Cover

Ich wunder mich darüber das ich Heute morgen so gut aus dem Bett gekommen bin, und das an einem Montag. Eigentlich mag ich ja keine Montage. Ich glaube kein Mensch mag Montage, aber bei mir ist es ganz schlimm, ich hasse Montage förmlich. Es ist mit abstand der schlimmste Tag der Woche. Und wenn man dann so wie ich noch zur Schule muß ist der Montag eine absolute Strafe. Montags sind die Mitschüler schlecht gelaunt, und die Lehrer sind an keinem anderen Tag so sadistisch wie Montags.
Aber heute geht es einigermaßen. Naja, es könnte daran liegen das heute der letzte Montag ist. Der letzte Montag meines Lebens.
Aber heute ist nicht nur mein letzter Montag, ich glaube es ist der letzte Montag der Schule. Denn, heute heißt die Lektion die wir in der Schule lernen werden: STERBEN!
Ich habe mir Papas Pistole aus seinem Schreibtisch genommen. Er schließt die Schublade zwar immer ab, aber wenn man mit ihm 16 Jahre in einem Haus wohnt, dann weiß man auch wo er den Schlüssel zum Schreibtisch versteckt. Praktischerweise hat er neben der Pistole auch noch eine Schachtel mit Munition liegen. So können heute viele mit mir den letzten Montag erleben.
Als ich eben, kurz bevor ich zur Schule ging, Mama erschossen habe, war es schon ein komisches Gefühl. Sie sah die Pistole in meiner Hand, kam sofort auf mich zu und wollte mir das Ding aus der Hand reißen. Mein Finger hat sich wie von selbst gekrümmt. Ich hätte nichts dagegen tun können, noch nicht einmal wenn ich gewollt hätte. Ich habe sie mitten in der Bewegung getroffen. Sie ist einfach lautlos in sich zusammengesackt. Nicht so spektakulär wie die Leute im Fernsehen sterben, nein, sie ist einfach in sich zusammengesackt und umgefallen wie ein Sack Kartoffeln.
Unser Hausmeister, der mir früher immer das Spielen im Hof verboten hat, bei ihm war es schon anders. Er stand auf seinem Balkon und goß seine Blumen, die er anscheinend mehr liebt als seine Frau, seine Blumen hegt und pflegt er, seine Frau bekommt regelmäßig Prügel. Man kann ihre Schreie im ganzen Haus hören.
Er hat mich gesehen, und mich vom Balkon runter freundlich gegrüßt der alte schleimer. Als Antwort habe ich ihm eine Kugel hochgeschickt. Er ist, einfach übers Geländer gefallen und vor meinen Füßen aufs Pflaster geplatscht. Irgendwie ist es ja interessant die Menschen sterben zu sehen, nur schade das ich es nachher niemandem mehr erzählen kann.
Hier ist die Schule, ein grausiger Ort. Und meine Eltern meinen ich sollte hierhingehen bis ich das Abitur in der Tasche hätte. Das würde bedeuten ich soll mir noch drei Jahre lang mein Hirn ausquetschen lassen. Nein danke Leute, nicht mit mir. Aber ich werde euch heute das Hirn rauspusten. Denn heute heißt die Lektion die wir lernen werden: STERBEN!
Da kommt Arno, er ist der, der den Mädchen immer in den Ausschnitt guckt. Er nervt damit ganz schrecklich. Er ist eigentlich kein übler Kerl. Aber anscheinend voller Komplexe. Soweit ich weiß hatte er noch nie eine Freundin, dabei sieht er gar nicht mal so übel aus. Aber er läßt keine Gelegenheit aus den Mädchen in den Ausschnitt zu schauen. Schrecklich. Ciao Arno, wir sehn uns im Himmel. Oder in der Hölle, je nachdem wo wir landen werden.
Welche Ironie, ich habe ihn genau ins Auge getroffen. Durch seine Brille hindurch. Ich wußte gar nicht das man auch mit einem Auge erstaunt gucken kann.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Sie haben den Schuß gehört und kommen aus allen Ecken angerannt. Es sieht wirklich lustig aus wenn man sie mit einer so winzigen Kugel mitten im laufen stoppen kann.
Mist, ich habe vergessen mitzuzählen. Ich habe doch nur vierzehn Kugeln im Magazin.
Ein paar von ihnen habe ich nicht erwischt, sie laufen weg. Aber es ist nicht schlimm, dann habe ich wenigstens zeit das Magazin zu wechseln.
So, jetzt kann es weitergehen. Kommt her zu mir. Ich bringe euch die heutige Lektion bei, sie heißt: STERBEN!
Der Rektor hat gerade um die Ecke geguckt. Ich habe ihn direkt erwischt. Wie in einem dieser bescheuerten Videospiele, in denen man den Gegner nur ganz kurz zu sehen bekommt und ihn dann aber auch sofort erwischen muß. Ich habe gerade den Rektor der Schule erschossen. Auch er hat die Lektion des Tages gelernt.
Ich gehe weiter in die Schule, die Treppe hoch zum ersten Stock. Oben auf dem Flur steht Nicole. Meine beste Freundin. Ich mag sie wirklich gern. Jeder hier in dieser gottverdammten Schule mag sie gerne. sie ist der absolute Liebling hier, Schulsprecherin und Vertrauensperson. Sie schaut mich fassungslos an, öffnet den Mund um was zu sagen und macht gleichzeitig einen schritt auf mich zu. Ein kleines rundes Loch in ihrer Stirn. Entschuldige Nicole, heute heißt die Lektion: STERBEN!
Grüß mir alle dort wo du jetzt bist. Ich werde nachher auch dort sein. Es ist unser letzter Montag Nicole. Du bist die einzige der ich jemals erzählte wie ich die Montage hasse. Ich hatte vorher schon einmal versucht meinen Eltern davon zu erzählen, aber sie hörten mir nicht zu. Wie immer. Aber heute ist der letzte Montag. Für viele von uns.
Mittlerweile bin ich im vierten Stock angekommen. Auf der Treppe sind mir noch einige Schüler und Lehrer begegnet. Sie haben die Lektion des Tages gelernt.
Wieviele Kugeln habe ich eigentlich noch? Ich weiß es nicht, aber ich brauche unbedingt noch eine für mich. Damit dies hier wirklich der letzte Montag ist.
Ich würde gerne Papas Gesicht sehen wenn er nachher meinen Brief an ihn findet. Ob er versteht das ich keine Montage mag? Ich glaube es nicht. Aber ich habe versucht es ihm zu erklären. In dem Brief. Mehr kann ich nicht mehr tun.
Sie schreien und laufen wild durcheinander. Verstecken sich hinter Stühlen und Tischen. Aber das nutzt ihnen nicht viel. Ich habe eben das vierte Magazin eingelegt. Das letzte, ich muß unbedingt an die letzte Kugel denken. Aber da kommt noch Petra. Petra mochte ich noch nie. Eigentlich sollte ich sie leben lassen diese dumme Kuh, sie noch viele Montage erleben lassen. Aber heute ist mein letzter Montag. Da wollen wir Gnade vor Recht ergehen lassen. Ciao Petra. Heute heißt die Lektion die wir lernen: STERBEN!
Jetzt ist die zeit gekommen mich von dieser Erde zu verabschieden, die letzte Kugel ist für mich. Nie wieder werde ich einen Montag erleben müssen. Ich stecke mir den lauf der Pistole in den Mund. Er ist ganz heiß. Ich habe mir die Lippen verbrannt. Aber das ist unwichtig. In wenigen Augenblicken werde ich keinen Schmerz mehr spüren. Es ist schon merkwürdig wie gleichgültig einem plötzlich alles sein kann. Sogar der Montag ist mir gleichgültig.
Jetzt nur noch den Finger krümmen. Klick. Wieso Klick? Das darf nicht sein, das kann nicht sein. Petra hat die letzte Kugel bekommen. Was jetzt. Die verbrannten Lippen tun jetzt auf einmal schrecklich weh. Nein, ich muß einen klaren Kopf behalten. Bloß nie wieder ein Montag. Was mache ich jetzt. Erst einmal weg mit der blöden Pistole.
Ich bin doch im vierten Stock. Und da ist ein Fenster. Ein paar schritte nur. Ein Dreh am Griff und schon ist es offen. Ein kurzer Blick nach unten. Das dürfte hoch genug sein. Den Oberkörper vorbeugen und einfach fallen lassen, so leicht geht das. Ich fühle mich leicht. Ich fliege. Und das an einem Montag.....

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /