„Alles Endet gut!“ Dachte ich früher als ich mein Leben noch lebte. Nicht nachgedacht habe ich, was später kommen wird, aber jetzt ist alles zu spät.
Was ich verlor? Mein Leben. Das bekomme ich nicht wieder, warum habe ich es
nur aufgegeben? Warum konnte ich nicht so weiter machen, wie es war? Aber genau das ist es ja, es war schrecklich. Es gab keine andere Möglichkeit, ich habe alles weggeschmissen. Anfangs dachte ich, Clara, mit meinen schönen blonden Haaren, grünen Augen und diesem Lächeln, das mein Mann so liebte, hätte ich eine neue Chance auf Glück und Liebe verdient. Aber leider habe ich sie nicht bekommen und musste aufgeben zu hoffen. Wie es dazu gekommen ist, dass ich tot bin, möchte ich jetzt erzählen.
Mein Mann, Ben, und unsere Kinder machten einen Campingausflug.
Ich mochte keine Campingausflüge und deshalb bin ich nicht mitgekommen.
Meine siebenjährige Lucy und mein achtjähriger Felix haben mich ständig angerufen und gesagt, dass es ihnen sehr viel Spaß macht. Drei Tage später hatte Ben wieder angerufen, er sagte:„es hätte dir sehr gefallen, wenn du auch mit gekommen wärst. Wir fahren an eine Stelle, wo ein wunderschöner langer Fluss ist. Wir werden segeln, Kanu fahren und ganz viel Spaß haben.“ Als letztes sagte er zu mir „Tschüss“ und „Ich liebe dich“. Leider wusste ich nicht, dass es das Letzte ist, was ich von ihm hören werde.
Zwei Tage später las ich die Tageszeitung. Es war der schrecklichste Augenblick in meinem ganzen Leben! Es war einfach furchtbar, was ich gelesen habe:
„Ein Mann, Anfang dreißig und zwei Kinder wurden tot aufgefunden. Sie wurden von einem Fluss mitgerissen und ertranken.“
Ich weiß noch, wie ich Panik bekommen hatte, aber dann dachte ich, vielleicht sind sie es gar nicht. Es war der gleiche Fluss, gleiches Alter, zwei Kinder. Ein ganz normaler Campingplatz, wo viele Familien sind, es könnte jeder sein.
Plötzlich hatte das Telefon geklingelt. Die Polizei. „Wir haben ihren Mann und ihre Kinder gefunden. Es tut uns sehr Leid...“ Weiter konnte ich nicht zuhören. Weinend fiel ich auf den Boden, ich weiß nicht mehr, was ich in diesem Moment gedacht habe. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
Die Beerdigung war grauenhaft, ich hatte mein ganzes glückliches Leben mit beerdigt.
Ein halbes Jahr lang hatte ich Depressionen. Ich konnte nicht draußen unter Menschen sein, zusehen wie sie glücklich waren und die ganze Familie um sich hatten. Auch nicht zu Hause sitzen und alleine sein. Mein Leben war die Hölle.
Ich nahm Tabletten, ging zum Arzt, zum Therapeuten. Nichts half mir. Ich fand keinen Ausweg, denn ich hatte nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt.
Eines Tages fuhr ich, ohne nachzudenken, zum Fluss, wo sie starben. Eigentlich sah der Fluss wunderschön aus. Es gab eine Brücke auf der ich stand.
Ich stieg auf das Geländer. Ich starrte aufs Wasser. Ich sprang, und starb.
Nun bin ich hier.
Texte: Eleonora Balohin
Bildmaterialien: DeviantART
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2012
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