Als ich im Dezember 1986 in Berlin-Buch geboren wurde, war die Welt noch in Ordnung. Ich entwickelte mich sehr gut, schon mit einem halben Jahr fing ich an zu laufen und zu sprechen. Alle aus meiner Familie haben sich um mich gekümmert, ein bisschen verwöhnt war ich auch, denn ich war das einzigste Mädchen von vier Kindern und dann auch noch die kleinste. Ich war der ganze Stolz meiner Mutter und auch der von meinem Vater, meine älteren Brüder waren sowieso begeistert. Ihren Stolz ließ mich meine Familie spüren in dem ich den teuersten Kinderwagen der DDR und auch teures Spielzeug aus dem Westen bekam. Meine Eltern ließen sich die Westspielsachen von bekannten besorgen. Dann wurde ich natürlich ständig geknuddelt, denn alle fanden das kleine Mädchen ja so süß. Es fehlte mir an nichts, nur eines wünschte ich mir, eine kleine Schwester, denn große Brüder sind zwar was tolles, nur spielen kann man mit ihnen nicht. Der älteste meiner Brüder war sogar zehn Jahre älter als ich, also teilte ich meinen Eltern meinen Wunsch mit.
Als ich zwei Jahre alt war (eigentlich war ich schon fast drei) war es soweit meine Mutter brachte ihr fünftes Kind auf die Welt und zu meinem Glück war es ein Mädchen. Jetzt hatte meine Mum zwei Prinzessinin (wie sie uns immer nannte).Meine Schwester wurde also geboren, nach einer Woche sollten sie und meine Mutter aus dem Krankenhaus in Berlin-Buch entlassen werden, doch als der Oberarzt ,dessen Namen ich nicht kenne, die Abschlussuntersuchung machte, fand er heraus das meine kleine Schwester ein Loch in ihrem Zwerchfell hatte. Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus wurde dann natürlich nichts. Meine Schwester wurde sofort operiert, denn sie war in einer lebensbedrohlichen Situation. Es folgten schlimme Stunden für meine Eltern, sie bangten um das leben ihres Babys. Wir anderen vier wurden für die Zeit der OP bei bekannten der Familie untergebracht. Nach der Operation wurde meine Schwester in einen Kasten gelegt in dem sie vor Bakterien geschützt war, denn sie war ja noch sehr schwach. Überall an ihrem Körper waren Schläuche, sie war an jede menge Geräte angeschlossen. Die Lebensgefahr war noch nicht vorbei. Die Monate die dann kamen waren sehr schlimm für meine Eltern, ich selbst verstand die Situation nicht, ich war ja noch zu klein. Aber meiner Mutter ging es in dieser Zeit sehr schlecht, sie wusste nicht was sie tun sollte wenn ihre geliebte kleine Prinzessin sterben würde. Sie war so verzweifelt das sie sogar anfing zu beten. Sie betete zu Gott und versprach, wenn meine Schwester gesund werden würde, dann würde sie sie und auch mich taufen lassen.
Nach drei Monaten also im September durften meine Eltern endlich ihr kleines Baby nachhause holen. Wie meine Mutter es versprochen hatte ließ sie uns beide taufen. Alles war in Ordnung.
Im November 1989 begann für unsere Familie ein neues Leben (meiner Meinung nach hat dieses Ereignis unsere Familie zerstört), also wie ich schon sagte lebten wir in der DDR. Im November 1989 wurde die Mauer geöffnet, und meine Eltern schnappen sich ihr Baby und fuhren rüber in den Westen, nur um mal zu gucken wie es denn im ,,Goldenen Westen,, ist. Meine drei großen Brüder blieben mit mir zuhause in Berlin-Pankow. Es war nachts als meine Eltern drüben waren, früh um fünf Uhr kamen sie nachhause. Dann wurde in den sechs Uhr Nachrichten gesagt das die Mauer um zehn Uhr wieder geschlossen werden würde , mein Vater war sofort entschlossen, hier in der DDR wollte er nicht bleiben, er wollte mit seiner Familie rüber in den Westen und jetzt war die einigste Möglichkeit dies zu tun ohne als Republikflüchtling Gefahr zu laufen verhaftet zu werden. Er hatte nur ein Problem, meine Mutter fühlte sich in der DDR wohl, sie hatte ein sicheres Einkommen und auch mein Vater hatte zwei Jobs. Sie fand das Risiko zu groß mit fünf Kindern in eine ungewisse Zukunft zu gehen.
Nach langem hin und her, ging es dann sehr schnell, wir Kinder wurden geweckt, bekamen etwas zu Essen, wurden angezogen und dann wurden noch die restlichen Lebensmittel, Babynahrung, Windeln, Kleidung und alles was man tragen konnte eingepackt und dann ging es auf zum Mauerübergang.
Doch das war nicht so einfach zu bewältigen, denn um diese Uhrzeit fuhren weder Busse noch Bahnen. Also mussten meine Eltern mit fünf Kindern die ganze Bornholmerstraße bis zum Grenzübergang laufen.
Nicht nur mein Vater wollte rüber, auch tausend andere Menschen haben sich eine bessere Zukunft im Westen gewünscht und wollten diesen Wunsch jetzt wahr werden lassen. Für meine Mutter war es eine Tortur.
Einige Männer hoben den Kinderwagen meiner Schwester hoch, darunter auch mein Vater. Die Männer bildeten in der riesigen Menschenmenge ein Kette und so kam der Kinderwagen langsam aber sich immer weiter dem Westen entgegen. Meine Mutter hatte meinen ältesten Bruder an der einen Hand, der wiederum mich auf dem anderen Arm trug, an der anderen Hand hatte mein Mutter meinen zweitältesten Bruder der wiederum meinen dritten Bruder an der Hand hielt. Die Männer die den Kinderwagen Richtung Mauer brachten achteten darauf dass meine Mutter und mein Vater sich nicht verloren, so das unsere gesamte Familie heile und gemeinsam am Grenzübergang ankamen.
Als wir die Grenze überschritten hatten standen dort auch tausende von Menschen die uns DDR Bürger empfingen. Meine kleine Schwester bekam von einem kleinen Kind aus dem Westen ein Plüschhasen in den Kinderwagen gelegt. Im Westen war man auf die Ankunft von den tausenden DDR Bürgern vorbereitet. Mein Vater fragte also im Westen einen Polizisten wo er denn nun mit seiner Familie hinsollte. Der Polizist verwies auf bereitstehende Busse die uns nach Marienfelde bringen sollten. Gesagt getan.
Als wir dort ankamen war es bereits zehn Uhr und dann mussten meine Eltern die nächste Tortur überstehen. In Marienfelde musste meine Eltern den Vertreten der Verschieden Ländern (Engländer, Amerikaner und Franzosen) rede und Antwort stehen, zu den Angaben gehörten unter anderem die Personalien aller Familienmitglieder und ob man Mitglied der Staatssicherheit war.
Dies dauerte den ganzen Tag. Inzwischen hatten meine Eltern achtundvierzig Stunden nicht geschlafen und waren völlig am Ende. Die einzigen die ausgeruht waren, waren wir Kinder, denn wir konnten während allem was in Marienfelde geschah schlafen, wir bekamen dort auch Essen und Spielzeug von den Alliierten.
Nun wurde unsere Familie in ein Übersiedlerheim verwiesen, wo wir nun hin mussten, des Weiteren bekamen meine Eltern Geld für die ersten Tage. Natürlich wussten wir nicht wo es genau langgeht und so kam es das wir wieder sehr weit laufen mussten. Uns wurde gesagt dass wir nach Wedding mussten, also sind wir am U-Bahnhof Wedding ausgestiegen obwohl wir zur Seestraße gemusst hätten. Also mussten wir die ganze Müllerstraße entlang laufen. Wir Kinder waren begeistert über alles was wir sahen. Es gab so viele bunte Sachen zu sehen, die wir natürlich unseren Eltern zeigen mussten. Wir verbargen unsere Begeisterung natürlich nicht, denn wir ahnten nicht wie fertig unsere Eltern waren. Sie mussten aber durchhalten, es war ja schließlich für eine bessere Zukunft.
Irgendwann kamen wir dann im Übersiedlerheim an, doch ruhe hatten meine Eltern trotzdem noch nicht. Uns wurde ein Zimmer zugewiesen, wo meine Eltern endlich unsere und ihre Kleidung wechseln konnten. Dann merkte meine Mutter dass sie keine Babynahrung mehr für meine Schwester hatte, also musste sie noch einmal los um welche zu besorgen. Das hatte sie sich einfacher vorgestellt als es war, denn in dem Geschäft gab es sehr viele verschiedene Sorten Babynahrung zu kaufen, weil sie das nicht gewohnt war wusste sie nicht was sie jetzt kaufen sollte. Eine freundliche Verkäuferin erlöste meine Mutter und fragte was sie denn meiner Schwester in der DDR gegeben habe. Sie antwortet ihr und bekam dann eine Auskunft was den Inhaltsstoffen der Babynahrung die meine Schwester vorher bekam am nächsten kam. Inzwischen war es wieder Abend geworden und wir Kinder wurden ins Bett gebracht und jetzt konnten meine Eltern endlich auch ein wenig schlafen, doch wie gesagt nicht besonders viel, denn am nächsten Morgen mussten sie das Begrüßungsgeld abholen, was damals alle DDR Bürger nach ihrer Einreise in die BRD bekamen. Doch wie sollte es jetzt weitergehen? In der DDR hatten wir genug Geld, denn wie gesagt dort haben meine beiden Eltern gearbeitet. Also blieb meinen Eltern nichts anderes übrig als Geld beim Sozialamt zu beantragen. Das kannten sie nicht, in der DDR gab es ein solches Amt nicht einmal, denn dort hatte ja jeder Arbeit. Es dauerte seine Zeit, dann sah man endlich die bessere Zukunft nahen, meine Mutter fand einen Job in einer Druckerei und mein Vater fand auch einen Job in einem Autohaus als Wagenpfleger.
Inzwischen hatte meine Mutter ihr erstes Auto im Westen bekommen, denn den Führerschein hatte sie ja schon in der DDR erworben. Meine Mutter war damals sehr stolz auf ihr Auto, denn es war ihr erstes Automatik Auto. Mein Vater hatte es bei einem Autohändler auf Raten erworben. Ohne Geld ging er zu dem Autohändler hinein und kam nach einer Stunde wieder heraus und berichtete meiner Mutter das er jetzt ein Auto für sie gekauft hatte.
Es wollte jedoch nicht besser werden, inzwischen war ich vier Jahre alt geworden und meine Schwester hatte jetzt auch schon ihren zweiten Geburtstag hinter sich als mein ältester Bruder der Meinung war er müsse seine eigenen Wege gehen. Meine Eltern waren arbeiten und meine Brüder waren in der Schule während meine Schwester und ich den Kindergarten besuchten. Mein ältester Bruder sollte nach der Schule meine Schwester und mich aus dem Kindergarten abholen was er auch tat. Mein zweitälterer Bruder war inzwischen auch zuhause angekommen. Meine zwei Brüder unterhielten sich, doch ich war zu klein um das zu verstehen was sie sagten. Heute weis ich was da geschehen ist. Der älteste von uns redete auf den zweitältesten ein. Sie wollten von zuhause weglaufen. Warum weis ich leider nicht. Eigentlich wollte es nur mein ältester Bruder, ich denke das er sich alleine einfach nicht getraut hat und deswegen meinen anderen Bruder zum mitgehen überredete. Er sagte ihm genau was er beim Jugendamt zu sagen hatte. Die Jungs nahmen uns also mit runter in den Hof setzten uns auf eine Bank und sagten mir, ich solle doch auf meine Schwester aufpassen sie würden gleich wiederkommen. Ich hörte auf meinen großen Bruder, denn das wurde mir so beigebracht wenn meine Eltern nicht zuhause waren mussten wir auf den ältesten anwesenden hören, in diesem Fall war es mein ältester Bruder und ich tat was er sagte. Ich blieb auf der Bank sitzen und passte auf meine kleine Schwester auf. Meine Mutter kam an diesem Tag früher nachhause, denn sie hatte einen Termin mit meinem ältesten Bruder, doch meine Brüder waren ja nicht da, nur meine Schwester und ich saßen auf der Bank im Hof. Sie fragte mich was geschehen sei und wo meine Brüder waren. Ich erzählte ihr was mir aufgetragen wurde. Meine Brüder hatten den Schlüssel für unsere Wohnung bei dem Pförtner abgegeben, was meine Mutter aber nicht wusste. Weil meine Mutter dringend auf die Toilette musste ging sie in den Kindergarten, der auf dem selben Hof war und dort erfuhr sie wo meine Brüder den Schlüssel hinterlegt hatten.
Als mein Vater bereits von der Arbeit zuhause war, war von den beiden Jungs noch immer nichts zu sehen. Meine Eltern machten sich Sorgen um ihre Söhne, denn sie wussten ja nicht was los war. Dann endlich kam ein Anruf, doch erlösend war der nicht. Eine Frau vom Jugendamt rief an und teilte meinen Eltern mit das ihre zwei großen Söhne vor ihr saßen und sagten das sie nicht nachhause wollten. Meinen zweitältesten Bruder wurde von dem ältesten eingebläut das er beim Jugendamt sagen sollte ,,wenn er zurück nachhause musste würde er sich umbringen,, was er auch tat, denn er war ja erst neun Jahre alt. Meine Brüder tischten Lügengeschichten. Ich war zwar noch klein aber ich weis dass das was sie sagten Lügen waren, sie behaupteten das meine Eltern sie schlagen würden, was definitiv nicht der Wahrheit entsprach.
Na ja. sie schafften es mit ihren Lügen das sie nicht nachhause mussten. Die beiden wurden in einem Heim untergebracht.
Meine Mutter zerbrach es das Herz, was hatte sie falsch gemacht das ihre Söhne so etwas behaupteten? Sie wusste es nicht, auch ich weis nicht was sie dazu bewegte.
Als ich sechs Jahre alt war durften wir aus dem Übersiedlerheim ausziehen, denn wir bekamen eine Sozialwohnung in Berlin-Reinickendorf. Wir haben natürlich nicht die ganzen Jahre in nur einem Zimmer gelebt, im Übersiedlerheim hatten wir später eine Dreiraumwohnung für uns. Also ich war sechs als wir uns die Wohnung in Reinickendorf anschauen durften, vom Vermieter wurden wir Kinder auf den Spielplatz hinter dem Haus verwiesen während meine Eltern sich die Wohnung ansahen. Die Sozialwohnung bekamen wir weil meine Eltern als Kinderreich galten. Mein Bruder und ich wechselten in die Schule die in der nähe war, es war eine Schule wo Grundschule und Sonderschule in einem Gebäude vereint waren. Ich kam dort also in die erste Klasse der Grundschule, denn ich wurde schon mit fünf eingeschult und hatte ein halbes Jahr eine Grundschule in Berlin-Wedding besucht. Als erstes verlor mein Vater seinen Job, weil er keinen Führerschein besaß. Meine Eltern besuchten meinen zweitältesten Bruder regelmäßig im Heim. Als meine Oma Geburtstag hatte war mein Bruder den meine Eltern besuchten auch dabei, bei diesem Geburtstag sagte er das er zurück nachhause wollte, er erzählte auch das mein ältester Bruder ihn vor zweieinhalb Jahren überredet hätte mitzugehen. Also beriet sich die ganze Familie wie sie es schafften meinen Bruder nachhause zu holen. Nach langem überlegen brachte meine Onkel meinen Bruder also zurück ins Heim, wo dieser sagte, das wenn er nicht mit nachhause dürfe würde er sich umbringen. Sie hatten besprochen dass sie es so machen würden wie es auch damals der älteste meiner Brüder eingefädelt hatte. Mein Onkel sagte zu den Betreuern im Heim das er den Jungen jetzt wieder mitnehmen würde weil er diese Verantwortung nicht auf sich nehmen würde. Die Heimmitarbeiter war das mit der Selbstmorddrohung auch zu gefährlich und so ließen sie meinen Bruder nachhause kommen.
Dann wurde bei einem Familiengericht über das Sorgerecht für meinen Bruder entschieden, auch mein Bruder wurde befragt und dieser sagte auch dort das er wieder nachhause möchte. Meine Eltern bekamen also das Sorgerecht für meinen Bruder zurück. Als ich in die zweite Klasse kam, verlor auch meine Mutter ihren Job in der Druckerei, denn diese Druckerei zog aus Berlin weg und so kam es das meine Mutter dort nicht mehr arbeiten konnte.
Die Arbeitslosigkeit machte meinen Eltern sehr zu schaffen, besonders mein Vater kam mit der Situation nicht klar. Ich glaube das mein Vater schon jetzt bereute das er die DDR verlassen hatte, wie viele andere DDR Bürger diese Entscheidung auch bereuten, denn der ,,Goldene Westen,, brachte nicht das erhoffte Glück. Nicht nur meine Eltern wurden im Westen Arbeitslos sondern auch viele andere Menschen die in der DDR ein gesichertes Einkommen hatten. Mein Vater fing an zu trinken, er wusste wahrscheinlich nichts Besseres mit seiner Zeit anzufangen und wahrscheinlich versuchte er die Probleme die wir jetzt hatten zu vergessen. Immer öfter geriet er mit meinem Bruder aneinander. Einmal kam es sogar soweit das mein Bruder die Wohnung verlassen musste damit nicht noch schlimmeres passierte. Obwohl mein Vater für uns drei kleinen zu der Zeit noch ein guter Vater war, machten uns die Situationen zwischen unserem Bruder und unserem Vater große Angst. Das kannten wir ja eigentlich nicht, normalerweise waren wir eine harmonische Familie, bis mein Vater anfing zu trinken. Wenn es wieder zu so einer beängstigen Situation kam, fingen wir drei kleinen an zu weinen und versteckten uns hinter unserer Mutter.
Dann wurde es wieder besser, denn mein Vater bekam vom Sozialamt einen Job als Hausmeistergehilfe in einer Grundschule. In dieser Schule wurde dann auch meine Schwester eingeschult. In den Sommerferien durfte ich immer nach Holland zu einer Gastfamilie fahren. Eigentlich war es nur die hälfte der Sommerferien, also drei Wochen. In Holland fand ich es immer sehr schön. Dann hatte mein Vater die Idee nach Niedersachsen aufs Land zu ziehen. Er hatte gehört dort gab es mehr Jobs als in Berlin und auch die Gegend fand er für uns Kinder optimal. Also überredete er meine Mutter wieder. Er sagte auch sie würde dort wieder einen Job finden und er würde einen besseren Job bekommen und auch die Vorzüge für Kinder auf dem Land aufzuwachsen teilte er ihr mit. Als ich wieder einmal in Holland war machten meine Eltern eine Reise nach Niedersachsen um dort ein schönes Haus für unsere Familie zu finden. Noch in den Ferien bekam ich den Brief meiner Eltern nach Holland geschickt worin stand dass wir jetzt in ein sehr schönes Dorf in Niedersachsen ziehen würden. Sie schrieben auch das wir in einem Haus wohnen würden, wo wir Kinder einen riesigen Garten zum spielen hatten. Ich freute mich riesig auf das Leben dort.
Als meine Schwester drei Monate lang die erste Klasse in der Schule wo mein Vater arbeitete war, zogen wir dann um. Der Ort wo wir hinzogen war wie schon gesagt in Niedersachsen und hieß Groß Oesingen. Meine Eltern hatten nicht zu viel versprochen, der Garten war wirklich riesig, und das Haus war auch sehr schön. Mein Vater baute für uns Kinder eine Schaukel, eine Rutsche und einen Sandkasten in den Garten. Später wurde auch noch ein Pool von meinen Eltern in den Garten gebaut. Wir Kinder waren begeistert als wir helfen durften das Loch für den Pool zu graben. Heute weis ich gar nicht warum wir einen Pool bauten, denn in der nähe, also genau auf der anderen Straßenseite, wo ein Wald gelegen war, gab es einen schönen Baggersee.
Na ja auf jeden fall fanden wir es super. Wir wurden jeden Tag mit dem Taxi zur Schule gebracht und auch wieder nach der Schule abgeholt und am Wochenende durften wir in dem Wohnwagen der bei uns im Garten stand übernachten. Das war jedes Mal ein Abendteuer.
Von den Problemen meiner Eltern ahnten wir zu dieser Zeit noch nichts, denn meine Eltern hatten noch immer keinen Job bekommen. Mein Vater musste einsehen das es auch hier mit dem tollen sorglosen leben nichts werden würde.
Aus diesem Grund fing er wieder an zu trinken immer mehr wurde nicht nur mein zweitältester Bruder geschlagen sondern auch auf meinen dritten Bruder hatte er es abgesehen. Sogar meine Mutter machte mit den Fäusten meines Vaters Bekanntschaft wenn sie sich zwischen meinen Vater und meine Brüder stellte. Schon damals wäre meine Mutter gegangen doch mein Vater drohte ihr. Er sagte, wenn meine Mutter ihn verlassen würde, würde er dafür sorgen dass meiner Mutter die Kinder weggenommen werden würden. Mein Vater wusste ganz genau wie er meine Mutter zum bleiben zwingen konnte. Das war das einigste womit man meine Mutter treffen konnte, ihre Kinder waren ihr ein und alles. Also konnte meine Mutter nichts tun als sich so oft wie sie es konnte zwischen meinem Vater und ihre Kinder zu stellen.
Meine Mutter wusste nicht dass es Hilfen gab für Familien von gewalttätigen Männern. Immer mehr bekamen auch wir Mädchen mit was hier geschah, wenn wir auch nicht viel wussten, eins wussten wir, hier lief irgendetwas nicht richtig. Wir zogen in Niedersachsen noch zweimal um, immer in der Hoffnung jetzt würde alles besser werden.
Nichts wurde besser, mein Bruder, den meine Eltern damals mit all ihren Kräften aus dem Heim geholt hatten, ist schon in Groß Oesingen weggegangen. Er ist mit einem Rummel mitgegangen, dort fand er einen Job, der war zwar hart und er bekam auch nur wenig Geld dafür, aber er entfloh so auch den Schlägen meines Vaters.
Jetzt lebten wir in Wellendorf, das ist auch ein Dorf in Niedersachsen. Verzweiflung zu spüren, und das mit all seiner Kraft. Egal was es war, es war Es wurde immer schlimmer, mein Vater trank immer mehr Alkohol, und jetzt schlug er nicht nur meinen Bruder und meine Mutter sondern auch ich bekam jetzt seine für meinen Vater auf jeden fall ein Grund uns zu schlagen. Anscheinend hatte er vergessen, das er es war der die DDR verlassen wollte um eine bessere Zukunft zu haben und dass wir Kinder am wenigsten dafür konnten hatte er wohl auch vergessen.
Zwischenzeitlich hatte mein zweitältester Bruder angerufen will er nachhause kommen wollte doch mein Vater sagte ihm das wir ihn nicht mehr haben wollten, obwohl meine Mutter die ganze Zeit sagte das sie mit ihrem Sohn reden wollte. Mein Vater ließ das nicht zu denn er wusste ganz genau das meine Mutter ihren Sohn natürlich zurück holen würde. Bevor meine Mutter die Chance hatte an das Telefon zu kommen legte mein Vater einfach auf. Danach haben wir nichts mehr von meinem Bruder gehört.
Während meine Schwester und mein Bruder immer ruhiger wurden um ja keinen Ärger zu machen wurde ich mit jedem Mal als ich geschlagen wurde lauter. Ich entwickelte ein ungeheures Selbstbewusstsein. Zumindest nach außen hin, innerlich war ich sehr verletzt, denn ich verstand nicht wie ein Vater das seinem eigenem Fleisch und Blut antun konnte. Meine Mutter konnte sich nicht immer zwischen uns stellen, denn sie bekam vom Arbeitsamt eine Fortbildung, das heißt das sie erst abends nachhause kam.
Ich selbst fing sogar an mich selbst zu verletzen um irgendwie meinen Schmerz raus zulassen. Ich weis viele werden das nicht verstehen, aber für mich war es so als ob mit dem Blut auch der Schmerz meinen Körper verließ. Für mich war es auch eine Möglichkeit zu spüren dass ich noch lebte, denn das was sonst geschah war als ob man es in Trance erleben würde, ja als ob man zwar Körperlich lebte aber innerlich tot war.
Eines Nachts wollten mein Bruder und ich weglaufen damit wir nicht mehr von unserem Vater geschlagen werden konnten, doch auf halben weg gingen wir zurück. Wir konnten nicht gehen, das konnten wir unserer Mutter nicht antun. Obwohl wir klein waren erinnerten wir uns wie es unserer Mutter ging als die beiden großen Jungs weg waren, obwohl die nicht einmal einen Grund hatten. Zwar hatten wir unserer Mutter einen Brief geschrieben das es nicht ihre Schuld sei, das sie die beste Mutter ist die man haben kann aber das wir die Schläge nicht mehr ertragen konnten, doch uns wurde klar das unsere Mutter sich trotz dem Brief die größten Vorwürfe machen würde und das sie daran zerbrechen würde.
Das konnten wir nicht, wir beschlossen entweder gehen wir alle oder gar keiner von uns.
Ich war langsam so am Ende das ich mich sogar umbringen wollte doch dann hätte ich meine Mutter im Stich gelassen das wollte ich nicht. Dann baute ich eine unsichtbare Mauer um mein Herz, keiner konnte mir mehr wehtun, keine Schläge der Welt. Mein Selbstbewusstsein wurde immer größer, die einigste die hinter der Mauer war, war meine Mutter, nur sie hätte die Möglichkeit gehabt mich zu verletzen.
Das hat sie aber nie getan, solange ich lebe hat meine Mutter niemals die Hand gegen mich erhoben, ich konnte ihr alles erzählen, oft gingen wir Stundenlang im Wald spazieren um zu reden.
In der Schule war ich sehr beliebt sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern. Damals gab es verschiedene Gruppen an unserer Schule. Mit meinem Selbstbewusstsein war ich in der coolsten Gruppe der Schule. Heute bin ich nicht stolz darauf aber ich war aggressiv, wenn mich jemand blöd angeguckt hat wurde derjenige kurzerhand verprügelt, so das alle den größten Respekt vor unserer Clique hatten damals fand ich das natürlich toll aber heute finde ich das ich ein Biest war denn den Lehren gegenüber war ich ein ganz braves Mädchen. Ich war auch eine gute Schülerin, in Englisch war ich sogar die beste. Für ein Jahr sollte ich sogar nach Amerika gehen was ich aber nicht getan habe.
Ich weis dass ich eine große Chance verstreichen lassen habe, aber ich konnte und wollte meine Familie nicht allein lassen.
Meinen Vater zählte ich schon gar nicht mehr zur Familie dazu. In Mathe war ich nicht so gut wie in den anderen Fächern und wenn ich eine fünf geschrieben hatte, bekam ich dafür Schläge das ich nicht gut genug gelernt hatte, doch hatte ich eine zwei in Englisch bekam ich die Schläge weil mein Vater eifersüchtig war. Er war neidisch darauf das ich Intelligenter war als er, und dafür hatte ich seiner Meinung nach Schläge verdient, wie konnte ich es nur wagen schlauer als er zu sein.
Mein Bruder und ich hatten mit Freunden gesprochen die uns versprochen haben, das wenn meine Mutter gehen wollte also meinen Vater verlassen wollte, dann würden sie ihr helfen. Das sagten wir unserer Mutter, inzwischen war ich schon sechzehn Jahre alt geworden und mein Bruder war achtzehn. Meine Mutter nahm die Hilfe gerne an und fing an für sich meinen Bruder meine Schwester und mich ein Haus zu suchen.
Wir ließen uns Zeit denn unser neues gewaltfreies Leben sollte in einem schönen Haus beginnen, doch dann wurden unsere Bemühungen beschleunigt.
Eines Abends wurde ich von unserem Hund in die Hand gezwackt weil ich ihn erschreckt hatte, natürlich war ich dann auch geschockt und fing an zu weinen. Mein Bruder wollte schauen ob mir schlimmeres passiert ist, doch dann sprang mein Vater auf um meinen Bruder zu schlagen, ich weis bis heute nicht warum, doch meine Mutter sprang im selben Moment auf um meinen Bruder zu schützen. Die Situation eskalierte, mein Vater schlug auf meine Mutter und meinen Bruder ein, während die beiden sich mit all ihren Kräften wehrten. Meine kleine Schwester schrie wie am spieß, sie konnte es nicht mehr ertragen, ständig musste sie so etwas mit ansehen, und auch sie blieb nicht verschont was ich damals nicht wusste, das erzählte sie mir erst später das auch sie geschlagen wurde.
Ich verfiel in einen Schock, ich sprang auf und lief geradewegs zum Hinterausgang, es wahr ein glücklicher Zufall das diese Tür verschlossen war, denn sonst wäre ich raus auf die große Hauptstraße gelaufen und wahrscheinlich überfahren worden. Zum glück war dies nicht der Fall, die Tür war zu und so lief ich immer noch in einem Schockzustand in mein Zimmer, ich war am Ende, ich brabbelte irgendetwas vor mich hin, als mein Bruder zu mir gelaufen kam. Im Wohnzimmer wurde es inzwischen ruhig, wahrscheinlich habe ich alle erschreckt. Mein Vater setzte sich auf das kleine Sofa und mein Bruder rief sofort meine Mutter zu Hilfe, denn mein Zustand hatte ihn in Panik versetzt. Er wusste ja nicht was mit mir los war.
Meine Mutter und er brachten mich ins Wohnzimmer zurück und legten mich auf das große Sofa, weil ich einen ganz heißen Körper hatte legte mein Bruder alle kalten Gegenstände die er fand auf meinen Körper, sogar ein Eis aus dem Tiefkühler war darunter. Meine Mutter rief einen Notarzt an, der dann auch erschien.
Als der Arzt da war sagte der Arzt das er nicht wisse was hier geschehen war, das ich aber unter Schock stand, mein Vater wollte mich an der Wange streicheln, doch dazu kam es nicht denn meine Mutter schrie ihn sofort an das er die Finger von ihrer Tochter nehmen solle und das er Schuld an all dem war. Irgendwann schlief ich dann ein und wenig später also am nächsten Tag wurde ich wegen einer akuten Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Ich sagte das ich nicht will das mich mein Vater besuchte, ich sagte wenn er kommen würde dann würde ich unverzüglich das Krankenhaus verlassen, denn als ich am morgen über starke Bauchschmerzen ihm gegenüber klagte, sagte er das ich doch nur simulieren würde und schickte mich in die Schule.
Meine Mutter wurde dann von der Schule während ihrer Fortbildung angerufen, dass sie mich doch bitte abholen möge weil ich mich ständig übergebe.
Meine Mutter kam sofort und als wir bei unserem Arzt waren verwies er mich sofort ins Krankenhaus.
Nach der Operation erfuhr ich dass mein Blinddarm schon kurz vor dem Durchbruch stand und das wäre lebensbedrohlich gewesen. Jetzt suchte meine Mutter nicht mehr nur nach einem Haus sondern auch nach Wohnungen, denn sie wollte das nicht mehr.
Wir fanden eine Wohnung einige Dörfer weiter. Wir fingen also an zu packen und als mein Vater eines Abends nachhause kam sagte er zu meiner Mutter,, ich habe gehört wir ziehen um,, und meine Mutter antwortete ,, meine Kinder und ich ziehen um was du tust ist mir egal,,! Jetzt hatte sie keine Angst mehr endlich hatte sie den Mut gefunden sich gegen ihn zu wehren. Er versuchte ihr wieder zu drohen, er wusste das er nicht mehr damit drohen konnte das er ihr die Kinder nehmen würde, denn jetzt waren wir alt genug um bei einer Scheidung selber entscheiden zu können zu wem wir wollten. Also sagte er wenn wir gehen würden dann würde er das ganze Haus anzünden, meine Mutter beeindruckte das nicht mehr.
Dann war der Tag an dem wir endlich in die Freiheit gehen würden. Meine Mutter und ich brachten einige Kleinigkeiten und meine Schwester sowie den Hund in die neue Wohnung. Als meine Mutter und ich zurück kamen glaubten wir nicht was wir dort sahen, meine Vater hatte alle Jalousien runtergelassen, das verstanden wir nicht. Wir wollten also auf den Hof fahren, doch das ging nicht den mein Vater hatte den Zaun verschlossen, also kletterte ich über den Zaun um die Haustür aufzuschließen. Das ging allerdings auch nicht denn er hatte das Schloss wären unserer Abwesenheit ausgetauscht. Mein Vater kam aus dem Haus heraus und sagte er würde uns erst wieder in das Haus zurück lassen wenn meine Mutter ihm sein Arbeitslosengeld geben würde, meine Mutter sagte ihm das er ganz genau wisse das dieses Geld erst am Ende des Monats auf dem Konto sein würde, doch das interessierte ihn nicht.
Also ging ich zu den Nachbarn und rief die Polizei an, nach langem warten erschien diese dann auch, wir schilderten den Polizisten was geschehen war. Dann holten die Polizisten meinen Vater in das Polizeiauto um mit ihm zu reden, er sagte zu ihnen das er Angst vor uns habe, was die Polizisten allerdings lächerlich fanden. Die Polizisten sagten ihm also das er uns in das Haus lassen müsse und wenn sie noch einmal kommen müssten würden sie ihn mit auf das Revier nehmen. Zu uns sagten sie noch das wenn mein Vater uns heute noch irgendwie bedrängen würde oder gewalttätig uns gegenüber sein sollte dann sollten wir noch einmal bei ihnen anrufen und dann würde er für vierundzwanzig Stunden in eine Zelle verbracht werden.
Also ließ mein Vater uns in das Haus hinein und dann kam mein Bruder mit dem vorhin benannten Freund und einem großen Auto, noch ein Helfer zum tragen war auch dabei. Vor diesem Freund hatte mein Vater Angst den er war stärker als mein Vater und das wusste er ganz genau. Wir konnten also in ruhe unseren Umzug in die neue Wohnung machen.
Dummerweise musste ich auch die Schule wechseln, was mir so gar nicht gefiel. Ich durfte noch die Klassenfahrt nach Berlin mit meiner alten Klasse machen und dann sollte ich in die andere Schule gehen. Anfangs tat ich das auch, doch dann wollte ich meine neue ,,Freiheit,, genießen. Ich ging nicht mehr zur Schule, denn einen Hauptschulabschluss hatte ich ja schon geschafft. Ich war Dauergast beim Arzt denn ich wollte ja keine unentschuldigten Fehltage haben. Mir ging es jetzt ziemlich gut, es war zwar immer noch die Angst da das mein Vater zurück kommen würde, aber das stellte sich ziemlich schnell ein. Mein Bruder war den ganzen Tag mit freunden unterwegs und auch ich hatte immer Freunde zuhause. Mit meiner Mutter hatte ich einen ziemlich guten Kontakt und auch meine Freunde verstanden sich super mit meiner Mum. Inzwischen nannte ich meine Mutter beim Vornamen so eng war unsere Bindung. Das was wir bis jetzt erlebt hatten, hatte uns zusammengeschweißt.
Auch meine Schwester war oft mit ihren Freunden unterwegs. Wir hatten zwar nicht viel Geld und mussten an jeder Ecke sparen, oft hatten wir in der letzten Woche des Monats nicht mehr viel zu essen, aber wir hatten trotzdem Spaß. Zum Beispiel gingen wir zu einer Vesperfete und auch zu einer Bikerparty.
Mein Bruder brachte oft Sachen mit, Geschenke für meine Mutter, meine Schwester und auch für mich, am Ende des Monats brachte er Lebensmittel mit und sogar Bargeld damit wir den Tank von unserem Auto auffüllen konnten. Irgendwann kam mein Bruder nachhause und fragte mich ob ich für ihn ein Konto eröffnen würde, damit er sein Geld dort hin überweisen lassen konnte. Mich wunderte das und ich fragte warum er das nicht selber tat.
Eine richtige Antwort gab er mir darauf nicht aber ich habe es trotzdem gemacht denn er war ja mein Bruder.
Meine Mutter und ich gingen also zur örtlichen Volksbank und eröffneten ein Konto. Zwei Wochen später bekam ich dann die Karte die zu dem Konto gehörte. Es war die letzte Woche im Monat und wie schon gesagt war ja nicht mehr viel da.
Da meine Bruder ja Geld zuhause abgeben musste, sagte er wir sollen mit der Karte in einem Geschäft einkaufen für die hundert Euro die er ja sowieso hätte zuhause abgeben müssen. Ich fragte ihn ob das denn ginge da das Geld ja noch gar nicht auf dem Konto war und er sagte ja das geht. Wir gingen also zum EDEKA Markt in unserem Dorf und Kauften ein, an der Kasse bekam ich dann doch Zweifel ob das funktionieren würde, aber ich gab der Verkäuferin die Karte dann musste ich auf dem Kassenzettel unterschreiben und wir durften die Waren mitnehmen.
Jetzt verstand ich wo mein Bruder die Sachen die er mitbrachte hergeholt hat und jetzt wusste ich auch warum er nicht selbst ein Konto eröffnete, er bekam bei keiner Bank mehr ein Konto.
Dann erzählte mein Bruder mir das man das auch bei ganz vielen anderen Geschäften machen konnte und er zählte mir einige Geschäfte auf. Als er mir versicherte das da nichts passieren würde, gefiel mir der Gedanke alles kaufen zu können was ich wollte.
Jetzt mussten wir nur noch meine Mutter dazu überreden das sie mitmachte, aber das war nicht schwer, meine Mutter war schon immer schnell zu überzeugen gewesen.
Ich sagte ihr stell dir doch mal vor wir können den ganzen Monat davon leben und das Bargeld können wir dann in Benzin für das Auto investieren. Das überzeugte sie, also stiegen wir ins Auto ein und fuhren nach Uelzen, die nächst größere Stadt, und kauften ein. Auch diesmal klappte alles super. Nur irgendwann funktionierte die Karte in keinem Geschäft mehr, also gingen wir zu der nächsten Bank um ein Konto zu eröffnen, das Einkaufen wurde zu unserer Lebensaufgabe, wenn uns langweilig war gingen wir einkaufen, selbst wenn wir alles hatten sagten wir, wir würden schon etwas finden. So war es auch, wir kamen nie mit leeren Händen nachhause.
Dummerweise passierte doch etwas, irgendwann Klingelte die Polizei bei uns und hatten einen Durchsuchungsbeschluss für unsere Wohnung dabei. Aber zu dieser Zeit war mir schon alles egal geworden, ich machte mir sogar einen Spaß daraus, ich stellte mich hin und zog die Polizisten auf. Auch meine Mutter machte fleißig mit. Ich versteckte sogar eine meiner EC-Karten auf dem Kleiderschrank während ein Polizist neben mir stand. Richtig haben die die Wohnung nicht durchsucht, einer der Polizisten hat in der Küche einen Topf mit Glasdeckel geöffnet und meinte dann die Küche und die hinteren räume seine durchsucht. In den hinteren Räumen war er nie drinnen, wenn man ihn gefragt hätte, hätte er nicht sagen können das sich dort hinten ein großes Badezimmer eine Toilette und ein Waschmaschinenraum befand. Eine Kollegin des Polizisten schaute dann doch noch einmal in der Küche nach, das heißt sie schaute in den Kühlschrank und den Tiefkühler. In meinem Zimmer haben die Polizisten dann aber gründlich gesucht, sie zogen sogar meine Bettwäsche ab und schauten in jede CD Hülle nach. Na ja auf jeden fall nahmen sie mir dann eine alte EC-Karte ab und auch mein Fahrrad was ich mit der Karte gekauft hatte nahmen sie mit. Das schreckte mich nicht wirklich ab ich hatte ja noch eine Karte die ich verstecken konnte und so konnte ich weiter einkaufen gehen. Dann wurde ich bei der Polizei vorgeladen und musste eine Aussage machen.
Na ja, meine Mutter schlug dann vor das wir wieder nach Berlin ziehen sollten, und wir Kinder waren begeistert. Meine Mutter rief also bei meiner Oma an und fragte ob wir für eine weile bei ihr wohnen könnten damit wir eine Wohnung in Berlin suchen konnten, meine Oma war auch begeistert von der Idee und so fuhren wir also nach Berlin.
Nach drei Wochen unterschrieb meine Mutter den Mietvertrag für eine Wohnung in Berlin-Hellersdorf. Mein Onkel fuhr unsere Möbel nach Berlin, denn er war der einzigste der einen LKW fahren konnte.
Wir beschlossen in Berlin nicht mehr mit EC-Karte einkaufen zu gehen und das klappte auch eine ganze Weile.
Wir haben schnell Freunde gefunden, damit hatten wir nie Probleme. Meine Mutter und ich gingen zum Erntedankfest, dort lernten wir den ersten unserer neuen Freunde kennen.
Er war ein lustiger Kerl nach den ersten zehn Minuten wussten wir dass das eine lange Freundschaft werden würde. Am selben Abend nahm er uns mit in den Biesdorfer Park wo wir dann noch andere Leute kennen lernten.
Dieser Freund brachte dann andere Freunde mit zu uns nachhause und diese Freunde wiederum brachten andere Freunde mit, so wurde unser Freundeskreis immer größer, denn jeder der bei uns war wollte gerne wiederkommen.
Langsam fingen auch meine Mutter und ich an einen andern Musikgeschmack zu bekommen, na ja wir haben ja schon immer gerne Rockmusik wie Elvis Presley und AC/DC gehört nur dann lernten wir auch noch andere Musikrichtungen außer den gewöhnlichen Rock`n Roll kennen. Wir fingen also an Gothicmusik, Metal und Punkrock zu hören. Uns gefiel dies art von Musik sehr gut.
Nach einer gewissen Zeit beschloss ich, na ja ein Konto kann man ja noch eröffnen und das tat ich dann auch.
Wieder gingen wir jeden Tag einkaufen während meine Schwester am Nachmittag unsere Freunde in die Wohnung ließ.
Als wir am Abend nachhause kamen trugen die Jungs die Einkäufe nach oben.
Mein Bruder berichtete mir das man auch im Zug mit der Karte bezahlen könne und so kam es das meine Mutter und ich dann in ganz vielen anderen Städten Deutschlands waren um einzukaufen.
So kam es auch das ich das erste mal verhaftet wurde, nämlich in Göttingen, doch auch daraus machte ich mir einen Spaß. Dann wurde ich noch einmal in Hildesheim verhaftet wo der Polizist meiner Mutter meinen zwei Freunden die dabei waren und mir Stadtverbot erteilten, doch auch das fand ich verdammt lustig. Tagsüber waren wir einkaufen und am Abend feierten wir Partys.
Des öfteren stand die Polizei wegen Ruhestörung bei uns vor der Tür, aber ich fand das mehr oder weniger lustig.
Meine Mutter hatte dann in Niedersachsen eine Gerichtsverhandlung wegen Betrug auch diese Verhandlung fand ich noch witzig. Meine Mutter bekam acht Monate mit zwei Jahren Bewährung und so konnten wir wieder zurück nach Berlin fahren. Einige Tage später waren wir in Osnabrück wo ich die Gelegenheit nutzte noch ein Konto zu eröffnen.
Weil wir aus der Wohnung in Hellersdorf ausziehen wollten, hielten wir es nicht mehr für nötig die Miete zu bezahlen, das heißt, ich hielt es nicht für nötig und überzeugte meine Mutter von der Überflüssigkeit der Mietzahlungen. Das Geld verwendeten wir um in unserem Stammrestauraunt essen zu gehen und die Zeit zu überbrücken wenn ich gerade keine EC-Karte hatte.
Meine Mutter hatte jetzt ihre Scheidungsverhandlung. Die Ehe wurde geschieden und meine Mutter bekam das Sorgerecht für mich und meine Schwester.
Ich bekam Post vom Jugendamt das ich doch dort erscheinen solle weil gegen mich eine Verhandlung wegen Betruges liefe. Darauf hatte ich natürlich keine Lust und dementsprechend verhielt ich mich dem Mitarbeiter der Jugendamtes gegenüber. Direkt nach dem Termin gingen wir wieder einkaufen was zeigt dass mich auch dass nicht beeindruckt hatte.
Dadurch das wir keine Miete zahlten mussten wir dann natürlich aus unserer Wohnung ausziehen. Nach langem hin und her fanden wir dann eine Wohnung in Berlin-Friedrichshain.
Dort bekamen wir dann das Scheidungsurteil.
Meine Mutter lernte kurz nachdem wir das Urteil erhielten einen anderen Mann kennen, der zu Anfang auch total in Ordnung erschien.
Einige Monate später an meinem achtzehnten Geburtstag heiratete meine Mutter diesen Mann dann auch. Einige Freunde waren dabei, obwohl niemand so recht begeistert davon war.
Am Abend feierten wir dann meinen Geburtstag, alle meine Freunde waren dabei.
Am nächsten morgen zogen wir in eine andere Wohnung die auf der anderen Straßenseite lag. Einige meiner Freunde halfen beim Möbel tragen während meine Schwester die Spuren der Party beseitigte.
Doch ich lebte nicht lange in dieser Wohnung, da meine Mutter jetzt verheiratet war und ich dachte das sie jetzt in guten Händen ist zog ich ein Haus weiter in meine eigene Wohnung.
Ich bekam dann ein Schreiben des Gerichts worin stand das ich angeklagt sei wegen Betruges und das mir ein Anwalt zustehen würde.
Der Mann meiner Mutter rief sofort seinen Anwalt aus Niedersachsen an der sich meiner Sache annahm.
Doch ich hielt es noch immer nicht für nötig mit dem einkaufen aufzuhören. Zwar hatte ich vom Arbeitsamt einen Job in einer Küche vermittelt bekommen, was mir auch spaß machte aber zum einkaufen hatte ich ja noch vor und nach der Arbeit Zeit.
Am Wochenende schlief meine Schwester bei mir und meistens waren dann auch Freunde bei mir. Wir spielten dann Spiele wie Armaggeddon Mau-Mau, das ist ein Spiel das funktioniert genauso wie Mau-Mau nur das man wenn man verlor Schnaps trinken musste und man konnte sich bei einem Buben anstelle des Farbenwechsels wünschen das ein Mitspieler trinken musste. Karaoke spielten wir auch sehr gerne, natürlich musste auch hier der Verlierer Alkohol trinken.
Nach einigen Monaten musste ich dann bei Gericht erscheinen wo ich dann neun Monate mit zwei Jahren Bewährung bekam, außerdem musste ich dreißig Stunden Freizeitarbeit ableisten. Dann bekam ich noch einen Bewährungshelfer. Mit diesem wollte ich nicht reden denn mir erschien es sinnlos dort zu erscheinen.
Meine Schwester musste fünfzig Stunden Freizeitarbeitableisten und bekam auch eine Art Bewährungshelferin.
Auch der Mann meiner Mutter hatte schon mehrere Vorstrafen und so wurde auch er schon von der Polizei aus der Wohnung meiner Mutter abgeholt.
Auch ich geriet in den Mietrückstand da der nette Mann meiner Mutter nichts besseres zu tun hatte als mir das Geld für die Miete zu entwenden.
Da ich sowieso schon im Rückstand war zahlte ich dann die nächsten Mieten auch nicht.
Meine Mutter zog dann mit meiner Schwester und ihrem Mann in eine neue Wohnung in der Warschauerstraße.
Da ich natürlich dann die Kündigung meiner Wohnung erhielt, zog ich dann zu meiner Mutter zurück. In der Woche ging ich weiterhin arbeiten und am Wochenende leistete ich meine Freizeitarbeit ab.
Alle zwei Wochen musste ich meinen Bewährungshelfer aufsuchen, dem ich langsam anfing einige Sachen zu erzählen.
Die Freizeitarbeit machte mir Spaß, ich verstand mich mit den Leuten dort super und ich war fast ein wenig traurig als ich die dreißig Stunden abgearbeitet hatte.
Zuhause lief es mehr und mehr schlechter, der Mann meiner Mutter versuchte meiner Schwester und sogar mir Vorschriften zu machen obwohl wir und auch meine Mutter ihm mehrfach sagten das er nicht unser Vater sei und uns gar nichts zu sagen hatte.
Dann eröffnete er auch ein Konto und ging mit der Karte einkaufen obwohl ich ihm sagte dass er das nicht tun solle. Er wollte sich mit den Einkäufen bei uns einschleimen was ihm nicht gelang.
Natürlich musste es kommen das auch er eine Verhandlung wegen Betruges bekam, doch er hatte Glück und bekam Bewährung.
Und auch mein Bruder wurde jetzt für die ganzen Straftaten die er begangen hatte zur Rechenschaft gezogen, denn er wurde verhaftet.
Mit meinem Bewährungshelfer verstand ich mich immer besser. Auch meine Mutter musste jetzt zum Gericht wegen Betruges und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, denn als wir offiziell noch in Hellersdorf wohnten wurden wir von der Polizei verhaftet. Eigentlich wollte meine Mutter nur den Dienstausweis des Polizisten sehen als er sie griff und sie Richtung Polizeiauto schubste denn er war sauer das er ja schon öfter zu uns kommen musste wegen den Ruhestörungen und dann waren wir ihm gegenüber auch noch frech, jetzt schnappte er sich die schwächste von uns , also meine Mutter. Daraufhin habe ich dem Polizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen und auch meine Schwester wollte unsere Mutter verteidigen. Dafür wurde meine Mutter jetzt bestraft, doch sie bekam keine Bewährung, meine Mutter sollte für ein Jahr ins Gefängnis. Ihre Anwältin ging in Revision und als das nichts brachte, machte meine Mutter sogar ein Gnadengesuch, doch das brachte alles nichts, sie musste ins Gefängnis.
Davon war ich nicht sonderlich begeistert, denn ich sollte jetzt allein mit meiner Schwester und dem Mann meiner Mutter bleiben.
Doch meine Mutter fing dort an nachzudenken und sie merkte dass das was ich ihr gesagt hatte wahr war. Das die Ehe die sie führte keine Ehe war. Denn meiner Meinung nach ist es keine Ehe wenn nur der Mann zu bestimmen hat was geschieht und was nicht. Außerdem sollte ein Ehepaar auch zusammen Fernsehen und nicht einer ins Schlafzimmer verbannt werden. Meiner Mutter wurde jedes Essen was sie zu sich nahm von ihm vorgehalten so dass meine Mutter sich nur noch heimlich traute etwas zu essen. Diese Dreistigkeit hatte sich nicht einmal mein leiblicher Vater herausgenommen.
Sogar meinen Bruder warf er aus der Wohnung als dieser zu besuch war. Als ich ihm mal wieder widersprach wollte er auch mich hinauswerfen, was er dann doch nicht tat weil meine Mutter und meine Schwester sagten das sie mitgehen würden wenn ich gehen müsse. Nicht mal auf die Krankheit meiner Mutter nahm er Rücksicht.
Meine Mutter litt unter Diabetis und egal wie schlecht es ihr ging sie musste jeden Morgen los um Prospekte mit ihm zu verteilen und auch meine Schwester blieb nicht davon verschont. Das verstand ich nicht denn er wollte diesen Job doch machen warum mussten also meine Mutter und meine Schwester ihm dabei helfen?
Ich kaufte mit meiner Bankkarte noch einmal zwei Dinge in einem Geschäft ein, doch dieses mal wollte ich diese Sachen auch bezahlen, denn die Gerichtsverhandlung hatte mir ausgereicht. Na ja irgendwie klappte das mit dem Geld dann nicht so richtig und auch ein Brief von dem Geschäft erhielt ich nicht. Wenn ich eine Brief erhalten hätte, hätte ich geschrieben das ich die Sachen bezahlen würde. Irgendwann vergaß ich dann das ich dort noch Schulden hatte.
Meine Schwester und ich mussten uns nun allein dem Mann meiner Mutter gegenüber durchsetzen. Meinen Job in der Küche hatte ich inzwischen verloren weil ich mir das Handgelenk gebrochen hatte und dadurch vier Wochen krankgeschrieben war. Jetzt wollte ich aber meine erweiterten Hauptschulabschluss nachholen, was auch gut klappte, meine Noten waren relativ gut. Als meine Mutter schon einige Monate weg war, war ich mal wieder Krankgeschrieben denn ich hatte starke Magenschmerzen. Als ich gegen zehn Uhr dann aufstand um die Wohnung zu putzen, klingelte es an der Tür und die Polizei war da. Sie fragte ob sie einen Moment in die Wohnung kommen dürften und ich erlaubte es ihnen, denn ich hatte ja nichts schlimmes getan. Die Polizisten teilten mir mit das der Mann meiner Mutter nicht nachhause kommen würde. Das wunderte mich, denn meiner Meinung nach war er beim Arzt, denn das hatte er den Abend zuvor gesagt. Die beiden Polizisten sagten mir das sie ihn heute morgen abgeholt hätten und er jetzt in U-Haft säße. Als die Polizisten weg waren putzte ich die Wohnung zu Ende und wartete bis meine Schwester aus der Schule nachhause kam. Sie wusste schon bescheid das der Mann meiner Mutter abgeholt worden ist, denn sie war morgens dabei.
Wir wussten nicht was wir jetzt tun sollten, denn wir wussten ja nicht wo er sich genau befand und außerdem hatte er die Karte des Kontos dabei wo unser monatliches Geld drauf ging.
Als erstes fiel mir ein das ich meinen Bewährungshelfer um Rat fragen könnte, denn mit dem verstand ich mich inzwischen recht gut. Ich rief ihn also an und fragte um Rat. Er setzte sich dann mit der Bewährungshelferin von meiner Mutter ihrem Mann in Verbindung und brachte in erfahren wo er sich befindet. Mit dieser Situation war ich sehr überfordert, denn jetzt musste ich mich um alles allein Kümmern.
Außerdem mussten meine Schwester und ich ihn alle zwei Wochen in der Haftanstalt besuchen und auch Geld mitbringen, obwohl wir nur wenig zur Verfügung hatten.
Er verlangte dass, obwohl er meiner Mutter kein Geld ins Gefängnis mitgebracht hatte, weil, wir eben nicht so viel hatten. Nicht mal einen Kuchen für einen Euro hat er meiner Mutter gekauft.
Aber irgendwie freute ich mich, denn ich hatte bald Geburtstag den ich nun Feiern konnte, was ich nicht gekonnt hätte wenn der Mann meiner Mutter da gewesen wäre. Meine Mutter war inzwischen im offenen Vollzug, das heißt das keine Gitter vor dem Fenster waren. Am Vormittag meines Geburtstages besuchten meine Schwester und ich meine Mutter im Gefängnis und versicherten ihr dass wir das alles hinbekommen würden.
Die Schule brach ich ab, weil ich wie schon gesagt völlig überfordert war. Eine Woche nach meinem Geburtstag stand meine Mutter plötzlich vor der Tür, was mich natürlich schockte. Sie erzählte mir das sie jetzt jedes Wochenende nachhause kommen dürfe, wir haben uns alle darüber sehr gefreut.
Meine Mutter sagte mir was für Rechnungen ich zu zahlen hatte, was ich dann auch tat.
Über Weihnachten und Silvester war meine Mutter auch zuhause. Meine Mutter beantragte ihre Entlassung aus der Haftanstalt zum zwei drittel Termin, das heißt das sie aus der Haft entlassen werden würde wenn sie zwei drittel ihrer Strafe abgesessen hatte.
Dann bekam ich einen Brief von unserem Stromanbieter, darin stand das wir mit den Zahlungen der Stromrechnung im Rückstand waren. Das verstand ich nicht, denn ich hatte ja jeden Monat die Rechnung bezahlt. Ich schrieb also unserem Stromanbieter und bat um eine Aufstellung der Rückstände. Daraus konnte ich entnehmen das der Mann meiner Mutter schon Monate lang nicht gezahlt hatte und auch schon die Betreuerin die meine Mutter und der Mann meiner Mutter hatten, hatte schon zu wenig Geld für den Strom eingezahlt.
Die Betreuerin war eigentlich dafür da das Geld was meine Mutter und ihr Mann zur Verfügung hatten einzuteilen so dass das Geld den ganzen Monat reichte. Meine Mutter wollte diese Betreuerin nicht mehr haben denn die hielt es für nötiger die Schulden meiner Mutter zu zahlen anstatt meiner Mutter jede Woche genug Geld zu geben. Sie bekam gerade mal zwanzig Euro pro Woche für drei Personen. Also wollte sie diese Betreuerin nicht mehr haben weil am Ende des Monats kein Geld mehr zu haben schaffte meine Mutter auch allein. So durfte meine Mutter ihr Geld wieder selbst verwalten. Kurz darauf kam sie ja dann ins Gefängnis.
Ich schrieb dann also wieder unseren Stromanbieter an das ich nichts für den Rückstand kann und das ja in den letzten Monaten regelmäßig Geld überwiesen worden ist. Des weiteren schrieb ich das der Mann meiner Mutter im Gefängnis wäre und das ich nicht in der Lage war den Rückstand von vierhundert Euro zu zahlen, zumindest nicht auf einmal.
Ich bot dem Stromanbieter also eine Ratenzahlung an. Der nächste Brief enttäuschte mich, denn darin stand das sie mit einer Ratenzahlung nicht einverstandnen seien, weil es eine so hohe Summe ist, außerdem nannten sie mir den Termin an dem der Strom bei uns abgestellt werden sollte.
Auch meine Mutter wusste keinen Rat, sie fragte meine Oma, doch die war auch nicht in der Lage uns dieses Geld zu leihen.
Als dann der Mann kam der uns den Strom abstellen sollte bekamen wir noch eine Gnadenfrist, denn er kam nicht an den Stromkasten heran, dieser war in einem Kellerraum wo nur der Hausmeister heran kam. Also musste der Stromanbieter erst den Hausmeister anschreiben. Wir hatten also noch eine Woche länger Strom, der Mann der da war sagte mir das wenn ich bis zu seinem nächsten erscheinen die Hälfte des Geldes haben würde dann würde er den Strom nicht abstellen.
Aber ich hatte auch nicht einfach mal so zweihundert Euro. Ich fragte meinen Bewährungshelfer um Rat, doch der konnte mir auch nicht helfen, schließlich konnte er mir nicht mal eben so viel Geld geben. Er hatte auch keine Idee wo ich das Geld herbekommen konnte. Er hat mir mal zwanzig oder mal zehn Euro geliehen aber schließlich musste er sich für das Geld was er mir gab bei seinem Chef rechtfertigen und das hätte er bei zweihundert Euro nicht gekonnt.
Das Geld was er mir geliehen hatte musste ich dann doch nicht zurückzahlen.
Also wurde uns der Strom abgestellt.
Es lief alles normal weiter, meine Schwester hatte Ferien, wir gingen alle zwei Wochen den Mann meiner Mutter besuchen und meine Mutter kam jedes Wochenende nachhause. Anfangs saßen meine Schwester und ich abends da und haben Bücher gelesen, nach kurzer Zeit aber hatten wir die Bücher alle durchgelesen. Als es dunkel wurde zündeten wir Kerzen an und hörten Radio, denn das konnte man ja mit Batterien betreiben.
Dann entdeckten wir unsere Freude am Internet. Wir gingen also jeden Abend von 20:00 Uhr bis 00:00 Uhr in das Internetcafe das bei uns in der Straße war. Aber irgendwoher musste das Geld dafür herkommen, denn eine Stunde kostete einen Euro das heißt wir gaben in einer Woche sechsundfünfzig Euro aus.
Als das Geld knapp wurde verkauften wir alles was sich zu Geld machen ließ, erst bloß die kleinen Sachen, aber dann verkauften wir auch den Fernseher, die Satellitenschüssel und sogar die Waschmaschine.
Die Geräte funktionierten ja ohne Strom sowieso nicht.
Auch unsere Teueren Handys und meine geliebte Playstation mussten dran glauben.
Meine Mutter hatte inzwischen den Entschluss gefasst sich scheiden zu lassen. Ich merkte das bei einen der Besuche, als der Mann meiner Mutter sagte er wolle sich scheiden lassen( womit er nebenbei immer gedroht hatte als ihm etwas nicht passte). Obwohl meine Mutter ein sehr emotionaler Mensch ist zeigte sie darauf keine Reaktion. Als der Besuch beendet war fragte ich nach und sie berichtete mir das sie nachgedacht hatte und das ich recht hatte und das sie sich scheiden lassen würde sobald sie aus der Haft entlassen werden würde.
Meine Mutter hatte jetzt die Genehmigung dafür das sie zum zwei drittel Termin entlassen werden würde und dieser Termin rückte immer näher. Jetzt war es soweit, jeden Tag hätte der Brief kommen können das meine Mutter jetzt nachhause durfte. Dann war es soweit meine Mutter war da, sie stand plötzlich vor der Tür ich ging die Treppe herunter und half ihr ihre Sachen nach oben zu bringen.
Dann riefen wir uns ein Taxi und fuhren zur Geschäftsstelle des Gerichtes um meine Mutter ihr Geld abzuholen was sie währen der Haftzeit angespart hatte. Sie hat ja dort gearbeitet, sie hatte den ganzen Tag Ordner gefalten, später bloß noch halbtags weil sie Gesundheitlich nicht mehr in der Lage war den ganzen Tag dieser Tätigkeit nachzugehen.
Die Ärztin die während der Haftzeit für meine Mutter zuständig war nahm die Symptome meiner Mutter nicht ernst.
Danach fuhren wir zur Haftanstalt und holten die restlichen Sachen meiner Mutter ab. Dann fuhren wir etwas essen wobei meine Mutter dem Taxifahrer aus lauter Aufregung statt fünfzig Euro gleich hundert Euro gab, leider merkten wir das zu spät. Na ja.
Dann ging meine Mutter mit mir zum Jobcenter um die Sache mit dem Strom zu regeln. Nach einigem hin und her bekamen wir das Geld für den Stromrückstand als Darlehn vom Jobcenter bezahlt, das heißt das Geld wurde direkt an den Stromanbieter überwiesen, eine Woche später hatten wir wieder Strom. Von dem Geld meiner Mutter kauften wir einen kleinen gebrauchten Fernseher und unsere Wäsche wuschen wir in dem Waschsalon der sich gleich neben dem Haus wo wir wohnten befand.
Meine Mutter suchte sich eine Anwältin die die Scheidung durchführen sollte. Meine Oma hat meiner Mutter diese Anwältin empfohlen.
Wir begannen uns eine neue Wohnung zu suchen, doch das Jobcenter wollte uns den Umzug nicht genehmigen.
Zwischenzeitlich hatte mein Bewährungshelfer mich verabschiedet, denn meine Bewährungszeit war jetzt vorbei. Doch dann bekam ich einen Brief von dem Jugendamt in Friedrichshain. Ich sollte dort erscheinen. Als ich dort war sagte mir der Mann vom Jugendamt das gegen mich wieder ein Verfahren wegen Betruges lief, jetzt erst fiel mir wieder ein das ich ja vor zwei Jahren auf den Brief von dem Geschäft gewartet hatte.
Ich erklärte dem Jugendamt Mitarbeiter das es nicht meine Absicht war zu betrügen, doch die Verhandlung ließ sich nicht mehr vermeiden.
Sofort nach dem Termin beim Jugendamt versuchte ich meinen Bewährungshelfer zu erreichen um ihm die Sache zu ,,beichten,, denn ihm hatte ich versichert das ich keine Straftaten mehr begangen hatte.
Ich erreichte ihn nicht.
Ich bekam kurze Zeit später einen Brief von ihm in dem ich einen Termin bei ihm bekam.
Eigentlich wollte ich gar nicht zu ihm gehen, denn inzwischen hatte ich ihn in mein Herz geschlossen und ich wusste das er Enttäuscht von mir sein würde, nicht mal weil ich noch eine Straftat begangen hatte sondern weil ich es ihm nicht sagte.
Aber als ich das gemacht hatte war das ja nicht geplant und zu dieser Zeit habe ich noch nicht viel mit ihm gesprochen und dann vergaß ich die Sache ja. Natürlich bin ich zu dem Termin erschienen und ich erklärte ihm was geschehen war, ich sagte ihm auch das ich versucht hatte ihn sofort nach meinem Jugendamtbesuch zu erreichen, was meine Mutter ihm auch bestätigte.
Inzwischen waren die Diskussionen mit dem Jobcenter wegen der Wohnung weiter gegangen. Nachdem meine Mutter ein Attest des Arztes vorlegte das sie nicht mehr in der Lage war die Treppen zu steigen bekamen wir endlich die Genehmigung zum umziehen. Wir zogen also nach Berlin-Marzahn in eine Vierraumwohnung.
Vom Jobcenter bekamen wir Geld für eine Erstausstattung weil die Möbel die wir vorher hatten gehörten dem Mann meiner Mutter so das wir diese Möbel nicht mitnehmen konnten.
Meine Oma kaufte eine neue Waschmaschine auf Raten welche wir bezahlen mussten, denn die Waschmaschine war für uns außerdem kaufte meine Oma auch ein Küche für die neue Wohnung für die wir natürlich auch die Raten bezahlen mussten.
Für das Geld vom Jobcenter kauften wir eine Schrankwand, eine Sofagarnitur, einen Wohnzimmertisch und auch drei Betten für meine Schwester, meine Mutter und mich. Die Schränke die uns gehört hatten, haben wir mitgenommen und so hatten meine Mutter meine Schwester und auch ich einen Schrank für unsere Kleidung.
Den Umzug machten wir allein, dass heißt mein Onkel fuhr den LKW mein Cousin und meine zwei meiner Freunde luden unsere Habseligkeiten in den LKW und wieder in die neue Wohnung.
Meine Oma hatte Kartoffelsalat und Kassler zubereitet und meine Mutter und ich sorgten für die Getränke.
Dann hatte ich die Gerichtsverhandlung wegen den zwei Betrugstaten. Der Mann vom Jugendamt und auch mein Bewährungshelfer waren dabei. Ich wurde von der Richterin verwarnt und bekam sechzig Stunden Freizeitarbeit auferlegt. Weil ich ja zur Tatzeit noch unter Bewährung stand wurde ich zur Anhörung geladen in der der Richter entscheiden sollte ob die Bewährung widerrufen werden würde oder nicht.
Zu diesem Termin kamen auch der Mitarbeiter vom Jugendamt Hellersdorf, der schon damals für mich zuständig war und auch mein Anwalt von damals war dabei.
Die Bewährung wurde nicht widerrufen sondern um ein Jahr verlängert, jedoch ohne Bewährungshelfer und mir wurden weitere zwanzig Stunden Freizeitarbeit auferlegt.
Die sechzig Stunden die ich bekommen habe durfte ich dort ableisten wo ich schon vor zwei Jahren war, das freute mich denn damals hatte ich dort viel Spaß. Laut dem Richter sollte ich auch die zwanzig Stunden in dieser Einrichtung ableisten.
Auch die Scheidung des zweiten Mannes ist jetzt durch. Meine Mutter ist zur Vernunft gekommen. Sie wird sich jetzt drei mal überlegen ob sie noch einmal heiraten wird.
Die sechzig Stunden Freizeitarbeit habe ich jetzt fertig.
Der Mann vom Jugendamt Hellersdorf will mich aber nicht die zwanzig Stunden in der Einrichtung ableisten lassen wo ich vorher war obwohl der Richter das gesagt hatte.
Momentan versuche ich es doch noch hin zu bekommen das ich meine Stunden dort machen darf. Ich habe den Richter angeschrieben und ihm meine Situation geschildert.
Meine Schwester wird jetzt im September eine Ausbildung zur Sozialassistentin beginnen und ich werde ab September eine Hauswirtschaftsschule besuchen. Meiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut, die Zeit im Gefängnis hat ihr nicht gut getan. Sie hat jetzt nicht nur noch Diabetis sondern auch Rheuma, Asthma und andere Beschwerden. Wir haben jetzt einen Behindertenausweis für meine Mutter beantragt weil sie fast nichts mehr alleine schafft, sogar den Haushalt machen größten teils meine Schwester und ich.
Nachdem ich die Hauswirtschaftsschule beendet habe werde ich mit meiner Mutter an die Ostsee ziehen, meine Schwester möchte lieber in Berlin bleiben aber das ist okay. Die Ostsee wird für das Asthma meiner Mutter gut sein und auch die Umgebung dort finde ich sehr schön.
Nach der Hauswirtschaftsschule werde ich einen besseren Abschluss bekommen, so dass ich an der Ostsee eine Ausbildung als Köchin beginnen kann.
Köchin möchte ich schon lange werden und ich werde alles mir mögliche tun um mir diesen Wunsch zu erfüllen.
Ich weis das mein Leben nicht immer nur schön sein kann und es werden auch noch einige Probleme auf mich zukommen, doch heute kann ich besser damit umgehen.
Zwischenzeitlich hatte ich ja mein anfängliches Selbstbewusstsein verloren, das ich jetzt aber zurück gewonnen habe.
Es gibt einige Leute die mir dabei geholfen haben mein Leben soweit in den Griff zu bekommen aber den größten Teil haben meine Mutter, meine Schwester und mein Bewährungshelfer ( was er jetzt ja leider nicht mehr ist) dazu beigetragen. Ich hoffe das diese drei Menschen noch eine ganze Weile eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen werden.
Aber trotz all den schlimmen und auch guten Sachen die gewesen sind bin ich heute froh darüber das mein Leben so verlaufen ist, denn sonst wäre ich heute nicht so wie ich bin.
Tag der Veröffentlichung: 09.08.2008
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