellen kann.“ „Die hab ich nur wegen dir!“
Die folgenden Wochen verbrachten die Beiden sehr viel Zeit miteinander. Kyle nahm sie mit zu Partys, zu Autorennen, ging mit ihr Essen und zeigte ihr seine Welt. Und sie zeigte ihm ihre Welt. Er half ihr bei der Hausarbeit, wenn auch widerstrebend und ihr zuliebe freundete er sich sogar mit Boss und Ray an. Trotz der Unterschiede ergänzten die beiden sich perfekt. Lena wurde selbstbewusster und frecher und Kyle hatte verschiedene sensible Seiten an sich entdeckt, die er aber immer noch ungern zeigte. Sie waren glücklich. Nichtsahnend das ein einziger Telefonanruf das alles zerstören würde.
Kyle war gerade unten im Sportraum als sein Handy klingelte „Kyle McNeal hier.“ Die Stimme am anderen Ende hatte einen ruhigen und gefährlich vergnügten Unterton. „Das wusste ich, Kleiner. Rate mal wer hier ist!“ Es dauerte einen Moment, doch dann wusste er zu wem diese Stimme gehörte. „SONO!“ Seine Stimme war voller Hass und Abscheu. „Ach, ich dachte du freust dich ein bisschen mehr was von einem alten Freund zu hören.“ „Woher hast du diese Nummer?“ Orinoko Sono seufzte „Kontakte! Kontakte Junge!“ „Du mieses Arschloch hast meine Mutter umgebracht, wenn ich dich finde dann...“ „Nah, nah. Jetzt keine Versprechungen geben die du nicht einhalten kannst. Und achte mal ein bisschen auf deine Ausdrucksweise, ansonsten wird deiner kleinen Freundin was passieren!“ „Lass die Finger von Lena.“ Das würde er nicht zulassen. Er würde sich von Sono nicht noch einen geliebten Menschen nehmen lassen. „Das werde ich, WENN du gegen mich fährst!“ „Ich werde nicht gegen dich fahren, denn wenn du verlierst wirst du ihr trotzdem was antun.“ „Bla bla. Du wirst deine Meinung ändern, wenn du das Päckchen gleich bekommst. Sonntag um 23 Uhr. Fabrikgelände in der 20. Straße. Wir sehen uns.“ Dann legte er auf ohne auch nur ein weiteres Wort von Kyle abzuwarten. Dieser rannte nach oben und schrie lauthals nach Lena „LENA! LENAA!“ Sie kam aus dem Garten. „Was ist los, Kyle?“ „Du packst jetzt deine Sachen und fliegst noch heute zurück!“ Das verwirrte Lena. „Ähh, das geht nicht. Mary kommt doch erst in 3 Wochen wieder. Sag mir was los ist!“ In dem Moment klingelte es an der Haustür. Lena wollte gehen doch Kyle hielt sie zurück und öffnete selber die Tür. Es war ein Paketbote, der Kyle ein kleines Päckchen gab und mit diesem ging er in die Küche. Er öffnete es und was er sah das schockierte ihn. Fotos. Von ihm, von Lena, von ihn beiden. Sono hatte sie beschatten lassen. Alles was sie in den letzten Wochen gemacht hatten war mit Fotos dokumentiert. Lena hatte die Augen weit aufgerissen „Was hat das zu bedeuten?“ Kyle wurde lauter „Tu doch einmal was man dir sagt. Geh jetzt nach oben und pack deine Tasche!“ Und so ging sie nach oben, aber keinesfalls um ihre Tasche zu packen, sondern um nachzudenken. Kyle war wieder so unbeherrscht, so wütend. Wieso nur? Und wieso gab es diese vielen Fotos? .. Er verhielt sich wie vor Wochen als er .. NATÜRLICH! Als er Orinoko Sono gesehen hatte. Wahrscheinlich wurde er von ihm bedroht. Sie musste was tun, denn wenn Kyle ihn zwischen die Finger bekommen würde, würde er den Tod seiner Mutter auf seine eigene Weise rächen. Das konnte sie nicht zulassen. In ihrem Kopf arbeitete es. Sie brauchte einen Plan. Wenn sie den Zeugen von damals finden würden und ihn dazu bringen, doch noch gegen Sono auszusagen, würde der ins Gefängnis kommen und könnte Kyle nicht mehr gefährlich werden. Eine halbe Stunde später kam er in Lenas Zimmer „Bist du endlich fertig?“ Seine Worte waren kalt und seine Mine versteinert. Lena beendete gerade ein Telefonat und ging über seine Wort einfach hinweg. „Auch wenn du mir nichts sagst, ich weiß was los ist! Es geht um Orinoko Sono.“ „Woher.. ?“ „Deine Laune, die Fotos. Kyle ich bin blond aber nicht blöd. Und jetzt erzähl mir mal bitte das was ich mir nicht zusammenreimen konnte.“ „Sono will dass ich am Sonntag gegen ihn fahre. Mache ich das nicht, tut er dir was an. Deswegen musst du außer Landes“ Das schockierte Lena dann doch mit etwas brüchiger Stimme sprach sie weiter. „Weglaufen ist keine Lösung. Wenn ich nicht mehr da bin, fängt er vielleicht an deine Familie zu bedrohen. Wir müssen Orinoko Sono ins Gefängnis bringen!“ „Ach und wie sollen wir das anstellen?!“ „Wir müssen den Augenzeugen von damals ausfindig machen. Ich hab seinen Namen rausgefunden, Lin Doko. Jetzt müssen wir noch wissen wo er wohnt, dann fliegen wir hin und reden mit ihm.“ „Okay. Ich sprech mal mit meinem Bekannten beim FBI. Wenn ich den Namen habe kann er mir auch sagen wo er wohnt.“ 10 Minuten später war klar: Lin Doko wohnte mittlerweile in New York. „Wann fliegen wir?“ „Unser Jet ist in 20 Minuten am L.A. Airport. Aber Lena, sollte Lin Doko nicht bereit sein auszusagen, fliegst du direkt von New York aus nach Deutschland zurück.“ Lena nickte nur. Sie hoffte inständig dass dieser Mann aussagen würde, denn dann würde Kyle endlich den Seelenfrieden um den Mord an seiner Mutter finden. In aller Eile brachte sie Boss und Ray zu den Nachbarn und saß dann 15 Minuten später im Privatjet der McNeals Richtung New York. Es war eine beklemmende Stille zwischen den Beiden. Kyle machte sich die ganze Zeit Gedanken. Er würde es sich niemals verzeihen wenn Lena seinetwegen etwas zustoßen würde. Dieser Wahnsinn von Sono musste ein Ende haben. Fünf Stunden später landeten sie in New York und waren sichtlich angespannt und erschöpft als sie in ihrem Hotelzimmer ankamen. Lena trank etwas und wollte dann sofort los. Kyle jedoch hielt sie zurück „Noch nicht. Ich muss dir noch was sagen.“ Sie war ein bisschen verwirrt. „Was ist den so wichtig?“ Einen Moment war es still, doch dann fand er die richtigen Worte. „Danke Lena! Du hast mich verändert. Du hast mich dazu gebracht Seiten von mir zu zeigen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie es gibt. Du warst übrigens auch die erste die ich mit zu einem Rennen genommen hab und die erste mit der ich über den Mord an meiner Mutter gesprochen habe. Egal wie das alles hier endet, ich bin froh dass du in mein Leben getreten bist.“ Bei ihr schimmerten die Tränen in den Augen und sie fiel ihm in die Arme. „Du warst übrigens der Erste der mich zum ausrasten gebracht hat, der Erste den ich beschimpft und der Erste den ich geschlagen habe. Aber auch ich bin froh, dass du in meinem Leben bist. Lass uns jetzt zu Lin Doko.“ „Ja, jetzt können wir!“ Kurz drauf fuhren die Beiden mit einem Taxi vor einem kleine Restaurant in Chinatown vor.
Sie betraten den Laden und setzten sich an die Bar. Die Bedienung fragte was sie ihnen bringen könnte. „Wir wollen mit Lin Doko sprechen. Ist der hier?“ Sie lächelte Kyle an. „Ja, warten Sie. Ich hole ihn.“ Sie verschwand kurz im Hinterzimmer und kam dann zusammen mit einem schon etwas älteren Herren zurück. Das musste Lin Doko sein. „Guten Tag. Was kann ich für euch tun?“ Kyle ergriff das Wort „Ich bin Kyle McNeal. Ich will mit Ihnen reden. Es geht um die Aussage die sie damals im Mordfall meiner Mutter gemacht und dann wieder zurückgezogen haben.“ Bei der Erwähnung von Kyles Namen wirkte Lin Doko augenblicklich sehr nervös. „Wie ich damals schon erklärt habe. Ich habe mich geirrt. Es.. es war nicht Orinoko Sono den ich gesehen habe.“ Kyle verlor die Beherrschung und wurde laut. „ICH WEIß ABER DAS ER MEINE MUTTER GETÖTET HAT UND NUR WEIL ICH ES NICHT BEWEISEN KONNTE LÄUFT DIESES SCHWEIN WEITER FREI RUM UND BEDROHT MICH! SIE WAREN DER EINZIGE AUGENZEUGE UND HABEN URPLÖTZLICH IHRE AUSSAGE GEÄNDERT, DA KANN DOCH WAS NICHT STIMMEN. ER HAT SIE DOCH BESTOCHEN!“ Lin Doko wirkte deutlich eingeschüchtert. „Gehen Sie jetzt sonst hole ich die Polizei!“ Lena versuchte Kyle zu beruhigen um die Situation noch zu retten. „Kyle, geh nach draußen und beruhige dich. So erreichen wir nichts!“ Trotz seiner Wut schien er das einzusehen und stürmte nach draußen. Nun richtete Lena sich an Lin Doko. „Entschuldigen Sie, aber der Tod seiner Mutter geht ihm sehr nahe. Vor allem weil Orinoko Sono nie verurteilt wurde. Wieso haben sie damals ihre Aussage zurückgezogen?“ „Ich hab doch schon gesagt, dass ich mich geirrt habe.“ „Das glaube ich Ihnen nicht. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit. Wir können Sono in den Knast bringen, aber nur mit Ihrer Hilfe.“ Lin Doko schien zu überlegen, dann seufzte er. „Er hatte meine Tochter. Er hat gesagt er bringt sie um, wenn ich meine Aussage nicht zurückziehe und das Land verlasse. Ich konnte nicht anders.“ „Das verstehe ich ja, aber jetzt können Sie doch was tun. Mit Ihrer Aussage kommt er lebenslänglich hinter Gittern.“ Er hatte eine ungutes Gefühl und Angst, doch er konnte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, das ein Mörder weiter frei rumlief.
„Also gut. Was muss ich tun?“ Lena lächelte erleichtert. „Fliegen Sie sobald wie möglich nach Los Angeles und melden sich bei diesem FBI Agenten.“ Sie gab ihm die Karte von Kyles FBI Kontakt. „Er wird alles weitere in die Wege leiten. Danke das Sie uns helfen wollen.“ „Ja. Ich habe damals zwar das Richtige getan, aber jetzt muss ich auch das Richtige tun. Ich werde am Montag nach Los Angeles fliegen und meine Aussage machen.“ „Auf Wiedersehen und nochmals vielen Dank“. Mit einem Lächeln ging sie nach draußen zu Kyle. Dieser schaute sie erwartungsvoll an. „UND?“ „Er sagt aus!“ Jetzt breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen aus. „JA!“ Er schloss Lena in seine Arme und wirbelte sie herum „Danke.“ Der Sicherheit wegen blieben die Beiden auch bis Montag Morgen noch in New York und flogen dann zurück nach L.A. An der Villa angekommen stiegen sie aus dem Taxi. „Home, sweet home!“ Das versetzte Lena einen Stich, denn sie wusste das sie bald wieder zurück nach Hause, nach Deutschland in ihr altes Leben musste. Doch das war jetzt alles nicht mehr so einfach, denn sie hatte hier Kyle, den sie nicht loslassen konnte, nicht loslassen wollte. Er bemerkte das. „Was beschäftigt dich?“ „Ach nicht so wichtig.“ „Das glaube ich dir nicht.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen und flüsterte dann beinahe. „Ich muss bald wieder zurück, nach Hause.“ Er zog sie zu sich. „Wir kriegen das hin!“ Natürlich hatte auch er darüber nachgedacht, dass Lena bald wieder ins entfernte Deutschland musste und das gefiel ihm gar nicht, doch daran wollte er jetzt noch nicht denken. „Lass uns jetzt erst mal reingehen. Ich hab einen Mordshunger.“ „Gleich Kyle. Wir müssen noch eben Boss und Ray holen.“ „Okay.“ Er legte einen Arm um sie und die beiden gingen los. Sie hatten gerade mal zwei Schritte getan als ein Gewehrschuss ertönte. Noch ehe die Beiden irgendwas verstanden sackte Lena zu Boden und rührte sich nicht mehr.....


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Tag der Veröffentlichung: 12.01.2012

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