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Vier fesche Deandl im Dirndl am Eröffnungssamstag auf der berühmt, berüchtigten Wiesn. Zwei Wochen totaler Ausnahmezustand in München. Die fünfte Jahreszeit hat begonnen. Für zwei Wochen verkleiden sich alle mit Lederhosen oder Dirndl. Selbst fern Gereiste kaufen noch extra eine Tracht in den überfüllten Geschäften, wo man froh sein kann wenn man einen fetzen frische Luft abbekommt.
22.09.2008 Punkt 12:00 Uhr „O’ ZAPFT IS!!“ und zwar mit nur zwei Schlägen vom Münchner Oberbürgermeister Christin Ude.

Ab jetzt fließt das Bier literweise. Innerhalb kürzester Zeit sind die Festzelte zu. Jetzt haben nur noch ein paar hübsche Frauen die Chance an den Türstehern vorbei zu kommen. In den Zelten herrscht der totale Irrsinn während draußen, für den ersten Wiesntag, gar nicht so viel los ist. Das Wetter ist aber auch nicht gerade bezaubernd. Was muss das genau jetzt so bitterkalt werden?
Unsere vier Deandl laufen trotzdem ohne Jacke herum, was sie an diesem Tag fast zur Attraktion werden lässt. Als sie neben einem Pferdewagen stehen bleiben um Fotos von sich zu schießen, sind sie plötzlich umringt von Touristen, die von und mit ihnen ein Foto wollen.
Ca. 2000 Fotos später kämpfen sie sich einen Weg durch die Menschenmassen. Kurze Zeit später werden sie von einer Focus Reporterin angehalten und interviewed. Als sie erzählen das sie von 10000 Touristen nach Fotos gefragt werden taucht auch prompt eine Japanerin auf. Auch die Focusfrau schießt noch schnell ein paar Bilder und weiter geht’s.
Jetzt erstmal einen Schokoapfel. Aber wer glaubt dass man wenigstens beim Essen seine Ruhe hat, der hat sich gewaltig getäuscht. Ohne Vorwarnung wird ihnen eine Riesen Kamera ins Gesicht gehalten. Das sieht bestimmt sehr vorteilhaft aus mit dem Schokoladenverschmierten Mund.

Langsam wird’s doch sehr kalt, die Mädls schauen das sie sich irgendwie in ein Zelt schmuggeln können. Gesagt getan und drin sind sie. Der überwältigende erste Blick ins überfüllte Zelt ist jedes Mal wieder faszinierend.
In der Mitte der Podest der Band, zu deren Musik alle abfeiern, obwohl sie ähnliches sonst nie im Leben anhören würden. Außenrum die Bierbänke und Tische – und Menschen soweit das Auge reicht. Der Vertraute Geruch von Bier, Grillhendl und Rauch hängt schwer in der Luft. Verschwitzte Bedienungen mit Maßkrügen und Megatabletts voll Essen eilen so gut es geht durch die engen Gänge. Es wird gelacht, gelallt, getanzt, geschunkelt, geschwankt, geschaut, geflirtet, gegrapscht, in Sprachen geredet die man nicht beherrscht… Vor allem aber wird zusammen gegrölt. „ Ein Prosit ein Prosit der Gemütlichkeit, ein Prosit ein Prohosit der Gemüüütlichkeit! Oans, Zwoa, Drei gsuffa!“ und dann nimmt jeder einen tiefen Schluck aus seiner Maß.

Nach viel guter Laune und Party müssen leider alle um 23:00 Uhr die Zelte räumen. Vor dem Festzelt, die bunte Lichterpracht der Fahrgeschäfte und Buden, die sich grell vom schwarzen Himmel abhebt. Eine gigantische Menschenmenge steuert auf die U-Bahn- und S-Bahnhöfe zu. Die, die etwas zu tief ins Glas geschaut haben und nicht mehr in der Lage sind nach Hause zu finden, werden die Nacht wohl vor der Bavaria auf der sogenannten Kotz- und Ausnüchterungswiese verbringen wenn sie davor nicht vom Notarzt eingesammelt werden.
An der U-Bahn geht das Chaos gnadenlos weiter. Falls man glücklich genug ist um sich einen Platz auf dem Bahnsteig zu ergattern, heißt das noch lange nicht, das man auch in die U-Bahn rein kommt. Immer auf der Hut das einem nicht in den Nacken gekotzt wird ist auch diese Hürde irgendwann geschafft und die eine hälfte fällt todmüde ins Bett. Der Rest dagegen geht zu sogenannten „Nach der Wiesn ist vor der Wiesn“ oder „After Wiesn“ Partys.

Doch irgendwann graut der nächste Morgen und selbst die Unermüdlichsten verkrümeln sich in ihre Betten. Jetzt ist die Zeit der Familien. Immer mehr finden sich ein und kleine Kinder laufen mit leuchtenden Augen von Fahrgeschäft zu Fahrgeschäft und wissen gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollen. So viel Aufregendes gibt es zu sehen. An den typischen Oktoberfestgeruch von gebrannten Mandeln, Lebkuchenherzen, Zuckerwatte und den gegrillten Hendln werden wie sich ihr Leben lang erinnern. Jedes Jahr wenn sie die Wiesn wieder betreten, diesen Duft einsaugen kommen alle Erinnerungen zurück und die Wiesnstimmung ist auf einen schlag da.
Strahlende Gesichter und das unbeschwerte Lachen der Kinder dringt von den Karussellen her, während die ersten Jugendliche eintreffen und die Luft mit schreien füllen wenn sie Achterbahnen und andere Fahrgeschäfte fahren.

So vergeht Tag um Tag, Nacht um Nacht.
Das mittlere Wochenende ist den Italienern gewidmet. Da sollte jedes Mädchen auf der Hut sein die können nämlich ziemlich aufdringlich werden. Aber eigentlich sind sie ja alle echt nett.

Wenn das Ende dann nach zwei unendlich langen Wochen kommt heißt es für viele Abschied nehmen und nach Hause reisen. Wer weiß wann sie wieder die Möglichkeit haben zurück zu kommen?
Die Wirte, Bedienungen, Budenbesitzer und alle die sonst noch auf der Wiesn arbeiten brauchen erstmal eine Woche um sich wieder zu erholen; aber bei dem Geld macht man das doch gerne.
Die Münchner sind traurig und froh. Endlich kann man wieder Problemlos durch die Stadt fahren ohne Presswurst-S-Bahnfahrten und Sturzbetrunkenen Menschen überall.
Nach einiger Zeit sind auch die letzten überbleibsel beseitigt und die Stadt wirkt trotz ihrer 1.3 Millionen Einwohner fast wie ausgestorben.
Die Stadt hat das 175. Oktoberfest gut überstanden und regeneriert sich für das 176.
Zwei Wochen Party ohne Rücksicht auf Verluste. Mei ham mir a Gaudi ghobt!!!!

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Tag der Veröffentlichung: 06.10.2008

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