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Prolog

„Jacky?“, flüstert Luce in die Dunkelheit. Jacky versucht daraufhin ihre eine Minute jüngere Schwester in der Dunkelheit ausfindig zu machen, doch es ist viel zu Dunkel. „Ja?“, murmelt sie dann. „Versprichst du mir etwas?“, Jacky hört die Angst aus Luces Stimme heraus. „Hm?“, Jacky antwortet gleichgültig. Sie war immer die Tapfere von beiden, die, die Gefühle für sich behält und auf ihre Schwester Acht gibt, sie beschützt sie, wie einen Diamanten, obwohl beide gerade mal elf Jahre alt sind. „Versprichst du mir, dass wir immer zusammen halten, dass wir versuchen zusammen hier herauszukommen und dass wir ohne den anderen nicht weggehen?“, Luces Stimme zittert. „Ich verspreche es!“, flüstert Jacky. Dann hören beide Getrampel auf der Treppe. „Schnell Luce! Tu so, als ob du schläfst!“ Die Tür geht auf. Das spärliche Licht, der nackten Glühbirne, die an der Decke hängt, erleuchtet. Die Wände sind grau und alt. Außer zwei Betten ist das winzige Zimmer leer. „Ach die kleine Luce schläft!“, der Vater der beiden lacht grell auf. „Jacky komm her.“, sagt er dann bissig. Jacky läuft es eiskalt den Rücken runter. „Wieso sollte ich?“, bellt diese zurück. „Weil ich sonst deine süße Schwester mitnehme.“, er weiß genau, dass Jacky dies nicht zulassen würde. Langsam erhebt sie sich, läuft unauffällig an Luce vorbei und flüstert leise, fast schon tonlos: „Ich komme wieder, versprochen.“ Durch das spärliche Licht hat der Vater dies gar nicht sehen können.
Als sich hinter Jacky und dem Vater die Tür verschließt, kann Luce ihre Tränen nicht mehr aufhalten. Tonlos rollt eine Träne nach der anderen über ihr Gesicht.

Kapitel 1

 *6 Jahre später*

Luce:

Draußen regnet und stürmt es. Ein regnerischer Tag, wie es London gewohnt ist. Die Tropfen gleiten über das ganze Fenster, meiner Meinung nach ist es so, als ob der Himmel weint. Das Zimmer, welches ich mir mit meiner Schwester teile, ist nicht groß, aber, trotz der alten Wände und Möbel, gemütlich. „Kommst du? Es gibt essen.“, ich spüre wie meine Schwester hinter mir steht. Ich nicke und stehe auf, gemeinsam laufen wir durch  die Gänge. Auch wenn alle meinen, dies ist das schlimmste Kinderheim, es ist wohl eher das Schönste von allen. Denn hier beschäftigen sich die Betreuer wirklich mit einem, sie tuen nicht nur so als ob. Die Wände sind zwar in verschiedenen Farben bemalt worden, aber sie sind sehr abgenutzt und auch wurden sie von kleinen Kindern mit Filzstiften und Holzstiften angemalt. Meine Schwester und ich haben damals, als wir mit 12 Jahren hierhergekommen sind, unsere Tür bemalt und es ist immer noch dran. In den anderen Kinderheimen, wir durften sie uns auch einmal anschauen, ist alles weiß und hell. Alles zum Schein, das hab ich mittlerweile verstanden.
Im Essenssaal angekommen sind wir eine der letzten, was aber nichts Neues ist. Wir sitzen alle gemeinsam an einem Tisch. Achtzehn Kinder und drei Betreuer. „Unternehmen wir heute Nachmittag etwas?“, fragt eines der noch jüngeren Mädchen, welche eine Vollwaise ist und gerade mal 13 Jahre alt. „Wir müssen noch ein bisschen vorbereiten für Morgen, da bekommen wir Besuch von einer Band, welche für uns Spenden möchte.“, erklärt uns eine Betreuerin, welche Sinem heißt. Na toll… Samstags helfen. „Müssen alle helfen?“, fragt Jacky nach. „Wir würden es uns sehr wünschen.“, antwortet Thomes, der andere Betreuer. Jacky und ich seufzen still gleichzeitig auf.
Nach dem Essen gehen Jacky und ich hoch, um schnell unsere Hausaufgaben zu erledigen, da es gerade mal 1 Uhr ist und wir uns um halb 3 im Aufenthaltsraum treffen. „Was denkst du, welche Band kommt?“, fragt Jacky mich und ich lache: „Bestimmt so eine, welche niemand auch nur annäherungsweise kennt. Wenn sich nicht einmal die Queen hier blicken lässt, warum sollte sich dann irgendeine Band, die sich sowieso für etwas Besseres hält, hier blicken lassen?“ Jacky stimmt mir zu und wir helfen uns gegenseitig.
An der Tür klopft es und Jacky und ich rufen gleichzeitig ‚Herein‘. Es ist Sinem. Wir lächeln sie an. „Hey Mädels. Was macht ihr gerade?“, fragt sie uns. „Gerade Hausaufgaben erledigt.“, Jacky lächelt verschmitzt. „Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, was ihr in einem Jahr machen wollt? Ich hatte euch ja schon einmal gefragt.“, fragt sie uns. Sie kümmert sich einfach perfekt und sorgt sich um unsere Zukunft. Ich schüttele den Kopf: „Wir wollen auf jeden Fall die Schule beenden, aber sonst haben wir nichts geplant, außer zusammen zu bleiben.“ „Hat ja auch noch Zeit, aber ihr könnt solange hier bleiben, wie ihr Zeit braucht.“, verabschiedet sie sich dann.

Eine halbe Stunde später stehen wir im Aufenthaltsraum. „Also viel wollten wir eigentlich nicht machen, weil die sollen uns, wenn dann so kennenlernen, wie wir sind. Im Esszimmer wollten wir etwas Dekoration basteln für den Tisch und hier dachten wir, könnten wir etwas Farbe an die Wand bringen.“, erklärt Thomes. Lisa die andere Betreuerin musste wegen eines Familiennotfalls nach Hause und konnte somit nicht mithelfen, obwohl sie immer die besten Ideen hatte.
„Die neun Jüngsten gehen mit mir in den Essenssaal und machen die Dekoration, die Ältesten machen mit Thomes diesen Raum.“, erklärt uns Sinem. Als Sinem mit den kleinen aus dem Zimmer raus ist, sagt Thomes wie wir vorgehen sollen: „Als erstes decken wir alle Gegenstände und die Boden ab. Dann haben wir hier eine Menge Spraydosen und ich würde sagen, wir machen das ohne Konzept und jeder macht einfach was an die Wand. Aber Leute keinen Mist ok?“ Am Ende lacht er.
Erst fangen wir an den Boden und alles andere abzudecken. Die Klamotten sind uns relativ egal. Nach 3 Stunden herumsprühen sind wir fertig und auch die Bastelgruppe, hat tolle Arbeit geleistet.
Die Wand ist bunt bemalt und zeigt viele Geschichten. Vom Regenbogen bis zum Wald. Auch verschiedene Sprüche zieren jetzt die Wand.
Die Bastelgruppe hat verschiedene Tischdekoration gebastelt, die jetzt auf dem Tisch stehen.
Janine, welche 16 ist, kommt zu uns: „Wir könnten doch, also wir älteren, noch eine DVD schauen und etwas quatschen.“
Während wir den Film schauen, wünsche ich mir eine Familie wie diese dort erschaffen wurde. Die Familienmitglieder harmonieren so nett miteinander. Früher habe ich mir immer eine ganz normale Familie gewünscht und auch jetzt noch. Viele aus meiner Klasse kommen aus guten Verhältnissen, können machen was sie wollen und haben die neuesten Sachen. Jacky und ich dagegen haben nichts neues, wir bekommen zwar Taschengeld, aber davon geben wir nur selten etwas aus, da wir unsere Zukunft irgendwie planen müssen. Immerhin verurteilt uns keiner wegen unserer Herkunft, so war es in einem der Nachbarskinderheime, dort hat sich eines deshalb umgebracht.
Außerdem kommt die Protagonistin des Filmes gerade mit ihrem Traumtypen zusammen, wovon ich nur träumen kann, da ich einfach zu schüchtern bin, einem Jungen zu gestehen, was ich fühle. Kumpelhaft läuft alles super, aber mehr nicht. Außerdem sind die Jungs in meinem Alter reine Idioten und verarschen einen teils nur.
Die drei Mädchen und Jacky quietschen bei süßen Szenen zwischen den Protagonisten immer auf. Ich bin keines der Mädchen, welches laut herumquietscht oder sich durch lautes Lachen auffällig macht, wie viele Mädchen in meiner Klasse. Die haben keine anderen Sorgen als Schminke, Klamotten und Stars oder Jungs. Was würde ich dafür geben, solche Sorgen haben zu können.
„Ich bin müde, ich geh schlafen.“, verabschiede ich mich und gehe schon einmal hoch. Vor dem Spiegel, in Jackys und meinem Zimmer, bürste ich mir durch die langen, braunen Haare. Ich weiß noch genau, wie meine Mutter mir einmal die Haare gebürstet hat und mir dabei etwas vorgesungen hat. Dies werde ich nie vergessen, es war der erste und letzte Moment indem meine Mutter einmal meine Mutter war. Mein Vater jedoch, er war nie mein Vater und wird es auch niemals sein.

 

Jacky:

 

Als der Film vorbei ist gehe ich hoch zu Luce, da die anderen drei sich dazu entschlossen haben noch einen Film zu sehen. Leise öffne ich die Tür und sehe, dass Luce bereits im Bett liegt.

„Luce? Bist du noch wach?“ Grummelnd dreht sie sich um und sieht mich verschlafen an. „Alles okay?“ frage ich und sie nickt. Danach mache ich mich fertig fürs Bett und lege mich auch schlafen. Da Morgen Sontag ist müssen wir glücklicher Weise nicht in die Schule.

Wäre aber auch zu schade, wenn wir unsere Spender nicht sehen würden. Ich hatte ja die Hoffnung, dass es The Script sein wird, aber bei meinem Glück wahrscheinlich nicht.

Eben beim Essen wurden wir nochmal aufgefordert nicht in Jogginghose oder so in den Aufenthaltsraum zu kommen. Ich kann es sogar nachvollziehen. Das Heim ist schon wirklich sehr alt und sehr brüchig. Es sollte eigentlich bereits geschlossen sein, was aber nicht ging, da wir nicht alle Platz in einem anderen Heim fanden. Doch die Spenden könnten vielleicht alles ändern. Ein paar Renovierungsarbeiten würden nämlich schon anstehen.

Mit den Gedanken an Morgen schließe ich meine Augen und schlafe langsam aber sicher ein.

 

„Jacky, Luce! Raus aus dem Bett und fertig machen! In einer halben Stunde steht der Besuch an!“ ruft Sinem, als sie unsere Tür aufschmeißt und ihre tägliche weck Runde geht. Eine halbe Stunde. Ich ziehe die Decke über meinen Kopf, die die Dunkelheit und die Lautstärke von mir weg hält. Die anderen Mädchen rennen sowieso alle sofort ins Bad, da brauchen wir es erst gar nicht versuchen. „Kommst ihr Leute?“ höre ich Annabell, eine der älteren Mädchen an unserer Tür kichern. „Ich komme später nach.“ Brumme ich in mein Kissen. „Ich auch.“ Stimmt mir Luce zu. „Wenn ihr es sagt.“ Dann schließt sich die Tür und ich nehme einfach an, dass Annabell gegangen ist…

 

„SIE SIND DA BEEILT EUCH!“ quiekt Janine und zieht mir die Decke weg. „Wie die sind schon da?“ frage ich und setze mich erschrocken auf. „Ja, ich denke mal ihr seid eingeschlafen. Aber Beeilt euch! Sinem ist stinke sauer, dass ihr nicht da seid!“ sagt Janine noch schnell, bevor sie sich umdreht und davon stampft. Mittlerweile hat auch Luce mitbekommen, dass wir uns beeilen sollten und setzt sich langsam auf. Ich laufe zu meinem Schrank und ziehe einfach irgendetwas raus. „Jetzt müssen wir nur noch ins Bad kommen, ohne das Sinem uns sieht.“ Stellt meine Schwester fest und ich nicke. „Wir rennen einfach ganz schnell an der Treppe vorbei, dann passt das.“ Sie zuckt nur mit den Schultern, aber ich weiß, dass sie Bedenken hat. Grinsend, mit meinen Sachen in der Hand verlasse ich das Zimmer, gefolgt von Luce. „Jacky, Luce? Kommt ihr bitte runter?“ hören wir Sinem rufen, als wir gerade an der Treppe vorbei sind. Luce sieht mich fragend an. „Ja. Einen Moment. Ich habe etwas im Bad vergessen. Sind jeden Moment da.“ Luce muss sich ein Lachen zurück halten und läuft ins Bad. Ich folge ihr. Wir machen uns schnell fertig und ziehen uns an. Da wir die Bürste im Zimmer vergessen haben stehen unsere Haare immer noch ab. Als wir uns im Spiegel betrachten prusten wir beide los. Vielleicht hätten wir uns ansehen sollen, welche Sachen wir uns rausholen. Luce trägt eine grüne Hotpan mit einem gelben Pulli, auf dem ein Hundekopf aufgedruckt ist, mit dem Schriftzug „Merry Christmas“ Der Pulli ist eigentlich ganz schön, wenn man die Tatsache weglässt, dass wir Hochsommer haben. Aber auch ich bin nicht besser. Ich trage eine pinke Hotpan und ein weißes viel zu großes Shirt, dass ich eigentlich nur zum Schlafen anziehe, da ich in dem Shirt regelrecht verschwinde. Dazu noch unsere abstehenden Locken. „Wir müssen wieder zurück ins Zimmer.“ Sagt Luce und ich nicke lachend. Wir sind nicht einmal an der Treppe vorbei, da hören wir bereits Sinems Stimme, verflucht seist du knarrender Dielenboden! „Kommt ihr beiden bitte!“ ruft sie. „Sofort. Wir müssen nur noch einmal kurz ins Zimmer.“ Antwortet ihr Luce. „Nein! Ihr kommt JETZT runter!“

Seufzend gehen wir die lange Treppe runter. Mit Sinem kann man nicht verhandeln. Leider. Oh Gott das wird so verdammt peinlich werden! Luce nimmt meine Hand und grinst. „Tun wir einfach mal so, als sehen wir gut aus.“ Sage ich lachend und wir gehen runter. Dort sitzen fünf Jungs auf dem Sofa und versuchen nicht einmal ihr Grinsen zu verkneifen. Man könnte es ja wenigstens aus Höflichkeit versuchen. „Also meine Heeren, das sind die letzten beiden….Wie seht ihr den aus?“ fragt sie amüsiert, als sie sich zu uns umdreht. „Wir sagten doch wir sind noch nicht fertig!“ sage ich und mein Lachen verschwindet. Lacht uns diese „Band“ gerade aus? Ernsthaft?

„Naja, ihr könnt euch gleich umziehen. Auf jeden Fall, das sind Jacky und Luce. Mädels, das sind Mr. Styles, Mr. Horan, Mr. Malik, Mr. Tomlinson und Mr. Payne. Sie sind die großzügige Band, die uns ein paar Spenden zukommen lassen wird.“

„Wundervoll, wenn ihr uns jetzt entschuldigen würdet.“ Sage ich und setze ein Lächeln auf. „Ach, ihr könnt auch so bleiben. Uns stört das nicht.“ Sagt der Lockenkopf und grinst uns an. „Das freut mich für dich. Mich stört es aber!“ Wieder setze ich so ein merkwürdiges Fake-Lächeln auf. „Sei bitte nicht so unhöflich! Ihr könnt jetzt gehen, aber kommt gleich bitte wieder die anderen essen schon.“ Ich rolle die Augen und folge Luce nach oben. Sobald unsere Zimmertür geschlossen wird fängt Luce an zu lachen. „Dein Gesicht gerade. Ich dachte echt du springst dem komischen Lockenkopf gleich an den Hals.“ „Er hat es aber auch echt provoziert mit seinem komischen Grinsen.“ Lachend ziehen wir uns um. Ich tausche mein Shirt gegen ein Schwarzes Top und eine lange Kette mit einem Schlüssel daran und Luce tauscht den Pulli in ein Weißes Top mit der Aufschrift „forever together“ und einer kurzen Eulenkette. Ich mache mir einen hohen Zopf und flechte Luce die Haare. Danach schminke ich mich noch dezent. Luce ist eher gegen Schminke. Aber sie sieht ja auch ohne total hübsch aus.

„Benimm dich!“ sagt Luce lachend, als wir auf dem Weg zu unseren Gästen sind.

Kapitel 2

Luce:

Mir ist das ziemlich egal ob unser Auftritt eben peinlich war, ich hätte den Pulli auch angelassen. Sinem hatte wieder mal total übertrieben und uns diese arroganten Jungs mit Nachnamen vorbereitet, obwohl die vielleicht gerade mal 2 Jahre älter waren. Ich hatte sie nicht wirklich beobachtet. „Das seid ihr ja endlich, typisch ihr zwei.“, lacht Thomes uns an, als wir zu den anderen gehen, um endlich etwas zu essen. Auch die fünf Jungs saßen am Tisch. „Ihr müsst euch nicht so verhalten, um aufzufallen, das tut ihr auch so.“, sagt der mit den dunkelsten Haaren. „Hahaha Witz komm raus, du bist umzingelt.“, gebe ich ironisch von mir. „Luce!“, zischt Sinem über den Tisch hinweg. „Und du sagst zu mir, ICH soll mich benehmen.“, flüstert Jacky mir ins Ohr. Und wenn Blicke töten könnten, dann würde sie jetzt umfallen. Eine der jüngsten, 6 Jahre alte, fragt dann: „Sinem, was machen die hier? Und wieso mag Luce sie nicht?“ Ich fange daraufhin an laut zu lachen und falle fast vom Stuhl. „Sie spenden Mira und Luce mag sie außerdem ganz gerne.“, erklärt Sinem und ich tippe mir mit dem Zeigefinger an die Stirn. Auch wenn ich normalerweise nicht so bin, wenn Fremde da sind, ist es mir bei denen egal. Thomes beendet das Quatsch machen – also mich – und sagt: „Nach dem Essen, könnt ihr euch zwei heraussuchen, die euch herumführen und dann im Aufenthaltsraum, heute Nachmittag, können wir was zusammen machen und der Rest ist euch überlassen.“ „Immerhin siezt du sie nicht.“, kommt es aus meinem Mund. Als Thomes mich böse anschaut, zucke ich die Schultern: „Tut mir leid, ich konnte es nicht zurückhalten.“ Die Jungs scheinen sich zu amüsieren. „Lucianne du hast heute und morgen Küchendienst.“, ordert Sinem an. „Heute ist echt nicht mein Tag.“, dann bin ich still.
„Wer soll euch herumführen?“, fragt Thomes. „Ich glaube Jacky und Luce wären sehr amüsant.“, sagt der Blonde, verflixt warum kann ich mir keine Namen merken!
„Ich muss aber noch ganz dringend etwas für die Schule  machen… UND Luce muss mir dabei helfen.“, Jackys Gesicht ist todernst. „Jacky stell dich nicht so an.“, Thomes hasst es, wenn wir uns so verhalten, er meint wir wären unmöglich.
„Von mir aus mache ich es alleine, ich muss die ja nicht gleich heiraten, von daher.“, lenke ich dann ein, ich kann einfach nicht nein sagen. Jacky geht hoch ins Zimmer, ich weiß echt nicht was sie gerade hat, aber sie ist ziemlich stur. Will sie etwas nicht, dann will sie es nicht.
Ich zeige den Jungs schnell die Küche und den Aufenthaltsraum, auch den Hof. Als wir auf dem Hof ankommen stoppe ich kurz: „Würdet ihr euch bitte kurz mal vorstellen, ich habe keine Ahnung, wer von euch wer ist.“ Harry, Zayn, Liam, Louis und Niall. Okay, das muss ich mir jetzt nur noch merken.
„Können wir dein Zimmer sehen?“, fragt Louis. Also feminin sieht der ja schon aus, aber na ja egal. „Ja ok, aber wappnet euch vor meiner Schwester.“, kichere ich dann. Wieso kichere ich denn jetzt?! Oh man. Ich klopfe an die Tür und trete dann mit den Jungs ein. „Was wollt ihr?“, Jacky liegt auf dem Bett. „Gemütlich hier.“, ignoriert Liam sie eiskalt. Harry schmeißt sich zu ihr aufs Bett, was sehr eng aussieht. „Diese Manieren, ich bin geblendet von ihnen.“, lacht sie und schmeißt ihn runter. Er schlägt laut auf. „Alles ok?“, frage ich vorsichtig nach. „Ja.“, lacht er: „Louis macht das öfter mit mir.“ „Wo wohnt ihr eigentlich?“, Jacky ist einfach zu neugierig. „Wir wohnen in einem Haus, zusammen.“, sagt Zayn. „Wetten das gleicht eher einer Villa?“, lache ich. Louis lacht: „Ich lade dich gerne zur Besichtigung ein.“ „Liebend gerne nehme ich die Einladung an.“ Irgendwie, irgendwo sind sie ja ganz nett.
„Ich glaube wir sollten dann los.“, erinnere ich daran, dass wir noch in den Aufenthaltsraum müssen. Zusammen gehen wir in den Aufenthaltsraum und auch Jacky ist dabei. Ich wette sie würden gerne wissen, warum Jacky und ich hier sind. Mindestens einer von ihnen will das wissen, aber sie trauen sich nicht zu fragen. Es ist meistens so.
Es sind nur wenige die in den Aufenthaltsraum gekommen, nicht einmal die Betreuer sind da. Tz! Hauptsache wir kümmern uns um die. Insgesamt sind wir zu zehnt und nach einigem Überlegen beschließen wir Twister zu spielen. Immer zu fünft.
Ich bin glücklich, zum ersten Mal seit langem wieder. Wir haben viel zu lachen und die Verdrehungen, die beim Spiel auftauchen sind einfach nur verrückt.
Zayn und ich sitzen an der Drehscheibe. „Single?“, fragt er mich. „Jap. Du?“, antworte ich. „Single.“, lacht er dann. „Wir wären doch das perfekte Traumpaar. Was sagst du?, was ein komischer Typ. „Als ob, nach zwei Minuten wär Schluss, weil du zu langweilig wärst und ich zu aufgedreht.“, lache ich. „Ich bin also langweilig.“, er sieht mich provozierend an. „Ja.“, lache ich ihn aus. „Da muss ich jemanden wohl das Gegenteil bewegen. Wie wär es, wenn ich dich morgen von der Schule abhole und wir was unternehmen.“, schlägt er vor. Ich lächele: „Traust du dich eh nicht.“ „Was davon sollte ich mich nicht trauen.“, harkt er nach. „Ich könnte dir einen Korb geben und wegrennen.“, bei der Vorstellung muss ich kichern. „Ich habe Beine, ich kann dir hinter rennen.“, grinst er. „Stell dir mal vor: Ich renne vor dir Weg, du rennst hinter mir her und hunderte Mädchen rennen dir her.“ Beide bekommen wir einen Lachanfall.

Am Abend sitzen Jacky und ich in unserem Zimmer und ich frage sie: „Denkst du er kommt?“ „Möglich wäre es, aber ich denke dass er auf jeden Fall kommt. Wirst du wegrennen?“, stellt sie eine Gegenfrage. „Nee, dafür bin ich viel zu gespannt, was er sich einfallen lässt. Immerhin ist er nett und witzig.“ „Luce ist verknallt. Luce ist verknallt. Luce ist verknallt. Luce ist verknallt.“ Singt sie. „Du spinnst echt, weißt du das eigentlich?“ Ich werfe sie mit einem Kissen ab. Lachend wirft sie es zurück und wir beiden kuscheln uns müde ins Bett. Lächelnd schlafe ich dann endlich ein.

 

Jacky:

 

Als der Wecker klingelt drehe ich mich weg und ziehe die Decke wieder über den Kopf. Kurz darauf geht das Licht an. „Oh mein Gott Luce! Mach sofort das Licht aus!“ quieke ich. Lachend zieht sie mir die Decke weg. „Warum bist du so wach?“ frage ich gähnend und schüttel grinsend den Kopf. „Ach stimmt ja. Du hast ja ein Date.“ Sage ich und grinse sie an. „Du bist so richtig doof, weißt du das?“ fragt sie und verschwindet beleidigt mit ihren Klamotten. Als sie weg ist stehe ich grummelnd auf. Ich hoffe Zayn ist nett zu ihr. So wirklich geheuer sind mir die Jungs immer noch nicht. Aber gut, wenn Luce sie nett findet. Ich hoffe nur, dass das Date so wird, wie sie es sich erhofft hat, und keine Enttäuschung! Ich ziehe mir eine dünne Leggins mit Galaxy Print an und ein lockeres schwarzes Top auf dem Inifnity steht. Danach glätte ich meine Haare und lasse sie offen über die Schulter fallen. Da Am Badezimmer wahrscheinlich wieder ein riesiger Andrang ist habe ich mich im Zimmer umgezogen.

Ich nehme meine Kulturtasche und mache mich auf den Weg zum Bad.

„Hinten anstellen Jacky!“ ruft Janine, als ich mich an ihr vorbei dränge. „Ich gehöre zu Luce.“ Sage ich grinsend und Janine rollt nur mit den Augen.

„Luce mach mal bitte auf!“ sage ich und klopfe an die Tür. Kurz darauf bin ich ebenfalls im Bad.

„Irgendwann dreht Janine dir den Hals um!“ sagt meine Schwester lachend. Ich zucke nur mit den Schulter. „Ach Quatsch, die kriegt sich schon wieder ein.“ Schnell machen wir uns fertig und machen das Bad für die nächsten frei. Ich muss sagen, dass Luce echt hübsch aussieht, also sieht sie immer, aber heute besonders. Vielleicht ist ihr dieses Date wichtiger, als ich dachte. Sie hat ihre weiße Hotpan mit einem Top und einer Cardigan in verschiedenen Rot Tönen an. Dazu trägt sie ihre weißen Chucks und ihre braunen Locken fallen ihr offen über die Schulter.

 

„Aber Luce sei nicht enttäuscht, wenn das Date nicht so wird, wie du es dir erhoffst, okay?“ sage ich, als wir auf dem Weg in die Schule sind. „Ich erwarte doch gar nichts!“ Ich wusste, dass das gelogen war. Ich sah es ihr an. Außerdem erwartete man immer irgendetwas. Aber diskutieren würde nichts bringen, also ließ ich es unkommentiert.

In der Schule werden wir direkt von Kiana Und Lya begrüßt. „Na, was habt ihr am Wochenende gemacht?“ fragt Lya uns direkt. „Wir mussten im Heim bleiben eine Band hat gespendet.“ Erzählt Luce. „Und jetzt hat Luce ein Date mit einem Mitglied dieser Band.“ Ergänze ich grinsend und ernte einen Todesblick von Luce. „Musstest du das jetzt sagen?“ zischt sie und wir fangen alle, außer Luce an zu lachen. „Wann denn?“ fragt Kiana. „Nach der Schule.“ Erzählt sie und wird leicht rot. „Dann sehen wir ihn ja mit Sicherheit.“ Sagt Lya, während sie aufgeregt auf und ab springt. Lachend verziehen wir uns in den Klassenraum. Die Schule vergeht ziemlich schnell und als es klingelt folgen uns Kiana und Lya bis nach draußen, wo sie sich etwas weiter weg stellen um nicht aufzufallen. Grinsend schüttel ich den Kopf. Die beiden sind schon verrückt. Ich beschließe mit Luce noch auf Zayn zu warten, was sich allerdings als unnötig herausstellt, da er schon da ist. Auch wenn ich ihn mit der Kappe, der Sonnenbrille und einem Schal (Im Hochsommer) fast nicht erkannt hätte. Mit Luce zusammen gehe ich zu ihm. „Hey Luce. Hey Jacky.“ Begrüßt er uns. „Dann wünsch ich euch beiden mal viel Spaß ne. Pass bloß auf, dass du meine Schwester heile zurück bringst.“ Sage ich und blicke ihn ernst an. Von Luce bekomme ich bereits den zweiten Todesblick für heute und Zayn sieht etwas eingeschüchtert aus. Mit einem leisen „Okay.“ Verschwinden die beiden aber allerdings. Ich will mich gerade umdrehen und gehen als ich von der Straße her meinen Namen höre. Verwirrt bleibe ich stehen und drehe mich um. „Jacky hier drüben!“ höre ich es wieder. Wer ist das? Und vor allem wo ist die Person? Nach weiterem Umsehen sehe ich einen schwarzen Van mit verdunkelten Scheiben, wo eine Scheibe geöffnet ist und ein Kopf rausguckt. „Jacky man!“ zögernd nähre ich mich dem Auto. Wenn die Person mir was tun will schreie ich einfach ganz laut. Ich meine wir sind hier direkt an der Schule, irgendeiner wird mich wohl hören. „Steig ein.“ Sagt die Person, als ich vor dem Auto stehe. „Wer bist du überhaupt, dass du denkst, dass ich einfach in ein fremdes Auto steige?“ frage ich und versuche meine Unsicherheit zu verstecken, was mir auch ganz gut gelingt. Ich hab schließlich Übung darin. Er zieht die Sonnenbrille ab und ich blicke in zwei strahlend blaue Augen. „Ach du bist es Niall, erschreck mich nicht so! Was machst du überhaupt hier?“ frage ich und muss fast über meine Dummheit lachen. Wie konnte ich ihn nicht erkennen?

„Steig einfach ein!“ sagt er und öffnet die Tür, bevor ich dieses Mal wirklich einsteige. Im Auto sitzen auch noch Harry, Louis und Liam. „Okay, und warum genau sitze ich jetzt hier in eurem Auto?“ frage ich genervt. Was soll das? Entführen wollen die mich ja sicher nicht!

„Wir werden nun Zayn und Luce folgen.“ Stellt Louis grinsend fest. Ich sehe sie fassungslos an. „Das ist nicht euer Ernst, oder?“

„Doch eigentlich schon. Du willst doch mit Sicherheit auch wissen, was die beiden machen, gib‘s einfach zu!“ sagt Harry grinsend. Okay, also eigentlich hat er ja Recht…. Aber trotzdem nein! Einfach nein! „Vergesst es! Ich mach da nicht mit! Und ihr werdet ihnen auch nicht folgen! Ich will zwar wissen, was die beiden machen, aber im Gegensatz zu euch kenne ich das Wort Privatsphäre!“ sage ich schon fast etwas wütend. Die können Luce doch nicht einfach hinterher fahren wie solche Stalker!

Ich will gerade aussteigen, als sich die Türen automatisch verriegeln. „Wollt ihr mich verarschen? Macht sofort diese Scheiß Tür auf!“ zische ich wütend. „Okay, wenn wir ihnen nicht folgen sollen, machen wir es nicht, aber du kommst trotzdem mit, ob es dir passt oder nicht.“ Sagt Niall grinsend. Also eins muss ich ihm ja lassen, er sieht verdammt gut aus! Sauer lass ich mich zurück in den Sitz fallen. „Ihr gebt ja doch nicht auf.“ Grinsende Gesichter sehen mich an und schon fährt das Auto los. Worauf habe ich gerade nur eingelassen.

Kapitel 3

Luce:

Ich bin schon die ganze Zeit echt aufgeregt und im Unterricht habe ich erst recht nicht aufgepasst. Wer könnte das auch schon? Kiana, Lya und Jacky haben mich den ganzen Schultag aufgezogen, aber ich habe es großzügiger Weise ignoriert. „Wo geht es hin?“, mein Herz klopft vor Aufregung wie verrückt. „Das wüsste ich auch gerne.“, lacht er. Daraufhin stelle ich fest: „Du bist doch ein Langweiler.“ Er lacht weiter: „Quatsch, das nennt man Spontanität. Auf jeden Fall gehen wir jetzt erst einmal ins Madame Tussauds. Dann kann ich mich Ansehen.“ „Du bist doch bescheuert.“, grinse ich.Ungefähr zehn Minuten erreichen wir es und, wie sollte es auch anders sein, Zayn geht einfach an allen vorbei, zeigt seinen Ausweis und wir dürfen rein, ohne uns anzustellen. „Du bist voll arrogant.“, gucke ich ihn strafend an. „Ich bin keinerlei schlechten Gewissens bewusst. Falls du eines hast, kannst du gerne noch einmal raus und dich anstellen, vielleicht warte ich auf dich.“, er lacht sich schlapp. Ich schmolle: „Schon einmal was von Gentleman gehört?“ Er kniet sich auf einem Bein vor mich hin und sagt dann: „Darf ich um Verzeihung bitten.“ Ich schlage ihn, ziehe ihn hoch und zische dann: „Du bist so peinlich.“ Er lacht und zieht mich dann an der Hand weiter. „Er sieht besser aus, als du, muss ich sagen.“, sage ich, als wir zu seiner Wachsfigur kommen. „Das trifft mich jetzt zutiefst.“ Theatralisch greift er sich mit der Hand ans Herz. Wir haben uns nicht einmal alle angeschaut und gehen wieder nach draußen. „Shoppen?“, fragt er. „Ja, vielleicht finden wir ja ein paar Schnäppchen.“, ich liebe shoppen, auch wenn mir das Geld dazu an allen Ecken fehlt. „Einmal war ich mit Jacky in der Stadt, wir haben kein Geld mitgenommen, haben wir ja auch nicht wirklich. Aber auf jeden Fall haben wir uns dann, wie im Film, die Schaufenster angeschaut und bestaunt.“, erzähle ich eine meiner Lieblingserinnerungen. „Wenn ich mit Niall in die Stadt gehe, sind wir nur am Essen. Mit Louis stottere ich immer sämtliche Spielplätze ab. Mit Harry gehe ich nicht, da er nicht meinen Geschmack hat und meinen Verändern will und Liam hat nie wirklich Lust auf Stadt.“ Ich mag sein Lachen, es ist so ungezwungen und frei. „Dann hast du ja Glück mich gefunden zu haben, ich berate dich zu gerne.“, grinse ich. Er harkt sich bei mir ein und wir machen uns auf den Weg. „Na dann auf ein fröhliches shoppen.“ „Können wir in ‚Accessorize‘?“, frage ich und er nickt. Ich renne fast in den Laden rein. Langsam stöbere ich durch den Laden und sehe im Eck eine Kette. Es ist eine Kamera welche bunte ist. Gespannt schaue ich auf den Preis und meine Mundwinkel gehen runter. 12,95 Euro sind einfach zu viel, dann ist mein halbes Taschengeld weg. „Nimmst du sie?“, fragt er. „Neee. Die ist einfach zu teuer, da geht man halbes Taschengeld dann drauf. Gehen wir?“, er signalisiert mir schon vorzugehen, wahrscheinlich hat er was gesehen. Ich warte vor der Tür und er kommt mit einer Tüte heraus. „Was hast du dir gekauft?“, ich bin einfach neugierig. Er gibt mir die Tüte und ich staune. „Das kannst du doch nicht machen.“, sage ich. „Du wolltest sie unbedingt.“, lacht er. Immer noch erstaunt sehe ich ihn an. „Bring sie zurück, sonst habe ich ein schlechtes Gewissen.“ „Nö. Geschenkt ist geschenkt.“, er nimmt die Kette, tritt hinter mich, streicht meine Haare zur Seite und legt sie mir um. „Danke.“, lächele ich süß und umarme ihn. Er strahlt: „Du bist die erste sich über ein Geschenk von mir richtig freut.“ „Ein Geschenk ist genau so viel wert wie die Liebe, mit der es ausgesucht worden ist.“, sage ich dann. „Du bist einzigartig.“, lacht er. „Tja, so bin ich.“, auch ich lache.Dann gehen wir noch kurz zu Primark, da es schon ziemlich spät ist und ich um halb Sieben im Heim sein muss. Ich entdecke noch einen schönen Pulli mit der Schrift ‚Kissed by the sun and happy‘ darauf, für fünf Euro, den ich mir dann auch kaufe. Langsam schlendern wir durch die Gegend. „Lass uns noch kurz bei uns vorbei, ich denke mal Jacky wird dort sein. Die Jungs wollten sie einfangen.“ Ich nicke.Es ist nicht weit von der Stadt, aber dennoch ruhig gelegen und ich staune nicht schlecht. Eine längere Auffahrt führt zu der großen Haustür. Rechts vom Weg ist eine Wiese, die sich ich wahrscheinlich auch noch hinter dem Haus erstreckt. „Bei der Auffahrt macht man ja erst einmal deftigen Sport.“, keuche ich leicht, zwar bin ich nicht ganz so unsportlich, aber wir sind schon viel zu viel gelaufen. „Das nächste Mal gehen wir zusammen joggen.“, lacht er. Ich drehe meinen Zeigefinger einen Zentimeter entfernt von meiner Schläfe. „Als ob. Ich mache genug Sport!!“, sage ich überzeugt und er zieht nur eine Augenbraue hoch: „Was betreibst du denn schönes?“ „Zwei Stunden Schulsport jeden Mittwochnachmittag!“, rümpfe ich die Nase. „Ach doch so sportlich.“ Auf diesen Satz hin schubse ich ihn und wir gehen in das Haus hinein. Es sieht mehr als luxuriös aus. „Jungs?“, ruft er und irgendwo hört man Gelächter, ich muss willkürlich kichern. Ich muss mir das Gekicher schnell wieder abgewöhnen. Er führt mich einen Gang entlang und ich denke mal es ist das Wohnzimmer. Wow. So kann man also auch leben. Mit Plasmafernseher und allen Drum und Dran. Auf der Coach streiten Louis und Liam sich um die Fernbedienung. Niall und Jacky essen und Harry schlägt Liam und Louis abwechselnd. Ähm ja… „Geht es euch gut?“, frage ich nach. „LUCE! Hilf mir! Harry tut mir weh.“, ruft Louis aus. Und ich, ja, ich renne los und schmeiße mich auf Harry drauf. „Ey Luce du tust mir weh.“, schnappt Harry unter mir nach Luft. „Tjaaa…“, lache ich. „Zayn! Sag ihr mal was!“, beschwert sich Harry unter mir. „Was soll er da sagen, ich bin ein freier Mensch.“, lache ich. Zayn kommt auf mich zu und zieht mich von ihm herunter.Nach einiger Zeit verabschieden wir uns von den Jungs und machen uns auf den Heimweg, um nicht zu spät zu kommen. Dabei fällt mir ein… Hatte ich nicht heute Mittag Küchendienst..? Ups.

 

Jacky:

 

Als wir im Heim ankommen versuchen wir uns so leise wie möglich rein zu schleichen. Als ich mit dem Fuß jedoch gegen die Kommode im Flur stoße entfährt mir ein etwas zu lautes „Shit!“ Luce sieht mich geschockt an. „Pssst!“ Ich zucke endschuldigend die Schultern. „Ihr braucht euch gar nicht erst die Mühe zu machen, ich weiß, dass ihr da seid!“ Hören wir Sinems Stimme aus dem Aufenthaltsraum. Seufzend begeben wir uns zu ihr. „Könnt ihr mir vielleicht mal verraten wo ihr wart?“ fragt sie und sieht uns enttäuscht an. „Bei der Band von gestern.“ Flüstert Luce. „Mädels, ihr wisst doch, dass ihr um halb Sieben hier sein sollt, dann essen wir zusammen und ihr wart nicht abgemeldet! Außerdem ist seit einer Stunde Ausgangssperre!“ Es tut echt weh, Sinem so enttäuscht zu sehen. Das hat sie nicht verdient. Sie hat es einfach nicht verdient, von uns enttäuscht zu werden, so liebevoll wie sie zu uns immer ist. „Es tut uns Leid Sinem. Ehrlich. Kommt nicht noch einmal vor!“ versichere ich ihr, bevor Luce zustimmt. „Das will ich auch hoffen! Wisst ihr, ich habe mir riesige Sorgen um euch gemacht! Und ihr müsst euch an die Regeln halten, wenn ihr negativ auffallt, dann müsst ihr mit 18 raus. Dann kann ich für euch nichts mehr tun, auch wenn ich es noch so gerne würde!“ sagt sie, kommt zu uns und umarmt uns. Ich sehe, wie ihr eine Träne die Wange runter rollt. Ich werde Sinem echt vermissen, wenn wir hier weg sind. Die letzten fünf Jahre war sie für mich wie eine Mutter. „Okay, kommt nicht noch einmal vor!“ versichert ihr Luce auch noch einmal. Lächelnd nickt sie. „In Ordnung, dann geht jetzt schlafen, morgen früh ist wieder Schule.“ Auf der Treppe drehe ich mich noch einmal um und lächel sie an. „Danke Sinem!“ Sie nickt, ebenfalls lächelnd . Dann gehen wir in unser Zimmer. „Na super, jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen!“ sage ich seufzend, als ich mich auf mein Bett fallen lasse. „Denkst du ich nicht?“ sagt Luce und lässt sich ebenfalls auf ihr Bett fallen. „Ja aber du wolltest doch zu ihnen und hattest ein Date! Ich wurde gewissermaßen Gezwungen!“ lachend schüttelt sie den Kopf. „Jetzt tu doch nicht so, als wärst du nicht gerne bei den Jungs gewesen!“ Sie sieht mich eindringlich an. „Nein, eigentlich wollte ich nach Hause!“ sie rollt nur mit den Augen. „Jacky du musst dringend lernen die Wahrheit zu sagen!“ damit wir uns nicht streiten sage ich einfach nichts dazu. Ich habe ja nicht einmal gelogen. Okay doch, eigentlich war es gar nicht so schlecht bei den Jungs.

 

 Als sie mich von der Schule abgeholt hatten haben sie mich mit zu sich nach Hause genommen und ich habe als erstes einen Rundgang von Louis und Niall bekommen, welcher sich als ziemlich lustig herausstellte, da sie in jedem Raum eine nicht endende Geschichte zu erzählen hatten die jedes Mal damit endete, dass irgendetwas in dem Raum kaputt war, oder einer von ihnen sich verletzt hatte. Ich muss zugeben, so viel Gelacht wie heute habe ich lange nicht mehr. Nach dem Rundgang habe ich etwas mit Harry gekocht. Während dem Kochen hat er die ganze Zeit versucht mich mit irgendwelchen dummen Sprüchen und seinem, zugegeben sehr anziehenden Grinsen, zu provozieren. Doch ich ging nicht darauf ein. Doch als Harry mich fragte, warum ich keinen an mich ran lies und so kalt zu allen wäre kam das Tief des Tages. Ich drehte mich schnell um und schloss mich im Bad ein. Dort stellte ich mich vor den Spiegel und hätte mein Spiegelbild am liebsten angeschrien als mir eine Träne die Wange runterlief. Es geht niemanden etwas an und darüber reden möchte ich schon gar nicht. Ich kann ja nicht einmal mit meiner Schwester darüber reden! In dem Moment wo ich mich in dem Spiegel sah wurde ich ganz plötzlich sauer. Sehr sauer. Aber nicht auf Harry, sondern auf mich. Warum weine ich? Ich darf nicht daran denken! Sofort versuchte ich alle Gedanken zu verdrängen, doch es gelang mir nicht richtig. Als ich mich nach ungefähr einer halben Stunde gefangen hatte schloss ich auf und ging zurück zu Harry. „Hast du geweint Jacky?“ fragt Liam mich skeptisch, als er zu Harry und mir in die Küche kam. Ich sah hilfesuchend zu Harry. „Ja hat sie. Sie musste die Zwiebeln schneiden!“ sagte Harry und lächelte mich an. Liam begann zu grinsen und klopfte mir auf die Schulter. „Mach dir nichts draus. Den Job schiebt Harry immer an andere ab.“ Lachend verschwand er im Wohnzimmer. „Danke.“ War das einzige was ich diesbezüglich zu Harry sagte und er antwortete nur mit einem Nicken. Ab da fiel das Thema den ganzen Tag lang nicht mehr und ich war ihm auch sehr dankbar dafür. Nachdem wir gekocht hatten aßen wir gemeinsam, was aus irgendeinem Grund völlig ausartete, so dass das Essen auf dem gesamten Tisch verteilt war. Auf mein Bitten hin spielten wir danach alle Just Dance, was bei den Jungs echt lustig aussah.

Dann entschlossen sich Niall und ich dazu noch die Reste zu Essen, da wir immer noch Hunger hatten. Die Jungs lachten nur, als Niall und ich mit den vollen Tellern das Wohnzimmer betraten. Ich muss sagen, dass man sich mit Niall echt gut unterhalten kann, auch wenn seine verdammt tollen Augen echt ablenken. Außerdem warnte er mich vor, dass ich später irgendwann noch einmal entführt werden würde. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie freute ich mich teilweise schon drauf. Die Jungs sind netter als ich erwartet hatte.

Als wir fertig gegessen hatten waren Luce und Zayn da. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die beiden zurück waren. Ich habe Luce natürlich sofort mit ins Bad gezogen und mir von ihr das gesamte Date schildern lassen. Ich war beeindruckt, als sie mir die Kette zeigte, die Zayn ihr geschenkt hatte. Ich freute mich für sie. So glücklich wie jetzt erlebte ich sie nicht oft. Und das sie glücklich war, ist wichtiger, als dass ich es bin. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich es vermisse. Besonders wenn ich Luce so glücklich sehe sehne ich mich danach mal wieder genauso auszusehen. Als ob mir nichts den Tag ruinieren könnte. Doch leider ist die Realität anders. Der Tag ist ruiniert, wenn ich aus meinem Traum erwache.

 

Als ich sehe, dass Luce schläft drehe ich mich um und schließe die Augen. An alles, das ich mich erinnern kann, ist das mir eine Träne die Wange runterläuft bevor ich eingeschlafen bin.

Kapitel 4

Luce:

 

An diesem Morgen drehe ich mich grummelnd um, als der Wecker klingelt. „Jacky stell ihn aus!“, murmele ich im Halbschlaf. Ich stehe morgens nicht gerne auf, dafür ist mein Bett immer viel zu warm. Aber hey, wer kennt das nicht? Frühaufsteher sind die schlimmsten, die mir am Morgen über den Weg laufen können. Und meine gute Laune ist auch meistens Weg, auf der Suche nach meiner Motivation, die sich nämlich auch nirgends blicken lässt.

„Steh endlich auf!“, erreicht Jackys Stimme mein Ohr. „Noch fünf Minuten.“, nuschele ich. „Die sind schon um! ALSO MACH DAS DU AUFSTEHST!“, schreit sie. Schlurfend mit nur halb offenen Augen schlurfe ich ins Bad. Mist ich bin wirklich spät dran, denn es ist wie leergefegt. Jacky kommt zu mir und auf einmal fällt mir eine brillante Idee ein. Ich bin hellwach und Motivation und gute Laune springen mir auf den Rücken. „Was hast du denn jetzt?“, fragt Jacky misstrauisch. „Eine super gute Idee!“, grinse ich. Jacky sieht mich skeptisch an: „Erzähl es mir auf dem Schulweg, mach dich erst einmal fertig!“ Schnell, wie der Wind, mache ich mich fertig und renne ins Zimmer. „Jacky mach schneller!“, sie braucht stunden um zu Essen, ich dagegen lasse mein Frühstück einfach wegfallen, ist eh nur Zeitverschwendung.

„Hopp, hopp Mädels, ihr seid spät dran.“, sagt Sinem. Ach ne auch schon gemerkt, will ich sagen, aber ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen. „Sind schon weg.“, lacht Jacky, als wir aus der Tür stürmen. „Also?“, fragt sie. „Hä? Was ‚also‘?“, ich bin verwirrt. „Die Idee?“, lacht sie. „Ach so! Sag das doch gleich! Also ich hab mir gedacht, du und ich, ja wir zwei also, zusammen, ja du weißt schon..“, sie unterbricht mich: „KOMM AUF DEN PUNKT!“ „Immer langsam, okay. Ich gebe mir Mühe. Also du und ich, wir beide zusammen, wir putzen heute Nachmittag das Badezimmer.“, grinse ich. „Und das findest du toll?“, fragt sie, launisch am Boden. „Jap. Dann habe ich nämlich kein schlechtes Gewissen mehr!“, lache ich. „Zweiter Morgen an dem du gute Laune hast, ich glaube er tut dir gut.“, sagt sie dann. „Wer?“, frage ich wieder mal verwirrt. „Zayn du doofe Nuss.“, lacht sie. Dann schmolle ich, aber stimmt wirklich, also der Punkt, dass ich gute Laune habe. Der andere… naja ich weiß nicht so recht.

Wir erreichen die Schule und mir fällt ein das wir Mathe haben, doch meine Laune verschwindet nicht sie bleibt bei mir. Ich betrete mit Jacky, noch pünktlich, den Saal und wir setzen uns auf getrennte Plätze. Vorher saßen wir nebeneinander, doch das ging schief, obwohl wir nicht wirklich was getan haben. Jacky wollte mir eigentlich nur zum hundertsten Mal erklären, was ich tun muss. Ja… Ich verstehe schon nicht, dass ich die Formel hinschreiben muss. Und meine mathematisch intellektuelle Schwester ist natürlich super begabt. Nein ich bin nicht neidisch.. Okay doch. Auf jeden Fall bin ich dann etwas laut geworden und jetzt muss ich in der ersten Reihe sitzen. Neben Paoul! Ein Streber, aber eigentlich ganz okay. Na ja er redet nur in den Pausen mit mir, ich nehme ihm das Übel. Denn in der Stunde ignoriert er mich immer, aber ich rede ihn trotzdem zu, da ich ja nichts anderes in Mathe zu tun habe. Als ob ICH rechnen werde, kann mein Mathelehrer warten, ja ich weiß Zukunft und so. Der Mathelehrer beginnt und ich schalte auf Durchzug. „Paoul, wie war dein Montag so? Hast du gelernt… Oder warst du schwimmen, joggen..“, dann unterbricht mich eine sehr wütende Stimme: „LUCIANNE WÜRDEN SIE MEINEM UNTERRICHT FOLGEN, ANSTATT ANDERE MIR IHREM UNÖTIGEN GELABBER ZU NERVEN!“ „Mein Gelabber ist nicht unnötig!“ Daraufhin zeigt er auf die Tür und ich gehe raus, total übertrieben. Ich setze mich auf den Gang, toll, jetzt ist mein Montag kaputt. Hoffentlich will er nicht zum Direktor, da war ich letzte Woche nämlich schon, also von daher. Außerdem wäre Sinem nicht sehr erfreut, wenn sie wieder angerufen werden würde.

„Luce du sollst wieder reinkommen.“, meint ein Mädchen aus meinem Kurs. Na dann.

Ich setze mich, diesmal leise, auf meinen Platz und versuche dem Unterricht zu folgen, was nicht funktioniert, da ich von dem da vorne keine Ahnung habe. Aber ich will mich etwas zusammenreißen, ich will meinen Lehrer lieber nicht provozieren, obwohl das vorhin auch keine Absicht war, aber das glaubt der mir eh nicht. Er hält mir schon immer: „Luce! Deine Schwester wieso kannst du es nicht?“ Oder: „Nimm dir ein Beispiel an Luce, die sich regelmäßig am Unterricht beteiligt.“ In diesen Momenten würde ich ihm echt oft meine Stärken aufzählen, welche Jacky nicht besitzt. Aber er hat irgendwie ja Recht, ich hätte mich von Anfang an mehr anstrengen sollen und nicht seit 4 Jahren gerade so immer durchkommen.

Ich liebe Literatur und Theater, auch Musik. Okay Musik und Theater mögen wir auch beide. Sport mag ich ebenfalls. Aber Mathe oder so, kann ich nichts mit anfangen. Sie aber.

Dafür interessiert sie sich beispielsweise nicht für Shakespeare, wenn wir dies lesen müssen. Jeder hat so seine Sachen, die er kann oder, die er nicht kann. Aber wenn man etwas nicht kann, sollte man etwas dafür tun, aber ich glaube meine Einsicht der Tatsache kommt viel zu spät. Zwar lieber zu spät als nie, aber ich kann unmöglich alles aufholen.

Endlich ist die Stunde vorbei und ich nehme mir meinen Rucksack. So schnell wie möglich verlasse ich den Raum und warte draußen auf Jacky. „Luce. Das kann so einfach nicht weiter gehen!“, wiederholt sie sich, wie so oft. Ich ignoriere sie und laufe zum Spind, leider sind unsere direkt nebeneinander. Also hat sie Zeit, bis zum Spind, mich voll zu quatschen. Danach habe ich, zum Glück, mit Lya Theater. Leider wird auch Jacky dabei sein. Lya wartet am Spind auf uns und ich stelle schnell mein Mathebuch in den Spind, um Lya an der Hand zu packen und schnell von Jacky wegzukommen. „Ist was passiert?“, Lya ist, wie immer, sofort alarmiert. „Mathe ist passiert.“, stöhne ich genervt. „Was hast du dieses Mal gemacht?“ Sie lacht. „Ich habe nur versucht mich mit Paoul zu unterhalten!“ „Sollten wir nicht warten?“ fragt sie immer noch lachend. „Nein, Jacky kommt schon nach.“ Zusammen machen wir uns auf zum Theaterraum.

 

Jacky:

 

Verwirrt sehe ich meine Schwester und meiner besten Freundin hinterher. Nein Jacky, wir sind in einem neuen Zeitalter, heut zu  Tage wartet man nicht mehr, nein, man rennt direkt weg.

Schon etwas kindisch und unnötig von Luce. Langsam mache ich mich auf den Weg zu Theater. Da wir keine feste Sitzordnung haben setze ich mich etwas weiter von den beiden weg. Kurz darauf kommt Lya zu mir. „Warum setzt du dich nicht zu uns?“ fragt sie leise. „Ich glaube nicht, dass ich bei euch erwünscht bin.“ Lya verdreht grinsend die Augen. „Jacky Luce weiß doch, dass du Recht hast! Sie will es halt nur nicht andauernd hören! Und ich kann auch nichts dafür, wenn Luce mich mit sich zieht! Sei nicht mehr beleidigt und komm zu uns.“ Ich sehe zu meiner besten Freundin, die mich hoffnungsvoll anlächelt. Ja, Lya war schon immer ein Mensch, der sehr Harmoniebedürftig ist. Und sie ist immer zu jedem super lieb. Aber dafür liebe ich sie. „Na gut.“ Grummle ich, bevor ich Lya hinterher zu den beiden gehe. Lya sitzt zwischen uns um weitere Diskussionen zu vermeiden.

Nach Theater haben wir auch schon frei, da die letzten beiden ausfallen. Auf dem Weg ins Heim reden wir nicht wirklich. Im Heim angekommen gehen wir direkt ins Zimmer. „Wollten wir nicht das Bad putzen?“ fragt Luce mich, als wir im Zimmer sind. „Wollen wir das?“ frage ich lachend zurück. „Wir müssen wohl oder übel, wir haben etwas gut zu machen!“ fordert sie mich auf. Seufzend stehe ich auf. „Am besten sagen wir Sinem gar nicht bescheid, dass wird es später eine Überraschung!“ sagt Luce und geht auf das Bad zu. Ich hasse es, dass Bad zu putzen. Aber wo sie Recht hat, hat sie Recht.

 

„Hat sich Zayn eigentlich nochmal bei dir gemeldet?“ frage ich sie grinsend, während ich das Waschbecken schrubbe.

„Nein, leider nicht. Hat sich einer der Jungs bei dir gemeldet?“ Sie wirkt etwas enttäuscht und ich verstehe sie. Erst lädt Zayn sie auf ein Date ein, und dann meldet er sich nicht, ich meine gut, das Date war zwar erst gestern, aber trotzdem kann man sich doch mal melden, oder?

Ich schüttel nur lachend den Kopf. „Warum sollten sie sich bitte bei mir melden? Aber das Zayn sich nicht bei dir gemeldet hat wundert mich wirklich.“

Sie nickt nur enttäuscht. „Warum sollten sie sich nicht melden?“ fragt sie und sieht ziemlich verwirrt aus.

„Ja wenn, dann melden sie sich bei dir. Mit mir haben sie gestern sowieso nur etwas gemacht, weil ich deine Schwester bin und sie höflich sein wollten.“ Sage ich und schrubbe seufzend weiter.

„Das ist doch gar nicht wahr!“ antwortet Luce direkt. „Natürlich! Das ist doch immer so. Dich lieben alle und ich bin die böse Zwillingsschwester, die keiner mag.“ Äußere ich meine Gedanken. So genau habe ich noch nie mit ihr darüber geredet, aber es ist einfach so. Das ist mir schon mehr als einmal aufgefallen.

„Jetzt hör auf so einen Mist zu reden Jacky! Dich mögen viele!“ sagt sie und lässt den Schwamm fallen.

„Nein Luce! Du merkst das nur nie. Alle sind nett zu mir, weil ich deine Schwester bin! Aber wirklich mögen tut mich keiner! Selbst bei Kiana denke ich manchmal, sie ist nur aus Höflichkeit nett zu mir! Die einzige Person die ich kenne, die mich so mag, wie ich bin ist Lya! Außer dir natürlich, aber du bist meine Schwester, das zählt nicht!“ Ich hatte schon so meine Gründe, dass ich das nie angesprochen habe, aber ich konnte ja einfach nicht meine Klappe halten.

„Spinnst du? Natürlich mag Kiana dich! Und ich bin mir sicher die Jungs zum Beispiel mögen dich auch! Warum sollten sie dich sonst mit zu sich nach Hause nehmen? Aber vielleicht sollte ich auch einmal anmerken, dass du vielleicht manchmal echt etwas netter zu den Menschen sein könntest!“ „Es tut mir leid Luce, okay? Ich kann es halt einfach nicht! Ich bin nicht bereit, nett zu jeder Person zu sein, die ich nicht einmal kenne! Selbst wenn ich es wollen würde, ich kann es einfach nicht! Und mach was du willst. Du kannst gerne zu den Jungs fahren oder so, aber ich bleibe hier. Ich habe keine Lust euch weiter im Weg zu stehen!“ sauer und traurig zu gleich verlasse ich das Heim und gehe raus in den Park.

Ich steuere sofort auf die kleine versteckte Stelle hinterm Park zu. Hier ist nie jemand, da dieser Ort von Gestrüpp und Bäumen umzingelt ist und man es eigentlich nicht sieht. Ich bin sehr oft hier. Hier kann ich alleine sein.

 

Ein Geraschel aus dem Gestrüpp reißt mich aus dem Schlaf. Ich muss wohl eingeschlafen sein und langsam aber sicher wird es dunkel. „Jacky? Bist du hier?“ höre ich eine Stimme. Ich sage nichts und hoffe darauf, dass wer auch immer es ist mich hier nicht finden wird.

„Jacky?“ kurz darauf steht Niall vor mir. „Da bist du ja!“ sagt er und setzt sich neben mich. „Was machst du denn hier?“ frage ich ihn verwirrt. Ehrlich gesagt bin ich auch nicht wirklich glücklich darüber, dass er diesen Ort kennt!

„Luce hat uns eben angerufen, weil du vor sechs Stunden gegangen bist und nicht mehr aufgetaucht. Sie hat sich Sorgen gemacht und uns und eure Freundinnen gefragt, ob wir suchen helfen können.“ Erklärt er mir. „Das tut mir leid Niall. Trommel die anderen Jungs zusammen und dann könnt ihr wieder gehen. Ich möchte nicht stören.“ Sage ich und zwinge mir ein kleines Lächeln auf. Zum Glück bin ich mit den Jahren immer besser im gefälschten Lächeln geworden.

„Du störst doch nicht Jacky! Ich bitte dich! Wir gehen jetzt zu den anderen und auf dem Weg erzählst du mir, warum du hier so alleine bist, okay?“ Ich schüttel nur den Kopf. „Ich bleibe hier Niall. Du kannst den anderen ja jetzt sagen, dass es mir gut geht.“ Sage ich und warte darauf, dass er wieder geht. „Kommt nicht in Frage! Ich bleibe solange hier, bist du mit mir redest und wir zusammen zurückgehen!“ Er legt den Arm um mich und ich muss zugeben, dass es wirklich gut tut Gesellschaft von ihm zu haben. Immerhin tut er so, als würde er sich etwas für mich interessieren.

Kapitel 5

Luce:

 

Ich habe mir totale Sorgen gemacht, als Jacky nicht wiedergekommen ist. Dann habe ich mir kurz das Handy von Sinem geliehen und geflunkert, dass ich kurz eine Freundin anrufen müsse wegen Hausaufgaben. Beim Abendessen war Jacky immer noch nicht da und ich musste wieder flunkern. „Sie besorgt mit Niall Material für ihr Referat und sie hat dich nicht gefunden, deshalb..“, habe ich gesagt und das Ganze mit dem geputzten Bad gerettet, wobei mir die Jungs schnell noch zu Ende geholfen haben. Ich verstehe Jacky einfach nicht, sie ist so viel hübscher, als ich! Auch wenn wir Zwillinge sind, sie hat einen ein bisschen dunkleren Teint als ich und ihre Haare sehen weicher aus als meine. Doch ich lasse mich davon nicht unterkriegen! Und als ob Kiana sie nicht mögen würde, das bildet sich Jacky wieder nur ein. Seit dieser einen Nacht ist sie ganz anders – Sie ist nicht mehr meine große, stolze Schwester, welche mit erhobenem Kopf durch das Leben geht.

Sondern sie hält sich immer mehr zurück und wird unfreundlicher. Und ich mag sie nicht nur weil sie meine Schwester ist, sondern weil sie alles für riskieren würde, sogar ihr Leben, das spüre ich. All das würde ich auch tun, aber ich muss es nie, weil sie auf mich Acht gibt, wie ein Engel.

Vor Wut schmeiße ich alles von meinem Schreibtisch, an dem ich gerade sitze. „Hey! Beruhige dich.“, versucht Liam mich zu ermahnen. „Sie ist so stur! Vor allem weiß sie genau in welche Schwierigkeiten sie mich damit gebracht hat. Sinem ist jetzt sauer auf mich, weil sie sowieso bemerkt hat, dass ich geflunkert habe. Ich könnte... Ich bin so sauer.“ Ich würde am liebsten ausrasten. Auch wenn sie ein  mangelndes Selbstwertgefühl, hat sie noch lange nicht das Recht unsere Zukunft aufs Spiel zu setzen.

Niall hat sie schon längst gefunden, seit einer Stunde! VOR dem Essen, aber nein Madame will ja alleine sein. Ich weiß ich bin auch etwas unfair, aber ich bin jetzt diejenige, die den Ärger am Hals hat. Zwar muss ich mich auch für sie einsetzen, aber das tue ich nicht selten. Mir ist es immer egal, ob ich Ärger bekomme, darum mache ich mir nie einen Kopf. Aber Sinem hat es in letzter Zeit zu oft erwähnt, dass wir uns benehmen müssen. Wieso kann sie denn nicht einfach herkommen?! Nach dem Essen hätte sie ja wieder gehen können, aber ich habe das Bad, mit Hilfe von den Jungs, zu Ende geputzt!

Zayn legt seinen Arm um mich: „Vielleicht wird ihr gerade alles zu viel.“ „Was denn bitte? Dass sie sich einbildet, niemand würde sie mögen? Das tut sie schon immer und ich verstehe es nicht. Sie hat es so raushören lassen, als wäre ICH schuld daran, dass sie niemand mag. Vielleicht bin ich auch schuld. Sie glaubt gar nicht, was für Vorwürfe ich mir machen, wegen dieser einen verdammten Nacht!“ Mir entwischt eine Träne aus dem Auge und ich wische trotzig weg. Es tut gut Zayn neben mir zu haben, auch wenn er nicht wirklich weiß, was er sagen soll, seine Nähe reicht.

„Vor allem habe ich schon genug Stress am Hals wegen der Schule. Ist ja schön und gut, dass sie ein Ass ist und mir dauernd Vorwürfe macht, ich soll mich doch mal anstrengen. Sie soll weggehen mit Vorwürfen, es verletzt mich ungemein. Ich bin die Kleine, die nichts auf die Reihe bekommt. Ich schaffe es einfach nicht mit Mathe, es geht nicht und da kann ich auch nichts aufholen, aber ich bekomme nur Vorwürfe.“ Die Jungs schweigen und hören mir nur zu, sie wissen nicht, was sie sagen soll. Ich kann sie aber auch verstehen, sie wissen ja auch gar nichts. Nichts von uns. Weder Vergangenheit, Gegenwart oder was in der Zukunft auf uns warten wird.

„Außerdem hat sie sich je für meine Klausurangst interessiert? Sie lacht dann immer, wenn ich mich am Tag davor verrückt mache und sagt dann immer ‚du schaffst das schon‘. Klar dass sie Mathe schafft, aber ich schaffe es nicht.“ Schweigen, betretendes Schweigen der Jungs.

„Ich weiß zwar ziemlich wenig über euch, muss ehrlich gesagt gestehen, aber ich denke nicht, dass es egal ist, was mit dir passiert.“, kommt es von Harry. „Das weiß ich doch, sie würde alles für mich riskieren und ich auch für sie, aber das sind so Sachen. Wenn sie mir immer diese Vorwürfe macht. Die habe ich schon immer von meinem Vater bekommen.. Ja unsere Eltern haben uns nicht gut behandelt, jedoch auch wenn mein Vater Jacky irgendetwas angetan hat, habe ich trotzdem gesehen, wie meine Eltern Jacky bewundert haben für ihre Stärke. Schon von Anfang an haben sie mich verabscheut und nein ich weiß, dass ich es mir nicht einbilde. Sie haben mir es dauernd gesagt, mit jeder Möglichkeit. Jacky hatte eine 1 in Mathe und ich kam mit einer 5 nach Hause. Sie haben niemand besser behandelt als den anderen, aber sie haben mich mehr verabscheut und gehasst als sie. Eine gute Note in Englisch oder etwas anderem, war ihnen dann plötzlich egal.“

Ich habe das noch niemandem erzählt, auch Jacky hat dies, glaube ich, nicht mitbekommen. Auch wenn sie denkt, sie hat mich beschützt, bin ich kaputt gegangen an dem, was unsere Eltern mir vorhielten.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber bitte verliert euch nicht. Ihr habt euch beide und ihr braucht euch!“, sagt Zayn, welcher mir beruhigend über den Rücken streichelt. „Wann kommen sie denn endlich.“ Ich zittere vor Wut und Sorge.

„Niall hat gemeint, er beeilt sich.“, sagt Louis. „Wenn sie um neun nicht hier ist und Sinem Kontrolle macht, bin ich mit 18 vor der Tür, weil ich dauernd Lüge. Aber ich werde sie decken, auch wenn ich mir damit alles kaputt mache.“, ich schaue auf die Uhr: „Es ist schon halb Neun. Ich werde das nicht überleben, aber bleibt ihr bitte hier. Auch wenn Besuch auch nicht mehr erlaubt ist, ich komme alleine nicht zurecht.“ Louis gibt mir ein Zeichen, dass er sie noch einmal anruft und ich hoffe für sie, sie rennen um ihr Leben in Richtung dieses Zimmers!

 

Jacky:

 

„Jacky wir sollten wirklich gehen. Sonst bekommt ihr noch Schwierigkeiten.“ Sagt Niall nach einer langen Zeit Stille. Niall bat mich mehrmals darum ihm zu erzählen warum es mir so schlecht geht, aber ich kann doch keinem quasi Fremden meine Lebensgeschichte interessieren! Erstens interessiert es ihn nicht wirklich und zweitens geht es keinen etwas an! Das ist eine Sache, die nur mich betrifft, dann werde ich es Niall bestimmt nicht erzählen. Vor allem habe ich Angst, dass er darüber Lachen wird und es morgen die ganze Welt weiß. Ich meine ein Tweet seiner Seits und alle, wirklich ALLE wissen es. So naiv bin ich nun wirklich nicht.

„Weißt du was. Geh du und sag ihnen, keine Ahnung, ich schlafe bei Lya oder so. Ich möchte wirklich nicht ins Heim. Gerade nicht. Ich brauche Zeit für mich. Ich weiß, dass es schwer für Luce wird, weil sie Ärger bekommt, aber ich biege das wieder hin! Kannst du Sinem eventuell auch sagen, dass sie Luce raushalten soll, ich übernehme die ganze Veran-“ Er hält mir die Hand auf den Mund, so dass ich leise bin. „Nein Jacky! Wir gehen jetzt zusammen ins Heim! Wo willst du überhaupt hin? Du hörst dich nämlich nicht so an, als würdest du zu Lya gehen!“ Ich seufze nur. Muss dieser Junge so verdammt hartnäckig sein? Warum macht er nicht einfach das, worum ich ihn bitt? Das wäre so viel leichter! „Ich weiß noch nicht, bei irgendwem werde ich schon unterkommen. Wichtig ist nur, dass Sinem bescheid weiß, dass Luce nichts damit zu tun hat, dann wird sie Luce auch in Ruhe lassen! Und Luce muss es wissen, sonst macht sie sich noch Sorgen. Bitte Niall sag es ihnen einfach! Ich komme schon zu Recht!“ bitte ich ihn erneut. „Jacky du machst es mir echt nicht leicht. Was hälst du davon, wenn du für heute Nacht mit zu uns kommst? Ich meine, ich kann dich nicht einfach hier auf der Straße lassen!“ Ich schließe die Augen und atme tief durch. Will ich das wirklich? Aber wenn ich nicht mit ihm gehe muss ich ins Heim, und das kann ich echt nicht vertragen! „Na gut. Aber ich verspreche dir, dass es nur für diese Nacht ist! Morgen früh bin ich sofort weg!“ versichere ich ihm. Nicht das er denkt, ich niste mich bei ihnen ein und Leben auf ihre Kosten. „Wir sehen morgen, was dann ist. Ich rufe jetzt erst einmal Liam an und wir gehen zu mir, in Ordnung?“ Ich nicke. Niall steht auf und ruft Liam an. Er erklärt ihm alles und ich habe echt Angst vor Luce Reaktion. Aber das ist ein weiterer Grund warum ich jetzt nicht zurück kann. Ich kann Luce das nicht antun. Sie ist sicherlich sehr sauer auf mich und ich werde es ihr nur noch schwerer machen, wenn sie sich mit mir auseinander setzen will. Dann kommt alles hoch und artet wahrscheinlich aus. „Liam sagt Sinem und Luce Bescheid. Und jetzt komm, dann können wir gehen.“ Er hält mir seine Hand hin und zieht mich hoch. Auf dem Weg zu seinem Auto schweigen wir. Ich staune nicht schlecht, als wir in dem Haus der Jungs ankommen. Es ist so ein großer Kontrast zu dem kleinen Zimmer im Heim. „Wir haben ein extra Apartment, wenn unsere Familie zu Besuch kommt. Dort kannst du schlafen.“ Sagt er lächelnd. Wir gehen ein paar Treppen hoch und kommen in einem extra Apartment an. „Setz dich doch. Möchtest du was trinken?“ fragt er und nimmt mir meine Jacke ab. Ich schüttel den Kopf. „Okay, ich mach dir einen Kakao.“ Ich habe zwar den Kopf geschüttelt, was so viel wie *nein* heißt, aber okay.

Ein paar Minuten später kommt er mit zwei Tassen Kakao in der Hand wieder. „So, und jetzt wirst du mir wohl sagen müssen, warum du nicht zurück ins Heim willst. Ich will dich wirklich nicht bedrängen Jacky, aber da wirst du nicht drum rum kommen!“ Leider weiß ich, dass er wirklich nicht locker lassen wird.

„Die Geschichte ist aber zu lang Niall. Du musst dir das wirklich nicht anhören.“ Sage ich leise und sehe auf den Boden. Sie haben wirklich einen sehr schönen Boden. Er sieht viel edler aus, als die alten Dielen im Heim.

„Ich habe alle Zeit der Welt Jacky! Und du wirst dieses Sofa nicht eher verlassen, bist du es mir erzählt hast, du lässt mir keine andere Möglichkeit!“ Bei seinen Worten schleicht sich ein leichtes Grinsen auf meine Lippen. Er hört sich an, als wäre er mein Vater. Nur das Niall mit Sicherheit später ein besserer Vater sein wird, als meiner es war.

„Siehst du, da haben wir ja schon einmal ein Lächeln.“ Sagt er ebenfalls Lächelnd.

Ich schüttel lächelnd den Kopf.

„Na schön. Also eben sind Luce und ich aneinander geraten und nun ja…da ist sehr viel hochgekommen, worüber wir so noch nie geredet haben. Ich meine, ich wusste das so etwas passiert, deshalb habe ich es nie erwähnt. Auf jeden Fall war das halt, ein sagen wir ziemlich verletzender Streit. Ich kann es Luce nicht übel nehmen. Sie hat nichts gesagt, was direkt verletzend ist. Aber indirekt hat es mich sehr verletzt. Das konnte die natürlich nicht wissen, aber es war so. Es ist halt sehr vieles hoch gekommen, was ich versuche seit Jahren zu verdrängen und ich möchte einfach nicht zurück. Es wird wieder alles hoch kommen und…und…es geht einfach nicht. Ich widere mich selber an, ich weiß auch nicht, ich will einfach nicht zurück. Ich habe keine Ahnung, wie ich Luce morgen in die Augen schauen soll.“

„Also ich weiß nicht genau, worum es geht Jacky, und ich denke mal, dass du es mir nicht erzählen willst, aber ich möchte, dass du weißt, wenn du morgen auch nicht zurück willst kannst du gerne hier bleiben!“ Er streicht mir beruhigend über den Rücken aber ich schüttel schnell den Kopf. „Nein Niall, das kommt gar nicht in Frage! Ist schon schlimm genug, dass ich jetzt hier bin! Ich will euch wirklich nicht zur Last fallen! Ich meine, ihr habt hier mit doch überhaupt nichts zu tun, verstehst du! Ich komme damit schon alleine klar.“  „Darüber reden wir morgen in Ordnung? Wenn etwas ist, kannst du jeder Zeit runter zu uns kommen, die anderen kommen bestimmt auch gleich! Wenn du irgendwas brauchst sag bescheid! Auch wenn es mitten in der Nacht ist! Und morgen früh sehen wir weiter, okay? Und mach dir um die anderen keine Sorge. Wenn dir das lieber ist, etwas alleine zu sein komme ich morgen zu dir nach oben und wir sehen weiter, dann musst du nicht runter kommen.“ Ich nicke nur lächelnd. Auf einmal geht die Tür auf. „Ach hier seid ihr!“ stürzen Liam und Louis rein. „Ja. Danke für alles Niall. Und auch danke an euch Jungs, dass ich diese Nacht hier bleiben kann, aber ich gehe wohl besser schlafen.“ Sage ich schnell und verschwinde. Ich will grade wirklich lieber alleine sein! Nach dem Öffnen ein paar Türen habe ich das Schlafzimmer gefunden und lege mich ins Bett. Ich glaube ich werde den anderen morgen in der Schule besser aus dem Weg gehen. Und den Jungs allgemein auch. Nur um Niall werde ich wahrscheinlich nicht rum kommen. 

Kapitel 6

Luce:

Meine Hoffnung wurde ja fünf Minuten später, vorhin, zerstört. Liam und Louis sind weg und Sinem war sogar einverstanden, dass Harry und Zayn bleiben. Sie merkt sofort, wenn etwas nicht und denkt sich wahrscheinlich, dass es zwischen mir und Jacky knistert. Meine Wut auf Jacky steigt immer weiter ins unendliche und ich kann mir vorstellen, warum sie nicht kommt. Denn wenn ich wütend bin, bin ich richtig wütend und achte nicht auf das, was ich sage. Ich werde nicht handgreiflich, aber ich werfe mit den Wörtern nur so um mich. Aber es verletzt mich richtig, dass sie nicht herkommt und morgen braucht sie nicht ankommen und mir Vorwürfe machen. Apropos Mathe. Mein Mathelehrer hatte zu allem Übel auch noch angerufen und, von wegen, wie Jacky meinte, Sinem lässt mich aus dem Schneider, wenn ich mich nicht bessere in Mathe habe ich schlechte Chancen noch zu bleiben.Ich sitze zwischen Zayn und Harry und mir rollen die Tränen über das Gesicht, wie kann sie mich nur alleine lassen. Sie hat es mir versprochen. „Versprichst du mir, dass wir zusammenhalten..“, der Satz hallt mir in den Ohren und Zayn nimmt mich in den Arm. „Sie hat versprochen mich niemals alleine zu lassen, sie weiß, dass ich Angst habe, wenn ich ohne sie bin. Sie weiß, dass sie alles für mich ist.“, schniefe ich. „Wahrscheinlich braucht sie einfach etwas Abstand.“, sagt Harry ruhig. „Den kann sie ja haben, aber nicht wenn ich dabei in Schwierigkeiten komme. Wieso musste diese blöde Mathelehrer auch heute anrufen, hat der nichts Besseres zu tun?“, schmolle ich. Zayn lacht. „Hey das ist nicht lustig, ich habe morgen wieder Mathe bei dem und er fragt mich bestimmt ab.“, erkläre ich ihm und Harry schlägt vor: „Dann sind wir jetzt deine Nachhilfelehrer.“ Wir setzen uns an meinen Schreibtisch und obwohl es spät ist, kann mich bei ihnen sogar konzentrieren. Außerdem verstehe ich was die Jungs mir sagen, nicht wie bei meinem Lehrer, der meiner Meinung nach Chinesisch spricht.Und ich freue mich vor meiner Schwester glänzen zu können, denn damit wird sie nicht rechnen und damit kann ich zeigen, dass ich nicht ganz so doof bin, wie sie denkt. Zumindest kann ich die Mathehausaufgaben vorrechnen und ich freue mich schon drauf. Jetzt denke ich gar nicht mehr darüber nach, was sie mir angetan hat und morgen muss sie selbst zurechtkommen. Ich werde bestimmt nicht auf sie zugehen und das weiß sie auch, ich bin ein sturer Mensch.Und auch wenn sie wahrscheinlich der Meinung ist ich habe sie verletzt, wobei ich ihr ja nur Sachen ausreden wollte. Wahrscheinlich verletzt sie schon alleine meine Existenz… „Sind wir gut oder gut?“, lacht Harry und strecke ihnen die Zunge raus. „Danke.“, ich lächele. Ich komme mit meinen Gedanken nicht von Jacky los, wieso tut sie das? Warum steht sie plötzlich auf Alleingänge, sie weiß genau, wie ich das hasse!Sie hat mich einfach nur verletzt und es braucht etwas bis ich sie wieder an mich heranlasse, ich bin viel zu leicht verletzbar. Ich nehme mir jede noch so kleine Bemerkung sehr zu Herzen und das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, aber das weiß sie eigentlich..„Wie wäre es mit schlafen gehen? Ich habe immerhin Schule.“, lache ich dann. „Wie sieht die Bettverteilung aus?“, fragt Harry und ich grinse: „Ich schlafe in meinem und ihr teilt euch Jackys.“ „Also ich mache vieles, aber ich werde nicht mit Harry in diesem kleinen Bett schlafen und die ganze Nacht hoffen zu müssen, dass er mich nicht ‚ausversehen‘ aus dem Bett schubst!“ ‚Ausversehen‘ betont er besonders und ich glaube, diese Situation ist schon einmal vorgekommen. Also bin ich mal nett, da ich schon im Bett liege, schaue ich beide abwechselnd an und hebe meine Decke hoch. Zayn schaut zu Harry und dieser nimmt sich Jackys Bett. Dann schläft also ausgerechnet Zayn bei mir. Ich rutsche an die Wand und hoffe, dass der Platz dann reicht, um nicht an ihn gedrückt zu liegen. Doch meine Hoffnung ist vergebens, wieder einmal. Ich lege mich seitlich, in seine Richtung, hin und er grinst mich an. Sein blödes Grinsen quittiere ich mit meiner sich herausstreckenden Zunge, dann drehe ich mich um und schließe ich die Augen. Im nächsten Moment zieht er mich an sich und es macht sich in meinem Magen ein wohliges Gefühl bereit. Das bedeutet nichts Gutes! Ich versuche zu schlafen, aber sein Atem an meinem Nacken lässt mich immer und immer wieder erschaudern. Er ist so gemein, muss er das jetzt unbedingt machen?Zum Glück schlafe ich schnell ein. Immerhin etwas.

Ich spüre, wie jemand an mir herumrüttelt, daraufhin grummele ich nur: „Noch fünf Minuten.“ „Das kannst du vergessen.“, ertönt eine raue Stimme an meinem Ohr und sofort bin ich nervös. Was tut dieser Junge nur mit mir… Ich schlage die Augen auf: „Oh fuck! Ist das hell!“ „Das hat der Morgen so an sich, lacht Harry. Ich stürze auf ihn und er fällt auf Jackys Bett. Ich krame meine Sachen zusammen. „Ihr wartet hier!“, ermahne ich sie und dann stürme ich ins Bett, welches glücklicherweise frei ist und mache mich in Rekordzeit fertig. Dann gehe ich zu den Jungs zurück und sie sind sogar brav. „Habt ihr Hunger?“, frage ich sie und beide nicken. Ich werfe mir meinen Rucksack locker flockig über die Schulter und gehe dann mit den Jungs in die Kantine, welche auch leer ist, bis auf Sinem. Sie sieht mich überrascht an. „Wie viel Uhr haben wir denn?“, frage ich ebenfalls überrascht. „Sieben Uhr mein Kind, was machst du denn schon hier.“, fragt sie zurück. „Ich hätte noch schlafen können ihr doofen.“, sehe ich Harry und Zayn böse an, dann schnappe ich mir ein Müsli und setze mich an den Tisch. Wieder schaut sie mich überrascht an: „Du bist aber heute ein Sonnenschein.“ „Jap.“, strahle ich: „Ich kann sogar Mathe.“ Sinem sieht stolz auf und ich weiß, dass mein Ärger vorbei ist, nur Jacky muss sich was einfallen lassen, aber da kann sie gerne alleine drauf kommen. Ich bin raus aus dem Schneider. „Lauft ihr mit zur Schule?“, frage ich dann Harry und Zayn und sie nicken. Schnell verabschiede ich mich mit einer Umarmung von Sinem und hüpfe vor die Tür. „Du hast heute Gute – Laune – Müsli gegessen oder was?“, Zayn grinst mich an. „Fast.“, lache ich. Zeitgleich mit Jacky komme ich an, jedoch ignoriere ich die Beiden. Erst umarme ich Harry, dann Zayn, welcher mir noch einen Kuss auf die Backe drückt. Dann fügt er noch hinzu: „Du schaffst Mathe, einfach so machen, wie wir es gesagt haben.“ Ich nicke nervös. „Bleib ruhig Mädchen.“, grinst Harry. Ich umarme die Beiden noch einmal, Zayn vielleicht ein kurzen Moment zu lange. Ich laufe los, drehe mich noch einmal um und rufe ihnen zu: „Meldet euch dann bitte, von mir aus auch gerne heute Nachmittag schon oder holt mich ab!“ „Ich hole dich ab.“, ruft Zayn. Dann mache ich mich mit Kiana, welche mich wissend angrinst, vom Acker.

 

Jacky:

 

In der Schule gehe ich so ziemlich allen Menschen aus dem Weg. Was eigentlich auch ganz gut klappt, da Luce mir ebenfalls aus dem Weg geht und Kiana auch. Doch die letzte Stunde habe ich mit Lya zusammen. Ich setze mich gerade an meinen Platz, als das Mädchen mit den blonden wirren Locken die Tür reinspaziert kommt und sich neben mich fallen lässt. „Wo warst du Jacky? Ich hab die ganze Pause über auf dich gewartet! Und Luce und Kiana sind auch nicht gekommen!“ sie sieht mich besorgt an. „Tut mir Leid Lya. Ich brauche einfach etwas Abstand.“ Sage ich leise und richte meinen Blick aus dem Fenster. „Abstand wovor? Jacky sag mir was los ist!“ ich schüttel nur langsam den Kopf. Es tut so weh, ihr nichts zu sagen. Dieses Mitgefühl in der Stimme. Ich konnte Lya noch nie gut anlügen. „Bitte Lya. Ich brauch etwas Zeit alleine.“ Ich stehe auf und setze mich an einen anderen Platz, da die Person heute krank ist. Doch kurz darauf sitzt Lya wieder neben mir. „Jacky sag es mir! Bitte, ich mache mir Sorgen! Ist etwas passiert?“ Dieses Mal stehe ich auf und verlasse den Klassenraum. Ich halte die Tränen zurück und mache mich auf dem schnellsten Weg ins Heim.

Dort werde ich sofort von Sinem empfangen. „Da bist du ja Jacky, hast du keine Schule?“ fragt sie mich und sieht mich fragend an. „Nein, die letzte Stunde ist ausgefallen.“ Sie nickt. „Kommst du mal bitte mit Jacky?“ ich nicke und folge ihr in den Aufenthaltsraum, der zu dieser Tageszeit immer leer ist. Wir setzen uns an den Tisch und sie nimmt meine Hand. „Jacky, ich muss dir etwas sagen.“ Bevor sie weiter reden kann schneide ich ihr das Wort ab. „Moment Sinem! Ich muss auch etwas sagen und zwar vorher! Es tut mir verdammt Leid mit gestern! Ich weiß, dass ich ziemlich oft in letzter Zeit die Vorschriften breche, und dass ich es alles komplizierter mache. Ich verstehe, dass du dann keine Chance mehr hast dich für uns einzusetzen. Von daher bin ich bei meinem 18. Geburtstag weg! Aber ich bitte dich, lass Luce hier! Sie kann nichts dafür! Wirklich gar nichts! Auch gestern. Ich bin einfach verschwunden und es tut mir alles so Leid. Aber bitte Sinem, du darfst Luce nicht vor die Tür setzen! Ich trage die ganzen Konsequenzen!“ Sie atmet langsam durch und sieht mich traurig an. „Im Entefekt hast du bereits alles gesagt. Für dich kann ich leider nichts mehr tun und für Luce…Es hängt jetzt davon ab, ob sie sich in der Schule verbessert.“ „Bitte Sinem! BITTE! Du musst es doch irgendwie schaffen, dich dafür einzusetzen, dass Luce hier bleiben kann! Ich weiß, dass es einen Weg gibt! Wie gesagt, ich bin an meinem Geburtstag weg! Aber Luce MUSS bleiben! Sie hat doch noch keine Bleibe für danach und so richtig geplant hatten wir auch nichts!“ „Das Problem sind unsere Gelder Jacky. Selbst wenn du weg bist kostet uns das trotzdem verdammt viel Geld wenn Luce noch länger bleibt. Ihr habt euch beide in letzter Zeit nicht sonderlich vorbildlich verhalten und dadurch sind eure Kosten quasi gestiegen. Das Amt ist nicht mehr bereit eure Kosten zu zahlen!“ Dieses Mal läuft mir wirklich eine Träne die Wange runter. „Und was wäre, wenn ich jetzt  schon gehe? Würde das Geld dann eventuell für Luce reichen?“ Sinem sieht mich entsetzt an. „Wie bitte? Wo willst du denn hin Jacky? Das kann ich doch nicht zulassen!“

„Ich finde schon etwas Sinem! Mach dir um mich keine Sorgen! Sorg bitte einfach dafür, dass Luce so lange hier bleiben kann wie möglich! Luce und ich haben uns schon öfter gestritten, weil diese Sache zwischen uns ist. Aber dieses Mal ist es anders! Ich wusste, dass es uns irgendwann trennen wird ich dachte nur nicht, dass es so bald ist. Aber ich möchte auch nicht mit ihr darüber reden! Sie wird sich Vorwürfe machen und es würde sie zusätzlich belasten, das möchte ich nicht! Ich weiß, dass sie von mir enttäuscht ist, aber ich kann nichts daran ändern. Luce weiß nicht, wie ich mich fühle und sie wird es auch nicht verstehen. Sie wird immer nur diese eine Seite sehen, wie sehr ich sie enttäuscht habe, nicht, dass auch ich darunter Leide! Aber ich bin die Ältere von uns! Ich habe mir geschworen, dass ich sie beschützen werde und wenn das die einzige Möglichkeit ist, dass Luce in Sicherheit ist und genug Zeit bekommt, dann werde ich es auch so machen!“

„Na gut Jacky. Ich weiß, dass du sehr Erwachsen und Verantwortungsbewusst bist, das heißt, du hast dir da wirklich Gedanken drüber gemacht. Aber ich bitte dich, dass du noch einmal mit deiner Therapeutin darüber sprichst. Wenn du es dann immer noch so willst, in Ordnung, dann machen wir es so. Luce bekommt das Geld, dass für die nächsten Monate für dich bestimmt ist.“ Ich umarme sie direkt und wische mir die Tränen weg, die meine Wange runterlaufen. „In Ordnung. Ich habe heute noch einen Termin. Dann packe ich jetzt meine Sachen und bin weg. Ich bitte dich, es Luce zu erklären. Ich möchte einfach nicht, dass sie weiterhin dadurch belastet wird. Bitte erkläre es ihr so, dass sie meine Handlung wenigstens etwas nachvollziehen kann.“ „Warum erklärst du es ihr nicht selber?“ fragt Sinem, und auch sie hat Tränen in den Augen. „Luce geht mir aus dem Weg, und das ist auch gut so. Vielleicht kommt sie so besser damit klar.“ Sinem nickt und ich verschwinde nach oben und meine wichtigsten Sachen zusammen zu packen. Danach führt mich mein Weg, mit meinen Sachen, nachdem ich nochmals von Sinem verabschiedet habe zu meiner Therapeutin. Diese findet mein Handeln nicht gut, wird Sinem aber bestätigen, dass es kein unüberlegtes Handeln ist. Ich habe beschlossen, dass ich erst einmal in der Tanzhalle, von Lyas Mutter schlafen werde. Auf dem Weg dorthin muss ich wieder am Heim vorbei. Gerade als ich am Heim vorbei bin hält ein Auto neben mir und das Fenster geht auf. „Wo warst du heute Morgen?“ fragt Niall direkt. Ach ja…Da war ja etwas… Ich habe nicht auf Niall gewartet, sondern bin früher aufgestanden um zu gehen, wenn alle schlafen. Sonst hätte ich es vielleicht echt erklären müssen. „Lange Geschichte.“ Sage ich nur und gehe weiter. Niall fährt langsam mit seinem Auto neben mir her. „Steig ein und erkläre  es mir.“ Seufzend mache ich die Tür auf und schiebe meine Taschen rein, bevor auch ich einsteige. Mittlerweile habe ich gelernt, dass Niall sowieso bekommt was er will, also bringt diskutieren nichts.

„Würdest du mich bitte zur Tanzhalle fahren? Ich erkläre es dir, wenn wir da sind. Aber du musst mir etwas versprechen. Sag keinem, dass ich da bin, in Ordnung? Wenn irgendwer fragt sag einfach, dass es mir gut geht, okay?“ Er nickt. „Versprochen.“ Antwortet er nach längerem Zögern.

Kapitel 7

Luce:

Mathe ist richtig gut verlaufen und mein Lehrer hat mich öfters gelobt, auch habe ich Jackys Blicke, die sich in meinen Rücken zu bohren schienen, gespürt, aber gekonnt ignoriert.Jetzt laufe ich mit Kiana aus der Schule raus, ich habe mit ihr geredet und sie steht auf meiner Seite, und ich sehe Zayn schon. „Treibt es nicht zu wild.“, lacht sie und ich muss kichern: „Mensch Kiana!“ Dann gehe ich auf ihn zu, ich bin total aufgeregt. Zur Begrüßung umarmt er mich und fragt dann: „Wie war die Schule?“ „Langweilig, wie immer.“ Er lacht und ich schaue ihn nur vernichtend an, dann machen wir uns auf den Weg zum Heim. „Hast du mit Jacky geredet?“, harkt er dann nach und ich schüttele den Kopf: „Ich kann so etwas nicht… Auf Menschen zu gehen.“Zum Glück ist es zum Heim nicht weit.

„Luce?“, das ist eindeutig die besorgte Stimme von Sinem. Besorgt? Wieso besorgt? „Ja was ist los?“, ich ziehe Zayn einfach hinter mir her. „Luce. Ich muss dir etwas sagen.. Es tut mir leid, Jacky ist weg, sie ist ausgezogen. Denn sie möchte, dass du solange wie möglich hierbleiben kannst. Du bekommst ihr Geld für die nächsten Monate, wenn du dich in Mathe weiterhin anstrengst, sieht es gut aus.“, sie lächelt leicht, aber sie ist besorgt. Besorgt um Jacky. Und ich verabscheue Jacky in diesem Moment, sie hat mich wirklich allein gelassen. Was soll ich denn jetzt noch machen? Jetzt habe ich niemanden mehr! Wie erstarrt, stehe ich da, nur die Tränen, welche mir über das Gesicht laufen, spüre ich. „Wie.. Wie.. Wieso?“, ich zittere, jeder einzelne Muskel zittert. „Ich weiß es nicht.“, flüstert Sinem: „Ihr Entschluss war nicht unüberlegt, deswegen habe ich sie gelassen, weil ich weiß, dass sie es ernst meint und du hast damit deine Zukunft fast sicher.“ Ich laufe zu meinem Zimmer und höre wie Zayn mir folgt. „Luce! Jetzt warte doch mal!“ Doch ich laufe weiter, erst in meinem Zimmer angekommen, setze ich mich auf mein Bett und weine los. Zayn nimmt mich sofort in den Arm. „Wie kann sie mir das antun? Mich hier mit der Vergangenheit zurücklassen? Wie kann sie Zayn?“, ich schluchze nun völlig, alles bricht aus mir heraus. War es das Ende von ‚Jacky & Luce‘? Habe ich jetzt keine Familie mehr. „Ich weiß es nicht.“, seine Stimme ist fast tonlos.„Ich kann das nicht, ich schaffe es nicht alleine hier. Bestimmt bekomme ich jetzt eine neue Zimmerpartnerin, eine ganz schlimme bestimmt und Jacky hat keine Chance mehr hier reinzukommen. Geht man einmal fort, ist man immer fort.“, erkläre ich ihm das Prinzip. Mein Herz schmerzt. Ich fasse es nicht, meine eigene Schwester ist eine Verräterin, die mich allein und schutzlos zurück lässt. Sie denkt, dies ist das Beste für mich? Ist es nicht! Ich habe Angst ohne sie, so ist schon immer. Sobald sie nicht mehr im Raum ist, ist da diese Leere und ich bekomme Angstzustände. Soll ich jetzt in Angst leben? Ohne sie? Werden wir für immer getrennt sein?„Luce, du solltest über deinen Schatten springen und mit ihr reden.“, schlägt Zayn vor. „Es wird nichts mehr bringen, ich werde alleine in dieser Hütte sitzen. Das Standesamt weiß dass sie weg ist und lässt sie nicht mehr rein. So ist das, die zweite Chance gibt es im echten Leben nicht!“ Er streicht mir die Tränen aus dem Gesicht und beruhigt mich somit etwas. „Ich verstehe, dass nicht, wie sie dich zurücklassen kann. Wenn sie doch weiß, wie viel sie dir bedeutet.“, grübelt Zayn. „Das Schlimmste ist, sie hat das Versprechen gebrochen mit dem ich mich über Wasser gehalten habe!“, es schmerzt einfach zu sehr.„Luce du musst in Mathe am Ball bleiben, ok? Du kannst es schaffen, wenn nicht bin ich zwar auch noch da, aber ich will dass du es versuchst ok?“ Ich nicke schwach. Er nimmt mich noch einmal tröstend in den Arm. „Kannst du öfter vorbei kommen oder können wir öfter etwas unternehmen?“, fragend schaue ich ihn an. „Ja klar, ich passe auf dich auf. Keine Sorge!“, lächelt er und ich muss, obwohl auf Grund meiner Tränen, auch lächeln. „Danke Zayn. Das bedeutet mir echt viel!“ Und wie es mir viel bedeutet, auch die Kette, welche er mir geschenkt hat, trage ich immer.„Ich weiß doch.“, lächelt er: „Wollen wir irgendetwas machen?“ „Können wir zu dir? Ich mag es bei dir.“, sage ich dann und er nickt. Sinem weiß Bescheid, dass es sein könnte, dass ich zu spät komme. Solange man ihr Bescheid sagt ist es nicht schlimm, wenn man zu spät kommt.Wir sitzen in seinem Auto welches in der Nähe der Schule stand. Man sind wir schlau… „Ich freue mich schon.“ Er lacht: „Du bist echt goldig.“ Sofort werde ich rot und er lacht noch mehr. Na danke auch. Zum Glück kommen wir dann an dem Haus an.Er schließt auf und bietet mir etwas zu trinken an, dankend nehme ich an. „Was möchtest du jetzt machen?“, fragt er. Ich zucke ahnungslos mit Schultern. „Lass uns Fifa spielen.“, lacht er und ich schüttele belustigt den Kopf, aber Stimme zu. Ich werde verlieren, aber sowas von!Das Spiel beginnt und ich verstehe gar nicht, was ich machen soll. Wir sind in seinem Zimmer und es ist wirklich schön, ich würde gerne auch so eines besitzen. „Luce.“, lacht er. Dann beendet er das Spiel setzt sich hinter mich und startet ein neues. Was er jetzt tut, hätte ich nicht erwartet. Er umschließt meine Hände, welche den Kontroller in der Hand halten, mit seinen und wir spielen ‚zusammen‘. Jetzt kann ich mich noch weniger konzentrieren, da er so nah an mir ist. Jedoch sollte ich mir nicht allzu viele Hoffnungen machen, immerhin ist er berühmt und könnte jede andere haben. Dagegen bin ich nur ein kleines Mädchen, aus einem schäbigen Kinderheim!Aber ihn allein schon als besten Freund zu haben, reicht mir, da er mir so viel gibt und immer für mich da ist. An seiner Stelle hätte ich jetzt auch Besseres zu tun. „Nicht einschlafen.“, lacht er an meinem Ohr und fängt dann an mich zu kitzeln. Kreischend versuche ich ihm zu entkommen und renne auf die andere Seite des Zimmers.

 

Jacky:

 

„Und du bist dir ganz sicher, dass du hier bleiben willst? Ich meine, ganz alleine?“ fragte Niall mich zum tausendsten Mal.  Ich nicke und er sieht sich skeptisch um. „Aber es ist verdammt groß hier. Und dann ganz alleine. Ich weiß nicht.“ Ich verdrehe die Augen. Ein Tanzstudio hat es nun mal si an sich, dass es groß ist. Und es ist ebenfalls normal, dass hier keiner ist mitten in der Nacht. Außer mir jetzt. „Was soll denn bitte passieren?“ frage ich. „Ich weiß nicht. Ich meine, vielleicht weiß noch irgendwer, wo der Ersatzschlüssel ist und plant einen Mord.“ Grinsend schüttel ich den Kopf. „Nein Niall. Keine Angst. Mich wird schon keiner umbringen! Und es weiß keiner wo der Ersatzschlüssel ist! Es wird keiner hier reinkommen! Das heißt, du kannst beruhigt nach Hause gehen. Ich werde morgen immer noch Leben!“ grinsend steht er auf. „Na gut. Aber wohl ist mir dabei immer noch nicht. Möchtest du sicher nicht mit zu uns kommen?“ er sieht mich fragend an. „Nein. Ganz sicher. Trotzdem vielen Dank!“ sage ich lächelnd und meine es auch so. Es ist schön zu wissen, dass es eine Person gibt, die bereit ist dir zu helfen. Auch wenn du diese Hilfe eigentlich nicht benötigst. „Wenn irgendetwas ist rufst du an, in Ordnung?“ Ich sehe ihn fragend an. „Das geht schlecht ohne Handy Niall.“ Ich muss kichern, als er sich mit der Hand gegen die Stirn schlägt. „Weißt du was. Ich lass dir mein Handy bis morgen hier. Und wenn etwas ist rufst du auf dem Handy einer der Jungs an.“ Er scheint sehr erfreut über seine Idee zu  sein. „Vergiss es Niall! Ich will dein Handy nicht! Es ist deins!“ „Ach komm schon Jacky. Dann kannst du wenigstens Hilfe rufen, wenn etwas passiert.“ Als er gerade sein Handy aus der Hosentasche holen will halte ich seine Hand fest. „Stopp. Ich möchte das wirklich nicht. Es ist zwar alles super nett von dir, aber ich komme auch so klar. Glaub mir!“ Ich würde so gerne wissen, was er jetzt denkt, aber seinen Gesichtsausdruck kann ich auch nicht definieren. Leider. „Ich weiß das doch, dass du auch so klar kommst. Aber ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert, ich meine sieh dich doch mal um! Du schläfst ganz alleine in einer riesigen Tanzhalle, die abgelegen liegt und wo man jeden Moment einbrechen kann! Wenn du schon nicht bei uns schlafen willst, tu mir wenigstens den Gefallen und nimm mein Handy! Es ist doch nur bis morgen!“ Seufzend lasse ich seine Hand los und nehme sein Handy, welches er mir in die Hand drückt. „Die Jungs sind alle auf Kurzwahl eingespeichert, das heißt es wird kein Problem sein, einen zu erreichen. Ruf aber wenn etwas passiert am besten nicht Zayn an, der wird eh durch nichts wach! Ich glaube Harry würde für sein Handy am ehesten aufstehen!“ grinsend nicke ich. „Ich kann auch hier bleiben Jacky.“ Ich schüttel lachend den Kopf und schiebe ihn zum Ausgang. „Bye Niall.“ Sage ich lachend. „Ich glaube das heißt so viel wie, du möchtest nicht, dass ich bleibe.“ Ich nicke. „Na gut. Bis morgen!“ Dann verschwindet er auch schon. Hinter ihm schließe ich die Tür ab.

Ich bin so froh, dass Lya mir damals gezeigt hat, wo der Schlüssel versteckt ist.

 

Aus dem Geräteraum hole ich mir eine Matte und versuche es mir, so gut wie möglich, auf der dicken Matte bequem zu machen.

Nachdem Niall mich hier her gefahren hatte fand erst einmal eine Diskussion darüber statt, warum ich verschwunden bin. Doch nach einer Weile hatte Niall die Hoffnung aufgegeben, dass ich ihm etwas sage und wir haben das Thema gewechselt.

Niall war wirklich lange hier und ich habe schon ein schlechtes Gewissen. Er könnte zu Hause bei den Jungs sein und irgendetwas Lustiges mit ihnen machen. Stattdessen sitzt er hier rum und befasst sich mit mir. Ich muss das irgendwie unterbinden. Aber Niall ist einfach viel zu hartnäckig. Ich schrecke hoch, als sein Handy neben mir auf einmal anfängt zu vibrieren. „Hazza“ steht auf dem Display geschrieben. Soll ich ran gehen? Ich meine, wie soll ich Harry erklären, dass ich Nialls Handy habe? Aber wenn ich dran gehe denkt er nachher noch, mit Niall wäre etwas passiert. Okay nein, ich kann nicht zulassen, dass er sich Sorgen um Niall macht.

Ich hebe ab, sage aber erstmal nichts.

 

„Jacky?“ Ich atme erleichtert aus. Zum Glück ist es nur Niall.

„Ja?“

„Ich wollte nur gucken, ob alles in Ordnung ist und so.“

„Ja ist es. Du musst aber jetzt nicht alle paar Minuten anrufen Niall! Geh ins Bett und schlaf! Oder guck einen Film oder iss was! Was auch immer! Ich komm schon klar.“

„Na gut. Gute Nacht.“

„Dir auch.“  Dann lege ich auf.

 

Am liebsten würde ich jetzt gerne wissen, was Luce macht. Ob sie wohl schon schläft?

Ich würde gerne wissen, ob sie meine Entscheidung wenigstens etwas nachvollziehen kann. Ich meine herausfinden werde ich es sowieso nicht, da wir uns beide aus dem Weg gehen. Ich hoffe einfach mal, dass sie sich wenigstens die Mühe gibt und versucht mich zu verstehen. Ich meine, sie ist nicht die Einzige, die verletzt ist. Mir tut das hier auch alles unglaublich weh, aber anders geht es halt nicht. Ich weiß, dass sie es nicht verstehen wird, weil sie nicht das erlebt hat, was ich erleben musste. Aber das ist auch gut so! Ich hoffe nur, dass Lya und Kiana weiterhin mit mir reden werden. Aber auch das ist eher unwahrscheinlich. Obwohl bei Lya könnte ich mir das sogar vorstellen. Aber alle anderen werden es nicht einmal versuchen meine Entscheidung zu verstehen. Das ist mein Problem. Alle werden nur die Seite von Luce sehen und mich als Böse Schwester ansehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keinen geben wird, der auch einmal die andere Seite betrachtet! Außer vielleicht Lya. Und Niall. Ohne die beiden säße ich jetzt wahrscheinlich alleine unter irgendeiner Brücke.

Ich habe Niall gebeten, dass er auch noch einmal versucht mit Luce darüber zu reden und ihr irgendwie nahe zu bringen, dass es mir Leid tut, aber das auch ich darunter Leide. Ich bezweifle, dass Niall irgendetwas damit bei ihr erreichen wird, aber Niall ist wenn man es so sieht meine einzige Chance. Die Frage ist nur, wird er mich weiterhin unterstützen, wenn er mit Luce geredet hat?

Vielleicht sieht er es ja dann auch so wie Luce. Dann ist die einzige Person die mir noch bleibt Lya. Und ich bin so froh, sie zu haben. Auch wenn ich so einen Tollen Menschen an meiner Seite nicht verdient habe!

Kapitel 8

Luce:

Endlich ist Freitag. Mir geht es richtig gut, eigentlich sollte ich ja traurig sein und alles, aber ich kann das nicht. Ich bin höchstens eine halbe Stunde pro Tag traurig, wenn nicht weniger. Zayn hat mich dann noch gestern nach Hause gebracht. Nach Hause? Ja das Heim ist mein zu Hause, der Ort an dem ich mich wohlfühle und Schutz finde. Wie konnte Jacky gehen, ohne mich und die anderen jetzt zu vermissen?Die Anderen haben Mitleid mit mir und es nervt mich, ständig wollen sie etwas mit mir machen und wenn sogar abspülen! Kiana wartet vor der Schule auf mich. „Hey.“ Sie umarmt mich. In dieser Woche ist sie zu meiner besten Freundin geworden, da sie mich unterstützt. Auch wenn ich mir Jackys Grund anhören könnte, werde ich es nicht, da es keinen Grund gibt unser Versprechen, unseren Schwur zu brechen! Aber was ich doof finde, dass Lya und Kiana jetzt auch nicht mehr miteinander reden und das sage ich ihr alle 5 Minuten, doch sie will mich nicht verletzen, meint sie. „Schau mal! Dahinten ist Jacky.“, macht mich Kiana aufmerksam. Ich schaue zu Jacky und es schockt mich etwas… Sie sieht aus, wie ein wandelndes Wrack. Verstrubelte Haare. Nicht zueinander passende Klamotten. Tiefe Augenringe. Wo hat die denn geschlafen? Unter der Brücke oder was? Na ja soll mir egal sein, ich interessiere ja auch nicht. „Mir egal.“, rümpfe ich die Nase, drehe mich und gehe ins Schulgebäude rein.Kiana hat sowieso ein anderes Fach, also gehe ich alleine, wie immer, zum Mathesaal. „Hey Luce.“ Es kommt von meiner linken Seite und es ist Estelle. Ich bin ziemlich gut mit ihr befreundet, aber in letzter Zeit haben wir uns aus den Augen verloren, da sie nicht mehr im Heim lebt. Sie hat, die Glückliche, eine Pflegefamilie gefunden, welche anscheinend super nett ist. „Hey Estelle!“, ich umarme sie. Wir beide haben Mathe und setzen uns nebeneinander, immerhin nicht mehr neben Paoul sitzen. Der Mathelehrer schaut nur kurz skeptisch zu uns herüber, lässt es aber dann sein. Sobald ich nicht mitkomme erklärt Estelle mir alles und ich schaffe es sogar die Aufgaben alleine zu rechnen. Jacky ist viel stiller geworden und sagt nur noch Lösungen, wenn sie aufgerufen wird. Mathe geht ziemlich schnell vorbei und Jacky und ich blicken uns kurz in die Augen. Es ist wie ein Messer, welches mir ins Herz gerammt wird. Wie gerne würde ich jetzt zu ihr gehen und sie umarmen. Zu ihr gehen und ihr von Zayn erzählen. Mit ihr zusammen nach Hause laufen. Im Zimmer ist es still geworden.Als die Schule aus ist, laufe ich nach Hause – alleine. Auf dem Weg ins Zimmer, fängt mich Sinem ab. „Luce?.“ Ich schaue sie fragend an. „Es tut mir Leid, das zu sagen, aber kannst du bitte Jackys Sachen in deinem Zimmer wegräumen, du wirst schon Morgen eine neue Zimmernachbarin bekommen.“, erklärt sie mir. Ich nicke und murmele: „Einmal draußen – Für immer draußen.“ Dann gehe ich hoch und räume ihre hinterlassenen Klamotten in meinen Schrank, sind nicht viele, aber ich kann sie gebrauchen. Ein paar Stifte die auf ihrem Schreibtisch liegen, schmeiße ich auf meinen. Ich durchsuche die Nachttischschublade und ich erschrecke total. Das Bild hat sie mir noch nie gezeigt, ich wusste gar nicht, dass so eines von unserer Familie existiert. Auf diesem Jacky und ich, auch unsere „Eltern“ sind darauf. Es ist ein fröhliches Bild. Schnell lasse ich es in meiner Nachtischschublade verschwinden. Die paar Poster die an ihrer Wand hängen, schmeiße ich in den Mülleimer und fünf Bilder von uns, hänge ich über mein Bett zu den restlichen Bildern, die dort hängen. Es klopft an der Tür und die Person wartet nicht auf ein Zeichen, sondern kommt einfach herein. Niall. Was macht der denn hier? „Jacky wohnt hier nicht mehr.“, sage ich daraufhin nur skeptisch zu ihm blickend. Wahrscheinlich weiß er es schon und ich wette, dass Jacky ihn geschickt hat. Zu feige selbst zu kommen. „Ich weiß. Ich möchte nur mit dir reden.“ Er tut mir Leid, er will mir wahrscheinlich nichts Böses, aber ich bin viel zu verletzt. „Hat sie dich geschickt? Sieht dem feigen Huhn ähnlich..“ Ich spüre Tränen in meinen Augen, doch ich zwinkere sie schnell weg. „Sie hat es für dich getan Luce. Für deine Zukunft.“, ignoriert meine Kommentare einfach. „Was verstehst du schon davon? Vielleicht ist Jacky in deinen Augen die Gute, aber wenn du wüsstest, dass sie ständig von allen und jedem bevorzugt wurde. Sie hat mir geschworen mich nie zu verlassen, mich zu beschützen. Und was tut sie? Dabei weiß sie ganz genau, dass ich mich ohne sie schutzlos fühle und allein. Ich habe Angst ohne sie, okay?! Und was weißt du schon über das Leben in einem Heim? Über den Abschaum meiner Zukunft, welche eh schon im Dreck liegt! Denkst du irgendjemand will ein Mädchen, das aus schlechten Verhältnissen stammt. Jacky meint es vielleicht gut, aber es bringt nichts verdammt nochmal. Sie tut mir damit nur weh.“ Schwer atmend stehe ich ihm gegenüber. „Sie möchte, dass du solange hier bleiben kannst, wie es geht.“ „Denkt sie mit 30 Jahren, wenn ich kein Geld habe, behalten die mich noch hier?“ Ich bin wütend, einfach wütend, verletzt und enttäuscht. „Wahrscheinlich lebt sie unter eurem Dach in Saus und Braus und es geht ihr besser als mir! Du schaffst es nicht. Wenn sie zu feige ist zu kommen, hat sie Pech gehabt.“Niall seufzt und geht dann. Ich setze mich auf mein Bett und schaue die Bilder an, welche über meinem Bett hängen. Ich liebe Bilder, denn sie verändern sich nicht, auch wenn die Person darauf es schon getan hat. Es sind fröhliche Bilder. Obwohl Jacky und ich eine schreckliche Vergangenheit haben… Wir hatten uns, Betonung liegt auf hatten.Ich setze mich an meinen Schreibtisch und schreibe auf den Block, welcher dort liegt:

>>Jacky.Was denkst du gerade?Vermisst du mich?Oder hast du mich schon längst vergessen?Wieso tust du das?Bedeutet dir unsere Verbundenheit nichts?Willst du mich loswerden, weil ich zur Vergangenheit gehöre?Erinnere ich dich an die schrecklichen Zeiten?Okay dann schließe ich auch ab.Du und ich? Wir?Was ist meinst du mit ‚Wir‘?Kenne ich nicht. Keine Ahnung von was du redest.Tja Pech gehabt Traumkind, ich komme auch ohne dich klar!Deine nicht mehr Schwester Luce.<<

Schnell laufe ich runter, mit dem Zettel in der Hand. Und tatsächlich, ich habe mich in den Stimmen nicht geirrt. Niall redet mit Sinem. „Gib ihr das!“, drücke ich ihm den Zettel in die Hand. Dann bin ich auch schon wieder in meinem Zimmer.

 

Jacky:

 

Ich schalte die Musikanlage an und lege eine CD ein. Zum Glück sind die CDs und die Anlage immer in der Tanzhalle. Direkt beim ersten Lied stelle ich mich in Position und schließe meine Augen. Ich atme tief durch und das Lied beginnt. Die ersten Takte bleibe ich einfach stehen und lasse das Lied einlaufen. Bei der ersten Strophe löse ich mich aus meiner Starre und bewege mich zur Musik. Ich lasse die Augen geschlossen und mich von der Musik leiten. Wenn ich tanze fühle ich mich schwerelos. Alle Gedanken und Probleme lösen sich von einem. Man ist komplett frei und genießt es. Doch leider hält dieses Gefühl nicht so lange an, da ein Lied unglaublich schnell vorbei ist. Als es ausklingt öffne ich erschrocken meine Augen, als ich ein leises Klatschen von der Türe aus höre. „Wow. Das war gut!“ sagt Niall und setzt sich auf die Bühne, die direkt in die Wand eingelassen ist. Ich gehe zu ihm und trinke etwas. „Ansichtssache.“ Sage ich lächelnd und setze mich neben ihn. „Nein, das war wirklich gut! Du hast gelächelt.“ Bemerkt er. „Habe ich?“ Ich sehe ihn fragend an. „Ja, hast du.“ Ich sehe lächelnd auf meine Tanzschuhe. „Kann schon sein.“ Ich zucke grinsend die Schultern. „Was machst du hier?“ frage ich dann und sehe wieder zu ihm. „Ich war bei Luce. Aber sie war weniger begeistert. Auf jeden Fall hat sie mir das gegeben. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn dir geben sollte. Aber naja, er war für dich bestimmt.“ Zitternd nehme ich den Brief entgegen. „Hast du ihn gelesen?“ frage ich und sehe ihn unsicher an. Niall nickt langsam. „Ja, und ich muss sagen, dass hört sich echt nicht sehr nett an, also ich kann verstehen, wenn du ihn gar nicht erst lesen willst.“ Ich schüttel schnell den Kopf. „Doch doch, ich lese ihn auf jeden Fall! Aber später, wenn ich alleine bin.“ Niall nickt. „Ich denke zwischen euch liegen viele Missverständnisse! Und vielleicht…wird nicht sauer, hör mir einfach zu! Ich denke, wenn du Luce sagen würdest, was damals passiert ist, würde sie dich auch verstehen. Ich meine, ich kann verstehen, wenn du es mir nicht erzählen willst, aber Luce ist deine Schwester Jacky!“ Ich stehe auf und gehe zu dem CD Ständer. Ich muss mich irgendwie ablenken. Ich nehme die CDs nacheinander in die Hand und lese mir die Lieder auf der Rückseite durch. Niall greift nach meinem Handgelenk und dreht mich um. „Jacky du brauchst gar nicht abzulenken und von dem Thema davon rennen!“ Es ist erstaunlich, dass ich ihn erst so kurz kenne, er aber trotzdem viel über mich weiß. Aber andersrum genauso. Ich weiß auch schon ziemlich viel über ihn, in der letzten Woche war er oft hier. Ich sehe nach unten und sage nichts. „Kriege ich heute auch noch eine Antwort von dir?“ bohrt er weiter. Ich löse mich von seinem Griff und trete ein paar Schritte zur Seite. „Glaubst du, dass habe ich nicht versucht? Ich habe schon so oft versucht es ihr zu erzählen aber ich kann es einfach nicht! Ich wollte sie früher beschützen und so ist es immer noch. Wenn ich es ihr jetzt sage war alles umsonst! Ich weiß, dass sie mich hasst und mich auch nicht nachvollziehen kann, aber dann ist das eben so. Anscheinend will sie den Grund ja nicht mal wissen, und das ist auch besser so!“ Als mir eine Träne die Wange runterläuft drehe ich mich um und wische sie schnell weg. „Natürlich will sie es wissen Jacky!“ seine Stimme klingt so nah, dass ich noch ein paar Schritte weiter gehe. Er muss meine Tränen wirklich nicht sehen. „Nein will sie nicht Niall! Hat sie einmal versucht mich nachzuvollziehen oder darüber nachgedacht, wie es mir dabei geht? Nein. Sie weiß auch, dass ich nicht leicht auf Menschen zu gehen kann und sie ist trotzdem nicht gekommen und hat nach einem Grund gefragt! Das schlimmste ist, dass ich es ihr nicht mal verübeln kann! Ich bin kein Stück besser!“ Auf einmal steht er vor mir. Dieser Junge ist auch echt überall. „Sag so etwas nicht Jacky.“ Ich sehe auf die Uhr und erschrecke. „Wir müssen raus! In ein paar Minuten beginnt ein Tanzkurs, dann muss ich weg sein!“ schnell schmeiße ich meine paar Sachen in den Geräteschuppen und schiebe Niall nach draußen. „Das ist doch auch kein Leben, was du hier führst!“ sagt Niall, als wir zum Auto gehen. In letzter Zeit durfte ich bei den Jungs zu Hause immer kurz duschen und etwas essen. Natürlich dann, wenn die anderen nicht da sind, aber ich bin Niall unglaublich dankbar dafür. „Ich weiß. Ich hatte auch kurz überlegt, zu Lya nach Hause zu gehen, sie hatte es mir angeboten und ich weiß, dass ihr Mum kein Problem damit hätte, aber ich möchte ihnen nicht auf der Tasche liegen.“ Niall schüttelt den Kopf. „Es ist echt schwer aus dir schlau zu werden!“ sagt er und grinst leicht, als wir ins Auto steigen. „Wo sind die anderen?“ frage ich, als wir vor dem Haus zum stehen kommen. „Alle verstreut. Freunde. Familie und so weiter. Gehst du duschen, dann mache ich etwas zu essen?“ fragt Niall und ich nicke. Auf der Treppen stufe bleibe ich stehen und drehe mich noch einmal um. „Niall?“ er bleibt stehen und sieht mich fragend an. „Danke.“ Er nickt lächelnd und verschwindet in die Küche. Ich mache mich auf dem Weg in das Badezimmer im Besucherapartment. Als ich meine Jacke ausziehe fällt der Brief auf der Jackentasche. Ängstliche hebe ich ihn hoch. Jetzt oder nie. Ich setze mich auf den Badewannenrand und öffne ihn mit zitternden Fingern.

 

Als ich ihn durchgelesen habe lasse ich ihn fallen und wische die Tränen weg, die mir über die Wange laufen.

Sofort öffne ich die Tür und suche im Büro nach Papier und Stift. Ich muss ihr jetzt antworten, alles andere kann warten!

 

Liebe Luce,

Natürlich vermisse ich dich!

Jede einzelne Sekunde denke ich an dich, und was du gerade machst! DU bist und bleibst meine Schwester. Und ich liebe dich! Ich weiß, dass du mir das nicht glaubst, aber es ist so.

Du kannst meine Gründe nicht nachvollziehen und reagierst deshalb so.

Ich weiß nicht, warum es so verdammt weh tut zu wissen, dass du abgeschlossen hast.

Das war es doch, dass ich wollte, oder nicht? Das du abschließt und dich dadurch beschützen.

Aber jetzt, wo es soweit ist tut es einfach unendlich weh.

Bitte verurteile mich nicht, du kennst meine Gründe nicht!

 

Weinend falte ich ihn zusammen und setze mich auf den Boden. Ich höre nur noch Schritte und sehe, spüre, wie sich ein Arm um mich legt. Sofort vergrabe ich mich in Nialls Armen und würde am liebsten für immer so bleiben. Dann bin ich wenigstens nicht mehr ganz so alleine. Ich rücke etwas weiter von ihm ab und gebe ihm den Brief. „Bitte gib ihr das Niall. Und ich muss nochmal sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich darum bitte!“ Er nimmt den Brief und umarmt mich wieder.

Ich bin ihm so unendlich dankbar. Für alles!

Kapitel 9

Luce:

 

Niall hat mir an diesem Samstagmorgen den Brief vorbeigebracht. Jetzt bin ich mir sicher, sie lässt es sich gut gehen in der Villa der Jungs und ich muss hier vergammeln in diesem beschissen Heim.

Vielleicht ist es ein Missverständnis. Vielleicht aber auch nicht. Wenn ich Recht habe, versucht sie mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Habe ich auch. Niall steht vor und sieht mich wartend an. Bei der Gelegenheit frage ich ihn noch: „Was macht Zayn eigentlich so?“ „Da ist aber jemand traurig, dass Zayn nicht da ist.“, lacht Niall. Knuffig. Ja er ist einfach knuffig. Nicht mein Typ, ich freu mich, dass Jacky ihn hat. Er scheint ihr Halt zu geben. Ich strecke ihm die Zunge raus und pinsele unüberlegt auf einen Zettel:

>>Du und ich. Unsere Verbundenheit. Eine Lüge.<<

 

Es tut mir selbst weh, aber sie schließt mich aus. Jahrelang. Immer hat sie Gründe und erzählt mir diese nicht. Behauptet aber sie wäre im Recht. Es verletzt mich, dass sie mich angelogen hat. Gab es jemals einen Grund dafür mir nicht zu trauen?

Ich gebe Niall den Zettel. „Sicher, dass du ihr das geben willst?“, fragt Niall skeptisch. „Briefgeheimnis. Schon einmal was davon gehört?“, ignoriere ich seine Frage. „Denkst du mir tut das nicht weh? Sie verheimlicht irgendwelche rechthaberischen Gründe und lügt mich an. ICH habe ihr immer ALLES erzählt! Und sie hat mir irgendetwas verheimlicht!“, Tränen schimmern in meinen Augen. Kurz streichelt er mir über den Rücken. „Soll ich Zayn sagen er soll sich melden?“, fragt er dann. „Ne wenn soll er sich von selbst melden. Ich würde es ja gerne machen, aber habe die Möglichkeiten dazu. Du weißt schon Ghetto und so.“, winke ich ab und er verabschiedet sich. Kann Zayn nicht auch so sein? Er meldet sich viel zu selten, wir sind zwar nicht zusammen, aber trotzdem.

Es klopft an der Tür und ich rufe: „Herein!“

Sinem kommt mit einem Mädchen herein, ich schätze sie auf 14 Jahre. „Luce das ist Mary.“, sagt sie zu mir, um kurz zu Mary zu schauen: „Richte du es dir schon einmal ein.“, und dann schaut sie wieder mich an: „Luce können wir kurz reden, ich habe brillante Nachricht für dich. Ich gehe mit ihr in ihr Büro und setze mich gegenüber von ihr. „Zwei ältere Leute nehmen regelmäßig Kinder auf. Das Älteste hat sich jetzt entschlossen auszuziehen und somit würde die Pflegeeltern wieder neue aufnehmen. Sie haben sich bei mir gemeldet und ich habe ihnen von dir erzählt.“, erklärt sie mir. Eine Pflegefamilie. Das ist eine sehr seltene Chance. Wirklich sehr selten. „Wann würde ich zu ihnen ziehen?“, erkunde ich mich. „Morgen.“, flüstert Sinem traurig. Auch ich bin traurig, denn Sinem war wie eine Mutter für mich und ist es immer noch für mich.

„Ja schon, aber ich werde dich vermissen!“, gestehe ich ihr. Sie lächelt mich ermutigend an: „Du kannst mich jederzeit besuchen und es geht jetzt um deine Zukunft. Wir können dir hier nicht viel bieten, aber diese Menschen verdienen nicht schlecht und aus allen Kindern ist etwas geworden. Estelle? Erinnerst du dich an sie? Sie wohnt auch dort.“

Es ist also beschlossene Sache. Morgen würde ich hier herauskommen. Jacky denkt vielleicht sie wäre gut dran, aber jetzt habe ich einmal verdammtes Glück.

Ich gehe zurück und puste in die Luft: „So da bin ich wieder.“ Doch nicht nur Mary ist da, sondern auch Zayn. Ich werde misstrauisch: „Hat Niall dich geschickt?“ „Nein, ich dachte ich könnte dich auch ohne Befehl besuchen.“ Mary schaut zwischen uns her, ich glaube sie hat registriert, dass er ein Star ist, sagt aber trotzdem: „Ich gehe mal lieber, wollte eh noch ins Bad.“ Somit ist sie weg. „Niall hat mir von den Zetteln erzählt.“, sagt er nach kurzem Schweigen. „Und jetzt?“ Er ist so anders. Oder bin ich es? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe mich nicht mehr. Ohne Jacky bin nicht mehr so taff wie vorher, ich bin eingeknickt. „Meinst du der Letzte Brief von dir war richtig?“, zögert er etwas mit seiner Frage. „Bist du gekommen um mir ins Gewissen zu reden? Mir Vorwürfe zu machen? Hat Jacky dich mir weggenommen? Findest du sie hübscher? Bin ich zu dumm?“, verletzt schaue ich ihn an. „Luce! Darum geht es jetzt gar nicht. Wer was und wie besser kann! Und das weißt du auch!!“, sagt er genervt. „ICH WEISS GAR NICHTS MEHR… gar nichts mehr.“, am Anfang brülle, doch am Ende flüstere ich. „Scheinst mich ja nicht mehr zu brauchen..“, er sieht entschlossen aus. Ich möchte ihn nicht aufhalten. Dann sage ich, damit er geht: „Fühlst dich ja sowieso besser als ich. Du der große Star und ich das Ghettokind.“, er ist halb aus der Tür heraus und ich ergänze noch: „Morgen bin ich eh weg!!“ Er dreht sich nicht um, sieht kein einziges Mal zurück.

Mary kommt rein und sieht anscheinend die Tränen auf meinem Gesicht. Leise setzt sie sich zu mir. „Du hast etwas Besseres verdient.“, sie legt ihren Kopf auf meine Schulter und es ist beruhigend. „Du ich hab eine Frage..“, flüstert sie dann und ich ahne schon. „Du willst sicher wissen, wer das Mädchen auf den Bildern ist, stimmt es?“, grinse ich. Sie nickt schüchtern. „Das ist meine Zwillingsschwester Jacky. Sie hat vor dir auf deinem Bett geschlafen, doch sie hat mich verlassen, wegen eines Streites. Ja sie hat mich hier hängen lassen.“

Nach kurzem schweigen, sage ich ihr dann: „Ich ziehe morgen in eine Pflegefamilie, aber sobald ein Platz in dieser frei ist, sage ich Sinem, sie soll dich dort hinschicken. Spätestens wenn ich weg bin, sollst du meinen Platz bekommen.“ Dankend schaut sie mich. Sie ist so dünn, scheint so verletzt. „Wieso bist du hier? Möchtest du es mir erzählen?“, frage ich sie vorsichtig. „Mein Vater ist verstorben.. Krebs. Meine Mutter unauffindbar.“, fragend sieht sie mich danach an. „Ich bin jetzt 17 und bin mit 12 Jahren hierhergekommen.. zusammen mit meiner Schwester.. auf jeden Fall waren unsere Eltern grausam, überhaupt nicht, dass was man Eltern nennt.“

Dieses Mädchen ist so süß, ich werde sie jetzt schon vermissen und muss Sinem unbedingt überreden, sie hier heraus zu bekommen.

Was Jacky wohl macht? Egal. Ich bin hier bald raus. Habe jetzt zwar niemanden mehr, außer vielleicht Kiana. Und vielleicht sogar Estelle. Aber Zayn hat mein Herz endgültig in zwei gebrochen. Hat er das beabsichtigt?

 

Jacky:

 

„Aber du kommst heute vorbei, oder?“ fragt Lya mich zum gefühlten hundertsten Mal, als wir in der Cafeteria sitzen. Ich nicke grinsend. Dieses Mädchen redet wie ein Wasserfall.

„Ich habe absolut keine Lust auf Theater gleich. Am Liebsten würde ich einfach gehen.“ Seufzt sie und stochert in ihrem Essen herum. „Warum tust du es denn nicht? Als würde sich einer der Lehrer hier dafür interessieren, dass wir anwesend sind.“ Sage ich lachend und Lya sieht mich entsetzt an. Sie ist einfach zu lieb. Ich habe schon öfter den Unterricht geschwänzt, da es zum Teil wirklich unnötig war, anwesend zu sein. Den Stoff verstehe ich immer ziemlich schnell, so dass es dementsprechend schnell langweilig wird. Das Gute ist nur, dass es den Lehrern meistens nicht auffällt, oder es ihnen wirklich egal ist. Lya hingegen ist immer da. Sie würde sich nicht trauen zu schwänzen und das ist ehrlich gesagt auch besser so. „Ich geh doch nicht einfach Jacky!“ lachend verdrehe ich die Augen. „Sooo schlimm ist das nun auch wieder nicht.“ . Auf einmal fängt Lya an zu Grinsen und deutet mit dem Finger hinter mich. Verwirrt drehe ich mich um und kann mir ein Lachen nicht verkneifen, als Niall, gefolgt von sehr sehr seehr vielen Mädchen auf uns zu kommt. Er sieht zwischen den ganzen Mädchen schon fast etwas hilflos aus. „Ich denke da braucht jemand Hilfe.“ Sagt Lya lachend. „Na dann.“ Ich lege meine Tasche auf die Bank und stehe auf. Ich gehe zu dem großen Haufen und bleibe davor stehen. So komme ich nie zu ihm. Können die sich nicht einfach im Internet selber ein Bild mit Niall zusammenschneiden? „So, jetzt alle mal herhören. Ihr lasst Niall jetzt bitte etwas Platz zum Atmen und verschwindet, sonst sorge ich dafür, dass ihr euch hier weg bewegt, und glaubt mir, ihr wollt nicht wissen, wie!“ Rufe ich etwas lauter, so dass alle in dem Haufen mich hören können. Die Mädchen drehe sich zu mir um und sehen mich hasserfüllt an, bevor sie langsam ausschweifen. Niall kommt zu mir und umarmt mich lachend. „Gut gemacht! Ich glaube ich angergiere dich als Bodyguard!“ „Danke Niall, dass möchte wirklich jedes Mädchen gerne hören.“ Grinse ich, bevor ich mich wieder zu Lya an den Platz setze. „So meinte ich das doch gar nicht.“ Ich schüttel grinsend den Kopf. „Was verschlägt dich eigentlich hier her?“ fragt Lya und grinst ihn an. Ich muss lachen, als ich zu Niall sehe. Er sieht etwas verängstigt von Lya aus. Das sind anfangs viele, weil sie so aufgedreht und immer gut gelaunt ist, aber das legt sich meist schnell wieder.

„Ich wollte dich mal besuchen und fragen ob wir was machen, falls du schon frei hast.“ Sagt er und lächelt.

„Also eigentlich wollte ich später zu Lya.“ Ich sehe ihn entschuldigend an. „Ach macht doch nichts, wir können uns auch später treffen!“ sagt sie sofort. „Nein Lya, wir haben gesagt wir treffen uns heute, dann wird das nicht verschoben!“ Lya nickt lächelnd. „Aber jetzt könnten wir was machen, ich habe jetzt frei.“ Sage ich grinsend und Lya schüttelt lachend den Kopf. Das ich jetzt Theater schwänzen werde lasse ich einfach mal aus, das muss Niall ja nicht unbedingt wissen.

„In Ordnung.“ Lächelnd steht er auf und hält mir die Hand hin. Ich ergreife sie und er zieht mich hoch. „Bis später Lya.“ Ich umarme sie noch, bevor Niall und ich schnell verschwinden, nicht dass hier irgendwo wieder irgendwelche Mädchen lauern. „Ach Niall, was hat Luce eigentlich zu dem Brief gesagt?“ Er zögert kurz, bevor er antwortet, wobei er mir, untypisch für sich, nicht in die Augen sieht. Niall sieht einem eigentlich immer in die Augen. „Nein, sie hat gar nichts gesagt. Und einen Antwortbrief wollte sie auch nicht schreiben.“ Ich sehe ihn enttäuscht an. Ich muss aber einfach wissen, was Luce darüber denkt! „Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir ins Heim fahren? Dann könnte ich mal mit Sinem darüber reden und eventuell warten, dass Luce nach Hause kommt.“

Er nickt, sieht dabei allerdings etwas enttäuscht aus. „Was ist los?“ frage ich ihn im Auto. „Ach gar nichts.“ Dann erscheint wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. „Ich finde es übrigens sehr gut, dass du in den letzten Tagen wieder etwas...nun ja…mehr du selbst geworden bist.“ Mehr ich selbst? Das hört sich an, als wäre ich sonst schrecklich. „Ja, ich weiß auch nicht, wenn ich bei meinen Freunden bin, dann geht’s mir eigentlich momentan ganz gut, nur gerade wenn ich alleine bin vermisse ich Luce so sehr.“ Niall nickt nur verständnisvoll. „Hast du mich gerade zu deinen Freunden gezählt?“ fragt er dann grinsend. „Ja, es sei denn, dir ist Fremder lieber.“ Antworte ich lachend. „Nein, ich bin zufrieden mit Freunde, aber alles lässt sich steigern.“ Sagt er und zwinkert mir zu. Ich merke wie sich meine Wangen erhitzen und gucke auf dem Fenster.

Dann sind wir auch schon da, da das Heim wirklich nicht sehr weit entfernt ist. „Kommst du mit rein?“ frage ich und er nickt. Im Heim zieht Sinem mich direkt in eine Umarmung. „Das ist aber schön, dass du uns Besuchen kommst Jacky, wir vermissen dich schon.“ Sagt sie fröhlich. „Ich euch auch. Im Heim war es so viel schöner.“ 

„Wo wohnst du denn jetzt eigentlich?“ fragt Sinem, als sie Tee für uns alle macht. Was soll ich ihr denn jetzt sagen? Die Wahrheit wäre keine sonderlich gute Idee. Ich sehe Hilfe suchend zu Niall. Vielleicht hat er ja eine Idee. „Jacky? Bekomme ich heute noch eine Antwort?“ fragt sie lachend. „Sie wohnt bei mir.“ Sagt Niall schnell. Ich lächel ihn dankend an. Wie so oft in letzter Zeit ist Niall meine Rettung.

„Sinem ich hätte eine Frage an dich. Wie hat Luce darauf reagiert, dass ich weg bin?“ frage ich vorsichtig und sehe wie sich ihre Miene verfinstert. „Nun ja, nicht gut. Aber das war dir ja von vorne rein klar.“ In ihrem Blick liegt Mitleid. Mitleid ist nie gut. „Glaubst du sie spricht mit mir, wenn sie nach Hause kommt?“ frage ich hoffnungsvoll. Ich muss mit Luce sprechen. „Ach Jacky das tut mir Leid. Luce wohnt mittlerweile in einer Pflegefamilie. Sie hatte wirklich großes Glück.“ Ich sehe überrascht zu Niall. „Das ist ja großartig! Wo wohnt sie, dann fahren wir zu  ihr!“ Sinem sieht mich entschuldigend an und ich habe das Gefühl, dass mich jetzt nichts Gutes erwartet. „Ich darf es dir nicht sagen Jacky, tut mir furchtbar leid, aber ich komme sonst in Teufels Küche!“ Jetzt wandelt sich mein Blick eher in Schock um. In der Schule habe ich Luce heute auch nicht gesehen. Nicht dass sie weiter weg gezogen ist. Ich muss zu Lya und fragen ob sie in Theater war. Oh Gott, werde ich Luce jetzt nie wieder sehen? Werden wir für immer getrennt sein? Warum?

Kapitel 10

Luce:

 

Mein Sonntag bei meiner neuen Familie war zwar ungewohnt, aber ich fühle mich wohl. Estelle hat sich richtig gefreut, als sie mich gesehen hat.

Heute Morgen musste ich noch etwas mit meinen Pflegeeltern erledigen, deshalb musste ich erst zur Mittagspause hin und habe, wie alle anderen, Niall und Jackys Auftritt mitbekommen. „Scheint ihr ja prächtig zu gehen.“, schnauft Kiana neben mir. Hat Niall ihr den Brief schon gegeben? Ich denke mal schon, aber es macht ihr wohl gar nichts aus. Eigentlich wollte ich ihr erzählen, dass ich eine Pflegefamilie gefunden habe, aber jetzt nicht mehr. Außerdem dampft sie einige Minuten später schon mit Niall ab. Nach einigen Minuten kommt Lya zu uns: „Luce laufen wir zusammen zu Theater?“ Und ich nicke lächelnd.

Während wir zum Theatersaal laufen, reden wir nicht über Jacky und mich, sondern über belanglose Themen. Nach Theater habe ich sogar schon Schule aus, es war echt unnötig zu kommen, aber ich möchte mich echt benehmen.

Vor dem Schulhaus treffe ich mich mit Estelle, da ich noch gar nicht wirklich weiß, wie ich zu dem Haus meiner Pflegefamilie komme. „Das ist so cool! Wir können zusammen nach Hause laufen, zusammen lernen und weiteres.“, sagt dann Estelle und ich lache. Es erinnert mich an Jacky und mich.. Wir haben zusammen gelernt, sind oft zusammen gelaufen und weiteres. Nach einer kurzen Busfahrt sind wir dann schon da. Gut, das kann ich mir merken.

Schnell bringe ich meine Sachen in mein Zimmer, welches wirklich schön ist. Dann laufe ich wieder runter in das Esszimmer, da es Mittagessen gibt. Nadja meine Pflegemutter kocht für uns und überhaupt ist sie so, wie ich mir meine Mutter immer vorgestellt habe. Wir sind insgesamt sechs Kinder, also ein Acht-Personen Haushalt.

Nach dem Essen gehe ich wieder in mein Zimmer, da ich einfach Ruhe für mich brauche und das wird hier auch akzeptiert. Ich habe keine Ahnung, ob man hier über meine Vergangenheit Bescheid weiß, aber ich denke, dass mindestens meine Pflegeeltern es von Sinem erzählt bekommen haben. Ich schaue die zwei Kartons an, die noch ausgepackt werden müssen. In dem einen sind meine Klamotten und in dem anderen meine Klamotten und die wenigen Fotos.

Ich hänge sie an meine Wand, auch das Familienfoto. Als ich es an die Wand gehängt habe, klopft es an der Tür und ich öffne sie, da ich eh daneben stehe. Nadja kommt herein. „Ich will nicht stören, darf ich hereinkommen?“, fragt sie und ich nicke, aufgeregt beseitige ich etwas die Unordnung. „Lass die Unordnung ruhig, ich bin das von meiner Tochter gewohnt.“, sagt sie dann. „Was macht sie? Also beruflich?“, frage ich neugierig. „Sie wollte immer Anwältin werden, jedoch ist bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen.“, erzählt sie mir dann ganz offen.

Mir bleibt die Luft weg, aber ein ‚Tut mir Leid‘ lasse ich sein, denn Mitleid braucht ein Mensch nicht, bei einer solchen Situation, da habe ich ähnliche Erfahrung.

„Deine Leiterin hat es mir nicht erzählt, sie erzählt es uns nie, wie eure Vergangenheit aussieht. Ich hoffe es geht dir nicht zu schnell, aber ich möchte dich verstehen, weißt du. Du erinnerst mich sehr an meine Tochter, als sie in deinem Alter war.“, erzählt sie und ich nicke. Sie fühlt sich vertraut an. „Meine Zwillingschwester und ich…“, ich zeige auf eines der Bilder und fahre dann fort: „… sind mit 12 ins Heim gekommen, als man bemerkte, was uns angetan wurde. Unsere Eltern waren nicht das, was man sich als Eltern vorstellt. Sie haben kein gutes Haar an uns gelassen, geschlagen und wir hatten nur ein kleines Zimmer im Keller zu zweit. Nachts hatten wir Angst, dass sie hereinkommen. In einer Nacht hat meine Schwester irgendetwas erlebt, nicht nur in dieser, aber in dieser Nacht war es besonders schlimm. Er wollte immer sie, wenn sie nicht wollte, hat er gedroht mich mitzunehmen. Jedoch habe ich keine Ahnung, was in dieser Nacht passiert ist. Wir waren gerade mal elf Jahre, ich hatte in dieser Nacht Angst, einfach nur Angst. Still und leise habe ich dagelegen, bis sie wieder da war und ich wusste irgendetwas würde ab jetzt anders an ihr sein. Sie hat mich immer beschützt und ich fühle mich ohne sie auch einfach schutzlos.“, erzähle ich ihr die Geschichte. „Wo ist sie?“, fragt Nadja dann. Eine Träne rollt mir über das Gesicht: „Wir haben uns gestritten. Sie ist der Meinung, dass alle immer nur mich mögen würden, da ich offener und zugänglicher bin als sie. Auch meint sie ich wäre die Hübschere, aber wenn du sie einmal sehen würdest, Nadja, dann… Sie wirkt so taff und sie hat mir immer Kraft gegeben. Aber eines Tages bin ich mit einem Freund von mir, mit dem ich mich am Samstag zerstritten habe, nach Hause gegangen, er hatte mich von der Schule abgeholt. Ich kam nach Hause und sie war weg, sie hat mich zurückgelassen. Manchmal sehe ich sie in der Schule noch, aber ich traue mich nicht, sie anzusprechen und ich bin zu stur, um den ersten Schritt zu machen. Außerdem hat sie mich unglaublich verletzt. Sie hat mir in dieser einen Nacht, in der sich alles verändert hat, geschworen, dass sie mich niemals allein lässt. Ich habe mich daran festgehalten, wegen diesem Schwur gelebt. Für die Zukunft habe ich keine Pläne, keine Idee, was ich machen könnte. Kein Traumberuf. Manchmal wird mir klar, dass ich nur wegen ihr lebe, weil ich weiß, dass sie ohne mich leben könnte. Auch wenn wir jetzt nicht mehr miteinander reden, wir sind verbunden, ganz tief im Inneren, wenn ich ein paar Steine zur Seite räume, kann ich es spüren. Jedoch hat sie mich verletzt, ich könnte sie niemals alleine lassen und der Schule ist sie häufig am Lachen. Wir haben einige Briefe ausgetauscht und es scheint ihr alles nichts auszumachen. Deshalb bin ich froh hier sein zu dürfen, ich bin dir wirklich sehr dankbar. Hier fühle ich mich nicht mehr ganz allein, da ich im Heim immer auf das Bett meiner Schwester gestarrt habe. Nachts habe ich keine Ruhe mehr gefunden, aber hier geht es mir besser. Ich bin dankbar für mein eigenes Reich, einfach froh darüber, nicht mehr so oft an sie denken zu müssen und an sie erinnert zu werden. Das Wort ‚Danke‘ reicht aber auch nicht, um auszudrücken, wie dankbar ich euch bin. Und ich weiß, dass was ihr mir gebt, werde ich euch niemals wieder zurückgeben können.“

 

Jacky:

 

Ich schlage die Autotür auf und renne zu Lyas Haustür. Niall hält mich am Handgelenk fest. „Beruhig dich doch mal! Ich bin sicher, dass Luce nicht allzu weit weg ist, aber wenn du jetzt völlig durchdrehst bringt das keinem was!“ redet er auf mich ein. „Bitte lass mich los, ich muss Lya fragen!“ Er schüttelt den Kopf und hält weiter mein Handgelenk fest. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, dass nicht alleine über die Straße gehen darf. Langsam gehen wir zur Tür. Als ich klingel macht Lya auf. „War Luce heute in der Schule?“ frage ich sofort. „Hallo Jacky, hab dich auch furchtbar lieb, wollt ihr vielleicht reinkommen?“ fragt sie grinsend. Ich verdrehe die Augen und schleife Niall hinter mir ins Haus. „War sie, oder war sie nicht?“ frage ich wieder. „Möchtet ihr etwas trinken?“ fragt sie immer noch grinsend an Niall gewandt. „Lya bitte beantworte einfach meine Frage!“ versuche ich es wieder. „Ja, zwei Cola bitte.“ Sagt Niall lächelnd zu Lya, welche in die Küche geht. „Was soll das Niall? Ich will Luce finden!“ sage ich aufgebracht, als Lya weg ist. „Nein Jacky! DU beruhigst dich jetzt! Wir können sie auch noch morgen suchen, aber du drehst komplett durch, fällt dir das nicht auf? Wenn du sie jetzt findest endet das eh nicht gut! Du schläfst heute Abend bei uns im Haus und wir denken darüber nach, ob du irgendeine Pflegefamilie kennst, die in Frage kommen würde. Morgen hast du Schulfrei, weil ein Feiertag ist, dann fahre ich mit dir los und suche sie!“ Seufzend gehe ich in die Küche und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Lya stellt uns beiden eine Cola hin und nimmt dann gegenüber von Niall und mir Platz.

„Was ist denn überhaupt los?“ fragt Lya dann und sieht jetzt schon etwas besorgter aus. Mit Stress und Druck kam Lya noch nie klar.

„Luce ist in einer Pflegefamilie. Ich muss einfach wissen wo sie ist. Ich muss mit ihr sprechen. Aber was ist, wenn sie jetzt am anderen Ende Englands lebt?“ erkläre ich ihr und halte die Träne zurück, die bereits droht meine Wange runterzulaufen. „Keine Angst Jacky. Luce war in Theater. Das heißt, so weit wird sie schon nicht weg sein.“ Sagt sie lächelnd und nimmt meine Hand. Ich sehe sie dankbar an. Lya gibt mir so oft Halt. „Siehst du Jacky, alles wird gut. Wir finden Luce schon.“ Sagt Niall und ich glaube ihm. Wir werden sie bestimmt finden. „Niall hat Recht. Ich kann euch helfen, wenn du möchtest!“ bietet Lya an und ich schüttel lächelnd den Kopf. „Nein danke Lya. Das ist zwar unheimlich lieb von dir, aber du fliegst an Feiertagen doch mit deiner Mum immer nach Italien zu deiner Verwandtschaft!“ Sie nickt und drückt meine Hand. „Ja, aber die können auch mal auf mich verzichten, wenn meine besten Freunde mich brauchen!“ sagt sie lächelnd. „Nein, ich stehe dir nicht im Weg, du fliegst schön mit!“ „Wie du willst. Aber ich kann es verstehen, wenn du jetzt gleich lieber mit zu Niall fährst um schon einmal zu überlegen wo sie ist. Mach dir darum schon mal keine Sorgen, wir treffen uns wann anders!“ Ich stehe auf und umarme sich. „Danke für alles Lya!“  flüster ich. „Bitte. Aber versprich mir, dass du nicht mehr in der Tanzhalle schläfst!“ sagt sie lachend. „Du wusstest das?“ Ich sehe sie überrascht an. „Natürlich Jacky! Du hinterlässt jeden Tag eine andere CD im Player und ich hab dich schon ein paar Mal vor der Tür gesehen, aber ich wusste, dass du ablehnst, wenn ich dich frage ob du zu mir möchtest.“ Lachend hau ich ihr auf die Schulter. „Du bist mies.“ Niall schüttelt grinsend den Kopf. „Hab dich lieb Lya!“ sage ich und umarme sie noch einmal. „Ich dich auch Jacky! Und jetzt ab mit euch, ihr müsst morgen Luce finden!“ sie scheucht uns förmlich nach draußen. Am Auto winken wir ihr noch einmal, bevor wir einsteigen und zu Niall fahren.

„Lya ist echt eine tolle Freundin! Etwas gruselig manchmal, aber toll!“ sagt Niall lächelnd und ich nicke. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie macht mir das etwas aus, dass Niall Lya, so toll findet. Ich meine, jeder mag Lya, aber es enttäuscht ein bisschen. Was ist nur los mit mir.

Als wir da sind gehen wir rein und ich gehe sofort nach oben in das Extra Apartment. Ich setze mich auf das Sofa und atme tief durch. Wie soll ich mich bitte beruhigen? Ich habe keine Ahnung wo meine Schwester ist!

Die Tür öffnet sich und kurz darauf steht Harry im Zimmer. „Jacky? Was machst du hier?“ fragt er verwirrt. „Niall hat mir angeboten heute hier zu schlafen, und was machst du hier?“ er setzt sich grinsen neben mich. „Nun ja, ich wohne hier.“

„Oh Sorry, stimmt.“ Sage ich schnell und lächel ihn entschuldigend an. „Also ich freue mich wirklich, wirklich, dass du da bist, und ich will nicht unhöflich sein, aber meine Mum und meine Schwester kommen gleich.“ Ich stehe auf und werde etwas rot. Das ist jetzt echt peinlich. „Du kannst natürlich gerne bei mir schlafen!“ sagt er grinsend und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. Dieser Kerl grinst mir zu viel. „Nein Hazza, sie schläft bei mir.“ Harry und ich drehen uns um, und sehen Niall im Türrahmen stehen. „Also eigentlich Niall, kann ich auch für mich selber entscheiden, du brauchst mir nichts befehlen!“ sage ich leicht schroff. Befehle sind etwas, dass ich gar nicht ab kann!

„Tut mir Leid.“ Sagt er und dreht sich um, bevor er runter geht. „Ich glaube er meinte es nicht so Jacky. Er hat nur Angst, dass zwischen uns was laufen könnte.“ Harry lächelt mich an. „Ja, aber trotzdem muss man mir nichts befehlen. Ich bin alt genug alleine zu entscheiden. Natürlich hätte ich mich für Niall entschieden, nichts gegen dich Harry, aber mit Befehlen kann ich nicht umgehen.“ Harry steht auf einmal grinsend neben mir. „Mir war schon klar, dass du dich für Niall entscheidest Süße. Aber falls du es dir anders überlegst, mein Zimmer ist direkt neben Nialls.“ Er zwinkert mir zu und geht. Ich schüttel grinsend den Kopf und sehe ihm hinterher. Harry ist schon komisch manchmal. Ich gehe runter und mir fällt auf, dass ich mich kein bisschen auskenne. Ich folge dem Flur und bin kurz darauf im Wohnzimmer, wo auch Zayn auf dem Sofa sitzt. „Hey Jacky, was machst du hier?“ fragt er genauso verwirrt, wie Harry eben. Ich bin jetzt mal so dreist und setze mich neben ihn. „Ich schlafe heute hier.“ Sage ich lächelnd und der nickt. „Weißt du, wie es Luce geht?“ fragt er vorsichtig und ich schüttel den Kopf. „Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass du etwas weißt.“ Auch er schüttelt den Kopf und sieht auf seine Hände. „Nein, ich habe ziemlichen Mist gebaut glaube ich. Wir haben uns gestritten. Sie ist aber auch stur.“ Sagt er und schüttelt den Kopf. „Sie ist ja auch meine Schwester.“ Zayn lacht kurz. „Das erklärt einiges.“ „Warum habt ihr euch gestritten, wenn ich fragen darf?“ er zögert kurz und sieht mich dann etwas traurig an. „Nun ja, ich hatte mich eine Zeit nicht mehr bei ihr gemeldet. Ich hatte Angst. Luce ist echt toll, und ich hatte Angst, dass sie sich von mir bedrängt fühlt, oder dass ich etwas falsch mache. Ich bin auch nicht gut darin, Menschen zu trösten oder so. Wirklich nicht. Aber als Niall mir eure Zettel gezeigt hat, fand ich, dass es zu weit ging. Ihr seid Schwestern. Ihr dürft euch nicht so streiten! Ihr habt nur noch euch! Aber Luce hat rumgeschrien und ich muss zugeben, dass auch ich ziemlich stolz bin und dann bin ich gegangen. Ich lasse mich nicht gerne anschreien. Aber wenn ich es rückgängig machen könnte wäre ich bei ihr geblieben. Hätte sie umarmt. Ich glaube das war eine Art Hilfeschrei, ich habe es nur nicht erkannt. Ich muss mit Luce reden, aber ich weiß nicht wie.“ Ich umarme ihn. Und er lächelt mich dankend an. „Das mit dem Reden wird sowieso nicht so leicht Zayn.“ Sage ich und er sieht mich verständnislos an. „Was meinst du damit?“ fragt er direkt. „Sie ist in einer Pflegefamilie, aber ich habe keine Ahnung, wo diese ist.“ Erkläre ich ihm und kann dabei nicht verhindern, dass ich verzweifelt wirke. Dieses mal ist Zayn es, der mich umarmt. „Mach dir keine Sorgen Jacky, wir finden sie. Und ich helfe euch!“ Ich sehe ihn überrascht an. „Du hilfst uns?“ Er nickt sofort. „Natürlich, ich mache mir auch Sorgen um Luce! Ich muss mit ihr reden und das alles wieder grade biegen! Ich muss doch für sie da sein!“ Ich umarme ihn wieder. „Danke Zayn!“ Er nickt nur. „Wo schläfst du heute eigentlich?“ fragt er verwirrt. „Bei Niall, wenn er mich noch nimmt. Ansonsten bleibt mir nur Harry übrig.“ Sage ich grinsend. „Glaub mir, egal was du gesagt hast, Niall würde nicht zulassen, dass du bei Harry schläfst.“ Sagt er lachend. „Ich sollte mich auch mal entschuldigen. Wo ist Niall?“ frage ich ihn. „Wahrscheinlich in seinem Zimmer. Das erste im zweiten Stock. Die Treppe in der Küche führt zu unseren Zimmern.“ Er deutet auf eine Tür und ich stehe auf. „Danke Zayn, bis morgen!“ er nickt lächelnd.

Ich gehe den Weg, den Zayn mir erklärte und stehe kurz danach vor einer Tür. Langsam öffne ich die Tür und stecke den Kopf herein. „Niall? Darf ich rein kommen?“ frage ich leise. Er liegt auf dem Bett und tippt auf seinem Handy rum. Ohne den Blick zu heben nickt er. Ich betrete das Zimmer, schließe die Tür hinter mir und setze mich auf den Sessel, der in seinem Zimmer steht. „Es tut mir Leid, dass ich dich eben so angezickt habe.“ Entschuldige ich mich. Er legt sein Handy zur Seite und setzt sich auf. „Ach Quatsch, du hattest Recht, ich hätte dich fragen sollen, ich meine es ist ja deine Sache, wenn du bei Harry schlafen möchtest. Du kannst ja auch bei Liam, Louis oder Zayn schlafen.“ Sagt er und lächelt leicht. Ich stehe auf und setze mich neben ihn aufs Bett. „Ich würde aber gerne hier schlafen, wenn es in Ordnung für dich ist.“ Sage ich lächelnd und Niall fängt an zu grinsen. „Natürlich. Ich hole dir dann noch eine Decke und schlafe auf dem Sofa.“ Ich schüttel lachend den Kopf. „Warum? Dein Bett ist riesig!“ Er zuckt mit den Schultern. „Wäre das denn in Ordnung für dich, wenn wir beide hier schlafen?“ ich nicke und Niall geht grinsend Richtung Tür. „Ich geh dann noch eine Decke holen.“ Ich nicke und gehe in das angrenzende Bad um mich umzuziehen. Zum Glück hatte ich noch Sachen von gestern hier. Als ich fertig bin lege ich mich in sein Bett und Kuschel mich in die Decke, die noch hier liegt. Sie riecht nach Niall.

Als die Zimmer Tür sich öffnet tue ich so, als würde ich bereits schlafen, das ist immer sehr interessant. Das habe ich auch im Heim schon oft gemacht. Dann sieht man, was andere Menschen machen, wenn sie denken, du schläfst. „Schläfst du schon?“ fragt Niall leise. Als ich ihm nicht antworte legt er sich neben mich. Im nächsten Moment spüre ich, wie sich ein Arm um meine Taille legt. „Gute Nacht Jacky.“ Höre ich ganz leise. Ich spüre seinen heißen, regelmäßigen Atem an meinem Nacken, woraus ich schließe, dass er schläft. Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon wach liege. Zu viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Vorallem aber Luce. Werden wir sie morgen finden? Wird sie mit mir sprechen wollen? Bestimmt rennt sie weg und hasst mich. Wird nie wieder ein Wort mit mir sprechen wollen. Ich könnte es nachvollziehen.

Dann ist da aber noch Niall. Ich fühle mich unheimlich wohl in seinen Armen. Beschützt. Ich fühle Dinge, die ich all die Jahre nicht fühlte. Von denen ich dachte, cih sei nicht mehr in der Lage sie jemals zu fühlen. Aber gleichzeitig macht es mich tierisch verrückt. Ich fühle mich bedräng, eingeengt und unwohl. Wohl und unwohl zu gleich. Ich weiß nicht, welches Gefühl überwiegt.

Nach einer ganzen weiteren Weile schlafe aber auch ich langsam ein.

 

„Aufstehen ihr zwei, wir suchen jetzt Luce!“ Höre ich Zayns Stimme. Im nächsten Moment werden die Vorhänge bei Seite gezogen, so dass Licht in das Zimmer strömen kann. Normalerweise würde ich mich gegen das aufstehen wehren, aber ich muss Luce finden. Als Niall merkt wie ich aufstehen will zieht er seinen Arm zu sich und wird  etwas rot. Er sieht echt niedlich aus. Ich lächel ihn an. „Kommst du?“ Er nickt. Schnell gehe ich ins Bad und mache mich in Rekordzeit fertig. Kurz darauf sitzen Zayn, Niall und ich im Auto. Luce hatte Recht. Essen wird überbewertet. Zumindest in dieser Situation. „Wo fahren wir als erstes hin?“ fragt Zayn, welcher am Steuer sitzt. „Ins Heim. Ich versuche es noch einmal bei Sinem.“ Sage ich und Zayn tritt auf das Gaspedal. Er fährt wesentlich schneller als Niall, weshalb wir nicht lange brauchen, bis wir da sind. Ich steige aus und sehe die Jungs, die neben mir stehen verwirrt an. „kommt ihr mit rein?“ frage ich. Beide nicken. „Ich will genauso wissen, wo Luce ist, wie du!“ sagt Zayn. „Und irgendwer muss auf euch aufpassen, bevor ihr das alles auseinander nehmt.“ Sagt Niall lachend.

Sinem sieht uns überrascht an, als sie uns sieht. „Da bist du ja wieder Jacky. Freut mich.“ Sie umarmt mich herzlich. „Sinem, ich habe keine Zeit zu reden. Du musst mir einfach sagen wo Luce ist!“ sage ich sofort. „Ich kann nicht Jacky!“ Sie sieht mich entschuldigend an. „Ich will mich ja wirklich nicht einmischen, aber es ist sehr wichtig für uns alle zu wissen, wo sie ist. Und außerdem ist Jacky der Rest ihrer Familie. Wollen sie dafür verantwortlich sein, dass die beiden nie wieder mit einander reden?“ fragt Zayn. Mich wundert es, wie überzeugend Zayn sein kann. Sinem sieht und etwas gequält an. „Bitte Sinem! BITTE!“ Sie lässt sich auf den Stuhl fallen. „Na gut. Ich hoffe du weißt, dass ich meinen Job dadurch verlieren kann Jacky!“  Ich nicke und sehe sie dankbar an. Falls es Schwierigkeiten geben sollte erzähle ich dem Jugendamt, ich wäre in das Heim eingebrochen und habe in Luces Akte gesehen. Sinem schreibt eine Adresse auf einen Zettel und gibt ihn mir, bevor sie mich umarmt. „Bitte Jacky, aber tut nichts, was ihr bereuen werdet!“ Ich nicke und wir drei gehen nach draußen. Ich sehe Zayn und Niall an, dass sie genauso froh darüber sind wie ich. Zayn gibt die Adresse in sein Navi ein und kurz darauf stehen wir vor dem Haus. Alle drei. Vor der Tür.

„Wer klingelt?“ fragt Niall. „Ich klingel nicht. Was ist, wenn sie mich nicht sehen will?“ frage ich und Niall schließt mich in seine Arme. „Das wird nicht passieren Jacky! Sie ist deine Schwester! Aber wenn du willst, dann klingel ich.“ Ich nicke und nehme seine Hand. Ich brauche jetzt einfach halt. Ich habe zu große Angst vor ihrer Reaktion. „Zayn, klingelst du, oder soll ich?“ fragt Niall. „Mach du.“ Niall nickt und tritt einen Schritt vor, allerdings ohne meine Hand loszulassen. Die Klingel schallt in meinem Ohr noch nach. Ich glaube noch nie hatte ich solche Angst zurück gewiesen zu werden!

 

Kapitel 11

Luce:

 

Es ist Dienstag und ein Feiertag, ich hatte ihn total vergessen. Obwohl es noch früh ist bin ich wach und sitze auf meinem Bett. Das Gespräch mit Nadja gestern hat mir echt gut getan, ich hätte schon länger mit jemandem reden sollen, da mein Herz sich jetzt leichter anfühlt. „Luce, du hast Besuch!“, höre ich die Stimme von Nadja und poltere die Treppe runter. Wer außer Kiana sollte mich besuchen? Vielleicht Sinem noch, aber sonst?

Als ich an der Tür ankomme, erschrecke ich mich total und stolpere aus diesem Grund einen Schritt zurück. Als erstes sehe ich in Jackys Gesicht, welche mich unsicher anschaut. Als nächstes in Zayns, welcher mich reuevoll ansieht und zuletzt Niall, welche Miene ich gar nicht deuten kann. „Ähhh…“, stottere ich dann. „Magst du ihnen nicht dein Zimmer zeigen?“, hilft mir Nadja auf die Sprünge und ich lächele sie dankbar an. Sie versteht wir schwer es mir ist mich ihnen gegenüberstellen, aber ich frage mich, was sie hier wollen. „Dann folgt mir.“, meine Stimme zittert und hört sich zerbrechlich an und dafür verfluche ich mich, ich möchte stark klingen. Wir kommen in meinem Zimmer an: „Ja das ist mein eigenes Reich hier.“ Jacky staunt, ein Blick von Neid erscheint in ihren Augen. Ja dieses Zimmer ist schön, wie ein kleiner Traum würde ich sagen – für Menschen, wie Jacky und mich zumindest.

Zayn starrt unsicher und nervös die Bilder an der Wand an, während er sich auf die Unterlippe beißt – und diese kleine Geste macht mich verrückt. Wie gerne würde ich ihm jetzt sagen, wie Leid es mir tut. Wie stur ich war, da ich ihn nicht für mich beanspruchen kann – er ist nicht mein Eigentum, wird es womöglich auch nie sein. „Also was sucht ihr hier?“, frage ich den geradeaus, da ich die Stille einfach nicht aushalten kann. „Sinem hat mir erzählt, dass du eine Pflegefamilie gefunden hast und ich wollte wissen, ob es dir gut geht.“, sagt sie dann. „Sinem hat sie euch doch gegeben..“, murmele ich etwas zu laut. Sofort liegen drei Augenpaare auf mir und Jacky fragt dann: „Wie bitte?“ „Ich habe Sinem gesagt sie soll euch meine Adresse nicht geben, da ich euch nicht mit meiner Existenz, meinen Sorgen und Geschichten belasten und nerven will.“, gestehe ich dann. Sinem hätte keinen Ärger bekommen, sie hätte ihren Job nicht verloren. Wir hatten uns diese kleine Lüge ausgedacht, im Gegenzug sollte ich ihr Versprechen mich regelmäßig zu melden und mich in Mathe zu verbessern. „Spinnst du total?“, fährt es aus Zayn heraus: „Wie kommt dir nur in den Sinn, du würdest uns mit  deiner Existenz und dem anderen Kram nerven und belasten?“ „Na ja… Ihr habt mich verlassen, okay Niall lasse ich da jetzt mal raus.“, meine Stimme klingt fest. „Kann ich kurz mit Luce alleine reden..?“, bittet Zayn dann. Niall und Jacky gehen raus und Zayn blickt mir in die Augen. „Es tut mir Leid.“, kommt es gleichzeitig aus uns beiden heraus, woraufhin müssen wir beide Lachen. Dann kommt er zu mir und nimmt mich in den Arm – auch wenn es nicht lange war, hat er mir trotzdem unglaublich gefehlt. „Ich hätte dir keine Vorwürfe machen dürfen, ich meine, du bist ja nicht mein Eigentum, sondern ein freier Mensch!“, meine Wangen fühlen sich warm und sind mit Sicherheit rot. „Und ich hätte dich nicht im Stich lassen dürfen!“, sagt er. Dicht steht er vor mir und ich spüre seinen Atem. Langsam kommt er mir näher und schlussendlich liegen seine Lippen auf meinem. Zwar ist es nur ein kurzer Moment, jedoch richtet er unglaublich in mir an. Auch seine Augen, welche mich jetzt anstrahlen, ich liebe sie und sie haben diesen verständnisvollen Blick in sich. „Auch wenn ich dich gerade echt nicht loswerden will..“, grinse ich: „Kannst du mir vielleicht Jacky reinschicken, damit ich eben mit ihr reden kann?“ Er nickt dann und ich habe keine Ahnung, was das mit uns jetzt ist. Sind wir zusammen? Oder nicht? Jacky kommt rein und Zayn bleibt vor der Tür. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, ich war stur, egoistisch und blind.“, gestehe ich dann, wie konnte ich nur all diese Dinge sagen. „Das waren wir beide.“, sagt sie dann und ich gehe auf sie zu. Ich bin froh sie wieder bei mir zu haben und nehme sie in den Arm. Endlich ist sie wieder da und das Loch in meinem Herzen gefüllt. Zwar wird etwas dauern bis unser Vertrauen wieder aufgebaut ist, aber das wird schon. Wer nicht wagt der nicht gewinnt. „Aber sag mal, wieso hat Zayn so gestrahlt, als er heraus kam?“, grinst Jacky mich und ich werde wieder einmal rot. „Na ja… wir haben uns geküsst.“, schlagartig bin ich rot und Jacky quietscht los. „Aber, aber ich weiß nicht, ob das mit uns was ist, wir haben nicht darüber geredet.“, stottere ich dann: „Und wehe dir, du sprichst ihn darauf an.“ „Beruhig dich Mädchen! Aber du kannst mir mal deine Pflegemutter vorstellen.“ Ich grinse, dann öffne ich die Türe und führe die drei in die Küche. Ich denke mal, dass sie Frühstück macht. Jackys Hand haltend betrete ich die Küche und Nadja strahlt: „Ausgesprochen?“ Ich nicke überglücklich. „Nadja das ist meine Schwester Jacky. Jacky das ist meine Pflegemutter.“, stelle ich die beiden einander vor. „Man sieht eure Ähnlichkeit, atemberaubend.“, Nadjas Augen glitzern und sie ist so nett, viel zu nett!

„Habt ihr denn Hunger?“, fragt Nadja und Jacky nickt, genauso wie Niall. Auch Zayn bejaht und ich nicke schlussendlich auch. „Und Luce? Möchtest du mir die Jungs vorstellen?“, fragt Nadja dann, als wir anfangen zu essen. Aus irgendeinem Grund ist niemand von den anderen Kindern da. „Ähm ja.. Das ist Niall und das ist Zayn..“, sage ich dann. „Ich bin ihr Freund.“, gibt dieser offen zu und ich verschlucke mich vor Überraschung an meinem Essen. Jacky greift sich neben mir theatralisch ans Herz: „Ist das nicht romantisch?“ Strafend sehe ich sie an und Zayn neben mir lacht. Na super. „Jacky wo wohnst du eigentlich?“, typisch Nadja, sie interessiert sich für jeden. Niall meldet sich mit vollem Mund zu Wort, bevor sie etwas einwenden kann: „Bei uns.“

 

Jacky:

 

Ich sehe überrascht zu Niall. Bei ihnen? Seit wann? Ich habe doch erst einmal bei ihnen geschlafen, und das auch nur, damit wir heute Morgen direkt los fahren können und nach Luce suchen. Auch Zayn und besonders Luce scheinen verwundert über Nialls Antwort. Doch keiner sagt etwas dazu. Ich besser auch erst mal nicht.

Nach dem Essen helfen wir Nadja noch das Geschirr abzuwaschen, bevor wir nach oben in Luces Zimmer gehen, doch vor der Tür hält Luce mich zurück. „Ihr könnt ruhig schon mal vorgehen.“ Sagt sie zu Zayn und Niall, die besagtes tun, dann sieht sie mich fast etwas enttäusch an. „Du hast die ganze Zeit über bei den Jungs gewohnt und ein wundervolles Leben geführt, während ich alleine im Heim saß und gelitten habe?“ fragt sie mich entsetzt, versucht allerdings ihre Lautstärke unter Kontrolle zu halten. „Nein habe ich nicht. Ich weiß doch auch nicht, warum Niall das gesagt hat. Ich habe letzte Nacht bei ihnen geschlafen, das war’s! Bitte Luce, ich will mich mit dir auch wirklich nicht wieder streiten, ich hab dich doch gerade erst zurückbekommen!“

„Du hast Recht, auf Streit habe ich in nächster Zeit auch keine Lust mehr.“ Sagt sie dann grinsend und in dem nächsten Moment liegen wir uns in den Armen. Ich habe sie echt vermisst und bin so unendlich froh, dass ich sie wiederhabe. „Wollen wir nicht reingehen? Du wirst bestimmt schon vermisst.“ Ich zwinkere ihr grinsend zu, weshalb sie mir auf den Arm schlägt. Ohja, ich habe es schon immer geliebt, Luce mit solchen Kleinigkeiten aufzuziehen. Aber sie weiß ja, dass es nur Spaß ist.

„Und jetzt?“ fragt Niall. Luce und Zayn haben es sich auf dem Bett bequem gemacht, während Niall und ich auf dem Boden sitzen. Das Zimmer ist zwar ein Traum, aber nicht für vier Personen gedacht. „Wir könnten ja zu uns gehen. Die anderen würden dich bestimmt auch gerne mal wieder sehen!“ Ich muss mit mir kämpfen, ein „AWW“ zu unterdrücken, als Zayn Luce total niedlich anlächelt und ihr einen Kuss auf die Wange gibt. Luce wird rot und lächelt mindestens genauso verliebt. Das ist so süß. „In Ordnung. Jacky und ich gehen schon einmal runter. Lasst euch Zeit, aber bitte nicht zu viel.“ Niall zieht mich lachend hoch und aus dem Zimmer. Ich sehe ihn fragend an. „Zayn hat Luce auch vermisst, ich glaube die beiden hätten jetzt gerne etwas Zeit alleine.“ Ich nicke nur. Unten begegnet uns wieder Nadja. „Na ihr beiden. Geht ihr schon?“ fragt sie und lächelt uns freundlich an. Ich bin so glücklich für Luce, dass sie jetzt eine Familie hat. Es macht mich wirklich traurig, dass ich nun nicht länger ein Teil davon bin, aber für mich wird Luce immer meine Familie bleiben. Sie ist alles, was ich habe. „Ja, und vielen lieben Dank für das Essen.“ Bedankt sich Niall und schüttelt ihr die Hand. „Ja, das Essen war wundervoll, und vielen vielen Dank, dass sie Luce zu sich genommen haben und sich so toll um sie kümmern, ich hätte mir keine bessere Familie für sie wünschen können!“ sage ich und Nadja zieht mich in eine Umarmung. „Du bist hier natürlich jeder Zeit herzlich willkommen Jacky! Und auch du Niall!“ sie lächelt uns beiden noch zu, bevor sie in der Küche verschwindet und auch Niall und ich uns auf den Weg zum Auto machen. „So, jetzt müssen wir nur noch auf Luce und Zayn warten.“ Sagt Niall lachend.

 „Wieso?“ ich sehe ihn fragend an. „Wie sollen sie sonst nach Hause kommen?“ Er scheint etwas verwirrt. „Das meinte ich nicht. Wieso hast du gesagt, dass ich bei euch wohnen würde?“ erläutere ich meine Frage. Niall sieht auf das Armaturenbrett und tippt mit seinen Fingern auf dem Lenkrad rum. „Nun ja…Das war mehr so ein Gedanke. Ich meine ins Heim zurück kannst du nicht. Die Tanzhalle ist nun wirklich keine Option mehr und bei uns würdest du nicht stören, du hättest deine eigene Etage quasi. Außerdem wärst du nie alleine.“ Äußert er seinen Plan und sieht mich unsicher an. „Also erstens ist die Tanzhalle eine gute Option und zweitens wohnt Harrys Familie zur Zeit in dem Apartment Niall. Und ich bin gerne alleine, das ist nicht mal gelogen!“

„Nein Jacky! Die Tanzhalle ist KEINE Option! Du wirst nicht wieder dort hin gehen! Da kann so viel passieren! Es könnte jeden Moment irgendein Penner um die Ecke kommen und dich entführen oder vergewaltigen! Und Harrys Familie bleibt nicht auf Ewig. Bis dahin kannst du auch in einem anderen Zimmer schlafen. Und wir haben genug Zimmer, wenn du alleine sein möchtest ist das nun wirklich kein Problem.“ Niall sieht schon fast etwas wütend aus. „Glaub mir Jacky, ich habe keine Lust mehr, mit dir ewig über irgendetwas zu diskutieren, weil Diskussionen führen zu Streitigkeiten, und das kann ich gar nicht gebrauchen, also zieh einfach zu uns!“ Jetzt sieht er noch etwas wütender aus. „Ich möchte mich doch gar nicht mit dir streiten, auf keinen Fall! Nagut, wir nehmen jetzt mal an, dass ich zu euch ziehen würde. Ich habe kein Geld, dass ich euch geben kann.“ Sage ich vorsichtig, da ich Niall wirklich nicht aufregen möchte. Selbst wenn ich bei ihnen einziehen wollen würde, es würde nun mal nicht gehen. „Das macht nichts, du hast keine Ahnung, wie viel Geld wir haben. Wir haben definitiv genug, und wenn du damit nicht klar kommst, wenn wir es bezahlen, dann gibst du es uns einfach irgendwann zurück! Und jetzt hör auf Ausreden zu suchen!“

„Danke Niall. Vielen lieben Dank, glaub mir, ich weiß wirklich zu schätzen, dass du in letzter Zeit die ganze Zeit für mich da warst und jetzt das. Einfach danke!“ Ich beuge mich über den Schaltknüppel und umarme ihn. „Das ist doch selbst verständlich!“ ich schüttel schnell den Kopf, „Nein Niall, dass ist es nicht. Falls ich dir jemals irgendwie helfen kann, dann sag sofort Bescheid!“ Niall nickt lächelnd. Ich schrecke auf, als die Hintertür mit einem lauten Knall aufgezogen wird und Zayn und Luce sich zu uns gesellen. „Wie war das nochmal letzten Monat mit dem >>Natürlich Niall, ich werde netter zu deinem Auto sein? <<“ fragt Niall und sieht Zayn lachend durch den Rückspiegel an, welcher ihm nur die Zunge raus streckt. 

Kapitel 12

Luce:

 

Die ganze Welt umarmen, das könnte ich jetzt. Ich habe meine Schwester wieder zurück und ich habe einen Freund. Ich! Niall biegt in die Auffahrt der Jungs ein und Nadja meinte ich dürfte ein bisschen länger bei ihnen bleibt. Dafür mag ich sie so. Zayns Hand ist mit der meinen verschränkt und es ein kribbelndes Gefühl, wenn ich ihn berühre. Dann gehen wir zusammen in das Haus der Jungs und laufen in das große Wohnzimmer. Dort liegen Louis, Harry und Liam kreuz und quer auf der Couch. „Na?“, kommt es von Harry. Niall und Jacky setzen sich dazu und auch Zayn und ich, wobei ich auf seinem Schoß sitze. Diese ganze Situation ist noch so ungewohnt für mich. Liam grinst mich und Zayn an: „Müsst ihr uns etwas berichten.“ Sofort schüttele ich beschämt den Kopf. „Doch!“, widerspricht Zayn: „Sie ist meins, also darf keiner von euch sie anfassen. – Außer Jacky vielleicht noch.“ Ich lache: „Zayn! Ich bin kein Eigentum.“ „Doch jetzt schon. Pech gehabt.“, dann gibt er mir einen Kuss auf den Mund. Louis schreit auf: „Nimmt euch ein Zimmer, uns wird schlecht.“ Ich strecke ihm bloß die Zunge heraus. „Was machen wir jetzt?“, fragt dann Jacky. „Habt ihr eigentlich morgen auch noch frei?“, fragt Zayn mich und ich nicke. Dann lacht er: „Du könntest Nadja fragen, ob du bei uns schlafen darfst.“ Ich nicke grinsend. Zayn gibt mir sein Handy und ich tippe die Nummer ein, welche Nadja mir für Notfälle auf einen Zettel geschrieben hat. Sie ist einverstanden, aber ich soll Morgen Mittag zu Hause sein, damit ich noch lernen kann. „Wir wäre es mit Schwimmbad?“, fragt dann Niall und Jacky guckt verwirrt: „Wie denn? Erstens haben wir keine Schwimmsachen und zweitens würden uns in einem Schwimmbad niemand in Ruhe lassen und an Feiertag und noch diesem Wetter ist es immer voll.“ London hatte in den letzten Wochen ungewöhnlich warme Temperaturen und die Schwimmbäder sind dementsprechend überfüllt. „Dann müssen wir eben welche kaufen und wir haben ein Schwimmbad im Garten.“, lacht Niall dann.

Letztendlich machen wir uns dann auf den Weg zu einem Sportgeschäft, da diese auch Badesachen haben und wir hoffen, dass im Sommer nicht allzu viel los. Weil ich finde, dass die Jungs trotz Kappe, Schal und Sonnenbrille auffallen, jedoch wollte mir niemand zustimmen. Zayns Arm liegt auf meiner Schulter. Würde ich eigentlich berühmt werden, wenn ich jetzt mit ihm zusammen bin? Mir wird unwohl bei dem Gedanken, also verwerfe ich ihn sofort wieder. Schnell haben Jacky und ich Bikinis gefunden. Nicht die gleichen, da wir noch nie im Zwillingen – Partnerlook herumgelaufen sind. Wir finden dass, das totaler Quatsch ist, die meisten verwechseln uns sowieso schon so. Aber die Jungs zum Glück nicht, ich würde es schrecklich finden, wenn Zayn auf einmal zu Jacky geht, weil… Na ja egal.

Zwar kassieren wir einen argwöhnischen Blick von der Verkäuferin, aber so lange halten wir uns gar nicht im Laden auf. Zwar ist es mir nicht ganz so Recht, dass Zayn für mich zahlt, aber ich habe nicht genug dabei und außerdem wäre dann mein ganzes Taschengeld von diesem Monat weg. Zu Hause ziehen wir uns alle um, Jacky und ich sind zusammen in einem Bad. „Ihr seid so süß zusammen, ich freue mich voll.“, grinst Jacky mich an und ich werde rot. „Ich bin schon auf Zayns Reaktion gespannt, wenn er dich im Bikini sieht.“, Jackys Augen strahlen und ich dagegen werde besorgt: „Was, wenn er mich zu dick findet?“ „Ach Quatsch Luce! Du siehst wunderbar aus und wenn er dich nicht hübsch findet, dann soll er seine Tomaten von den Augen nehmen!!“, sagt sie dann ernst und ich muss kichern, was sie wiederrum lächeln lässt. „Außerdem sag nicht, dass du nicht hübsch bist, dann wäre ich es automatisch auch nicht.“, sie grinst und ich muss lachen – sie weiß einfach, wie sie es schafft mich zum Lachen zu bringen. Jacky und ich gehen aus dem Bad und laufen in den Garten, welchen man durch das Wohnzimmer erreicht. Der Garten ist wirklich schön. In der Mitte ist der Pool, außenherum ein paar Liegen. Außerdem steht weiter hinten noch ein Fußballtor und Fußbälle liegen herum. Ich werde von hinten umarmt. „Du siehst wunderschön aus.“, flüstert er mir in mein Ohr und ich werde rot. Wie schlendern alle sieben zu dem Schwimmbad. Niall schubst, kaum als wir am Beckenrand sind, Jacky ins Wasser und springt ihr Hinterher. Das Schwimmbad ist an der Seite, wo die Treppen sind flach und umso weiter man reinläuft umso tiefer ist das Wasser. Alle sind drin und toben, ich merke, dass etwas mit Zayn nicht stimmt. „Was ist los?“, frage ich ihn besorgt. Er senkt seine Stimme: „Ähm.. Ich kann nicht schwimmen.“ Leise muss ich kichern. Er dreht sich um, doch ich ergreife seine Hand, um ihn zu stoppen. „Ich habe nicht gelacht, um dich auszulachen, sondern, weil ich es süß finde und außerdem muss dir das nicht peinlich sein!“, ich sehe ihm in die Augen und er merkt, dass ich es ernst meine und atmet erleichtert aus. „Was? Dachtest du sie verlässt dich deswegen?“, lacht Harry und wir beide sehen ihn böse an. „Außerdem ist das Wasser am Anfang flach.“, ziehe ich ihn hinter mir her. Zusammen stehen wir im Wasser, welches uns beiden bis zu den Schultern reicht, da er sich nicht weiter reintraut. Louis kommt mit einer Wassermatratze, welche ich ihm klaue. Zayn und ich setzen uns zusammen darauf und paddeln durch das Wasser. Der Grund, dass sie uns nicht runterwerfen ist Zayn. Jacky wird gerade von Harry untergetunkt und kommt prustend wieder hoch. „HARRY.“, schreit sie dann und Niall beobachtet die Szene lachend. Louis und Liam schwimmen um die Wette. „Wie wär es mit einem Fußballmatch?“, fragt dann Zayn und ich beschwere mich: „Ich kann das aber nicht!!“ Schlussendlich spielen wir dann aber doch und ich bin gar nicht so schlecht, aber ich habe einfach keine Lust mich sportlich anzustrengen. Jacky, Zayn, Niall und Liam sind ein Team und ich, Louis und Harry. Zayn schmollt, weil er nicht bei mir sein darf und ich lache: „Ich mach dich fertig.“ Zayn streckt mir die Zunge heraus: „Und du darfst, wenn du so weitermachst, heute Nacht auf dem Boden schlafen!“ Die anderen unterbrechen uns und wir beginnen. Barfuß! Ich habe generell schon Angst in etwas reinzutreten. Gerade versuche ich Zayn den Ball abzunehmen – es ist echt nicht angenehm barfuß zu spielen. Jacky macht fast gar nicht und bekommt Meckerei von Zayn, Niall und Liam ab.

Eine Stunde später springe ich, völlig fertig, in den Pool. Jacky springt mir hinterher und grinst: „Gewonnen!“

 

Jacky:

 

Nachdem wir ein paar weitere Stunden im Schwimmbad verbracht haben sind wir langsam zu dem Entschluss gekommen, dass etwas zu Essen gar nicht so schlecht wäre. Harry hatte sich bereits vor drei Stunden verabschiedet, um mit seiner Schwester und seiner Mum etwas auswärts essen zu gehen. Der Rest von uns hat sich entschieden, den Tag mit einem gemeinsamen Grillabend ausklingen zu lassen. Da die Jungs zwar Essen zu Hause hatten, aber nichts, dass man auf den Grill legen könnte haben sich Luce und ich freiwillig zum Einkaufen gemeldet, während die Jungs in der Zeit alles vorbereiten und aufbauen sollten. „Bringt irgendetwas Tolles mit!“ ruft Louis uns noch hinterher, als wir die Tür hinter uns ins Schloss fallen lassen. „Die Jungs wollen aber nicht, dass wir für das ganze Geld Fleisch kaufen, oder?“ fragt Luce lachend und ich zucke die Schultern. Sie haben uns wirklich viel mit gegeben. Entweder haben sie verdammt viel Geld, oder gehen nicht selber einkaufen.

„Da vorne ist ein Tesco.“  Macht mich Luce auf das offensichtliche Aufmerksam. „Wie hätte ich dieses riesige Schild nur übersehen können.“ Sagt ich grinsend und wir bahnen uns den Weg durch den riesigen, völlig überfüllten Parkplatz des Supermarktes. Wir kaufen verschiedenes Fleisch von der Theke und auch etwas Gemüse und Kartoffeln. Man kann ziemlich viel grillen. Es muss ja nicht andauernd auf Fleisch hinauslaufen teilte mir meine Schwester mit, als ich gerade am Gemüse vorbeigehen wollte. Dann machen wir uns auch schon auf den Weg zur Kasse. Einkaufen geht wirklich schneller, als gedacht. Keine zehn Minuten später, sind wir mit vier vollen Tüten vor dem Haus der Jungs. Ich stelle eine Tüte auf den Boden, um klingeln zu können. Sofort öffnet Zayn die Tür und nimmt Luce die Tüten ab. „So ein Gentleman.“ Sage ich lachend und folge ihm. Im Wohnzimmer angekommen werden mir die Tüten von Liam abgenommen und in die Küche getragen. „Das ist ja viel zu wenig essen.“ Hören wir Nialls geschockte Stimme aus der Küche dringen. „Also, da du ja jetzt hier wohnst…viel Spaß beim Kochen.“ Ich grinse kopfschüttelnd. Das sind Unmengen an Essen, die in diesem Haus gekocht werden müssen. Wir beide gehen raus auf die Terrasse, wo bereits der große Grill steht. Vor ihm Louis mit einer Schürze und Topfhandschuhen. Wofür auch immer er diese braucht. Außerdem haben sie zwei Tische neben einander aufgebaut und sechs bequeme Gartenstühle an den Tisch gestellt, auf denen sich Luce und ich direkt niederlassen. „Ich hoffe für euch, dass ich zufrieden bin mit dem, was ihr gekauft habt!“ warnt uns Louis vor und seine Augen werden zu kleinen Schlitzen. „Ich denke, sie werden zufrieden sein Mr. Tomlinson.“ Antwortet ihm Luce lachend. Kurz darauf kommen die anderen drei mit großen gefüllten Tellern nach draußen. Auf zweien ist Fleisch verteilt und auf dem dritten das Gemüse. „Ist das alles an Fleisch? Und wofür das andere Zeug?“ fragt Louis, als sie die Teller auf einen kleinen aufgebauten Tisch neben dem Grill stellen. „Nein, in der Küche ist noch mehr und das Gemüse und die Kartoffeln sind für den Grill du Idiot.“ Sagt Zayn lachend und setzt sich neben Luce. Dann nehmen auch Liam und Niall Platz. Niall gegenüber von mir und Liam gegenüber von Luce. Louis wollte unbedingt am Rand sitzen, da er sich selbst zum „Grillmeister“ ernannt hat.

„So etwas müssen wir öfter machen.“ Sagt Liam und wir stimmen ihm alle zu. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass mir solche Abenden zu anstrengend sind. Das ganze auf und abbauen, dann noch das spülen und das einkaufen. Wenn man das ab und zu macht geht das, aber andauernd….ich hätte da keine Lust drauf. „Hast du überhaupt etwas auf den Grill getan Lou?“ frage ich ihn eine halbe Stunde später. Schnell springt er auf. „Verdammt.“ Hören wir nur und dann ein paar hektische Bewegungen. „Was ist?“ fragt Niall das, was wir uns wahrscheinlich alle fragen. „Fleisch ist fertig?!“ fragt Louis mehr und stellt einen Teller mit schwarzen Brocken auf den Tisch,  weshalb wir alle lachen. Lou legt schmollend mehr Fleisch auf den Grill und setzt sich. Ich nehme den Teller und stehe auf. „Was machst du?“ fragt Niall und sieht mich an, als würde ich mit irgendetwas höchst wertvollen weg gehen. „Du willst das doch nicht ernsthaft essen, oder?“ fragt Luce, die seinen Blick anscheinend auch bemerkt hat. „Warum nicht?“ fragt Niall vorsichtig. Lachend bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm um. „Du willst DAS HIER essen? Bestimmt nicht.“ Grinsend gehe ich rein und werfe das Fleisch weg. Ich stelle den Teller in die Spülmaschine und drehe mich erschrocken um, als sich jemand hinter mir räuspert. „Was möchtest du trinken?“ fragt Niall grinsend. „Erschreck mich doch nicht so. Was habt ihr denn?“ frage ich zurück. „Alles mögliche.“ Antwortet dieser nur. „Rosé?“ Niall überlegt kurz, bevor er nickt. „Ich glaube ja. Kommst du mit?“ ich nicke und folge ihm nach unten in den Keller, wo tatsächlich zwei Flaschen Rosé stehen. „Kannst du die Flaschen nehmen?“ fragt er und drückt sie mir in die Hand, bevor er sich vier Bierflaschen nimmt. „Warum zwei Flaschen Rosé? Willst du mich abfüllen?“ frage ich lachend. „Vielleicht möchte Luce ja auch.“ Wendet er ein und ich schüttel den Kopf. „Ich glaube weniger. Sie ist nicht so der Fan von Alkohol. Ein Wasser tuts bei ihr auch.“ Niall nickt und nimmt mir eine Flasche Rosé wieder ab. „Wie kann man kein Fan von Alkohol sein?“ fragt er kopfschüttelnd. Ich muss grinsen. Immer diese Iren. Oben gehe ich noch schnell in die Küche und hole ein Glas für mich, und ein Glas Wasser für Luce. Dann gehen Niall und ich zurück zu den anderen. „Da seid ihr ja, was habt ihr so lange gemacht?“ fragt Luce grinsend. „Trinken geholt?!“ sage ich unsicher. Warum starren uns alle so komisch an? „Sie sagt sie Wahrheit.“ Stellt Luce nur fest und Niall und ich betrachten argwöhnisch, wie Zayn Liam zehn Pound zu schiebt. „Ihr habt nicht ernsthaft gewettet, wo wir waren, oder?“ fragt Niall lachend. „Nein, was ihr gemacht habt. Ihr wollt nicht wissen, was so alles als Vorschlag kam.“ Sagt Luce lachend und nimmt mir das Glas Wasser aus der Hand. Ich gehe noch einmal rein und schalte die Lichter auf der Terrasse ein, da es ganz schön dunkel geworden ist. Außerdem nehme ich zwei flauschige Decken von der Couch und nehme sie mit nach draußen, da es außerdem etwas frisch geworden ist. Ich gebe Luce die eine Decke und lege mir die andere über die Beine.

Ich schütte mir gerade etwas Rosé ein und nehme mir ein weiteres Stück Fleisch, als wir Stimmen von drinnen hören. Kurz darauf steht Harry auf der Terrasse. „Na, wieder da?“ fragt Lou, seinen besten Freund. „Ja, ganz genau. Gemma und meine Mum sind hoch gegangen, aber ich würde euch gerne jemanden vorstellen.“ Sagt er und lächelt glücklich. Dann zieht er jemanden an der Hand nach draußen. Es ist ein Mädchen. Sie sieht wirklich hübsch aus. Sie hat lange, rote Harre, die sie zu zwei Zöpfen geflochten hat. Große grüne Augen und lächelt unsicher. Sie ist ziemlich groß, schlank und trägt ein Knielanges Blumenkleid. Darüber eine Jacke, die ihr definitiv zu groß ist. Wahrscheinlich Harrys. „Leute, das ist Jane. Meine Freundin.“ Lächelt er glücklich und ich sehe auf den Gesichtern der Jungs Verwunderung. „Herzlichen Glückwunsch. Seit wann?“ fragt Liam verwundert. Anscheinend hätten sie es gerne etwas früher erfahren. „Seit drei Monaten. Wir haben es aber keinem erzählt. Wir wollten uns sicher sein, dass es uns ernst ist.“ Das Mädchen sieht Harry etwas verunsichert an. Ich kann sie verstehen. Sie steht da uns wird von allen gemustert, dazu könnte man die Verwunderung der Jungs falsch deuten. „Möchtet ihr euch dazu setzen?“ unterbreche ich die Stille und ziehe noch zwei Stühle neben mich. Das Mädchen lächelt mich dankend an und setzt sich neben mich. „Ich bin Luce.“ Stellt sich meine Schwester vor. „Und ich Jacky.“ Sage dann auch ich. „Ich heiße Jane.“ Sagt sie lächelnd und schüttelt unsere Hand. „Seit ihr die Freundinnen von den Jungs?“ fragt sie uns. „Ja, also ich bin die Freundin von Zayn.“ Erklärt Luce und lächelt glücklich. „Und ich bin Single.“ Lache ich. Schon irgendwie deprimierend, zwischen zwei Mädchen zu sitzen, die beide eine glückliche Beziehung führen und man selbst ist der totale Beziehungskrüppel. „Und Luces Schwester.“ Füge ich noch hinzu. „Ja, das dachte ich mir, ihr seht euch sehr ähnlich.“ Sagt sie und Luce und ich nicke nur. Das hört man oft. Plötzlich beginnt Musik zu spiele und Louis kommt lachend aus dem Haus. „Etwas Stimmung hier. Los die Tanzfläche ist eröffnet.“ Sagt er lachend. „Welche Tanzfläche?“ frage ich verwirrt. „Unser Garten?“ er schüttelt den Kopf über meine Frage, was mich zum Grinsen bringt. „Darf ich bitten?“ Harry steht grinsend vor Jane, welche ihn schüchtern anlächelt und hält ihr die Hand hin. Die beiden sind wirklich süß, aber mein Lieblingspaar bleiben Zayn und Luce. Zayn fragt gar nicht erst, sondern zieht Luce einfach hoch und auf die „Tanzfläche“, wie Louis es nennt. Ich würde dazu Wiese sagen, aber jeder wie er meint. Ich lasse mich in meinem Stuhl zurück sinken und Liam lacht. „Wir müssen dir einen Freund suchen Jacky.“ Sagt er immer noch lachend. Ich werde etwas rot, als Zayn, welcher seine Ohren immer überall hat, von der Tanzfläche aus ruft: „Also ich wüsste da was.“ Louis schüttelt grinsend den Kopf. „Ach Quatsch, das geht auch ohne Freund. Darf ich um diesen Tanz bitten?“ fragt er und hält die mir die Hand hin. „Nein wirklich Lou, ich kann nicht tanzen.“ Sage ich lachend. „Lüge“ hüstelt Niall. „Da hast du‘s.“ Im nächsten Moment werde ich hoch gezogen und auf die Tanzfläche geschleppt. 

Kapitel 13

Luce:

 

Der Anblick von mir und Zayn ist vermutlich zum Totlachen, da wir beide keine begabten Tänzer sind. Jacky und Louis sehen perfekt aus, wobei Niall ziemlich eifersüchtig guckt und Zayn hat recht gemeint. Ich weiß nämlich auch jemanden und Zayn und ich haben vermutlich die gleiche Person gemeint. Jacky kann perfekt tanzen, nur gibt sie es nicht zu. Ich setze mich wieder auf meinen Stuhl, da ich viel zu kaputt bin. Harrys Freundin ist echt süß. Zayn lässt sich neben mir auf dem Stuhl nieder und rückt mit dem Stuhl näher an mich ran. Dann klaut er mir etwas von der Decke. Wir sind immer noch alle in Badeklamotten und es ist etwas frisch geworden. So ein Leben habe ich mir immer gewünscht: Gemütliche Abende auf der Terrasse oder einfach etwas unternehmen. Mir ist kalt, aber ich unterdrücke das Gefühl zu zittern, denn ich will nicht dass der Abend schon vorbei ist. „Wieso hast du eigentlich in letzter Zeit so viel Freizeit? Ich meine, du bist doch ein berühmter Sänger?“, frage ich dann Zayn, aber nur leise, flüsternd. Er grinst mich an: „Willst du mich loswerden? Wir haben ein Pause bekommen und sie geht noch genau eine Woche..“ Er scheint etwas traurig und da leuchtet mir das Ganze ein… Klar berühmte Sänger geben Konzerte überall auf der Welt und müssen Interviews und was weiß ich nicht alles geben. „Ich werde dich immer lieben, egal wo du bist und wir können uns ja Briefe schreiben, für Handys bin ich zu unmodern.“, kichere ich. „Oh nein.“, sagt der dann: „Ich kaufe dir ein Handy, ich würde das gar nicht aushalten.“ „Wehe Zayn, du musst mir nicht immer alles kaufen. Wir schaffen das auch so – irgendwie.“, ermahne ich ihn. „Darüber reden wir noch.“, sagt er dann und küsst mich. Ich werde das Beste aus der Situation machen, denn allein dass ich weiß dass er da ist, gibt mir halt. „Ich liebe dich.“, raunt er mir ins Ohr und mir wird sofort warm. Ich schaue ihm lächelnd in die Augen. „Es ist ziemlich spät und du musst morgen noch lernen, wir sollten schlafen gehen.“, schlägt er dann vor, ich schmolle zwar, aber folge ihm trotzdem. Er meint es ja gut, zu gut, mit mir. Er gibt mir oben in seinem Zimmer angekommen, ein T-Shirt und eine Boxershorts von ihm. Dann gehe ich ins Bad und dusche mich erst einmal wieder warm. Nach 10 Minuten, normalerweise benötige ich höchsten drei, trockne ich mich ab, ziehe mich an und gehe in sein Zimmer. Er geht auch schnell duschen, ist aber nach einer gefühlten Minute wieder da. Ich wette er hat sich extra wegen mir beeilt, weil er Angst hat ich langweile mich oder so. Sein Bett ist gemütlich und es ist total angenehm neben ihm zu liegen. Im Moment bin ich glücklich, ich verdiene ja auch Mal Glück, nach alldem was geschehen ist.

 

„Luce!... Luce!... LUCE!“, wiederholt jemand mit sanfter Stimme immer lauter. „Wahas?!“, kommt es von mir aggressiv brummelnd zurück. „Steh auf du Morgenmuffel! Frühstück ist fertig!“, ich erkenne Zayns müde Stimme. Ich lache mit geschlossenen Augen: „Du bist auch nicht besser!“ Dann öffne ich meine Augen und stehe auf. Morgens ist echt nicht meiner Uhrzeit. Wir laufen in die Küche, in welcher Jacky, Niall und Liam sitzen. Ich setze mich gähnend an den Tisch. „Kommst du später noch mit zu mir?“, frage ich Jacky, doch diese schüttelt mit vollem Mund den Kopf: „Ich muss was besorgen.“ „Ahjaa..“, gebe ich von mir. „Ich bringe dich Heim und kann noch etwas bei dir bleiben, jedoch muss ich gegen Spätnachmittag noch weg.“, sagt er dann zu mir. Wieso haben die alle was vor? „Was macht ihr denn alle so Besonderes?“, ich bin etwas angesäuert, doch keiner antwortet mir. Na Danke.

Wir essen gemütlich und ich bin auch, fast, nicht mehr sauer, dass mir keiner sagt, was sie heute machen. Schon kurz nach dem Frühstück fahren Zayn und ich zu mir. „Umso eher, umso besser.“, hat er gesagt und ich fühle mich veräppelt. Jedoch bleibe ich einfach still. Ich begrüße Nadja und sie findet es okay, dass Zayn mit hochkommt, weil er sowieso in einer Stunde gehen will. „Wie sieht eigentlich dein Zeitplan aus, wenn deine Pause vorbei ist?“, ich will lieber vorbereitet sein. „Nun ja das Management plant viele Meetings, Interviews und Konzerte ein und das Management weiß auch gar nicht, dass ich mit dir zusammen bin. Ich habe einfach Angst, dass sie unsere Beziehung verbieten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Harry drei Monate gewartet hat bis er uns es gesagt hat.“, sein Gesicht sieht traurig ist und er fügt jedoch dann noch hinzu: „Aber ich werde um dich kämpfen und trotzdem mit dir zusammen bleiben.“ Ich bin echt geschockt, ich wusste nicht das Stars so einen Druck auf sich liegen haben, aber das schockt mich. „Aber ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst!“, ich habe ziemlich Angst. „Ach Quatsch. Ich werde mit dir zusammen bleiben, denn ohne dich wäre ich leer. Es tut mir auch immer noch Leid, dass ich einfach gegangen bin, denn ich hätte dich in den Arm nehmen sollen und nicht verlassen sollen.“, ich glaube Tränen in seinen Augen zu sehen. Da er auf meinem Schreibtischstuhl sitzt, setze ich mich auf deinen Schoß und drücke mich an ihn. „Zayn mach dir keine Vorwürfe, denn ich war am meisten Schuld okay? Wir bleiben zusammen, ich werde immer zu dir stehen, egal was ist. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich bin froh dich bei mir zu haben, nach all den Jahren!“, ich meine es ehrlich, ich wüsste gar nicht was ich jetzt ohne ihn machen würde. Er macht immer viel zu viel für mich und ist so lieb zu mir. Dann lächelt er leicht: „Eigentlich sollte ich der starke Mann sein, der die Frau tröstet, aber nein du tröstest mich.“ Ich muss auch lachen und er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Es lässt mich sofort erwärmen, einfach zu wissen, dass er gerade hier ist. „Bevor ich es vergesse…“, dann holt er sein Handy heraus: „… wir müssen Fotos machen, damit ich dich immer an meiner Seite habe.“ Wir machen ein paar Fotos, die meiner Meinung nach echt nicht schön sind, aber er findet sie toll. Er stellt mich als Sperrbild und was weiß ich nicht alles ein, aber dann muss er auch schon gehen. „Ich melde mich bei dir Lucymaus.“, küsst er mich zum Abschied. Ich kichere: „Nenn mich nicht so.“ Dann ist er schon aus der Tür heraus und ich gehe in die Küche, um etwas zu Essen. Jedoch sind meine Gedanken die ganze Zeit bei Zayn.

 

Jacky:

 

„Reichst du mir mal die Gurken?“ frage ich Zayn, der sie mir sofort in die Hand drückt und mich weiter beobachtet. Ich lasse den Löffel, mit dem ich gerade ein Salatdressing mache, auf die Arbeitsplatte fallen, drehe mich zu ihm um und stütze mich auf der Kücheninsel ab. „Ich kann so nicht arbeiten Zayn! Mach irgendwas! Deck den Tisch, bau das scheiß Gerät auf oder sonst was aber steh da nicht rum und starr mich an, als hättest du noch nie jemanden gesehen, der kocht!“ Er hebt abwehrend die Hände. „Ist ja gut.“ Dann ist er auch schon verschwunden. Seufzend mach ich weiter, wo ich stehen geblieben bin. Zuerst habe ich mit Zayn frisches Brot gebacken, jetzt mache ich einen Salat und danach hilft mir Zayn bei dem Dessert. Das kann was werden.

„Soll ich dir helfen?“ höre ich Jane hinter mir fragen. „Ach, das ist zwar total lieb von dir, aber das brauchst du wirklich nicht. Ich denke, Harry fragt sich schon wo du bist.“ Sage ich und lächele sie an. „Gib das mal her.“ Sie lacht und nimmt mir das Dressing aus der Hand, bevor sie weitermacht.

„Geh und zieh dich um, wir fahren jetzt in die Stadt.“ Sagt sie mit festem Ton und grinst. „Ich kann jetzt nicht gehen, ich muss Zayn helfen.“ Ich kann doch jetzt nicht einfach verschwinden. „Du hast schon total viel gemacht, ich bin mir sicher, dass Haz gerne weiter macht.“ Sagt sie und lächelt, als sich von hinten zwei Arme um ihre Taille schlingen und Harry ihr einen Kuss auf die Wange gibt. Wo der jetzt schon wieder her kommt würde mich auch interessieren. „Aber ich war eben schon mal mit Zayn in der Stadt, weil er Hilfe brauchte, dann geh ich doch jetzt nicht nochmal!“ jetzt sehen mich beide wütend an. „Also ich weiß aus Erzählungen, dass du gerne diskutierst, aber nach einer Weile geht mir das echt liebevoll auf die Nerven. Geh jetzt einfach mit Jane und gut ist!“ stellt Harry fest und ich muss etwas grinsen. Sein Gesichtsausdruck sieht zu lustig aus. „Und außerdem sind wir beide unberühmt, das heißt nicht einmal für ein Foto stehen bleiben!“ lacht Jane und zieht mich aus der Küche, als Harry uns noch hinterher ruft: „Was soll das denn jetzt heißen?“ Wiederwillig ziehe ich meine Schuhe und meine Jacke an. „Was sollen wir denn da Jane? Ich habe nicht einmal Geld um mir was zu kaufen!“  irgendwann muss ihr doch auffallen, dass es nichts bringt jetzt zu gehen. „Dann machen wir das jetzt anders und fahren zu mir, hat den selben Effekt.“  Sie zieht mich zum Auto und fährt los. „Und warum fahren wir jetzt zu dir?“ frage ich sie zum tausendsten Mal, als wir unterwegs sind. „Da Zayn uns heute Abend quasi alle rausschmeißt, haben die Jungs sich etwas für uns alle überlegt. Einen Gruppenausflug, nur halt ohne Zayn und Luce. Auf jeden Fall sollen wir beide uns etwas Schickes anziehen und Harry meinte, dir würde es vielleicht gefallen, wenn wir beide etwas shoppen gehen.“ Erklärt sie und lächelt entschuldigend. „Tut mir Leid, wenn du lieber zu Hause geblieben wärst. Aber Harry meinte es nur gut, er dachte, weil du bei ihnen ja nicht so viel hast und ich glaube er hat gehofft, dass wir beide uns dann etwas besser kennenlernen.“ Ich schüttele schnell den Kopf. „Ach nein, das ist es nicht. Das ist ja echt ne süße Idee von Harry, allgemein von den Jungs mit heute Abend. Und dich mag ich jetzt schon, also von daher.“ Sie lächelt mich glücklich an. Sie parkt und ich strahle, als wir aufsteigen. Es ist nichts atemberaubendes, wie das Haus der Jungs, aber dafür wunderschön! So ein Haus habe ich mir immer gewünscht. Es ist sehr klein, und hat einen winzigen Vorgarten, ein kleines Familienhaus halt. Als wir drinnen sind komme ich aus dem staunen nicht mehr raus. Es ist total hübsch und gemütlich eingerichtet. Ich folge ihr ins Wohnzimmer. „Setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?“ ruft sie mir aus einem anderen Zimmer zu. „Nein danke.“ Ich setze mich und muss schmunzeln, als ich das T-Shirt und die Hose von Harry sehe. Als sie wieder kommt und Harrys Sachen sieht wird sie rot und räumt schnell weg. „Hier haben sich Harry und du also drei Monate aufgehalten?“ frage ich grinsend, was sie noch etwas mehr erröten lässt. „Nunja, in der Öffentlichkeit wäre die Presse und bei den Jungs ging ja auch nicht.“ Ich nicke nur. „In Ordnung. Da du nichts trinken möchtest schlage ich vor, gehen wir direkt in mein Schlafzimmer und suchen uns was zum anziehen raus.“  Sagt sie lächelnd und zieht mich hoch. „Das muss wirklich nicht sein, ich lasse einfach das an, was ich jetzt trage.“ Protestiere ich. „Doch, ich bestehe darauf! Vor allem hab ich so viele Kleider, die kann ich gar nicht alle alleine tragen!“ lächelnd gebe ich mich geschlagen und folge ihr. In ihrem Zimmer setze ich mich auf das Bett. „Wohnst du hier alleine?“

„Jap, meine Familie kommt aus Durham, das ist am anderen Ende von England. Meine Tante hat mir das Haus zur Verfügung gestellt, damit ich hier studieren kann, es ist eigentlich ihrs. Daher hab ich auch die ganzen Sachen. Einmal im Monat kommt sie nach London und besteht darauf, mir ein Kleid zu kaufen. Schon fast Tradition mittlerweile.“ Antwortet sie, während sie in ihrem Schrank herumkramt. Ich nicke beeindruckt. Ihrer Tante scheint echt viel an Jane zu liegen. Das nennt sich Familienzusammenhalt. „Sollen wir uns hier direkt fertig machen? Dann schreibe ich Harry, dass sie uns hier abholen, weil so viel Zeit haben wir ja nicht mehr.“ Ich nicke und sie holt ihr Handy raus.

„Wie haben sich Harry und du eigentlich kennengelernt?“ frage ich interessiert. Sie dreht sich grinsend um. „In Starbucks.“ Ungläubig sehe ich sie an. „Im Ernst?“ frage ich etwas belustigt. Das hätte ich jetzt gar nicht erwartet. „Wirklich. Wo soll er sonst, eine Studentin kennenlernen? Auf dem Campus? Wohl eher nicht.“ Lacht sie. „Man weiß ja nie, Niall ist auch schon in meiner Schule aufgetaucht.“ Ich muss lachen, als ich daran denke, wie er von den ganzen Mädchen umzingelt wurde. „Ist da eigentlich etwas zwischen Niall und dir?“ fragt sie und durchbohrt mich mit ihrem Blick. Mittlerweile sitzt sie mir im Schneidersitzt gegenüber. „Nein. Also er war die ganze Zeit über für mich da und ist es auch immer noch und ich mag ihn wirklich, aber ich weiß auch nicht. Ich bin der totale Beziehungskrüppel. Ich bin nicht gut in sowas. Auch wenn ich mir manchmal wünsche, jemand würde mich so lieben, wir Zayn Luce liebt, oder Harry dich.“ Sie lächelt mit etwas Mitleid in ihren Blick. „Warst du deshalb eben etwas…nennen wir es gereizt?!“ Ich nicke. „Sorry, aber Zayns Idee ist so süß und ich freue mich so unendlich für die beiden, aber es ist einfach doof zu wissen, das niemals jemand so etwas für mich machen wird.“ Im nächsten Moment werde ich mit einem Kissen geschlagen. „Ich stimme den anderen völlig zu, wir suchen dir einen Freund!“ lacht Jane, woraufhin sich auch ein Grinsen auf meine Lippen schleicht.

Kapitel 14

Luce:

 

Gerade will ich die Treppe zu meinem Zimmer hoch, da ich nach dem ich etwas gegessen habe, noch mit Estelle Fernseher geschaut habe, wobei mir aufgefallen ist, dass ich in diesem Haus eigentlich nur Nadja und Estelle kenne, nicht einmal meinen Pflegevater kenne ich wirklich. Auf jeden Fall klingelt die Tür und ich öffne sie, im nächsten Moment bin ich verwundert, da dort Harry steht. „Was machst du denn hier?“, frage ich skeptisch. Harry grinst: „Wir machen dich jetzt fertig!“ „Und für was bitteschön?“, was will der denn jetzt von mir? Dann lacht er wieder: „Das wirst du dann schon sehen.“ Ich seufze: „Aber ich wollte mir gerade etwas gemütliches anziehen.“ „Gott gibt es hier irgendein Mädchen?“, verdreht er die Augen. Erst zucke ich die Schultern, aber schreie dann: „ESTELLE!“ Sofort kommt sie angelaufen und ist alarmiert: „Was ist passiert?“ Ich kichere auf ihren ernsten Blick: „Nichts er hat gefragt, ob es hier ein Mädchen in diesem Haus gibt.“ Harry schickt mich in mein Zimmer und einen kurzen Moment kommen die zwei rein. Estelles Augen leuchten. „Was geht denn bei dir?“, frage ich sie dann stirnrunzelnd, aber sie winkt nur ab: „Wir stylen dich jetzt auf.“ „Och nöö.“, murmele ich.

Harry zieht ein Kleid hervor. Es ist wunderschön. „D – das kann ich .. nicht annehmen!“, stottere ich, aber er wirft es mir nur zu. Na danke, alle wissen was vorgeht, nur ich nicht. Abwartend schauen sie mich an. „Harry willst du dich bitte umdrehen oder vor die Tür gehen?“, fragend blicke ich ihn an und er geht raus. Ich will nicht wissen, was der vorhat. Ich ziehe das Kleid an, welches beige ist, an. Es ist eher sommerlich, trägerlos und geht bis zu den Knien. Und es sieht sehr teuer aus. Was auch immer man mit mir vorhat, danach gebe ich es zurück, aber wenigstens einmal möchte ich es tragen. „Darf ich dich schminken und frisieren?“, freudig sieht sie mich an und ich lächle: „Ja aber wehe es ist zu krass und die Haare sollen auf jeden Fall offen sein.“ Sie rennt aus dem Raus und Harry kommt rein, manchmal würde ich ihm sein Grinsen gerne aus dem Gesicht wischen. „Also was passiert jetzt mit mir? Muss ich Angst haben?“, ich sehe ihn missmutig an. Er lacht: „Nummer eins darf ich nicht sagen und Nummer zwei, ich denke mal nicht.“ „Was heißt du denkst?“ Estelle kommt wieder ins Zimmer mit einem Schminkkoffer und einem Lockenwickler, soweit ich das Ganze identifizieren kann. Wieso denn bitte jetzt einen Lockwickler? Ich habe doch Locken. „So jetzt machen wir dich hübsch!“, ihre Stimme klingt ganz aufgeregt. „Ach ich bin also nicht hübsch?“, gebe ich beleidigt von mir und Harry lacht und Estelle streitet es ab.

Einen Spiegel besitze ich nicht in meinem Zimmer und somit habe ich keine Chance sie von irgendetwas abzuhalten. Ich hasse es nicht zu wissen, was mit mir passiert wird. Vor allem aber sind mir meine Haare heilig, weil sie das Schönste an mir ist und ich foltere sie nicht so gerne mit elektrischen Geräten, dass ist ehe Jackys Job wenn sie die Mittel dazu hat. Nach gefühlten fünfhundert Stunden atmet sie endlich auf und ich sehe sie unsicher an. Ich gehe ins Bad und sehe mich im dem großen Spiegel an und ich staune wirklich. Zwar will ich nicht selbstüberzeugend klingen, aber ich sehe echt hübsch aus. Schade, dass Zayn mich nicht so sehen kann! „Du siehst hübsch aus.“, sagt Harrys Stimme neben mir und ich lächele. Das MakeUp ist schlicht gehalten und sie hat meine Haare nur so gelockt, dass sie, auf jeder Seite, in einer Locke sichtbar sind. Es ist wirklich schön geworden. „Und was jetzt?“, frage ich dann und er grinst: „Du kommst mit mir mit.“ War ja klar, dass ich nicht mehr Information bekomme.

Wir steigen in eine Limousine und an diesen edlen Mist muss ich mich erst einmal gewöhnen. „Jetzt sag mir doch endlich, was los ist!“, quengele ich, aber schüttelt den Kopf. Na danke.

Ich erkenne das Haus der Jungs. „Klingel.“, fordert er mich auf und ich steige aus, alleine. Aufgeregt drücke ich auf die Klingel. Harry und die Limousine sind schon weg. Nach einer Weile öffnet Zayn mir die Tür. Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen. „Was soll das Ganze hier?“, frage ich ihn nervös, aber er sagt nur: „Du siehst wunderschön aus.“ „Zayn ignorier meine Frage nicht.“, ich schaue ihn bitter an und er grinst, aber nimmt dann meine Hand, um mich mitzuziehen. Wir landen in einem Esszimmer und ich erstarre.

Auf dem Tisch steht ein Raclette Gerät und überall Kerzen. „Das ist jetzt aber nicht für mich oder?“, mein Mund ist trocken und mein Herz klopft wie verrückt. „Siehst du hier noch jemanden?“, lacht er. Er führt mich zu meinem Platz. Eigentlich finde ich so etwas viel zu kitschig, aber er ist so süß! Ich will gerade anfangen zu essen, da stoppt er mich: „Warte ich möchte die vorher noch etwas geben.“ Er übergibt mir ein Geschenk und ich öffne es langsam. Es ist eine Handyhülle, auf dieser sind die Bilder von uns drauf, welche wir vorhin noch gemacht haben. Bevor ich fragen kann wieso er mir eine Handyhülle schenkt, da ich ja nicht einmal ein Handy habe, übergibt er mir noch ein Geschenk. Es ist eines der neuen iPhone Modelle. „Zayn.“, flüstere ich: „Das ist doch viel zu viel!“ Er lächelt mich an: „Für dich ist nichts zu viel.“ Dabei sind wir nicht mal lange zusammen. Ich umarme ihn. „Wir essen erstmal, dann kümmern wir uns um das Handy.“, grinst er.

Ich schiebe eine Platte mit Käse unten hinein und Fleisch auf den Grill obendrauf. Soweit ich weiß dass man das Grill nennt, ich habe das erst einmal gemacht und kochen ist nicht so meins. Außerdem nehme ich mir noch von dem Fleisch. „Deswegen also die Geheimniskrämerei. Ich habe mich schon veräppelt gefühlt.“, schmolle ich. „Tut mir leid, aber es sollte besonders werden.“, sagt er schuldbewusst. „Hör auf dich für das hier zu entschuldigen!“, ermahne ich ihn, denn es ist viel zu viel. Das bin ich doch gar nicht wert, dass er sich so viel Mühe gibt. „Was machen die andern eigentlich gerade? Nicht dass die in einer Ecke stehen und uns beobachten.“, frage ich dann zwischenrein. Er schmunzelt. „Ne, die sind in einem Musical.“ Ich strahle. Jacky wird aus dem Häuschen sein, sie liebt Musicals. Genauso sehr wie tanzen. Ich habe sie wegen ihrem Tanztalent immer beneidet. Viele sagen mir ich bin fast genauso gut wie sie, aber ich fühle mich so steif beim Tanzen. Ich mag es aber ich fühle mich unwohl und unbehaglich dabei. Außerdem kommt an Jacky niemand heran. Schon früher habe ich ihr immer zugeschaut und war fasziniert.

Und ich will ihr den Tanz lassen, ich will ihr ihn nicht wegnehmen. Bei mir würde es falsch gespielt aussehen und bei ihr… Man merkt dass es ihr gut geht, dass sie sich wohlfühlt im Tanz. Sie fühlt sich frei, sie ist in einer anderen Welt.

Ich mag eher rennen, zum Beispiel joggen oder Fußball spielen, aber ich komme einfach nie dazu und meine Motivation fehlt mir ganz einfach. Auf jeden Fall wer will bitte schon alleine Fußball spielen oder joggen gehen?

Beim Tanzen ist man auf niemanden angewiesen und das ist der Grund, warum Jacky das Tanzen liebt, weil sie da für sich ist. Keine anderen Menschen auf die sich verlassen muss. „Schmeckt es dir?“, reißt Zayn mich aus meinen Gedanken und ich nicke: „Fantastisch.“ Bei diesem Satz schaufele ich mir noch ein letztes Häufchen Salat auf. Jetzt bin ich platt. „Wie sieht es aus mit Nachtisch?“, fragt er dann und er sieht auch voll aus. „Später vielleicht, ich bin viel zu voll gerade.“ Er bestätigt dasselbe von sich und wir gehen in das Wohnzimmer und Zayn startet das Handy. Auch meine Handyrechnung bezahlt er mir, ich habe eingewilligt, aber nur unter der Bedingung, dass wenn ich genug Geld habe, sie selbst bezahle.

„Jetzt können wir den ganzen Tag telefonieren.“, seine braunen Augen strahlen. Sie glänzen so wunderschön.

„Von mir aus.“, lache ich. „Diese Begeisterung.“, grinst er. Während wir das Handy einstellen, schaltet er den Fernseher ein, doch es kommt nichts Gescheites. Ich mache die Handyhülle um das Handy und es ist süß. „Was soll ich den Menschen erklären, wenn sie die Hülle sehen?“, grinse ich und er lacht: „Dann zeig sie nicht herum.“ Diese Logik, aber na gut, ich wäre sie mit meinen Händen verdecken. Er lädt mir einige Sachen herunter, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Das kommentiert er nur mit einem Schnaufen: „Bildungslücke.“ Ich schmolle auch wenn er es nicht ernst meint.

Wir kommen uns quasi zwei verschiedenen Welten. Er hat Geld, eine Familie die Zusammenhält und ist berühmt. Ich habe kein Geld, keine Familie und eine schreckliche Vergangenheit. Meine Vergangenheit holt mich an manchen Tagen immer noch ein. Vor allem wenn ich meine Freunde mit ihren Familien sehe. Glücklich. Nicht dass ich ihnen das Gleiche wie mir wünsche, ich wünsche mir das Gleiche, wie sie es haben. Es ist schwer zu verstehen. Ich bin einfach neidisch.

Wieso müssen manche Menschen so viel Leid erleiden? Wieso kriegen manche Menschen erst mit 17 wieder wirkliche Freude am Leben?

Zwar war ich vorher auch relativ glücklich, aber auch nur relativ. An Zayns Seite fühle ich mich geborgen und sicher. Er ist der erste Mensch der mir Sicherheit geben kann, bei dem ich keine Angst habe. Vorher konnte dies nur Jacky. Ich weiß man sollte sich nicht zu sehr an Menschen binden, sich nicht zu sehr in sie verlieben, aber dies ist bei mir eh schon viel zu spät!

„Danke noch einmal.“, lächele ich ihn an und er gibt mir einen Kuss. „Du brauchst mir nicht zu danken, ich wüsste doch gar nicht, was ich ohne dich machen sollte!“, sagt er mir.

Ich lächele. Wieso mag er ausgerechnet mich? Vielleicht weil ich jetzt auch mal einen Menschen verdient habe und ich bin der Meinung Zayn meint es ernst. Ich wüsste nicht, was ich machen sollte wenn er es nicht ernst meinen würde. „Möchtest du jetzt noch Nachtisch?“, fragt er mich dann und ich nicke. „Ich hol es eben hierhin.“, sagt er als ich aufstehen will, also bleibe ich sitzen.

Find ich gut dass wir auf der Couch sitzen bleiben. Ich muss zwar demnächst los, aber das wird schon. Ich hoffe Jacky gefällt es im Theater, ich weiß, dass sie Musicals liebt. Schon früher wollte sie immer zu einem Musical, aber unsere Eltern haben ihr Tanzen immer für Unfug bezeichnet. Auch wenn wir gesungen haben, sie haben uns verboten zu singen. Beide haben wir keine Freude mehr am Singen, es macht uns keinen Spaß mehr. Unsere Mutter hat uns diese Stimme gegeben, aber sie hat uns nur an Weihnachten etwas vorgesungen. An Weihnachten durften sogar wir singen. An diesem Tag haben wir immer so getan, als wäre alles gut. Wir haben getan als wäre alles perfekt in unserer Familie. Ich habe mich immer geschämt, denn wir waren die Familie, deren Eltern sich nicht an Elternabenden blicken ließen. Die Eltern, die sich nie blicken ließen um sich zu engagieren. Die Zwillinge, die immer alte Klamotten haben. Es waren auch die gleichen Zwillinge die nie mitreden konnten und auch kein Handy hatten.

„Worüber denkst du nach?“, unterbricht Zayn meine Gedanken. Sitzt er schon länger da und beobachtet mich? Wenn ja, habe ich es gar nicht bemerkt. Ich schnappe mir eine in Schokolade getunkte Erdbeere und beiße in sie rein. „Habe über früher nachgedacht.“, sage ich ihm dann. Vorsichtig fragt er nach: „Möchtest du darüber reden?“ Ich zucke mit den Schultern: „Interessiert es dich überhaupt?“ Er nickt: „Natürlich. Also erzähl mir wie es war, als du noch bei deinen Eltern gewohnt hast.“ „Besonders war es nicht. Wir hatten kein wirkliches Zimmer, wir hatten nur zwei Betten in einem Zimmer im Keller. Jede Nacht hatten wir Angst, dass unsere Eltern hereinkommen. Vor allem unser Vater. Er war der, der das Sagen hatte. Ich habe immer versucht sie Stolz zu machen, doch sie haben nur Jacky gesehen. Zwar mochten sie uns beide nicht, auch haben wir beide das Gleiche abbekommen, jedoch haben sie Jacky wenigstens ein bisschen beachtet. Ich habe sie bewundert wegen ihrer Stärke und glaube deshalb haben meine Eltern sie wenigstens etwas beachtet. Sie war immer für mich da, vor allem wenn unser Vater mich schlagen wollte, hat sie sich vor mich geschoben. Zwar hat er sie jedes Mal weggeschubst, aber alleine das sie es getan hat. Noch heute holt mich meine Vergangenheit ein. Die Gespräche mit der Psychologin haben nur wenig gebracht, ich komme mit meiner Vergangenheit nicht klar, ich schaffe es einfach nicht sie zu verarbeiten, sie hinter mir zu lassen.“, beschämt sehe ich nach meiner Erzählung weg. „Luce sieh mich an. Du musst dich nicht wegen deiner Vergangenheit schämen! Ich bin hier und ich bin da für dich, auch Jacky und die Jungs sind da für dich. Ich helfe dir okay?“, er nimmt meine Hände in seine und ich kann ihm glauben, endlich kann ich einem anderen Menschen als meiner Schwester glauben. Klar gehe ich offen auf Menschen zu aber das heißt lange nicht, dass ich ihnen auch vertraue. Ich nicke. „Gut. Dann werden wir nämlich jetzt telefonieren.“, grinst er. „Wieso das denn?“, schmunzele ich. „Wir müssen auch sicher gehen dass es funktioniert! Also ich gehe in die Küche, wenn ich dort bin rufe ich dich an okay?“

 

Jackys Abend:

 

Vier Stunden nachdem Jane begonnen hat Kleider für uns in ihrem Schrank zu suchen sitzen wir fertig auf dem Sofa und warten auf die Jungs. Okay, wahrscheinlich haben wir nur so lange gebraucht, weil wir abgelenkt wurden. Aber ich muss sagen, dass ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden bin. Jane hat ihre roten, endlos wirkenden Haare wieder zu zwei Zöpfen geflochten und trägt ein knielanges grünes Cocktailkleid. Es einen ziemlich engen Ausschnitt, jedoch ist am Dekolletee ein silbernes umrandetes Dreieck, welches freigelassen ist. Der Stoff geht dann ab der Hüfte locker nach unten. Das Kleid sieht wunderschön an ihr aus und betont ihre Smaragd grünen Augen. Dazu trägt sie dunkel grüne High Heels und eine silberne Clutch. Außerdem silberne Schmetterlingsohrringe.

Mein Kleid geht mir etwas über die Oberschenkel und ist dunkel blau. Es ist ein ziemlich lockerer Stoff, der an meiner Taille mit einem silbernen Gürtel zur Geltung gebracht wird. Es ist ein One Shoulder Kleid, welches einen langen Ärmel aus Tüllähnlichem Stoff hat. Dazu trage ich schwarze High Heels, eine schwarze Clutch und wir haben ein paar schwarze Ohrstecker gefunden, die perfekt dazu passen. Meine Haare fallen mir offen und in Locken über die Schulter. Dazu haben wir beide leichtes Make up und Smokey Eyes in den passenden Farben zu dem Kleid. Ich muss zugeben, dass ich froh bin, dass Jane andere Leute so gut schminken kann. Ich schminke mich zwar auch, und zwar jeden Tag, aber für allzu viel und hochwertige Schminke reicht mein Geld nicht wirklich, deshalb kann ich eigentlich nur mit Make up, Mascara und Kajal umgehen.

„Harry hat mir gerade geschrieben. Sie haben sie abgesetzt und kommen jetzt zu uns.“ Informiert mich Jane und ich nicke. Ich bin total neugierig, was wir machen werden, aber Jane hat mir versichert, dass sie selber keine Ahnung hat. Wir sind zu sechst. So viel kann man da doch eigentlich gar nicht machen, außer feiern gehen und das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Hier in London? Dann werden die Jungs ja sofort umzingelt. Jane besteht darauf, dass wir noch ein Foto zusammen machen, weshalb wir uns in ihrem Zimmer vor die riesige Spiegelwand stellen und es versuchen. Das alles endet dann in Fotos mit verschiedenen Grimassen und einem Lachanfall. „So etwas müssen wir unbedingt nochmal mit Luce machen!“ sage ich immer noch lachend und Jane stimmt mir zu. Als wir die Fotos durchsehen fällt uns auf, dass tatsächlich ein schönes Bild dabei ist. Ich sehe, wie sie auf Twitter geht und irgendetwas mit dem Bild macht. So gut kannte ich mich noch nie mit den ganzen sozialen Netzwerken aus. „Was machst du?“ frage ich sie interessiert. „Ich stelle das Foto in Twitter.“

Unter das Bild schreibt sie dann noch:

 

Neu gewonnene Freundschaften müssen gefeiert werden! Xx

 

„Du hast kein Twitter, oder?“ fragt sie mich und ich schüttel den Kopf. „Dem Problem widmen wir uns ein anderes mal.“ Sagt sie lachend, als es an der Tür klingelt.

Wir gehen runter, nehmen unsere Taschen und gehen nach draußen, wo die Jungs bereits stehen. Ich muss schmunzeln, als ich sehe, wir Harry Jane anstarrt. „Du siehst wundervoll aus Babe!“ sagt er und gibt ihr einen Kuss. „Du natürlich auch Jacky.“ Zwinkert er mir zu, als sich Jane bei ihm einhackt. „Harry hat Recht, du siehst toll aus.“ Sagt Niall lächelnd und ich kann nicht verhindern, wie ich etwas rot werde. Gemeinsam gehen wir zum Auto und zwängen uns rein. Doch glücklicherweise sind wir sehr schnell da.

Als ich aus dem Auto aussteige atme ich erstmal tief durch. Hier ist Platz. Zum Glück. Wo sind wir überhaupt? Ich sehe mich um und bleibe abrupt stehen, als ich bemerke wo wir sind. Wir werden uns jeden Moment ein Musical ansehen! Ein Musical! Wie genial ist das denn? Ich wollte schon immer einmal in ein Musical! „Oh mein Gott Jane! Weißt du wo wir sind?“ quietsche ich. „Jaaaaa! Das ist sooo Hammer, danke danke danke danke Jungs, dass ihr uns mitnehmt!“ quietscht Jane ebenfalls. Wir grinsen beide wie Honigkuchen Pferde, was die Jungs belustigt hinnehmen. Harry nimmt Jane an der Hand und ich hacke mich bei Liam und Niall ein. Gemeinsam gehen wir zur Kasse. „In welches Musical gehen wir eigentlich?“ frage ich die beiden Jungs neben mir. „Ganz klassisch, the lion king.“ Antwortet Liam stolz. „Oh mein Gott, das ist so ein schöner Film, dann kann das Musical ja nur schön sein!“ ich freue mich so sehr gerade und bin den Jungs so verdammt dankbar, dass sie das hier mit uns machen. „Kommst du mit die Karten holen Niall?“ fragt Harry und Niall geht ihm hinterher zur Kasse. „Warum ist hier eigentlich kein Mensch? Und wieso könnt ihr einfach so in ein Musical gehen?“ fragt Jane und ich muss zugeben, dass das eine wirklich gute Frage ist. „Es gibt VIP Bereiche, die auch früher eingelassen werden, deshalb ist hier noch keiner. Wir hoffen nur, dass sie uns alle in den selber Bereich bekommen haben, weil am Telefon gab es irgendwelche Probleme.“ Erklärt uns Liam und ich hoffe einfach mal, wir er schon sagt, dass wir alle in einem Bereich sind. Harry und Niall kommen mit Musicalkarten in der Hand wieder. „Also, wir haben alle eine Karte, aber zwei von uns werden einen eigenen VIP Bereich haben, da der erste voll ist und in Bereich zwei halt nur diese zwei Karten verkauft wurden.“ Teilt Harry uns mit. Theoretisch wäre es ja am praktischsten, wenn Jane und Harry die einzelkarten nehmen. Also nicht praktisch, aber dann hätten die beiden etwas Zeit für sich. „Also wenn es euch nichts ausmacht, dann würde ich ganz gerne neben Harry und Liam sitzen!“ sagt Louis sofort, bevor ich etwas sagen kann. „Und ich neben Lou und Jane.“ Wendet Harry schnell ein. „Gut, damit wäre das geklärt. Hier habt ihr die Karten, und nun geht und schweift aus.“ Harry drückt eine Karte Niall und die zweite Karte mir in die Hand, bevor er uns zu einem Eingang schiebt. Ich sehe Niall verwirrt an, als wir uns an unsere Plätze gesetzt haben. „Muss ich Harry verstehen?“ frage ich grinsend. „Nein, ich glaube weniger.“ Lacht er.

„Wie ich auf Twitter gesehen habe, verstehen sich Jane und du ziemlich gut.“ Stellt er lächelnd fest. „Ja, sie ist toll. Ich bin froh, dass Harry jemand wie sie gefunden hat.“ Niall nickt lächelnd. „Ja, sie ist wirklich nett. Nur ich habe etwas Angst um die beiden, es gibt schon Gerüchte ohne Ende, dass die beiden zusammen sind, weil sie so oft gemeinsam gesehen wurden. Wenn das Management das rausfindet wissen wir nie, wie sie reagieren.“ „Und was ist mit Luce und Zayn?“ frage ich etwas geschockt. „Ja von den beiden gibt es ja noch nicht wirklich viele Gerüchte. Ein paar vielleicht.“ Ich atme erleichtert aus. Ich hoffe, dass es erst gar keine Gerüchte von den beiden gibt, ihre Beziehung soll wirklich nicht in Gefahr geraten. „Aber wenn die Gerüchte von Harry und Jane schon so lange sind, warum habt ihr davon nichts mitbekommen?“ frage ich ihn. „Wir achten da nicht wirklich drauf. Wenn man weiß, dass einer von uns eine Freundin hat, dann achtet man speziell darauf, ob es Gerüchte gibt, wie lange schon ect. Und was mir in den Kommentaren unter dem Bild von Jane eben aufgefallen ist, dass es auch schon ganz schön lange sehr sehr viele Gerüchte über uns gibt.“ Er sieht mich entschuldigend an. „Wieso?“ frage ich vorsichtig. Wir sind nicht zusammen, wie können die Fans das dann denken? „Ganz einfach, wir wurden so oft zusammen gesehen. Dann bin ich auch noch bei dir in der Schule aufgetaucht und ja. Das eine kommt zum anderen und jetzt denken so ziemlich alle, wir wären zusammen. Es tut mir Leid Jacky, es ist meine Schuld, ich hätte nicht zu dir in die Schule kommen dürfen, dass war denke ich der Auslöser dafür.“ Ich weiß, dass es unpassend ist, aber ich muss lächeln. Das ist echt niedlich, dass sich Niall für etwas entschuldigt, dass weder schlimm ist, noch seine Schuld. „Niall das ist doch nicht schlimm. Na und? Dann denken eben alle, dass wir zusammen sind, lass sie das doch denken, oder stört dich das so sehr?“ sage ich lächelnd. Niall sieht mich ungläubig an. „Nein, also mir macht das nichts aus, aber ich dachte, dass du das vielleicht weniger schön findest.“ Jetzt lächelt auch Niall wieder. „Der Gedanke, mit einem gut aussehenden, charmanten, super netten Menschen zusammen zu sein, ist jetzt nicht so furchtbar.“

Niall grinst mich verschmitzt an. „Vorsicht das hört sich ja fast so an, als hättest du drüber nachgedacht.“ Ich rutsche auf meinem Stuhl wieder etwas hoch, um höher zu sitzen. „Vielleicht habe ich das, vielleicht auch nicht.“  „Also ich habe drüber nachgedacht.“ Ein warmes Lächeln zieht sich auf Nialls Gesicht. Jetzt kann ich leider nicht verhindern, rot zu werden, muss aber grinsen. „Du hast darüber nachgedacht, wie es ist, mit dir zusammen zu sein?“ Er schüttelt lachend den Kopf. „Nein, mit dir natürlich.“ „Glaub mir Niall, das willst du gar nicht. Ich bin leider nicht der Mensch, der für Beziehungen gemacht wurde, ich kann es dem anderen nie Recht machen.“

„Man kann auch nicht jedem immer alles Recht machen.“ Als ich hoch sehe blicke ich in seine Augen und wieder fällt mir auf, wie wunderschön sie sind. Ich habe selten solche Augen gesehen. Ich wollte gerade etwas sagen, als die Lichter ausgehen. Niall und ich richten unseren Blick nach vorne und betrachten die Bühne.

 

Als das Musical vorbei ist warten wir noch etwas, damit die Jungs Best möglich nicht erkannt werden. Dadurch bleibt Niall und mir sehr viel Zeit, über das Musical zu reden.

„Das Musical war soooo schön!“ springt mir Jane direkt entgegen, als wir in der großen Eingangshalle auf die anderen treffen. Ich will gerade etwas erwidern, da stehen zwei Mädchen, ich schätze sie auf neun Jahre, hinter uns und man hört nur wie die eine kreischt, während der zweiten Tränen die Wangen runter laufen. „Oh mein Gott, ihr seid One Direction! Wir sind soo große Fans!“ Die Jungs lächeln und umarmen sie, dann machen Jane und ich noch ein Foto von den beiden, mit den Jungs zusammen. Während die eine ein Foto mit Harry und Jane macht, kommt die andere auf Niall und mich zu. „Niall? Kann ich ein Foto mit dir und deiner Freundin machen?“ die kleine lächelt Niall hoffnungsvoll an. Niall sieht mich unsicher an und will gerade etwas sagen, als ich ihm zuvor komme. „Niall sagt bestimmt ja, oder?“ Wieder treffen sich unsere Augen und ich könnte Stunden darin versinken, doch dieses ´ewig´ wird durch ein räuspern von Louis unterbrochen. Ich sehe nur, wie das kleine Mädchen uns beide verwirrt ansieht, aber glücklich strahlt, als wir endlich das Foto mit ihr machen. Als die beiden Weg sind gehen wir zum Auto. Immer wenn ich zu Louis sehe trifft mich so ein komisches Grinsen, bei dem ich mich wirklich unwohl fühle. Wir halten vor Janes Haus, da sie und Harry zu ihr gehen wollten. „Warte Jane ich muss mit, dein Kleid!“ sie schüttelt nur den Kopf. „Nein, du kannst es behalten. Ich habe genug, und es steht dir sowieso viel besser als mir!“ lächelt sie und ist weg, bevor ich etwas erwidern kann. „Na die beiden hatten es aber eilig.“ Sagt Liam lachend und WIEDER trifft mich Louis merkwürdiges Grinsen. „LOUIS! Was ist dein Problem?“  „Ach ich hab kein Problem meine Liebe. Alles super.“ Ich lasse sein weiteres Grinsen unkommentiert und gucke aus dem Fenster, bis wir da sind. Als wir die Tür öffnen dringen uns direkt Stimmen entgegen. Im Wohnzimmer sitzt Luce dann alleine auf dem Sofa und telefoniert. „Wieso hast du Zayns Handy, und warum telefonierst du?“ fragt Liam, bevor ich es tun kann und Luce lacht. „Das ist mein Handy und ich telefoniere mit Zayn.“ Ich sehe sie verwirrt an. „Wo ist Zayn?“ frage ich. „In der Küche.“ Ich schüttel lachend den Kopf. Meine Schwester ist unverbesserlich. „In Ordnung, tut uns Leid, dass wir stören. Ich würde sagen, wir gehen jetzt alle ins Bett, damit das Paar hier Zeit für sich hat. UND ZAYN KEIN TELEFONSEX IN DER KÜCHE!“ sagt Louis und scheucht uns alle schnell raus. Sofort macht er die Tür hinter sich zu, so dass das Kissen, welches wahrscheinlich Luce warf gegen die Tür knallt. Lachend gehen wir hoch. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich bis Harrys Eltern weg sind bei Niall übernachte.

Als ich fertig geduscht bin und aus dem Bad komme liegt Niall auf dem Bett und hat die Augen zu. Ich gehe näher ran um zu sehen, ob er schläft. Anscheinend schon. Vorsichtig ziehe ich die Decke höher und decke ihn zu, bevor ich einmal um das Bett herum gehe um mich selber hinein zu legen. Ich schrecke auf, als sich auf einmal ein Arm um meine Taille legt. „Warum so schreckhaft?“ höre ich Nialls lachende Stimme. „Ich dachte du schläfst, du Idiot.“ „Hach ja, sind wir wieder liebevoll heute.“ Ich drehe mich in seinen Armen so, dass ich ihm ins Gesicht sehen kann. „Immer doch.“ Ich schließe meine Augen und kuschele mich an seine Brust. Es fühlt sich immer noch ungewohnt und etwas unangenehm an, so direkt neben Niall zu schlafen, aber das warme Gefühl in mir überwiegt.

Kapitel 15

 Luce:

 

„Luce?“, Jacky stupst mich an und ich sehe sie fragend an: „Hm?“ Sie lacht. Heute ist Freitag und wieder Schule. Gestern haben Jacky und ich größtenteils etwas zu zweit unternommen. „Du bist so in Gedanken.“, sie schmunzelt: „Woran liegt das wohl?“ Verwirrt sehe ich sie an: „Sprich Klartext Mädchen.“ „Du hast die rosarote Brille auf.“, kichert sie. Sonst hat sie auch nichts zu tun oder? „Und du nicht? Wenn man nur den Namen ‚Niall‘ erwähnt. Mädchen allein wie du ihn anguckst. Es sieht jeder Blinde, dass ihr euch mögt, also sag es ihm einfach.“, kontere ich dann. Beleidigt schnappt sie nach Luft und ich gehe ohne mich nach ihr umzudrehen weiter. >>Wie wäre es wenn wir uns heute sehen?<<, lächelnd tippe ich die Nachricht in mein Handy, auch wenn an dieser Schule Handyverbot ist. >>Tut mir Leid wir haben heute einen Termin beim Management. Vielleicht schaffe ich es heute Abend bei dir vorbeizuschauen, was ich zwar bezweifle, aber ich versuche es.<<, Traurig blicke ich die Nachricht an. Jetzt wird es wohl losgehen und Stars haben ja bekanntlich sehr wenig Zeit, aber das Letzte, was ich machen werde ist, Ansprüche zu stellen. Ich habe die ganze Zeit gar nicht mehr dran gedacht, dass Zayn ein Star ist, überhaupt nicht mehr. Deswegen trifft mich diese Nachricht ziemlich, aber einen Tag werde ich wohl aushalten. Langsam mache ich mich auf den Weg zum Matheunterricht, worin ich mich mittlerweile echt verbessert habe. Es ist zwar bis jetzt eine mündliche stupide drei, aber was will man mehr: Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Wenigstens ist es die letzte Stunde, was mich motiviert, mich noch mehr anzustrengen.

„Kommst du mit zu den Jungs?“, fragt Jacky mich, als wir unsere Sachen zusammenkramen – wir sitzen mittlerweile wieder nebeneinander, da ich mich so gut verbessert habe – und auf den Weg nach draußen bahnen. Ich hole Luft, da diese Aussage wirklich gegen meinen Willen ist: „Nein lieber nicht, ich gehe lieber Heim. Nadja wartet bestimmt und ich kann bei euch nicht Aus – und Eingehen, wie es mir gefällt.“ Verwirrt sieht mich Jacky an: „Ist etwas mit dir und Zayn passiert?“ Ich schüttele den Kopf, umarme sie zum Abschied und laufe schnell zum Bus, der gerade einfährt. Dabei bemerke ich natürlich ihren grübelnden Blick in meinem Rücken, aber ich brauche einfach noch etwas Abstand und muss erst einmal mit der Situation zurechtkommen. Mir gefällt es bei meiner Pflegefamilie, aber manchmal fühle ich mich von Jacky und den Jungs ein kleines bisschen ausgeschlossen.. Ich weiß ich wohne noch nicht allzu lange hier, aber.. ach ich weiß es doch auch nicht.

Als ich zu Hause ankomme, sitzen alle am Esstisch und ich meine damit wirklich alle. Pflegemutter, Pflegevater und Pflegegeschwister. Wir alle an diesem Tisch haben eine Vergangenheit, eine mehr oder weniger gute, aber das zählt hier nicht mehr. „Wer bist du?“, fragt mich nach kurzer Stille ein junges Mädchen. Nadja kommt mit dem Mittagessen: „Leyla das ist Luce, eure neue Pflegeschwester – stimmt ihr habt das Ganze ja gar nicht wirklich mitbekommen.“ Plötzlich fühle ich mich fremd an diesem Platz, wie ein Eindringling. Die Anderen kennen sich bestimmt schon eine Weile und jetzt komme ich als Fremde und will mich dazugesellen, ohne zu fragen. Ich sehe beschämt auf den Teller: „Ich hoffe das ist ok.“ Meine Stimme hört sich brüchig an und piepst fürchterlich. Die anderen nicken, aber ich fühle mich trotzdem noch falsch an diesem Platz. Wieso weiß ich nicht wohin ich gehöre? Wieso weiß ich nicht einmal, wer ich bin? „Woher kommst du?“, fragt jetzt ein anderes Kind. „Aus dem brüchigsten Heim Londons… ich bin mir sicher ihr könnt damit etwas anfangen.“ Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Das Kinderheim hat keinen Namen und es ist ja auch nicht erlogen, was ich da sage. „Nun wird jetzt aber gegessen!“, Nadja unterbricht die Ausfragerei und ich bin ihr irgendwie dankbar. Wieso sehen sie mich an, als wäre ich ein Alien oder ein Einbrecher? Als wäre ich der Feind?

Während des Essen unterhalten wir uns alle gemeinsam, ich bleibe eher still, aber ich habe das Gefühl sie wollen mich einbinden. „Freitags unternehmen wir immer alle zusammen etwas. Erst Mittagessen, dann spielen wir etwas oder sehen einen Film. Heute wollen wir gemeinsam ins Schwimmbad gehen.“ Ich freue mich wirklich schon darauf, wirklich und nach dem Essen gehen wir alle in unsere Zimmer, um unsere Badsachen zu packen.

In weniger als fünf Minuten habe ich alles zusammen und ziehe mir noch schnell eine neue Hotpants, sowie auch ein neues Top an. Zayns Kette fehlt natürlich nicht bei meinem Outfit.

In zwei Autos machen wir uns auf den Weg und das öffentliche Schwimmbad ist gar nicht weit von hier entfernt.

Zusammen mit den anderen Mädchen und Nadja gehe ich in Richtung der Frauenumkleiden. Als ich nach draußen trete, stoppe ich sofort. Weiter hinten sehe ich Jane und Jacky, damit auch die Jungs auf der Wiese liegen. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass es sie sind. Von wegen Termin bei Management, wieso sagt er mir nicht einfach die Wahrheit? Es wäre für mich wirklich okay gewesen, wenn er gesagt hätte, er habe schon etwas anderes vor. Wieder ist da dieses Gefühl, der Ausgeschlossenheit. „Wen starrst du da so an?“, fragt mich eines meiner Pflegeschwestern, welche ich mit einem kurzen Blick auf neunzehn schätze. Ich gucke beschämt auf den Boden: „Meine Schwester, meinen Freund und Freunde von uns.“ Abwartend sieht sie mich an, denn sie will bestimmt auch den Grund wissen wieso. „Ich bin etwas enttäuscht.. also von meinem Freund, da er mich angelogen hat, aber wahrscheinlich wollten sie mich einfach nicht dabei haben.“, nuschele ich vor mich hin, reiße mich los und laufe langsam in Richtung der anderen. „Also erstmal ich bin Emma und zweitens bist du dir da ganz sicher? Was gibt dir den Grund so zu denken?“, ihr Blick wühlt in mir nach Informationen. Erst druckse ich etwas herum, aber dann rücke ich raus mit der Sprache: „Also meine Schwester und ich wir sind Zwillingsschwestern.. sie lebt bei meinem Freund und seinen Freunden. Ich eben nicht, ich wurde nicht einmal gefragt, ob ich überhaupt Lust hätte. Zwar wohne ich noch nicht lange bei euch, aber ich fühle mich so ausgeschlossen von ihnen. Ich weiß ich bin überirdisch egoistisch.“ Sie schüttelt den Kopf: „Nein bist du nicht!“ Sie unterbricht kurz, da wir bei den anderen ankommen und wir legen unsere Handtücher auf die grüne Wiese, auf welche wir uns dann setzen, dann führt sie fort: „Wieso wohnt sie überhaupt bei ihnen, wieso wohnt ihr nicht zusammen?“ „Wir hatten vor kurzem unglaublichen Streit, sie ist abgehauen… zu den Jungs, was sie zwar abstreiten, aber ich glaube das nicht so ganz… auf jeden Fall bin ich allein im Heim zurückgeblieben, aber dann hieß es, ein Platz in einer Pflegefamilie wäre frei.“ Wir schweigen, doch dann brennt mir eine Frage auf der Zunge: „Bist du schon lange bei Nadja?“ „Seit ungefähr zwei Jahren. Meine Eltern haben direkt nach einer Pflegefamilie gesucht, da sie der dummen Meinung waren, das würde alles bessern. Ich bin mir sicher du willst wissen wieso. Ich war gerade Siebzehn geworden und durfte endlich Auto fahren und so geschah es das ich meinen Bruder zum Training fuhr… Wir wurden in einen Autounfall verwickelt… mein Bruder starb und meine Eltern konnten mir nicht mehr in die Augen sehen.“ Mein Blick fällt auf Jacky welche sich mit Jane lachend sonnt und meine Vergangenheit sprudelt gerade so aus mir heraus. Gerade als ich fertig bin, entdeckt mich blöderweise Jacky, woraufhin ich mich, so schnell es geht, in eine andere Richtung drehe.

 

Jacky:

 

„Ich weiß nicht. Ich verbringe gerne Zeit mit anderen, aber manchmal bin ich dann doch froh alleine zu sein. Oder mit Harry. Harry ist glaube ich so ziemlich der einzige Mensch, mit dem ich immer Zeit verbringen könnte.“ Sagt sie und sieht lächelnd zu Harry, der mit den anderen Jungs lachend im Wasser ist. „Ich verstehe was du meinst. Naja, halbwegs. Auf Dauer würde Harold mich glaube ich provozieren.“ Sage ich schmunzelnd, woraufhin Jane anfängt zu Lachen.

„Find ich gut, dann kannst“-„Ist das nicht Luce?“ unterbreche ich Jane und versuche das Mädchen, welches mir gerade den Rücken zugekehrt hat zu erkennen. „Was? Luce? Wo?“ etwas verwirrt blickt Jane umher. „Da vorne! Natürlich ist die das!“ ich zeige auf die Stelle, an der ich meine Schwester eben erblickt habe. Jane legt ihre Sonnenbrille ab, wahrscheinlich, um sie besser erkennen zu können. „Was macht Luce hier? Wieso ist sie dann nicht einfach mit uns gegangen?“ fragt Jane etwas irritiert. Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, sie wollte nicht. Aber lass uns zu ihr gehen.“ Sage ich grinsend, stehe auf und halte Jane die Hand hin. Diese sieht mich mit gehobenen Augenbrauen an. „Ich will aber nicht aufstehen. Können wir sie nicht rufen? Oder anrufen?“ fragt sie und schmunzelt etwas. „Anrufen? Sie hat ihr Handy bestimmt im Spind, so wie wir auch Schatzi. Komm jetzt.“ Auffordernd sehe ich sie an. Seufzend ergreift sie meine Hand und zieht sich hoch. „Sollten wir den Jungs vielleicht Bescheid sagen?“ fragt sie und dreht sich in ihre Richtung. „Wir haben doch eh nichts dabei, dass man klauen könnte.“ Argumentiere ich. Ich warte keine Antwort ab, sondern mache mich, gefolgt von Jane, auf den Weg zu meiner Schwester, die neben einem weiteren Mädchen auf der Wiese liegt. Ich dachte für einen kurzen Moment, dass es Kiana war, doch sie sieht ihr nun wirklich nicht ähnlich.

„Hey. Was machst du denn hier?“ frage ich lächelnd und setze mich neben meine Schwester auf das Handtuch. „Familienausflug. Und ihr?“ Dieses Wort versetzte mir einen kurzen Stich. Familienausflug. Früher war ich immer das, was sie Familie nannte. Mittlerweile gehöre ich wohl nicht mehr dazu. „Wir wollten ins Schwimmbad, ich dachte Zayn hätte es dir erzählt.“ Fragend sehe ich sie an. „Hat er. Aber seit wann trifft man sich mit seinem Management im Schwimmbad?“ fragt sie, und ich sehe genau, dass sie sauer ist. Ich hoffe wirklich, nicht auf mich. Wir haben den einen Streit gerade erst hinter uns, da kann ich absolut keinen Neuen gebrauchen.

„Was für ein Treffen mit dem Management?“ frage ich irritiert. Ich hätte gewusst, wenn die Jungs ein Treffen gehabt hätten, denn dann wäre das einer dieser wundervollen Momente, die ich alleine zu Hause verbringen konnte.

„Zayn hat mir gesagt, dass sie ein Treffen mit dem Management haben.“ Ich habe das Gefühl, dass sich ihre Wut langsam in Enttäuschung umwandelt, und das war ich auch. Enttäuscht von Zayn. Wieso fing er jetzt schon damit an, meine Schwester zu belügen? Vor allem wegen so etwas, wie einem Schwimmbadausflug.

„Sie hatten heute kein Treffen mit dem Management.“ Sage ich ihr.

„Sei mir bitte nicht böse Jacky, aber es wäre cool von euch, wenn ihr mich alleine lassen würdet.“  Sagt sie und ich nicke. Gerne gehe ich jetzt nicht, aber wenn sie es so möchte.

„Gehen wir?“ frage ich Jane. „Können wir machen, aber vielleicht sollten wir erst Bescheid sagen.“ Sagt sie und sieht dabei etwas besorgt aus. „Nein. Wenn Zayn meint, er könnte meine Schwester bei sowas simplen wie einem Schwimmbadbesuch schon anlügen habe ich keine Lust auf sie. Und eine Ausrede von ihm will ich ehrlich gesagt auch nicht hören, dann können wir auch einfach gehen.“ Ich hoffte wirklich, dass Jane mitkommen würde, hätte jedoch auch Verständnis dafür, würde sie sich entscheiden hier zu bleiben, um sämtlichen Ärger mit Harry aus dem Weg zu gehen, auch wenn Harry, so wie ich ihn kenne, es verstehen würde.

„Ich verstehe was du meinst, ich finde es genauso scheiße von Zayn wie du. Ich weiß nur nicht, ob es irgendjemanden weiterbringt, wenn wir einfach gehen. Ich meine, das ist doch eine Angelegenheit zwischen Luce und Zayn, oder sehe ich das falsch?“ fragt sie und greift mich bei den Schultern. „Natürlich bringt es keinen weiter, aber es würde auch keinen weiterbringen, wenn wir hier bleiben und ich Zayn zusammen schreie.“ Mit großen Augen sieht sie mich an. „Okay, wir gehen.“ Sagt dann auch Jane und packt ihre Sachen zusammen. Ich muss etwas darüber schmunzeln, wie schnell sich ihre Meinung geändert hat und packe ebenfalls zusammen.

Schnell drehen wir uns um und verschwinden. „Und jetzt?“ fragt Jane, als wir vor dem Schwimmbad stehen. „Warte, ich rufe Lya an, vielleicht kann sie uns ja abholen.“ Ich hole mein Handy raus und schreibe ihr direkt.

 

An: Lya <3

Hey, kannst du Jane und mich vielleicht am Schwimmbad abholen? :) xx

 

So, wie ich meine beste Freundin kenne würde sie sofort zurückschreiben, womit ich auch Recht behielt.

 

Von: Lya <3

Aber natürlich, ich bin da, bevor du Kartoffelsuppe sagen kannst! Xx

 

Ich lächele über ihre Antwort. Lya war so ein furchtbar süßer Mensch. „Kartoffelsuppe.“ Sage ich lachend. Jane sieht mich fragend an. „Kartoffelsuppe? Was?“ Ich schüttele lachend den Kopf und halte ihr das Handy hin, damit sie es lesen kann. „Ist Lya eine Freundin von dir?“ fragt sie lächelnd. Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass sie Lya gar nicht kannte. Ich nicke. „Ja, meine beste Freundin. Du wirst dich gut mit ihr verstehen, glaub mir.“ Sie nickt lächelnd. Sie hatte mir Mal erzählt, dass sie eher der Schüchterne Mensch ist, dem es ziemlich schwer fällt, neue Freunde zu finden, doch mit Lya freundet sich jeder ziemlich schnell an. Da sie in der Nähe wohnt, müssen wir gar nicht lange warten, bis Lya da ist. Ich setze mich auf den Beifahrersitz, neben das Mädchen mit den wirren blonden Locken, und Jane nach hinten. „Danke.“ Sage ich lächelnd und drücke meiner besten Freundin einen Kuss auf die Wange. „Lya, das ist Jane. Jane, Lya.“ Sage ich und zeige auf die jeweilige Person. „Hallo Jane.“ Sagt sie lächelnd und dreht sich zu ihr um. Danach richtet sie sich wieder nach vorne und fährt los. „Und woher kennt ihr beide euch?“ fragt Lya an Jane gewandt. Das schätze ich sehr an ihr. Wenn irgendeine Neue Person dabei ist versucht sie immer diese Person mit einzubeziehen, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlt. „Durch Harry.“ Sagt sie nur lächelnd. Den Teil, dass sie seine Freundin ist lässt sie denke ich bewusst aus. Lya nickt nur. „Wohin fahren wir eigentlich?“ fragt sie dann lachend. Ich sehe fragend von Jane zu Lya. „Kino?“ beide nicken. Ich hole mein Handy aus der Hosentasche, als es vibriert. Eine SMS.

 

Von: Niall :)

Wo seid ihr?!

 

Ich packe es seufzend zurück und richte meinen Blick aus dem Fenster. Ich freue mich jetzt einfach auf einen schönen Nachmittag mit meiner besten und einer neu dazugewonnen Freundin. 

Kapitel 16

 

Luce:

 

„Da bist du ja endlich!“, begrüße ich Jacky während ich die Haustür öffne. Ich bin so glücklich darüber, das Jacky sich die Zeit nimmt um meine Familie kennenzulernen. Doch irgendetwas ist mit ihr, das spüre ich sofort, denn sie umarmt mich nur für einen kleinen Moment. Mir vornehmend später mal nachzufragen, ziehe ich sie hinter mir her. „Hey Jacky freut mich, dass du uns besuchen kommst.“, empfängt Nadja Jacky fröhlich: „Ich schlage vor, ihr geht erst einmal ein bisschen in Luces Zimmer und in einer halben Stunde gibt es dann Essen.“

Direkt als wir oben in meinem Zimmer ankommen, rutscht mir die Frage raus: „Jacky, was ist los mit dir? Ich weiß, dass dich irgendetwas beschäftigt!“ Eine Träne rollt aus Jacky rechtem Auge und bahnt sich ihren Weg über Jacky Gesicht, eine weitere rollt hinterher. Jacky schluchzt leise vor sich hin, aber sagt dennoch nichts. Es verletzt mich, sie so zu sehen. „Jacky rede mit mir. Du kannst mir doch alles erzählen.“,  ich streichele ihr sanft über den Rücken und reiche ihr ein Taschentuch. Mit dem Taschentuch reibt sie sich durch ihr schönes Gesicht, zwar verwischt durch die Reiberei ihre Schminke, doch das werden wir später noch beheben.

„Niall hat mir gestern gestanden, dass er mehr Gefühle für mich hat..“, sie bricht ab, anscheinend wollte sie noch etwas sagen, aber traut sich nicht. „Aber Jacky das ist doch völlig ok! Ihr zwei seid füreinander geschaffen glaub mir, ich sehe doch, dass auch du mehr für ihn empfindest.“ Ich kann ihrer Trauer noch nicht ganz folgen, weshalb ich erst einmal versuche sie irgendwie aufzumuntern. Sie räuspert sich kurz, schnäuzt in ein frisches Taschentuch und sieht mich dann aus verquollenen Augen an. Es muss wohl mehr vorgefallen sein, als das er ihr nur ein Geständnis gemacht hat und zwar etwas, dass sie getan hat und dass sie bereut. „Du hast ja in all diesen Sachen Recht, aber ich habe einen Fehler gemacht und habe ihn einfach weggestoßen. Es war ein Reflex.. Ich habe Angst ihn später einmal zu verletzen und ihn dann zu verlieren. Er ist der erste Junge für den ich solch große Gefühle hege.“ ‚Armer Niall‘, ist das erste, was mir in den Sinn kommt und das zweite, was mir in den Sinn kommt, ist ‚Ich muss dieses Mädchen zur Besinnung bringen!‘ „Du denkst immer an das, was in der Zukunft passieren könnte, aber so funktioniert das Leben nicht. Jacky! Liebe ist, so wie sie ist. Sie lebt im jetzigen Moment und es lohnt sich für sie zu kämpfen. Du und Niall ihr habt euch verliebt und rein gar nichts ist verboten daran, es ist einfach Liebe. Später wirst du mit ihm reden, denn du wirst nicht warten bis er auf dich zugeht, denn sonst ist es vielleicht schon zu spät.“, halte ich meiner Schwester eine kleine Standpauke, denn das ist das Einzige, was ist in solchen Momenten hilft. Niall und Jacky sind füreinander geschaffen und da gibt es nichts zu hinterfragen. „Aber ich habe ihn wirklich verletzt und ich glaube kaum, dass meine Aktion von gestern zu verzeihen ist!“, sucht sie eine Ausrede. Ich schnaufe auf. „Du wirst wohl auf ihn zugehen und zwar jetzt. Hopp, hopp. Raus mit dir und ab zu Niall!“, ich ziehe sie von meinem Schreibtischstuhl hoch. Sie seufzt: „Würde ich ja gerne, aber sie haben heute mehrere Interviews bis heute Nacht.“ „Okay, dann machen wir uns heute einen gemütlichen Tag, vielleicht darfst du ja hier übernachten und morgen fahren wir dann zusammen zum Haus der Jungs. Zayn hat mich eh für Morgen eingeladen.“, überlege ich mir auf die Schnelle einen neuen Plan. „Abgemacht.“, sie lächelt wieder.

Nach dem Essen setzen wir uns mit Nadja, ihrem Mann, Estelle, Emma und Jason, einer meiner Pflegegeschwister, auf die große Couch im Wohnzimmer. Ich bin mir sicher Jacky hat meinen Vortrag von gestern und fühlt sich nicht mehr ausgeschlossen. Auch bin ich mir sicher, dass Niall ihr verzeihen wird, zumindest hoffe ich es inständig. „Und geht es dir denn auch gut bei den Jungs?“, fragt mein Pflegevater an Jacky gewandt. Jacky berichtet meinen Pflegeeltern ohne Hemmungen, dass es ihr bei den Jungs an nichts fehlt und das sich dort wohlfühlt. Nadja freut sich darüber sehr. „Aber wie ich von Luce erfahren habe, sind die Jungs sehr berühmt. Also falls sie mal auf Tour gehen sollten und du dich einsam oder unwohl in ihrem Haus fühlst, dann kannst du jederzeit zu uns kommen.“ Diese Worte von Nadja machen mich überglücklich und auch Jacky scheint sich sehr darüber zu freuen. So glücklich, wie in diesem Moment war ich schon seit langem nicht mehr. Es ist mit Sicherheit nicht alles perfekt und es wird in nächster Zeit auch nicht einfach werden, vor allem für mich und Zayn, aber ich bin so dankbar für all das hier.

„Wie wäre es, wenn wir noch Sinem besuchen gehen?“, diese Idee kommt mir kurzfristig in den Sinn. Ich habe sie außerdem schon länger nicht mehr gesehen, weshalb ich sie unglaublich gerne besuchen würde und auch Jacky scheint begeistert von dieser Idee zu sein. Nadja bittet uns, nicht allzu spät nach Hause zu kommen und somit laufen wir zum Bus, in der Hoffnung den nächsten noch zu erwischen. Wir haben sogar Glück.

 

Von: ZaynieBoy

 

Freue mich schon auf Morgen! Was machst du gerade, mein Engel? Haben gerade das keine Ahnung wievielte Interview hinter uns und ich vermisse dich. Und denk an den Bikini!

Ich liebe dich, Zayn.

 

„ZaynieBoy?“, Jacky lacht so laut auf, dass die wenigen anderen Leute uns anschauen. „Mir ist einfach nichts Besseres eingefallen.“, gebe ich wahrhaftig zu. Zayn ist mein erster Freund und ich habe keine Ahnung, wie man seinen Freund in sein Handy einspeichert. Sie schnappt sich mein Handy und ändert seinen Namen kurzfristig in ‚Traumprinz*-*‘ um. Dann gibt sie es mir wieder, damit ich eine Antwort eintippen kann.

 

An: Traumprinz*-*

 

Bin gerade mit Jacky auf dem Weg zu Sinem, wollen ihr einen kurzfristigen Besuch abstatten. Ich vermisse dich auch! Du heißt auf meinem Handy jetzt, dank Jacky, Traumprinz*-*. Jedenfalls werde ich den Bikini anziehen, was soll ich sonst zum Baden anziehen?

Ich liebe dich auch, Luce.

 

„Ihr seid so unglaublich süß.“, grinst Jacky breit, als wir aus dem aussteigen. Aufgeregt drücke ich auf die Klingel. „Luce! Jacky! Wie schön.“, freut sich Sinem sichtlich über unseren Besuch. Sie zieht uns nacheinander in eine herzliche Umarmung.

Wie haben mehrere Stunden bei Sinem verbracht, bevor uns auf den Heimweg machen. Es ist ein wirklich schöner Tag geworden. 

Jacky neben mir atmet gleichmäßig vor sich hin, woraus ich schließe, dass sie schon eingeschlafen ist. Mit den Gedanken an Morgen kuschele ich mich noch tiefer in meine Kissen.

 

 

Jacky:

 

"Komm schon Jacky!" sagte Luce grade zum gefühlten tausendsten Mal. Als wir aus dem BUs ausgestiegen sind, habe ich mich direkt auf die Bank gesetzt. Luce hingegen, würde gerne die nächsten 100 Meter hinter sich bringen um endlich zu ihrem Zayn zu kommen. "Dann geh doch schon mal, ich komme gleich nach, ich brauche noch etwas Zeit." Sie nimmt meine Hand und versucht mich mit sich zu ziehen. "Komm jetzt bitte Jacky. DU lässt dir das jetzt nicht durch deine eigene Angst ruinieren, verstanden?! Es wird alles gut ausgehen und NIall und du, ihr findet endlich zusammen, was allerdings nur funktioniert, wenn du endlich aufstehst." Luce redet nun schon mehrere Minuten auf mich ein.

Wieso kann sie denn nicht einfach vor gehen? Dann könnten Zayn und sie als perfektes Paar gemeinsam schwimmen gehen und ich bleibe hier. Ich bin mir sicher, dass ich das nicht schaffen werde. Wenn ich NIall sehe würde alles, was ich mir in meinem Kopf zurechtgelegt habe verschwinden und durch pure Angst ersetzt werden. Angst vor seiner Reaktion, Angst davor, dass er mich nun hasst, aber vor allem die Angst, ihn in der Zukunft auf irgendeine Art und Weise zu verletzen.

Ich sehe hoch in Luces Augen. Sie sieht mich bittend und gleichzeitig etwas besorgt an. Seufzend stehe ich auf und gehe auf sie zu. "Nagut. Auf gehts." Sie nimmt meine Hand, um mir Mut zu machen und wir gehen zu dem Haus der Jungs.

Als wir direkt vor der TÜr stehe dreht sich Luce noch einmal um und nimmt mich in den Arm. "Du schaffst das Jacky. Ich weiß, dass dir das unglaublich schwer fällt, aber denk an alles, was ich dir gestern gesagt habe. Du schaffst das und NIall wird dir verzeihen, glaub mir." Ich nicke und drücke noch einmal ihre Hand, bevor sie klingelt.

Sofort wird die Tür von Zayn aufgerissen. "Da bist du ja endlich." Er zieht Luce sofort in eine Umarmung und gibt ihr einen Kuss. Die beiden sind so verdammt süß. EIn bisschen deprimierend ist es ja schon, sie zu beobachten, was aber nicht so schlimm es, da ich es den beiden absolut gönne.

Ich schiebe mich an den beiden, immer noch im Türrahmen verweilenden, Turteltauben vorbei ins Haus und begebe mich auf die Suche nach NIall.

Ich habe keine Ahnung wo dieser Mut gerade herkommt, doch ich bin merkwürdiger Weise wild entschlossen, mit NIall zu reden. Als ich im Flur um die Ecke biege sehe ich ihn mit Harry in der Küche stehen. Ich gehe zu den beiden. "Hi Jacky." sagt Harry, welcher mich zuerst erblickt. Ohne zu Antworten nehme ich NIalls Hand und ziehe ihn hinter mir her. Glücklicherweise kommt er mit. Ich ziehe ihn die Treppe hoch in sein Zimmer und spüre noch die Blicke von Zayn und Luce, welche immer noch im Türrahmen stehen auf uns.

In NIalls Zimme angekommen schließe ich die TÜr hinter uns und drehe mich zu ihm. Er sieht mich verwirrt und interessiert an. Sofort verlässt mich der eben gewonnen Mut wieder und die Angst ist wieder da. Für eine kurze Zeit bin ich einfach Still und ich merke, wie sich mein Blick auf den Boden senkt.

"Jacky? Was ist denn? Was sollte das?" fragt er nach kurzer Zeit.

Stell dich nicht so an Jacqueline. Rede ich mir selber ein. Langsam hebe ich meine Blick und sehe Niall in die Augen. "Ich weiß auch nicht, ich wollte mich entschuldigen. Ich meine, wenn du jetzt sauer auf mich bist, also wegen gestern, dann kann ich das natürlich absolut verstehen. An deiner Stelle wäre ich wahrscheinlich auch echt sauer auf mich, aber eigentlich wollte ich dir nur sagen, ich meine fragen. Also ich wollte dich fragen, ob du immer noch findest, ob wir es vielleicht versuchen sollten, also ich weiß nicht, ich würde halt verstehen, wenn du es nicht möchtest und so. Ich dachte nur, vielleicht, also nur wenn du immer noch möchtest und mir verzeiehn kannst und so-"

Bevor ich meinen Satz beenden kann zieht er mich zu sich und seine Lippen liegen auf meinen. Dieses Mal jedoch stoße ich ihn nicht weg. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und schließe meine Augen.

Als wir uns von einander lösen muss ich lächeln. "Heißt das, du verzeihst mir?" fragte ich hoffnungsvoll. "Es gibt nichts, was verziehen werden müsste Jacky." Mein lächeln wird noch etwas breiter. Dieses Mal ziehe ich ihn zu mir um ihn zu küssen. Wir lächeln beide in den Kuss hinein.

"Du hast keine Ahnung wie lange ich schon darauf gewartet habe." sagt er grinsend, was mich etwas erröten lässt. "Aber Niall, wir lassen es langsam angehen, ja? Ich möchte nicht, dass es sofort jeder erfährt, vorallem jedoch nicht deine Fans." Er setzte sich auf sein BEtt und zieht mich ebenfalls runter. Als ich neben ihm sitze nimmt er meine Hand in seine. "Jacky wir lassen es so langsam angehen, wie du möchtest, und das mit den Fans ist klar. Ich würde dich niemals dazu zwingen, unsere Beziehung öffentlich zu machen."

"Mir wäre es aber ehrlich gesagt lieber, wenn du es den Jungs vor erst auch nicht erzählst. Und wenn du einverstanden bist, würde ich sagen, daten wir uns erstmal. Ich meine ich möchte wirklich nicht, dass wir direkt zusammen sind, und du dann feststellst, dass eine Beziehung mit mir doch nicht gerade so läuft wie du es dachtest und ich dich dadurch verletze."

"Das wird nicht passieren JAcky. Aber in Ordnung, wenn du es so willst. Jedoch gehe ich davon aus, dass es den Jungs eh früher oder später auffällt."

"Wenn das der Fall ist, dann ist das eben so. Nur wir müssen ja nicht gleich zu ihnen rennen." Ich habe etwas Angst, dass NIall am liebsten jetzt schon wegrennen würde. "Wirklich Jacky, dass ist gar kein Problem für mich. Wenn wir jetzt nur daten, heißt das, dass ich dich jetzt auch nicht mehr küssen darf?" fragt NIall grinsend. Lächelnd schüttel ich den Kopf. "Doch. Du darfst mich küssen, wann immer du möchtest." Lache ich, bevor er meine Lippen erneut mit seinen verschließt. Hand hoch. "Lass uns runter gehen." "Aber unten kann ich dich nicht küssen." Niall schiebt seine Unterlippe vor, was echt unglaublich niedlich aussieht. "Was hälst du dann von einem Date?" schmunzelnd sehe ich ihn an. "Cool, wann und was machen wir?" fragte er lächelnd. "Lass dir was einfallen." Ich strecke ihm die Zunge raus, bevor ich sein Zimmer verlasse. NIall hält mich jedoch am Handgelenk zurück. "Aber Jacky, wir daten jetzt kein Jahr, oder? Ich möchte endlich allen sagen können, dass du mein Mädchen bist." Ich werde leicht rot und ich bekomme direkt Gänsehaut, als ich die Worte `mein Mädchen´ höre. Soetwas hatte noch nie jemand über mich gesagt. "Wenn alles gut läuft daten wir vielleicht auch nur eine Woche oder weniger." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und gehe, gefolgt von Niall, wieder runter.

Impressum

Texte: Luce M. & Jacky H.
Bildmaterialien: Jacky H.
Tag der Veröffentlichung: 03.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wir widmen dieses Buch all unseren Lesern!;*

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