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Fernweh
Die Freiheit ruft!!!
Weg! Weit, weit weg! Ein Satz der meine Gedankengänge beherrscht und einfach nicht mehr los lässt. Mich zieht es weg. Egal wohin, nur weg.
Das ist das einzige, was mich noch am Leben hält. In mir herrscht eine unüberwindbare Leere. Der Alltag einfach nur noch unerträglich. Warum kann ich nicht einfach weg? Unmöglich? Vielleicht! Aber bald bin ich 18, vielleicht ist dann ja der richtige Zeitpunkt? Möglich! Was wenn nicht? Noch länger warten? Nein! Unmöglich! Fernweh! Es hat mich gepackt und lässt mich nicht mehr los.
Es ist wie eine Sucht, der eine kann nur an Alkohol denken, der andere nur an Spielautomaten und ich nur noch an den Gedanken meine Sachen zu packen und endlich die Welt erkunden.

Schon wieder haben mich diese Gedanken auf meinem Schlaf geholt. Es passiert nun immer und immer wieder. Ich schaue auf den Wecker und stelle fest, dass ich so oder so in ein paar Minuten ausstehen muss. Doch ich muss leise sein, damit ich Mia nicht wecke.
Sie ist nicht nur meine Zimmergenossin sondern auch meine beste Freundin. Wir wohnen eigentlich schon immer zusammen in dem Zimmer. Na ja seit immer, eigentlich erst seit ich fünf bin. Mit fünf Jahren bin ich in das Waisenhaus gekommen, nachdem meine Eltern bei einem Autounfall gestorben sind. Ich war bei Freunden meiner Eltern übers Wochenende und dann endete das Leben wie ich es kannte. Da es keine Verwandten gab bei denen ich hätte bleiben können und auch kein Testament in dem irgendetwas beschlossen wurde, also wurde ich ins Waisenhaus geschickt und bin seitdem hier. Es ist eigentlich ganz schön, na ja wenn man mal von der Tatsache absieht, dass es ein Waisenhaus ist. Ich habe aber das Geld und alles andere geerbt, also es ging an die einzige Hinterbliebene und das war ich. Das Geld ist für meine Ausbildung, damit ich studieren kann und für einen Neuanfang. Ich gehe jeden Tag in die nahe gelegene High School und mache bald meinen Abschluss.
Aber jetzt mal langsam, ich glaube ich habe vergessen zu schreibe wie mein Name lautet und wo wir uns hier eigentlich befinden. Also mein Name ist Emily Sophie Elisabeth Montgomery, ich bin 17 Jahre alt und eine Waise. Das Waisenhaus liegt in Brighton in England. Es ist wirklich schön hier, aber wie schon erwähnt muss ich raus.
Woher dieser drang nach Freiheit kommt? Es sind wohl viele Faktoren die zusammenkommen, der Geschichts- und Erdkundeunterricht, Bücher, Bilder, das Gehörte und Erzählte, der Wunsch ein richtiges Leben außerhalb des Waisenhauses zu führen und die Sehnsucht nach neuen Abenteuern, neuen Entdeckungen, einfach Unbekanntes zu erkunden und frei zu sein. Mich halten hier nur wenige Menschen, meine beste Freundin Mia und mein bester Freund Jack und natürlich sind wir im Waisenhaus zusammen gewachsen, aber jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden und ich weiß welcher meiner ist. Erst mal weg und dann mal schauen.
Ich lese in der Bibliothek seit Monaten nur noch Reiseführer und ähnliches. Diese Bücher ziehen mich in ihren Bann und lassen mich nicht mehr frei. Wie gesagt, eine Sucht.
Der Wecker klingelt und Mia wacht auf, eigentlich ist es jeden Morgen das gleiche Spiel, sie schaut mich an und fragt mich, ob ich wieder Gefangene meiner Gedanken geworden bin. Ich antworte, nein, nicht geworden, immer noch geblieben. Sie lächelt, ich lächle, aber ich sehe jedes Mal ihren besorgten Blick.
In der Schule treffe ich dann Jack. Jack Cooper, seit dem ersten Mal als ich die Schule betreten habe, gehen wir in die gleiche Klasse und seitdem sind wir auch befreundet. Er ist einfach immer für mich da und wir sind ein unschlagbares Team. Er hat mich schon aus unzähligen Tiefs herausgeholt und ich ihn. Ich war schon oft bei ihm und seine Eltern sind wundervoll, ich habe immer zu ihm raus gesehen. Er hatte das Leben, was ich auch geführt hätte, wenn meine Eltern nicht nach Edinburgh gefahren wären und dieser Unfall niemals passiert wäre. Doch ich musste mich mit dieser Tatsache abfinden, auch wenn das unendlich schwer war und ich immer noch hoffe, auf einem üblen Albtraum aufzuwachen. Aber es bringt alles nichts. Meine Leben ist nun mal so und es war und ist ja nicht nur schlecht. Jack wusste von meinen Plänen und Wünschen und er verstand mich. Ich wusste zwar nicht warum, aber er tat es.
Aber nun mal wieder zurück zur Schule, es ist ein Tag der uns näher zu unseren Abschlussprüfungen bringt und ein Tag der uns näher zu unserer Abschlussfeier führt. Bald ist es soweit. Aber ist bald früh genug und ist die Brighton Universität wirklich das was ich will. Nein! Aber habe ich eine Wahl? Nein! Ich habe mich überall beworben, doch die Auswahlverfahren laufen noch und ich bekomme einfach keine Antworten. Wie lange wollen die denn noch warten? Hilfe!
In genau zwei Wochen schreiben wir die erste Abschlussprüfung und ich bin eigentlich jeden Tag mit Jack zusammen um mit ihm zu lernen. Mia hat andere Fächer, deshalb bringt uns das lernen zusammen leider nicht so viel. Ab und zu kommen noch andere Mitschüler und Freunde mit zum lernen. Es ist dann fast schon lustig, wenn es nur nicht ums lernen ginge. Aber da müssen wir wohl alle durch. Wir lernen mal bei ihm, mal bei mir, mal im Café oder im Park, in der Schule oder in der Bibliothek oder eben bei anderen Freuden. Wir kommen auch relativ gut voran, wenn da bloß nicht der ganz normale Schulalltag wär. Wir müssen eben immer noch (viel zu viele) Hausaufgaben machen und das ein oder andere Projekt zum Schulabschluss. Ich bin bei der Schülerzeitung. Ich muss dringend noch einen Artikel für unsere letzte Zeitung schreiben. Außerdem wurde uns in Kunst (ich weiß ehrlich nicht warum wir dieses Fach überhaupt haben, ach ja, Jake war der Ansicht wir brauchen Abwechslung, oh ja wie witzig) ein Projekt aufgedrückt. Wir müssen eine Collage darüber machen, wie wir uns unsere Zukunft vorstellen und wünschen. Ich weiß zwar das ich weg will, aber ich weiß noch nicht wohin, dass ist es was dieses Projekt für mich so schwierig macht. Außerdem hat es mich zum nachdenken gebracht, ich muss mit ernsthaft überlegen was ich nach dem Abschluss wirklich machen will. Denn so begierig auf das Brighton Collage bin ich nun eigentlich gar nicht. Aber wohin denn dann? Das ist die Frage, die ich mir danke dieser Collage stelle. Dafür mag ich meine Kunstlehrerin nun umso mehr (oh wie ich sie doch zum Mond schießen könnte).
Dann noch der Artikel, was soll ich schreiben? Wie toll doch die Schulzeit war, wie sehr wir alle nun vermissen werden? Ja, unbedingt!!! (Oh je, bloß nicht!)
Aber mir wird hoffentlich noch was zum richtigen Zeitpunkt einfallen *bitte*.
Heute steht also auf unserem persönlichen Lernplan für die Abschlussprüfung, Mathe! Ach wie schön. Aber zum Glück gibt es auch einfache Themen und die anderen muss Jack mir dann beibringen. Der Arme!
Mathe, Zahlen, Formeln, Gleichungen, Kurven, Geraden und wieder Zahlen.
So sieht mehr oder weniger ein Tag voll Mathe aus. Na ja alle anderen Fächer sind ähnlich, nur mir weniger Zahlen, Formeln, Gleichungen, etc.
Wie die Zukunft meiner besten Freunde aussieht???
Mia möchte unbedingt studieren. Sie wurde in London angenommen und wird Medizin studieren.
Jack ist genau wie ich noch relativ unentschlossen. Aber ich bin mir sicher, er findet seinen Weg.
Ach und Überraschung des Tages: Jack und ich gehen zusammen zum Abschlussball!
Alle werden natürlich jetzt denken wir sind zusammen, aber wir sind ehrlich nur Freunde, die besten Freunde.
Ich geb euch die nächsten Tage mal im Schnelldurchlauf.
Schule,lernen,...............................................Tag vor der Abschlussprüfung!!!
So nun geht es los, es wird ernst. Panik, Angst, Panik, Angst!!!
Aber eigentlich müssen wir ja nur unser Wissen wiedergeben, wenn ich nur wüsste wo das geblieben ist. Jack lächelt mich an und Mia hat mir auch Glück gewünscht, also los geht es.
Meine Gedankengänge drehen sich zwar in der letzten Zeit mehr um die Schule, aber dennoch ich komme von meinem Fernweh einfach nicht los.
Zu allem Überfluss erzählt mit Jack, am Tag der letzten Abschlussprüfung, dass er in Amerika studiert, da sein Vater befördert und gleichzeitig nach Amerika versetzt wurde. Was zum Teufel soll ich denn jetzt ohne ihn machen? Sie haben vor in den Sommerferien umzuziehen.
Doch meine Collage wurde auch fertig, ich habe sowohl Bilder als auch Texte verwendet und ich weiß, mein erstes Ziel soll Amerika sein und das nicht nur, weil mein bester Freund dort hinzieht. Die Collage hatte ich schon vorher fertig.
Wenn er weg geht, bleibe ich mit meinem nicht vermeidbaren und ewig festsitzenden Fernweh hier in Brighton. Als er mir die Auswanderungspläne mitteilte, viel meine Welt ein zweites Mal in sich zusammen. Ich musste einfach nur weinen und bin erst mal weggelaufen. Ich kann mir ein Leben oder auch nur einen Tag ohne ihn nicht mehr vorstellen. Ich wollte nicht, dass er geht. Doch er wollte nicht ohne seine Eltern hier bleiben und das konnte ich dann doch wieder verstehen. Aber er bedeutete mir schon zu viel um ihn einfach gehen zu lassen. Zum ersten Mal seit Wochen, dachte ich nicht an Ferne Länder oder aufregende Abenteuer, ich dachte an Jake und nur an Jake. <mit wurde aber klar, dass ich einen Wunsch habe, dass er glücklich ist und ich musste meine Sorgen vergessen und nur an ihn denken und ihm den Abschied so schön und sorgenlos wie möglich machen. Nun habe ich ein neues Ziel. Doch wie sollte ich es umsetzen ohne meine Gefühle zu verraten. Denn in dem Moment als er mir sagte, dass er nach Amerika gehen würde, wurde mir klar, dass ich ihn liebte.
Mehr als alles andere auf dieser Welt. Ich wollte nicht mehr weg in andere Länder, Abenteuer erleben, fremde Kulturen entdecken und meine Freiheit haben, ich wollte ihn und immer bei ihm sein. Da stellt sich mir nur eine Frage, wieso wird mir das jetzt klar, jetzt wo ich ihn vielleicht verliere. Aber es heißt ja auch, man merkt erst wie wichtig einem ein Mensch ist, wenn man ihn verliert. Ich will ihn nicht verlieren, aber ich werde stark sein müssen und lächeln. Denn morgen bekommen wir die Noten, die letzte Zeitung muss fertig gestellt werden, am Tag danach ist der Abschlussball und danach die Abschlussfeier. Ich muss also lächeln, irgendwie den Kopf oben behalten und meine Gefühle verdrängen.

Abschlussjahrgang 2009 – ein Weg endet, ein neuer beginnt.
Wieder einmal endet für einen Jahrgang der Schulalltag. Endlich! Wohl der erste Gedanke den wir alle haben. Denn nun beginnt für uns ein neuer Lebensabschnitt. Wie lernen auf eigenen Beinen zu stehen, wir lernen zu fliegen und fliegen davon zu neuen Abenteuern und zu neuen Eindrücken. Wir haben viele Jahre damit verbracht, fünf mal in der Woche in diese Schule zu kommen und nun betreten wir sie am Samstag zum letzten Mal um unser Zeugnis entgegen zu nehmen und einen anderen neuen Weg einzuschlagen. Wir haben viel gelernt unser Wissen angeeignet und neue und viele Menschen kennengelernt. Es wurden Freundschaften geschlossen und Feindschaften bekämpft. Dies kann und wird uns niemand nehmen. Jetzt da wir fort fliegen, werden wir wieder neues Wissen dazubekommen und viele Menschen kennen lernen. So geht es dann von Abschnitt zu Abschnitt, von Weg zu Weg. Wir der Abschlussjahrgang 2009 bedanken und bei allen Lehrern und Lehrerinnen und allen Schülern und Schülerinnen der Brighton High School.
Von: Emily Montgomery

Den Artikel habe ich auch fertig, jetzt kann der Ball ja kommen. Jack holt mich ab und wir fahren zusammen zur Schule. Der Ball findet in der Aula statt. Ich werde diesen Abend genießen und einfach so tun, als würde Jack nicht in zwei Wochen in Amerika sein. Doch natürlich kommt alles wieder mal anders als geplant. Wie soll es denn auch sonst sein. Aber diesmal wendete sich alles zum Guten. Wir tanzen und ich konnte ihm einfach nicht ins Gesicht schauen, ich hatte das Gefühl, direkt wieder weinen zu müssen und das wollte ich einfach nicht. Ich muss also vermeiden in direkt anzuschauen. Doch er merkte es, natürlich! Auf die Frage, was los sei, antwortete ich mit, es sei nichts. Doch er kannte mich zu gut. Er zog mich also nach draußen um mich noch einmal zu fragen und ohne das ich es wollte, sprudelte alles aus mir heraus.

Jack, du darfst nicht gehen. Ich will nicht wieder jemanden verlieren, denn ich liebe. Ich liebe dich! Ich bin nur so dumm und habe es jetzt erst verstanden. Ich wollte dir das hier gar nicht sagen, denn du sollst glücklich sein und ohne Sorgen nach Amerika ziehen. Ich komm schon irgendwie klar. Oh, vergiss einfach was ich gesagt habe, es ist nicht wichtig.

Statt irgendwas zu sagen, küsste er mich! Er sagte:“Ich liebe dich auch, also komm mit!“ „Was?“ „Komm mit nach Amerika! Meine Eltern haben es selber vorgeschlagen, aber ich war mir nicht sicher, ob du es auch möchtest, deshalb habe ich mich nicht getraut zu fragen. Also möchtest du?“ „Ja!“ Mehr konnte ich gar nicht sagen, denn er küsste mich schon wieder. Ich war an diesem Abend überglücklich.

Es stellte sich heraus, dass er sich in meinem Namen bei der Universität beworben hat, an der er auch studiert und ich wurde angenommen. Er hat meine Texte, die ich ihm mal gegeben hatte, damit es sie liest, für meine Bewerbungen, weitergeschickt und jetzt kann ich mit ihm zusammen in Boston studieren. Ich wohne dann bei Jack und seinen Eltern, diese meinten, sei freuen sich so sehr und sie sind froh das ich mitkomme. Sie hatten Sorge, dass Jack sich dort nie einlebt, weil er mit den Gedanken bei mir ist.
So ist alles doch irgendwie anders gekommen als ich dachte. Ich werde wegziehen und ich werde endlich eine richtige Familie haben. Mia zieht nach London, sie ist der Meinung, dass das alles Schicksal ist und es klar war das wir zusammen gehören. Wir versprachen uns immer in Kontakt zu bleiben und sie wollte uns sogar besuchen.

Time to say goodbye!
Der Tag der Abreise, war trotzdem sehr Tränenreich. Ich war doch enger mit dem Waisenhaus verknüpft als ich dachte. Aber eins ist klar, man sieht sich immer zweimal im Leben.

The End!!!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.07.2009

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