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Kapitel 1


Es war ein wunderschöner Frühsommer. Die Sonne schien, es war angenehm warm draußen, an manchen Steinen konnte man die Eidechsen sehen und es waren noch Ferien. Ein perfekter Sommer. Aber nicht für Daphne. Sie mochte diese Hitze nicht. Egal wie warm es war… es war einfach viel zu warm. Sie saß auf ihrem Bett und laß eines ihrer neuen Bücher. Fabelwesen. Warum sie ausgerechnet das Buch laß wusste sie nicht. Der Titel war langweilig und eigentlich konnte man in diesem Buch nur lesen, welche Fabelwesen es gab. Naja… zu mindest dachten die Menschen, dass es diese ganzen Wesen nicht gab, aber falsch gedacht liebe Menschen, Vampire, Werwölfe, Feen und Meerjungfrauen gab es tatsächlich. Und das waren nicht alle. Jedoch gab es viele von diesen Wesen in den Geschichten natürlich auch nicht. Aber morgen ging es schließlich los und Daphne musste sich informieren, bevor sie etwas Unüberlegtes tun konnte.

„Daphne Schatz, komm runter es gibt essen!“, rief ihre Mutter von unten. Sie klappte das Buch zu und seufzte. Morgen war es so weit… noch immer konnte sie es nicht fassen.
Während sie die knarzenden Holzstufen hinunter in die Küche lief, machte sie sich Gedanken über die Schule. Ihre Eltern hatten nie von dieser Schule erzählt, sie wusste also eigentlich nichts darüber und Google? Die Wesen waren sicherlich schlau genug um diese Schule vor all den Menschen geheim zu halten… das würde sonst nur eine Massenpanik ausbrechen.
Unten in der Küche angekommen setzte sie sich an den runden Glastisch und blickte ihren Vater an. Er war heute extra früher aus dem Geschäft gegangen, nur um mit seiner Tochter noch ein letztes Mal gemeinsam Abendessen zu können.
„Hach, es ist so lange her, dass wir alle drei gemeinsam Abend gegessen haben“, seufzte ihre Mutter und stellte die Ente auf den Tisch.
Daphne’s Mutter war eine sehr hübsche und junge Frau. Ihre Haare waren goldblond und glänzten wunderschön, ihre Nase war ein wenig zu lang, nach Daphnes Geschmack, aber auch ihr Körper war für ihre 35 Jahre sehr sportlich. Ihr Dad sah nun mal aus wie ein typischer Geschäftsmann. Seine braunen Haare, waren sehr kurz, er hatte einen 3 Tage Bart und trug meistens einen Anzug. Sie sahen sich nicht oft, aber dennoch liebte Daphne ihre Eltern mehr als alles andere.
„Lasst es euch schmecken“, sprach ihre Mutter und legte jedem ein Stück der Ente auf den Teller. Um ehrlich zu sein hatte Daphne nicht wirklich Hunger. Sie war zu nervös.
„Komm Schatz, iss etwas“, lächelte sie ihre Mutter an.
„Okay..“, zwang sie sich und biss in ein Stück. Sie wollte sie nicht enttäuschen, da sie sich so viel Mühe mit dem Essen gemacht hatte.
„Wie ist das Morgen eigentlich mit dem Fahren?“, fragte Daphne in die Runde und blickte von ihrer Mutter zu ihrem Vater.
„Es kommt jemand  von der Schule Morgens und fährt dich hin. Wir können dich nicht hinfahren, da es einen Zauber gibt, der die Leute wieder vergessen lässt wo sie sich befindet“, antwortete ihr Vater.  Als sie ihn verwirrt anblickte, zuckte er nur die Schultern und murmelte etwas von Sicherheitsmaßnahmen.
„Wann kommt der denn?“, fragte die Blondine und trank ein Schluck Cola.
Ihr Vater stand auf und lief aus der Küche hinaus und kam mit einem Brief wieder. Nachdem er sich wieder auf den Stuhl gesetzt hatte, faltete er diesen auf und durchflog ihn.
„Um… 8 Uhr. Ist anscheinend eine längere Fahrt. Aber du kannst ja sicherlich im Auto weiterschlafen“, grinste er, da er wusste, dass seine Tochter eine Langschläferin war.
Daphne ließ entsetzt die Gabel auf den Tisch fallen. So früh?, fuhr es ihr durch den Kopf und sie versuchte mit dem Gedanken klar zu kommen, dass sie am letzten Ferientag so früh aufstehen musste.
Dazu hatte sie ihre Koffer noch nicht gepackt. Panik.
„Was soll ich eigentlich alles mitnehmen?“, fragte sie und blickte ihre geschockte Mutter an.
„Du hast noch nicht gepackt?“, fragte sie entsetzt und ließ ebenfalls die Gabel auf den Teller fallen. Ja… das war so die Art in der Familie wenn man entsetzt beim Essen war.
„Nein… ich dachte ich werde erst so gegen 12 hingefahren“, sagte sie ehrlich und fing wieder an zu essen.
„Ach..-“
„Hier steht, dass ihr eine Schuluniform bekommt und sonst steht drin, dass ihr für die Freizeit sowohl dicke als auch luftige Kleidung mitnehmen sollt. Badetücher und natürlich Geld. Haustiere kannst du dir dort kaufen-“
„Wie?“, fragte Daphne.
„Anscheinend fährt dich der Kerl, der dich morgen abholt noch in ein bestimmtes shopping Zentrum. Schulbücher, Haustiere-“
„Ich bekomme ein Haustier?“, fragte sie erfreut und quietschte. So lange wollte sie schon ein Haustier, aber ihre Eltern hatten es ihr immer verboten.
„Anscheinend“, grinste ihr Vater und legte den Brief neben sich auf den Tisch, um weiter zu essen.
„Mehr wird dir dann der Kerl erzählen, denke ich“, sagte er.

Nachdem sie gemeinsam den Tisch abgedeckt hatten und das Geschirr gespült hatten, lief sie hoch in ihr Zimmer. Jetzt musste sie schnell ihren Koffer packen.
Doch wo war dieser überhaupt? Hektisch lief sie durch ihr Zimmer und dann nach unten in den Keller. Da stand er! Er war riesig und rosa. Ja.. von ihrer Zeit als kleines Mädchen.
Sie schleppte ihn wieder hoch in ihr Zimmer und verlagerte ihren ganzen Kleiderschrank in den Koffer.  Gut… dachte sie sich. Jetzt musste sie den Koffer nur noch zu bekommen. Elegant sprang sie auf ihn und schaffte es so sogar ihn zu schließen.
Daphne blickte auf die Uhr. Schon halb 10. Wenn sie morgen sie früh aufstehen musste, müsste sie sich gleich schlafen legen.. sonst würde der Abholtyp nicht sehr freundlich begrüßt werden.





Am nächsten Morgen wurde sie von dem schlimmsten Geräusch geweckt das es gab. Ihrem Wecker! Dieses drecks Ding klingelte jeden Morgen mit einem so ekelhaften Ton, dass sie jedes mal so feste draufschlug, in der Hoffnung, dass er irgendwann kaputt gehen würde.
Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und streckte sich, dass ihre Wirbelsäule knackste. Ja… so muss das sein, dachte sie sich und stand ganz auf. Langsam und schlurfte sie in Richtung Badezimmer um sich das Gesicht zu waschen und sich zu schminken. Als Daphne jedoch in den Spiegel blickte, musste sie mehrmals blinzeln um zu erkennen, was unter ihren Augen lag. AUGENRINGE. Sie brummte. Das konnte doch nicht wahr sein! Erst früh aufstehen und jetzt auch noch das! Sie wusch sich ihr Gesicht und seufzte. Ihre gebräunte Haut, glänzte wieder. Nachdem sie es irgendwie  geschafft hatte, sich trotz der Augenringe Wimperntusche aufzutragen, kämmte sie ihre weißblonden Haare durch und blickte sich einigermaßen zufrieden im Spiegel an. Hübsch wie immer, dachte sie sich grinsend und lief wieder zurück in ihr Zimmer und war sogar auch schon ein wenig wacher als zuvor. Sie schlüpfte aus ihrem Schlafanzug heraus in ihre Hotpans und das schwarze, lockere Top. Im Großen und Ganzen sah sie aus wie immer. Nur mit Augenringen. Jetzt noch die Handtasche. Sie stopfte ein paar ihrer Lieblingsbücher hinein und ihre Kopfhörer. Ihr Tagebuch landete ebenfalls in der Tasche und schon war sie fertig.
Ein letztes Mal setzte Daphne sich auf ihr Bett. Sie würde das Zimmer vermissen, das wusste sie. Sie blickte sich um. Alles war weiß. Die Wände, Schränke und selbst das Bett. Alles wirkte friedlich und so perfekt. Sie war gespannt wie es auf dem Internat sein würde.

Nach ein paar weiteren Minuten, in welchen sie in ihren Gedanken versunken war, was sie alles vermissen würde, klingelte es unten auch schon an der Tür. Es war Zeit.
Mit einem seltsamen Bauchgefühl, nahm sie ihre Handtasche und ihren Koffer und zerrte ihn die Treppenstufen nach unten. Sie konnte so oder so nicht frühstücken, deswegen hatte ihre Mutter ihr auch erst gar nichts gemacht.
Ein kleiner, etwas dickerer Mann mit einer Glatze stand vor den beiden Frauen und lächelte Daphne an. „Hallo, mein Name ist Dave. Ich werde sie heute zur Schule für Fabelwesen bringen. Soll ich ihren Koffer schon einmal einladen?“, fragte er mit einer etwas piepsigen Stimme und die Blondine nickte mit einem leichten Lächeln.
Er verschwand mit ihrem Koffer und schon wurde sie in eine feste Umarmung gezogen.
„Pass auf dich auf, Schatz. Stell nichts an und lerne fleißig. Such dir nette Freunde und wenn was ist kannst du mir oder deinem Vater immer schreiben“, sprach ihre Mutter kurz vor den Tränen. Nach einigen Sekunden, ließ sie ihre Tochter auch schon los und gab ihr einen Geldbeutel.
„Das sollte reichen für die Bücher und für dein neues Haustier, komm uns in den Ferien bitte besuchen“, sagte sie und drückte Daphne noch einmal. Diese war gar nicht in der Lage zu antworten. Sie würde es hier schrecklich vermissen. Ihre Mutter, ihren Vater und selbst den schrecklichen Nachbarn, der jeden Tag die Musik so laut aufdrehte, dass die ganze Straße mithören konnte.
„Ich hab dich lieb, Mom“, brachte sie heraus und lächelte leicht. Sie würde nicht weinen, hatte sie sich geschworen.
„Ich dich auch, Daphne“, antwortete ihre Mutter und wischte sich eine Träne aus den Augen.

„Können wir?“, wurden die beiden von dem Mann unterbrochen und die Blondine nickte.
„Tschüss“, murmelte sie noch.
„Bye“, antwortete ihre Mutter und sah den beiden noch hinterher.

Der kleine Mann führte Daphne zu seinem Auto. War doch ganz süß. Es war ein Smart. Aber einer der Neueren. Sie setzte sich neben Dave und schnallte sich an.
„Sind Sie nervös?“, fragte er freundlich und schaltete den Motor an.
„Ja“, antwortete sie und blickte ihr zu Hause an. Dann fuhren sie auch schon los und ihr Haus verschwand.
Daphne wendete mit einem seltsamen Gefühl den Blick nach vorne.
„Wie lange fahren wir?“
„2 Stunden. Dann kaufen wir Ihnen ihre Bücher ein – und ein Haustier wenn sie möchten und dann weitere 4 Stunden“, sprach er und sah sie an. Er grinste. Er konnte sich denken, was Daphne sich dachte. Aber wenigstens, hatte sie eine nette Begleitperson, dachte sie sich.

 

„Wissen sie schon was sie sind?“, fragte er nach ungefähr einer ganzen Stunde, in welcher sie über alles Mögliche gesprochen hatten.
„Wie was ich bin?“, fragte Daphne.
„Naja was für ein Wesen..“
„Achso … nein. Müsste ich das denn wissen?“, fragte sie neugierig.
„Hm…“, er dachte nach „Viele wissen es schon, aber es gibt immer welche die noch nicht genau wissen was sie für eine Macht besitzen.“
Sollte sie das jetzt beunruhigen? Sie hatte ein gemischtes Gefühl.

Nach einer weiteren Stunde, hielt Dave auf einem gewöhnlichen Parkplatz an. Er stieg mit Daphne gemeinsam aus. Und wo sollte jetzt dieses Zentrum sein? Sie standen hier Mitten im Ödland, hatte sie das Gefühl. Und es war furchtbar warm.
Als der kleine Mann in Richtung eines Baumes lief, folgte sie ihm verwundern. Er suchte anscheinend etwas und als er es gefunden hatte, drückte er seinen Daumen darauf und neben dem Baumstamm bildete sich aus den Blättern des Baumes eine Art Tor. Dave drehte sich um und grinste Daphne an. Wow, dachte sie sich. Das war ja mal was.
„Bereit?“, fragte er und sie nickte. Er öffnete das Tor und wartete darauf, dass die Blondine als erstes hindurch ging. Okay, dachte sie sich und öffnete das Tor. Seltsamerweise, fühlte es sich an, als wäre es Stein. Als sie hindurch gegangen war befand sie sich tatsächlich in einem Shopping-Zentrum. Sie klatschte in die Hände. Endlich doch etwas Tolles an diesem Tag!
Nachdem auch Dave durch das Tor gelaufen war und nun neben ihr stand lief er auch einfach schon an den vielen Geschäften vorbei. Daphne blickte in manche hinein und konnte Sachen sehen, die sie noch nie gesehen hatte.
„Das meiste davon wirst du brauchen, wenn du weißt in welcher Gruppe du bist und auch schon ein Jahr auf der Schule bist“, sagte er und lief weiter in die Richtung eines großen Buchladens. „Hier gibt es jedes Buch, für jeden Jahrgang.“
Sie blickte sich staunend um. Hier mussten um die 50 Regale stehen… mehr! Es ging hinten noch weiter.

 

Während sie die Bücher zusammensuchten fragte sie ihn: „Was sind Sie eigentlich für ein Wesen, Dave?“
Ein wenig überrascht von der Frage sah er sie an und lächelte: „Ich bin ein Werwolf. Aber keine Sorge ich beiße nicht. In den jungen Jahren kannst du es nicht wirklich kontrollieren wann du dich verwandelst, aber das wird dir dort beigebracht. Du lernst dich und deine Macht zu kontrollieren.“
Er lachte. Daphne jedoch war sich nicht ganz sicher ob sie jetzt mit lachen sollte oder nicht. Deshalb beließ sie es bei einem einfachen Grinsen und bezahlte die Bücher.
„Wohin gehen wir jetzt?“, fragte sie ihn, als beide gemeinsam den Laden hinter sich ließen und nach rechts abbogen.
„Naja du wirst wahrscheinlich Schreibutensilien brauchen“, lächelte er und lief in ein kleineres Geschäft. Dieses war sehr gemütlich eingerichtet. Die Regale hatten unterschiedliche Farben. Rot, Weiß, Braun und Blau. Selbst manche Stifte hatten diese Farben. Jedoch konnte Daphne beim genaueren Hinblicken erkennen, dass diese Stifte nicht aussahen wie die, die sie kannte. „Federn?“
„Die Schule ist noch ein wenig altmodisch. Nimm dir von jeder Farbe einfach eine mit“, sprach Dave und sah sich das Papier an. Kurz sprach er mit dem ebenfalls etwas rundlicherem Verkäufer, bis dieser nickte.
„Das Papier bekommst du von der Schule, ich war mir nicht mehr sicher“, sagte er und deutete ihr ihm zu folgen.
Bei einem grauen Regal angekommen standen sie vor mehreren Kästchen. Was das wohl für Dinger waren? „Das sind Hausaufgabenplaner. Es steht zwar nicht auf der Liste, aber die Dinger sind wirklich nützlich. Schreib dir die Hausaufgaben auf einen Zettel und bis wann du sie brauchst, leg ihn in die Box und spätestens drei Stunden vor der Abgabe macht es ein Geräusch. Öffnest du dann die Box, springt dir der Zettel heraus“, sagte er und blickte das Kästchen fasziniert an.
Sie überlegte kurz und nickte. War wahrscheinlich keine schlechte Idee. Sich an Sachen zu erinnern war noch nie so ihr Ding. Schon gar nicht bei Hausaufgaben.
Sie nahm sich eines der Kästchen und legte es mit den Federn dem Kassierer vor die Nase.
„Erstes Mal?“, fragte der schwarzhaarige Kerl und sie nickte. Was er wohl für ein Wesen war?, fragte sie sich und musterte ihn. Er blickte von der Kasse auf und grinste. „Seraphim.“
„Woher-?“
„Ich glaube die Frage stellt sich jeder der ganz Neuen, die noch nicht viel Erfahrung mit den ganzen Wesen hat“, sprach er und lächelte sie Freundlich an. Soweit sie wusste war dieses Wesen eine Art Engel. Nun ja… ganz sicher war sie sich auch nicht mehr. Aber er wirkte sehr nett und aufrichtig.
Nachdem sie auch diese Rechnung bezahlt hatte, lief sie erneut aus dem Laden.
„Die restlichen Läden wirst du erst nächstes Jahr aufsuchen müssen. Falls doch dieses Jahr, dann brauchst du mich nur rufen“, sagte er.
Und was war mit dem Haustier?, fragte sie sich und wirkte ein wenig enttäuscht.
„Ach ja, stimmt wir haben doch noch etwas vergessen“, sagte er und lief ein wenig schneller den Gang entlang und blieb vor einer weiteren Tür stehen. Durch das Glas konnte man die vielen Tiere sehen.
„Zur Auswahl hast du Vögel, Fische, Katzen und Hunde“, sagte er und lief auch schon in den Laden. Er war wunderschön, dachte sie sich und blickte sich eine Weile um. Auf der linken Seite des Ladens waren mehrere Vogelkäfige. Von Wellensittichen bis zu Papageien in allen Farben. Auf der rechten Seite gab es in kleinen Aquarien jeweils einen Fisch. Sie liebte Fische sie waren so ruhig und viele sagten, dass Fische langweilig waren, aber Daphne war schon immer der Meinung das jeder Fisch auf seine Art und Weise etwas Besonderes war und hatte. Sie lief zu ihnen hinüber und blickte sie sich genauestens an.  Bei einem relativ großen Fisch blieb sie stehen. Sie kannte diese Art. Jeder kannte sie. Es war ein Anemone Fisch. Ein Clownfisch. Als sie vor ihm stehen blieb blickte er sie an. War das Zufall?, fragte sie sich und beobachtete ihn weiter. Seine orangene Farbe leuchtete hell. Ohne weiter nachzudenken sagte sie: „Den will ich.“
Die ältere Verkäuferin lief zu Daphne hinüber und lächelte sie an. „Er ist hübsch oder?“, fragte sie sie und legte ihre Hand in das Wasser. Verwundert, dass der Fisch ohne Weiteres einfach auf ihre Hand schwamm und sich aus dem Becken ziehen ließ, betrachtete Daphne das Geschehen. Die Frau hatte in ihrer rechten Hand ein etwas kleineres Aquarium. Die kurze Zeit ohne Wasser  lag der Fisch einfach nur ruhig auf ihrer Hand. Als sie ihn in das Salzwasser gab schwamm er ein paar kleine runden und blickte die Frauen abwartend an.
Nachdem sie ihren Fisch gekauft hatte ließ sie ihn nicht mehr aus den Händen. Endlich hatte sie ein Haustier. Klar, es war keine Katze und auch kein Hund oder ein Vogel, aber es war dennoch eines der wichtigsten Lebewesen auf der Erde.
„Dann geht es jetzt wohl wieder in den Wagen“, sprach Dave und beobachtete die beiden.

Kapitel 2

 

Die ganze Fahrt über versuchte sich Daphne den Weg einzuprägen, falls mal etwas sein sollte und sie Dringend nach Hause musste. Und sie hatte es sogar geschafft, indem sie alles auf einen Zettel geschrieben hatte, den sie noch in der Handtasche dabei hatte.
„Haben wir nicht vergessen Tinte für die Feder zu kaufen?“, fiel Daphne plötzlich auf und sie blickte ihren Fahrer an, welcher ihr erklärte, dass die Federn keine Tinte bräuchten. Etwas verwirrt von der Tatsache zuckte Daphne nur mit den Schultern und lehnte sich zurück in den Sitz. Sie würde noch einen Namen für den Fisch brauchen. Jedes kleine Kind würde ihn jetzt Nemo nennen, aber sie wollte etwas Ausgefalleneres. Sie ging einfach mal davon aus, dass es ein er war.
„Warum eigentlich der Fisch und kein Vogel oder Hund?“, fragte Dave und blickte kurz von der Straße zu der Blondine.
„Fische sind faszinierender“, antwortete Daphne knapp und blickte ihren Fisch an, welcher nun wieder still stand und sie anblickte, als würde er etwas erwarten.
Nach ungefähr weiteren 15 Minuten hielt der Wagen an und sie blickte sich um. Wow… faszinierend, dachte sie sich ironischer Weise. Denn sie standen vor einer Wiese auf welcher ein einziger Baum stand. Ah!
„Wie kommt es dass andere Schüler noch nicht hier sind?“, fragte Daphne verwirrt als sie sich umblickte.
„Könnte daran liegen, dass wir ein wenig zu früh sind“, sprach Dave und blickte auf die Uhr in seinem Wagen.
„Also müssen wir jetzt warten?“, fragte sie und sah ein weiteres Auto anfahren. In diesem saß eine ältere Frau am Steuer und ein Mädchen neben ihr, welche anscheinend genervt war.
„Wie kommt es eigentlich, dass jeder Schüler eine Person bekommt, die sie hierher bringt?“, fragte Daphne.
„Jedes Wesen muss 2 Mal einen Schüler hierherbringen. Wann ist irrelevant, das wird einem dann von Ministerium zugeschickt“, sprach er und grinste. „Manche früher, manche später. Ach ja bevor ich es vergesse. Ihr werdet einzeln zum Direktor aufgerufen, so lange bleibt ihr hier bei uns.“
„Ohje“, dachte Daphne sich nur, er jedoch lachte.
„Derjenige der am frühsten hier ist, kommt natürlich auch als erstes dran“, grinste er stolz. Deswegen war er also so schnell gefahren, dachte sie sich und grinste leicht.
„Danke“, sagte sie und dann ging auch schon neben dem Baum erneut ein Tor auf. Im gleichen Moment stieg Dave aus dem Auto aus und nahm Daphne’s Koffer aus dem Wagen. Sie nahm ihn in die Hand, klemmte sich die Handtasche um und nahm mit der anderen Hand ihr Mini-Aquarium. Aus dem Tor kam ein jüngerer Mann mit roten Haaren. Er hatte blasse Haut und war ziemlich dünn. Trotz seines strengen Blickes, hatte Daphne das Gefühl, dass er eigentlich ganz nett war.
„Daphne Hamson?“, fragte er in die Runde. Es waren nun schon mehrere Autos angekommen und blickten alle die Blondine an, während sie sich noch schnell von Dave verabschiedete und sich auf den Weg zu dem Typ machte. Als sie vor ihm stand blickte sie ihm direkt in die Augen.  Er deutete ihr mit einer Handbewegung durch das Tor zu gehen. Als sie dieses öffnete stand sie auf einer riesigen Wiese. Erneut. Doch dieses mal war rechts ein großer See. In der Mitte des Sees war eine Mauer, welche den See spaltete.
Die Mauer und auch der See gingen bis an das Gebäude. An das Schloss. Es war ein wenig älter, jedoch hatte es etwas modernes, dachte sie sich.
Der Typ lief ohne weitere Worte den schmalen Weg entlang in Richtung eines gewaltigen Tors.  Langsam lief sie ihm nach. Der Koffer war ziemlich schwer und so schnell wie er war sie nicht. Nachdem er das auch bemerkt hatte, lief er sogar ein wenig langsamer. Als sie durch das dunkle Tor hindurch liefen standen beide in einem düsteren Gang. Ein paar Fenster brachten Licht in den Gang.
„Du weißt noch nicht was du bist, hab ich recht?“, fragte der Typ plötzlich und sie blickte zu ihm hinauf.
„Nein“, murmelte Daphne und folgte ihm zu den großen Treppen, welche am Ende des Ganges lagen. Er nahm ihren Koffer einfach so hoch und trug ihn die 4 Stockwerke nach oben.
„Mein Name ist Jason. Ich bin Vertrauensschüler hier, freut mich dich kennenzulernen“, sagte er und tatsächlich, sie hatte Recht. So schlimm konnte er gar nicht sein, auch wenn er anfangs so wirkte.
„Freut mich auch“, lächelte sie leicht.
„Wir sind da“, sagte er und klopfte an einer schwarzen Tür. Diese öffnete sich langsam und ein wunderschönes Büro kam zum Vorschein.
Jason ließ ihren Koffer vor der Tür stehen und deutete ihren Fisch dort zu lassen. Nachdem sie ihn abgestellt hatte betrat sie das Büro. Es war recht teuer eingerichtet, dachte sie sich beim genaueren Hinschauen der Möbel. Fast alles war in weiß und schwarz Tönen. Dennoch sehr gemütlich und nicht kalt eingerichtet.
„Sie sind Daphne Hamson, richtig?“
Erst jetzt fiel der Blondine die ältere Frau auf, welche hinter dem großen Schreibtisch auf einem großen Stuhl saß. Ihre grauen Haare waren zu einem eleganten Dutt gebunden, trotz ihrer Falten im Gesicht wirkte sie hübsch und freundlich. Sie deutete Daphne sich auf den Stuhl ihr gegenüber zu setzen.
„Ja“, antwortete Daphne auf die Frage.
„Du weißt noch nicht, was du für ein Wesen wirst?“, fragte sie und die Blondine nickte.
„Nun gut. Die Schule ist ganz einfach zu verstehen. Zweimal am Tag essen wir alle gemeinsam in einem großen Essensaal. Morgens und Abends. Mittags gibt es auch Essen, aber da kann jede Schüle beliebig hingehen. In den Ferien dürft ihr eure Familien besuchen, könnt aber auch hier  bleiben. Nur in den Sommerferien muss es nach Hause gehen. Die Schüler sind in vier Gruppen eingeteilt, entsprechend ihrem Wesen. Feuer, Wasser, Erde und Luft. Da Sie noch nicht wissen in welches Wesen sie sich diese Woche verwandeln werden, müssen sie einen einfachen Test ausfüllen“, erklärte die Direktorin ihr und stand auf. Während Daphne nervös auf ihrem Stuhl saß und sich Sorgen darüber machte, dass sie nun ihr Wissen über die Wesen abfragen würde, kam die Direktorin wieder zurück mit einem einfachen Zettel in der Hand.
Sie legte ihn der Blondine vor und daneben eine graue Feder.

Tag oder Nacht?

Laß Daphne. Ein wenig verwundert über die einfachen Fragen, kreuzte sie Tag an. Nacht war noch nie ihr Ding.

Wiese oder Wald?

 Definitiv Wiese, dachte sie sich. Sie hasste düstere Wälder. Es war ihr schon immer unheimlich, weshalb sie immer einen großen Bogen um Wälder machte.

Wenn es regnet  … a) Stelle ich mich unter b) laufe ich weiter

Daphne kreuzte b) an. Regen war  ja schließlich keine Pest. Es gehörte dazu wie auch Sonnenschein und Donner.

Ich bin ein a) Einzelgänger b) Mensch der Gerne unter Personen ist

Hm… sie hatte doch sehr gerne ihre Ruhe, aber ganz alleine war sie nun auch nicht. Sie kreuzte also erneut b) an.

Sie sind fertig?“, fragte die Direktorin und lächelte die Blondine an.
„Anscheinend“, antwortete Daphne und überflog ihre Antworten noch einmal.
„Nun gut jetzt nehmen sie ihren Daumen und drücken ihn leicht auf die Spitze unten auf dem Blatt“, sagte sie und verwundert tat Daphne dies. Als plötzlich ein kleiner Pieks ihr Blut entnahm und ein Abdruck ihres Daumens auf dem Blatt war, als sie ihren Finger wieder von dem Blatt nahm.
Die Direktorin nahm sich das Blatt und wartete einen Moment ehe sie es ebenfalls überflog und sich das Blatt ganz Blau färbte.
Sie lächelte: „Sie gehen nun in den  Keller, laufen den Gang ganz durch und laufen durch ein dunkelblaues Tor. Dort landen sie dann wieder in einem Gang und ihr Zimmer ist Zimmer 2. Ihre Mitbewohnerin wird ihnen dann zugeteilt. Um 18 Uhr gibt es Abendessen.“
Ein wenig überfordert nickte Daphne und stand auf. Sie verabschiedete sich noch, bevor sie das Büro verließ und nahm auch schon ihre Koffer.  Zum Denken war sie gerade einfach zu überfordert. Ihr Kopf brummte und sie spürte noch immer den Pieksen in ihrem Daumen.  Es war alles wirklich seltsam hier, dachte sich Daphne und lief die ganzen Treppen mit ihrem Gepäck nach unten. Unterwegs lief ihr  Jason wieder über den Weg mit einem braunhaarigen, etwas kleineren Schüler. Dieser wirkte sehr selbstbewusst, wahrscheinlich wusste er was auf sich zukam. Dachte sich Daphne. Da wäre all das nicht ganz so schlimm und nicht so aufregend für ihn.
Jason lächelte die Blondine an, und sie lief nun in die Treppen in den Keller. Dort angekommen blickte sie sich um. Okay… es war schon relativ düster. An den Wänden hangen ein paar Fotos von den Jahrgängen vor ihr. Die Bilder wurden immer älter und irgendwann wurden aus den Farbfotos schwarz weiß Fotos.  Ob ihre Eltern auf den Fotos waren? Sie würde sie später suchen, jetzt musste sie erst einmal ihr Zimmer finden. Sie lief den Gang weiter entlang. Sie lief an ein paar Klassenzimmern vorbei bis sie dann endlich vor dem Tor stand. Als sie hindurch laufen wollte prallte sie einfach ab. Was war das denn?, fragte sie sich ärgerlich und sie versuchte es erneut. Erst jetzt bemerkte sie, dass sich an dem Tor eine Art Spitze befand. Schon wieder?, fragte sie sich mürrisch und steckte ihren Daumen auf die Spitze.
Was hatten die bitte alle mit ihrem Blut? Hoffentlich musste sie das nur einmal machen und nicht jedes mal, wenn sie in ihr Schlafzimmer wollte.
Als sie den Bluttropfen abgegeben hatte, versuchte es Daphne erneut. Sie lief mit ihrem rechten Fuß durch das Tor, und als sie dieses Mal hindurch kam, zog sie nun auch ihren Koffer hinter sich her.

Nun musste sie nur noch ihr Zimmer finden. Aber wahrscheinlich lag Zimmer 2 relativ weit vorne, dachte sie sich und lief durch den erleuchteten Gang. Wieder waren es Steinwände, jedoch hangen hier nun Lampen an den Decken, da es keine Fenster gab. Der Boden war ebenfalls aus Stein, keine Teppiche. Es war… ungemütlich.
Nun stand sie vor mehreren Türen. Auf der ersten Tür stand Jahrgang 1.  Sie öffnete diese Tür und stand in einer Art Wohnzimmer. Es war ein dunkler Kamin auf der rechten Seite des Zimmers, davor stand eine kleine Couch und zwei schwarze Sessel.  Ein paar kleinere Tische gab es hier auch und erst beim generauen Hinschauen erkannte Daphne, dass es keine Poster an den Wänden war, sondern dass es tatsächlich Fische waren. Es waren Fenster, welche einem Einblick in den See gewährten. 
Als sie gerade aus zu den Stufen, welche noch weiter nach unten führten lief, fiel ihr auf der linken Seite des Zimmers zwei Wasserbecken auf. Sie hatten einen Pool?, fragte sie sich verwundert und lief näher an das Wasser heran. Das linke Wasserbecken roch nach Salzwasser, das rechte musste also normales Süßwasser sein. Egal, sie wollte nun in ihr Zimmer und ihre Mitbewohnerin kennenlernen. Eigentlich kam sie nicht sonderlich gut mit anderen Mädchen aus, aber sie wollte nicht gleich am Jahresanfang keine Freunde haben. Sie lief als zu den Treppen. Die eine führte auf der rechten Seite nach unten und die andere auf der linken Seite.
Auf der linken Seite stand ein Zeichen von einer Meerjungfrau, auf der rechten eines Meermannes mit einem Dreizack.
Schick, dachte sich Daphne ironisch und ratterte mit ihrem Koffer, auf der linken Seite die Treppen hinunter. Nun stand sie erneut in einem Gang, dieser jedoch kam ihr schon viel gemütlicher vor. Auf dem Boden lag dieses mal ein hellblauer Teppich, die Wände waren zwar aus Stein, jedoch hangen ein paar Portraits an der Wand und ja auch sogar ein paar sehr schöne Zeichnungen. Die Türen waren weiß und auf jeder Stand in Gold die Zimmernummer. Glücklicherweise war ihr Zimmer das erste auf der rechten Seite. So. Konnte man da jetzt einfach reinlaufen? Sie versuchte es an der Klinke, diese jedoch ließ sich nicht runter drücken.
„Du musst deinen Daumen drauflegen“, hörte sie plötzlich eine piepsige Stimme hinter sich, welche sie zusammenzucken ließ.
Als sich Daphne umdrehte, stand sie vor einem schwarzhaarigen Mädchen mit stechenden, grünen Augen. Sie hatte unter ihrem rechten Arm ebenfalls einen Fisch geklemmt.
„Danke“, sagte die Blondine und lächelte, ehe sie dem Mädchen Platz machte.
„Mein Name ist übrigens Jennifer“, stellte sie sich vor.
„Daphne“, stellte sich die Blondine ebenfalls vor und lächelte Jennifer an.
„Naja wir werden uns sicherlich noch über den Weg laufen“, grinste diese und schob ihren Koffer, welcher fast so groß war wie sie selbst durch die Gänge, in der Suche nach ihrem Zimmer.
Also gut. Wieder Blutabgabe, dachte sich Daphne und rollte genervt mit den Augen, ehe sie ihren Daumen auf die Klinke drückte. Wieder ein kurzes Pieken und die Tür öffnete sich auch schon von allein.
Als sie ihr Zimmer sah staunte sie. Es war wirklich wunderschön. Wieder konnte sie von den zwei Fenstern aus die Fische sehen. Es war alles recht hell. Die Betten waren aus einem hellen Holz, die Bettbezüge waren weiß mit hellblauen Delfinen. Okay… ein wenig zu kitschig, aber süß.
Auf der rechten und auf der linken Seite stand ein Bett. Es gab einen großen Kleiderschrank neben der Tür. Ebenfalls in weiß. Und zwischen den zwei Fenstern gab es wieder zwei Wasserbecken im Boden.
Waren diese für die Fische?, fragte sich Daphne und schaute ihren Clownfisch an.  Bevor sie einen Fehler machte, ließ sie ihn lieber noch bei sich im Aquarium. Dieses Stellte sie auf den Nachttisch. Sie nahm sich einfach die Freiheit und stopfte ihre Klamotten in die eine Hälfte des Kleiderschrankes.
Gerade als sie ihr Tagebuch in den Nachttisch legte und ihren Kugelschreiber dazu, machte es Klick und die Tür öffnete sich. Ein Mädchen mit hellblonden Haaren sprang in das Zimmer und blickte sich um. Als sie Daphne sah klatschte sie in die Hände, rannte zu ihr und umarmte sie.
Total überfordert mit der Situation stand Daphne einfach nur da und wusste nicht recht was sie sagen oder auch tun sollte, weshalb sie einfach ein Hey sagte.
„Hey“, sagte nun auch die Blondine. „Mein Name ist Rebekah, wir sind anscheinend Mitbewohnerinnen.“
„Anscheinend“, sagte Daphne und lächelte leicht. Das ihre neue Mitbewohnerin so aufgedreht war…naja sie wusste noch nicht so ganz wie sie das fand.
„War deine Fahrt auch so ewig?“, fragte Rebekah, als sie ihren hellpinken Koffer in das Zimmer schob.
„6 Stunden müssten es gewesen sein“, zuckte Daphne mit der Schulter.
„Ohje, bei mir waren es vier und die waren ja schon Horror. Und dieser Typ der mich hierhergebracht hat, hat nur geredet“, sagte sie und rollte genervt mit den Augen.
„Hm“, sprach Daphne darauf nur und konnte sich jetzt schon nicht vorstellten, dass man mehr reden konnte als sie.  „Ich habe mir einfach mal die Freiheit genommen und meine Klamotten schon in den Kleiderschrank gelegt. Du hast noch die andere Hälfte.“
„Achso, ja klar, kein Ding“, sagte sie.

Während Rebekah nun ihren Kleiderschrank füllte mit fast nur rosa Klamotten, musterte Daphne sie. Ihre neue Mitbewohnerin musste ungefähr 1.65 groß sein, also so fünf Zentimeter kleiner als sie. Sie hatte zwar hellblonde Haare, jedoch waren sie dunkler und glatter als Daphne’s. Ihre waren schließlich fast weiß. Ihre Augen mussten grün sein, und als sie auf ihre Beine anschaute, konnte sie ein paar Narben erkennen. Sollte sie fragen woher sie stammten? Besser nicht, entschied sie sich, bevor sie noch ihre ganze Lebensgeschichte erzählte.
„Weist du in was für ein Wesen du dich verwandeln wirst?“, fragte Rebekah sie und lächelte.
„Nein“, brummte Daphne. Warum musste jeder einem diese blöde Frage stellen?
„Oh. Naja da du in der Gruppe Wasser bist kannst du nicht viel Auswahl haben“, lachte sie.
„Wie meinst du das?“, fragte die Blondine nun interessiert und setzte sich ein wenig aufrechter auf ihr Bett.
„Naja ein Meermann kannst du nicht sein, sonst bleibt dir nur Meerjungfrau, Sirene, Nereide oder Najade. Ich werde eine Meerjungfrau. Ich habe den Vorteil dass ich in allen Gewässern schwimmen kann“, lachte sie.
„Können die Typen hier nur Meermänner werden?“, fragte Daphne überrascht.
„Ehm soweit ich weiß können sie auch – abgesehen von Meerjungfrauen- auch Sirenen werden und auch der Rest. Ist aber seltener. Die Männer haben meistens einen Dreizack beziehungsweise vor ihrem Schulabschluss eine andere Art von Stab, frag mich besser nicht“, grinste sie und setzte sich ebenfalls auf ihr Bett. „Oh, schau mal ein Brief.“
Erst jetzt entdeckte Daphne, dass tatsächlich ein Brief auf der Fensterbank lag.
„Les vor“, sagte Daphne und lehnte sich nach hinten.

Willkommen meine Damen.
Wir hoffen, dass ihr neues zu Hause euch gefällt.
Seien sie pünktlich um 18 Uhr in der Essenshalle in Schuluniform. Diese befindet sich unter ihren Betten.
Mit freundlichen Grüßen
Schuldirektorin Professor Jam
.“

Kapitel 3

 

Nachdem sie sich umgezogen hatten standen sie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer.
„Stylisch“, sagte Rebekah und drehte sich auf die Seite. Daphne war der Meinung, dass ihrer Mitbewohnerin die Uniform viel besser stand. Es war ein einfaches hellblaues Hemd, ein weißer Faltenrock, wie man ihn aus den Filmen kannte und schwarze Schuhe. Sie mussten sich eine ebenso weiße Krawatte um den Hals binden, was sich jedoch als sehr schwierig erwies. Nachdem sie nun auch das geschafft hatten kam noch der schwarze Umhang und fertig waren sie.
„Steht dir“, sagte Daphne aufrecht. Ihrer Meinung nach sah sie mit ihren weißen Haaren in der Uniform ein wenig zu blass aus.
„Dir auch. Dadurch wird der Blick auf deine Augen gerichtet“, grinste Rebekah und tatsächlich sie hatte Recht. Durch die weiße Krawatte und generell die hellen Töne, abgesehen von dem Umhang, stachen ihre dunkelbraunen Augen sehr hervor.
„Ich glaube mein Rock ist zu klein“, murmelte sie und zog ihn ein wenig nach unten.
„Ach was“, lachte ihre Mitbewohnerin. „Und selbst wenn, den Jungs wird gefallen.“
Daphne rollte mit den Augen. Sie müsste erst einmal das Jahr hier bestehen, dann würde sie sich vielleicht Gedanken über Jungs machen.
„Lets go“, sagte Daphne. Die beiden verließen das Zimmer und mussten glücklicherweise auf dem ganzen Weg kein Blut mehr von sich abgeben.


Während Daphne immer wieder versuchte ihren Rock nach unten zu ziehen, suchten die Mädchen die Essenshalle. Sie vermuteten, dass diese im Erdgeschoss war, also liefen sie durch ihr Wohnzimmer hindurch, den Gang entlang und die großen Treppen nach oben.
Dort angekommen standen sie vor der Wahl. Rechts oder Links?
Beide stimmten für die rechte Seite, also machten sie sich auf den Weg und folgten den anderen Schülern.
„Weißt du wie das jetzt abläuft?“, fragte Daphne ihre Mitbewohnerin, welche sich umschaute.
„Meine Eltern haben mir erzählt, dass die Neuen vor der Halle bleiben müssen, dann werden alle Gruppen mit den neuen Schülern vorgelesen. Danach soll es eine kurze Rede geben und dann gibt es Essen“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. War sie etwa nicht nervös?
Schließlich mussten sie vor der ganzen Schule einfach mal durch die Halle laufen.
Als sie vor einer Menschenmenge standen, welche ungefähr genauso aussahen wie sie und Rebekah, hielten sie an und stellten sich zu der Masse.
Viele wippten nervös hin und her, andere lachten schrill. Die meisten Jungs standen einfach nur ruhig da und warteten, die anderen unterhielten sich mit manchen Mädchen oder mit ein paar Freunden. Ob sich hier wohl ein paar Leute untereinander schon kannten? Es schien so, als hätten sich schon manche Grüppchen gebildet.
Als plötzlich ein lautes Quietschen hinter Daphne ihr halbes Gehör lahmlegte, drehte sie sich erschrocken um und sah ein Mädchen in ihrer Größe mit braunen Haaren und sehr blasser Haut auf Rebekah zu rennen. Die Hälfte der Neuen blickten die beide an. Während Daphne ein paar Schritte auf die Seite lief, weil es ihr ein wenig unangenehm war, beobachtete sie, dass sich die beiden anscheinend kannten. Als sie plötzlich jemanden anrempelte, drehte sie sich ruckartig um und entschuldigte sich.  Vor ihr stand ein Junge mit blonden Locken, welcher sie ein wenig irritiert anschaute, ehe er sie angrinste: „Hey. Du wirkst neu. Mein Name ist Patrick.“
Ein wenig überfordert davon, dass er einfach so locker mit der ganzen Situation umging, stellte sie sich ebenfalls vor und lächelte leicht.
„Welche Gruppe bist du?“, fragte er sie. Daphne musste sich eingestehen, dass er doch ganz sympathisch war. Er hatte leicht gebräunte Haut und breite Schultern. Er musste ungefähr so groß sein wie sie selbst.
„Wasser… und du?“, fragte sie ihn zurück.
„Ebenfalls“, grinste er.
„Daphne, wenn ich dir vorstellen darf, meine alte Freundin Kylie“, kam Rebekah plötzlich mit ihrer Freundin angerannt.
„Hey Kylie“, sagte sie und versuchte dieses Unangenehme Gefühl zu unterdrücken. Rebekahs beste Freundin schien anscheinend nicht wirklich ein Fan von Daphne zu sein, weshalb diese einfach nur nickte und sich wieder umdrehte. Gefolgt von Daphne’s Mitbewohnerin.
„Ach herje“, lachte Patrick neben ihr und blickte die Mädchen an.
„Du hättest übrigens an der Uniform erkennen können zu welcher Gruppe ich gehöre“, grinste Daphne und deutete auf eine Gruppe, welche allesamt rote Hemden trugen. Alle Mädchen trugen einen weißen Rock, während die Jungs schwarze Hosen trugen und deren Krawatten ebenfalls schwarz waren.
„Stimmt“, grinste er. „Und-“
„Lass mich raten du willst wissen was ich für ein Wesen werde?“, fragte sie und rollte genervt mit den Augen.  Sie war ein wenig von sich selbst überrascht, dass sie so reagierte, aber ihr ging die Frage langsam auf den Keks.
„Eh… eigentlich wollte ich nur wissen ob du nervös bist“, kam es überrascht von ihm. „Aber du kannst mir auch gerne die Frage beantworten.“
„Nervös?“, lachte sie und hob ihrer leicht zitternde Hand in die Luft. „Und nein weiß ich nicht. Aber du musst wahrscheinlich ein Meermann sein. Oder?“
„Korrekt“, zwinkerte er. „Aber das ist ja auch nicht schwer zu erraten. Anderseits… die anderen Gruppen kannst du dir denken, was die Typen sind.“
„Warum?“
„Naja –“

Als die Gruppe plötzlich still wurde, unterbrach auch Patrick in seinem Satz und sie blickten alle nach vorne. Vor ihnen stand ein großer Mann, mit schokobraunen Haaren und einem 3-Tage-Bart. Er musste um die 30 Jahre alt sein. Seine Haut war sehr blass und seine grauen Augen ließen jeden erzittern.
„Sind sie bereit? Ihre Gruppe wird genannt. Dann eure Namen. Lauft nach Vorne. Die Direktorin wird euch eine Flüssigkeit überreichen. Heute Abend werdet ihr sie trinken und im Laufe der Woche werdet ihr euch verwandeln. Setzt euch an euren Tisch und wartet.“
„Und woher wissen wir welches unser Tisch ist?“, fragte ein Junge aus der Menge.
„Das werden sie entweder sehen oder hören“, antwortete der Mann kalt und lief in die Halle. Dabei ließ er das große Tor offen stehen. Man konnte also in die Essenshalle hineinblicken. Ganz hinten stand ein großer, langer Tisch an welchem anscheinend die Lehrer saßen.
Vor ihnen links, saßen Schüler mit braunen Hemden. Dahinter mit weißen. Auf der rechten Seite vor den Lehrern rote und hinten blaue. Die Tische waren lang und in einem Viereck aufgestellt. Es gab einen Ausgang jeweils, der die Schüler, welche auf der inneren Seite saßen durchließ. Der Rest saß Außen und konnte aufstehen wie er wollte.
Kurz ertönte ein klingen von Gläsern und die Schüler in der Halle verstummten. Adrenalin stieß sich in Daphnes Körper sie versuchte ihn unter Kontrolle zu bekommen. Ganz ruhig, redete sie sich immer wieder ein. Auch Patrick schien das zu bemerken und drückte kurz ihre Hand um sie zu beruhigen. Tatsächlich klappte es sogar kurze Zeit.
„Liebe Schülerinnen und Schüler. Ich freue mich auf ein neues Jahr mit Euch. Ihr seit nun alle ein Jahr älter geworden und fähig neues zu erlernen. Aber bevor wir beginnen zu speisen und bevor meine Rede weitergeht möchten wir unsere Neulinge begrüßen. Behandelt sie, wie ihr behandelt wurdet oder wie ihr behandelt werden wollt. Helft ihnen wenn Fragen aufkommen und haltet euch an die Regeln.
Aber nun wollen wir beginnen.“
Daphne konnte nur schlecht erkennen was die Direktorin vorne machte. Anscheinend lief sie zu etwas.
„Was ist das?“, murmelte Daphne.
„Ein Glas mit Papier drin“, sagte Rebekah neben ihr.  „Sie lost die erste Gruppe.“
„Ah..“, sagte die Blondine und wartete gespannt.
„Fangen wir mit der Gruppe Erde an! Nun gut“, sie lief auf eine größere Schale zu. Wahrscheinlich war diese mit den Namen der Schüler gefüllt.
„Alan Grey!“, ein kleinerer Junge, schluckte schwer vor ihr und kämpfte sich durch die Menschenmenge hindurch. Er lief ein wenig zügig durch die Halle hindurch vor zu der Direktorin. Diese schenkte ihm ein Lächeln und drückte ihm eine Ampulle in die Hand. Er setzte sich vorne links zu der klatschenden Menge.
Jetzt wusste Daphne also wie das Ganze ablief. Aber es machte sie noch immer nervös.
„Leyla Mcjourn!“
Schließlich wurden sie von all den Schülern beobachtete. Ein etwas dickeres Mädchen mit roten Haaren lief nach vorne. Auch sie wirkte nervös.
„Versuch zu lächeln“, sagte Rebekah neben ihr und nun merkte auch Daphne, dass sie nervös war. Sie fummelte an ihrem Rock herum und kaute auf ihrer Lippe. Jap, nervös.
„Bist du nicht nervös?“, fragte sie Patrick, welcher auf ihre Frage hin leicht lächelte.
„Nein.“
„Du lügst“, behauptete Daphne auch schon und lachte leise.
„Pssht“, grinste er.

Nachdem die Gruppe Erde nun durch war, lief die Direktorin wieder auf das Glas zu und zog einen weiteren Zettel.
„Gruppe Luft ist als nächstes dran!“
Daphne konnte um sich herum die Anspannung der Schüler und Schülerinnen merken, welche nun an der Reihe waren.
„Lilith Nors!“
Ein Mädchen mit  hellblonden Engelslocken lief durch die Halle.
„Denkst du das sind ihre echten Haare?“, hörte sie Rebekah neben sich ihre Freundin fragen. Welche sofort nein sagte. Aber woher wollten sie das denn überhaupt wissen? Vielleicht hatte sie so Locken.

Nachdem nun auch die zweite Gruppe auf ihrem Platz saß, biss sich Daphne auf die Lippen. Sie wollte jetzt nicht dran kommen… aber auch nicht als Letzte.
„Und nun… Gruppe Wasser!“
Die Direktorin stolzierte zu der blauen Schale und zog einen Zettel hervor.
„Rebekah Jackson!“
„Natürlich gleich als Erste“, hörte Daphne ihre Mitbewohnerin neben ihr brummen und sie musste sich tatsächlich ein leichtes Lachen, trotz ihrer Nervosität verkneifen.
Die Blondine schaffte es doch tatsächlich zu lächeln und wirkte extrem ruhig. Sie setzte sich an den hinteren Tisch rechts und grinste auf dem Rückweg Daphne an, ehe sie sich in die Mitte setzte und dort von ein paar älteren Schülern angesprochen wurde. Hauptsächlich Typen.
„Jennifer Aminson!“
Das Mädchen mit den schwarzen Haaren und den stechenden grünen Augen, welche Daphne den Tipp mit der Tür gegeben hatte lief durch die Halle und holte sich die Ampulle ab.
Nachdem auch weitere Schüler und Schülerinnen aus ihrer Gruppe aufgerufen wurden, standen nur noch wenige mit blauer Unform vor der Halle.
„Patrick Lerison!“
„Shit.“
„Viel Glück“, murmelte Daphne noch, bevor er sich durch die Halle traute. Und auch er wirkte irgendwie ruhig. Wie schafften sie das alle bloß?
„Daphne Hamson!“
Sie hatte das Gefühl, dass sie gleich zusammenbrechen würde. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie sich auf den Weg machte. Sie könnte schwören, dass jeder in der Halle sie beobachtete und sie glaubte auch ein paar Pfiffe gehört zu haben. Wahrscheinlich war das jedoch nur Einbildung.
Sie dachte an den Rat von Rebekah und lächelte leicht als sie nach vorne Trat und sich die Ampulle holte. Zitternd nahm sie diese entgegen und machte sich schnell auf den Weg zu Patrick und Rebekah, welche ihr noch Platz gemacht hatten.
„War doch gar nicht so schlimm“, grinste Patrick und klopfte ihr auf die Schulter. Erst jetzt bemerkte, sie dass der Tisch geklatscht hatte und schon wurde sie auch schon von einigen Leuten angequatscht wie alt sie wäre und was sie für ein Wesen wäre, ob sie nervös war und so weiter. Erst als die Direktorin einen weiteren Namen aufrief und ein großer Junge mit hellbraunen, verzottelten Haaren nach vorne lief und einen Jubelschrei rausbrüllte, fing die Hälfte der Halle an zu lachen. Er machte sich ebenfalls auf den Weg zu ihnen und setzte sich hin.
„Es war seltsam“, sagte Daphne ehrlich und blickte die Ampulle an.

„Und nun zu guter letzt, Gruppe Feuer!“
Als Daphne sich nach hinten drehte sah sie eigentlich nur Leute mit blasser Haut. Gruselig, dachte sie sich.
„Kylie Orege!“
Ebenfalls wie Rebekah, durfte ihre alte Freundin als erstes nach vorne. Sie schien jedoch nicht ansatzweise nervös zu sein.
„Ich weiß was du denkst. Sie ist es wirklich nicht“, sagte die Blondine neben ihr und beobachete sie, wie elegant sie sich die Ampulle nahm und sich auf ihren Platz setzte. Daphne wusste nicht recht, was sie von ihr halten sollte. Sie wirkte so unfreundlich und gar zickig.
„Raphael Holt!“
Ein Junge mit hellbraunen Haaren und nicht all zu blasser Haut lief nach vorne. Er war breit gebaut, hatte muskulöse Arme und sah eigentlich ganz nett aus.
„Ich kenne ihn“, kam es plötzlich von Patrick.
„Woher?“, fragte Daphne und beobachtete ihn.
„Er war ein alter Freund von mir“, sprach er überrascht. Na super. Also kannte hier jeder jemanden außer sie. „Wenn du willst stelle ich ihn dir mal vor, wenn er sich noch an mich erinnern kann.“
Er zwinkerte Daphne an, woraufhin sie nur anfing zu lachen.
„Meinetwegen.“
„Griselda Rosewood!“
Ein wirklich bildhübsches Mädchen kam die Halle hinein. Sie hatte dunkle lila Haare und ein perfektes Gesicht. Jedoch strotzte sie nur vor Arroganz und Eitelkeit. Die Halle wurde still, als sie diese betrat und ihr schien es zu gefallen.
„Ich glaube ich kotze gleich“, murmelte Rebekah und fing an zu lachen. Daphne lachte leise mit.
Die Jungs jedoch waren einfach nur ruhig und starrten ihr hinterher.
„Jayden McNor!“
Ein großer Junge mit dunkelbraunen, verwuschelten Haaren und mit blasser Haut kam in die Halle. Daphne war sich nicht ganz sicher was sie von ihm halten sollte. Er hatte ein Grinsen auf den Lippen und wirkte damit absolut sexy, aber irgendwie auch arrogant und überheblich.
Während sie ihm nachschaute bemerkte sie gar nicht, dass Patrick mit ihr gesprochen hatte.
„Daphne?“ Er tippte sie an.
„Hm?“, fragte sie und zuckte kurz zusammen, bis sie wieder zu sich zurück kam und sich schnell wieder umdrehte. Er grinste.
„Vergiss es“, sagte sie sofort und kniff ihn leicht.

Als nun auch der letzte Schüler seine Ampulle abgeholt hatte stellte sich die Direktorin wieder in die Mitte und fing an zu reden: „Diese Ampulle enthält das Mittel, welches euch zu dem macht, zu was ihr gemacht seid. Jeder Neuling macht die Ampulle auf und schüttet die Flüssigkeit in den Becher vor euch. Zusammen nehmt ihr diesen Schluck und ab heute Nacht könnt ihr euch verwandeln. Bei manchen von euch wird die Verwandlung früher auftauchen als bei anderen. Vielleicht auch schon bei Nacht. Bei den anderen in den nächsten Tagen. Unser Hausmeister hat und darauf hingewiesen, dass die Schüler ab 22 Uhr nichts mehr auf den Gängen verloren haben. Spätestens um 23 Uhr herrscht Bettruhe. Und wenn Ich von Gängen spreche, rede ich auch von den Wassergängen“, sagte sie und blickte dabei den Tisch von Daphne an. Wassergänge?
„Die Neulinge bekommen die ersten Tage wie üblich keinen Unterricht. Findet heraus wie ihr euch verwandelt. Und passt auf, dass ihr auf keine von euren Mitschülern fallt, nicht ertrinkt und nicht gegen irgendwelche Wände rennt oder eure Mitschüler auffresst. Genaueres, werdet ihr von euren Professoren erfahren. Sie werden euch speziell Tipps geben und die Regeln erklären. Und nun, wünsche ich Euch einen guten Hunger.“
Sie klatschte in die Hände und auf jedem Tisch stand eine Menge an Essen.
„Bereit für den Zaubertrank?“, fragte ein älterer Schüler gegenüber von Daphne. Er hatte eine etwas längere Nase und kleiner Augen, jedoch wirkte er mit seinem verschlafen Blick und den zerzausten, roten Haaren schon fast wieder süß. Er hieß Jeremy, soweit sie sich an den Namen erinnern konnte.
„Wie schmeckt es?“, fragte Patrick und kippte es in den antiken Becher vor ihm.
„Ganz in Ordnung“, antwortete er und grinste, ehe er sich Fisch auf den Teller legte.
Daphne blickte nach links zu Rebekah, welche sie auch anblickte. Beide kippten den Inhalt ihrer Ampullen ebenfalls in den Becher und nun blickte sie zu Patrick. Dieser roch an dem Zeug und verzog die Nase: „Also wenn das schmeckt wie es riecht, dann gute Nacht.“
Sie lachten.
„Auf drei?“, fragte Rebekah und die anderen zwei nickten.
„Eins… zwei … drei.“
Und schon hatten sie die Flüssigkeit getrunken. Von wegen das schmeckte ganz in Ordnung! Eine ekelhafte Säure mit einem Misch aus etwas Bitterem durch ihren Körper. Sie schüttelte sich und schenkte sich sofort Wasser ein, ehe sie es schnell austranken um den Geschmack loszuwerden.
Sie schaute Jeremy einen kurzen Moment böse an, als dieser jedoch anfing zu lachen, wie auch ein paar andere der Älteren, schüttelte sie nur den Kopf.
„Wir mussten letztes Jahr das Gleiche durchmachen. Und bist du gespannt was in dir steckt?“, fragte er und beobachtete Daphne, wie sie sich ebenfalls ein wenig Fisch auf den Teller legte.
„Ja schon“, antwortete sie nachdenklich. „Was bist du?“
„Ein Nereide“, antwortete er und grinste.
„Oha die gibt es auch in Männlich?“, fragte Rebekah geschockt neben ihr und blickte ihn an.
„Ja klar, halt sehr selten und in den Geschichten bei den Menschen, wird immer nur gesagt dass es weibliche Nereiden oder Najaden gibt“, zuckte er mit den Schultern.
„Achso und du kannst nur mit Salzwasser, richtig?“, fragte Patrick.
„Ganz genau.“


Nachdem alle gegessen hatten und die Schüler alle nach und nach aufstanden um auf ihre Zimmer zu gehen oder in dieses Wohnzimmer, verabschiedete sich die Direktorin noch von allen, wünschte ihnen noch einen schönen Abend und sagte den Neulingen, dass sie um neun Uhr am nächsten Morgen sich hier wiederfinden sollten.

 

Kapitel 4

 

Um acht Uhr morgens klingelte der Wecker. Daphne brummte leise.
„Wo war gleich das Badezimmer?“, fragte sie leise und rieb über ihre Augen. Als sie zu ihrer Mitbewohnerin schaute, welche gerade ebenfalls aufstand, blickte sie sie schnell wieder weg. Sie trug nämlich nichts außer ein einfachen Tanga und einen ebenso weißen BH.
„Den Gang durchlaufen und dann rechts. Aber ich glaube, ich habe dort gestern einen Jungen gesehen. Kann also sein, dass es ein Gemeinschaftsbad ist“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
Gemeinschaftsbad? Daphne blickte an sich hinab. Ihre kurzen Schlafshorts hatten schwarze Herzen. Peinlich.
„Kommst du?“, fragte Rebekah und hatte sich frische Unterwäsche und ihre Uniform geschnappt.
Daphne lief zu ihrem Kleiderschrank, schnappte sich ebenfalls ihre Sachen und lief mit ihrer Schlafgenossin durch die Gänge. Anscheinend schliefen noch alle, dachte sie sich, als keine weitere Person auf den Gängen war. Aber sie wollten noch frühstücken, bevor sie um neun Uhr in der Essenshalle abgeholt wurden.
Als die beiden es geschafft hatten und nun in dem Badezimmer standen, blickte sich Daphne um. Wieder ein Becken im Boden, welche geteilt durch eine Mauer war. Es gab ein paar Waschbecken hier und die Duschen waren noch einmal in extra Räumen.
Als sie zu den Duschen liefen und sich in die Kabinen verteilten, stellte Daphne gerade das Wasser an, als ein lauter Knall und ein lautes „Au“, sie zusammenzucken ließ. Schnell lief sie wieder aus der Kabine heraus und lief zur offen stehenden Tür.
Dort lag ein Junge. Um genau zu sein war es Patrick. Mit einem goldenen Fischschwanz. Oberkörperfrei. Nicht schlecht, dachte Daphne und fing an zu lachen, als sie seinen verwunderten Blick sah. Nun hatte sich auch Rebekah zu den beiden gesellt und grinste: „Das wirkt bei manchen schon über Nacht.“
„Ach. Das habe ich jetzt auch gemerkt“, sagte er und wusste anscheinend nicht ob er sich jetzt freuen sollte oder nicht.
„Und wie wirst du den wieder los?“, fragte Daphne und deutete auf seinen Fischschwanz. Er glänzte durch die Lampen und die Nässe und sah einfach toll aus. So wie sie sich einen Fischschwanz vorgestellt hatte.
„In den Büchern stand, dass derjenige trocknen muss“, sagte Rebekah. Erst jetzt viel Daphne auf, dass sie nackt war. Und auch Patrick starrte sie an.
„Oh“, auch sie hatte es nun bemerkt und rannte wieder in ihre Kabine. Nachdem sie sich ein Handtuch umgebunden hatte und Daphne sie wieder anschauen konnte suchten sie nach einer Lösung.
„Na gut Ladies, dann zieht mich mal zu den Waschbecken“, sagte Patrick und steckte den Mädchen grinsend seine nassen Hände entgegen. Diese blickten sich kurz an, seufzten und nahmen jeweils eine Hand.

„Meine Fresse bist du fett“, schimpfte Rebekah und zog mit aller Kraft den Meermann zu den Waschbecken.
„Das liegt am Fischschwanz“, brummte dieser nur und ließ sich gemütlich ziehen.
Als sie es geschafft hatten, hatte er sich gegen die kalte Wand gelehnt und wartete.
„Weißt du zufälligerweise auch wie lange das dauert bis ich trockne?“, fragte er die Blondine und blickte sie erwartungsvoll an.
„Nein. Aber ich weiß, dass ich jetzt fertig duschen werde, weil ich Hunger habe.“
Und damit verschwand sie wieder in ihre Kabine. Auch Daphne duschte sich, schließlich war Patrick alt genug um alleine in einer Ecke zu liegen.
Als sie fertig waren und sich die Zähne putzten, war er auch schon wieder in seiner Menschlichen Form.
„Wie fühlt es sich an?“, fragte Daphne interessiert, als sie sich auf den Weg zur Essenshalle machten.
„Sich zu verwandeln?“, fragte er. „Oder wenn man verwandelt ist?“
„Beides.“
„Du merkst es nicht wirklich, sagen wir es so. Abgesehen von dem Aufprall natürlich. Aber wenn du dann deine Beine nicht mehr hast, fühlt es sich dann doch ein wenig schräg an. Aber cool“, lachte er und betrat die Halle.
Viele von den älteren Schülern saßen an den Tischen und aßen. Während sich die meisten unterhielten, gab es natürlich auch welche, die einfach nur verschlafen etwas aßen. Als sie Kylie am Tisch der Gruppe Feuer sahen, lief Rebekah auch schon zielstrebig auf sie zu. Wahrscheinlich würde sie ihr nun von Patrick erzählen.


Nachdem sie gemütlich gefrühstückt hatten und nun auch schon die restlichen Schüler eingetroffen waren, kamen wenige Minuten später vier ältere Professoren durch die Tür. Einer von ihnen, der anscheinend jüngste kam auf ihren Tisch zu. Er hatte hellbraunes, kurzes Haar, ein wenig größere Ohren und war braun gebrannt. Er musste um die Ende 20 sein, schätzte Daphne.
Er lächelte in die Runde.
„Die Neuen kommen bitte jetzt mit mir mit“, sagte er und drehte sich auch schon wieder um. Während Rebekah ihr zuflüsterte, dass der Typ total scharf sei, versuchte die Blondine sie einfach zu ignorieren und folgte ihm. Auch Patrick konnte sich das Gelaber von Rebekah nicht mehr antun, weshalb er sie auf den Weg auch einfach zusammen schiss, dass sie ihre Hormone im Zaun halten solle.
Nun war sie am schmollen, aber wenigstens redete sie nicht mehr.

Als der Professor – zu mindest dachte sie sich, dass es ein Professor war – vor einer Tür im Keller stehen blieb, schloss er diese mit einem seltsamen großen Schlüssel auf und bat die Schüler darum, sich zu setzten.
Nachdem sich die meisten auch schon einen Platz ausgesucht hatten, stellte er sich vor die Menge und lächelte diese freundlich an.
„Hallo alle zusammen. Ich bin Professor Hanning ihr Lehrer für magische Wesen. Wie sie  sicherlich schon mitbekommen haben, werden ihnen die ersten Tage freigestellt. Sie werden nach dieser Stunde noch zwei weitere Tage bekommen in denen sie sich verwandeln werden. Kurze Frage, wer hat sich denn schon verwandelt?“, fragte er.
Patrick, welcher neben Daphne und dem Jungen saß, welcher am vorigen Abend die Halle zum Lachen gebracht hatte, streckte seine Hand in die Luft. Und auch noch ein weiteres Mädchen und ein weiterer Junge strecken die Hände.
„Okay. Das sind erstaunlich viele. Ihr anderen werdet euch wahrscheinlich im Laufe des Tages oder spätestens übermorgen verwandeln. Sollte dies nicht der Fall sein, kommt bitte hinauf zur Direktorin. Nun gut. Es gibt hier ein paar Sicherheitsmaßnahmen. Bitte haltet euch auch an sie. Kurze Frage, welche Wesen sind auf dieser Schule die gefährlichsten?“
Ein kleineres Mädchen mit schwarzen Haaren streckte ihre blasse Hand in die Luft: „Vampire.“
„Gut, was noch?“, fragte er und rief einen Jungen hinter ihnen auf.
„Lamien.“
„Wie erkennen wir Lamien, wenn nicht an ihrer Uniform?“, fragte der Professor und rief erneut den Schüler auf.
„Sie sehen scharf aus“, und die Jungs fingen an zu lachen. Selbst dem Professor brachte es ein kleines Schmunzeln.
„So kann man es natürlich auch formulieren. Lamien sind meist hübsche Mädchen oder Frauen. Sie sind eigentlich wie Vampire, nur dass sie besonders hübsch sind und sterben können. Ob man das jetzt als positiv oder negativ ansieht ist jedem sich selbst überlassen. Ihr müsst wissen, dass sowohl die neuen Vampire, als auch die neuen Lamien noch keine Kontrolle über sich haben. Sie sollten in ihren Zimmern bleiben oder höchstens in ihrem Gemeinschaftsraum. Was macht ihr aber nun, wenn einer einfach raus kommt und euch angreifen sollte?“, fragte er.
Daphne schluckte.
„Mit einem Pfahl-“
Er lachte: „Okay gehen wir davon aus, dass wir sie nicht töten wollen. Nachdem sich jedoch kein weiterer Schüler meldete setzte sich der Professor auf den Tisch. „Ihr schlagt ihnen auf die Zähne. Das ist so ziemlich das Schmerzhafteste in ihrer Verwandlungsphase. Was machen wir wenn sich ein Werwolf plötzlich verwandelt?“
„Wegrennen und laut Hilfe rufen?“, lachte der Junge neben Patrick und die Klasse lachte.
„Auch eine Möglichkeit“, lachte ihr Professor. Er war eigentlich echt locker drauf, dachte Daphne und beobachtete ihn. Lag wahrscheinlich an seinem Alter. „Naja gibt es etwas, dass ein wenig sinnvoller ist?“
„Die Wassergänge nutzen“, kam es von dem Mädchen mit den lilafarbenen Haaren. Jennifer hieß sie, versuchte sich Daphne ihren Namen zu merken.
„Ganz genau. Wo finden wir diese? In jedem Klassenzimmer, in jedem Stockwerk und auch in jedem Schlafzimmer von euch. Rennt dorthin, springt in das dementsprechende Becken und weg mit euch“, sagte er und sah die Klasse dabei ernst an.  „Die Wassergänge könnt ihr immer benutzen. Falls ihr euch zurück in die menschliche Form verwandeln solltet, weil ihr es noch nicht kontrollieren könnt, schwimmt so schnell wie möglich und so lange es noch geht durch einen der Eingänge nach oben an die Luft. Von euren Zimmern aus kommt ihr raus in den See und wie schon gesagt in das Gebäude. Das rechte Becken ist Süßwasser, das linke Salzwasser“, erklärte er ihnen.
„Was ist mit den Fischen?“, fragte ein weiteres Mädchen.
„Die gebt ihr am Besten in das Becken in eurem Zimmer. Von dort aus werden sie auch immer wieder zurückfinden“, beantwortete er damit die Frage.


Noch eine Weile erklärte er ihnen ein paar Regeln und Notfallspläne, wenn etwas schief laufen sollte. Genauso wie er mehrmals betonte, dass sie unbedingt die Luft anhalten üben sollten, falls man sich in den Gängen zurückverwandeln sollte. Und natürlich, dass man auf den Gegenverkehr achten solle.

Nachdem die Doppelstunde vorbei war, machten sich die Schüler wieder allesamt aus dem Staub und verließen das dunkle Klassenzimmer. Patrick hatte Daphne gefragt, ob sie mit ihm raus an den See gehen würde.
Schnell hatte sie ihren Bikini aus dem Zimmer geholt und sie machten sich auf die Suche. Es stellte sich nicht gerade einfach heraus den See zu finden, da das Gebäude gewaltig war und sie nicht recht wussten, welchen Ausgang sie nehmen sollten. Als sie sich jedoch entschieden hatten den Ausgang am hinteren Teil des Gebäudes zu nehmen, standen sie auf einer großen Wiese. Mit der Sonne, welche sich auf dem See wiederspiegelte sah es aus wie ein wunderschönes Gemälde.
„Denkst du in dem See sind keine Kraken oder so?“, fragte Daphne Patrick, als beide über den schmalen Weg ans Wasser liefen.
„Ich bade einfach im Süßwasser“, sagte er und zuckte mit den Schultern. Um an die Seite des Sees zu gelangen, welches voller Salzwasser war, müssten sie eh um den halben See laufen.
Patrick schlupfte aus seiner kurzen Jeans und sprang auch schon mit seiner Badehose in das Wasser hinein.
„Ist es kalt?“, fragte Daphne und zog sich ebenfalls aus. Ihren Bikini hatte sie sich schon angezogen. Er war weiß und ließ sie dadurch noch brauner wirken, als sie eh schon war.
„Total angenehm“, grinste er, als plötzlich ein wenig überrascht an sich hinunter schaute. Was war denn da?, fragte sich Daphne und lief langsam auf der Wiese hinüber zu dem Sand um danach in das Wasser zu laufen. Und er hatte Recht gehabt, das Wasser war wirklich angenehm.
Als sie nicht mehr stehen konnte tauchte sie einmal hinunter, um ihre Haare nass zu machen. Als sie dann jedoch ihre Augen im Wasser öffnete und zu Patrick schaute, konnte sie einen Fischschwanz erkennen. Wie Professor Hanning es gesagt hatte. Man verwandelte sich immer wenn man mit Wasser in Berührung kam. Als sie wieder auftauchte blickte sie ihn an und er lachte: „Neidisch?“
Und tatsächlich war sie ein wenig neidisch. Aber sie schüttelte lachend den Kopf. Das gönnte sie ihm nicht.
„Was denkst du wie tief das Wasser an der Mauer ist?“, fragte die Blondine und schwamm weiter zur Mauer.
„Keine Ahnung… fünf Meter oder so“, schätzte er. „Ich kann ja mal nachschauen.“




…oo0oo…


Es waren nun drei Tage vergangen und Daphne hatte sich noch immer nicht verwandelt. Rebekah war am Morgen davor mit einem ebenfalls goldenen Fischschwanz und einem goldenen Oberteil in Form eines BH’s aufgewacht.
Die ganzen Tage über hatten Daphne nichts gemacht außer darauf gewartet, sich zu verwandeln und die Fische im See durch das Fenster zu beobachten. Sie hatte sich entschlossen ihren Fisch einfach Nemo zu nennen, auch wenn das sehr unkreativ war. Sie hatte den kleinen auch schon in das Salzwasserbecken gegeben und tatsächlich kam er jede Nacht wieder zurück.

Daphne war gerade alleine im Zimmer und schrieb in ihr Tagebuch. Sie hatte langeweile und sie war verzweifelt. Was wenn sie sich nicht verwandeln würde? Vielleicht hatte dieses Zeug von der Ampulle bei ihr ja gar nicht gewirkt? Es klopfte an der Tür.
Sie stand langsam aus ihrem Bett auf, legte das Tagebuch beiseite und öffnete ihre Zimmertür. Als Patrick vor ihr stand und sie angrinste, wusste sie nicht recht was sie machen sollte. Was suchte er hier überhaupt?
„Was gibt’s?“, fragte sie und versuchte nicht ganz unmotiviert zu klingen. Auf ihre Lippen zwang sie sich ein Lächeln. Sie musste sicherlich scheußlich aussehen. Sie trug eine kurze, schwarze Hose und ein zu großes rosafarbenes T-Shirt. Gammellook.
„Es wird langsam mal Zeit, dass du aus deinem Zimmer rauskommst. Rebekah hat mir erzählt, dass du nur noch hier drin hockst. Ist doch langweilig also lass uns was machen“, ratterte er auch schon runter. „Ich muss dir nämlich jemanden vorstellen.“
Daphne zog eine Augenbraue nach oben: „Du hast eine Freundin?“
„Oh Gott nein“, lachte er. „Also los. Du hast zwei Minuten um dir was anderes anzuziehen, sonst gehen wir so.“
Die Blondine seufzte. Vor seiner Nase knallte sie die Tür zu und schnappe sich ein weißes Trägertop. Sie schlupfte in ihre ebenfalls weißen Flip-Flops und öffnete wieder die Tür.
„Wie bist du hier überhaupt reingekommen?“, fragte sie, als beide durch den Gemeinschaftsraum nach draußen auf den Gang liefen.
„Jennifer“, sagte er. Aha. Jetzt hatten die beiden auch schon Bekanntschaft geschlossen. Was hatte sie bitte in den Tagen alles verpasst?
„Und wen willst du mir jetzt bitte vorstellen?“, fragte sie als sie aus den Sonnenstrahlen im Erdgeschoss entgegen liefen.
„Ich hab dir doch mal gesagt, dass ich diesen einen Junge aus der Gruppe Feuer kenne. Und wie ich dir es versprochen habe, werde ich dich ihm vorstellen“, grinste Patrick stolz.
Moment! „Ich dachte die müssen alle in ihren Zimmern bleiben, falls sie .. du weißt schon“, sprach Daphne geschockt.
„Naja Notfalls befinden wir uns hier ja an einer Wasserstelle“, lachte er und deutete auf die zwei Becken im Boden.
„Super. Du hast einen Fischschwanz und kannst die Luft so lange anhalten. Ich nicht“, brummte sie. Dass er aber auch keine Rücksicht auf sie nahm! Wäre sie doch lieber im Zimmer geblieben…

„Hey“, kam es auch schon nach kurzer Zeit und der Junge mit den hellbraunen Haaren stand vor ihnen.
„Daphne, wenn ich vorstellen darf Rahpael. Raph, das ist Daphne“, stellte Patrick sich die beiden vor und lehnte sich grinsend an die Wand.
„Hey“, murmelte Daphne. Sie hatte ein wenig Angst, musste sie zugeben. Jetzt wo sie wusste, dass er ein Lamien oder ein Vampir war… es war ein wenig unheimlich.
„Du hast Angst“, stellte er grinsend fest, was es der Blondine nicht wirklich einfacher machte. „Keine Sorge ich habe mich gut unter Kontrolle.“
Die beiden Jungs lachten. Schön, dass sie beide damit so locker umgingen aber sie wollte noch nicht sterben.
„Also, was machen wir?“, fragte er und schaute von Daphne zu Patrick, welcher die beiden beobachtet hatte.
„Raus gehen?“, fragte Patrick. Als Raphael jedoch eine Augenbraue hochhob, fiel Daphne auf, dass er im Schatten stand.
„Kannst du nicht in die Sonne?“, fragte sie ihn und blickte ihn neugierig an.
„Nein… in den ersten Tagen geht das noch nicht, wir würden verbrennen“, sagte er und grinste leicht. „Wir müssen also am besten im Gebäude bleiben.“
„Wie ist es eigentlich mit Lamien unter einem Dach?“, fragte Patrick und ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
„Gruselig“, antwortete er und lachte. „Sie sind verdammt scharf aber man weiß ganz genau, wie gefährlich sie sind. Auch wenn sie in der kurzen Zeit noch keine wirklich große Macht über Vampire haben. Naja eigentlich haben sich die meisten von uns eh in ihre Schlafzimmer verzogen und warten ab, bis sich der Hunger gelegt hat und sie in die Sonne können.“
„Warum bist du dann hier?“, fragte Daphne verwundert.
Raphael musterte sie und fuhr sich durch seine braunen Haare.
„Der gute alte Patrick meinte, dass du mich gerne sehen wolltest“, sagte er und grinste.
„Aha“, konnte sie dazu nur sagen und killte den Meermann mit ihrem Blick. Wenn blicke töten könnten…

„Naja dann lasst uns das Gebäude mal erkunden, ich hab bisher nur die Essenshalle besichtigt und den Keller. Wo sind eure Räume?“, fragte Daphne und versuchte sich ein wenig zu lockern, nachdem sie gemerkt hatte wie steif sie war. Das war sie sonst nämlich nicht und sie brauchte schließlich Freunde.
„Oben im fünften Stock“, sagte er.
„Nein nein, das laufe ich nicht“, sagte Patrick lachend. „Wir treffen uns oben.“
Und damit lief er auch schon zu den Wasserbecken und sprang in eines der beiden hinein.
Jetzt war sie mit ihm alleine. Na super…

Wie sehr sie wünschte jetzt auch einfach in das Becken zu springen und hochschwimmen zu können. Sie seufzte.
„Du hast dich noch nicht verwandelt, stimmt es?“, fragte Raphael und beobachtete die Blondine, als sie die die Treppen nach oben liefen.
„Nein“, seufzte sie.
„Und jetzt hast du Angst, dass du dich nicht verwandeln könntest“, sagte er und lächelte sie leicht an.
„Kannst du Gedanken lesen oder so?“, fragte sie und grinste. Er lachte: „Ich bin am Üben.“
Ob das jetzt ein Scherz war oder nicht wusste sie nicht. Gruselig.
„Wie kann es sein, dass du deinen Durst unter Kontrolle hast und die anderen nicht?“, fragte sie ihn und musterte ihn. Seine Haut war nicht so blass, wie sie sie sich bei einem Vampir vorstellte. Seine Schultern waren breit und durch sein schwarzes, enges Shirt konnte man seine Bauchmuskeln gut durchsehen. Schlecht sah er nicht aus, dachte sie sich.
„Vampire haben es einfacher als Lamien. Und klar, manchmal habe ich schon extremen Drang danach, aber ich finde meine Wege um keinen zu verletzen“, sagte er und zwinkerte.  Was sie jetzt mit diesen Informationen anfangen sollte, wusste sie nicht.
Als sie weiter nach oben laufen wollte, schüttelte er den Kopf.
„Da ist zu viel Sonne und kein Schatten, ich kenne noch einen anderen Weg. Kommst du mit?“, fragte er und lächelte sie an.
Sie wusste nicht recht… einen dunklen Weg mit einem frischen Vampir.
„Okay“, sagte sie schließlich. Sie wusste wie sie sich wehren konnte. Hoffte sie zu mindest…
Als sie den Gang entlang liefen wurde Daphne jedoch ein wenig unwohl… sie schluckte dieses unangenehme Gefühl runter und blickte in die hellen Augen von Raphael. Zu mindest schienen sie in dieser Dunkelheit hell.
„Du bist hübsch hat dir das schon einmal jemand gesagt?“, fragte er sie auf den Weg zu der Treppe am Ende des Ganges.
„Ehm ja ein paar Leute“, murmelte sie. Ihr wurde die Situation ein wenig unangenehm. Als sie plötzlich an eine der kalten Wände gedrückt wurde, befand sie sich nicht einmal in der Lage zu schreien. Zu schnell lief es ab. Sie wusste nicht einmal wen sie vor sich stehen hatte. Sie wusste nur dass diese Person männlich sein musste und größer war als sie.  Als die Person direkt vor ihr stand und seinen Körper an sie drückte, spürte Daphne ihren Puls, welcher noch nie in ihrem Leben so hektisch war. Jedoch konnte sie sich nicht bewegen. Es war als wäre sie gelähmt. Es machte ihr Angst aber sie konnte nicht schreien. Sie konnte sich kein bisschen bewegen und sie sah nichts. Sie spürte nur einen Atem an ihrem Ohr, kalte Hände an ihren Armen, welche sie an die Wand drückten und ebenso einen breiten Körper welcher sich gegen sie presste. Sie hatte keine Chance.

Kapitel 5

 

Sie war noch nicht bereit zu sterben. Sie wollte noch leben und ihre Fähigkeit ausüben. Gerade als sie darüber nachdachte zu treten hörte sie seine tiefe flüsternde Stimme sagen: „Nicht schreien.“
Mist. Wo zum Teufel war Raphael eigentlich? Oder hatte er sie in diese Falle gelockt. War das sein Plan?
Kalte Lippen legten sich auf ihren Hals. Sie jagten ihr einen ekelhaften Schauer über den Rücken und sie wusste was jetzt passieren würde.
Etwas drückte gegen die Haut an ihrem Hals. Es war etwas Spitzes. Es waren seine Zähne. Noch immer konnte sie nicht schreien. Sich nicht wehren. Sie stand einfach da und machte nichts außer nachdenken und fühlen was passierte.  Der Schmerz von dem Druck wurde immer schlimmer und ihr Atem wurde immer hektischer. Dann passierte es. Seine Zähne durchbrachen ihre Haut.
Ihr Körper zuckte heftig zusammen, seine Hände pressten sie noch weiter an die Wand und immer fester. Dieses Gefühl war tausendmal schlimmer wie blutabnehmen beim Arzt. Sie wollte schreien und ihren Schmerz heraus lassen, aber sie konnte sie nicht. Das war reinste Folter. Sie spürte wie sie immer schwacher wurde und der Vampir oder was der Lamie hörte nicht mehr auf. Er würde sie noch leertrinken. Er würde sie töten. Vor Daphne’s Augen verschwamm allmählich alles. Sie wollte noch nicht sterben… bitte.
In dem Moment riss jemand den Vampir von ihrem Hals und als sie kurz davor war auf den Boden zu fallen, fiel sie in starke Arme. Sie blinzelte einige Male aber konnte ihren Retter nicht erkennen. Bevor sie sich jedoch auch nur weiter Gedanken machen konnte, verlor sie auch schon ihr Bewusstsein.

…oo0oo…

Mit gewaltigen Kopfschmerzen wachte sie auf. Sie öffnete ihre Augen und das erste was sie sah war … Patrick?
„Sie ist wach!“, hörte sie ihn brüllen. Als Daphne versuchte sich aufzusetzen, wurde sie von zwei Händen wieder auf das Bett gedrückt.
„Sie haben eine Menge Blut verloren, Miss“, hörte sie ein helle Frauenstimme sagen.
„Wo.. wo bin ich?“, fragte Daphne irritiert. Sie konnte sich noch genaustens an alles erinnern. Naja.. so lange wie sie halt anwesend war.
„Im Krankenzimmer“, hörte sie Rebekah sagen. „Ich hab mir so Sorgen um dich gemacht!“
Sie blickte zu der Blondine rüber welche, neben Patrick auf einem Stuhl saß und Daphne beobachteten.
„Wer war das?“, fragte sie, als eine dünne Frau, mit hochgesteckten roten Haaren auf sie zugelaufen kam und ihr etwas überreichte. Es war eine Flasche.
„Ich bin Professor Minjo. Nehmen sie jeden Abend eine Tasse davon und sie werden in 3 Tagen wieder fit sein“, sagte sie und verschwand auch schon wieder.
„Der Retter oder Täter?“, fragt Patrick und klang dabei ein wenig sauer. Er hob sie hoch und trug sie aus dem Krankenzimmer hinaus. Sie fühlte sich noch nicht in der Lage laufen zu können und anscheinend wusste er das.
„Beides“, murmelte sie heißer und spürte bei jedem Atemzug einen stechenden Schmerz an ihrem Hals.
„Den Täter hat man herausgefunden. Es war einer der Neulinge einer von den Lamien. Ich glaube sein Name war Pete Evans“, sprach er und klang dabei extrem wütend.
„Was haben sie mit ihm gemacht?“, fragte sie.
„In sein Zimmer eingeschlossen. Er hat jetzt erst einmal eine Woche das Verbot das Zimmer zu verlassen“, sprach Rebekah neben den beiden.
„Und wer hat mich gerettet?“, fragte sie und dachte dabei eigentlich an Raphael.
„Den Retter wissen wir nicht. Ich habe dich im 4. Stock auf dem Gang gefunden. Raphael hat mir davon erzählt, dass ihr beiden durch den Gang gelaufen seit und naja er wurde anscheinend gegen eine Wand geschlagen und war dann auch erst mal eine kurze Zeit lang Ohnmächtig“, erzählte Patrick.
„Oh“, murmelte sie. Sie hätte nicht mit ihm durch den Gang laufen sollen, auch wenn es nicht beabsichtigt von ihm war.
„Hab ich mich verwandelt in der Zeit?“, fragte sie und blickte in das Gesicht von Patrick. Er seufzte: „Sie haben dir noch einmal ein wenig des Mittels von der Ampulle die wir am Anfang gegeben haben eingeflößt. Sie meinen, dass du dich entweder heute oder Morgen verwandeln solltest. Da fängt dann nämlich auch der Unterricht richtig an“, sagte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wusste dass er sich Sorgen um sie machte. Auf dem Weg in den Keller wurden sie von einigen Schülern angestarrt. Anscheinend hatte es sich herumgesprochen.

„Jetzt schaut doch nicht alle so blöd!“, fuhr Rebekah die Menschenmenge an, welche sich dann auch schnell wieder fortbewegte.
„Danke“, sagte Daphne und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Sie war einfach platt und fühlte sich total zermatscht.

„Hey, da seit ihr ja!“, hörte sie eine bekannte Stimme. Es war Raphael. Sie blickte ihn an und sah seinen besorgten Blick, welcher auf ihr ruhte. Neben ihm stand ein etwas größerer Junge mit dunkelbraunen, verstrubbelten Haaren. Es war der Typ, den sie so  heiß fand. Aber jetzt hatte sie ganz andere Probleme.
„Wie geht es dir?“, fragte er sie.
„Beschissen“, brummte sie leise.
„Es tut mir wirklich leid, wenn ich gewusst hätte, dass – “
„Alles in Ordnung. Du kannst ja nichts dafür. Wie geht es dir?“, fragte sie ihn und er lächelte leicht.
„Gut“, antwortete er. „Naja… ich schulde dir was… noch gute Besserung.“
Er lächelte sie ein letztes Mal an und verschwand dann mit dem Jungen. Er hatte sie die ganze Zeit seltsam angeschaut… unheimlich.
„In dein Zimmer?“, fragte Patrick sie, welcher das Gespräch, ebenfalls wie Rebekah einfach nur mitgehört hatten.
„Ja“, sagte sie.


Als Patrick sie auf ihre Bett abgelegt hatte, sagte er, dass er ihr Essen aus der Essenshalle mitbringen würde und verschwand. Rebekah hatte sich neben sie gesetzt.
„Ich sag es dir, seit diesem Vorfall und seitdem die Lamien und Vampire langsam aus den Zimmern dürfen hab ich einfach nur Angst“, seufzte sie. Ja gut… was sollte Daphne dazu sagen.
„Du kannst dich wenigstens in den Wassergängen fortbewegen“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
„Hey.. du wirst dich auch noch verwandeln und egal was du bist… ob Sirene, Meerjungfrau, Nereide oder Najade.. du wirst dich genauso in den Wassergängen fortbewegen können“, sagte sie und lächelte.
Daphne fühlte sich langsam immer mehr wie ein kleines, hilfloses Kind. Sie wünschte, dass ihr das einfach nicht passiert wäre, ganz besonders so früh des Schuljahres. Es war noch nicht einmal eine Woche vorbei.


Nachdem sich die beiden Mädchen noch eine Weile über den Vorfall unterhalten hatte, klopfte es wieder an der Tür und Patrick kam mit einem Teller voller Fisch und anderem Fleisch und Gemüse in das Zimmer rein.
„Ich werde dann jetzt auch mal was essen gehen“, sagte Rebekah und sprang in das Salzwasserbecken.

„Hunger?“, fragte Patrick und half ihr beim Aufrichten.
„Ja“, sagte sie und hörte ihren Magen knurren. Bevor sie anfing zu Essen nahm sie die Tasse und schüttete das Zeug von der Krankenschwester in die Tasse. Es hatte eine braune Farbe und war dickflüssiger als Wasser.
Ohne weiter nachzudenken kippte sie es hinunter und schüttelte sich vor Ekel.
„Schmeckt anscheinend nicht so“, lachte Patrick und gab ihr Gabel und Messer.

Als sie fertig war mit essen, setzte sich Patrick neben sie. Eine Weile redeten sie über alles Mögliche, bis er vorschlug am morgigen Tag mit ihr wieder schwimmen zu gehen, wenn es ihr besser gehen würde. Daphne merkte glücklicherweise schon die Wirkung des Trankes und stimmte zu. Sie wollte nicht alleine sein wie die Tage zuvor. Jetzt brauchte sie ihre Freunde.


Daphne erlitt eine unruhige Nacht. Sie träumt von dem Geschehen, erinnerte sich an das stechende Gefühl an ihrem Hals, an die Angst in ihr, die Panik, den schnellen Puls und daran wie sie sich nicht wehren konnte.

Am nächsten Morgen hatte die Blondine nur noch ein Ziel. Ihren Retter finden. Sie musste sich schließlich dafür bedanken. Jetzt musste sie nur noch herausfinden wer es war. Es war eine männliche Person… einen männliche Person mit starken Armen und es musste ein starkes Wesen sein. Ein Werwolf… oder ein Vampir oder ein Lamie. Aber da es wenige männliche Lamien gab, schloss sie diese Gruppe erst einmal aus.
„Warum bist du schon wach?“, fragte sie Rebekah verschlafen. Erst jetzt hatte sie bemerkt, dass es erst  sieben Uhr morgens war.
„Oh…“, murmelte sie und legte sich wieder ins Bett. Aber schlafen konnte sie nicht mehr.
Erst als der Wecker klingelte stand sie wieder vorsichtig auf. Sie hatten wegen des Vorfalls noch immer keinen Unterricht, weshalb sie in eine kurze Hose schlüpfte und sich ein einfaches, graues Shirt über den Kopf zog. Ihre weißen Haare band sie sich zu einem hohen Zopf zusammen. Glücklicherweise ging es ihr durch das Getränk wirklich schon um einiges besser und sie konnte wieder laufen. Zwar war sie noch nicht topfit aber, das würde auch wieder kommen.

Rebekah hatte sich ein weißes Kleid angezogen und ihre blonden Haare zu einem Zopf geflochten. So sah sie recht jung aus, fand Daphne.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Essenshalle. Vielleicht würde sie ihn ja dort treffen. Und womöglich würde er sie auch ansprechen…
Als sie die Halle betraten herrschte plötzliche Ruhe. Die Lehrer blickten sie alle an, genauso wie die Schüler. Als Rebekah ihren Mund aufmachte um sie alle wahrscheinlich wieder anzuschreien, kam der Komiker ihrer Gruppe in die Halle gerannt und räusperte sich. Sofort veränderte sich die Atmosphäre und Daphne setzte sich schnell an ihren Tisch. Gerade als sie zu dem Kelch, welcher gefüllt mit Wasser war, griff, konnte sie mehrere Knaller hören lautes Geschrei. Schnell Blickte die Blondine zu der Gruppe Feuer, welche alle voller Blut bespritzt waren. Sie hatten kein Wasser in ihren Kelchen sondern Tierblut und die Kelche waren geplatzt. Der Junge, welcher auch hier als der  Komiker bezeichnet wurde stellte sich auf den Tisch und grinste: „Das passiert, wenn man sich mit der Gruppe Wasser anlegt.“
Nachdem viele Gruppen anfingen zu klatschen, wurde Daphne erst bewusst, was er damit meinte. Er meinte den Angriff auf sie. Sie schluckte.

Keine zwei Sekunden später wurde der Junge auch schon von dem seltsamen Lehrer, welcher sie am Anfang vor der Halle begrüßt hatte, an den Ohren mitgezogen. „Sie kommen jetzt mit Mr Finns.“
Nachdem eine Weile Ruhe in der Halle herrschte, verschwanden die meisten von der Gruppe Feuer, welche mit Blut bespritzt waren. Die anderen saßen da, und aßen wie gewohnt weiter.

Als Daphne fertig gegessen hatte blickte sie sich in der Halle um. Sie fühlte sich beobachtete, aber sie wusste nicht von wem. Es schien ihr, als wäre es eine einzige Person. Als sie zum Tisch Feuer hinüberschaute, sah sie Raphael, welcher gerade ebenfalls zu ihr blickte und sie angrinste. Sie gab ihr Bestes um ebenfalls ein Grinsen zu Stande zu bringen, war jedoch das nicht der Fall.
Nach dem Essen, machte sich Daphne auf den Weg in ihr Zimmer um sich umzuziehen und mit Patrick draußen am See zu treffen.
„Sag mal, warum wird dein Bikini eigentlich nicht durchsichtig? Ich meine … er ist weiß“, stellte Rebekah fest, als sie sich wieder den weißen Bikini anzog. An den Trägern hatte er jeweils eine kleine Muschel, genauso wie an der Hose an den Seiten.
„Ist wahrscheinlich ein relativ guter Stoff. Meine Mutter hat ihn mir damals gekauft“, sagte Daphne und zuckte mit den Schultern. Sie öffnete ihre Haare und zog sich ein einfaches, schwarzes Sommerkleid über, damit sie nicht nur in Bikini durch das Gebäude laufen musste.
„Was machst du jetzt eigentlich?“, fragte sie ihre Mitbewohnerin, welche sich auf ihr Bett geworfen hatte.
„Hm… nichts, warum?“, stellte sie ihr die Frage zurück.
„Komm doch mit. Patrick hat bestimmt kein Problem damit“, lächelte Daphne.
„Ich komme nach“, sagte sie und grinste.

Als Daphne etwas später am See angelangt war und sie wie vorher auch schon auf der Süßwasserseite standen, blickte sie sich um. Wo war er?
Erst kurze Zeit später, tauchte ein blonder Kopf im Wasser auf.
„Da bist du ja!“, schrie er zu ihr hinüber, woraufhin Daphne leicht lachen musste. Sie zog sich ihr Kleid aus und lief langsam ins Wasser, um zu ihm zu schwimmen. Es tat gut. Es war so erfrischend und angenehm. Man spürte sich nicht wirklich es war, als würde man schweben. Deswegen liebte sie schwimmen und tauchen so sehr.
„Wie geht es dir?“, fragte er und kam auf sie zugeschwommen.
„Viel besser“, antwortete sie.
„Schau dir mal an, was ich gefunden habe. Ich habe es gerade eben gesehen, aber bin nicht dazu gekommen es aufzuheben“, sagte er und deutete runter in die Tiefe. Daphne konnte nur ein leichtes Schimmern erkennen.
„Was ist es?“, fragte sie.
„Finde es heraus“, lachte er.
Sollte sie? Sie würde wahrscheinlich nicht ansatzweise so weit nach unten kommen.

„Aber rette mich, wenn ich nicht mehr auftauche“, sagte sie und das war ihr ernst.
Sie holte tief Luft und tauchte mit ihrem Kopf voran nach unten. Es musste um die 3 1/2 Meter tief sein. So tief war sie schon oft getaucht und sie konnte auch fünfzig Sekunden lang die Luft anhalten also sollte das kein Problem sein.
Das Wasser war wunderschön. Es war so sauber und überall schwammen kleine Fische um sie herum. Sie hatte das Gefühl dass sie mit dem Wasser Eins war. Sie tauchte immer tiefer und seltsamerweise bekam sie gar keinen Druck mehr auf den Ohren. Als sie unten beim Sand angelangt war sah sie, was Patrick meinte. Es musste ein Schmuckstück sein, vielleicht eine Kette.
Als sie plötzlich jemand an der Schulter berührte, erschrack sie sich kurz, als sie jedoch Patrick hinter sich sah, welcher mit seinem Fischschwanz auf sie deutete sah sie verwundert an sich herab.
Ihre Füße trugen einen silbernen Nagellack, ebenfalls wie ihre Fingernägel. Ihre Bikinihose hatte sich zu einem weißen Stofffetzen verwandelt, welcher das Nötigste bedeckte und ihr vorheriges Bikinioberteil war verschwunden und ein ebenfalls weißes trug sie nun. Nur dass ein anderer Stoff  von ihren Brüsten auf einer Seite zu ihrem Bauch verlief. Es war ein einfacher Stoff, aber er war wunderschön.
Auch Patrick schien überrascht zu sein und starrte sie an. Verlegen drehte sie sich wieder zu dem goldenen Ding im Wasser um und zog es aus dem Sand. Sie hielt ein goldenes Armband in der Hand mit vielen verschiedenen, kleinen und ebenfalls goldenen Anhängern daran. Es war wunderschön.
Als Daphne langsam merkte, dass ihr die Luft ausging und sie gerade nach oben tauchen wollte, hielt Patrick seine Hand ihr entgegen und grinste. Er war wahrscheinlich mit seiner Flosse schneller an der Luft, wie sie. Also nahm sie seine große Hand und ließ sich nach oben ziehen. Und tatsächlich war er schneller.

Oben am Wasser angekommen grinsten sich die beiden an. Gerade als sie anfangen wollten zu sprechen hörten sie eine Stimme kreischen: „Du bist eine Najade!“
Daphne drehte sich grinsend um und sah ihre Mitbewohnerin an, welche freudig auf sie zuschwamm und sie feste drückte.
„Na endlich!“, lachte Patrick.
„Aber eigentlich habe ich mir erhofft, dass du eine Meerjungfrau bist“, lachte sie und ließ Daphne wieder los.

Kapitel 6

Nun konnte sie auch endlich durch die Wassergänge schwimmen und jetzt war sie nicht mehr die Einzige, die nicht wusste was sie war. Sie war nämlich eine Najade und sie freute sich so sehr endlich so zu sein wie die anderen.
„Was ist das für ein Armband?“, fragte Rebekah sie, als sie das goldene Band in ihrer Hand sah.
„Patrick und ich haben es gefunden. Es ist schön oder?“
„Total. Ich glaube sogar, dass das echtes Gold ist“, sagte sie und staunte. „Wo war das?“
„Im Sand“, sagte sie und deutete nach unten.
„Vielleicht gibt es ja noch eins“, grinste Patrick frech. „Kannst ja danach suchen Rebekah.“
Daraufhin rollte die Blondine nur mit den Augen.
„Bereit die Wassergänge zu erkunden?“, fragte er und grinste. Daraufhin nickte Daphne schnell und klatschte in die Hände.
„Was denkt ihr wie lange ich die Luft anhalten kann?“, fragte sie, da sie schließlich immer wieder an manchen Stellen auftauchen musste.
„Also nach Büchern können Najaden zwei Minuten die Luft anhalten. Zu mindest die jüngeren. Die älteren bis zu einer halben Stunde. Aber das erfordert Übung“, sagte Rebekah.

Die Drei schwammen zum Gebäude.
„Pass auf, manchmal ist es ganz schön eng. Wenn du dich zurück verwandeln solltest geb mir ein Zeichen“, sprach Patrick und tauchte unter. Daphne folgte ihm und sie schwammen kurze Zeit nur an den Steinen des Gebäudes hinab, bis ein kleiner Tunnel sie in die Gänge führte. Tatsächlich war es ein wenig kälter hier, weil die Sonne nicht schien im Gebäude aber dennoch fand sie das Wasser recht angenehm. Patrick schwamm mit seiner goldenen Schwanzflosse vor ihr, hinter ihr musste Daphne sein. Die Gänge waren tatsächlich eng. Mehr als zwei konnten hier nicht nebeneinander schwimmen. Neben ihnen waren die normalen Steinwände der Schule und über ihnen konnten sie die Schüler auf den Gängen beobachten.

Sie schwammen so eine Weile den Gang gerade aus, als es langsam nach oben ging und hier hatte Daphne ein Problem, da sie Patrick nicht wirklich so schnell hinterherkam. Er war mit einem Schlag oben, sie jedoch musste mit ihren Beinen noch schneller treten,  plötzlich ergriffen kleine Hände ihre Hüfte und Rebekah zog sie mit nach oben, damit es ein wenig schneller ging. Mit ihrer Schwanzflosse war sie fast so groß wie Daphne.


Als sie anscheinend im nächsten Stock waren, weil der Gang wieder gerade wurde, merkte Daphne, wie ihr langsam die Luft ausging. Bloß wie sollte sie Patrick sagen, dass sie Luft brauchte? Sie zog ihm leicht an der Schwanzflosse, als er sie anschaute und ihr deutete, sich an seiner Flosse festzuhalten. Tat es ihm nicht weh?, fragte sie sich und zuckte mit den Schultern. Es war seine Entscheidung. Also hielt sie sich an der Flosse fest und er schwamm nun um einiges schneller den Gang entlang, ehe er nach rechts abbog und auftauchte. Die Drei waren nun in einem Klassenzimmer und Daphne konnte Luft schnappen. Auch Rebekah war anscheinend die Luft langsam knapp geworden, da sie mit rochrotem Kopf aufgetaucht war und schwer nach Luft schnappte.
„Ihr Anfänger“, lachte er. „Und wie ist es so, Daphne?“
„Es ist genial“, grinste sie. „Aber in ein neues Stockwerk kommen ist nicht gerade leicht ohne Flosse.“
„Dann musst du anscheinend nun immer mit uns tauchen“, grinste Rebekah und strich sie eine blonde Strähne aus ihrem Gesicht.
„Wohin gehen wir jetzt?“, fragte Daphne.
„In den Gemeinschaftsraum oder? Dann können wir trocknen“, sagte Patrick.
Die Mädchen stimmten mit ein und dann tauchten sie auch schon wieder ab.  Die ganze Zeit über konnte Daphne nicht genug bekommen, als sie wieder ein Stockwerk nach unten tauchten blieb Patrick plötzlich stehen und zog Daphne auf seinen Rücken. Er grinste sie über seine Schulter an und sie legte sich auf seinen Rücken um sich nicht den Kopf anzustoßen. Rebekah schwamm neben ihnen her und als ein älterer Junge durchwollte, musste sie ihm Platz machen. Er hatte ebenfalls einen Fischschwanz und schaute Daphne und Patrick irritiert an. Nachdem sie im unteren Stockwerk angekommen waren stieg sie wieder von seinem Rücken und sie schwammen langsamer zurück in den Gemeinschaftsraum. Wie er sich den Weg merken konnte wusste sie noch nicht ganz.
Als sie im größeren Becken auftauchten und Luft schnappten, empfang sie warme Luft. Der Ofen war an und wärmte somit auch den Raum.


Während Daphne ganz locker aus dem Wasser steigen konnte, mussten Patrick und Rebekah sich aus dem Wasser ziehen, was um einiges anstrengender erschien, als einfach hinauslaufen zu können.
Erst jetzt bemerkte die Blondine, dass sie von so ziemlich jeden männlichen Wesen im Gemeinschaftsraum angeschaut wurde. Noch immer war sie in ihrer Nymphengestalt und nur mit einem dünnen Stoff bedeckt… und auch nur das Nötigste wurde bedeckt.
Ein wenig später stand sie wieder in ihrem normalen Bikini vor den Leuten doch der Bikini war trocken. Also musste sie sich nicht immer einen Bikini anziehen um ins Wasser zu gehen, freute sie sich und blickte sich nach Handtüchern für die Meerjungfrau und den Meermann um. Tatsächlich lagen in einer Ecke des Zimmers ein paar Handtücher. Sie nahm sich zwei und warf den beiden jeweils eins zu.
„Danke“, grinsten die Fische.
Nachdem auch die beiden nun wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatten unterhielten sie sich eine lange Zeit über Gott und die Welt.

Am Abend waren Daphne und Rebekah wieder in ihr Zimmer gegangen und hatten sich auf ihre Betten gesetzt, während Daphne ihren ekelhaften Trunk einnahm von der Krankenschwester, wühlte ihre Zimmergenossin in ihren Sachen herum.
„Du wirst das Armband behalten, oder?“, fragte sie und Daphne nickte.
„Warum?“, fragte sie.
„Naja, wenn es dir nicht gefallen hätte, hätte ich es auch genommen“, lachte die Meerjungfrau und in dem Moment hörten sie ein leises Platschen aus ihrem Wasserbecken. Daphne stand auf und lief zu Nemo, welcher freudig aus dem Wasser sprang und wieder unter tauchte, als sie auf ihn zukam. Weshalb auch immer, hatte sie plötzlich die Idee ihn anfassen zu wollen. Sie hatte noch nie einen Fisch angefasst und schließlich war Nemo damals, einfach so auf die Hand der Verkäuferin geschwommen.
„Was machst du?“, fragte Rebekah verwundert, als sie sah, wie Daphne ihre rechte Hand in das Salzwasser streckte und der Fisch auf diese schwamm. Er fühlte sich seltsam glitschig an, aber es war ein tolles Gefühl.
„Oh mein Gott, Daphne!“, schrie Rebekah plötzlich und ließ etwas von ihrer Hand auf den Boden fallen.
„Was denn?“, fragte diese verwundert und nahm ihre Hand wieder aus dem Wasser. Die Blondine kam auf die Nymphe zu und drehte sie zu dem Spiegel. Daphne erstarrte.
Dort stand sie.  Sie trug wieder eine Art Bikini. Ihr Unterteil bestand dieses Mal aus einem türkisenen Stoff, welcher sich um ihre Hüfte schlang und vorne nur knapp alles bedeckte und hinten ein wenig über ihren Po ging. Ihr Oberteil war ein türkisener BH, darum war eine Art weißes, dünnes Netz, auf welchem Muscheln lagen. Ihre Finger und Fußnägel waren schwarz und zwei ihrer Haarsträhnen waren nach hinten geflochten und trugen Seesterne und kleine Muscheln darin.
„Wie-“
Total überfordert von der Situation blickte sie sich im Spiegel an. Auch Rebekah starrte sie einfach nur unglaubwürdig an.
Sie wussten überhaupt nicht was sie sagen sollten.
„Aber ich dachte-“
„Fass in das andere Becken“, befahl ihr ihre Mitbewohnerin und das tat sie auch. Sie war doch schließlich eine Najade… oder?
Als sie in das Süßwasserbecken griff dauerte es nicht lange und ihre Fingernägel färbten sich von schwarz auf silbern. Sie blickte in den Spiegel. Sie trug nun wieder ihre weißen Fetzen und ihre Haare waren einfach nur offen, ohne den Meeresschmuck.
„Oh mein Gott“, murmelte Rebekah.
„Was?“, fragte Daphne hysterisch. Sie wusste gar nicht was sie jetzt war. War sie eine Nereide oder eine Najade. Oder etwas beides? Aber das konnte doch nicht sein, oder? Man konnte doch schließlich nur ein Wesen sein… ODER? Auch Rebekah schien beunruhigt zu sein.
„Also… ich weiß nicht.. aber wir sollten am Besten zur Direktorin“, sagte die Meerjungfrau.
Es dauerte nicht lange und da hatten Daphne auch schon wieder ihre normale Kleidung an.


Sie rannten aus dem Zimmer, durch den Gemeinschaftsraum und liefen hoch zum Büro der Direktorin. Dort angekommen kloppten sie einige Male und schnappten nach Luft. Als ein wütender, kleiner Professor die Tür öffnete, änderte sich seine Miene und er blickte die Mädchen verwirrt an.
„Was machen sie denn noch so spät hier draußen?“, fragte er.
„Es ist ein Notfall“, sprach Rebekah auch schon und schnappte wieder nach Luft.
„Lass die Mädchen rein“, hörten sie die Direktorin und traten ein. Sie saß auf ihrem Stuhl und stand auf, als sie die besorgten Gesichter der Mädchen sahen.
„Was gibt es denn?“, fragte die ältere Frau. Sie trug einen dunklen Umhang und hatte ihre Haare wieder nach oben zu einer Hochsteckfrisur gebunden.
„Also wir haben ein Problem, Professor oder eher gesagt wir wissen nicht. Also-“, stotterte Rebekah.
„Ich verwandel mich in eine Najade wenn ich Süßwasser berühre… und ich verwandele mich in eine Nereide wenn ich Salzwasser berühre“, brach es aus Daphne heraus, welche noch immer keine Ahnung hatte. Einen kurzen Moment lang sah die Direktorin nachdenklich aus. Dann jedoch lief sie zu ihrem Schreibtisch und holte zwei Schüsseln heraus.
„Keine Sorge. Ich möchte es mir nur anschauen“, sagte sie und nahm Daphne’s rechten Zeigefinger und tunkte ihn in eine der Schüsseln, welche mit Wasser gefüllt waren. Es dauerte nicht lange und sie stand mit ihrem weißen Stoff umhüllt vor der Direktorin.
„Das ist also die Najade“, murmelte sie leise und tunkte ihren Finger nun in die andere Schale und sie stand kurze Zeit später mit dem Muschelschmuck und den Seesternen in den Haaren vor ihr.
„Und das die Nereide“, murmelte sie wieder und reichte ihr ein Handtuch.
Eine Weile lief die Direktorin grübelnd im Kreis herum. Der andere Professor stand ebenfalls noch in ihrem Büro und nun blickten sie zu dritt die Direktorin abwartend an.
„Es ist nichts Unnatürliches und es ist auch schon aufgetreten… doch nur sehr selten in der Geschichte der Wesen“, murmelte sie und blieb stehen. Sie blickte Daphne einen Moment lang einfach nur schweigend an.
„Singen sie?“, fragte sie plötzlich.
„Ehm.. gelegentlich“, antwortete Daphne überrascht.
„Singen sie uns etwas vor-“
„Aber –“, fing der Professor hinter ihnen an. Daphne verstand nicht wirklich was die Professorin jetzt von ihr wollte aber okay… sie fing an eines ihrer Lieblingslieder leise  zu singen und keine Sekunde später hob die Direktorin die Hand um ihr zu zeigen, dass sie schweigen sollte.
„Aha. Da haben wir es. Hatten sie bisher schon einen Fischschwanz?“, fragte sie ihre Schülerin, die überrascht den Kopf schüttelte.
„Nun gut. Soweit ich das sehen kann sind sie eine Nereide, Najade und eine Sirene. Sie werden also am Gesangsunterricht teilnehmen genauso wie am Kräfteunterricht“, sprach die Direktorin fest entschlossen.
„Aber weshalb… also weshalb bin ich so?“, fragte Daphne und wusste nichts mit den ganzen Informationen anzufangen. Klar, sie wusste was eine Nereide und was eine Sirene war, aber warum?
„Das werde ich noch herausfinden. Wenn noch weiteres auftreten sollte, was sie oder Miss Jackson seltsam finden, dann kommen sie zu mir und nun gehen sie in ihre Zimmer und seien sie am Montag pünktlich im Unterricht“, sprach sie streng und deutete ihnen, das Zimmer zu verlassen.

Nachdem die Mädchen wieder in ihrem Gemeinschaftsraum waren und sich mit gemischten Gefühlen auf die Couch setzten, kam Patrick die Treppen hoch und sah die beiden Mädchen dort sitzen.
„Was ist denn hier los?“, fragte er verwundert und quetschte sich neben die beiden.
Rebekah erzählte ihm, was passiert war und Patrick sah zum Schluss genauso überrascht aus, wie die anderen zwei. Er nahm Daphne einfach hoch auf seinen Schoß und grinste sie an.
„Hey komm schon du bist Bombe und du hast so viele Kräfte. An deiner Stelle würde ich mich freuen. Stell dir mal vor was du alles machen kannst und mit deinem Gesang kannst du so ziemlich jeden Jungen um den Finger wickeln“, zwinkerte er und drückte sie kurz an sich. Sie grinste leicht. Eigentlich hatte er recht… eigentlich sollte sie sich darüber freuen und sich nicht Gedanken drüber machen. Jetzt konnte sie beide Gewässer beherrschen und sie hatte dazu noch eine mörderisch gute Stimme. Wort wörtlich.

Kapitel 7

 

Es war nun Sonntagabend und die Mädchen saßen in ihrem Zimmer. Sie hatten den Tag gut überstanden und am nächsten Morgen fing der Unterricht richtig an. Sie hatten in der Essenshalle ihren Stundenplan bekommen und als Daphne auf diesen schaute, merkte sie, dass sie anders als die anderen, keine Freistunde hatte in der Woche. Ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht wusste sie nicht ganz aber auch Rebekah konnte es verstehen, dass sie momentan ein wenig durch den Wind war, wegen ihrer ganzen Verwandlungen. Zwar hatte sie noch immer keinen Fischschwanz bekommen, jedoch war sie immer noch eine Najade, Nereide und anscheinend auch eine halbe Sirene. Sonst müsste sie schließlich nicht in den Gesangsunterricht, schätzen sie.
Am Mittag hatte sie sich einfach so an den Baum am See gesetzt um ein wenig draußen in ihr Tagebuch zu schreiben… und jetzt fiel ihr gerade in dem Moment auf, dass sie es noch am See liegen gelassen hatte.
„Ich bin kurz draußen“, seufzte sie und sprang in das Salzwasserbecken. Keiner durfte ihr Tagebuch lesen, darin stand viel zu viel Privates und manche Sachen waren viel zu peinlich, dass andere sie lesen durften.
Rebekah nickte nur und schaute ihr hinterher.
Langsam hatte Daphne herausgefunden, wie sie zum See kam und sie verirrte sich nicht mehr so schnell. Sie hatte sich an den normalen Gängen über ihnen orientiert.. Sie schwamm aus ihrem Zimmer hinaus und aus dem Gemeinschaftsraum heraus, den Gang entlang und dann musste sie nur rechts abbiegen und die ganze Zeit geradeaus schwimmen und dann kam sie auch wieder durch den Tunnel hindurch.
Das Wasser war schon ein wenig dunkler, da die Sonne langsam unterging. Jedoch schwammen die Fische noch immer freudig im Wasser umher und machten ihr Platz, als sie durch sie hindurch schwimmen musste.
 Daphne tauchte auf und blickte zu dem Baum an der Wiese vor dem See. Dort lag es. Ihr Tagebuch.
Schnell schwamm sie an das Ufer und trat aus dem Wasser, als ein Junge mit dunkelbraunen Haaren ihr Tagebuch aufhob.
„Hey!“, rief sie und rannte auf ihn zu. Sie realisierte in dem Moment noch gar nicht, dass sie noch immer halbnackt war und als sich der Junge umdrehte stand der heiße Typ vor ihr. Der Typ von der Gruppe Feuer. Der Junge, welcher neben Raphael stand, als Patrick sie in den Gemeinschaftraum gebracht hatte und er sie gefragt hatte ob es ihr gut ging. Er sah anfangs ein wenig überrascht aus, änderte das jedoch sehr schnell.
„Auch hey, Hübsche“, sagte er und mustere sie.
Daphne hoffte, dass er ihre erhitzten Wangen nicht sah, schließlich war dieser Typ heiß. Und wenn er nun sie heiß fand…
„Das ist meins“, sprach sie auch einfach schon und deutete auf ihr Tagebuch in seiner Hand.
„Ach ja?“, fragte er und zog grinsend eine Augenbraue in die Luft. Wie schaffte er das? Sie hatte das noch nie hinbekommen nur eine einzige hochzuziehen, fragte sie sich und musterte ihn. Er trug ein weißes Shirt, und eine schwarze kurze Hose. Fazit: Heiß.
„Ja“, sagte sie festentschlossen und streckte ihre Hand nach dem Buch, er jedoch schien nicht wirklich so, als würde er ihr das Tagebuch einfach so aushändigen.
„Na, das ist eine Überraschung. Ich denke mal du möchtest es wieder haben, oder?“, fragte er und ließ erneut seinen Blick über sie schweifen und lief einen Schritt auf sie zu. Sie trat einen Schritt zurück und schluckte. Er war so verdammt heiß, dachte sie. Sein Auftreten… seine Haare, seine Muskeln… und selbst diese unheimliche Art hatte etwas was sie ganz wuschig machte.
„Wäre… nett“, murmelte sie und lief wieder einen Schritt nach hinten, als er wieder einen auf sie zumachte.
Plötzlich … war er weg. Wo war er bitte? Er hatte ihr Tagebuch! Gerade als sie sich umdrehen wollte hörte sie seine tiefe Stimme hinter sich und spürte seinen Körper an ihrem Rücken und an ihrem Po.
„Und was wenn du es nicht bekommst?“, flüsterte er leise und legte seine rechte Hand auf ihre Hüfte. In diesem Moment durchfuhr ein gewaltiger Stromschlag ihren Körper. Ein angenehmer und plötzlich fing in ihrem Unterleib etwas an zu ziehen. Sie hörte sein leises, tiefes Lachen an ihrem Ohr. Er wusste was er mit ihr machte. Sie musste sich konzentrieren. Sie wollte ihr Tagebuch und nichts anderes!
„Dann würde ich es mir einfach nehmen“, sagte sie und versuchte dabei so trotzig wie nur möglich zu klingen und schob seine Hand von ihrer Hüfte. Daphne drehte sich um und stand nun direkt vor ihm. Er war ein wenig größer als sie und gerade als sie einen Schritt nach hinten machen wollte, um von ihm ein wenig wegzukommen, legte er seine Hand auf ihren nackten Rücken.
„Die Option steht nicht frei“, sagte er und blickte zu der Blondine hinunter. Seine starken Gesichtszüge, kamen nur noch mehr zum Vorschein und seine braunen Augen wirkten noch dunkler, als sie eh schon waren. Wieder zog es in ihrem Unterleib und sie wurde, ohne es zu wollen, rot. Wie schaffte er das?! Er grinste, als wüsste er was er mit ihrem Körper anstellte und blickte ihr in die Augen.
„Was gibt es dann für eine Option?“, fragte sie leise und schluckte ihren Klos im Hals hinunter. Er war ein Vampir, das wusste sie. Seine Haut war nicht so extrem braun wie die der anderen Wesen, seine Augen besaßen ein seltsames Funkeln und er war einfach unwiderstehlich.
Bei ihrer Frage bildete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen.
„Wenn du es dich wagen solltest mich zu beißen, schlage ich dir die Zähne ein“, sagte sie und klang dabei überraschend überzeugt. Er blinzelte überrascht, als hätte er daran nicht einmal gedacht, nahm seine Hand von ihrem Rücken und ging einen Schritt nach hinten.
„Das ist nicht dein Tagebuch. Das ist meins“, sagte er kühl und war verschwunden.

Was war das denn?, fragte sie sich und versuchte wieder normal zu atmen. Und wenn das nicht ihr Tagebuch gewesen war, wo war dann ihres?  Daphne drehte sich einmal um sich selbst und blickte sich nach dem Jungen um. Wie hieß er denn überhaupt? Und was hatte ihn dazu verleitet, abzuhauen?
Sie seufzte, als sie ihn nirgendswo mehr sehen konnte. Naja… jetzt konnte sie sich wenigstens auf die Suche nach ihrem Tagebuch machen. Und tatsächlich. Ihr Tagebuch lag an dem anderen Baum auf der Wiese. Wie konnte sie das nur verwechseln?
Sicherheitshalber blickte sie auch noch einmal in die Seiten hinein, nicht dass er ihr Tagebuch nun hatte und sie nun seins… aber es war ihres glücklicherweise.

Da sie nicht wieder zurück schwimmen konnte, weil sonst das Papier nass werden würde, musste sie zu Fuß wieder in ihr Zimmer. Sie trug nun wieder ihre graue Jogginhose und ihr schwarzes Top. Sie war nur Barfuß und hatte keine Socken oder Schuhe an. Seufzend machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer. Der Boden war eisig und an manchen Stellen hatte sie das Gefühl, dass sie gleich einfrieren würde.
Nur wenige Schüler liefen ihr über den Weg. Wie viel Uhr sie wohl hatten?, fragte sie sich. Schließlich hatte sie sich vorgenommen früh ins Bett zu gehen, damit sie am nächsten Morgen nicht zu müde war für den Unterricht. In der ersten Stunde stand nämlich Geschichte an. Ob das Fach genauso langweilig werden würde wie bei den Menschen musste sie noch herausfinden.



..oo0oo…


Am nächsten Morgen saßen Daphne, Rebekah und Patrick am Frühstückstisch als, den Neuen noch einmal mitgeteilt wurde, dass der Unterricht heute beginnen würde. Die ganze Halle trug ihre Schuluniformen und nun sah auch wieder alles Einheitlicher aus, fand die Nymphe.
„Und bereit für eine Doppeltstunde Geschichte mit Gruppe Luft?“, fragte der Blonde neben ihr grinsend.
„Ich war noch nie ein Fan von Geschichte“, seufzte Daphne und brummte. Warum mussten Montage aber auch immer mit den schlimmsten Fächern anfangen?
„Wer ist das schon“, murmelte ein Junge in ihrem Jahrgang, welcher ihnen gegenüber saß und anscheinend das Gespräch belauscht hatte. „Mein Name ist James Oham.“
Daphne musterte ihn. Er sah aus wie ein gewöhnlicher Junge… er fiel in einer Menge nicht wirklich auf, vielleicht konnte sie sich deshalb nicht so gut, wie an die anderen, erinnern.
„Hey James. Ich bin Daphne und das sind-“
„Rebekah und Patrick, ich weiß“, sagte er und grinste. Mit seiner Brille sah er ein wenig wie ein Streber aus und um ehrlich zu sein redete er auch ein wenig so. Aber mochten Streber sonst nicht Geschichte? Er hatte hellbraune, sehr kurze Haare. Nach Daphne’s Geschmack ein wenig zu sehr kurz.
„Und was bist du für ein Wesen, James?“, fragte Rebekah und wendete sich an den Braunschopf zu.
„Meermann“, sagte er. Gut… das hätte sie sich eigentlich auch denken können, dachte Daphne. „Und du?“
„Meerjungfrau“, sagte sie stolz und grinste leicht.  Auch Patrick musste bei ihrem Anblick grinsen. Eigentlich sah sie ganz süß aus, mit der Uniform, fand Daphne. Sie dagegen selbst schaute seltsam aus.
„Und ihr?“, fragte James weiter und schob seine Brille wieder richtig auf die Nase. Wie es Streber nun mal so machten in Filmen, dachte sich die Blondine. Klischee.
„Meermann“, antwortete Patrick und schluckte den Rest seines Toastes hinunter. Dann blickte er die Nymphe an. Sollte sie es ihm sagen? Warum nicht, früher oder später würde es eh jeder wissen.
„Najade, Nereide und Halbsirene“, murmelte Daphne, damit es nicht jeder in der Halle mitbekam.
James schaute die drei Freunde ein wenig geschockt an. Während es Daphne eigentlich nur noch unangenehmer wurde und sie der Meinung war, dass sie es doch besser nicht gesagt hätte, erklärte Patrick ihm die Geschichte und dass er es bitte nicht gleich jedem weitererzählen sollte. Er wusste, dass Daphne das nicht wollte.
„Ja, ja ich weiß. Aber das ist wirklich faszinierend“, sagte James und musterte Daphne. Nach einer kurzen Zeit räusperte sie sich: „Müssen wir nicht los?“
„Stimmt, du hast recht“, kam es auch schon von ihrer Zimmergenossin. Rebekah konnte sich wahrscheinlich gut vorstellen, was in Daphne gerade abging.


Nachdem die Drei sich auf den Weg, aus der Halle hinaus machten, lief der Junge vom gestrigen Abend an ihr vorbei. Mit seiner Schuluniform sah er zum anbeißen aus…, dachte sich Daphne und musste sich bemühen ihn nicht anzustarren. Einen kurzen Moment lang schaute er Daphne an. Dann bildete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen und er zwinkerte ihr zu.
Mit hochrotem Kopf drehte sie sich sofort um und wurde von ihren Freunden seltsam angeschaut.
„Was war das denn?“, fragte Rebekah lachend.
Daphne erinnerte sich an seine Berührungen… die Berührungen, welche ihr ein seltsam angenehmes Gefühl bereitet hatten und welche sie erschaudern lies. In dem Moment kam der Wunsch in ihr auf, dass er sie wieder berühren würde, aber genau in der Sekunde kam Raphael angeschossen. Er begrüßte Patrick mit einem lockeren Handschlag und blickte dann die zwei Mädchen an. Rebekah schenkte er nicht wirklich viel Aufmerksamkeit, da sie immer noch der Meinung war, dass er sie schließlich im Stich gelassen hatte und sie hatte auch erzählt, dass sie deswegen gestritten hatten. Er blickte also die Nymphe an und grinste: „Wie geht es dir, Daphne?“
„Gut soweit und dir?“
„Super. Ich hab von deinen Fähigkeiten gehört. Echt stark“, grinste er und bevor sie auch nur Fragen konnte, wusste sie, dass Patrick es ihm erzählt hatte. „Keine Sorge, ich erzähle es keinem. Aber ist cool. Wie sieht es aus, in der Pause zusammen rausgehen?“
„Wenn ich dann nicht wieder im Krankenzimmer liege, gerne“, lächelte sie und schaute ihm eine Sekunde nach, als er verschwand.
„Fang bloß nichts mit diesem Blutsauger an“, sprach Rebekah kalt, als sie sich auf den Weg zum Geschichtsklassenzimmer machten. Es lag im dritten Stock und weshalb auch immer, hatten sie sich beschlossen mal wieder durch die normalen Gänge zu gehen, da es in den Wassergängen wahrscheinlich ein wenig zu eng und hecktisch war.
„Meine Güte, selbst wenn sie etwas mit ihm anfängt, ist es doch ihre Sache, Rebekah. Und noch einmal. Er ist nicht Schuld an der Geschichte“, sprach Patrick nun genervt und ja auch Daphne war der Meinung, dass er eigentlich nichts dafür konnte, schließlich lag er ja auch im Krankenzimmer anfangs.
„Er ist ein Vampir. Sie wird mit ihm nichts anfangen“, behauptete Rebekah.
„Selbst wenn. Wer sagt denn, dass ich überhaupt etwas von ihm will?“, brummte Daphne. Sie hatte nicht wirklich Interesse an ihm. Klar, er sah schon gut aus… aber sein Freund – von dem sie noch immer nicht den Namen wusste – sah viel besser aus.
„Ich sage es ja nur“, murmelte Rebekah wieder und hob die Hände in die Hand.



Der Geschichteunterricht war tatsächlich langweilig, wie auch der der Menschen. Ihr Lehrer hatte ihnen einen kurzen Überblick gegeben, welche Themen sie das erste Halbjahr durchnehmen würden. Zwei Themen gingen über die Kriege der Wesen, und dann noch der Erste und der Zweite Weltkrieg der Menschen.
Alles langweilig. Dazu sprach er in einem Tempo… in welchem man am liebsten einschlafen würde und tatsächlich war auch ein Schüler eingeschlafen.
Ab und zu hatte Daphne zu James rüber geschaut, welcher vor ihnen saß. Er hatte tatsächlich mitgeschrieben. So war er nun bei ihr als Streber abgestempelt.

Die nächsten zwei Doppelstunden würden jedoch interessant werden, dachte sich Daphne und tatsächlich waren die zwei Stunden viel lustiger und spannender. Es war nämlich das Fach „Mythologie“.
Und tatsächlich wurden einem einfach nur die Mythen über die Wesen, an welche die Menschen glaubten erzählt. Es ging auch in das alte Griechenland, in welchem die Menschen noch an die ganzen Götter glaubten und über das alte Rom und deren Götter. Die Lehrerin hatte Pepp und das Zeug dazu, einen Unterricht lustig und interessant zu gestalten. Dazu war sie sogar sehr hübsch und sah recht jung aus, jedoch hatte Daphne ihren Namen schon wieder vergessen. Mythologie hatten sie zusammen mit der Gruppe Erde.
Nun waren die letzten zwei Stunden dran. Meerisch.

„Was denkt ihr was das ist?“, fragte Rebekah, als sie aus dem Klassenzimmer liefen.
„Vielleicht lernt man dort Sachen über das Meer?“, vermutete Patrick und zuckte unwissend mit den Schultern.
„Die Najaden müssen dort doch sicherlich nicht hin oder?“, brummte Daphne.
„Wahrscheinlich nicht“, antwortete ihre Zimmergenossin neben ihr, welche ihre Haare seitlich anfing zu flechten.

Sie diskutierten noch eine Weile darüber, bis sie im Keller angekommen waren und dort in eines der Klassenzimmer liefen. Das Klassenzimmer besaß Fenster, durch welche mal wieder einmal die Fische draußen beobachten konnten. Es waren kaum Schüler da und nur eine Lehrerin saß auf dem Pult.
In dem Zimmer gab es eine Art Pool. Wahrscheinlich wieder ein Weg irgendwohin. Jedoch besaß er… Sitzplätze?
„Ah, da sind auch schon die Ersten!“, rief die Professorin und deutete ihnen sich auf die normalen Stühle zu setzen.

Auch dieser Unterricht verging recht schnell. Es hatte sich herausgestellt, dass Meerisch eine Sprache war und dass sie in dem Fach auch über das Meer und die Seen unterrichtet wurden. Also mussten auch die Najden den Unterricht besuchen.
Die Lehrerin war im mittleren Alter und sie hatte erzählt, dass sie eine Nereide war und das Schwimmen im Meer über alles liebte. Sie würden hier im Unterricht auch etwas über Fische und andere Wesen im Meer erfahren.


Daphne hatte sich am Mittag  in der Pause noch mit Raphael getroffen und sie fand ihn eigentlich ganz in Ordnung. Klar, er war ein Vampir und sie musste vorsichtig sein, aber schließlich hatte er sich wirklich Sorgen um sie gemacht und er war sehr nett.
Sie hatten die meiste Zeit über, über den Vorfall gesprochen, aber dann hatten sie es über den ersten Schultag und sie fingen an zu lachen, als ihnen auffiel, dass sie den gleichen Geschichtsleherer hatten.

Am Abend dann saß Daphne mit Patrick am Tisch in der Essenshalle und sie unterhielten sich über Raphael und wie sich die beiden kennengelernt hatten. Als die Blondine kurz zur Tür schaute, sah sie dort wieder den Jungen.
„Du… ich bin gleich wieder da“, sagte sie und stand auf.
Als sie auf ihn zulief, blickte er sie einen Moment lang überrascht an, dann jedoch setzte er wieder sein Grinsen auf und musterte sie.
„Heute nicht halbnackt?“, fragte er frech, woraufhin sie nur mit den Augen rollen konnte. Idiot.

Kapitel 8

 

Sie wusste nicht so recht was sie sagen sollte, als sie vor ihm stand. Auf seine ironische Frage hin antwortete sie mit einem einfachen „Nein“. Sie wollte ihn fragen wie er hieß, jedoch wusste sie plötzlich nicht mehr wie man eine Frage formulierte. Dazu passte es gerade nicht wirklich in das Thema. Er flirtete oder was er auch immer machte und sie wollte ihm nach seinem Namen fragen? Das käme doch seltsam…
Gerade als Daphne wusste, was sie sagen wollte und als sie sich dann doch entschieden hatte ihn einfach zu fragen, kam ein Mädchen mit lilafarbenen Haaren auf sie zu. Das Mädchen war diejenige, bei welcher die ganze Halle bei der Einteilung den Mund gehalten hatte. Sie war eine Lamie, schätzte die Blondine.
Das Mädchen, blickte die Nymphe herablassend an und drehte sich auch schon ohne weiteres zu dem Vampir vor ihr. Er wendete seinen Blick von Daphne ab und konzentrierte sich auf das Mädchen.
Klar… mit einer der Lamien konnte sie nicht mithalten. Bevor jemand sehen konnte, dass sie geknickt war, drehte sie sich um und lief auf einen Wassereingang zu. Dort sprang sie auch schon ohne weiteres hinein.
Kurze Zeit später hatte sie sich verwandelt und sie tauchte mühsam einen Gang nach unten. Das Gefühl der Enttäuschung machte sich in ihr breit… sie hasste dieses Gefühl. Es war einfach scheußlich und mehr konnte man dazu eigentlich auch nicht sagen. Sie meinte, dass sie fasst schon einen Schmerz dabei fühlte. Dabei kannte sie ihn doch gar nicht.
Natürlich war sie ihm nicht hübsch genug. Sie sollte aufhören an seine Berührungen zu denken und was er mit ihrem Körper angestellt hatte. Sie sollte sich jetzt auf die Schule konzentrieren und nicht auf Jungs. Sie wollte lernen und sie wollte besser werden. Schließlich musste sie am Ende des Jahres eine Prüfung mehr als die andern ablegen, da sie schließlich auch noch die Gesangsprüfung hatte.

In ihrem Zimmer angekommen setzte sie sich auf die Stufe im Wasser und seufzte, als Nemo auftauchte und um ihre Beine schwamm. Sie legte ihre Hand langsam in das Wasser und er schwamm wieder auf diese. Wie ein Hund der sich an die Beine kuschelte… nur dass es ein Fisch war und ihre Hand. Aber Zuneigung war Zuneigung. Wie sollte er es ihr denn sonst zeigen?, fragte sie sich und sie lehnte sich nach hinten.
Einige Sekunden später tauchten Patrick und Rebekah im Becken neben ihr auf und blickten sie an.
„Alles in Ordnung? Du warst plötzlich weg“,  sagte Patrick ein wenig geschockt und beobachtete die Nymphe, wie sie ihre Freunde anschaute und nur mit den Schultern zuckte.
Sie hatte ihnen noch nichts von dem Vorfall erwähnt… und um ehrlich zu sein, wollte sie das auch nicht. Es war ihre Sache… noch immer und es war schräg genug. Wahrscheinlich würde Patrick Raphael wieder davon erzählen und dieser kannte ihn-
In dem Moment fiel Daphne etwas ein. Sie wusste wie sie an seinen Namen herankommen würde!
„War Raphael noch in der Halle?“, fragte sie stieg wieder ganz in das Wasser.
„Ja, er müsste noch dort sein, warum?“, fragte der Meermann, welcher sich nun auf die Stufe gesetzt hatte und mit seiner Schwanzflosse immer wieder auf die Wasseroberfläche klatschte.
„Ich muss ihn sprechen“, sagte sie und sprach dabei mehr mit sich selbst, als mit den anderen beiden.  Sie tauchte unter und schwamm so schnell wie sie nur konnte in Richtung der Halle. Dabei blickte sie immer wieder nach oben um zu schauen, ob er unterwegs war. So konnte man wirklich gut stalken.
Zwischendurch musste sie kurz in einem Klassenzimmer stopp machen und Luft zu schnappen; aber dann ging es auch schon weiter.
Als Daphne vor der Essenshalle war, stieg sie in dem Gang aus dem Becken und lief einfach ohne weiteres in die Halle.
Dass sie noch immer Muscheln und alles in den Haaren hatte, und sie kaum Stoff trug war ihr bewusst, aber wahrscheinlich kam so etwas schon öfters vor. Trotzdem konnte sie ein paar Pfiffe hören. Sollte man zu so etwas danke sagen? Wahrscheinlich nicht; also lief sie auf den Tisch der Gruppe Feuer zu und blickte sich um, jedoch konnte sie ihn nicht sehen. Sie sprach ein Mädchen mit extrem blasser Haut an: „Hey, kennst du zufällig einen Raphael?“
„Im ersten Jahrgang?“, fragte sie mit einer etwas tieferen Stimme und lächelte sie freundlich an. Wow. Das war die erste Vampirin, welche freundlich zu ihr war. Zu mindest, dachte sie, dass es eine Vampirin war… weil für eine Lamie war sie zu normal. Nicht dass das eine Beleidigung sein sollte, aber es war Tatsache.
„Ja genau! Hellbraune Haare. Weißt du wo er hin ist? Beziehungsweise wann?“, fragte Daphne die schwarzhaarige. Sie überlegte einen kurzen Moment.
„Er hat nichts gesagt, aber wahrscheinlich ist er im Gemeinschaftsraum. Er müsste vor 2 Minuten losgelaufen sein“, sagte sie.
„Wo ist denn euer Gemeinschaftsraum?“, fragte die Blondine und ignorierte die Typen, welche sie anstarrten und sich auf ihren Platz setzten.
„Vierter Stock ganz rechts“, sagte sie.
„Okay… danke“, murmelte Daphne und lief mit schnellen Schritten durch die Halle hindurch auf den Gang. Sollte sie schwimmen? Würde sie ihn einholen können?
Ohne weiter nachzudenken sprang sie auch schon in das Süßwasserbecken und schwamm nach oben und nach oben und nach oben und nach oben.
Unterwegs kam er ihr nicht über den Weg… also musste er schon drin sein, stellte sie fest und suchte eine Wasserstelle, damit sie sich wieder zurück in einen Menschen verwandeln konnte; schließlich hatte sie keinen Zugang durch die Wassergänge zu den Gemeinschaftsräumen der anderen Gruppe oder zu den Schlafzimmern.
Nachdem sie dann doch ein Becken gefunden hatte, stieg sie aus diesem heraus und blickte das Tor an.
Es sah genauso aus, wie das ihrer Gruppe. Es machte ihr schon ein wenig Angst, jetzt einfach so reinzulaufen. Was wenn der Typ da war, welcher sie gebissen hatte..?
Sie schluckte.
„Was willst du denn hier?“, hörte Daphne plötzlich hinter sich und sie drehte sich schnell zu Kylie um. Die Freundin von Rebekah. Wie die beiden nur Freunde sein konnte, wusste sie nicht ganz. Das Mädchen stand vor ihr und blickte sie herablassend an.
„Ich suche Raphael“, antwortete Daphne knapp.
„Und?“, fragte sie.
„Naja ich komme nicht in den Gemeinschaftsraum du Schlumpf“, brummte die Nymphe. „Könntest du ihn mir nach draußen schicken oder mich mit rein nehmen?“
„Warum sollte ich das tun?“, fragte Kylie böse grinsend.
„Weil ich eine Freundin von deiner besten Freundin bin  und Rebekah sicherlich nicht angetan davon ist, wenn ich ihr erzähle, dass du mir wegen was auch immer nicht die Tür geöffnet hast“, sprach Daphne nun und klang dabei überraschend überzeugend. So ging das also!
Das Mädchen schien eine Weile zu überlegen… dann kam sie auf den Entschluss, Daphne zu helfen. So lief sie nun in den Gemeinschaftsraum hinein und wenige Sekunden später stand der Braunhaarige Typ namens Raphael vor ihr. Er lächelte sie mit seinen strahlend weißen Zähnen freundlich an: „Was gibt’s?“
„Kann ich rein kommen?“, fragte die Nymphe zögernd. Erst da fiel dem Vampir ihr Outfit auf.
„Willst du dich nicht erst zurück verwandeln? Es sind momentan nur Typen im Gemeinschaftsraum“, stellte er fest und grinste leicht.
„Ich kann das noch nicht kontrollieren, wann ich mich zurückverwandel oder überhaupt verwandel“, seufzte Daphne. „Können wir in dein Zimmer?“
Er schien einen Moment lang zu überlegen, dann nickte er jedoch und grinste: „Willst du mal etwas cooles Erleben?“
„Eh… keine Ahnung?“, fragte sie unsicher.
„Spring auf meinen Rücken“, sagte er und ging ein wenig in die Knie. Verwundert darüber setzte sie sich auf seinen Rücken. Was wohl jetzt kommen würde?

Jedoch konnte sie sich nicht wirklich lange Gedanken darüber machen, da auch schon kalte Luft gegen ihr Gesicht wehte und sie sich erschrocken fester an ihn krallte. Er rannte.. in Vampirgeschwindigkeit. Es war wirklich klasse. Der Wind oder wie man das auch nennen sollte war stärker, wie wenn man mit einem Fahrrad einen steilen Berg hinunterfahren würde. Es war zwar kalt, gerade jetzt wo sie auch kaum etwas trug, aber das Adrenalin machte dies wieder weg.

Wenige Sekunden später standen sie in einem Gang , der ihr recht bekannt vorkam. Von hier aus kam man in die Schlafzimmer der Jungs.
„Ist dein Zimmergenosse da?“, fragte Daphne. Schließlich wollte sie nicht, dass jemand diese Konversation mitbekam… sie wollte nur wissen wie er hieß und fertig. Vielleicht noch ein paar andere Details aber mehr nicht.
„Nicht das ich wüsste“, sagte Raphael und öffnete die Tür. Er nahm die Nymphe an die Hand und zog sie durch die Tür. Anders würde sie wahrscheinlich nicht in das Zimmer kommen, da sie schlecht ihr Blut abgeben könnte. Zu mindest, würde sich die Türe nicht öffnen.

Tatsächlich war sein Mitbewohner nicht im Zimmer. Sie wusste noch nicht einmal wer überhaupt bei ihm mit im Zimmer schlief, aber es ging sie eigentlich auch nichts an, also fragte sie erst gar nicht.
„Also Daphne, was gibt’s?“, fragte der Vampir und schloss hinter ihnen die Tür.
Es gab keine Fenster in den Zimmern, weshalb er die Lampe anmachen musste, damit die Nymphe etwas sehen konnte. Ansonsten sah das Zimmer fast genauso aus wie ihres, nur dass die Wände in dunkelroter Farbe waren und die Bettüberzüge in schwarz.
Daphne setzte sich einfach auf eines der Betten und lehnte sich an die kühle Wand. Es war ihr schon fast zu kühl, jedoch war es aushaltbar und sie wollte sich nicht in das Bett legen. Raphael setzte sich wenige Sekunden später auf das gleiche Bett und blickte sie an.
„Dieser eine Typ… der mit den braunen Haaren… bisschen größer wie du und naja… breit gebaut-“, fing sie an.
„Du meinst Jayden?“, fragte er überrascht.
„Keine Ahnung wie er heißt, er läuft ab und zu mit dir rum und ihr scheint euch gut zu verstehen“, murmelte sie und versuchte nicht zu verdächtig zu klingen, schließlich wollte sie jetzt nicht den Anschein erwecken, dass er ihr gefiel, auch wenn er sich das eigentlich denken könnte. Aber vielleicht war er ja nicht ganz so schlau… Die Hoffnung war da.
„Ja Jayden“, lachte er. „Was ist mit ihm?“
„Nichts.. ich wollte nur seinen Namen wissen“, murmelte sie und grinste ein wenig, als er anfing mit den Augenbrauen zu wackeln.
„Ja und weiter? Du wirst dich ja wohl nicht auf die Suche nach mir gemacht haben um nach seinem Namen zu fragen“, fing er an zu lachen. Dabei sah er sogar ganz süß aus, da er leicht Grübchen hatte. Jedoch war ihr das unangenehm.
„Also… ich weiß nicht aber wie ist der Typ so? Er scheint mir ein wenig… seltsam“, nuschelte Daphne und blickte ihre Fingernägel an. Sie hatte sich anscheinend wieder zurückverwandeln, denn sie trug nun wieder ihre normale Kleidung.
„Ganz korrekt. Hat Humor und naja ich weiß nicht was ich sagen soll, wenn Typen über andere Typen reden klingt das immer schwul… nicht das ich was gegen Schwule habe“, verbesserte er sich auch schon und Daphne fing nun an zu lachen.
„Okay… also ist er … nett? Ein Playboy?“, versuchte Daphne die Frage unauffällig in das Gespräch hinein zu bringen, jedoch blickte Raph sie nun skeptisch an.
„Wie kommst du da drauf?“, fragte er sie.
„Das war doch nur eine Frage“, verteidigte sie sich auch schon sofort und hob die Hände hoch. Eine Weile blickte der Vampir die Nymphe nur an… er schien nachzudenken. Auf einmal wurden seine Augen größer und er fragte sie völlig aus dem Nichts: „Hattet ihr SEX?“
„WAS?“, fragte Daphne plötzlich geschockt. „Oh mein Gott nein! Ich kenne den Typ noch nicht einmal. Er hat mich nur mal angefasst und grinst mich seit dem so komisch an aber nein! Oh mein Gott NEIN!“
Er grinste auf ihre Reaktion hin, jedoch wollte er gerade etwas sagen, als die Tür aufging und ER im Zimmer stand. Seine braunen Augen suchten ihre. Er blickte sie einige Sekunden an, dann realisierte er anscheinend, dass Daphne es war und er grinste. Dann blickte er zu Raphael, wieder zurück zu Daphne und sagte: „Sorry. Ich wollte nicht stören.“
Dabei grinste er so verschwörerisch, dass Daphne total überfordert von Raphael zu Jayden blickte.
„Nein, alles in Ordnung“, sprach Raph und grinste, ehe er die Nymphe leicht in die Schulter knuffte.
„Was machst du hier?“, fragte er sie einfach und setzte sich auf sein Bett.
„Ich eh-“
„Sie hat mich was über Patrick gefragt“, log der Vampir seinen Mitbewohner an, woraufhin Jayden, das Mädchen kurz seltsam musterte.
„Ahja.. na dann“, sagte er und kramte etwas aus seiner Hosentasche heraus und steckte es in die Schublade des Nachttisches.
„Oh, Daphne, ich muss kurz raus mein Buch holen, das habe ich vorhin vergessen“, sagte er, drehte sich zu ihr, zwinkerte sie an und verschwand auch schon.

Was war das denn jetzt?! Ließ er sie jetzt mit einer billigen Ausrede hier alleine mit IHM in einem Zimmer? Sie konnte es nicht fassen, dass er das tat.
Da ihr die Situation sichtlich unangenehm war, räusperte sie sich und schaute wieder auf ihre Fingernägel.
„Findest du ihn heiß?“,fragte Jayden plötzlich und sie spürte seinen Blick auf sich.
„Wen?“, fragte Daphne leise und blickte langsam von ihren Nägeln auf.
„Raph“, sprach er knapp.
„Er sieht schon gut aus-“
„Aber nicht so gut wie ich oder?“, grinste er plötzlich und stand von seinem Bett auf. Dabei blickte er sie die ganze Zeit an und sie wusste nicht recht was sie sagen sollte oder generell was sie denken sollte.  „Ach komm schon. Nichts gegen Raph, aber der hat nicht einmal halb so viele Muskeln wie ich.“
Daraufhin zog er sein Shirt aus, so dass sie nun seine ganzen Muskeln anstarren konnte. Sein breit gebauter Körper und diese Muskeln… Daphne war total überfordert. Ihr wurde ganz heiß und sie musste sich wirklich beherrschen.
Eigentlich war es ein Arsch, dachte sie sich, dann sah sie jedoch seinen Körper und sie erinnerte sich an seine Berührungen und das Kribbeln, welche seine Berührungen in ihr auslösten. Er kam noch ein wenig weiter auf sie zu, bis er vor dem Bett stand, auf welchem sie saß. Jayden beugte sich zu ihr hinüber und sie hielt ihre Luft an. Was machte er?
Der Vampir nahm ihre rechte Hand und er setzte sich auf das Bett, ehe er mit ihrer Hand über seine Muskeln strich. Sie waren einfach wow… so unbeschreiblich.
Ihr Hirn war Matsch, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ihr Herz raste, ihr Hirn war mit den ganzen Informationen und davon, dass sie eigentlich wusste, dass sie sich von ihm fernhalten sollte, total überfordert.
Sie schluckte als sie seine, überraschenderweise nicht all zu kalte Haut berührte. Dabei blickte er ihr in die Augen. Seine andere Hand lag plötzlich auf ihrem rechten Oberschenkel. Da war es wieder. Dieses Gefühl… dieses Verlangen nach etwas, das sie gar nicht kannte.
Er blickte die Nymphe an und kam ihr immer näher und näher. Was wollte er? Sie kannte ihn nicht einmal und er machte sie so wahnsinnig. Was war das?
Seine Hand streichelte ihr Bein. Wieder und wieder durchzog es ihren Körper mit diesem seltsamen Gefühl.  Ihre Hand ruhte noch immer auf seiner Brust. Sie schluckte, als sie merkte, was ihr Körper wollte. Sie merkte es in ihrem Höschen.
Als würde er wissen, was er mit ihr anstellte, grinste er. Und er streichelte sie immer noch. Ihr Hirn schrie, dass sie abhauen sollte, aber wieder fühlte sie sich wie gefangen und sie konnte sich nicht bewegen sondern verharrte in dieser Position.
Er war ihrem Gesicht nun sehr nah. Wollte er sie küssen?, fragte sie sich. Ihre heißen Wangen wurden nun noch wärmer und sie hatte Angst, dass sie gleich vor lauter Scham und sonstigen platzen würde.
Seine Hand wanderte weiter nach oben in Richtung unter ihren Rock. Sie schluckte leicht und spannte sich unbewusst an.

Gerade als seine Lippen fast ihre Berührten, lag er plötzlich wieder auf seinem Bett und Raphael kam mit seinem Buch die Türe hinein.
„Habe ich was verpasst?“, fragte er grinsend, woraufhin sein Mitbewohner nur mit dem Kopf schüttelte.  Die röte war aus Daphne’s Gesicht verschwunden und sie konnte wieder atmen und sich bewegen.

„Ich sollte besser los, bevor sich Rebekah noch Sorgen macht“, nuschelte Daphne und stand von Raphs Bett auf.
„Danke noch einmal“, sagte sie zu dem Vampir, welcher gerade sein Buch auf den Tisch legte und sie noch einmal umarmte.
„Bis morgen“, verabschiedeten sich die beiden. Daphne schaute noch kurz zu Jayden, dieser jedoch hatte ein Buch aufgeschlagen und beachtete sie nicht einmal mehr.
Was sollte das denn jetzt?

Kapitel 9

 

Die Woche verging sogar relativ schnell, auch wenn Daphne die meiste Zeit mit ihren Gedanken bei Jayden war, schaffte sie es den Unterricht  zu verfolgen.
Rebekah hatte sich in der Woche mit einem Jungen aus der Gruppe Erde getroffen. Er war ein Werwolf und um ehrlich zu sein wusste Daphne jetzt schon mehr über ihn, als über Jayden. Sein Name war Jeremy Higgs, er war in ihrem Jahrgang und Rebekah hörte keine fünf Minuten auf über diesen Jungen zu reden. Langsam nervte es die Nymphe und sie versuchte es so gut wie nur möglich zu ignorieren.
Patrick war immer noch der selbe und abgesehen davon, dass er sich im Unterricht meistens mit James zoffte, weil der Streber mehr wusste und Patrick nun mal damit nicht klar nicht im Recht zu sein. James jedoch war genauso stur und konnte kein einziges Mal zugeben, wenn er ebenfalls nicht im Recht war, deshalb hatte sich Daphne nun zwischen die beiden gesetzt. So konnte sie sogar von James abspicken, wenn sie etwas nicht wusste.

Der Unterricht war eigentlich ganz gechillt. Es war nicht wie in der Menschenschule, in welcher man Mathe und Englischvokabeln lernen musste. Hier lernte man schließlich etwas über das Übernatürliche. Es war spannend und es machte auch Spaß.
Klar, manche Lehrer erwarteten, dass man schon Wissen hatte und nahmen deshalb auch mal mehr die Schüler dran, welche sich nicht meldeten, aber anderen Lehrern war es total egal; sie gaben den Schülern auch die Chance zu lernen, auch wenn sie nichts darüber wussten. Schließlich gab es hier auch Schüler, die keine Wesen als Eltern oder Großeltern hatten. Da war Daphne dann doch ganz froh, dass sie nicht aus solch einer Familie stammte. Anderseits hatten ihre Eltern auch nie wirklich viele Wörter über die Welt  gesagt.

Nun war es die zweite Schulwoche, in welcher wirklich richtiger Unterricht herrschte und es war ein Dienstag.
Während Rebekah sich im Spiegel anschaute – wie jeden Morgen – und wieder zufrieden feststellte, dass sie gut aussah, schlüpfte die Nymphe in ihren Rock und packte ihre Schultasche mit den Büchern.
„Haare offen oder zusammen?“, fragte Rebekah und strich über ihre glatten, blonden Haare.
„Zusammen“, sagte Daphne und warf ihr ein Haargummi entgegen. Sie selbst hatte sich ihre weißblonden Haare zu einem seitlichen Zopf geflochten.
„Mit wem haben wir die Wesenstunde noch einmal?“, fragte Rebekah und drehte sich ein letztes Mal im Kreis.
„Gruppe Feuer“, murmelte Daphne und schlüpfte in ihre Schuhe.
„Hm“, brummte ihre Mitbewohnerin. Anscheinend mochte sie diese Gruppe nicht sonderlich, was wahrscheinlich an den Lamien lag. Schließlich zogen sie die ganze Aufmerksamkeit auf sich… aber bei Daphne schaffte nur er das.
„Naja wir sollten in die Halle was Essen“, sprach sie schnell, bevor sie wieder anfing über das Geschehen bei ihm im Zimmer nachzudenken.
Rebekah nahm sich ihren Rucksack und sprang in das Süßwasserbecken, dicht gefolgt von der Nymphe. Sie hatten herausgefunden, dass wenn sie Sachen mit in das Wasser nahmen und sie am Körper trugen – zum Beispiel eine Schultasche – würde diese nicht einmal nass und man sah sie auch nicht, als hätte man sie nicht dabei, wenn sie jedoch wieder auftauchten, trugen sie sie wieder.

Nachdem sie in der Essenshalle angekommen waren und dort gegessen hatten warteten sie im Klassenzimmer auf die Restlichen.  Schon wieder waren sie zu früh.
Ihre Professorin sah aus wie eine Studentin. Sie war jung, hatte rote Haare und graue Augen. Noch hatten sie nicht herausgefunden zu welcher Gruppe sie angehörte, aber Patrick hatte sich vorgenommen das noch herauszufinden. Das war auch sein neustes Hobby in letzter Zeit: Herauszufinden welcher Professor zu welcher Gruppe gehörte und welches Wesen er war. Rebekahs Ansicht nach war es einfach sinnlos.

Als dann  nun auch die restlichen Schüler in dem Klassenzimmer eintrafen, setzte sich Raphael neben die Nymphe und grinste.
„Na bereit für eine Stunde mit mir?“, grinste er sie an und holte einen weißen Becher aus seinem Rucksack. Er trank aus dem roten Strohhalm – nein… er war eigentlich weiß. Als er jedoch an diesem zog wurde er rot. Ein kleiner Schauer durchfuhr Daphne, als sie wahrnahm dass er Blut gerade neben ihr trank.

„Mr Holt, wären sie so nett und packen ihren Snack wieder weg?“, hörten sie eine strenge Stimme plötzlich vor ihnen. Ihre Professorin stand vor der Klasse und hatte ihre Arme vor der Brust gekreuzt. Sie wirkte ein wenig verschlafen heute Morgen… was darin liegen könnte, dass ihre Frisur nicht ganz saß sondern eher in alle Richtungen abstand.
Schnell  hatte er seinen „Snack“, wie sie es genannt hatte, in seinen Rucksack verstaut und hob kurz unschuldig die Hände in die Luft.
„Nun gut. Guten Morgen“, begrüßte sie ihre Schüler und lief auch schon auf die dunkle Tafel zu. Dass Daphne überhaupt etwas bei diesem Licht erkennen konnte, wunderte sie. Das Zimmer besaß wieder einmal keine Fenster und die Lampe war ausgeschaltet. Das Klassenzimmer sah wie jedes andere, welches sie bisher gesehen hatte, recht altmodisch aus. Auf dem Lehrerpult lagen einige Blätter herum, im Großen und Ganzen sehr unordentlich.
Sie drehte sich wieder um und Daphne konnte schwören, dass sie sie lächeln gesehen hatte.
„Schlagen sie uns doch heute ein Wesen vor, Miss Pomk“, sprach sie und ein etwas dickeres Mädchen aus der Gruppe Feuer schluckte. Sie wirkte ein wenig schüchtern, was Daphne jedoch gut nachvollziehen konnte in einem Haus voller Lamien… die Hübscheste war das Mädchen nämlich nicht. Sie war eher so ein Durchschnitt. Hellbraune Haare und grüne Augen… sie hatte kein Merkmal, welches sie besonders machte. Zu mindest nicht was ihr Aussehen anging.

Das Mädchen räusperte sich, bevor sie sich jedoch auch nur äußern konnte, ertönte eine genervte Stimme in Daphne’s Reihe: „Vampire.“
Die meisten Schüler drehten sich zu der Lamie um, welche gelangweilt vor zur Professorin blickte.
„Nun gut Miss Rosewood, aber das nächste Mal bitte mit einer Meldung. Das Thema wird uns nun eine gute Woche beschäftigen. Holen sie sich bitte ihr Schreibmaterial heraus und schreiben sie mit, wenn ich etwas anschreibe“, sagte sie und nahm sich die Kreide vom Pult.


Während sie die meiste Zeit davon erzählte, welches die Eigenschaften von Vampiren waren, konnte Daphne es sich nicht verkneifen ab und zu mal hinüber zu Raphael zu schauen und zu Jayden, welcher neben ihm saß.  Einmal hatte sie ihn erwischt, wie er sie anschaute, jedoch grinste er daraufhin nur einmal kurz und drehte sich wieder nach vorne.
Patrick tat natürlich alles andere als mitzuschreiben. Er tippte hauptsächlich nur mit seinem Stift auf dem Blatt herum und trieb Rebekah neben sich in den Wahnsinn. Als er dann auch noch anfing mit dem Bein zu wippen, nahm Daphne einen leichten Schlag auf seinem Oberschenkel wahr, woraufhin ihr bester Freund jedoch nur grinste und provozierend weitermachte.
Irgendwann gab Rebekah es dann auch auf und blickt sich mit einem genervten Blick im Klassenzimmer um.

Raphael fand es relativ lustig der Schülerin vor ihm Papierkügelchen in die Haare zu werfen.
„Lass das“, murrte Daphne irgendwann, nachdem ihre Haare fast voll mit den Kügelchen war. Die Schülerin war in seiner Gruppe, das konnte sie an ihrer Uniform erkennen.
„Miss Hamson, was gibt es denn so Wichtiges, dass sie meinen Unterricht stören müssen?“, fragte ihre Professorin. Sie wirkte sauer… anscheinend konnte sie Gebrabbel in ihrem Unterricht nicht ab.
Die Nymphe murmelte eine leise Entschuldigung und blickte auf den Boden. Daraufhin hörte sie ein leises kichern neben sich. Von Raph. Sie schlug ihm daraufhin leicht auf den Hinterkopf, was dazu führte, dass er sich eine imaginäre Träne wegwischte.

Nachdem die Stunde vorbei war, verabschiedeten sie sich und Daphne machte sich auf den Weg zum Gesangunterricht. Dieser fand unten in einem Klassenzimmer statt, in welchem Pool war. Ihre Professorin wartete schon auf die wenigen Schülerinnen vor dem Pool und lächelte in die Runde, als sie alle anwesend waren.
Diejenigen, welche keine Sirenen waren, hatten nun eine Freistunde. Das war so unfair, dachte sich Daphne und seufzte innerlich leise.
Ihre Professorin war eine ältere Frau. Um die 40 Jahre alt, jedoch schon mit grauen Haaren. Sie war eine strenge Frau und duldete keine schiefen Töne. Das hatte sie schon in der ersten Stunde gesagt und genau das war auch der Fall. Da Daphne keine ganze Sirene war und anscheinend nur ein Drittel einer Sirene war, fiel es ihr auch nicht ganz so leicht alle Töne zu treffen. Singen konnte sie zwar, aber nicht ansatzweise so gut und faszinierend wie die anderen Schülerinnen.
„Guten Morgen“, begrüßte Professorin Williams ihre Gruppe von Schülerinnen und deutete ihnen sich in den Pool zu begeben.
Als die Mädchen sich in das Wasser setzten bekamen –abgesehen von Daphne- alle einen schuppigen, grauen Fischschwanz. Ihre Brüste waren hauptsächlich nur mit dunklem Seegras bedeckt. Das war die erste Stunde, in welchem sie sich in das Wasser setzten, deshalb blickten alle – auch die Professorin- Daphne überrascht an.
„Die Direktorin meinte-“
„Ich weiß“, sagte der Professor knapp. Daphne saß mit ihrem tükisenen Bikini oder… Stofffetzen und den Muscheln und Seesternen in den Haaren in der Menge der Sirenen. Peinlich und unangenehm, empfand sie es aber was sollte sie machen?
Während ihre Professorin ihnen erklärte, dass sie mit einem einfachen Nachtlied anfingen würde, konnte Daphne Jennifer in der Gruppe erkennen. Sie sah mit ihren offenen, nassen Haaren recht hübsch aus und sie konnte fantastisch singen.


Nach der Doppelstunde hatte Daphne keine Lust mehr. Professor Williams hatte sie bestimmt mehr als zehn Mal ermahnt die Töne doch bitte richtig zu treffen. Und mit Ermahnen meinte sie ein hysterisches Gebrülle.

Die nächsten Stunden gingen dann glücklicherweise schnell vorbei und sie konnte sich nach dem Tag in ihr Bett legen und entspannen.
„Hab ich dir jemals gesagt, dass Patrick mir manchmal ganz schön auf die Eierstöcke geht?“, zickte Rebekah nun auch schon wieder herum.
„Was hat er jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Daphne.
„Im Unterricht. Er ist so eine Plage! Das ist doch echt nicht auszuhalten“, beschwerte sich die Blondine weiter.
„Dann sag es ihm doch einfach oder setz dich um“, murmelte die Nymphe und genoss ihr weiches Bett und die plötzliche Ruhe. Anscheinend dachte Rebekah darüber nach sich umzusetzen.


Spät am Abend lagen die Mädchen in ihren Betten. Daphne hatte gerade ihren Tagebucheintrag zu Ende geschrieben als Rebekah sie fragte: „Was sind deine Eltern eigentlich für Wesen?“
„Eh gute Frage“, murmelte Daphne. Sie hatte sie zwar öfters gefragt, aber bisher waren sie immer ihrer Frage aus dem Weg gegangen.
„Wie du weißt es nicht?“, fragte ihre Mitbewohnerin verwundert.
„Sie haben nie wirklich über das Thema gesprochen um ehrlich zu sein. Sie haben es eher vermieden und mir immer nur das Wichtigste gesagt und naja das wars eigentlich auch schon. Ich habe sie glaube ich einmal gefragt, aber sie sind der Frage ausgewichen“, murmelte Daphne und erst jetzt kam ihr das Ganze ein wenig seltsam vor.
„Frag sie doch jetzt einfach noch einmal“, schlug Rebekah vor und legte der Nymphe ein Blatt Papier vor die Nase, welches sie gerade aus dem Schreibtisch gezogen hatte.
„Ein Brief?“
„Einmal in der Woche sendet die Schule Briefe an die Familien. Wusstest du das etwa nicht?“, fragte Rebekah überrascht.
„Nein“, murmelte sie und kratzte sich am Kopf, ehe sie ihren Eltern dann tatsächlich einen Brief schrieb und sie darin auch die Frage stellte, welche Wesen sie eigentlich waren.

„Wo muss ich den jetzt abgeben?“, fragte sie, als sie fertig war.
„Neben der Essenshalle gibt es einen Briefschlitz“, antwortete ihre Mitbewohnerin. Der war ihr anscheinend noch nie aufgefallen.
„Soll ich jetzt hin?“, fragte Daphne und schrieb noch die Adresse auf den Briefumschlag.
„Geb ihn doch einfach morgen früh ab, bevor wieder was passiert“, gähnte die Blondine und legte sich wieder in ihr Bett.
Wahrscheinlich hatte sie Recht, dachte sich Daphne und seufzte leise, ehe sie sich ebenfalls auf ihr Kissen legte… mit dem Gedanken, warum ihre Eltern ihr nie etwas darüber erzählt hatten. Das Ganze war doch seltsam.

Kapitel 10

 

Immer wenn Daphne aufstand, vermisste sie die Sonne, welche sie lachend am Himmel begrüßte. Seit sie hier auf dem Internat war, war alles anders. Im Gegensatz zu früher, hatte sie nun viel mehr Freunde, der Unterricht machte ihr Spaß und dennoch vermisste sie die alten Zeiten, wenn ihre Mutter sie zum Frühstück nach unten rief, wenn sie mit dem Bus zur Schule fahren musste und dort dann einfach mit ihren Kopfhörern in den Ohren Musik hören konnte. Ebenso vermisste sie ihre Eltern. Was sie wohl gerade machten?
In dem Moment fiel der Nymphe auch schon wieder ein, dass sie den Brief in den Briefkasten oder was das war werfen musste.
Sie hatte es total vergessen am Morgen und nun war auch schon wieder Nachmittag. Sie hatte sich mit Raphael verabredet; sie wollten gemeinsam Hausaufgaben machen, die sie bisher aufhatten. Ja das mit den Hausaufgaben ging auch relativ flott hier, musste Daphne zugeben.
Sie schaute auf die viereckige, graue Uhr, welche über ihrer Zimmertüre an der Wand hang. Sie hatte noch genügend Zeit um den Brief abzugeben, also wühlte sie in ihrem Nachttisch herum, bis sie das Papier gefunden hatte, schnappte sich noch ihre Tasche mit den Materialien darin und sprang in das Meerwasserbecken. Als sie nun unter Wasser war und wieder die türkisenen Stofffetzen ihre nackte Haut bedeckten, schwamm ihr Fisch Nemo auf sie zu. Er begleitete sie auf den Weg hoch und schwamm einmal um ihre Beine herum, ehe Daphne aus dem Wasser auftauchte und aus dem Becken kletterte. Sie lief nun halb nackt durch den Gang im Erdgeschoss und suchte den Schlitz.
„Suchst du was?“, fragte plötzlich jemand hinter ihr. Vor ihr stand der Junge, welcher sie am ersten Tag zur Direktorin gebracht hatte. Er musterte die Nymphe ein paar Sekunden lang und blickte ihr dann in die Augen. Daphne nervte es langsam, dass man immer so blöd glotzen musste, aber was sollte sie machen… sie konnte es ihm schlecht verbieten.
„Ich muss einen Brief abgeben“, sagte sie und schon hatte sie ihre Tasche um sich und sie holte den Brief heraus. Dennoch war sie immer noch verwandelt.
„Komm mit“, antwortete er und lief auch schon voraus. In dem Moment fühlte sie sich wieder wie ganz am Anfang. Damals musste er ihr auch den Weg zeigen und nun schon wieder. Sie hatte ihn bisher nur einmal in der Essenshalle gesehen und dort saß er mit einem kleineren Mädchen, Daphne war sich nicht mehr sicher aber sie meinte gesehen zu haben, dass die beiden Händchen gehalten hatten. Vielleicht war das Mädchen also seine Freundin.
Sie folgte ihm nun also und vor der Essenshalle blieb er auch schon stehen und deutet auf einen Schlitz neben der riesigen Tür. „Da rein.“
„Danke“, lächelte Daphne und warf den Brief in den Schlitz. „Wie lange dauert es, bis er dort ankommt?“
„Sie werden am Freitag abgesendet und sollten dann am Sonntag spätestens da sein“, antwortete er und strich sich durch seine Haare. Noch immer wirkte er ein wenig kühl… jedoch war er hilfsbereit und war wahrscheinlich nicht einmal so kühl, wie er wirkte. Aussehen konnte sehr täuschen, hatte Daphne in ihren Jahren gelernt.
„Okay, dann danke noch einmal. Ach und ehm… also kannst du mir sagen wo ich die Bibliothek finde?“, fragte sie und schon wieder kam sie sich dabei so hilflos vor. Selbst Raphael wusste wo die Bibliothek war, deswegen hatte er es ja auch vorgeschlagen sich dort zu treffen und Daphne war bisher noch nicht dazu gekommen sie zu suchen, da Rebekah sie meistens aufgehalten hatte in der ganzen Zeit.
„Die ist im vierten Stock ganz rechts. Du wirst sie nicht übersehen. Es ist ein großes Tor, du musst aber wenn du die Wassergänge nutzt vorher im Gang schon raus, darin gibt es keine Becken“, erklärte er ihr und sie bedankte sich noch einmal und dann war er auch schon wieder verschwunden.
Ja es war schon sinnvoll, dass man in einer Bibliothek keine Wasserbecken hatte, schließlich sollten die Bücher nicht nass werden. Aber nun musste sie wirklich in den vierten Stock tauchen. Das würde anstrengend werden, dachte sie sich und lief auf das Wasserbecken zu. Sie sah einen Jungen, wie er sich quälend mit einer Schwanzflosse aus dem Wasser zog. Zu mindest versuchte er es.
Sie lief auf ihn zu und lächelte den Jungen an.
„Soll ich dir helfen?“, fragte sie. Eigentlich hätte ihr es egal sein sollen, schließlich musste er es selbst lernen, aber gerade hatte sie irgendwie das Bedürfnis dem Jungen zu helfen. Er war in ihrem Jahrgang, aber sie wusste seinen Namen nicht.
Die Haare des Jungen waren ebenso weißblond wie die von Daphne. Seine Augen waren so schwarz wie ihre Handtasche, welche noch immer bei ihr zu Hause stand und seine Haut war ebenso gebräunt, wie die von Daphne. Er sah eigentlich ganz scharf aus, dachte sie sich und grinste bei dem Gedanken. Aber eigentlich stand sie überhaupt nicht auf blond. Und erst recht nicht weißblond. Seine Schultern waren breit und seine Arme und sein Oberkörper sehr muskulös.
„Das kommt doch sicherlich mickrig rüber“, lachte der Junge.
„Gibt Schlimmeres“, grinste nun auch Daphne und sie steckte ihm ihre Hand entgegen. Einen Moment lang überlegte er, ergriff sie dann jedoch und Daphne zog mit aller Kraft nach oben. Er schwamm aus dem Wasser und als er auf dem Boden aufkam, legte er sich einfach auf ihn und grinste die Nymphe an.
„Danke“, sprach er. Sie musterte seinen Fischschwanz und stellte fest, dass er nicht die Farbe hatte wie der von Patrick und Rebekah, sondern dass er Türkis war mit mehr Blaustich darin. „Schickes Outfit übrigens. Was bist du für ein Wesen?“, fragte er sie und musterte sie.
„Nereide“, antwortete sie nur und lächelte ihn an. Auch ihm gab sie nicht die wahre Antwort, da sie ihn weder kannte noch wollte, dass es jemand weitererzählte.
„Wie heißt du überhaupt?“, fragte er sie und dann hatte er sich auch schon wieder in die menschliche Gestalt verwandelt.
„Daphne“, antwortete sie auf seine Frage und las was auf seinem T-Shirt stand. Chillender Kater. Auf dem Shirt lag eine fette Katze auf ihrem Rücken mit einer schwarzen Sonnbrille. Sie grinste leicht und blickte nun hoch zu ihm. Er war gute 15 cm größer wie sie. „Ehm und du?“
„Tristan“, stellte er sich ebenfalls vor und grinste noch immer. „Du willst dich nicht zurückverwandeln anscheinend.“
Daphne blickte an sich hinunter und noch immer war sie in ihrer Nereiden Form. Langsam nervte es sie, dass sie es nicht bestimmen konnte, wie sie sich zurückverwandelte.
„Ich habe das noch nicht ganz im Griff“, seufzte sie. Genau in dem Moment fiel ihr auf, dass sie in die Bibliothek musste. „Du … ich muss los, also wir sehen uns ja dann sicherlich noch einmal.“
Und damit sprang sie auch schon mit einem Köpfer in eines der zwei Becken. In welches sie sprang war ihr in dem Moment egal, als sie jedoch merkte, dass sie im Süßwasser war und nun ihr weißes Outfit trug, hätte sie sich dafür schlagen können. Aber vielleicht war es Tristan auch nicht aufgefallen… hoffte sie zu mindest.
Sie schwamm nun also den Gang entlang und als es nach oben ging, seufzte sie innerlich. Das hochtauchen war glücklicherweise jedoch einfacher als das hinuntertauchen.
Nachdem sie zwischendurch im zweiten Stock kurz Luft holen musste, tauchte sie nun weiter in den vierten Stock. Dort stieg sie wieder aus dem Becken. Vor ihr stand eine Gruppe voller Jungs. Darunter war Jayden. So kam Daphne also auch auf die Idee, dass es sich in dieser Gruppe um eine Gruppe voller Vampiren handeln musste. Einen kurzen Moment lang dachte die Nymphe, dass sich Raphael unter ihnen befand, beim genaueren Hinblicken jedoch, sah sie, dass es sich um einen anderen Vampiren handeln musste. Er hatte zwar die gleiche Figur und die gleichen Haare wie er, dennoch war sein Gesicht ganz anders und er wirkte… gefährlich. Durch seine Haltung wirkte der Junge sehr selbstsicher. Als er  zu Daphne blickte lief ihr ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Ihr wurde so kalt, dass sie meinte, dass es Winter wäre und sie draußen im Schnee nur in Bikini rumlaufen würde. Schnell drehte sie sich von der Menge weg und lief in Richtung der Bibliothek. Und tatsächlich hatte er Recht gehabt. Es war wirklich nicht zu übersehen. Das Tor war so hoch wie die Decke, altmodisch mit vielen Mustern verziert und aus dunkelbraunem Holz. Es sah wirklich toll aus. In der Mitte war ein schön verziertes B, welches wahrscheinlich auch für Bibliothek stand.
Gerade als sie den ebenso braunen Türgriff nach unten drücken wollte, öffnete sich das Tor von alleine und sie stand nun vor einem gewaltigen Raum. Der Boden war mit einem gigantischen Teppich übersehen. Er war einfach grau gehalten, jedoch waren die riesigen Bücherregale alle in einem hellen Braunton, welches dem Raum nun wieder ein wenig Farbe verschaffte. Ganz hinten konnte die Nymphe eine Couch erkennen und einige Tische und Stühle davor.
„Ah ah ah! Nein nein nein. Raus mit ihnen! Sie werden doch wohl nicht so diese Bibliothek betreten wollen!“, schrie eine hysterische Frau, welche auf sie zugerannt kam und sie auch schon hinter das Tor drückte. „Erst wenn sie sich verwandelt haben!“
Die Frau war alt und schrill. Ekelhaft, dachte sich Daphne. Ihre Haare waren grau, ihr Gesicht faltig und ihre kleine runde Brille saß kaum noch auf der Nase. Diese war dazu auch noch mächtig schief. Im Großen und Ganzen stellte man sich so eine alte Hexe vor.
Nachdem Daphne ein paar Schritte nach hinten gelaufen war, wartete sie darauf sich endlich zurück zu verwandeln.
Das jedoch dauerte eine Weile und erst nach 10 Minuten hatte sie wieder ihre Schuluniform an und sie konnte die Bibliothek betreten.

Daphne lief den Gang entlang in Richtung der Tische. Dort saß er nun auch schon und blickte ein wenig sauer auf die Nymphe.
„Es tut mir leid, Raph“, seufzte Daphne und sie legte ihre Tasche auf den Tisch. Der junge Vampir hatte seine Bücher und einige Blätter dort auch schon darauf verteilt. Er brummte nur, als sie sich entschuldigte.
„Ich hab noch kurz einen Brief abgeben, dann einem Jungen aus dem Wasser geholfen und dann hat mich die alte Schreckschraube nicht reingelassen, weil ich mich weshalb auch immer mal wieder nicht zurückverwandeln konnte“, erklärte sie ihm.
„Ist nun auch egal“, sprach er. „Lass uns anfangen.“


Nachdem die beiden zwei Stunden an Hausaufgaben saßen, da sie sie bis jetzt aufgeschoben hatten, klappten sie nach der Zeit die ganzen Bücher zu und lehnten sich mit Kopfschmerzen nach hinten. Zu mindest hatte Daphne Kopfschmerzen.
„Können Vampire so etwas wie Kopfschmerzen bekommen?“, fragte sie in diesem Moment. Schließlich empfinden Vampire keinen Schmerz…
„Ich hatte seit meiner Verwandlung noch keine, ich denke nicht. Aber man verspürt schon Stress und diese Erleichterung, wenn alles fertig ist oder Anstrengung“, erklärte Raph. Er blickte auf die große Uhr, welche neben dem Tor stand und seufzte: „Wir sollten gehen, außer du willst das Abendessen ganz verpassen.“
Er stand auf und packte eines der Bücher in seine Tasche. Die anderen hatte er sich wahrscheinlich aus den Regalen hier geschnappt.
„Lass nur, ich räume hier auf“, antwortete Daphne und lächelte. Sie konnte sich vorstellen, dass er schlecht drauf sein würde, wenn er nichts zum Essen bekommen würde. Sie hingegen hatte nicht wirklich großen Hunger, da würde sie es sicherlich auch schaffen einmal nichts zu Essen.
„Sicher?“, fragte er, woraufhin die Nymphe nickte. „Okay,danke. Dann bis Morgen.“
Er umarmte sie und war in diesem Moment auch schon verschwunden.



Daphne brauchte eine gute halbe Stunde um alle Bücher an ihren richtigen Ort zu legen. Als sie das letzte Buch in der Hand hielt, fiel ihr verwundert auf, dass sie es gar nicht benutzt hatten. Anscheinend hatte er es in der Zeit gelesen, in welcher sie noch nicht anwesend war um mit ihm die Hausaufgaben zu machen.  Es handelte sich um ein Buch über große Familien in der Welt der Wesen. Klang eigentlich ganz interessant, dachte sich Daphne.  Sie lief vor zu der alten Frau an eine Art Tresen. Dahinter saß sie auf einem Stuhl und sortierte einige Blätter.
„Sie wollen dieses Buch ausleihen?“, fragte die Frau, woraufhin die Nymphe ihre Frage mit einem Nicken bestätigte.
Die Frau nahm das Buch, schlug es auf und kritzelte etwas hinein. Danach notierte sie sich etwas auf ihre Blätter und gab Daphne wieder das Buch zurück.
„In einem Monat muss das Buch wieder hier sein“, sagte sie streng.
„Alles klar.“
Damit war die Nymphe auch schon aus der Bibliothek verschwunden.

Als sie auf die Uhr blickte, stellte sie fest, dass sie das Abendessen verpasst hatte, wie es Raphael gesagt hatte. Nun gut… dann heute ohne Abendessen, dachte sie sich.
Durch die wenigen Fenster in dem Gang konnte sie zusehen, wie die Sonne schon langsam unterging. Sie sollte sich also auf den Weg in ihren Gemeinschaftsraum machen.
Sie lief den Gang entlang in Richtung des Wasserbeckens. Die Gruppe voller Vampiren war glücklicherweise verschwunden und dieser seltsame Typ ebenfalls. Da fiel Daphne auf, dass sie noch immer nicht den Typen gefunden hatte, welcher sie gerettet hatte.
Aber wo solle sie bitte anfangen zu suchen?
Auf dem Weg in ihren Gemeinschaftsraum, zerbrach sie sich den Kopf darüber. Der jenige musste ein Vampir oder Lamie sein… schließlich war es stockdunkel in dem Gang gewesen und ein normaler Mensch oder ein Wesen, welches nicht so gute Sinne hatte wie ein Vampir konnte kaum etwas sehen.
Raphael konnte es schon einmal nicht sein, schließlich wurde er selbst zu Boden geschlagen… und sonst hatte sie nichts mit einem Vampiren zu tun.
Plötzlich hatte sie einen seltsamen Gedanken. Aber das konnte nicht sein. Oder? Schließlich hatte der Junge, welcher ihr diesen Schauer über den Rücken gejagt hatte sie so seltsam angeschaut. Vielleicht war es ja, auch wenn sie es bezweifelte… einen Versuch war es wert. Vielleicht war er ja gar nicht so schlimm und gruselig.

 


Im Gemeinschaftsraum angekommen, zog sie ihren Körper aus dem Salzwasser und blickte sich um. Ein paar Leute saßen auf den Stühlen an den Tischen und spielten Schach, andere – ein wenig ältere – kämpften?
Und auf der Couch saß mal wieder nur einer. Patrick.
Also setzte sie sich zu ihm und grinste ihn an.
„Na, wie war dein Tag so?“, fragte er sie grinsend und sie erzählte ihm ihre Idee mit dem Jungen.

Kapitel 11

 

„Das ist keine gute Idee“, murmelte Patrick am Essenstisch der Gruppe Wasser. „Frag doch erst einmal Raph, ob er etwas über ihn weiß. Wir haben ihn doch jetzt schon eine Weile beobachtet und naja wie ein Held scheint er mir nicht.“
Die beiden hatten den Jungen tatsächlich ein wenig spioniert. Durch die Wassergänge und jedes Mal beim Abendessen. Ab und zu blickte er zu ihnen hinüber, aber vielleicht lag das auch einfach nur, weil er vielleicht merkte, dass sie ihm ab und zu folgten.
Raphael und Rebekah hatte Daphne darauf noch nicht angesprochen. Ihre Zimmergenossin traf sich nun öfters mit diesem Jungen und sie war offensichtlich verliebt und erzählte nur von ihm. Raph dagegen war damit beschäftigt seinen Hunger in den Griff zu bekommen. Er hatte ihr erzählt, dass es für ihn momentan immer schwieriger wurde es zu kontrollieren. Da Daphne kein Fressen werden wollte, hielt sie sich also von ihm fern. Sie sah ihren Freund auch nicht mehr in der Essenshalle seit einer Woche. Klar machte sie sich Sorgen, aber sie konnte schlecht in sein Zimmer hereinplatzen, wenn er Daphne am liebsten töten würde.

Jedoch konnte sie Jayden über Raph ausfragen und vielleicht auch über den Jungen… aber sie wusste nicht recht. Er war so eigenartig zu ihr.
Daphne packte all ihren Mut zusammen und stand auf.
„Wohin gehst du?“, fragte Rebekah neben ihr plötzlich.
„Ich muss los, wir sehen uns ja dann später im Schlafzimmer oder Gemeinschaftsraum oder wo auch immer“, antwortete Daphne hastig und lief auch schon auf den Tisch der Gruppe Feuer zu. Sie konnte sich vorstellen, dass Rebekah nun ein wenig verwirrt war und versuchen würde über Patrick alles herauszubekommen, jedoch hatte er ihr versprochen, dass er den Mund halten würde.

Sie lief also auf den Tisch zu. Auf ihn zu. Seine dunkelbraunen, verstrubbelten Haaren sahen so perfekt aus. Als sie hinter ihm stand, wurde es neben ihm still und das Mädchen, die Lamie, blickte Daphne herablassend an.
„Was willst du hier?“, zickte sie die Nymphe an. Daphne versuchte sie zu ignorieren. Sie wollte keinen Streit mit einem sterblichen Vampiren; sie wollte einfach nur etwas herausfinden.
„Nichts von dir“, gab Daphne daraufhin nur kühl zurück und zeigte der lilahaarigen damit, dass sie keine Lust auf Zickenkrieg hatte.
Jayden hatte sich schon umgedreht und grinste die Nymphe an: „Ich denke mal du möchtest zu mir, Liebes.“
Das Mädchen rollte genervt mit den Augen und trank einen Schluck, während die anderen am Tisch wieder anfingen sich weiter zu unterhalten und weiter zu essen.
„Ja“, murmelte Daphne. „Könnten wir dafür rausgehen?“
Auf ihre Frage hin grinste der Vampir noch breiter. Oh nein! Was dachte er denn jetzt?
„Ich will dich nur was fragen“, sprach sie schnell, woraufhin Jayden nur grinsend nickte.
„Wohin willst du denn?“, fragte er als sich die beiden aus der Halle liefen. Sie überlegte. Draußen war es ihr nun zu kalt… in die Gemeinschaftsräume konnten sie nicht und in die Schlafzimmer wollte sie nicht, bevor wieder das geschah, was er das letzte Mal gemacht hatte.
„Ein leeres Klassenzimmer?“, schlug sie daraufhin vor. Er zog anfangs eine Augenbraue in die Luft, dann nickte er und sie machten sich gemeinsam auf die Suche nach einem offenen Klassenzimmer.
Als sie im Keller eines gefunden hatten, setzte sich Daphne auf einen der Tische und Jayden blieb vor ihr stehen.
„Du wolltest mit mir reden?“, fragte er und blickte zu der Nymphe hinunter. Sie waren in dem Klassenzimmer, in welchem sie zum ersten Mal waren, als ihnen gesagt wurden, was die Regeln waren und wie wir auf die Wesen aufpassen sollten und wie wir uns gegen sie wehren konnten.
„Ja also ich hätte da ein paar Fragen“, murmelte Daphne. Sie wurde wieder nervös. Ihr Herzschlag wurde schneller und sein Blick, welcher auf ihr lag machte all das nicht besser. Er schien wieder einmal zu merken, was er mit ihr anstellte, denn er grinste ein wissendes Grinsen.
„Hau sie raus“, sagte er und fuhr sich durch seine verstrubbelten Haare. Heiß, dachte sie sich und hustete kurz, um sich wieder ein zubekommen.
„Also erst einmal: wie geht es Raphael? Ich sehe ihn seit Tagen nicht mehr und langsam muss er es doch in den Griff bekommen, oder?“, stellte sie ihm dann auch schon ihre erste Frage und zeigte ihm damit auch, dass sie sich Sorgen machte.
Er grübelte kurz, als ob er nicht so recht wusste, was er sagen sollte und das passte nicht zu ihm. Er schien immer so selbstsicher. Er wusste was er sagen sollte. Jayden war auch nicht so einer, welcher anfing zu stottern oder welcher nervös wurde. Zu mindest hatte Daphne solch einen Eindruck von dem Vampir.
„Ihm geht es besser, denke ich. Wenn ich im Zimmer bin sieht er um ehrlich zu sein fertig mit der Welt aus. Er ist blass-“
„Bringst du ihm etwa kein Blut mit oder so vom Abendessen?“, fragte Daphnea geschockt und unterbrach den Vampiren so, woraufhin er jedoch ruhig blieb. Vielleicht konnte er verstehen was in ihr vorging. Schließlich war Raphael nun ein wirklich guter Freund von ihr und um Freunde machte sie sich nun mal große Sorgen, wenn es ihnen schlecht ging.
„Doch natürlich. Aber es reicht ihm halt nicht und es bringt ihm auch nichts wenn ich ihm zwei Tonnen Blut am Tag mitbringen würde. Er muss sich lernen zu kontrollieren. Deswegen darf er da ja nicht raus. Am Anfang hatte er seltsamerweise keine Probleme damit, im Gegensatz zu manch anderen Vampiren. Dafür hat er das Problem halt jetzt“, antwortete Jayden. Seine Gesichtszüge waren hart und verständnisvoll. Als könnte er mit ihm fühlen. Er hatte schließlich das Gleiche durchmachen müssen.
„Was denkst du wie lange das noch dauern wird?“, fragte sie ihn.
„Vielleicht noch ein paar Tage. Wie schon gesagt, sein Zustand ist viel besser geworden und er scheint auch wieder recht normal zu sein“, antwortete er.
Sie fand sich also mit dieser Antwort ab und überlegte wie sie die nächste Frage formulieren sollte beziehungsweise ob sie sie ihm überhaupt stellen sollte.
„War es das?“, fragte er sie darauf, als wollte er gerade wieder gehen. Heute war er ein wenig anders, hatte Daphne das Gefühl.
„Nein. Ich hätte da noch eine Frage… dieser Junge der so ähnlich aussieht wie Raph, wie heißt er?“, fragte sie ihn dann auch.
„Was für ein Junge?“, fragte er überrascht.
„Naja du standest mal mit ihm und ein paar anderen Jungs vor der Bibliothek. Ein Junge von denen. Gleiche Frisur wie Raph und auch ungefähr so groß und breit“, murmelte die Nymphe leise. Jedoch machte sie sich keine Sorgen, dass er sie vielleicht nicht hören konnte. Er hatte schließlich ein Vampirgehör.
„Du meinst Howard?“, fragte er.
„Ja also keine Ahnung ich denke mal“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
„Was soll mit ihm sein?“, fragte er und zog dabei seine Augenbraue skeptisch in die Luft. War er etwa eifersüchtig? Nein…
„Du hast ja sicherlich damals den Angriff mitbekommen... also als ich mit Raphael durch einen der Gänge gegangen bin“, murmelte sie. Eigentlich wollte sie ihm nicht die Geschichte erzählen. Sie kannte Jayden nicht und bisher hatte er sie immer nur wahnsinnig gemacht, wenn sie sich gesehen hatten.
„Ja“, sagte er ein wenig kühler.
„Naja und mich hat jemand gerettet und eigentlich weiß ich nicht wer es war, weil er sich nie bekannt gegeben hat aber … ich und Patrick, ein Freund von mir, wir haben ihn jetzt ein wenig beobachtet und ich meine wir kennen uns zwar nicht aber er schaut mich so seltsam an. Es ist nur eine Vermutung, aber ich denke er hat mich gerettet“, erzähle sie ihm ihre Gedanken.
Jaydens Miene verfinsterte sich. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
„Er hat dich nicht gerettet“, sagte er fest entschlossen. Wie konnte er das denn wissen? Sie war schockiert von seiner plötzlichen Art. Er schien wütend… seine Stirn hatte Falten und er blickte Grimmig drein. Vielleicht war er ja wirklich nur eifersüchtig.
„Waru-“
„Weil es einfach nicht seine Art ist. Howard würde niemals jemanden retten. Dafür ist er viel zu selbstgefällig, egoistisch und eingebildet“, sprach er kalt. Daraufhin zog nun Daphne ihre Augenbrauen in die Luft: „Du bist selbst auch ganz schön selbstgefällig und eingebildet. Oder wer fasst mich die ganze Zeit an ohne mich auch nur zu fragen ob ich es überhaupt will?“
Er lachte herablassen: „Du willst es doch.“
Sie schlug empört ihre Arme überkreuzt unter ihre Brust: „Das stimmt gar nicht.“
„Doch. Jedes Mädchen will es. Ich spüre euren Atem und euren Herzschlag, wie er immer schneller und schneller wird“, grinste er höhnisch.
Sie fühlte sich ertappt, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Für so etwas war sie zu stolz. So etwas kratzte an ihrem Ego.
„Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ein verdammtes Arschloch bist? Nein ein selbstgefälliges, arrogantes Arschloch!“, beschuldigte sie ihn und tippte ihm auf seine harte Brust. Dass sie ihn gerade anfasste bemerkte sie gar nicht recht. Sie war zu wütend.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine kleine Zicke bist?“, fragte er grinsend. Es schien ihm gar nichts auszumachen, dass sie ihn beleidigte. Sie ließ sich das nicht gefallen! Am liebsten hätte sie ihn geschlagen, aber so wütend war sie dann doch noch nicht. Deshalb zeigte sie ihm einfach den Mittelfinger, blickte Jayden wütend an und sprang in das Wasserbecken in dem Klassenzimmer. Sie ließ ihn dort einfach stehen und das hatte er auch verdient!


Als sie wütend in ihrem Zimmer aus dem Salzwasserbecken auftauchte und aus dem Wasser kam, trocknete sie sich ab mit dem Handtuch, welches neben dem Becken lag und ließ sich schnaufend auf ihr Bett nieder.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte ihre Mitbewohnerin plötzlich. Ohje. Rebekah hatte sie total vergessen. Jetzt müsste sie sich erst einmal eine Geschichte einfallen lassen. Schließlich wusste keiner was zwischen Jayden und ihr war. Oder was nicht war.

Also erzählte sie ihr davon, wie sie sich mit einem Meermann gestritten hatte, welcher ihr nicht Platz gemacht hatte, woraufhin sie keine Luft mehr bekommen hatte und ihn dafür jetzt am liebsten aufschlitzen würde.
Rebekah kaufte ihr glücklicherweise die Lüge ab und fing an zu lachen, wie fett der Typ sein musste. Also machten sie sich einen Spaß daraus und Daphne konnte den Streit vergessen.

Am nächsten Morgen wurde die Post ausgeteilt. Noch immer kam keine Antwort von ihren Eltern zurück, woraufhin Daphne enttäuscht seufzte.  Wieso antworteten sie nicht? Was verschwiegen sie ihr?
Nachdem das Frühstück fertig war, lief Daphne mit gesunkenem Kopf durch die Gänge in  den Meerisch- Unterricht. Heute war Freitag und das waren ihre zwei ersten Stunden. Meerisch war eine Sprache. Sie lernten hier auf der Schule eine Sprache der Meermenschen. Man konnte sie sogar Unterwasser sprechen. Dazu lernten sie einiges über die Kultur der Meermenschen und Nymphen. Wie sie lebten und was sie für Algen benutzten und so weiter. In einer Stunde ging es um die Sprache, in der andern um eher Sachlichere Dinge oder Geschichte. Jedoch auch wie sie anderen Fischen und Wesen helfen konnten. Vor was sie sich in Acht nehmen mussten und all so ein Zeug.
Auf dem Weg in den Keller lief der Junge mit den Weißblonden Haaren ihr über den Weg. Als er sie sah, weiteten sich seine Augen.
„Hey du, Daphne!“, rief er und lief auf sie zu.
„Hey Tristan“, antwortete sie und lächelte ihn freundlich an.
„Du ich weiß, das muss verrückt klingen oder vielleicht habe ich mich auch nur geirrt, aber du meintest zu mir, dass du eine Nereide bist, richtig?“, fragte er sie. Woraufhin sie nickte. Ahnte er etwa etwas?
„Naja aber du bist in das Süßwasserbecken gesprungen, als du abgehauen bist“, sagte er. Daraufhin schluckte Daphne. Jetzt musste sie sich schleunigst eine Ausrede einfallen lassen. Shit.
„Ich ehm… habe das dann auch gemerkt“, lachte sie. Jedoch lachte sie ein wenig zu laut. „Ich kann zum Glück die Luft relativ lange anhalten und bin dann beim nächsten Becken aufgetaucht und in das Meerwasser gesprungen“, sagte sie und versuchte unschuldig zu grinsen. Tristan jedoch schien nicht wirklich recht davon überzeugt zu sein.
„Achso“, sagte er jedoch. Vielleicht hatte er ihr es ja dann doch noch abgekauft… Daphne hatte die Hoffnung. Sie musste nun echt mehr darauf achten, dass sie in das Salzwasser sprang, schließlich gingen die meisten davon aus, dass sie eine Nereide und eine halbe Sirene war. Zu mindest wussten dass auch nur die Leute die mit ihr Gesangsunterricht hatten.
„Wir haben zusammen Unterricht oder?“, fragte sie ihn dann auch und versuchte von dem Thema abzulenken.
„Ja, klar. Gleicher Jahrgang, gleiche Gruppe“, grinste er. „Aber ich verstehe die Sprache nicht so recht.“
„Wir sind ja auch erst in den ersten Wochen“, lachte Daphne. Anscheinend war Tristan nicht wirklich sprachlich begabt. Da hatte die Nymphe einen Vorteil. Sie konnte fließend Spanisch und Französisch. Was Sprachen anging war sie ein Naturtalent, weshalb ihr Meerisch auch recht einfach vorkam, abgesehen von der Aussprache und der Schrift.
„Dann kannst du mir sicherlich Nachhilfe geben, wenn du das so einfach jetzt schon findest“, lachte er und grinste sie an.
Er schien ihr sympathisch. Er wirkte so lieb und so hilfsbereit, als wäre er ein wirklich nur ein all zu guter Mensch. Oder eher gesagt Wesen.

Zusammen liefen die beiden Weißblonden in den Unterricht. Patrick war überrascht davon, dass sie nicht mehr so geknickt war wie am Anfang des Morgen; als Daphne ihm jedoch dann erzählte was passiert war, murmelten die beiden die ganze erste Schulstunde darüber. 

Kapitel 12

 

Liebes Tagebuch,

wir haben nun Dezember und bald sind Weihnachtsferien. Noch immer habe ich keine Nachricht von meinen Eltern bekommen. Um ehrlich zu sein bin ich ein wenig enttäuscht von ihnen. Irgendetwas stimmt nicht, also werde ich mich in den Ferien auf den Weg zu ihnen machen.
Rebekah ist jetzt mit ihren neuen Lover zusammen. Jeremy ist ganz nett, aber eher ein druchschnittlicher Junge. Keine besonderen Merkmale. Meiner Meinung nach würde zu ihr eher ein Junge passen, der sie ein wenig mehr fordert und ihr nicht nur in den Hintern kriecht.  Aber so lange sie glücklich sind, soll es mir egal sein.
Für Morgen habe ich mir vorgenommen Howard anzusprechen. Um ehrlich zu sein habe ich mich noch nicht getraut. Er jagt mir Angst ein.
Jayden und ich haben seit dem Vorfall kein Wort mehr miteinander gewechselt. Er ist ein totaler Idiot und ohne ihn ist alles viel einfacher. Wahrscheinlich hat er das eh mit mehreren Mädchen gemacht, also ist es besser wenn ich ihn ignoriere.
Ich habe jetzt noch eine Woche Schule und dann geht es nach Hause. Ich muss Mom und Dad so viel erzählen.

 

 



Sie klappte ihr Tagebuch zu und legte es mit dem Stift in die Schublade ihres Nachttisches. Sie lag noch auf ihrem Bett und seufzte innerlich leise. Es war Sonntagabend und sie war von ihren Gefühlen hin und her gerissen. Einerseits wollte sie nach Hause um ihre Eltern zu sehen, anderseits wollte sie hier bei ihren Freunden bleiben. Rebekah würde hier bleiben, genauso wie Patrick. Raphael hatte seinen Hunger überwunden und würde nach Hause gehen, genauso wie Tristan nach Hause gehen würde.
Die beiden Blondinen hatten sich angefreundet. Daphne lag mit ihrer Einschätzung von ihm richtig. Er konnte keiner Fliege etwas Böses antun und war eigentlich ein bewundernswerter Mensch.
Sie blickte an die dunkle Decke und schloss ihre Augen. Sie war noch nicht einmal müde, aber sie würde am liebsten schlafen und einfach an nichts mehr denken. Denken war anstrengend.  Sie hatte das Wochenende über eigentlich nichts gemacht außer Hausaufgaben.
Das Buch, welches sie sich damals ausgeliehen hatte, hatte sie unberührt wieder abgegeben. Sie war nicht dazu gekommen es zu lesen, was sie jedoch schade fand. Daphne hatte sich vorgenommen es sich auf jeden Fall durchzulesen.

Am nächsten Morgen standen die Mädchen wieder einmal früher auf. Rebekah sah aus, als hätte sie die Nacht über kein einziges Auge zugemacht.
„Alles okay bei dir?“, fragte Daphne besorgt und schlüpfte in ihren Rock. Er war ihrer Meinung nach noch ein Stück kleiner geworden.. aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
„Ja alles okay“, antwortete sie gähnend und rieb sich ihre Augen, unter welchen sich dicke Augenringe befanden.
„Wo warst du gestern Abend noch so spät?“, fragte Daphne und zog sich ihre Schuhe an.
„Bei Jeremy“, antwortete Rebekah und grinste leicht verschmolzen. 
Das hätte sich die Nymphe jedoch auch denken können. Rebekah war kaum noch mit ihr und Patrick unterwegs. Die meiste Zeit war sie bei ihrem Freund. Ein wenig vermisste sie sie schon, aber schließlich sahen sich die beiden jeden Morgen und Abend.
Patrick hielt von ihrem Freund nichts, er nannte Daphne jedoch auch keinen Grund weshalb er ihn nicht mochte.
„Was ist er überhaupt für ein Wesen?“, fragte die Nymphe sie und versuchte ihre welligen, schimmernden Haare zu richten.
„Ein Werwolf“, antwortete sie gelassen.
„Hast du etwa keine Angst, dass er sich vielleicht verwandeln könnte?“, fragte Daphne geschockt und blickte zufrieden in den Spiegel. Sie sah gut aus. Gut genug für einen Montagmorgen zu mindest und gut genug um Jayden zu zeigen, was er verpasste.
Okay… sie hatte ihn nicht vergessen. Aber für heute hatte sie sich schließlich vorgenommen Howard anzusprechen und da sie davon ausging, dass Jayden so oder so eifersüchtig war, machte es sicherlich nichts aus, wenn sie sich dafür ein wenig hübscher gemacht hatte.
„Nein eigentlich nicht. Er kann es recht gut kontrollieren. Anscheinend verwandelt er sich nur bei Vollmond unregelmäßig. Aber da sind ja eh alle Werwölfe in den Wäldern. Ansonsten hat er anscheinend kein Problem damit sich zu verwandeln“, antwortete sie. „Können wir los? Ich habe fürchterlich Hunger.“
„Klar“, gab Daphne nach. „Geh vor.“

Rebekah schwang sich ihre Tasche um die Schulter und sprang in das Meerwasserbecken. Daphne sprang ihr nach, nachdem sie tief Luft geholt hatte. Wenn sie mit Patrick oder Rebekah unterwegs war, reichte ihr einmal Luft holen, da sie sich bei  beiden meistens festhielt.
Rebekah reichte ihr ihre Hand, welche Daphne grinsend ergriff. So ging es nun mal viel schneller.
Nach einigen Sekunden waren sie auch schon aus dem Gemeinschaftsraum und waren auf dem Weg in das Erdgeschoss.
Plötzlich verspürte Daphne eine seltsame Veränderung. Ihre Lunge wurde enger und sie hatte das Gefühl zu ersticken. Sie zog ruckartig an Rebekahs Hand, welche mit aufgerissenen Augen die Nymphe anblickte. Daphne jedoch hatte keine Zeit sich selbst anzuschauen. Ihre Mitbewohnerin beschleunigte ihr Tempo und tauchte bei dem nächsten Becken auf.
Daphne konnte nun Luft schnappen und sie spürte, wie sich ihre Lunge wieder lockerte. Es war ein scheußliches Gefühl gewesen. Als würde sie gleich ersticken.
„Du hast dich zurückverwandelt!“, sagte Rebekah geschockt, woraufhin Daphne sofort aus dem Wasser sprang. Tatsächlich. Ihre Uniform war komplett nass.
Bisher hatte sie sich nie einfach so im Wasser zurückverwandelt. Sie war froh, dass sie mit Rebekah geschwommen war, sonst wäre sie wahrscheinlich sofort erstickt. Aber was sollte sie nun machen? Sie konnte schlecht mit nasser Kleidung in die Essenshalle.
„Geh schon mal vor“, murmelte Daphne. Sie wusste, dass Rebekah hunger hatte. Ihre Freundin blickte sie erst kurz besorgt an, als sie jedoch sah, dass es Daphne sonst gut ging, nickte sie und tauchte aus dem Klassenzimmer unter.
 Daphne seufzte leise. Wahrscheinlich waren jetzt all ihre Unterlagen durchnässt. Ihre Hausaufgaben, an welchen sie so lange gesessen war, waren sicherlich verschwommen und nicht mehr lesbar. Sie kramte in ihrer Tasche herum, bis sie die Blätter anschaute. Verwundert darüber, dass die Schrift erhalten war, packte sie ihre Sachen wieder ein und lief zurück in ihr Schlafzimmer.
Dort trocknete sie sich ab und zog sich die Ersatz-Uniform an. Diese sah genauso aus wie die normale. Sie war jedoch nur für den Notfall gedacht. Ihre nasse Uniform legte sie auf die Heizung zum Trocknen. Das würde schon funktionieren, dachte sie sich und lief wieder in Richtung der Essenshalle.



Viel Zeit hatte sie nicht gehabt. Deswegen hatte sie sich ihr Essen gerade so hinuntergeschlungen. Howard hatte sie bisher noch immer nicht ansprechen können, aber langsam wurde es Zeit, also nahm sie sich vor, ihn in der Pause anzusprechen. Sie wusste dank Raphael wo sie Unterricht hatten. Jetzt musste sie sich ja nur noch beeilen.
Der Unterricht verlief wieder einmal spannend, deshalb ging die Zeit auch schon so schnell vorbei und nun war der Unterricht des Tages fertig. Jetzt hatte sie ihre Freizeit.

Schnell sprang sie aus dem Klassenzimmer. Nach dem Vorfall am Morgen, traute sie sich nicht in das Wasserbecken zu gehen, sie hatte die Angst, dass sie sich wieder einfach so verwandeln würde. Vielleicht würde sie dann ersticken? Vielleicht würde sie keine Öffnung finden um Luft zu schnappen.. mit ihren Beinen war sie definitiv nicht so schnell wie eine Meerjungfrau mit deren Fischflosse.
Sie rannte also nun die Treppen hoch und erwischte die Gruppe Feuer gerade, wie sie aus dem Klassenzimmer kamen. Nun musste sie sich zusammenreisen. Sie hatte es sich vorgenommen. Sie durfte jetzt nicht kneifen. Es kamen erst ein paar Mädchen aus dem Klassenzimmer. Sie liefen zu viert nebeneinander und fingen an zu kichern, als sie aus dem Klassenzimmer heraus waren. Ihre Röcke sahen noch kürzer aus, wie bei Daphne. Und Daphne war ja schon der Meinung, das ihr Rock kurz war. Dann jedoch kam Raphael heraus. Sie lächelte ihn an und er grinste leicht zurück. Als sie jedoch die Person neben ihm sah, schluckte sie. Jayden. Er ignorierte sie, blickte sie nicht an, aber Daphne wusste dass er sie gesehen hatte. Er wirkte kalt und abweisend. Seine Gestik war steif und seine Augen wirkten ein wenig wütend. Seine Haltung war wie immer gerade und seine Haare saßen so perfekt unperfekt, dass Daphne sich wieder zu Raphael wenden musste, wenn sie ihn nicht weiter so offensichtlich anstarren wollte. Auch Raphael schien dies zu merken… zu mindest merkte er die Stimmungsschwankungen von seinem Mitbewohner.
Er sprach ihn aber nicht darauf an, winkte stattdessen Daphne noch zu und die beiden verschwanden um die Ecke. Daphne versuchte klare Gedanken zu bekommen. Sie würde sich jetzt nicht von Jayden ablenken lassen. Aber was wenn er recht gehabt hatte? Damit dass Howard sie nicht gerettet hatte.. er wirkte so überzeugend und wütend als sie ihn auf ihn angesprochen hatte.

Da war er auch schon. Seine Krawatte hang ihm locker um den Hals, als hätte er keine Lust auf sie gehabt. Unter seinen Augen lagen tiefe Augenringe, als hätte er nicht viel geschlafen, jedoch waren seine Augen wachsam und würden jeden abschrecken, der sich ihm in den Weg stellen würde.  Sein Haltung war aufrecht und seine Gesichtszüge… naja sie konnte man schlecht beschreiben. Sie wirkten ausdruckslos. Als würden nur seine Augen reden. Er jagte ihr Angst ein und sie war sich sicher, dass es nicht nur ihr ging. Es ging eine seltsame Aura von ihm aus. Etwas seltsam gruseliges. Aber sie musste ihn darauf ansprechen.
Sie wagte sich ein paar Schritte nach vorne. Er blieb stehen und blickte sie an. Seine Augen musterten die Nymphe. Dann blickte er in ihr Gesicht und ihr lief ein ekelhafter, gruseliger Schauer über den Rücken. Sie schluckte den Klos in ihrem Hals nach unten. Du musst jetzt stark sein, murmelte sie zu sich selbst in ihrem Inneren.
„Du verfolgst mich.“
Seine tiefe Stimme stellte ihre feinen Härchen auf dem Rücken auf. Sie klang so rau… so gefährlich und sie wusste nicht was sie sagen sollte.
„Ich … also ehm… ich wollte dich eigentlich nur etwas fragen“, stotterte sie. Ohje was war denn jetzt mit ihr los? So kannte sie sich gar nicht. Wo war die normale Daphne? Sie schluckte und packte ihren ganzen Mut zusammen.
Howard zog eine seiner breiten Augenbrauen skeptisch in die Luft, als würde er es nicht glauben, dass sie überhaupt auch nur eine Frage stellen könnte. Aber das konnte sie. Und wie sie das konnte. Sie lies sich doch nicht von einem Vampiren unterkriegen.
„Du hast ja sicherlich mitbekommen, dass ich angegriffen wurde am Anfang des Schuljahres“, fing Daphne an und klang dabei überrascht normal. Keine Angst mehr. Er war schließlich auch nur ein Mensch und er durfte ihr nichts anhaben.  Seine Miene veränderte sich. Er schien nicht mehr all zu hart zu sein.
„Habe es mitbekommen, ja“, antwortete er knapp und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Er war muskulös und groß.
„Naja… ich kenne dich zwar nicht aber du kommt mir irgendwie bekannt vor“, murmelte sie. „Ich dachte, dass du mich womöglich gerettet haben könntest.“

Und raus war es. Sie beobachtete ihn. Er schien zu überlegen. Aber über was? Vielleicht war er es ja und er wollte es nur nicht zugeben, weil er seinen Schein nicht auffallen lassen wollte.
„Ja um ehrlich zu sein war ich es. Ich wollte mich nicht melden, aber frag mich nicht warum“, antwortete er. Dabei fing er an recht schnell zu reden. Als wäre es ihm unangenehm. Eine Last fiel von Daphne. Sie hatten ihren Retter gefunden. Sie lief auf ihn zu, dabei blickte er die Nymphe ein wenig überrascht an. Sie schloss ihn kurz in die Arme und murmelte ein leises „Danke“.
So schlimm konnte er doch gar nicht sein. Jayden war einfach ein eifersüchtiger Lügner. Aber von ihr würde er keine Aufmerksamkeit mehr bekommen.
„Also ich würde mich ja gerne irgendwie bedanken… aber ich weiß nicht wie“, seufzte sie und trat ein paar Schritte nach hinten.
Er hatte ihre Umarmung nicht erwidert. Wahrscheinlich war er zu überrascht gewesen. Sie ging davon aus, dass er nicht oft umarmt wurde, weil sich wahrscheinlich zu viele vor ihm fürchteten.
„Schon gut“, antwortete er. Er sprach die ganze Zeit ein wenig monoton. Er zeigte ihr keine Gefühle. Er ließ nichts durch. Vielleicht war es ihm ja wirklich einfach nur unangenehm.

„Naja… trotzdem danke. Vielleicht können wir ja mal was zusammen machen. Oder wenn du Hilfe in einem Fach brauchst können wir ja zusammen lernen. Das mache ich mit Raphael manchmal“, sagte sie und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.
Nun schien er jedoch ein wenig überrascht zu sein. „Okay.“
„Gut.. dann melde ich mich, wenn ich Zeit habe. Tschüss“, verabschiedete sich die Nymphe und lief schnell wieder runter in den Gemeinschaftsraum des ersten Jahrgangs.
Dort saßen Patrick und Streber James vor einem Schachbrett, an einem der Tische. Daphne konnte von weitem Patrick sehen, wie kaum einer seiner Spieler noch auf dem Brett stand. James war also am gewinnen. Was ein Wunder, dachte sie sich. Da musste sie ihm also helfen. Und dann würde sie ihm die neuen Nachrichten überbringen.






Nun waren Ferien. Sie hatte sich entschieden bis nach Weihnachten nach Hause zu gehen und dann wieder hierher zu kommen.
Ihre Eltern jedoch hatten sich noch immer nicht gemeldet und nun machte sich Daphne Sorgen.  Es war der Tag, an welchem die Fahrer ihre Schüler wieder abholen sollten. Das hieß für die Nymphe also: Koffer packen.
Sie schnappte sich ihren pinken Koffer unter dem Bett und fing an ihre Kleidung einzupacken. Dabei kam ihr dann Rebekah zur Hilfe. Sie unterhielten sich eine Weile über die Ferien und darüber, dass sie ihr unbedingt schreiben musste, wenn sie zu Hause war und was sie zu Weihnachten bekommen würde.
Dabei fiel ihr auf, dass sie ihren Eltern und ihren Freunden noch gar nichts zu Weihnachten geschenkt hatte. Mist. Aber  vielleicht würde sie mit Dave ja noch einmal in das Shopping Zentrum gehen, wenn sie ihn nett darum bitte würde.

Zum Abschied umarmte sie Rebekah.
„Dir noch schöne Weihnachten“, sagte sie.
„Dir auch schöne Weihnachten“, antwortete Daphne und drückte ihre Freundin kurz. „Und stellt nichts an. Jeremy und du.“
Sie lachte leise und wackelte verschwörerisch mit ihren Augenbrauen. Sie trug heute ein rosafarbenes T-Shirt, mit der silber glitzernden Aufschrift Be sexy.
„Dann bis dann“, sagte sie und sie verließ das Schlafzimmer. Sie lief nun in den Gemeinschaftsraum um sich auch noch Patrick zu verabschieden.
Er seufzte, als er sie mit ihrem Koffer sah.
„Wie soll ich das nur alleine mit Ms Pink aushalten?“, seufzte er und meinte damit Rebekah.
„Pass einfach auf sie auf und kümmer dich darum dass Jeremy nichts mit ihr macht, was sie nicht will“, sagte sie und drückte ihren besten Freund.
„Soll ich jetzt Babysitter spielen?“, fragte er brummend und drückte sie ebenfalls.
„So in der Art“, lachte sie und die beiden ließen sich los.
„Dir viel Spaß zu Hause“, sagte er und wuschelte noch einmal durch ihre weißblonden Wellen.
„Dir viel Spaß hier“, grinste sie frech und lief aus dem Gemeinschaftsraum, aus dem Tor, den Gang entlang und die Treppen in das Erdgeschoss hoch. Dort sah sie Raphael mit seinem Koffer stehen. Die beiden grinsten sich an.

 


„Wie lange geht deine Fahrt?“, fragte er sie.
„Ein paar Stunden und deine?“, fragte sie ihn ebenfalls und gemeinsam liefen sie aus dem Gebäude heraus in Richtung der Wiese und am See vorbei.
„8 Stunden“, seufzte er und kratzte sich an seinem Kopf. „Aber ich bin froh, wenn ich zu Hause bin.“
Sie lächelte: „Wie alt sind deine Eltern?“
„Alt genug“, lachte er.  „70 müssten sie sein. Sehen jedoch aus wie 35.“
„Ich glaube ich könnte das nicht“, kicherte sie bei dem Gedanken daran. Glücklicherweise waren ihre Eltern nicht so.

Sie warteten vor dem Tor. Es würde sich nicht öffnen, so lange ihre Fahrer nicht da waren. Nach wenigen Minuten, standen hinter Daphne und Raphael noch weitere Schüler und Schülerinnen, welche nach Hause wollten. Darunter auch der rothaarige, welcher sie zur Direktorin gebracht hatte. Er lächelte die Nymphe kurz an, ehe er auf das Tor deutete. Anscheinend konnten sie nun durch…

Kapitel 13

Sie liefen durch das Tor. Es fühlte sich seltsam an die Schule zu verlassen. Hier war sie nun mehrere Monate und jetzt musste sie wieder nach Hause.
Sie blickte sich um und sah viele Autos. Ein rosafarbener BMW stach ihr in das Auge. Wer fuhr denn das Ding? Fragte sie sich und fing an zu laut zu lachen, als die Frau, welche einer Barbie glich, aus dem Auto kam und auf Raphael zulief, welcher so aussah, als würde er am liebsten im Boden versinken.
Sie lief auf den Vampiren zu und umarmte ihn: „Können wir los?“
Widerwillig verabschiedete er sich von Daphne und lief mit der Frau zu ihrem wirklich sehr auffallenden Auto.
Sie blickte sich um und brauchte einen kleinen Moment um den kleinen Smart zu finden, jedoch merkte erst kurze Zeit später, dass er die ganze Zeit vor ihrer Nase stand. Sie grinste, als Dave aus dem Wagen ausstieg. Der dachte sich wahrscheinlich auch, dass sie blind wäre. Er sah noch immer genauso aus wie vorher. Sein breites Lächeln empfang sie herzlichst und er hievte ihren Koffer in den Kofferraum. Das dieser schwer war wusste Daphne, deswegen ließ sie ihn auch den Koffer schleppen. Wahrscheinlich war er stärker als Daphne. Sie ging davon aus.

Auf der Fahrt nach Hause, fragte Dave sie über die Schule und ihre Freunde aus. Sie erzählte ihm, dass sie relativ am Anfang gleich angegriffen wurde von einem Vampiren, woraufhin er anfing zu knurren. Er erklärte ihr, dass sich Vampire und Werwölfe meistens nicht mochten. Aber nun gut, das war auch wieder ein anderes Thema.
Sie fragte den Mann ob sie noch einmal in dem Zentrum anhalten könnten, wegen Geschenken. Er schien eine Weile zu überlegen, jedoch stimmte er ihr dann zu und gab dabei zu, dass er für seine Frau auch noch kein Geschenk hatte.
„Was ist ihre Frau für ein Wesen?“, fragte die Nymphe neugierig und blickte auf die Straße. Es fing langsam an zu regnen. Kacke. Was sollte sie jetzt machen? Sie konnte nicht raus, ohne dass sie halbnackt vor der ganzen Menge stehen würde, nur mit zwei kleinen Stofffetzen bedeckt. Shit.
„Ebenfalls ein Werwolf. Aber ein harmloser“, lachte er und sah die Sorge in Daphne’s Gesicht. „Ich habe bestimmt noch einen Regenschirm im Kofferraum.“

Und tatsächlich, als er diesen öffnete, kam er mit einem schwarzen Regenschirm an und öffnete ihre Türe, ehe er den Wagen abschloss. Sie standen schon wieder in diesem „Ödland“, wie es Daphne so gerne nannte. Sie liefen auf den dunklen Baum zu und wieder drückte Dave suchen auf dem Baum herum. Kurze Zeit später erschien das Tor. Dieses Mal konnte es genauer mustern. Es war mit Baumästen verziert, darum sehr viele Blumen und Blätter. Die Äste sahen sehr alt aus, an den Enden waren sie spitz, verknoteten sich in der Mitte jedoch, damit das Tor auch standhielt. Es war wirklich schön, aber bevor sie auch nur weiterdenken könnte, schob Dave sie hindurch und nun standen sie wieder in dem Zentrum.
Dieses Mal war es seltsamerweise ein wenig voller. Jedoch liefen mehr Erwachsene herum, wie Jugendliche. Wahrscheinlich waren sie alle sehr knapp dran mit den Weihnachtsgeschenken.
Was sie Patrick kaufen würde, wusste sie schon. Sie liefen also wieder in den Schreibwarenhandelladen und sahen sich dort um. Kurze Zeit später, hatte Daphne auch schon das in der Hand was sie suchte: einen Hausaufgabenplaner. Patrick war davon total überwältigt und da er ebenfalls oft Hausaufgaben vergaß, beschloss sie, ihm dieses kleine Geschenk zu machen.
Nachdem sie in dem Laden fertig waren, liefen sie weiter. Sie liefen an einem Laden für Meerjungfrauen, Wassernymphen und Sirenen vorbei.
„Lass uns da rein gehen“, sagte sie und öffnete sie Glastür. Die Wänden in dem Laden waren Hellblau, die Regale weiß und im Großen und Ganzen wirkte es sehr gemütlich. Hier konnten sie Essen für Fische kaufen und Schmuck für die Schwanzflossen der Sirenen und Meerjungfrauen, ebenso wie Nagellack, welchen sie sich auftragen konnten, welcher immer wieder erschien, wenn sie sich verwandeln würde. Und da hatte sie auch schon eine Idee.
Sie kaufte Rebekah also einen rosafarbenen Nagellack und für ihre Schwanzflosse ein kleines Kettchen, an welchen kleine Herzen und Muscheln hängen. Die Verkäuferin hatte ihr erklärt, dass es an den unteren Bund des Fischschwanzes ging und wenn sie es loswerden wollte, müsste sie es einfach nur aufknipsen.
Jetzt bräuchte sie noch etwas für Raphael und womöglich auch noch für Tristan. Was könnte sie wohl einem Vampiren schenken. Abgesehen von Blut.
Eine Weile überlegten Dave und Daphne darüber nach, bis ihnen nichts weiteres einfiel, wie in den Shop zu gehen, in welchem sie Badekleidung fanden. Er hatte ihr mal erzählt, dass er keine Badehose hatte, da er nicht gerne baden ging. Also wurde es schleunigst Zeit, dachte sie sich und suchte sich eine schöne aus. Ob sie passen würde, wusste sie nicht, aber sie war sich relativ sicher, dass es stimmen würde. In dem Laden brauchte sie erst einmal eine Weile, da es wirklich viel zur Auswahl gab und sie sich einfach nicht entscheiden konnte. Am Ende hatte sie sich dann jedoch für eine dunkelgraue mit roten Bluttropfen darauf entschieden, einfach weil es passte.
Zufrieden verließ sie den Laden. Nun war Tristan dran.
Sie war sich auch hier wieder nicht sicher und viel Geld hatte sie nicht mehr. Sollte sie es dennoch ausgeben?
„Wir haben nicht mehr all zu lange Zeit“, unterbrach Dave ihren Gedanken und sie blinzelte einige Male. Okay… sie würde ihm nichts schenken. Das nächste Mal dann.  Eigentlich war es unfair, aber wahrscheinlich würde er ihr auch nichts schenken, also müsste sie sich kein schlechtes Gewissen machen lassen von ihrem Verstand.
„Dann lass uns gehen, Dave“, sagte sie und gemeinsam verließen sie wieder das Zentrum durch das Tor. Ihren Eltern würde sie nichts schenken, das war bei ihnen schon immer so.

Die beiden setzten sich wieder in den Smart und fuhren weiter zu ihr nach Hause. Mit viel Geplauder und Lachen kamen sie dann bei ihr zu Hause an.
Es herrschte eine seltsame Ruhe. Die Wolken am Himmeln zogen sich dicht zusammen, als würden sie etwas dahinter verstecken wollen. So wurde es dunkel. In ihrem Haus war kein einziges Licht an, jedoch stand ihr Auto vor der Tür. Das Auto von ihrem Dad und das Auto von ihrer Mutter. Beide waren wie immer ohne einen Kratzer und sauber. So war ihr Dad schon immer. Bei ihm musste alles sauber sein, er hasste Staub, Dreck und wenn etwas unordentlich war. Ihre Mutter und Daphne hingegen, gingen mit dem Thema ein wenig anders um. Um ehrlich zu sein war Daphne sehr unordentlich.

„Soll ich den Koffer reintragen?“, fragte Dave. Auch er schien ein seltsames Gefühl in seinem Magen zu haben. Er musterte ebenfalls ihr Haus kritisch. Der Vorgarten war nicht gemacht worden, Unkraut kam aus vielen Stellen heraus. Seltsam. Daphne’s Mutter sorgte sich immer so gut um den Vorgarten und den Garten hinter dem Haus.
Einiges an Post lag auf der Treppe, als hätten sie das Haus nicht verlassen seit mehreren Wochen. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sich die Nymphe sicher. Ihr Magen zog sich zusammen, als würde er sie vor etwas warnen wollen, ebenfalls in ihrem Hals bildete sich ein Klos.

„Nein, lass den Koffer bitte noch drin“, murmelte Daphne in ihren Gedanken und stieg aus dem Auto. Sie zog aus ihrer Handtasche ihren Schlüssel und lief durch den seltsam, verwüsteten Vorgarten an die Haustüre. 
Sie schluckte, als sie sah, dass die Haustüre offen stand. Okay, jetzt keine Panik, vielleicht haben sie einfach vergessen die Tür zu schließe, versuchte sie sich zu beruhigen, bis ihr auffiel, dass das nicht die Art ihrer Eltern war. Sie vergaßen nicht einfach mal die Türe abzuschließen. Nie.
Das ungute Gefühl verbreitete sich in ihrem Körper. Langsam öffnete sie die Haustüre. Es kam ihr vor wie in einem dieser Horrorfilme, nur dass das Quietschen der Tür fehlte. Langsam trat sie in den Flur. Es war dunkel, unordentlich und staubig.
„Mom? Dad?“, rief sie durch das Haus.


Stille.


Plötzlich berührte sie etwas an ihrem Rücken und sie zuckte schreiend zusammen. Jedoch stand nur Dave hinter ihr. Auch er wirkte sichtlich nervös. Daphne packte die Panik, er jedoch nahm ihre Arme, sah sie durchdringend an und befahl ihr, sich wieder in den Wagen zu setzen. Er würde sich das Haus anschauen.
Daphne war jedoch auch nur in der Lage zu Nicken. Eigentlich würde sie keinen einfach so in ihr Haus lassen, weshalb auch immer vertraute sie ihm jedoch. Also lief sie langsam mit einem sehr ungutem Gefühl im Magen zum Smart und setzte sich auf das Polster.
Ihre Hände waren kalt, sie fror. Noch nie hatte sie solch eine Panik. Was war dort los? Vielleicht war ihnen ja etwas passiert und sie hatten sich deswegen nicht bei ihr gemeldet. Sie schluckte. Nein. Das konnte nicht sein… Dafür gab es doch keinen Grund! Wahrscheinlich sind sie einfach nur in Urlaub gefahren für kurze Zeit…

Neben ihr schlug plötzlich Dave die Tür zu. Er war blass. Ungesund blass. Bevor sie jedoch auch nur den Mund aufmachen konnte, hatte er den Motor angeschaltet und fuhr los.
Daphne war nicht fähig zu reden. Sie konnte es sich denken. Aber nein… sie wollte es nicht wahrhaben. Er sah so verstört aus…wollte sie es wissen? Nein. Doch.

Die Hälfte der Fahrt über sprachen sie kein Wort miteinander.
Das konnte nicht stimmen.
Das war nicht war.

Daphne redete sich ein, dass alles in Ordnung wäre.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie ihn leise.
„Zur Schule“, sprach er leise. Seine Augen waren angespannt, ebenfalls sein Körper. Er war ängstlich, wirkte jedoch sehr stark dabei.
„Was ist mit meinen-“
Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, schluckte sie. Nein. Nein nein nein! NEIN DAS KONNTE NICHT SEIN. Eine Träne lief ihr über die Augen. Sie waren tot?!
„Ermordet“, flüsterte er und schluckte.
Daphne war total überfordert. Sie konnte es nicht glauben. Ihre Eltern sie … sie waren einfach weg. Tot. Nein! NEIN DAS GING NICHT! Keiner hatte einen Grund gehabt ihre Eltern zu töten. Sie hatten nie jemandem etwas getan.
Sie schluckte. Sie war eine Waise. Sie hatte keine Familie mehr. Ihre Eltern waren tot… und mehr hatte sie nie gehabt.
Tränen liefen ihr über die Wange. Ihr Herz zerriss und sie schien in ein ewig tiefes Loch zu fallen.


Den Rest der Autofahrt hatte sie nicht weiter mitbekommen. Sie hatte aus dem Fenster geschaut… jedoch hatte sie nichts wahrgenommen. Sie war in ihren Gedanken versunken aber sie realisierte es nicht. Sie konnte nicht. Ihr Körper und ihr Verstand wehrten sich dagegen.
Sie redete sich ein, dass ihre Eltern noch lebten. Das all das nur ein schlechter Scherz war und dass sie einfach wieder aufwachen würde. Es war nur ein Traum.

„Wir sind da“, hörte sie Dave neben sich sagen. Es war ihr jedoch gleichgültig. Was sollte es? Jetzt würde sie ihre Eltern nie wieder sehen… egal ob hier auf einem Internat oder irgendwo anders. Sie war jetzt alleine. Sie hatte keine Familie mehr. Sie würde nie wieder mit ihrer Familie Weihnachten feiern können, ihren Geburtstag oder andere Feiern. Sie würde nie wieder in ihrem Bett aufwachen, würde nie wieder ihre Mutter in der Küche sehen und ihren Vater morgens beim Zeitung Lesen. Wieder kullerte eine Träne über ihre Wange.
Dave war schon aus dem Auto ausgestiegen. Er hatte ihren rosafarbenen Koffer aus dem Kofferraum geholt. Aber wen interessierte es schon?
Sie stieg aus dem Wagen aus und nahm sich den Koffer. Sie lief durch das noch offene Tor und stand wieder auf der Wiese. Neben ihr war dort Dave. Als sie im Gebäude waren, sagte er, dass er zur Direktorin gehen würde. Also sagte sie noch kurzgebunden Tschüss und lief mit schweren Füßen in Richtung ihres Gemeinschaftsraums. Sie wollte jetzt alleine sein. Sie wollte von keinem angesprochen werden oder auch nur angefasst werden. Alleine sein.  Sie verspürte eine tiefe Müdigkeit. Sie wollte schlafen.


Als sie mit leerem Blick in den Gemeinschaftraum kam, nahm sie Patrick wahr. Er war von der Couch aufgestanden und auf sie zugelaufen. Dass er verwirrt war, war ihr egal. Ihr war nun alles egal.
„Daphne, was ist los?“, fragte er und klang dabei besorgt.
Sie blickte ihn nur an, kaum fähig auch nur ein wenig Emotionen zu zeigen. Das durfte sie nicht zulassen. Sie würde es keinem sagen, mit keinem darüber reden… es ging keinen etwas an.
Sie war ebenso nicht fähig zu sprechen. Was wäre wenn sie weinen würde?
Nein.

In dem Moment wurde ihr schwindelig. Es war ihr gleichgültig. Als ihr schwarz vor Augen wurde, wartete sie noch auf einen Aufprall. Vergebens.




…oo0oo…


 Etwas Unverständliches schlich in ihre Ohren. Anfangs war es nur ein Rauschen, dann wurde es deutlicher, und sie konnte Patrick, Raphael und Rebekah neben sich hören.
„Sie ist wach“, sprach Raphael. Woher wusste er das?
„Woher willst du das wissen? Ihre Augen sind noch zu“, fuhr Rebekah den Vampiren an. Sie konnte sein Schnaupen daraufhin hören.
Langsam blinzelte Daphne. Grelles Licht drang ihr entgegen. Sie musste einige Male blinzeln, bis sie realisiert hatte, dass sie in dem Krankenzimmer lag. Wieder einmal.
Sie blickte sich langsam um. Ihr Kopf dröhnte, als hätte man ihr eine verpasst. Das war jedoch nicht der Fall… sie war umgekippt?
Daphne versuchte sich ein wenig daran zu erinnern. Sie war im Gemeinschaftsraum. Dort war Patrick. Und dann war da noch …
Sie erinnerte sich wieder.
„Oh mein Gott, sie ist wach!“, unterbrach Rebekah ihre Gedanken. Die Blondine blickte sie total nervös an.
„Hab ich doch gesagt“, murmelte Raphael, welchen sie im Schatten des Raumes erkennen konnte. Er konnte noch immer nicht in die Sonne. Aber Daphne konnte sein besorgtes Lächeln auf seinen Lippen sehen.
„Wie geht es dir?“, fragte sie ihre beste Freundin. Sie fummelte ihr in ihrem Gesicht herum und drückte sie plötzlich. „Wir haben uns so Sorgen um dich gemacht.“
Daphne war noch immer nicht fähig zu sprechen. Sie wollte jedoch auch nicht reden. Sie wollte einfach weiter schlafen. Sie wollte all das vergessen. Sie hatte es zwar nicht gesehen… aber sie wusste was geschehen war.

Kurze Zeit später schickte die Krankenschwester ihre Freunde aus dem Zimmer, wobei sie Raphael jedoch mit einer schwarzen Decke half, damit er nicht in der Sonne anfing zu brennen.
Als sie nun alleine in dem Zimmer war holte Daphne tief Luft. Die Krankenschwester lächelte sie besorgt an und sagte: „Sie können gehen, wenn sie sich wohl fühlen, aber ich würde ihnen raten die Nacht noch hier zu verbringen. Dann bin ich nämlich da, falls ihnen etwas zustoßen sollte.“
Daphne nickte. Sie wollte einfach nur Ruhe. Keinen um sich herum. Sie musste es verdauen. Aber konnte sie es überhaupt? Es waren schließlich ihre Eltern.. sie hatte alles mit ihnen gemacht. Sie waren jeden Sonntag gemeinsam Essen gewesen, an Weihnachten und anderen Festtagen ebenfalls. Genauso half ihre Mutter ihr damals immer bei den Hausaufgaben. Nun waren sie nicht mehr da. Sie würden nie wieder bei ihr sein, sie würden sie nie wieder in den Arm nehmen, sie trösten, sie ärgern oder zum Lachen bringen, zu nerven mit der Wäsche oder dem Haushalt. Das war alles nicht mehr. Es war, als hätte sich alles in Luft aufgelöst. Tränen kullerten ihre Wange hinunter, ihr Magen und Hals zog sich zusammen.

 

 

Sie wollte sterben.

Kapitel 14

 

Liebes Tagebuch,
langsam glaube ich, dass ich besser damit zurecht komme. Es ist nun ein Monat vergangen. Weihnachten war nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Eigentlich habe ich es alleine verbracht. Patrick und die anderen haben ihre Geschenke zwar bekommen und ich auch welche von ihnen, aber ich wollte einfach alleine sein. Ich denke nun ist es an der Zeit wieder raus zu gehen… Schule habe ich eh nur zur Hälfte mitbekommen und jetzt sind auch schon bald die Prüfungen und ich muss noch einiges nachholen.
Wünsch mir Glück.

Sie packte ihr Tragebuch weg und atmete tief ein. Rebekah und die anderen Schüler, waren in ihrem Unterricht. Es war Mittwoch und die erste Stunde hatte gerade begonnen. Sie hatte ihrer besten Freundin gesagt, dass sie im Zimmer bleiben würde, weil es ihr noch immer nicht gut ginge, aber nun würde sie es wieder versuchen. Versuchen die alte Daphne zu werden.
Über den Monat hin hatte sie versucht sich einige Male umzubringen. Ihre Handgelenke waren aufgeschlitzt, jedoch waren die Narben nicht mehr all zu sichtbar. Dann hatte sie versucht von einem der Türme zu springen, dort hatte sie jedoch dann ein Schüler gerettet oder besser gesagt, davon abgehalten. Seitdem wurde sehr auf die Nymphe geachtet aber sie würde nun wieder die Alte werden.

Daphne zog sich ihre Schuluniform an und musterte sich noch einmal im Spiegel, bevor sie losging. Sie hatte einiges in dem Monat abgenommen, selbst ihr Hintern war nun ein kleinwenig kleiner als zuvor. Ihre Haut wirkte nicht mehr ganz so braun und ihre weißen Haare stumpf. Unter ihren Augen lagen fette Augenringe, aber mit all dem hatte sie sich abgefunden.
Sie wollte so jedoch nicht wieder unter die Schüler, weshalb sie in ihrem Koffer ihr Make-Up-Kästchen hervorholte. Eigentlich nutzte sie es nicht, da sie nichts von viel Make-Up hielt. Es war ihr Notfallkästchen und das hier war ein Notfall.
Daphne klatschte sich nun einiges an Puder in ihr Gesicht, um nicht all zu blass auszuschauen. Ihre Augenringe wirkten durch den Eyeliner nun nicht mehr so extrem und dadurch kamen ihre Augen sehr gut zum Vorschein. Nun noch ein wenig Wimperntusche und sie war fertig.

Sie packte ihre Schultasche und lief hoch in den 3. Stock. Die Gänge waren leer, kein Schüler befand sich außerhalb des Unterrichts, abgesehen von denen, welche im Krankenzimmer lagen oder eine Freistunde hatten. Jedoch hatten die meisten Schüler Mittwochs keine Freistunde. Die Treppen zu steigen, kam Daphne seltsam anstrengend vor. Als sie jedoch oben vor der Türe des Klassenzimmers stand zögerte sie einen Moment.

Sie klopfte.

Eine kurze Zeit lang passierte nichts, dann jedoch öffnete sich die Türe und ihr Kräftelehrer Professor Hanning stand vor ihr. Eine kurze Weile blickte er die Nymphe an, bis er ein leichtes, mitleidiges Lächeln auf seine Lippen legte und sie in das Klassenzimmer hineinließ.
Dort standen einige Schüler in kleineren Gruppen und blickten die Nymphe an. Rebekah, Patrick und Tristan winkten ihr zu. Sie zögerte einen Moment, bis sie sich auf den Weg zu ihren Freunden begab und sie leicht anlächelte.
„Notfall Koffer?“, fragte Rebekah, welche ihre beste Freundin musterte.
„Musste sein“, nuschelte Daphne als Antwort und blickte auf den Boden. Sie hatte lange Zeit nicht mehr was mit ihren Freunden gemacht, weshalb ihr die Situation auch sehr unangenehm war.
„Nun fangen wir an mit dem, was wir gelernt haben. Alle setzen sich zuerst in das Becken, in welches er gehört. Jetzt“, sprach er.

Und wie er befahl, setzten sich alle Schüler in die zwei großen Becken. Daphne setzte sich zu ihren Freunden in das Salzwasserbecken. Kaum waren die Schüler im Wasser, verwandelten sie sich auch schon. Die Jungs hatten alle Fischschwänze. Noch immer war sie davon verwundert, dass Tristans Schwanzflosse türkis war und die der anderen Meerjungfrauen golden. Wenige der Jungs hatten noch ihre normalen Beine im Salzwasser. Diese waren wahrscheinlich männliche Nereiden. Sie trugen eine Art Hose, welche ein wenig türkis aussahen. Sie hatten eine Tätowierung am Hals und sahen dadurch recht gefährlich aus. Auf der Seite der Najaden, befanden sich natürlich auch Meermänner und Meerjungfrauen. Die weiblichen Najaden hatten alle diese weißen Stofffetzen um und soweit Daphne es sehen konnte, gab es auch männliche Najaden, welche ebenfalls eine Art Badehose trugen, welche jedoch weiß waren und ihre Tätowierung war nicht am Hals sondern von der Schulter zu ihrer Brust.

„Nun gut. Die Meermänner bekommen nun von mir alle einen Stab. Dieser ist noch nicht so mächtig wie ein Dreizack, aber es ist ein Anfang. Die Meerjungfrauen, Najaden und Nereiden nutzen ihren Körper“, sprach er und gab jedem der Meermänner eine Art silbernen Stock.
 Nachdem er diese ausgeteilt hatte, befahl er seinen restlichen Schülern sich an den Rand im Becken zu setzen.
Nun schwammen also die Meermänner in der Mitte des Beckens und Professor nahm sich ebenfalls einen Stock in die Hand: „Wir erzeugen nun eine kleine Welle. Euren Stab bewegt ihr in die Richtung, in welcher ihr die Welle erzeugen wollt. Schließt nun eure Augen, atmet tief ein und stellt sie euch vor. Stellt euch vor, welche Macht ihr habt, wie ihr diese Welle formt, wie ihr das Wasser verändert. Spürt eure Macht.“
Er machte es vor. Er sprang in das Salzwasserbecken mit dem Stab, schloss seine Augen und atmete tief ein und aus. Seinen Stab drückte er im Wasser von sich weg und keine zwei Sekunden später, entstand eine große Welle.
„Fangt an“, sagte er und zog sich wieder aus dem Becken. Sein Fischschwanz war ebenfalls gold.
„Er hat doch sicherlich einen Dreizack, oder?“, fragte Rebekah sie, welche ihren Professor begutachtete. Er hatte einen recht guten Körper.
„Bestimmt“, sagte Daphne und wendete ihren Blick wieder ab.
„Soll ich ihn fragen?“, fragte Rebekah wieder, woraufhin die Nymphe ihren Kopf schüttelte. Das wäre doch sicherlich nur peinlich.

Eine ganze Weile beobachteten sie die Jungs dabei, wie sie versuchten eine Welle zu erzeugen. Bei den Meisten passierte nichts. Patrick jedoch hatte es geschafft eine winzig kleine Welle zu erzeugen und danach hatte es auch Tristan geschafft und selbst James.
„Es ist nicht schlimm, wenn ihr es noch nicht hinbekommt. Es erfordert Geduld“, sprach der Professor. „Aber fangen wir nun mit den Meerjungfrauen an. Jungs, macht ihnen mal Platz.“
Die Jungs schwammen alle wieder zu dem Rand und Rebekah und die anderen Meerjungfrauen in die Mitte. Patrick grinste die Nymphe stolz an, woraufhin sie ihm Fünf gab.
„Das habe ich vermisst“, grinste er und drückte die Nymphe einen Moment lang an sich. Sie lächelte kurz. Und sie versuchte nicht zu weinen.  Sie blickte an ihr goldenes Armband, welches sie damals am Seegrund gefunden hatte und grinste leicht bei der Erinnerung. Sie trug dieses Armband immer. Sie wusste zwar nicht weshalb, aber sie trug es immer. Es gefiel ihr, es erinnerte sie daran, wie sie sich zum ersten Mal verwandelt hatte.

„Nun gut, Mädchen. Ihr versucht ebenfalls eine Well zu erzeugen. Dafür taucht ihr jedoch unter. Ihr nehmt beide eurer Hände und versucht von unten hoch an die Wasseroberfläche zu drücken. Sammelt eure Kraft, denkt daran, dass ihr eine gigantische Welle erzeugen wollt. Stellt sie euch vor und drückt eure Kräfte aus euch heraus“, erklärte er es den Mädchen. Es dauerte einen kurzen Moment bis alle unten waren, dann jedoch geschah erst einmal eine Weile nichts. Zwischendurch tauchten manche immer wieder einmal auf um Luft zu schnappen, bis eine kleine Welle entstand. Sie war nicht von Rebekah, was sie auch furchtbar ärgerte. Als sie jedoch dann wieder untertauchte und anscheinend so wütend auf sich selbst war, hatte sie es geschafft eine Welle zu erzeugen. Diese war sogar größer wie die, der anderen.
„Sehr gut“, lobte der Professor sie, woraufhin sie stolz grinste.
Die Meerjungfrauen setzten sich nun auch wieder an den Rand.
„Starke Emotionen machen euch das Verwenden eurer Kräfte leichter. Es kann sie jedoch auch schwerer machen, denn um so emotionaler ihr seid, desto weniger Kontrolle habt ihr über eure Kraft. Versucht euch also und eure Kraft zu kontrollieren“, sagte er. „Nun die Nymphen in die Mitte. Bei euch Nereiden und Najaden ist alles gleich. Ihr versucht ebenfalls eine Welle zu erzeugen, jedoch müsst ihr dafür nicht einmal hinuntertauchen.“
Er ballte seine Hand zu einer Faust zusammen und streckte schnell seine Finger wieder. „Diese Bewegung macht ihr. Der Vorteil an Nymphen ist, dass sie nicht nur etwas erschaffen können, sondern dass sie es auch lenken und kontrollieren können. Sagen wir, es schafft einer von euch eine Welle. Nun, dann könnt ihr auch bestimmten wie sie sich bewegt. Dafür braucht ihr nur euer Handgelenk zu bewegen.“
Er machte es einmal vor und grinste die Nereiden und Najaden an. „Ach ja und seid darauf fixiert was ihr macht. Sammelt eure Kraft und bildet aus einem der Wassertropfen in diesem Becken eine Welle.“

Daphne schwamm ein wenig vor in die Mitte, wie die anderen Nereiden und räusperte sich. Sie war nervös. Würde sie es nicht schaffen, wäre sie die Einzige von ihren Freunden, welche es nicht geschafft hatte.
Sie ballte ihre rechte Hand zu einer Faust zusammen und öffnete diese schnell wieder.
Nichts.
Sie versuchte es wieder. Faust, ausgestreckte Finger. Nichts. Und wieder versuchte sie es, vergeblich. Sie war wütend. Wütend auf sich selbst, es kratzte an ihrem Ego. 

Daphne atmete einmal tief ein und aus und ballte ihre Hand zu einer Faust. In dem Moment war sie so sehr von all ihren Gefühlen überschütten und all der Wut auf sich selbst, dass sie sowohl ihre Emotionen, als auch ihre Kraft in ihrer Hand spürte. Sie bitzelte, und als sie ihre Hand schnell und wollend wieder öffnete, stellte sie sich ihre Welle vor. Tatsächlich formte sich plötzlich aus dem Wasser vor ihr eine Wölbung. Sie hob ihr Handgelenk ein wenig und die Wölbung wurde größer. Sie drehte erstaunt ein wenig ihr Handgelenk und das Wasser begann sich zu verformen.
„Respekt“, hörte sie plötzlich Professor Hanning, welche in die Hand klatschte. Sie ließ vor lauter Schock ihr Handgelenk locker und das Wasser klatschte wieder zurück in ihr Becken. Erst jetzt merkte sie, dass all die Blicke der Schüler auf ihr lagen. Sie wurde rot. Es war ihr peinlich, weshalb sie ein wenig in das Wasser blickte.

„So sollte es dann auch aussehen!“




„Das war einfach WOW! Fantastisch. Das ist so krass und einfach so unglaublich cool. Du warst die Beste von uns allen, Daphne“, sagte Rebekah begeistert in einer viel zu hohen Tonlage. Sie wurde rot.
„Sie hat Recht, es war WOW“, stimmte Patrick ihr zu und klopfte der Nymphe auf die Schulter.
„Jetzt übertreibt nicht“, seufzte Daphne und machte sich mit den beiden auf den Weg zur Essenshalle.

Sie hatten nun Mittagspause und obwohl Daphne keinen Hunger verspürte, wurde sie von Rebekah und Patrick gezwungen etwas zu essen.
„Leute ich habe wirklich keinen Hunger!“, beschwerte sie sich, als ihre beste Freundin sie einfach an der Hand packte und in die Essenshalle zog.
„Hör auf zu nörgeln!“, beschwerte sich nun Rebekah und drehte ihre Augen, ehe sie die Nymphe auf ihren Platz zwang.

Gezwungen aß Daphne nun also ein bisschen Fisch und ein paar Kartoffeln. Hunger hatte sie immer noch keinen, aber die beiden ließen nun einmal nicht locker, wenn sie nichts essen würde.
„Hör auf dich immer zu beschweren“, hörte sie nun Patrick zu Rebekah sagen. Daphne wusste zwar nicht über was sich die beiden nun schon wieder zankten, jedoch sah sie darin die Möglichkeit einfach so zu verschwinden.
Als die Beiden so sehr in ihrer Diskussion vertieft waren, stand Daphne langsam auf und verschwand schnell aus der Essenshalle. Sie hatten in einer Viertelstunde Unterricht und sie musste eh noch ihre anderen Bücher holen.

Nachdem sie aus der Halle war, knallte sie plötzlich in jemanden hinein. Sie wartete auf den Aufprall, jedoch kam dieser nicht und stattdessen spürte sie eine Hand auf ihrem Rücken. Als sie ihre zusammengekniffenen Augen langsam öffnete, sah sie in Jaydens Augen. Er blickte die Nymphe besorgt an und half ihr, sich wieder richtig hinzustellen.
„Hey“, murmelte er.
„Auch hey“, sagte Daphne kalt. Sie war noch immer sauer auf ihn… zwar wusste sie nicht einmal mehr weshalb, aber sie wusste, dass sie sauer auf ihn war und das reichte schon als Überzeugung.
„Ich habe das von deinen Eltern gehört“, sagte er leise und blickte die Nymphe mitleidig an. In dem Moment spürte Daphne jedoch nichts mehr. Keine Emotion.

„Ich wüsste nicht, was es dich angeht“, sagte sie kalt und blickte ihm dabei tief in die Augen. Daraufhin zog er verwundert seine Augenbrauen hoch, als könnte er es nicht glauben, dass sie so mit ihm sprach, wenn es um das Thema ging. Jedoch fasste er sich schnell wieder und sagte: „Hör zu… das mit Letztens tut mir sogar ein wenig leid ich –“
„Spar es dir. Ich will weder dein künstliches Mitleid noch sonst etwas. Du bist ein Arschloch, welches der Meinung ist alles machen zu können was er will und mit wem er will. Meinetwegen mach das. Aber nicht mit mir. Und damit ist das Gespräch beendet“, unterbrach sie ihn, blickte ihn ein letztes Mal an und drehte sich auch schon wieder von ihm weg.
„Hier.“
Sie drehte sich um.
„Falls du dich um entscheiden solltest, ein paar Freunde und ich haben die Erlaubnis bekommen eine kleine Party bei uns im Gemeinschaftsraum feiern zu dürfen.  Musik und naja Masken. Soll ja ein wenig spannend bleiben. Alkohol werden wir auch noch irgendwie besorgen“, sagte er und drückte ihr eine Art Flyer in die Hand.

„Bye.“

Kapitel 15

 
Die Tage vergingen und Daphne hatte es endlich wieder geschafft sich langsam zu integrieren, zwar wurde sie noch von vielen Leuten mitleidig angeschaut, aber sie versuchte diese Blicke zu ignorieren.  Es war ihr eigenes Problem, sie konnte nicht verstehen, warum andere Schüler oder Lehrer versuchten, ihr zu zeigen, dass es ihnen leid tat. Sie kannten ihre Eltern schließlich nicht.
Heute hatte Daphne ein Gespräch mit der Direktorin. Sie vermutete stark, dass es darum ging, wo sie nun in den Sommerferien leben würde. Sie hatte sich schon einige Gedanken ausgemalt, wohin zu kommen würde. Zum Beispiel in eine Heim, in eine Pflegefamilie oder  einfach bei einem ihrer Lehrer. Okay… Letzteres musste sie zugeben, war ziemlich unwahrscheinlich.

Es war Freitag Abend und sie machte sich auf den Weg hoch in das Büro der Schulleiterin. Noch immer wusste sie nicht ganz, was sie von ihr halten sollte.
Wieder und wieder traf sie auf den Treppen Schüler, welche anfingen über sie zu reden, als sie an ihnen vorbeilief. Sicherlich war es ihr unangenehm und langsam machte sie es auch ein wenig aggressiv. Hatten die Leute denn wirklich nichts besseres zu tun?
Das konnte sie sich nicht vorstellen, da jeder auf dieser Schule etwas zu tun hatte. Außer es war Wochenende und man hatte seine Hausaufgaben schon fertig.

Oben angekommen klopfte Daphne zaghaft an der Tür. Ein Herein ertönte von innen. Langsam betrat die Nymphe das Büro. Noch immer sah es aus wie am Anfang des Schuljahres. Aber etwas in diesem Raum fühlte sich ein wenig seltsam an. Daphne konnte nicht einschätzen um was es sich handelte, vielleicht war sie auch einfach nur nervös. Wieder traten diese Horrorgedanken in ihrem Kopf auf. Weisenheim. Pflegefamilie.
„Guten Abend, Daphne. Komm ruhig rein“, begrüßte sie die Schülerin. Als sie langsam in das Büro eintrat, blickte sie sich erneut um.
„Guten Abend“, begrüßte nun auch Daphne ihre Direktorin, daraufhin fing diese an zu lächeln. Nachdem sie sich auf den Stuhl setzte, auf welchem sie auch schon saß, als sie hier den Zettel ausfüllen musste, an ihrem ersten Tag hier, blickte sie in die Augen der Direktorin.
Diese lächelte die Nymphe an und fing an zu reden: „Du fragst dich sicherlich, weshalb ich dich hergebeten habe und wahrscheinlich hast du dir auch schon darüber Gedanken gemacht. Ich möchte jetzt auch nicht um den heißen Brei herumreden, sondern gleich auf den Punkt kommen. Wir wissen beide, dass es nun eine schwierige Zeit für dich ist, aber wir müssen dir dein Leben anscheinend leider noch ein wenig schwieriger machen. Oder eher gesagt, komplizierter.“
Daphne zog ihre Augenbrauen in die Höhe. Was meinte sie damit? Total verwirrt lehnte sich die Schülerin nach hinten an den Stuhl und hörte aufmerksam zu: „Ich weiß um ehrlich zu sein nicht wie ich anfangen soll… Es ist so, deine … Eltern wurden von einem gesuchten Mörder umgebracht. Sein Name ist Hector Smith, jedoch ist er bekannt als James Koden.  Es war ein Fehler von ihm, dass er deine Eltern umgebracht hat, denn er wollte nicht sie umbringen, sondern deine wahren Eltern, Daphne. Wir haben viel recherchiert und ich habe auch mit dem Ministerium gesprochen. Nach Hector wird überall gesucht, keine Sorge.“
Während die Direktorin Luft holte, war Daphne’s verschwunden. Was meinte sie mit ihren wahren Eltern. Das waren schließlich ihre wahren Eltern, welche der Mörder umgemacht hat! In ihrem Kopf herrschte ein Knoten aus Fragen und Argumenten, welche sie ihrer Schulleiterin an den Kopf werfen wollte.
Die Direktorin schien dies zu bemerken. Eine Weile beobachtete sie die Nymphe bis sie leise anfing zu erklären: „Hast du dich nie gefragt, warum deine Eltern nie von hier gesprochen haben? Sie haben sich doch benommen wie normale Menschen, aber dennoch meinten sie, dass sie hier waren und ich kann dir die Frage beantworten warum. Du bist nicht bei deinen Eltern aufgewachsen, sondern bei deiner Tante und deinem Onkel-“
„Nein!“, fuhr Daphne sie an. In diesem Moment war es ihr auch nicht peinlich, aber sie konnte doch jetzt nicht einfach damit kommen, dass ihr Leben nur eine Lüge war!
„Daphne –“
„Das können Sie nicht sagen! Sie kannten sie nicht. Ja, es mag sein, dass meine Eltern nie darüber gesprochen haben, aber was beweist das? Ich habe keine Verwandte! Meine Mutter hat ihre Schwester verloren damals, dass hat sie mir erzählt und von der Seite meines Dads ist auch keiner mehr übrig. Behaupten Sie also nicht, dass sie nicht meine Eltern waren“, verteidigte sie sich.
Daphne blickte sie voller Wut an, und die Direktorin seufzte leise, ehe sie sagte: „Kommt rein.“

Verwirrt blickte Daphne über ihre Schulter nach Hinten und beobachtete, dass sich die Tür öffnete.
Drei Leute betraten den Raum. Darunter konnte sie Tristan erkennen, welcher ebenfalls überrascht Daphne anschaute. Die Frau vor ihm, war anscheinend seine Mutter. Sie hatte die gleiche Haarfarbe wie er und graue Augen. Sie musste um die 40 Jahre alt sein und war bildschön. Der Mann neben ihr war ein wenig größer als sein Sohn und hatte eher helleres braunes Haar. Er wirkte recht gelassen, was seine Kleidung auch ausmachte, da er einfach nur eine lockere Jeans trug und ein Shirt.
Wieso kamen diese Leute jetzt zu diesem Gespräch?, fragte sich Daphne und wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte. Die Frau hatte dickere Augenringe unter ihren Augen und als sie  Daphne sah weiteten sich ihre grauen Augen. Sie ergriff die Hand ihres Mannes und starrte die Nymphe weiterhin an, als wäre sie ein Geist.
„Mom? Dad? Was geht hier vor sich?“, fragte Tristan verwirrt und blickte von seinen Eltern zu Daphne.

Ein Schnipsen von ihrer Direktorin, ließ alle ihre Aufmerksamkeit auf sie lenken. Neben Daphne erschienen drei weitere Stühle. Verwundert und überrascht rückte sie ein wenig auf die Seite. Konnte sie etwa zaubern?
Die Familie deutete diese Geste, als Zeichen, dass sie sich hinsetzen sollten. Tristan setzte sich neben Daphne und die beiden blickten sich verwirrt an. Noch immer fühlte sich die Nymphe von den Eltern Tristans beobachtet.

Die grauhaarige Professorin auf der anderen Seite des Tisches musterte die Familie und die Nymphe, ehe sie sich räusperte und fortfuhr: „Daphne, dass sind deine Eltern.“
„WAS?!“, schrien die beiden Schüler und blickten ihre Direktorin geschockt an. Bei diesem Schrei zuckten die Erwachsenen zusammen und blickten die beiden Schüler ebenfalls geschockt an.
„Sie ist“, konnte Daphne die Frau flüstern hören, welche sie staunend anblickte.
Daphne wagte es sich die Frau einen Moment lang anzuschauen und schluckte. Sie sah genauso aus wie Daphne. Die Haare…. Die Gesichtszüge… die Hautfarbe… einfach alles, außer ihre Augen.
Aber nein. Das konnte nicht sein. Bevor sie jedoch ihr Gesicht wieder von ihren angeblichen Eltern abwand, sah sie, wie der Mutter eine Träne aus dem Auge über ihre Wange hinabkullerte.

„Mom?“, fragte Tristan leise und blickte seine Eltern verstört an. „Stimmt das? Ist Daphne meine… meine…. Schwester?“
Während seine Mutter nun in den Armen seines Vaters lag, nickte dieser und lächelte seine Tochter an. Er lächelte Daphne an.

Ihr war schlecht.

„Das ist eine Lüge!“, schrie Daphen. „Das kann nicht sein meine Eltern waren-“
„Meine Schwester und ihr Mann“, flüsterte die Frau leise und blickte der Schülerin in die Augen.
„Aber-“

„Mir wird das zu viel“, murmelte Tristan und stand auf.
„Warte, Sohn!“, sagte sein Vater in einem strengen Ton. „Setz dich wieder hin.“
Er schien, abgesehen von der Direktorin, der einzige zu sein, der fest bei der Sache war. Er wartete, bis sein Sohn sich wieder hingesetzt hatte und wendete sich dann an Daphne: „Es ist eine lange Geschichte, Daphne. Wenn du sie jetzt hören möchtest, können wir sie dir gerne erzählen, aber wenn du das jetzt erst einmal verdauen willst, können deine Mutter und ich das auch nachvollziehen. In den Ferien wirst du mit Tristan zu uns gebracht und dann lebst du bei uns.“
Daphne blickte die Familie an und verstand nur Bahnhof. Auch Tristan starrte seine Eltern einfach nur an. Zwar hatte er nichts gegen Daphne, aber seine Eltern hatten ihm anscheinend etwas verschwiegen. Und zwar nicht nur ETWAS sondern VIEL.
Daphne schluckte den fetten Klos in ihrem Hals runter, da der Mann eine Antwort von ihr wollte.
„Vielleicht ganz kurz und knapp?“, murmelte sie leise.
Die Direktorin stand auf, lächelte in die Runde und verließ ihr Büro. Sie sagte noch, dass sie Bescheid geben sollten, wenn sie fertig waren und war damit auch schon verschwunden.

In der Zeit hatte sich die Mutter von Tristan wieder gefasst: „Ich weiß, es ist jetzt sicherlich seltsam für dich aber wir wollten dich nur beschützen, Daphne. Und dich auch, Schatz.“
Wieder kullerte eine Träne ihre Wange hinunter.
„Vor was beschützen?“, fragte Tristan und wirkte sauer. So kannte Daphne ihn nicht, aber sie konnte es nachvollziehen.
„Wir sind besonders“, fing sie an zu erzählen. „Dein Dad und ich sind nicht nur ein Wesen, wie alle anderen. Wir wurden geboren als zwei Wesen. Genau wie ihr beide zwei Wesen seid.“
Daphne blickte Tristan an und nun kam ihr auch in den Sinn, weshalb seine Schwanzflosse ganz anders aussah wie die, der anderen Meermänner. Tristan blickte Daphne ebenfalls ein wenig verwirrt an, da er bisher nur davon ausging, dass sie eine Nereide war.
„Du bist doch zwei Wesen oder, Daphne?“, fragte der Mann und musterte seine … Tochter neugierig. Daraufhin konnte sie nur nicken und schluckte.
„Was bist du denn?“, fragte die Frau interessiert.
„Nereide, Najade und ein bisschen habe ich etwas von einer Sirene… ein bisschen“, murmelte Daphne und blickte auf den Boden. Es war ihr so unangenehm vor Fremden darüber zu reden. Ganz besonders, weil sie mit diesem Fremden anscheinend verwandt war.. besser gesagt waren es ihre Mutter, ihr Vater und ihr.. Bruder.

„Moment. Wollt ihr mir gerade sagen, dass ihr mir verschwiegen habt, dass ich eine Schwester habe?“, fragte Tristan lauter und blickte seine Eltern wütend und verwirrt zugleich an.
„Jetzt warte doch, Tristan und lass es mich euch erklären. Wie schon gesagt haben wir jeweils zwei Wesen, anstatt nur eines. Jede 100 Jahre gibt es solch eine Familie und schon vor tausend von Jahren begann ein Krieg. Die Familie hat sich als besonders Mächtig empfunden und meinte mit ihren Mächten und Fähigkeiten angeben zu müssen und andere unterdrücken zu müssen. Irgendwann entstand ein Krieg zwischen den normalen Wesen und dieser Familie. Eine Gruppe von Männer, welche sich die Polemistes nennen, hat sich dann dazu entschlossen die Familie zu entzweien. Einzeln. Und sie fingen an mit der Tochter. Dann der Sohn, dann Mutter und Vater.  Jedes Mal, wenn eine dieser Familien entstand war es genau die Reihenfolge, in welcher sie die Familie töten, bevor sie auch nur wieder ihre Macht ausüben konnten“, erzählte der Mann und blickte dabei immer wieder von seinem Sohn zu seiner Tochter.
„Das ist der Grund, weshalb wir dich immer so trainiert haben, Tristan“, sagte seine Mutter mit einem traurigen Blick. „Ich hatte noch eine Schwester, welche sich immer eine Tochter gewünscht hatte und wir wussten, dass wir dich verstecken mussten, Daphne. Die Polemistes fangen immer in dieser Reihenfolge an und wir dachten uns, wenn sie dich nicht finden würden, dann würde das Ganze nicht mehr geschehen. So haben dein Vater und ich uns also auf die Suche nach einer mächtigen Hexe gemacht, welche für uns ein Tarnzauber aussprach und nun ja so wurdest du all die Jahre nicht gefunden. Das ist der Grund, weshalb du bei meiner Schwester aufgewachsen bist… wir wollten nur das Beste für dich.“

Sie war total überfordert. Also waren nun ein Haufen von Typen unterwegs um sie umzubringen?
„Warum konnten ihr mich nicht einfach auch Trainieren wie Tristan?“, fragte Daphne und klang dabei ein wenig enttäuscht. Ihr ganzes Leben war eine Lüge…
„Wir wussten nicht wie“, murmelte ihre Mutter und schluchzte. „Bitte versteh uns, wir waren verzweifelt und wussten nicht was wir machen sollten. Ein Junge ist immer stärker wie ein Mädchen, wir hatten Angst dass sie dich uns gleich wegnehmen.“
Daphne biss sich auf die Lippe. Sie durfte jetzt nicht egoistisch sein, redete sie sich ein. Ihre Eltern hatten sie aufgegeben, dass war für sie wahrscheinlich viel schlimmer. Aber jetzt brauchte Daphne erst einmal Zeit zum verdauen.
„Okay… danke. Ich denke, ich gehe dann mal wieder in meinem Gemeinschaftsraum“, murmelte sie verdattert und stand auf.
„Ich begleite dich“, sagte nun auch Tristan und stand ebenfalls auf. „Bis in den Ferien dann, Mom, Dad. Wir nehmen sie mit.“

Ohne seine Eltern zu drücken verließ er mit Daphne das Büro.
Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum schwiegen die Geschwister. Zu viel ging in ihren Köpfen vor und es war viel zu viel um alles an einem Tag zu verstehen.

„Morgen soll es bei der Gruppe Feuer eine Party geben“, fing Tristan ein Thema an, als er mit Daphne, Patrick und Rebekah im Gemeinschaftsraum saßen.
„Oh was, echt?“, quietschte Daphne’s beste Freundin. „Da gehen wir aber definitiv hin!“
„Es ist eine Maskenparty. Also normale Kleidung und halt eine Maske“, sagte Tristan. Sie hatten ihren Freunden noch nichts von der Veränderung in ihren Leben erzählt, sie mussten es noch beide erst verdauen und verinnerlichen.

„Ich besorge uns bis Morgen Masken“, grinste Rebekah stolz und zischte damit auch schon ab in ihr Schlafzimmer. Daphne hatte eigentlich wirklich keine Lust auf eine Party. Das war jetzt das Letzt auf was sie Lust hatte, aber anscheinend deutete Tristan daraufhin, einfach den Kopf frei zu bekommen.
„Sei nicht so grummelig, Daphne“, grinste Patrick und zwickte ihr leicht in ihre Wange, woraufhin sie ihm leicht auf den Hinterkopf schlug und dann triumphierend grinste.
Dennoch hatte sie keine Lust. Keine Lust auf Jayden.

Kapitel 16



RIIIINNNGGG

Daphne konnte Rebekah auf den Wecker schlagen hören, was sonst immer Daphne übernahm. Sie wollte nicht aufstehen. Sie wollte den Tag einfach nicht beginnen, sondern weiterhin davon träumen, wie sie mit ihren Freunden glücklich am Strand lag und baden ging.
Als sie sich aufrichtete, fiel ihr wieder ein, was am gestrigen Tag passiert war. Daphne lies sich wieder mit einem verzweifelten Seufzen in ihr Kissen fallen und schloss ihre Augen. Hätte all das nicht einfach nur ein böser Traum sein können? Aber nein, natürlich stellte sich ihr Leben auf den Kopf. Sie hatte doch echt nur Pech in ihrem Leben und jetzt musste sie auch noch mit ihren Freunden auf diese dämliche Party gehen.
Sie hatte sich schon überlegt einfach zu sagen, dass es ihr nicht gut ginge, aber Rebekah würde ihr das nicht abkaufen, da Daphne bisher noch nie krank gewesen war und es natürlich dadurch auch sehr unwahrscheinlich war, dass sie ausgerechnet an dem Tag, an welchem sie auf die Party gehen sollte, krank wurde. Sie hatte ihr von Jayden noch immer nichts erzählt und auch Patrick oder Raphael nichts.
„Aufstehen, Daphne!“, schrie die schrille Stimme ihrer besten Freundin sie genervt an, als sie sich noch immer nicht aus dem Bett bewegt hatte. „Wir verpassen sonst noch das Frühstück.“
Dieses Argument brachte Daphne dazu, ihre Augen zu öffnen. Sie hatte fürchterlichen Hunger, also schwang sie ihre Beine aus dem Bett und richtete sich langsam auf, bevor sie es wieder mit ihrem Kreislauf zu tun bekam.
„Geht doch“, grinste Rebekah stolz. Es war Wochenende. Das hieß also für sie, dass sie sich nicht in die Uniform quetschen mussten. Anderseits hatten die Uniformen auch Vorteile. Durch die Farben, konnte man gut erkennen wer in welcher Gruppe war.
Daphne blickte ihre blonde Freundin an und musterte sie. Sie trug eine einfache blaue Jeans und ein lilafarbenes Oberteil, welches einen etwas gewagten Ausschnitt hatte. Aber sie konnte es schließlich tragen, dachte sich Daphne.
„Was ist? Ziehst du dich heute noch an, oder willst du doch lieber in dem in die Halle?“, fragte sie und öffnete ihren Kleiderschrank. Daphne blickte an sich hinunter und grinste verlegen. Sie trug eine kurze rosafarbene Schlafhose, welche schwarze Herzchen hatte. Und sonst nur einen schwarzen BH.

Also lief sie auf den Kleiderschrank zu und kramte sich eine schwarze Jeans heraus und ein einfaches, graues Shirt. Nachdem sie sich angezogen hatte, wurde sie von Rebekah gemustert, welche ihren Kopf anfing zu schütteln.
„Was ist nur aus dir geworden“, murmelte sie und lief auf das Becken in ihrem Zimmer zu. Sie sprang ohne ein weiteres Wort in das Salzwasserbecken, da sie wusste, dass jeder dachte, dass Daphne nur eine Nereide war.
Daphne sprang ihrer Freundin hinterher und blickte an sich hinunter. Sie trug wieder das Häufchen von Nichts. Bevor sie sich jedoch auch nur weiter anschauen konnte, hatte Rebekah ihre Hand gepackt und zog sie durch das Wasser auch schon mit zur Essenshalle. Unterwegs kamen ihr weitere Meermänner entgegen, welche die beiden Mädchen musterten und sich angrinsten, während sie an ihnen vorbeischwammen. Daphne hatte sich an manche Blicke schon gewöhnt und lernte langsam sie zu ignorieren. Rebekah jedoch genoss diese Blicke.

Auf dem Gang vor der großen Halle standen sie also da. Daphne hatte Rebekah aus dem Becken geholfen und hatte ihr eines der Handtücher zugeworfen, damit sie sich abtrocken konnte. Sie verwandelte sich also wieder in ihre menschliche Form. Nur Daphne stand mal wieder in den Fetzen in dem Gang und grummelte vor sich hin. Sie hatte nicht wirklich Lust so nun wieder vor die ganzen Schüler zu treten, jedoch hatte sie Hunger.
Bevor sie sich ach nur wehren konnte, hatte Rebekah wieder ihre Hand genommen und zog sie einfach schnell an ihren Tisch. Sie saß neben Patrick und gegenüber von Tristan. Die beiden… Geschwister schauten sich einen Moment lang ruhig an und aßen daraufhin schnell weiter. Daphne und Tristan hatten nie etwas miteinander gehabt, aber dennoch kam es ihr einfach nur falsch vor. Klar, sie mochte ihn… aber als Bruder? Das war dann doch ein wenig schräg. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn das erste mal wirklich wahrgenommen hatte. Sie fand, dass er sogar recht heiß aussah und genau das, ließ sie erschauern. Sie fand ihren Bruder heiß.
„Seit ihr bereit für heute Abend?“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich. Sie zuckte zusammen und ließ ihr Messer, mit welchen sie sich gerade die Butter auf das Brot schmierte, fallen.  Sie drehte sich um und sah in das fette Grinsen von Raphael, welcher sie kurz umarmte.
„Patrick hat erzählt, dass ihr mitgeht“, grinste der Vampir und setzt sich zwischen Daphne und Patrick. Von der Hälfte des Tisches wurde er seltsam angeschaut, jedoch interessierte ihn das nicht. Er grinste einfach nur vor sich hin, als hätte er etwas geplant. Aber vielleicht bildete sie sich das auch einfach nur ein.
„Ja“, brummte Daphne und schmierte auf ihr Brot Erdbeermarmelade. Sie musste sich langsam zusammenreisen, dachte sie sich. Das sie dort nicht hingehen wollte, hatte sie ihren Freunden nun schon gezeigt und irgendwann würde die Frage aufkommen weshalb. Da sie ihnen jedoch nicht sagen wollte, was ihr Problem war, musste sie so tun, als würde sie dort gerne hingehen.
„Vergesst die Masken nicht. Ich und Jayden müssen jetzt noch etwas vorbereiten. Bis heute Abend dann“, grinste er in die Runde und war damit auch schon mit einem Windstoß verschwunden.
Bei dem Namen ‚Jayden‘ war sie zusammengezuckt. Sie drehte sich um, um ihn zu suchen, aber anscheinend war er auch schon aus der Essenshalle verschwunden. Sie hatte sich vorgenommen ihm aus dem Weg zu gehen. Auch wenn er das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, recht normal und freundlich rüber kam, würde er es einfach nur ausnutzen. Sie war sich sicher, dass es nur gespielt war. Sie durfte also nicht weich werden, wenn er auf sie zukommen würde. Sie würde ihn einfach nur ignorieren und ihm die kalte Schulter zeigen und dann wieder zu ihren Freunden gehen.
„Geht Jeremy eigentlich auch mit?“, fragte Daphne ihre beste Freundin, welche daraufhin nur den Kopf schüttelte und leicht lächelnd antwortete: „Er muss lernen.“
Bei dem Namen ihres Freundes konnte Daphne erkennen, wie sich Patricks Laune verschlechterte. Er hatte einen wütenden Gesichtsausdruck und dies machte ihr Sorgen.  Stimmte etwas nicht? Jedoch wollte sie ihn jetzt nicht hier beim Essen ausfragen und auch nicht vor Rebekah.

„Was machen wir eigentlich den ganzen Tag?“, fragte Tristan in die Runde. Sie hatte ihn total vergessen. Seine weißblonden Haare, wirkten heute ein wenig Matt und unter seinen Augen lagen Augenringe. Wahrscheinlich hatte er sich viele Gedanken gemacht und vielleicht auch schlecht geschlafen. Ganz ausgeschlafen sah er nämlich nicht aus.
Auf seine Frage hin, grinste Rebekah ihn an und sagte: „Also Daphne und ich müssen auf jeden Fall ungefähr eine Stunde vor der Party ins Zimmer und uns fertig machen. Bis dahin haben wir also noch eine Menge Zeit. Was haltet ihr von schwimmen?“
Die Runde nickte und so machten sie sich alle gemeinsam auf den Weg aus der Halle in die Wasserbecken. Während sich Daphne an Patricks Fischschwanz festhob, schwamm ihr neuer Bruder hinter ihr. Es war seltsam ihn Bruder zu nennen. Wahrscheinlich würde er wirklich ein Bruder für sie sein. Sie konnte es nur versuchen…

Relativ schnell waren sie am See angekommen und grinsten nun alle vor sich hin.
„Ich wäre ja dafür, dass wir noch so ein Armband finden“, sagte Rebekah und deutete auf das goldene Armband an Daphne’s rechtem Arm.  So tauchten sie alle unter. Während es Daphne nicht all zu einfach hatte mit den Schwimmen, flitzten Tristan, Patrick und Rebekah durch das Salzwasser.
Sie schwammen am Grund entlang und suchten im Sand ein weiteres Armband. Jedoch war die Wahrscheinlichkeit noch so eines zu finden sehr sehr gering. Aber was hatten sie auch schon besseres zu tun?
Immer wieder tauchte Daphne kurz bevor sie vor dem Ertrinken war auf, um Luft zu schnappen und dann wieder hinab zu tauchen. Sie hatten nach ungefähr zwei Stunden aufgegeben und waren nun an der Wasseroberfläche.
„Wir könnten doch an unseren Kräften arbeiten“, schlug Rebekah vor, bis ihre Freunde wieder alle einstimmten. Während Rebekah wieder untergetaucht war und ganz kleine Wellen verursachte, übten die Jungs mit ihren Stöcken.
 
Daphne übte und übte, jedes Mal entstand jedoch eine viel zu große Welle, welche immer wieder auf die Jungs fiel, wenn sie zu groß war und Daphne sie nicht mehr unter Kontrolle hatte. Sie hatte sich dazu entschlossen es dann einfach sein zu lassen und zuzuschauen, wie die anderen vorankamen. Ihre beste Freundin schlug sich recht gut und auch Patrick, jedoch war sie sehr überrascht davon, wie gut Tristan mit seiner Macht zurrecht kam. Da fiel ihr wieder die Worte ihrer Mutter ein, dass sie ihn trainiert hatten. Wahrscheinlich war also der Unterricht für ihn total einfach.
Als er merkte, dass er von seiner Schwester angeschaut wurde, zögerte er kurz, schenkte ihr jedoch dann ein zaghaftes Lächeln, ehe er eine riesige Welle erzeugte und sie auf Daphne fallen ließ.
Sie schnappte schnell nach Luft, ehe sie von dem Wasser angefallen wurde.
„Das war die Rache“, lachte Tristan und zwinkerte ihr zu.
Sie grinste frech.

Es dauerte nicht all zu lange, bis Rebekah sie auch schon mit in ihr Zimmer zog. Daphne zwang sich nicht all zu schlechte Laune zu verbreiten. Während sie keine Ahnung hatte, was sie tragen sollte, stand Rebekah schon fertig angezogen vor ihr.
Sie trug einen schwarzen Minirock, ein rosafarbenes Top mit viel Ausschnitt, schwarze High Heels, welche sie größer wirken ließ und eine Menge an Schmuck war um ihren Hals und Arm.
Daphne seufzte, ehe sie in ihren Teil des Kleiderschrankes blickte und eine sehr kurze Hotpans herauszog. Sie hatte sie noch nicht oft getragen, außer sie war damals mit alten Freunden feiern. Da dies jedoch nicht oft passiert war, kam es nie dazu, dass die Hose oft angezogen wurde, da sie ihr dann doch ein wenig zu knapp war. Daraufhin zog sie noch ein weißes Top, welches Bauchfrei war aus dem Schrank. Es hatte dünne Träger, zeigte ein wenig Ausschnitt und lag nicht eng an ihrem Körper, sondern war locker. Sie zog sich weiße Jucks an und legte sich eine goldene Halskette um den Hals, welche zu ihrem Armkettchen passte.
„Echt schade, dass wir nicht noch eine gefunden haben“, seufzte Rebekah und deutete auf Daphne’s Kettchen. Sie zuckte mit den Schultern: „Die Wahrscheinlichkeit noch eine zu finden war ja auch sehr gering.“
„Du hast Recht“, gab Rebkah nach.

Nachdem sie sich fertig geschminkt hatten, band sich Daphne ihre langen, weißblonden Haare zu einem hohen Zopf zusammen und betrachtete sich zufrieden in ihrem Spiegel.
„Bereit?“, fragte Rebekah fröhlich, woraufhin Daphne nur nickte.
Die Mädchen liefen gemeinsam aus ihrem Schlafzimmer in den Gemeinschaftsraum des 1. Jahrganges. Tristan und Patrick warteten bereits schon auf die Mädchen und musterten sie, als sie den Raum betraten.
Sie trugen beide jeweils eine normale Jeans und ein Hemd. Tristans Hemd war schwarz und das von Patrick dunkelrot, schwarz kariert.
Nachdem Rebekah die Masken verteilt hatte und jeder seine aufgezogen hatte, liefen sie los.

„Wir war das noch einmal, wenn uns jemand angreifen sollte?“, fragte Daphne auf dem Weg und fing an mit ihren Fingern zu spielen. Sie war sehr nervös, schließlich waren sie unter Lamien und Vampiren und sie hatte keine Lust auf noch einen Überfall. Die Erinnerung ließ sie erschauern.
„Ein Schlag auf die Zähne. Aber gehen wir jetzt nicht vom Schlimmsten aus. Die Lamien haben ihren Blutvorrat und werden uns in Ruhe lassen“, beruhigte Patrick sie überzeugend. Dennoch hatte Daphne das Gefühl, dass etwas schieflaufen würde. Vielleicht war sie aber auch einfach nur zu pessimistisch.
„Kommen auch noch andere Gruppen?“, fragte Rebekah und rückte ihre schwarze Maske zu recht. Sie bedeckte, wie Daphne’s Maske, nur ihre Augen und ein Stück ihrer Nase. Sie war edel und hatte ein paar rosafarbene Streifen an der Seite. Daphne’s Maske war weiß und passte perfekt zu ihrem Outfit.
„Raphael meinte, dass ein paar aus der Gruppe Erde kommen werden“, antwortete Patrick knapp.
Da fiel Daphne wieder ein, dass sie mit ihm über Rebekah reden wollte da er sich in ihrer Gegenwart seltsam verhielte. Vielleicht hatte sie heute die Möglichkeit dazu.


Vor dem Raum der Gruppe Feuer schluckte Daphne noch einmal all ihre Angst hinunter. Es würde alles gut werden, redete sie sich ein. Die Tür stand offen und laute Musik drank aus dem Gemeinschaftsraum des 1. Jahrgangs.
Sie blickte zu Tristen, welcher sie kurz anlächelte und auch schon vorging und an die Tür klopfte, als hätte er dies schon einige Male gemacht.
Keine 10 Sekunden später öffnete sich die Tür und ein Junge mit einer grauen Maske grinste die Vier an. „Rein mit euch“, sagte er und machte ihnen Platz. Der Junge war Raphael, erkannte Daphne. Sie umarmten sich kurz zur Begrüßung, ehe sie ihnen folgte.
Es war dunkel und nur ein paar bunte Lichter erhellten den Raum. Immer wieder, wie in einer Disko. Es dröhnte laute Musik durch den Raum und es fühlte sich so an, als würde der Bass den Boden zum beben bringen.
„Getränke sind hinten. Aber ich rate dir den weißen Krug zu nehmen. In denen ist Alkohol und in den schwarzen naja… das was wir halt trinken, falls jemand von uns sich nicht beherrschen kann“,  hörte sie Raphael hinter sich sprechen.
„Woher habt ihr den Alkohol?“, schrie sie, damit er sie verstehen konnte.
„Geheimnis“, antwortete er mit einem breiten Grinsen.
In dem Moment überlegte Daphne sich, wie es wohl möglich war Alkohol in eine Schule zu schmuggeln.

…oo0oo…

Es dauerte nicht lange und dann stand Daphne auch schon alleine in der Menge. Raphael hatte gesagt, dass er ein paar Leute begrüßen würde. Sie suchte Rebekah und den Rest ihrer Freunde, fand jedoch keinen von ihnen.
Sie sah einige Jungen mit Mädchen tanzen, welche wunderschön waren.
Lamien, fuhr es ihr durch den Kopf, als sie plötzlich von hinten angetippt wurde.
Ein Junge ihrer Größe stand vor ihr, als sie sich umdrehte. Sie  konnte wegen der Maske nur die Hälfte seines Gesichtes erkennen, jedoch war er verdammt hübsch. Seine Augen waren hellgrau, seine Lippen schmal und sein Körper recht breit gebaut. Er hatte blonde Haare, was eigentlich gar nicht ihrem Geschmack entsprach, aber irgendetwas an ihm gefiel ihr total. Sie konnte spüren, dass er gut für sie war, deshalb lächelte sie ihn an. Dabei kam sie sich dumm und naiv vor.
Der Junge grinste Daphne an und sagte: „Mein Name ist Liam. Und du meine Hübsche bist?“
Daphne fühlte sich geschmeichelt und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, ehe sie sich ebenfalls vorstellte: „Daphne.“
„Du bist wunderschön, Daphne. Willst du mit mir tanzen?“, fragte er sie mit einem Lächeln, welches sie zum dahin schmelzen brachte.

Plötzlich veränderte sich etwas in ihrer Umgebung. Sie blinzelte einige Male und blickte Liam erneut an. Dieses Mal jedoch merkte sie, was gerade passiert war. Sie stand vor einem Lamie. Sie schluckte, als ihr bei dieser Erkenntnis ein Schaue über den Rücken fuhr. Was war gerade passiert? Warum hatte sie ihn so angehimmelt? Er war überhaupt nicht ihr Typ.
Erst ein paar Sekunden später bemerkte sie, dass zwei Hände auf ihrer Hüfte lagen. Wieder durchfuhr sie ein seltsam angenehmes Gefühl. Doch dieses Mal kam ihr dieses Gefühl bekannt vor und … echt.
„Sie will nicht“, hörte sie seine Stimme. Er klang fest überzeugt und sauer. Es war Jayden.
Sie schluckte. Als sie zu Liam blickte, sah sie, wie sich sein schönes Gesicht vor Wut verzerrte und die Person hinter ihr anschaute.
„Ach ja?“, fragte der Blonde ihn herausfordernd. Jayden jedoch ging nicht darauf ein und sprach ruhig: „Geh und suche dir eine andere.“
„Was wenn ich aber sie will?“, fragte Liam trotzig. Daphne blickte die Jungen verwirrt an. Hallo? Sie war doch ein Preis?!
Noch immer lag Jaydens Hände auf ihrer Hüfte, als wollte er sie beschützen. Sie wusste nicht recht, wie sie damit umgehen sollte, deshalb hielt sie einfach ihren Mund und verfolgte das Gespräch.
„Wir wissen beide, wer der Stärkere von uns ist. Also mache dich nicht lächerlich und verschwinde“, drohte der Vampir ihm.
Einen kurzen Moment wirkte es so, als wollte Liam noch weiter diskutieren, jedoch blickte er noch einmal zu Daphne, zwinkerte ihr zu und war damit dann auch schon verschwunden.
Daphne drehte sich zögernd zu Jayden um, nachdem er ihre Hüfte losgelassen hatte und dieses intensive Gefühl nach und nach weniger wurde.
„Du solltest besser auf dich aufpassen“, sagte er hochnäsig, als hätte er gerade ihr Leben gerettet und als wäre es nervig sie andauernd zu retten.
Daphnes gute Laune war damit schon wieder verschwunden, bevor sie ihn jedoch auch nur anbrüllen konnte, unterbrach er sie: „Liam ist ein Lamie. Er hätte dich aussaugen oder sonstiges mit dir gemacht.“
„Bist du seit neustem mein Babysitter? Danke, aber ich kann alleine auf mich aufpassen. Ich brauche deine Hilfe nicht und wenn du jetzt denkst, dass ich dir etwas schulde, dann liegst du sowas von falsch“, schrie sie ihn über die Musik hin an.
Daphne drehte sich mit einem genervten Schnaupen um und lief in die tanzende Menge, nur um von Jayden weg zu kommen. Sie hasste ihn. Er nervte sie. Erst beschützte er sie vor eine Lamie und dann war er so überheblich zu ihr. Was ging bei diesem Jungen schief? War das normal bei Vampiren in ihrer Verwandlungsphase oder war er einfach so hirnlos?


Sie tanzte eine kurze Zeit lang durch den Raum um Rebekah, Patrick oder Tristan zu suchen. Jedoch hatte sie das Gefühl, dass sie hier nun ganz alleine, unter all den Lamien und Vampiren war. Es war stickig hier und Daphne hatte das Gefühl, dass sie gleich ersticken würde. Sie schnappte hektisch nach Luft und versuchte aus der Menge herauszukommen.
„Hey, da bist du ja wieder!“
Vor ihr stand Liam. Wieder verspürte sie dieses seltsam, gute, vertraute Gefühl. Sie wusste, dass das nicht echt war, aber ihr Verstand spielte verrückt, als sie in seine grauen Augen blickte.
„Bist du ihn endlich losgeworden?“, fragte er und lief einen Schritt auf sie zu.
„Ja“, antwortete sie mit einem Lächeln und das Gefühl gleich zu ersticken war verschwunden. Sie hatte nur noch Augen für ihn. Für Liam.
„Also jetzt doch tanzen?“, fragte er sie und nahm ihre Hand. Sie erinnerte sich daran, dass Jayden gesagt hatte, dass sie er sie aussaugen würde, aber es war ihr egal. Sie wollte mit ihm tanzen.
Sie nickte.
Sie kannte das Lied zwar nicht, welches gerade lief, aber es gefiel ihr und so konnte so auch schon ohne Weiteres in der Menge anfangen zu tanzen. Es dauerte nicht lange, bis er sie dabei anfasste, aber es machte ihr nichts aus. Eigentlich würde sie ihn jetzt wegstoßen, aber irgendwie war es ihr egal.
 Sie tanzte, bis ihr Füße nach einer Weile anfingen zu schmerzen und genau in dem Moment drehten seine Hände sie an der Hüfte zu ihr um, wie es Jayden zuvor gemacht hatte.
„Wie wäre es, wenn wir verschwinden?“, fragte er und grinste sie an. Er wusste, dass sie nicht nein sagen konnte. Etwas in ihr wollte unbedingt mit ihm gehen, aber sie wusste, dass es nicht gut enden würde. Als er ihr Zögern wahrnahm sah er sie traurig an: „Ich verstehe.“
„Nein! Warte, so war das nicht gemeint. Natürlich gehe ich mit“, sagte Daphne schnell ohne auch nur darüber nachgedacht zu haben, was sie da von sich gab. Oh mein Gott sie war so dumm!
Er grinste daraufhin triumphierend und nahm wieder ihre Hand um sie dann zu den Schlafzimmern zu ziehen.
Sie betraten eines der Schlafzimmer. Daphne ging davon aus, dass es seines war. Da es jedoch so dunkel war, konnte sie nicht wirklich viel erkennen.
Bevor sie auch nur etwas sagen oder machen konnte, wurde sie von seinem Körper gegen die Wand gepresst. Es machte sie verrückt. Sie spürte wie er ihr immer näher und näher kam. Ihr Herz raste. Sie wollte es. Aber sie wollte es auch nicht. Was zur Hölle war mit ihr los?
Ihr Verstand konnte sie noch nicht davon überzeugen, dass es falsch war, als Liam auch schon seine Lippen auf ihre gedrückt hatte.
Er machte sie verrückt, jedoch nicht auf die Art und Weise wie Jayden sie verrückt gemacht hatte. Bei ihm war es echt gewesen und hier wusste sie, dass es das nicht war. Jedoch spürte sie, wie sich ihr Körper nach ihm sehnte.
Daphne zog ihn ruckartig enger an sich und legte ihr linkes Bein um seine Hüfte. Der Kuss wurde wilder und nach einer Weile begann er ihren Hals zu küssen. Daphne dachte sich nicht viel dabei, als sie es spürte. Wieder dieser Schmerz.
Der Biss.

Kapitel 17

 

Sie war verwundert. Der Biss tat nicht weh. Es war ein kleiner Schmerz, nicht mehr dieser unerträgliche, wie bei dem letzten Biss, bei welchem sie auf den Gang überfallen wurde. Sie verspürte nicht diese Angst, die sie damals hatte, dass sie gleich sterben würde. Sie verspürte keine Panik auch wenn sie wusste, dass sie eigentlich in totale Panik verfallen sollte, und dass es unangenehm sein sollte, wusste sie auch. Aber es tat gut. Es war kein schlimmes Gefühl, es fühle sich schon fast so an, als würde er einfach nur ihren Hals küssen.
Liams Körper drückte den ihren gegen die kalte Steinwand. Langsam verschwand alles um sie herum. Daphne sah verschwommen und spürte auch langsam, wie sie immer schwächer wurde und wir ihr Bewusstsein immer mehr nachließ.

Das letzte an was sie sich erinnerte war, wie Liams Zähne aus ihrem Hals gerissen wurde und es dauerte keine Minute, bis sie zusammenklappte und sich ihr Bewusstsein verabschiedete.



Jayden hatte Liam von ihr gerissen und ihn voller Wut gegen die andere Wand geworfen. Er hatte ihn sogar noch gewarnt und dennoch hatte er es sich gewagt sie anzugreifen. Mit ein paar festen Schlägen in sein hübsches Gesicht lag der Lamie schlapp auf dem Boden.
Jayden hatte Daphne noch gesucht um sich für seine Aktion zu entschuldigen. Als er sie jedoch nicht fand, hatte er ein paar Leute gefragt, ob sie Daphne gesehen hatten. Nachdem er dann den Hinweis bekommen hatte, dass sie mit einem Jungen Richtung Schlafzimmer gelaufen wäre, wusste er was los war.
Jayden lief zu ihr. Ihr braungebrannter Körper lag zusammengefallen an der Wand. Einen kurzen Moment kam der Gedanke in ihm auf, dass sie tot war, dann jedoch hob er sie vorsichtig hoch und hörte ihren schwachen Herzschlag. Sie lebte.
Der Vampir atmete erleichtert aus und plötzlich verspürte er es wieder. Dieses Gefühl. Er wusste nicht, wie sie es schaffte, dieses Gefühl in ihm auszulösen. Immer wenn er sie berührte, an sie dachte oder sie auch noch anschaute, verspürte er das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Für sie da sein zu müssen.
Noch nie in seinem Leben hatte er so ein Gefühl verspürt. Es war als würde er sich in ihrer Nähe total verändern, selbst wenn er versuchte ihr nicht zu zeigen, was sie mit ihm anstellte, konnte er seine Finger nicht von ihr lassen.
Jayden wusste, dass sie ihn nicht hassen konnte, obwohl sie es wollte, denn auch er versuchte sich immer wieder wie ein Idiot aufzuführen in ihrer Nähe, aber dennoch hatte er dann ein schlechtes Gewissen und wollte zu ihr um sich zu entschuldigen.  Natürlich liebte er Frauen und wusste, wie er mit ihnen umgehen musste, aber bei Daphne war es anders. Es war nicht nur Lust, da war noch etwas anderes. Etwas das ihm Angst machte.




„Das ist alles deine Schuld!“
Eine laute, schrille Stimme weckte Daphne. Sie konnte sich an so gut wie alles erinnern und plötzlich stieg eine gewaltige Wut in ihr auf. Sie war doch so dumm gewesen! Warum hatte sie sich nicht gewehrt?
Daphne spürte einen qualvollen Schmerz an ihrem Hals, der sich durch ihren ganzen Körper hindurch zog.
„Warum ist es denn meine Schuld? Du bist doch dahin gegangen! Was kann ich denn dafür, dass-“
„Weil du es ihm direkt unter die Nase reiben musstest!“, hörte Daphne ihre beste Freundin mit weinender Stimme ihren besten Freund anbrüllen.
Die Nymphe hasste es andere Leute zu belauschen, aber sie wollte endlich wissen was zwischen den beiden vorgefallen war. Sie atmete so leise es nur ging, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Ich habe es einfach nur gesagt.  Woher sollte ich bitte wissen, dass er auch dabei war?“, brüllte nun Patrick sie genervt an.
„Weil du ihn verdammt noch einmal begrüßt hast!“, schrie sie ihn schrill an.
Kurze Zeit lang herrschte Stille und Daphne versuchte zu verstehen von was oder wem die beiden gerade sprachen, jedoch konnte sie sich nicht erschließen um was es ging.
„Er war mir wichtig. Er hat mir was bedeutet“, schluchzte sie.
„Er war eh nicht gut für dich“, hörte Daphne Patrick murmeln.
Sie konnte schon Rebekahs empörtes Luft holen hören, als sie anfing absichtlich laut zu husten. Jedoch war das keine ihrer besten Ideen, da der stechende Schmerz in ihrem Hals nur noch schlimmer wurde. Sie öffnete ihr Augen langsam. Es fühlte sich an als wären ihre Augenlieder aus Blei, als sie sie nach oben klappte.
Daphne blickte in Patricks besorgte Augen, nachdem sie wieder scharf sehen konnte.
„Wie geht es dir?“, fragte er sie.
Daphne öffnete leicht ihren Mund um zu antworten, jedoch kam nur ein Krächzen aus ihrem trockenen Hals heraus. Aus Reflex umklammerte sie diesen erschrocken.
„Die Krankenschwester meinte, dass du das hier trinken sollst“, sagte ihre beste Freundin, die ihr den Becher gab. Sie kannte das Getränk und verzog bei der Erinnerung an den Geschmack, ihr Gesicht. Daphne nahm den Becher und blickte Rebekah an. Sie war blass und hatte tiefe Augenringe unter ihren Augen. Sie sah aus, als hätte sie einen Monat nicht geschlafen. Bei den Gedanken wollte sie gar nicht wissen wie sie selber aussehen musste.

Einen kurzen Moment lang verzog Daphne ihr Gesicht, bis sie sich die Flüssigkeit hinunterkippte.
Langsam spürte sie, wie es ihr besser ging. Ihr Hals war nicht mehr ganz so trocken und sie fühlte sich auch schon um einiges fitter, auch wenn noch immer die Schmerzen an ihrem Hals vorhanden waren.
„Hat sie gesagt wie lange ich hierbleiben muss?“, fragte Daphne erschöpft und sah in die besorgten Gesichter ihrer Freunde. Zu gerne würde sie wissen, was in den beiden vorging.
„2 Wochen“, antwortete Rebekah.
„Nein. Davor bringt ihr mich hier raus“, sagte Daphne fest entschlossen und geschockt. Sie konnte es sich nicht wieder erlauben Unterricht zu verpassen, außerdem hatte sie wieder sowas, was sich eine Familie nannte, auch wenn sie wahrscheinlich nie wirklich ein Teil dieser Familie werden würde.
„Nein, nein. Sie bleiben schön hier Miss Hamson“, hörte sie die Stimme der Krankenschwester, welche sich zu Daphne’s Freunden gesellt hatte und nun anfing die Bisswunde an ihrem Hals zu untersuchen.


…oo0oo…


Es waren nun drei Tage vergangen und noch immer saß Daphne hier fest. Es kam ihr vor wie ihr persönliches Gefängnis. Zwischendurch kamen Rebekah und Patrick vorbei um ihr die neusten Sachen zu erzählen und Rebekah erzählte ihr auch wenig von ihrem Unterricht, damit sie nicht all zu viel nachholen musste. Was das anging liebte Daphne ihre Freunde: Sie waren immer für einander da. So etwas schätzte sie.
Auch Tristan hatte sie besucht, musste ihr jedoch versprechen, dass er nichts ihrer Mutter sagen würde.

Nun war es Mitternacht und sie hatte nichts Besseres zu tun, als den Unterrichtsstoff aus dem Geschichtsunterricht nachzuholen.
Der Saal war leer. Abgesehen von eine weiteren Schüler, welcher ein Jahrgang über ihr war. Der Raun war abgesehen von ihrer Nachttischlampe stockdunkel und man konnte nur das blättern von Daphne’s Unterlagen hören.
Plötzlich nahm sie jedoch Schritte war. Ihr erster Gedanke war, dass der Junge aufgestanden war, jedoch konnte sie noch immer sein leises Schnarchen hören. Wer war dann hier auf den Gängen unterwegs? Die Krankenschwester konnte es nicht sein, da sie selber schlief. Eigentlich sollte jeder in diesem Gebäude schon schlafen… Wer war also hier?
Panik stieg in ihr auf. Was, wenn es dieser Liam war? Sie schluckte.
Schnell klappte sie ihre Unterlagen zusammen und legte sie auf den Tisch, ehe Daphne sich hinlegte, ihre Augen schloss und so tat, als würde sie schlafen.
Als die Schritte immer näher kamen, konnte sie spüren, wie ihr Herzschlag immer schneller und hektischer wurde und wie Adrenalin durch ihren Körper schoss.


„Daphne?“, nahm sie Raphaels Flüstern hinter ihr wahr. Er berührte kurz ihren Arm, bevor sie sich zu ihm umdrehte und erleichtert ausatmete: „Meine Güte! Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Was willst du hier?“
„Ich dachte du willst hier weg?“, fragte er sie mit einem breiten Grinsen auf seinen Lippen, woraufhin Daphne sich langsam aufrichtete und nickte.
Während er damit beschäftigt war ihr Unterlagen in seine Tasche zu packen, hatte sie die Zeit ihn zu mustern. Seine Haaren waren verstrubbelt und standen in alle Richtungen ab, er trug eine Schlafshort und ein helles Shirt. Sie konnte seine Muskeln darunter nur erahnen, da das Licht dafür viel zu schwach war.
„Fertig?“, fragte er sie flüsternd, woraufhin sie erneut nickte. Mit einem Ruck trug er sie auf den Armen. „Es wird schnell“, warnte er sie vor.
Sie konnte es nicht einmal richtig wahrnehmen, als er mit ihr auf dem Arm durch die Gänge flitzte. Sie spürte seine starke Arme, mit welchen er sie fest umklammerte und den kalten Wind, welcher ihr entgegen kam. Daphne begann langsam zu frieren und spürte Gänsehaut auf ihrer leichten Bräune.


Als sie vor seinem Gemeinschaftsraum ankamen, blickte sie ihn verwundert an: „Was machen wir hier? Warum bringst du mich nicht zu mir?“
Noch immer hielt er sie auf den Armen, was wahrscheinlich auch besser war, da Daphne nicht wirklich das Gefühl hatte, dass sie sonderlich sicher auf den Beinen stehen würde, wenn er sie hinunterlassen würde.
„Ich bin mir sicher, dass wenn sie dich suchen, dass sie dich bei dir suchen werden und nicht bei mir. Du bleibst die Nacht sicherheitshalber hier und wenn sie fragen, dann sagst du einfach, dass du schwimmen warst oder so und es dir wieder prima geht“, plante er alles schon.
Sie stimmte ihm zögernd zu und ließ sich durch den Gemeinschaftsraum des ersten Jahrganges tragen und verdrängte die Erinnerung daran, was geschehen war.
Als er seine Zimmertür öffnete sah sie Jayden. Er blickte mit großen Augen von Raphael zu ihr. Einen kurzen Moment lang wirkte er geschockt, dann jedoch veränderte sich seine Miene.
„Sie schläft heute Nacht hier. Ist doch okay oder?“, fragte Raphael seinen Kumpel, welcher kurz zögerte, dann jedoch nickte und sagte: „Klar.“

Raph legte die Nymphe auf seinem weichen Bett ab und deckte sie zu.
„Wohin gehst du?“, fragte sie ihn mit ihrer krätzenden Stimme.
„Ich sag nur Patrick bescheid, dass alles soweit funktioniert hat und es keine Schwierigkeiten gab“, sag er, lächelte sie kurz an und lief in normaler Geschwindigkeit aus dem Zimmer.
Es war noch immer dunkel hier und Daphne konnte nichts erkennen. Alleine hier mit Jayden zu sein, machte sie nervös. Ganz besonders, weil sie auf ihn hätte hören sollen.
„Du hattest Recht“, hörte sie sich selber murmeln und sie blickte in seine Richtung. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, wusste sie ungefähr wo er war und wahrscheinlich konnte er sie sehen, da er diese Vampirsinne hatte.
„Ich weiß“, gab er nur zurück.
Einen kurzen Moment lang, dachte Daphne, dass er sauer auf sie sei und weshalb auch immer wollte sie das nicht. Er sollte nicht sauer auf sie sein.
„Wie geht es dir?“, fragt er und seine Stimme kam ihr immer Näher. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
„Bestens“, murmelte sie leise und fuhr über die Bisswunde, welcher sie noch immer spüren konnte. Daphne merkte, wie das Bett leicht nach unten sank. Er hatte sich zu ihr gesetzt.
Ihr Herz schlug wie verrückt und wahrscheinlich merkte er dies auch, was sie natürlich nur noch mehr nervös machte.
„Tat es weh?“, fragte er sie leise und sie konnte seine Hand auf der Wunde spüren, wo kurz davor noch ihre eigene war. Als er die Wunde berührte, fing es an zu kribbeln. Kein Schmerz… nur ein furchtbar angenehmes Kribbeln, welches ihren ganzen Körper durchzog und sich weiter unten anstaute. Röte wich ihr in das Gesicht. Ob er es merkte?
„Nein“, antwortete sie auf seine Frage.
Unfähig sich zu bewegen ließ sie seine Hand von ihren Hals zu ihren Wangen gleiten. Seine Berührungen machte sie verrückt. Jedoch hatte sie das Gefühl, dass er über ihre Antwort verwirrt war, da er nur mit einem ‚Hm‘ antwortete.
„Ich hätte auf dich aufpassen sollen“, seufzte er leise und sie konnte spüren, wie er ihr immer näher kam.
„Ich hätte nicht so stur sein sollen“, gab Daphen zu und ergriff seine Hand. Er war so anders. Im positiven Sinne natürlich. Er schien so einfühlsam zu sein und es schien fast so, als würde er sich Sorgen um sie machen. Sie spürte wie alles in ihrem Körper sich nahm ihm sehnte. Sie wollte ihn spüren, egal wie und es war ihr egal wie das jetzt klang.
„Das stimmt“, hörte sie ihn und spürte sein Grinsen auf seinen Lippen. Sie ergriff seine Hand vorsichtig. Das war das erste Mal, dass sie ihn von sich aus anfasste.
„Was machst du nur mit mir?“, hörte sie ihn leise flüstern, dabei war sie sich jedoch nicht ganz sicher, ob er mit sich selber sprach oder sie gefragt hatte.
Bevor sie ihm jedoch auch nur eine Antwort geben konnte, spürte sie auch schon seine weichen Lippen auf ihren. Es fühlte sich fantastisch an. Es war zwar nicht ihr erster Kuss, aber es war so ein ungewohntes, schönes Gefühl, dass sie seine Hand feste umklammerte.
Der Kuss endete ihrer Meinung nach viel zu früh und bevor sie auch nur etwas sagen konnte, war er verschwunden und sie konnte die Türe leise aufgehen hören.
„Ihr seid ja immer noch wach“, murmelte Raphael und setzte sich neben Daphne auf sein Bett. „Ist ok, wenn ich in meinem Bett schlafe oder?“
„Klar“, murmelte sie leise und drängte sich ein wenig mehr an die Wand, damit er genügend Platz für sich hatte.

 


„Dann gute Nacht“, gähnte der Vampir neben ihr.
„Nacht“, murmelten Jayden und Daphne.

Kapitel 18

 

Es war nun kurt vor den Osterferien. Draußen fing die Sonne wieder an zu scheinen und die Blätter der Bäume wurden wieder grün. Alles nahm wieder Farbe an und wirkte nicht mehr düster und grau sondern fröhlich und bunt. Genau wie das Meer.
Seit Jayden Daphne geküsst hatte, ging er ihr aus dem Weg. Jeden Morgen dachte sie an ihn, bekam ihn, seine weichen Lippen und dieses Gefühl, welches durch ihren ganzen Körper durchfahren war, nicht mehr aus ihrem Kopf. Sie hatte nun schon oft versucht mit ihm zu reden, aber entweder er war mit der Lamie mit den lila Haaren unterwegs oder er war so schnell weg dass sie ihn nicht verfolgen konnte.
Ihren Freunden hatte sie bisher nichts von Jayden und ihr erzählt und eine Woche nach dem Vorfall, hatte sie herausgefunden, dass Rebekah mit Jeremy Schluss gemacht hatte. Beziehungsweise.. er hatte mit ihr Schluss gemacht, da ein Lamie sie auf der Party geküsst hatte. Patrick verhielt sich dennoch komisch ihr gegenüber und noch immer hatte Daphne nicht herausgefunden was zwischen den beiden vorgefallen war.
Bald waren Ferien. Um genau zu sein morgen und Daphne’s Eltern hatten sie und Tristan gebeten nach Hause zu gehen.
„Habt ihr überhaupt ein Zimmer für mich?“, fragte Daphne. Sie hatte nämlich wenig Lust auf einer Couch eine Woche lang schlafen zu müssen. Eigentlich wollte sie noch nicht einmal von Rebekah, Raphael und Patrick weg, aber sie musste. Tristan schien selbst so, als würde er lieber hier bleiben, jedoch wiedersprach er seinen Eltern nicht.
„Wir haben genügend Gästezimmer. Du wirst schon eines bekommen. Ich rate dir das im zweiten Stock. Das könnte di gut gefallen. Und nehm  ein paar Sportklamotten mit“, antwortete Tristan, als sie hinunter in ihren Gemeinschaftsraum liefen. Sie mussten ihren Koffer packen, da sie am nächsten Morgen recht früh abgeholt werden würden.

Als Daphne in ihrem Zimmer saß und ihre Kleidung aus dem Schrank in ihren pinken Koffer packte, kam Rebekah mit einem wutverzerrten Gesicht in ihr Zimmer gestürmt und ließ sich auf ihre Bett fallen.
Daphne legte kurz ihre Sachen beiseite und blickte ihre beste Freundin verwirrt an.
„Er ist ein Idiot! Bitte lass mich nicht alleine mit ihm hier!“, schmollte Rebekah und warf ihre blonden Haare nach hinten.
Tristan und sie hatten ihre Freunde bereits eingeweiht in die Familiengeheimnisse. Genauso wie sie selbst, waren sie verwundert und überrascht von dieser Neuigkeit. Sie mussten ihnen jedoch schwären, es keinem weiter zu erzählen.

Daphne seufzte, als sie in das verzweifelte Gesicht ihrer besten Freundin blickte. Aber sie musste nun mal gehen und daran konnte sie nichts ändern.
„Versuch einfach in der Zeit gut mit ihm auszukommen. Ist nicht all zu schwer… ihr könnt ja schwimmen gehen und an euren Fähigkeiten noch ein wenig basteln“, schlug Daphne vor und schloss ihren fertig gepackten Koffer.
Dieses Mal war er nicht so voll, wie bei der Anreise. Sie hatte genügend Kleidung mitgenommen und nachdem Tristan auch meinte, dass sie Sportsachen mitnehmen sollte, hatte sie auch ihre schwarze, kurze Sporthose und ein graues Top mitgenommen, zusammen mit ihren schwarzen Turnschuhen.
„Ich muss los“, seufzte Daphne und stand auf, ehe sie ihre beste Freundin umarmte und auch schon mit ihrem Koffer aus dem Schlafzimmer verschwunden war.
Tristan und sie hatten ausgemacht sich im Gemeinschaftsraum zu treffen um gemeinsam aus dem Tor zu gehen.
Dort traf sie auch auf Patrick, welcher in diesem Moment von Tristan zu ihr blickte und sie kurz umarmte.
„Viel Spaß“, wünschte er ihr und zwickte ihr wieder einmal in ihre Wange, woraufhin sie ihn nur einmal kurz böse Anblickte und sich bedankte, ehe Tristan und sie sich auf den Weg in das Erdgeschoss machten.
„Bist du bereit für Ferien bei unsere Eltern?“, fragte er sie, als sie aus dem Gebäude liefen, über die Wiese um an den Baum zu gelangen, welcher sie von dem Gelände bringen würde.
„Keine Ahnung um ehrlich zu sein“, murmelte Daphne und wartete, bis sich das Tor öffnete. Soweit sie wusste, wurde es nur geöffnet, wenn Ferien waren. Und natürlich auch nur von der Seite des Geländes. Außenstehende konnten das Gelände also nicht betreten, außer ihnen wurde aufgemacht von innen.
„Es wird anstrengend“, sagte er und grinste leicht. Aber was meinte er mit anstrengend? Daphne konnte sich darunter nichts vorstellen, außer viel Hausarbeit und was das anging… naja sie war was das anging schon ein wenig faul und hatte sich meistens immer erfolgreich drücken können.

Als sich das Tor öffnete stand eine große Frau vor ihnen. Sie war selbst größer wie Daphne. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit ihrer Brille, wirkte sie wie eine Seriöse Dame, welche überhaupt nicht danach schien  für ein paar Jahre lang Taxi spielen zu dürfen, wenn man sie brauchte.

Die Fahrt verlief glücklicherweise recht ruhig und ging nicht all zu lange. Wo genau ihre Eltern wohnte wusste sie nicht, wahrscheinlich  nicht all zu weit entfernt von ihrem alten zu Hause.
Daphne versuchte sich bei der Erinnerung an ihr altes Leben zusammen zu reisen.  Es fiel ihr jedoch nicht leicht einfach die alten Zeiten zu vergessen. Bevor die Tränen ihre Wange hinunterlaufen konnten, hatte sie sie schon weggeblinzelt. Der Klos in ihrem Hals, welcher sie nach unten drückte, löste sich allerdings nicht auf.
„Alles okay?“, als Tristan sie fragte, erschrak Daphne. Er saß direkt neben ihr und hatte seine Kopfhörer aus den Oren genommen, nachdem er ihre Stimmungsschwankungen bemerkt hatte.
„Klar“, winkte Daphne ab und zwang sich ein falsches Lächeln auf die Lippen. Natürlich wusste er, dass sie log, aber dadurch sollte er ihrer Meinung nach merken, dass sie nicht weiter darüber ausgefragt werden wollte.
Ihr Bruder hörte weiter Musik, während Daphne im Rückspiegel des Autos die Fahrerin sah, die sie einen kurzen Augenblick beobachtete hatte, aber nun wieder ihren Blick auf die Straße richtete.

Sie waren in einer kleinen Stadt, vermutete Daphne. Ein paar alte Autos fuhren auf der Straße oder standen am Straßenrand, die Häuser sahen von Außen sehr schmutzig und ungepflegt aus. Ein paar alte Menschen liefen auf dem Fußgängerweg und  unterhielten sich. Kinder liefen und sprangen über die Zebrastreifen und alberten herum, während die älteren Frauen die erschreckende Angst hatten, dass die Kleinen gleich überfahren werden würden.
Ihre Fahrerin jedoch hielt ihre Augen offen und fuhr vorsichtig weiter durch die Stadt hindurch. Sie fuhren an einer alten Kirche und einer kleinen Eisdiele vorbei, während Tristan seine Kopfhörer erneut auszog und ebenfalls aus dem Fenster des Autos blickte.
Hier und da gab es ein kleines Restaurant oder eine Pommesbude, an welcher Jugendliche standen.
„Wir sind gleich da“, gab Tristan der Nymphe bescheid und grinste sie leicht an.

…oo0oo…



Das Auto hielt vor einem kleinen Manor an.
„Da sind wir“, sprach die Fahrerin und stieg aus dem Wagen um den Kofferraum zu öffnen und ihre Koffer herauszuholen.
In dem Moment fiel Daphne auf, dass sie sich nicht einmal vorgestellt hatte, sondern von Anfang an gleich einfach nur ihre Koffer in den Wagen geräumt hatte. An ihrem genervten Gesichtsausdruck merkte man, dass sie diesen Job nicht all zu gerne machte.
„Achso stimmt ja, das habe ich total vergessen zu sagen. Ich hoffe mal du hast keine Angst vor Hunden, wir haben nämlich einen“, lachte Tristan, als sie an das Tor liefen und ein Wolfspitz auf sie zugerannt kam und vor Freude anfing zu bellen und an den Gitterstäben zu kratzen.
Daphne liebte – abgesehen von Insekten- jede Art von Haustier.
„Nein ich liebe Hunde“, sagte sie grinsend. „Wie heißt er denn?“
„Beni“, antwortete Tristan und öffnete das schwarze Tor. Ein längerer Weg ging durch den gepflegten und bunten Garten hindurch und endete vor einer großen Treppe. Das Manor sah gigantisch aus. Zwar war es noch eines der Kleineren, aber es war um einiges Größer wie ihr altes Haus.

Als sie durch das Tor hindurch lief, sprang Beni Daphne auch schon an und zwickte ihr sogar leicht in den Po, was sie leise aufqietschen lies.  
„Wahrscheinlich kennt er dich noch“, sagte Tristan und streichelte seinen Hund.
Daphne blickte verwirrt zu ihrem Bruder, während sich die beiden auf den Weg zu den Treppen machten. Die Fahrerin zog hinter ihnen die Koffer hinterher.
„Wie meinst du das?“, fragte Daphne irritiert.
„Beni gibt es schon seit meiner Geburt und da ich früher geboren wurde als du, kennt er nicht nur mich sondern dich. Und Hunde erinnern sich an so etwas“, erklärte er ihr.

Als sie die Stufen nach oben liefen, konnte Daphne von dort aus einen kleinen Pool sehen. Langsam hatte sie das Gefühl, dass diese Familie verdammt noch einmal zu viel Geld besaß.
Tristan kramte aus seiner Hosentasche ein Schlüsselbund hervor und öffnete die Tür.
„Sind deine Eltern-“
„Tristan! Daphne!“, hörte sie die schrille Stimme ihrer neuen Mutter, welche durch den Flur gestürmt kam und ihre Kinder umarmte.
Dass sie so herzlich mit Daphne umging, irritierte sie ein wenig und es war ihr auch irgendwie unangenehm, weshalb sie nur lächelte und ihre Hände faltete.
„Ah danke, Miss Gorge“, bedankte sie sich bei der Fahrerin und schloss hinter ihr die Tür, als sie verschwunden war.
Auch hier merkte Daphne wieder den Unterschied zwischen Miss Gorge und Dave. Irgendwie vermisste sie Dave. Er war wenigstens immer freundlich gewesen und in seiner Gegenwart hatte sie nicht gleich das Gefühl ermordet zu werden, wenn sie etwas sprach.
„Euer Vater ist gleich hier. Tristan zeig Daphne doch bitte ihr Zimmer. Du weißt schon welches ich meine“, sagte ihre Mutter. Sie trug ihre weißblonden Haare zu einem hohen Zopf und trug eine einfache lilafarbene Bluse und eine schwarze Jeans. „Und danach kommt ihr runter. Wir müssen Daphne noch einige erklären.“
Aha, dachte Daphne. Also ging es wahrscheinlich darum, wer wann den Tisch deckte und abdeckte. Innerlich brummte sie genervt, aber zwang sich dann doch zu einem Lächeln und folgte Tristan die mit Teppich überzogenen Treppen nach oben.
Es wirkte alles sehr hell. Die Wände waren weiß gestrichen, auf dem Boden lag ein hellblauer Teppich und das Licht, welches durch die Fenster schien, wurde es nur noch heller.
„Ganz rechts ist mein Zimmer, daneben ist ein Bad, daneben dein Zimmer und dann gibt’s hier vorne, eine Art Büro. Also eigentlich liegen hier nur alle Bücher herum“, grinste er und lief mit Daphne in ihr Zimmer.
Es war recht groß, rosa gestrichen, mit einem lilafarbenen Teppich auf den Boden. Nach Daphnes Geschmack ein wenig zu… rosa, jedoch war es besser als ihr altes Zimmer. In der Mitte stand ein weißes Bett mit mehr als fünf kleinen Kissen drauf. Rechts an der Wand stand ein ebenfalls weißer Kleiderschrank, in welchem selbst Daphnes Klamotten platz hatten. Links an der Ecke stand ein Schreibtisch, auf welchen ein paar Bücher lagen und  daneben ein Schuhschrank mit FlipFlops. Ansonsten stand an den Wänden noch einige ebenfalls weiße, kleine Schränke, welche mit Heften, Büchern und Spielen gefüllt waren.
„Gefällt es dir?“, hörte sie Tristan neben sich fragen.
„Ja, klar. Es ist nur so… rosa“, lachte Daphne und schob ihren Koffer in das Zimmer.
„Vielleicht lässt sich es ja streichen“, grinste Tristan und konnte anscheinend verstehen, was seine Schwester damit meinte.
„Lass uns wieder runter gehen“, sagte er und wartete darauf, dass Daphne aus dem Zimmer lief um hinter ihr die Tür zu schließen.

„Hier unten ist die Küche, das Wohnzimmer, Esszimmer und ein weiteres Bad und Gäste WC. Und falls es dich interessiert die Vorratskammer in welchem das Essen steht“, grinste er und lief durch die weißen Gänge in das Wohnzimmer in welchem ihre Eltern auch schon saßen. Ihr Vater saß auf einer schwarzen Ledercouch. Davor stand ein riesengroßer Fernseher und wieder einige Bücherregal und weiße Schränke. Auch hier waren die Wände weiß und unter dem Tisch, vor der Couch, lag ein schwarzer Teppich.
Ihre Mutter saß neben ihrem Vater, wecher seine Kinder anlächelte, wobei er Daphne einen kurzen Moment lang länger anblickte, ehe er sagte: „Setzt euch.“

Tristan nahm natürlich sofort Platz auf der Couch und machte auch Daphne ein wenig Platz, damit sie sich dazu setzen konnte.
„Also Daphne, wie gefällt dir dein Zimmer?“, fragte plötzlich ihre Mutter aufgeregt. Sie ging anscheinend davon aus, das rosa ihre Lieblingsfarbe war, was auch recht süß war, aber nicht der Fall war.
„Es ist groß und echt schön eingerichtet, danke“, antwortete Daphne mit einem Lächeln, als sie in das zufriedene Gesicht der Frau ihr gegenüber sah.
„Schau Luke, ich habe dir doch gesagt, dass es ihr gefallen wird“, sagte sie und streckte ihrem Mann frech die Zunge heraus, wecher daraufhin nur mit den Augen rollte.
„Es ist dein altes Zimmer“, lächelte ihre Mutter. „Wir haben natürlich die Babysachen schon alle weggeräumt und auch die Möbel, wie du gesehen hast.“
Daphne schluckte. Es war ihr unangenehm. Schließlich war sie all die Jahre nicht hier gewesen, sondern bei ihrer eigentlichen Tante und war da aufgewachsen.

„Nun ja“, räusperte sich ihr Vater und blickte seine Kinder an. Tristan saß ruhig auf der Couch und beobachtete das Geschehen, während ihre Mutter unruhig hin und her rutschte.
„Du musst wissen, Daphne, dass wir uns ausbilden müssen. Ich und deine Mutter wurden schon vor Jahren ausgebildet  und auch Tristan ist schon gut dabei, aber jetzt wo du hier bei uns bist und wir wieder eine Familie sind, müssen wir noch mehr trainieren. Du hast keine Ahnung, schätze ich, oder?“, fragte ihr Vater.
Von was sprachen sie eigentlich?, fragte sich Daphne und nickte nur um auf die Erklärung zu warten.
„Es ist so: Die Gruppe, von denen wir euch das letzte Mal erzählt haben, werden jetzt wo du hier bist bei deiner Familie, nicht lange warten um uns anzugreifen. Wir trainieren. Nahkampf, Kampf mit Schwertern und sonstigen Gegenständen und natürlich unsere Fähigkeiten, die wir als Wesen haben, um sie zu besiegen. Wenn wir angegriffen werden, was der Fall sein wird, müssen wir vorbereitet sein. Nicht so wie die Wesen vor uns, die das durchmachen mussten. Wir haben eine Chance gegen sie.“
„Tristan hat natürlich schon Kampferfahrungen gemacht und ist mit seinen Kräften schon viel weiter wie die in der Schule, aber du musst all das nachholen. Deswegen musst du jede Ferien hierherkommen und trainieren. Das ist wichtig, Daphne“, sagte ihre Mutter ernst und saß nun ruhig auf ihrem Hintern auf der Couch. „Hast du verstanden?“
„Ja, natürlich“, antwortete Daphne leise und versuchte die Informationen zu verarbeiten. Das eine Gruppe von Mördern sie umbringen wollte, hatte sie weshalb auch immer total vergessen, aber sie wusste, dass ihre Mutter Recht hatte. Schließlich wollte Daphne nicht einfach so dastehen und nichts machen können, wenn sie angegriffen werden.
„Sonstige Regeln hier sind: Wir gehen, wenn es dunkel wird nicht mehr aus dem Haus, verlassen nicht das Gelände alleine und ohne jemanden von uns bescheid gegeben zu haben. Wir veranstalten keine Partys und erzählen nicht jedem wer und was wir sind“, sagte ihr Vater und lehnte sich nach hinten.
„Wir haben natürlich einen Kampflehrer für dich. Er unterrichtet auch Tristan. Sein Name ist Kilian Omes. Er geht bei euch noch in den dritten Jahrgang und ist ein Vampir-“
Daphne zuckte zusammen. NEIN. Sie würde sicherlich nicht mit einem Vampiren trainieren, der ihr den Hals aufschlagen würde. Niemals. Abgesehen von Raphael und Jayden durfte ihr kein weiterer Vampir mehr in die Quere kommen beziehungsweise sie anfassen.
Tristan, welcher ihre Reaktion gesehen hatte, legte kurz seine Hand auf ihre Knie und lächelte sie aufmunternd an: „Keine Sorge. Kilian ist chillig. Er weiß wo deine Grenzen sind und wie er anpacken muss. Er bringt dich nicht um. Und wenn dir das Training hier nicht reicht, dann hast du in der Schule auch noch Zeit um mit ihm zu trainieren. Haben wir auch schon öfters mal gemacht, damit ich nicht aus der Übung komme. Und wenn du soweit bist, kannst du wie Mom und Dad mit ihm kämpfen, während er in seiner Vampir-Art kämpft.“
Daphne schluckte. Sie wusste, dass sie Tristan vertrauen konnte, jedoch war sie sich nicht ganz sicher, ob sie diesem Kilian trauen konnte.
„Ich trainiere mit dir deine Kräfte als Wesen und versuche dich als Sirene auch ein wenig weiter zu unterstützen“, lächelte ihre Mutter sie aufmunternd an. „Aber das Ganze beginnt auch erst Morgen, also machen wir uns keinen Kopf und essen einfach was.“
Sie, ihr Vater und Tristan standen mit einem Grinsen auf und machten sich auf den Weg in das Esszimmer. Daphne jedoch hatte keinen Appetit mehr.

Kapitel 19

 

Am nächsten Morgen wachte Daphne in ihrem neuen Zimmer auf. Es klingelte kein Wecker und es war auch keine Rebekah in ihrem Zimmer, welche sie weckte. Sie hatte das erste Mal seit langem wieder ordentlich ausgeschlafen.
Mit einem leisen Gähnen, streckte sie sich und schwang ihre Beine aus dem Bett.
Am gestrigen Abend hatten sich Tristan und sie noch ein wenig über diesen Kilian unterhalten. Schließlich wusste ihr Bruder von den ganzen Vorfällen und hatte es geschafft, dass sie sich von ihm unterrichten ließ. Auch wenn sie sich nicht hundertprozentig sicher war, ob sie es auch durchziehen würde, würde sie es wenigstens einmal versuchen.

Nachdem sie sich in eine kurze Hose gequetscht hatte und sich ein einfaches, schwarzes Top angezogen hatte, lief sie in das Bad und kämmte sich ihre weißblonden Haare. Sie sahen matt aus und hatten kein bisschen Glanz mehr.
Daphne seufzte, als sie sie sich zu einem hohen Zopf band und ihre Zähne putzte. Wenigstens hatte sie keine Augenringe mehr, dachte sie sich und trug sich Wimperntusche auf die Augen, durch welche sie noch größer wirkten.
Keine zwei Sekunden später ging auch schon die Badtür auf Tristan stand nur in Boxershorts vor Daphne.
Als er seine Schwester bemerkte, riss er die Augen auf und grinste verlegen: „Sorry. Ich glaube da muss ich mich erst dran gewöhnen.“
Während er sich neben Daphne stellte, hatte sie die Zeit ihn zu mustern. Er war wirklich nicht schlecht gebaut. Er war groß, muskulös und ihr Bruder. Bei der Erinnerung an diesen Fakt, zuckte sie innerlich zusammen und winkte einfach nur ab.
„Kein Problem“, sagte sie und lächelte ihn knapp an, ehe sie ihn alleine im Badezimmer ließ und sie runter in die Küche ging.
Auf dem Tresen stand ein Teller voll mit Pancakes und Früchten. Daphne liebte Pancakes. Im Sommer hatte sie sich immer welche gemacht Morgens.
Ihre Mutter stand an der Spüle und trocknete das Geschirr ab, als Daphne sich neben sie stellte und sie fragte, ob sie ihr helfen könne. Ihre Mutter winkte jedoch freundlich ab und sagte ihr nur, dass sie sich doch einen Teller nehmen solle und anfangen solle zu essen, da Kilian bald kommen würde.

Nachdem die Nymphe drei Pancakes verschlugen hatte, kam auch Tristan runter mit einem Teller in der Hand.  Dieses Mal trug er jedoch auch mehr als nur eine Boxershorts.
Beni saß neben Daphne und schaute sie mit großen Augen an.
„Gib ihm bloß nichts zu essen, sonst sitzt er immer so neben dir“, lachte Tristan und beobachtete seinen Hund.
Daphne streckte ihre Hand nach Beni aus und fing an durch sein weiches Fell zu streicheln. Er war so weich. Und es schien ihm auch zu gefallen, denn er kuschelte sich an ihre Hand und wollte gar nicht erst, dass sie wieder damit aufhörte ihn zu streicheln.
Bis es klingelte und er aufsprang und zu der Haustür hechtete.
Während Tristan weiter ruhig seine Pancakes aß, saß Daphne stocksteif auf dem Stuhl und schluckte einen dicken Klos in ihrem Hals hinunter.
Ihre Mutter wuselte durch das Esszimmer zu der Haustür und Daphne konnte ihre freudige Begrüßung hören und eine darauffolgende tiefe Stimme, welche ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Sie sind noch am Essen“, hörte sie ihre Mutter sagen und die Stimme wurde dabei immer lauter.
Daphne fing an an ihrer Hose herum zu fummeln.
Als dann ihre Mutter hineinkam mit ihrem… Trainer, stockte ihr der Atem. Kilian musste ungefähr 1.90 groß sein, er hatte dunkelbraune, kürzere Haare, eine hellere Haut und seine braunen Augen blickten auf sie hinab.
„Du bist also Daphne“, sagte er mit einer tiefen Stimme.
Sie nickte.
„Bist du fertig mit Essen?“, fragte er sie und grinste sie an. Er schien gar nicht all zu schlimm zu sein. Im Gegensatz zu manch anderen Vampiren wirkte er sympathisch und aufrichtig. Er schüchterte sie nicht ein oder machte ihr auch keine Angst und das obwohl er breit gebaut und ein Vampir war.
„Ja“, antwortete sie und wollte gerade ihren Teller in die Hand nehmen, um ihn in die Küche zu bringen, als ihre Mutter diesen auch schon aus der Hand nahm und sagte: „Geht ruhig schon mal in den Keller.“
Daphne schluckte einen Moment. Sie war viel zu schwach um zu kämpfen.
Während sie sich langsam von ihrem Stuhl erhob, begrüßten sich Tristan und Kilian mit einem Handschlag.

Kilian lief schon einmal vor in den Keller. Es war seltsamerweise nicht all zu kalt, sondern hatte eine angenehme Zimmertemperatur, es war dunkel und nur eine Lampe in dem Gang erhellte diesen, jedoch war es nicht gruselig, auch wenn gerade vor ihr ein Vampir lief.
Er blieb vor einer schwarzen Tür stehen. Sie war aus Stahl, stelle Daphne geschockt fest und konnte sich nicht vorstellen was hinter dieser Tür lag. Sie schluckte.  Eigentlich wollte sie nicht wissen was hinter dieser Tür lag… vorstellen konnte sie es sich.
„Keine Sorge, ich knechte dich nicht“, sagte der Vampir vor ihr ruhig. Daphne konnte daraufhin nur nicken und blickte wieder auf den Boden. Kilian schien zu bemerken, dass etwas nicht mit ihr stimmte, weshalb er einfach nur die Tür öffnete und auch schon hineinlief.
Daphne zögerte, bevor sie ihm hinein folgte. Sollte sie es wagen…? Sie traute sich nicht… aber besser er, als einer dieser Männer die sie umbringen wollten.

In der Mitte des Raumes stand ein großer Käfig. Ebenfalls aus Stahl. Darum lagen einige Waffen wie Schwerter, Pistolen, Peitschen und noch einige anderen, von denen Daphne nicht einmal den Namen wusste. Ein paar Messer lagen auf einem Stapel und spiegelten das Licht, von der Lampe wieder.  Jetzt war sie sich nicht mehr all zu sicher, ob er sie nicht doch knechten würde.
„Mit was willst du anfangen?“, fragte er Daphne und blieb mitten im Raum stehen. „Nahkampf? Oder willst du lieber gleich mit Waffen anfangen?“
„Eh“, murmelte sie und wusste nicht recht was sie sagen sollte, da sie in beiden Unerfahren war. Klar, einen kleinen Verteidigungskurs hatte sie schon belegt aber so etwas? Nein. Das war ihr fremd.
„Okay ich verstehe“, murmelte er. „Wir gehen in den Käfig.“
Er lief auf ihn zu und öffnete das Metallschloss mit einem Schlüssel, ehe er die Tür öffnete und Daphne deutete hineinzutreten.
Nachdem sie es sich gewagt hatte in den Käfig zu gehen fühlte sie sich plötzlich total alleingelassen. Sie wollte das nicht. Panik stieg in ihr auf, als Kilian mit dazu kam und die Tür wieder hinter sich schloss.  Er musste ihre Anspannung merken, da er sie seltsam ruhig anschaute. Als würde er ihren Geist anschauen. Der Vampir wirkte nicht wirklich einfühlsam, was die Situation natürlich nicht besser machte.

 

Das Training war total der Horror. Immer wieder hatte sie Fehler gemacht und immer wieder die Gleichen, bis Kilian irgendwann raus gelaufen war um Luft zu schnappen und sich zu beruhigen. Während des ganzen Trainings, war er ruhig geblieben, hatte ihr Tipps gegeben und sie musste auch einiges einstecken.  Daphne fühlte sich als wäre sie in ein Auto gerannt. Jeder einzelne Knochen in ihrem Körper konnte sie spüren. Es Schmerzte alles und noch immer konnte sie sich nicht verteidigen. Zum Angreifen war sie bisher nicht ein einziges Mal gekommen.
War es normal, dass man am Anfang so schlecht war?, fragte sie sich und versuchte nicht all zu deprimiert zu schauen, als Kilian wieder den Käfig betrat.
Er wirkte ernst. Gruselig ernst. Sie musste sich nun noch mehr Mühe geben, dass war Daphne bewusst.
„Also noch einmal: Wenn ich dir ins Gesicht treten möchte, duckst du dich oder du hebst mein Bein fest, wenn du schnell genug bist und brichst es“, sagte er ruhig und bestimmt.
Sie würde das nie hinbekommen, da war sie sich sicher. Daphne konnte einfach niemandem Leid zufügen. Zu mindest keinem, der es nicht verdient hatte und Kilian hatte ihr schließlich nichts getan. Auch wenn sein Knochen nachwachsen würde…  allein der Gedanke daran jemandem das Bein zu brechen, ließ Daphne erschauern.
„Bereit?“, fragte er ruhig und lief einige Schritte von ihr weg.
Nein, wollte sie sagen… aber bevor sie überhaupt etwas sagen konnte, war er auf sie zugerannt mit einem Bein voraus. Besser gesagt… er sprang.

Daphne erinnerte sich an seine Worte und duckte sich so schnell sie nur konnte. Er sprang über sie und landete direkt hinter ihr.
Langsam richtete sich die Nymphe auf. Sie hatte es geschafft! Erleichtert atmete sie aus. Endlich hatte sie etwas erreicht an diesem Tag.
„Das war ganz gut“, hörte sie eine tiefe Stimme an ihrem Nacken. Sie schluckte und trat einen Schritt vor. Erinnerungen von den Bissen der Vampire schlugen in ihr ein. Ihr Körper zitterte, ihre Augen waren erschrocken geöffnete.
Kilian schien ihre Stimmungsschwankungen zu bemerken und beobachtete sie mit runzelnder Stirn. Er war sich nicht sicher, was er falsch gemacht hatte, aber woher sollte er das auch wissen? Er wusste nichts von Daphne und auch nicht was sie miterlebt hatte.
„Na gut. Ich glaube wir lassen es heute gut sein“, sagte er ruhig und sie atmete erleichtert aus.
Endlich konnte sie hier raus. Sie wollte einfach nur in ihr Bett und alles vergessen. Sie wollte zu Patrick, Rebekah oder Raphael. Zu ihren Freunden nach Hause und einfach nur mit ihnen reden und alles wieder vergessen.
Hier fühlte sie sich so alleine, auch wenn Tristan hier war und er eigentlich zu ihren Freunden zählte, aber all das hier… es war Daphne einfach zu viel. Sie hatte noch nie jemanden etwas getan in ihrem Leben. Zu mindest nichts Schlimmes. Warum wollte man sie nun töten? Nur weil Wesen, welche besonders waren wie sie und ihre Familie damals ihre Macht ausgenutzt hatten? Was hatte sie denn damit zu tun? Sie hatte nichts gemacht. Sie hatte damit nichts zu tun! Es war einfach nur unfair… aber Daphne war sich sicher, dass es die Gruppe der Mörder nicht interessierte ob sie etwas damit zu tun gehabt hatte.
Nachdem Kilian den Käfig aufgeschlossen hatte, sprang Daphne sofort aus diesem Gefängnis heraus und atmete erneut erleichtert auf.
„Wir machen dann Morgen weiter und schauen uns dann auch mal an mit welcher Waffe du am besten auskommst“, sagte er und blickte ihr in die Augen.
Seine braunen Augen fesselten sie. Sie konnte darin so vieles sehen aber auch so wenig. Er kam ihr weshalb auch immer so vertraut vor, als hätten sie sich schon öfters gesehen und etwas miteinander gemacht. Anderseits wirkte er so fremd auf sie und machte ihr auch auf eine besondere Art und Weise Angst. Seine ruhige Art und diese Entschlossenheit, faszinierten sie. Genauso wie seine Augen, welche sie anblickten. Angeblich standen braune Augen für Treue und Ehrlichkeit. Es passte zu ihm, fand Daphne.
„Okay“, murmelte sie und konnte sich nicht von ihm losreisen. Auch er blieb einfach stehen und blickte in ihre Augen. Daphne war nie der Mensch der einem anderen in die Augen blicken konnte… sie schaute meistens weg, weil sie es als unangenehm empfand, aber gerade spürte sie davon rein gar nichts.
Etwas in ihr sagte ihr, dass sie ihm vertrauen konnte… etwas anderes in ihr sagte, dass sie sich in Acht nehmen sollte. Verwirrt von ihren Gefühlen und Gedanken blinzelte sie und zerstörte diesen Moment damit.

„Und wie war es?“, fragte Tristan, welcher den Gang entlang auf sie zukam und die beiden beobachtete.
„Sie brauch noch einiges an Übung“, antwortete Kilian auf seine Frage und blickte kurz zu Daphne hinunter, ehe er sich ihrem Bruder widmete.
„Du siehst übel aus“, lachte dieser und musterte seine Schwester. „Du sollst zu Mom. Sie ist oben in der Küche.“
„Gut“, antwortete Daphne und lief ohne weiteres den Gang entlang und die Treppen nach oben. Schweiß klebte an ihr. Ihre Kleidung ebenfalls. Ekelhaft. Am liebsten würde sie einfach duschen, aber das ging schlecht, also musste sie entweder in die Badewanne oder in den Pool draußen. Aber jetzt musste sie erst einmal zu ihrer Mutter.

Diese stand in der Küche, wir Tristan es gesagt hatte, und füllte Wasser in einen kleinen Eimer, ehe sie sich zu ihrer Tochter umdrehte und diese freudig anlächelte.
„Und wie war das Training?“, fragte sie sie und lief mit dem Eimer, gefolgt von Daphne, in das Wohnzimmer. Sie stellte den Wassereimer auf den Tisch und setzte sich auf die Couch.
„Hart“, antwortete Daphne leise und setzte sich neben ihre Mutter.
Sie musterte Daphne und nickte verständnisvoll: „Glaub mir, irgendwann wird es einfacher und du wirst immer besser.“
„Wahrscheinlich“, stimmte sie ihr zu und nickte leicht.
„Na gut. Fangen wir an heute ein wenig das Wasser zu formen“, sagte sie und hob ihre recht Hand in Richtung des Eimers.
„Es ist recht einfach musst du wissen. Was du machen musst, abgesehen von dem was du immer machen musst,  ist dein Handgelenk ruckartig nach oben zu bewegen und dabei deine Finger ausgestreckt zu lassen. Spann sie an … und dann entsteht das“, erklärte ihre Mutter ihr und plötzlich schossen mehrere Wassertropfen in die Luft.
„Lass deine Hand oben, sonst fallen die Tropfen wieder zurück. Wichtig ist dabei, dass du dich wirklich konzentrierst. Wenn du die Wassertropfen bewegen willst, musst du nur ein wenig mit den Fingerspitzen wackeln. Aber bleib dabei immer noch angespannt“, machte sie vor und die Wassertropfen fingen an sich auf der Stelle ein wenig nach rechts und nach links zu bewegen.
„Wenn du sie weiter bewegen willst also zum Beispiel… auf das Fenster zu, bewegst du deine ausgestreckte Hand nach links“, zeigte sie Daphne und die Wassertropfen bewegten sich mit einem Schwung an das Fenster.

„Jetzt du“, sagte sie und das Wasser war wieder in dem Rest im Eimer.

Eine ganze Stunde hatte sie mit ihrer Mutter an diesem Trick gesessen, bis sie es geschafft hatte. Nun hatte sie Freizeit für den Rest des Tages und auch Tristan war fertig mit seiner Übung. Er hatte einige Flecken in seinem Gesicht und ein paar Wunden an seinem rechten Arm, aber nichts all zu schlimmes. Mit einem Grinsen kam er die Treppen hoch.
„Das nächste Mal mache ich dich fertig“, lachte er.
„Natürlich“, hörte sie Kilian leise lachen, ehe sich die beiden verabschiedeten. Er winkte Daphne kurz zu, bis er aus der Haustür verschwunden war und nun nur noch die Geschwister in dem Zimmer standen und sich ansahen.
„In den Pool?“, fragte er und Daphne nickte. Auch er war verschwitzt und seine ganze Kleidung klebte an ihm.

Die beiden Geschwister liefen in den Garten und sprangen in den Pool. Er war mit Salzwasser gefüllt. Während Tristan seinen Fischschwanz bekam, saß Daphne mit ihren Fetzen bedeckt im Wasser. Eine kurze Zeit lang alberte sie herum und fingen mit einer Wasserschlacht an, welche Tristan gewann, da er die Idee hatte seine Schwanzflosse zu benutzen und dadurch eine riesige Welle erzeugt, bis ihr Vater sie zum Essen rief und Daphne ihren Bruder aus dem Wasser zog.
Noch immer fühlte es sich an als würde er eine ganze Tonne wiegen, ihm jedoch machte es nichts aus und er ließ sich einfach in Ruhr ziehen.
Daphne schnappte sich die Handtücher, welche neben dem Becken lagen und trocknete sich ab, während Tristan sich selbst auch abgetrocknet hatte.
Mit ihren normalen Klamotten liefen sie in das Haus und setzten sich an den Essenstisch.

Kapitel 20

 

Mittlerweile war es nun Daphne’s letzter Ferientag und am heutigen Abend würden sie und Tristan wieder zur Schule gebracht werden.
Sie freute sich ihre Freunde wieder zu sehen. Jayden hatte sie über die Ferien schon fast vergessen. Kilian hatte ihre ganze Aufmerksamkeit. Er wirkte so seltsam. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Heute würde er wieder kommen und sie würden wieder in den Keller gehen.
Daphne war sicher, dass sie sich ein wenig besser geschlagen hatte über die Zeit, aber sie war immer noch viel zu schlecht. Kilian gab sein Bestes, das wusste sie. Jedoch war er zu ihr ein ganz anderer Mensch, wie wenn er mit ihrem Bruder sprach.
Mit ihrer Mutter hatte Daphne noch weiter an ihren Kräften geübt und sie hatte einiges erreicht. Das mit den Wassertropfen bekam sie hin; auch wie sie nun jemanden mit Wasser einengen konnte, jedoch klappte es nicht all zu gut, wie sie e sich erhofft hatte.

Während Daphne am Essenstisch saß und frühstückte, kam ihr Hund auf sie zugerannt, setzte sich vor sie und blickte sie mit großen Augen an.
„Nein“, lachte sie und tätschelte seinen flauschigen Kopf. Er schmiegte sich an sie und hechelte.
„Ihr kommt gut miteinander aus, oder?“, lachte ihre Mutter, als sie sein Futter auffüllte und ihren Hund beobachtete.
„Anscheinend“, murmelte Daphne und grinste ein wenig, ehe sie weiter aß.
Sie trug schon ihre Sportsachen, auch wenn sie sich wieder einmal nackt vorkam, wenn sie so vor Kilian stand. Sie fürchtete sich, wenn er sie musterte.
„Bereit?“, hörte sie seine Stimme auch schon hinter sich, als sie sich zwang nicht zusammenzuschrecken und einfach ruhig ihre Gabel auf den Tisch zu legen.
„Klar“, murmelte sie und schluckte den letzten Bissen hinunter, ehe sie sich von ihrem Stuhl erhob und wieder runter in den Keller lief. Sie konnte seinen Blick auf ihrem Körper spüren. Dieses Gefühl kannte sie irgendwoher; jedoch fiel ihr nicht ein woher.

Über die Ferien hatte sie erfahren, dass ein kleines Messer ihre beste Waffe war.
Sie stellten sich also erneut in den Käfig. Kilian war mit nichts bewaffnet, aber Daphne wusste, dass sie ihm nicht wirklich schaden konnte, weshalb sie nun auch weniger Angst hatte ihn zu ‚verletzen‘.
„Bereit?“, fragte er erneut, nachdem er den Käfig abgeschlossen hatte und sich der Nymphe gegenüber stellte. In Kampfposition. Bereit zum Angriff.
„Immer“, antwortete sie ruhig. Darauf war sie stolz, sie hatte es nun geschafft anfangs zu mindest ihre Beherrschung zu erlangen und nicht zitternd vor ihm zu stehen. Er hatte ihr gesagt, dass dies besonders wichtig war, da der Gegner ihre Angst nicht spüren durfte.
Kilian hob kurz seine Augenbraue in die Höhe, ehe er auch schon einige Schritte auf sie zumachte und ausholte. Schnell duckte sich Daphne und versuchte ihm ein Bein zu stellen.

Fehlschlag.

Er stand direkt hinter ihr und drückte seinen Arm um ihren Hals und somit ihren Körper an seinen.
„Das war nicht besonders klug“, sagte er leise und sorgte für eine Gänsehaut auf Daphnes Körper. Sie nickte, damit er sie losließ… jedoch machte er dies nicht.
„Wehre dich“, sagte er und drückte fester zu. Sie hatte das Gefühl, dass ihr gleich die Augen aus dem Kopf herausgequollen kamen. Ihre Luft wurde knapp und das Klammern um seinen Arm hatte nichts gebracht.
Schnell nahm sie ihr Messer aus der Hosentasche und stach nach hinten. Bevor sie ihn jedoch auch nur ansatzweise treffen konnte, hatte er ihre Hand auf ihren Rücken gepresst und ihr Messer flog aus ihrer Hand.
Noch eine hatte sie zu Verfügung.
„Denk nach“, flüsterte er wieder in ihr Ohr. Aber sie wusste nicht weiter und allmählich wurde ihre schwarz vor Augen. Sein Atem auf ihrer Haut ließ sie erzittern. Er war ein Vampir. Er konnte sie sofort beißen. Sie schloss ihre Augen und versuchte zu atmen, bis er sie plötzlich losließ und sie auf den Boden fiel.

Kilian blickte sie an und runzelte die Stirn.
„Du wärst Tod.“
„Ich weiß“, murmelte sie und schluckte den Pein hinunter. Es war ihr unangenehm, ganz besonders, weil es ihn nicht einmal angestrengt hatte.
„Neue Runde?“, fragte er sie und hielt ihr freundlicherweise die Hand entgegen, als hätte er Mitleid mit ihr gehabt. Sie ergriff diese und ließ sich hochziehen.
Schnell wischte sie sich den Staub von der Kleidung und atmete tief ein.
„Versuchen wir es“, murmelte sie und hob ihr Messer auf. Bevor er dieses Mal jedoch losrennen konnte, war sie schon mit schnellen Schritten auf dem Weg zu ihm und sprang ab, mit dem Fuß hoch, in der Hoffnung ihn in den Hals zu treten. Bevor sie Kilian überhaupt treffen konnte, hatte er die Nymphe an den Beinen gepackt und sie mit einem Ruck auf den Boden geschleudert, dass sie anfing vor Schmerz zu keuchen, zu husten und panisch nach Luft zu schnappen.
„Sei nicht naiv“, sagte er mit harter strenge und stand nun über ihr, „Lass mich angreifen. Wir wissen beide, dass du dazu noch nicht bereit bist.“
Daphne schluckte und nickte. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an, Schmerzte jedoch dennoch.
„Können wir… eine Pause machen?“, keuchte sie und ließ ihren Kopf auf den kalten Boden fallen. Einen kurzen Moment lang hatte sie die Befürchtung, dass er nein sagen würde. Seltsamerweise kam er auf sie zu, kniete sich kurz hin und schob seine Hände über ihren Körper und hob sie hoch.
Kilian schaffte es irgendwie das Schloss aufzuknacken und sie auf die Liege zu legen, ehe er sich neben sie setzte und sie beobachtete.
„Danke“, sagte sie leise und schnappte tief nach Luft. Er antwortete nicht, sondern beobachtete nur sie und ihren Körper.
Daphne schwitzte und blutete an den Fersen. Ihre kurze, schwarze Sporthose, welche nur das Nötigste bedeckte, genauso wie ihr enges Top war mit Schmutz bedeckt.
Sie fing an ihn zu mustern. Keinen Kratzer. Sein graues, enganliegendes T-shirt ließ seine Muskeln darunter erahnen und seine Sporthose war schon ein wenig zerrissen. Seine Haare waren über die Zeit ein wenig gewachsen und nicht mehr all zu kurz.
„Es tut mir leid“, hörte sie ihn plötzlich murmeln.
„Was?“, fragte sie und blickte in seine braunen Augen.
„Dass ich das gerade gemacht habe. Ich vergesse manchmal, dass es euch weh tut“, sagte er ernst und blickte peinlich berührt weg. Sie ergriff kurz seine Hand, welche auf seinem Schoß lag. Sein Gesicht wand sich sofort zu ihr.
„Schon in Ordnung“, beruhigte sie ihn und lächelte leicht.
„Es ist seltsam. Nicht du. Einfach ein Vampir zu sein. Ich meine, ich bin das schon seit ich 16 bin, aber es ist einfach was total anderes und man kann sich teilweise an so einiges nicht mehr erinnern“, sprach er und beobachtete sie.
„Was meinst du?“, fragte sie ihn neugierig.
„Wie sich Schmerz anfühlt zum Beispiel“, antwortete er auf ihre Frage und zuckte mit den Schultern. „Mir kommt es so vor, als wärt ihr so zerbrechlich.“
„Sind wir in gewisser Hinsicht auch“, lachte sie leise. „Eure Sinne sind verstärkt… ihr seid Schneller, Stärker und könnt Menschen mit einem Biss töten. Ihr seid einfach mächtig.“
„Aber ist das gut?“, fragte er.
„Ansichtssache denke ich. Ich glaube es kommt darauf an wie man damit umgeht und wer man sein möchte“, sagte sie nachdenklich und beobachtete seine Reaktion auf ihre Antwort.

Er räusperte sich nach einer Weile, in welcher er in Gedanken versunken war, ehe er sich wieder aufrichtete.
„Können wir weiter machen? Nur noch eine Runde, versprochen. Danach kannst du baden und packen“, sagte er und half ihr hoch, ehe er sich ihr gegenüber in den Käfig stellte.
Ihr ging es wieder gut, abgesehen von ihrem schmerzenden Rücken. Aber sie war dennoch bereit für eine Runde.
„Wir versuchen etwas anderes. Schließ deine Augen und verlasse dich auf deinen Instinkt“, sprach er bestimmt und wartete darauf, dass sie ihre Augen geschlossen hat.
Daphne kam sich hilflos vor. Warum machte er das? Einfacher war es nun wirklich nicht. Und schließlich wusste Kilian, dass sie schreckhaft war. Sie schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter, versuchte die Angst in ihr zu unterdrücken und wartete. Aber auf was wartete sie-

Keine Sekunde später lag etwas auf ihren Lippen. Sie waren weich, sanft und … schüchtern. Eine Welle an Gefühlen schlug auf sie ein. Ein seltsames Gefühl durchzog ihren Körper und machte sich breit in ihr. Wie von alleine und ohne groß nachzudenken erwiderte sie seinen Kuss.
Er schien dies als Bestätigung zu empfinden, weshalb er sie ein wenig näher an sich heranzog und sie nicht mehr all zu schüchtern küsste. Daphnes Hand lag dadurch auf seiner Brust. Ihre Augen waren geschlossen und sie genoss den Moment.
Nach kurzer Zeit legte sich seine Hand um ihren Nacken und wieder durchzog ein Strom an Gefühlen ihren Körper. Es fühlte sich an, als würde sich alles an einer Stelle sammeln und sie verrückt zu machen.
Erschrocken davon, griff sie in sein Shirt und stöhnte leise auf.

Schnell hatte er sich auch schon von ihr losgerissen und blickte sie mit verschwommenen Augen an. Verwirrt beobachtete sie Kilian.
„Ich denke ich kann nicht weitermachen“, murmelte er und zog sich zurück. All diese Gefühle verschwanden wieder langsam und Verwirrung machte sich in ihr breit. Warum? War sie ihm zu hässlich?
„Ich verstehe nicht“, sagte sie.
„Es liegt nicht an dir. Glaub mir. Ich bin es“, sagte er leise und blickte ihr in die Augen, ehe er einen Schritt auf sie zukam und ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr schob, ehe er sie kurz erneut küsste und kurz lächelte, „Montag unten im Keller im Klassenzimmer 01?“
Daphne nickte.


…oo0oo…

Nachdem sie gebadet war und nun hoch in ihr Zimmer lief, konnte sie sich noch immer an seine Lippen erinnern und dabei wurde wieder diese Gefühle in ihrem Körper freigelassen.
Sie war erschöpft.
Als sie auf die Uhr blickte, beschloss sie sich noch ein wenig zu schlafen, vor der Fahrt. Sie machte also die Rollläden nach unten und legte sich in ihr Bett.
Da lag sie also nun… nur in Unterwäsche in ihrem Bett, zugedeckt mit ihrer flauschigen Decke und mit den Gedanken bei Kilian, wie nett er plötzlich war und an den Kuss. Auch an seine kurze Berührungen.
Wie von alleine strich ihre recht Hand über ihren Bauch hoch zu ihrem BH. Ihre Augen waren geschlossen. Sie fuhr über den BH und danach unter ihn. Ihre Nippel waren hart vor Erregung und sie biss sich auf die Lippe, als sie anfing mit ihren Fingern an ihnen zu spielen.
Mit der anderen Hand fuhr sie von ihrem Bauch zu ihrem Tanga und über ihn, dahin wo es angeschwollen war.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich den Tanga auszog. Die ganze Zeit dabei dachte sie an ihn, stellte sich vor dass es seine Hände währen, wie er sie küsste und berührte.
Als sie sich mit einer ihrer Hände zwischen die Beine fasste, war sie nass. Es ließ sie ganz leise aufstöhnen. Langsam fuhr einer ihrer Finger in sie hinein. Sie hatte es noch nie gemacht, aber es fühlte sich wirklich gut an. Daphne brauchte nicht lange um herauszufinden was sie geil machte.
Während sie sich mit dem einen Finger fingerte, schob sie langsam einen zweiten hinzu und dehnte sich. Es machte sie verrückt und sie wollte mehr, als sie plötzlich über ihren angeschwollenen Kitzler fuhr. Ihre Finger waren so glitschig, dass es ihr nicht weh tat. Und sie fing an ihn zu reiben und sich dabei zu fingern.
Während ihr Orgasmus und dieses tolle Gefühl immer weiter entgegen kam, stellte sie sich vor wie Kilian es war, der das mit ihr anstellte. Sie biss sich auf die Lippe um nicht zu stöhnen und kam.
Ein gewaltiger Stromschlag durchfuhr ihren Körper und ließ sie zufrieden sich wieder entspannen, ehe sie einschlief.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.01.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch ist für dich Schatz

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