Cover

Der Vorschlag


Fotiá Dunkel-Stern strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah zum Himmel hoch. Das Wetter war gut und an diesem Morgen hatte sie auch eine Menge Wild erlegt.
Den Großteil konnte sie sicher wieder in Helgen verkaufen.
Helgen war eine kleine Stadt im Fürstentum Falkenring. Sie mochte Helgen sehr gerne.
Die Leute dort waren ziemlich nett, was mit großer Wahrscheinlichkeit daran lag, dass die Meisten auf der Seite des Kaiserreiches standen. Oder weil einige der Bewohner Kaiserliche waren.
Fotiá selbst war eine junge Bosmer, auch Waldelfen genannt. Was aber auch nicht ganz stimmig war.
Ihr Vater war ein Bosmer, wie auch der Rest seiner Familie. Ihr Mutter dagegen war eine Nord. Zumindest teilweise.
Der Vater ihrer Mutter war ein Bretone.
Somit hatte sie drei Rassen in sich: die bretonische, die nordische und die bosmerische.
Äußerlich glich sie einer typischen Waldelfin. Sie konnte auch sehr gut mit Pfeil und Bogen umgehen und da sie in der Kunst des Bogenschießen von ihrem Vater unterrichtet worden war, beherrschte sie diese sehr gut.
Auch mit den Tieren konnte sie gut umgehen, wenn auch nicht ganz so gut wie ihr Vater. Dieser war fast schon ein Meister darin Tiere zu beherrschen.
Was dies jedoch sehr gut ausglich, war die Kälteresistenz, welches dafür sorgte, das sie nicht so schnell fror und Eisangriffe ihr kaum etwas ausmachten.
Dies hatte Fotiá glücklicherweise von ihrer Mutter vererbt bekommen. Die Kälteresistenz war in dem kalten Himmelsrand sehr praktisch, wenn sie manchmal nach Dämmerstern reisten musste.
Auch ihr Bretonenblut hatte etwas für sich. Denn dadurch war sie auch zu einem Teil immun gegen die Magie. Im gleichen Zug jedoch konnte sie die Magie ihrer Gegner absorbieren.
Da sie jedoch kaum mit Magie kämpfte, war sie auch nicht wirklich auf diese Fähigkeiten angewiesen.
Aber Fotiá befand es als praktisch, da sie sich bei der Magie eher auf die Heilung und zusätzlich ein wenig auf Beschwörung spezialisierte.
Doch dass diese Fähigkeiten ihr nicht viel an dem Tag der 20. Regenshand bringen würden, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Während sie das erlegte Reh bearbeitete und das Fell vom Fleisch zog, hörte sie zwar ein ungewöhnliches Brüllen, aber sie ging nicht wirklich darauf ein. Sie hatte schon in ihrer Geburtsprovinz Valenwald ähnliche Geräusche gehört. So ging sie auch nach getaner Arbeit mit dem Fleisch und den übergebliebenen Fellen in Richtung Helgen.


Sie erreichte gerade das große Haupttor der Stadt, als sie hörte, wie ein Trupp der kaiserlichen Legion mit zwei Gefangenentransportkutschen eintraf.
Schnell ging sie zu dem Marktplatz, wo ein Block und ein Henker standen.
,,Bei den Göttern, wer ist denn bitte so dumm und legt sich mit dem Kaiserreich an?‘‘, murmelte Fotiá leicht mürrisch vor sich hin.
,,Einen Trupp der Sturmmantelrebellen; ihr Anführer, Jarl Ulfric ist ebenfalls dabei‘‘ sagte eine Händlerin, welche Fotiá flüchtig kannte.
,,Jarl Ulfric? Ist das nicht der Jarl von Windhelm? Meint Ihr wirklich den Jarl, welcher die Rebellion leitet und den Großkönig ermordet hat?‘‘ Fotiá war überrascht. Zwar lebte sie etwas abgeschieden, doch durch den Handel, welchen sie zum Großteil in Helgen betrieb, bekam sie einige Dinge mit.
,,Ja, genau der! Und noch zwei weitere Leute, aber die gehören anscheinend nicht zu ihm.‘‘
Fotiá sah zu dem Gefangenen. Die Händlerin hatte recht. Zwei der Gefangenen trugen keine Uniform der Sturmmäntel.
Einer war ein männlicher Nord, die andere Gefangene war eine Dunkelelfe, welche ziemlich verwirrt und auch angesäuert aussah.
Als der Nord dann versuchte zu fliehen und von einem der Bogenschützen erschossen wurde, schüttelte die junge Dunmer nur leicht den Kopf.
,,Und wer seid Ihr, Dunkelelf?‘‘, fragte Hadvar, welcher den Gefangenentransport überwacht hatte.
,,Sendra Wolken-Frei aus Dämmerstern, geboren in Morrowind.‘‘
,,Bei den Acht, Ihr habt Euch wirklich schlechte Zeiten ausgesucht, um hier herumzureisen. Leutnant, was sollen wir mit ihr machen? Sie steht bei mir nicht auf der Liste!‘‘, wandte sich der Nord an die Kaiserliche neben ihm.
,,Vergesst doch jetzt diese verdammte Liste. Sie wird zum Block gehen‘‘, fauchte diese mehr als gereizt.
Hadvar sah die Dunmer an. ,,Tut mir leid. Ich werde veranlassen, dass Eure Überreste zurück nach Morrowind gebracht werden.‘‘
,,Na schönen Dank auch‘‘, brummte die Elfe leicht gereizt und ging zu den anderen Gefangenen, die beim Block standen.
Sie war sichtlich wenig begeistert davon, dass man ihr gleich den Kopf abschlagen würde.
Fotiá konnte es nachvollziehen. Gewiss war die Elfe unschuldig und nur zufällig in diese Gefangennahme geraten. Und unter diesen Umständen das Leben zu verlieren, war in ihren Augen wirklich schlimm.
Sie beobachtete, wie sich General Tullius an Ulfric wandte. Den Vortrag, welchen der Kaiserliche dem Jarl hielt, interessierte Fotiá nicht wirklich.
Das Brüllen, was danach folgte, wunderte sie jedoch.
Sie hatte es schon vorhin gehört, doch nun war sie sich nicht mehr sicher, ob sie ein derartiges Brüllen schon einmal in Valenwald gehört hatte.
Die Kaiserlichen schienen ebenfalls sehr überrascht.
,,Was war das?‘‘
,,Ich weiß es nicht. Machen wir weiter‘‘, murrte die Kaiserliche kalt.
Darauf trat einer der Sturmmäntel zum Block. Fotiá zuckte leicht zusammen, als der Henker seine Axt hob und dem Nord den Kopf abschlug.
Sie würde sich wohl nie daran gewöhnen, den Anblick von sterbenden Menschen mitansehen zu müssen.
,,Dunkelelfe, Ihr seid dran!‘‘, befahl die Kaiserliche Legant. In dem Moment ertönte wieder ein lautes Brüllen.
,,Was ist das? Leutnant...‘‘
Diese sah den Befehlshaber Hadvar jedoch nur eisig an. ,,Egal, weitermachen. Elf, tretet Ihr nun vor!‘‘
Die Dunkelelfe kniff die Lippen zusammen, als sie nach vorne trat.
Doch gerade, als der Henker die Axt hob, flog ein riesiger, pechschwarzer Drache mit rotglühenden auf den Wachturm, welcher hinter dem Henker war.
Mit einem lautem Brüllen riss er die Steine aus den Türmen, welche glühend zu Boden fielen. Wie er das genau tat, konnte sich Fotiá nicht ausmalen, aber sie hatte auch keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken.
,,Bei den neun Göttern, was ist das denn?‘‘, schrie die Händlerin entsetzt, als sie mit der Waldelfe, Ulfric, einem der Sturmmäntel und der Dunkelelfe in den nahegelegenen Turm neben der Taverne rannte.
,,Ein Drache, was denn sonst?‘‘, gab Fotiá zurück, ehe sie sich an den Jarl wandte.
,,Und Ihr seid wohl auf?‘‘, fragte sie den Nord.
,,Ja sind wir wohl. Aber weshalb fragt Ihr mich das, Waldelfe?‘‘, murrte dieser und wandte sich ab.
Fotiá seufzte innerlich.
Sie wusste von einigen Erzählungen der Händler, dass Ulfric und seine Anhänger der Sturmmäntel nicht der größte Freund der Elfen waren, aber sie hatte nichts mit dem Aldmeri-Bund zu tun.
Auch mit den Thalmor hatte sie keinen Kontakt.
Eigentlich hatte sie auch allgemein sehr wenig Kontakt zu den anderen Bewohnern von Himmelsrand.
Ausnahmen bildeten die verschiedenen Abenteurer, welche gelegentlich an ihrer Hütte vorbeikamen oder die Händler von Helgen.
,,W-was sollen wir den jetzt machen? Wir werden angegriffen, und wer weiß, was das für ein… Also...‘‘ Die Händlerin rang sichtbar mit sich.
Von draußen hörte man noch immer, wie die Bewohner schrien, das Brüllen des Drachen und wie sich die Wachen gegenseitig Befehle zuriefen.
,,Am besten kommt Ihr mit uns mit, wir haben hier einen Ausgang. Wenn Ihr wollt‘‘, sagte der Sturmmantel, welcher neben Ulfric stand.
,,In Ordnung. Die beiden Elfen… sie können uns sicher helfen. Ich kenne zwar nur die junge Waldelfe dort drüben, aber die Dunkelelfe ist noch viel zu jung, als dass sie diesem verrücktem Drachen übergeben wird...‘‘
Die beiden Sturmmäntel nickten, worauf sie zusammen einen Gang entlang rannten, der den drei Frauen vorher nicht aufgefallen war.
Fotiá schnitt der Dunkelelf noch die Handfesseln durch, worauf diese ihr kurz zulächelte.
Zumindest konnte sie sich nun sicher sein, das Fotiá nicht die Absicht hegte, ihr etwas Schlechtes zu wollen. Sie folgten den anderen Dreien, wobei sie auch den Drachen im Auge behielten, der brüllend über Helgen flog und immer mehr Menschen tötete.
,,Das ist so grausam‘‘, wimmerte die Händlerin, als sie über den verqualmten Marktplatz gingen. Dieser war schon nicht mehr als solcher zu erkennen; überall lagen Leichen herum und es brannte. Der dunkle Rauch brannte in den Lungen, doch sie rannten weiter.
,,Und dass man sterben soll, nur weil man für die Freiheit kämpft, ist nicht grausam oder wie? Was stimmt mit Euch bitte nicht, Frau?‘‘, fauchte Ulfric gereizt, ehe er hustete. Auch ihm schien der Rauch so langsam Probleme zu bereiten.
,,Bei den Neun, könnt Ihr Euer Geschimpfe bitte auf ein anderes Mal verschieben, Jarl Ulfric? Wir sollten uns erst mal darauf konzentrieren, dass wir hier lebend weg kommen‘‘, fauchte Fotiá ebenfalls genervt zurück. Ihre Augen brannten inzwischen, doch sie riss sich zusammen.
,,Neun? Ich dachte Elfen beten Talos nicht an?‘‘ Ulfric war sichtlich verunsichert.
,,Meine Mutter war eine Nord. Ich bin nur zum Teil eine Bosmer.‘‘
Darauf war der Jarl ruhig; und auch sein Gefolgsmann wirkte nicht mehr ganz angespannt.
So rannten sie weiter durch einen unterirdischen Gang, der in einer Höhle außerhalb von Helgen endete.
,,Achtung! Der Drache!‘‘, zischte der Sturmmantelanhänger und winkte alle hinter einen Felsen, der in der Nähe der Höhle stand.
Doch der Drache flog über sie hinweg, ohne dass er die kleine Gruppe zu bemerken schien.
Fotiá seufzte erleichtert auf. Diesen Angriff hatte sie glücklicherweise unbeschadet überstanden, wie auch die anderen vier.
Dennoch wollte sie sicher sein.
,,Ist soweit… alles in Ordnung?‘‘, fragte sie vorsichtig nach, wobei sie jedem einzelnem ins Gesicht sah.
Da jeder von ihnen nickte, gingen sie zusammen den kleinen Weg zum Fluss, wo sie sich Ruß und Staub aus dem Gesicht und den Kleidern abwuschen.
,,Ihr solltet mit den Dreien nach Flusswald gehen, Ralof. Eure Schwester macht sich sicher schon Sorgen. Ich werde weiter nach Windhelm gehen, um zu sehen ob dort alles in Ordnung ist‘‘, meinte Ulfric dann, worauf sein Gefolgsmann nur zögerlich nickte.
,,Passt auf Euch auf Jarl Ulfric. Talos sei mit Euch‘‘, murmelte er.
Der Jarl klopfte ihm auf die Schulter. ,,Mit Euch auch, Ralof. Wir werden uns wieder sehen.‘‘
So trennten sie sich. Ulfric ging Richtung Nordosten, die anderen gingen nördlich weiter nach Flusswald.


Während Fotiá und Sendra sich über etwas Magie unterhielten, versuchte Ralof die Händlerin in ein Gespräch über den Handel zu verwickeln. Sie hatte jedoch ganz andere Sorgen.
,,Was soll ich denn jetzt machen? Mein Stand ist komplett hinüber‘‘, wimmerte sie immer wieder.
Ralof tätschelte ihr kurz die Schulter. ,,Macht Euch da mal bitte nicht allzu viele Sorgen. Vielleicht könnt Ihr Euch in Weißlauf etwas aufbauen und... ein neues Leben beginnen.‘‘
,,Ihr habt wirklich gut reden. Immerhin habt Ihr Euren Jarl Ulfric. Aber ich muss alles noch mal neu aufbauen! Ich habe noch nicht mal mehr ein eigenes Dach über dem Kopf!‘‘
Fotiá und Sendra unterbrachen darauf ihr Gespräch. Fotiá bot der Händlerin an, das sie vorerst bei ihr bleiben konnte, wenn sie es wollte.
,,Seid Ihr Euch da auch ganz sicher Mädchen? Woher wollt ihr wissen, ob der Drache Euer Zuhause nicht ebenfalls schon völlig zerstört hat?‘‘, gab die Händlerin zu bedenken.
,,Deswegen würde ich auch gerne nachsehen. Aber mir ist es noch zu unsicher, um zurück nach Falkenring zu gehen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich morgen zu meinem Zuhause begleiten.‘‘
Die Händlerin sah die Bosmer verunsichert an. ,,Moment mal… wir sind nun nicht mehr in Falkenring? Woher wollt Ihr das denn wissen und in welchem Fürstentum…?‘‘
,,Wir sind im Fürstentum Weißlauf‘‘, unterbrach Ralof sie. Dann sah er Fotiá prüfend an.
,,Aber woher wisst Ihr, das wir jetzt in einem anderem Fürstentum sind? Helgen ist ja ein ganzes Stück von der Grenze entfernt.‘‘
,,Ich hatte eine guterhaltene Karte von ganz Himmelsrand. Meine Mutter hat sie mir einst gegeben. Außerdem bin ich auf der Jagt gerne mal Tagelang unterwegs. Wobei ich dazu auch sagen muss, das ich dabei manchmal in die andern Fürstentümer muss.‘‘
,,Na dann. Wart Ihr eigentlich schon einmal in Flusswald? Ich kann mich nicht erinnern, Euch dort einmal gesehen zu haben‘‘, kam es von Ralof. Er war verunsichert, was Fotiá ein Seufzen entlockte.
,,Wieso sollte ich? Ihr Nord seid doch fast immer nur am meckern und schert alle Elfen über einen Kamm.‘‘
Sie ließ einen leichten Vorwurf in ihrer Stimme erklingen, worauf Ralof leicht den Kopf einzog.
,,Die Hochelfen...‘‘
,,Ich bin aber keine Hochelfe, verdammt noch eins! Bei den Neun, habt Ihr überhaupt aufgepasst? Ich bin zwar nur eine halbe Bosmer, also mehr Waldelfe, aber ganz sicher keine dieser verrückten und verdammt arroganten Agenden der Thalmor-Hochelfen!‘‘, fauchte Fotiá entnervt.
,,Na so was, Ihr seid ja wirklich so temperamentvoll wie eine Nord‘‘, sagte Sendra mit einem leichtem Lächeln auf den Lippen.
Fotiá schwieg dazu, aber ein lächeln konnte sie sich dennoch entlocken. Sie wusste, dass es nicht viel bringen würde, sich mit der Dunmer zu streiten.
So gingen sie schweigend weiter, bis sie in dem kleinen Dorf Flusswald waren. Ralof ging sogleich zu seiner Schwester, welche an der Sägemühle arbeitete und die er sogleich um ein Gespräch bat.
Die blondhaarige Nord war etwas verunsichert, da immerhin zwei Elfen bei ihm waren, doch sie sagte nichts dazu. Als Ralof ihr die Geschichte mit dem Drachen in Helgen erzählte, war sie ziemlich skeptisch.
,,Geht es Euch nicht gut, Ralof? Ein Drache in Helgen, seid Ihr Euch da auch ganz sicher?‘‘
,,Es war wirklich so, glaubt mir bitte!‘‘ Ralof sah zu den Elfen.
,,Er sagt sagt die Wahrheit. Ein Drache hat Helgen angegriffen, er war unglaublich riesig, und noch schwärzer als die schwärzeste Nacht die ich erlebt habe‘‘, bestätigte Sendra.
Fotiá und die Händlerin nickten nur zustimmend.
Gerdur, wie Ralofs Schwester hieß, schwieg einen Moment lang.
Doch dann nickte sie leicht. ,,Ich glaube es Euch auch Ralof. Aber was sollen wir denn gegen einen vielleicht ausgewachsenen Drachen machen? Flusswald ist nicht umfassend gegen einen solchen Angriff geschützt.‘‘
,,Ich kann nach Weißlauf gehen und den Jarl um Hilfe bitten. Er wird sicher einige Wachen hier her schicken‘‘, bot Sendra direkt an.
,,Wirklich?Das würdet Ihr tun? Nun denn. Ihr solltet Euch ausruhen, Ihr alle. Wir wohnen gleich dort hinten am Dorfrand.‘‘
Gerdur führte die drei Fremden zu ihrem Heim.
,,Sehr gemütlich‘‘, befand die Händlerin.
Die beiden Elfen murmelten zustimmend und gingen zu den Betten, die im hinterem Teil des Hauses standen.


Am nächsten Morgen wurde Fotiá ungewöhnlich früh wach. Sie war verwirrt, als sie sich umsah und die Dunkelelfe neben sich liegen sah. Dazu noch in einem ihr unbekannten Haus.
,,Guten Morgen. Ihr seid ja schon wach.‘‘
Fotiá schreckte leicht zusammen und sah zu der unbekannten Nord, welche sie leise angesprochen hatte.
Erst da fiel Fotiá der Vortag wieder ein; der schwarze Drache mit den tiefroten Augen, welcher in Helgen angegriffen hatte, die Flucht mit Ralof und Jarl Ulfric und die Ankunft in dem kleinem Dorf Flusswald.
,,Ja… Wie geht es den Ralof?‘‘, fragte die Waldelfe mit leiser Stimme, damit Sendra nicht wach wurde.
,,Ganz gut. Er… hat nur nicht besonders gut geschlafen. Wie denn auch… nach dem gestrigen Tag?‘‘
Fotiá nickte verstehend und erhob sich aus dem Bett. ,,Ich weiß. Selbst ich habe kaum schlafen können bei dem ganzen Stress. Aber das muss ja nicht unbedingt etwas heißen.‘‘
Dann fiel ihr auf, dass etwas nicht stimmte. ,,Wo ist denn die Händlerin? Ist sie schon weitergezogen?‘‘
,,Die Händlerin… ach, sie ist weggerannt, kurz bevor Ihr wach wurdet. Sie hat es wohl nicht ganz so gut verkraftet wie Ihr. Was mit der Dunmer hier ist, kann ich nicht sagen. Sie schläft so tief wie ein Draugr.‘‘ Gerdur setzte sich mit Fotiá an den Tisch.
Ralof war ebenfalls schon wach und aß an einem Brot. Er lächelte leicht, als er Fotiá sah.
,,Na, Ihr seht schon gefasster aus, als die arme Händlerin.‘‘
Die Waldelfe schwieg dazu. Sie konnte im Grunde gut verstehen verstehen, dass die Händlerin keine Nerven mehr hatte, um noch an einem Ort zu bleiben. Fotiá selbst wollte daran schon gar nicht mehr denken.
,,Ich sollte schnell nach Hause, einige meiner Sachen holen. Sofern dieser verdammte Drache mein Zuhause nicht schon niedergebrannt hat‘‘, sagte sie gedankenverloren.
,,Da sollte ich Euch begleiten. Falls Euer Haus noch steht und dass schon irgendein Gesindel von Banditen oder andere seltsame Gestalten Euren Besitz eingenommen haben‘‘, erwiderte Ralof sofort.
Gerdur sah ihn mit leichter Sorge an. ,,Seid Ihr Euch da auch sicher Ralof? Ihr seid gerade erst wieder angekommen, da solltet Ihr Euch schonen Bruder. Außerdem solltet Ihr auch bald wieder nach Windhelm, um Jarl Ulfric zu unterstützen. Er wird Euch sicher brauchen.‘‘
,,Gerdur, die Elfe hier hat mir und dem Jarl aus Helgen geholfen, wenn nicht auch das Leben gerettet! Außerdem ist sie selbst noch geschwächt von der Flucht. Ich kann immer noch eine Kutsche nehmen, wenn es sein muss.‘‘
Fotiá sah den Nord dankend an.
Es war selten genug, das ein Nord sich so für sie einsetzte. Aber das Ralof, ein Sturmmantelrebell, ihr einen Geleitschutz geben wollte war doch sehr überraschend.
Gerdur schwieg einen Moment lang, ehe sie ergeben seufzte. ,,Na gut. Sie… scheint ja auch ganz in Ordnung zu sein. Wie auch die Dunkelelfe, wie mir scheint.‘‘
,,Das sind sie beide, glaubt mir‘‘, sagte Ralof und stand auf. Er sah Fotiá sehr ernst an.
,,Kommt Ihr?‘‘
Die Waldelfe nickte darauf und zusammen gingen sie zurück in Richtung Helgen. Doch als sie dort ankamen blieb Fotiá verunsichert stehen. Sie hatte eine seltsame Vorahnung, was sie jedoch nicht ganz erklären konnte.
Dies sagte sie auch Ralof, welcher sie nach ihrem plötzlichem Halt fragend ansah. Der Nord nickte leicht. ,,Vielleicht sollten wir einen anderen Weg nehmen, der um Helgen herumführt. Aber wir kommen ganz sicher bei Eurem Zuhause an, wo ihr Eure Sachen holen könnt. Ich bin mir sicher, Ihr wollt sicher woanders Euren Handel betreiben, jetzt wo Helgen vollkommen zerstört ist.‘‘
Die Waldelfe nickte leicht. ,,Stimmt. Ich sollte vielleicht nach Rifton gehen. Meine Mutter hat dort gewohnt, bevor sie meinen Vater kennengelernt hatte. Ich war dort noch nie und wollte mir die Stadt mal ansehen. Und die Festung Nebelschleier begutachten.‘‘
Ralof lächelte leicht. ,,Wenn Ihr meint. Seid mir aber um Talos Willen bitte vorsichtig wenn Ihr in Rifton angekommen seid. Gerüchten zu Folge ist dort die Diebesgilde zu Hause. Das sind Banditen ohne Skrupel.‘‘
,,Danke, ich passe schon auf mich auf. Ich kann Euch und Ulfric gerne mal einen ausführlichen Brief schreiben, wenn ich mich einigermaßen in Rifton eingelebt und mir etwas aufgebaut habe. Ihr und Ulfric bekommt gerne einen Sonderpreis auf meine Sachen‘‘, erwiderte Fotiá lachend.
Ralof schmunzelte darauf ebenfalls etwas.
,,Wo ist Euer Zuhause denn jetzt genau?‘‘, fragte er dann. Sein Blick ging leicht verunsichert über die scharfen Felsformationen und zwischen die Bäume.
,,Von hier aus etwas weiter nach Osten, und dann einen kleinen Pass hoch, dann sind wir da‘‘, antwortete Fotiá und ging voran. Mit dem Sturmmantel an ihrer Seite fühlte sie sich etwas sicherer. 
Es war dennoch ein beklemmendes Gefühl, da sich die beiden nicht wirklich sicher sein konnten, ob der Drache nochmals hier auftauchte. Vor allem Fotiá hatte wenig Lust auf ein weiteres Treffen mit dem Drachen.


Als sie zusammen an Fotiás kleiner Hütte ankamen, hörten sie ein wütendes Brüllen. Sofort zog Ralof sein Schwert und Waldelfe machte sich einen Beschwörungszauber bereit.
Fotiá entschied sich, ein Bogen zu beschwören, da ihr ein Atronach etwas zu gefährlich war. Vor allem ein Feuer-Atronach konnte an einer Holzhütte einen verehrenden Schaden anrichten.
Als sich etwas in der Hütte bewegte spannte Fotiá ihren Bogen und auch Ralof ging in Angriffsstellung.
,,Bei den neun Göttlichen, wer auch immer in der Hütte ist: Zeigt Euch!‘‘, rief Fotiá drohend
Sie war mehr als bereit, immerhin hatte sie auch schon gegen den ein oder anderen Banditen gekämpft, welcher sie ausrauben wollte.
Als Antwort auf ihre Forderung rannten drei Banditen aus ihrem Heim und griffen sie direkt an.
Fotiá schoss darauf einige Pfeile auf die Banditen, welche wohl aus der Erfahrung heraus versuchten ihren Pfeilen auszuweichen.
Dabei rechneten sie jedoch nicht mit Ralof, welcher sich sofort auf einen der drei stürzte und sich auf einen Ein-Mann Schwertkampf einließ.
Es zeigte sich dabei, dass er eine recht hohe Ausdauer hatte. Er parierte die Angriffe des Banditen und schaffte es, dem Fremden den Kopf abzuschlagen. Dann nahm er sich den Nächsten vor, der wohl der Anführer der Truppe war.
Fotiá hatte da weit mehr Probleme, denn ihr Gegner schien einiges wegstecken zu können. Ihre Pfeile trafen den rothwardonischen Banditen zwar an den Stellen, die ihrem Wissen nach Lebensgefährlich für Menschen waren, doch ihr Gegner war extrem zäh, da er nicht zu Boden gehen wollte.
Es mochte an der Rüstung liegen, aber eine Pelzrüstung konnte auch nicht alles abwehren.
,,Bei den Neun, Ihr seid wirklich sehr stark, dass Ihr durch die Pfeile noch nicht gestorben seid‘‘, murrte die Elfe dann genervt, worauf ihr Gegner lauthals loslachte.
,,Und wenn ich mit Euch fertig bin vögel ich Euch noch so gut durch, das man Euch bis nach Bravil schreien hört. Ihr habt es sicherlich sehr gut nötig, mein süßes kleines Elfenmädchen‘‘, höhnte er dann lauthals.
Darauf zielte Fotiá auf sein Herz. ,,Ich. Wärme. Euch. Nicht. Das. Bett!‘‘
Dann schoss sie den Pfeil ab und traf. Mit einem lautem Röcheln ging der Bandit zu Boden.
Fotiá drehte sich zu Ralof, welcher noch dem Anführer beschäftigt war. So spannte sie den Bogen nochmals und schoss dem Bandit einen der Pfeile in den Hals. Dieser ging wie sein Kumpane zu Boden.
Ralof sah die Waldelfe beeindruckt an.
,,So jemanden wie Euch könnten wir wirklich gut in der Sturmmantel Armee von Ulfric gebrauchen. Wärt Ihr dabei?‘‘, fragte er vorsichtig.
Fotiá stieß ein leises Seufzen aus. ,,Ich fürchte, die Armee ist leider nichts für mich, ich kann keine... Menschen sterben sehen. Oder Elfen. Aber ich werde Euch mit Sicherheit helfen, so gut ich kann. In Rifton kann ich dann sicher… Lieferungen an die Kaiserliche Armee unterbinden und an Eure Leute weiterleiten.‘‘
Ralof nickte darauf. Er half Fotiá bei dem zusammensuchen ihrer Waffen, unter anderem auch mehrere Vulkanglas- und Ebenerzpfeile sowie ihren Ebenerzbogen und den ganzen verschiedenen Vorräten, die sie benötigte.
,,Meint Ihr wirklich, Ihr schafft es, Euch wieder etwas aufzubauen? In Windhelm ist bestimmt noch ein Haus für Euch frei.‘‘
,,Das ist wirklich sehr nett, aber ich glaube, in Rifton kann ich ebenfalls etwas... erreichen.‘‘ Fotiá lächelte den Rebellen leicht an.
Dieser nickte.
,,Ich begleite Euch noch schnell nach Rifton. Nach dem Auftritt dieser Banditen hier...‘‘
,,Mit denen hatte ich hier schon sehr oft zu tun. Vor allem die Rothwardonen sind sehr… stur, wenn man es so nennen kann. Und auch zäh.‘‘ Die Waldelfe zuckte mit den Schultern.
Ralof schwieg darauf.
So gingen sie eine Weile in Richtung Süd-Osten, wobei sie sich nach einiger Zeit weiter unterhielten und sich besser kennenlernten.
Dabei merkten sie erst spät, dass es schon dunkel wurde. Fotiá spürte, wie ihr eisig kalt wurde. Sie hasste es bis aufs Blut, bei Dunkelheit ungeschützt im Freien zu schlafen.
Ralof schien dies zu bemerken, den er nahm sie kurz in den Arm und sagte mit leiser Stimme, das sie in der Nähe von Ivarstatt seien.
,,Wir können uns dort sicher ein Zimmer nehmen. Ich kenne einige der Bewohner, welche dort leben‘‘, sagte Ralof.
,,In Ordnung.Ich hoffe, sie haben nichts gegen Waldelfen.‘‘ Fotiá fühlte sich nur minimal beruhigt. Doch sie vertraute dem Sturmmantelanhänger.
So folgte sie ihm zu dem Dorf wo sie in die Gaststätte Vilemyr gingen. Sie bezahlten eines der Zimmer, wobei sie noch bei einem warmen Honigbräu-Met der Bardin Lynly Stern-Sang zuhörten, welche auf ihrer Laute spielte.
Fotiá jedoch war so erschöpft von dem Kampf, dass sie sich bald zu dem Zimmer begab, wo sie auch schnell einschlief.


Am nächsten Morgen wurde Fotiá von dem Wirt geweckt, welcher ihr mitteilte das Ralof verschwunden war.
Die Waldelfe war etwas verwirrt. ,,Seid Ihr Euch da auch ganz sicher Wirt? Ist er nicht doch einfach draußen um etwas zu erledigen?‘‘
,,Nein, er ist weg. Einfach so‘‘, versicherte Wilhelm, wie der Wirt hieß. Er wirkte angespannt, was Fotiá ernsthaft beunruhigte.
Sie war sich sicher, dass er etwas zu verbergen versuchte. Ihr Blick wurde ernster.
,,Was ist los? Sagt es mir!‘‘, knurrte sie mit einem kaltem Unterton.
Der Wirt sah sich um ehe er leise sagte, dass einige Rothwardonen vor dem Wirtshaus standen und nach einer jungen Bosmer suchten. Ralof hätten sie schon extrem danach ausgefragt.
Fotiá biss sich auf die Unterlippe.
Anscheinend waren die drei Banditen vom Vortag nur ein kleiner Teil einer ganzen Diebesbande.
,,Sagt mal Wirt, könnt Ihr kämpfen? Ich will nicht, das Ihr wegen mir Ärger bekommt. Vor allem wegen diesen Banditen da draußen.‘‘
,,Mit solchen hatte ich öfters zu tun. Nur waren sie noch nie so… aufdringlich. Mir ist fasst, als seien sie nur wegen Euch hier, da Ihr die einzige Waldelfe in der Gegend seid. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung was sie von Euch wollten.‘‘
,,Ich glaube, ich habe da so einen kleinen Verdacht‘‘, murmelte die Elfe, ehe sie sich erhob.
Sie griff sich ihren Ebenerzbogen, welchen sie vor einiger Zeit in einer Höhle gefunden hatte und ging mit dem Wirt zum Eingangsbereich. Zwei stämmige Nord standen dort nervös mit ihren Schwertern herum und sahen Fotiá an.
,,Sind diese verrückt gewordenen Banditen wegen Euch hier Elfe?‘‘, fragte der Nord, welcher am nächsten zur Tür stand.
Fotiá legte den Kopf schief. ,,Das kann sein. Ich habe gestern schon gegen drei Banditen gekämpft. Wäre also sehr gut möglich, dass sie zu der Bande gehörten, die da draußen wartet.‘‘
Der Nord wollte gerade etwas sagen, als die Tür aufflog und die Banditen in das Wirtshaus stürmten. Fotiá reagierte schneller als die Nord und schoss direkt auf die ungebetenen Gäste.
Einen erwischte sie an der Schulter, ein weiterer bekam einen Pfeil ins Knie. Die beiden Nord schlugen derweil auf ihre Gegner ein, welche auf sie los gingen. Fotiá half ihnen soweit, indem sie einen in den Rücken schoss.
Als der Rothwardone mit einem Keuchen zusammenbrach, wurde dieser direkt von dem Nord enthauptet.
Die Waldelfe zuckte kurz zurück, aber sie hatte keine Zeit um weiter darüber nachzudenken.
Ein weiterer Bandit rannte mit einem schweren Kriegshammer auf sie zu, worauf sie einen verborgenen Dolch zückte und diesen in die Brust des Banditen rammte. Der Bandit brach zusammen, Blut kam aus seinem Mund.
,,Bei den heiligen Neun, ich will nun wirklich nicht wissen, wie oft Ihr das schon bei Kämpfen gemacht habt Elfenmädchen‘‘, rief einer der Nord, der noch im Zweikampf war.
Gerade als Fotiá darauf etwas erwidern wollte, spürte sie einen harten Schlag auf ihren Hinterkopf. Benommen taumelte sie zur Seite, einen Heilzauber auf ihrer rechten Hand. Auf ihre linke Hand konzentrierte sie einen Flammenzauber, welchen sie gegen den Banditen richtete, der auf sie losgegangen war.
,,Bei den Acht, was wirkt diese verdammte Pute den Magie?! Lasst uns hier schnell abhauen!‘‘, brüllte dieser und rannte aus dem Wirtshaus raus.
,,Wartet! Das war so nicht abgesprochen‘‘, kreischte ein anderer, worauf ein Dritter Fotiá an den Haaren mit sich zerrte.
,,Lasst mich sofort los‘‘, fauchte die Elfe schwach, doch der Rothwardone schlug ihr die Faust in den Magen.
,,Ihr tut gut daran, die Fresse zu halten, Elfenweib! Dann lebt Ihr mit Sicherheit etwas länger‘‘, knurrte er.
Fotiá ätzte, ihre Beine zitterten während sie fortgezerrt wurde.
,,Im Namen des Jarl: Keine Bewegung!‘‘, sagte jemand. Fotiá spürte unglaubliche Erleichterung durch ihre Glieder fliesen. Die Wache!
Sie hob den Blick soweit es ihr möglich war. Tatsächlich war es die Wache von Rift, die mit gezogenen Waffen vor den Banditen standen.
,,Haltet Euch da raus, wir haben was mit der Pute zu klären.‘‘
,,Legt Eure Waffen nieder, Befehl von Ulfric und Jarl Laila Recht-Sprecher!‘‘, bellte eine weitere Stimme, welche sie nur zu gut kannte.
,,Ralof?! Ihr seid hier‘‘, wimmerte sie erleichtert.
,,Aber klar doch. Oder dachtet Ihr etwa, ich lasse Euch ganz alleine bei den ganzen verrückten Banditen?‘‘
Fotiá lächelte leicht. ,,Wie nett von Euch.‘‘
Ralof grinste zurück und spannte seinen Bogen. ,,Lasst. Die. Elfe. Los!‘‘, sagte er ernst zu dem Mann.
,,Niemals!‘‘, brüllte der Bandit, warf Fotiá dennoch zur Seite und rannte mit einem Schrei auf den Sturmmantel zu, der ihn darauf einen Pfeil auf ihn schoss.
Fotiá bekam nicht wirklich mit, ob der Mann auch starb; wie in Trance sackte auf dem Boden zusammen. Sie merkte noch, wie der Wirt sie wieder in das Wirtshaus trug und sie auf das Bett legte, wo sie übernachtet hatte.
Dann wurde es dunkel um sie herum.


Als Fotiá dann wieder wach wurde, saß Ralof neben ihr; der Wirt stand am Türrahmen angelehnt.
,,Ralof… Euch geht es gut… was ist mit den Banditen? Sind sie…?‘‘
Der Rebell nickte leicht. ,,Ja. Aber ihr müsst sofort weg von hier. Ich glaube, dass jemand es auf Euch abgesehen hat, weshalb auch immer. Ich kann Euch leider nicht bis nach Rifton begleiten, das wäre viel zu gefährlich. Außerdem erwartet mich auch noch Jarl Ulfric.‘‘
,,Macht Euch darum keine Sorgen… Ich weiß, wie es von hier aus weitergeht, ich werde sicher ankommen. Geht Ihr nur wieder nach Windhelm.‘‘
Ralof nickte und erhob sich. ,,Ihr solltet noch etwas schlafen, Ihr wart wirklich sehr lange ohne Bewusstsein...‘‘
,,Nein, ich sollte direkt aufbrechen. Wer weiß, was für Leute hier sonst noch aufkreuzen und ich will hier niemanden in Gefahr bringen. Euch und die Bewohner von Ivarstatt ebenfalls nicht‘‘, widersetzte sich Fotiá sofort. Sie wollte direkt nach Rifton, ohne wenn und aber.
Ralof sah sie unglücklich an, beließ es aber dabei. ,,Nun gut. Ich hoffe… Ihr kommt gut an‘‘, sagte er und stand auf.
Fotiá sah ihm nach, bis sie hörte wie er das Wirtshaus verließ. Erst dann stand auch sie auf.
Der Wirt half ihr dabei, da sie noch etwas wacklig auf den Beinen war. Aber er wirkte ebenfalls etwas beunruhigt.
,,Ihr solltet Euch wirklich noch etwas schonen. Morgen ist doch auch noch ein weiterer Tag, Mädchen.‘‘
,,Mag sein. Aber wer sagt den, dass ich morgen nicht einfach von weiteren Banditen aufgegriffen werde und diese Euer Wirtshaus anzünden. Ich will da nichts den Göttern überlassen Wirt.‘‘
Damit nahm Fotiá ihre Tasche und ging nach draußen.


Mit schweren Schritte schlug Fotiá den weiten Weg in Richtung Rifton ein. Auch wenn sie kaum gerade Laufen konnte, ihr Kopf wie verrückt dröhnte und ihre Wunden schmerzten.
Wie viele es nun waren und ob neue seit der Schlägerei hinzugekommen waren, wusste sie nicht.
Es kümmerte sie auch nicht wirklich. Sie wollte einfach nur weiter, einfach den Weg weiter nach Rifton. Wann sie genau ankommen würde, konnte sie ebenfalls nicht sagen.
Doch in ihrem verschwommenen Verstand schätzte sie, dass sie in etwa zwei Tagen in der Hauptstadt von Rift ankommen würde.
Sie kam auch nur schwer voran, was zumal auch daran lag, dass sie sich auf Grund ihrer Schmerzen langsamer bewegte und sich öfter ausruhte. Auch ihre Wunden waren noch nicht ganz verheilt. Doch sie war viel zu erschöpft, um wirklich darüber nachzudenken.
Fotiá ging aufgrund ihres Zustandes auch nicht durch den Wald, welcher ihr bestenfalls einen Schutz gegeben hätte. Aber sie konnte nicht gegen die Wilden Tiere wie Bären oder Wölfe kämpfen. Weder mit Magie, noch mit ihrem Ebenerzbogen.
Sie war jedoch froh, dass sie überhaupt mal einem oder einem Fuchs begegnete, welche sie kurzweilig begleitete.
Anscheinend hatte sich ihre Fähigkeit des Tierbeherrschens durch ihre Verletzung verstärkt, sodass auch die Hirsche und einige Elche sie die meiste Zeit beim Laufen stützten und ihr Halt gaben.
Jedoch merkte Fotiá auch, dass sie kein Zeitgefühl mehr hatte. Die Tageszeiten gingen aus ihrer Sicht nahtlos in die Nacht über, wo sie sich nur kurz schlafen legte und beim Aufstehen war ihr Körper genau so schwer wie am Vortag; als hätte sie kein bisschen geschlafen.
So ging es ganze drei Tage weiter, bis sie sich sicher war, das sie in der Nähe von Rifton war. Es war mehr als sie eingeplant hatte, aber die Wildtiere des Waldes gingen nie in die Nähe der größeren Städte.
Aber dann war die Waldelfe da.


Mit wackligen Schritten ging
Fotiá auf das riesige Stadttor zu. Eine Woge der Erleichterung durchfuhr sie.
Endlich! Nun konnte ihr zumindest jemand helfen. Mit trüben Blick sah sie zu der Torwache, welche auf sie zu kam.
,,Mädchen? Ist Euch nicht gut?‘‘, fragte die Wache beunruhigt. Es war ein Mann, was sie erstaunlicherweise noch erkennen konnte.
,,Hilfe… B-bitte… Ich - ich kann nicht… bitte.‘‘
,,Was ist mit Euch passiert gute Frau?‘‘
Fotiá konnte der Wache nicht antworten, ihr war warm, ihr Kopf dröhnte. Dennoch versuchte sie, ihm zu antworten.
Als sie zum reden ansetzte, war jedoch das einzige, was sie noch von sich geben konnte ein großer Schwall Erbrochenes.
Dann brach sie vollends zusammen. Sie spürte noch, wie der Wachposten sie auffing.
Dann war alles um sie herum tiefste Schwärze.


Dass nächste was Fotiá wahrnahm, war das sie auf einem warmen, weichem Untergrund lag.
Dann roch sie etwas. Zunächst war sie sich nicht ganz sicher aber dann wurde ihr klar, das es Kerzenwachs und Lavendel war. Auch merkte sie, das ihre Kopfschmerzen verschwunden waren.
Erleichterung durchflutete sie.
Sie war in Sicherheit. Zumindest vorerst. Immerhin hatte sie noch keine Ahnung, wo sie genau war.
Inständig hoffte sie, das sie nicht zu irgendeinem Verrückten war.
Plötzlich hörte sie, wie sich eine Tür öffnete und jemand, es war ein Mann, mit leiser, aber deutlicher Stimme fragte: ,,Ist sie schon wach?‘‘
,,Nein. Aber ich denke, sie wird bald wach werden. Könnt Ihr bitte schon Mutter herholen? So wie ich sie kenne, wird sie noch dringend mit der Elfe hier unterhalten wollen‘‘, gab eine junge Frauenstimme zur Antwort.
Der Mann sagte darauf nichts, worauf Fotiá schloss, das er der Frau zugenickt hatte.
Da sie sich noch etwas schummrig fühlte und sie noch erschöpft von dem weiten Weg war, versuchte sie etwas weiter zu schlafen. Dies gelang ihr auch, bis sie jemand zaghaft an der Schulter rüttelte.
,,Ähm… H-hallo? Aufwachen, meine Mutter möchte mit Euch reden. Bitte?‘‘
Fotiá seufzte leise, ehe sie zögernd ihre Augen öffnete und die Frau erblickte, welche sie gerade geweckt hatte.
Diese sah nur wenig älter aus als sie selbst und sie war zweifellos eine Nord, auch wenn ihr Haar schwarz wie die Nacht war.
Auch sah sie sehr nett aus.
,,Wo… wo bin ich? Was ist denn passiert? Und wer seid Ihr?‘‘, fragte Fotiá sie direkt. Sie war verwirrt, was der Nord nicht verborgen blieb.
,,Ihr seid auf unserem Anwesen, das der Schwarz-Dorns. Ich meinerseits bin Ingun Schwarz-Dorn. Die Stadtwache hat erzählt, dass Ihr vor dem Stadttor von Rifton zusammengebrochen seid. Maul hat Euch dann hierher gebracht, wo ich mich dann um Euch gekümmert habe.‘‘
Fotiá lächelte verlegen, als die Tür aufging und eine Frau mit zwei Männern den Raum betrat.
,,Mutter, Ihr kommt gerade richtig.‘‘
,,Das sehe ich auch Ingun‘‘, erwiderte die Fremde, ehe sie sich mit ernstem Blick an die Elfe wandte. Ihr Haar war so schwarz wie das ihrer Tochter.
,,Ich bin Maven Schwarz-Dorn, das Oberhaupt dieser Familie. Meine Tochter habt Ihr ja schon kennengelernt‘‘, sagte sie dann.
,,Ja, sieht ganz danach aus. Ich bin Fotiá Dunkel-Stern‘‘, erwiderte die Elfe, wobei sie die beiden Männer verunsichert ansah.
Maven fing ihren Blick auf und lächelte leicht. ,,Keine Sorge. Das sind mein Sohn Hemming und meine Wache Maul.‘‘
Fotiá nickte den beiden Männern zögernd zu. Maul murrte leise vor sich hin, während Hemming nur die Lippen zusammenkniff und nichts sagte.
Maven schien es jedoch nicht groß zu interessieren, ob die beiden etwas von sich gaben oder nicht.
Sie setzte sich zu der Elfe auf die Bettkante, die gelb-bräunlichen Augen der Schwarzhaarigen brannten eisig in die der Elfe.
,,Eine Sache Mädchen. Ihr habt Euch bei mir verschuldet. Das ist Euch doch klar oder?‘‘
,,Mutter, ich bitte Euch! Sie ist doch erst wieder wach geworden! Da solltet Ihr sie nicht gleich damit konfrontieren‘‘, bat Ingun leise. Ihr war die Sache sichtlich unangenehm, doch ihre Mutter ignorierte ihren Einwurf.
,,Es ist zwar nicht gerade viel, was Ihr zu begleichen habt. Aber ich hätte das Gold sehr gerne wieder, Mädchen‘‘, sagte sie gefährlich leise.
Fotiá rieb sich über das Gesicht. ,,Wie darf ich das denn bitte anstellen? Ich habe nicht wirklich eine feste Arbeit, mit der ich Euch das ganze Gold zurückzahlen kann. Außerdem… wie wollt Ihr sichergehen, dass ich Euch nicht einfach durch die Lappen renne?‘‘
,,Da hab ich mir schon etwas kleines überlegt. Aber das wird Euch vermutlich nicht ganz gefallen. Zudem muss ich da noch einige Dinge mit der Jarl von Rifton klären.‘‘ Damit stand Maven auf und verließ den Raum. Hemming und Maul folgten ihr, worauf Ingun leise seufzte.
,,Ich hoffe, Ihr könnt das Verhalten meiner Mutter verzeihen. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie nicht gleich darauf herumreiten soll.‘‘
Fotiá lächelte matt. ,,Keine Sorge. Wie viel… schulde ich Eurer Mutter denn eigentlich? Nicht dass ich ihr zu wenig zurückzahle und dann einfach wieder weg bin...‘‘
Ingun legte die Stirn in Falten, ehe sie zögernd meinte, dass sich die Schulden auf etwa 3.500 Septime belaufen würden.
Fotiá senkte den Kopf. ,,Das ist wirklich viel; zumindest für mich. Ich hab mir da einen kleinen Betrag angespart, da kann ich einen Teil schon begleichen… beim Rest muss ich selbst noch sehen. Als Jägerin bekommt man immerhin nicht so viel.‘‘
,,Das wird sich zeigen. Mutter hat mir nicht viel gesagt wie sie das mit Euren Schulden machen will.‘‘ Ingun setzte sich zu der Elfe auf die Bettkante. Ihre Wesenszüge waren sanfter als die ihrer Mutter, das spürte Fotiá direkt.
,,Ihr solltet Euch noch etwas ausruhen und Euch dann waschen. Immerhin wart ihr die letzte Zeit nur hier...‘‘
Die Waldelfe nickte leicht, worauf sie sich auch hinlegte und direkt wieder einschlief.


Als sie dann wieder wach wurde, war Ingun verschwunden. Dafür war Maul bei ihr im Zimmer, welcher mit verschränkten Armen vor ihr stand und mit kühlem Blick auf sie herab sah.
,,Gut das Ihr wieder wach seid Mädchen. Ihr sollt zu Maven, sie will mit Euch über Eure Schulden reden‘‘, knurrte er.
,,Alles klar‘‘, nickte die Elfe und folgte dem Mann nach unten in den Wohnraum.


Maven saß zusammen mit Ingun an einem Tisch; Hemming konnte Fotiá nicht in dem Raum sehen.
Sie vermutete, das er wohl anderweitig beschäftigt war, aber der Waldelfe war es ganz recht. Immerhin hatte sie bei Maven Schulden und nicht bei ihm.
Maven nickte dem Nord zu. ,,Danke das Ihr sie hergebracht habt Maul.‘‘
,,Schon gut. Ich gehe mal wieder, das hier geht mich ja nichts an‘‘, war die relativ nüchterne Antwort des braunhaarigen. Dann war er weg.
,,Gut. Setzt Euch bitte zu uns Mädchen‘‘, kam es nun leicht kühl von Maven. Fotiá kam der Bitte nach und setzte sich der Frau gegenüber.
Sie sah der Schwarzhaarigen in die Augen. ,,Eure Tochter hat mir… den Betrag genannt den ich Euch schulde.‘‘
,,Dass hat sie mir auch schon erzählt Mädchen. Auch das Ihr etwas an Gold bei Euch tragt. Diesen Betrag hab ich natürlich an mich genommen, weshalb sich Eure Schulden jetzt nur noch auf 3.000 Septime belaufen.‘‘
Maven legte wissend den Kopf schief. ,,Habt Ihr eine feste Arbeit, die Ihr nachgeht?‘‘
,,Ich… Ich bin Jägerin. Da habe ich die ganzen Felle und den Großteil des Fleisches verkauft‘‘, antwortete Fotiá wahrheitsgemäß.
Sie wurde etwas nervös. Immerhin wusste sie, wenn sie vor sich hatte.
Von der Schwarz-Dorn Familie hatte sie schon einiges gehört, wie ihr wieder schlagartig klar wurde.
Würde Maven ihr erlauben, hier Handel zu betreiben? Immerhin gehörte sie mit ihrer Familie zu einer der einflussreichsten Personen, welche es in Himmelsrand gab.
,,Jägerin… Nun denn. Das ist so eine Sache, es gibt eine Menge Jäger hier in Rift. Aber nur zwei, die hier in Rifton manches mal ihren Handel betreiben. Und um ehrlich zu sein sind diese beiden Händler schon seit etwa … fünf Tagen nicht mehr hier in der Hauptstadt gesehen worden. Es mag sich auf den Drachenangriff auf Helgen führen lassen, oder darauf, dass sie anderweitig verschwunden sind. Da würdet Ihr mir und der Stadt… ganz recht kommen.‘‘
Fotiá zog die Augenbrauen hoch. ,,Ich bin bereit, für Euch den Handel zu betreiben, welchen Ihr benötigt. Aber… da ist doch noch etwas, was Ihr mir... sagen wollt oder?‘‘
,,Ja, denn ich will sichergehen, dass Ihr mich nicht hintergehen könnt. Das könnte Euch das Leben kosten, denn die Wachen hören auf mich. Auch der Jarl hat immer ein offenes Ohr für mich, wenn es etwas zu bereden gibt. Also macht mir bloß keinen Ärger. Ich habe mir überlegt, Euch mit einem gutem... Bekannten zu verheiraten. Es ist natürlich nur so lange, bis Ihr Eure Schulden ganz beglichen habt.‘‘
,,Und… wenn ich… nur mal angenommen… dieser Ehe nicht zustimmen und aus Rifton weggehen würde? Ohne meine Schulden bei Euch zu begleichen?‘‘
,,Dann habt Ihr ein Problem, wie ich bereits sagte. Denn ich bekomme dass, was ich will. Ich habe Kontakte, wie Ihr sicherlich wisst.‘‘ Maven lächelte süffisant.
,,Mutter, seid Ihr Euch da sicher? Ich meine… Er ist doch sicher älter als sie‘‘, kam es plötzlich von Ingun. Sie klang ziemlich angespannt.
,,Ach Ingun, das ist wirklich eine sehr unnötige Frage. Manchmal muss man solche… Maßnahmen ergreifen, damit es gut verläuft. Wenn Ihr älter seid, werdet Ihr es sicher verstehen‘‘, sagte Maven, ehe sie sich wieder Fotiá zuwandte.
,,Ihr solltet Euch etwas… auffrischen. Ingun wird Euch gleich zeigen, wo Ihr Euch vernünftig waschen könnt. Entsprechende Kleidung werdet Ihr dann ebenfalls bekommen.‘‘
Wieder ging ihr Blick zu ihrer Tochter.
Diese nickte nur und erhob sich.
,,Kommt. Ich bring Euch zu dem See hin...‘‘ Noch immer wirkte sie etwas verstört von dem Gespräch mit ihrer Mutter. Die Forderung, welche sie Fotiá gestellt hatte, war wohl nicht so alltäglich.
So folgte die Elfe der Schwarzhaarigen Schwarz-Dorn Tochter zum Honrichssee, wo sie ein Geschäft ansteuerten, in welchem heiße Bäder angeboten wurden.
Ingun betrat dieses, gefolgt von Fotiá, welche sich etwas verlegen und auch nervös umsah.
Der Betreiber der Bäder war etwas überrascht, das Ingun mit einer Begleitung zu ihm kam.
Aber als die schwarzhaarige ihm erklärt hatte, das die Elfe vorübergehend bei der Familie wohnte und ein Abkommen mit Maven hatte, nickte er nur.
,,Eines der größeren Bäder ist gerade frei, dieses könnt Ihr und Eure Begleitung gerne nutzen‘‘, meinte er und führte die Frauen zu dem besagten Bad.
Fotiá staunte nicht schlecht als sie dieses Bad sah. Es war groß und das Wasser dampfte einladend.
Zudem roch es auch leicht nach Lavendel, was sie doch sehr freute. Sie mochte Lavendel sehr gerne, da sie es von ihrer Heimatprovinz kannte.
,,Okay, ich lasse die jungen Damen dann mal alleine‘‘, sagte der Mann dann und war wieder im Verkaufsbereich.
Ingun kicherte leise. ,,Manchmal mag ich es, eine Schwarz-Dorn zu sein. Aber wirklich nur manchmal.‘‘
Dann wandte sie sich zu der Waldelfe. ,,Ihr seid noch nie in einem Heißem Bad gewesen, oder?‘‘
Fotiá schüttelte den Kopf. ,,Ich hatte auch noch nie einen Grund, um so etwas zu besuchen.‘‘
Ingun nickte verstehend. Dann streifte sie ihr Gewand ab.
Fotiá tat es ihr gleich und als sie in das warme Wasser stiegen, seufzte die Elfe innerlich.
Das Wasser entspannte ihre doch leicht verspannten Muskeln, und sie konnte auch für den Moment vergessen, was ihr alles passiert war. Der vertraute Geruch nach Lavendel tat sein übriges dazu.
Als sie sich die Haare wusch und sich den nassen Körper mit einer Lotion einrieb, welche bei dem Kontakt von nasser Haut aufschäumte, nahm Ingun sie in ein kleines Verhör.
Wo kam sie her, wer waren ihre Eltern, was hatte sie in ihrem Leben alles gemacht.
Fotiá beantwortete die Fragen wahrheitsgemäß, woraus dann eine längere Unterhaltung der beiden Frauen wurde.
Dabei lernte die Elfe auch mehr über die Schwarz-Dorn Familie kennen und über deren Verbindungen zur Kaiserstadt in Cyrodiil.


Als die beiden Frauen fertig waren, band Fotiá einige Zöpfe in ihre Haare, was eine der typischen Nordfrisuren war. Ingun wirkte etwas verunsichert, doch als sie erfuhr dass Fotiá zum Teil ein Nord war, nickte sie leicht.
,,Das steht Euch ganz gut. Wirklich. Ich weiß zwar nicht, mit wem Mutter Euch verheiraten will, aber er muss dann ein ziemlicher Idiot sein wenn er Euch ablehnen sollte‘‘, sagte sie und reichte der Waldelfe ein Bündel neuer Kleider.
Fotiá erkannte direkt an der Verarbeitung, dass es feine Kleidung war, welche meist von gut betuchten Personen in Himmelsrand getragen wurde.
,,Das ist… für mich? Aber… Bei den Neun, das kann ich Eurer Mutter doch nie im Leben zurückzahlen‘‘, flüsterte Fotiá fast schon erführchtig. Sie war zusehends erschüttert, doch Ingun versuchte die Elfe zu beruhigen.
,,Sie wollte es so. Vermutlich möchte… meine Mutter nicht, dass jeder hier in der Stadt denkt, dass sie eine kaltherzige Frau ist‘‘, murmelte sie leise, während Fotiá sich die Sachen vorsichtig anzog.
,,Vielleicht. Aber darüber sollten wir lieber nicht reden‘‘, erwiderte die Elfe und folgte Ingun wieder zu dem Gut Schwarz-Dorn.
Maul stand vor der Tür, wo er die beiden Frauen abfing. ,,Maven ist im Bienenstich. Sie wollte nochmal mit Euch reden Mädchen.‘‘
Der Blick, welchen er Fotiá zuwarf, war genauso eisig wie beim letzten Mal. Doch Fotiá ging nicht darauf ein, sondern fragte direkt: ,,Hat sie Euch auch gesagt, um was es ging?‘‘
,,Nein, ich soll Euch dort nur hinbringen. So wie ich Maven kenne, wird sie Euch den Rest Eurer Abmachung dann sicher erklären‘‘, brummte der braunhaarige Nord und ging dann ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei.
Ingun sah sie verunsichert an.
,,Geht lieber mit. Ihr könnt mir später sicher erzählen, was los ist‘‘, meinte sie dann und ging ins Haus. Fotiá wiederum folgte Maul, welcher sie zu einer Herberge brachte und sie dort über eine Treppe ein Stockwerk weiter nach oben führte.
Maven saß in einer kleinen Nische an einem Tisch mit einem Krug.
Sie lächelte sacht, als ihr Leibwächter mit der Waldelfe ankam. ,,Ich danke Euch. Schön Euch wieder zu sehen.‘‘
,,D-danke Lady Schwarz-Dorn. Auch für die Gewandung hier, sie ist sehr schön. Wirklich, danke.‘‘
,,Schon gut, den Dank zahlt es aus. Nun zu dem anderem Teil, welchen ich mit Euch bereden wollte. Ich bringe Euch gleich zu einer meiner Verbindungsgruppen. Sie leben zum Teil unten bei der Zersplitterten Flasche, wo auch Mauls Bruder als Türsteher arbeitet. Er ist jedoch nicht der Auserwählte.‘‘
,,In Ordnung… Also ein Kontakt aus dem berüchtigtem innerem Kreis?‘‘, fragte Fotiá vorsichtig nach.
Maven nickte darauf und erhob sich.
,,Kommt mit, ich werde Euch zu ihm bringen, dann lernt Ihr ihn auch gleich kennen. Ich muss aber dazu sagen, das er zu einer Gilde gehört, von der Ihr mit Sicherheit schon einmal gehört habt.‘‘
,,Die Diebesgilde, nicht wahr?‘‘
Maven nickte. ,,Ja, ich sehe Ihr seid in dem Punkt etwas informiert. Er ist bei der Diebesgilde, hält sich aber meist mit einigen andern der Gilde in der Zersplitterten Flasche auf, die durch den Rattenweg zu erreichen ist.‘‘
,,Und… dort bringt Ihr mich jetzt hin‘‘, sagte die Waldelfe leise.
Maven nickte wieder. Zusammen mit Maul gingen sie wieder nach draußen, wo der Nord sich kurz verabschiedete.
Doch dieses mal lächelte er Fotiá noch zum Abschied zu, was sie leicht verunsicherte.
,,Das ist das erste Mal dass er mich...‘‘, murmelte sie. Maven zog eine Augenbraue hoch, wobei sie ihrem Blick folgte.
,,Seid ihm bitte nicht böse, was das betrifft. Ihr werdet immerhin bald mit seinem Bruder in Kontakt stehen. Mehr oder weniger. Da wird er Euch freundlicher gesinnt sein als er es… zu Beginn war. Außer Ihr stellt etwas an, was nicht im Sinne unserer Familie steht, wenn Ihr versteht‘‘, erklärte sie nüchtern. Fotiá nickte darauf, aber sie brachte kein Wort hervor.
Sie verstand diesen Wink von der Schwarzhaarigen, die mit einem gewissen Stolz durch die Stadt ging.
An dem Waisenhaus Ehrenhall gingen sie eine Treppe hinab, welche sie in den unteren Teil der Stadt führte.
An einem Gitter machten sie Halt.
,,So. Hier geht es zum Rattenweg, wo Ihr auch zur Gilde kommt. Aber da Ihr ja kein… Rekrut für die Gilde seid, werdet Ihr nicht weiter als bis zur Taverne der Zersplitterten Flasche kommen. Tut einfach das, was ich Euch sage und verhaltet Euch ruhig‘‘, sagte Maven ernst, bevor sie das Tor öffnete und den Weg dahinter einschlug.
Nervös folgte Fotiá dem Oberhaupt der Schwarz-Dorn-Familie durch den kalten Rattenweg, bis sie zu einem riesigem Gewölbe kamen. Der Geruch in diesem Unterirdischem Teil der Stadt war leicht unangenehm, doch da hier eine Art Lüftungssystem vorhanden war, war es weites gehend auszuhalten.
,,Wartet hier bitte kurz auf mich'', sagte Maven nun wieder in ihrem gewohnt strengen Ton, ehe sie weiterging. Fotiá konnte von ihrem Standpunkt aus eine Art Taverne ausmachen, auf welche Maven sich zubewegte.
Der Türsteher, wenn man es so nennen konnte, nickte der Schwarzhaarigen kurz zu.
Maven sagte leise etwas zu dem Mann, welcher darauf etwas verunsichert zu der Theke sah. Fotiá beobachtete mit einem merkwürdigem Gefühl im Magen, wie ein weiterer Mann mit Glatze zu Maven trat.
Dieser schien ebenfalls ziemlich verunsichert, was jedoch auch täuschen konnte.
Immerhin konnte Fotiá auf die Entfernung nicht wirklich etwas erkennen. Von dem Gespräch, was Maven mit den Männern begann ganz zu schweigen.
Als diese dann mit dem Türsteher und dem anderem Mann zu ihr zurückkam, biss sie sich auf die Unterlippe.
Ihre Nervosität steigerte sich ins unermessliche, sie ließ die beiden Fremden nicht aus den Augen.
,,So. Delvin, darf ich Euch Fotiá Dunkel-Stern vorstellen? Sie ist vor kurzem hier angekommen und vor dem Stadttor von Rifton zusammengebrochen, weswegen sie sich bei mir... etwas verschuldet hat. Fotiá, das hier ist Delvin Mallory, der Kontakt von dem ich Euch schon erzählt habe. Der Mann hier neben ihm ist Mauls Bruder Heuler‘‘, stellte Maven alle miteinander vor, wobei sie auf die betreffenden Person deutete.
Delvin, der Mann mit der Glatze, nickte Fotiá leicht zu, während Heuler nur eine Augenbraue hochzog.
Er war genauso muskulös wie sein Bruder, aber da hörten die Ähnlichkeiten auch wieder auf. Sein Haar war nämlich nicht braun sondern blond. Und sein Gesicht war auch ausgemergelter, was durch seinen Bartwuchs noch mehr hervorgehoben wurde.
,,Aber wieso ist die Bosmer den genau hier? Wenn Ihr sie bei uns eingliedern wollt, müsst Ihr das mit Mercer oder mit Brynjolf bereden‘‘, merkte Delvin mit rauer Stimme an.
Maven sah ihn kühl an. ,,Das ist nicht der Grund. Sie ist bei mir verschuldet, wie ich bereits sagte.‘‘
,,Und… was habe ich jetzt damit zu tun?‘‘, fragte Delvin. Fotiá merkte schnell, das seine raue Stimme nicht davon kam, dass er nervös war sondern das es ganz normal war das er so redete.
,,Ich will nur sichergehen, dass sie ihre Schulden begleicht. Wie Ihr wisst, wäre es sehr schlecht, wenn man Schulden bei mir nicht in der entsprechenden Summe zurückzahlt‘‘, erwiderte Maven.
,,Na gut, was soll ich mit ihr machen? Mit ihr Händchen halten? Nichts gegen Euch Mädchen‘‘, sagte Delvin mit einem kurzem Blick auf die Elfe.
,,Ich dachte mehr an eine Ehe Delvin. Fotiá ist noch ungebunden und da Ihr ja über einige Künste verfügt...‘‘
Heuler lachte darauf überrascht aber auch etwas verunsichert auf. ,,Bei den Acht, Delvin. Da wird Euch wirklich etwas Hübsches angeboten.‘‘
,,Heuler, ich bitte Euch. Sie ist sicherlich kein leichtes Mädchen. Doch sie ist wirklich sehr hübsch, da habt Ihr Recht‘‘, erwiderte Delvin mit einem sanften Schmunzeln.
,,Gut, da dies nun soweit geklärt ist, muss ich mich kurz entschuldigen. Aber ich muss noch etwas mit Jarl Laila besprechen. Bis dahin könnt Ihr Eure Gattin auch etwas besser kennenlernen‘‘, sagte Maven und verschwand.
Fotiá sah ihr ziemlich verstört nach, ehe sie sich wieder an Delvin wandte und ihn neugierig begutachtete.
Er war wirklich etwas älter als sie, Fotiá schätze, das er etwa 40 war.
Seine Augen waren von einem sattem Braun, ein leichter Bartwuchs zog sich über seine Oberlippe zu seinem Kinn und sein Name ließ vermuten, dass er ein Bretone war.
,,Also… Fotiá… wo kommt Ihr den eigentlich her?‘‘, fragte Delvin schließlich mit einem zögerlichem Lächeln.
Er wirkte nun auch genauso verunsichert wie sie es vor kurzem gewesen war.
,,Ich bin aus dem Fürstentum Falkenring und habe nahe Helgen gelebt. Aber bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr habe ich mit meinen Eltern und einem Teil meiner Verwandtschaft väterlicherseits in der Provinz Valenwald gewohnt. Dann bin ich mit meinen lieben Eltern hierher nach Himmelsrand gezogen. Und Ihr? Seid Ihr hier in Himmelsrand aufgewachsen?‘‘
,,Naja, wie Ihr sicher schon gemerkt habt bin ich Bretone, und ja, ich lebe schon mein ganzes Leben lang hier in Himmelsrand. Leider bin ich in dem Waisenhaus Ehrenhall aufgewachsen, bis ich von dem damaligen Gildenmeister angeheuert wurde. Zudem habe ich noch einen älteren Bruder, aber er… lebt zur Zeit in Morrowind, weshalb auch immer. Er ist vor etwa fünf Jahren dort hin, ohne mir wirklich die Gründe dafür zu nennen.‘‘
Fotiá senkte den Blick. ,,Das tut mir leid.‘‘
,,Das muss es nicht. Ihr könnt nichts dafür‘‘, wehrte er sofort ab. Er strich sich ihr vorsichtig einen Zopf hinters Ohr, dann ließ er seine Hand sacht an ihrer Wange entlang wandern.
Seine Hände waren rau, aber er selbst war nicht grob. ,,Eure Haarfarbe ist... ziemlich ungewöhnlich für eine Bosmer. Und auch Eure Augen haben eine andere Farbgebung, als wie ich sie von einem Waldelfen gewohnt bin.‘‘
,,Nun ja, meine Mutter... war eine Nord. Den Rest hab ich von meinem herzallerliebsten Vater.‘‘ Fotiá lächelte vorsichtig und war erleichtert, dass auch Delvin grinste.
,,Das Ihr zum Teil ein Nord seid, ist wirklich nicht sofort offensichtlich. Habt Ihr einige der Fähigkeiten von Eurer Mutter geerbt?‘‘, fragte nun Heuler.
,,Kälteresistenz. Und eben die Augenfarbe und die blonden Strähnen in den Haaren. Aber die Haardichte ist von dem Vater meiner Mutter. Er war Bretone, wie Ihr Delvin. Von daher kann ich auch… Magie absorbieren und bin auch zum Teil immun dagegen.‘‘
,,Oh. Das ist sehr… interessant. Wirklich sehr interessant.‘‘ Der Bretone kratze sich leicht am Hinterkopf. Er schien wirklich erfreut, dass Fotiá auch etwas Bretonisches Blut in sich hatte.
,,Ja… das ist es.‘‘ Die Waldelfe sah verlegen zur Seite, doch Delvin hob leicht ihr Kinn an, damit sie ihn ansah.
,,Was wisst Ihr denn von bretonischen Gebräuchen?‘‘
,,Nicht viel. Ich hatte kaum Gelegenheit mit meinem Großvater zu reden, denn er starb, als ich noch sehr jung war. Mutter hat auch nie wirklich... etwas von ihm erzählt‘‘, murmelte Fotiá.
Es war immer noch schwierig für sie, darüber zu reden, da ihre Mutter in dieser Zeit sehr streng mit ihr gewesen war.
Delvin schien es zu verstehen, wie auch Heuler, welcher leicht den Kopf senkte. So schwiegen sie eine Zeit lang, wobei Fotiá einen etwas längeren Blick zur Taverne warf.
Ihr fiel dabei eine Frau auf, welche sie beobachtete. Dass Haar der Frau war von einem sehr hellem blond, aber sie war keine Nord, da sie etwas kleiner als eine eben diese war.
Fotiá schätze von daher, dass sie eine Kaiserliche war. Oder zumindest eine halbe Bretonin. Jedoch war sie sich nicht ganz sicher.
Aber als Heuler ihrem verunsichertem Blick folgte, sagte er: ,,Das ist Vex. Sie ist eine Kaiserliche und sehr temperamentvoll. Euer… Zukünftiger hat es schon... mehrmals zu spüren bekommen.‘‘
,,Das war doch nur das einmal Heuler. Als ich sie damals dummerweise beim baden... überrascht habe. Unsere kleine liebe Vex hat wirklich einen verdammt harten Schlag drauf, vor allem wenn sie richtig wütend ist‘‘, murrte Delvin und rieb sich mit einem leichtem schmunzeln den Kiefer.
Heuler wollte darauf etwas erwidern, doch in dem Moment tauchte Maven wieder neben ihnen auf.
,,Also, mit dem Jarl hab ich alles geklärt. In zwei Tagen werdet Ihr bei Maras Tempel den Bund der Ehe eingehen. Gegen neun Uhr.‘‘
Delvin und Fotiá nickten.
,,Ich werde da sein. Ich bin mal gespannt was Mercer sagen wird, wenn er das erfährt.‘‘ Delvin kicherte leise, ehe er sich mit schnellen Schritten zur Taverne zurückzog.
Heuler lächelte Fotiá und Maven noch zu, ehe er ebenfalls wieder seinen Platz an dem Tavernen Eingang ging.
Die Elfe beobachtete, wie sich Vex zu Delvin setzte und etwas zu ihm sagte. Dieser schüttelte den Kopf, worauf Vex aufstand und zur Theke ging.
,,Kommt. Wir haben noch einiges zu tun‘‘, kam es streng von Maven. Fotiá nickte und folgte der schwarzhaarigen wieder nach oben in das Schwarz-Dorn Anwesen.
Ingun und Maul saßen am Tisch, als sie eintraten, wobei Ingun ihrer Mutter einen verunsicherten Blick zuwarf.
,,Und? Ist alles so wie Ihr...?‘‘ Sie stellte die Frage nicht zu Ende, doch Maven nickte.
,,Delvin hat es ganz gut aufgenommen. Mit Jarl Laila ist auch schon alles abgesprochen. In zwei Tagen ist es soweit.‘‘
,,Wie, Delvin hat keine Herzattacke bekommen? Kein Ohnmachtsanfall oder so etwas in der Art?‘‘, kam es mit einem ungläubigen Blick von Maul.
,,Nun ja, er war natürlich überrascht, ist aber standhaft geblieben‘‘, meldete sich nun Fotiá zu Wort.
,,Und was ist mit meinem lieben Bruder Heuler?‘‘, fragte Maul darauf sehr interessiert.
,,Er hat es auch sehr gelassen aufgenommen‘‘, erwiderte die Elfe grinsend.
Maul fing an zu lachen. ,,Na dann ich ja beruhigt.‘‘


Den folgenden Tag half Fotiá den Schwarz-Dorns bei einigen Dingen in Rifton, wobei sie auch die Leiterin des Waisenhauses mehr oder weniger kennenlernen durfte.
Jedoch war Fotiá wenig begeistert von ihr.
Denn obgleich die Leiterin des Heims Grelord die Gütige genannt wurde, fiel Fotiá direkt auf, dass die Kinder an den Handgelenken Riemen wie von Fesseln aufwiesen. Dies und die Tatsache dass Grelord die Kinder wegen Kleinigkeiten anschrie, ließ die Elfe stark vermuten, dass die Frau ihre Schützlinge schlug.
Da Fotiá jedoch keine wirkliche Beweise dafür hatte, konnte sie nicht viel machen, außer den Kindern ein liebevolles Lächeln zu schenken.
Bei den restlichen Bewohnen von Rifton hatte sich ihr guter Kontakt bei dem Schwarz-Dorn Clan wohl auch ganz schnell herumgesprochen, den viele sahen die Waldelfe mit einem gewissem Stolz aber auch mit einer seltsamen Scheu an, wenn sie an ihnen vorbei ging.


Am Abend vor Fotiás Hochzeit mit Delvin war die Stimmung im Gut Schwarz-Dorn ganz entspannt.
Dennoch sah Ingun beim Abendessen hin und wieder besorgt zu der Waldelfe, welche sich leise mit Maul und Hemming unterhielt. Aber wie sich Fotiá wirklich fühlte, vermochte sie nicht zu sagen.
,,Was habt Ihr denn Ingun?‘‘, fragte ihre Mutter sie plötzlich leise. Anscheinend war ihr Inguns besorgter Gesichtsausdruck aufgefallen.
,,Ich… mache mir nur etwas Sorgen. Wegen morgen. Dass Fotiá doch noch Panik bekommt oder Delvin nicht auftaucht.‘‘
Maven verstand.
,,Keine Sorge, das wird schon nicht passieren. Ich habe mich vorhin mit Mercer unterhalten. Er wird mit Vex, Saphir und Brynjolf ankommen und da sollte unser Delvin eine kleine Sicherheit haben. Außerdem muss ja noch jemand in der Taverne bleiben.‘‘
Ingun nickte leicht und aß beruhigt weiter, aber eine kleine Restsorge blieb doch noch in ihrem Hinterkopf.
Immerhin war Fotiá Mercer, dem Anführer der Diebesgilde, noch nicht begegnet und auch dem ganzen Rest der Diebesgilde war sie bisher noch nicht vorgestellt worden. Delvin und Maul waren die einzigen der Gilde, welche die Bosmer kannte. Sicher würden sie allesamt etwas geschockt sein.
Vor allem Brynjolf würde so wirklich alles aus dem Gesicht fallen wenn er sah, weshalb er mit einigen anderen von der Diebesgilde zum Tempel der Mara musste.


Nach dem Abendessen scheuchte Maven die Waldelfe mit ihrer Tochter in das Schlafzimmer, damit Fotiá für den nächsten Morgen weites gehend ausgeschlafen war. Das sagte Maven zumindest zu den beiden.
,,Ich hoffe, das Ihr heute Nacht gut schlafen könnt Fotiá. Immerhin wird ab morgen einiges anders für Euch sein‘‘, sagte Maul noch, ehe die beiden Frauen sich komplett zurückzogen.
,,Wie fühlt Ihr Euch?‘‘, fragte Ingun sogleich, als sie mit Fotiá alleine war und sie sich umzogen.
,,Ich weiß es nicht. Etwas nervös, aber das ist wohl ganz normal, wenn man heiratet was?‘‘ Fotiá kicherte leicht.
,,Das weiß ich jetzt auch nicht, ich bin auch noch nicht verheiratet.‘‘
Ingun lächelte schief. Sie spürte natürlich, das Fotiá aufgeregt war, was sie auch verstand.
Aber sie wusste auch nicht ganz, wie sie der Elfe helfen konnte damit sie beruhigt schlafen konnte.
,,Wisst Ihr eigentlich… wer morgen von der Gilde kommen wird? Also... zu der Hochzeit?‘‘, fragte Fotiá plötzlich. Sie wirkte mit einem Mal panisch.
Diese Frage erwischte Ingun eiskalt. Sie wusste nicht, wie viel sie der jungen Elfe erzählen konnte, gleichermaßen wollte sie Fotiá aber auch nicht anlügen.
,,So wie ich Mutter verstanden habe, wollten der Anführer der Gilde Mercer Frey, seine rechte Hand Brynjolf, Vex und Saphir kommen. Ich sollte Euch vielleicht warnen,Vex ist wirklich sehr temperamentvoll und Saphir ist manchmal etwas… schwierig im Umgang. Aber alle sind ganz nett, wenn man sie etwas näher kennenlernt.‘‘
,,Anführer der... Gilde?‘‘, flüsterte Fotiá. Sie klang nur wenig beruhigt.
,,Ja. Muss ja so sein, da er ja sicher wissen möchte, was los ist. Aber er ist im Grunde ganz nett.‘‘
Die Schwarzhaarige setzte sich zu Fotiá, welche sich auf das Bett gelegt hatte und zur Decke sah.
Vorsichtig strich sie Fotiá über das Haar. ,,Versucht einfach soweit es geht ruhig zu bleiben. Morgen gehen wir noch mal zu den heißen Bädern in Ordnung? Dann könnt Ihr mir mal zeigen, wie ihr Euer Haar so schön weich bekommt. Aber versucht erst mal zu schlafen.‘‘
,,In Ordnung.‘‘ Mehr sagte Fotiá nicht.
Ingun blieb so lange bei ihr, bis die tiefen Atemzüge ihr verrieten, dass sie eingeschlafen war.
Erst dann legte auch sie sich schlafen.


Am nächsten Morgen wurde Fotiá recht früh wach, wobei sie noch die Augen geschlossen hielt. Sie wollte noch die letzten Stunden als normale, freie Elfe genießen, bevor sie zu Maras Tempel musste um dort einen fremden Bretonen zu heiraten.
Als sie sich seinen Namen in Erinnerung rief, wurde ihr dennoch etwas seltsam zumute.
Delvin Mallory.
Sie mochte diesen Namen, aber würde sie auch Delvin als Person mögen? Würde sie überhaupt mit dem Bretonen klar kommen? Sie hoffte es, er hatte bei ihrer ersten Begegnung so nett gewirkt.
Plötzlich spürte sie, wie jemand sie an der Schulter packte und sie leicht schüttelte.
,,Fotiá, aufstehen. Wir wollten doch noch zu den heißen Bädern und Euch fertig machen, bevor die Hochzeit im Tempel stattfindet‘‘, flüsterte Ingun.
Fotiá rieb sich über das Gesicht und stand auf. Während sie zusammen wieder zu den Bädern ging, fiel Fotiá auf, das Ingun etwas blass aussah.
,,Es ist nichts. Ich mach mir nur Sorgen‘‘, antwortete Ingun, als sie sie darauf ansprach.
Die Waldelfe nickte.


In den heißen Bädern waren die beiden in dem selben Bad wie vor zwei Tagen, was Fotiá ganz gelegen kam. Sie war noch etwas müde, weshalb sie sich zurücklehnte und die Wärme des Wassers genoss.
,,Ihr scheint es hier wirklich zu mögen‘‘, kam es vorsichtig von Ingun.
Fotiá nickte darauf.
Sie genoss es wirklich, da sie bisher nur in den kalten Seen gebadet hatte, wenn sie blutverschmiert von der Jagt kam oder beim Ausbluten die Arterien durchschnitt und sich das Blut über ihre Kleider ergoss.
Da war ein solch wohlig warmes Wasser schon ein sehr großes Privileg.
Vor allem dann, wenn man sich noch mit den verschiedenen Ölen waschen und auch das Haar pflegen konnte.
Sie kannte einige dieser vielen verschiedenen Öle von ihrem Vater, welcher diese manchmal für ihre Mutter hergestellt hatte. Er hatte ihr dieses wertvolle Wissen stückweise weitergegeben, aber sie hatte kaum eine Gelegenheit bekommen, solche Öle auch herzustellen.
So gab sich die Elfe etwas mehr Mühe, wobei ihr Haar sehr weich wurde und im Licht sanft glänzte. Selbst Ingun war davon begeistert, worauf Fotiá ihr ebenfalls das Haar mit dem Öl einrieb.
,,Das ist ja wirklich toll. Und so wurden auch neulich Eure Haare so… schön?‘‘, fragte die Nord. Fotiá nickte darauf.
,,Ja, heute muss ich mir ja… etwas mehr Mühe geben was dies anbelangt.‘‘
Die Elfe senkte den Blick. Ihr wurde wieder einmal mehr bewusst, weshalb sie mit Ingun hier war.
Die Schwarzhaarige bemerkte dies wohl, denn sie nahm sie vorsichtig in den Arm.
,,Macht Euch bitte keine Sorgen. Dalvin ist wirklich ein herzensguter Mensch, denn ziemlich wenig aus der Fassung bringt.‘‘
,,Woher wollt Ihr das denn wissen?‘‘, fragte Fotiá. Sie war verwirrt.
Hatte Ingun schon etwas mit Delvin gehabt? Inständig hoffte sie es nicht, da sie niemandem den Liebsten streitig machen wollte.
,,Ich kenne da einige Geschichten, aber ich glaube nicht alles davon. Dass solltet Ihr Euch zu Herzen nehmen. Wenn Ihr die Ehe mit ihm eingeht, wird er Euch garantiert nicht betrügen‘‘, flüsterte Ingun.
Dann strich sie sich durch die Haare und fragte, wie Fotiá ihres machen wollte. Die Waldelfe legte den Kopf in den Nacken.
,,Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich mir zwei Zopfschlingen machen. Wisst Ihr, wie ich meine?‘‘
Ingun nickte ,,Ja, das würde ganz bestimmt gehen. Dann erlebt Delvin eine ziemlich nette Überraschung. Er hat Euch noch nicht mit komplett offenen Haaren gesehen oder?‘‘
Fotiá schüttelte leicht den Kopf. ,,Nein, nur mit den vereinzelten Zöpfen.‘‘
Ingun nickte und half ihr bei dem auswaschen der Öle.


Nach dem abtrocknen band Fotiá sich ihre schulterlangen Haare zu den besagten Schlingen und folgte Ingun wieder in das Schwarz-Dorn Anwesen, wo Maul und Heuler warteten.
Beide Männer lächelten Fotiá an, welche verlegen zurück grinste.
,,Na hallo. Seid Ihr schon aufgeregt Kleine?‘‘
,,Also so klein bin ich nun auch wieder nicht Heuler. Aber ja, ich bin… etwas nervös‘‘, erwiderte Fotiá. Sie lächelte ihn an, bevor sie mit Ingun in den Wohnbereich ging.
Maven und Hemming saßen am Tisch und unterhielten sich gerade, als die beiden Frauen eintraten.
Jedoch wandte sich Maven direkt an die Waldelfe, wobei sie diese auch leicht anlächelte.
,,Ihr seid zurück. Und Euer Haar sieht auch gut aus Fotiá. Jetzt fehlt nur noch… das Kleid.‘‘
Die Waldelfe spannte sich unwillkürlich an.
,,Ein… Kleid. N-natürlich, ja‘‘, flüsterte sie. Alles in ihr ging wieder auf Alarm.
Sie war sich sicher, dass sie dieses Mal die ganzen Kosten des Kleides zurückzahlen musste.
Doch zu ihrer Überraschung meinte Maven, dass sie Fotiá das Kleid schenkte. Auch Ingun sah sehr überrascht aus.
,,Das ist… wirklich sehr gütig.‘‘
Fotiá schluckte schwer. Sie wusste nicht ganz, wie sie darauf reagieren sollte, doch Maven legte ihr eine Hand auf die Schulter.
,,Ihr werdet es mir vielleicht nicht glauben, aber Ihr habt etwas an Euch, dass einen bringt, Euch zu mögen.‘‘
Das Oberhaupt der Schwarz-Dorns lächelte sacht, ehe sie sich an ihren Sohn wandte.
,,Holt Ihr das Kleid? Und Ingun, Ihr könnt Fotiá dann etwas auffrischen und Farbe verleihen.‘‘
Die beiden nickten und führten die Elfe in einen Raum, welcher wohl das Schlafgemach von Maven war.
Aus einem Kleiderschrank holte Hemming ein bodenlanges schneeweißes Kleid, welches aus einem leichtem Stoff hergestellt war.
Ein rotes Tuch hing in der Hüftgegend und als Hemming Fotiá das Kleid hinhielt meinte er: ,,Ich hoffe, Ihr seid noch Jungfräulich. Sonst habt Ihr ein kleines Problem. Mutter will nämlich einen Beweis für Eure Unschuld.‘‘
Dann war er weg. Fotiá sah dem Schwarz-Dorn Spross verwirrt nach.
,,Seid meinem Bruder bitte nicht all zu Böse. Das rote Band hier soll Eure… nun ja, Eure Unschuld repräsentieren. Wenn Ihr es nicht mehr seid, müssen wir das natürlich wissen‘‘, erklärte Ingun, als sie dem Blick der Waldelfe folgte.
,,Ich bin noch Unschuldig. Immerhin habe ich auch nie wirklich die Zeit, um mich mit irgendwelchen Männern einzulassen‘‘, versicherte die Elfe, als sie sich von Ingun in das Kleid helfen ließ. Es passte ihr, was Ingun sichtlich freute.
,,Gut, dann muss nichts abgeändert werden. Hier‘‘, sagte sie und reichte Fotiá das rote Band.
Dieses band sich Fotiá in einer Schleife an der linke Seite um die Hüfte, was nach bosmerischer Tradition Unschuld und Heirat symbolisierte.
,,Ihr seht so erwachsen aus. Hoffentlich hat Mutter auch nichts dagegen, das ihr das Band so tragt. Aber wenn es nach bosmerischer Tradition ist, wird sie es wohl akzeptieren. Hoffe ich‘‘, murmelte Ingun.
,,Ich denke, Eurer Mutter wird es mögen. Mit Sicherheit.‘‘
,,Wenn Ihr meint. Kommt, dann mach ich Euch noch schnell frisch. Etwas Farbe tut Euch sicher gut‘‘, bot Ingun an.
,,In Ordnung‘‘, nickte Fotiá und folgte ihr in ihr Zimmer.
Dort setzte sie sich auf einen Stuhl und ließ sich von Ingun die Augen mit einem schwarzem Puder betonen. Auch die Lippen färbte Ingun ihr mit einem dezenten Sandton ein.
,,So, das war es dann.‘‘ Ingun sah sie nervös an, während sich die Waldelfe im kleinem Spiegel ansah.
,,Das ist wirklich sehr schön geworden. Danke‘‘, flüsterte Fotiá.
Sie war begeistert, dass sie mit etwas Farbe so viel erwachsener wirkte. Ingun lächelte sie an.
,,Danke Fotiá, das ist wirklich nett von Euch.‘‘
Fotiá nickte leicht. ,,So bin ich eben. Sollten wir schon nach unten?‘‘
,,J-ja. Das sollten wir lieber. Mutter wartet bei wichtigen Anlässen nun wirklich nicht gerne‘‘, murmelte Ingun und ging gemeinsam mit der Elfe zu Maven, welche anerkennend nickte, als sie Fotiá sah.
,,Ihr seht wirklich schön aus Fotiá. Delvin wird begeistert sein‘‘, sagte sie.
Fotiá nickte leicht. ,,Danke Lady Schwarz-Dorn. Es freut mich, dass es nach Eurem Belieben ist‘‘
,,Nicht der Rede wert. Wir gehen gleich zu Maras Tempel, sobald Brynjolf sich hier blicken lässt. Er wollte Euch... als persönliche Wache zu Delvin in den Tempel bringen.‘‘
,,Das ist ja nett von Brynjolf. Ich wollte ihn ohnehin einmal kennenlernen, damit ich zumindest ein… Gesicht zu ihm habe.‘‘
,,Ein Gesicht zu wem?‘‘, erklang in dem Moment eine sehr ruhige Stimme mit kühlem Unterton hinter der Elfe.
Diese drehte sich erschrocken um und sah in die dunklen Augen eines braunhaarigen Mannes, welchen sie nicht kannte.
,,Oh, da seid Ihr ja schon Brynjolf. Wir haben gerade von Euch gesprochen‘‘, sagte Maven nüchtern.
,,Ich bin immer pünktlich, das wisst Ihr doch‘‘, erwiderte der Mann. Dann sah er sich Fotiá etwas genauer an.
,,Und Ihr seid sicher Fotiá. Delvins... Verlobte. Oder Zukünftige, wenn Ihr es so wollt. Delvin hat mir bisher nur Euren Namen verraten. Ich meinerseits bin Brynjolf, die Rechte Hand von Mercer Frey, dem Gildenmeister und verantwortlich für die Anschaffung der neuen Rekruten für die Diebesgilde bei der Delvin arbeitet‘‘, stellte sich der Fremde vor.
,,Ja, ich bin Fotiá Dunkel-Stern. Sehr erfreut‘‘, murmelte die Elfe scheu, wobei sie den Mann ebenfalls genauer musterte.
Er sah im Grunde ganz nett aus, auch wenn die feierliche blaue Kleidung, welche er gerade trug, täuschen konnte.
,,Dann können wir ja jetzt los, wenn alle soweit sind‘‘, kam es nun gewohnt streng von Maven, welche dann nach draußen ging, gefolgt von Maul, Heuler, ihren beiden Kindern, Brynjolf und schließlich Fotiá.
Die Waldelfe spürte, wie ihr Puls sich immer mehr beschleunigte, je näher sie Rifton und damit auch Maras Tempel kam.
Sie hielt sich dicht bei Brynjolf, welcher vorsichtig einen Arm um ihre Schultern legte.
,,Keine Sorge. Die Zeremonie geht nicht wirklich lange‘‘, flüsterte der Nord, was Fotiá nicht wirklich beruhigte.


Als sie vor dem Tempel waren, zitterte Fotiá so sehr, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Brynjolf bemerkte dies natürlich und strich ihr leicht über den Rücken, aber er merkte auch schnell, dass es ihr nicht viel half.
,,Seid nicht bitte zu nervös. Es passiert ja nichts schlimmes. Delvin ist wirklich ein sehr guter Mann, ich kenne ihn schon seit Jahren.‘‘
,,In Ordnung‘‘, flüsterte die Waldelfe betont ruhig. Ihre Nerven jedoch lagen mehr als nur blank.
Immerhin hatte sie Delvin seit ihrer ersten Begegnung bei der Zersplitterten Flasche nicht mehr gesehen. Sie wusste nicht einmal mehr, wie sich seine Stimme anhörte oder wie sich seine Haut anfühlte.


Sie wusste nicht wie, aber nach kurzer Zeit standen sie alle vor dem Tempel der Mara. Maven betrat zusammen mit ihren beiden Kindern und ihrer Leibwache den Tempel, gefolgt von Heuler.
Brynjolf blieb noch kurz mit Fotiá draußen, da ihm die Elfe nun kurz vor einem Zusammenbruch schien.
,,Fotiá, hört mal. Versucht bitte etwas ruhiger zu werden. Es wäre nicht gut, wenn Ihr kurz vor der Eheschließung zusammenbrecht‘‘, sagte er.
,,Ich weiß. Aber ich kann nicht… immerhin… also...‘‘, stotterte Fotiá zusammen, was Brynjolf ein leichtes lächeln entlockte.
,,Es ist offensichtlich, dass ihr Eure Aufregung zu verbergen versucht. Aber das macht Euch gerade einfach nur verrückt.‘‘ Er nahm sie kurz in seine Arme. Dann sah er sie ernst an.
,,Gehen wir lieber rein. Nicht dass Maven noch denkt, Ihr seid abgehauen oder so etwas. Das wäre nicht gerade zu Eurem Vorteil‘‘, sagte er, worauf Fotiá leicht nickte.
,,Dann kommt. Ich halte Euch fest, bis Ihr bei Delvin seid‘‘, murmelte Brynjolf ihr leise ins Ohr.
Fotiá nickte leicht, hielt sich dann zögernd an seinem Arm fest und als sie am Schrein von Mara ihren zukünftigen Gatten Delvin erblickte, wie er dort in einem festlichen, rotem Gewand stand, wurde ihr seltsam warm.
Sie schritt gemeinsam mit Brynjolf nach vorne, ihr Blick jedoch hing an dem Bretonen, welcher sie liebevoll anlächelte.
,,Hallo Kleines. Seid Ihr schon sehr aufgeregt?‘‘, flüsterte er, als sie neben ihm stand.
,,Aufgeregt ist jetzt zwar gar kein Ausdruck mehr, aber ja‘‘, hauchte Fotiá verlegen zurück.
Delvin schmunzelte leicht, konnte ihr jedoch leider nicht mehr antworten, den der Priester von Mara, Maramal, begann mit der Zeremonie.
Fotiá schielte während der Rede des Priesters hin und wieder zu Delvin, welcher sacht lächelte. Er sah nicht wirklich nervös aus, doch dies konnte auch täuschen.
Als Maramal die beiden fragte, ob sich Fotiá und Delvin sicher waren, dass sie den Bund der Ehe eingehen wollten, sagten sie beide ‘Ja‘ und tauschten silberfarbene Ringe, in denen jeweils ein makellos geschliffener Rubin eingelassen war.
Delvin nahm daraufhin Fotiás Hand. Diese sah ihren Gatten mit einer leichten Scheu an.
Als sie sah, wie er mit deinen Lippen lautlos die Worte ‘Küsst mich, bitte‘ formte, spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.
Sie wusste nicht, ob sie schon bereit für einen Kuss war, dennoch stellte sie sich etwas auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. Er kam ihr dabei etwas entgegen, in dem er sich ein Stück zu ihr herunterbeugte und sie auch sanft an der Hüfte festhielt.
Seine Lippen waren noch viel weicher, als sie dachte, aber sie hatte keine Zeit um weiter darüber nachzudenken, denn Delvin löste sich schon nach einigen Sekunden wieder von ihr, wobei sie ihn leicht traurig ansah.
In seinen Augen konnte sie jedoch erkennen, das er diesen kleinen Moment des Kuss Endes länger hinausgezögert hätte, ihr aber nicht zu nahe treten wollte.
,,Also dann, Ihr seid nun vor den acht Göttlichen getraut. Viel Glück wünsche ich Euch‘‘, sagte Maramal, worauf Dalvin nur nickte.
Fotiá jedoch stutzte etwas.
Wusste der Priester nicht, dass es nur eine Zwecksehe war? Vermutlich nicht, oder er war von Maven sehr großzügig bezahlt worden, damit er der Zeremonie überhaupt zustimmte und sie auch ohne Probleme abhielt.
Aber die Waldelfe schwieg und ging zusammen mit Delvin zu dem Ausgang des Tempels. Dabei sah sie sich kurz die Leute an, welche über an der Zeremonie teilgenommen hatten.
Neben Brynjolf, Maul, Heuler und den Schwarz-Dorns sah sie einen Mann und zwei Frauen sitzen, wovon sie nur Vex erkannte.
Brynjolf sah relativ gelassen aus, der braunhaarige Mann, welcher neben ihm saß, starrte Fotiá betroffen an, wie auch das braunhaarige Mädchen neben ihm, während Vex aussah, als würde sie am liebsten irgendjemanden umbringen wollen.
Auf den anderen Bänken saßen einige Wachen und eine Frau in einen Gewand, welches sehr edel aussah. Zudem trug sie ein goldenes Rubin Diadem und Fotiá wurde schlagartig klar, das es Laila, die Jarl von Rifton sein musste, von der Maven gesprochen hatte.
Neben ihr waren noch zwei junge Männer, welche ihr auch vom Gesicht sehr ähnlich sahen. Vermutlich waren es Jarl Lailas Söhne.
Jedoch konnte Fotiá nicht weiter darüber nachdenken, denn sie hatte mit Delvin das Tor erreicht und ging mit ihm nach draußen.
,,Wir feiern übrigens in der Zisterne der Gilde und am Abend haben wir dann etwas… Zeit für uns‘‘, raunte Dalvin Fotiá zu, welche ihm einen verwirrten Blick zuwarf.
,,Für uns? Wie meint Ihr das bitte genau?‘‘, flüsterte Fotiá zurück. Doch Delvin schüttelte leicht den Kopf.
So gingen sie am Marktplatz vorbei zu einem kleinem Friedhof, wo Delvin an einen Stein trat, auf dem eine Raute mit einem Kreis im innerem eingraviert war.
Fotiá war verwirrt. ,,Delvin, was macht Ihr denn da? Das ist...‘‘
Weiter kam sie nicht, denn als Delvin sich zu ihr drehte, schob sich die Steinplatte zurück und offenbarte einen kleinen Raum, in welchem eine runde Falltür eingelassen war.
,,Was…?‘‘ Fotiá sah mit verunsichertem Blick abwechselnd von der Falltür zu Delvin und wieder zurück. ,,Delvin, was ist das?‘‘
,,Das hier? Dies ist der eigentliche Eingang zu der Diebesgilde. In der Zisterne feiern wir zusammen mit den anderen Mitgliedern, wie ich Euch bereits schon vorher sagte.‘‘ Delvin nahm ihre Hand. Sanft küsste er Fotiá auf die Stirn und ging mit ihr zu der Falltür.
Die Leiter, welche darunter angebracht war, ging ziemlich tief, dennoch schaffte es Fotiá, sich mit dem langen Kleid und der Schleife ohne große Probleme nach unten zu begeben.
Dalvin war der Nächste, welcher unten ankam und sich gleich zu ihr gesellte, wobei er gleich wieder ihre Hand in die seine nahm; gefolgt von Brynjolf, der Blondhaarigen Vex,dem fremden braunhaarigen Mann und dem braunhaarigen Mädchen, welche ebenfalls noch zur Gilde gehörten.
,,Na, seid Ihr schon bereit, den Rest unsere netten, kleinen Gildenfamilie hier unten kennenzulernen?‘‘, fragte Brynjolf, worauf Fotiá nur nickte.
,,Um ehrlich zu sein habe ich von der Kleinen nun auch nichts anderes erwartet Brynjolf. Immerhin ist sie ja jetzt mit unserem... herzallerliebsten Delvin verheiratet‘‘, sagte der braunhaarige Mann neben ihm mit kalter, schneidender Stimme.
Er wirkte nun nicht mehr ganz so verstört wie vor wenigen Augenblicken in Maras Tempel, sondern wie ein Mann, dem wirklich alles und jedes Problem gegen den Strich ging.
Fotiá wusste aus einem ihr wohlbekannten Gefühl heraus sofort, dass sie mit ihm nie eine tiefe Freundschaft eingehen würde. Dafür wirkte er ihr eindeutig auch zu kaltschnäuzig und gehässig. Delvin war ihr da mit seiner etwas raueren Stimme viel lieber.
,,Bei den Acht, Ihr seid auch immer so schlecht gelaunt Mercer. Freut Euch jetzt doch mal lieber, dass Delvin endlich jemanden für sich gefunden hat. Fotiá ist wirklich eine ganz liebe Person, wie ich mir hab sagen lassen. Wobei ich auch vor der Trauung kurz mit ihr hatte reden können‘‘, versuchte Brynjolf die Lage etwas zu erklären.
,,Aber ob sie ihm auch gut tut? Immerhin kann ich nicht beurteilen, wie sehr sie ihn beeinflussen wird‘‘, meinte Mercer anmerken zu müssen.
,,Kommt Ihr dann jetzt auch mal bald in die Zisterne? Die anderen sind schon total nervös, weil Ihr da hinten so lange braucht! Wenn Ihr Euch nicht beeilt mach ich Euch allen noch Beine damit Ihr hier heute noch aufkreuzt‘‘, schrie Vex plötzlich vom anderem Ende des Ganges gereizt.
Sie war während der kleinen Diskussion von den beiden Gildenanführern wohl in die Zisterne gehuscht.
,,Vex hat Recht. Ich würde die anderen der Gilde auch gerne kennenlernen, damit ich auch mal weiß, an den ich mich mal wenden kann, wenn Delvin für eine gewisse Zeit verschollen geht‘‘, versuchte Fotiá ebenfalls die Situation zu beruhigen.
Mercer sah sie daraufhin hasserfüllt an.
,,Das lasst Ihr mal lieber schön bleiben. Delvin mag zwar von nun an Euer Gatte sein, aber die Gildengeschäfte gehen Euch überhaupt nichts an‘‘, schnarrte er mit eisiger Stimme.
Fotiá wollte zum Gegenschlag ansetzten, als Delvin sich einmischte und sich vor die Elfe stellte.
,,Bei dem heiligen Akatosh, Mercer. Fotiá hat ganz sicher nicht vor, sich in die Geschäfte der Gilde einzumischen, da bin ich mir ganz sicher! Wenn ich bei einem Auftrag sterbe und das meinetwegen beim Geistermeer, dann kann sie das doch von wem auch immer erfahren. Aber jetzt sollten wir feiern, meint Ihr nicht auch?‘‘
Mercer sah Delvin wütend an, nickte dann aber, ehe er sich etwas zerknirscht an die Elfe wandte. ,,Tut mir leid. Ich bin manchmal echt etwas voreilig.‘‘
Er klang nicht wirklich ehrlich, aber Fotiá wollte keine weitere Diskussion herbei beschwören.
,,Schon gut. Feiern wir jetzt erst mal. Immerhin habt Ihr heute wirklich allen Grund dazu‘‘, sagte sie. Mercer schwieg darauf nur.
Zusammen gingen sie darauf zu der Zisterne, welche wirklich riesig war. Dennoch sah sie wirklich gemütlich aus.
Fotiá wusste nicht, ob es normal war, das es so viele Tische mit Sitzgelegenheiten hier gab, aber ihrer Meinung nach hatten sich die Diebe sicher sehr viel Mühe gegeben, um die Zisterne einigermaßen schön herzurichten, wenn sie mit Delvin hier auftauchte.
Zudem die Mitglieder dafür auch nur sehr wenig Zeit zur Verfügung gehabt hatten, da wollte sie sich nun wirklich nicht beschweren.
Die Bosmer sah sich etwas scheu um, während die Mitglieder der Gilde in der Mitte der Zisterne standen und sie ansahen.
Sie erkannte unter den etwa vierzehn Mitgliedern auch einen männlichen Waldelfen, der sie etwas verlegen angrinste. Fotiá erwiderte dessen Lächeln kurz, dann konzentrierte sie sich auf die anderen Mitglieder, welche sich nun ihrer annahmen.
Es waren mehr Männer als Frauen, wie sie feststellte, aber es störte sie nicht. Sie würde ja nicht allzu viel mit den ganzen Dieben zu tun haben, auch wenn sie mit Delvin verheiratet war.
Alle Mitglieder umarmten sie und wechselten einige nette Worte mit ihr, bis Mercer plötzlich das Wort ergriff.
Der Anführer der Gilde lobte das Paar für die Hochzeit, wobei er auch anmerkte, dass er überrascht war, dass Delvin ihm oder den anderen nichts von seiner neuen Liebe, welche er erobert hatte gesagt hatte.
Der Bretone erwiderte darauf nur: ,,Ich wollte nicht allzu sehr darauf... herum reiten. Aber zumindest habe ich Euch alle damit überraschen können.‘‘
Er sah mit einem leichtem Grinsen zu Fotiá und küsste sie leicht auf den Kopf, worauf Mercer laut auflachte, und einige andere der Mitglieder der Gilde mit einstimmten. Jemand aus der Gruppe rief: ,,Delvin ist ein Aufreißer!‘‘
Es war einer der Männer, Fotiá vermutete den Nord mit braunen Haaren, welcher sie schelmisch angrinste und sich ihr vorher noch als Vipir vorgestellt hatte.
,,Seid Ihr mal lieber ruhig Vipir, den so schnell seid Ihr dann auch nicht wieder hier raus gerannt‘‘, erwiderte Delvin mit verschlagenem Grinsen.
Nun lachten alle, selbst Fotiá lächelte matt.
,,Dürfte ich dann um den ersten offiziellen Tanz zwischen Euch bitten? Ich will mal wissen, ob Fotiá sich auch da gut schlägt‘‘, sagte Mercer dann, als er sich wieder etwas beruhigt hatte.
Delvin sah Fotiá an, welche ihm leicht zunickte. Sie lehnte sich dabei eng an ihren Gatten, der sie im Tanz führte.
Hin und wieder tauschten sie sanfte Küsse, um den Schein ihrer großen Liebe zu wahren. Immerhin wussten bisher nur Heuler und Maul, was wirklich zwischen den beiden war.


Nach dem kleinem Hochzeitstanz feierten die beiden mit der Gilde noch bis tief in die Nacht.
Fotiá hatte dabei mit den ganzen männlichen Mitgliedern der Gilde getanzt und auch einige Unterhaltungen mit ihnen geführt. Mal zu dritt in einer Gruppe, oder vereinzelt, da voraus gehend die Männer einige sehr zum verlegen bringende Geschichten auf Lager hatten, die sie nicht an die anderen Mitglieder weiter geben wollte. Aber auch Vex, Tonilia und Saphir, die einzigen Frauen in der Gilde, gaben einige ihrer Abenteuer aus der Gilde kund.
Vor allem mit Saphir hatte sich Fotiá dann lange unterhalten. Die junge Nord war etwas ruhiger, aber am Ende der Feier hatte die Elfe auch nicht mehr wirklich Lust um sich mit denn nun sehr stark angetrunkenen Männern zu unterhalten.
Da war Saphir ihr wirklich ein kleiner Segen, da diese sie dann nur nochmal aus tiefstem Herzen beglückwünschte und sich gedämpft bei einem Becher warmen Schwarz-Dorn Met mit ihr unterhielt.
,,Seid Ihr… Fremden eigentlich immer so verschlossen?‘‘, fragte Fotiá irgendwann im Gespräch, als Saphir nicht wirklich über ihre Vergangenheit sprechen wollte.
Die Nord sah sie skeptisch an, nickte dann aber. ,,Ich… rede nicht allzu gerne darüber wisst Ihr? Es… ist sehr schwer darüber zu reden und ich weiß nicht, ob Ihr es versteht.‘‘
,,Vielleicht tue ich es. Ich bin bei solchen Dingen verschlossen wie ein Grab. Ehrlich‘‘, versprach die Bosmer.
Saphir nickte darauf hin, ehe sie begann.
,,Ich… nun ja, ich bin auf einer Schweinefarm in einem kleinem Dorf groß geworden, zusammen mit meiner lieben Mutter, welche sich sehr liebevoll um mich gekümmert hat. Bis ich dann etwa fünfzehn war, lief alles gut. Doch dann… wurde das Dorf, in welchem wir lebten von Banditen überfallen. Sie… brannten alles nieder und brachten jeden um, der ihnen vor die Klinge kam. Selbst vor den kleinen Kindern und Schwangeren machten sie nicht halt. Meiner Mutter haben sie vor meinen Augen die Kehle durchgeschnitten. Aus einem mir schleierhaften Grund jedoch haben die Banditen mich als einzige am leben gelassen. Sie haben wohl nicht so oft Frauen, wenn Ihr versteht… In der ersten Nacht… haben sie mich… wie einen Krug weitergegeben… bis eben jeder mal an mir... dran und in mir drin war. Eine ganze Woche ging das so. Aber mir der Zeit haben sie mir vertraut und eines Nachts… habe ich jedem einzelnen dieser Männer die Kehle durchgeschnitten. Ich bin nie wieder in dieses Dorf gegangen, ich füllte mich dort wie eine Fremde, obwohl ich keine war. Einige Jahre war ich dann bei der Dunklen Bruderschaft, bis ich von Brynjolf rekrutiert worden bin. Seit dem bin ich hier und verdiene mein Geld als Dieben.‘‘
Fotiá hörte ihr zu, wobei sie eine Hand auf ihre legte. ,,Das ist... eine sehr schlimme Geschichte. Wer von der Gilde… weiß davon?‘‘
,,Außer Euch niemand… Ich glaube, es war gut das ich Euch das anvertraut habe. Mir ist damit… eine schwere Last genommen worden.‘‘ Saphir lächelte matt, was Fotiá erwiderte.


Dann, als es etwa kurz vor 22 Uhr war, kam Delvin zu den beiden. Er war, im Gegensatz zu seinen anderen Diebeskollegen nicht sturzbetrunken sondern hatte sich nur mit zwei Krügen zufriedengegeben, was die Elfe ihm doch sehr hoch anrechnete.
,,Na Fotiá, unterhaltet Ihr Euch gut mit unserer Saphir?‘‘, fragte er mit verschlagenem grinsen. Er war anscheinend etwas müde, da seine Augen merkwürdigen glänzten, aber Fotiá konnte sich auch täuschen.
,,Ja, sieht ganz danach aus. Wollt Ihr Euch der Unterhaltung anschließen mein liebster Gemahl?‘‘, bot Fotiá mit einem sanftem Lächeln an, doch Delvin schüttelte den Kopf.
,,Lieber nicht. Wir sollten langsam auch nach Hause‘‘, meinte er sanft. Fotiá sah ihrem Mann verunsichert an. Sie hatte kein Haus mehr, welches sie mit Delvin beziehen konnte.
,,Das Honigheim? Hat Maven wohl verpasst, Euch zu erzählen‘‘, lachte Delvin und nahm die Hand der Elfe. Diese verabschiedete sich noch von Saphir, ehe sie dem Bretonen wieder durch den Gang zur Leiter folgte und dann mit ihm durch Rifton ging.
An einem der Häuser blieben sie stehen.
,,Das hier ist das Honigheim. Maven hat es uns… also es ist ein kleines Geschenk zu unserer Hochzeit‘‘, erklärte Delvin leise. Er ließ ihre Hand los, holte aus seiner Tasche einen Schlüssel hervor und schloss auf.
,,Na dann mal rein was?‘‘, fragte er, worauf Fotiá zögernd hinter ihm das riesige Haus betrat.
Der Bretone bemerkte das Zögern seiner Gattin natürlich und sah sie verunsichert an. ,,Stimmt etwas nicht?‘‘
,,N-Nein. Es ist nur… ich muss... Maven beweisen, das ich noch eine unberührte Jungfrau bin. Und das geht ja nur, wenn ich mit Euch… also...‘‘ Fotiá stockte, doch Delvin schien den Wink zu verstehen.
Liebevoll nahm er sie in seine Arme.
,,Macht Euch darum bitte erst mal keine Sorgen. Wir sind ja erst hier angekommen und ich will nicht über Euch herfallen wie ein wütender Skeever, dem man das Fressen geklaut hat‘‘, flüsterte er ihr leise ins Ohr.
,,Aber Maven...‘‘
,,Bleibt ganz ruhig! Macht Ihr Euch erst mal fertig, dann reden wir im Schlafzimmer weiter, was das anbelangt.‘‘
,,Oh… okay, ich… mache mich dann fertig‘‘, flüsterte Fotiá. Ihr Gatte brachte sie zu dem kleinem Badezimmer im oberen Stockwerk, wo auch eine Waschschüssel stand.
,,Im Schlafzimmer unten ist zwar auch eine mit einem Spiegel, aber ich denke, Ihr wollt vorerst noch etwas alleine sein. Ich… bin dann in unserem... Schlafzimmer wenn Ihr… soweit seid… Es ist vom Haupteingang aus gesehen auf der linken Seite‘‘, flüsterte Delvin und strich ihr noch leicht über die Haare, ehe er das Zimmer verließ.
Fotiá lehnte sich darauf an die geschlossene Tür und gab gleichsam ein Stoßgebet zu den Neun Göttlichen. Erst dann ging sie mit leisen Schritten zu der Schüssel.
Vorsichtig tupfte sie sich die schwarze Farbe mit einem weichen Lappen von ihren Augenlidern und auch von den Lippen entfernte sie die Farbe.
Als sie ihre Haare öffnete und vorsichtig mit den Fingern hindurch glitt, konnte sie fast schon wieder Delvins raue Finger spüren, wie sie leicht durch die einzelnen Strähnen glitten.
Dabei hatte sie auch seine angenehme raue Stimme im Ohr, wie er ihr für die weichen Haare Komplimente machte. Auch seinen Geruch nach einer ihr unbekannten Blume und seine Wärme rief sie sich in Erinnerung.
Fotiá stieß ein leises seufzten aus und zog sich vorsichtig das Kleid aus. Sie hatte etwas Angst was ihren Geschlechtsakt anging.
Immerhin hatte sie mit den Männern nie wirklich etwas zu tun und nun war sie mit einem Bretonen verheiratet. Ihre Mutter würde vom Glauben der Neun regelrecht abfallen, aber das war es ihr dann irgendwo auch wert.
Vorsichtig wusch sich die Bosmer noch ihren restlichen Körper ab und legte sich eine einfache knielange Tunika an, welche in einem kleinem Schrank lag und ging dann aus dem Bad.
Dies musste reichen, immerhin wollte sie auf Delvin nicht gleich wie eine Hure wirken, sondern wie eine normale und ehrbare Frau.
Leise, als sei sie auf der Jagt, ging sie in die Richtung in welcher sie Delvin noch hatte gehen sehen und nun auch das Schlafzimmer vermutete.
Im Eingangsbereich des Hauses sah sie zur linken Seite in einen Flur, er meinte immerhin, dass das Schlafzimmer dort sei.
Tatsächlich fand sie es einige Türen weiter. Diese Tür war auch nur angelehnt, wodurch sie unbemerkt reingehen konnte.


Mit
stark klopfendem Herzen betrat Fotiá das Schlafzimmer. Delvin stand mit dem Rücken zu ihr am Bett, sein Oberkörper war frei. Fotiá musterte ihren Gatten mit einer leichten Scheu, aber auch mit unbekannter Neugier.
Delvins Rücken war etwas Muskulös, vor allem an den Schultern konnte sie einiges erkennen.
Sie zuckte leicht zusammen als sich der Bretone auf das Bett setzte und den Kopf hob. Sein Blick wurde sanft, als er Fotiá etwas verlegen dreinschauend im Türrahmen stehen sah.
,,Was habt Ihr denn? Bin ich plötzlich so unansehnlich für Euch geworden?‘‘, fragte er mit einem scherzhaften Unterton in der Stimme und streckte die Hand nach ihr aus.
Fotiá schüttelte sofort den Kopf und trat zu ihm. Doch sie wagte es nicht, sich jetzt neben Delvin zu setzten. So nahm sie zwar seine warme und raue Hand, blieb jedoch in einem kleinem Abstand bei ihm stehen.
Ihr Gatte schien zunächst verwirrt über ihr Verhalten, aber dann wirkte er etwas traurig.
,,Wenn Ihr solche Angst habt... Also wegen der Ehenacht… ich versuche wirklich vorsichtig zu sein. Aber wenn Ihr noch nicht könnt...‘‘
,,Delvin… Das ist es ganz sicher nicht… Ich meine, wir kennen uns noch nicht besonders gut und ich will Euch auch nicht... in Schande bringen wenn... ich nicht mit Euch… also...‘‘
Weiter kam sie nicht, den Delvin war aufgestanden und mit einem Schritt zu ihr geschritten. Seine Arme legten sich schützend um ihre Schultern, sein Gesicht vergrub er in ihrer Halsbeuge.
Fotiá erstarrte, doch dann entspannte sie sich. Delvins Haut war weich, was sie immer noch etwas wunderte, waren seine Hände doch sehr rau.
So legte sie zögernd die Arme um ihn und verharrte so mit Delvin reglos in dieser Position. Es hatte irgendwie etwas vertrautes, auch wenn die Umstände noch immer etwas seltsam waren.
Denn selbst jetzt war ihr Vertrauen in Delvin hoch. Sie spürte, wie er seine Hände nach unten gleiten ließ und er sich so aus der Umarmung löste.
Fotiá hob langsam ihren Blick, ihre Augen blickten in die seinen.
Selbst jetzt, in dem matten Kerzenschein, sah der Bretone sehr geheimnisvoll und gut aus. Seine Lippen näherten sich den ihren, was der jungen Waldelfe nur recht war.
Sie war bereit.
Als seine Lippen die ihren berührten, spürte sie, wie ihre Beine mehr als nur weich wurden.
Sie drehte sich zu dem Bett, ließ sich von ihrem Mann vorsichtig auf die Kissen drücken. Ihre Hände strichen über seine glatte Brust, ehe sie zu seinem Rücken wanderten.
Sie hatte jedoch immer noch Sorge, dass sie es nicht hinbekam, was ihrem Gatten nicht entging.
,,Fotiá, bitte. Versucht… Euch darauf einzulassen. Ich werde Maven dann bezeugen, das Ihr geblutet habt‘‘, flüsterte Delvin und löste die Tunika von ihr, welche er auch neben das Bett fallen ließ.
,,Danke‘‘, hauchte die Waldelfe zurück. Sie fühlte, wie seine Lippen ihren Hals entlangwanderten und er sanft seine Finger zu ihrer Mitte gleiten lies.
Ein leises Keuchen entwich ihren Lippen. ,,Delvin!‘‘

Der Verrat


Am nächsten Morgen wurde Fotiá durch einen leichten Schmerz geweckt, welcher sich in ihrem Unterleib konzentrierte.
Sie war zunächst etwas verwundert, doch als sie Delvin Mallory sah, welcher neben ihr lag und noch so tief und fest, aber sehr friedlich schlief, fiel es ihr schlagartig wieder ein.
Sie war seit dem vorherigem Morgen mit ihm verheiratet und hatte ihm in der vergangenen Nacht ihre Unschuld geschenkt.
Leise, um ihren Gatten nicht sofort zu wecken, stand die junge Elfe auf, nahm sich die Tunika, welche Delvin ihr ausgezogen und auf den Boden hatte gleiten lassen und setze sich dann an die Waschschüssel mit dem Spiegel, wo sie sich den getrockneten Schweiß der vergangenen Nacht abwusch.
Die Tunika nutzte sie aus Gewohnheit als Sichtschutz, wobei sie sich das Kleidungsstück auf ihren Schoß legte.
Noch immer konnte sie sich daran erinnern, wie er so vorsichtig in sie geglitten war und sie sich zu beginn vor Schmerzen gewunden hatte, doch durch Delvins beruhigende Worte und leise geraunten Ratschlägen hatte sich der Schmerz in die pure Lust verwandelt.
Es war immer noch etwas seltsam für sie, sich nun als Ehefrau zu sehen. Sie wollte sich mit ihren 23 Jahren eigentlich noch etwas Zeit mit der Eheschließung lassen, aber diese Ehe mit Delvin war auch nur vorübergehend.
Inständig hoffte sie jedoch von ganzen Herzen, dass sie sich dann immer noch gut mit Delvin verstand, wenn die ganze Geschichte zu Ende war. Sofern Maven Schwarz-Dorn in dem Punkt nichts dagegen hatte.
Immerhin war sie in Rifton noch mächtiger als der Jarl.
Fotiá seufzte leise in sich hinein.
Es war für sie noch immer so unwirklich. Vor allem wusste sie nicht, wie sie Maven die 3000 Septime zurückzahlen sollte, wenn sie den Handel nicht ausführen konnte.
Sie wollte nun wirklich nicht als Kornkurbiene für irgend einen Adligen enden, damit sie das Geld an Maven zurückzahlen konnte.
Sie hatte schon durch ihren vorherigen Handel in Helgen mitbekommen, dass sie die Felle vor allem im Sommer nicht unbedingt gut verkaufen konnte, von dem ganzen Fleisch ganz abgesehen.
Das komplette Hirschfleisch würde sie mit großer Sicherheit gut für 200 Septime verkaufen können. Dabei musste sie jedoch auch bedenken, für sich und Delvin etwas zu haben.
Die ganzen verschiedenen Vorräte, welche sie von ihrer Flucht aus Helgen noch gehabt hatte, waren schon zur Hälfte aufgebraucht. Von dem Rest konnten sie beide auch nicht ewig leben.
Gedankenverloren legte sie den Lappen zur Seite, mit welchem sie sich gewaschen hatte, zog sich die Tunika wieder an und legte sich eine leichte Korsage mit einem speziellen Waffengurt aus Hirsch- und Säbelzahntigerleder um, der das Kleidungsstück an ihrem Körper hielt und es an ihr nicht wie ein Mehlsack aussehen lies.
In ihre Haare würde sie sich wieder einige der Zöpfe flechten, die sie auch immer mal gerne bei der Jagt trug.
Während sie dabei war, ihr Haar glatt zu bürsten und sie sich die erste Haarsträhne flocht, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie Delvin allmählich ebenfalls wach wurde.
Etwas nervös flocht Fotiá die Strähne zu ende und ließ die Bürste weiter durch ihr noch leicht zerzaustes Haar gleiten. Sie wollte sich wirklich nicht anmerken lassen, dass sich alles in ihr sich verkrampfte, während er sie beobachtete.
,,Na, das nenne ich mal einen schönen Anblick am Morgen‘‘, sagte Delvin dann leise, als er sich aufgesetzt und sich seine Hose angezogen hatte.
,,D-danke Delvin.‘‘ Mehr konnte Fotiá nicht sagen, ihre Stimme war auch etwas heißer von der letzten Nacht.
Ihr Gatte schien dies zu bemerken, denn er stand auf und lies sich dann neben ihr auf einem Stuhl nieder, welchen er vom Fenster zu ihr stellte.
,,Da hab ich wohl einiges bei Euch ausgelöst, dass sich Eure Stimme so sehr verändert‘‘, murmelte er.
,,Ach was. So anders klinge ich doch nicht.‘‘
,,Dafür habt Ihr gestern Abend aber ziemlich… gut auf mich reagiert, so wie Ihr Euch an mich gekrallt und geschrien habt.‘‘ Nun fing er frech zu grinsen an.
,,Was?‘‘, fragte Fotiá verunsichert, worauf Delvin sich umdrehte und so seine Schulterblätter zeigte. Diese waren übersät mit roten Kratzspuren.
Vorsichtig strich Fotiá über die roten Schrammen und tiefgreifende Schuldgefühle stiegen in ihr auf. Sie erinnerte sich.
,,Das tut mir leid… Hätte ich nur gewusst, das es für Euch ebenfalls etwas blutig wird...‘‘
,,Fotiá, bitte. Ihr habt letzte Nacht Eure Unschuld durch mich verloren, da war es mir natürlich bewusst, dass Ihr Eure… Lust an mir entladen musstet. Ich hatte es auch erwartet und seid beruhigt: ich hatte schon sehr viel wildere Nächte, wo ich am nächsten Morgen nur schwer aufstehen konnte, weil ich mich völlig verausgabt habe‘‘, sagte Delvin ruhig und drehte sich wieder zu ihr. Seine Hand strich vorsichtig über ihre freie Handfläche und hielt sie sanft.
Fotiá sah betreten zu Seite, ihr war es immer noch unangenehm, dass Delvin wegen ihr verletzt war. So zuckte sie auch leicht zusammen, als sie spürte wie er ihr zärtlich über die Wange strich.
,,Eure Haut ist wirklich ein Wunder… wie auch Euer Haar. Wie bekommt Ihr es so weich?‘‘, flüsterte er mit seiner rauen Stimme.
,,Öle. Das hab ich von meinem Vater… zumindest etwas. Er hat mehr Wert darauf gelegt, das ich Jagen lerne, damit ich mich im Erwachsenenalter auch selbst versorgen kann. Oder wenn ich einen… Mann finde und vielleicht auch Kinder bekomme.‘‘
Fotiá sah Delvin an, ihre freie Hand schloss sich im seine welche an ihrer Wange lag.
Es hatte etwas vertrautes, dass sie sich so nahe waren.
,,Denn Mann… habt ihr ja mehr oder weniger schon gefunden. Werdet Ihr... denn heute auf die Jagt gehen?‘‘
,,Ja. Immerhin muss ich ja noch meine ganzen Schulden von 3000 Septimen bei Maven abbezahlen...‘‘, flüsterte Fotiá.
,,Das bekommt Ihr schon hin… Soll ich Euch auf der Jagt vielleicht begleiten? Dann seid Ihr nicht so alleine.‘‘
,,Nein, lieber nicht. Sonst halte ich Euch plötzlich noch für irgendein Wild und Ihr habt... einen Pfeil in Eurem Gesäß. Bleibt Ihr lieber bei der Gilde für Eure Geschäfte, da kann Euch nicht viel passieren‘‘, wehrte sie direkt ab und wandte sich wieder dem Spiegel zu.
,,Ihr solltet es so lassen.‘‘
Fotiá war verwirrt. ,,Was meint Ihr?‘‘
,,Euer Haar. Ihr solltet es so lassen. Wirklich. Also… wenn Ihr gerade nicht auf der Jagt seid. Mir gefällt es nämlich ganz gut so‘‘, meinte Delvin. Fotiá warf ihm einen Seitenblick zu, wobei ihr auch nicht der leicht rötliche Schimmer entging, welcher sich auf Delvins Wangen gebildet hatte.
Sie schmunzelte leicht in sich hinein.
,,Ich werde es mir merken. Bei der Jagt aber habe ich lieber das… Stirnhaar aus den Augen. Es ist sonst… schwierig mit dem zielen, vor allem wenn sich der Wind dann einfach so dreht‘‘, erwiderte sie dann.
Sie lächelte den Bretonen vorsichtig an und band auch den restlichen vorderen Teil der Haare zu den vereinzelten Zöpfen. Delvin sah sie dabei aufmerksam zu, wobei er Fotiá auch mal das Haar durch bürsten durfte.
,,Vielleicht sollte ich mir auch die Haare wieder etwas wachsen lassen. Dann kann ich mir von Euch diese Zöpfe machen lassen‘‘, schmunzelte er, als sie den letzten Zopf gebunden hatte.
,,Habt Ihr denn je längeres Haar getragen? Als Ihr... jünger wart, meine ich.‘‘
Fotiá wollte nicht neugierig wirken, aber sie hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, wie er als junger Mann ausgesehen hatte.
,,Ja, hatte ich. Aber irgendwann ergab es sich, dass ich sie mir einfach... komplett abschneiden musste. Und dabei ist es... bis heute geblieben.‘‘
Fotiá nickte leicht. Sie spürte, dass Delvin nicht wirklich darüber reden wollte, auch wenn er es zu verbergen versuchte.
So erhob sie sich und zog sich ihre Lederstiefel an.
,,Wollt Ihr noch etwas essen, bevor ich jagen gehe?‘‘, fragte sie dabei vorsichtig nach, als sie zusammen mit Delvin in den Wohnraum ging.
Dieser schüttelte den Kopf. ,,Nein, um Akatoshs Willen, macht Euch da jetzt bitte keine zu große Mühe. Ihr solltet erst mal jagen. Vielleicht heute Abend?‘‘
Fotiá lächelte sanft und nahm sich ihren Bogen, welcher zusammen mit ihren Pfeilen neben der Tür an einem Waffenhalter befestigt war.
,,Gut. Wir sehen uns dann… heute Abend. Mal sehen... wie ich das alles hinbekomme.‘‘
Sie lächelte leicht, als sie zusammen nach draußen gingen, wo sie auf Hemming trafen. Dieser sah die beiden frisch Vermählten fragend und einem tief spöttischem Lächeln an.
,,Und?‘‘
Darauf gab der Bretone ihm ein kleines zusammengefaltetes Tuch, wobei er sagte: ,,Sie war unschuldig.‘‘
Der schwarzhaarige Nord nickte nur mit einem ernsten Gesichtsausdruck und war auch wieder verschwunden. Delvin schüttelte nur ungläubig den Kopf.
,,Sie hätte zumindest Ingun schicken können.‘‘
,,Ja, aber zumindest hat Lady Maven jetzt den sicheren Beweis für meine… Jungfräulichkeit‘‘, murmelte Fotiá und spürte, wie ihr Gesicht darauf glühend heiß wurde.
Der Bretone nahm sie in den Arm und küsste sie sanft auf den Kopf.
,,Es ist im Grunde genommen ja nur Maven. Da sollte es kein Problem sein.‘‘
,,J-ja. Ich geh dann mal… jagen.‘‘
Fotiá lächelte ihn verlegen an und entzog sich geschickt seiner kleinen zärtlichen Umarmung.
,,Bekomme ich... zumindest noch einen kleinen Kuss... also zum Abschied?‘‘, fragte Delvin leise. Dabei sah er sie mit einem so traurigen Blick an, dass sie ihm diese Bitte nur all zu gerne erfüllte.
Seine Lippen verschlossen ihre, glitten dann zu ihrem Hals hinab, ehe er sie sanft auf sie Stirn küsste.
,,Seid bitte vorsichtig, wenn Ihr in da draußen in den Wäldern seid, ja? Es gibt neben den ganzen Banditen und Wölfen auch einige der giftigen Frostbissspinnen. Ich will nicht, das Euch etwas zu stößt, versteht Ihr?‘‘ Er klang ernsthaft besorgt, worauf Fotiá ihm versicherte vorsichtig zu sein.
Erst dann ging sie durch das Stadttor zu dem naheliegendem Wald. Da sie sich noch nicht ganz in den Wäldern auskannte, welche in der Nähe von Rifton waren, beschloss sie, dass sie sich nicht zu weit von Rifton entfernte.

 

Während Fotiá sich wie gewohnt für ihre Beute auf die Lauer legte und dabei auch manches mal auf Bäume kletterte, überlegte sie fieberhaft, wie sie die ganzen eingenommenen Septime dann aufteilen sollte, damit sie schnell von Mavens Schulden befreit war.
Je nachdem wie viel sie beim Jagen und Handel ausschlagen konnte, konnte sie dem Schwarz-Dorn Oberhaupt die Hälfte geben.
Dabei musste sie auch bedenken, dass sie auch etwas für sich und Delvin brauchte.
Ein kleines Knacken unter ihr riss sie aus ihren Gedanken; ließ sie aufhorchen. Ein Reh war in ihrer Nähe.
Leise kletterte sie von dem Baum, auf welchem sie saß und versteckte sich in einem der nahegelegenen Büsche.
Mit einem konzentrierten Blick und einem abgeflachtem Atem legte die Waldelfe einen Pfeil in die Bogensehne und zielte aus den Hals des Tieres.
Doch gerade, als sie den Pfeil abschießen wollte, geschah etwas merkwürdiges. Die Erde begann zu beben und eine tiefe, fast schon donnernde Stimme eines Mannes rief: ,,Dovahkiin!‘‘
Das Reh schreckte auf und floh, ganz zum Leidwesen von der Waldelfe. Aber auch saß der Schreck noch in den Knochen.
Mit schnellen Schritten ging sie wieder zwischen zwei Büsche, wo sie sich nach weiterem Wild umschauen und gleichzeitig nachdenken konnte.
Bei den Neun, was ist das nur für eine Person gewesen, welche so laut gerufen hat? Und was beim Reich des Vergessens bedeutet denn Dovahkiin?‘, dachte sie verunsichert.
Sie wusste es nicht, wer auch immer eben so laut gerufen hatte; diese Person musste jedoch sehr mächtig sein, wenn sie so eine laute und mächtige Stimme hatte.
Es war wirklich verwirrend, immerhin hatte sie so etwas noch nie erlebt. Ein lautes Knacken hinter ihr ließ sie erneut herumfahren und ihren Bogen spannen, welchen sie auch dann aber wieder sinken ließ. Maul stand hinter ihr.
,,Da seid Ihr ja. Ich hatte schon Sorge, das Ihr schon weiter weg seid. Ist alles in Ordnung?‘‘, fragte er.
,,Ja, bei mir ist alles in Ordnung. Habt Ihr das Rufen gehört? Könnt Ihr mir vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat?‘‘
,,Nicht wirklich. Das können aber eigentlich nur die Graubärte von Hoch-Hrothgar gewesen sein, welche das Drachenblut zu sich in ihr Kloster gerufen haben, welches am Hals der Welt ist. Ihr Ruf ist laut zahlreicher Legenden in ganz Tamriel zu hören‘‘
,,Die Graubärte? Sie... haben das Drachenblut gerufen? Seid Ihr Euch da auch ganz sicher Maul?‘‘ Fotiá verstand nicht ganz, was der dunkelhaarige Nord ihr damit sagen wollte. Sie war sich auch nicht wirklich sicher, ob sie nicht schon von einem der Drachenblütern gehört hatte.
,,Ja. Ihr seid doch zum Teil eine Nord, oder nicht? Hat man Euch denn nie von den ganzen Drachenbluthelden erzählt? Tiber Septim war eines dieser legendären Helden, als er zur damaligen Zeit noch Talos von Atmora war‘‘, versuchte Maul ihr zu erklären.
Fotiá legte den Kopf in den Nacken. ,,Jetzt wo Ihr es erwähnt… meine Mutter hat mir das ein oder andere Mal von dem Drachenbluthelden erzählt… Aber woher wisst Ihr, das ich zum Teil nordische Wurzeln habe?‘‘
,,Heuler hat mir das erzählt. Außerdem habe ich mir, wie bereits gesagt, auch etwas Sorgen um Euch gemacht, nachdem Ihr so ganz ohne Delvin aus Rifton gehuscht seid. Wollte er denn nicht mit Euch auf die Jagt kommen?‘‘
,,Doch, wollte er eigentlich schon. Aber ich hielt es für besser, wenn er innerhalb von Riftons Mauern bleibt. Er hat doch auch mit Sicherheit noch einiges in der Diebesgilde zu tun, zudem ich Sorge hatte das ich ihn aus versehen verletzten könnte‘‘, erwiderte Fotiá, wobei sie den dunkelhaarigen Nord entschuldigend anlächelte.
Dieser erwiderte ihr Lächeln leicht, welches es in Fotiás Augen jedoch ziemlich gezwungen aussah. Maul schien etwas vor ihr verheimlichen zu wollen, was immer es auch war.
,,Wenn Ihr wollt… komme ich noch eine kleine Weile mit Euch auf die Jagt. Hier sind immerhin Frostbissspinnen und solche Sachen. Ich bin auch ganz leise, um Euch nicht zu stören, versprochen‘‘, bot Maul dann an.
Fotiá besah ihn sich skeptisch. Irgendetwas störte sie gewaltig an der vorsichtigen Aussage des Nords.
Ihr kam nur ein Gedanke in den Sinn, welcher auf Mauls seltsames Verhalten passte.
,,Hat Maven Euch zu mir geschickt? Dass ich auch ja nicht aus Rifton abhaue, um woanders mein Lager aufzuschlagen, ist das nicht so?‘‘, fragte sie leise, wobei die Waldelfe einen kleinen Funken Wut in ihrer Stimme mitschwingen ließ.
Maul rechtfertigte sich prompt: ,,Es war nicht meine Idee, wirklich! Maven wollte da... nur sichergehen.‘‘
,,Das glaube ich Euch ja auch, macht Euch da jetzt bitte keine Vorwürfe. Es wäre aber etwas netter von Maven gewesen, wenn sie mir davon vorher irgendetwas gesagt hätte.‘‘
Fotiá sah mit einem genervten Blick zu den Vögeln hoch, welche sich in den Bäumen versteckten. So sehr die Bosmer Maven auch von Herzen respektierte, diese Art von Kontrolle war ihr dann doch etwas suspekt.
Sie mochte die schwarzhaarige Nord an sich auch ganz gerne, aber so wie Maven Maul mehr oder weniger für sich abrichtete, zweifelte sie dann doch sehr an dem Vertrauen, was Maven ihr entgegen zubringen schien.
,,Fotiá? Wollt Ihr…?‘‘ Maul sah sie beunruhigt an, worauf sie völlig genervt aufstöhnte.
,,Na gut, dann kommt meinetwegen mit. Aber bitte stört mich nicht beim Jagen wenn es nicht unbedingt nötig ist. Und wer weiß, vielleicht kann ich Euch auch noch etwas über die Schießkunst oder so beibringen‘‘, murmelte sie dann mit einem kleinem schmunzeln, ehe sie wieder auf einen Baum kletterte.
Sie brauchte jetzt wirklich etwas Raum für sich, damit sie sich wieder auf die Jagt konzentrieren konnte.
Von dem Baum aus beobachtete sie, wie sich Maul ebenfalls hinter einem Gestrüpp versteckte.
Ob es ihr jedoch irgendetwas brachte dass sie eine Leibwache bei sich auf der Jagt hatte, wusste sie nicht.
Aber es war mit Sicherheit einen Versuch wert. Er konnte immerhin am wenigsten etwas für ihre ganze Situation. Vielleicht war es auch nicht so schlimm, dass er sich im Hintergrund aufhielt.
Sie wusste immerhin aus eigener Gewohnheit, dass sich die meisten Banditen gerne mal an die Frauen heranwagten, welche augenscheinlich alleine waren.

 

Die nächsten Stunden waren sehr ertragreich, wie Fotiá letzten Endes feststellte. Sie hatte gemeinsam mit Maul drei Hasen, vier Füchse und zwei Hirsche erlegt und diese bearbeitet.
Dabei wurde auch sehr deutlich, das die Waldelfe beim Jagen geübter war, als der muskulöse Nord, welcher letzten Endes so aussah, als hätte er es mit einem ganzen Rudel wütender Wölfe aufgenommen. Aber er hatte sich sehr gut geschlagen, wie sie fand.
Seine Fähigkeit als Krieger waren ihr bei der Jagt zwar nicht wirklich hilfreich, aber dadurch, das er dem Wild den Weg abgeschnitten hatte, hatte sie mehr Tiere als sonst erlegen können.
Dass Häuten und ausbluten der Rehe und den Kleintieren übernahm Fotiá dann lieber wieder selbst, da sie eine leichte Sorge hatte, dass sich Maul dabei doch noch schwer verletzten würde oder ihr einige Fleischstücke verloren gehen könnten.
Danach gingen die beiden mit dem Fleisch, Fellen und dem anderen was sie verwerten konnten zum Honrichssee, um es dort von Blut zu befreien, ehe sie nach Rifton zurückgingen.
Auf dem Marktplatz dann verkaufte sie den Großteil der Felle und einige der Fleischteile, wobei sie pro Teil sogar 300Septime ausschlagen konnte. Es war mehr als sie erhofft hatte, da sie im Gesamten nur mit etwa 200 Septimen gerechnet hatte. Aber sie wollte sich nicht beschweren. Immerhin kam sie so auch viel schneller von Mavens Schulden los.
Wie lange das dauern würde, wusste sie nicht und Fotiá wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. 
Sie musste jetzt auch an Delvin denken, der in der Diebesgilde saß und dort seiner Arbeit nachging.
Was immer es auch war.
Außerdem wollte sie den Bretonen bei Maven und seinen Leuten in der Gilde nicht in Verruf bringen, wenn sie einen Fehler machte.
So ging sie zum Honigheim, wo sie mit dem Kochen anfing und Maul sich wieder zu Maven begab.
Fotiá war es recht, da sie beim Kochen liebster alleine war.


Sie war gerade fertig mit einer Gemüsesuppe mit Hirschfleisch und einen Brief an Ralof, als hörte sie wie Delvin wieder nach Hause kam und sie sanft von hinten umarmte.
,,Riecht wirklich gut hier‘‘, flüsterte er. Seine Lippen strichen leicht über ihren Hals, ehe er sich von ihr löste. ,,Soll ich Euch bei etwas helfen Fotiá?‘‘
Die Waldelfe schüttelte den Kopf und meinte sanft: ,,Ist schon so gut wie fertig. Seht selbst.‘‘
Sie stand auf und reichte ihm eine Schale, welche er mit etwas verlegenem Gesichtsausdruck entgegennahm.
,,Wie viel… musstet Ihr dafür bezahlen?‘‘
,,Was?‘‘ Fotiá sah ihren Gatten verwirrt an und setzte sich wieder zu ihm an den Tisch.
,,Für das ganze Essen hier? Das Fleisch und… das andere?‘‘ Delvins Blick bohrte sich in ihren. Noch immer rührte er nichts an.
,,Das Fleisch ist von der Jagt… ein Hirsch. Und die anderen Sachen sind zum Teil vom Markt, das sind gerade mal 20 Septime gewesen, die ich dafür ausgegeben habe.‘‘
Delvins Blick wurde ungläubig. Fotiá hatte schon Sorge, dass er nichts sagen und gehen würde, als er sie dann doch sanft anlächelte.
,,Habt Ihr die ganzen Händler etwa mit Septimen bestochen, damit Ihr so wenig bezahlen musstet? Oder habt Ihr ihnen mit uns als Gilde, beziehungsweise mit Maven gedroht? Oder vielleicht doch mit dem gutem Maul?‘‘
,,Nein. Obwohl… Vielleicht haben sie mir das alles so günstig gegeben, weil Maul dabei war. So wie die Händler ausgesehen haben, waren sie doch sehr verunsichert, dass er mit mir unterwegs war.‘‘
Delvin lachte leise. ,,Sie kennen Maven gut genug. Und sie kennen auch Maul sehr gut. Dass Ihr mit der persönlichen Leibwache von Maven Schwarz-Dorn durch ganz Rifton rennt, heißt für die Einwohner hier, dass sie Euch mehr mit Respekt behandeln sollten, als beispielsweise jemand anderen. Selbst die Wachen dürften Euch mit mehr Respekt achten. Sie… wissen was ihnen blüht, wenn sie sich nicht an die Regeln halten.‘‘ Erst jetzt setzte er sich mit ihr an den Tisch und begann zu essen.
,,Wie... war eigentlich Euer Tag so? Hattet Ihr viel zu tun in der Gilde?‘‘, fragte Fotiá zaghaft, worauf Delvin leicht mit den Schultern zuckte.
,,Vekel wollte im Grunde genommen nur von mir wissen, wie meine erste Nacht mit Euch war. Aber ich habe ihm nichts erzählt.‘‘ Delvin schüttelte nur kurz mit dem Kopf. ,,Seine Partnerin Tonilia war wirklich sehr begeistert, wenn Ihr versteht, was ich meine. Ihr habt sie auch in der Gilde kennengelernt, sie ist eine Rothwardonin. Und schon mal sehr temperamentvoll, vor allem wenn es um Vekel geht.‘‘
,,Ja, ich weiß, was Ihr meint, sie hat mich auch gestern bei der Feier kurz angesprochen. Aber… es geht Vekel wirklich nichts an, wer Euch das Bett wärmt und wer nicht. Ich würde es auch nicht zwingend von ihm wissen wollen. Oder von Euren… nun Euren Bettgefährtinnen die Ihr vor mir mal hattet. Das ist immerhin noch Eure Sache‘‘, pflichtete Fotiá ihm bei.
Der Bretone lächelte sie sanft an und nahm ihre Hand. Es war eine vertrauliche Geste seinerseits.
,,Da habt Ihr Recht. Ihr habt was dies anbelangt… so ziemlich den selben Gedankengang wie ich.‘‘
,,Sieht ganz so aus.‘‘ Fotiá lächelte ebenfalls.
Dann schien dem Bretonen auch der Brief aufzufallen. ,,Für wenn... ist denn der Brief? Wenn ich das wissen darf, meine ich...‘‘
Fotiá zuckte leicht mit den Schultern. ,,Ein… paar Zeilen für einen Bekannten, welcher mich hierher begleiten wollte. Jedoch wurden wir... in Ivarstatt aufgehalten und voneinander getrennt, weswegen ich alleine hierhergekommen und vor dem Stadttor zusammengebrochen bin. Ich habe ihm aber versprochen, ihn auf dem Laufenden zu halten was hier so passiert. Er… soll sich immerhin keine Sorgen um mich machen. Das wäre wirklich das letzte was ich wollte...‘‘
Die Waldelfe senkte den Kopf. Wieder schwirrten ihr mehrere Fragen durch den Kopf, was Delvin jetzt sagen würde. War es für ihn in Ordnung, dass sie einem anderem Mann schrieb?
Ralof war zwar nur ein Bekannter, aber was würde passieren, wenn Maven es mitbekam und sie den Kontakt unterband?
Delvin schien ihre Sorge zu spüren, denn er strich ihr über die Handfläche, wie er es öfter tat. ,,Ich… kann den Brief gerne durch einen Kontakt weiterleiten lassen. Er ist zuverlässig, keine Sorge.‘'
Fotiá nickte erleichtert.

Den Rest des Abendessens redeten sie nicht viel, dennoch war es eine angenehme Ruhe, welche zwischen ihnen war.
Dann sprach Delvin etwas an, was Fotiás Magen doch etwas mehr zusammenziehen ließ.
,,Wie… sieht es bei Euch eigentlich aus, dass wir uns… mehr oder weniger das Bett teilen? Ich kann auch gerne in der Gilde schlafen, wenn Ihr Euch deswegen zu sehr sorgt.‘‘
,,Ich… habe im Grunde kein Problem damit, mit Euch das Bett zu teilen… Ich vertraue Euch da schon. Außerdem würde es doch etwas sehr seltsam aussehen, wenn Ihr in der Nacht nicht bei mir währt. Die anderen würden sonst auch noch… unangenehme Fragen stellen.‘‘
Die Elfe lächelte ihn vorsichtig an. Delvin strich ihr darauf sanft über die Handfläche, auch er lächelte leicht.
,,Nun gut, das wir das geklärt haben. Wenn Ihr wollt… bringe ich Euch noch einige Besonderheiten bei, die Euch im Bett sehr… nützlich sein können‘‘, sagte er dann, wobei er auch etwas rot anlief und betreten zur Seite sah.
Ihm schien das Thema etwas unangenehm, da er ja nicht wirklich mit der Elfe zusammen war. Dass sie dabei leicht zusammenzuckte und sich ihr Atem beschleunigte, schienen ihm ebenfalls zu beunruhigen.
,,Also, nur wenn Ihr das dann auch wirklich wollt. Ich will Euch wirklich nicht damit bedrängen, glaubt mir das bitte. Wir… können es auch langsam angehen lassen, damit Ihr alles in Ruhe lernen könnt.‘‘
Delvin war sichtlich nervös. Um so erleichterter wirkte er, als sie nickte, wenn auch etwas vorsichtig.
,,Ich werde es versuchen. Mögen die Göttlichen uns da gnädig sein‘‘, murmelte sie, worauf sich Delvins Handdruck um ihre Hand leicht verstärkte.
,,Das werden sie. Macht Euch da bitte keine Sorgen‘‘, flüsterte er. Damit räumte sie ihre Schalen auf und gingen in das Schlafzimmer.
Delvin half der Elfe vorsichtig beim lösen der einzelnen Zöpfe, wobei sich diese die gelösten Haarsträhnen hinter die Ohren strich.
Dabei ging er fast schon liebevoll vor, wie Fotiá bemerkte. Es wunderte sie etwas, da sie immerhin auch seine etwas ungehemmtere Seite kannte, welche er schon an ihr ausgelebt hatte. Was immer der erfahrene Bretone ihr jetzt beibringen wollte, sie war wirklich sehr neugierig, was es genau war.
Als sie mit den Haaren fertig war, spürte sie Delvins raue, warme Hände, welche sich auf ihre Schultern legten und ihr dann langsam die Tunika vom Körper streiften.
Fotiá wandte sich zu ihm. ,,Womit wollt Ihr anfangen?‘‘
,,Küssen. Das ist mitunter dass einfachste was ich Euch lehren kann. Vor allem ganz am Anfang, wenn man noch völlig unerfahren in der Liebe ist. Das könnt Ihr mir glauben.‘‘ Delvin lächelte sie schief an, trug sie in das Bett und setzte sich zu ihr.
Fotiá beobachtete fasziniert, wie er seine Rüstung auszog und mit freiem Oberkörper vor ihr saß.
Zögernd, fast liebevoll, strich sie ihm über die Wange, worauf er sie näher an sich zog und sein Blick an ihrem hängen blieb.
Sie fühlte seinen Flaum von Barthaaren, welcher ihm an den Wangen wuchs, roch die Wärme seiner Haut. Sanft strich sie ihm über die weichen Lippen, welche er leicht öffnete.
Nun lächelte er nicht mehr, doch in seinen Augen sah Fotiá die Wärme; welche er ausstrahlte.
Sanft, fast schon scheu, strich er ihr nun über die Wange, ehe er die Elfe liebevoll küsste. Fotiá ließ sich darauf ein, wobei sie sich in die Kissen legte und Delvin sich über sie lehnte.
Er löste sich jedoch kurz darauf von ihr, um sie anzusehen.
Fotiá sah ihn darauf verunsichert und mit leichter Sorge an. Doch als sie seine Lippen an ihrem Hals spürte, seufzte sie leise. ,,Das tut so gut.‘‘
,,Soll es auch. Ich kann Euch noch einiges mehr zeigen wenn Ihr wollt‘‘, raunte er leise in ihr Ohr
,,Gerne, ich bin bereit mehr davon zu lernen‘‘, flüsterte sie und kicherte leise, als sich Delvin an ihrem Hals festsaugte.
,,Delvin, das kitzelt!‘‘
,,Das soll es auch, zumindest am Anfang.‘‘ Mehr sagte der Bretone nicht und machte da weiter, wo er aufgehört hatte.
Fotiá musste schnell feststellen, dass er Recht behielt. Der Druck, welchen er durch diesen Kuss an der Stelle aufbaute war zwar nicht wirklich schmerzhaft, aber dennoch unangenehm. Obgleich sie es nicht gewohnt war, hielt sie den Schmerz aus, wobei sie ihm zärtlich über den Rücken strich.
Noch immer war sie von den Muskeln fasziniert, welche er sich wohl im Laufe der Zeit antrainiert hatte. Wie er das genau angestellt hatte, konnte sie sich in etwa vorstellen, aber darüber wollte sie nicht wirklich nachdenken.
Als sich Delvin von ihrem Hals löste, nutze Fotiá ihre Chance und warf ihren Ehegatten auf den Rücken. Der geschockte Blick, welcher seinerseits folgte, ließ Fotiá leicht schmunzeln.
Sie beugte sich mit einem frechem Grinsen zu ihm herunter und raunte ihm mit sanfter Stimme in sein Ohr: ,,Ich musste mich mehrmals mit Banditen herumschlagen. Da lernt man mit der Zeit so einiges, was sich im Nachhinein als sehr nützlich erweisen kann.‘‘
Vorsichtig küsste Fotiá seine Wange hinab zu seinem Hals, wo sie sich ebenfalls an einer pikanten Stelle festsaugte. Dies sollte dem Bretonen eine kleine Lehre sein, damit er so schnell nicht noch einmal auf die selbe Idee mit dem Halskuss kam.
Dennoch spürte sie, wie er sie fest hielt und ihr ebenfalls leicht mit den Fingerspitzen über den Rücken strich. Ein leises Keuchen seinerseits verriet ihr zudem, das er ihre kleine Behandlung genoss.
Sie ließ auch erst von ihm ab, als er einen leisen aber doch sehr deutlichen Schmerzenslaut von sich gab.
Mit einem scheuem Blick sah sie ihn an, doch er schien nicht wütend auf sie zu sein, im Gegenteil. Er lächelte sie sogar an.
,,Ihr habt wohl ganz schön viel Mut in Euch, das Ihr mich einfach so mal auf den Rücken schmeißt. Oder Euch bei solchen… Kussgeschichten so leidenschaftlich auslebt.‘‘
Liebevoll strich er ihr über die Wange und setzte sich mit ihr auf.
,,So ein unglaublich großes leidenschaftliches Feuer wie Ihr es in Euch tragt zu erlöschen, wäre mit sehr hoher Sicherheit ein großer Fehler, glaubt mir. Es ist selten, das man eine temperamentvolle Frau findet, die auch mal ihren Willen durchsetzt.‘‘
Seine weichen Lippen berührten ihre Stirn, wobei Fotiá die Nähe seinerseits wirklich sehr genoss.
Die Elfe fühlte sich in seinen Armen so unglaublich sicher, was sie nicht wirklich wunderte. Er hatte diese spezielle Art eines Beschützers, welche bei ihr sehr gut ankam.
So strich die Elfe sanft über die warme, weiche Haut an seiner Brust und lehnte ihre Stirn an seine Schulter.
Gleichermaßen strich er ihr über das braune, schulterlange Haar, wobei er manchmal ihren Scheitel küsste.


So saßen sie eine Weile da, wobei Delvin sie hin und wieder sanft, fast schon liebevoll küsste. Irgendwann hob er Fotiá an und legte sie neben sich in das Bett und zog die Decke über sie, ehe er sich neben sie legte und sie wieder in den Arm nahm.
,,Ihr solltet jetzt mal so langsam schlafen. Morgen bringe ich Euch vielleicht noch ganz etwas anderes bei, wenn es geht‘‘, flüsterte er.
Fotiá nickte leicht, wobei sie sich auch an Delvin lehnte und dann auch schnell einschlief.
Seltsamerweise träumte die Elfe von ihrem Scheinehegatten, aber es war ein sehr angenehmer Traum, in welchem sie zusammen an einem See saßen und sich unterhielten.

 

Am nächsten Morgen war Fotiá wieder etwas früher wach als Delvin. Was ihr dabei als erstes auffiel war, das sie auf Delvins Brust lag und er einen Arm locker um sie gelegt hatte.
So küsste sie vorsichtig seine Brust, was ihn auch weckte. Ein leichtes Lächeln schien über seine Lippen zu huschen.
,,Um Maras Willen, so liebevoll wurde ich schon lange nicht mehr geweckt‘‘, seufzte er dann schlaftrunken, ehe er sie wieder auf seine Brust zog. Fotiá lächelte leicht.
Delvin wirkte im Moment so liebenswert, weswegen sie ihren Kopf wieder auf seine Brust sinken ließ, seinem Herzschlag lauschte, leicht über seine Haut strich und einige Härchen weg zupfte.
Er wiederum strich ihr so leicht über den Rücken, so das sich ihre Haare an den Armen aufstellten.
,,Ihr wollt mich jetzt wohl etwas ärgern was?‘‘, fragte sie dann mit einem kleinem lächeln. Delvin murrte verwirrt, weshalb Fotiá sich erhob und sich ihr eigentliche Jagdrüstung aus Leder anzog.
,,Fotiá? Was... habe ich Euch jetzt etwa beleidigt?‘‘ Delvin schien nun ernsthaft besorgt. Er stand auf und nahm sie in seine Arme.
Fotiá strich dem Bretonen fast schon liebevoll über die Wange, ihr Blick begegnete dem seinen.
,,Ihr habt mich nicht beleidigt, seid in der Hinsicht unbesorgt Delvin. Ich bin es nur noch nicht... gewohnt, neben einem Mann aufzuwachen, der mich so lieb behandelt wie Ihr es tut. Nicht, das ich Euch nicht leiden könnte, es ist eben noch sehr ungewohnt‘‘, versicherte sie.
Delvin seufzte erleichtert auf, dann zog auch er seine schwarze Gildenrüstung an.
Soweit Fotiá von dem Bretonen wusste, war diese Rüstung nur für die hohen Mitglieder der Diebesgilde.
,,Wenn ihr wollt… lass ich Euren Brief zu Eurem Bekannten bringen. Ich habe es Euch ja gestern versprochen und ich muss nur noch genau wissen, wie der gute Mann heißt und wo der Brief hin soll.‘‘ Delvin sah die Waldelfe an, welche ihm Ralofs Namen nannte und dass er wohl in Windhelm oder in Flusswald zu finden sei.
Delvin nickte, nahm den Brief und ging dann zusammen mit seiner Frau nach draußen, wo er sich bei Fotiá dann mit einem kleinem und sanften Kuss auf die Stirn verabschiedete und in Richtung der Diebesgilde verschwand.


Der Tag verlief für Fotiá fast genau wie der vorherige; Maul half ihr bei der Jagt wieder so gut er konnte. Die Elfe war wirklich froh darum, da er sich ernsthaft Mühe gab und sich nicht wie ein Kleinkind aufspielte.
Zwar durften Männer in ihren Augen auch mal Schwäche zeigen, aber Milchtrinker waren ihr dann doch zuwider.
Der Handel funktionierte auch so gut wie am Vortag, wobei sie wieder viele Septime rausschlagen konnte.
Sie hielt nebenbei auch einen netten, kleinen Plausch mit Brynjolf, welcher einen Stand auf dem Marktplatz betrieb und dort, laut eigener Aussage, reine und echte Falmerblut-Elexire verkaufte.
Sie glaubte zwar nicht unbedingt, das sie damit ihre Potenz steigern konnte, aber es gab mit Sicherheit genug unwissende Leute die daran glauben würden.
Nach dem Fotiá ihren Handel mit den anderen Marktleuten und dem Schmied abgeschlossen hatte, ging sie zusammen mit Maul zum Honigheim. Dort kam der Nord vorsichtig auf ihre Schulden zu sprechen, worauf Fotiá ihm einen Beutel mit 450 Septimen gab, welche er Maven geben konnte.
Sie hoffte wirklich sehr, dass Maven sich mit diesem relativ kleinem Betrag vorerst zufrieden gab und sich die Elfe auch damit absichern konnte, um keinen Ärger mit dem Schwarz-Dorn Oberhaupt zu bekommen.
Dies war mit Abstand das letzte was sie brauchte. Vor allem wegen ihrer Stellung, welche sie schon bei Maven hatte.
Während Fotiá damit begann, das Abendessen für sich und Delvin vorzubereiten, unterhielt sie sich nebenbei auch noch ausgiebig mit Maul, welcher sie neugierig über ihre Herkunft und ihr bisheriges Leben ausfragte.
Es störte Fotiá jedoch nicht wirklich. Nur bei seiner verlegenen Frage nach gewissen Elfenvorlieben ihrerseits musste sie den Nord dann doch etwas bremsen.
Solche Sachen waren nicht ihr Gebiet, sie konzentrierte sich in dem Bezug doch lieber auf das Jagen. Da hatte sie wirklich keine Zeit, sich um solche Angelegenheiten zu kümmern.
,,Aber ich kann von mir behaupten, das ich Milchtrinker überhaupt nicht leiden kann, wenn Ihr versteht was ich meine. Das kann wohl auch keiner oder? Wenn ein Mann jedoch etwas unerfahren ist, meinetwegen, dann kann er ja noch seine Angst besiegen. Aber wenn er schon Erfahrungen mit Werwölfen hat, dann darf er keine Angst mehr vor irgendetwas haben. Oder was meint Ihr Maul?‘‘
,,Das stimmt auch wieder.‘‘ Maul lachte leise, ehe er erzählte, das er es schon mit einigen Milchtrinkern aufgenommen hatte, welche ihm gegenüber eine viel zu große Klappe riskiert hatten.
,,Einen habe ich schon mit einem Schlag besiegt. Hat danach erst mal um sein armseliges, wertloses Leben gefleht wie ein kleines Kind‘‘, erzählte er stolz, worauf die junge Elfe ein bewundernden Ton ausstieß.
,,Ich würde solch einem Milchtrinker einfach den Mund aufschneiden‘‘, sagte sie dann und hob den Blick als sie die Eingangstür hörte.
,,Fotiá? Seid Ihr schon da?‘‘
,,Ja bin ich Delvin, Maul ist ebenfalls hier. Wollt Ihr etwas essen?‘‘, rief Fotiá zurück. Sie lächelte zaghaft, als sie Delvin sah, welcher Maul zunickte.
,,Hallo Kleines, hallo Maul. Alles klar?‘‘, fragte der Bretone, worauf die beiden nickten.
,,Unsere Jagt war ebenfalls sehr erfolgreich‘‘, erwiderte Fotiá und deutete auf den Kochkessel. Delvin lachte auf.
,,Ich glaube, morgen koche ich mal etwas gutes für Euch, damit ich Euch da auch etwas helfen kann‘‘, sagte er dann, wobei er Fotiá auch leicht durch die Haare strich.,,Bei den acht Göttlichen, ob das gut ausgeht? Am Ende brennt Ihr das Haus hier noch nieder. Dann wird Maven aber wirklich sauer‘‘, lachte Maul auf.
Dann sah er Fotiá mit einem recht verlegenem Blick an. ,,Ich gehe dann mal wieder, Maven wartet sicher schon auf mich.‘‘
Damit war er wieder verschwunden.
Delvin umarmte Fotiá darauf von hinten, sanft strichen seine Lippen ihren Hals entlang.
Als der Bretone liebevoll ihren Nacken küsste, spürte die Waldelfe, wie ihre Knie aus ihr unbekanntem Grund weich wurden. Es war ein seltsames, aber auch sehr schönes Gefühl, auf welches sie sich nur allzu gerne einließ.

Die nächsten Wochen verliefen ähnlich und ohne wirklich besondere Vorkommnisse ab, bis Delvin mit einer Nachricht zu ihr nach Hause kam, welche wohl sehr gut für die Gilde war. Auch einen Brief von Ralof hatte er dabei, in welchem auch einiges von Jarl Ulfric stand. Der Kontakt hatte sich zwischen den dreien in den ganzen Wochen sehr verstärkt.
Während Fotiá den Brief las und ihn beantwortete, erzählte Delvin, das die Diebesgilde ein neues Mitglied bekommen hatte.
Eine junge Dunkelelfe, welche sich auch sehr gut in ihrem neuem Job bewährte.
Zumindest hatte sie es geschafft, bei drei Schuldnern der Gilde das offene Schuldgeld einzutreiben und hatte es auch hinbekommen, in das stark bewachte Gut Goldenglanz einzubrechen, um dort drei der Bienenstöcke in Brand zu setzen und war auch an gewisse Informationen gelangt, welche sehr wertvoll für die Gilde waren.
,,Scheint ja eine ganz gefährliche Dunmer zu sein‘‘, lachte Fotiá, worauf Delvin ihr zustimmte.
,,Morgen wird sie wohl einige weitere Aufträge ausführen. Ich habe vorhin mitbekommen, dass sie einen sehr wichtigen Auftrag von Maven Schwarz-Dorn bekommen hat. Sie ist da natürlich etwas nervös, was dies anbelangt‘‘, erzählte er dann. Ihm schien es wirklich zu freuen, das es wohl wieder jemand neues in der Gilde gab.
,,Ihr werdet sie sicher mögen. Ich habe mich schon etwas länger mit ihr unterhalten; Sendra ist wirklich ganz nett‘‘, sagte er, worauf Fotiá den Bretonen aufmerksam ansah.
,,Sendra? Heißt sie mit Nachnamen zufällig Wolken-Frei?‘‘, fragte sie und sah von ihrem Brief auf, welchen sie für Ralof schrieb.
Delvin nickte, wenn auch ziemlich überrascht. ,,Kennt Ihr die Dunkelelfe etwa von irgendwo her?‘‘
Fotiá nickte. ,,Kann man so sagen. Sie sollte in Helgen… von den Kaiserlichen unschuldig hingerichtet werden. Wir sind gemeinsam geflohen, mit Ulfric und Ralof. Aber in Flusswald haben wir uns dann leider aus den Augen verloren. Es ist wirklich schön, sie hier in Rifton zu wissen.‘‘
Es war nicht einmal gelogen. Fotiá hatte sich in letzter Zeit häufiger gefragt, wie es Sendra wohl ging.
Dass sie nun bei der Diebesgilde zugestiegen war, freute sie ungemein. So hatte sie zumindest noch ein vertrautes Gesicht, wenn sie mal wieder beim Markt ihren Handel betrieb.
Zum anderen wollte sie wissen, wie es ihr ergangen war, nachdem sie gemeinsam mit Ralof Flusswald verlassen hatte.
,,Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sie mal bei einem der ganzen Aufträge etwas unterstützen. Sie hat sicher nichts dagegen. Und sicher geht es auch mit den Septimen schneller, welche Ihr noch bei Maven abbezahlen müsst‘‘, gab Delvin einen seiner Gedankengänge von sich, wobei er Fotiá nachdenklich ansah.
Diese erwiderte seinen Blick mit einer leichten Skepsis. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Gatte sie jetzt wirklich nur auf den Arm nehmen wollte oder es wirklich ernst meinte.
Immerhin hatte sie keine Erfahrungen als Diebin, da würde sie Sendra nur ein Klotz am Bein sein. Aber Schmiere stehen könnte sie sich durchaus vorstellen.
,,Das wäre mit Sicherheit machbar. Vor allem kommt Ihr dann endlich mal wieder in die anderen Fürstentümer, um dort Euer Geld zu verdienen. Aber Ihr solltet in dem Bezug vorher Maven einweihen, sonst könnte es Ärger geben‘‘, sagte der Bretone, als Fotiá ihm ihre Sicht erklärte.
Sie nickte darauf hin; sie wusste immerhin schon von den Bewohnern, das es großen Ärger geben würde, wenn Maven nicht über gewisse Vorgänge in der Stadt genaustens informiert wurde.

 

Nach dem gemeinsamen Abendessen gingen sie wie gewohnt zu Bett, wobei sich Fotiá an Delvin kuschelte, welcher sie in den Arm nahm.
Die Elfe wusste nicht genau weshalb, aber sie konnte in letzter Zeit nur so einschlafen.
Sie hatte sich schon so sehr an das zusammenleben mit Delvin gewöhnt, so auch dass sie vor dem Schlafen auch etwas mit ihm kuschelte. Delvin schien es da nicht anders zu ergehen, auch wenn er es nicht immer zeigte. Er hielt sie jedoch jedes mal in seinem Arm wenn sie sich an ihn lehnte.
Manches mal küsste er sie auch sanft auf die Stirn oder strich ihr liebevoll durch die Haare, wenn sie nicht richtig schlafen konnte. Es hatte jedes mal eine beruhigende Wirkung auf die Waldelfe.

 

Den nächsten Morgen verbrachten Fotiá und Delvin ausnahmsweise gemeinsam in der Stadt, nachdem Maven bei ihnen war und der Elfe zugesichert hatte, dass sie nicht zwingend jeden Tag auf der Jagt sein musste.
Auch erlaubte das schwarzhaarige Schwarz-Dorn Oberhaupt ihr, hin und wieder in die anderen Fürstentümer zu gehen um dort das Wild zu jagen.
Delvin nahm die Waldelfe nach diesem Gespräch und einem kleinem Rundgang durch Rifton auch gleich mit zur Zersplitterten Flasche, wo Fotiá herzlich von Tonilia, Vex und Vekel umarmt wurde.
Auch Heuler klopfte ihr anerkennend auf die Schulter, als sie an ihm vorbei ging.
Fotiá setzte sich gemeinsam mit Delvin und Tonilia an einen der Tische, wo sie sich über Diebstähle, Überfälle und andere Dinge unterhielten, welche allgemein noch für die Gilde anstanden.
Fotiá war fasziniert von den Geschichten, welche die beiden erfahrenen Diebe ihr erzählten.
Hin und wieder schaltete sich auch Vex ein, welche von den Einbrüchen erzählte, die sie gemeinsam mit Vipir durchgeführt hatte.
Sogar in Windhelm waren sie für einen Auftrag gewesen,welcher jedoch mehr als schiefging.
Vex und Viper konnten zwar rechtzeitig fliehen, jedoch hatte es Vipir aus ihr unbekannten Gründen hinbekommen, dass er ohne sein Pferd den ganzen Weg von Windhelm nach Rifton gerannt war, obwohl seines noch an den Ställen von der Hauptstadt von Ostmarsch war.
Der Hohn der gesamten Gilde war ihm auch einige Monate nach diesem Überfall entgegengekommen, was sich Fotiá lebhaft vorstellen konnte.
,,Aber irgendwann hat es sich wieder gelegt, es war dann auch nicht mehr wirklich interessant‘‘, schloss Vex dann mit leichtem schmunzeln.
Fotiá kicherte leise.
,,Zumindest ist er auch am ganzen Stück und unversehrt nach Rifton zurückgekommen was?‘‘
Vex lachte auf. ,,Das ja. Aber seit dem ist er lieber auf kleineren Raubzügen. Aber den Nervenkitzel holt ihn immer mal wieder ein, dann ist er auch bei den etwas größeren Sachen wieder mit dabei.‘‘
Die Waldelfe sagte darauf nichts, doch Delvin fragte, was mit Sendra sei.
,,Ist sie eigentlich schon wieder zurück?‘‘
,,Nein, aber sie dürfte bald wieder hier aufkreuzen. Weißlauf ist ja ein ganzes Stück von hier entfernt‘‘, antwortete Vex und legte nachdenklich den Kopf in den Nacken.
,,Na dann. Fotiá kennt Brynjolfs neuen Diebesschützling nämlich noch von der Flucht aus Helgen‘‘, meinte Delvin, wobei er die Elfe liebevoll anlächelte.

 

Die nächsten beiden Tage verliefen ebenfalls ruhig, wobei Fotiá diese beiden Tage bei Delvin und den anderen in der Gilde verbrachte.
Mit Brynjolf verstand sie sich nach wie vor sehr gut. Auch mit den meisten anderen hatte sie eine gute Bindung.
Nur mit Mercer kam sie nicht wirklich klar.
Zwar redeten sie manches mal miteinander, aber sie hatte jedes mal ein merkwürdig schlechtes Gefühl, wenn er in ihrer Nähe war.
Erst dachte sie, sie würde es sich einbilden. Aber als sie sich kurzweilig mit Sendra darüber unterhielt, meinte diese, dass sie sich ebenfalls nicht wirklich wohlfühlte, wenn Mercer sich mit ihr unterhielt.
Der Gildenmeister war zwar zu Sendra etwas netter als zu Fotiá, aber auch die Dunmer war von seiner abweisenden Art wenig begeistert.
,,Er ist zwar ein Bretone, aber vom seinem Charakter fast genauso schlimm wie ein engstirniger Nord‘‘, brummte die Dunkelelfe am Abend.
,,Finde ich auch. Delvin ist da bei weitem netter als Mercer‘‘, erwiderte Fotiá.
Die beiden saßen zusammen im Bienenstich bei einem Schwarz-Dorn Met und unterhielten sich über den Tag, da sie sich kaum gesehen hatten.
,,Habe ich mitbekommen. Delvin ist wirklich das komplette Gegenteil von Mercer. Ich hoffe, der Kerl ist dann nicht mehr so zickig, wenn er mehr von diesem geheimnisvollem Käufer von Gut Goldenglanz erfährt; also Mercer. Morgen treffe ich mich mit einem Kontaktmann in Einsamkeit. Mal sehen, was er zu er zu erzählen hat‘‘, murmelte sie dann.
,,Einsamkeit? Bei den Neun, dann seid Ihr ja drei bis vier Tage unterwegs! Soll ich Euch vielleicht begleiten? Mercer muss das ja nicht unbedingt wissen.‘‘
,,Wenn Ihr wollt gerne. Vielleicht können wir noch was bei den anderen Händlern ausschlagen, wenn Ihr versteht.‘‘
Fotiá nickte leicht. ,,Da bin ich mal gespannt. Ich war zwar schon einige Male in Haafingar, aber noch nie in Einsamkeit. Da gibt es sicher was zu holen.‘‘
Die Waldelfe war zuversichtlich, sie hatte immerhin einen sehr guten Stand bei Maven.
Außerdem wollte mal wieder in ein anderes Fürstentum. Haafingar war da eine gute Wahl, zumal sie sich vielleicht auch etwas im Diebstahl üben wollte.
So beendeten die beiden Elfen ihren gemeinsamen Abend, Fotiá ging ins Honigheim, wo Delvin sie schon erwartete.
Er überraschte sie mit einem kleinem Abendessen, worüber sich die Bosmer sehr freute.
Sie umarmte ihn stürmisch, ehe sie ihn kurz und liebevoll auf den Mund küsste. Er wirkte leicht verwirrt, aber er lächelte sie sanft an.
Zusammen aßen sie zu Abend, wo sie sich noch etwas unterhielten.
Fotiá erzählte Delvin auch von dem Plan, Sendra bei ihrem Auftrag etwas zu helfen und in Einsamkeit etwas Handel zu betreiben und sich im Idealfall im Diebstahl zu versuchen.
Der Bretone zeigte sich davon ziemlich begeistert.
,,Ihr könnt ja nicht immer nur in Rifton Handel betreiben. Und Ihr habt ja schon einen Großteil Eurer Schulden bei Maven zurückgezahlt. Da kann sie Euch wirklich schon weiter wegschicken.‘‘
Während er dies sagte, hielt er ihre Hand und strich leicht mit dem Daumen über ihren Handrücken. Es war eine vertrauliche und zugleich eine liebevolle Geste.
Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie wie sonst in ihr Schlafzimmer. Doch dieses mal war etwas anders.
Fotiá wollte Delvins Lippen spüren, wie sie ihren Hals küssten. Seine Hände, welche über ihre Haut strichen.
Er schien es in ihren Augen zusehen, denn er nahm ihr Gesicht fast schon ehrfürchtig in seine Hände, küsste sie intensiv. Er ließ seine Hände ihren Körper entlanggleiten, ehe er sie sich auf das Bett legte und sie auf sich zog.
Fotiá war etwas irritiert. Beim letzten mal war er es gewesen, welcher führte. Sollte sie es nun sein?
Vorsichtig, fast schon scheu küsste sie ihn, was sich schnell zu einem wilderem Kuss entwickelte. Doch als sie ihm seine schwarze Stoffhose auszog und über die freigelegte Haut strich, wurde sie etwas mutiger.
Diese Nacht würde sie ihm genau das geben, was er ihr in ihrer ersten gemeinsamen Nacht gegeben hatte.

 

Den nächsten Morgen wurde Fotiá wach, als Delvin sanft, fast schon liebevoll ihren Nacken küsste. Ein leises Kichern entwich ihren Lippen und sie drehte sich zu ihm um, worauf er einen Arm um sie legte.
,,Guten Morgen Delvin‘‘, murmelte die junge Elfe leise und strich dem Bretonen über die Wange.
,,Morgen Kleines‘‘, erwiderte Delvin. Er beugte sich über sie und küsste sie so liebevoll auf die Stirn, wie er ihren Nacken geküsst hatte, ehe er ihre Lippen mit denn seinen verschloss.
,,Die letzte Nacht hat Euch wohl ziemlich gut getan‘‘, flüsterte er dann, worauf Fotiá verlegen zur Seite sah. Es stimmte, sie hatte sich wirklich ordentlich an ihm ausgetobt wie sie an seinen zerkratzten Schultern erkennen konnte.
Eine Frage kam ihr dabei gleich wieder in den Sinn. ,,Woher wusstet Ihr gestern eigentlich, dass ich…?‘‘
Delvin lachte leise auf.
,,Der Glanz des Verlangens in Euren Augen hat es mir gestern Nacht verraten. Ich habe dieses Verlangen im Blick schon häufiger bei den Frauen gesehen, welchen ich den Kopf verdreht habe. Nicht dass ich es heute immer noch nötig hätte‘‘, versicherte er, nach dem Fotiá ihm einen geschockten Blick zuwarf.
,,Zumindest konnte ich mir so einiges aneignen, was ich auch an Euch gut weiter geben konnte‘‘, schmunzelte er leicht.
,,Ja, das ist wahr… Und praktisch, wenn ihr mich fragt Delvin.‘‘ Fotiá grinste ihn schief an, ehe sie sich erhob, sich an der Waschschüssel wusch und in ihre Haare wie sonst auch einige Zöpfe in ihr Stirnhaar flocht.
Erst dann zog sie sich wieder ihre Lederrüstung an, auch ihren Bogen legte sie an.
Delvin, welcher sich ebenfalls schnell fertig gemacht hatte, beobachtete sie dabei mit einem merkwürdigem Blick.
Fotiá bemerkte dies, jedoch sagte sie nichts dazu. Sie kannte diesen Blick; schon in der letzten Nacht hatte er sie so angesehen.
Fast schon liebevoll und begehrend, mit einer leichten Sorge, welche sie sich nicht ganz erklären konnte.
So verabschiedete sie sich wie sonst auch von dem Bretonen, welcher sie jedoch dieses Mal länger in den Kuss verwickelte als sonst.
,,Macht mir bitte keinen zu großen Unsinn, wenn Ihr mit Sendra in Einsamkeit seid und dort handelt‘‘, bat er sie dann noch leise, ehe er in Richtung der Gilde verschwand. Fotiá ging darauf zum Stadttor, wo Sendra schon geduldig auf sie wartete.
Die Dunkelelfe grinste ihr zu, als sie die Bosmer sah.
,,Na, seid Ihr schon aufgeregt wegen dem Handel in Einsamkeit?‘‘
,,Nein, nicht wirklich. Das bin ich ja schon gewohnt. Nur dass es die Hauptstadt von Himmelsrand ist, ist etwas aufregend‘‘, erwiderte Fotiá, wobei sie ebenfalls breit grinste.


Auf dem Weg nach Einsamkeit passierte nicht sehr viel; die beiden Elfenmädchen durchquerten das Fürstentum Weißlauf, wo sie abends in Rorikstatt rasteten und schauten in ihrem späterem Reiseverlauf auch in Mortal, der Hauptstadt des Fürstentums Hjaalmarsch, vorbei.


Als sie dann nach drei Tagen in Einsamkeit ankamen, erzählte Sendra der jungen Bosmer von der Hinrichtung, welche sie miterleben musste, als sie zum ersten mal in die Stadt kam.
Fotiá empfand diese Erzählung genauso grausam wie jene Hinrichtung, welche sie in Helgen miterleben musste. Dennoch riss sich die Waldelfe innerlich und gedanklich zusammen.
Auch wenn Fotiá es noch immer hasste, sie würde mit Sicherheit noch die ein oder andere Hinrichtung miterleben müssen.
Sie folgte Sendra in den Zwinkernden Skeever, in welchem die Dunmer auf einen Argonier zusteuerte.
Die Dunkelelfe unterhielt sich kurz, aber sehr eindringlich mit dem Argonier, doch dieser zeigte sich augenscheinlich wenig kooperativ. Fotiá bekam nicht wirklich mit, was die beiden miteinander besprachen.
Doch sie hörte etwas von Wein stehlen und von dem Blauem Palast.
Sie vermutete von daher, dass sie ihn bestechen würde, damit er überhaupt irgendetwas verriet.
So unterhielt sich Fotiá kurz mit Sorex, welcher sie direkt ansprach und ihr plumpe Komplimente machte.
Jedoch wies sie ihn direkt zurück, indem sie ihm den silbernen Ring an ihrer linken Hand zeigte und ihn anknurrte: ,,Bei Maras Gnade, Ihr kommt um knapp zwei Monate zu spät Kaiserlicher.‘‘
Dann drehte sie sich um und verließ fast schon wutentbrannt die Taverne.
Sie wollte jagen, um ihr Geld zu verdienen. Vor allem aus dem Grund, damit sie Sendra nicht bei ihrem Gildenauftrag störte.
So ging sie in den Wald neben Einsamkeit, wo sie wie gewohnt auf einen der Bäume kletterte.


Wie sie vermutete, war sie auch dieses mal wieder erfolgreich.
Ein einem Wolfsmagen fand sie eine Juwelenhalskette aus reinem Gold, welche sie nachdem sie es gesäubert hatte, für 500 Septime bei den
Glänzenden Gewändern verkaufte.
Das Fleisch und die Felle ihrer Beute wurde sie glücklicherweise ebenfalls für mehrere Septime bei den Händlern auf dem Markt los.
Sie war sich sicher, das Maven stolz auf sie wäre, wenn sie sah, wie schnell und gut die Waldelfe an das Geld kam.
Auch Sendra hatte Glück, denn der Argonier hatte ihr das erzählt, was sie wissen musste und sie an Mercer weitergeben konnte.
,,Es ist eine Frau namens Karliah, dem Namen nach ist sie vielleicht eine Dunkelelfe. Sie will wohl die komplette Gilde bei Maven schlecht dastehen lassen meinte Gulum-Ei. Oder zumindest Mercer, weshalb auch immer‘‘, erzählte Sendra, als sie zusammen zurück nach Rifton gingen.
,,Aber warum? Gut, Mercer ist nicht unbedingt der netteste Mensch denn ich kennenlernen durfte. Aber dann so ein Ding zu drehen, um ihm zu schaden, ist auch nicht unbedingt das größte.‘‘
Fotiá sah mit prüfendem Blick in den leicht bewölkten Himmel, welcher sich allmählich dunkel einfärbte. Sie würden wohl oder übel wieder unter freiem Himmel schlafen müssen, denn es war zu spät, um nach Einsamkeit zurück zu kehren.
Da nahmen sie es in Kauf das sie draußen schlafen mussten.

 

In Rifton angekommen begaben sich die beiden Elfenmädchen sofort zur Zersplitterten Flasche, wo Sendra direkt weiter in die Zisterne ging, um dem Gildenmeister die ganzen Ergebnisse ihrer Mission mitzuteilen.
Fotiá unterhielt sich währenddessen mit Delvin und Vex, welche sich darüber informieren wollten, ob sie neue Leute in der Hauptstadt kennengelernt hatte, welche als Hehler für die Gilde arbeiten konnten.
Gerade als sie den beiden antworten wollte, kam Sendra zusammen mit Mercer zu ihnen zurück.
,,Ich glaube, Ihr könntet uns beiden bei dem jetzigem Auftrag sehr behilflich sein Fotiá. Wir müssen zu dem letzten Aufenthaltsort von… derjenigen, welche uns bei Maven schlecht machen will.‘‘
Der Bretone sah mehr als gereizt aus; er schien vor Wut zu kochen.
,,Glaubt Ihr wirklich, das sie mit darf Mercer? Maven will sie sicher mal wieder für eine gewisse Zeit in Rifton haben‘‘, merkte Delvin behutsam an. Mercer warf ihm einen skeptischen Blick zu, nickte dann aber.
,,Ich gehe schon mal vor. Wir treffen uns dann bei der Schneeschleierzuflucht in Winterfeste wenn Ihr alles… geklärt habt. Wartet bloß nicht allzu lange.‘‘ Damit war er verschwunden.
Sendra seufzte leise. ,,Er sollte nicht immer so miesepetrig sein, das steht ihm nicht.‘‘ Dann sah sie zu Fotiá.
,,Kommt Ihr... trotzdem mit? Maven muss davon ja nicht unbedingt etwas mitbekommen. Mit etwas Glück… könnt Ihr ja auch ein wenig Geld eintreiben‘‘, meinte Sendra mit einem vorsichtigem Lächeln.
Fotiá sah verunsichert zu Delvin, welcher ebenfalls etwas nachdenklich aussah.
,,Ich weiß nicht Fotiá. Im Grunde hätte ich nichts dagegen, aber es ist so ein langer Weg bis Ihr in Winterfeste angekommen seid. Selbst wenn Ihr Euch eine Kutsche nehmt. Außerdem mache ich mir schon so genug Sorgen um Euch.‘‘
Vex klopfte ihm auf die Schulter.
,,Jetzt vertraut Eurer Frau doch mal etwas mehr Delvin. Sie ist doch immer wieder zu Euch nach Hause zurück gekommen oder? Auch aus Einsamkeit ist sie wohlbehalten wiedergekehrt. Maven wird es verstehen‘‘, meinte sie. Dabei klang sie so liebevoll, wie Fotiá es nicht von ihr gewohnt war.
Sonst war sie immer sehr schroff, wenn sie sich mit den anderen unterhielt.
Da war es für Fotiá recht überraschend, das die Kaiserliche so von ihr sprach und so versuchte Delvin zuzusprechen.
Dieser seufzte leise. ,,Meinetwegen. Passt aber bitte auf, es ist wohl ziemlich gefährlich in der Schneeschleierzuflucht.‘‘
,,Keine Sorge, mir wird nichts passieren Delvin. Als Jägerin entwickelt man auch einen gewissen Eigenschutz, aber das wisst Ihr ja schon‘‘, versicherte Fotiá und küsste ihn noch, ehe sie mit Sendra losging.

 

Der Weg zu der Schneeschleierzuflucht war ziemlich beschwerlich, da sie sich wieder zu Fuß bewegten und dieses mal auch von mehreren Frostbissspinnen angegriffen wurden.
Auch mit zwei Banditen mussten sie sich messen, jedoch unterschätzten sie die Beschwörungskunst der beiden Elfen.
Sendra war sichtlich beeindruckt, als die Waldelfe einen Feuer-Atronachen beschwor und gleichermaßen mit einem beschworenem Schwert kämpfen konnte. Doch sonst kamen sie ganz gut voran und waren innerhalb von zweieinhalb Tagen an der Schneeschleierzuflucht, wo Mercer sie schon erwartete.
Mit einem totem Pferd.
,,Ich habe dieses verdammte Pferd nur umgebracht, damit Karliah nicht mehr so schnell abhauen kann‘‘, murrte der Gildenmeister, als er Sendras verunsicherten Blick zu dem totem Tier bemerkte.
,,Aber… was hat diese Karliah den jetzt eigentlich angestellt, das sie sterben muss? Erklärt mir das bitte mal‘‘, bat Fotiá ruhig, worauf Mercer den beiden die Geschichte in einer kurzen Version erzählte.
,,Karliah war einst ein hohes Mitglied in der Diebesgilde, welche sehr geschätzt wurde. Vor allem von Gallus, meinem Vorgänger. Leider ließ Gallus dieses… verdammte kleine Biest viel zu sehr an sich ran; hin und wieder nannte er sie seine ‘kleine Nachtigall‘. Vor etwa fünfundzwanzig Jahren dann... kam es zu einem tragischen Zwischenfall und… Karliah tötete Gallus mit einem mir noch unbekanntem Gift. Sie wurde darauf hin von uns... aus der Gilde verbannt und ward danach nie wieder gesehen. Bis jetzt. Und dieses Mal wird sie aber nicht so leicht davon kommen.‘‘
Damit drehte er sich zu dem Eingang der alten Nordruine. Fotiá war nicht ganz wohl bei der Sache, doch sie sagte dazu nichts. Mercer würde mit Sicherheit wissen was er tat.

 

Die Zuflucht war riesig, wie Fotiá feststellte. Es roch zudem auch extrem nach Tod und anderem undefinierbaren Dingen, aber die Waldelfe wusste dass es nichts ungewöhnliches war, wenn eine Grabkammer längere Zeit nicht mehr geöffnet wurde.
Etwas verloren sah sich Fotiá um, sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie langgehen sollten, um Karliah zu finden. Doch Sendra schien zu wissen welchen Weg sie einschlagen mussten.
Die Dunkelelfe benutzte ihr Hellsehen, um den anderen beiden den Weg zu weisen während Mercer die beiden Elfen auch vor möglichen Fallen oder Gegnern warnte. Mit dieser Sorge hatte der mürrische Bretone nicht ganz unrecht.
Den die Draugr, jene untote Kreaturen, welche bei Störung ihrer Totenruhe wieder zu Leben erwachten, kamen tatsächlich aus ihren verschlossenen Grabkammern gestürmt oder liefen schon frei in den Gängen herum.
Doch da sie alle geahnt hatten, dass es so kommen würde, nutzten sie alle Überraschungsmomente, welche sich ihnen boten.
Sendra benutzte dabei auch etwas, was Fotiá kurzweilig etwas aus der Fassung brachte und staunen lies.
Denn als mehrere der Draugr auf sie zustürmten, brüllte die Dunmer mit aller Kraft, welche sie wohl in sich trug etwas, was sich in Fotiás Ohren verdächtig nach ‘FUS RO DAH‘ anhörte und die lebendig gewordenen Toten flogen darauf etliche Meter zurück.
Doch die Waldelfe hatte keine Zeit um darüber nachzudenken, den sie musste sich gleich darauf mit einen der Draugr anlegen, der trotz der enormen Druckwelle nur ins Taumeln geraten war und nun auf sie zu rannte. Bei diesem Kampf benutzte sie wie sonst auch ihren Vulkanglasdolch, welchen sie immer im Nahkampf benutzte.
Da sie auch zu dritt waren, war der Kampf auch sehr schnell entschieden und zusammen gingen sie ohne wirkliche Zwischenfälle weiter.
Nur einmal ging Sendra zu einer größeren, etwas seltsamen Mauer, um sie sich näher anzusehen; worauf Mercer leicht den Kopf schüttelte.
Sendra jedoch grinste nur vielversprechend, als sie zu ihnen zurückkam. ,,Glaubt mir, es wird sich aufklären, wenn es soweit ist.‘‘
Mehr sagte sie dazu nicht.

 

Als die drei schlussendlich an einer Tür mit drei Ringen standen, stieß Fotiá ein leises Seufzten aus. Sie wusste genau was das war.
Wie oft hatte ihre Mutter ihr davon erzählt und wie häufig hatte sie in Büchern einen Vermerk dazu gefunden?
,,Und nun? Ohne die passende Drachenklaue kommen wir da nicht durch. Es seiden, Ihr habt diese Klaue dazu schon längst gefunden Mercer‘‘, merkte sie an und sah zu dem Gildenmeister.
Dieser kniff die Lippen zusammen, ehe er mit seiner gewohnt kalten Stimme sagte: ,,Ich hab da einige Fähigkeiten beim Schloss knacken entwickelt. Ich komme überall rein wenn ich es so will.‘‘
Damit kniete er sich vor die Tür, welche auch nach wenigen Sekunden aufging und den Weg preisgab.
,,Ihr solltet vorgehen‘‘, meinte er dann zu Sendra, welche nickte.
Sie rannte direkt los, schrie jedoch kurz darauf laut auf und brach zusammen.
,,Sendra!‘‘, rief Fotiá besorgt und rannte sofort zu ihr.
Doch bevor sie irgendetwas tun konnte, spürte sie einen harten Schlag gegen ihren Hinterkopf.
Das letzte, was sie noch mitbekam, war Mercer, welcher sich über sie beugte und etwas sagte, was sie jedoch nicht mehr verstand. Dann war um sie herum nur noch Schwärze.

 

Als Fotiá wieder zu sich kam, spürte sie als erstes eine beißende Kälte, welche sie umgab. Sie war verwirrt und stöhnte leise auf.
,,Sie wird wach. Endlich, ich habe mir schon größere Sorgen um Euch gemacht Kleines‘‘, hörte sie dann eine ihr wohlbekannte Stimme.
Sie setzte sich ruckartig auf. ,,Sendra? Bei Talos, Ihr lebt?‘‘
Schnell sprang sie auf, was ein Fehler war wie sie dann feststellte.
Denn sofort stellte sich ein starker Schwindel ein, doch bevor sie Fallen konnte, spürte sie wie jemand ihren Arm packte und sie auf einen Felsen drückte, wo sie sich einigermaßen von dem Schwindel erholen konnte.
,,Langsam Mädchen. Ihr habt von Mercer einen ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf abbekommen. Zu schnelles aufstehen verursacht Schwindel, wie Ihr ja gerade selbst gemerkt habt‘‘, sagte eine fremde Stimme.
Von der Stimmlage her schätzte Fotiá, das es eine Dunkelelfe war und als sich ihr Blick klärte, erblickte sie neben Sendra tatsächlich eine weitere Dunmer.
,,D-danke. Aber… wer seid Ihr?‘‘
,,Ich bin Karliah. Die Person, welche die Diebesgilde… tot sehen will. Wegen einem Verbrechen, welches ich nie begangen habe.‘‘
Fotiá sah die Dunkelelfe verunsichert an. ,,Mercer hat mir und Sendra erzählt, was passiert ist...‘‘
,,Das war eine Lüge Fotiá. Eine miese Lüge seitens Mercers, schon die ganze Zeit über! Glaubt mir, auch mich wollte er ebenfalls noch hinterlistig töten!‘‘, mischte sich nun auch noch Sendra ein.
,,Was?‘‘ Fotiá konnte kaum glauben was sie da hörte, doch Sendra nickte mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
,,Als ich durch das Tor gerannt bin und mich der Pfeil getroffen hatte, war ich kurzzeitig bewusstlos. Aber ich bin für eine kleine Weile wachgeworden und konnte hören, was Karliah zu Mercer Frey gesagt hat. Mercer war derjenige, welcher Gallus einst ermordet hatte. Es war nie Karliah. Sie war mit Gallus zusammen und gemeinsam mit Mercer waren sie… Was habt Ihr nochmal gesagt was Ihr und die anderen wart?‘‘
,,Nachtigallen. Dienerin einer mächtigen deadrischen Fürstin, welche Mercer… hintergangen hat.‘‘
,,Gallus? War das nicht der ehemalige... Gildenmeister? Mercer hat uns da etwas erzählt. Auch das Ihr mit ihm… zusammen wart. Und was sind den jetzt bitte auf einmal diese Nachtigallen um Talos‘ Willen?‘‘ Fotiá sah die verstoßene Dunkelelfe fragend an, welche leicht nickte.
,,Ja, Gallus war unser Gildenmeister und wir waren… zusammen, mit Leib und Seele, wenn man es so nennen kann. Doch dann hat Mercer ihn… es war wohl Eifersucht weswegen er… ihn ermordet hat. Die Nachtigallen sind ein Geheimbund, welche wie gesagt, der Fürstin Nocturnal dienen. Gallus, Mercer und ich waren in diesem Bund, bevor das alles passiert ist.‘‘
Sie sprach mit ruhiger Stimme, worauf Fotiá verstehend nickte.
,,Was… machen wir den jetzt eigentlich? Wir können ja jetzt nicht einfach zu der Diebesgilde gehen, um das der Gilde zu erzählen. Brynjolf und die anderen würden Euch sofort töten.‘‘ Fotiá wusste nicht weshalb, aber sie glaubte Karliah die Geschichte.
Auch wenn sie noch leichte Zweifel hatte, die Geschichte von Karliah klang irgendwo auch plausibel.
,,Da habt Ihr natürlich Recht Fotiá. Aber ich habe schon eine Idee. Es gibt jedoch einen Kontakt, der mir all die Jahre geglaubt hat. Er kann vielleicht Gallus‘ Tagebuch für uns übersetzten, da es in der Sprache der Falmer geschrieben ist. Er war immer so begeistert von diesen Schneeelfen. Ich kann es leider nicht lesen, da mich dies nie so wirklich interessiert hat.‘‘
,,Gut. Ich… sollte aber lieber auf den schnellsten Weg nach Rifton. Delvin macht sich sicher schon Sorgen, weil Mercer alleine in der Gilde aufgetaucht ist und ich will wirklich nicht wissen, was dieser… verdammte Kerl den anderen Mitgliedern alles erzählt hat‘‘, murrte Fotiá und wandte sich zu Sendra.
,,Ich schlage vor, das Ihr gemeinsam mit Karliah zu dem Kontakt geht. Ich gehe derweil nach Rifton und höre mich mal um. Vielleicht kann ich Delvin und Brynjolf etwas von der Wahrheit erzählen‘‘, sagte Fotiá zu den beiden Dunkelelfen welche nickten.
,,Seid aber vorsichtig. Ich glaube zwar nicht, das Mercer auf direktem Weg nach Rifton gegangen ist, aber er hat immer noch ein sehr großes Ansehen in der Diebesgilde. Sie werden die Wahrheit jetzt nicht glauben, wenn sie keine Beweise dafür haben‘‘, sagte Karliah und ging mit Sendra los.
Auch die Waldelfe machte sich auf den Weg. Sie hoffte inständig, das die beiden Dunmer alles mit dem Kontakt klären konnten und schnell wieder nach Rifton kamen.
Aber zuerst wollte und musste sie zu Delvin.


In Rifton angekommen ging die Waldelfe zu erst zu der Diebesgilde, um nach ihrem Mann zu suchen.
Von Vex erfuhr sie, das er und Brynjolf sich Sorgen gemacht hatten, weil die beiden Elfen und Mercer nicht mehr von der Zuflucht kamen.
,,Sie sind vor etwa einer halben Stunde losgegangen. Am besten wartet Ihr hier, bis sie wiederkommen‘‘, bot sie an.
,,In Ordnung, ich muss ohnehin noch mit Delvin reden. Am besten auch mit Brynjolf, aber mit Delvin ist es etwas dringender, da ich ihn um einen Rat fragen muss‘‘, willigte Fotiá ein.

 

Während sie warteten, wurde Fotiá so nervös, dass Vex mit ihr nach draußen vor die Gilde ging. Die frische Nachmittagsluft tat Fotiá ziemlich gut, sie merkte, wie sich ihre Aufregung etwas legte.
,,Was habt Ihr eigentlich mit Brynjolf und Delvin zu bereden?‘‘, fragte Vex dann auch direkt.
Fotiá senkte den Kopf. ,,Das ist eine komplizierte Angelegenheit. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr es versteht, aber sobald ich es mit Delvin und Brynjolf besprochen habe werde ich es Euch sicher erklären können.‘‘
Vex schwieg dazu, klopfte ihr jedoch kurz auf die Schulter.
Kurz darauf hörte sie, wie sich der Stein zur Diebesgilde zurückschob und Vex wieder in die Zisterne huschte.
Fotiá blieb noch kurz vor dem Eingang, dann begab sie sich zu dem Nordtor. Aus einem ihr sehr gut bekannten Bauchgefühl heraus wusste sie, dass sie hier warten sollte.
Tatsächlich öffnete sich nach einigen Stunden des Wartens das Tor und Brynjolf trat mit Delvin hindurch. Letzterem fiel Fotiá mit Tränen in den Augen um den Hals und sie flüsterte: ,,Bei den Neun, Ihr seid beide wohlbehalten wieder hier angekommen. Bin ich froh.‘‘
Auch Delvin drückte sie erleichtert aber auch fest an sich, küsste sie auf ihre Schläfen. ,,Bei den heiligen Acht, Fotiá! Ich dachte… ich würde Euch niemals mehr wieder sehen. Was um Akatoshs Willen ist passiert? Was ist mit Mercer und Sendra, wo sind die beiden?‘‘, fragte er.
Fotiá sah die beiden hochgestellten Diebe verunsichert an. ,,Habt Ihr die beiden noch nicht gefunden? Ich bin ganz alleine hierhergekommen. Mercer ist nicht da genau so wie Sendra. In der Gilde sind sie nicht, ich war schon dort und habe die anderen gefragt.‘‘
Der Bretone küsste sie sanft auf die Stirn. ,,Ihr müsst doch jetzt völlig erschöpft sein von dem ganzem Reisen und dem verrücktem Abenteuer mit Mercer. Es ein Wunder das Ihr überhaupt noch stehen könnt. Kommt, wir gehen erst mal nach Hause. Dann erzählt Ihr mir und Brynjolf was überhaupt passiert ist, in Ordnung?‘‘
Fotiá nickte und zusammen gingen sie ins Honigheim, wo Fotiá den beiden Dieben die Geschichte von Anfang an erzählte. Nur den Schluss veränderte sie ein wenig um Karliah und Sendra zu schützen.
,,Als ich dann wieder wach wurde, war ich ganz alleine. Mercer war verschwunden, genau so wie Sendra. Ich bin dann direkt hierher gegangen, weil ich dachte, sie seien hier um vielleicht Hilfe zu holen.‘‘ Sie vergrub verzweifelt das Gesicht in ihren Händen.
Brynjolf nahm die Waldelfe darauf in den Arm. ,,Macht Euch keine Sorgen. Die beiden kommen sicher bald wieder nach Rifton. Ich kenne Mercer gut genug, er wird Sendra wieder zu uns zurückbringen.‘‘
,,Da bin ich beruhigt. Ich mache mir wirklich Sorgen, das den beiden etwas schlimmes zugestoßen ist‘‘, bekundete sie mit Tränen in den Augen, welche sie sich schnell wegwischte.
,,Bryn, Ihr solltet am besten schnell in die Gilde zurück, vielleicht sind sie auch schon wieder da. Außerdem sind die anderen sicher auch wegen Fotiás Zustand etwas beunruhigt.‘‘ Delvin sah den Nord an, welcher nickte.
Er strich Fotiá noch kurz über die leicht zerzausten Haare, ehe er verschwand.
Fotiá sah zu Delvin, welcher sich direkt zu ihr setzte.
Fast schon liebevoll nahm er sie in den Arm, worauf sie sich an ihn lehnte und aus einem ihr unbekanntem Grund doch noch mal in Tränen ausbrach.
,,Fotiá… was habt Ihr denn?‘‘, fragte Delvin sofort. Seiner Stimme nach machte er sich wirklich Sorgen.
Die Bosmer lehnte sich an ihren Gatten, welcher sie nun auf seinen Schoß zog und sie sanft hin und her wiegte. Dabei küsste er sie auf den Scheitel oder redete beruhigend auf sie ein.
Als sich Fotiá dann tatsächlich etwas beruhigt hatte, versuchte die junge Waldelfe das Gespräch auf Karliah zu lenken.
,,Delvin? Mercer hat Sendra und mir von einem ehemaligem Mitglied der Gilde namens Karliah erzählt. Wer war das denn genau? Er hat nicht wirklich etwas dazu gesagt… Nur das sie einen gewissen Gallus umgebracht haben soll.‘‘
Sie hob den Kopf um ihn anzusehen.
Delvin seufzte leise. ,,Karliah… Sie ist eine verstoßene Dunkelelfe, welche tatsächlich einst eine von uns war. Also in der Gilde. Sie war eine der besten Diebe welche wir hatten; in einem Monat hat sie mehr verdient als andere in einem ganzem Jahr. Und Gallus… er war unser alter Gildenmeister und Mercers Vorgänger, bevor Karliah ihn… tötete. Also Gallus… Das ist schon mehr als zwanzig Jahre her. Und sie hat es all die Jahre geschafft, sich unseren Fängen zu entziehen, womit Gallus Tod nie gesühnt wurde.‘‘
,,Sie… hat ihn wirklich…? Seid ihr Euch da auch wirklich sicher? Ich meine... hat sie es auch zugegeben? Oder ist das nur so von Mercer weitergegeben worden?‘‘
Sie sah, wie er bei dieser Frage versuchte, sich genauer an die damaligen Geschehnisse zu erinnern.
,,Also... es war eher so, das Mercer uns allen glaubhaft gesagt hatte, das sie Gallus vergiftet hat, worauf wir sie auch direkt verbannt haben. Zugegeben hat sie es jedoch nicht um ehrlich zu sein‘‘, sagte er dann.
Fotiá sah ihn ernst an. ,,Also wollt Ihr und die anderen der Gilde diese Karliah einfach so lynchen, obwohl nicht einwandfrei bewiesen ist, das sie es wirklich getan hat? Vielleicht war es auch jemand anderes und sie ist bis heute unschuldig!‘‘
,,Wer soll es aber bitte sonst gewesen sein? Mercer vielleicht?‘‘, murrte Delvin gereizt.
,,Dass habe ich jetzt doch nicht gesagt Delvin. Mit jemand meinte ich nicht unbedingt Mercer. Sondern… vielleicht jemand von außerhalb der Gilde‘‘, erwiderte die Waldelfe sanft, ehe sie aufstand und sich wieder neben ihn setzte.
Delvin sah nachdenklich und ohne ein Wort zu sagen auf die Tischplatte. Auch Fotiá schwieg; sie wollte ihm die Zeit geben damit er wirklich darüber nachdenken konnte.
Irgendwann sagte er dann mit nachdenklicher Stimme: ,,Karliah kann unmöglich schuldig sein… Aber… wer… Fotiá? Was ist wirklich bei der Schneeschleierzuflucht passiert? Irgendwo habt Ihr bei Eurer Schilderung Brynjolf und mich doch angelogen.‘‘
Darauf sagte die Waldelfe ihm die ganze Wahrheit. Delvin hörte ihr mit leicht geöffnetem Mund zu.
Als sie geendet hatte, sah er sie eine Zeit lang schweigend an. Er war überzeugt, dessen war Fotiá sich sicher.
,,Mercer… Ich hätte es ihm nie zugetraut… Aber wenn Karliah mit Sendra jetzt in die Gilde kommt, wird Vex ihr sofort die Kehle durchschneiden. Ihr wisst ja, wie sie ist.‘‘
,,Sendra und Karliah werden es schon hinbekommen. Ich glaube, in drei oder vier Tagen sind sie wieder da, da sie zu einem Kontakt müssen. Wenn sie sich nicht beeilen und vorher ankommen.‘‘
,,Werden sie bestimmt, so wie ich Sendra, aber auch Karliah noch kenne. Ich werde mich aber kurzweilig auf der Seite der Gilde schlagen müssen. Ihr kennt ja Vex und Brynjolf. Sie sind schwer zu überzeugen und ohne Beweise wird das vor allem bei unserer Vex nichts. Selbst ich kann es immer noch kaum glauben, aber ich vertraue Euch.‘‘
Delvin nahm ihre Hand. ,,Die beiden können sich auf jeden Fall bei uns im Honigheim ausruhen, wenn sie Abends ankommen.‘‘
Fotiá nickte darauf. ,,Ich sag es ihnen, sobald sie wieder hier in Rifton ankommen. Hoffentlich ist es bald soweit...‘‘
,,Ihr könnt in der zwischen Zeit ja jagen. Aber jetzt solltet Ihr schlafen, es ist schon wirklich spät und ihr seid sicher müde.‘‘
,,Gut‘‘, nickte Fotiá. Sie war erleichtert.
Delvin glaubte ihr. Nun würde es etwas einfacher werden.

 

Die nächsten beiden Tage jagte Fotiá mehr als sonst, verkaufte den Großteil der Sachen und war mit viel mit Delvin im Wald unterwegs.
Der Bretone wollte Karliah ebenfalls noch vorwarnen, was ihr plötzliches Auftauchen bei der Gilde bedeuten könnte.
Sie hatten Glück, denn die beiden tauchten mittags vor dem Stadttor auf, wobei Karliah sich erst noch zurückzog.
Die verbannte Dunkelelfe hatte noch kein Vertrauen in ihn, was die anderen beiden Elfen nachvollziehen konnten.
So unterhielten sich die beiden Elfen erst mit Delvin, ehe sich auch Karliah dazu traute, nachdem sie mitbekam, das von ihrem ehemaligen Diebeskollegen keine Aggression ausging.


Delvin ging nach dem Gespräch in die Gilde, Sendra würde einige Minuten später mit Karliah und Fotiá nachkommen, wobei Fotiá sich anfangs im Hintergrund halten würde.
Die Waldelfe würde als letztes dazukommen, wenn sich alle beruhigt hatten und ihnen zuhörten.
Im Bienenstich unterhielten sie sich eine halbe Stunde, ehe sie zur Gilde gingen.
Wie sie erwartet hatten, kamen Vex, Delvin und Brynjolf mit gezogenen Waffen und hasserfüllten Gesichtern auf sie zu.
,,Ihr seid wahnsinnig hier mit einer Verräterin und Mörderin hier aufzutauchen, Mädchen. Gerade jetzt‘‘, knurrte Brynjolf.
,,Bitte Brynjolf. Steckt die Waffen weg, damit ich Euch alles erklären kann. Ihr seid hintergangen worden, ich kann es Euch beweisen‘‘, bat Karliah mit ruhiger Stimme. Doch Fotiá spürte, dass sie immer noch angespannt war.
Die drei Diebe sahen sich unschlüssig an, doch dann steckten sie tatsächlich ihre Schwerter weg.
Brynjolf und Vex sahen mehr als misstrauisch aus, Delvin jedoch wirkte etwas gelassener als die anderen beiden.
,,Also, was gibt es jetzt? Wie soll den dieser sogenannte Beweis denn bitte aussehen Karliah?‘‘, brummte Brynjolf missmutig.
,,Es ist Gallus‘ Tagebuch. Ich muss Euch jedoch warnen, der Inhalt ist wirklich ziemlich verstörend. Wenn man es so nennen kann‘‘, erwiderte die verstoßene Dunkelelfe trocken, aber erleichtert und übergab dem Nord dass besagte Buch.
Brynjolf schlug es auf und mit jeder Seite welcher er weiter umschlug wurde sein Blick ungläubiger. ,,Nein… dass ist doch nicht möglich… Ich kenne ihn doch schon so lange...‘‘
Karliah sah den Gildenzweiten mit eindringlichem Blick an. ,,Er hat Euch Jahre lang bestohlen Brynjolf, direkt vor Euch. So leid es mir auch tut, es ist alles wahr. Jedes einzelne Wort.‘‘
Delvin sah zu Brynjolf. ,,Das ist schwer zu glauben. Wir sollten die Schatzkammer öffnen Bryn. Um zu sehen, ob sie uns auch… wirklich die Wahrheit sagt.‘‘
Der Gildenzweite nickte und drehte sich um. Gemeinsam gingen sie zu der Kammer, wobei Delvin deinen Kumpanen fragte, was in dem Tagebuch genau drin stand.
,,Das Mercer unsere Gildengelder in sehr großen Mengen stiehlt. Seit Jahren; Gallus ist ihm auf die Schliche gekommen, bevor er starb.‘‘
,,Aber... das kann doch nicht sein. Das ist unmöglich! Man kann die Tür doch nur mit zwei Schlüsseln öffnen. Hat sich der Kerl darunter etwa durch gehackt oder wie?‘‘ Delvin war verwundert, dass könnte Fotiá hören. Sie kam zur Vorsicht mit, hielt sich jedoch weiterhin im Hintergrund.
,,Das ist tatsächlich unmöglich, die Schlösser sind die Besten, welche es für Geld zu kaufen gibt. Aufbrechen geht bei denen nicht‘‘, lies Vex eisig vernehmen.
,,Mercer musste das Schloss nicht aufbrechen. Er hat da ganz andere Methoden entwickelt.‘‘
Delvin warf Karliah einen verunsicherten Blick zu. ,,Wovon redet Ihr da andauernd Mädchen?‘‘
Dann wandte er sich zur Tür der Schatzkammer und schloss das erste der Schlösser auf.
,,Ich hab es mit meinem versucht, sie ist genauso fest verschlossen wie die Zutatenliste und die Identität des Feinschmeckers. Versucht Ihr es jetzt mal mit Eurem Brynjolf‘‘, brummte er. Der Nord nickte und trat zur Kammer.
Dieses mal ging sie auf, worauf Brynjolf ein geschocktes Keuchen vernehmen ließ. ,,Es ist weg! Bei den Acht, kommt schnell rein und seht Euch das an!‘‘
Vex stürmte direkt los, gefolgt von Delvin und den drei Elfen.
Der Bretone stöhnte gequält auf und sank auf die Knie. ,,Das Gold… die ganzen Edelsteine und die Pläne… Alles weg…‘‘
Er war völlig neben sich, worauf Fotiá ihm ihre Arme um die Schultern legte und versuchte ihn zu beruhigen. Vex dagegen reagierte ganz anders, aber für ihr Wesen typisch; mit wutverzerrtem Gesicht zog sie ihr Schwert und fauchte: ,,Dieser… dieser verdammte Mistkerl! Bei den acht, ich schwöre, ich bring ihn um!‘‘
,,Vex. Legt das sofort weg!‘‘, befahl Brynjolf mit einem solch eisigem Nachdruck in der Stimme, wie es Fotiá nicht von dem Gildenzweiten gewohnt war.
Delvin hob den Kopf. ,,Macht lieber was er sagt Mädchen. Es wird uns nichts bringen.‘‘
Die Kaiserliche sah die beiden Männer eiskalt an, sie zitterte noch immer voller Zorn. 
Doch dann besann sie sich und steckte ihr Schwert wieder in die Scheide. ,,Na gut. Machen wir es vorerst auf Eure Weise.‘‘
Brynjolf nickte leicht. ,,Delvin, Vex, Ihr behaltet den Eingang zu der Zisterne im Auge. Wenn Mercer dort auftaucht, will ich das sofort wissen!‘‘
Die beiden nickten und taten wie gehießen.
Der Gildenzweite sah Sendra ernst an. ,,Ich will alles wissen, was Ihr heraus gefunden und von Karliah habt, damit ich weiß, woran ich bin.‘‘
Sendra erzählte ihm darauf alles was sie selbst wusste und was sie von Karliah erzählt bekommen hatte. Der Nord nickte daraufhin, ehe er meinte, das die Dunkelelfe in Mercers Haus einbrechen musste, um in Erfahrung zu bringen wo der ehren lose Gildenmeister sich aufhielt.
,,Ihr dürft dabei jeden aufhalten, der Euch ihm Weg steht und Euch bei diesem Auftrag aufhalten will‘‘, meinte er zum Schluss. Sendra nickte ernst und verschwand.
Brynjolf setzte sich darauf erst mal zu Karliah und Fotiá, welche sich an einen der Tische gesetzt hatten. Die beiden Elfen sahen ihn an, vor allem Karliah wirkte noch angespannt.
,,Es tut mir alles so unendlich leid Karliah, wirklich… Ich hätte schon misstrauischer sein sollen, als er damals… und als er laut Saphir dann noch ohne Sendra und Fotiá aufgetaucht ist bevor ich hier aufgetaucht bin… Es tut mir alles so leid...‘‘
,,Ist schon gut Brynjolf… Ich konnte es damals auch nicht glauben als er Gallus… vor mir ermordete… Es tut heute noch so weh daran zu denken…‘‘ Die Dunmer senkte den Blick, doch man sah deutlich die Tränen, welche ihr langsam das Gesicht herunterliefen. Brynjolf nahm sie in den Arm und strich ihr über den Rücken. Auch er hatte nun leichte Tränen in den Augen.
,,Dann… ist es also wahr? Mercer hat das alles inszeniert und Gallus…?‘‘
Die drei sahen auf. Es war Saphir, welche verunsichert und mit einem verstörtem Blick zu Karliah sah.
,,Ja. Es ist wahr. Mercer hat alles eingefädelt und wir haben jahrelang die falsche von uns verstoßen‘‘, bestätigte Brynjolf.
,,Bei den Acht… Und ich dachte, er wäre ehrlicher... Immerhin war er es, der mich damals hier in der Gilde aufgenommen hat… Es… tut mir wirklich leid, Karliah. Das wird er bitter bereuen!‘‘
Mehr sagte Saphir dazu nicht; doch als sie sich entfernte, sah sich die Nord noch einmal zu Karliah um. Ihr Blick war voller Wärme, aber er galt nur für die Dunkelelfe.

 

Es dauerte etwas, doch nach einer halben Stunde war Sendra wieder in der Gilde, wobei sie auch sorgenvoll zu denn anderen trat.
,,Er will irgendwelche Augen der Falmer. Wisst Ihr vielleicht etwas davon?‘‘, fragte sie dann.
,,Mercer will bitte was? Die Augen der Falmer? Seid Ihr Euch da auch ganz sicher Mädchen?‘‘, fragte der Nord und sah fassungslos auf die Papiere die Sendra ihm hinhielt.
,,Beim heiligen Akatosh! Er will also wirklich in diese Dwemerruine um sie sich zu holen? Ist der noch ganz dicht?‘‘
,,Was genau sind den diese... Augen der Falmer?‘‘, fragte Fotiá verwirrt.
Brynjolf sah sie an. ,,Das war einst Gallus‘ Projekt. Die Augen der Falmer sind Edelsteine, welche unglaublich fein geschliffen sind. Gerüchten zufolge, sie sind so groß wie ein menschlicher Kopf. Ihr könnt Euch mit Sicherheit denken, wie wertvoll solche Edelsteine sind. Angeblich sind sie in der Dwemerruine von Irkngthand. Das ist in Ostmarsch, nahe Windhelm.‘‘
,,Wie Brynjolf bereits schon sagte, die Edelsteine sind in der Dwemerruine von Irkngthand. Wir sollten Mercer aufhalten und sofort um die Ecke bringen! Was sollen wir mitnehmen damit wir Mercer am schnellsten umlegen können?‘‘, fragte Sendra direkt und griff zu ihrem Vulkanglaszweihänder.
,,Es wird schwierig, außerdem sollten wir zuerst zu der Nachtigallenhalle. Ich muss immerhin noch dringend mit Nocturnal reden, damit wir überhaupt eine richtige Chance gegen Mercer haben‘‘, sagte Karliah. Die anderen nickten und verließen die Gilde durch den eigentlichen Eingang.
Es war inzwischen Dunkel geworden und die kühle Nachtluft schlug ihnen entgegen, doch Karliah schien es kaum zu kümmern.
Fotiá jedoch bekam eine leichte Gänsehaut, welche sie jedoch sehr schnell abschüttelte.
,,Wo müssen wir denn jetzt eigentlich hin, wenn wir... mit Nocturnal reden wollen?‘‘, fragte Brynjolf, während er gemeinsam mit den beiden Dunkelelfen und der Waldelfe Rifton durch das Südtor verließ.
,,Naja, wir haben Rifton durch das Südtor verlassen und jetzt müssen wir an dem Schattenstein vorbei. Es ist hier in der Nähe, keine Sorge. Ich kann dann auch nur hoffen, das Nocturnal... mich erhört.‘‘
Mehr sagte Karliah nicht, so das die anderen drei ihr schweigend den Weg folgten, welchen sie vorgab.


Tatsächlich standen sie nach wenigen Minuten vor einer Höhle, welche nicht wirklich einladend aussah.
Zudem roch die Luft in dem Gang ebenfalls etwas abgestanden, wohl auch aus dem Grund weil man sie selten betrat. Ohne groß ein Wort zu sagen betraten sie die Höhle ehe sie in einem kleinem Vorraum mit einigen Sockeln stehenblieben.
Hier war auch die Luft aus einem merkwürdigen Grund besser als in dem schmalem Gang.
,,Es ist immer noch so seltsam. Ich dachte immer, die Nachtigallen seien nur ein Märchen‘‘, durchbrach Brynjolf schlussendlich die Stille.
,,Das war...seine Absicht. Er wollte nicht, das alle davon erfahren. Nur ein kleiner Teil, den er für vertrauenswürdig hielt, sollte von diesem Bund wissen. Ihr… seid seit hundert Jahren die ersten Uneingeweihten in diesen Hallen‘‘, murmelte Karliah. Sie sah alle der Reihe nach an.
,,Ihr... solltet die Nachtigallenrüstung anlegen, dann... bringe ich Euch alle auch gleich zu ihr.‘‘
Sendra und Fotiá nickten und gingen zögernd zu den Sockeln, wo nach Betätigung einer kleinen Druckplatte eine Pechschwarze Rüstung erschien, welche aus einer Kapuze mit Gesichtsschutz, einem Rüstungsoberteil, Handschuhen und kniehohen Stiefeln bestand und sich die beiden Elfen anzogen.
Auch Karliah zog sich ihre an, nur der Gildenzweite zögerte noch.
,,Ich kann nicht glauben dass ich das mitmache...‘‘, murmelte er dann, ehe er sich ebenfalls die Rüstung holte.
Gemeinsam gingen sie dann in ein Gewölbe, wo sich Sendra, Brynjolf und Fotiá sich auf die Sockel stellten. Karliah selbst stellte sich zu Brynjolf auf den mittleren Sockel, wo sie sich hinkniete und nach der Deadrafürstin Nocturnal rief.
Keine Sekunde später erschien ein Bündel aus weißem Licht und eine ruhige, weibliche Stimme fragte: ,,Was wollt Ihr hier, Karliah?‘‘
Diese brachte ihr Anliegen da, stellte die drei Neuen Nachtigallen vor und bat um Erlaubnis Mercer Frey für Gallus‘ Tod hinzurichten; worauf die Stimme nur sagte: ,,Eure Bedingungen sind schon vor langer Zeit ausgehandelt worden Karliah. Was Mercer Frey angeht... Rache… Das ist wirklich sehr interessant. Nun gut, Ihr seid wieder hergestellt Nachtigall Karliah. Ihr anderen drei, Eure Organe und Eure Seelen gehören nach Eurem Tod mir. Viel Glück bei Eurem Vorhaben, meine Nachtigallen. Wandelt mit den Schatten.‘‘ Damit verschwand sie.
Mit leicht zitternden Knien ging Fotiá von dem Podest; in der Mitte der Halle trafen sich die neuen Nachtigallen und Karliah.
,,Dass war… merkwürdig. Nocturnal hat sich nicht wirklich gezeigt. War sie immer noch… wütend?‘‘, fragte Sendra.
,,Wenn dem so gewesen wäre, hätte sie wohl nicht auf mein Rufen reagiert. Wir sollten jedoch schnellstmöglich nach Irkngthand, um Mercer von seinem Vorhaben abzubringen, die Augen der Falmer zu stehlen. Obwohl... sein Schicksal ist besiegelt, er wird sterben müssen. Wir haben immerhin Nocturnal auf unserer Seite‘‘, sagte Karliah.
,,Dann auf nach Ostmarsch. Ich glaube, diese Dwemerruine kenne ich sogar. Ich bin da mal beim jagen vorbeigekommen, als ich etwas in Windhelm besorgen wollte‘‘, lies Fotiá verlauten.
Die anderen nickten und so ritten sie mit einer Kutsche nach Windhelm, von wo sie nach Irkngthand liefen.


Dort angekommen schlichen sie die Gänge entlang, wo sie auf mehrere Leichen von Falmer und zerstörte Dwemerkonstrukte trafen, welche überall zerstört auf dem Boden lagen.
Mercer war also schon längst da. Hin und wieder sahen sie den abtrünnigen Gildenanführer auch durch die Gänge laufen, wobei er auch mehrere Falmer zur Strecke brachte.
Sie folgten ihm so gut es ging, auch als einige Steine von der Decke fielen und mit lautem Knallen auf dem Boden landeten, rannten sie weiter.
Die Elfen waren dabei etwas geschickter als Brynjolf, doch auch er schlug sich gut durch. In einem der Räume hörten sie plötzlich etwas, was nicht wirklich zu der Ruine passte.
Es war Wasser, welches sie von irgendwo herunter plätschern hörten, was Karliah zu der Erkenntnis brachte, dass sie wohl unter einem See waren.
,,Die Dwemer waren wohl schlauer als ich dachte‘‘, murmelte Sendra, als sie sich die Wände genauer ansah. An ihnen konnte man erkennen, dass dort wohl über mehrere Jahrhunderte Wasser herabgeflossen war, welches nun jedoch versiegt war.
,,Kommt jetzt, sonst geht Mercer uns noch durch die Lappen. Und ich will immer noch sein Blut fliesen sehen‘‘, zischte Karliah. Die anderen nickten und gemeinsam rannten sie den Gang weiter, bis sie an einem Tor stehen blieben.
Vom innerem hörten sie ein merkwürdiges schlagen, wie von Stein, welches mit Stahl oder einem anderem Metall bearbeitet wurde und sie wussten direkt was es war.
,,Mercer… Verdammt er ist schon da drin‘‘, flüsterte Sendra.
,,Los rein. Er kann seinem Schicksal nun nicht mehr entkommen. Die Schatten sind mit uns. Heute wird sein Blut fliesen‘‘, zischte Karliah und stieß die Tür auf.
In dem Raum bot sich den Nachtigallen ein leicht schockierendes Bild.
Mercer hatte sich an einer raumhohen Schneeelfenstatur hochgearbeitet und war dabei, mit einer Waffe die Juwelen aus den Augenhöhlen der Statur zu hauen.
Das er dabei 20 Meter in die Tiefe stürzten konnte, wenn er auch nur einen einzigen Fehler machte, schien dem abtrünnigem Bretonen dabei völlig egal zu sein.
,,Verdammt, er hat sie schon‘‘, zischte der Nord. In dem Moment drehte sich Mercer auch um, das linke Auge der Falmer in der Hand.
,,Na, wer da nicht ist‘‘, höhnte er und steckte den Edelstein in seine Tasche, welche er bei sich trug.
,,Das ist Euer Ende Mercer! Einen Deadra zu bestehlen ist nicht gerade die beste Idee‘‘, rief Karliah, worauf Mercer nur noch lauter lachte.
,,Nocturnal hat uns schon längst verlassen.‘‘
Dann wandte er sich an Sendra. ,,Wisst Ihr, als Ihr damals zu uns in die Gilde gekommen seid, konnte ich so richtig spüren, wie sich der Wind für die Gilde dreht. Aber da Nocturnal hat vor Jahren die Gunst von unserer netten Organisation genommen. Sie hat uns… verlassen, wie ich bereits sagte.‘‘
,,Hat sie nicht‘‘, schrie nun Fotiá, ehe sie zum Angriff überging, genauso wie Mercer, welcher sein Elfenschwert zog, von der Statur heruntersprang und den Angriff der Waldelfe abblockte.
Das Fotiá im Kampf etwas geübt und mit gewissen Schwert- und Dolchtechniken vertraut war, schien ihn dabei zu überraschen.
Es gab auch hin und wieder helle Funken, als sein Elfenschwert auf Fotiás Vulkanglasschwert traf, wobei sie ihn immer näher an die Wand drängte, was auch nicht wirklich einfach war, da Mercer ebenfalls richtig austeilte.
Aber da die Waldelfe durch ihre Jagdkunst auch höher springen und vielen seiner Angriffe flink ausweichen konnte, schien ihn dann doch zu stören und ihn auch immer aggressiver zu machen.
,,Verdammt, jetzt haltet doch endlich mal still, Elfenmädchen! Ihr könnt nicht immer nur Ausweichen, wenn Ihr wirklich eine Nachtigall sein wollt‘‘, schnarrte er kalt und holte mit seinem Elfenschwert aus, was von Fotiá wieder mit einem sehr lautem, metallischem Knallen pariert wurde.
Dabei vergaß der Bretone anscheinend auch, dass er sich direkt mit vier Nachtigallen auseinandersetzen musste, welche in Nocturnals Gunst standen.
Denn nachdem die Waldelfe den Angriff pariert hatte und ein paar Schritte zurückgesprungen war, schlug Brynjolf dem ehemaligem Gildenanführer mit einer Faust so hart ins Gesicht, das der Bretone sich kurzweilig mit taumelnden Schritten der Schneeelfenstatur zuwandte und sich heftig keuchend über das Gesicht rieb. Sendra spannte schnell ihren Vulkanglasbogen, welchen sie bei sich trug.
Der Pfeil traf den abtrünnigen Bretonen mit einem leichtem Schwirren und dumpfen Aufprall an seinem Schwertarm, worauf der Bretone wütend aufschrie und mit seiner anderen Hand eine kleine Handbewegung ausführte und einen Unsichtbarkeistzauber wirkte.
,,Zu spät, elender Verräter! Ich weiß trotzdem, wo Ihr seid! Dieses mal entkommt Ihr mir nicht‘‘, schrie Karliah voller Zorn und rammte dem ehemaligen Gildenmeister und Mörder ihres Geliebten ihr schwarzes Nachtigallenschwert in die Brust, worauf Mercer wieder sichtbar wurde.
Blut spritzte Karliah ins Gesicht; Mercer riss geschockt die Augen auf, als er auf die Schwertspitze sah, die aus seiner Brust ragte.
,,Ihr Schatten… Nehmt mich auf...‘‘, röchelte der abtrünnige Gildenmeister darauf nur, ehe er komplett in sich zusammensackte und sich nicht mehr rührte.
Mercer Frey war tot.
,,Das war ja… nicht gerade schwer‘‘, stellte Fotiá darauf nüchtern fest.
Karliah zog mit einem schmatzendem Geräusch das Schwert aus Mercers Körper und wollte auf Fotiás Feststellung etwas erwidern, doch ein seltsames Rumpeln kam der Dunkelelfe zuvor.
Es hörte sich an, als würden Felsbrocken ins Wasser und auch anderes Geröll fallen und auch das Wasser in dem Raum mit der Statur stieg an.
,,Bei den Acht! Die Höhle wird mit Wasser geflutet und im schlimmsten Fall einstürzen‘‘, fluchte Brynjolf und sah sich hektisch um.
Auch die Elfen sahen sich um, Sendra kletterte auf die Statur und suchte von ihrem Standort aus die Wände nach einem Schalter ab, wurde jedoch nicht fündig.
Das Wasser stieg innerhalb von wenigen Sekunden, bis es das Kinn der Schneeelfenstatur berührte und noch weiter. Nach wenigem Suchen hatte Karliah dann doch noch einen Ausweg hinter dem Kopf der Statur gefunden, welcher Sendra nicht aufgefallen war.
Sendra packte sich Mercers Leiche, von welcher sie die Augen der Falmer, einen seltsam aussehenden Schlüssel und sich seine Waffen nahm.
,,Was beim Reich des Vergessens ist das den?‘‘, fragte sie dann und drehte den Schlüssel in ihren Händen.
,,Das ist… Nocturnals Artefakt. Der Skelettschlüssel, ein Dietrich, welcher nie zerbricht. Damit hat Mercer alles aufbekommen, auch diese komplexen Drachentüren für die man ja eigentlich die Drachenklauen braucht‘‘, erklärte Karliah.
Sie sah zu den beiden Elfen. ,,Bitte… Bringt den Skelettschlüssel zu Nocturnal. Ich... kann ihr nicht unter Augen treten, solange er nicht wieder an seinem richtigem Platz beim Dämmergrab ist. Ihr beide solltet ihn zurückbringen.‘‘
Sendra nickte. ,,Das werden wir. Aber Karliah … Was macht Ihr denn dann bis dahin?‘‘
,,Ich werde warten, bis alles mit Nocturnal und dem Dämmergrab geregelt ist. Bis es soweit ist… bin ich mit Brynjolf in der Gilde. Die anderen Mitglieder werden informiert das Mercer nun endlich… gestorben ist. Wenn der Skelettschlüssel dann wieder an seinem ursprünglichem Platz im Dämmergrab und damit in Sicherheit ist, werde ich direkt zu Euch kommen. Ihr müsst den Schlüssel unbedingt zum Dämmergrab bringen, dort gehört er hin. Ach ja, bitte… nehmt diese Bögen, sie werden Euch beiden sicherlich helfen‘‘, sagte Karliah und gab den beiden jeweils einen Bogen.
,,Danke...‘‘, flüsterte Fotiá gerührt als sie sich den Tiefschwarzen Bogen umlegte, doch die Dunkelelfe winkte ab.
,,Lasst gut sein, es ist das mindeste was ich für Euch tun kann.‘‘ Damit ging die Dunkelelfe gemeinsam mit Brynjolf wieder nach Rifton.
Die anderen beiden Elfen jedoch begaben sich auf dem schnellsten Weg zu dem Dämmergrab.
Da sich dieses in dem Fürstentum Falkenring und damit am anderem Ende von Himmelsrand befand, dauerte es wieder Tage bis sie dort waren.
Doch als sie endlich dort ankamen, waren sie froh, diesen Teil ebenfalls abschließen zu können.
Vor allem weil die Elfenmädchen die leichte Hoffnung hegten, Nocturnal wieder zu sehen.
Als sie die Vorhalle der alten Ruine betraten erschraken sie sich zunächst, als ein Geist auf sie zukam und sie ansprach.
,,Wer seid Ihr und was macht Ihr hier? Dieser Ort ist viel zu gefährlich für Sterbliche wie Ihr es seid‘‘, sagte er mit nachhallender Stimme.
,,Bitte, wir müssen hier durch. Wir haben das Artefakt von Nocturnal, welches wir zurückgeben wollen‘‘, bat Sendra, worauf der Geist sie ernst ansah.
,,Ihr habt den Skelettschlüssel? Das heißt... Mercer Frey ist tot?‘‘, fragte er, worauf die Elfenmädchen beide nickten.
Wie sich herausstellte, war es der Geist von Gallus, Karliahs Geliebtem und ehemaligem Gildenmeister. Er war sichtlich erfreut, als er von Mercers Tod hörte, doch als sie ihm nochmals um den weiteren Durchgang in das Dämmergrab baten warnte er sie.
,,Die anderen Seelen der Nachtigallen haben sich verändert. Sie werden Euch unter Umständen angreifen. Ich bin nur nicht wie sie, weil ich mich nach meinem Tod nicht sofort hier manifestiert habe. Seid mir also um Nocturnals Willen vorsichtig. Wandelt mit den Schatten‘‘
Die beiden Elfen nickten und gingen los, wobei sie auf die besagten Seelen der verstorbener Nachtigallen stießen. Diese waren im Gegensatz zu Gallus dunkelblau und feindselig. Die Elfen jedoch rannten durch die verwirrten Seelen, ohne die Waffen zu ziehen.
Den Elfenmädchen taten die verlorenen Nachtigallenseelen viel zu sehr leid, denn diese waren völlig verwirrt, da sie nicht mehr zu Nocturnals Ebene im Reich des Vergessens gelangen konnten.
So rannten sie durch einen Gang, bei welchem sie durch den Schatten schleichen mussten, da das Licht welches von den Leuchten ihnen die Haut verbrannte, sobald sie mit eben diesem in Berührung kam.


Die nächste Hürde welche sich ihnen entgegenstellte war eine Statur von Nocturnal, doch da die beiden neuen Nachtigallen wussten, das ihre Schutzpatronin die Dunkelheit schätzte, war ihnen direkt klar dass sie die Fackeln an der Seite der Statur zum erlöschen bringen mussten.
Sie sahen sich verunsichert um, als ihre Magie nichts brachte. Doch dann machte Sendra eine Entdeckung die ihnen weiterhalf.
,,An dieser Seite hier ist eine Kette. Schaut mal, ob an der anderen Seite auch eine ist. Vielleicht klappt das ja.‘‘
Fotiá nickte und tatsächlich fand sie die Kette, welche beim betätigen das Licht löschte und sie Statur in Dunkelheit tauchte. Darauf öffnete sich ein Tor und gab einen Weg frei, welchen sie folgten.
Sie trafen hin und wieder auf weitere der verwirrten Nachtigallen, doch so schnell wie sie an diesen vorbei rannten, konnten sie die beiden Lebenden nicht mehr mit ihren Pfeilen treffen konnten.


Den restlichen Weg waren sie gut zu Fuß, bis sie zu einem tiefen Schacht kamen. Fotiá lies sich am Rand nieder um besser in das innere des Schachtes sehen zu können. Und tatsächlich.
,,Ich glaube, da unten ist irgendetwas‘‘, sagte sie zu Sendra, welche sich neben sie nieder lies.
,,Könnt Ihr vielleicht erkennen, was es sein könnte?‘‘, fragte die Dunmer, worauf Fotiá nur den Kopf schüttelte.
,,Wir müssen da runter. Wohl oder übel, da hier ja… mehr oder weniger der Gang zu ende ist. Vielleicht ist da unten ja was‘‘, überlegte die Waldelfe. Sendra warf ihr einen skeptischen Blick zu.
Doch dann nickte sie. ,,Ein Versuch ist es wert. Hoffentlich kommen wir dann auch wieder aus dem Tunnel raus.‘‘
Damit sprangen sie in die dunkle Grube. Sendra beschwor eine Lichtkugel, welche diese hell erleuchtete. Damit sah auch Fotiá genauer, was sie vom oberen Rand aus schon bemerkt hatte. Es war ein Skelett.
Die Bosmer seufzte leise. ,,Diese arme Person liegt hier wohl schon etwas länger‘‘, stellte sie fest, ehe sie sich an der Wand hinuntergleiten ließ.
Sie hatte es schon bemerkt, ebenso wie Sendra.
,,Hier ist kein Ausweg. Es… tut mir wirklich leid Sendra, das wir hier so… enden müssen‘‘, flüsterte sie, worauf die Dunkelelfe sich zu ihr setzte und sie in den Arm nahm.
,,Es ist nicht Eure Schuld Fotiá. Ihr konntet ja nicht vorhersehen, dass es hier zu Ende geht.‘‘
Gedankenverloren holte Sendra den Skelettschlüssel hervor und betrachtete ihn mit einem traurigem Blick. Das Artefakt schimmerte in dem beschworenem Licht unheilvoll, doch dann stand die Dunmer auf.
,,Zumindest weiß Nocturnal, das wir ihr Artefakt… zurückbringen wollten‘‘, meinte sie.
Auch Fotiá erhob sich. ,,Das ist wahr.‘‘
Die Bosmer grinste schief, als sie eine leichte Veränderung spürte. Es war ihr, als würde sich ihr Geist erheben und instinktiv hob sie ihre Arme.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Sendra genau das selbe tat und einen Moment später waren sie in einer Halle, in der Mitte war einer brunnenähnlichen Versenkung, aus welcher violettes Licht schien.
Zu der Verwunderung der beiden Elfen erhob sich aus dem Brunnen eine Frau mit einem Kapuzenmantel und sie erkannten, das der Brunnen ein Portal war. Das Portal zu Nocturnals Oblivion Ebene im Reich des Vergessens.
Sofort stellten sich die beiden sich so vor Nocturnal, damit die deadrische Fürstin sie im Blick hatte und knieten sich ehrfürchtig vor sie.
,,Meine beiden Nachtigallen. Es ist schon so lange her, das ich die Welt der Sterblichen in dieser Form betreten habe. Ich freue mich zu Wissen, dass der Skelettschlüssel nun wieder an seinem rechtmäßigem Platz ist. Der Weg zu meinem Reich ist nun wieder offen, der Verräter ist beseitigt. Ihr habt mehr Verstand als Mercer Frey, den von einer Gottheit zu stehlen ist am meisten unklug. Wählt nun zwischen den Fähigkeiten eines Agenten. Ihr könnt sie nur einmal am Tag ändern; wählt also gut.‘‘
Damit war die Schutzpatronin der Diebe und ganzen Bandieten auch schon wieder verschwunden.
Die Elfen erhoben sich und waren überrascht, als sie sahen, das auch Karliah hinter ihnen stand.
Sie hatte ihre Arme erhoben, doch nun lies sie diese langsam wieder sinken.
Die Dunkelelfe wirkte erleichtert, auch wenn es durch die Kapuze schwer zu sagen war, da diese auch dass Gesicht verdeckte.
Fotiá wollte zum reden ansetzten, doch eine Stimme und geisterhafte Gestalt lenkte sie ab. ,,Karliah?‘‘
Es war Gallus. Er lächelte die beiden neuen Nachtigallen an, doch als er Karliah sah, schien sein Gesicht zu strahlen.
,,Gallus… Ihr seid hier...‘‘, flüsterte Karliah mit erstickter Stimme
,,Ja, das bin ich, meine kleine Nachtigall. Ich habe jedoch nicht so viel Zeit um Euch allen meinen Dank auszurichten. Jetzt, wo ihr Reich wieder offen ist, muss ich direkt dort hin. Ich werde auf Euch warten Karliah. Auch auf Euch, da Ihr den Skelettschlüssel gerettet habt.‘‘
Gallus sah zu Sendra und Fotiá, welche ihm zunickten.
,,Es tut mir so unendlich leid… das Ihr so einsam und grausam sterben musstet, Liebster. Wandelt mit den Schatten‘‘, flüstere Karliah.
Gallus strich ihr über die Wange und trat nahe an sie. ,,Das muss es nicht, meine kleine Nachtigall. Wir werden uns zur gegeben Zeit wiedersehen wenn Ihr Eure Bedingungen bei Nocturnal beglichen habt.‘‘
Gallus Geist beugte sich zu Karliah und küsste sie sanft auf die Stirn.
Die beiden neuen Nachtigallen wandten taktvoll den Blick ab; dieser Moment sollte nur den beiden gehören.
Dennoch spürte Fotiá einen seltsamen Stich im Herzen und sie musste unwillkürlich an ihren Mann Delvin denken.
Sie erinnerte sich, wie er sie ebenfalls so liebevoll geküsst hatte, wenn sie nachts nicht schlafen konnte.
Als Gallus zu dem Portal ging, gaben die beiden ihm dann auch noch den letzten Gruß mit auf den Weg und beobachteten, wie der ehemalige Gildenmeister in das Portal trat und verschwand.
Karliah ließ ein leises Schniefen vernehmen. Sie weinte, doch die andern beiden störte es nicht. Immerhin wussten sie, wie sehr Karliah für ihn empfunden hatte. So nahmen die beiden anderen Elfen sie in den Arm und ließen sich von Karliah die genauere Bedeutung der Agenten erklären.
Sendra nahm darauf die Fähigkeiten der Täuschung, während Fotiá sich für die Fähigkeit der Tarnung entschied.
,,Sendra, Ihr… solltet übrigens mit mir zu Brynjolf kommen. Er meinte vorhin, dass er mit Euch etwas wegen der Gildenübernahme bereden wollte. Und Fotiá... mit Euch würde ich gerne noch über die Anschaffung von etwaigen neuen Mitgliedern von Nachtigallen sprechen‘‘, erklärte Karliah, worauf die anderen beiden nickten.
Gemeinsam gingen die drei Nachtigallen zurück nach Rifton, doch vorher legten sie noch die Nachtigallenrüstungen ab und die Dunkelelfen ihre Diebesrüstung an.
Fotiá beließ es jedoch bei ihrer Lederrüstung, da sie immerhin nur indirekt zu der Diebesgilde gehörte.
Sie freute sich dennoch sehr darauf, die anderem der Gilde wieder zu sehen und ihnen zur erzählen, was mit Mercer passiert war.
Wenn sie es nicht schon von Brynjolf erzählt bekommen hatten, was sich Fotiá durchaus vorstellen konnte. Dann wanderten ihre Gedanken wieder zu Delvin, was sie immer noch sehr verwirrte.
Sie vermisste ihn, ja sogar sehr als sie dachte.
Aber seit sie Mercer gejagt hatten vermisste sie ihren Gatten um so mehr und hatte gleichzeitig panische Angst, ihn zu verlieren. Sie würde mit ihm darüber reden müssen, da sie sich nicht erklären konnte.
,,Fotiá? Kann ich... Euch mal etwas sehr wichtiges fragen?‘‘, fragte Sendra plötzlich leise. Fotiá sah sie an.
,,Ja, was ist denn los?‘‘ erwiderte sie ebenso leise. Die Waldelfe sah verunsichert zu der Dunkelelfe, welche sich verschwörerisch umsah. Anscheinend wollte sie nicht, dass jemand sie belauschte.
,,Es geht… um Jarl Ulfric… und um das Kaiserreich. Eigentlich um den gesamten Bürgerkrieg, der hier vorherrscht.‘‘
,,Oh… Ach so?‘‘ Fotiá wusste immer nicht so ganz, worauf die Dunkelelfe eigentlich hinauswollte. Aber als sie den Blick sah, bekam sie eine leichte Vorahnung was in Sendra vor sich ging.
,,Würdet Ihr mit mir… auf der Seite des Kaiserreiches kämpfen? Es würde mir sehr viel bedeuten, wirklich.‘‘
Fotiá senkte den Blick. ,,Ralof… hat mich genau das vor Monaten auch schon gefragt. Als er... mit mir nach Rifton gegangen ist… Ich habe mich zwar noch nicht entschieden, aber es wäre mir wirklich sehr lieb, wenn ich nicht zu sehr im Krieg mit eingreife. Ich bin... keine Kriegerin… Außerdem stehe ich auch in einem sehr gutem Kontakt zu Ralof und Ulfric.‘‘
Sendra legte ihr eine Hand auf die Schulter.
,,Das bereden wir lieber nicht in der Öffentlichkeit. Ihr habt doch ein Haus in Rifton richtig?‘‘, fragte sie dann.
Fotiá nickte, worauf die Dunkelelfe bat: ,,Wenn in der Gilde alles fertig besprochen ist, also mit Bryn und Karliah… Können wir das ganze dann... bei Euch zuhause besprechen?‘‘
Die Waldelfe nickte.

 

In der Gilde wurden die drei Elfen schon sehnsüchtig von den anderen Mitgliedern der Gilde erwartet. Auch Maven war dabei, was Fotiá etwas überraschte.
Sie huschte schnell zu Delvin, welcher liebevoll einen Arm um ihre Schultern legte und sie sanft auf die Stirn küsste.
,,Ist Mercer jetzt auch wirklich…?‘‘
Er stellte die Frage nicht zu Ende, doch als Fotiá leicht nickte, seufzte er leise. Der Bretone schwieg darauf, doch man sah ihm die Erleichterung merklich an.
Sie gingen in die Mitte der Zisterne, wo Sendra ehrenvoll von Brynjolf, Vex, Delvin und Karliah zur neuen Gildenmeisterin ernannt wurde. Es war eine kurze Zeremonie, doch so wie Sendra daraufhin von den anderen umarmt wurde, war es das wert.
Tonilia händigte Sendra eine neue Diebesrüstung aus, welche der von Brynjolf, Vex und Delvin sehr ähnlich war, aber einen eigenen Charakter hatte. Karliah nahm darauf Fotiá zur Seite.
,,Hört mal Fotiá, ich wollte Euch fragen… ob Ihr Euch vorstellen könnt die… zweite Nachtigall; direkt hinter der Anführerin zu werden. Da ich ja direkt… hinter Nocturnal stehe und wir dieses mal sogar vier Nachtigallen sind, dachte ich dass ich eine Struktur in unsere kleine Gruppe gebe. Sendra wird als Gildenmeisterin genug zu tun haben und Brynjolf will kein Anführer sein, wobei er als Gildenzweiter auch ohnehin schon genug um die Ohren hat, um diese Position einzunehmen. Da bleibt nur noch Ihr.‘‘
Die Waldelfe sah sie an. Lange, doch dann nickte sie entschieden. ,,Ja, dass wäre wirklich gut… Ich mache es. Einverstanden.‘‘
Sie lächelte die Dunkelelfe an, welche nur darauf nur müde nickte und sich dann umdrehte.
,,Ich gehe zurück zur Nachtigallenhalle... Immerhin habe ich noch einiges bei Nocturnal wieder gut zu machen. Außerdem wollte ich mich dort einrichten und es zu meinem Zuhause machen. Da Ihr, Brynjolf und Sendra nun ebenfalls Nachtigallen von Lady Nocturnal seid, hoffe ich, einen von Euch dort hin und wieder zu sehen.‘‘
Damit verschwand sie, wobei Fotiá direkt merkte, das Karliah sie angelogen hatte.
Die Dunkelelfe wollte sich zurückziehen, um noch einige Zeit richtig wegen Gallus zu trauern.
Doch Fotiá konnte es nachvollziehen. Bei einer jahrelanger Flucht und dem Tod im Nacken konnte keiner wirklich trauern. So ging die Waldelfe zu Sendra, welche sich gerade noch ausgiebig mit Vex unterhielt. Die Dunkelelfe strahlte, als Fotiá zu ihr trat und sie noch einmal umarmte.
Dann gingen sie gemeinsam ins Honigheim, wo sie sich an den Tisch setzten.
,,Also, was ist jetzt mit dem Kaiserreich und dem Bürgerkrieg hier?‘‘, fragte die Bosmer direkt, worauf Sendra versuchte, ihr die Sachlage zu erklären.
,,Wie Ihr ja mit Sicherheit wisst, ist der Aufstand von Ulfric durch dieses Weißgoldkonkordat und auch durch den Markathvorfall ausgebrochen. Wegen dem Verbot der Talosverehrung kann ich das immerhin auch irgendwo verstehen, das er so sauer auf das Kaiserreich ist, aber sie hatten keine Wahl. Ich hab mich sehr lange mit Jarl Ulfric und Galmar aber auch mit General Tullius unterhalten, als ich auf Hoch-Hrothgar für eine Friedensverhandlung war. Beide haben gute Argumente und auch Vorteile, das man sich ihnen anschließt. Aber es hat natürlich auch Nachteile. Das Kaiserreich wollte mich hinrichten lassen, ist aber Weltoffener und Freundlicher zu anderen Völkern als die Sturmmantelrebellen, welche die verschiedenen Elfenvölker nicht so wirklich in ihrer Stadt haben wollen. Die Dunkelelfen sind beispielsweise grundlos im Grauen Bezirk in Windhelm und Ulfric… interessiert sich nicht dafür wenn ihnen etwas passiert… nicht so wirklich.‘‘
Sendra sah die Bosmer durch ihre blutroten Augen an. Sie erwartete eine Antwort von ihr, das wusste Fotiá. Immerhin kannte die Bosmer einige andere Dunkelelfen, vor allem aus dem Haus Redoran und dem Haus Hlaalu, welche mit dem Handel zum Kaiserreich einige Kontakte knüpften.
Auch aus dem Haus Dres, welche Landwirtschaft und manchmal mit dem Haus Hlaalu Handel betrieben, kannte sie einige der Familien, aber sonst hatte sie kaum Kontakt zu den Dunkelelfen gesucht, da sie sehr verschlossen waren.
,,Und… Ihr habt Euch für die Kaiserliche Legion entschieden?‘‘, fragte Fotiá, statt einer eigentlichen Antwort.
Die Dunmer nickte. ,,Sie sind… netter als… Ihr wisst schon.‘‘
,,Und… was heißt das für Ulfric und die Sturmmäntel? Werden sie… also muss Ulfric nun doch sterben?‘‘, fragte Fotiá leise, worauf Sendra nur leicht mit ihren Schultern zuckte.
,,Das weiß ich jetzt auch nicht. Aber es ist möglich, das er sterben muss.‘‘
Die Waldelfe vergrub ihr Gesicht in den Händen. ,,Ich… ich kann nicht bei den Kämpfen dabei sein… Wenn aber Ulfric tatsächlich sterben muss… dann will zumindest ich es tun. Er wird es verstehen… hoffentlich.‘‘
Sendra hielt ihre Hände. ,,Ich werde es mit General Tullius abklären. Er wird sicher Verständnis dafür haben und Euch gehen lassen, da ihr ja nichts mit den Sturmmänteln zu tun habt. Sofern Ihr Ulfric wirklich...‘‘
Sie sprach nicht zu ende doch Fotiá nickte leicht.
Dann sprach sie etwas aus, was ihr gerade in den Sinn kam. ,,In Ordnung. Und…könnt Ihr General Tullius um noch etwas etwas bitten? Es… wäre mir lieb wenn… zumindest Ralof den Krieg als einziger echter Sturmmantel und Nord überlebt. Dafür, das ich dann Jarl Ulfric Sturmmantel von Ostmarsch töte.'' Die Waldelfe sah Sendra flehend an, welche nickte.
,,Abgemacht. Tullius wird sich damit einverstanden erklären. Wenn es soweit ist, sage ich Euch Bescheid.‘‘
Fotiá nickte ebenfalls, auch wenn ihr das Herz schwer wurde.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.10.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Angel, welche sich immer Mühe mit der Korrektur gibt.

Nächste Seite
Seite 1 /