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Prolog - Neues Leben

Fast absolute Stille, die nur vom Flüstern des Windes gelegentlich unterbrochen wurde. Der Schein des Mondes und das glitzern der Sterne, die ewig währenden Beobachter am Himmelszelt. Das kühle Lüftchen, was ihn umwehte. All dies genoss er, als er in dieser Nacht auf das Dorf hinab blickte.

Noch schlummerte Konoha friedlich vor sich hin. Eine Ruhepause, die nicht nur die Bewohner hatten, sondern auch sein Schützling. Doch lang würde diese Pause nicht mehr anhalten. Wie auch in den letzten Jahren hatte Kakashi es sich auf dem Steinkopf des 4. Hokage niedergelassen. Es war zur Gewohnheit geworden, dass er die Nacht zum 10. Oktober an diesem Ort verbrachte. Nachdenklich und in Erinnerungen versunken, statt sich wie alle anderen Bewohner zuhause und im Bett zu befinden.

Es war der 12. Todestag seines Senseis Minato Namikaze, welcher damals zum 4. Hokage ernannt wurde. Der Grund, warum er sich ausgerechnet auf diesem Steinkopf niedergelassen hatte. Für ihn war diese Nacht die Ruhe vor dem Sturm – und der erwartete Sturm war es, der ihm jedes Jahr aufs Neue den Schlafen raubte. Er wusste nur zu gut, wie sich die Bewohner an diesem Tag verhielten. Sein Freund und Lehrer war sein Ruhepol, von dem sich Kakashi die Kraft erhoffte, diesen Tag zu überstehen.

Langsam hellte sich der östliche Horizont sich auf. Nicht mehr lang würde es dauern, bis auch die Sonne sich zeigen würde und ein neuer Tag begann. Ein weiterer 10. Oktober war angebrochen und ein weiteres Jahr war somit vergangen. Für seinen Schützling Naruto war heute der 12. Geburtstag. Für die Bewohner war der Junge nichts weiter als ein Monster, dem sie das Leben schwer machten.

Speziell an den Geburtstage musste Naruto einiges ertragen und nicht immer war Kakashi rechtzeitig zur Stelle, um dem Jungen zu helfen. Es war nicht einfach ein Kind, vor dem man sich nicht zeigen durfte, vor einem ganzen Dorf zu beschützen. Doch Kakashi tat es gerne. Immerhin war der kleine Naruto der Sohn von seinem Sensei und fast wie ein kleiner Bruder für ihn. Er würde so ziemlich alles für den Kleinen tun – und dieser Tag würde sicher wieder einige Anstrengungen von ihm fordern.

Die Zeit verging und langsam erhob sich der leuchtende goldene Ball am Horizont. Die nächtliche Ruhe war dahin. Bereits in diesen frühen Morgenstunden war auf den Straßen Konohas einiges los, wie Kakashi von seiner Position aus sehr gut erkennen konnte. Die ersten Geschäfte öffneten und auch einige Ninja waren bereits unterwegs, manche zum Training, andere zum Hokage.

Einige Minuten konnte der Hatake noch dort oben sitzen und dem Treiben zusehen, doch dann musste auch er sich langsam auf den Weg machen.

 

Etwas später streifte Kakashi durch die Straßen Konohas und beobachtete die freudigen Gesichter der Dorfbewohner und die hektischen Vorbereitungen für den Abend. Wie in jedem Jahr am 10. Oktober wurde ein Fest zu Ehren des 4. Hokage gefeiert, ihren Helden. Wenn sie doch nur wüssten, wie sehr sie ihn mit ihren Verhalten seinem Sohn gegenüber beleidigten. Leider gab es fast niemanden im Dorf, der die Wahrheit über Naruto wussten. Keiner der Bewohner wusste, dass der Junge der Sohn von Minato war, womit ihn leider auch nicht bewusst war, was sie dem Kind und auch dem 4. Hokage mit ihrem Verhalten antaten. Die wenigen Personen, die wie Kakashi in dieses Detail eingeweiht waren, mussten Stillschweigen bewahren. Es war ihnen nicht einmal erlaubt, dem Jungen davon zu erzählen.

Fast jeden Tag in den letzten Jahren hatte Kakashi beim dritten Hokage darum geben, dass er Naruto bei sich aufnehmen durfte. Immer wurde es ihm verwehrt. Es war für ihn schon einfacher die Tage abzuzählen, an denen er nicht beim Hokage war, was eigentlich nur Missions bedingt der Fall war. Er hätte den Jungen gern bei sich gehabt. Naruto immer nur heimlich zu beschützen, war ihm nicht genug.

Zur aktuellen Zeit hatte Kakashi nicht viel zu tun. Es gab nur zwei Orten, an denen sein Schützling befinden konnte. Die Akademie, wo Naruto sich in der sicheren nähe seines dortigen Senseis befand, oder er war noch zuhause, weil er sich gar nicht erst vor die Tür traute. An seinem Geburtstag ging der Junge nur selten freiwillig durch das Dorf. Zuviel konnte passieren, da bunkerte er sich lieber in seiner Wohnung ein. Diesen Ort befand Kakashi daher auch als wahrscheinlicher.

 

Von weiten erkannte der Hatake einen jungen Mann in der Menge, ein Chunin namens Iruka, welcher sich um diese Zeit eigentlich in der Akademie befinden sollte, denn Iruka unterrichtete die Klasse, zu welcher auch Naruto zählte. Statt in der Schule zu sein, rannte er jedoch durch die Straße, wich mühsam den vielen Passanten aus und sah sich immer wieder hektisch um, als würde er jemanden suchen.

Seufzend blieb Kakashi an einer Stelle stehen, wo er niemandem im Weg war, der Lehrer ihn aber trotzdem gut finden konnte. Es gab nur zwei Personen, nach denen Iruka so verbissen suchen würde. Einer von beiden war Naruto. Der Andere war Kakashi, weil er die Hilfe des Jonins bei der Suche nach Naruto brauchte.

Und wieder einmal wurde Kakashi bewusst, dass er manche Dorfbewohner einfach viel zu gut kannte, denn kaum hatte der Chunin ihn erreicht, wurden seine Gedanke auch schon bestätigt. „Kakashi, hast du Naruto heute schon gesehen?“, fragte dieser schwer atmend, als er bei dem Hatake zum stehen kam.

Erneut seufzend schüttelte Kakashi den Kopf. Gesehen hatte er den Jungen noch nicht. „Ist er den nicht in der Schule?“, wollte er darauf von der Lehrkraft wissen, doch Iruka verneinte dies mit einem Kopfschütteln.

Dann ist er sicher noch zu Hause. Heute ist immerhin sein Geburtstag und du weißt ja, was das für ihn heißt.“, vermutete Kakashi und drehte sich bereits in die Richtung, in welche Narutos Wohnung lag. Da der Junge ein spezieller Sonderfall war, wollte er doch lieber nachsehen gehen, ob auch wirklich alles bei ihm in Ordnung war und auch der Chunin war sofort an seiner Seite, um nach dem Rechten zu sehen.

Es gab nicht viele Personen in Konoha, die um Narutos Herkunft wussten und noch weniger, die dem Dorftratsch keinen Glauben schenkten und denen es dementsprechend egal war, wie anderen von dem Jungen dachten und sich lieber ihre eigene Meinung bildeten.

Einer dieser wenigen Personen war Iruka, der ebenfalls keine Ahnung hatte, wer die Eltern von Naruto waren und trotz seines Unwissens zu Naruto stand. Mit ihm zusammen war Kakashi der einzige Mensch im Dorf, der sich Sorgen um den Jungen machte und sich zumindest etwas um das Kind des 4. Hokage kümmerte. Der 3. Hokage war eine weitere Person, jedoch hatte dieser aufgrund seiner Position viel zu oft keine Zeit für den Kleinen.

 

Zusammen gingen Iruka und Kakashi zu einem abgelegenen und eher verwahrlosten Teil des Dorfes. Hier hatte Naruto seine Wohnung. Die anderen Menschen im Dorf wollten ihn nicht in seiner Nähe haben, wodurch der Junge gezwungen war in einer der hiesigen Bruchbuden zu leben. Ein weiteres Detail, welches Kakashi sehr störte, denn hier gab es nicht einmal warmes Wasser und oft ging auch der Strom nicht. An die Heizung im Winter wollte er gar nicht erst denken, denn diese ging schon seit Jahren nicht mehr.

Damit Kakashi die Wohnung im Notfall jederzeit betreten konnte, hatte der Sandaime ihm schon vor einigen Jahren den Zweitschlüssel gegeben. Würde er klopfen, würde Naruto ihm nicht aufmachen. Er kannte Kakashi nicht, da der Hatake sich gezwungenermaßen immer vor ihm verbarg. Doch selbst Iruka würde er nicht einfach so die Tür öffnen, obwohl er seinen Sensei sehr gut kannte. Zuviel Angst hatte er davor, dass die Dorfbewohner sich wieder einen dummen Scherz mit ihm erlauben würden. Tatsächlich war es bereits einmal geschehen, dass man seinen Lehrer imitiert hatte, um sich Zugang zu seiner Wohnung zu verschaffen. Der Zustand in welchem sie den Jungen darauf vorgefunden hatte, war erschreckend gewesen.

Nachdem Kakashi die Tür geöffnet hatte durchsuchten sie einige Minuten die kleine Wohnung. Es herrschte das übliche Chaos. Überall lag etwas herum. Sie fanden Zettel und Schriftrollen, welche teils bemalt und teils beschrieben waren. Manches davon konnte Iruka als Hausaufgaben entziffern. Kunai und Shuriken lagen großflächig verteilt herum und auch seine dreckige und saubere Kleidung – überraschender Weise auf zwei Haufen getrennt. Ordnung hatte der Junge nie gelernt. Wie auch, wenn es niemanden gibt, der sie ihm zeigt – davon mal abgesehen, dass es in der Wohnung eh keine Regale oder Schränke gab, wo er etwas hätte unterbringen können. Einzig Naruto konnten sie in der Wohnung nicht finden, was den beiden Männern doch einige Sorgen machte.

Um die Suche nicht unnötig in die Länge zu ziehen beschwor Kakashi seinen Nin-Ken Pakkun, damit dieser Narutos Geruch folgte. Die Spur führte den Hund und die beiden Männer zunächst in die Richtung der Akademie – offenbar war er doch auf dem Weg zur Schule gewesen. Einige wenige Straßen vom angepeilten Ziel entfernt blieb Pakkun jedoch kurz stehen und beschnüffelte eine Mauer an welcher der Blonde offenbar angehalten hatte. Wieder folgten sie dem Straßenverlauf und eine Ecke weiter bog der Mops ab. Er führte sie zu einem kleinen Hinterhof, welchen er nochmal genauer beschnüffelte. Auf dem Boden vor einer der Mauern konnte er einige Tropfen einer roten Flüssigkeit ausmachen. Es war Blut, frisches Blut. Dem Geruch nach, war es Narutos und Pakkun schätzte, dass dies nun etwa zwei bis drei Stunden her war.

Angriffe auf Naruto kannten beide Männer schon zu genüge und auch Pakkun hatte bereits öfter bei der Suche nach dem Uzumaki geholfen. Blut war auch nicht das erste Mal gefunden wurde, dennoch machten sie sich jedes Mal aufs neue Sorgen um den Jungen. Vom Hinterhof aus führte die Spur nun aus dem Dorf hinaus und in den Wald hinein. Dass Naruto ab und an in die Richtung des Waldes flüchtete, war den Dreien ebenfalls bekannt. Was sie an diesem Tag finden sollte, war ihnen jedoch neu und schlug ihnen auf den Magen. Iruka wurde sogar so schlecht, das er sich übergeben musste.

Naruto kniete auf dem Boden, hinter ihm war ein Baum. Seine Handgelenke waren mit einen dünnen aber stabilem Seil umwickelt, welches hinter den Baum verknotet war. Seine Hose war teils zerrissen uns sein Shirt lag vor ihm auf den Boden. Überall klebte Blut, aus viele Verletzungen sickerte es sogar noch immer heraus. Er war leicht vorgebeugt und sein Kopf hing schlaff herab. Wäre er nicht hinter dem Baum gefesselt, hätte er am Boden gelegen.

Pakkun wurde ins Krankenhaus geschickt. Er sollte Tsunade Bescheid geben, dass die Männer Naruto gleich dorthin brachten. Sie war immer mal wieder für einigen wenigen Tagen im Dorf und Kakashi hatte am Vortag zufällig mitbekommen, wie sie angekommen war. Er wusste, dass sie nicht nur die Einzige war, die Naruto behandeln würde, sonder auch die Einzige, die ihn vielleicht noch retten konnte.

 

Erst seit einer halben Stunde saßen Kakashi und Iruka vor der Tür des Behandlungszimmer, in welchem Tsunade ihren Naruto behandelte. Der Hokage war ebenfalls benachrichtigt worden und hatte sich vor einigen Minuten zu ihnen gesellt. Alle drei sorgten sich um den Jungen. Sein Zustand war so erschreckend gewesen, dass sie ihn zunächst sogar schon tot geglaubt hatten.

Zu der Sorge kam bei Kakashi noch eine weitere Emotion, welche er nur mit Mühe unterdrücken konnte. Er war wütend. Wütend auf sich selbst, wütend auf das Dorf und allen voran: Wütend auf den Hokage, weil er den Jungen nicht hatte aufnehmen dürfen. Doch nun war es zu spät. Der Schaden war bereits angerichtet. Selbst wenn der Junge noch zu retten war, würde es ihn stark verändern.

Seine Gedankengänge wurden von Tsunade vorzeitig beendet, worüber er etwas froh war. Er wollte nicht wissen, wo diese wohl noch hingeführt hätten.

Sie bat die Drei in den Raum hinein, in welchem sie Naruto behandelt hatte. Da niemand vom Personal ihr helfen wollte, war sie allein gewesen. Nachdem die Drei den Raum betreten hatten, schloss sie die Tür und lehnte sich an die Wand. Sie hatte keine Kraft mehr. Einen Moment stand sie dort, dann ließ sie sich langsam an der Wand hinunter gleiten und saß schließlich auf dem Boden. Ihre Tränen konnte sie schon längst nicht mehr zurück halten. Ein weiteres Mal starb eine Leben in ihrer Obhut. Ihr einzige Trost: Sie war nicht daran schuld. Sie war nicht schuld daran, dass die Bewohner des Dorfes ihn als Sandsack missbrauchten. Sie war nicht Schuld, das ihr niemand bei der Behandlung hatte helfen wollen. Diese Schuld würde sie nicht auf ihr Gewissen laden. Und dennoch …

Dieser weitere Verlust eines Lebens zerrte an ihren Nerven. Sie hatte damals ihren Mann nicht retten können und auch ihren kleinen Bruder nicht. Und nun hatte sie auch noch den Sohn eines sehr guten Freundes verloren.

Kakashi war an den Behandlungstisch heran getreten. Sein Stirnband hatte er grade gerückt, wodurch zwar auch sein linkes Auge mit dem Sharingan frei lag, aber dies war ihm egal. Er konnte seine Tränen nicht länger zurück halten und auf Dauer würde sich sein Auge nur entzünden, wenn es verdeckt bliebe, während er weinte. Erst drei Mal im Leben hatte er bisher geweint. Damals, als seine Mutter starb, dann der Tag an dem Rin starb und zu guter Letzt der Tag, an dem sein Sensei und dessen Frau starben. Nun gab es ein viertes Mal. Vorsichtig nahm er die Hand des blonden Junge, als ob er Angst hätte, dem Kleinen weh zu tun. Sanft streichelte er über den Handrücken.

Der Oberkörper des Jungen lag frei und das gesamte Ausmaß der Verletzungen war zu erkennen. Tiefe Schnitte, welche teils über die gesamte Brust oder den Bauch zogen, unzählige Blutergüsse und einige Stichwunden, die davon herrührten, dass man ihm Kunais in die Brust gebohrt hatte. Als sie ihn herbrachten hatte Tsunade auf den ersten Blick erkannt, das einige Rippen gebrochen waren. Eine davon hatte seine Lunge durchbohrt. Dass er überhaupt noch gelebt hatte, grenze an ein Wunder. Überlebt hatte er es letztlich doch nicht.

Einige seiner Tränen tropften auf Narutos Brust und dann geschah es …

Etwas blendete die vier Erwachsenen, so dass sie im ersten Moment nichts sehen konnten. Kurz darauf gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit. Kakashi hielt noch immer die Hand des Jungen, doch dieser lag nun nicht mehr vor ihm auf dem Behandlungstisch. Er schwebte einen Meter darüber, hell leuchtend und begann kleiner zu werden. Der Junge drückte die Hand, welche ihn hielt und drehte sich etwas. Letztlich stand er vor ihnen auf dem Tisch und sah den Mann an, dessen Hand er festhielt. Das helle Licht verschwand langsam und gab einen kleinen Jungen preis. Die freie Hand des kleinen Kindes strich sanft über Kakashis Gesicht und wischte einige Tränen weg.

Die Erwachsenen waren verblüfft und bekamen kein Wort heraus und auch das Kin schien kein Wort sagen zu wollen. Er starrte Kakashi mit großen goldenen Augen an und schien auf etwas zu warten.Tsunade war aufgesprungen und zu dem Jungen gegangen um diesen ein weiteres Mal zu untersuchen.

Er ist vollständig geheilt. Ich kann keine Verletzung oder sonstige Anomalien finden.“, stellte sie kurz darauf fest und war mehr als verwundert. So etwas hatte sie noch nie erlebt und bisher hatte sie auch noch keine medizinischen Aufzeichnungen gefunden, in welchen von einem derartigen Ereignis die Rede war. Konzentriert setzte sie die Untersuchung fort, um sich einen genaueren Eindruck von dem Jungen machen zu können. Von der Größe ausgehend hätte sie ihn auf etwa sechs Jahre geschätzt, doch sein Körper zeigte deutlich, dass dies nicht stimmt. Er war erst vier Jahre und vielleicht neun oder zehn Monate.

Eine weitere Kleinigkeit wollte sie prüfen und erschrak.

Das Siegel ist verschwunden und ich kann auch den Kyuubi nicht wahrnehmen.“, erklärte sie und die anderen Anwesenden waren zunächst geschockt. Der Dämonenfuchs kann sich doch nicht so einfach in Luft aufgelöst haben.

Aber... wenn er nicht mehr hier ist, wo ist er dann?“, fragte Iruka darauf und bekam seine Antwort von jemanden, den niemand zu diesem Zeitpunkt erwartet hatte.

Ich bin hier unten.“

Bis auf Kakashi, welcher noch immer den Jungen betrachtete, sahen alle auf den Boden und bemerkten ein kleines Füchschen – mit nur einem Schwanz.

Vor mir braucht ihn keine Angst zu haben. Ich werde niemanden etwas tun.“, erklärte der kleine Fuchs und kam dabei Tsunade etwas näher, ehe er auf den Behandlungstisch sprang und sich vor den Jungen legte.

Du bist der Kyuubi?“, fragte sie und starrte den Fuchs misstrauisch an.

Ja, der bin ich, aber mir wäre es lieber, wenn ihr mich mit meinem Namen ansprechen würdet und nicht mit meiner ... »Bezeichnung«. Ich heißte Kurama.“, stellte sich der Fuchs vor und beäugte die Menschen um sich herum nicht weniger misstrauisch.

Über die ungewohnt freundliche Art des Fuchses waren sie natürlich verwundert, doch weit mehr überraschte es sie, als der kleine sich zu dem Fuchs drehte, um sich anschließend vor diesen zu hocken und ihn zu streicheln. Dabei strahlte der Kleine bis über beide Ohren. Ein Wort verlor der kleine dabei jedoch nicht.

Was ist jetzt überhaupt passiert? Kannst du das erklären Kyu... äh Kurama?“, wollte der Hokage schließlich von dem Bijuu, welcher sich weiterhin von dem Jungen streicheln ließ. Er war nicht nur neugierig, sondern wollte auch die unangenehme Stille unterbrechen, die sich um Raum ausgebreitet hatte.

Ihr glaubt doch nicht, dass ich meinen Sohn einfach sterben lasse, nur weil ihr Menschen unfähig seid ein kleines Kind so zu behandeln, wie man dies tun sollte?“Die Worte des Fuchses sorgten für einige Verwirrung. Hatte er gerade Sohn gesagt? Kurama schien die Gedanken der Menschen gelesen zu haben und begann zu erklären: „Wie genau es passiert ist, dass kann ich mir ebenfalls nicht erklären, aber der Junge ist mein Sohn. Das habe ich damals schon festgestellt, als er geboren wurde. Er trägt das Erbgut von Kushina und Minato in sich, doch offenbar hat sich auch meines dazwischen gemogelt. Bis dato wusste ich nicht einmal, das so etwas möglich ist. Allein die Kreuzung aus Mensch und Dämon, galt bisher als unmöglich. Aber dennoch ist es geschehen.“

Und was genau hast du nun mit Naruto gemacht?“, erkundigte sich Kakashi und betrachtete ein weiteres Mal den kleinen Jungen. Naruto war nicht nur jünger geworden, er sah auch anders aus. Davon mal abgesehen, dass seine Augen eine andere Farbe hatten, waren auch seine Gesichtszüge anders und seine nun schneeblonden Haare erinnerte Kakashi mehr an sich selbst, als an jemanden anderen.

Nun zunächst ein Mal habe ich ihn mit meinem Chakra geflutet und seine dämonischen Gene geweckt. Damit wurde auch ein Schutz aktiviert, über den alle dämonischen Welpen verfügen, was ihn ins Leben zurück geholt und ihn geheilt hat. Anschließend hab ich ihn verändert, damit er ein neues Leben anfangen kann. Dadurch, dass du seine Hand gehalten hast, konnte ich auf deine DNA zugreifen und ihn an dein äußeres anpassen. Ihn als der Naruto zu lassen, der er war ... Das wäre nicht gut gegangen. Die Bewohner hätten ihn nur erneut gequält.“, erklärte der Fuchs ohne dabei den Jungen aus den Augen zu lassen.

Er sieht so aus wie ich?“, fragte dieser darauf etwas verwirrt und betrachtete den Jungen von neuem. Der neue Naruto hatte wirklich starke Ähnlichkeit mit ihm. Sie waren fast identisch, nur das der Knirps die niedliche Kinderversion von ihm darstellte.

Ich weiß, dass du den Kleinen schon immer haben wolltest. Ich weiß auch, dass du ihn immer beschützt hast, wenn du konntest. Deswegen will ich, dass er zu dir kommt. Er sieht jetzt so aus wie du. Niemand wird seine Identität anzweifeln, wenn du behauptest, er wäre dein Sohn. Seine Augen sind jedoch ein Geschenk meinerseits, die könnt ihr ja notfalls als Erbe seiner Mutter ausgeben.“, erklärte der Fuchs seine Tat und grinste in sich hinein. Der Hatake war von dieser Aussage mehr als überrascht, dass war dem Mann deutlich anzusehen.

Wenn kein Bezug mehr zu Naruto vorhanden sein darf, dann braucht er aber auch einen neuen Namen.“, stellte Iruka darauf fest und begann schon zu überlegen, wie man den Jungen nennen könnte.

Hmm …“, überlegte der alte Hokage und zupfte mit einer Hand an seinem Kinnbart, während er konzentriert auf den kleinen Jungen schaute. „Wir nennen ihn Kin, dass passt zu seinen Augen.“, war schließlich sein Einfall und alle waren damit einverstanden.

 

Aus großen goldfarbenen Augen betrachtete der Junge die Erwachsenen um sich herum. Auf seinen neuen Namen hatte er sofort reagiert. Er verstand zwar den Sinn des Wortes nicht und auch nicht, dass er damit gemeint war, doch ihm gefiel der Laut.

Kapitel 1 - Die ersten Tage

Nach dem sie einige grobe Einzelheiten bezüglich Narutos Tod und Kins Geburt geklärt hatten, gab der Hokage die Meldung heraus, das er das diesjährige Fest zum Gedenken an den Yondaime absagte und es am Abend stattdessen eine Dorfversammlung gab wo JEDER zu erscheinen hatte.

Dies gefiel den Bewohnern natürlich nicht und so waren sie am Abend ziemlich angefressen, als sie zur Versammlung erschienen. Für Kakashi hatte sich der Hokage einen Ort gesucht, wo dieser entspannt zuhören konnte, aber nicht gesehen wurde, da dieser Kin auf dem Schoss hatte und den Kleinen an diesem Abend noch niemand sehen sollte.

Sowie das Dorf weitgehendst vollständig versammelt war, begann der Hokage den Bewohner den Grund für den Ausfall des Festes zu vermitteln: Jemand hatte Naruto getötet!

Das einige sich freuen würden, hatten sich der Hokage, Tsunade, Kakashi und Iruka schon gedacht, aber das ein derartiger Jubel ausbrechen würde, darüber waren sie zum einen erstaunt und zum anderen machte es sie wütend. So ging der Hokage dazwischen und wies sein Dorf auf sehr strenge Art zurecht, wobei er sich zusammenreißen musste, um nicht einfach los zu brüllen. Da die Bewohner sich derart über den Tod des Blonden freuten, beschloss er das Geheimnis um dessen Geburt zu lüften und gab sowohl die Namen der Eltern, wie auch die Details Preis, welche mit der Geburt in Zusammenhang standen.

Viele Gesichter zeigte Schock, die Meisten auch Reue und einige wenige zeigten Unglauben, als sie hörten, wessen Kind der Junge war. Sie hatten den Yondaime gefeiert und seinen Sohn getötet.

Zu guter Letzt forderte der Hokage diejenigen auf, welche Schuld am Tod Narutos waren, dass sie sich bitte freiwillig bei ihm melden. Er wüsste bereits, welche Personen verantwortlich waren, und sie hätte eine Woche Zeit zu ihm zu kommen, sonst würde er seine ANBU aussenden.

Wer genau es war, wusste der Hokage zu dem Zeitpunkt noch nicht, jedoch hatte er bereits einige Einheiten, welche daran arbeiteten.

 

Für die neue kleine Familie gab es am nächsten Tag einige Dinge zu bewältigen. Körperlich gesehen war Kin Gesund und fähig alles zu tun. Er bewegte sich, wie jedes andere Kind in seinem Alter. Geistig hingegen gab es einige Wissenslücken. Das er nicht sprechen konnte, hatte sie ja bereits festgestellt und so mussten sie ihm dies natürlich zunächst beibringen. Die erste große Herausforderung sollte jedoch nicht das Sprechen sein. Den Jungen auf die Toilette zu setzen war weitaus schwieriger. Nach einigen Fehlversuche verstand er jedoch den Sinn darin und von da an klappte es auch.

Motorisch gesehen lernte Kin sehr schnell, was er nicht konnte. Er konnte sich schnell (fast) allein anziehen und aß auch allein – wenn auch mit den Fingern, den mit den Essstäbchen kam er nicht sofort klar. Aus Bechern oder Gläsern trinken klappte ebenfalls sehr schnell. Geistig lernte er auch schnell und verstand alles, was man ihm erklärte. Nur sprechen wollte er nicht, bis auf Papa,  womit er bereits am ersten Abend Kakashi bezeichnete, wollte er zunächst nichts sagen.

Tsunade hatte sich um eine Geburtsurkunde gekümmert und zur Sicherheit auch einen Vaterschaftstest gemacht – dessen Ergebnis  sie natürlich gefälscht hat. Es sollte niemand eine Möglichkeit finden, den kleinen von Kakashi wegzuholen.

Der Hokage kümmerte sich derweil um eine neue Wohnung für Kakashi, da dieser bisher in einer kleinen 1-Zimmer Wohnung untergebracht war und mit einem Kind jetzt etwas größeres brauchte. Den Umzug verbrachte Kin in seinem neuen Zuhause, in dem er am Küchentisch saß und malte. Tsunade passte auf den Jungen auf und machte dabei die Wohnung sauber, während Kakashi mit Iruka seine Sachen holen ging.  

Auch Kurama bekam sein Platz in der neuen Wohnung und war offiziell ein Haustier, was Kin mitgebracht hatte. Sprechen war ihm damit untersagt, sobald 'nicht eingeweihte' in der Nähe waren. Auch mit Kin sollte er vorerst nicht reden, solang der Junge dies noch nicht verstand.

 

Am Abend dieses Tages saßen Kakashi, Iruka und Tsunade nochmals zusammen und feilten die Details aus. Kin lag bereits in seinem Bett, welches er jedoch nicht sofort akzeptieren wollte. Kakashi musste sich dazu legen und warten, bis der Junge eingeschlafen war. Solche Abende würde sicher noch öfter auf den Mann zukommen. 

„Was antwortest du, wenn dich jemand fragt, wo der kleine herkommt?“, fragte Tsunade an den jungen Vater gewandt, als dieser wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen war. Er musste die Details glaubwürdig rüber bekommen, damit niemand einen verdacht hegte. 

„Er hat nachts vor meiner Tür gestanden mit einem Brief und seinem kleinen Fuchs. In dem Brief stand, das ich der Vater des Jungen wäre und auf ihn aufpassen soll.“, antwortete dieser. 

„Wann war das?“, fragte sie weiter. 

„Ende September war das bereits.“ 

„Warum hat das vorher niemand mitbekommen?“ 

„Er war Krank und wurde deswegen nicht im Dorf gesehen. Du hast ihn vom ersten Tag behandelt. Jetzt ist er wieder Gesund.“ 

„Bist du wirklich sein Vater?“, fragte diesmal Iruka. 

„Zu Anfang wollt ich es nicht glauben, aber Tsunade hat es überprüft und ich bin wirklich der Vater.“ 

„Wer ist die Mutter?“ 

„Wissen wir nicht und Kin offenbar auch nicht.“

Kakashi seufzte. Das waren zwar nicht viele Details, aber dennoch musste er sie immer wieder durchgehen. So sehr, bis er selbst daran glaubte, das sie wahr sind. Auch wenn er die Wahrheit kannte. 

„Was wollen wir sagen, wenn uns jemand fragt, was der kleine hatte? Immerhin behaupten wir ja, er wäre zu Anfang Krank gewesen.“, wollte Kakashi darauf von Tsunade wissen. 

„Ich hab beobachtet, das kleine Verletzungen recht schnell heilen. Ich musste ihm ja auch Blut abnehmen, da ich morgen seine DNA untersuchen werde. Bei den Einstichstellen konnte ich zuschauen, wie sie innerhalb von wenigen Sekunden vollkommen verschwunden waren. Wie das bei größeren Kratzern oder Verletzungen aussieht, kann ich nicht sagen. Ich könnte in seiner Akte einen Eingriff am Blinddarm vermerken. Wenn der später nochmal Probleme machen sollte, dann behaupten wir einfach, der wäre wieder nachgewachsen - was bei der rapiden Regeneration von Kin nicht einmal so abwegig klingen würde. Das wäre unter anderem auch ein Grund, warum der Jung länger im Krankenhaus gewesen sein könnte und es sind vom Ende September nun immerhin knapp 2 Wochen, die er angeblich schon hier ist.“, schloss Tsunade ihre Überlegungen und seufzte einmal. Die Männer hatten ihren Gedanken aufmerksam gelauscht und nickten darauf. 

„Die Erklärung ist gut. Vor allem da wir nicht wissen, ob er noch immer so resistent gegen die typischen Krankheiten ist, wie zuvor. Ich weiß, das Kushina damals auch einen Eingriff am Blinddarm hatte, obwohl sie als Jinchuuriki gegen fast alles resistent war.“, deutete Kakashi und Tsunade nickte darauf. 

„Das Stimmt. Würde ich ihm eine typische Kinderkrankheit andichten und danach stellt sich raus, das er aber resistent dagegen ist, dann würde das spätestens in ein paar Jahren auffallen.“ 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Iruka nach einigen Momenten der Stille und gähnte darauf herzhaft. 

„Ich werde mir morgen seine DNA genauer anschauen und mich auch um die Akten im Krankenhaus kümmern, damit Kin offiziell da war. Dann bin ich erst Mal wieder weg. Ich kann Shizune nicht zu lang mit Jiraiya allein lassen. Er ist recht anstrengend und stellt sicher einen Haufen Dummheiten an, mit denen er Shizune nur überfordert.“, deutete Tsunade an und seufzte bei dem Gedanken an ihren Freund und 'Pflegefall'. 

„Immer noch so schlimm?“, wollte Kakashi darauf wissen. Er machte sich auch große Sorgen im den alten Kauz. War dieser doch ein guter Freund und der Sensei seines Senseis gewesen. 

„Minatos Tod hat ihr sehr aus der Bahn geworfen. Ich will gar nicht wissen, wie er darauf reagieren wird, das nun auch Naruto  nicht mehr lebt.“ Tsunade wandte ihren Kopf in die Richtung der Tür hinter der Kin sein Zimmer hatte. „Der Kleine ist nicht mehr Naruto Uzumaki. Er ist Kin Hatake und dein Sohn Kakashi. Naruto IST Tod. Das muss uns allen bewusst sein, wenn wir verhindern wollen, das jemand die Wahrheit erfährt. Nur so können wir den Kleinen beschützen.“ 

Ein weiteres Mal trat Stille ein und Kakashi ließ sich die Worte nochmal durch den Kopf gehen. Er musste sie sich verinnerlichen. 

„Iruka, sag mal...“, begann er einige Minuten später und sah den angesprochenen an. „Was hältst du davon Kins Pate zu werden?“  

„Was?“ Iruka sah Kakashi erstaunt an und wusste zunächst nicht was er antworten sollte. 

„Ich werde sicher trotz der Tatsache, das ich nun Vater bin, ab und an einige Missionen machen müssen. Es muss ja auch Geld reinkommen. Du bist der einzige, dem ich Kin anvertrauen würde, wenn ich nicht im Dorf bin. Neben dir Tsunade natürlich, aber du hast ja mit Jiraiya genug zu tun.“, erklärte er seine Gedanken und sah beim letzten Satz Tsunade an, welche zustimmend nickte. 

„Ich wäre gern Kins Pate.“, gab Iruka mit einem lächeln zu und freute sich, das er weiter an dem Leben des kleinen Teilhaben durfte.

 

Der darauf folgenden Morgen begann für Kakashi früher als erwartet. Kin war bereits um vier Uhr morgens auf den Beinen, hell wach und wollte spielen. Vorzugsweise mit seinem Papa, in dessen Bett er gekrochen war. Kakashis Begeisterung hielt sich in grenzen und erreichten recht schnell den Nullpunkt, als er einen Blick auf die Uhr warf. Aber da musste er nun durch. Gedanklich machte er sich schon eine Notiz dafür, dass er die Schlafzeiten seines Sohnes in den nächsten Tagen beobachten sollte. Notfalls würde er Kin einfach etwas später ins Bett bringen, damit der Junge morgens etwas länger schlief.  

Eine Zeit lang tobten sie in Kakashis Bett herum, bis ein lautes Grummeln zu vernehmen war, welches eindeutig von Kins Bauch zu kommen schien. Verwundert schaute der Junge zu seinem Bauch hinab und wusste den Grund für das Geräusch nicht einzuordnen. 

„Tja, dein Bauch kann auch reden.“, kicherte Kakashi, der den verwirrten Blick seines Sohnes niedlich fand. 

„Warum?“

Nun war Kakashi überrascht. Ein neues Wort!  „Du hast Hunger.“ 

„Warum?“ 

„Ähm...“ Ja? Was antwortet man jetzt darauf? Kann man einem 4 Jährigen schon erklären, warum man Hunger hat und das der Körper Nahrung braucht? Wohl eher nicht. Allerdings wusste Kakashi nicht, wie er dies sonst erklären soll. „Erkläre ich dir später. Komm mit in die Küche, da bekommst du was zu knabbern.“, wich er der Frage schließlich aus und rechnete schon mit dem nächsten 'Warum?', doch sollte dies ausbleiben.  

Es war noch immer sehr früh, gerade mal sechs Uhr morgens. Viel zu früh für Kakashis Geschmack, um schon zu frühstücken. Doch konnte er den Kleinen ja auch nicht hungern lassen, wenn dessen Bauch schon lautstark um Beschäftigung bettelte. Vorerst müsste sich Kin mit Cornflakes begnügen. Richtig frühstücken würden sie später.  

Während Kakashi eine Schale aus dem Küchenschrank kramte, krabbelte Kin bereits auf einen Stuhl am Küchentisch und schaute anschließend neugierig seinem Papa zu.

Mit Milch oder lieber ohne? Eine Antwort würde Kakashi wohl nicht bekommen, daher stellte er seinem Sohn die Schale Cornflakes zunächst ohne Milch hin und ließ den Jungen üben, mit einem Löffel umzugehen. Immerhin war dies das erste Mal für Kin, das er einen Löffel benutzte und so gab es keine unnötige Sauerei.  

Amüsiert beobachtete Kakashi nun, wie der kleine Kin versuchte die Flakes auf seinem Löffel zu behalten. Es dauerte nicht lang und der Knirps hatte den Bogen raus, wodurch Kakashi sich nun von einem anderen Gedanken ablenken ließ. Eine Kleinigkeit hatte er bisher völlig verdrängt und nun sollte er sich doch mal überlegen, was er nun machen sollte. Maske oder keine Maske? Zu Hause, wenn er mit Kin allein war, würde er sie natürlich ablassen. Aber was machte er im Dorf? Er liebte es, ein Geheimnis daraus zu machen, was sich hinter der Maske verbarg. Aber wie sollte er Kin erklären, warum er im Dorf mit Maske herum lief und zuhause nicht? Er war sich auch nicht sicher, wie Kin allgemein darauf reagieren würde, wenn er die Maske nun wieder aufsetzte.  

Seufzend und noch immer unschlüssig wandte er seine Gedanken wieder zu Kin und seinen Cornflakes. Der Knirps war fertig und schaute seinen Papa mit fragenden Blick an. Jedes andere Kind könnte Kakashi nun fragen, was der Junge möchte, doch nicht bei Kin. Noch nicht. Dafür müsste der Junge zunächst etwas mehr reden. 

„Möchtest du mehr?“, fragte er den Jungen, doch Kin schüttelte nur den Kopf.

„Möchtest du etwas trinken?“

Diesmal schien Kin zu überlegen und öffnete und schloss den Mund mehrmals, bevor er ein unsicheres „Ja“ heraus brachte, was mehr nach einer Frage, als nach einer Antwort klang. 

Lächelnd schaute Kakashi den Jungen an und schüttelte leicht den Kopf. „Du brauchst keine Angst zu haben. Selbst wenn die Worte noch falsch rüber kommen sollten, vor mir kannst du alles sagen. Jedes Kind brabbelt anfangs Unsinn, wenn es sprechen lernt. Trau dich einfach.“ Es war ein Versuch den Jungen etwas Mut zu machen. Bisher war Kin sehr still gewesen, aber vielleicht redete er demnächst ja wirklich etwas mehr. 

„Und was möchtest du nun trinken?“, wollte er kurz darauf wissen und drehte sich bereits zum Schrank, um ein Glas heraus zu nehmen. 

„Saft.“

Mit einer so direkten Antwort hatte Kakashi nun nicht gerechnet. Eher hatte er angekommen ein weiteres Mal rätseln zu dürfen.  

Den Vormittag wollte Kakashi mit seinem Jungen im Dorf verbringen. Einige Sachen hatten sie am Vortag schon besorgt, jedoch fehlte dem Jungen noch etwas Kleidung zum wechseln und auch um essen musste er sich noch kümmern. Das würde ein langer Tag werden. Nachdem er dem Jungen ein Glas Saft gegeben hatte, ging er ins Bad um sich frisch zu machen. Es war nun schon fast sieben Uhr und Kin musste ja auch noch fertig gemacht werden.  

Anschließend in seinem Zimmer fiel Kakashis Aufmerksamkeit jedoch zunächst auf etwas anderes. Sein Icha-Icha Buch lag auf dem Nachttisch. Noch konnte Kin zwar nicht lesen und in dem Buch gab es zum Glück keine Bilder, aber für die Zukunft musste er sich einen anderen Platz dafür suchen. Ob Kin wohl auch Bücher mochte? Vielleicht sollten sie auch einen Stop im Buchladen machen und nach einigen Büchern schauen, die für Kin geeignet waren. Das würde wirklich ein langer Tag werden.  

Bei einem Blick in seinen Kleiderschrank fiel Kakashi schließlich auf, das er selbst kaum neutrale Kleidung besaß. Seine Uniformen dominierten den Inhalt des Schrankes und neben den Shorts gab es nur noch zwei normale Shirts. Er selbst sollte sich vielleicht auch noch das ein oder andere zulegen. 

Eine Stunde später stand Kakashi in einem blauen Shirt und einer schwarzen ANBU Hose - und ohne seine Maske - im Flur und hatte es endlich geschafft Kin einzufangen. Der Junge wollte sich zunächst nicht umziehen und flüchtete. Letztlich fand er das fangen Spielen so lustig, das er nicht mehr aufhören wollte. Nun wurde aber auch Kin umgezogen und bekam ebenfalls ein blaues Shirt an und dazu eine kurz blaue Hose. 

Kurze Zeit später ging es dann auch schon los ins Dorf. 

 

Gegen Mittag standen Vater und Sohn vor dem Buchladen und schauten sich einige Bücher an, welche vor dem Laden angepriesen wurden. Kakashi hatte einen guten Tag erwischt, den heute waren viele Kinderbücher für den halben Preis im Angebot. Kin blätterte gerade einem Buch mit vielen Tierbilden, als eine kleine Gruppe auf die beiden zukam. 

„Kakashi, bist du das?“, fragte ein großgewachsener Mann mit dunklen Haaren. Er trug einen grünen Kampfanzug und die Weste der Konoha-Nin.

Kakashi atmete einmal tief durch und drehte sich zu dem Mann um, von dem er angesprochen worden war. „Wer sollte ich den sonst sein? Hallo Gai.“ Eigentlich wollte Kakashi keine Regung zeigen, aber bei diesem verwirrten Blick seines Rivalen musste er schmunzeln. 

„Du trägst keine Uniform – und auch keine Maske.“ Die Verwirrung war perfekt. Wenn er gewusst hätte, das er Gai so einfach aus seinem Konzept bringen konnte, dann hätte er dies schon viel früher mal gemacht. Die anderen Drei waren eher sprachlos, aber nicht wegen Kakashi, den kannten sie ja kaum. Eher waren sie verwundert, weil ihr Sensei so verwirrt war. Lange kannten sie den zwar auch noch nicht, da sie erst seid einigen Wochen seine Schüler waren, aber so hatten sie ihn bisher noch nicht gesehen. 

„Ich wurde beurlaubt.“, meinte Kakashi nach einigen Minuten, in denen er von Gai angestarrt wurde. 

Gai wollte dieser Aussage nicht glauben. Kakashi und Urlaub? Niemals! Da war doch etwas faul. „Hast du was angestellt?“, wollte er wissen und sah seinen Rivalen gespannt an. 

„Nein, natürlich nicht.“ Kakashi verdrehte etwas genervt die Augen. Was Gai nur wieder dachte... Der Typ hatte echt einen Knall. Wie er wohl reagiert, wenn er den Grund kennt? Kakashi musste schmunzeln. „Ich bin nur … unerwartet Vater geworden.“, gestand er und kratzte sich am Kopf. 

Der Schock stand Gai ins Gesicht gemeißelt. Mit großen Augen stand er da und starrte seinen Rivalen an. Kakashi... Vater... Kakashi... WAS BITTE? „Du willst mich wohl veralbern?“ 

„Nein, das war ernst gemeint.“ Kakashi drehte sich halb und warf einen Blick auf Kin. Dieser hatte das Buch bereits zur Seite gelegt und schaute zu seinem Vater – unschlüssig, ob er zu seinen Vater gehen oder lieber dort warten sollte. „Komm her Kin, die beißen nicht.“, winkte Kakashi den Jungen heran und nahm den kleinen an die Hand. Er hatte in den letzten Stunden bemerkt, das Kin bei Fremden recht schüchtern war. 

„Die Ähnlichkeit ist verblüffend.“, stellte einer von Gais Schülern fest. Sein Name war Lee. 

„Ist der niedlich.“ Die Bemerkung kam von Tenten, dem Mädchen des Teams. 

„Die Augen sind anders. So eine Farbe ist sehr ungewöhnlich.“ Das kam von Neji. Dieser Junge war mehr der ruhigere der Genin Gruppe und sonst eher der abweisendere Typ, daher überraschte es Kakashi etwas, das dieser sich doch tatsächlich vor Kin hockte und sich die Augen genauer ansah. Kin hingegen schien gleichermaßen fasziniert und schaute in Nejis Augen, als wenn er ahnten würde, das an diesen etwas anders ist. 

„Du und Vater. Ich glaub es nicht.“  

„Nicht nur du Gai, ich kann es auch noch nicht wirklich glauben. Aber er ist mein Sohn.“ Kakashi war dankbar für die ständigen Wiederholungen des gestrigen Abends. Wenn er sich die Tatsache nicht hunderte von Malen erneut ins Gedächtnis eingebrannt hatte, dann wäre die Situation nun wohl etwas schwieriger. Doch zu seiner eigenen Überraschung fiel es ihm nun recht leicht die Behauptungen glaubhaft rüber zu bringen. 

„Jeder, der was anderes behauptet, musste Blind sein.“ 

Noch eine Weile redeten sie mit einander und Neji half dabei einige Bücher für Kin auszusuchen. Durch seine kleine Cousine Hanabi, welche nicht viel älter war, wusste er noch, welche Art Bücher für das alter geeignet war. Tenten half beim aussuchen einiger Kleidungsstücke und Lee tobte mit Kin ein Weilchen über den Spielplatz.  

Zu Kakashis Überraschung, war am Abend dieses doch recht aktiven Tages, noch immer kein Ende in Sicht. Nach dem Abendessen tobte der Junge noch eine ganze Zeit weiter. Wo nahm der Knirps nur die Energie her? Kakashi war schon völlig am Ende. Zuerst um vier Uhr morgens aufstehen, dann den ganzen Tag Aktion und nun? Er war kurz vorm einschlafen und Kin zeigte nicht einmal den kleinsten Anschein von Müdigkeit. Es war schon fast elf, als der kleine zu Kakashi aufs Sofa krabbelte und an seinen Vater angekuschelt einschlief.

Kapitel 2 - Hyperaktiv

„Uuuh... Sexy!“ Das war der erste Gedanke, welcher sich in Tsunades Verstand mogelte und alle anderen Dinge kurzzeitig außer Reichweite schob. Leider hatte sie ihn ausgesprochen, weshalb Kakashi nun leicht errötet vor ihr stand. Ohne Maske, ohne Oberteil, nur in Jogginghose und überwiegend nass – weshalb die Sannin nun ein leises kichern von sich gab.

>Ähm, ja. Danke! War das jetzt nur laut gedacht oder als Kompliment gemeint?< Kakashi war sich nicht sicher und beschloss den Gedanken vorerst zu verdrängen. „Hallo Tsunade, komm doch rein.“, bat er die Ältere und trat einen Schritt zur Seite um sie vorbei zu lassen.

„So wie du aussiehst, tippe ich mal... das Kin in der Wanne sitzt.“

„Ist das so offensichtlich?“ Kakashi schloss mit einem seufzen die Tür.

„Wenn man ein kleines Kind badet, ist man danach oft auch selbst gewaschen.“, gab sie mit einem weiteren Kichern von sich und marschierte direkt in Richtung Bad, wo gerade ein nasser Fuchs aus der Wanne flüchtete – oder es zumindest versuchte. Schnell fischte sie Kurama aus der Wanne und drückte ihn Kakashi in die Arme. „Leg du mal den Fuchs trocken, ich passe solang auf Kin auf.“

„Wie bist du den in der Wanne gelandet?“, wollte er kurz darauf vom Fuchs wissen, nachdem er diesen in ein Handtuch gewickelt hatte und ins Wohnzimmer trug.

„Kin war offenbar der Meinung, das ich auch ein Bad nötig habe. Da passt man einen Moment nicht auf und schon wird man ertränkt.“, schmollte dieser und ließ sich darauf grob abtrocknen.

Kakashi musste sich ein kichern verkneifen. Der große böse Kyuubi fast ertränkt von seinem eigenen Sohn. Toller Badeunfall. Den Mann erstaunte es in den letzten Tagen immer wieder, wie gelassen der Fuchs doch war und gar nicht so bösartig, wie man sich diesen vorstellte. Ob Kurama diese Seite nur von sich zeigte, weil er jetzt einen Sohn hatte, für den er ebenfalls da sein wollte, oder ob er allgemein so war, das konnte Kakashi nicht einschätzen.

Ein Blick auf die Uhr verriet dem Jonin, das es schon fast Mittag war und Kin schon über eine Stunde in der Wanne saß. Wurde langsam Zeit, den Kleinen aus dem Wasser zu holen. Er wollte sich gerade Richtung Bad wenden, da kam Tsunade bereits mit Kin auf dem Arm ins Wohnzimmer und setzt den Jungen auf dem Sofa ab. Kakashi staunte nicht schlecht. Kin war überwiegend trocken – bis auf die Haare, die waren noch leicht feucht – und auch schon angezogen. Ein Blick auf Tsunade offenbarte ihm noch eine andere Kleinigkeit.

„Wie hast du es geschafft ihn so schnell aus der Wanne zu bekommen? Und wie kommt es das du noch trocken bist?“ Kakashi war verblüfft. Woher hatte Tsunade nur soviel Erfahrung mit Kindern? Sie hatte selbst doch keine gehabt.

„Das bleibt mein kleines Geheimnis.“, antwortete sie mit einem Grinsen und setzte sich zu Kin auf das Sofa. „Mit etwas mehr Erfahrung schaffst du das auch.“

„Oma“ Erstaunt blickte Tsunade nun zu Kin, der sie doch wirklich gerade als Oma bezeichnet hatte. So alt sah sie doch gar nicht aus. Leicht verwirrt warf sie nun mit einen fragenden Blick zu Kakashi.

„Das hat er nicht von mir!“, stellte dieser sofort klar und hob abwehrend die Arme.

„Wie kommst du den auf Oma?“ Tsunade war nun wirklich neugierig. Sicher, sie fand es toll, das der kleine so einen Bezug zu ihr zu haben schien. Aber wie kam er darauf? Ein weiteres Mal ließ Kin die beiden Erwachsenen staunen und stellte sich vor Tsunade auf das Sofa. Er strich sanft über ihre Stirn, an der Stelle, wo eine kleine lila Raute zusehen war.

„Da“, sagte der Kleine darauf und nahm die Hand anschließend wieder weg.

„Kann er etwa sehen, was dein Siegel macht?“ Kakashi setzt sich aufs Sofa und zog Kin auf seinen Schoss. „Kannst du es sehen?“, fragte er darauf den Jungen nochmal und sah dem Kleinen in die Augen.

Tsunade schien noch über die Frage nachzudenken und so bekam sie nicht sofort mit, was Kin als nächstes machte. Er schob das Stirnband von Kakashis linkem Auge und sah in dessen Sharingan. „Da“, meinte der Junge ein weiteres Mal und legte seine rechte Hand auf die Wange seines Vaters.

„Tsunade, schau mal! Seine Augen...“ Kakashi starrte noch immer seinem Sohn in die Augen, welche fast so aussahen wie zuvor, mit einer kleinen Veränderung. Kurz betrachtete sie Kins Augen, konnte auf dem ersten Blick jedoch nichts erkennen. „Sie sind golden. Was meinst du?“

„Die Punkte.“, meinte dieser nur und ein weiteres Mal blickte sie in die Augen des Jungen.

„Stimmt. Die waren da vorher nicht.“, stellte sie darauf fest und betrachtete weiter die Augen.

„Denk dir das Gold mal weg und mach ein Rot daraus.“

Leicht verwirrt kam Tsunade dem nach und begriff nun endlich, worauf Kakashi anspielte.

„Sharingan... Imitiert er gerade dein Sharingan?“

„Möglich. Die Punkte sind die Gleichen, nur die Farbe ist anders. Sie sind auch erst aufgetaucht, nachdem er sich auf mein Sharingan fixiert hatte.“

„Papa?“, gab der Kleine kurz darauf von sich und sah seinen Vater fragen an. Seine Hand hatte Kin wieder aus Kakashis Gesicht genommen und die Punkte waren kurz darauf verschwunden. „Was möchtest du?“ Kin antwortete seinen Vater nicht. Stattdessen kniff er die Augen einmal kurz zusammen und blinzelte darauf einige Male, bevor er sich bei seinem Papa anlehnte und weg döste.

„Das scheint ihn angestrengt zu haben.“ Sanft strich Kakashi über Kins Rücken, worauf sich der Junge noch etwas näher an seinen Vater kuschelte. Tsunade untersuchte ihn kurz, nur um sicher zu gehen, das dem Kleinen nichts fehlte. „Ist aber alles in Ordnung. Er ist nur etwas müde.“

„Kurama, was genau ist das für eine Fähigkeit?“, wollte Kakashi kurz darauf vom Fuchs wissen. Dieser lag auf dem anderen Sofa und hatte bisher nur zugehört. Da der Junge nun aber zu schlafen schien, konnte er nun reden.

„Woher soll ich das wissen?“, war zunächst das Einzige, was sie als Antwort bekamen.

„Du hast ihm doch die Augen gegeben.“, merkte Kakashi darauf an und schien verwirrt.

„Das heißt aber nicht, das ich weiß, was sie machen.“, stellte der Kyuubi darauf klar und erklärte den Menschen seine Gedanken dazu: „Ich wollte ihn etwas einmaliges schenken, was ihn besonders macht. Ich hab mein Chakra in seine Augen fließen lassen, um ihre Farbe zu ändern. Das sich dadurch auch ein neues Don-Jutsu entwickelt, konnte ICH doch nicht ahnen.“

„Also noch eine Sache, über die ich Buch führen muss.“

„Was den noch?“, fragte Tsunade darauf verwundert.

„Schlafzeiten.“, deutete er kurz an seufzte darauf. „Gestern war er um 4 Uhr morgens wach und ich hab ihn erst gegen 23 Uhr ins Bett bekommen. Heute war er dann auch schon wieder um 5 Uhr auf den Beiden.“

„Das könnte an mir liegen.“, sprach der Fuchs und bekam zwei fragende Blicken zugeworfen. „Wir Dämonen haben allgemein mehr Energie und brauchen kaum Schlaf - und er hat immerhin etwas von meinen Genen in sich. Durch die Veränderung kann es sein, dass seine dämonischen Gene nun auch etwas aktiver sind als vorher. Wenn sie ihn in dieser Hinsicht beeinflussen sollten, dann braucht er nicht soviel Schlaf wie andere Kinder.“

„Oder anders ausgedrückt: Kin leidet an einer dämonischen Version von Hyperaktivität.“, kicherte Tsunade darauf und hätte fast laut losgelacht, als sie Kakashis entsetzten Blick bemerkte.

„Und ich Leide demnächst an Schlafmangel!“, seufzte dieser kurz darauf und schüttelte leicht den Kopf. Ein Hyperaktiver kleiner Halbdämon brachte ihn um den Schlaf. >Halbdämon? Konnte man das wirklich so bezeichnen?< Kakashi war es in diesem Moment egal.

„Versuch es mit Training. Der Einsatz von Chakra erschöpft junge Dämonen noch stark. Das sieht man ja gerade auch ganz gut.“, schlug der Kyuubi vor und dachte noch einen Moment darüber nach. „Aber es wäre besser, wenn das erste Training nicht in Dorfnähe stattfindet.“

„Warum nicht?“, fragten Kakashi und Tsunade gleichzeitig und waren verwirrt.

„Wir wissen nicht, was meine Gene bei ihm bewirkt haben. Als er das Siegel noch hatte, war alles, was zu mir gehörte, unterdrückt. Seine dämonischen Gene waren allgemein kaum ausgebildet. Bis auf seine Regeneration war nichts vorhanden. Wenn Kin hier in der Nähe sein Chakra so benutzt, das anderes das mitbekommen, und eine dämonische Präsenz zu spüren sein sollte, dann könnte das unangenehme folgen haben.

„Eben ist doch auch nichts passiert.“, wunderte sich Kakashi. Er hatte kein Chakra bei Kin spüren können, als dieser das Sharingan imitiert hatte, wodurch der Jonin nun noch mehr verwirrt war.

„Das war ein passiver Einsatz von Chakra. Er hat das Sharingan zwar eben mit seinem Don-Jutsu imitiert, aber ansonsten nicht benutzt, wodurch es passiv blieb. Ich rede vom aktiven Einsatz.“

Immer wieder etwas neues. Was sie heute nicht alles über Dämonen und den kleinen Kin lernten. Verwirrt waren Kakashi und Tsunade dennoch ein wenig und das sah Kurama ihnen auch an, weshalb er beschloss es noch etwas genauer zu erklären: „Bei uns Dämonen ist das halt ein Unterschied. Die Regeneration ist auch ein passiver Einsatz von Chakra. Wenn man dies jedoch bewusst benutzt, oder auf eine andere Person ausweitet, dann ist es wiederum Aktiv. Dafür ist Kin jedoch noch viel zu Jung und es bedarf sehr viel Training, um sich dabei nicht versehentlich selbst tötet.“

Verstanden hatte Kakashi nun, was Kurama gemeint hatte. Blieb nur noch das Problem mit dem Training. Wie bekam er Kin aus dem Dorf, um mit ihm zu trainieren? „So weit kann ich dir folgen. Bleibt nur noch die Frage, wie genau ich das mit dem Training machen soll. Mit dem Knirps auf eine Trainingsreise zu gehen wäre unklug. Zum einen ist er zu jung und zum anderen würde es auffallen, wenn ich immer längere Ausflüge mit ihm mache, nur um ihn zu trainieren...“

Einige Minuten überlegten sie, was man des bezüglich tun könnte, bis Tsunade einen Blick auf die Uhr warf und feststellte, das sie spät dran war. „Ich muss jetzt erst einmal zum Hokage und ihm Bescheid geben, das ich nun wieder aufbreche. Ich wollt mich vorher nur von euch Beiden verabschieden. Vielleicht hat er eine Idee, was wir machen können. Solang wirst du Kin anders beschäftigen müssen.“

Nickend stimmte Kakashi dem zu und meinte darauf: „Notfalls lass ich ihn einfach wieder mein Sharingan für einige Minuten imitieren, wenn er gar nicht schlafen will...“

Leise lachend verabschiedete sich Tsunade und machte sich auf den Weg zum Hokageturm.

Kapitel 3 - Vertrauen

Es waren schon einige Stunden vergangen, seid Tsunade mit dem Hokage gesprochen hatte. Der Abend war angebrochen und das Dorf hatte sie bereits verlassen. Der Hokage der dritten Generation saß noch immer in seinem Büro und dachte über die Situation nach. Er hatte schon eine Möglichkeit für Kins Unterricht ausgetüftelt, nur wusste er nicht, was Kakashi davon halten würde. Eines wusste der Hokage jedoch. Er brauchte dafür etwas Hilfe.

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und nachdem er mit einem 'Herein' bestätigt hatte, das der Klopfende eintreten durfte öffnete sich die Tür und sein Sohn Asuma betrat das Büro.

„Du wolltest mich sprechen, Vater?“

„Ich habe etwas mit dir vor. Du wirst mich gleich begleiten.“, deutete dieser an und räumte einige Akten zurück in eine Kiste.

Leicht verwundert betrachtete Asuma seinen alten Herrn und wartete geduldig, bis dieser fertig war. Jedoch ging es nicht sofort los. Der Hokage lehnte sich darauf mit einer Hüfte an seinen großen Schreibtisch und musterte seinen Jungen genau, während er überlegt, ob er wirklich das richtige Tat.

„Bevor wir jedoch dorthin gehen, muss ich eines Klarstellen!“, begann der Ältere und sah seinen Sohn scharf an. „Alles, was du heute Abend hören wirst, unterliegt absoluter Geheimhaltung. Du darfst mit NIEMANDEN darüber reden. Mir wäre es selbst lieber, wenn ich nicht noch weitere in dies Thema mit einbeziehen müsste, doch brauche ich noch eine weitere Person, der ich vertrauen kann. Du bist mein Sohn Asuma... und ich vertraue darauf, das du keine Scheiße baust!“ Den letzten Satz hatte der Hokage mit einer solchen Härte ausgesprochen, das Asuma fast vor Schreck die Zigarette aus dem Mund gefallen wäre.

Einen Moment brauchte er um das Gesagte zu verdauen.>Ui... Worum auch immer es geht, das muss ein heikles Thema sein! War das nun eine Bestätigung dafür, das er mir vertraut oder eine Drohung, damit ich es nicht vermassle? Ich sehe es mal als beides an.< Letztlich nickte er seinem Vater zur Bestätigung zu und dieser setzte sich nun auch in Bewegung und verließ den Raum. 

 

Einige Minuten später standen sie vor Kakashis neuer Wohnung. Asuma war überrascht Kakashis Namen an der Klingel zu lesen, denn er wusste bisher noch nicht, das dieser umgezogen war. Als Kakashi dann die Tür öffnete und ohne Maske vor Asuma stand, war der Mann so geschockt, das ihm diesmal wirklich die Zigarette aus dem Mund fiel. >Was ist den hier los? Da ist doch was Faul!<, dachte er sich und musterte seinen Freund misstrauisch aber auch interessiert, den auch Asuma hatte Kakashi bisher nicht ohne die Maske sehen dürfen.

„Nabend.“, grüßte der Hatake und schmunzelte, als er sah, das Asuma doch wirklich die Zigarette verloren hatte. „Gut das du deine Zigarette schon verschwinden lassen hast. In meiner neuen Wohnung wird nicht mehr geraucht!“, deutete er noch an und ließ die beiden Männer eintreten.

Im Wohnzimmer angekommen sahen sie Kin vor dem Couchtisch knien. Er hatte Essstäbchen in der Hand und versuchte damit Gummibärchen aus einer Schale bis in seinen Mund zu führen, was jedoch nicht so klappen wollte, wie der kleine Junge das offenbar gern hätte.

„Du kannst ihn aber nicht nur mit Gummibären füttern.“, meinte der Hokage, als er dies sah.

„Er hatte vorher auch richtiges Abendbrot. Das ist jetzt nur zur Beschäftigung. Lernen muss er ja eh, wie man mit den Stäbchen isst. Und solang er Spaß daran hat...“

Asuma stand noch in der Tür zum Wohnzimmer, hatte sich an den Türrahmen gelehnt und beobachtete, wie sein Vater sich zu dem kleinen Jungen auf das Sofa setzte, während Kakashi sich neben diesem auf den Boden niederließ. Erstaunt betrachtete er die Szene und auch den Knirps, welcher eine starke Ähnlichkeit mit Kakashi hatte.

„Tsunade hat erzählt, das er jetzt einige neue Worte sagt.“

„Ja, da hat er gestern mit angefangen. Heute Mittag hat er sogar Tsunade als Oma bezeichnet.“

„Das hat sie mir auch erzählt.“, schmunzelte der Hokage und streichelte dem kleinen Jungen über den Kopf. Dieser hatte bisher hoch konzentriert mit den Essstäbchen gearbeitet und noch gar nicht bemerkt, das sie nun Besuch hatten. Leicht zuckte er zusammen und sah sich nach dem Besitzer der Hand um, welchen er dann anlächelte.

„Schau mal Kin, wen ich mitgebracht hab.“, meinte der Alte und zeigte Richtung Tür. „Das ist mein Sohn Asuma.“ Kin schaute den Mann an der Tür verwundert an und musterte diesen - und Asuma starrte zurück.

„Sohn?“, meinte Kin kurz darauf in einem fragenden Ton, schüttelte einen Moment später den Kopf und widmete sich wieder seinen Gummibären.

„Was? Glaubst du mir etwa nicht?“, fragte der Hokage darauf leicht verwundert. Asuma war ebenfalls verwundert. Langsam löste er sich von der Wohnzimmertür und ging auf das zweite Sofa zu, um sich gegenüber von seinem Vater niederzulassen. Den kleinen Fuchs, neben den er sich gesetzt hatte, beachtete er dabei nicht.

Kin warf einen weiteren Blick auf Asuma, der nun vor ihm auf dem Sofa saß und schaute diesen nochmals an, bevor er mit einem „Nein“ antwortete.

„Warum nicht?“, wollte diesmal Asuma wissen und wartete einige Minuten vergebens auf eine Antwort. Kin hingegen durchlöcherte diesen mit seinen Blicken und schien angestrengt nachzudenken. Letztlich bekamen die Erwachsenen ihre Antwort: „Zu Alt“

Während diese Aussage bei Vater und Sohn Sarutobi auf Unverständnis stoß, da sie unter anderem nicht verstanden, wie es gemeint war, ließ Kakashi sich nach hinten wegfallen und hielt sich den Bauch vor lachen. Kurama kringelte sich ebenfalls vor lachen, was Asuma zusätzlich verblüffte, da er den Fuchs zuvor für ein Kuscheltier gehalten hatte.

„Ich versteh gerade nicht so ganz, wie er das meint.“, gab der Hokage zu und beobachtete weiter den kleinen Jungen.

Es dauerte einige Minuten, bis Kakashi sich wieder so weit im Griff hatte, das er den Kage über Kins Gedanken aufklären konnte: „Das kann ich dir erklären. Asuma ist zu Alt, um ein Kind zu sein, weshalb er - in Kins Augen - nicht dein Sohn sein kann. Tja, die Logik eines Kindes...“ Nun mussten auch die Sarutobis lachen.

„Kin, wir waren alle mal kleine Kinder. Auch der Hokage war mal so ein Knirps wie du.“, erklärte Kakashi darauf seinem Sohn. Kin starrte seinen Vater darauf ungläubig an. „Wenn du mir nicht glauben will, dann versuche ich es mal anders. Schau mal: So hab ich ausgesehen, als ich noch so klein war, wie du jetzt.“ Kakashi machte ein Fingerzeichen und verwandelte sich mit dem 'Henge' in eine kleinere Ausgabe von sich selbst. Kin machte große Augen, als sein Vater plötzlich selbst aussah, wie ein kleines Kind.

„Jetzt könntet ihr als Zwillinge durchgehen.“, merkte Asuma an, da die Ähnlichkeit zwischen Kakashi und Kin nun noch besser zur Geltung kam. „Wer ist der Knirps eigentlich?“

„Stimmt, den haben wir dir noch gar nicht vorgestellt.“, stellte der Hokage darauf fest. „Asuma, das ist Kin. Kakashis Sohn.“

„Aha.“ >Kakashi hat einen Sohn? Gut, die Ähnlichkeit ist unverkennbar, aber... HÄ?< Verwirrt betrachtete Asuma den kleinen Jungen. Zum einen konnte er nicht glauben, das sein Freund auf einmal einen Sohn hatte und zum anderen hatte er noch immer die Worte seines Vaters im Kopf. „Und deswegen hast du mich eben so angefahren? So wie du auf Geheimhaltung aus wahrst, dachte ich, es ginge um eine Art Staatsgeheimnis. Das ist ein Kind!“

„Genau, das ist ein Kind... UND unser Staatsgeheimnis. Aber das verstehst du gleich, wenn wir es dir genauer erklärt haben.“, deutete der Hokage darauf an und wandte sich zu Kakashi. „Bekommst du den Jungen gleich ins Bett? Er sollte nicht dabei sein, wenn wir Asuma in diese Kleinigkeit einweihen.“

„Das schaff ich schon.“, meinte der Angesprochene darauf und erhob sich. „Los Kin, ab ins Bad!“ Kaum hatte Kakashi dies gesagt, verschwand der Junge auch schon im Eiltempo - und mit einem kichern – aus dem Wohnzimmer und stand bereits vor dem Waschbecken, als auch Kakashi das Bad erreichte. Nach dem Zähneputzen stürmte Kin wieder zurück ins Wohnzimmer und sprang mit Hokage in die Arme.

„Wo ist er den jetzt schon wieder hin?“, hörten die Sarutobis aus dem Flur.

„Er ist bei uns.“, antwortete Asuma auf die Frage und kurz darauf stand Kakashi auch schon in der Tür.

„Opa“, grinste Kin und kuschelte etwas mit dem Angesprochenem, worauf er vom älteren Sarutobi angelächelt wurde.

„Woher hat Tsunade eigentlich so viel Erfahrung mit Kindern?“, fragte Kakashi nach einigen Minuten, in denen er Kin noch etwas kuscheln lassen hat. Dabei fiel ihm auf, das Asuma diese Frage nicht sonderlich zu gefallen schien.

Der Hokage grinste hingegen auf die Frage. „Tsunade war früher oft Babysitter bei uns. Speziell mit Asuma hatte sie früher einiges zu tun.“ Leicht rot angelaufen grummelte Asuma vor sich hin, während Kakashi darauf lachen musste. „Jiraiya war auch ab und an Babysitter, aber während er das als Strafe ansah – und ich es bei ihm dadurch auch als Strafe nutzte - machte Tsunade es immer gern und hatte Spaß dabei.“

„Oh ja. An die Tage mit Jiraiya kann ich mich noch gut erinnern.“ Bei diesen Erinnerung musste Asuma nun wieder lächeln. „Du hast uns immer zu Unsinn angestiftet und wir durften sogar alles tun, was sonst verboten war, um es ihm so schwierig wie möglich zu machen.“

„Sonst wäre es ja auch keine Strafe für ihn gewesen.“, grinste der ältere Sarutobi. „Und nun zu dir keiner Mann. Du musst jetzt ins Bett. Gute Nacht Kin.“ Der Hokage drückte den Jungen noch mal und lies ihn danach wieder auf den Boden. Der Junge lief darauf kurz zu dem Fuchs und knuddelte diesen auch nochmal und verwand dann in Richtung Kinderzimmer. 

 

Eine Stunde später saßen sie zu dritt im Wohnzimmer und Asuma wurde über die Details um Naruto und Kin aufgeklärt. Die Dämonischen Gene und Kyuubi ließen sie vorerst aus. Lange schaute Asuma zwischen seinem Vater und Kakashi hin und her und wollte nicht glauben, was diese Beiden ihm gerade erzählt hatten. „Das ist nicht Naruto! Nie und Nimmer...“, meinte der 'neue' Mitwisser nach einiger Zeit.

„Stimmt, er WAR Naruto. Jetzt ist er Kin Hatake. Mein Sohn!“, kam darauf von Kakashi und Asuma kramte die Zigarettenschachtel aus seiner Tasche. Den Blick von Kakashi hatte er bereits bemerkt, kommentierte ihn mit „Kein Panik, ich geh auf den Balkon.“ und verwand nach draußen.

Darauf musste er nun erst einmal eine qualmen. Hatte er doch schon lang genug dort drin gesessen ohne eine Zigarette anzünden zu können. Angestrengt versuchte er seine Gedanken zu sortieren. Das war wirklich ein Thema für sich und er konnte die Aktion seines Vater, bevor sie den Besuch bei Kakashi angetreten hatten, nun gut verstehen.

Er hatte immer gemerkt, welche Sorgen sich dieser um den Jungen gemacht hatte und konnte auch nie verstehen, warum die Leute im Dorf nicht wissen durften, wessen Kind Naruto war. Er selbst war einer der wenigen, die es wussten. Auch bei den Gesprächen mit Kakashi war das Thema in den letzten Jahren überwiegend Naruto. Nach der dritten Zigarette betrat Asuma wieder das Wohnzimmer und setzte sich erneut auf den Platz neben dem Fuchs.

„Jetzt verstehe ich die Sache mit der Geheimhaltung. Ich glaube zwar nicht, das es noch so schlimm wäre, wie früher – Nun wissen die Leute im Dorf ja, dass er der Sohn vom Yondaime ist... war... wie auch immer! - aber Danzo und die anderen Ältesten könnten unangenehm reagieren. Immerhin hat er den Kyuubi.“

„Hatte! Er ist kein Jinchuuriki mehr.“, unterbrach Kakashi seinen Freund und wurde darauf verwundert angeblickt.

„Und wo ist jetzt der Kyuubi?“, wollte Asuma darauf wissen.

„Nun... Der sitzt neben dir.“, antwortete Asumas Vater und zeigte auf den Fuchs, der neben seinem Sohn auf dem Sofa lag.

Der Blick Asumas zeigte zunächst Verwunderung und kurz darauf Misstrauen, als der den Fuchs betrachtete. Unbewusst rückte er ein kleines Stück von dem Fuchs weg, worauf der Fuchs anfing zu sprechen. „Kein Angst, ich beiße schon nicht.“

Nun klärten sie Asuma über die noch fehlenden Einzelheiten auf, welche die Gene von Kin betrafen und die Tatsache, das auch Kyuubi offenbar der Vater des Jungen ist, das der Fuchs es war, der Naruto wiederbelebt und zu Kin gemacht hatte und das sie sich über das Ausmaß von Kins Einzigartigkeit noch nicht im Klaren waren. Ebenfalls erzählt Kakashi von dem, was er am Vormittag erfahren hatte, als Tsunade noch anwesend war.

„Alles verstanden hab ich jetzt noch nicht.“, gab Asuma zu atmete tief durch. „Aber das kommt schon noch. Das ich in dies Geheimnis eingeweiht wurde, hatte doch sicher einen Grund gehabt Vater.“

„Ja, den wüsste ich auch gern.“, meinte darauf Kakashi, der sich bisher dem Urteil des Hokage gefügt hatte. Immerhin war abgesprochen gewesen, das keine weiteren Personen eingeweiht werden und er war froh darüber, das es Asuma war, den er nun hier vor sich hatte und nicht jemanden anderes, dem er nicht weit genug vertraute.

„Es ist wegen dem Training für Kin. Ich hätte da eine Möglichkeit, allerdings möchte ich dich dabei vorerst nicht allein mit Kin lassen. Wir wissen nicht, wie er darauf reagiert wird und wenn er nicht hören sollte, ist es zu gefährlich.“, deutete der ältere Sarutobi an und schaute sich die beiden Männer genau an.

„Ich werde dir ein C-Missionen geben. Da gibt es derzeit eine, die machbar wäre. Es ist ein Botengang. Solche Missionen bekomme ich öfter rein. Kin nimmst du dabei mit und unterwegs kannst du – oder auch ihr – ihn unterrichten.“

Leicht skeptisch blickte Kakashi den Hokagen an und dachte über die Idee nach. Sie war eigentlich nicht so schlecht. Bevor er jedoch etwas dazu sagen konnte ergriff Asuma das Wort. „Verstehe, dann soll ich also mit, um sicher zu stellen, das Kin auch nichts passiert. Angreifer abwehren und auf ein kleines Kind aufpassen - von dem man nicht weiß, wie es reagiert - stelle ich mir auch nicht so einfach vor.“

Der Hokage nickte darauf. „Richtig Asuma, das war mein Gedanke dabei. Ihr beide kennt euch gut und vertraut euch.“, bestätigte der Sarutobi und schaute dabei seinen Sohn an. „Und ich habe in diesem Fall weitaus mehr vertrauen zu dir Asuma, als zu jemanden anderen, dass du Kakashi in dieser Sache gut unterstützen wirst und auch nach außen hin nichts verrätst.“

Kapitel 4 - Neue Freunde

„Gai, wie oft noch! Ich hab jetzt einen Sohn, und der geht vor!“ Kakashi war sichtlich genervt von der Hartnäckigkeit seines Freundes. Diese Wettkämpfe gingen ihm schon immer auf den Wecker, aber das Gai so nerven konnte, war ihm neu.

„Ach komm schon. Meine Schüler passen auch solang auf ihn auf.“, startete Gai den nächsten Versuch.

„Ähm. Mir fällt gerade ein, das ich noch vor habe.“ Schüler Nummer 1 verschwand im Eiltempo und hinterließ eine große Staubwolke.

„Ich muss gleich noch zum Arzt und da nehme ich Kin sicher nicht mit.“, meinte Tenten darauf, während sie Lee hinterher sah.

„Bist du Krank?“, wollte Neji wissen.

„Nein, natürlich nicht. Bei uns Mädchen sind regelmäßige Besuche beim Frauenarzt vorgeschrieben, sobald wir Genin geworden sind – bzw ab spätestens 14, wenn man keine Kunoichi ist.“, erklärte sie ihren Teampartner, worauf hin dieser rot anlief. Das hatte Neji nun wirklich nicht wissen wollen.

„Dann passt du auf ihn auf Neji!“, sprach Gai darauf in einem befehlenden Ton.

„Was? Nein! Ich muss gleich nach Haus. Meine Tante hat mich heute morgen dazu verdonnert für Hanabi den Babysitter zu spielen - als ob das bei der noch nötig wäre.“, erklärte Neji und fand den Gedanken ans Babysitten bei seiner kleinen Cousine recht nervig.

„Nimm Kin doch einfach mit, dann können die Beiden zusammen spielen und nachher holt Kakashi ihn bei euch wieder ab.“, schlug Gai vor, worauf Neji einen Moment überlegen musste. Wenn Kin und Hanabi miteinander spielten, dann wären sie beschäftigt und Hanabi würde ihn nicht wieder soviel nerven.

„Na gut.“, seufzte Neji und ging zu Kin rüber.

„Werde ich hier auch nochmal gefragt?“, wollte Kakashi darauf wissen und machte sich bereits Sorgen. Kin allein bei Fremden zu lassen fand er unklug, aber er konnte auch nicht einfach sagen, warum er nicht wollte, das Kin mitging.

„Nein! Kin geht jetzt mit Neji mit und wir machen unseren Wettkampf.“, bestimmte Gai und freute sich innerlich schon sehr auf den kleinen Wettkampf, den er mit Kakashi machen würde, da er sich etwas ganz neues ausgedacht hatte.

Gais Meinung dazu war nicht mehr zu ändern, das wusste Kakashi. Dafür kannte er seinen Rivalen zu gut. Seine Sorge bezüglich Kin war jedoch zu groß und er hoffe, das der Junge nicht unbewusst etwas anstellte. „Neji! Es werden KEINE Ninjaspiele gemacht. Wir wissen noch immer nicht, wer seine Mutter ist und was sie ihm da vererbt hat - und vor allem nicht, wie es sich auswirkt. Das ist in dem Fall nicht nur zu Kins Schutz, sondern auch zu eurem.“, meinte Kakashi kurz darauf in strengen Ton und hoffte inständig, das er damit durchkommen würde und das niemand versucht des bezüglich nachzuforschen.

„Ähm... ok?“ Leicht verwundert schnappt sich Neji die Hand vom kleinen Kin und führt ihn durch die Straßen zum Hyuuga Anwesen.

 

Kakashi konnte es nicht fassen. Er hatte sich schon wieder von Gai zu einem seiner bekloppten Wettkämpfe herausfordern lassen. Dabei sollte er besser auf Kin aufpassen, statt diesen Unsinn mitzumachen. Doch nun stand er hier auf dem Trainingsplatz, machte bei Gais bekloppten Wettkampf mit, dessen Sinn er noch immer nicht verstanden hatte – wobei er bei Gais Wettkämpfen bisher noch nie einen Sinn gefunden hatte, den man hätte verstehen können – und machte sich durchgehend Sorgen um seinen kleinen Sohn.

Derweil im Hyuuga Anwesen hatte Neji ein Auge auf die vier Kinder.

Ja, es waren vier. Den Hanabi war spontan auf den Gedanken gekommen, das sie heute ihre kleine beste Freundin einladen könnte. Diese war erst vier Jahre alt, hieß Sora und war die kleine Schwester von Hanabis Schwarm Konohamaru. Dieser wiederum war sieben und immer überall dabei, wo seine kleine Schwester war. Der 'Großer Bruder beschützt kleine Schwester'-Instinkt war bei ihm wirklich sehr enorm ausgeprägt. Hanabi fand das niedlich und die kleine sechsjährige freute sich immer, wenn ihr Schwarm in ihrer Nähe war. Die drei Kinder waren schon zusammen im Garten des Anwesen und spielten, als Neji mit dem kleinen Kin auftauchte. Sofort hatten sie den Jungen in ihre Runde aufgenommen und nun tobten sie alle vier durch den Garten.

Einige Zeit verging, in welcher Neji entspannt an der Seite saß und die Kinder nur beobachtete, bis Hanabi plötzlich unerwartet nach ihm rief.

„NEJI!“, schrie die kleine Hyuuga und beobachtete anschließend mit einem kichern, das dieser vor Schreck umgefallen war.

Während Hanabi dies offenbar lustig fand, hatte Neji eher Angst, das Kin etwas angestellt haben könnte. Die Worte von Kakashi hatte er noch immer im Kopf und kam auf die vier Kinder zu.

„Alles klar bei euch?“, fragte er in die Runde und schaute sich alle vier genau an.

„Ja, wieso?“, wollte Hanabi darauf wissen und sah ihren Cousin verwundert an.

Neji seufzte und setzte sich darauf zu den Kindern. „Weil du so geschrien hast. Ich dachte schon, einer hätte sich verletzt oder so was.“

„Nein, uns geht es gut. Ich wollt nur das du herkommst.“, erklärte Hanabi mit einem Grinsen. Sie liebte es ihren Cousin zu ärgern. Neji hingegen verdrehte seine Augen und dachte sich seinen Teil dazu. Er kannte dies Spielchen seiner Cousine schon.

„Was wollt ihr den von mir?“, fragte er darauf und schaute sich die Kinder vor ihm an.

„Warum kann Kin so wenig Sprechen?“, sprudelte es sofort aus Hanabi raus.

„Er hat erst vor ein paar Tagen angefangen es zu lernen.“, erklärte Neji und bekam drei erstaunte Gesichter zu sehen. Kin hingegen schaute eher neugierig.

„Warum?“, bohrte die kleine Sora direkt weiter.

„Weiß keiner. Seine Mutter hat ihn vor der Tür von seinem Papa ausgesetzt und ihn mit einem Brief da stehen lassen. Er konnte überhaupt nicht, außer laufen. Aber er lernt wohl recht schnell.“

Die drei Kinder staunten, als Neji dies erzählte. Sora fing sogar an zu weinen und musste von ihrem großen Bruder getröstet werden. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum eine Mama so etwas macht. Als Neji sah, wie die Kinder darauf reagierten hätte er sich am liebsten geohrfeigt. Ihm hätte klar sein müssen, das die Kinder dafür noch zu jung waren. Kin schien davon unberührt geblieben zu sein und war eher verwundert, warum die anderen drei plötzlich so traurig waren.

„Wer ist sein Papa?“, fragte Konohamaru, als sich seine Schwester wieder etwas beruhigt hatte.

„Kakashi Hatake, aber der sagt dir sicher nichts.“, meinte Neji darauf und war überrascht, als der Junge darauf kichern musste.

„Doch den kenne ich.“, kicherte Konohamaru weiter. „Der ist ein Freund von Onkel Asuma. Wie lang ist Kin den schon hier in Konoha?“, wolle er anschließend wissen.

Neji überlegte kurz. „Etwas über zwei Wochen? Glaub ich zumindest. Ich meine Kakashi hatte Ende September gesagt.“

„Warum sind seine Augen so gelb?“, fragte diesmal wieder die kleine Sora.

Neji hatte keine Lust mehr. Allerdings wusste er, das die Kinder eh keine Ruhe geben werden.

„Weiß auch niemand, aber man nimmt an, das er die Farbe von seiner Mutter hat.“

„Neji, trainierst du ein bisschen mit uns?“ Einerseits war Neji nun froh, das seine Cousine etwas anderes machen wollte, als ihn auszufragen. Anderseits wollte er sich weder mit Kakashi anlegen, noch herausfinden, was dieser gemeint haben könnte.

„Nein!“, antwortete Neji bestimmend, was seine Cousine etwas verwirrte. Immerhin war es das erste Mal, das er sich weigerte.

„Warum nicht?“, wollte Hanabi nun wissen und war gespannt, was ihr Cousin wohl antworten würde.

„Weil ich Kins Vater versprochen hab, das ich das nicht machen werde.“ Stimmte nicht ganz, aber das mussten die Kinder ja nicht wissen.

„Warum?“

Hanabi gab auch nie ruhe. Seufzend ließ sich Neji nach hinten fallen und lag nun auf dem Boden. „Weil Kakashi nicht möchte, das der Kleine jetzt schon lernt sein Chakra zu benutzen. Er soll zunächst die anderen Dinge nachholen, wie sprechen. Immerhin hängt Kin doch sehr hinter den gleichaltrigen zurück.“

„Und wenn wir was anderes Trainieren? Du wolltest mir doch beibringen wie man Handstand macht!“, schlug Hanabi dann vor und sofort begann Sora zu grinsen und wollte das auch lernen.

„Na gut, dann zeig ich euch, wie man Handstand macht.“, gab sich der Genin nun geschlagen und stand wieder auf.

Die Mädchen freute sich darüber und ließen sich zeigen, wie man einen Handstand machte. Das war gar nicht so einfach für die Kinder und immer wieder fielen sie um. Neji fing sie immer auf, damit sie sich nicht weg taten. Sogar Konohamaru versuchte sein Glück und nach einigen Fehlversuchen schaffte er es letztlich sogar für einen kurzen Moment gerade auf den Händen zu stehen, bevor er wieder zur Seite weg kippte. Kin beobachtete die anderen Drei fasziniert, versuchte es jedoch nicht selbst. Zumindest nicht sofort.

„Na los Kin. Versuch es auch mal.“, bat Sora den kleinen großen Kin, den sie waren zwar gleich alt, aber er war etwas größer als sie.

Kin jedoch schien unschlüssig und wusste nicht, was er machen sollte. Alle vier schauten ihn neugierig an und wartete. Es dauerte einen Moment, bis sich etwas tat, doch dann machte er einen Handstand. Neji war völlig verblüfft, als er das sah. Kin war nicht erst aufgestanden, sondern sitzen geblieben und hatte seine Hände vor sich zwischen seinen Beiden auf den Boden gestemmt. Ganz langsam – wie in Zeitlupe – drückte sich der Junge vom Boden ab und stand letztlich auf den Händen.

„Das schaff nicht mal ich, zumindest nicht so langsam.“, stellte der Genin darauf hin fest.

Mit einem Ruck drehte sich der Junge und stand wieder auf den Füßen. Die anderen drei Kinder waren begeistert und Neji nun noch mehr verblüfft. 

 

„Ich wusste gar nicht, das er so etwas kann.“

Neji erkannte die Stimme des Sprechers, als die von Kakashi und drehte sich zu diesem um. Neben ihm standen noch Gai und Asuma. Die anderen Kinder hatten sich ebenfalls zu den Erwachsenen gedreht und Kin stürmt sofort auf seinen Papa zu und klammerte sich an dessen Bein. Sora machte das gleiche bei ihrem Onkel Asuma und grinste diesen an.

„Onkel Asuma, was machst du den hier?“, rief sie laut aus und lächelte den Mann an.

„Deine Mama schickt mich, ich soll dich und deinen Bruder zum Essen abholen.“, antwortete er und streichelte seiner Nichte durch das Haar.

Kakashi hatte sich vor seinen Sohn gehockt und schaute in dessen Augen. Sie glänzten vor Freude und Junge grinste bis über beide Ohren. „Na mein kleiner? Hattest du Spaß?“ Ja, blöde Frage! Natürlich hatte Kin Spaß gehabt, das war nicht zu übersehen. Aber er wollte es von dem Jungen selbst hören. Eine Antwort erwartete Kakashi nicht wirklich, um so mehr freute er sich jedoch, als Kin doch antwortete.

„Ich muss los, man sieht sich. Neji, morgen früh 8 Uhr an der Brücke.“ Gai schien es auf einmal eilig zu haben und sah seinen Schüler an. Er wollte eine Antwort bevor er ging.

„Hai Sensei.“, antwortete der Genin und Gai verschwand darauf.

„Wir müssen auch langsam los.“, meinte Kakashi darauf und sah den Knirps an. Kin schien nicht sonderlich begeistert und hätte wohl gern noch länger gespielt. „Du kannst gern wieder mit den Dreien spielen, aber für heute müssen wir nach Hause.“ Nun grinste der Kleine wieder.

„Sollen wir euch nach Hause bringen? Deine neue Wohnung liegt ja fast auf dem Weg. Dieser kleine Umweg ist nicht sonderlich schlimm.“, schlug Asuma vor und die Kinder nahmen Kakashi bereits die Antwort ab. Kins grinsen wurde breiter, Sora jubelte lautstark und Konohamaru freute sich ebenfalls, da auch er den kleinen Kin zu mögen schien.

Sie verabschiedeten sich noch von den Hyuugas und verließen darauf das Anwesen. Den ganzen Weg über tobten die drei Kinder um die beiden Männer herum.

Vor Kakashis Wohnung verabschiedeten sie sich und zur Überraschung der männlichen Anwesenden drückte Sora Kin einen Kuss auf die Wange, worauf dieser knallrot anlief und Sora fluchtartig den Heimweg antrat. Konohamaru lief ihr sofort nach und die Männer schüttelten nur den Kopf und dachten sich ihren Teil. Kin hingegen war so durch den Wind, das Kakashi ihn in die Wohnung tragen musste.

Kapitel 5 - Frühstück am Samstag

Für Iruka waren die letzten Tage sehr anstrengend und vor allem gewöhnungsbedürftig. Er selbst hatte den blonden Chaoten gern gehabt, das wussten alle. Nun jedoch musste er sich dazu zwingen traurig zu wirken, da Naruto offiziell Tod war und niemand in seiner alltäglichen Umgebung die Wahrheit kannte. Überraschender Weise war auch die Klasse sehr ruhig und ständig mit ihren Gedanken woanders. So oft sich die Kinder über ihren Mitschüler auch aufgeregt hatten. Nun wo er nicht mehr unter ihnen weilte, vermissten sie ihn. Es war noch nicht ganz eine Woche her, seid Naruto für Tod erklärt wurde und so ließ Iruka seinen Schülern etwas Zeit zum Trauern.

Zwei Schüler fielen Iruka dabei speziell auf. Zum Einen war da Hinata Hyuuga. Das sie den Blonden mochte, war Iruka sehr schnell aufgefallen und ihre Traurigkeit konnte sie ganz und gar nicht verbergen. Den ersten Tag hatte sie durchgehend weinend verbracht und auch die Tage danach waren sehr schwer gewesen. Der Andere war Sasuke Uchiha, was Iruka nun wieder verwunderte. Dieser hatte sich schließlich immer mit Naruto gezofft. Sein sonst abweisendes, stilles und recht arrogantes Verhalten war noch immer still und abweisend, jedoch sah er nun eher einsam aus, träumte ständig vor sich hin und reagierte oft nicht, wenn man ihn ansprach. 

Es war Samstag Vormittag und Iruka stellte einmal mehr fest, das sein Lehrer Job echt super war. Er hatte regelmäßige freie Tage, musste sich nicht mit Missionen herum schlagen und durfte mit Kindern arbeiten - Das er diese zu Ninjas ausbildete, welche später auf Missionen gehen, auf denen sie sterben könnten, verdrängte er dabei.

An diesem Vormittag war er bei Kakashi und Kin zum Frühstück verabredet und nun stand er hier mit einer Tüte frischer warmer Brötchen, vor einer geschlossenen Tür und musste sich aufgrund der Geräusche, welche aus der Wohnung kamen, zwingen nicht zu lachen. 

 

'RRRIINNNNGGG'

Dies war bereits das dritte Mal, das es an der Tür klingelte. Kakashi war leicht genervt und versuchte ein weiteres Mal an dem kleinen kichernden Kin vorbei zu kommen, welcher ihm den Weg zur Tür versperrte. Doch auch dieser Versuch scheiterte. Lauthals fluchend schnappte er nach dem jungen Wirbelwind und griff leider daneben. Kin war flink und hatte in den wenigen Tagen bereits einiges gelernt. Vor allem, wie er seinen Vater auf die Palme brachte. Vor der Tür konnte Kakashi jemanden lachen hören.

„Ich mach gleich auf... sobald ich das Kind gebändigt hab.“, rief er durch die geschlossene Tür, hörte ein weiteres mal ein Lachen von außen und versuchte nochmals nach Kin zu schnappen. Dieses kleine Wiesel – so dachte Kakashi in diesen Moment - wich jedoch ein weiteres Mal aus, gab dafür aber die Wohnungstür frei. Schnell eilte der Jonin zur Tür, bevor Kin ihm den Weg erneut versperrte.

„Guten Morgen, Iruka. Komm doch rein.“ Kakashi war atmete schwer und einige Schweißtropfen lagen auf seiner Stirn.

„Guten Morgen.“, kicherte Iruka, während er die Wohnung betrat und bahnte sich einen Weg - an Kin vorbei - in die Küche. Dies war jedoch nicht so einfach. Kin versuchte auch Iruka den Weg zu versperren und rief die ganze Zeit 'Frühstück' weil er die Brötchen in Irukas Armen sah.

„Kin! Ab in die Küche, sonst gibt es kein Frühstück.“

Erschrocken schaute Kin zu seinem Vater, von dem er diesen strenge Ton bisher nicht kannte und ging dann in die Küche, um sich an den Tisch zu setzt.

Das Kin wirklich aufgehört hatte und in der Küche verschwunden war, verwunderte Kakashi etwas - aber er war auch dankbar dafür, das sein kleiner Wirbelwind nun endlich ein paar Minuten Ruhe gab. Bevor er die Küche jedoch selbst betrat, lugte er vorsichtig durch die Tür und schaute, was der Junge machte. Er saß am Küchentisch, mit dem Rücken zur Tür und hatte die Arme verschränkt vor sich auf dem Tisch liegen. 

 

Um seinen kleinen Wildfang nicht länger warten zu lassen, betrat Kakashi nun auch die Küche – gefolgt von Iruka – und begab sich zum Kühlschrank. Iruka hatte die Tüte mit den Brötchen auf dem Küchentisch abgelegt und wollte sich gerade Kakashi zuwenden, um diesem zu helfen, als ihm etwas auffiel.

„Kakashi?“, begann Iruka, schaute dabei jedoch zu unentwegt Kin.

„Ja?“ Dieser hatte in seinem tun inne gehalten und warf über die Schulter zunächst einen Blick auf Iruka und drehte sich anschließend etwas, um dessen Blick zu folgen und schaute ebenfalls zu Kin.

„Oh ... OH!“ Äußerlich schien Kakashi in diesem Moment ruhig und gelassen. Innerlich hingegen tobte ein Sturm, bestehend aus Verwirrung und Panik. »Scheiße, was mach ich den jetzt?« In seinen Gedanken herrschte Chaos. Kin saß noch immer am Küchentisch, die Arme verschränkt vor sich auf dem Tisch liegend, den Kopf auf den Armen liegend, die Unterlippe leicht vorgeschoben und mit Tränen in den Augen. Leise flüsternd bettelte er bei Iruka um Hilfe: „Was mach ich den jetzt?“

Irukas Gedanken schwankten zwischen 'Mitleid und Trost für Kin' und Kakashi auslachen. Letzteres, weil dieser ihn verzweifelt und ahnungslos – und einem bettelnden Dackelblick – anstarrte. Ein Lachen konnte sich Iruka zum Glück verkneifen. Lösen musste Kakashi das Problem dennoch selbst. „Das finde mal schön selbst raus, PAPA!“, wobei Iruka speziell das 'Papa' betont hatte und sich anschließen mit einem Grinsen zur Arbeitsfläche wandte, um den Tisch fertig zu decken.

Angestrengt versuchte such Kakashi daran zu erinnern, was seine Eltern in dieser Situation gemacht hatten. Bei seiner Mutter wusste er es nicht. An diese konnte er sich fast gar nicht mehr erinnern und wenn das Foto an ihrer Grabstätte nicht wäre, dann wüsste er wohl auch schon lange nicht mehr, wie sie ausgesehen hatte. Über seinen Vater hatte er ebenfalls nicht viele Erinnerungen, welche ihm hilfreiches Material zur Kindererziehung liefern könnten. Nach Mutters Tod war dieser sehr streng und hätte eine derartige Situation gar nicht erst geduldet. Gleichzeitig konnte Kakashi sich noch daran erinnern, das sein Vater selbst sich mehr und mehr zurück gezogen hatte. Oft hatte er traurig da gesessen und schien mit seinen Gedanken ganz weit weg. Irgendwann war er dann auch weg und hatte ihn allein gelassen. Zu der Zeit war Kakashi kaum älter als Kin. Seine Eltern waren wirklich kein gutes Vorbild für Kindererziehung gewesen, auch wenn seine Mutter nichts dafür konnte. Da musste er wohl nach einer eigenen Methode suchen.

Aber da war doch noch jemand in seinem Leben gewesen. Minato! Was hatte den Minato früher immer gemacht, als Kakashi noch klein war. Minato war sein Sensei gewesen. Den Genin hatte Kakashi schon sehr früh erreicht. Mit 5 um genau zu sein. Kurz darauf war sein Vater verschwunden. Danach hatte sich Minato um Kakashi gekümmert. Es war zwar ein Schüler-Lehrer Verhältnis, jedoch hatte er bei seinem Sensei immer eine Schulter zum anlehnen gefunden, wenn er eine gebraucht hatte.

„Willst du nicht mal zu ihm gehen?“

Irukas Worte hatten Kakashi aus seinen Gedanken gerissen. Mit der Frage 'Was würde mein Sensei jetzt tun?' im Kopf ging er um den Küchentisch herum zu Kin und hob ihn hoch, um den Kleinen in den Arm zu nehmen. Beruhigend redete er auf Kin ein und streichelte ihn dabei mit sanft über den Rücken. 

 

Keine fünf Minuten später, war Kin wieder so überdreht wie vorher und bettelte erneut nach Frühstück.

„Kin? Was möchtest du auf dein Brötchen haben?“, wollte Iruka von dem kleinen Jungen wissen, während Kakashi sich um den Kaffee kümmerte.

„Lalami!“, antwortete Kin entschlossen und zappelte freudig neben Iruka herum.

„Das heißt 'Salami'.“, korrigierte Iruka dein Kleinen und wollte ihm schon die erste Brötchenhälfte geben.

„Lalami“ Wiederholte Kin und schaute darauf leicht beleidigt, weil das halbe Brötchen plötzlich wieder verschwand.

„Kin schau mich an.“, bat Iruka den Jungen und wartete, bis dieser ihm ins Gesicht schaute. „Sa-la-mi“

„Salami“, wiederholte Kin diesmal richtig und bekam sein halbes Brötchen mit Salami in die Hand.

„Jetzt ist es richtig.“, lächelte Iruka und staunte darauf nicht schlecht, da Kin die Brötchenhälfte schneller aufgegessen hatte, als er schauen konnte.

„Mehr?“ Kin sah Iruka dabei fragend an und streckte schon bittend die Hand aus. Gleich darauf lag auch schon die zweite Hälfte darin und der Knirps verschwand aus der Küche.

Leicht verwundert schaute Iruka zur Küchentür, an welcher er ab und an den Knirps vorbei flitzen sah. Keine fünf Minuten dauerte es, da kam der Kin bereits wieder an und fragte nach dem nächsten halben Brötchen. Kaum hatte er dies, verschwand er auch wieder. Das wiederholte sich noch zwei mal, dann blieb er weg.

„Bei der Menge die Kin futtert, sieht er bald aus, wie ein Rollmops.“, deutete Iruka an und schaute mit einem Grinsen zu Kakashi, welcher bereits die 4 Tasse 'extra starken' Kaffee leerte.

„Das bezweifle ich.“, meinte Kakashi kurz darauf und bekam von Iruka einen skeptischen 'Na-wenn-du-meinst' Blick. „Sicher, er isst viel und das war jetzt ja auch das 2. Frühstück heute, aber er bewegt sich auch viel. Den bekommst du kaum zum Stillsitzen.“

„Das war früher schon so, als er noch Naruto war. Diese Tatsache ist offenbar geblieben...“, deutete Iruka an und wurde von Kakashi unterbrochen.

„... und nun ist es noch schlimmer ausgeprägt.“, hängte Kakashi mit einem Augenrollen an Irukas Aussage dran.

„Hihi. Mit ihm werde ich wohl meinen Spaß haben, wenn er zur Schule geht.“, kicherte Iruka und biss in sein Brötchen, bisher war er noch nicht groß zum essen gekommen.

Einen Moment war Ruhe – wenn man von Ruhe reden konnte, wenn ein laut lachendes Kind durch die Wohnung saust und mit einem Fuchs fangen spielte. Kakashi atmete tief durch, als Kin ein weiteres mal halb lachend halb schreiend an der Küchentür vorbei schoss. Insgeheim war er dankbar dafür, das die Nachbarn sich bei dem Lärm, den der junge verursachte, noch nicht beschwert hatten.

„Ich werde ihn wohl erst einmal selbst unterrichten. Das er mal dein Schüler wird, kann ich dir nicht versprechen.“

Iruka starrte Kakashi verständnislos an. Warum sollte Kin den nicht in die Schule, wie jedes andere Kind auch? Er beschloss zu fragen. „Warum das?“

„Er ist ein Halbdämon – so mehr oder weniger.“, antwortete der Jonin sofort und streckte sich darauf ausgiebig, bevor er weiter erzählte. „Er zeigt jetzt bereits Schnelligkeit, Kraft und Körperkontrolle die weit über das hinausgehen, was Kinder in seinem alter haben dürften. Und wir wissen auch nicht, in wie fern bei ihm eine dämonische Präsenz spürbar ist. Solange wir uns über das Ausmaß und die Kontrolle seines Dämonenblutes nicht sicher sind, kann ich ihn nicht einmal in der Nähe des Dorfes trainieren.“

Daran hatte Iruka natürlich nicht gedacht. Kin hatte ja einiges von dem Kyuubi mitbekommen. Logisch, da sie da zunächst auf Nummer sicher gehen mussten, bevor sie ihn - und auch dem Dorf - unnötig einer Gefahr aussetzten die hätte vermieden werden können.„Verstehe. Ist schon etwas geplant?“

Kakashi nickte und nahm noch einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete: „Ja. Vorgestern haben wir Asuma eingeweiht, er weiß nun auch in allem bezüglich Kin und Naruto Bescheid. Mit ihm zusammen geh ich Montag auf eine Mission und Kin nehmen wir mit. Sobald wir weit genug weg sind, werden wir mit dem Training anfangen und schauen, wozu Kin derzeit fähig ist.“

Kakashi seufzte. Er konnte noch literweise Kaffee trinken und er würde trotzdem nicht wacher werden. Mit einem Gähnen legte seinen linken Ellenbogen auf dem Tisch ab und stützte mit der dazu gehörigen Hand seinen Kopf ab.

Eine Moment betrachtete der Lehrer seinen Freund und fragte sich, wie lang dieser es wohl noch schafft wach zu bleiben. „Du siehst echt fertig aus.“, stellte Iruka darauf hin fest.

„Die eine Woche, die ich Kin jetzt habe, war anstrengender als alle meine bisherigen Missionen.“

Diese Aussage brachte Iruka zum Kichern. Ja, kleine Kinder können anstrengend sein und manche sogar weit aus mehr, als die anstrengendste Arbeit, die man sich vorstellen kann.

Kakashi war leicht beleidigt, weil Iruka es offenbar lustig fand.„Der kleine hat Hummeln im Hintern – und nicht nur ein Paar, das ist ein ganzes Nest voll mit dämonischen Monsterhummeln.“ Jetzt musste Iruka erst recht lachen und bekam sich auch zunächst nicht mehr wieder ein. „Ja ist doch wahr!“, beschwerte sich Kakashi weiter. „Tsunade hat auch schon gesagt, dass der kleine Hyperaktiv ist - was bei ihm allerdings an seinem Dämonenblut liegt.“

»Na das kann ja was werden. Vielleicht sollte ich Kakashi heute mal etwas erlösen.«, dachte sich Iruka und zwang sich aus seinem Lachkrampf, was einfacher gedacht war, als letztlich getan. Einige Minuten rang er noch mit sich selbst, bis er schließlich wieder reden konnte, ohne sofort wieder loszulachen.

„Was hältst du davon, wenn ich dich ein paar Stunden erlöse?“, schlug Iruka vor. Kakashi war anzusehen, das er von dieser Idee begeistert war, jedoch auch ein wenig skeptisch. „Ich passe schon auf, das er keinen Unsinn macht. Vergiss nicht, das ich Lehrer bin. Ich weiß, wie man mit Kindern umzugehen hat und wie man sie beschäftigt.“

Kakashi gab sich geschlagen. Bevor für den Jonin die erlösende Ruhe beginnen sollte, verschwand Iruka jedoch nochmal kurz. Nach einer halben Stunde war er wieder da und hatte einige Dinge dabei, die er Kakashi jedoch noch nicht zeigen wollte.

Eine weitere halbe Stunde verging, welche Kakashi unter der heißen Duschen verbrachte. Er duschte gerne so lange und ließ das warme Wasser über seinen Körper fließen. Seid er Kin im Haus hatte ging dies jedoch nicht mehr. Als er das Bad verließ, sah er Iruka mit Kin am Wohnzimmertisch sitzen. Sie hatten da einige Zettel liegen und Iruka erklärte dem Jungen gerade etwas. Was genau wollte Kakashi im Moment nicht wissen. Der Junge war beschäftigt, Iruka passte auf, das der Kleine keinen Unsinn macht und er selbst durfte wieder ins Bett. Das wollte er ausnutzen, bevor es sich noch jemand anders überlegt.

In seinem Zimmer sah er auf die Uhr. Es war nun schon halb elf. Bald gab es Mittag. Mal sehen, ob sie ihn wecken oder schlafen lassen. Kakashi ließ sich überraschen und legte sich schlafen. 

 

Leise wurde die Zimmertür geöffnet und ein kleiner Junge schlich sich zum Bett. Vorsichtig kletterte er hoch, darauf achtend, dass er seinen Vater dabei nicht weckte. Kurz blickte er nochmal zur Tür und der Mann, der dort stand, nickte ihm zu. Der Kleine kuschelte sich an seinen Papa und streichelte ihn wach.

„Nanu? Was machst du den hier?“, fragte Kakashi im Halbschlaf, als er merkte, dass sein Sohn sich an ihn gekuschelt hatte. Da dieser ihn aber so lieb geweckt hatte, konnte er nicht wirklich böse sein.

„Dich wecken.“, antwortete der Junge und streichelte weiter seinen Papa.

„Das merk ich.“ Kakashi legte seine Hand auf Kins Rücken und streichelte seinen Jungen nun ebenfalls, während sein Blick auf die Tür fiel und er dort Iruka bemerkte. Offenbar hatte Kin sich nicht von allein in sein Zimmer gemogelt.

Auch Kin schaute kurz zu Iruka und dieser Sprach ihm mit zu. „Na los! Du kannst das.“

»Hä? Was kann er?« Kakashi schaute leicht verwirrt zu Kin und wartete.

„Ich hab dich lieb, Papa.“

Das musste Kakashi nun erst einmal verdauen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Und WOW! Das war ein ganzer Satz. Was hat Iruka in den letzten Stunden nur mit dem Kleinen gemacht.

„Ich hab dich auch lieb.“ Grinsend zog Kakashi seinen Knirps weiter zu sich hoch und umarmte ihn einmal Richtig, bevor mit Kin auf dem Arm aufstand. „Und? Was hast du mit Iruka schönes gemacht?“

Gegen Kakashis Erwartung sprudelte der kleine Sofort los und wollte gar nicht mehr aufhören. Kin erzählte davon wie sie gemalt haben und gebastelt, dann hatten sie noch sprechen geübt und ein paar Zahlen und die Buchstaben. Und dann – was Kin am meisten begeistert hatte – haben sie noch einen Kuchen gebacken. Der war jetzt fertig, weshalb sie Kakashi geweckt hatten. Als dieser darauf auf die Uhr sah, stellte er fest, das es schon später Nachmittag war.

Kapitel 6 - 3 Männer und ein Kin(d)

Es war Sonntag Nachmittag und ein ungewöhnliches Männertrio saß auf einer der Bänke am Spielplatz von Konoha. Ungewöhnlich war es speziell für die Mütter, welche mit ihren Kindern auf dem Spielplatz waren, den diese drei Männern waren zum einen allen Damen bekannt und zum anderen waren sie noch nie zu dritt auf dem Spielplatz gewesen, bzw überhaupt einmal dort gewesen. Für die Frauen war dies somit ein recht ungewöhnlicher Anblick.

Der mittlere des Trios war Kakashi, welcher mit Kin zum Spielplatz gekommen war. Dies hatte viele Frauen verblüfft, da sie zum einen den Mann ohne seine Maske zusehen bekamen und zum anderen, weil sein kleiner Begleiter ihm so ähnlich sah. Zwar ging bereits das Gerücht durch das Dorf, das der Hatake nun ein kleinen Jungen hatte, der äußerlich wohl stark nach seinem Vater kam, jedoch hatte viele dem Gerücht bisher nicht geglaubt. Die Blicke der Damen lagen demnach in den ersten Minuten überwiegend auf Kakashi, welcher unmaskiert natürlich noch genauer betrachtet wurde, und dem kleinen Kin. Es wurde getuschelt und einige sprachen schon davon, wie schade es doch sei, das dieser gutaussehende Mann nun vom Markt sei.

Das bekam Kakashi natürlich mit und musste sich zusammenreißen, nicht zu kichern. Die weibliche Übermacht ging doch wirklich davon aus, das er nicht mitbekam, wie sie heimlich über ihn tratschten. Ihn störte es nicht, immerhin schwärmten die Frauen über ihn oder redeten davon, wie süß Kin doch war. Das sie sich auch Gedanken machten, wo die Mutter von Kin wohl war und warum sie die Frau noch nicht gesehen hatten, verwunderte Kakashi hingegen etwas. Das Kin (angeblich) ausgesetzt worden war, hätten auch schon im Dorf seinen Rundgang machen müssen. Früher war die Dorfbewohner eindeutig schneller mit den neusten Tratschmeldungen.

Links neben Kakashi saß Iruka. Er war nach dem erfolgreichen Unterricht am Vortag erneut bei Kakashi und Kin gewesen und hatte auch den Sonntagvormittag einige Übungen mit seinem Patenkind gemacht. Kin kann jetzt lesen – ein Bisschen zumindest. Wobei sich weder Iruka noch Kakashi dabei sicher sind, ob der kleine nun schlauer ist, als vorher, oder ob es daran liegt, das Kin es schon gelernt hat, als er noch Naruto war und das Wissen darum somit nur abruft. Kurama war sich des bezüglich ebenfalls nicht sicher.

Asuma war der Dritte im Bunde und saß rechts neben Kakashi. Er hatte Sora und Konohamaru mitgebracht, damit Kin mit beiden spielen konnte. Hanabi war ebenfalls auf dem Spielplatz. Ihre Mutter saß bei den anderen Frauen.

Während die Kinder spielten unterhielten sich die Männer über Kin und versuchten im groben einen Lehrplan für den Knirps zu erstellen. Einige theoretische Dinge hatte sich Iruka bereits überlegt und eine Liste und Übungsmaterial erstellt, welcher er Kakashi bereits für die Mission gegeben hatte. Zusätzlich würde Iruka an den Wochenende, an denen sie zu Hause sind, sich um Kins schulische Ausbildung kümmern. Blieb nur noch das praktische Training, über das sie sich nun berieten. Kakashi setzte auch hier Irukas Meinung, da dieser als Lehrer genauer darüber Bescheid wusste, in welcher Reihenfolgen welche Dinge unterrichten wurden.

Am Abend gingen die Männer wieder getrennte Wege. Kakashi packte mit Kin die Taschen für die Mission. Asuma suchte seine Dinge ebenfalls zusammen und Iruka bereitete sich mental auf den Unterricht am nächsten Tag vor, wo er wieder mit einem Haufen trauriger 12 Jähriger konfrontiert wurde. 

 

Der nächste Morgen verlief recht entspannt. Seid dem Unterricht von Iruka am Samstag zeigte Kin allgemein mehr Verständnis und blieb sogar im Bett liegen, bis Kakashi ihn wecken kam – was natürlich nicht nötig war. Immerhin war der Junge schon wach. Kin lag an diesem Morgen mit dem Fuchs im Bett und versuchte sein Kinderbuch zu lesen. Kurama half ihm dabei. Das der Fuchs sprechen kann, hatten sie ihm am Vorabend erzählt, da auch Kurama auf die Mission mitkommen würde. Kin musste allerdings versprechen, das er niemanden verrät, das sein Fuchs sprechen kann.

Kakashi lehnte sich an den Türrahmen zu Kins Zimmer sah seinen beiden Dämonen einen Moment zu. Er dachte daran, wie Kin sich in der letzten Woche doch verändert hatte. Es war früher Montag morgen. Vor genau einer Woche war der Junge um diese Uhrzeit noch Naruto gewesen. Fast jeder hatte ihn gehasst. Sie hatten ihn getötet und Kurama hatte ihn zurück ins Leben gebracht. Und dann erst die Entwicklung, die sein kleiner Kin seid dem durchgemacht hatte. Die Fortschritte der letzten Woche waren wirklich beachtlich. Früher hatte Kakashi sich immer gesagt, das er sein eigenes Kind niemals so schnell zu einem Ninja erziehen würde. Er selbst war mit 5 Genin geworden und wenn Kin weiter solche fortschritte machen würde, dann würde auch ihm seine Kindheit genommen. Doch selbst wenn Kin sehr früh ein Genin werden würde. Er würde dafür sorgen, das Kin seine Kindheit dennoch behält. Zumindest noch für ein paar Jahre.

„Guten Morgen.“, grüßte Kakashi und bekam sofort ein strahlendes Lächeln von Kin. Genau dieses Lächeln würde er beschützen. Naruto hatte immer viel zu leiden gehabt. Dies war nun seine zweite Chance zu leben. Nun, wo er als Kin lebt, da sollte er sein Leben auch genießen und nicht in Verpflichtungen ertrinken.

„Guten Morgen, Papa!“

Kaum hatte Kin dies ausgerufen, befand er sich auch schon in Kakashis Armen. Der Jonin war immer wieder überrascht, wie schnell der Junge doch war. Er hatte kaum mitbekommen, wie Kin aufgestanden und ihm entgegen gesprungen war. Dabei stand das Bett an der Wand gegenüber der Tür und es waren gut zwei Meter zwischen Bett und Tür, welche Kin mit einem einzigen Satz zurück gelegt hatte.

Keine halbe Stunde später standen beide fertig vor der Wohnungstür und zogen sich ihre Sandalen an. Das Frühstück hatten sie absichtlich ausfallen lassen, da Kakashi vor hatte etwas beim Bäcker zu kaufen, bevor sie sich beim Hokage meldeten. 

 

Vor dem Hokageturm stand Asuma lässig an die Mauer gelehnt, mit einer Zigarette im Mundwinkel und wartet auf Vater und Sohn Hatake. Einige Minuten hatten sie noch, bis zum vereinbarten Termin, auch wenn Asuma nicht glaubte, das die Beiden pünktlich sein würden. Kakashi kam immer zu Spät, egal was anlag. Eine schlechte Angewohnheit, welche Kin sich sicher bei seinem Vater abschauen würde. Grinsend schüttelte er leicht den Kopf und warf einen Blick die Straße hinunter. Aus dieser Richtung müssten die Beiden kommen – zusehen war jedoch niemand.

Einige weitere Minuten vergingen und Asuma grinste ein weiteres Mal. Er hatte gewusst, das die Beiden nicht pünktlich sein werden.

„ASUMA!“, rief eine junge Stimme, welche dem Mann sehr bekannt vorkam. Doch sie kam aus einer ganz anderen Richtung. Kaum hatte er seinen Blick in diese Richtung gewendet, war ihm Kin auch schon an den Hals gesprungen. Leicht überrascht, das der Junge ihn so plötzlich angefallen hatte, legte er einen Arm um den Jungen, damit der keine nicht runter fiel.

„Wo kommst du den auf einmal her?“, fragte er den Jungen leicht verwundert. Immerhin war er Jonin und es war nicht so einfach, sich an hin heran zu schleichen. Das der Junge es offenbar geschafft hatte, verwirrte Asuma leicht. Und wo war Kakashi?

„Vom Bäcker. Möchtest du auch ein Brötchen?“

Kins Aussprache hatte sich eindeutig gebessert. Asuma war Iruka dafür sehr dankbar, den nun musste er nicht raten, was der Junge versuchte zu sagen. Man verstand ihn auch so. Vor einigen Tagen sah das noch ganz anders aus.

„Nein danke. Ich hab schon gefrühstückt.“, antwortete Asuma auf Kins frage und schaute sich nach Kakashi um, welcher noch immer nicht zu sehen war.

„Suchst du mich?“

Asuma blickte auf und erkannte Kakashi, welcher über ihm auf der Mauer hockte und ihn fies angrinste. Er trug wieder seine Uniform, jedoch hatte auch seine Maske nicht auf – die hing um den Hals. Neben Kakashi stand ein kleiner weißer Fuchs auf der Mauer und schaute ebenfalls auf Asuma herab. Den verwirrten Blick, den Asuma dem Fuchs zuwarf bemerkten die Beiden auf der Mauer natürlich und Kakashi erklärte auch sogleich, was es damit auf sich hatte.

„Kurama meinte, das sein rotes Fell nicht zu Kin passt. Immerhin ist er sein Haustier. Weiß würde besser passen. Bisher hat ihn im Dorf ja auch noch niemand gesehen, daher konnte er seine Fellfärbung noch ändern.“

Zusammen machten sie sich auf den Weg ins Büro des Hokage – und Kakashi ahnte, das dieser auch gleich Fragen würde, warum Kurama plötzlich eine andere Farbe hatte. Dort drin konnte sich der Fuchs jedoch selbst erklären. Nur draußen durfte dieser nicht reden. Die Tür zum Büro stand offen und der Hokage saß auf seinem großen gemütlichen Sessel.

„Opa Hokage!“, rief Kin und stürmte sofort auf den Mann hinter dem Schreibtisch zu. Die beiden Jonin schüttelten grinsend den Kopf. Der Knirps war noch immer ein stürmischer Wirbelwind. In der Hinsicht hatte er sich nicht viel verändert – Naruto war früher genauso.

„Guten Morgen ihr vier.“, grüßte der Hokage und hatte gleich darauf auch schon Kin auf dem Schoss sitzen.

„Nicht wundern, akzeptiere es einfach. Mich verblüfft seine Schnelligkeit auch immer wieder aufs neue.“, meinte Kakashi, als er den Blick des Hokage sah, der sich wunderte, wie Kin so schnell auf seinen Schoss gelangt war.

„Ähm JA!... Ich hab etwas für dich Kin - und auch für Kurama. Komm mal auf den Schreibtisch.“, bat das Dorfoberhaupt und öffnete die Schachtel, welche ebenfalls auf dem Tisch lag. „Dies habe ich für euch beide anfertigen lassen. Da du Kurama als Haustier giltst habe ich ein spezielles Halsband anfertigen lassen. Nun schau nicht so bös, das muss sein...“, meinte der Hokage darauf, als der den Fuchs ansah und bemerkte nun erst, das dieser anders aussah. „Warst du nicht mal rot? Na egal! Ich dachte mir schon, das du dich weigerst. Daher mach ich es dir angenehmer. Kin bekommt nämlich eine passende Kette dazu.“

Zunächst sträubte sich Kurama gegen das Halsband, als Kakashi ihm jedoch versprach, das er es nur tragen müsse, wenn sie im Dorf unterwegs waren und er zu Haus und auf Missionen ohne herum laufen dürfe, akzeptierte er es - wenn auch widerwillig - und ließ es sich anlegen.

Kin hingegen fand seine Kette toll und legte sie sich sofort selbst um. Dazu bekam er vom Hokage noch ein Schweißband für das Handgelenk, auf welchem das Konohazeichen abgebildet war. Da der kleine noch kein Genin war, durfte er auch kein Stirnband tragen, doch so hatte auch er das Dorfzeichen bei sich. Kin freute sich, vor allem, weil der Hokage versprochen hatte, das Kin auch ein Stirnband bekommen würde, wenn er immer fleißig lernt und bis dahin war das Schweißband sein Abzeichen.

Die Mission hörte sich recht einfach an. Es war eine typische Botenmission der C-Kategorie. Hingehen, Gegenstand abholen und zum Dorf zurückbringen. Sonderlich bedeutsam war das Objekt ebenfalls nicht, so dass sie nur mit den typischen Banditen konfrontiert werden würden. Für Kakashi und Asuma sollte dies kein großes Problem darstellen und notfalls konnte auch Kurama noch etwas mitmischen. Zeitdruck gab es ebenfalls nicht, ob sie in einer Woche oder in zwei Wochen wieder zurück waren, das machte keinen Unterschied.(Würden Kakashi oder Asuma allein gehen, dann würde es höchstens drei Tage dauern, bis sie wieder im Dorf wären.) 

 

Nun sollte es losgehen. Kins erste Mission mit Papa Kakashi, Asuma und Kurama. Sie verabschiedeten sich vom Hokage und machten sich auf den Weg zum Tor. Die Wachmänner Kotetsu und Izumo staunten nicht schlecht, als die kleine Gruppe bei ihnen ankam. Sie hatten den Junior Kakashi bisher noch nicht gesehen. Ebenfalls ging offenbar auch das Gerücht an ihnen vorbei, das er Junge überhaupt existierte. Kakashi ohne Maske durften sie jedoch nicht bewundern, die hatte der Jonin nun nämlich wieder im Gesicht. Immerhin war er jetzt auf einer Mission.

Das hatte er auch Kin erklärt. Wenn Papa auf Mission für den Hokage ist, dann trägt der Papa seine Maske. Kin hatte darauf zwar etwas verwirrt geschaut, es jedoch akzeptiert. 

 

Ihr Weg führte sie nach Westen. Wie lang sie unterwegs sein würden, das wussten sie nicht.

Kapitel 7 - Unterricht für alle

Es war Abend geworden. Ein kräftiges Orange färbte den Himmel ein und die Sonne näherte sich Minuten um Minuten ein kleines Stücken mehr dem Horizont. Kakashi und Asuma hatte an einem kleinen See halt gemacht und dort ihre Zelte aufgestellt. In einem sicheren Abstand dazu hatten sie ein kleines Feuer gemacht, vor welchem beide nun saßen und sich entspannten. Würde ein Fremder diese Beiden nun sehen, würde er denken, sie wären nur zu Zweit. Weit gefehlt, den da waren noch zwei, welche auf Anhieb nicht zu erkennen waren.

Kin und Kurama spielten fangen und umkreisten dabei das kleine Lager. Dieses Spiel war zum einen Teil von Kins Training – Kurama zu fangen war nämlich auch für den kleinen Halbdämon nicht so einfach, Kurama zu entkommen eben sowenig – und zum Anderen konnte Kin sich so gut auspowern. Bei ihrem Spiel legten die Zwei eine ungewohnte Schnelligkeit an den Tag.

Asuma kam bei dem Tempo nicht mit, während Kakashi mit seinem Sharingan die beiden Dämonen noch halbwegs verfolgen konnte. Auf Dauer war dies allerdings recht anstrengend, weshalb die beiden Jonin beschlossen eine Runde Shogi zu spielen. Kurama würde schon auf den Jungen achten - immerhin war Kin auch der Sohn des Fuchses – und auch wenn sie die Beiden nicht mit den Augen verfolgten, zu hören waren sie deutlich genug.

Fast zwei Stunden verbrachten Kin und Kurama damit, sich gegenseitig zu jagen, dann kehrte Ruhe ein und um die Jonin wurde es ganz leise. Etwas verwundert schauten die Männer auf. Von den Dämonen war nichts zu sehen und noch weniger zu hören. 

 

Einige dutzend Meter weiter, hinter einigen Bäumen, versteckte sich Kin mit seinem Fuchs und verschnaufte. Kurama erklärte dem Jungen worauf dieser zu achten hatte. Er wollte schauen, wie weit Kin es an die Jonin heran schaffen würde, bevor sie ihn bemerken. Anschließend schlich Kin einige Runden um den Fuchs herum, während Kurama seinen Sohn genau beobachtete. Weitere Hilfestellung brauchte der Kleine jedoch nicht, nur vielleicht etwas mehr Erfahrung – aber fürs erste Mal schlich der Knirps schon recht gut.

Bevor sie jedoch einen Versuch starten konnten, wurde Kurama auf ein Geräusch aufmerksam. Angespannt lauschte der Fuchs in den Wald und versuchte den Grund für das Geräusch zu wittern. Kin hatte das Geräusch ebenfalls bemerkt. Er hockte regungslos einen Meter neben dem Fuchs und lauschte ebenfalls.

„Kin, spring auf den Ast dort und bleib da oben.“

Kurama schaute dabei zu einem dicken Ast, welcher sich etwa zwei Meter über ihnen befand. Kin folgte dem Blick des Fuchses, sprang dem Ast entgegen und schaffte es auch, sich mit beiden Händen an diesem festzuhalten. Sein Schwung reichte sogar noch aus, um auf den Ast zu gelangen. Nun saß er da oben, ein Bein rechts und das andere links vom Ast und schaute zu seinem Fuchs hinab, welcher noch immer angespannt die Umgebung abhorchte.

Ein weiteres Rascheln drang in ihre Ohren. Es kam aus einem Gebüsch, einige Meter weiter. Leises Quieken und ein Grunzen waren darauf aus dem Gebüsch zu hören. Neugierig schaute Kin in die Richtung und war gespannt von was dieser Geräusche wohl verursacht wurden, während Kurama bereits wusste, was sie vor sich hatten.

Kurz darauf brachen zwei kleine braun-gelb gestreifte Schweinchen aus dem Gebüsch und jagten sich gegenseitig. Ein großes Dunkelbraunes Wildschwein sowie drei weitere Frischlinge folgten aus dem Gebüsch. Der Blick der Muttertiers fiel fast sofort auf den Fuchs und sie nahm eine schützende Position ein. Die zwei tobenden Frischlinge hatten den Fuchs nun auch bemerkt und suchten sofort hinter ihrer Mutter Schutz.

Kurama wusste, das Muttertier würde auf ihn losgehen, da sie ihn für einen normalen Fuchs hielt, welcher ihren Kindern gefährlich werden konnte. Da der Fuchs aber wusste, das sie ihm nicht viel anhaben konnte, war dies weniger sein Problem. Eher wollte er nicht, das Kin dies mitansehen muss. Auch war unnötiges Töten oder Kindern ihre Mutter nehmen nicht sein Stil. Daher sah er im Moment nur eine Möglichkeit, um alle unbeschadet aus dieser Situation zu bringen. Er verwandelte sich und wurde größer - so groß, dass er sogar mit seinem Kopf über den Ast reichte auf dem Kin saß – darauf knurrte er die Wildschwein Familie an, welche sofort die Flucht ergriff. 

 

Kin war dadurch ebenfalls erschrocken und starrte den Fuchs an, blieb jedoch weiterhin ruhig auf dem Ast sitzen. Kurz darauf wurde Kurama auch schon wieder kleiner. Dies beobachtete nicht nur Kin.

„Was treibt ihr beide den hier?“

Kakashi war vor Kin auf dem Ast gelandet und sah sofort den verängstigten Blick, welcher der Junge dem Fuchs zuwarf. Er und Asuma hatten das laute und recht bedrohlich klingende Knurren bis ins Lager hören können und waren sofort nachsehen gegangen. Asuma stand unter dem Ast und schaute zu Kakashi und Kin rauf, ebenso wie Kurama, welcher sich bereits mit seinem schlechten Gewissen herumschlug.

„Musstest du Kin so erschrecken?“, fuhr Kakashi den Fuchs an und nahm seinen Sohn auf den Arm – Kin kuschelte sich auch sofort bei seinem Papa an. - bevor er zu den anderen Beiden auf den Boden sprang.

„Das ich auch ihn damit erschrecken könnte, hab ich nicht bedacht.“, gab der Fuchs kleinlaut zu. Daran hatte er wirklich nicht gedacht. Er wollte lediglich nicht, dass der Junge mitansehen musste, wie er sich mit dem Wildschwein prügelte. „Wäre es dir etwa lieber gewesen, wenn ich die Wildschweine vor Kins Augen zerfleischt hätte? Ein kleiner Schreck ist da harmloser.“, meinte der Fuchs darauf leicht gereizt und verschwand in Richtung Lager. Er hatte schon genug damit zu kämpfen, das Kin ihn verschreckt und ängstlich angesehen hatte.

Asuma schaute sich kurz um und entdeckte einige frische Tierspuren. „Kakashi, hier war vor kurzem noch eine Bache mit vier oder fünf Frischlingen. Kurama hat damit nicht nur Kin beschützt. Sondern auch die Kinder der Wildsau, welche nach einem Kampf sicher keine Mutter mehr gehabt hätten.“

Seufzend gab sich Kakashi geschlagen. Er musste zugeben, das er wohl nicht viel anders gehandelt hätte, wobei es ihn ein weiteres Mal wunderte, wie harmlos der Fuchs doch sein konnte. »Dämonen sind wohl nicht zwingend boshaft.«, dachte er sich noch und ging mit Asuma zurück zum Lager. 

 

Es dauerte nicht lang, da hatte Kin seinen Schrecken überwunden und tollte wieder mit Kurama herum. Trotz der fielen Bewegung an diesem Tag war der junge Hüpfer noch immer nicht müde. Doch auch ein Dämon halt irgendwann mal keine Lust mehr und will entspannen, daher wechselten sie von der aktiven Beschäftigung zur theoretischen. Kurama hatte auf ihrer kleinen Mission ebenfalls etwas zum Lehrplan beizutragen und in diesem Fall war nicht nur Kin sein Schüler.

Der Kyuubi hatte es sich in den Kopf gesetzt, den beiden Menschen, mit denen er unterwegs war, mal genauer zu erläutern, was Dämonen nun eigentlich sind, den die Vorstellung der Menschen war des bezüglich doch etwas fehlgeleitet. Kakashi und Asuma waren überrascht deswegen, da auch sie etwas lernen würden, aber auch neugierig.

„Zunächst erst einmal Dämon bedeutet nicht, das etwas Böse ist. Dämonisch ist alles, was vom normalen abweicht. Es gibt mindestens genau so viele gutmütige Dämonen, wie es boshafte gibt - und neutrale Dämonen, denen das gut/böse Prinzip auf den Geist geht, gibt es ebenfalls.“ Darauf folgte eine Pause, und Kurama überlegte, wo er weitermachen sollte.

„Eine Kleinigkeit noch zu Kin: Ich habe bereits gemerkt, das ihr den kleinen manchmal als Halbdämon anseht, oder zumindest euch fragt, ob das bei ihm zutrifft.“, begann der Fuchs und überlegte kurz, wie genau er dies erklären sollte. „Kin ist kein Halbdämon. Halbdämonen kann es nicht geben, allein durch die Bedeutung des Wortes 'Dämon' geht das nicht. Kin weicht halt von der 'Norm' ab und ist damit ein Dämon. Halbblut hingegen wäre bei ihm zutreffend.“

„Das mit den Dämonen hab ich verstanden, aber wie passt nun das Halbblut da rein?“, fragte Asuma darauf und sprach damit auch Kakashis Gedanken aus.

„Es gibt bei uns Dämonen eine klare Grenze zwischen den Animalischen Dämonen, welche allesamt eine Abweichung von existenten Tieren sind, und den Human Dämonen, welche körperlich eher den Menschen ähneln.“ Aufmerksam betrachtete er die Gesichter der beiden Menschen, welche eine Kreuzung aus Verständnis und Verwirrung zeigten. Über Dämonen gab es einiges was Kurama ihnen erzählen konnte, den Blick würde er sicher noch öfter bei ihnen zusehen bekommen.

„An sich ist es nicht möglich, das Humane und Animale Dämonen sich miteinander fortpflanzen. Es geht auch Dämon mit Tier oder Dämon mit Mensch normalerweise nicht. Kin ist jedoch eine Kombination aus nicht-dämonischen Humanoiden Lebewesen und einem dämonischen Tierwesen, womit er Mensch und Tier vereint. Daher Halbblut.“, schloss Kurama seine Erklärung und schaute sich seinen Sohn genauer an. Der kleine hatte bisher stumm zugehört und verzog keine Mine. Auch jetzt tat er dies nicht.

„Kin, du darfst nie jemanden davon erzählen, das du ein Dämon bist. Menschen sind in den Meisten fällen Dumm. Wenn sie etwas nicht kennen haben sie Angst – was an sich verständlich ist. Nur drehen die Menschen speziell beim uns Dämonen so extrem durch, dass sie sogar töten würden, um uns wieder loszuwerden.“ Darauf sah Kin seinen Papa etwas seltsam an, was Kakashi allerdings entging. „Keine Angst, dein Papa wird dich immer beschützen - und Asuma auch.“

Kin schien dadurch deutlich erleichtert, sagte aber nichts weiter dazu.

„Kurama, mich wundert dein Verhalten schon seid letzter Woche. Immerhin kennen wir dich nur als den großen bösen Kyuubi – und nun zeigst du dich ganz anders. Zu welcher Sorte Dämon zählst du? Gut, Böse oder neutral?“, wollte Kakashi darauf wissen und sah den Fuchs neugierig an.

Ein weiteres Mal musste Kurama grübeln. Über diese Sache hatte er sich bisher selbst noch keine Gedanken gemacht. „Ich bin eher neutral, würde ich sagen. Ein Einzelgänger. Mein Gemüt war schon immer eher ruhig und relaxed, aber wenn man mich ärgert, kann ich auch ganz schön fies werden.“

„Und wieso hast du damals Konoha angegriffen?“, fragt Asuma darauf.

Seufzend beschloss Kyuubi den beiden Menschen die Geschichte zu erzählen. „Madara Uchiha hat mich damals durch Zufall gefunden und mich mit seinem Sharingan in die Knechtschaft gezwungen, das hat mir natürlich nicht gepasst, aber mir war es nicht möglich, mich dagegen zu wehren. Euer erster Hokage hat mich von ihm befreit, allerdings war ich dadurch erneuter Knechtschaft ausgeliefert und wurde versiegelt, weil ich für Böse gehalten wurde.“ Er machte eine Pause und atmete tief durch, ehe er seine Erzählung fortsetzte: „Bei Narutos Geburt damals wäre normal nichts passiert - auch wenn das Siegel recht schwach war, durch die Geburt. Wir Dämonen kümmern uns um unsere Welpen und würden niemals einem Kind seine Mutter nehmen, wenn wir es verhindern können. Wäre ich ausgebrochen, hätte das Kushina geschadet und auch ihrem Kind, daher verzichtete ich darauf. Leider kam es dann doch anders. Kurz nach Narutos Geburt kam ein Fremder in den Raum und hat versucht Naruto zu töten. Minato konnte dies zum Glück verhindern, jedoch ließ er dabei Kushina kurz allein. Das nutzte der Fremde aus, um mich zu entsiegeln. Ich war wieder frei, doch hatte ich nichts davon. Kaum hatte ich ihren Körper verlassen, befand ich mich in der erneuten Knechtschaft des Sharingans. Ich kann nicht sagen, wer dieser Fremde war, aber es war eindeutig jemand mit einem Sharingan. Er hetzte mich auf das Dorf. Das nächste woran ich mich entsinnen konnte, waren Minato und Kushina, welche vor mir standen und mich in ihrem Sohn versiegelten. Dies war auch der Moment, in dem mir bei Naruto der deutliche dämonische Geruch auffiel, welcher mir sofort sagte, das ich mit ihm verwandt war. 12 Jahre lang musste ich darauf mitansehen, wie schrecklich man dies Kind behandelte. Was danach passierte wisst ihr ja.“

„Ich wurde zu Kin.“

Entsetzt schauten alle drei zu dem kleinen Jungen, welcher auf Kakashis Schoss saß und traurig in das Feuer schaute.

„Woher weißt du das?“, wunderte sich Kurama, da er nicht damit gerechnet hatte, das der Junge dies wusste.

„Nur weil ich vor einer Woche nicht verstanden habe, worüber ihr redet, heißt das nicht, das ich es vergessen habe. Heute verstehe ich, was ihr gesagt und gemeint habt. Ich weiß, ich war Naruto und das etwas passiert ist. Ich weiß, das auch du meine Papa bist, Kurama. Mein Dämonenpapa. Und ich weiß, das Kakashi nicht wirklich mein Papa ist, aber das ihr das alles nur macht, um mich zu beschützen. An Naruto selbst kann ich mich nicht erinnern, oder warum ihr mich so zwingen beschützen müsst - und ich will es auch nicht wissen. Naruto ist nicht mehr da.“ Darauf drehte sich Kin zu Kakashi, umarmte seinen Papa und kuschelte eine Weile mit ihm. Kein weiteres Wort war an diesem Abend von dem kleinen Jungen zuhören.

Kapitel 8 - Von Fischen und Regeln

Sehr lang hatte es nicht gedauert und Kin war in Kakashis Armen eingeschlafen. Als er den Jungen in seinen Schlafsack legte, bemerkte der Jonin, das Kins Augen leicht feucht waren, offenbar hatte sein kleiner Sohn von allen unbemerkt geweint. Sanft streichelte er Kin über die Wange und legte den kleinen Blauen Teddy zu dem Jungen in den Schlafsack. Den Teddy hatte Kin von Tsunade bekommen und der Knirps schlief seid dem jede Nacht mit dem kleinen Stofftier.

Er verließ das Zelt wieder und setzte sich zu Asuma, welcher Kurama erklärte, wie man Shogi spielte. Wozu der Fuchs dies wissen wollte, war Kakashi jedoch schleierhaft. Einige Minuten später sollte er es jedoch erfahren, den Kurama forderte die beiden Jonin zu einer Runde Shogi heraus. Kakashi und Asuma waren beide mittelmäßig gut und oft endeten ihre Partien in einem unentschieden, da sie entweder nicht weiterwussten oder gestört wurden. Kurama hingegen war ein blutiger Anfänger, den würden sie locker schlagen. Eine Stunde später dachten sie darüber jedoch anders. Selbst zu zweit kamen sie nicht gegen den Fuchs an. Nach einer weiteren Stunde gaben sie letztlich auf.

Seufzend ließ sich Asuma nach hinten fallen.

Gegen einen Fuchs verloren!

Mit einem halb jaulenden halb knurrende Gähnen streckte sich Kurama und legte sich darauf neben Kin ins Zelt. Dieser bemerkte die Anwesenheit des Fuchses sofort und zog den Dämon näher zu sich, um sich an das weiche warme Fell zu kuscheln – ohne jedoch dabei aufzuwachen. Kyuubi hatte sich bereits an das Gekuschel des Jungen gewöhnt und auch die kraulenden Berührungen hinter seinen Ohren genoss der Fuchs. Früher hätte er keins von beiden zugelassen.

Wie sehr ein Kind doch das Leben verändern kann.

Zu seiner eigenen Überraschung mochte der Fuchs nicht nur den Jungen. Auch an Kakashi und die wenigen anderen Menschen, welche wusste das er der Kyuubi ist, hatte er sich bereits gewöhnt. Kakashi und Iruka mochte er jedoch besonders. Sie waren früher schon immer so gut zu seinem Sohn gewesen und auch jetzt kümmerten sie sich gut um Kin und akzeptierten den Fuchsdämon in ihrer Nähe. Nie hätte Kurama es für möglich gehalten, das er selbst mal eine kleine Familie haben würde – und noch weniger, das diese zum Teil sogar aus Menschen bestand! Diese Gedanken und dieses neue Leben waren für ihn ungewohnt und auch dieses positive Gefühl, welches er immer verspürte, wenn Kin mit ihm kuschelte. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste der Fuchs, das auch er glücklich sein konnte. Eine Weile hing er noch seinen Gedanken nach, bevor der Fuchs mit einem Lächeln einschlief. 

 

Ein Schrei ließ Kakashi aus dem Schlaf hochschrecken. Leicht verpeilt blinzelte der Mann einige Male und stellte fest, das es draußen bereits hell war. »Wo kam den nun der Schrei her?« Kin lag nicht mehr in seinem Schlafsack und auch der Fuchs war nicht mehr im Zelt. Ein weiterer Schrei kam von draußen und an der Art des Schreis konnte Kakashi erkennen, das es ein Jubelschrei war.

Seufzend ließ sich der Ninja zurück in den Schlafsack fallen.

„Ich hab ihn! Ich hab ihn!“, rief eine Stimme von außerhalb des Zeltes, welche der Jonin seinem Sohn zuordnen konnte.

„Halt ihn gut fest, nicht loslassen.“ Diese Stimme konnte Kakashi den Fuchs zuordnen.

Nachdem sich Kakashi ausgiebig gestreckt hatte, verließ er das Zelt und sah neben dem Feuer einige Fische liegen. Die Meisten wiesen Bissspuren auf und waren wohl von Kurama gefangen worden, einer hingegen war völlig unversehrt neben dem Haufen.

„Ich hab noch einen!“, rief Kin vom Ufer.

„Gut, dann bring ihn zu den anderen.“, war kurz darauf wieder vom Fuchs zu hören.

Noch bevor Kakashi zum See blicken konnte, stand auch schon Kin neben ihm und legte seinen neusten Fang zu den anderen. Der Junge trug nur seine Shorts und war komplett nass. Der Vormittag war noch jung und der Oktober gehörte nicht unbedingt zu den warmen Monaten im Jahr. Dies war an diesem Morgen deutlich spürbar und wie auf Kommando wehte ein kühles Lüftchen durch das Lager und ließ Kakashi frösteln.

„Kin, warte mal.“, hielt Kakashi den Knirps auf und zog den Kleinen zu sich. Erstaunt stellte er fest, das Kin sich recht warm anfühlte. Keine Gänsehaut und auch kein anderes Anzeichen war zu finden, dass der Junge frieren könnte. Zur Sicherheit beschloss Kakashi, dass der Junge für diesen Tag genug im Wasser gespielt hat und trocknete den Kleinen gründlich ab. Dabei fragte er seinen Sohn nach den Fischen und Kin strahlte voller Stolz, weil er es geschafft hatte zwei davon zu fangen.

„Und was machen wir jetzt mit euren Fischen?“, fragte der Jonin, nachdem sein Sohn trocken und mit frischer Kleidung vor ihm saß.

„Kurama meinte, die sind fürs Frühstück.“, antwortete Kin und sah sich die Fische mit einem undefinierbaren Seitenblick an. Offenbar war der Junge sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte.

„Dann gibt es also Fisch zum Frühstück. Willst du mir helfen?“, fragte Kakashi darauf und bekam von Kin einen kurzen verwirrten Blick, worauf der Junge jedoch nickte.

Zusammen machten sie sich daran, die Fische auszunehmen. Oder eher: Kakashi machte sich daran, während Kin zunächst neugierig und anschließend angewidert – und auch etwas traurig - zuschaute. Kein Wort sagte der Junge und schaute seinem Vater einfach nur zu. Jedes Mal, wenn Kakashi das Messer bei einem der Fische ansetzte und sie fast schon fachmännisch aufschlitzte, zuckte der Junge leicht zusammen und jedes Mal wurde Kins Blick darauf ein kleinen wenig trauriger. 

 

Asuma hatte sein Zelt ebenfalls verlassen und schaute den Beiden kurz zu. Der Blick des Jungen war ihm nicht entgangen. Anschließend kümmerte er sich um das Feuer und verschwand darauf kurz hinter die Bäume. Als er zurück kam hingen die Fische bereits über dem Feuer und die kleine Familie – samt Fuchs – saß davor. Sein Blick fiel erneut auf Kin, welcher nicht mehr ganz so traurig wirkte.

„Offenbar hat sich Kin wieder gefangen.“, stellte er fest und setzte sich dazu.

„Was meinst du?“, meinte darauf ein verwirrter Kakashi.

„Kin hat bei jedem Fisch gezuckt, als du sie bearbeitet hast und schien auch ganz traurig dabei, als wenn er Mitleid mit den Fischen hätte.“, erklärte Asuma und steckte sich darauf eine Zigarette an. „Hast du das nicht mitbekommen?“

„Nein, das ist mir entgangen.“ Kakashi hatte dies wirklich nicht bemerkt, er war ganz auf die Fische konzentriert und hatte dem Jungen in er Zeit keinen Blick zugeworfen. Was Kin wohl gedacht hatte?

Kurama schien Kakashis Gedanken zu teilen und fragte seinen Sohn: „Kin? Erzählst du uns, warum du traurig warst?“

Kin brauchte einige Minuten ehe er etwas dazu sagte. „Du hast den Fischen wehgetan. Warum?“, wollte er wissen und sah fragend seinen Papa an.

„Weil ich sie ausnehmen musste, bevor sie über das Feuer kommen. Das Feuer tut ihnen auch weh, aber weder das Messer, noch das Feuer bemerken sie. Sie waren ja schon nicht mehr am Leben, als ich damit begonnen habe.“, versuchte Kakashi zu erklären.

„Warum waren sie Tod?“, fragte Kin weiter.

Diesmal war es Kurama, der antwortete: „Der Lebensraum der Fische befindet sich im Wasser. Dadurch, das wir sie gefangen und hier an Land gelegt haben, haben auch wir den Fischen wehgetan. Und weil sie ohne Wasser nicht leben können, sind sie dann gestorben.“

Schlagartig war Kin wieder traurig und starrt den Boden vor seinen Füßen an, der in diesem Moment soviel interessanter schien, als alles andere um ihn herum.

„Kin?“, sprach der Fuchs fragend zu seinem Sohn, doch dieser zeigte keine Reaktion. „Kin, hörst du mir zu?“, fragte Kurama ein weiteres Mal und kurz darauf war ein leichtes Nicken bei Kin zu erkennen.

„Hör mir gut zu, kleiner.“, bat der Fuchs und begann anschließend mit einer weiteren Erklärung: „Leben und Tod ist etwas ganz natürliches und auch wichtiges. Es ist wie... zwei Seiten einer Münze. Sie sind Grund verschieden und doch gehören sie zusammen. Eines kann ohne das andere nicht Existieren. Leben und Tod, Gut und Böse, Licht und Dunkel, Himmel und Erde. Alles hat einen Gegenpart, welcher jedoch wichtig ist. Auf Leben und Tod bezogen ist es ein sogar noch etwas wichtiger, denn alle Lebewesen bilden einen symbiotischen Kreislauf, in welchem jeder von jedem abhängig ist. Bei manchen mehr, bei manchen weniger.“

„Ist das nicht etwas zu kompliziert ausgedrückt? Kin ist immerhin erst vier.“, fragte Asuma darauf und auch Kakashi wunderte sich über die – für ein Kind - doch sehr komplizierte Erklärung.

Kurama ignorierte den Einwand einfach und machte da weiter, wo er auf aufgehört: „Jedes Lebewesen hat seine eigene Aufgabe, welche wichtig für das zusammenleben ist. Das gilt für die ganz kleinen Tiere, wie die Insekten, und auch für die großen, wie Elefanten. Den Tieren ist nicht bewusst, wie wichtig sie für ihre Umwelt sind und dennoch sind sie es.“

Kins trauriger Blick war schon lange gewichen. Stattdessen saß er mit leicht offenem Mund da, die Augen auf den Fuchs gerichtet und hörte diesem hochkonzentriert zu.

„Jedes Lebewesen braucht Nahrung. Das beginnt bei den Pflanzen. Sie ziehen ihre Nährstoffe aus dem Boden und die Sonne ist da auch ein wichtiger Faktor. Die Pflanze wird gefressen – sagen wir mal, von einem Schaf. Das Schaf wiederum setzt darauf ein Häufchen, aus welchem dann die Nährstoffe wieder in den Boden gelangen. Und schon beginnt alles wieder von vorn. Ich bin hingegen ein Fleischfresser, ich würde jetzt das Schaf fresse und dann mein Häufchen machen. Hast du verstanden was ich meine?“, schloss der Fuchs vorerst seine Erklärung und machte eine Pause, um den Jungen zunächst die Möglichkeit zu geben, das gesagte zu verarbeiten.

Kin sagte zunächst nichts dazu, sondern nahm sich den Fisch, den Kakashi ihm reichte. Kurama hatte soviel erzählt, das die Fische bereits fertig waren. Gedankenverloren aß der kleinen seinen Fisch auf und nahm sich noch einen Zweiten.

„Dann ist es also nicht schlimm, wenn man für sein Essen tötet?“, fragte der Junge, nachdem er auch seinen zweiten Fisch gegessen hatte.

„Nein, das ist nicht schlimm. Es gehört zum Gleichgewicht der Natur. Du musst nur immer darauf achten, das du nicht mehr Leben nimmst, als notwendig. Das ist auch Teil des Gleichgewichts. Man nimmt sich nur soviel, wie man brauch. Die Tiere beherrschen dies und auch die Dämonenvölker halten sich daran. Die Menschen hingegen haben so ihre Probleme mit dieser 'Regel'. Sie töten mehr als notwendig, führen ständig ihre Machtkämpfe um den Lebensraum und töten sich dabei auch gegenseitig.“ Bei seinem letzten Satz sah er die beiden Ninja giftig an, wodurch die Männer eine Gänsehaut bekamen und anfingen zu flüstern.

„Wieso bekomme ich immer ein schlechtes gewissen, wenn Kurama den Lehrer spielt und etwas erzählt?“, flüsterte Asuma dem anderen Jonin zu.

„Weil er uns Menschen dabei immer als schlecht darstellt?“, flüsterte Kakashi zurück und musste gedanklich sowohl Asuma, wie ach dem Fuchs zustimmen.

Kapitel 9 - Hase, Rehkitz und Banditen

Einige Tage waren bereits vergangen und die kleine 4er Gruppe kam ihrem Ziel immer näher. Den halben Tag hatten sie immer ausgenutzt, um etwas Wegstrecke zurück zu legen. Da Kin trotz seines jungen Alters recht schnell und ausdauernd war, kamen sie auch gut voran. Die andere Hälfte des Tages nutzen sie für Training. Kin bekam die Taijutsus gezeigt, sowie die ersten kleinen Ninjutsus, welche auch die Anfängern an der Akademie zuerst gelehrt bekamen.

Es war später Vormittag und in wenigen Stunden würden sie ihr Ziel erreichen. Kin lief zur Abwechslung mal nicht selbst, sondern saß auf Kuramas Rücken, da sich der Fuchs etwas größer gemacht hatte. Dort oben sollte Kin sich konzentrieren und versuchen sein Chakra zu erfühlen - was weitaus einfach klang, als es war, denn der Junge spürte gar nichts.

Frustriert verschränkte er die Arme vor der Brust und gab ein mürrisches knurren von sich. Das Kin nun eine Aufgabe hatte, mit der er nicht weiter kam, passt dem Jungen überhaupt nicht.

„Wozu muss ich sowas lernen?“, wollte der Junge in einem deutlich genervten Ton wissen.

Kakashi und Asuma gingen einige Meter vor ihnen und schauten nun zu den beiden Dämonen zurück. Bevor einer von ihnen Kin eine Antwort geben konnte, schaltete sich jedoch wieder der Kyuubi ein und gab dem Jungen eine Erklärung: „Nicht nur du musst das lernen. Deine Freunde lernen das auch. Konohamaru und Hanabi gehen schon zur Akademie und bekommen dies dort ebenfalls beigebracht. Sora ist noch zu jung, aber in zwei Jahren wird auch sie zur Akademie gehen und darin unterrichtet.“

„Aber Sora ist doch so alt wie ich! Warum muss ich das jetzt schon lernen, wenn Sora das aber noch nicht muss?“, fragte Kin darauf verwirrt.

„Du bist halt anders. Ein Dämon. Wir unterrichten dich jetzt schon, weil du stärker bist, als andere Kinder.“, versuchte Kurama zu erklären und machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach: „Du lebst als Dämon unter Menschen, daher ist es sehr wichtig, das du deine Kraft auch unter Kontrolle hast. Durch das Training wirst du nicht nur stärker, sondern lernst auch, deine Kraft gezielt einzusetzen – und auch sie 'nicht' einzusetzen, wenn du dies nicht willst.“

Einerseits hatte Kin verstanden, was sein Fuchspapa gemeint hatte, andererseits wusste er nicht, wie er das gesagte einordnen sollte. Das sein Kopf gerade angestrengt arbeitete, konnten Kakashi und Asuma gut sehen. Die Beiden gingen nun neben dem Fuchs und beobachteten Kin.

„Brauchst du ein Beispiel, um es besser zu verstehen?“, fragte Asuma nach einigen Minuten, in denen Kins Mimik noch immer zeigte, das der junge über Kuramas Worte nachdachte.

„Ja, ich glaub schon.“, kam zögerlich eine Antwort und Kin sah den Mann darauf an.

Asuma überlegte kurz. »Toll! Da hab ich mir ja jetzt etwas eingebrockt...Mir fällt nichts passendes ein.«

Kakashi dachte ebenfalls über etwas passendes nach und hatte kurz darauf etwas gefunden, was vielleicht helfen könnte: „Kin, du magst doch Sora, oder?“, fragte er und wartete kurz bis der Knirps es bestätigt hatte. „Stell dir vor du spielst mit Sora... und dann hast du für einen Moment deine Kraft nicht unter Kontrolle und tust ihr weh. Willst du das?“

Total entsetzt starrte Kin seinen Vater an und brachte ein überzeugtes „Nein!“ heraus.

„Siehst du? Wir auch nicht.“, meinte darauf Kakashi und schaute zu seinen Sohn. „Du musst deine Freunde beschützen. In deinem Fall auch vor dir selbst. Deswegen ist es wichtig, das du dich unter Kontrolle hast - damit du ihnen nicht weh tust.“

Ein weiteres Mal dachte Kin nach, diesmal über die Worte seines Papas und kurz darauf grinste er und versuchte ein weiteres Mal sein Chakra zu erfühlen, doch es sollte einfach nicht sein.

 

Zur Mittagszeit kamen sie an einem kleinen Gasthof vorbei und beschlossen eine kleine Pause zu machen und etwas zu essen. Der Rest des Tages verlief ereignislos, bis ein kleines Häschen es schaffte kurzzeitig für etwas Verwirrung zu sorgen, denn Kin war dadurch einige Minuten nicht nur abgelenkt, sondern gleich ganz verschwunden.

Suchen brauchten sie den Jungen nicht lange, da Kurama problemlos dem Geruch seines Sohnes folgen konnte. Einige dutzend Meter weiter, auf einer kleinen Lichtung sahen sie Kin zwischen einigen kleinen Tieren sitzen. Er hatte ein kleines Reh auf dem Schoss und fummelte an einem der Hinterläufe herum. Die kleinen Tiere verschwanden, als sie die nahenden Männer bemerkte. Nur das kleine Kitz blieb ruhig auf dem Schoss liegen und zeigte keinerlei Regung.

Ein feiner Draht hatte sich um den rechten Hinterlauf des Kitzes gewickelt und schnitt leicht in das Fleisch. Kin war sehr vorsichtig, schaffte es jedoch nicht den Draht zu lösen, ohne dem Tier dabei weh zu tun.

„Kin? Brauchst du Hilfe?“, fragte der Hatake in einem leisen Ton, da er das kleine Reh nicht erschrecken wollte und hockte sich dabei vor seinen Sohn.

Erschrocken schaute der Junge auf und bemerkte seinen Vater. Er hatte nicht bemerkt, das sie nun ebenfalls auf der Lichtung waren. Sein Schreck war jedoch schnell gewichen, als sich das Rehkitz auf seinem Schoss regte. Beruhigend streichelte Kin dem Tier über dem Kopf. Kurama mochte es, wenn er den Fuchs so streichelte, daher hoffte der Junge, das es dem Reh vielleicht auch gefallen würde - und tatsächlich, das Tier schien sich darüber zu freuen.

Langsam griff Kakashi in seine Beintasche und holte eines seiner Kunai hervor. Der Draht saß sehr fest, das hatte der Mann sofort erkennen können. Sein Sohn lenkte das Tier gut ab, dennoch musste er darauf achten keine zu hastigen Bewegungen zu machen, damit das Tier nicht vor Schreck aufspringt und sich selbst oder Kin dabei verletzt. Behutsam nahm Kakashi das Bein des Tiers in die Hand und schnitt den Draht an einigen Stellen durch, um ihn anschließend vorsichtig vom Hinterlauf zu entfernen. Tief waren die Verletzungen nicht und es blutete auch kaum. Kurama sah sich die leichten Schnitte im Fell ebenfalls kurz an und leckte einige Male darüber. Anschließend ließen sie das Kitz aufstehen und es hüpfte fröhlich einige Male um Kin herum, bevor es zum Rande der Lichtung lief. Dort war ein weibliches Reh zu erkennen, welches offenbar die Mutter des Kitz war und zusammen verschwanden beide im Wald.

„Kin, lauf bitte nie wieder einfach so weg. Sag uns bitte immer vorher Bescheid und nimm Kurama mit, ja?“, bat Kakashi darauf den Jungen in einem ernsten Ton.

„Ja, Papa!“, grinste der Junge und sprang auf, damit sie ihren Weg fortsetzten konnten.

Weit kamen sie jedoch nicht. Die Dämonen liefen einige Meter voraus, bis Kin abrupt stehen blieb und sich suchend umsah. Die Männer kamen in der Zeit näher und fragten sich was der Jungen wohl suchte. Dann blieben jedoch auch sie stehen und schauten sich um.

„Ich glaub, wir werden alt.“, seufzte Asuma und zog seine Chakraklingen.

„Glaub ich auch. Kin hat zuerst bemerkt, das wir nicht mehr allein sind.“, bestätigte Kakashi dies, zog ein Kunai und begab sich in Kampfstellung.

„Ihr jungen Hüpfer habt doch keine Ahnung was alt sein bedeutet. Wenn hier wer alt ist, dann bin ich das.“, meinte Kurama darauf beiläufig und schaute sich weiterhin um.

Asuma sollte auf Kin achten und wollte sich gerade zu dem Jungen begeben, als dieser einige Meter in seine Richtung sprang und nun direkt vor ihm war. An der Stelle, an welcher Kin zuvor gestanden hatte, ragten ein Pfeil aus dem Boden. Ängstlich klammerte sich der Kleine an Asumas Bein. Er wusste zwar nicht, was der Pfeil genau war und zu bedeuten hatte, doch seine dämonischen Instinkte sagte ihm, das es nichts gutes war.

Die Väter hatten den Pfeil ebenfalls bemerkt. Kakashi hatte sich einigermaßen unter Kontrolle und konnte seine Wut unterdrücken. Der Fuchs hingegen knurrte, nahm eine rötliche Färbung an und wurde sogar ein eines bisschen größer, wodurch er weitaus gefährlicher Aussah, als zuvor.

Zwei Banditen saßen auf einem robusten Ast in der Nähe. Einer von ihnen hatte einen Bogen in der Hand und wurde von der Anderen lautstark angeschrien, weil er Bogenträger mit seinem Pfeil fast das Kind getroffen hatte. »Zumindest war der Schuss auf Kin nicht beabsichtigt gewesen.«, dachte sich Kakashi und wendete seinen Blick auf einige weitere Banditen, welche aus dem Unterholz kamen mit gezogenen Waffen auf die Ninja zugingen.

„Kurama, beruhige dich!“, zischte der Hatake dem Fuchs zu. „Wenn du so wütend bist, veränderst du dich - und du darfst nicht auffallen!“ Nur mit viel Mühe konnte der Kyuubi seine Wut wieder zurück drängen und stellte sich darauf zu Asuma und Kin.

Der Schütze zielten bereits ein weiteres Mal auf die Gruppe, wobei es allerdings fraglich war, wohin der Pfeil diesmal fliegen würde. Noch hatte dieser seine Flug jedoch noch nicht begonnen. Schnell legte Kakashi sein Sharingan frei, um auf alles vorbereitet zu sein. Die Banditen am Boden kamen weiter auf Kakashi zu. Zwei von ihnen trugen kleine Äxte, während die anderen mit einem Dolch ausgestattet waren.

Der Pfeil des Schützen schoss an Kakashi vorbei und Kakashi saß dies als indirekten Startschuss an. Schnell lief er auf die Männer zu und wich einem Dolchstoß aus, nur um dem Banditen anschließend einen Schlag in den Magen zu verpassen, woraufhin diese zu Boden sang. Damit war der Erste ausgeschaltet. Den nächsten zwei mit Dolchen bewaffneten Banditen wich er einige Male aus und ließ sie anschließend in einander Krachen, wobei sie sich gegenseitig verletzten und mit blutenden Wunden zu Boden gingen. Nun waren noch die Zwei mit den Äxten übrig, doch diese standen einige Meter weit entfernt. Einige Kunai warf Kakashi dem Schützen und seinem Begleiter auf dem Baum entgegen und verwundete damit auch diese leicht, wodurch die Zwei sich zurück zogen. Anschließend wandte er sich den Männern mit den Äxten zu, welche sich jedoch damit zufrieden gaben ihre Kumpanen einzusammeln und mit diesen zu flüchten.

Nachdem die Banditen hinter den Bäumen verschwunden waren, lief Kin seinem Vater zu und wollte von diesem Umarmt werden. Einige Minuten hockte Kakashi vor seinem Jungen und ließ ihn kuscheln, ehe sie ihren Weg fortsetzten.

 

Ihr restlicher Weg verlief ungestört und gegen Abend kamen sie an ihrem Zielort an. Ein kleines Dorf, welches dafür bekannt war, das es einige sehr seltene Kräuter züchtete. Einige Heilkräuter konnte man nur in diesem Dorf erwerben, doch nicht diese waren der Grund, warum sie dorthin geschickt wurden. Neben den Heilkräutern wurde auch Tabak angebaut. Tabak, welcher eigentlich verboten war, da er einen rauschähnlichen Zustand verursachen konnte. Der (unbekannte) Auftraggeber befand sich derzeit in Konoha und hatte darum gebeten, das man seine 'Bestellung' aus diesem Dorf abhole.

Als Ninja bekam man einige fragwürdige Missionen, daher war es den Männern egal, was sie dort abholten. Auftrag war Auftrag. Kakashi meldete sich kurz bei dem zuständigen Händler und richtete diesem aus, das sie das Päckchen am nächsten Morgen abholen würden, bevor er sich mit den anderen auf dem Weg zum Gasthaus machte.

Kapitel 10 - Blutrausch

Der nächste Morgen begann etwas später, als der junge Vater es von Kin gewohnt war, jedoch war es nicht verwunderlich, das der Junge noch schlief. Zitternd und weinend war der Knirps in der Nacht aufgewacht und zu Kakashi ins Bett gekrabbelt. Der Pfeil, von dem Kin am Vortag fast getroffen wurde, zerrte noch immer an den Nerven des kleinen Dämonen, weshalb er den Jungen bei sich hatte schlafen lassen. Trotzdem war Kin noch einige weitere Male weinend aufgewacht.

Nach einiger Zeit kam Asuma in das Zimmer von Familie Hatake, da es ihn wunderte, dass bisher keiner von ihnen wach war. Kakashi lag lesend in seinem Bett, während Kin es sich zwischen einem seinem Arme, dem Fuchs und dem Teddy gemütlich gemacht hatte und noch immer schlief.

„Morgen.“, flüsterte Kakashi, als er Asuma bemerkte und legte sein Buch zur Seite.

„Morgen.“, grüßte der Sarutobi eben so leise zurück und betrachtete die beiden schlafenden Dämonen. Kin hatte seinen Kopf auf Kakashis linker Schulter liegen, sein linker Arm war unter Kakashis linkem Arm und mit seinem rechten Arm drückte er seinen Teddy an sich, als wenn er Angst hätte, dass das Stofftier flüchten könnte. Untenrum ging es ähnlich drunter und drüber. Kins rechtes Bein lag auf Kakashis Hüfte, das Linkte war über dem Fuchs positioniert, während Kuramas Hinterteil unter Kins linkem Bein und die Vorderpfoten auf Kins linkem Bein lagen, des weiteren lag der Kopf des Fuchses auf dem Bauch des Jungen und sabberte diesen voll. In diesem Moment wünschte sich Asuma eine Kamera – die er jedoch leider nicht dabei hatte. Zu schade eigentlich, denn dieses Bild hätte es verdient gehabt, das man es für die Ewigkeit festhält.

Sein Blick auf Kin und Kurama und sein schmunzeln muss Asuma verraten haben, denn Kakashi hatte seine Gedanken offenbar erraten. „In meinem Rucksack ist eine Kamera, falls du eine brauchst.“, meinte der Hatake darauf und Asuma griff grinsend nach der Tasche.

Und ob er jetzt eine Kamera brauchte! Ganz dringend sogar. So ein geniales Bild konnte er einfach nicht undokumentiert lassen. Die Kamera war schnell gefunden und zu Asumas Glück hatten sich weder Kin noch Kurama bislang bewegt – wenn man mal von dem atmungsbedingtem Heben und Senken der Brust absah.

Nach einigen hervorragenden Schnappschüssen packte er die Kamera schließlich wieder zurück in die Tasche und zeigte die Bilder Kakashi. Als dieser sich das erste Bild ansah musste er sich ein lautes Lachen mühsam verkneifen. Aus seinem Blickwinkel sah es schon ulkig aus, wie die Zwei neben ihm lagen, doch so wie Asuma sie sah und fotografiert hatte, war es zum schreien komisch. Von den Bildern musste er dringend eines Iruka geben!

Von dem leisen Gekicher der Männer wurde nun langsam Kurama wach und schaute sich verdattert um. Wie hatte er den hier gelegen? Und warum -bei Kami!- lag er überhaupt hier im Bett?

Die Männer waren darauf aufmerksam geworden, das der Fuchs nun wach war und blickten ihn beide mit einem Grinsen an. Kurama verzog darauf das Gesicht, weshalb die Männer sich ihr lautes Gelächter nun nicht mehr verkneifen konnte. Einen derart herrlich verpeilten Gesichtsausdruck hatten sie schon lange nicht mehr gesehen und beim Fuchs sah das sogar noch besser aus, als bei so manchen Menschen. Noch im Lachen drehte Kakashi das Foto, welches er in der Hand hielt und zeigte es Kurama. Es dauerte keine zwei Sekunden, da fing auch der Fuchs an zu lachen – und bekam kurz darauf Kins Faust ins Gesicht, da der Junge unbewusst nach der überlauten Geräuschquelle geschlagen hatte, welche ihn aus seinem Schlaf zu reißen drohte.

Dies ließ Kurama jedoch nicht so einfach auf sich beruhen. Mit einem leisen knurren stand der Fuchs auf und schmiss sich auf seinen noch schlafenden Sohn, um diesem einige Male durch das Gesicht zu schlecken. Es dauerte nicht lang und der Junge erwachte, weshalb der Fuchs sich nun von Kins Gesicht ab wandte und stattdessen seine Nase einige Male an den Bauch des Jungen drückte und sie daran rieb, was Kin so sehr kitzelte, dass er in schallendes Gelächter ausbrach.

„Wer hätte gedacht, das unser uralt Fuchs so kindisch sein kann.“, kam feststellend von Asuma.

Keine halbe Stunde später saßen sie im Gastraum und begannen mit dem Frühstück. Dies verlief vergleichsweise ruhig, da Kin mehr vor sich hin döste, als das er aß. Ein ungewohnter Anblick für die Männer. Und auch ein ungewohnter Anblick für die Angestellten und die anderen Gäste der Herberge, da unter dem Tisch ein kleiner Fuchs stand, welcher dort unten seinen eigenen Teller stehen hatte, von dem das Tier genüsslich das Rührei mit Schinken ab schleckte.

Später als geplant machten sich die Ninja auf den Weg zu dem Händler, welcher bereits sehnlichst darauf wartete, das sein spezielles Päckchen endlich abgeholt wurde. Kakashi entschuldigte sich vielmals bei dem Mann und verstaute das kleine Paket in seiner Tasche. Der Händler wiederum hatte den kleine Jungen bemerkt, welcher den Ninja begleitete und diesem verblüffend ähnlich sah. Als er die Augenfarbe des Kindes erkannte war er verblüfft. Gelbe Augen?

Einen Moment suchte er etwas hinter dem Tresen und hielt schließlich ein kleines Tütchen in der Hand. Mit diesem ging er auf den kleinen Jungen zu und kniete sich vor das Kind.

„Na kleiner Mann? Schaust du deinem Papa bei der Arbeit zu?“, lächelte der Händler den Jungen freundlich an und hielt Kin das kleine Tütchen hin. „Das sind Blumensamen. Wenn ihr wieder zu Haus seid, dann kannst du die Samen einpflanzen. Die Blume die daraus wächst ist meine eigene Zucht. Wenn sie erblüht, leuchten ihre Blätter in einem schönen kräftigem gelb, so wie deine Augen.“

Neugierig nahm Kin das kleine Tütchen in Empfang und nuschelte ein schüchternes „Danke.“

 

Nach einigen Stunden blieb Kin stehen und schaute zittrig zu einigen Bäumen hinüber. Sie waren nicht weit von der Stelle entfernt, an der sie am Vortag angegriffen worden waren. Die Männer ahnten, was Kin durch den Kopf ging. Nach einigen Minuten, in denen sie vergeblich versuchten den Jungen zu beruhigen, erfuhren sie schließlich den Grund für sein Verhalten.

„Sie sind wieder da.“, deutete Kin mit zittriger Stimme an und sah zu einem Geflecht aus Büschen, welches einige dutzend Meter weit entfernt war.

„Wer ist wieder da?“, wollte Kakashi darauf wissen und hätte sich selbst am Liebsten für die Frage geohrfeigt, da es sich auch hätte denken können, wer gemeint war. Der Junge bestätigte seinen Gedanken dennoch.

„Die bösen Männer von gestern.“, meinte Kin und versteckte sich bereits wieder hinter Asuma. Er war den Tränen nahe und und hatte sichtlich Angst.

Die Männer waren sofort angespannt. Zwar hatten beide schon vermutet, wer gemeint gewesen sein könnte, doch es nun zu hören – und vor allen, von Kin zu hören, während sie selbst die Anwesenheit von anderen noch nicht bemerkt hatten – brachte ein unangenehmes Gefühl mit sich. Zumal sie noch gut die Aktion des Vortages im Kopf hatten.

Dem Fuchs kamen in diesem Moment ganz andere Gedanken: »So langsam wird das richtig peinlich, wenn sogar ICH einen Feind erst bemerkte, wenn Kin uns darauf aufmerksam macht. Ich war doch früher nicht so unachtsam! Reiß dich zusammen, Kurama! Du bist jetzt Vater, da musst du deinen Sohn auch beschützen! Also Schluss mit dem Winterschlaf und dreh deine Sinne wieder auf.«

Nun wo er seine Sinne vollständig nutzte bemerkte Kurama, das sie umstellt waren. Es waren viel mehr Banditen, als noch am Tag zuvor und dem Geruch nach, waren sie auf zwei von ihnen eindeutig beim letzten Mal schon gestoßen.

„Wir sind umzingelt, knapp 30 Personen und zwei von ihnen waren Gestern auch dabei.“, sagte Kurama knapp und begab sich zu Kin. Er selbst durfte nicht eingreifen, es sei den, ihm blieb nichts anderes übrig. Wenn er sich um Kin kümmerte, konnte aber Asuma helfen.

Den Männern kam wohl ein ähnlicher Gedanke, den Asuma und Kakashi standen bereits mit gezückten Waffen nebeneinander und sprachen sich ab. Der Kyuubi machte sich etwas größer, damit dem Jungen mehr Fell zu Verfügung stand, an dem dieser sich an kuscheln konnte. Das nutzte Kin auch sofort aus.

Einige Banditen kamen hinter den Büschen hervor und gingen auf die Ninja zu. Der Mittlere schien für die Anderen eine Art Respektsperson zu sein. vielleicht war er der Anführer. Wenige Meter lagen zwischen ihm und den beiden Ninja, als er stehen blieb. Der Mann zeigte ein eindeutig verstimmtes Gesicht und schien Mühe zu haben, sich zurück zu halten. Offenbar wäre er am liebsten sofort auf die Ninja losgegangen.

„Meine Männer sagen, ihr hättet sie hier gestern grundlos angegriffen.“, platze es aus dem Mann heraus, der seinen Worten nach, wohl wirklich der Anführer war.

„Sie haben uns angegriffen!“, konterte Kakashi in ruhigem Ton und versuchte konzentriert zu bleiben. Emotionen konnte er im Moment nicht gebrauchen, die würden ihn nur überreagieren lassen.

„Wer hier wen angegriffen hat, ist mir eigentlich egal. Was mich mehr aufregt, ist das ihr meinen Sohn fast getötet habt!“, kam darauf in einem äußerst gereizten Ton von dem Anführer und Kakashi musste sich zusammenreißen um sich nichts anmerken zu lassen. Genau den gleichen Satz hätte er selbst auch vorbringen können.

„Wer von den Pfeifen gestern, war den dein Sohn?“, fragte Asuma, der sich denken konnte, woran Kakashi gerade dachte.

Der Anführer schnaubte verächtlich und blickte dem anderen Mann in die Augen. „Mein Sohn saß abseits auf einem Baum.“

„Der Bogenschütze oder der Andere?“, fragte Asuma weiter und bemerkte einen undefinierbarer Zucken im Auge des Anführers.

„Wer hatte den Bogen?“, fragte dieser und sah kurz zur Seite einem seiner Männer. Dieser war am Vortag ebenfalls dabei gewesen.

„Dakan hat ihn mitgenommen Chef...“, antwortete dieser und ein Grinsen schlich sich ins Gesicht des Anführers. Der Mann war jedoch noch nicht fertig. „aber Kito hat geschossen!“ Dafür fing sich der Sprecher einen Klaps auf den Hinterkopf ein, welcher von einem der Männer kam die Hinter diesem standen.

Darauf überlegte der Anführer einen Moment, er war sich nicht sicher, was er von diesem Detail halten sollte. Bisher hatte er davon nichts gewusst. „Mein Sohn war der Schütze.“, sagte er schließlich und Kakashi fiel es immer schwere sich zusammen zu reißen.

Dies bemerkte natürlich auch Asuma. „Euer Sohn ist selbst Schuld, wenn er verletzt wurde.“ deutete der Sarutobi an und schnippte seinen Zigarettenstummel zur Seite, um sich kurz darauf eine neue Kippe in den Mund zu stecken. „Hätte euer Sohn nicht auf unseren Knirps geschossen, welcher im übrigen der Sohn meines Partners hier ist, dann hätte wir ihn und auch eure Männer in Ruhe gelassen und wären weiter gegangen.“, erklärte der Jonin ruhig und sachlich.

Der Blick des Anführers fiel einen kurzen Moment auf den kleinen Jungen, welcher neben einem weißen Fuchs stand. Das Tier kam dem Banditenchef etwas zu groß vor, doch er konnte sich auch irren. Diese Art der weißen Füchse kam in ihrer Gegend schließlich nicht vor. Gelassenheit kehrte in das Gesicht des Mannes zurück und verdrängte den Ärger um den gestrigen Angriff. Sein Sohn war schon immer ein Unruhestifter gewesen und ein Stück weit konnte er den Vater dieses kleinen Jungen auch verstehen.

 

Ein Pfeil landete zwischen den Ninja und den Banditen im Boden.

Beide Seiten waren davon gleichermaßen überrascht und der Banditenführer schaute mit einem äußerst bösartigem Blick zu seinen Männern, die in der Richtung standen, aus welcher der Pfeil gekommen war.

„Wer war das?“, brüllte der Mann zornig und die Meisten Banditen wichen einige Schritte zurück. Mit ihrem Anführer wollte sich niemand anlegen. Einer jedoch blieb ganz ruhig stehen und zog gelassen seine Kapuze aus dem Gesicht.

„Kito! Was machst du hier? Ich dachte du wärst so schwer verletzt.“, schrie der Chef darauf seinen Sohn an und bekam von diesem einen rachsüchtigen Blick.

Kakashi und Asuma sahen sich kurz gegenseitig in die Augen. Die Situation wurde immer bekloppter, in dieser Hinsicht waren sich beide einig. Doch was sollten sie jetzt machen? Ihre Blicke wandten sich wieder dem Banditen zu, welcher wütend auf seinen seinen Sohn zu stampfte. Wenn es nach ihm ginge – und das sollte es eigentlich, da er ja der Anführer war – dann würden sie jetzt wohl einfach gehen können, doch schien dessen Sohn wohl anderer Meinung zu sein.

„Ich will meine Rache! Ich will ihn bluten sehen!“, platze es aus dem Jungen Mann heraus und er warf Kakashi einen hasserfüllten Blick zu.

Kakashi schluckte schwer und schaute zu Kurama und Kin. Ihm gefiel es nicht, das sein Junge dieser Situation miterleben musste. »Pass ja gut auf den Knirps auf!«, dachte sich der Jonin und Kurama schien den Gedanken gelesen zu haben, denn Kakashi konnte ein leichtes Nicken bei dem Fuchs erkennen.

Der Anführer der Banditen wurde immer wütender und schrie seinen Sohn ein weiteres Mal an: „Du wirst deinen Mund halten und ins Lager zurück gehen!“, doch dieser schien unbeeindruckt und konterte ebenso laut mit einem: „Nein, werde ich nicht!“

Das versetzte den Mann nun endgültig in Rage und er holte aus, um seinem Sohn mit der Faust zu schlagen. „Doch wirst d...“, reif er ein weiteres Mal und noch bevor er seinen Satz vollenden konnte, brach der Mann unter Schmerzen zusammen. Durch den Versuch seinen Sohn zu schlagen, war er ungedeckt und offenbar hatte er auch nicht erwartet, das sein Sohn ihn schlagen würde.

Kraftlos sank der Körper des Mannes zu Boden und eine Blutlache breitete sich auf der Straße aus. In den Händen des Anführersohnes konnte man einen blutigen Dolch erkennen. Ein fieses und überlegenes Grinsen breitete sich auf dessen Gesicht aus und ein Gefühl schlich sich in Kakashis Gedanken, das ihm versuchte mitzuteilen, das dieser Junge Mann nicht normal sei.

„Ergreift sie!“, schrie der neue Anführer und die ersten Banditen setzten sich in Bewegung und kamen auf die Ninja zu, überwiegend waren die Männer jedoch zu geschockt über das geschehene, um groß Handeln zu können.

Den Jonin kam dieses zögern zugute, womit sie sich nur mit einem Teil der Banditen herumschlagen mussten. Rücken an Rücken standen sie vor ihren Gegnern und verteidigten sich selbst und sich gegenseitig. Kakashi und Asuma waren ein eingespieltes Team, welches schon seid einigen Jahren immer wieder zusammen arbeitete. Sie verstanden sich Blind und brauchten keine Worte um ihre Manöver zu planen.

Überraschender Weise kamen die Banditen nur auf die Ninja zu, Kurama und Kin ließen sie außen vor.

Es hatte etwas von einem Tanz, wie die beiden Ninja um einander herum liefen und immer wieder die Versuche der Banditen blockten, ihnen entweder näher zu kommen, oder sie direkt anzugreifen. Nach einiger Zeit würde es dem dem jungen Mann, der sich nun ihr 'Anführer' schimpfte jedoch zu langweilig. Er stand noch immer etwas Abseits und legte erneut einen Pfeil an die Bogensehne und zielte... auf Kakashi!

Nachdem er sich ausreichend auf das Zielen konzentriert hatte und auch seine Atmung endlich unter Kontrolle war, ließ er die Bogensehne los und beobachtete den Pfeil, wie er seinem Ziel entgegen flog - und sich in Kakashi rechtem Oberarm versenkte. Schmerzhaft keuchend sank der Mann auf die Knie und hielt sich mit der freien Hand den Arm.

 

Ein Geruch stieg Kin in die Nase. Er kannte den Geruch. Es war Blut. Kakashis Blut! Er wusste, wie dies roch, da sein Vater vor einigen Tagen einen seiner Ninjahunde beschworen hatte und sich dafür in den Daumen gebissen hatte. Doch war das nur ein kleiner Tropfen seines Blutes gewesen. Dies Mal war es viel mehr Blut und der Geruch war zu viel für den Jungen.

Die Zeit schien still zu stehen. Kin konnte ein Geräusch vernehmen, welches einem Schlag auf einer Trommel gleich kam. Es kam aus seinem Körper. Aus seinem Herzen. Sein Körper war komplett erstarrt. Ein weiteres Mal hörte er dies Geräusch und eine Energiewelle durchströmte seinen Körper und verteilte sich in einem enormen Tempo um ihn herum.

Gefühle durchfluteten ihn. Wut, Hass und Mordlust waren einige davon, welche keine unerhebliche Auswirkung hatten. Doch in erster Linie war es zwei andere Gefühle: Angst und Trauer. Angst vor den Banditen, Angst um seinen Vater. Angst vor dem, was hier gerade mit ihm passierte. Trauer, weil sein Vater verletzt war. Trauer, weil er schmerzen nicht mochte. Trauer, weil niemanden etwas tun wollte und sein Gefühl ihm sagte, das er es dennoch tun würde.

Ein weiterer Trommelschlag war für Kin zu hören und erneut breitete sich Energien in ihm aus. Er spürte, wie sich etwas veränderte. Wie er sich veränderte.

Kurama war von seiner Seite gewichen und stand einige Schritte vor Kin, um seinen Sohn zu beobachten. Er hatte die Kräfte gespürt, welche in dem Jungen erwachten. Seine eigenen Instinkte haben ihm geraten sich zu entfernen. Sie warnten ihn. Kins Energie war nicht unangenehm, sondern eher positiver Natur. Dies war bei Dämonen selten, da selbst die gutmütigen Dämonen eher ein neutrales Chakra besaßen. Etwas an Kin war im Moment jedoch so was von Falsch, das sogar Kurama einen Hauch von Angst verspürte.

Die Kämpfe zwischen den Banditen und den eingekesselten Ninja hatte aufgehört und alle starrten zu dem kleinen seltsam leuchtenden Jungen, von dem eine enorme Energie abstrahlte. Seine Kleidung schien sich zu verändern. Statt dem blauen Shirt und der dazu passenden Hose, trug der Junge eine helle lederne Rüstung. Klingen, so lang sie seine Unterarme, wuchsen dem Kind aus den Händen. Sie traten zwischen den Finger hervor. An jeder Hand zeigten sich drei von ihnen. Seine Augen waren nicht mehr einfach nur golden, sondern schienen zusätzlich von innen heraus zu leuchten.

Ein bedrohliches Knurren war von Kin zu vernehmen und man konnte kleine Fangzähne bei dem Dämonenkind erkennen. Die Banditen bekamen es mit der Angst zu tun, doch waren sie von diesem Anblick viel zu geschockt, um sich überhaupt bewegen zu können. Kakashi und Asuma wussten nicht so recht, was sie von dem halten sollten, was sie da sahen und blickten fragend zu Kurama, welcher jedoch mit dem Rücken zu ihnen stand. Sie verspürten ebenfalls starkes Unbehagen bei dem, was Kin dort zeigte.

Instinkte hatten ihre eigene Art, vor etwas zu warnen und so undefinierbar die Warnung für den Fuchs zu Anfang auch war, um so deutlicher war sie in diesem Moment: Vorsicht! Blutrausch!

Kapitel 11 - Engel sind auch nur Dämonen

Kaum hatte Kurama den Zustand seines Sohnes einordnen können, war dieser auch schon verschwunden – und tauchte hinter dem Schützen wieder auf. Der junge Banditenanführer zeigte noch immer ein fieses Grinsen und er fand es offenbar amüsant, was mit dem Jungen passiert war. Das dieser nun hinter ihm stand, war ihm jedoch entgangen und er verschwendete offenbar auch keinen Gedanken daran, dass ER das Ziel des Kindes werden könnte – zumindest, bis er unter Schmerzen auf die Knie sank, weil sich eine Klinge in seine Kniekehle bohrte.

„Kakashi, Asuma! Kommt sofort zu mir!“, rief der Fuchs den Männern entgegen und diese folgten dem Befehl - wenn auch widerwillig. Immerhin mussten sie Kin beschützen und dieser griff gerade selbst in den Kampf ein. Andererseits war Kakashi verletzt und musste dringend versorgt werden, denn sein Blut sickerte unaufhörlich aus der Wunde.

Beim Fuchs angekommen griff Asuma sofort nach seiner Tasche und nahm diese vom Rücken, um darin nach Verbandszeug zu suchen, welches er auch schnell fand. Kakashis Augen waren geschockt auf Kin gerichtet, welcher den Bogenschützen in seinem Wutanfall regelrecht massakrierte. Die anderen Banditen trauten sich nicht die Nähe des kleinen Wesens, welches trotz geringer Größe und Alters bereits zu solch einem Blutbad fähig war. Regungslos standen sie da und hatten sich bisher keinen Millimeter gerührt. Sie waren unfähig sich zu bewegen, vor Angst wie gelähmt. Nach einigen Momenten – den unfreiwilligen Zuschauern kam es wie Stunden vor - in denen Kin sein Opfer brutal zerlegt hatte, wandte er sich den anderen Banditen zu und suchte sich sein nächstes Opfer.

„Was steht ihr hier noch rum? Seht zu, dass ihr verschwindet!“, rief Kurama den Banditen zu, doch es half nichts. Ihre Schockstarre verhinderte jegliche Reaktion.

Ein deutlich schmerzverzerrter Schrei verließ Kakashi Kehle, als Asuma ihm den Pfeil aus dem Arm zog. Schwer atmend kniete er neben seinem Freund am Boden und ließ sich einen Verband anlegen. Kurama schaute Asuma kurz zu und bat den Mann darum, möglichst alles Blut zu entfernen, was er auf Kakashis Arm finden konnte. Darauf positionierte sich der Fuchs zwischen den Ninja und Kin.

Vier weitere Banditen waren bereits zum Opfer von Kins Zustand geworden, da lösten sich langsam die anderen Männer aus ihrer Starre und ergriffen die Flucht, welche den Meisten auch gelang. Doch auch hierbei gab es noch einige weitere Opfer. Nun waren Kurama und die Jonin allein mit Kin, welcher einige Meter vor dem Kyuubi stand und diesen mit seinen Augen fixierte. Nicht die kleinste Gefühlsregung war an dem Jungen zu erkennen. 

 

Kins blick hatte etwas bedrohliches, jedoch schien es auch, als wäre der Junge gar nicht da. Er schien abwesend und fremdgesteuert.

„Kurama, was ist mit Kin?“, wollte Kakashi unter schmerzen wissen und starrte an dem Fuchs vorbei zu dem kleinen Jungen, der eindeutig nicht er selbst war.

„Kin ist durch deine Verletzung in einen Blutrausch gefallen und hat keine Kontrolle mehr über sich. Haltet euch also fern von ihm, solang er sich nicht beruhigt hat! Euch würde er in diesem Zustand ebenfalls töten.“, erklärte der Fuchs mit einer gefassten und konzentrierten Miene, während die Männer eher fassungslos hinter ihm hockten.

„Eins noch! Egal was ich gleich tue, egal wie brutal ich vielleicht gleich mit ihm umgehen muss, um ihn zu bändigen: Mischt euch auf keinen Fall ein!“, befahl der Fuchs und ging in einer lauernden Haltung auf den Jungen zu. Der kleine Dämon hatte sofort bemerkt, das sein neuer Gegner anders war, als seine bisherigen Opfer und bewegte sich ähnlich lauernd.

Einige Male umkreisten sich die beiden Dämonen und knurrten sich gegenseitig auf eine Art an, die so extrem bösartig klang – sogar bei dem kleinen Kin – das beide Ninja zunächst eine Gänsehaut bekamen und ihnen schließlich die Kälte sogar bis in die Knochen krabbelte. Die Jonin hatten schon einiges erlebt und überlebt, doch weder Kakashi noch Asuma konnte sich an eine Situation erinnern, in der sie ein derart hohes Maß an Angst verspürt hatten. Sogar die beste Selbstkontrolle versagte in diesem Moment und man konnte beiden Männern ihr Furcht deutlich ansehen.

Das gegenseitige um lauern schien ein Ende gefunden zu haben.

Auch wenn Kurama im Moment größer war als Kin, zog er es doch vor auszuweichen. Vor Kins Klingen hatte der Fuchs enormen Respekt. Es gab nicht viel, was einen Dämonen von seinem Rang ernsthaft verletzen konnte, aber Dämonenklingen, welche aus dem Körper wuchsen, waren immer ein Grund zur Besorgnis. Seine Größe hatte Kurama daher angepasst und war nun etwa dreimal so groß wie Kin – was den Jungen jedoch nicht im geringsten interessierte.

Einige weitere Male sprang Kin auf den Fuchs zu und versuchte diesen zu treffen, doch weichte Kyuubi den Angriffen seines Sohnes aus. Schließlich machte er einen Fehler. Er wich seinem Sohn ein weiteres Mal aus, jedoch achtete er nicht darauf, wo er gestanden hatte, so dass Kin nun genau auf Kakashi und Asuma zuhielt, welche mit der dämonischen Schnelligkeit nicht viel anfangen konnten. Ausweichen war den Männern daher nicht möglich. 

 

Noch bevor der Dämonenjunge einen von ihnen Treffen konnte stand Kurama schützend vor ihnen und fing die Klingen mit seinem Körper ab. Der Geruch von Kuramas Blut schien den Jungen nun zu verwirren und er wich einige Meter zurück. Zitternd sank Kin auf seine Knie und betrachtete seine Hände, aus welchen blutbefleckte Klingen herausragten. Schwer atmend griff er sich mit beiden Händen an den Kopf und fing an zu schreien.

So lang, wie er konnte...

...und so laut wie, er konnte.

Tränen stiegen ihm in die Augen und suchten vereinzelt ihren Weg über die Wangen. Ein weiteres Mal fing Kin an zu schreien und erneut konnte man eine Veränderung an dem Jungen erkennen. Jedoch veränderte er sich nicht zurück. Nein, etwas anderes und ungewöhnliches zeigte sich.

Etwas, das sogar Kurama überraschte.

Auf Kins Rücken wuchsen Flügel!

Schneeweiße Flügel mit einem glitzernden Schimmer, welcher den Schwingen einen silbernen Glanz verlieh. Nach wenigen Sekunden hatte die Flügel eine Spannweite erreicht, welche mehr als doppelt so lang war, wie Kin groß - und das für jeden Flügel einzeln gesehen. Größer schienen sie nicht zu werden.

Kurama humpelt auf seinen Sohn zu und redete beruhigend auf den kleinen Dämonen ein, welcher noch immer zitternd am Boden kniete. Kin schien sich auch wirklich zu beruhigen und seine Klingen verschwanden wieder in den Unterarmen, was der Junge mit einigem Erstaunen beobachtete. Sein Blick viel anschließend auf Kakashi und es sah seinen Vater traurig und flehend an. Mehr und mehr Tränen bahnten sich ihren Weg über sein Gesicht. 

 

Auch wenn die Ninja fühlen konnten, das von dem Jungen keine Bedrohung mehr ausging, warteten sie doch lieber ab, bis Kurama ihnen sein Einverständnis gab. Sicher ist sicher. Nach einigen Minuten, in welchen Kurama seinen Sohn noch etwas beobachtete und weiter beruhigte, gab er den Männern die Erlaubnis sich zu nähern. Er selbst legte sich neben Kin auf den Boden und versuchte sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Der Junge war von seinem Blutrausch bereits genug traumatisiert, da wollte er es nicht noch schlimmer machen.

Vorsichtig traten die Männer näher an den Jungen heran. Der Sarutobi erhaschte dabei einen Blick auf Kuramas Verletzung, welcher Kin von seinem Blickwinkel aus nicht sehen konnte. Kakashi hatte sich zu seinem Sohn gekniet und umarmte ihn mit dem unverletzten Arm. Sehen konnte Kin im Moment nichts, denn er hatte sein Gesicht in Kakashis Weste vergraben und weinte.

Kurz ging Asuma zurück an die Stelle, wo er seinen Rucksack liegen gelassen hatte, um diesen zu holen. Die Verletzung des Fuchses musste ebenfalls behandelt werden, da der Dämon doch einiges an Blut verlor. So schnell war selbst die dämonische Regeneration nicht.

„Was genau ist da jetzt passiert?“, wollte Asuma vom Fuchs wissen und erhoffte sich dadurch auch, das er den Fuchs von der Verletzung ablenkte. Nach einem kurzen Blick auf die Wunde, suchte sich der Mann aus der Tasche, was er benötigte und begann damit, den Fuchs zu verarzten.

Mit überraschend ruhiger Stimme begann Kurama zu erklären:

„Wie gesagt: Durch Kakashis Verletzung ist Kin in einen Blutrausch gefallen. In diesem Zustand übernehmen die Instinkte die Kontrolle. Dies ist eine Art Schutzmechanismus, welcher bei allen Tierdämonen auftreten kann.“ Zum Ende des Satzes hin wurde Kuramas Stimme leicht verzerrt und man konnte deutliche Schmerzen heraushören.

Einige Male atmete der Kyuubi tief durch und versuchte das schmerzende Gefühl wieder aus seinem Verstand zu verbannen, eher er weitersprach: „Die auslösenden Faktoren sind durch Kins junges Alter zum einen der Selbstschutz, wie auch Angriffe auf sein Leittier. Letzteres wäre allerdings ich, als sein Dämonenvater. Das er auch durch Kakashi in den Blutrausch geraten kann, sollte eigentlich nicht möglich sein.“ Ein seufzen war von Kurama zu vernehmen und dann hängte er Fuchs noch einige Worte an seine Aussage dran: „Aber offenbar ist bei Kin so einiges möglich, was normalerweise nicht sein sollte.“

„Wie ist das jetzt gemeint?“, wollte Kakashi kurz darauf wissen und zuckte als ein starker Schmerz durch seinem Arm zog. Kins linker Flügel war gegen seinen verletzten Arm gestoßen.

„Kin ist ein Engel.“, antwortete der Fuchs knapp und zwei deutlich verwirrte Blicke wanderten zwischen Kin, seinen Flügeln und dem Fuchsdämonen umher.

Während Kakashi einfach nur da saß und seinen kleinen Ziehsohn betrachtete, hatte Asuma seine notdürftige Behandlung beim Fuchs beendet. Beide Männer wussten nicht, wie sie diese Information verarbeiten sollten.

Schließlich fragte Kakashi eine in Kuramas Augen äußerst dämlich Frage, denn immerhin hatte er den Männer bereits einiges über Dämonen berichtet: „Wie kann er ein Engel sein, wenn er doch ein Dämon ist?“

„Tja...“, begann der Fuchs und musste trotz schmerzen sogar etwas kichern. „Engel sind halt auch nur Dämonen.“

Ein äußerst Geistreiches „A ha.“ war von beiden Männern zu hören und es schienen, als wären sie mit dieser Information überfordert. Die Welt und die Arten der Dämonen waren kein einfaches Thema und Kurama könnte Jahre damit verbringen, den Menschen von den Dämonen zu erzählen und würde dennoch nicht alles berichtet haben.

„Habt ihr auf sein Chakra geachtet?“, fragte der Fuchs darauf die beiden Männer, worauf diese leicht den Kopf schüttelten. Sie waren von Kins Blutrausch viel zu abgelenkt gewesen.

„Es hat eine positive Kraftausrichtung. Das ist sehr selten und für uns von Vorteil.“, deutete der Fuchs an und machte darauf jedoch keine Anstalten weiter zu sprechen.

„In wie fern von Vorteil, Kurama? Erzähl schon.“, bat der Hatake und streichelte den kleinem Jungen in seinem Hand über den Rücken. Kin war vor Erschöpfung eingeschlafen und bekam das Gespräch der Erwachsenen nicht mehr mit.

Der Fuchs warf Kakashi einen nichtssagenden Blick zu. „Hier kommt uns jetzt die Dummheit der Menschen zu gute.“, deutete er an und ein breites Grinsen zeigte sich bei dem Fuchs. Kurama liebte es einfach, die Menschen mit ihrem dummen Verhalten aufzuziehen.

Nach einem kichern begann der Fuchs mit seiner Erklärung:

„Für euch sind Engel keine Dämonen und seine positive Aura passt auch eher in das Bild eines gutmütigen Wesens. Selbst wenn er seine Engelskraft und seine Flügel im Dorf zeigt, würde nie jemand darauf kommen, das Kin ein Dämon ist. Für die Menschen ist er ein Engel und da es keine genauen Informationen über Engel gibt, kann auch niemand behaupten etwas an Kin sei falsch. Wir müssen nur verhindern, das sich ein weiterer Blutrausch zeigt, denn davor hätten die Dorfbewohner dann doch Angst.“

Kapitel 12 - Flashback

Der Morgen war noch sehr jung. Bis auf einen leichten rosafarbenen Hauch am östlichen Horizont, war noch kein Anzeichen des nahenden Tagesanbruches zu erkennen. Trotzdem war Asuma bereits wach. Er konnte einfach nicht mehr schlafen. Zu sehr beschäftigte ihn das, was er vor drei Tagen gesehen hatte. Das, was geschehen war.

Kakashis Verletzung, welche dessen Sohn derart geschockt hat, das dem Jungdämonen sämtliche Sicherungen durchgebrannt waren. Kins darauf folgender Blutrausch, durch welchen der kleinen Jungen neun Menschen auf grausame Art getötet hatte. Diese extrem mächtige bösartige Aura, welche Kin in diesem Moment abstrahlte und die Furcht, welche er und auch Kakashi dadurch verspürt hatten.

Am schlimmsten war für Asuma die Panik gewesen. Er hatte schon viel erlebt als Ninja und es war auch schon einige Male vorgekommen, das er bei seinen Missionen ein ungutes Gefühl bekommen hatte, welches diesem grauenhaftem Gefühl bei Kins Blutrausch sehr ähnelte. Doch die Stärke und das Ausmaß waren ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nie im Leben hätte er gedacht, das ein derart hohes Maß an Furcht überhaupt möglich sei. Alles in ihm hatte danach geschrien, die Flucht zu ergreifen, doch dieses Gefühl war so übermächtig gewesen, das nicht einmal mehr dies möglich gewesen war. Er war wie gelähmt. Komplett unfähig sich zu bewegen. Allein der Gedanke daran reichte schon aus, um ihm eine erneute Gänsehaut zu verschaffen.

Hastig schüttelte er den Kopf und versuchte die Gedanken und diesen unangenehm kalten Schauer zu verdrängen. Es war noch immer recht früh, dennoch beschloss Asuma sein Bett zu verlassen. Er braucht Beschäftigung. Etwas, das ihn ablenkte. Zunächst begab er sich ins Bad und nahm eine heiße Dusche, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Die herrlich warmen Wassertropfen prasselten auf sein Gesicht hinab, verteilten sich auf der Haut und flossen langsam seinen Körper hinunter. Es dauerte nicht lang und ihm war wieder warm. Seufzend lehnte er sich an die Wand und genoss das warme Nass, welches Körper und Geist entspannte.

Seine Gedanke schweiften erneut ab, als er sich fragte, was nach Kins Blutrausch passiert war. Bei Kin hatten sich Flügel gezeigt. Wunderschöne weiße Flügel mit einem silbernen Schimmer. Kurama hatte ihnen erzählt, dass der Kleine zur Dämonengattung der Engel zählte. Das Engel auch Dämonen sind kam für die Männer etwas überraschend. Er wusste noch das Kurama verletzt war und er die Wunde versorgt hatte. Kin war weinen in Kakashis Arm eingeschlafen und seine Flügel waren kurz darauf wieder verschwunden. Mit ihnen auch die lederne Rüstung, welche Kin während seines Blutrausches getragen hatte. Darauf sind sie weitergezogen und hatten sich in der erstbesten Herberge niedergelassen, damit sich Kakashi und Kurama ausruhen konnte.

Bis zur Herberge waren Asumas Erinnerungen klar. Auch konnte er sich daran erinnern, wie er Kakashi und Kin in deren Zimmer gebracht hatte und das kleine Gespräch mit Kurama und Kakashi im Anschluss. Er wusste noch, wie er schließlich in sein Zimmer ging und sich auf sein Bett gelegt hatte. Ob er auch geschlafen hatte, konnte er jedoch nicht sage und auch was danach war, schien sich im Nebel zu verlieren. Es war jetzt bereits der dritte Morgen in der Herberge und Asuma konnte sich kaum entsinnen, was er in den letzten Tagen alles gemacht hatte.

Es gab nur zwei Dinge, welcher er ganz sicher wusste. Erstens: Kin hatte bisher ununterbrochen geschlafen, dabei schlecht geträumt und viel im Schlaf geweint. Und Zweitens: Er hat bisher nicht wieder geraucht. Nicht eine Zigarette hatte er sich seid Kins Blutrausch angezündet. Er war Kettenraucher und das schon seid Jahren. Er konnte einfach nicht mehr ohne. Und jetzt? Er verspürte nicht einmal das geringste Bedürfnis nach einer Zigarette!

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal länger als einen Tag ohne Zigarette auskomme. Fehlt nur noch, dass ich zum Vegetarier werde und 'Hallo gesundes Leben'! Nun hat Kins Blutrausch zumindest einen positiven Nebeneffekt hervorgebracht, wenn auch nur in meinem Fall. Kurenai hält mir eh ständig vor Augen, wie ungesund ich doch lebe.«, seufzend beendete er seine Gedankengänge und seine heiße Dusche.

Der Gastraum der Herberge war kaum besetzt, als Asuma diesen eine halbe Stunde später betrat, um für Kakashi und sich selbst Frühstück aufs Zimmer zu holen. Dies war normal nicht gern gesehen, doch hatte man es den Ninja gestattet, damit sich die Familie ausreichend von Schock und Verletzung erholen konnte.

Die Angestellten der Herberge wussten weitgehendst die Wahrheit über den Angriff der Banditen und den Kampf. Nur hatten sie ausgelassen, das Kin ebenfalls am Kampf beteiligt gewesen war. Auch das der Junge es war, welcher die neun Banditen getötet hatte, behielten sie für sich. Daher gingen die Herbergsbesitzer und ihre Angestellten davon aus, dass Kin einen Schock hatte, da er mitangesehen musste, wie sein Vater jemanden getötet hatte und dabei auch selbst verletzt wurde.

In seinen Gedanken vertieft, hatte der Jonin gar nicht bemerkt, das sein Tablett bereits fertig befüllt war und er auch schon den halben Weg zu Kakashis Zimmer zurück sich gebracht hatte. Für Kin und Kurama hatte der Mann ebenfalls etwas mitgenommen, auch wenn er sich bei Kin nicht sicher war, ob der Junge denn wieder erwacht war. 

 

Äußerlich war Kakashi die Ruhe selbst und machte den Anschein, als würde er tief und fest schlafen. Innerlich jedoch brodelte ein Sturm, welcher ihn seid fast drei Tage nicht hatte schlafen lassen. Bis auf einige wenige Minuten, in welcher er mal kurzzeitig vor sich hin gedöst hatte, war ihm der erholsame Schlaf nicht gegönnt gewesen.

Sein schlafender Sohn war einer der Gründe, welche den Hatake am schlafen hinderten. Der andere Grund fand sich in ihm selbst, denn seine Gedanken wollten einfach keine Ruhe geben. Anders als Asuma, welcher sich viel in sein eigenes Zimmer zurück gezogen hatte und versuchte das erlebte allein zu verarbeiten, hatte Kakashi den Fuchs zum Reden - und sie redeten viel.

Es gab Momenten in den letzten Tage, da wollte Kakashi nicht an Kins Blutrausch denken. Dies hatte Kurama genutzt, um Kakashi mehr über die Engel zu erzählen, wodurch sie eine weitgehendst wahre Erklärung dafür finden konnten, warum Kin nun bei seinem Vater lebt, statt bei den anderen Engeln.

Und dann gab es noch die anderen Momente.

Jene, in denen Kakashi seine Gedanken nicht von dem Blutrausch abwenden konnte. Jene, in denen er Kin erneut vor sich sah. Jene, in denen er dieses grauenhafte Gefühl erneut spürten konnte. Diese unglaublich mächtige und negative Aura, welches den Zustand seines Jungen begleitet hatte und Kakashis Körper und Verstand erneut mit einem eiskalten Schauer belegte. Jene Momente, in denen ihm die Tränen kamen und er sich ganz weit weg wünschte.

Weg von diesem Problem.

Weg von den Dämonen.

Weg von diesem kleinen Jungen, welcher in dem zweiten Bett des Raumes lag und in fast regelmäßigen Abständen von unruhigen Träumen heimgesucht wurde.

Diese anderen Momente waren für Kakashi besonders schwer. Speziell, weil er sich von Kin weg wünschte. Dabei konnte der Junge gar nichts dafür. Er wollte seinen Jungen nicht allein lassen, dafür hatte er den Knirps in den letzten Wochen viel zu sehr lieb gewonnen. So sehr, dass er sich nie wieder von ihm trennen wollte. Auch war es nicht seine Art, vor einem Problem davon zu laufen. Kin war nun einmal anders, als andere Kinder. Damit musste sich Kakashi abfinden und er war froh, das in diesen Momenten Kurama für ihn da war.

Der Fuchs überließ es Kakashi, ob sie darüber redeten. Zu Anfang hatte er dem Mann einfach seinen Freiraum gelassen und allein mit seiner Anwesenheit gezeigt „Ich bin für dich da, wenn du reden willst.“ Das Tier hatte sich an ihn gekuschelt und allein mit seinem Fell und seiner Körperwärme eine beruhigende Wirkung auf Kakashi gehabt. Später hatten sie dann angefangen darüber zu reden und der Hatake musste feststellten, dass dieser uralte Fuchs trotz seines Einsiedlerlebens eine unglaubliche Lebenserfahrung hatte und in allen Lebenslagen einen hilfreichen und weisen Rat geben konnte.

Ein klopfen an der Tür beendete Kakashis Gedankengänge, denn Asuma betrat kurz darauf den Raum und stellte etwas auf dem kleinen Tisch ab, welcher unweit der Tür stand. Er machte noch immer einen schlafenden Eindruck und hatte sich weder gerührt, noch etwas gesagt, als sein Partner geklopft hatte.

Er konnte spüren, wie sich am Rand des Bettes die Matratze etwas absenkte. Der Sarutobi hatte sich offenbar zu ihm gesetzt. In der Annahme, das Kakashi schlief, redete dieser darauf leise mit dem Fuchs und der Hatake hörte den Beiden eine Weile halbherzig zu. 

 

Schließlich kamen sie auf das Thema Engel zu sprechen und Kakashi widmete seine ganze Aufmerksamkeit nun doch dem Gespräch. Asuma wusste bisher noch nichts von den Überlegungen der beiden Väter.

„...Bevor ich es dir erkläre, versuch dir einmal Vorzustellen, du wüsstest nicht, das Kin mal Naruto war. Du bist auf dem Stand der Dorfbewohner und weißt nur, dass der kleine ist Kakashis Sohn und die Mutter ist unbekannt.“, hörte der Hatake den Fuchs sagen und musste sich dazu zwingen nicht zu Grinsen. Immerhin sollten die Zwei noch eine Weile denken, er würde schlafen.

Ein seufzen war von Asuma zu hören und Kakashi konnte eine Veränderung an der Matratze spüren. Offenbar hatte sich der Mann nach vorn gebeugt. „Das ist gar nicht so einfach, wenn man die Wahrheit kennt, aber gut. Kannst loslegen.“

Der Fuchs hatte sich bisher keinen Millimeter bewegt. Er lag noch immer in Kakashis Arm und beruhigte den Mann allein mit seiner Anwesenheit. Ein grummelndes Geräusch war von Kurama zu vernehmen und sollte wohl ein Räuspern darstellen. Kurz darauf begann er mit seiner Erklärung: „Also gut. Die Engel sind ein rein weibliches Völkchen. Es gab bisher keine männlichen Vertreter ihrer Art - zumindest bis Kin geboren wurde. Wir nehmen daher an, das es ihnen nicht so ganz geheuer war, dass nun ein kleiner Junge in ihr Volk hinein geboren wurde und daher haben sie ihn bei seinem Vater abgesetzt.“

„Gut...Aus der Sicht eines Unwissenden gesehen: Woher habt ihr die Informationen über die Engel, das ihr eine solche Annahme macht?“, wollte Asuma darauf vom Fuchs wissen und bekam auch prompt seine Antwort.

„Es gibt Himmelstiere. Jeder Engel hat einen Begleiter – und das ist nicht gelogen, das stimmt wirklich. Füchse sind auch darunter und ich bin nun einmal ein Himmelsfuchs und wurde Kin als Begleiter zugeteilt. Daher kenne ich mich mit Engeln aus. Nur wusste ich bisher nicht, dass der Junge ein Engel ist – männliche Engel gab es ja bisher nicht - und hatte mich daher gewundert, warum ich ihn begleiten soll. Jetzt wo sich bei Kin seine Engelsblut gezeigt hat, ist mir allerdings klar, warum ich sein Begleiter wurde.“ Der Kyuubi hatte wirklich ein Talent dafür Dinge zu erklären – und er konnte sich auch schnell an eine neue Situation oder Sichtweise anpassen.

„Du erzählst das so überzeugt, dass man gar nicht anders kann, als dir zu glauben.“ Dies fiel Kakashi nicht zum ersten Mal auf und er konnte Asuma nur zustimmen. Wenn der Fuchs darüber redete, klang dies wirklich überzeugend.

Nun hörte Kakashi, wie der Fuchs eine Frage stellte: „Aus der Sicht eines Menschen. Meinst du, wir kommen damit durch?“

Die Frage war auf jeden Fall berechtigt. Alle Überlegungen würden ihnen nichts bringen, wenn sie am Ende nicht von den Bewohnern geglaubt werden. Daher war er jetzt auch neugierig, was Asuma dazu sagen würde, doch dieser ließ mit seiner Antwort auf sich warten. Da Kakashi sich noch immer schlafend stellte, konnte er auch leider nicht sehen, was der Sarutobi gerade machte. Er nahm daher an, dass der Mann über die Frage und die neuen Informationen nachdachte.

„Keine Ahnung.“, gab Asuma schließlich zu und überlegte noch einen Moment, ehe er seine Gedanken dazu aussprach. „Die Kinder werden wir sicher schnell davon überzeugen. In dem jungen Alter sind sie noch sehr leichtgläubig. Bei den Erwachsenen wird es schon schwieriger, allerdings bezweifle ich, das es viele geben wird, welche unsere Geschichte hinterfragen.“

Darauf machte Asuma eine kleine Pause, bevor er noch etwas anderes ansprach, was ihm dazu eingefallen war: „Ein Problem sehe ich noch in der Tatsache, das Kin etwas besonderes ist und es sicher einige geben wird, die seine Macht für sich nutzen wollen.“

„Das ist uns klar.“, seufzte Kurama und Kakashi spürte an seinem Arm, wie der Fuchs den Kopf etwas schief legte. „Wenn das Dorf jedoch erst einmal darüber Bescheid weiß, werden sie sicher alle mithelfen wollen, um ihren kleinen Engel zu beschützen. Wir sollten dennoch nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und so lange wie möglich verbergen, dass Kin ein Engel ist.“

Und ein weiteres Mal musste Kakashi dem Fuchs in Gedanken zustimmen. Wenn dies so weiter ging, dann würde er dem Fuchs noch seinen den Posten als Alphamännchen abtreten. »Wenn das so weiter geht, fange ich noch an wie ein Rudeltier zu denken. Obwohl! Alphamännchen? Ich denk schon jetzt wie ein Rudeltier...« Ein genervtes seufzen war darauf von ihm zu hören und ein „Guten Morgen“ kam ihm von Asuma und Kurama entgegen. Nun konnte er sich nicht mehr schlafend stellen.

„Morgen.“, kam sein Gruß und klang absichtlich müde und schläfrig. Um dies noch zu unterstreichen, streckte er sich ausgiebig – soweit ihm dies mit seinem verletzten Arm möglich war – und setzte sich anschließend auf.

„Konntest du diese Nacht besser schlafen?“, hackte Asuma nach, nachdem der Hatake einen halbwegs wachen Eindruck machte, doch bevor Kakashi einen Antwort geben konnte, klinkte sich der Kyuubi ein: „Er hat gar nicht geschlafen. Er war die ganze Zeit wach.“

„Tz...Verräter!“ nuschelnd, begab sich Kakashi aus dem Bett und verschwand kurz im Bad. 

 

Das darauf folgende gemeinsame Frühstück verlief überwiegend ruhig. Jeder hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Eine kleine Frage hatte Asuma jedoch noch: „Wie kommt es nun eigentlich, das du der Vater eines kleinen Engels bist? Dafür habt ihr euch doch sicher auch etwas überlegt.“

„Das kann Kurama besser erklären.“, blockte Kakashi ab und sah zu dem Fuchs, welcher noch immer auf dem Bett lag. Kyuubi konnte dies Wirklich besser erkläre. Davon mal abgesehen, das er selbst es schon wieder zum Großteil vergessen hatte.

„Es gibt ja nur weibliche Engel, aber sie brauche einen Mann, um Nachwuchs in die Welt zu setzten. Im Normalfall verbringen sie daher ihre Nächte mit einem männlichen Vertreter der anderen humanoiden Dämonenvölker.“, erklärte der Dämon setzte ein Grinsen auf, bevor er weiter sprach: „In unserem Fall suchen sie sich halt einen Menschen, den sie als würdig erachten. Dies wissen ihre Sexualpartner jedoch nicht und so gesehen kann jeder Mann schon von einem Engel besucht worden sein. Kakashi ist nur der einzige, der davon weiß, weil sein Sohn ein Engel ist.“

„Ihr kommt auf Ideen.“, kam darauf von Asuma und ein Seufzen war von ihm zu hören.

Kapitel 13 - Die letzten Tage

Der Morgen war noch sehr jung. Bis auf einen leichten rosafarbenen Hauch am östlichen Horizont, war noch kein Anzeichen des nahenden Tagesanbruches zu erkennen. Trotzdem war Asuma bereits wach. Er konnte einfach nicht mehr schlafen. Zu sehr beschäftigte ihn das, was er vor drei Tagen gesehen hatte. Das, was geschehen war.

Kakashis Verletzung, welche dessen Sohn derart geschockt hat, das dem Jungdämonen sämtliche Sicherungen durchgebrannt waren. Kins darauf folgender Blutrausch, durch welchen der kleinen Jungen neun Menschen auf grausame Art getötet hatte. Diese extrem mächtige bösartige Aura, welche Kin in diesem Moment abstrahlte und die Furcht, welche er und auch Kakashi dadurch verspürt hatten.

Am schlimmsten war für Asuma die Panik gewesen. Er hatte schon viel erlebt als Ninja und es war auch schon einige Male vorgekommen, das er bei seinen Missionen ein ungutes Gefühl bekommen hatte, welches diesem grauenhaftem Gefühl bei Kins Blutrausch sehr ähnelte. Doch die Stärke und das Ausmaß waren ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nie im Leben hätte er gedacht, das ein derart hohes Maß an Furcht überhaupt möglich sei. Alles in ihm hatte danach geschrien, die Flucht zu ergreifen, doch dieses Gefühl war so übermächtig gewesen, das nicht einmal mehr dies möglich gewesen war. Er war wie gelähmt. Komplett unfähig sich zu bewegen. Allein der Gedanke daran reichte schon aus, um ihm eine erneute Gänsehaut zu verschaffen.

Hastig schüttelte er den Kopf und versuchte die Gedanken und diesen unangenehm kalten Schauer zu verdrängen. Es war noch immer recht früh, dennoch beschloss Asuma sein Bett zu verlassen. Er braucht Beschäftigung. Etwas, das ihn ablenkte. Zunächst begab er sich ins Bad und nahm eine heiße Dusche, um die Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Die herrlich warmen Wassertropfen prasselten auf sein Gesicht hinab, verteilten sich auf der Haut und flossen langsam seinen Körper hinunter. Es dauerte nicht lang und ihm war wieder warm. Seufzend lehnte er sich an die Wand und genoss das warme Nass, welches Körper und Geist entspannte.

Seine Gedanke schweiften erneut ab, als er sich fragte, was nach Kins Blutrausch passiert war. Bei Kin hatten sich Flügel gezeigt. Wunderschöne weiße Flügel mit einem silbernen Schimmer. Kurama hatte ihnen erzählt, dass der Kleine zur Dämonengattung der Engel zählte. Das Engel auch Dämonen sind kam für die Männer etwas überraschend. Er wusste noch das Kurama verletzt war und er die Wunde versorgt hatte. Kin war weinen in Kakashis Arm eingeschlafen und seine Flügel waren kurz darauf wieder verschwunden. Mit ihnen auch die lederne Rüstung, welche Kin während seines Blutrausches getragen hatte. Darauf sind sie weitergezogen und hatten sich in der erstbesten Herberge niedergelassen, damit sich Kakashi und Kurama ausruhen konnte.

Bis zur Herberge waren Asumas Erinnerungen klar. Auch konnte er sich daran erinnern, wie er Kakashi und Kin in deren Zimmer gebracht hatte und das kleine Gespräch mit Kurama und Kakashi im Anschluss. Er wusste noch, wie er schließlich in sein Zimmer ging und sich auf sein Bett gelegt hatte. Ob er auch geschlafen hatte, konnte er jedoch nicht sage und auch was danach war, schien sich im Nebel zu verlieren. Es war jetzt bereits der dritte Morgen in der Herberge und Asuma konnte sich kaum entsinnen, was er in den letzten Tagen alles gemacht hatte.

Es gab nur zwei Dinge, welcher er ganz sicher wusste. Erstens: Kin hatte bisher ununterbrochen geschlafen, dabei schlecht geträumt und viel im Schlaf geweint. Und Zweitens: Er hat bisher nicht wieder geraucht. Nicht eine Zigarette hatte er sich seid Kins Blutrausch angezündet. Er war Kettenraucher und das schon seid Jahren. Er konnte einfach nicht mehr ohne. Und jetzt? Er verspürte nicht einmal das geringste Bedürfnis nach einer Zigarette!

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal länger als einen Tag ohne Zigarette auskomme. Fehlt nur noch, dass ich zum Vegetarier werde und 'Hallo gesundes Leben'! Nun hat Kins Blutrausch zumindest einen positiven Nebeneffekt hervorgebracht, wenn auch nur in meinem Fall. Kurenai hält mir eh ständig vor Augen, wie ungesund ich doch lebe.«, seufzend beendete er seine Gedankengänge und seine heiße Dusche.

Der Gastraum der Herberge war kaum besetzt, als Asuma diesen eine halbe Stunde später betrat, um für Kakashi und sich selbst Frühstück aufs Zimmer zu holen. Dies war normal nicht gern gesehen, doch hatte man es den Ninja gestattet, damit sich die Familie ausreichend von Schock und Verletzung erholen konnte.

Die Angestellten der Herberge wussten weitgehendst die Wahrheit über den Angriff der Banditen und den Kampf. Nur hatten sie ausgelassen, das Kin ebenfalls am Kampf beteiligt gewesen war. Auch das der Junge es war, welcher die neun Banditen getötet hatte, behielten sie für sich. Daher gingen die Herbergsbesitzer und ihre Angestellten davon aus, dass Kin einen Schock hatte, da er mitangesehen musste, wie sein Vater jemanden getötet hatte und dabei auch selbst verletzt wurde.

In seinen Gedanken vertieft, hatte der Jonin gar nicht bemerkt, das sein Tablett bereits fertig befüllt war und er auch schon den halben Weg zu Kakashis Zimmer zurück sich gebracht hatte. Für Kin und Kurama hatte der Mann ebenfalls etwas mitgenommen, auch wenn er sich bei Kin nicht sicher war, ob der Junge denn wieder erwacht war. 

 

Äußerlich war Kakashi die Ruhe selbst und machte den Anschein, als würde er tief und fest schlafen. Innerlich jedoch brodelte ein Sturm, welcher ihn seid fast drei Tage nicht hatte schlafen lassen. Bis auf einige wenige Minuten, in welcher er mal kurzzeitig vor sich hin gedöst hatte, war ihm der erholsame Schlaf nicht gegönnt gewesen.

Sein schlafender Sohn war einer der Gründe, welche den Hatake am schlafen hinderten. Der andere Grund fand sich in ihm selbst, denn seine Gedanken wollten einfach keine Ruhe geben. Anders als Asuma, welcher sich viel in sein eigenes Zimmer zurück gezogen hatte und versuchte das erlebte allein zu verarbeiten, hatte Kakashi den Fuchs zum Reden - und sie redeten viel.

Es gab Momenten in den letzten Tage, da wollte Kakashi nicht an Kins Blutrausch denken. Dies hatte Kurama genutzt, um Kakashi mehr über die Engel zu erzählen, wodurch sie eine weitgehendst wahre Erklärung dafür finden konnten, warum Kin nun bei seinem Vater lebt, statt bei den anderen Engeln.

Und dann gab es noch die anderen Momente.

Jene, in denen Kakashi seine Gedanken nicht von dem Blutrausch abwenden konnte. Jene, in denen er Kin erneut vor sich sah. Jene, in denen er dieses grauenhafte Gefühl erneut spürten konnte. Diese unglaublich mächtige und negative Aura, welches den Zustand seines Jungen begleitet hatte und Kakashis Körper und Verstand erneut mit einem eiskalten Schauer belegte. Jene Momente, in denen ihm die Tränen kamen und er sich ganz weit weg wünschte.

Weg von diesem Problem.

Weg von den Dämonen.

Weg von diesem kleinen Jungen, welcher in dem zweiten Bett des Raumes lag und in fast regelmäßigen Abständen von unruhigen Träumen heimgesucht wurde.

Diese anderen Momente waren für Kakashi besonders schwer. Speziell, weil er sich von Kin weg wünschte. Dabei konnte der Junge gar nichts dafür. Er wollte seinen Jungen nicht allein lassen, dafür hatte er den Knirps in den letzten Wochen viel zu sehr lieb gewonnen. So sehr, dass er sich nie wieder von ihm trennen wollte. Auch war es nicht seine Art, vor einem Problem davon zu laufen. Kin war nun einmal anders, als andere Kinder. Damit musste sich Kakashi abfinden und er war froh, das in diesen Momenten Kurama für ihn da war.

Der Fuchs überließ es Kakashi, ob sie darüber redeten. Zu Anfang hatte er dem Mann einfach seinen Freiraum gelassen und allein mit seiner Anwesenheit gezeigt „Ich bin für dich da, wenn du reden willst.“ Das Tier hatte sich an ihn gekuschelt und allein mit seinem Fell und seiner Körperwärme eine beruhigende Wirkung auf Kakashi gehabt. Später hatten sie dann angefangen darüber zu reden und der Hatake musste feststellten, dass dieser uralte Fuchs trotz seines Einsiedlerlebens eine unglaubliche Lebenserfahrung hatte und in allen Lebenslagen einen hilfreichen und weisen Rat geben konnte.

Ein klopfen an der Tür beendete Kakashis Gedankengänge, denn Asuma betrat kurz darauf den Raum und stellte etwas auf dem kleinen Tisch ab, welcher unweit der Tür stand. Er machte noch immer einen schlafenden Eindruck und hatte sich weder gerührt, noch etwas gesagt, als sein Partner geklopft hatte.

Er konnte spüren, wie sich am Rand des Bettes die Matratze etwas absenkte. Der Sarutobi hatte sich offenbar zu ihm gesetzt. In der Annahme, das Kakashi schlief, redete dieser darauf leise mit dem Fuchs und der Hatake hörte den Beiden eine Weile halbherzig zu. 

 

Schließlich kamen sie auf das Thema Engel zu sprechen und Kakashi widmete seine ganze Aufmerksamkeit nun doch dem Gespräch. Asuma wusste bisher noch nichts von den Überlegungen der beiden Väter.

„...Bevor ich es dir erkläre, versuch dir einmal Vorzustellen, du wüsstest nicht, das Kin mal Naruto war. Du bist auf dem Stand der Dorfbewohner und weißt nur, dass der kleine ist Kakashis Sohn und die Mutter ist unbekannt.“, hörte der Hatake den Fuchs sagen und musste sich dazu zwingen nicht zu Grinsen. Immerhin sollten die Zwei noch eine Weile denken, er würde schlafen.

Ein seufzen war von Asuma zu hören und Kakashi konnte eine Veränderung an der Matratze spüren. Offenbar hatte sich der Mann nach vorn gebeugt. „Das ist gar nicht so einfach, wenn man die Wahrheit kennt, aber gut. Kannst loslegen.“

Der Fuchs hatte sich bisher keinen Millimeter bewegt. Er lag noch immer in Kakashis Arm und beruhigte den Mann allein mit seiner Anwesenheit. Ein grummelndes Geräusch war von Kurama zu vernehmen und sollte wohl ein Räuspern darstellen. Kurz darauf begann er mit seiner Erklärung: „Also gut. Die Engel sind ein rein weibliches Völkchen. Es gab bisher keine männlichen Vertreter ihrer Art - zumindest bis Kin geboren wurde. Wir nehmen daher an, das es ihnen nicht so ganz geheuer war, dass nun ein kleiner Junge in ihr Volk hinein geboren wurde und daher haben sie ihn bei seinem Vater abgesetzt.“

„Gut...Aus der Sicht eines Unwissenden gesehen: Woher habt ihr die Informationen über die Engel, das ihr eine solche Annahme macht?“, wollte Asuma darauf vom Fuchs wissen und bekam auch prompt seine Antwort.

„Es gibt Himmelstiere. Jeder Engel hat einen Begleiter – und das ist nicht gelogen, das stimmt wirklich. Füchse sind auch darunter und ich bin nun einmal ein Himmelsfuchs und wurde Kin als Begleiter zugeteilt. Daher kenne ich mich mit Engeln aus. Nur wusste ich bisher nicht, dass der Junge ein Engel ist – männliche Engel gab es ja bisher nicht - und hatte mich daher gewundert, warum ich ihn begleiten soll. Jetzt wo sich bei Kin seine Engelsblut gezeigt hat, ist mir allerdings klar, warum ich sein Begleiter wurde.“ Der Kyuubi hatte wirklich ein Talent dafür Dinge zu erklären – und er konnte sich auch schnell an eine neue Situation oder Sichtweise anpassen.

„Du erzählst das so überzeugt, dass man gar nicht anders kann, als dir zu glauben.“ Dies fiel Kakashi nicht zum ersten Mal auf und er konnte Asuma nur zustimmen. Wenn der Fuchs darüber redete, klang dies wirklich überzeugend.

Nun hörte Kakashi, wie der Fuchs eine Frage stellte: „Aus der Sicht eines Menschen. Meinst du, wir kommen damit durch?“

Die Frage war auf jeden Fall berechtigt. Alle Überlegungen würden ihnen nichts bringen, wenn sie am Ende nicht von den Bewohnern geglaubt werden. Daher war er jetzt auch neugierig, was Asuma dazu sagen würde, doch dieser ließ mit seiner Antwort auf sich warten. Da Kakashi sich noch immer schlafend stellte, konnte er auch leider nicht sehen, was der Sarutobi gerade machte. Er nahm daher an, dass der Mann über die Frage und die neuen Informationen nachdachte.

„Keine Ahnung.“, gab Asuma schließlich zu und überlegte noch einen Moment, ehe er seine Gedanken dazu aussprach. „Die Kinder werden wir sicher schnell davon überzeugen. In dem jungen Alter sind sie noch sehr leichtgläubig. Bei den Erwachsenen wird es schon schwieriger, allerdings bezweifle ich, das es viele geben wird, welche unsere Geschichte hinterfragen.“

Darauf machte Asuma eine kleine Pause, bevor er noch etwas anderes ansprach, was ihm dazu eingefallen war: „Ein Problem sehe ich noch in der Tatsache, das Kin etwas besonderes ist und es sicher einige geben wird, die seine Macht für sich nutzen wollen.“

„Das ist uns klar.“, seufzte Kurama und Kakashi spürte an seinem Arm, wie der Fuchs den Kopf etwas schief legte. „Wenn das Dorf jedoch erst einmal darüber Bescheid weiß, werden sie sicher alle mithelfen wollen, um ihren kleinen Engel zu beschützen. Wir sollten dennoch nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen und so lange wie möglich verbergen, dass Kin ein Engel ist.“

Und ein weiteres Mal musste Kakashi dem Fuchs in Gedanken zustimmen. Wenn dies so weiter ging, dann würde er dem Fuchs noch seinen den Posten als Alphamännchen abtreten. »Wenn das so weiter geht, fange ich noch an wie ein Rudeltier zu denken. Obwohl! Alphamännchen? Ich denk schon jetzt wie ein Rudeltier...« Ein genervtes seufzen war darauf von ihm zu hören und ein „Guten Morgen“ kam ihm von Asuma und Kurama entgegen. Nun konnte er sich nicht mehr schlafend stellen.

„Morgen.“, kam sein Gruß und klang absichtlich müde und schläfrig. Um dies noch zu unterstreichen, streckte er sich ausgiebig – soweit ihm dies mit seinem verletzten Arm möglich war – und setzte sich anschließend auf.

„Konntest du diese Nacht besser schlafen?“, hackte Asuma nach, nachdem der Hatake einen halbwegs wachen Eindruck machte, doch bevor Kakashi einen Antwort geben konnte, klinkte sich der Kyuubi ein: „Er hat gar nicht geschlafen. Er war die ganze Zeit wach.“

„Tz...Verräter!“ nuschelnd, begab sich Kakashi aus dem Bett und verschwand kurz im Bad. 

 

Das darauf folgende gemeinsame Frühstück verlief überwiegend ruhig. Jeder hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Eine kleine Frage hatte Asuma jedoch noch: „Wie kommt es nun eigentlich, das du der Vater eines kleinen Engels bist? Dafür habt ihr euch doch sicher auch etwas überlegt.“

„Das kann Kurama besser erklären.“, blockte Kakashi ab und sah zu dem Fuchs, welcher noch immer auf dem Bett lag. Kyuubi konnte dies Wirklich besser erkläre. Davon mal abgesehen, das er selbst es schon wieder zum Großteil vergessen hatte.

„Es gibt ja nur weibliche Engel, aber sie brauche einen Mann, um Nachwuchs in die Welt zu setzten. Im Normalfall verbringen sie daher ihre Nächte mit einem männlichen Vertreter der anderen humanoiden Dämonenvölker.“, erklärte der Dämon setzte ein Grinsen auf, bevor er weiter sprach: „In unserem Fall suchen sie sich halt einen Menschen, den sie als würdig erachten. Dies wissen ihre Sexualpartner jedoch nicht und so gesehen kann jeder Mann schon von einem Engel besucht worden sein. Kakashi ist nur der einzige, der davon weiß, weil sein Sohn ein Engel ist.“

„Ihr kommt auf Ideen.“, kam darauf von Asuma und ein Seufzen war von ihm zu hören.

Kapitel 14 - Verlorenes Vertrauen

Es war später Nachmittag und der kleine Jungdämon schlief noch immer unruhig in seinem Bett. Es war bereits der dritte Tag, welchen Kin in diesem Zustand verbrachte und so langsam machte Kakashi sich Sorgen. Der Fuchs hatte ihm versichert, dass solch eine lange Schlafphase nach einem Blutrausch völlig normal sei, da dieser Zustand eine sehr enorme körperliche Anstrengung bedeutet und auch der Chakraverlust eine hohes Maß an Erschöpfung mit sich bringt.

Die Sorgen des menschlichen Vater lagen mehr bei den Träumen des kleinen Jungen. Immer wieder konnten er hören, wie Kin im Schlaf weinte. Er konnte ihn wimmern hören und oft zitterte das Kind auch. Kin hatte bei seinem Blutrausch zwar keine Kontrolle mehr über sich gehabt, doch miterlebt hatte er alles. Jede Einzelheit seine blutigen Tat. Jede Sekunde, in welcher er mit den Banditen und auch mit Kurama kämpfte. Jene Sekunden, in welche er auch Kakashi und Asuma angegriffen hatte.

Für die Männer war es schon nicht einfach dieses Erlebnis zu verarbeiten. Dabei hatten sie in ihren Jahren als Ninja einiges erlebt und zu verarbeiten gehabt. Mit der Zeit lernt man damit umzugehen. Kin war jedoch noch sehr jung. Ihn musste es sehr belasten.

Wieder einmal saß er am Bett des jungen Dämonen und leistete diesem Gesellschaft. Er wollte Kin das Gefühl geben, das er bei ihm war. Behutsam strich er seinem Sohn eine Strähne des schneeblonden Haares aus dem Gesicht und gab ihm darauf einen Kuss auf die Stirn. „Bin gleich wieder da.“, sprach er leise und begab sich kurz ins Bad.

Keine zwei Minuten war er verschwunden. Kein Geräusch drang zu ihm durch, welches hätte andeuten können, das im Nebenraum etwas passierte. Völlig unerwartet begann Kin zu schreien. Der Junge schrie so Laut und so voller Schmerz, dass man denken konnte, ein Fremder wäre in das Zimmer eingedrungen. Ein Fremder, welcher versuchte, das Kind zu töten.

Dies konnte natürlich nicht sein, das wusste Kakashi. Kurama würde schon verhindern, das ein Fremder dem Jungen zu nahe kam. Dennoch hatte sich der Schreck über Kins Schrei tief in seine Knochen gefressen. Schnell eilte Kakashi zurück in das Zimmer. Doch dort war niemand. Nur Kurama stand auf dem einem Bett, den Kopf leicht schief gelegt, und schaute besorgt zu Kin, welcher in seinem eigenen Bett war. Schwer atmend saß der Junge da. Sein Schrei war bereits verklungen und hatte Platz für wimmernde Laute gemacht, welche zusammen mit einigen schluchzenden Geräuschen von dem Kind zu hören waren.

Seufzend ging er auf den Jungen zu und umarmte diesen mit seinem unverletzten Arm. Er wollte Kin trösten und ihm zeigen, dass er da war. Kin schied dies jedoch nicht sonderlich zu gefallen, weshalb er den Arm und den dazugehörigen Körper von sich stieß, wodurch Kakashi mit dem verletzten Arm voran gegen die Wand prallte und vor Schmerzen stöhnend auf den Boden sank und dort sitzen blieb. 

 

Mit einer solch heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet und für einen Moment musste er sein rechtes Augen zukneifen, da sich viele bunte Punkte vor davor tummelten und sich einige Schmerzwellen in seinen lädierten Arm ausbreiteten.

Neben ihm konnte er hören, wie sich die Tür öffnete und jemand schnellen Schrittes den Raum betrat.

„Kakashi, bist du verletzt?“, hörte der Hatake die besorgte Stimme Asumas fragen und der Mann schien sich neben ihn zu knien.

„Nicht mehr, als...ich es zuvor...schon war.“ Seine Antwort kam zögerlich und wurde von einem deutlich schmerzverzerrtem Klang begleitet. „Ich bin nur...mit der Verletzung voran...gegen die Wand.“

Vorsichtig wurde ihm von Asuma aufgeholfen und darauf setzte dieser ihn einige Schritte weiter auf seinem Bett wieder ab. Sein Blick fiel auf das andere Bett, wo er den Jungen vermutete, doch Kin war nicht mehr da. Suchend sah er sich um und entdeckte beide Dämonen einige Meter weiter in der Ecke des Raumes, in welcher Kin zitternd hockte und den Fuchs an sich drückte. Der Blick des Kindes war völlig starr gegen die Wand gerichtet und zeigte Furcht und Schmerz.

Seinen eigenen Schmerz hatte er durch diesen Anblick schon fast vergessen, doch nun kehrte dieser in voller Stärke zurück, da Asuma sich am Verband zu schaffen machte. Durch die Kollision mit der Wand hatte die Verletzung erneut begonnen zu bluten. Um sich abzulenken wandte Kakashi seinen Blick wieder Kin zu.

Es machte ihn traurig den Kleinen so zu sehen und nichts für ihn tun zu können. Wenn dieser im Moment lieber nur den Fuchs bei sich hatte, dann musste er das akzeptieren. Zumindest erlaubte Kin überhaupt einen von Beiden die Nähe. Das war besser, als wenn er sich ganz zurück zog.

Seufzend wandte der Hatake seinen Blick wieder von den Dämonen ab und gab kurz darauf einen erschrockenes und schmerzverzerrtes Quieken von sich.

„Seid wann bist du so wehleidig?“, kam die verwunderte Frage des Sarutobi, dem diese überempfindliche Seite von Kakashi recht seltsam vorkam.

„Bin ich nicht wehleidig!“, schmollte Kakashi und sah absichtlich von dem Sarutobi weg und stattdessen wieder in die Ecke des Raumes, in welcher Kurama beruhigend auf Kin einredete. „Ich hab mich nur erschrocken.“, gab er schließlich zu, doch dies schien sein Gegenüber ihm nicht zu glauben.

„Ja, ist klar.“, meinte Asuma darauf und packte mit einem extra festen Griff an den verletzten Oberarm. „Und das hier tut auch kein bisschen weh.“ Der Satz ertrankt schon fast in Ironie und schmales Lächeln zeigt sich auf dem Mund des selbsternannten Sanitäters, als er einen eindeutig schmerzhaftes Stöhnen von seinem Partner vernahm.

„Sadist!“ Nun, dies Stimmte nicht ganz. Asuma war kein Sadist - zumindest nicht bei jedem. Genau genommen war Kakashi sogar der Einzige, welcher unter Asumas gelegentlich durchkommenden sadistischen Ader zu leiden hatte.

Der Sarutobi wusste genau, wie sein Lieblingsopfer dies gemeint hatte und quittierte die Aussage mit nichts weiter als einem breitem Grinsen, während er dem Mann den neuen Verband anlegte. Eine weitere Aktion verkniff er sich allerdings. Wenn er Kakashi quälte, dann sollte dies lieber außerhalb von Kins Reichweite geschehen. Den Zorn des kleinen Dämonenbengels wollte er lieber nicht auf sich ziehen. Sein eigener und eher gering ausgeprägter Sadismus war nichts im Vergleich zu dem, was Kin ihm antun würde, wenn er Junge dies irgendwann einmal herausbekommen sollte.

Mühsam schüttelte er seine Gedanke ab, da ihm einige Bilder von sich selbst und dem, was Kin beim Blutrausch angestellt hat in den Sinn kamen. Daran wollte er lieber nicht denken. Es gab im Moment deutlich wichtigeres, als diese unangenehmen Erinnerungen. 

 

Der neue Verband an Kakashis Arm war fertig und nun warf auch Asuma einen Blick zu den Dämonen, welcher er bisher mühsam ignoriert hatte.

Der kleine Junge saß zusammen gekauert in der Ecke und zitterte am ganzen Körper. Sein Blick war starr gegen die Wand gerichtet und einige getrocknete Tränen hatten salzige Spuren auf seinen Wangen hinterlassen. Den Fuchs hielt er mit beiden Armen und drückte ihn fest an seine Brust. Jedes normale Tier hätte gegen diese Behandlung protestiert und um sich geschlagen oder gebissen – oder auch beides. Doch nicht Kurama. Er ließ es zu, da er wusste, dass Kin seine Nähe brauchte und redete stattdessen beruhigend auf seinen Sohn ein.

„Was war überhaupt? Ich hab Kin bis runter in den Gastraum schreien gehört und die haben sofort alle besorgt geschaut.“, wollte der Mann wissen und packte das nicht weiter benötigte Verbandsmaterial wieder ein.

„Wird jemand rauf kommen?“, stellte Kakashi darauf sofort die Gegenfrage und warf seinem Partner einen besorgten Blick zu. Das ein Fremder nun hier im Raum auftauchen könnte, passt ihm gar nicht. Niemand wusste, was wirklich passiert war und er wollte nicht, das jemand Kin in diesem Zustand sah, was die Situation dadurch vielleicht sogar noch schlimmer machen könnte.

„Glaube ich nicht. Ich habe ihnen gesagt, dass Kin in den letzten Tagen Albträume hatte und er deswegen öfter weinend aufgewacht ist. Wenn ich gleich wieder runter gehe, gebe ich es als einen weiteren Albtraum aus.“, erklärte er darauf und warf Kakashi einen fragenden Blick zu. „Und was war nun?“

„Er ist halt aufgewacht.“, seufzte der Hatake und war dankbar für Asumas spontane Einfälle. „Ich weiß nicht, warum er geschrien hat, da ich leider im Bad war, als er wach wurde. Vielleicht weiß Kurama da mehr.“ Beide Ninja wandten ihren Blick darauf zu den Dämonen und bemerkten sofort, dass dem Jungen erneut die Tränen von den Wangen liefen. 

 

Für den kleinen Dämonen war unterdessen seine gesamte kleine Welt zerfallen. Die Erinnerungen an seine zwei Wochen in denen er als Kin lebte, seine dämonische Herkunft, Kakashi als Vater, seine Freunde. Alles war aus seiner greifbaren Reichweite verschwunden und hatte platz für andere Erinnerungen gemacht.

All gegenwärtig: Das Gesicht von Sensei Mizuki.

Er sah es in jeder seiner grausamen Erinnerungen. In jedem Raum an der Akademie. Auf dem Hof und dem Trainingsplatz vor der Akademie. In allen Straßen und Gassen im Dorf, an welche er sich erinnern konnte. In jeder Person, welche ihm über den Weg gelaufen war. Einige Bilder kamen ihm vom Wald in den Sinn und er sah an jeder Ecke den Ort, an welchem Mizuki ihn gequält hatte. Ein weiteres Mal kamen ihm die Tränen und dann hörte er sie.

Diese Stimme, die ihm so bekannt vorkam. Die Stimme, welche ihn schon so oft getröstet hatte. Bilder von Sensei Iruka zeigten sich vor seinem Auge – und dann stand er wieder im Wald. Er sah einen lächelnden Iruka. Er stand in Richtung Konoha und winkte ihm zu. Sein Sensei rief nach ihm und wollte, das er den Mann begleitete. Darauf drehte dieser sich zum Dorf und marschierte los. Er konnte sich dem Mann nachlaufen sehen, doch mit jedem Schritt, welchen er in Irukas Richtung machte, schien er sich noch weiter von diesem zu entfernen. Nach kurzer Zeit war der Mann verschwunden. Er blieb stehen sah seinem Sensei nach. Stunden schienen zu vergehen, ehe die Bilder verschwanden und den Blick auf die kahle Holzwand des Herbergszimmer wieder freigaben.

Eine weitere sanfte Stimme drang in sein Ohr und sein Blick suchte kurz nach dem Ursprung. Es war Kyuubi. Der Fuchs, den er noch immer eng an seine Brust drückte. Einen Moment kam ihm der Gedanke, das es für den Kyuubi sicher unbequem sein musste - oder auch unangenehm - und er lockerte seine Umarmung etwas. Doch gleich darauf überkamen den Jungen wieder die Erinnerungen und die verhassten Blicke der Dorfbewohner schlichen sich erneut in seine Gedanken.

„Warum? Warum hasst mich jeder?“, fragte der Junge so leise, das nur Kurama die flüsternde Stimme vernehmen konnte.

Der Fuchs unterbrach darauf seine Versuche den Jungen zu beruhigen und starrte seinen Sohn zunächst perplex an. Er konnte sich nicht erklären, wie Kin darauf kam, dass jeder ihn hassen würde. 

 

Die Jonin hatten bemerkt, das etwas anders war. Kurama redete nicht mehr auf Kin ein und starrte stattdessen den Jungen verwirrt an und auch an Kin schien etwas anders zu sein. Das Zittern hatte aufgehört und der Blick des Jungen war nicht mehr starr gegen die Wand gerichtet, sondern wanderte zwischen dem Fuchs und den Männern umher. Letztere schaute er jedoch nicht direkt an, sondern nur aus dem Augenwinkel heraus.

„Wie kommst du darauf, das wir dich hassen?“, wollte der Fuchs nach einigen Momenten wissen und achtete dabei darauf, das er seine Frage so leise wie möglich stellte, da er die Männer vorerst aus dem Gespräch herauslassen wollte.

„Ich weiß es.“, flüsterte der Junge ebenso leise und warf dem Kyuubi einen verängstigten Blick zu. „Ich kann es sehen. Ich hab gesehen, wie ich ...“

„Was hast du gesehen?“ Die Stimme des Fuchses klang äußerst besorgt und diesmal achtete er auch nicht auf seine Lautstärke, wodurch die Männer seine Frage deutlich verstehen konnten.

Erneut sammelten sich Tränen in Kins Augen und ein Schluchzen war zu hören, ehe er zu einer zögerlichen Antwort ansetzte. „Ich bin gestorben.“

Die Worte kamen wieder so leise, das nur Kurama sie verstehen konnte und dieser sah den Jungen nun mehr als geschockt an, wodurch die Männer erst recht besorgt waren.

„Kurama, was ist los?“, wollte Kakashi von dem Fuchs wissen, doch dieser reagierte nicht auf die Frage. Er war viel zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wenn Kin sich wirklich an seine Zeit als Naruto erinnerte, war dies alles andere als Gut.

„Kurama! Rede mit uns!“, verlangte Kakashi ein weiteres Mal und ein recht rauer Unterton schwang in seinen Worten mit, wodurch der Fuchs aus seinen Gedanken gerissen wurde. Kin hatte sich durch die barschen Worte des Mannes stark erschrocken und fing wieder an zu zittern. Der Hatake bereute seinen rauen Ton sofort, doch solang Kin ihn nicht an sich heran ließ, konnte er den Jungen auch nicht trösten. Bei seinen nächsten Worten achtete er somit besonders darauf, dass er den Jungen nicht noch weiter verschreckte und versuchte sie daher mit einem sanften Klang zu untermauern.

„Jetzt sag uns endlich, was los ist!“, flehte er schon fast, denn es störte ihn sehr, dass er seinen kleinen weinenden Sohn nicht trösten konnte.

„Ich fürchte, der Blutrausch hat die Erinnerungen an Naruto wieder hervorgebracht.“

„Bist du sicher?“, wollte diesmal Asuma wissen, den auch ihm war der Ernst dieser neuen Sachlage durchaus bewusst.

Ein seufzen war von Kurama zu hören ehe er antwortete: „Er kann sich daran erinnern, wie er getötet wurde.“

Er machte eine kurz Pause und sah die Männer dabei an. „Der ganze Hass, welchen die Dorfbewohner ihm entgegen gebracht hatten. Die Angst, welche er über die Jahre durch ihre Behandlung hatte. Aller Schmerz, den er bei ihren Angriffen zu spüren bekam. Es scheint so, als wenn alles auf einmal zurückgekehrt wäre. Die Erinnerungen daran haben ihn komplett überrollt.“ Darauf legte Kurama seinen Kopf auf die Schulter des Jungen und kuschelte sich an diesen. Er musste jetzt dringend einen Moment darüber nachdenken.

Kin hatte eindeutig Angst und sein Vertrauen zu Kakashi und Asuma schien ebenfalls nicht mehr vorhanden zu sein. Er hatte deutlichen Schrecken und auch Furcht in Kins Augen sehen können, als dieser Kakashis Umarmung abgewehrt hatte. Auch wusste Kurama nicht, in wie fern die Erinnerungen an Naruto jene überlagerten, welche sein Sohn in der Zeit als Kin gesammelt hatte.

Dieses Problem musste dringend gelöst werden.

Er musste Kins Vertrauen zu Kakashi wieder stärken.

Aber wie?

Kapitel 15 - Spiegeltherapie

Einige Minuten betrachteten Kakashi und Asuma die beiden Dämonen bereits. Das Kin sich nun an die Ereignisse erinnern konnte, welche mit seinem sozusagen letztem Leben und dem dazugehörigem Ableben zusammen hingen, hatte sie erst einmal verdauen müssen. Beiden war klar, das diese Erinnerungen den Jungen verschreckt hatten und er sie derzeit nicht um sich haben wollte, da er den Männern nicht mehr vertraute.

Einige Gedanken von Kakashi drehten sich auch im den Kyuubi. Er wusste nicht woran es lag, doch hatte er das Gefühl genau zu wissen, was den Fuchs beschäftigte. Er hatte Schuldgefühle, weil sein Vorhaben gescheitert war. Die Erinnerungen an Naruto hatte er löschen wollen und nun waren sie zurückgekehrt. Kakashi bemerkte auch Sorge um den Jungen und Verzweiflung, da dieser sein Vertrauen in die Menschen verloren hatte.

Plötzlich kam dem Hatake eine Idee, welche an sich total bescheuert war. Er bezweifelte stark, dass es funktioniert würde, aber wer weiß? Vielleicht würde es den Jungen etwas öffnen.

Langsam stand er auf und ging auf Kin zu. Dies blieb von beiden Dämonen natürlich nicht unbemerkt und der Junge schaute misstrauisch dabei zu wie der Mann sich ihm näherte. Einige Schritte vor den Beiden blieb Kakashi stehen und hockte sich hin. Er hatte darauf geachtet, das dieser kleine Sicherheitsabstand so groß war, das er selbst mit einem ausgestrecktem Arm nicht an Kin heran kam. Immerhin wollte er den Jungen mit seiner Nähe nicht zu sehr verängstigen.

„Sagst du mir deinen Namen?“, bat er seinen Sohn in einem freundlichen Ton und wurde zunächst sowohl von Kurama, wie auch von Kin verwirrt angeschaut.

„Du weißt doch seinen Namen. Was soll also die blöde Frage?“, kam kurz darauf von Asuma, welcher den Sinn von Kakashis Aktion eindeutig nicht begriffen hatte.

„Ich hab ihn gefragt, weil ich wissen möchte, wie er selbst derzeit darüber denkt. Und jetzt ruhe da hinten!“, fauchte er Asuma an und wandte sich wieder Kin zu. „Sagst du mir nun deinen Namen?“

Der kleine Dämon war sich nicht sicher, was er davon halten sollte und sah zunächst den Fuchs fragend an. Dieser hatte nun begriffen, warum Kakashi gefragt hatte und ermutigte seinen Sohn zu einer Antwort, welche der Junge nach einigen Minuten weiteren Nachdenkens auch gab: „Naruto - glaub ich.“

Die Antwort klang recht schüchtern und man konnte noch immer die Fuchs heraushören. Doch es war zumindest schon einmal einige Worte, welche der Kleine nun an Kakashi gerichtet hatte. Das Kin sich selbst nicht sicher war, ob sein Name Naruto war, gab Kakashi zusätzlich die Hoffnung, das noch immer einige Erinnerungen von Kin vorhanden waren. Nun hieß es stark bleiben und nicht aufgeben.

„Hast du noch einen anderen Namen?“, fragte er neugierig und wartete gespannt ab, was der sein kleiner Sohn nun sagen würde.

Kin schloss darauf die Augen und atmete einige Male tief durch. Darauf schien der Junge etwas entspannter und auch konzentrierter. Die Antwort ließ dennoch auf sich warten. Wieder dauerte es einige Minuten bis der Junge zögerlich mit einem weiteren Namen raus rückte.

„Kin?“ Dies Klang deutlich mehr nach einer Frage, als nach einer Antwort, dennoch lag er richtig und Kakashis Hoffnungen verstärkten sich. Etwas von seinem kleinen Kin war noch da drin.

„Das ist Richtig. Beide Namen gehören zu dir.“, bestätigte Kakashi und sah sich den Jungen nochmals an. Furcht und Misstrauen waren ihm noch immer anzusehen, doch er war nun ruhiger und ließ mit sich reden.

„Naruto, kannst du mir sagen, wie alt du bist? Und beschreiben, wie du aussiehst?“, war die nächste Frage von Kakashi.

Erneut schien der junge einen Moment darüber nachzudenken. Diesmal kam eine Antwort jedoch schneller. „Zur ersten Frage: Ich bin 11 … Nein, das stimmt nicht. Ich hatte ja Geburtstag! Dann bin ich jetzt 12. Und mein Aussehen … ähm. Kurz blonde Haare, stehen nach allen Seiten ab und lassen sich einfach nicht bändigen. Ach und meine Augen, die sind Blau. Dann hab ich noch Narben auf den Wangen, die sind hier.“ Dabei zeigte der Junge mit der einen Hand auf seine Wange und versuchte die Linien nachzuziehen. Schien jedoch etwas verwundert, als er sich mit den Fingern über die Wange strich. „Das sind jeweils drei Narben. Komisch, sonst konnte ich die immer fühlen.“

Nun musste Kakashi leicht kichern. Er wusste, warum Kin die Narben nicht fand, denn sie waren nicht mehr vorhanden. Mit der Veränderung zu Kin waren sie verschwunden und konnte nun natürlich auch nicht mehr von dem Jungen wahrgenommen werden.

„Nun, du hast recht Naruto. So sahst du aus.“ Einen Moment überlegte Kakashi, ob er sein nächstes Vorhaben wirklich umsetzten sollte und entschied sich letztlich dafür. Jedoch ermahnte er sich, es vorsichtig angehen zu lassen. „Ich würde dir gern etwas zeigen, wenn ich darf. Dazu müsstest du allerdings kurz auf meinen Arm kommen.“

Kins Misstrauen war nun weitaus deutlicher zu erkennen, als zuvor. Diese Reaktion hatte Kakashi jedoch geahnt und sich schon etwas überlegt, wie er den Jungen doch dazu bekam, mit ihm mitzukommen.

„Ich weiß, das du mir nicht traust, aber du vertraust Kurama.“ Ein bestätigendes Nicken kam darauf von dem Jungen. „Kurama wird mitkommen und aufpassen. Dann braust du keine Angst zu haben. In Ordnung?“

Ein schüchternes „Ist gut.“ kam von dem Jungen und darauf ließ der Kleine den Fuchs los, welcher zuvor noch immer in Kins Umarmung gefangen war. Es dauerte einen Moment, in welchem man Kin deutlich ansehen konnte, wie sehr er mit sich selbst kämpfte. Schließlich stand der Junge doch auf und stellte sich vor Kakashi, welcher noch immer in der Hocke saß.

Sie waren in diesem Moment genau gleichgroß. Etwas, dass bei Kin für deutliche Verwirrung sorgte, denn der Junge hatte sich selbst größer in Erinnerung. Warum war er jetzt gerade mal so groß, wie ein hockender Erwachsener?

Dieses Mal ahnte Kakashi nicht den Grund für den verwirrten Zustand seines Sohnes. Auch er konnte nicht an alles denken, doch sollte es nicht lang dauern, bis er erfuhr, was den jungen beschäftigte.

„War ich nicht mal größer?“, ging dem Jungen durch den Kopf und offenbar hatte er nicht gemerkt, das er diesen Gedanken auch laut ausgesprochen hatte.

„Darüber reden wir gleich. Nun komm.“ Darauf reichte Kakashi dem Kind seinen unverletzten Arm. Kin näherte sich leicht zögerlich dem Mann und hielt sich mit den Armen an dessen den Schultern fest. Nun legte Kakashi den Arm um Kins Beine und zog den Jungen näher zu sich. Dadurch saß diesen nun halb auf Kakashis Unterarm.

Die Nähe machte Kin nervös, dass sah man den Jungen an. Daher versuchte Kakashi seinen Sohn zunächst zu beruhigen, bevor er aufstand. „Ganz ruhig. Ich werde dir nichts tun und Kurama kommt mit und passt auf, damit du keine Angst haben musst.“ Einen Moment wartete Kakashi darauf noch ab, bis sich Kin sich etwas entspannt hatte. „Gut, dann gehen wir jetzt ins Bad. Ich möchte dir etwas im Spiegel zeigen.“ Mit diesen Worten stand Kakashi auf und wandte sich zum Bad. 

 

Kurama war auf Asumas Schulter geklettert und hatte den Mann gebeten ihnen zu folgen. In der Tür zum Bad blieb der Sarutobi dann stehen, da das Waschbecken und der Spiegel direkt neben der Tür waren. Er lehnte sich an den Türrahmen und schaute dem kleinen Jungen dabei zu, wie er sich selbst und Kakashi im Spiegel betrachtete.

Das Spiegelbild hatte den Jungen deutlich verwirrt. Er sah nicht mehr den 12-jährigen goldblonden Jungen, mit den blauen Augen und Narben auf den Wangen. Er sah einen kleinen Jungen mit schneeblondem Haar. Die Augen waren von einem dunklen Gelb und sahen fast schon golden aus. Vielleicht war es auch Gold. Er selbst konnte es nicht einschätzen. Wenn er das alter des Kindes schätzen müsste, so würde er 4 oder 5 Jahre vermuten, aber auf keinen Fall älter. Wer war dieses Kind? Und wo war sein eigenes Spiegelbild hin?

„Wer ist das?“, wollte Kin wissen und beobachtete dabei, wie sich der Mund des Kindes im Spiegel zu seinen Worten bewegte. Etwas in ihm wusste genau, das er selbst dieses Kind war, doch sein Verstand schien es noch nicht begreifen zu wollen.

„Nun“, begann Kakashi und zeigte zunächst auf sein eigenes Spiegelbild. „Das dort bin ich. Ich heiße Kakashi Hatake und ich bin 26 Jahre alt. Und das dort“ Jetzt zeigte er auf das Kind im Spiegel. „Das ist mein Sohn. Sein Name ist Kin Hatake und er ist 4 Jahre alt.“ Darauf senkte er seinen Arm wieder. Zum Zeigen hatte er den verletzten Arm benutzt, da Kin ja mit dem anderen Arm getragen wurde. Auch wenn diese Bewegung nur kurz war, so hatte es doch mehr geschmerzt, als der Mann erwartet hatte.

Zunächst hatte Kin die Spiegelbilder mit Verwirrung und Unglauben beobachtet. Doch die Ähnlichkeit von Kakashi und seinem Sohn war auch für ihn unverkennbar. Zusätzlich sickerte langsam aber sicher die Erkenntnis in ihm durch, das dieses Kind im Spiegel er selbst war. Nur konnte er sich nicht erklären, warum er so anders aussah, als er sich selbst in Erinnerung hatte – und dann war er auch noch jünger als er sein sollte. Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er nun mit der Akademie noch mal von vorn anfangen konnte, dabei wäre er fast fertig gewesen. Wieso sich ausgerechnet die Akademie in seinen Verstand mogeln musste, konnte er sich jedoch selbst nicht erklären. Immerhin gab es wichtigere Dinge, welche es zu klären galt. Allen voran: Was war passiert? Warum war er wieder ein kleines Kind? Und warum sah er jetzt anders aus?

Erneut betrachtete Kin den Mann auf dessen Arm er sich befand. Dieser Kakashi war jetzt also sein Vater und sein neues selbst sah den Mann auch sehr ähnlich. Würde es jetzt, wo er einen Vater hatte, vielleicht anders sein? Würde er jetzt endlich leben und Kind sein dürfen? Noch immer misstraute er den Männern, doch langsam schwand es und stattdessen schlich sich etwas anderes in sein Herz. Es war Hoffnung – und auch Sorge, denn in diesem Moment bemerkte er den Blick seines neuen Vaters, in welchem deutlicher Schmerz zu sehen war. Sein eigener Blick fand den Verband am Oberarm des Mannes. Dies war jedoch nur das Spiegelbild, welches er anstarrte und so wandte er seinen Blick erneut und betrachtete nun den echten verbundenen Arm.

Vorsichtig strich er mit den Fingerspitzen über den Stoff des Verbandes und fragte sich, woher diese Verletzung wohl stammen mag. „Tut es sehr weh?“, wollte er von seinem Vater wissen und betrachtete das Gesicht des Mannes. Von Schmerzen war nichts mehr zu erkennen. Er wirkte eher entspannt.

„Mach dir keine Sorgen. Es geht schon wieder.“, lächelte Kakashi. Sein Herz machte darauf einen kleinen Freudenhüpfer, denn Kin hatte sich offenbar entschlossen, ihm wieder zu vertrauen und sich bei ihm angekuschelt. 

 

Keine 10 Sekunden später mussten die Männer nun beide lachen, denn der Magen von Kin begann lautstark zu protestieren - was auch kein Wunder war. Immerhin hatte der Jungen seid drei Tagen nichts gegessen. Asuma machte sich auf den Weg in den Gastraum. Es war bereits Abend geworden und daher holte er gleich für alle etwas zu essen.

Vater und Sohn Hatake, welche endlich wieder zueinander gefunden hatten, machten es sich auf einem der Betten bequem und Fuchspapa Kurama legte sich zu ihnen. Der Fuchs war froh, dass Kin den ersten Schrecken nun hinter sicher hatte. Zwar würde sein Sohn noch einige Zeit an diesen Erlebnissen zu knabbern haben, doch das wichtigste war nun, das sein Vertrauen zu Kakashi wieder zurück war. Ob dies auch für Asuma galt, würde sich im Laufe der nächsten Zeit zeigen.

Der kleine Dämon war noch immer etwas verwirrt und versuchte seine Erinnerungen und Eindrücke zu sortieren. Alles was ihm in den Sinn kam, hatte jedoch ausschließlich mit Naruto zu tun. Dies wunderte ihn, denn auch von Kin müssten doch Erinnerungen vorhanden sein. Es dauerte eine Weile, bis von Kin wieder eine Regung kam und was seine Väter dann zu hören bekamen, was ein genervtes seufzen.

„Was beschäftigt dich?“, erkundigte sich der Fuchs, welchem der nachdenkliche Blick seines Sohnes nicht entgangen war.

„Ich versuche mich daran zu erinnern, was nach meinem Tod passiert ist. Irgendwie muss ich ja zu Kin geworden sein. Aber ich kann mich weder daran, noch an etwas anderes aus der letzten Zeit erinnern, was mit meinem neuen Leben zusammenhängt.“ Kins Stimme klar deutlich genervt und auch verzweifelt.

„Also, das war so ...“, begann Kurama und darauf erzählten er und auch Kakashi dem Jungen alles, was in den letzten 16 Tagen alles passiert war. Von Narutos Tod (aus ihrer Sicht), wie er anschließend zu Kin geworden ist und wie das Dorf die Nachricht aufgenommen hat. Von Kins richtigen Eltern, was damals passiert war und noch vieles mehr. Alle Fragen, welche der kleine Junge hatte wurden ihm an dem Abend und auch den folgenden Tagen beantwortet.

Kapitel 16 - Umstellung

Es war ein sehr langer Abend geworden. Kin frage die Männer über alles mögliche aus. Dazu zählten zum Leider der Männer auch unangenehme Dinge, welche unter anderem auch ihr Liebesleben betrafen. Für die Ninja war es seltsam mit einem kleinen Jungen darüber zu reden. Im Anschluss stellte der kleine Junge eine weitere unangenehme Frage. Er wollte wissen, warum sie ihm früher nie geholfen hatten.

Bei Kakashi war dies schnell geklärt. Er war immerhin Narutos geheimer Beschützer gewesen und erzählte das dem Jungen auch. Kurama bestätigte dies zusätzlich noch und von dem Moment an waren alle insgeheim noch vorhandenen Zweifel bei Kin komplett verschwunden und er freute sich um so mehr, das er nun einen Vater hatte - und das dieser Vater Kakashi war.

Nicht geholfen wurde ihm dagegen von Asuma und die Gründe dafür waren etwas kompliziert: „Nun, ich habe dir ja erzählt, das ich der Sohn von unserem Sandaime Hokage bin. Als Sohn eines Hokage ist das Leben nicht unbedingt einfach. Jeder erwartet etwas von dir und nie darf man ein Fehlverhalten zeigen.“, seufzte der Mann und schloss darauf die Augen bevor er weiter erzählte.

„Ich weiß von meinem Vater, dass der Ältestenrat damals beschlossen hat, dass du nicht von deinen Eltern oder dem Kyuubi wissen darfst, welcher in dir versiegelt war. Niemand durfte dir dies erzählen. Und auch vor dem Dorf blieben viele Details verborgen. Nur wenige, wie Kakashi und ich, wussten, dass der Yondaime Hokage dein Vater war und unter welchen Umständen der Kyuubi bei dir versiegelt wurde. Die Dorfbewohner und die Meisten Ninja wussten nur, dass der Fuchs in dir versiegelt war und hielten dich selbst sogar für den Fuchs und einen somit für einen Dämon. Letzteres stimmt zwar, wie sich ja jetzt herausgestellt hat, aber das ist für mich unwichtig, da mir schon immer der Charakter wichtiger war. Wie du schon weißt, hat Kakashi dich immer beschützt. Für ihn war das einfach, da er auch lange Zeit ein ANBU tätig war und ihn somit eh niemand erkennen konnte. Des weiteren hat er auch noch andere Möglichkeiten, wenn er nicht gesehen werden will. Das war bei mir anders. Ich war der Hokage Sohn und musste perfekt sein. Ich konnte meinem besten Freund nicht helfen, obwohl ich es hasse, wenn man Kindern etwas tut. Damit hätte ich öffentlich gegen die Beschlüsse des Rates agiert. Hätte ich wiederum gegen Kakashi gehandelt hätte ich meinen besten Freund und meine Prinzipien verraten. Somit hing ich immer zwischen den Stühlen und hielt mich einfach aus allem raus, so schwer mir das auch fiel. Meinem Vater gefiel dies übrigens auch nicht, aber auch er als Hokage konnte nicht gegen die Entscheidung des Rates handeln. Er war damals überstimmt worden und musste sich an den Beschluss halten. Als du zu Kin wurdest hat er das sofort ausgenutzt, um dich in bessere Hände zu geben. Niemand weiß, das Naruto noch lebt. Nur Vater, Tsunade, Iruka, Kakashi und ich. Für alle anderen bist du Kakashis Sohn und auch für den Ältestenrat ist Naruto offiziell Tod.“, schloss Asuma seine Erzählung und beim letzten Satz setzt er ein breites Grinsen auf. Er mochte die Ältesten nicht und fand es daher super Teil an einem Geheimnis haben zu dürfen, von welchem die Ältesten nichts wissen durften. Wie oft hatte man schon die Möglichkeit den Alten insgeheim eins reinzuwürgen? 

 

Seit diesem Abend waren nun einige Tage vergangen. Ihren Weg hatte fortgesetzt und das Training vorerst ausgelassen. Durch den Zwischenfall mit den Banditen und der anschließenden Zwangspause hatten sie zu viel Zeit verloren, sodass sie diese nun zunächst wieder aufholen wollten. Zudem wollten sie den Jungen erst einmal etwas Zeit geben, sich umzustellen.

Erneut kamen sie zu dem See, an welchem sie ihre erste Nacht verbracht hatte. Bis nach Konoha war es nicht mehr weit und am nächsten Tag würden sie ihr Dorf erreichen. Zuvor mussten sie jedoch sicher sein, dass Kin nun mit seinem neuen 'Ich' ausreichend klar kam. Trotz der übermächtigen Erinnerungen an sein Leben als Naruto hatte sich der kleine Junge schnell umgewöhnt. Mit seinem Namen war dies jedoch etwas schwieriger. Die Männer machten sich unterwegs absichtlich einen Spaß daraus, ihn immer mal wieder mit Naruto anzureden. Zu Anfang hatte Kin auch darauf reagiert, doch mit der Zeit hatte der Junge gelernt, dies zu Ignorieren.

Die größte Umstellung war für ihn jedoch, dass er ein 12-jähriger Junge war und nun im Körper eines 4-jährigen lebte. Durch seine überwiegend negativen Erlebnisse war Naruto weit aus schneller Erwachsen geworden und das immer fröhliche und grinsende naive Kind war nichts weiter als eine Fassade. Ein Trugbild, mit welchen er allen vorgegaukelt hatte, dass ihm die Missachtung seiner Mitmenschen nichts ausmachte.

Dieses sehr erwachsene Verhalten zeigte sich nun erneut und das war ein kleines Problem. Klein war dies Problem, weil es an sich nicht schlecht war, wenn er im Hinterkopf wie ein Erwachsener dachte. Immerhin besaß er durch seine dämonischen Gene einige Kräfte, mit denen er für anderen sehr gefährlich sein konnte. Durch sein älteres Denkverhalten war er aufmerksamer und konnte Probleme schneller erkennen und besser auf sich aufpassen, um andere nicht unnötig zu gefährden.

Solang er noch mit Kakashi und Asuma unterwegs war, stellte es kein Problem dar, wenn Kin sich älter verhielt als er aussah. Dennoch musste er lernen, sich auch seinem Alter entsprechend zu verhalten – und auch so zu reden. Da er jedoch schon als Naruto hervorragende Schauspielkünste bewiesen hatte, mussten sie nur noch einige kleine Macken ausgebügelt werden, welche zu sehr an Naruto erinnerten.

So kam es unter anderem, das sein „echt jetzt“ komplett aus seinem Vokabular gestrichen wurde. Ramen war nicht mehr sein Leibgericht und gab es allerhöchstens einmal in der Woche - was bei dem Jungen natürlich für einigen Protest sorgte, aber da musste er durch. Orangene Kleidung war tabu, was er wiederum befürwortete, da er die Farbe ohnehin nicht ausstehen konnte. Und zu guter Letzt wurde ihm von Kakashi auch noch seine Eigenkreation verboten: das „Sexy-Jutsu“. Dafür war immerhin Naruto bekannt und der kleine Kin hat den blonden Chaoten nie kennengelernt. Zeit technisch gesehen zumindest, wenn man von der erdachten Geschichte ausgeht. Kin dürfte dieses Jutsu daher nicht einmal kennen. 

 

An diesem Tag am See gab es zum ersten Mal wieder Training für Kin. Da Naruto bereits zur Akademie ging und auch das Abschlussjahr besuchte hatte, wollten sie Wissen, wie es um seine Fähigkeiten stand. Das war immerhin ein unterschied für den Jungen, da er jetzt zwar körperlich jünger war, dafür auch stärker als zuvor.

Durch seine Verletzung viel Kakashi noch immer aus und so übernahm Asuma das Tai-Jutsu Training. Dabei musste der Mann ganz schön einstecken, bis der Junge das richtige Kraftmaß gefunden hatte. Letztlich brach Asuma schon nach einer halben Stunde ab. Kin hatte herausgefunden, wie stark er zuhauen durfte, um niemanden ernsthaft zu verletzten. Das hatte bei Asuma allerdings für einige blaue Flecke gesorgt. Dem Mann tat alles weh und er fühlte sich, als wäre er von einer Dampfwalze überrollt worden.

Die nächsten Trainingseinheiten bestanden darin, das Kin erneut lernte, mit seinem Chakra umzugehen. Dies hatte nun eine andere Konsistenz als früher und auch war das Siegel nun nicht mehr vorhanden. Den Unterschied bemerkte der Junge sofort, denn es war nun viel einfacher für ihn sein Chakra zu formen und an bestimmten Punkten zu konzentrieren. Nachdem er einige Jutsus aus der Akademie getestet hatte war er noch mehr erstaunt. Sie haben alle auf Anhieb funktioniert. Sogar das >Jutsu der Doppelgänger<, welches ihm früher immer die größten Probleme bereitet hatte. Anschließend ließen sie den Jungen üben, wie man mit Hilfe des Chakras die Bäume hoch läuft. Da hatte den Junge allerdings schnell raus, weshalb sie ihn die gleiche Übung auf dem Wasser ausführen ließen, jedoch ohne ihm diesmal eine Anweisung zu geben. Er sollte es selbst herausfinden und damit war er dann einige Stunden beschäftigt.

Am Abend saßen sie Gemeinsam am Feuer. Die beiden Jonin spielten erneut Shogi, während Kurama seinem Sohn einfach nur kuschelte. Die letzten Tage hatte Kin sehr genossen und die Hoffnung war stark, das sein Leben nun besser verlief, als früher. Allerdings wusste er auch, das es erneut kompliziert werden konnte, da er nun einmal anders war. Viele Erinnerungen der letzten 19 Tage waren bereits zurückgekehrt. Meist dann, wenn seine Väter ihm von diesen Tagen erzählt hatten. Er konnte sich wieder an seine drei neuen Freunde erinnern und auch daran, das er von Sora einen Kuss bekommen hatte. Das war sein erster Kuss gewesen und auch wenn dieser nur auf die Wange war, er freute sich sehr, dass diese Erinnerung nicht verloren war.

Eine Weile grübelte der Junge vor sich hin und nach einiger Zeit schweiften seine Gedanken zu seinen Geburtstagen ab, welche er bisher immer allein und in Angst verbracht hatte. Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht, denn er wusste, dass er seine Geburtstage jetzt nicht mehr hassen würde. Er hatte jetzt zwei Väter, die ihn beschützen und er hatte Freunde, mit denen er Spaß haben würde.

„Du Papa?“, sprach Kin darauf den Hatake an, da sich in ihm eine Frage festgesetzt hatte, welche unbedingt geklärt werden musste.

„Welcher?“, kam darauf allerdings nur von dem Mann und er machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Jungen anzuschauen. Stattdessen war sein Blick hochkonzentriert auf das Shogibrett gerichtet.

Ein genervtes Seufzend war von Kin zu vernehmen, eher er leicht gereizt antwortete: „Welcher wohl! Kurama ist zwar auch mein Papa, aber ich werde ihn sicher nicht so anreden. Sonst verplapper ich mich nochmal. Das vermeide ich doch lieber.“

„Stimmt, das wäre besser. Also, was ist los?“ Kakashi hatte sich nun doch zu Kin umgewandt und sah seinen Sohn fragend an.

Nachdenklich schaute Kin zum bereits dunklen Himmel. Der Mond war zu sehen und an vielen unbewölkten Stellen konnten man die Sterne sehen. „Ich hab gerade über meine Geburtstage nachgedacht. Die waren ja bisher am 10. Oktober, aber das wurde doch sicher auch geändert, oder?“

„Ja, das habe wir geändert.“, bestätigte darauf sein Vater und begann zu grinsen, als seinem Jungen bereits die nächste Frage aus dem Mund schoss.

„Und wann hab ich jetzt Geburtstag?“, wollte der Kleine unbedingt wissen und sah seinen Vater mit großen Augen an.

„Am 1. Januar.“, lautete die Antwort.

„Cool!“, freute sich Kin, als er das neue Datum hörte, während sein Vater auf diese Reaktion nur den Kopf schüttelte.

„Noch so ein Wort. Wenn das so weiter geht, muss ich eine Liste machen, damit ich mir auch alle merken kann.“, seufzte Kakashi und warf Asuma einen bösen Blick zu, da dieser auf sein Kommentar hin angefangen hatte zu lachen. „Kin, cool ist auch tabu. Damit wartest du bitte, bis du in die Akademie gehst und es dort ein paar Mal gehört hast.“

„Wenn es sein muss!“, schmollte der Junge darauf und wandte sich wieder dem Sternenhimmel zu.

Da diese Frage nun geklärt war und Kin offenbar auch keine weitere mehr hatte, wandte Kakashi sich wieder dem Shogi zu. Einige Momente ruhte der Blick auf den Spielsteinen. Da stimmte doch etwas nicht!

„Du mogelst!“, stellte der Hatake darauf fest und warf seinem Gegner einen mehr als tödlichen Blick zu. Asuma jedoch legte einen 'Ich bin total Unschuldig'-Blick auf, wandte sich einen kurzen Moment den Sternen zu und war dabei mehr als froh, das Blicke nicht töten konnten. Oder doch? Kakashi hatte immerhin ein Sharingan. Nun bekam der Ältere eine unangenehme Gänsehaut. Ja, Asuma war älter als Kakashi. Ganze zwei Jahre älter. Krampfhaft versuchte der Mann seine Gedanken in ein anderes Thema zu lenken. Kin hatte nun also an Neujahr Geburtstag. Das war ein schönes Datum. Man konnte super Reinfeiern und es gab um Mitternacht sogar Feuerwerk. Ein schönes Datum für den Jungen, da hatte der kleine jetzt sicher viel Freude an seinen Geburtstagen. Die hatte er zuvor ja leider nicht.

„Hat an Neujahr nicht auch Gai Geburtstag?“, schoss es Asuma darauf durch den Kopf und er sprach den Gedanken auch sofort laut aus.

„Ähm. Kann sein …“, meinte Kakashi darauf nachdenklich und kratze sich zusätzlich noch am Hinterkopf. Er war sich leider nicht sicher.

„Ich dachte, du wärst so gut mit ihm befreundet.“, wunderte sich Asuma und wandte seinen Blick nun auch wieder zu Kakashi, welcher einen recht genervten Eindruck machte.

„Als Freundschaft würde ich das nicht unbedingt bezeichnen.“, kam darauf von dem Hatake, dessen Aufmerksamkeit wieder auf dem Shogibrett lag. Was auch immer Asuma da heimlich verändert hatte, der Mann hatte sich damit selbst ins Aus befördert. Einen Zug später starrte der Sarutobi verwundert auf das Spielbrett. Kakashi hatte ihn Schachmatt gesetzt.

„War Gai der Typ in dem grünen Strampelanzug?“, kam es in einem total naiven kindlichen Ton von Kin. So wie der Junge die Frage gestellt hatte (sowohl von den benutzten Wörtern, wie auch von der Tonlage) hätte in diesem Moment niemand bezweifeln können, dass der Junge erst 4 Jahre alt war.

Zunächst hatten die Jonin noch versucht sich zusammenzureißen, doch war beiden Schnell aufgefallen, das es unmöglich war, weshalb sie nun lauthals lachen am Boden lagen. Nach einigen Minuten konnte sich Kakashi soweit zusammenreißen, dass er seinem Sohn zumindest eine Antwort geben konnte. „Ja, genau der!“ Anschließend kam ihm allerdings sofort wieder die Bezeichnung Strampelanzug in den Sinn und sein Lachflash begann von neuem.

Nach einigen weiteren Minuten musste Kakashi sich dann dazu zwingen, das Lachen einzustellen, weil ihm bereits schmerzhafte Stiche durch die Seiten zogen und er unter anderem Mal wieder auf seinem Verletztem Arm gelandet war. Zwar war die Pfeilverletzung gut verheilt, dennoch musste er seinen Arm noch schonen - und sonderlich angenehm fühlte es sich ebenfalls nicht an.

Die Dämonen schauten dem Spektakel von der Seite aus zu. Sie hatten den Witz offenbar verpasst und wunderten sich über den offenbar schrägen Humor der Menschen. Vor allem Kin wunderte sich, da er nicht wusste, was er gesagt haben sollte. Immerhin fing das Gelächter direkt nach seiner Frage an.

Traurig dachte er an seinen letzten Geburtstag zurück. Er hatte ihn gesehen gehabt, diesen Gai: „Ich hab ihn an meinem Geburtstag gesehen - bevor ich gestorben bin. Er hat mich vor drei Schlägern gerettet.“

Kapitel 17 - Fuchsrudel

Traurig dachte er an seinen letzten Geburtstag zurück. Er hatte ihn gesehen gehabt, diesen Gai: „Ich hab ihn an meinem Geburtstag gesehen - bevor ich gestorben bin. Er hat mich vor drei Schlägern gerettet.“

Auch der letzte Rest an Belustigung war nach diesen Worten aus dem Verstand der Männer verschwunden. Stattdessen sahen sie den kleinen Dämonen mit mitleidigen Blicken an. Kin hatte in den letzten Tagen viel zugehört und auch viel erfahren, aber selbst erzählt hatte der Junge bisher nichts. Sie wussten zwar, dass er von dem Tag geträumt hatte an dem er gestorben war, doch was genau vorgefallen war, hatte Kin bisher verschwiegen.

„Willst du uns erzählen, was passiert ist?“, fragte Kakashi vorsichtig nach, doch der Junge schüttelte nur den Kopf.

Einerseits machte es den Hatake traurig, das sein Sohn nicht darüber reden wollte, denn er wusste selbst, das man sich besser fühlte, wenn man jemanden zum reden hatte. Früher hatte er mit seinem Sensei über alles geredet, doch nach dessen Tod hatte er viele Jahre darüber geschwiegen und all die schlechten Erlebnisse tief in sich verschlossen. Nach Kins Blutrausch hatten die Gespräche mit Kurama ihm sehr gut getan und er war froh, das er nach all den Jahren wieder jemanden hatte, den er sich anvertrauen konnte.

Andererseits konnte er seinen Jungen aber auch nicht zwingen darüber zu reden. Das musste Kin schon selbst wollen. Was er aber tun konnte, war seinem Sohn den Halt zu geben, den er nun brauchte. So erwachsen Kin auch oft schien, er war noch immer ein kleiner Junge. Ein Kind, welches in seinem Leben bisher viel zu wenig Liebe erfahren hatte, da sich - bis auf wenige Ausnahmen – niemand für das Wohlbefinden des Jungen interessiert hatte.

Langsam erhob sich der Mann und ging auf seinen Jungen zu, welcher nur einige Schritte weiter mit dem Fuchs kuschelte. Dort setzte er sich zu den Dämonen, kuschelte sich ebenfalls ans Fell des Kyuubi und zog seinen Jungen in eine Umarmung. Kin genoss die Nähe seiner Väter, kuschelte gern mit ihnen und freute sich über jede Umarmung, die er bekam. Auch jetzt konnte Kakashi erkennen, wie sich ein kleines Lächeln in das Gesicht des Kindes schlich.

„Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst …“ Sanft strich Kakashi mit einer Hand über den Rücken des kleinen Engels in seinen Armen. Ja, der kleine war wirklich ein Engel. Soviel schlechtes hatte den Junge bereits erlebt und doch sah Kin noch immer das Gute in den Menschen. In dem Kleinen war kein Hass vorhanden, nur Liebe und Güte – und Angst vor Abweisung und dem Hass den man ihm entgegen gebracht hatte. Doch selbst hassen, tat der Junge nicht. „und wenn du doch mit uns reden möchtest, dann brauchst du es nur zu sagen. Kurama und ich sind immer für dich da. Du wirst nie wieder allein sein, das verspreche ich dir.“

Ein Grinsen zeigte sich bei dem Jungen und er kuschelte sich noch etwas enger an seinen Vater. Einige Minuten lagen sie da und rührten sich nicht.

Asuma nutzte einmal mehr die Chance und schnappte sich die Kamera, um von der Familie einige Bilder zu machen. Kin hatte seine ersten Schnappschüsse bereits gesichtet gehabt und wolle danach unbedingt mehr Bilder haben und ein Fotoalbum anlegen. Der Sarutobi hatte ein Händchen für gute Motive und ihm machte es Spaß seinen Kumpel samt Sohn und Fuchs in den Unmöglichsten Situationen und Posen zu verewigen. Wenn er jemals aus dem Ninjadienst austreten sollte, dann würde er wohl eine Karriere als Fotograf beginnen.

Mit halboffenen Augen lag Kin in den Armen von Kakashi und starrte über den See. Er dachte über Konoha nach und wie es für ihn wohl sein würde, wenn er jetzt durch das Dorf spaziert. Niemand erkannte ihn mehr als Naruto, aber dennoch hatte er etwas Angst. Auch über seinen letzten Tag als Naruto dachte er nach. Die Männer hatten ihm erzählt, das nach seinem Mörder gesucht wurde. Er selbst wusste genau, wer es gewesen war. Hatte er sich gestellt? Oder hatten sie seine Tat schon auf anderem Weg aufgedeckt?

Ihm war klar, dass er irgendwann über sein erlebtes reden musste. Doch sein Tod war ein spezielles Erlebnis. Das kostete viel Überwindung. „Du Papa?“, kam nach einiger Zeit von Kin und er hob darauf seinen Blick, um seinen Vater ins Gesicht zu Blicken.

„Hmm?“, brummte dieser als Antwort und wartete auf das eigentliche Anliegen seines Sohnes.

Einen kurzen Moment drückte Kin sich etwas mehr an seinen Vater und genoss die Nähe, ehe er mit der Sprache rausrückte. „Ich erzähle es, wenn wir in Konoha sind. Iruka und Opa Hokage sollen auch dabei sein. Mehr als einmal … möchte ich darüber nicht reden.“

„Verständlich.“, stimmte der Ältere diesem Vorhaben zu und strich erneut über den Rücken seines Jungen. Seinen Blick war zum Himmel gewandt, in welchem man ein Meer aus leuchtenden Punkte betrachten konnte. Die meisten Wolken waren vorüber gezogen und hatten eine freie Sicht auf den Sternenhimmel hinterlassen. Neben ihm brummte Kurama einige unverständliche Worte vor sich hin, wodurch Kin seine Kopf etwas drehte und zum Fuchs schaute.

„Was hast du?“, wollte der Junge nach einem weiteren Brummen wissen und legte dabei den Kopf etwas schief.

„Nichts, ich denk nur nach.“, antwortete der Fuchs und grummelte anschließend wieder vor sich hin.

„Worüber?“, fragte Kin weiter und sag seinen Fuchs mit bohrenden Blicken an.

Seufzend hob der Kyuubi seinen Kopf an und betrachtete den Jungen und seinen Menschenvater genauer. Noch immer war er sich nicht sicher, ob er dies vorschlagen sollte. „Ein dämonisches Ritual.“, deutete er an und hatte mit diesen Worten nun auch die Aufmerksamkeit der beiden Männer.

Leicht verwundert betrachtete der Hatake den Kyuubi. Ein dämonisches Ritual? Er lebte jetzt mit zwei Dämonen zusammen, da würde er sicher noch das ein oder andere Ritual zusehen bekommen. Dieses musste jedoch eines besonderes Ritual sein. Und so nachdenklich und grummelig, wie Kurama sich gerade benahm, war sich Kakashi nicht sicher, ob ihm das Ritual gefallen würde.

Recht unsicher Klang seine Stimmte, als er darauf nach dem genaueren Sinn des Rituals fragte: „Was hat dies Ritual für einen Zweck?“

Leise brummt der Fuchs vor sich hin und wusste nicht, ob er es ihnen erzählen soll. „Es ist ein verbindendes Aufnahmeritual und würde dich offiziell zu einem Teil meines Rudels machen.“

Das war schon mal nicht so schlecht. Aber warum hatte Kurama dann so viele bedenken deswegen? „Und wo ist das Problem?“, wollte er nun wissen, weil er ahnte, dass es irgendwo einen Hacken gab.

Kurama war sich langsam sicher, dass Kakashi ihn solange ausfragen würden, bis er alles erzählt hatte, weshalb es nun keinen Sinn machte um den heißen Brei herum zu reden. „Da Kin es sein wird, der sich mit dir verbindet, muss er bei dem Ritual natürlich auch mitmachen. Ich finde ihn allerdings noch zu jung dafür. Das Verbindende Ritual ist normal nur für Verwandten oder Lebenspartnern gedacht. Ich weiß daher nicht, ob das bei euch überhaupt geht. Allerdings wäre es sicherer für dich, wenn ihr verbunden wärt, da bei einem Blutrausch die Verbindung stärker wäre als seine Instinkte und er dir somit nichts tun könnte. Für dich wäre es auch einfacher ihn zu beruhigen, wenn es nochmal zu einem Blutrausch kommen sollte.“

Einige Momente war ruhe und Vater und Sohn Hatake schienen beide über das Gesagte nachzudenken. „Und was passiert, wenn wir dies Ritual machen und das mit der Verbindung nicht geht, weil Kakashi nicht mein richtiger Vater ist?“, wollte Kin darauf wissen.

Die Frage war berechtigt, jedoch konnte der Fuchs darauf leider keine Antwort geben. „Ich hab keine Ahnung.“, gestand Kurama seufzend. Über diese Möglichkeit hatte der Fuchs auch schon Nachgedacht. Bisher war ihm jedoch kein Fall bekannt, indem dies eingetreten war. Somit konnte er auch nicht sagen, wie es sich auswirken würde.

Erneut legte sich Stille über das Lager und jeder schien seinen Gedanken nachzugehen. Asuma wollte sich in dieses Gespräch nicht einmischen, das war ihre Sache. Daher hörte er ausschließlich zu und räumte derweil das Shogi wieder in seine Tasche.

„Und wie wirkt sich das auf mich aus?“, wollte Kakashi nach einigen Minuten wissen und Kurama begann mit einer weiteren Erklärung: „Gut, kommen wir zu den Nebenwirkungen. Negativ wäre nur, dass du mit uns in einer Art Dämonenpakt verbunden wärst - aber das ist harmlos und es muss ja keiner wissen.“

„Wieso uns? Sagtest du nicht, dass ich das Ritual machen soll?“, warf Kin ein und bekam prompt die Grund genannt: „Ja, das Stimmt. Aber der Rudelführer muss eine Verbindung immer bestätigen, sonst löst sie sich wieder. Daher werde ich auch etwas Chakra hinzufügen, um die Verbindung zu vervollständigen.“, erklärte der Fuchs und musste darauf kurz über seine nächste Erklärung nachdenken. „Was die positiven Veränderungen betrifft: Die kann ich dir auch nicht so genau sagen. Ich hab das bisher noch nicht ausprobiert und bei jeder Art Dämon hat es andere Auswirkungen. Zudem bist du mit Kin verbunden und würdest dadurch etwas von ihm übernehmen – und nicht von mir.“

Darauf machte Kurama eine Pause und legte sich seine nächsten Worte zurecht: „Zwei Dinge sind jedoch sicher. Du würdest etwas schneller heilen, was bei Kin als Sohn auf jeden Fall gesünder wäre. Und du hättest mehr Kraft und somit auch mehr Chakra zu Verfügung, da du etwas von unserem Yokai in dir aufnehmen musst.“

„Das sind schon wieder viel zu viele Informationen auf einmal.“, seufzte Kakashi und dachte eine Weile über das Gesagte nach. Wenn Kin nochmals einen Blutrausch haben würde, dann könnte dieser weitaus schlimmer enden als der Letzte. Mit dieser Verbindung könnte er seinen Jungen zumindest zügeln und vielleicht sogar soweit beruhigen, dass der Blutrausch sich beendet. Die zusätzliche Stärke war ihm eigentlich egal, wobei es auch nützlich war. Mit mehr Kraft konnte er Kin noch besser beschützen. Sorgen machte er sich mehr, dass jemand im Dorf von dem Ursprung seiner neuen Kraft erfuhr. Doch um Kin zu beschützen, würde er auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen, wozu jetzt groß Gedanken deswegen machen. Schließlich würde er eh einwilligen. Die Frage ist nur, wie der Junge darüber denkt.

Ob der Kleine nachdachte oder ihm anderen Dinge durch den Kopf gingen, konnte man nicht erkennen, denn in Kins Augen waren dem Himmel zugewandt und blickten verträumt zu den Sternen hinauf. Entspannt betrachtete Kakashi die entspannten Gesichtszüge seines Sohnes. Früher hatte er Naruto oft heimlich beobachtet, doch nie konnte er bei dem Junge echte Gelassenheit erkennen. Immer war der Junge angespannt und hatte seine Umgebung im Auge.

Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des jungen Dämonen. Ruckartig wandte sich Kins Blick zu Kakashi. Zuversicht und Neugierde waren in seinen Augen zu erkennen. „Lass es uns versuchen!“ 

 

Gesagt getan – so mehr oder weniger, denn zunächst ging es an die Vorbereitung. Gegen der allgemeinen menschlichen Vorstellung, in welcher dämonische Rituale mit Unmengen an fließendem Blut durchgezogen werden, vollzog Kurama seine Vorbereitungen äußerst sauber und mit höchster Präzision. Mit seinem Chakra begann der Fuchs einen fünf Meter breiten Kreis auf den Boden zu zeichnen. Zeichen in der Dämonenschrift wurden überall an dem Kreis angebracht. Alle Linien und Zeichen leuchteten in einem orangeroten Farbton, wie das Chakra des Kyuubi. Für die Männer schien es keinen Sinn zu ergeben, was Kurama dorthin zeichnete, doch der Fuchs wusste genau was er tat. Betreten durfte den Kreis zunächst niemand.

Sauberkeit hatte in allen Teilen der Zeremonie oberste Wichtigkeit und so mussten Kin und Kakashi sich als nächstes vollständig entkleiden und im See säubern – und zwar gründlich! So schwer dies Kakashi in dem Moment auch fiel, denn es war Nacht, Ende Oktober und die geschätzten 9° Celsius ließen das Seewasser nicht gerade warm wirken. Kin hatte mir dem kühlen Wasser weniger Probleme. Der Junge könnte auch in Eiswasser baden und würde nicht frieren.

Ganze zwanzig Minuten mussten sie im Wasser bleiben, obwohl beide schon längst sauber waren. Um Kakashi die Zeit im kalten Wasser etwas erträglicher zu machen, kuschelte sich Kin nach ihrer Säuberungsaktion eng an seinen Vater. Die Nähe half dem Mann zumindest etwas die Kälte zu überwinden. Trotz des kühlen Nass war Kin angenehm warm. Eine Vorteil, welcher offenbar von seinem Dämonenblut kam.

Während Vater und Sohn ihr unfreiwilliges Bad nahmen, half Asuma dem Fuchs dabei an den vorgesehenen Stellen kleine Feuer zu setzten. Innerhalb des Kreises hatte Kurama einen sechszackigen Stern gezeichnet und an den Spitzen des Sterns kamen die Feuer hin.

Nachdem Kyuubi seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte durften Kakashi und Kin nun auch wieder das Wasser verlassen. Gründlich trockneten sie sich ab, um nicht unnötig zu frieren. Anschließend mussten sich beide nackt in die Mitte des Kreises knien. Ein Schälchen war zwischen ihnen positioniert, in welchem beide etwas von ihrem Blut hineintropfen lassen mussten. Kurama nutzte die Spitze seines Schweifs wie einen Pinsel und tunkte sie in das vermischte Blut, um damit ein Zeichen auf ihre rechten Oberarme zu schreiben. Diese Stelle hatten sie sich zuvor ausgesucht und dort würde das Verbindungsmal nach dem Ritual erscheinen. Soweit war nun alles geschafft und auch der letzte Teil der Vorbereitungen war abgeschlossen.

Das eigentliche Ritual begann erst jetzt und war recht kurz. Kurama rezitierte dämonische Verse und schrieb dazwischen immer wieder Symbole auf Brust und Rücken der beiden Nackten. Nach einigen Minuten war er damit fertig und es ging zum nächsten Teil über. Kin musste seine Fangzähne benutzen um Kakashi in den Arm zu beißen. Dabei sollte er durch den Biss etwas Chakra in den Körper des Älteren leiten und auch etwas von dessen Blut trinken. Anschließend musste Kakashi von Kins Blut trinken. Erneut sprach Kurama einige Verse in der dämonischen Sprache und darauf mussten sie ihre rechte Hand in die Mitte des Kreises drücken.

Sämtliche Linien des Ritualkreises begannen verstärkt zu leuchten und zogen darauf in die Mitten. Ein Teil der Linien suchte sich den Weg an Kins rechten Arm hinauf und verschloss sich in dem Zeichen, welches Kurama dort vor dem Ritual angebracht hatte. Bei Kakashi passierte das Gleiche mit dem anderen Teil der Linien. Für beide war es nicht nur unangenehm, sondern extrem Schmerzhaft. Doch hatte Kurama sie zuvor gewarnt, womit sie zumindest nicht von dem Gefühl überrascht wurden. Nachdem der Schmerz nachgelassen hatte bestätigte Kurama durch einen Biss seinerseits die Verbindung und somit Kakashis Aufnahme ins Rudel. Darauf waren Vater und Sohn Hatake so fertig, das sie an Ort und Stelle umfielen und einschliefen. 

 

Vom Rande aus hatte Asuma alles beobachtet. Dämonische Rituale schien äußerst Schmerzhaft zu sein und insgeheim war er froh, dass er nur Zuschauer war.

„Kannst du die Feuer beseitigen?“, wurde er von dem Fuchs angesprochen und er nickte zur Bestätigung. Darauf beobachtete er kurz, wie sich Kurama zu den beiden Schlafenden legte.

Schon den ganzen Abend war der Fuchs recht groß gewesen und während des Rituals hatte er auch alle seine Schweife gezeigt. Diese nutzte er nun um zunächst Kakashi und darauf auch Kin an seinen Körper zu ziehen, um sie mit seinem Fell wärmen. Seine Schweife legte er schützend über sie, um sie vor der Kälte zu bewahren. Nun lag das ganze Rudel beisammen und kuschelte im Schlaf.

Grinsend suchte Asuma nach der Kamera um erneut ein Foto zu machen. Immerhin war dies ein Meilenstein in der Familiengeschichte und sollte auch verewigt werden. Das Ritual selbst hatte er nicht fotografieren dürfen, dass hatte Kurama ihm verboten.

Im Anschluss machte er sich daran, die kleinen Feuerstellen rund um den Ritualkreis zu beseitigen und legte sich selbst schlafen.

Kapitel 18 - Verbunden?

Etwas feuchtes fuhr ihm durchs Gesicht und ließ ihn allmählich erwachen. Je öfter dieses feuchte Etwas über sein Gesicht schleckte, je mehr begann er zu begreifen, was es war.

„Lass das, Kurama!“, beschwerte sich Kakashi und drehte sein Gesicht in das weiche und warme Fell des Fuchses. Noch war sein Verstand nicht ganz erwacht. Einige Minuten döste er noch weiter vor sich hin, ehe die ersten Details des vorigen Abends in sein Bewusstsein drangen. Sie hatten dieses Ritual vollzogen. Etwas bewegte sich an seinem Körper, weshalb er die Augen einen Spalt öffnete. Einer von Kuramas Schweifen hatte sich bewegt. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er noch immer nackt war. Hatte er etwa die ganze Nacht so gelegen? Wenn Kurama nicht auf ihn acht gegeben hätte, wäre er sicher erfroren. Vielleicht auch nicht, denn immerhin kuschelte sich Kin auch an ihn und der Junge hat Dauerhitze.

Eigentlich war Kakashi nicht der Typ Mann, der auf Kuscheln stand, doch Kins Nähe und das warme Fell von Kurama war richtig angenehm, weshalb er es noch etwas genoss und an das Ritual zurück dachte, statt aufzustehen. An die meisten Einzelheiten konnte er sich noch erinnern. Was jedoch passiert war, nachdem sich dieser extreme Schmerz im Körper ausgebreitet hatte, war ihm ein Rätsel. Wenn das Ritual erfolgreich war, dann müsste er nun eine Art Verbindung zu Kin haben. Aber hatte er das? Oder hat es am Ende doch nicht geklappt. In einem war er sich jedoch sicher. Er fühlte sich seltsam. An sich war alles gleich - und doch war etwas anders. Nur was? Dieses seltsame andersartige Gefühl hatte Ähnlichkeit mit einem Kater nach einer durchzechten Nacht. Aber es war ihm halt auch nur ähnlich. Wie genau er sich fühlte konnte er nicht einmal beschreiben. Einerseits fühlte er sich wie ausgekotzt und durch den Fleischwolf gedreht und andererseits … So wohl wie noch nie!

Ein leises Grummeln zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Dies kam von Kin, welcher langsam aus seinem Schlaf erwachte. Zwischen strecken und gähnen brachte der Kleine ein leises „Morgen“ hervor. Danach schaute der nun sitzende Junge derart verschlafen aus seiner nicht vorhandenen Wäsche, dass man meinen konnte, er würde gleich nach hinten wegfallen und weiter schlafen.

„Morgen“, kam darauf von Kakashi und auch er setzte sich auf. Es war ein seltsames Gefühl nackt auf dem kalten Erdboden zu sitzen. Das Wetter war an diesem Tag nicht unbedingt freundlich und der Wind schlug ihnen einige kühle Böen entgegen. Normal müsste er jetzt frieren, das war ihm bewusst. Doch noch immer konnte er die Wärme spüren, welche ihn die ganze Nacht über beschützt hatte. Er schob es auf Kuramas Nähe, denn er konnte das Fell des Fuchs in seinem Rücken fühlen.

„Wie spät ist es?“ murmelte der kleine Dämonenjunge und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

„Ist fast Mittag.“, antwortete Kurama und beide Hatake staunten nicht schlecht. So lang schlief Kakashi selten und der hyperaktive Knirps schlief sogar noch weniger. Für Kin hieß dies unter anderem, das er zwei Mahlzeiten verpasst hatte, da der Junge immer doppelt frühstückte. Wie zur Bestätigung begann sich nun auch Kins Magen über die ausgebliebene Versorgung zu beschweren. Überraschender Weise schien Kakashis Magen sich an diesem Protest beteiligen zu wollen, womit ihr Bäuche nun um die Wette brummten.

„Wie fühlt ihr euch?“, wollte der Fuchs nun wissen und betrachtete neugierig seine beiden Schützlinge.

„Hungrig!“, antworteten beide wie aus einem Mund und zur Verstärkung setzt Kins Bauch noch einen besonders lautes Grummeln hinterher.

„Das ist nicht zu überhören, aber das meinte ich nicht.“, kicherte der Fuchsdämon und wartete erneut auf eine Antwort.

„Keine Ahnung. Kann ich nicht beschreiben.“, seufzte der Kleine nach einigen Minuten intensiven Nachdenkens.

Kakashi hatte die Zeit ebenfalls genutzt um sich genauer mit seinem derzeitigen Zustand zu beschäftigen. Wirklich beschreiben konnte er es auch nicht. Die Gefühle waren einfach zu widersprüchlich und passten nicht zusammen. „Ich würde es als eine Kreuzung aus 'Total beschissen!' und 'Ging mir nie besser' bezeichnen.“

„Klingt gut, ich schließe mich dem an.“, legte Kin nach, da die Beschreibung seines Vaters genau das war, wonach er gesucht hatte.

„Das Gefühlschaos legt sich bald.“, kicherte der Fuchs erneut und betrachtete sein Rudel genauer. „Das Ritual scheint erfolgreich gewesen zu sein. Ihr tragt beide das Zeichen auf dem rechten Oberarm.“, deutete der Fuchs an und beide betrachteten ihr Mal, welches stark nach einer Tätowierung aussah.

In beiden Fällen konnten sie zwei weiße Flügel erkennen. Bei Kin konnte seine Dämonenklingen erkennen, welche vor den Flügeln abgebildet waren und sich kreuzten. Diese Klingen fehlten bei Kakashi, dafür waren bei ihm zwei sich kreuzende Schwerter abgebildet. Davor war bei beiden ein Kreis abgebildet, welcher das Sharingan darstellte. Verwirrt betrachtete Kakashi beide Tattoos. Das Kins Sharingan gelb war, war ihm klar. Immerhin zeigte sich das Sharingan bei dem Jungen in einer gelben Version. Aber warum war es bei ihm ebenfalls in gelb abgebildet?

So verwirrt er Kakashi gerade war, achtete er nicht darauf, wo er hin sah. Somit entdeckte Kin etwas an seinem Vater, was nun bei dem Jungen für Verwirrung sorgte.

„Ähm, Papa?“, sprach er den Älteren an und bekam einen fragenden Blick und ein „Ja?“ von Kakashi.

„Dein Sharingan ist weg!“ Einen Moment lang starrte der Ältere darauf zu Kin und schien nicht begriffen zu haben, was der Junge ihm zu sagen versuchte, bis kurz darauf ein überlautes und erschrockenes „Was?“, aus dem Mann herausplatze.

Panisch versuchte er Chakra in sein linkes Auge zu leiten, was jedoch nicht so ganz klappen wollte, weshalb er es kurzerhand auf beide Augen ausweitete. Dies schien zu gehen, einen direkten Unterschied bemerkte er jedoch nicht. Aber das tat er ja nie, wenn er es nicht brauchte.

„Hab mich geirrt. Ist doch nicht weg.“, seufzte der Junge und ließ sich erleichtern nach hinten fallen. Auch Kakashi ließ ein Seufzen von sich hören. Da hatte er ja gerade noch mal Glück gehabt.

„Jage mir doch nicht so einen Schrecken ein!“, beschwerte sich der Ältere und war mehr froh, das sein Sharingan noch da war. Über die Jahre hatte er sich so an das Auge gewöhnt, dass er sich schon gar nicht mehr vorstellen konnte, wie es wäre, wenn er jetzt auf einmal keines mehr hätte.

„Hat sich nur verändert.“, kam kurz darauf von Kin und er sah seinem Vater in die Augen.

„Wie genau verändert?“, hackte Kakashi nach, da er selbst keinen Unterschied sehen konnte. Er war noch immer froh, das sein Sharingan geblieben war, doch auch etwas verwirrt, weil sich offenbar etwas geändert hatte.

„Es scheint nicht mehr permanent sichtbar zu sein, so dass du es jetzt erst aktivieren musst, damit man es sieht – und es ist jetzt beidseitig.“, erklärte der Junge und versuchte sein eigenes Sharingan zu aktivieren. Das hatten sie bereits mehrmals versucht und an sich klappte es auch, allerdings schaffte Kin es bisher nur einige Sekunden das Dou-Jutsu aktiv zu halten – und wieder verschwand es nach einigen wenigen Sekunden. Es hatte jedoch gereicht um Kakashi einen kleinen Einblick in sein Sharingan zu geben. Er konnte nämlich etwas mehr erkennen als zuvor. Etwas deutlicher und gezielter – und vor allem mit beiden Augen, was auch ein Unterschied zu dem Gewohnten war.

„Ach und noch etwas.“, deutete Kin an und begann zu kicher. „Es ist jetzt gelb!“

„Dann verstehe ich jetzt zumindest, warum das Sharingan im Tattoo bei mir ebenfalls gelb ist.“, seufzte der Hatake und schüttelte über diese neuen Details den Kopf. Kein Wunder, das Kin zuerst dachte er hätte jetzt plötzlich kein Sharingan mehr. Immerhin war das rote Auge zuvor immer zu sehen gewesen. Die dämlichen Gesichter der Anderen würden sicher lustig werden, wenn sie sehen, das sein Sharingan weg ist. Bevor er ihnen das Neue zeigten konnte, mussten sie sich jedoch dringend etwas überlegen, was sie als Grund dafür nennen konnte. Bis dahin musste er weiterhin das linke Auge verstecken. 

 

Einige Minuten hatten sie nun schweigend verbracht und genossen die herrschende Ruhe. Lang sollte die Ruhe jedoch nicht anhalten.

„Wo ist den Asuma?“, wollte Kin wissen, als ihm auffiel, dass der Sarutobi fehlte.

„Der ist hinter die Bäume verschwunden, kurz bevor ich euch geweckt habe.“, erklärte der Fuchs und begann seinen Sohn zu beschnüffeln. Kurz darauf schüttelte er angewidert den Kopf. „Ihr beide solltet ein Bad nehmen und danach schauen wir, dass wir eure Mägen beruhigen.“

Zunächst verstanden beiden nicht, warum Kurama wollte das sie ein Bad nahmen, darauf fielen ihre Blicke jedoch auf den Körper des jeweils anderen und blieben an den Schriftzeichen aus getrocknetem Blut hängen. Sie waren noch immer damit beschmiert und dementsprechend rochen sie nun auch.

„Was gibt es den zu essen?“, wollte Kin unbedingt wissen und machte keine Anstalten aufzustehen, ehe Kurama ihm darauf keine Antwort gegeben hatte.

Dieser wusste bisher jedoch selbst von nichts. „Bisher ist noch nichts geplant. Ihr könnt ja ein paar Fische mitbringen, wenn ihr mögt.“

„Jaaa!“, freute sich der Dämonenjunge und sprang sofort auf um zum Wasser zu rennen. Grinsend und mit einem leichten Kopfschütteln folgte Kakashi dem Jungen. 

 

Während Vater und Sohn Hatake sich im im Wasser das getrocknete Blut vom Körper wuschen, nutzte Kurama seine nun freie Zeit um endlich mal auszutreten. Die ganze Nacht und den ganzen Vormittag hatte er seine beiden Jungs beschützt ohne sich dabei von der Stelle zu bewegen. Dem entsprechen war auch der Druck, denn er nun endlich mal ablassen musste. Auf dem Rückweg sammelte er Asuma ein, der offenbar Bekanntschaft mit zwei Kaninchen gemacht hatte und so freundlich war, sie zum Essen einzuladen.

Zurück am Lager sahen sie bereits die ersten Fische am Feuer liegen.

„Schau mal, Papa! Asuma hat auch was gefangen.“, hörten sie Kin vom See rufen und kurze Zeit später standen beide am Feuer und brachten noch ein paar Fische mit. Damit waren es nun 10 Fische und die beiden Kaninchen von Asuma.

„Ist dir nicht kalt?“, fragte Asuma den älteren Hatake, der nackt vor ihm Stand und nicht mal ein hauch von Kälte zu verspüren schien. Keinerlei Anzeichen von aufkommender Gänsehaut war zu erkennen, dabei hatte er am Vortag noch gefroren – und da war es sogar noch wärmer als an diesem Tag.

„Nö, wieso? Es ist wärmer als es aussieht.“, wunderte sich Kakashi über die Frage. Bisher hatte er sich weiter Gedanken deswegen gemacht, obwohl ihm hätte auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. Immerhin war er nicht mehr von Kuramas schützender Wärmer umgeben. Nun, wo er darüber nachdachte, kam es ihm auch etwas seltsam vor.

Asuma hatte während Kakashis Gedankengängen einfach weiter geredet: „Glaubst du! Würde ich nicht am Feuer sitzen, dann würde ich sicher zittern vor Kälte. Wir hatten letzte Nacht sogar etwas Frost und auch jetzt bewegen sich die Temperaturen um den Nullpunkt herum.“

„Mir ist wirklich nicht kalt.“, bekräftigte Kakashi seine Aussage und sah verwirrt zwischen Kin und Kurama umher.

„Vielleicht kommt das auch von der Verbindung.“, vermutete Kin. Dies war zumindest die einzige Erklärung, welche ihm dafür einfiel. Er selbst fror immerhin auch nicht.

Schulterzuckend gab sich Asuma mit Kins aussage zufrieden und betrachtete seinen Kumpel erneut. „Was ist eigentlich mit deinem Sharingan passiert?“, wollte er als nächstes wissen. Statt zu antworten blickte Kakashi dem Sarutobi in die Augen und aktivierte sein neues Sharingan für einige Augenblicke. Dabei grinste er den Mann an.

„Aha. Und was ist das da an deinen Zähnen?“, fragte Asuma als nächstes, worauf Kakashi sich mit seiner Zunge über die Zähne fuhr.

„Oh. Offenbar sind mir Fangzähne gewachsen.“, stellte er fest und berührte nacheinander mit seinem Daumen die beiden kleinen spitzen Zähne, welche nun die obere Zahnreihe ergänzten.

„Gibt es noch mehr Überraschungen, oder war es das an Neuheiten?“ Ganz sicher war sich Asuma dabei nicht, ob er noch mehr wissen wollte. Allerdings war es ihm lieber, wenn er den Schock jetzt bekäme, als wenn er plötzlich mitten in einem Gefecht davon überfallen wurde. Zwar waren sie nicht mehr weit von Konoha entfernt, doch man weiß ja nie.

„Du kannst dir noch unsere Tattoos anschauen, wenn du willst.“, sprach Kin mit einem Grinsen und hielt dem Mann den Arm mit dem Dämonenmal hin.

„Gott, seid ihr warm!“, staunte Asuma und war sich nun sicher, dass Kakashis übermäßige Wärme sicher von Kin kam. Darauf sah es sich beide Tattoos an, welche sich stark ähnelten. Nur die Waffen waren unterschiedlich.

„Das gelbe Sharingan habt ihr jetzt beide. Das ist daher zu erklären.“, stellte er fest und analysierte das Verbindungsmal genauer. „Kin hat diese Dämonenklingen, was auf seinem Tattoo abgebildet ist. Demnach müsste Kakashi Schwerter haben, oder wie soll ich das deuten?“

„Gute Frage. Keine Ahnung.“, sprach der ältere Hatake darauf und wusste selbst nicht. Bisher hatten sie nicht darüber nachgedacht, ob die Tattoo eine tiefer gehende Bedeutung haben könnten.

„Versuch mal eine Dämonenrüstung anzulegen. Vielleicht hast du ja auch eine.“, forderte Kin seinen Vater auf und schaute diesen erwartungsvoll an.

Kakashi hingegen konnte mit dieser Aufgabe nicht viel anfangen. Er war kein Dämon und hatte keinen blassen Schimmer, was er nun machen sollte. „Und wie mach ich das?“, fragte er deshalb nach und sah sich einen ratlosen kleinen Jungen gegenüber.

„Weiß ich nicht so genau.“, gestand Kin darauf und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Das versuche ich derzeit selbst noch herauszufinden. Das eine Mal, wo es geklappt hat, hatte ich mir etwas von meinem Chakra über die Haut gelegt und dabei an die Rüstung gedacht.“

Das war zumindest schon mal ein Anfang. Damit ließ sich arbeiten. Etwas dauerte es, bis Kakashi ein Gefühl dafür hatte, was er in diesem Fall tun musste. Bisher hatte er noch nie Chakra auf seiner Haut verteilen müssen, das war daher etwas ganz neues für ihn. Nach einigen Minuten hatte er es dann jedoch geschafft und offenbar reichte auch schon ein kleiner Gedanke aus, um die Rüstung anzulegen.

„Sieht genauso aus, wie bei Kin. Nur mit zwei Schwertern auf dem Rücken.“, stellte Asuma fest und betrachtete seinen Kumpel genauer.

Kakashi betrachtete sich ebenfalls und versuchte ein Gefühl für die Rüstung zu bekommen. Es fühlte sich anders an, als seine gewohnte Kleidung. Es war viel enger und robuster. Die Schwerter wurden ebenfalls betrachtet. Sie waren leicht gekrümmt. Der Stahl selbst war Schwarz, was in einem starken Kontrast zu den geschliffenen Stellen stand, welche fast weiß schimmerten. Der Griff selbst war aus schwarzem Holz welches mit roter Baumwolle umwickelt war.

Kin selbst schien etwas beleidigt, weil Kakashi die Rüstung so schnell hatte herbei rufen können, wogegen er selbst bisher noch immer Probleme mit hatte. Dabei war er ein richtiger Dämon!

„Hast du auch Flügel?“, fragte Asuma als nächstes und Kakashi Blick wanderte erneut zu seinem Sohn, welcher leise vor sich hin schmollte.

„Einfach vorstellen.“, kam es leicht bissig von dem Jungen, als er den Blick seines Vaters bemerkte.

„Nicht schmollen, kleiner. Du schaffst das auch bald. Dein Körper ist noch jung, also überanstrenge ihn nicht, indem du dich dazu zwingst es zu können.“, versuchte Kurama seinen kleinen Sohn zu besänftigen und offenbar zeigte es Wirkung.

Unterdessen versuchte Kakashi sich verzweifelt die Flügel vorzustellen, jedoch passierte nichts. Asuma kümmerte sich mit Kin zusammen um die Fische. Beim letzten Mal hatte der Junge noch Mitleid mit den Tieren. Doch diesmal halb er eifrig mit, nachdem er sich von dem Sarutobi hatte zeigen lassen, wie man die Fische ausnahm. Auch bei den Kaninchen durfte er helfen. Das ließ Kin jedoch sehr schnell bleiben, da er es eklig fand, als Asuma den Tieren das Fell abzog.

„Entweder kann ich mit das nicht richtig vorstellen oder ich hab keine.“, stellte Kakashi nach einer halben Stunde fest. Er hatte keine Lust mehr es weiter zu versuchen da es schon Kopfschmerzen bekam.

Kurama hatte die Zeit genutzt um über die Tattoos nachzudenken und seine eigene Theorie entwickelt: „Ich vermute mal eher, dass die Flügel Kins Zeichen als Engel sind und bei dir Kakashi zeigen sie auf dem Tattoo nur an, das du mit einem Engel verbunden bist. Die Schwerter stellen sozusagen die materielle Gabe und sind im Tattoo die symbolische Darstellung für die Schwerter, welche du zusammen mit der Dämonenrüstung trägst. Das Sharingan stellt eine körperliche Gabe dar, welche ihr beide teilt. Alles andere sind Nebeneffekte.“

Kapitel 19 - Ruckkehr, Rückfall & Gruselfilme

Der Abend war angebrochen und die hell beleuchteten Tore von Konoha waren bereits aus der Entfernung zu erkennen. Weit hatten es die beiden Männer nicht mehr, allerdings stellten sich die letzten hundert Meter als schwieriger heraus, als sie es geahnt hatte. Zur Gruppe der beiden Ninja zählte auch ein weißer Fuchs und ein kleiner Junge. Letzterer setzte seinen Weg in einem immer langsamer werdenden Tempo fort. Dies lag jedoch nicht daran, dass der Junge erst 4 Jahre alt war und an diesem Tag eine Wegstrecke zurückgelegt hatte, nach welcher andere Kinder in seinem Alter vor Müdigkeit Halbtod ins Bett fallen würden. Nein, der Grund lag bei etwas anderem. Kin wollte das Dorf nicht betreten. Überwiegend schlechte Erinnerungen verband er mit dem Ort, welchem sie sich näherten. Die Nervosität war dem Kind deutlich anzusehen. Sein ganzer Körper war angespannt und ein bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge. Mit jedem Schritt wurde das unangenehme Kribbeln um Bauch stärker und der ekelhafte Geschmack im Mund intensiver.

Letztlich war Kin so fertig, dass er nur wenige Meter vor dem Tor stehen blieb. Die Augen waren weit aufgerissen und sein ganzer Körper bebte vor Angst. Eine boshafte Stimme schlich sich in seinen Verstand und flüsterte ihm Dinge zu. Grausame und brutale Dinge, welche die Dorfbewohner wieder mit ihm anstellen würden. Erinnerungen zogen darauf an seinem inneren Auge vorbei und blankes entsetzen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Wie gelähmt stand der Junge da, unfähig sich zu bewegen. Seinen Atem hatte er unbewusst angehalten und viele riesige Tränen suchten sich ihren Weg über seine Wangen.

Die Männer waren sofort zur Stelle und Kakashi nahm seinen Sohn schützend in den Arm. Auch wenn in Kins 4-jährigen Körper der Verstand eines sehr erwachsenen 12-jährigen steckte, dieses Dorf hatte dem Jungen ein tiefsitzendes Trauma beschert, welches sich nicht so einfach verdrängen ließ.

 

Es war ende Oktober - Genauer gesagt: Es war der 31. Oktober. - und das ganze Dorf war mit leuchtenden Kürbissen und Gruselkrams geschmückt. Auch in Konoha wurde Halloween gefeiert und von weitem konnte man schon einige Kinder in ihren Kostümen durch die Straßen laufen sehen. Noch befand sich die Gruppe um Kin vor dem Tor und auch die beiden Wachposten hatten die Rückkehrer noch nicht bemerkt.

Seine Hände hatte Kin fest in Kakashis Weste verkrallt und auch das Gesicht vergrub er darin. Er hatte geahnt, dass es nicht einfach wird, doch das es so schwer werden würde, unbekümmert durch die Straßen Konohas zu laufen, damit hatte der Junge nicht gerechnet. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass er zumindest an der Seite seines Vaters halbwegs ruhig bis nach Hause kam. Nun schaffte er es nicht einmal die Schwelle des Tores zu überqueren, ohne einen Panikanfall zu bekommen. Früher hatte er seine Angst doch auch immer überspielen können, warum klappte es jetzt nicht?

„Beruhige dich, Kin!“, redete Kakashi sanft auf den Jungen ein und streichelte über den Rücken des Kleineren. Er sorgte sich sehr um seinen Sohn. Vor einigen Stunden war Kin noch so fröhlich und munter gewesen, doch kaum war das Dorf in Sicht gekommen, hatte er sich mental stark zurückgezogen. Erst da wurde den Männern klar, wie sehr dem Jungen die letzten Jahre mitgenommen haben musste. Es würde einige Zeit dauern, bis Kin sich wieder ausgelassen und fröhlich durch das Dorf bewegen konnte.

„Du solltest ihn besser gleich nach Hause bringen. Ich werde meinem Vater Bescheid geben.“, schlug Asuma nach einigen Minuten vor. Kin hatte sich zwar wieder etwas beruhigt, jedoch war es besser den Jungen nicht zu viel auf einmal zuzumuten. Zudem war auch noch ein besonderer Tag und selbst am Abend liefen an Halloween viele Leute durch die Straßen und könnten unangenehme Fragen stellen.

„Wird wohl besser sein.“, stimmte Kakashi dem zu und flüsterte dem Jungen einige Worte zu, worauf dieser nickte.

„Ich komme mit Vater dann morgen vorbei. Er wird sicher wissen wollen, was vorgefallen ist – und wir können es ja schlecht in unsere Berichte schreiben.“, seufzte der Sarutobi darauf und drehte sich Richtung Tor.

Einen Moment schaute Kakashi nun in Kins Augen und der Junge schaute abwartend zurück. Er war noch immer sehr nervös und wollte endlich nach Haus, das sah man ihm deutlich an. „Und wie bekomme ich dich jetzt Heim, ohne das es zu sehr auffällt, das mit dir etwas nicht stimmt?“, fragte der Jonin nachdenklich

Lang musste der kleine Dämon nicht überlegen, bis er eine Lösung für dies Problem gefunden hatte: „Du trägst mich. Wenn jemand fragt: Ich bin total müde, war halt ein langer Tag und ich bin ja noch klein.“, lieferte Kin eine spontane und auch passende Erklärung. Der Knirps hatte eindeutig zu viel Erfahrung darin, die Wahrheit zu verschleiern. Darauf warf Kin einen Blick über Kakashis Schulter und bemerkte die geschmückten Straßen und Kinder in ihren Kostümen. „Außerdem ist Halloween mir suspekt, weil ich das zum ersten Mal sehe und den Sinn nicht begreifen will.“, setzte er in einem abfälligem Ton nach und kuschelte sich erneut an seinen Vater.

Das war nicht einfach nur eine Ausrede, dass ahnte Kakashi. Der Junge musste früher bereits schlechte Erfahrungen mit diesem Tag gemacht haben, weshalb er Halloween nicht mochte. Vielleicht erzählte Kin ja etwas, wenn sie erst mal Zuhause waren. „Na komm.“, meinte Kakashi nachdem er seinen Gedankengang beendet hatte und wollte seinen Jungen auf den Arm geben.

Davon hielt Kin ihn jedoch ab. „Papa warte!“, forderte der Junge und sah seinem Vater mit einem ganz ernstes Blick in die Augen. „Du musst dein linkes Auge noch verdecken.“

Von dem plötzlich Stimmungswechsel überrascht, hatte der Mann zunächst gar nicht drauf geachtet, was sein Junge ihn zu sagen versuchte. Kurz darauf sickerten die Worte schließlich doch in seinen Verstand und er sah seinen Sohn verwirrt an: „Wozu? Das Sharingan ist doch inaktiv - und selbst, wenn es aktiv wäre, würde man es jetzt doch eh auf beiden Augen sehen.“

„Ja, aber das weiß hier niemand.“, seufzte der Junge darauf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn du nicht mit unangenehmen Fragen konfrontiert werden willst - die du nicht beantworten kannst, weil uns noch keine gescheite Erklärung eingefallen ist - dann solltest du vorerst verstecken, dass sich dein Sharingan verändert hat.“

„Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.“, seufzte nun der ältere Hatake und rückte sein Stirnband zurecht, um das Auge zu verdecken.

„Ja, hättest du.“, kicherte Asuma hinter dem Mann und setzte sich darauf Richtung Tor in Bewegung. Der Fuchs war bereits vor gelaufen und der Sarutobi wollte vorsichtshalber hinterher. Immerhin durfte Kurama sich hier nicht wehren, wenn etwas sein sollte.

Nun wo Kakashis kosmetischer Fehler verschleiert war, ließ sich Kin endlich auf den Arm nehmen und die beiden Hatake folgten Asuma.

 

Verwundert starrten die beiden Torwächter auf das kleine weiße Tier, welches wenige Sekunden zuvor auf den Tisch gesprungen war, vor dem sie saßen. Es war ein Fuchs mit einem Halsband und das Tier schien offensichtlich keine Angst zu haben.

„Du Genma, da ist ein Anhänger am Halsband.“, sprach der Mann neben dem als Genma angesprochenen und streckte eine Hand nach dem Fuchs aus.

„Sei vorsichtig, Hayate. Wer weiß, wie der Fuchs reagiert.“, mahnte der Andere, als sich die Hand seines Kollegen langsam dem Tier näherte.

Innerlich kicherte Kurama und betrachtete die beiden Männer. Sie wussten eindeutig nicht, wie sie mit ihm umgehen sollten. Das war jedoch verständlich. Wie oft begegnete man schon einem zahmen weißen Fuchs mit einem Halsband? So gut, wie nie! Weiße Füchse gehörten nicht in diese Gegend und auch die Rotbraunen aus dem Feuerreich wurden eher selten bis gar nicht als Haustiere gehalten. Füchse sind und bleiben nun mal Wildtiere. Um den Männern zu zeigen, dass sie nichts von ihm zu befürchten hatten, senkte Kurama seinen Kopf und legte die Ohren an, während er sich ebenso langsam der Hand entgegen bewegte.

Vorsichtig strich Hayate über den Nacken und begann den Fuchs sanft zu streicheln. „Hat Ähnlichkeit mit unserer Katze.“, stellte er fest und beobachtete weiter das Füchschen. Dem Tier schien es sichtlich zu gefallen, hinter den Ohren gekrault zu werden. Die Art sich zu bewegen und die schnurrenden Brummgeräusche, welche der Fuchs nun von sich gab, waren einer Katze wirklich ähnlich. Es war schon etwas seltsam, allerdings wusste er auch nicht, wie sich ein Fuchs verhält und was für Geräusche diese von sich gaben, weshalb er es einfach hinnahm.

Auch die zweite Hand näherte sich nun langsam dem Tier und suchte nach dem Anhänger am Halsband. „Kurama, ist das dein Name?“, fragte der Mann rhetorisch, da er von dem Tier keine Antwort erwartete. „Hier steht, dass er zu einem Kin Hatake gehört.“

„Hatake?“, fragte Genma überrascht und blinzelte einige Male. „Das ist sicher der Junge von Kakashi.“ Dies vermutet er zumindest, denn bisher hatte er den Kleinen noch nicht zusehen bekommen. Nur durch den Dorftratsch hatte er davon erfahren, allerdings war Kakashi zu dem Zeitpunkt mit seinem Sohn schon auf einem Ausflug gewesen, weshalb er nicht nachfragen konnte.

„Hallo ihr zwei.“, wurden die beiden Wachen gegrüßt und als Hayate aufsah erkannte er Asuma, welcher vor ihm stand. „Wie ich sehe, habt ihr Kurama schon kennengelernt.“, grinste der Sarutobi und drehte sich darauf in Richtung Tor, um nach den beiden Hatake zu sehen.

Verwirrt starrte Genma den Jonin an. Etwas an Asuma war anders, aber was? Waren es die Haare? Nein, die waren wie immer. Die Kleidung … war die Jonin-Uniform und die trug Asuma auch immer. Schließlich stellte er fest, das nicht etwas an dem Mann anders war, sondern das etwas fehlte. Nur kam er nicht darauf, was es war.

„Sind dir unterwegs die Zigaretten ausgegangen?“, fragte Hayate neben ihm, der den Sarutobi ebenfalls genau gemustert hatte und da fiel auch Genma auf, was ihn an dem Mann störte. Die Zigarette im Mundwinkel fehlte!

„Ich bin zu den Nichtrauchern gewechselt.“, antwortete er trocken und ohne die Wächter eines Blickes zu würdigen. Neben dem Mann war nun auch Kakashi erschienen, mit einem kleinen Jungen auf den Arm, der die Wächter etwas traurig anstarrte.

„Der Knirps sieht ja wirklich aus wie ein kleiner Mini-Kakashi.“, grinste Hayate, nachdem er den Jungen ausgiebig betrachtet hatte.

„Nur die Augen sind etwas anders – aber das macht ihn nur noch niedlicher.“, stimmte Genma zu und wurde dafür von allen drei Männern verwundert angestarrt. „Was?“, fragte er nach dem Grund und schien verwirrt.

„Ach nicht, ich hätte nur nicht gedacht, das 'niedlich' zu deinem Wortschatz gehört.“, antwortete Kakashi nach einem Moment und betrachtete kurz seinen Sohn, der sich nun bei ihm angekuschelt hatte.

„Tzz!“, machte Genma nur und beließ es dabei.

Hayate hatte in der Zeit die Gruppe ins Buch eingetragen und streichelte mit der freien Hand weiterhin den Fuchs. Dieser entwand sich nun der Hand in seinem Nacken und sprang ebenfalls in die Arme des Jonin, wo Kin den Fuchs sofort an sich drückte und nun mit beiden Vätern kuschelte.

„Was hat er den?“, wollte Genma darauf wissen, da Kin einen schlechtgelaunten Eindruck machte.

„Er ist nur müde und will ins Bett.“, kam von Kakashi die Antwort und wie zur Bestätigung konnte man Kin darauf ungeniert gähnen sehen.

„Na dann: Schlaf gut, kleiner Hatake und komm uns ruhig mal hier besuchen.“, verabschiedete sich Hayate von dem Jungen und auch Genma wünschte Kin noch eine gute Nacht. Darauf wandten sich die Männer zur Straßen und setzten ihren Weg fort.

„Besonders gesprächig ist der Kleine ja nicht.“, stellte Genma kichernd fest und schaute zu seinem Kollegen, der ebenfalls leicht grinsen musste. „Wäre ich auch nicht. Er kennt uns nicht und ist schon halb am schlafen, warum sollte er da mit uns reden.“, kam darauf von dem anderen und beide wandten sich darauf wieder ihrer Arbeit zu. 

 

Einige Straßen weiter waren die Männer stehen geblieben und Asuma holte das Päckchen aus Kakashis Tasche, damit er dies zu seinem Vater mitnehmen konnte.

„Ich melde mich morgen nochmal, sobald ich weiß, wann Vater vorhat vorbei zukommen.“

„Bringt morgen Iruka mit.“, forderte eine leise kindliche Stimme, die eindeutig von Kin kam. Asuma hatten den Jungen genau verstanden und würde dies seinem Vater ebenfalls ausrichten, damit auch Iruka in den Besuch eingeplant wurde. Darauf verabschiedeten sie sich und die Hatake machten sich auf den Weg nach Hause, während Asuma sich zum Hokageturm wandte.

Zuhause angekommen begaben sich beide in ihre Zimmer und zogen sich Schlafkleidung an. Es war noch recht früh und da sie auch bis zum Mittag geschlafen hatten waren sie noch lange nicht müde, weshalb sie beschlossen hatten noch einen Film zu sehen.

Kin braucht recht lang in seinem Zimmer und kam gar nicht wieder heraus, weshalb Kakashi nach einer halben Stunde nachsehen ging. Im Türrahmen blieb er schließlich stehen und lehnte sich an. Im Schlafanzug saß Kin auf seinem Bett und schaute sich in seinem neuen Zimmer um. Erst eine Woche hatte er in diesem Raum geschlafen und alles war noch sehr neu. Bisher war der Raum auch kaum Kindgerecht eingerichtet. Es gab ein Bett mit einem kleinen Nachttisch daneben und ein Schreibtisch mit einige Schubladen und einem Stuhl davor. Dann hatte er noch zwei Regale, wovon eines noch leer war und einen Kleiderschrank. Die Möbel waren alle aus hellem Eichenholz, ebenso wie das Parkett. Die Wand hatte einen hellblauen Anstrich und in dem gleichen Blau waren auch der Teppich und die Bettwäsche

Spielzeug hatte Kakashi kaum gekauft, da sich Kin nicht dafür zu interessieren schien. Bücher fand der Junge interessanter und wenn er toben wollte, dann hatte er Kurama und Kakashi als Spielpartner. Ein bunter Ball lag neben seinem Bett. Einige Ninjafiguren befanden sich auf dem mittleren Brett des Regals und auf dem Brett darüber ein Bauset für einen roten Rennwagen. Den hatte Tsunade mitgebracht und war eigentlich noch nichts für Kin - wenn man vom körperlichem Alter ausgeht. Im unteren Regalfach befanden sich einige Bücher, die mehr für einen 4jährigen gedacht waren. Auf dem Schreibtisch hatten ein Block, Malbücher und Stifte ihren Platz gefunden und auf dem Bett befanden sich noch zwei Kuscheltiere, ein brauner Hund und ein roter Frosch, die Kin sich ausgesucht hatte. Mehr hatte der Junge bisher nicht.

Insgeheim war Kakashi froh, dass er nicht zu viel gekauft hatte, denn die Interessen eines geistig 12jährigen waren doch etwas anders ausgerichtet, als bei einem Jungen, der wirklich erst vier war.

„Es ist ein seltsames Gefühl.“, meinte Kin nach einigen Minuten und schaute seinen Vater nachdenklich an. „Ich weiß, ich bin Naruto … war! Ich habe alle seine Erinnerungen und sein Wissen. Doch jetzt bin ich jemand anderes und muss aufpassen, dass keine Verbindung zwischen dem, der ich war und dem, der ich jetzt bin hergestellt wird. Diese zwei Personen zu trennen ist gar nicht so einfach.“

„Mit der Zeit gewöhnst du dich schon an das neue Leben. Ich verlange nicht von dir, dass du Naruto komplett verdrängst. Diese Person ist ein Teil von dir und das Leben, dass du einst geführt hast, hat dich stark geprägt. Du darfst nur anderen nicht zeigen, dass Naruto noch existiert. Du bist jetzt Kin, ein kleiner schlauer 4jähriger, der Naruto nie kennengelernt hat.“

„Ich bin bald 5!“, gab der Knirps darauf trotzig und mit stark kindlichem Ausdruck von sich und grinste seinen Vater anschließend schelmisch an.

„Ja, in zwei Monaten.“, grinste Kakashi zurück und kam auf Kin zu, um ihm durchs Haar zu wuseln. „Und bis dahin musst du dich anständig eingelebt haben. Du willst doch sicher nicht, das wir deine erste richtige Geburtstagsfeier ausfallen lassen müssen.“

„Wird schon gehen. Eben im Dorf ging es ja auch, nachdem ich erst einmal den ersten Schock hinter mir hatte. Ich muss mich halt noch richtig auf mein neues Leben einstellen und das geht nur hier im Dorf.“

„Jetzt mach dir mal keine Gedanken mehr deswegen. Heute Abend wird sich mit etwas anderem beschäftigt. Wir schauen uns jetzt einen Gespensterfilm an.“, grinste Kakashi fies und Kin wurde darauf sofort Kreidebleich. Er hasste alles was mit Horror und Grusel zu tun hatte – und Geister gehörten definitiv dazu!

„Keine Angst, ich passt auf dich auf – und du weißt doch noch gar nicht, was für einen Film ich da rausgesucht hab.“, meinte der Ältere geheimnisvoll und zog Kin darauf ins Wohnzimmer, wo der Junge auf dem Sofa platziert wurde.

Wenige Minuten später begann der Film und Kin staunte mit großen Augen, was da für ein Film lief. Er kannte ihn nicht - aber das war klar. Immerhin kannte er fast gar keine Filme, doch eins war eindeutig: Das war KEIN Gruselfilm.

„Das ist ja ein Kinderfilm!“, brachte er nach kurzer Zeit hervor, als der Name des Filmes eingeblendet wurde: Casper das freundliche Gespenst.

Kichernd betrachtete Kakashi seinen Knirps, dem deutlich anzusehen war, dass er nun doch etwas mehr Spaß an der Sache hatte. „Ja logisch! Hattest du etwa gedacht, wir schauen einen von diesen Gruselschockern? Dafür wäre selbst Naruto noch zu jung gewesen. Diese Filme sind immerhin ab 16.“

Und so machten sich die Beiden einen gemütlichen Abend auf dem Sofa, mit Chips, Popcorn und Gespensterfilmen für Kinder.

Kapitel 20 - Frühmorgendlicher Ausflug

Sehr früh erwachte Kin am nächsten Morgen und sah sich in seinem Zimmer um. Es kam ihm so falsch vor, in diesem fremden Raum zu schlafen und aufzuwachen. Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass dies keine fremde Umgebung war. Dass IHM dieser Raum gehörte. Dies alles war nun Seins. Seine Möbel, sein Spielzeug, seine Kleidung im Schrank, seine vier Wände. Dieses Zimmer war Seins! Der Raum war nur wenig kleiner, als die kleine Wohnung, in welcher er als Naruto gelebt hatte. An der Größe zu seinem vorigen Reich hatte sich also nicht viel geändert. Dafür war sein neues Heim um einiges wohnlicher. Zum ersten Mal im Leben hatte er ein richtiges Bett. Vorbei waren die Nächte, in welchen er auf seiner aussortierte Matratze vom Sperrmüll schlafen musste. Er hatte richtiges Bettzeug. Ein schönes großes Kissen und eine riesige Bettdecke. Riesig war wohl nicht ganz richtig. Sie kam ihm einfach nur riesig vor, weil er ja noch recht klein war. Wie groß war er jetzt eigentlich? Mal Kakashi fragen, vielleicht würde er ihn nachher ja messen.

Der Raum war noch sehr Dunkel und nur der Schein der Straßenlaterne brachte etwas Licht in das dunkle Zimmer. Für Kin war dies ausreichend genug, um sich zumindest etwas zurecht zu finden. Nach einem ausgiebigem Strecken setzte er sich auf und wurde direkt von Kurama begrüßt, welcher es sich an Fußende seines Bettes gemütlich gemacht hatte.

„Na, du Rumtreiber? Wo warst du den gestern Abend noch?“, grinste er seinen Fuchspapa an und kraulte diesen hinter den Ohren.

„Ich hab mir das Dorf etwas angesehen – und die Kinder in ihren Kostümen. Sieht man ja nicht alle Tage, wie die Menschen sich zum Deppen machen.“, kam die recht amüsiert klingende Antwort des Dämons. „Die haben ja alle keine Ahnung – weder von dem, was sie versuchen darzustellen, noch von dem Tag an sich.“

Das Grinsen war wieder aus Kins Gesicht gewichen und hatte einem traurigen Ausdruck platz gemacht. Gedankenverloren strich der Junge über das weiche Fell seines pelzigen Freundes. „Ich mag den Tag nicht.“, hörte der Fuchs nach einigen Minuten von seinem Sohn. Die Worte waren sehr leise gewesen und doch hatte er sie dank seiner animalischen Sinne deutlich zu verstehen können. Auch den traurigen Unterton war ihm nicht entgangen.

„Kann ich verstehen, ging mir früher nicht anders.“, gestand Kurama seinem Sohn und legte ein sanftes Lächeln auf. „Früher habe ich Halloween gehasst, doch die Zeit verändert. Ich bin mittlerweile zu Alt, um mich noch groß darüber aufzuregen. Es ist viel angenehmer, wenn man solche Dinge mit Humor nimmt. Die Menschen haben ihren Spaß an diesem Tag und ihren Kostümen – und ich hab meinen Spaß beim Zuschauen und in mich hineinlachen, weil sie wirklich keine Ahnung haben was sie alles falsch machen und falsch verstehen.“

„Es hat nichts damit zu tun, dass ich früher immer als Dämon oder Monster beschimpft wurde.“ Kin klang noch immer traurig, doch seine Wort hatte etwas an Lautstärke zugenommen und der Kleine klang auch etwas gereizt. Kurama war darüber etwas verwundert. Wenn es nicht daran lag, woran lag es dann? Und warum reagierte sein Sohn nun so anders?

„Woran liegt es dann?“, wollte der Fuchs wissen, doch eine Antwort bekam er nicht. Stattdessen verschwanden Kins Hände plötzlich aus seinem Nacken und als er sich nach seinem Sohn umsah, verschwand dieser gerade auf leisen Sohlen aus dem Raum. Nun war Kurama erst recht verwirrt.

Verwundert lief er seinem Sohn nach und entdeckte den Jungen schließlich in der Küche, wo sich Kin gerade Milch in ein Glas goss.

„Willst du auch?“, fragte der Junge, als er die Milch gerade wieder wegstellen wollte und hielt kurz inne. Kurama bejahte die Frage und zu seiner Überraschung passierte nun etwas ganz anderes, als er erwartet hatte. „Dann lass dir Arme wachsen.“, kam patzig von Kin, worauf der Junge die Milchpackung zurück in den Kühlschrank stellte und mit dem Glas in sein Zimmer verschwand. Seinen Fuchspapa würdigte er keines Blickes.

Wie ein begossener Pudel stand Kurama nun dort in der Küche und versuchte zu begreifen, was da eben passiert war – doch er verstand es nicht.

 

Kin hatte derweil sein Zimmer erreicht und die Tür hinter sich verschlossen. Er wollte den Fuchs jetzt nicht sehen. Ganz verschlossen hatte er sein Zimmer jedoch nicht, da er keinen Schlüssel für den Raum hatte. Kakashi hatte diesen wohl vorerst zur Seite gelegt, damit er sich nicht versehentlich einschließt und die Tür dann nicht wieder auf bekam. Vor drei Wochen war das auch durchaus möglich.

Langsam ging er zum Schreibtisch und stellte dort das Glas vorsichtig ab, um anschließend nach dem Schalter für die kleine Lampe zu suche, welche er dort am Vorabend gesehen hatte. Anschließend holte er sich seinen Rucksack und räumte diesen aus. Den kleinen blauen Teddy legte er zu seinen anderen beiden Kuscheltieren aufs Bett. Die Dreckwäsche landete auf einem Haufen neben der Tür und saubere Wäsche war in seiner Tasche nicht mehr vorhanden. Eine Kleinigkeit entdeckt er noch am Boden der Tasche. Es war ein kleines Tütchen mit kleinen Körnern drin. Orchidee stand dort drauf. Wo hatte er das den her? Das Tütchen legte er auf seinen Schreibtisch, er wollte später Kakashi fragen, was es damit auf sich hat.

»Und was mach ich jetzt?«, überlegte Kin, da er nicht wusste, was er so früh am morgen machen sollte. Auf der Küchenuhr hatte er sehen können, dass es gerade mal 6:30 Uhr war und seit er wieder in sein Zimmer zurückkam waren nur wenige Minuten vergangen. Den Fuchs wollte er nicht sehen und Kakashi wollte er auch nicht so früh wecken, wenn es nicht unbedingt sein musste. Alleine fernsehen fand er blöd, außerdem würde Kurama dann wieder angedackelt kommen und darauf hatte Kin jetzt keine Lust.

Kurzerhand beschloss er den Inhalt seines Kleiderschrankes zu inspizieren. Farblich gesehen war Blau eindeutig vorherrschend. Etwas Schwarz und weiß konnte Kin ebenfalls entdecken, doch Blau war eindeutig am Meisten vorhanden. Kakashi hatte ihm erzählt, das dies so eine Clan-Macke der Hatakes war. Sie trugen überwiegen Blau, doch damit ließ sich leben. Solang er nie wieder dieses ekelhafte Orange am Körper tragen musste, war ihm das egal.

Wo er nun schon mal vor dem Schrank stand, konnte er sich auch gleich frische Kleidung für den Tag heraus suchen. Neugierig durchstöberte er den Stapel mit den Shirt. Nur wenige von ihnen waren schlich in blau oder schwarz gehalten. Auf den Meisten zeigte sich auf der Brust ein Aufdruck. Bei manchen auch auf den Ärmeln oder auf dem Rücken. So fand er zum Beispiel ein schwarzes Shirt auf welchem vorne das Konohazeichen in weiß zu sehen war. Ein anderes zeigte einen großen weißköpfigen Adler und auf einem blauen Shirt fand er die Abbildung einer Manga Figur. Dieses letzte Shirt wählte er, denn die Figur darauf kannte er nur zu gut und ihm gefiel sie. Sie passte irgendwie zu ihm. Dazu suchte er sich einen dünnen weißen Pulli aus dem Schrank, welchen er darunter anziehen wollte. Zwischen den Hosen suchte er sich eine lange dunkelblaue Jeans raus und anschließend griff er sich noch Socken und Shorts.

Mit seiner frischen Kleidung ging er anschließend ins Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. Dort entdeckte er nun auch einen Wäschekorb, in welches schon etwas Dreckwäsche lagerte. Daher beschloss er nochmal in sein Zimmer zu gehen und auch seine eigene Dreckwäsche zu holen, welche darauf ebenfalls im Wäschekorb landete.

Eine halbe Stunde später kam er frisch geduscht und eingekleidet aus dem Bad und wusste erneut nicht, was er tun sollte. Kurz darauf stellte Kin fest, dass er sich in seiner neuen Behausung noch gar nicht umgeschaut hatte. Er wusste wo sein Zimmer war, die Küche, das Bad und das Wohnzimmer, aber was befand sich hinter den anderen Türen. Hinter der Tür des ersten Raumes war am Vorabend Kakashi verschwunden. Sie stand nun offen und zeigte ein weiteres Schlafzimmer, in welchem sein Vater sich einquartiert hatte. Er schlief noch und Kin verließ schnell wieder das Zimmer, da er ihn nicht wecken wollte.

Der nächste Raum stellte sich als kleine Kammer heraus. Oder war es ein zu groß geratener Wandschrank? War ja auch egal. Hier befanden sich rechts links und grade aus Regale die mit allerlei Dingen voll gestellt waren. Von alltäglichem, wie Putzmittel und Tücher, bis hin zu kleineren Kartons in welchem wohl einige private Dinge von Kakashi untergebracht waren, konnte Kin einiges erkennen. Er wollte gerade wieder gehen, da fiel ihm etwas besonderes ins Auge. Ein kleiner Koffer, auf welchen der Name Kazumi Hatake abgebildet war. Wer war das? Neugierig machte Kin den Koffer auf und entdeckte darin ein Musikinstrument. Es war ein Violinenkoffer. Im Deckel war ein Foto befestigt auf welchem er einen kleinen Jungen sehen konnte, der genauso aussah wie er selbst, nur waren die Augen nicht golden, sondern dunkelbraun, wie die von Kakashi. Er saß auf dem Schoss einer wunderschönen braunhaarigen Frau und wurde von dieser umarmt. Sie hatte die gleichen Augen wie der Junge und war wohl die Mutter. War das etwa Kakashis Mutter? Das Bild legte Kin zurück und schloss darauf den Koffer wieder, um sich dem nächsten Raum zu widmen. Es waren noch zwei kleine Räume vorhanden, welche eher notdürftig eingerichtet waren und derzeit wohl als Gästezimmer dienten. Sogar ein zweites Bad hatte er noch gefunden. Dies war kleiner und hatte zu dem WC nur noch eine Dusche. Im anderen Bad hatten sie auch eine Badewanne. In dieser Wohnung war so viel Platz, dass man locker noch drei weitere Personen unterbringen konnte. Oder auch vier.

Wieder in der Küche angekommen bemerkte Kin, dass es nun 8:30 Uhr war und sein Magen begann zu grummeln. Es war Zeit fürs Frühstück. Allerdings hatten sie nicht wirklich etwas im Haus, wie er kurz darauf feststellen musste. Die Cornflakes waren alle Wurst oder Käse befand sich nicht im Kühlschrank und Eier ebenfalls nicht. Brot konnte er auch keins finden. War aber auch irgendwie klar. Immerhin waren sie fast zwei Wochen nicht dagewesen, das war sicher alles nicht mehr essbar. Die Milchpackung hatte er am Morgen erst frisch geöffnet gehabt.

»Und nun?«, dachte er sich und erneut grummelte Kins Magen lautstark vor sich hin. »Ich hab Hunger!«, seufzte er und schaute nach, wo sein Vater den sein Geld verstaut hatte. Dies war nicht schwer zu finden, denn es lag neben dem Schlüssel auf dem Flurschrank. Einkaufen könnte er also, aber dann müsste er die Wohnung verlassen. Allein der Gedanke dort rauszugehen bescherte ihm eine Gänsehaut. Seinen Vater wecken wollte er aber auch nicht, dies musste er allein schaffen. Wenn er sich immer nur hinter Kakashi versteckte, dann würde er sich nie allein aus der Wohnung trauen und er hatte zuvor doch auch über Jahre hinweg alles allein gemacht. NEIN! Er würde allein rausgehen. Er war Kin Hatake und er war KEIN kleiner Angsthase.

„Kurama?“, rief er halblaut und kurz darauf stand der Fuchs in der Tür zum Wohnzimmer und schaute ihn fragend an. „Kommst du mit einkaufen?“ »Wie war das gerade mit: Ich mach das allein? Von wegen allein!«, seufzte der Junge und ärgerte sich über seine eigenen Gedanken.

Wenige Minuten später ging er mit mulmigem Gefühl im Magen durch die Straßen Konohas und suchte nach einem Laden. Durch Kurama an seiner Seite fühlte er sich etwas sicherer, obwohl der Fuchs ihm gar nicht helfen konnte. 

 

Ein ähnliches mulmiges Gefühl verspürte auch Kakashi, als er aus seinem Schlummer erwachte und auf die Uhr sah. Es war fast neun und Zeit zum aufstehen. Groß Gedanken machte er sich wegen dem seltsamen Bauchgefühl nicht und ordnete es zunächst falsch ein. Nach einem Besuch auf dem WC war es leider nicht verschwunden, doch auch dies beunruhigte ihn noch nicht. Dass er seinen Sohn und auch Kurama in der Wohnung nicht finden konnte, dafür um so mehr.

Schnell zog er sich Kleidung über und wollte sich seinen Schlüssel nehmen, als er bemerkte das auch dieser fehlte. Dafür konnte er einen Zettel an dessen Stelle liegen sehen. Erstaunt las er sich den Zettel mehrmals durch. Der Junge war wirklich allein rausgegangen? Na ja, so mehr oder weniger. Kurama war ja bei ihm. Dennoch verblüffte es den Hatake. Immerhin hatte der Junge am Vortag noch Panik gehabt, als sie kurz davor waren das Dorf zu betreten.

Mit dem Zweitschlüssel in der Hand und Pakkun an seiner Seite verließ er schließlich die Wohnung, um den Junge zumindest aus der Ferne zu betrachten. Er hatte sich allein aus der Wohnung getraut und wenn es nicht notwendig war, würde Kakashi sich jetzt seinem Sohn auch nicht zeigen. Wenn der Junge das allein schafft, dann um so besser für seine Psyche. Dennoch musste er sichergehen, dass es seinem Sohn auch gut ging.

 

Kin hatte derweil unweit der Wohnung einen kleinen Laden erreicht und etwas Wurst, Käse und Eier eingekauft. Dies hatte er in seinem kleinen Rucksack verstaut und machte sich nun auf dem Weg zum Bäcker schräg gegenüber.

Mittlerweile war er auch wieder etwas sicherer auf der Straße. Die Menschen waren alle sehr nett zu ihm. Die Verkäuferin aus dem Laden hatte ihm sogar angeboten beim Einkaufen zu helfen, was er dankend angenommen hatte. An einige Dinge war in den Läden doch etwas schwer dranzukommen, wenn man so klein war.

Stumm lief Kurama neben seinem Sohn her und betrachtete ab und an seinen Jungen. Vor dem Bäckers blieb er wieder stehen und Kin betrat das Geschäft allein. Vor dem anderen Laden war der Fuchs ebenfalls sitzen geblieben. Tiere durften die Geschäfte nicht betreten.

Der kleine Hatake bekam im Laden grade sein Wechselgeld von der Verkäuferin. Die halbe Brot hatte er schon in seinem Rucksack verstaut. Ein kurzer Blick über die Münzen reichte ihm schon, um zu wissen, dass der Betrag nicht korrekt war.

„Das ist zu viel.“, meinte Kin und wollte der Verkäuferin eine Münze zurück geben. Diese schaute den Jungen verwirrt an und fragte sich, was er denn meinte. „Sie haben mir zu viel Geld rausgegeben.“

Verwundert zählte die Frau nochmals das Geld in Kins Hand nach und blickte den Jungen darauf erstaunt an. „Du hast recht, ich hab dir wirklich zu viel gegeben. Du kannst aber schon gut rechnen. Wie alt bist du den?“

„Ich bin 4, aber in zwei Monaten werde ich 5.“, erzählte Kin mit kindlichem Stolz, weil er ja schon SO groß war. Im schauspielern hatte er halt schon jahrelange Übung.

„Behalte die Münze. Ich schenke sie dir als Belohnung, weil du so ein schlauer kleiner Mann bist und mich auf meinen Fehler hingewiesen hast.“, lächelte sie den Jungen an drückte Kin darauf einen klein Kuss auf die Stirn.

„Danke.“, murmelte Kin mit leicht geröteten Wangen und nahm seine Brötchentüte in Empfang. Darauf verabschiedete er sich und verließ den Laden.

Draußen atmete er tief die kühle Morgenluft ein. Es war ein krasser unterschied von früher zu jetzt. Als Naruto hatte man ihn beschimpft, verscheucht und beim Einkaufen auch oft beschissen, weil man viel mehr Geld von ihm gefordert hatte, als überhaupt notwendig gewesen wäre. Jetzt waren sie alle freundlich, boten ihre Hilfe an und schenkten ihm sogar etwas. Von der Verkäuferin im Laden hatte er einen Lutscher geschenkt bekommen gehabt. Auch der befand sich in seinem Rucksack.

Mit einem Lächeln machte er sich auf dem Weg nach Hause. Er war froh, dass er sich getraut hatte. Oder? Genau in diesem Moment machte der Junge eine Begegnung, die er lieber nicht gemacht hätte. Vor ihm stand Mizuki. Sein Peiniger. Der Mann, der Naruto getötet hatte. Verwirrt betrachtete er den Lehrer. Er war mit einer Frau unterwegs und hielt mit ihr Händchen. War das seine Freundin? Ihm war es egal, denn Mizuki war in diesem Moment viel interessanter. Der Mann erkannte ihn nicht. Warum auch, denn schließlich sah Kin jetzt nicht mehr wie Naruto aus.

Er hätte gedacht, dass er Panik bekommen würde. Angst, Zittern, Übelkeit. Alles was dazu gehört. Doch es war nichts. Als wenn nie etwas passiert wäre. Warum fürchtete er sich nicht vor dem Mann, der ihn getötet hatte? Eher hatte er das Gefühl, dem Mann vertrauen zu können. Er spürte das freundliche Wesen der Person und das ehrliche freundliche Lächeln Mizukis verstärkte dieses Gefühl sogar noch.

Etwas stimmt hier nicht! Etwas stimmt GANZ und GARNICHT.

War Mizuki vielleicht doch nicht der Mörder?

Aber wie konnte das sein? Er konnte sich doch genau an dessen Gesicht erinnern. An jede Einzelheit aus der Zeit, wo Mizuki ihn gequält hatte.

Kapitel 21 - Narutos Geheimnisse 1

Mit Staunen und auch Freude stellte Kakashi fest, dass es seinem Schützling gut ging. Er stand auf dem Dach vom Gebäude gegenüber der Bäckerei und beobachtete durch die große Fensterwand, wie Kin mit der Verkäuferin sprach. Den Fuchs sah er neben dem Eingang des Geschäftes sitzen, wo er die Menschen beobachtete, die an ihm vorbei gingen. Dem Dämon war es nicht entgangen, dass er beobachtet wurde, denn einen kurzen aber gezielten Blick warf er auch auf Kakashi. Kurz hielt sich der Mann seinen Zeigefinger vor den Mund und deutete somit an, das er nicht verraten werden möchte. Der Fuchs machte darauf eine Bewegung, welche nach einem Nicken aussah und schaute wieder in eine andere Richtung.

Es dauerte nicht lang und Kin kam auch schon wieder aus dem Laden. Der Junge schlug den Weg nach Hause ein und Kakashi beeilte sich, damit er schneller da war, als sein Sohn. Jedoch ohne den Jungen zu lang aus den Augen zu lassen. Somit entging ihm auch nicht, wie der Junge kurz halt machte und einen Mann anstarrte. Er konnte Kin ansehen, dass dieser leicht verspannt und nervös war, weshalb Kakashi versuchte einen anderen Blickwinkel zu bekommen.

Der Mann hatte sich vor Kin gehockt und redete mit ihm. Es war Mizuki von der Akademie, ein Kollege von Iruka. Wahrscheinlich kannte Kin den Mann von dort. Kam daher die Nervosität? Er konnte zwar nicht verstehen, worüber die beiden redeten, doch Kurama war wie immer die Ruhe selbst und Kin schien sich wieder entspannt zu haben. Zudem wusste Mizuki ja mit Kindern umzugehen, immerhin war er Lehrer.

„Na, bespitzelst du deinen Sohn?“, flüsterte eine gut bekannte Stimme neben Kakashi und er spürte eine Handfläche, welche wuchtig auf seinem Rücken einschlug.

„Gai, erschreck mich doch nicht so.“, fauchte der Hatake leise und grinste aber darauf. Nun war er sehr froh, dass er heute morgen doch das Stirnband umgebunden hatte und sein Auge verdeckt war. Zuerst hatte er vorgehabt ohne rauszugehen. „Kin kauft zum ersten Mal allein ein und ich war neugierig, wie er sich so macht.“

„Kann ich verstehen. Machen wir nachher einen Wettkampf? Ich habe da schon eine ganz tolle Idee ...“, fragte Gai und brabbelte in seiner munteren Art drauf los, doch Kakashi hörte ihm schon gar nicht mehr zu.

„Tut mir Leid, Gai. Ich hab heute schon was mit meinen Sohn vor. Vielleicht ein anderes Mal.“, wimmelte er seinen Rivalen ab und verschwand darauf in die Richtung seiner Wohnung. Kin hatte seinen Weg bereits fortgesetzt, jetzt durfte er nicht nach dem Jungen zu Hause ankommen. Das wäre auffällig. Zum Glück hatte er für den Notfall ein Fenster offen gelassen – und das brauchte er nun auch ganz dringen!

„Na? Auch wieder zu Hause?“, grinste Kin, welcher lässig am Türrahmen lehnte, als Kakashi gerade durch das Fenster in sein Zimmer schlüpfte. Auf dem Gesicht des grinsenden Jungen stand ein überdeutliches 'Erwischt!' geschrieben, während Kakashi schluckte und seinen Sohn völlig entsetzt anstarrte. Verdammt! Das hatte er anders geplant.

„Entspann dich mal wieder, ich bin dir deswegen nicht Böse.“, sprach der Junge darauf und verdreht die Augen. „Ich kann es verstehen, wirklich! Zeitweilig hatte ich auch Angst, vor allem die ersten Minuten über – aber das hatte sich dann schnell gelegt.“, gab er mit einem leicht traurigen Lächeln zu und sprang seinem Vater in die Arme.

Seufzend umarmte Kakashi seinen kleinen Engel und streichelte ihm mit einer Hand über den Rücken. „Du hast mir nen ganz schönen Schrecken eingejagt, als du nicht mehr da warst. Ich musste einfach nachsehen, ob auch alles in Ordnung bei dir ist.“

„Soll ich mich nach dem körperlichen oder nach dem geistigen Alter entsprechend bedanken?“, fragte Kin seinen Vater und grinste bis über beide Ohren.

Im ersten Moment war Kakashi mit dieser Frage überfordert, doch eine Antwort hatte er schnell gefunden: „Das körperliche Alter.“, antwortete er entschlossen und war gespannt, was der Kleinen nun vorhatte.

Ein Kuss auf die Wange und ein „Ich hab dich Lieb, Papa!“ waren das Ergebnis. Mit einem sanften Lächeln wurde er von Kin betrachtet und eine seltsame Kombination aus Freude und Trauer lag in den Augen des Jungen. „Ich finde es toll, dass ich endlich jemanden habe, dem ich nicht egal bin.“, gab der Kleine zu und drückte sich an seinen Papa.

„Ich habe dich schon immer beschützt. Seit ich dich zum ersten Mal auf den Straßen Konohas gesehen habe. Seit ich weiß, wie du behandelt wirst. Nichts und niemand wird mich davon abhalten können, dich zu beschützen.“, sprach Kakashi und beobachtete bei dem Kleinen, wie das Lächeln sich verstärkte. Mit seiner Aussage war er sich mehr als sicher. »Wenn sogar der gruseliger Blutrausch das nicht geschafft hat, dann wird es auch nichts anderes geben.«, dachte er sich seufzte innerlich. Ein überlautes Grummeln, welches von Kins Magen zu kommen schien, lenkte ihn darauf von weiteren Gedanken ab. Es wurde wirklich Zeit, dass Kin was zu essen bekam.

 

Beim Frühstück unterhielten sich Vater und Sohn über allerlei Dinge. Dazu gehörten unter anderem die Einkaufsliste, sowie einige Dinge, die Kin am frühen Morgen aufgefallen waren.

„Wir brauchen dringend was um die Raumtemperaturen im Auge zu behalten.“, meinte Kin während er sein Brötchen mit Nutella beschmierte.

Kakashi notierte sich dies zwar, schien jedoch nicht zu verstehen, wozu sie dies tun sollten. Mal wieder war der Verstand seines Sohnes schneller als sein eigener – und offenbar nahm Kin auch weitaus mehr Details wahr. „Erzählst du mir auch, wie du darauf kommst? Mein Kopf ist wohl noch nicht ganz wach. Oder du denkst einfach schneller als ich.“, fragte er nach und bekam ein kichern von seinem Sohn.

„Ich tendiere da ja mehr zu einer Kombination aus beidem – wobei letzteres bei dir wohl immer zutrifft.“, kommentierte Kin die Aussage seines Vaters und setzte dabei ein schelmisches Grinsen auf. Das „Hey!“ von Kakashi überhörend, antwortete er darauf auch auf die zuvor gestellte Frage: „Wir sind jetzt beide sehr unempfindlich für Kälte und uns würde es nicht stören, wenn wir selbst im tiefsten Winter nackt und bei offenem Fenster durch die Wohnung laufen. Wir würden nicht frieren und würden dementsprechend auch nicht wirklich merken, wie kalt es eigentlich in der Wohnung ist. Andere bemerken es aber sehr wohl. Asuma und Iruka würden sich derzeit sicher den Hintern bei uns abfrieren.“

Dieser Argumentation konnte Kakashi nichts entgegen bringen. Kin hatte mit seiner Beobachtung durchaus recht. Sie mussten verstecken, dass sie anders waren. Es bestand immer die Gefahr, dass spontaner Besuch auftauchen könnte und da durfte ihre Wohnung nicht einer Kühlkammer gleichkommen.

„Bevor ich einkaufen war, musste ich erst mal kurz schauen, was die Leute auf den Straßen überhaupt an Kleidung tragen. Ich wäre fast im Pulli losgelaufen. Gestört hatte mich das nicht, aber dich hätten die Leute sicher dafür ausgeschimpft, weil es unverantwortlich gewesen wäre, ein Kind bei der Kälte draußen nur im Pulli rumlaufen zu lassen.“, erzählte Kin weiter und diesmal hatte der Junge damit einen Punkt bei Kakashi erreicht, wo sich der Mann fragte, wer von den Beiden jetzt eigentlich der Erwachsene ist und wer das Kind. Der Junge machte sich über derart viele Dinge seine Gedanke und schützte sogar noch seine Vater vor unangenehmen Situationen, dass es für Kakashi manchmal den Anschein hatte, er wäre das Kind war und nicht Kin.

Der kleine Dämon schien die Gedanken seines Vaters gelesen zu haben und kicherte erneut vor sich hin. Auf den verwirrten Blick des Erwachsenen erklärte der Junge seine Ansicht dazu: „Aus menschlicher Sicht gesehen bist du für mich verantwortlich und hast für mich zu Sorgen. Du bist mein Vater und ich dein Sohn. Aus dämonischer Sicht ist das anders. Du bist ein Teil des Rudels und als Mensch mit mir – einem Dämonen – verbunden, womit ICH auch für DICH verantwortlich bin. Deine Kälteunempfindlichkeit hast du von mir, womit es so gesehen unter meine Verantwortung fällt.“

Eine Weile unterhielten sie sich noch über die Einkaufsliste und was sie die nächsten Tage an Lebensmittel und andere Kleinigkeiten benötigten. Darauf wandte Kakashi das Gespräch in eine andere Richtung. Er wollte an diesem Tag den Jungen mal richtig kennenzulernen. Auf dem Rückweg nach Konoha hatten sie kaum Gelegenheit dazu gehabt und wenn etwas erzählt wurde, dann betraf es die Zeit wischen Narutos Tod und Kins Blutrausch.

„Ich würde gern von dir wissen, wie du wirklich bist.“, begann Kakashi seinen Versuch einige Informationen zu dem Jungen zu bekommen, welchen er nun als sein Sohn betitelte. „Naruto habe ich – hart ausgedrückt – als untalentierten Dummkopf kennengelernt. Lautes Organ, kann nicht Still sitzen und immer zu am Streiche spielen oder anderweitig am Dummheiten machen. Das passt jedoch nicht zu dem, was ich an dir sehe. Dein jetziger Charakter müsste doch der Gleiche sein, wie der von früher als Naruto. Vor allem jetzt wo du dich wieder erinnern kannst.“

Seufzend lehnte sich Kin zurück dachte einen Moment nach. Er hatte schon geahnt, dass diese Frage irgendwann kam. Spätestens wenn sie Iruka erzählt hatten, dass er sich jetzt erinnern kann. Diesem würde sehr schnell auffallen, dass er gar nicht so dumm war, wie er sich früher immer dargestellt hatte. Aber es ging hier immerhin um sein größtes Geheimnis, wenn er dies erzählen würde, wäre es kein Geheimnis mehr. Allerdings war es auch nicht mehr wirklich SEIN Geheimnis. Es war Narutos Geheimnis und dieser existierte ja nicht mehr. „Das ist eine lange Geschichte.“, meinte er schließlich und betrachtete seinen Vater. Kakashi zeigte deutliche Neugierde, doch er würde ihn nicht zwingen darüber zu reden. Da war sich Kin sicher. „Es handelt sich hierbei um meine Geheimnisse. Darüber habe ich noch nie mit jemanden geredet. Zwar weiß ich nicht, in wie fern Kurama davon etwas mitbekommen hat, er war ja schließlich in mir versiegelt, doch außer ihm weiß wirklich niemand davon.“

Nickend zeigte Kakashi sein Verständnis. Ihm war klar, dass niemand davon wissen konnte. Er war die erste Person, die einen Blick auf den wahren Naruto bekam und das wollte schon etwas heißen. Immerhin hatte der Junge auch Iruka viel Vertrauen geschenkt und offenbar hatte dieser keine Kenntnis über den echten Naruto. „Wir haben Zeit – und wenn du mir etwas nicht erzählen möchtest, dann akzeptiere ich das.“

Nun kam bei Kin wieder der schlaue und hinterlistige Fuchs zum Vorschein. Ein breites schelmisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er etwas ausheckte. „Wenn ich dir von meinen Geheimnissen erzähle, dann musst du mir aber auch ein paar Fragen beantworten.“, kam es nach kurzer Zeit von dem kichernden Jungen, was Kakashi ein seufzen entlockte.

»War irgendwie klar!«, dachte sich der Ältere und ihm graute es jetzt schon davor, was für Fragen da alles kommen konnten. Doch war ihm dies egal. Er wollte seinen Sohn kennenlernen und dieser hatte das gleiche Recht, wenn er seinen Vater besser kennenlernen wollte. „Abgemacht!“, stimmte Kakashi zu und erhob sich von seinem Stuhl. Sie waren mit ihrem Frühstück bereits fertig und er begann den Tisch abzuräumen. „Wir reden gleich im Wohnzimmer, dass ist gemütlicher.“, meinte der Ältere darauf und stellte dabei die Teller in die Spüle. Abwasche würde er später, es gab jetzt wichtigeres. Kin hatte sich Wurst und Käse geschnappt und ihn in den Kühlschrank gelegt. Kurz darauf war er mit seiner Teetasse im Wohnzimmer verschwunden.

 

Nachdenklich saß Kin auf dem Sofa und kraulte den Fuchs hinter den Ohren. Er würde Kakashi von sich erzählen, doch wo sollte er anfangen? Es gab da einiges, was niemand über ihn wusste. Fast niemand! Eine Person gab es da schon, nur lebte diese nicht mehr. Ob er vielleicht damit anfangen sollte? Das Sitzpolster senkte sich etwas und ein Arm legte sich um ihn. Kakashi war nun auch anwesend, dann konnte er ja anfangen.

„Ich war nicht immer allein“, erzählte Kin traurig und lehnte sich bei seinem Vater an. „Es gab eine Zeit, da war jemand bei mir. Sein Name war Taki und ich durfte ihn immer Opa nennen. Er lebte auf der Straße und hielt sich viel in der Gegend auf, wo ich früher gewohnt habe. Nach einer Weile hat er sich dann in der Wohnung neben meiner eingenistet. Ihm war es egal, dass ich als Monster galt und er hielt sich auch nicht von mir fern. Er war der einzige der sich damals um mich gekümmert hat und wusste viel über mich, was alle anderen nicht interessiert hatte. Er hat auch gemerkt, dass ich recht schlau bin und mir viel beigebracht.“

Kin hatte aufgehört zu reden und starrte Löcher in die Luft. Kakashi bemerkte, dass dem Jungen einige Tränen über die Wangen kullerte. Er konnte sich auch noch an den Mann erinnern. Einige wenige Male hatte er diesen mit Naruto gesehen gehabt, doch das war schon viele Jahre her. Die Bindung zwischen ihnen war offenbar enger gewesen, als er damals angenommen hatte. „Was ist passiert?“, fragte Kakashi vorsichtig nach und begann damit, seinem Sohn zu streicheln.

„Er ist gestorben.“, flüsterte der Junge und schniefte darauf einige Male. Weitere Tränen suchten sich einen Weg über seine Wangen und tropften schließlich auf Kakashis Shirt. „Damals, nach meinem fünften Geburtstag. Es war an Halloween.“, fügte Kin nach kurzer Zeit hinzu und schniefte erneut. Beiden Vätern war sofort klar, das Kins Abneigung zu Halloween mit Takis Tod zusammen hängen musste, doch was war damals passiert?

Kakashi wollte schon fragen, doch da begann Kin von allein zu erzählen: „Ich hab mich damals in unserem Tempel versteckt. Da hatte ich schon die Jahre zuvor diese Nacht verbracht. Am Abend von Halloween kam niemand zum Tempel und ich hatte meine Ruhe. Taki wusste, wo ich mich aufhalte und verstand mich. In diesem Jahr kamen jedoch einige der älteren Kinder auf die Idee, dass sie eine Mutprobe machen wollten und hatte sich die Erlaubnis geholt, dafür auf das Tempelgelände zu gehen. In den Tempel selbst durften sie nicht, daher wurde dieser Abgeschlossen und ich saß darin fest. Die Mutproben waren ganz schön fies und sie haben mir damit ganz schön angst gemacht, obwohl ich nicht mal direkt in der Nähe war oder zusehen konnte. Deswegen mag ich auch das ganze Geister und Gruselzeug nicht so, aber darum geht es jetzt nicht. Irgendetwas ging schließlich bei ihnen schief und plötzlich rannten sie alle kreischend weg. Minuten später stand der ganze Tempel in Flammen und ich konnte nicht raus. Taki hat mich damals gerettet und ist dabei gestorben.“ Die letzten beiden Sätze brachte Kin nur mit viel Mühe heraus. Anschließend war er so fertig, dass er sich völlig hemmungslos bei Kakashi ausweinte.

Sämtliche Gefühle von damals waren wieder in ihm hochgekommen. Nicht nur Takis Tod und die Trauer um seinen einzigen Freund hatten ihn erneut übermannt. Auch die Angst war wieder in ihm hochgekommen. An diesem Tag hatte er zum ersten Mal Todesängste verspürt. Das war für den damals 5jährigen eine ganz neue Erfahrung gewesen.

Kapitel 22 - Besuch am Abend

Fast eine halbe Stunde hatte Kin geweint und war darauf erschöpft eingeschlafen. Noch immer hielt Kakashi seinen Sohn in den Armen und streichelte ihn. Er dachte über das Erlebte des Jungen nach. Naruto war damals wirklich sehr früh mit den Grausamkeiten des Lebens konfrontiert worden. Es musste eine schwere Zeit für den Jungen gewesen sein. Mit diesem Taki hatte er eine wichtige Person in seinem Leben verloren und niemand hatte ihm damals Beistand geleistet. Er musste dies alles ganz allein durchstehen.

Trauer und Wut kam in Kakashi auf. Erneut spürte er seinen Hass auf die Menschen, die verantwortlich dafür waren, dass Naruto ein so vereinsamtes Leben hatte führen müssen. Der Junge war doch nur ein unschuldiges Kind. Er konnte nichts für die Ereignisse, die ihm den Kyuubi beschert hatten. Und auch Kurama konnte nichts dafür. Warum musste das Leben immer so ungerecht zu denen sein, die nichts verbrochen hatten? Sein kleiner Engel und sein Fuchs. Jetzt hatten sie ihn, den Hatake. Er war ein Teil des Rudels geworden und er würde seine beiden Dämonen beschützen.

Mit diesem Gedanken schlief auch Kakashi ein. 

 

Nicht einen Millimeter hatte sich Kurama gerührt, seid sein Sohn sich weinend an Kakashi geklammert hatte. Er war sein Gefangener seines Geistes geworden. Gedanken und eigene Erinnerungen zogen an seinem inneren Auge vorbei. All die Jahre, in welchen er in dem Jungen versiegelt war. Er hatte sich so einsam gefühlt, doch gestört hatte ihn dies weniger. Das Siegel war sehr stark gewesen und verhinderte den Kontakt zu dem Jungen. Auch bekam er nicht viel von dem mit, was sich außerhalb seines Gefängnisses abgespielt hatte. Nur selten waren die Emotionen des Jungen stark genug, um etwas durch das Siegel zu lassen. Und noch seltener konnte Kurama diese Momente mit positiven Emotionen verbinden.

Ein paar Male hatte er Bilder von einem Mann gesehen gehabt, zu dem der Name Taki gehörte. Diese hatte Naruto damals mit Freude verbunden gehabt. Dann kam die Angst und ein Meer aus Flammen. Er hatte nie begriffen, was genau der Junge gesehen hatte. Nur wenige Moment später verschwand die Angst und wurde durch Trauer ersetzt. Wieder hatte er das Gesicht von Taki gesehen. Danach hatte er viele Jahre nichts mehr zu sehen bekommen. Die Nächsten waren undeutliche Bilder von verschiedene Dorfbewohner, welche mit einem verängstigen Gefühl zusammen hingen. In der Zeit begann er auch öfter Personen zu spüren, welche sich in der Nähe des Jungen befanden. Kakashi war eine davon und auch, wenn er nicht sehen konnte, was passierte. Er konnte fühlen, wie der Mann seinen Sohn beschützt hatte. Er könnte hören, wie Kakashi mit dem Jungen redete, wenn dieser bewusstlos am Boden lag. Und dann kam Iruka. Mit dem Mann kamen endlich wieder einige positive Gefühle bei Kurama an.

Das Verhalten seines Sohnes am frühen Morgen konnte Kurama nun viel besser verstehen. Er hatte einen wichtigen Menschen verloren und es hatte nicht einmal etwas dem Hass der Dorfbewohner auf ihn zu tun.

»Und ich rede noch davon, wie viel einfacher das Leben ist, wenn man manche Dinge einfach mit Humor nimmt. Den Tod kann man nicht mit Humor nehmen.« Innerlich seufzte Kurama auf und hoffte, dass da nicht noch mehr schreckliche Ereignisse aus Narutos Leben waren, von denen er nichts mitbekommen hatte. 

 

Es klingelte an der Tür und der Fuchs sah auf. Da seine Jungs beide unbekümmert weiterschliefen tapste er auf den Eingang zu. Er konnte definitiv Asuma auf der anderen Seite wittern und er war nicht allein. Der Hokage war bei ihm und auch Iruka. Mit einem Satz war er auf die Türklinge gesprungen und nutzte nun sein ganzes Gewicht, um diese weit genug herunter zu drücken. Es klickte kurz und die Tür schwang einen Spalt auf. Nachdem er sich wieder fallengelassen hatte steckte er seine Schnauze in den kleinen Spalt und stupste er die Tür ganz auf.

Verwundert starrten die Drei zunächst ins Leere, bis Asumas Blick auf den Fuchs fiel und er verstand, wer ihnen die Tür geöffnet hatte.

„Ach Kurama hat uns geöffnet.“, sprach er und deutete auf das Tier neben der Tür, woraufhin auch die anderen Beiden den Dämon bemerkten.

Mit Dackelblick und leicht schief gelegtem Kopf schaute er auf die drei Besucher vor der Tür und hoffte, dass diese auf die Idee kamen, die Wohnung von allein zu betreten. Bitten konnte er sie ja schlecht, wenn die Gefahr bestand, dass ein unbefugter dies mitbekommen konnte. Sein Blick musste genügen und seine stumme Bitte wurde erhört. Nacheinander betraten sie die Wohnung und Iruka schloss als letzter im Bunde die Tür hinter sich.

„Hallo erst mal.“, grüßte der Fuchs schließlich, als die Tür ins schloss gefallen war.

„Hallo Kurama.“, grinste Asuma und hob sich den Fuchs auf die Schulter, damit sie alle auf etwa gleicher Augenhöhe waren. „Wo hast du den dein Rudel gelassen?“ Diesen Ausdruck hatte der Mann absichtlich gewählt und sowohl seinen Vater, wie auch Iruka verwirrt. Beide hatte bislang keine Details von ihm erfahren und hatten dementsprechend auch keine Ahnung, wie genau Asumas Worte gemeint waren.

„Die liegen auf dem Sofa und schlafen. Sie haben nicht mal auf die Klingel reagiert.“, antwortete der Fuchs und wandte seinen Kopf in die Richtung des Wohnzimmers, zu welchem sich Asuma darauf auch auf den Weg machte.

„Uff.“, kam es von Iruka und er war erstaunt. „Was habt ihr den angestellt, dass Kin auf dem Sofa einschläft? Der Kleine wird doch sonst nicht so schnell Müde.“, merkte er an, als er den Anderen folgte.

„Das erfährst du gleich alles.“, kam es von Kurama, während er aufs Sofa sprang und Kakashi durchs Gesicht schleckte. Murrend drehte dieser den Kopf zur Seite und kommentierte den Weckversuch mit einem „Boah, Kurama! Verzieh dich.“ Ein leises Kichern folgte vom Fuchs und auch die anderen Anwesenden mussten schmunzeln. „Jetzt passt mal genau auf!“, verlangte der Bijuu und weckte darauf seinen Sohn auf die gleiche Art. Kins Reaktion war zu 100% identisch mit Kakashis. Die gleiche genervte Ausdruck im Gesicht, die gleiche murrende Reaktion und sich Abwenden. Die gleichen Worte, nur in kindlicher Tonlage: „Boah, Kurama! Verzieh dich.“

Jetzt mussten sie alle Lachen. Alle, bis auf die zwei verdattert dreinschauende Hatake, die jetzt erst bemerkten, dass sie nicht mehr allein in der Wohnung waren. „Wo kommt ihr denn auf einmal her?“, wollte Kakashi im Halbschlaf wissen und setzte sich auf.

„Von draußen? Kurama hat uns reingelassen.“, kicherte Asuma und bewegte sich zum Fenster, um dies zu schließen. „Kakashi, du musst besser auf deine Wohnung aufpassen. Hier drin ist es viel zu kalt.“, tadelte er den Hatake und drehte anschließend die Heizung auf.

„Tz... Weichei. Mach doch die Heizung an, wenn dir kalt ist.“, kam es darauf von Kakashi. Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und dachte an das Gespräch beim Frühstück, wo Kin ihn bereits darauf hingewiesen hatte, dass sie diesbezüglich mehr aufpassen mussten. Wie sehr der Junge doch recht hatte.

„Musst trotzdem besser aufpassen. Wenn es bei euch immer so kalt ist, dann muss ich Sora leider verbieten zum Spielen herzukommen. Und sie freut sich jetzt schon riesig, dass Kin wieder da ist, da kann ich ihr das nicht antun.“ Kakashi blieb von Asumas Worten unbeeindruckt, während Kin knallrot anlief. Dem Jungen war sofort die Erinnerung in den Sinn gekommen, wo Sora ihm den Kuss auf die Wange gegeben hatte – und bei diesem Einen war es ja nicht geblieben. Sie hatte sich zwei Tage später mit genau der gleichen Geste von ihm verabschiedet.

„WAS?! Schon nach 16 Uhr?“, rief Kakashi neben Kin aus, als sein Blick auf die Uhr viel. Er war sprachlos. Das konnte doch nicht sein, dass sie so lang geschlafen hatten. „Wir haben fast fünf Stunden geschlafen.“, stellte er erschreckend fest.

„Das kann heute Nacht ja was werden.“, wollte eigentlich Iruka gerade sagen, doch Kin kam ihm zuvor und benutzte genau den gleichen Wortlaut. Überrascht sah er den Jungen an. War das wirklich noch der kleine Junge, wie vor zwei Wochen? Etwas an ihm schien anders.

„Kannst ja einkaufen gehen, dann bekommst noch etwas Bewegung.“, schlug Kakashi vor und bekam ein hinterhältiges Grinsen, während er zu Asuma schielte. „Asuma geht sicher gern mit dir in die Kälte raus.“, kicherte er darauf und hob abwehrend die Arme, als der Ältere mit einer Kabbelei begann. „Ach, tue ich das? Und was machst du, wenn ich fragen darf.“

Da Kakashi derzeit unfähig war zu antworten – Asuma hatte ihn ins Sofa gedrückt und kitzelte ihn kräftig durch – beschloss Kin auf die Frage zu antworten: „Meine Väter erzählen, was die letzten zwei Wochen alles passiert ist. Und was ich euch beiden heute morgen erzählt habe, dürft ihr auch erzählen, aber erst wenn wir wieder da sind.“ Darauf verschwand der Junge kurz in seinem Zimmer und anschließend in der Küche. 

 

Der Hokage und auch Iruka waren von der Wortwahl überrascht gewesen und auch von der Tonlage. Das war eindeutig kein 4jähriger gewesen, der da eben gesprochen hatte. Auch war ihnen aufgefallen, das Kin von seinen Vätern geredet hatte, womit er Kakashi und Kurama gemeint haben musste. Wusste der Junge etwa, das auch Kurama sein Vater war? Die eher ruhige und gelassene Art, mit welcher sich der Junge bewegte, war auch nicht mehr mit dem übermäßig aktiven Jungen von vor 2 Wochen zu vergleichen. Irgendetwas musste passiert sein, während sie auf ihrer Mission waren.

In Turnschuhen und einer dicken blauen Jacke bekleidet kam Kin schließlich zurück. Einen dünnen Schal hatte er sich um den Hals gewickelt und eine blaue Mütze trug er auf dem Kopf. Auf seinem Rücken hatte er bereits seinen Rucksack und in der Hand den Einkaufszettel.

„Und ich werde als Kind bezeichnet.“, meinte der Junge, als er Kakashi und Asuma noch immer rumblödeln sah. Das hatte er in den letzten Tagen öfter gesehen. Sonst ging Asuma jedoch immer als Sieger aus den Kabbeleien hervor. Nun schien Kakashi am längeren Hebel zu sitzen. »Tja, ein Vorteil des Dämonenpaktes.«, dachte sich Kin und musste grinsen.

Nur wenige Minuten später war er dann auch mit Asuma unterwegs. 

 

Mit einem Tablett in den Händen betrat Kakashi das Wohnzimmer. Er hatte Tee gemacht, während Kurama zunächst damit begonnen hatte, den Hokage und auch Iruka über die Dämonen aufzuklären. Dies hatte der Fuchs auch schon zu Anfang ihrer Reise bei Asuma und Kakashi getan. Anschließend ging er dazu über nochmal zu berichten, wieso er eigentlich das Dorf angegriffen hatte.

„Dann kannst du selbst also gar nichts dafür. Du bist auch nur ein Opfer und wurdest zum Sündenbock erklärt, weil es einfach niemand besser wusste.“, stellte Iruka darauf fest und blickte traurig aus dem Fenster. Er konnte den Fuchs nicht ansehen, nicht im Moment. „Eine lange Zeit habe ich dich gehasst. Meine Eltern sind auch damals an diesem Tag gestorben. Sie hatten versucht das Dorf zu beschützen. Ich wusste zwar, dass du in Naruto drin warst, aber ich hab nie dem Jungen die Schuld gegeben. Für Naruto habe ich meinen Hass auf dich irgendwann beiseite geschoben, um mich ganz auf unseren kleinen Wirbelwind zu konzentrieren.“, gestand Iruka dem Fuchs und schaffte es nun auch endlich wieder zu diesem zu sehen.

Als nächstes Berichteten sie von der Begegnung mit dem Reh und den Banditen einige Tage später. Sowie von der erneuten Begegnung am Tag darauf und den Blutrausch, in welchem der Junge gefallen war.

„ … und seitdem kann Kin sich auch wieder an alles erinnern, was mit Naruto zusammen hängt. Dass er sich etwas anders verhält ist euch sicher nicht entgangen. Er hat die Erinnerungen, das Wissen und den Verstand eines 12jährigen. Er ist zudem viel schlauer, als wir es früher immer angenommen hatten. Warum er dies jedoch versteckt hat, wissen wir bisher nicht.“, schloss Kakashi den Bericht und betrachtete zwei fassungslose Gesichter. Weder der Hokage noch Iruka hatten ihn bisher unterbrochen gehabt. Sie waren viel zu geschockt von dem, was sie gehört hatten. Kins Blutrausch, bei dem dessen dämonische Gene mit dem Jungen durchgegangen, und dass der Junge dabei sogar getötet hatte, waren schon nicht einfach zu verdauen gewesen. Das der Kleine nun aber auch über sämtliche Erinnerungen von Naruto verfügte war zu viel gewesen. Beide wussten, was dies zu bedeuten hatte. Kin konnte sich nicht nur an sein Leben als Naruto erinnern. Er konnte sich auch an seinen Tod erinnern. 

 

In einem anderen Teil des Dorfes waren Kin und Asuma mit dem Einkauf beschäftigt. Die Thermometer hatten sie bereits zuvor in einem anderen Laden gekauft. Nun befanden sie sich in einem Lebensmittelgeschäft und sammelten die Dinge zusammen, welche von Kakashi auf dem Zettel notiert worden waren. Einige Dinge wurden Kin dabei von Asuma gezeigt, welche von Sora und Konohamaru gern gegessen wurde. Diese wurden auf direkt mit eingepackt, denn Kin musste ja auch wissen, was die Gleichaltrigen so aßen.

Eine Frau mit langen dunklen Haaren und roten Augen kam aus einem der vielen Gänge des Ladens und kam sofort auf die Beiden zu, als sie Asuma erblickte „Asuma, du bist wieder da.“, lächelte sie und umarmte den Mann. Ein Kuss folgte, welchen sie sehr zu genießen schien.

Es dauerte einige Momente, bis Asuma sich wieder von ihr lösen konnte und sie auf den kleinen Zuschauer aufmerksam machte. „Wir sind nicht allein.“

„Nanu, wer bist du den?“, fragte sie an den kleinen schneeblonden Jungen gewandt, welche die Beiden Erwachsenen genau beobachtete.

„Ich heiße Kin.“, antwortete der Junge und sah dabei fragend zur Frau auf.

„Hallo Kin, ich heiße Kurenai.“, stellte diese sich nun auch vor und streichelte Kin über den Kopf. „Ist ja niedlich, der Kleine. Wo hast du denn den auf gegabelt?“, wollte sie anschließend von Asuma wissen. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Das ist Kakashis Sohn.“

„Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.“, meinte sie darauf und sah wieder zu dem Jungen hinunter. „Du sieht genauso aus wie dein Vater, aber deine Augen finde ich noch viel hübscher.“, gestand sie und tippte mit ihrem Zeigefinger auf seine Nase.

»Schon wieder wurde ich als niedlich bezeichnet. Das sag in letzter Zeit echt viele. Ob ich mich jemals daran gewöhne, mich wie ein kleines Kind zu benehmen und von anderen auch so behandelt zu werden?«, fragte sich Kin in Gedanken und ließ sich nach außen hin wie immer nichts anmerken.

Kapitel 23 - Wer war Taki?

Im Wohnzimmer der Hatake herrschte noch immer Stille. Kakashi hatte wenige Minuten zuvor seinen Bericht über die letzten zwei Wochen abgeschlossen. Der Sandaime Hokage und Iruka wussten nun beide über Kins zurückgekehrte Erinnerungen, den Blutrausch und der Tatsache Bescheid, dass Kin unter den Dämonen als Engel einzustufen ist. Zudem hatten er erzählt, wie sich der Junge in der letzten Zeit charakterlich gezeigt hatte und was für Fähigkeiten er beherrschte, denn der kleine Kin war nur minimal mit Naruto vergleichbar. Das Einzige, was sie miteinander gemein hatte, war ihre Hyperaktivität und ihr Sinn für Dummheiten, wobei sich letzteres bei Kin bisher nur gering gezeigt hatte. Von dem Ritual und die Veränderungen bei Kakashi hatten sie ebenfalls berichtet und Kins Panikanfall am Vorabend, als sie das Dorf betraten wurde auch nicht ausgelassen. Zudem hatte er von seiner Überraschung am Vormittag berichtet, wo der Junge dann allein einkaufen war.

Nun saßen die Beiden auf dem Sofa, starrten Löcher in die Luft und wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Das war wirklich eine Menge gewesen, wovon sie nun erfahren hatte. Der alte Sarutobi konnte nun verstehen, warum Asuma ihn hierher gebeten hatte. In den Missionsberichten hatten sie davon wirklich nicht schreiben können. Ihn würde jetzt noch interessieren, was sie noch erzählen wollten, denn offenbar war das nicht das einzige gewesen. Nur musste der Junge dafür zunächst wieder nachhause kommen.

Keine fünf Minuten später wurde auch schon die Tür geöffnet. „PAPA! ICH BIN WIEDER DAA!“, rief Kin freudig aus dem Flur und ein „Ist nicht zu überhören.“ kam darauf von Kakashi, während er aufstand und seinem Sohn entgegen ging. Etwas wunderte es ihn schon, dass der Kleine so aufgedreht und kindlich nachhause kam, als er jedoch Kurenai in der Tür stehen sah, die sich grade von Kin verabschiedete und ihm einen Beutel in die Hand drückte, verstand er das Verhalten seines Sohnes. Er hatte Begleitung von der unwissenden Sorte.

„ … na dann. Viel Spaß damit, Kleiner. Ich muss dann weiter.“, sprach sie und gab Kin darauf einen Kuss auf die Stirn. Darauf konnte man ein schüchternes „Danke“ von dem kleinen Hatake hören. Kurenai verabschiedet sich auch noch von Asuma und verschwand dann.

Kaum hatte Asuma die Tür geschlossen war von Kin ein seufzen zu hören. „Warum müssen mich die Weiber ständig abknutschen?“, fragte Kin leicht genervt und sah seinen Vater mit einem deutlich angewiderten Blick an. Eine Antwort bekam der Kleine jedoch nicht, da Kakashi damit zu kämpfen hatte nicht laut loszulachen. Um nicht doch zu einer Antwort gezwungen zu werden, schnappte er sich die Einkaufstüten und brachte sie in die Küche, wo er für Asuma auch gleich einen Tee machte.

„Und was trinkst du?“, fragte er seinen Sohn, welcher nun ebenfalls in die Küche kam. Kin hatte den kleinen Beutel dabei, den Kurenai ihm gegeben hatte und packte diesen auf dem Küchentisch aus.

„Hm. Ich mach mir gleich Kakao.“, antwortete Kin zunächst und staunte dann über die Dinge, welche er alle aus dem Beutel geholt hatte. „Übertreibt Kurenai immer so? Soviel hätte sie doch nicht kaufen müssen.“, kam es anschließend von dem kleinen Engel und er schaute sich einige Dinge genauer an. Auf dem Tisch lagen die fünf ersten Ausgaben des Mangas Detektiv Conan, sowie eine Schlüsselkette, eine Geldbörse, ein Posterheft und eine Armbanduhr welche alle aus dem Fanartikel Bereich von Detektiv Conan stammen.

Nicht weniger überrascht war Kakashi. Den Manga kannte er flüchtig. Asuma kaufte regelmäßig die neueste Ausgabe für seinen Neffen. „Was hast du den gemacht, dass sie dir das gekauft hat?“, fragte er grinsend.

„Na ja, das war so … “, begann Kin zu erzählen.

 

Den Einkauf hatten Asuma und Kin schon vor einigen Minuten beendet und langsam machten sie sich auf den Weg nachhause. Kurenai begleitete sie noch ein Stück und turtelte unterwegs mit ihrem Freund. Das Kin vor einem Schaufenster stehenblieb bemerkten sie daher nicht sofort.

„Wie kommt es eigentlich, dass du grade nicht rauchst? Sonst sieht man dich nie ohne deine Zigaretten.“, wollte Kurenai wissen und blickte fragend zu Asuma auf.

„Ich hab aufgehört zu rauchen und dafür kannst du dich bei Kin bedanken. Wo steckt der kleine überhaupt?“, antwortete der Sarutobi und stellte darauf fest, dass Kin nicht mehr neben ihnen herlief.

Beide schauten sich einen Moment um und schließlich fand Kurenai den Jungen zuerst. „Er steht dort drüber vor dem Geschäft.“, sagte sie und zeigte in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren.

Als er eine Hand auf seinem Kopf spürre, schaute Kin auf. Neben ihm stand Kurenai, welche ihn anlächelte. „Na du Krümel, was schaust du dir denn da an?“, fragte sie und sah nun selbst in das Schaufenster. Dort lagen einige Mangas, welche offenbar alle zur gleichen Serie gehörten: Detektiv Conan. Dazwischen befanden sich Figuren von dem kleinen Detektiv aus dem Manga und einige Fanartikel.

Darauf hockte sich Kurenai vor Kin und schaute dem kleinen Jungen genau in die Augen. „Kin? Erzählst du mir, wie du es geschafft hast Asuma zum Nichtraucher zu machen?“

»Mist!«, dachte sich Kin und überlegte kurz. Asuma hatte unterwegs erwähnt gehabt, dass er seit dem Blutrausch nicht mehr geraucht hatte, aber was sollte er jetzt sagen? „Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mehr lieb zu ihm bin und ihn verhaue, wenn er nicht damit aufhört. Die Dinger stinken und sind voll eklig.“, antwortete er schließlich und hoffte, dass der Mann mitspielte.

„Ach, und davon hast du dich beeindrucken lassen?“, fragte sie darauf skeptisch an Asuma gewandt.

„Nein, hab ich nicht. Seine Schlagkraft war allerdings sehr überzeugend. Ich hab noch immer blaue Flecke.“, seufze er und dachte dabei an das Training zwei Tage zuvor, wo er wirklich einiges an Schlägen kassiert hatte. Die Flecken würde man noch einige Zeit sehen. „Eines habe ich daraus gelernt. Leg dich niemals mit einem Hatake an, egal wie klein er auch sein mag – vor allem dann nicht, wenn der Vater daneben steht.“

 

„ … und dann meinte Kurenai, dass ich mir eine Belohnung verdient habe, weil ich Asuma Verstand eingeprügelt hätte. Sie wollte wissen, ob ich was von dem haben möchte, was im Fenster zu sehen war und ist darauf in den Laden gegangen. Mit dem Beutel kam sie dann wieder raus.“, schloss der Junge seinen Bericht und staunte noch immer über seine 'Belohnung'.

Kakashi hatte ganz schön lachen müssen, als Kin davon erzählt hatte, wie er Asuma angeblich das Rauchen abgewöhnt hatte. Vor allem wegen Asumas Reaktion darauf. Damit würde er den Mann noch eine ganze Weile aufziehen können. Die ersten hinterlistigen Gedanken schlichen sich bereits in seinen Verstand, doch er verscheuchte sie zunächst. Noch hatten sie Gäste und der Abend war noch lang. Es gab noch einiges zu berichten. 

 

Mit Tee und Kakao kamen sie schließlich ins Wohnzimmer. Asuma saß grinsend auf dem Sofa und betrachtete seinen Vater und Iruka, welche noch immer in der gleichen Position saßen, wie zuvor. Bislang hatten sie wohl auch noch kein Wort gesagt.

„Wie weit seit ihr gekommen?“, wollte Kin wissen, nachdem er seinen Becher auf dem Tisch abgestellt hatte.

„Wir haben alles soweit erzählt, einschließlich Ritual und deinem Panikanfall gestern Abend. Das Gespräch von heute Morgen haben wir ausgelassen und die andere Sache, über welche du reden wolltest, haben wir bisher auch nicht erwähnt.“, klärte Kurama den Jungen auf und ließ sich dabei von Asuma hinter den Ohren kraulen.

„Papa, kannst du die Rollos runter lassen? Ich möchte ihnen gleich meine Flügel zeigen.“, flüsterte Kin seinem Vater zu und Kakashi ging mit einem leichten Grinsen zu den Fenstern, um die Sicht in den Raum zu blockieren.

Der kleine Engel hatte sich nun vor Iruka gestellt und schaute diesen an. Einen Moment dauerte es, bis Iruka den Jungen bemerkte, zu sehr war er in seinen Gedanken vertieft gewesen. „Entschuldige, dass ich dich vorhin nicht begrüßt habe. Ich fand es nur besser, wenn du zuerst erfährst, dass meine Erinnerungen zurück sind.“ Darauf sprang er seinem ehemaligen Sensei auf den Schoss und umarmte ihn. Iruka zögerte nicht eine Sekunde, die Umarmung zu erwidern – wie sehr hatte er den kleinen Jungen in den letzten zwei Wochen doch vermisst gehabt.

„Ich habe heute Morgen Mizuki und seine Freundin gesehen.“, erzählte der Junge und wollte eigentlich noch etwas anderes sagen, doch Iruka unterbrach ihn.

„Was? Mizuki hat eine Freundin? Ich dachte immer, er wäre schwul …“, fragte er verblüffte und zeigte deutlichen Unglauben.

„Offenbar nicht. Deswegen erwähne ich ihn aber nicht. Er wusste, dass ich dein Patenkind bin und hat mir erzählt, dass du in den letzten zwei Wochen extrem schlechte Laune hattest und immer so traurig aussahst. Wenn du aber über mich geredet hast, warst du kurz wieder fröhlich. Er hat gesagt, ich soll dich etwas aufmuntern.“, kicherte Kin und grinste seinen Paten fröhlich an. Kurz darauf fand er sich erneut in einer Umarmung wieder.

„Und jetzt will ich dir und Opa Hokage etwas zeigen.“, deutete der Junge an und sprang wieder von Irukas Schoss. „Hoffentlich klappt das jetzt auch.“, hörten sie den Kleinen noch sagen und dann schloss er seine Augen. Erneut versuchte er sein Chakra über seine Haut zu legen, um seine Dämonenrüstung anzulegen. Nach einigen Minuten klappte es auch und der Knirps stand in einer ledernen Rüstung vor ihnen. Darauf konzentrierte sich der Junge auf seine Flügel und auch diese erschienen auf dem Rücken. Fehlte nur noch eines: Seine Dämonenklingen. Diese waren kein Problem, wie er auf ihrem Rückweg schon festgestellt hatte, weshalb er sie ohne viel Mühe zwischen den Fingerknöcheln hervortreten lassen konnte.

„Komm Papa, du musst deine Rüstung auch zeigen.“, verlangte der Kleine und Kakashi stand seufzend auf, um sich neben seinen Sohn zu stellen. Einen Moment später trug auch er seine Rüstung und zog zudem noch die Schwerter. Auch sein neues Sharingan aktivierte er, damit seine Augen ebenfalls eine gelbe Farbe zeigten.

Bislang hatte Kakashi nur vom Ritual und seiner Veränderung erzählt gehabt, es nun auch zu sehen erstaunte die beiden Männer. Der kleine Engel war für sie jedoch viel faszinierender.

„Kannst du auch fliegen?“, wollte Iruka nach einigen Minuten wissen. Er war aufgestanden und hatte sich die Flügel aus der Nähe angesehen. Das Gefieder war sehr weich und die Federn waren allesamt recht kurz. Wirklich vorstellen konnte Iruka sich nicht, dass der Junge damit auch fliegen könnte.

„Noch nicht. Ich hab noch das Babygefieder. Damit bin ich nicht flugtauglich. In ein paar Jahren werde ich es aber lernen können.“, antwortete der Junge und flatterte einige Male mit den Flügeln, worauf er einige Federn verlor. Darauf versteckte er seine Schwingen wieder und legte auch seine Rüstung wieder ab. Die Klingen waren bereits wieder in seinen Armen verschwunden. „Möchtest du eine Feder mitnehmen?“, fragte Kin darauf Iruka und begann seine verlorenen Federn aufzusammeln.

Dankend suchte sich Iruka zwei schöne Exemplare aus dem kleinen Haufen. Sie waren wirklich sehr schön. Wie die Federn der Vögel, nur von einem besonderen Glanz, welchen er zuvor noch nie gesehen hatte. Auch der Hokage bekam welche von den Federn geschenkt und Asuma nahm sich ebenfalls eine. Die Übrigen brachte Kin in sein Zimmer.

Wieder zurück setzte ersich bei seinem Vater auf den Schoss, welcher den Junge auch sogleich mit dem nächsten Thema ansprach: „Wie wäre es, wenn wir als nächstes erzählen, was du uns heute Vormittag erzählt hattest?“ Sofort verfinsterte sich Kins Mine ein wenig. Nickend stimmte er zu und Kakashi begann zu erzählen, was er am Vormittag erfahren hatte.

„Das ist also mit Taki passiert.“, kam vom Hokage, nachdem Kakashi seinen Bericht beendet hatte.

„Kanntest du ihn?“, wollte Kin wissen, da er nun neugierig geworden war.

„Allerdings. Taki ist einer der Ältesten Ninja des Dorfes gewesen und hatte sogar schon unter dem Shodai und dem Nidaime Hokage gedient. Er war ein herausragender Kämpfer, sehr klug und immer freundlich. Seid vielen Jahren schon war er nur noch inoffiziell als ANBU tätig, da er zu Alt geworden war.“, erzählte der alte Hokage und Kin kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Sein Taki war ein ANBU? Und dann auch noch ein richtig starker? Damit hatte der Junge wirklich nicht gerechnet.

Einen Moment besah sich der Sandaime der Reaktion des kleinen Jungen und redete anschließend weiter: „Nach dem Tod des Yondaime bat ich ihn eine geheime Mission zu übernehmen. Taki war immer in ANBU Maske unterwegs gewesen und seinen Namen kannte auch niemand. Ich habe ihn daher gebeten ein Auge auf dich zu haben. Er mochte Kinder und war auch gut mit dem Yondaime befreundet, weshalb er diesen Auftrag gerne annahm. Weder du noch jemand anders durften bemerkten, das er ein ANBU war und er gezielt auf dich aufpasste, daher nahm er die Rolle eines Obdachlosen an und schlich sich so in dein Leben. Ich habe regelmäßig Berichte von ihm bekommen. Er mochte dich wirklich sehr. Doch dann hatte es aufgehört und er war verschwunden.“

Eine Weile dachte der Kleine über seinen damaligen besten Freund nach. Taki hatte ihm soviel beigebracht. Alles, was für ihn selbst im späteren Leben wichtig und auch notwendig geworden war, hatte er von diesem Mann gelernt. Doch nicht nur die wichtigen Dinge – wie lesen, schreiben und rechnen – hatte Taki ihm beigebracht, auch einige eher unwichtige, aber dennoch schöne, Dinge hatte er von dem Mann gelernt.

„Er hat mir Violine spielen beigebracht. Als er damals gestorben ist, da hat er gesagt, ich darf seine Violine behalten – und ich soll immer schön üben. Ich hab mich immer so anders gefühlt, wenn ich auf ihr gespielt habe. Alles Schlechte ist sofort weg gewesen, sobald ich die Töne hörte.“, erzählte der Junge und mit einem sanften Lächeln. Dies war auch so eines von seinen Geheimnissen gewesen. Niemand hatte bisher davon gewusst, dass er ein Instrument beherrschte.

„Wir haben keine Violine gefunden, als wir deine Wohnung ausgeräumt haben.“, kam darauf von Iruka. In Gedanken ging er alles nochmal durch, was sie eingepackt hatte. Eine Violine war definitiv nicht dabei gewesen.

„Du glaub doch wohl nicht, dass ich meine Schätze in meiner Wohnung aufbewahrt hatte. Nee, die Violine und auch einige andere Dinge hatte ich in meinem Versteck im Wald und das findet NIEMAND, wenn ich denjenigen nicht dorthin führe.“ Das fiese und überlegene Grinsen von Kin zeigte deutlich, wie sicher er sich in dieser Aussage war. Taki war die einzige Person, die sein Versteck kannte. Immerhin war der Mann nicht unbeteiligt gewesen, als Naruto sich damals ein Versteck gesucht hatte. Taki hatte beim aussuchen geholfen und es auch gesichert, damit niemand hinein kam, der nicht hinein sollte.

„Meine Mutter konnte auch Violine spielen. Ich hab ihren Violinenkoffer sogar noch.“, erwähnt Kakashi nachdenklich. Er hatte diesen Koffer seit ihrem Tod, aber hatte ihn nie angerührt. Wenn man mal von den beiden Umzügen absah, wo sein Standort verändert wurde. Spielen konnte er das Instrument jedoch nicht. Es war mehr ein Andenken für ihn.

„Echt jetzt?“, fragte Kin überrascht und schlug sich darauf die Hand vor den Mund. „Verdammt!“, fluchte er darauf. Er hatte es schon wieder gesagt. Dabei durfte er das doch nicht mehr sagen! Na ja, zumindest konnte er verschleiern, dass er sich unerlaubt den Koffer angesehen hatte.

Kichernd fuhr Kakashi mit einer Hand durch Kins Haare. Das war nicht sein erster Ausrutscher gewesen und so sehr sich der Kleine auch bemühte es zu verdrängen, ab und an rutschte ihm doch noch ein „echt jetzt“ raus. Alte Gewohnheiten waren nun mal nur schwer abzulegen.

Kapitel 24 - Narutos Geheimnisse 2

Für einen Moment war Kakashi verschwunden gewesen, als er zurückkehrte hatte er den Koffer mit der Violine unter dem Arm und legte ihn auf dem Couchtisch ab. „Ich weiß leider nicht, ob sie noch in Ordnung ist. Auf ihr wurde über 20 Jahre nicht gespielt und ich habe sie in der Zeit auch nicht angerührt.“

Für Kin war auf den ersten Blick klar, dass dies eine alte Violine war und sie sich in einem sehr guten Zustand befand. Leicht verstaubt und sicher auch etwas verstimmt, doch ansonsten in gutem Zustand. Ehrfürchtig nahm er das Instrument aus dem Koffer und besah es sich genauer. Sie wies starke Ähnlichkeit zu einer Violine auf, deren Bild er mal in einem Buch gesehen hatte. Nur in welchem Zusammenhang? Er wusste es nicht mehr.

Vorsichtig wischte er den Staub ab und prüfte die Saiten. Es dauerte nicht lang und er hatte das Instrument gestimmt, doch nun, wo er darauf spielen wollte, war es etwas ungewohnt. Sein nun viel kleinerer Körper musste die Violine etwas anders halten, als er es in den letzten Jahren gewohnt war.

„Ich bin aber nicht wirklich gut. Seit Taki mich nicht mehr unterrichtet, habe ich nur für mich allein gespielt – und ich hab auch keine Ahnung, wo meine Fehler liegen.“, warnte er die Anderen vor und begann eines der Lieder zu spielen, welche er damals noch mit Taki geübt hatte.

Einige Minuten lauschten sie den wohlklingenden Tönen. Ob es Fehler gab, konnten sie nicht einschätzen, da sich niemand von ihnen gut genug auskannte. Doch in einem waren sie sich einig: „Das war wunderbar. Du spielst sehr gut.“, lobte der alte Sarutobi schließlich und die anderen konnten ihm nur zustimmen. Kin bedankte sich und spielten noch ein zweites Lied, welches ebenfalls sehr gut bei seinen Zuhörern ankam.

„Und was genau hast du jetzt gespielt? Was waren das für Stücke?“, wollte Iruka darauf wissen, da er sich kein bisschen mit klassischer Musik auskannte.

Dass sein Pate keine Ahnung von dieser Art von Musik hatte, wusste Kin ja, weshalb er nur leicht den Kopf schüttelte. Asumas Vermutung, dass die beiden Stücke von Brahms und Mozart waren, sorgte bei dem kleinen Musiker darauf für entsetzten und innerlich schlug er die Hände vors Gesicht. Als dessen Vater dann jedoch damit kam, die Stücke wären von Beethoven und Schubert gewesen, da hätte sich Kin am liebsten irgendwo verkrochen. Der ehrenwerte Sandaime Hokage, bekannt als Liebhaber von klassischer Musik – und dann sowas? Das ging ja mal völlig daneben.

Gerettet wurde das Ganze schließlich von jemanden, mit dem Kin weniger gerechnet hatte. „Ihr Ahnungslosen! Das waren Bach und Chopin.“, meinte nun Kakashi und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Soviel Ahnung sollte man doch zumindest haben. Seine Mutter hätte sich im Grabe umgedreht wenn er das nicht erkannt hätte.

„Kami sei Dank! Wenigst einer mit Ahnung.“, seufzte Kin darauf und legte die Violine wieder in den Koffer.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut mit der Violine umgehen kannst. Wenn du möchtest, kannst du sie behalten. Ich kann damit eh nicht umgehen. Ich bin mir sicher, meine Mutter würde sich freuen, dass ihr Enkel jetzt darauf spielt.“, meinte Kakashi mit einem Lächeln und umarmte seinen Sohnemann.

„Danke.“, grinste Kin darauf und freute sich darüber, dass er das Instrument behalten durfte. „Aber so gut bin ich noch nicht. Ich spiele voll schlecht und ohne Lehrer ist es nicht einfach die Fehler zu finden. Immerhin übe ich seit Jahren ganz alleine.“

„Da lässt sich jetzt sicher jemand finden, der dir Unterricht geben könnte.“, sprach der Hokage dem Jungen Mut zu und und lächelte darauf.

 

Einige Minuten redeten die Erwachsenen über eher belanglose Dinge, weshalb Kin ihnen nicht mehr zuhörte und stattdessen seinen eigenen Gedanken nachging. Er musste ihnen an diesem Abend noch von seinem Mörder erzählen. Nur wie? Er war sich selbst nicht mehr sicher, ob Mizuki es war. Der Mann war immer freundlich zu ihm gewesen und er kein auch kein mieses Gefühl bei dem Lehrer. Sonst hatte er dies bei allen Personen, welche ihm gegenüber mal handgreiflich geworden waren. Es irritierte ihn nahm seinen Verstand völlig ein. So sehr, dass er nicht einmal mitbekam, wie er angesprochen wurde.

Einige Male hatte Kakashi den Junge bereits angesprochen. Kins Augen hatten begonnen von innen heraus zu leuchten und glühten in einem starken goldgelben Farbton, was bei Iruka und dem Sandaime für Verwirrung gesorgt hatte. Da sich der Junge jedoch von nichts in die Realität zurück bringen liegt, griff Kurama zu härteren Maßnahmen und zwickte seinen Sohn in den Arm – was jedoch auch nicht half.

Schließlich ließen sie ihn einfach ein paar Minuten und beobachteten ihn stattdessen. Nach einiger Zeit hörte das Glühen auf und Kin begann seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Sofort fühlte er sich beobachtet und bemerkte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. „Ist was?“, fragte er nichtsahnend und kam sich vor wie ein Tier im Käfig, weil sie ihn alle so seltsam anstarrten.

Verwirrt betrachteten sie den Jungen, der seine Umgebung nun endlich wieder wahrnahm. Hatte er wirklich nichts bemerkt? „Deine Augen haben geglüht und du hast Minutenlang auf nichts reagiert.“, klärte Kurama seinen Sohn auf.

„Hä? Ich hab doch nur nachgedacht. Seltsam ...“ Nun war auch Kin verwirrt. Solch abwesende Momente kannte er von sich gar nicht. Obwohl … Er selbst bekam sie ja offenbar nicht mit und bisher hatte sie nie jemand für ihn interessiert, weshalb es auch niemanden gegeben hatte, der es hätte bemerkten können.

„Ist jetzt auch egal.“, meinte der Hokage und darauf schüttelte er leicht den Kopf, in der Hoffnung, sein verwirrter Zustand würde sich etwas legen. „Wir wollten von dir wissen, ob du noch mehr Geheimnisse aus Narutos Leben hast, von denen du uns erzählen willst. Wenn nicht, dann würden wir das Gespräch gern in eine Richtung lenken, welche vielleicht unangenehm für dich sein könnte, doch dann hast du es zumindest hinter dir.“, deutete der alte Sarutobi an, da er vor Kin nicht aussprechen wollte, worum es gehen würde. Leider hatte er den Verstand des Jungen nicht mit einkalkuliert.

Seufzend ließ sich Kin nach hinten fallen und landete an Kakashis Brust. Er wusste genau, worum es sich dabei handelte. „Ich wollt über meinen Mörder reden.“, stellte er fest und hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es war klar, das sie darüber reden wollten, doch er wollte in diesem Gespräch die Führung haben. Zudem war es ihm recht, dass es für sie offenbar auch interessant war, mehr über Naruto zu erfahren, weshalb er sich auch einem weiteren Geheimnis widmete.

„Es gibt noch eine Sache, die ich als ein weiteres Geheimnis ansehe: Ich war ein Einbrecher.“, offenbarte er und sah in die geschockten Gesichter der Erwachsenen. Kichernd besah er sich jedes einzelnen, bevor er weitersprach: „Ich rede jedoch nicht von der Art Einbrecher, die in fremde Häuser einsteigen, um dort zu stehlen. Ich bin immer am gleichen Ort eingebrochen und ich habe nie etwas entwendet oder beschädigt.“

Ein einheitliches erleichtertes Seufzen erklang und die Atmosphäre schien sich wieder zu entspannen. „Was hast du dann gemacht?“, wollte Kakashi nach einem kurzen Moment wissen. Er hatte erst seinen Schock verdauen müssen, bevor er reden konnte und den Anderen ging es offenbar genauso.

„Nun, öffentliche Bibliothek bedeutete hier in Konoha offenbar: Offen für alle, außer das Monster. Sie haben mich schon rausgeschmissen, bevor ich auch nur in der Nähe der Tür war. Daher kam ich irgendwann auf die Idee, einfach dort einzubrechen. Bemerkt wurde es nie, da ich immer darauf geachtet hatte nichts zu beschädigen. Ich bin nach der Schließzeit rein, hab gelesen und bin vor dem Morgengrauen wieder abgehauen.“, erklärte Kin mit einem Grinsen, welches Kakashi wieder stark an das frühere fuchsartige Grinsen von Naruto erinnerte.

Kopfschüttelnd betrachtete der Hokage den kleinen Buben. „Und was hast du dort gelesen?“, fragte er nach einigen Minuten, da er es nicht wirklich glauben konnte, was der Junge wegen Büchern eingebrochen war. Sicher, Bildung war etwas, wofür es sich gelohnt hätte, zumal man sie ihm offenbar verwehrt hatte, doch konnte er nicht glauben, dass der Junge sich wirklich nützliche Dinge durchgelesen hatte.

„Unterschiedlich. Angefangen hatte es damals mit Büchern über Komponisten und Musikstücken, weil ich mal etwas neues mit der Violine ausprobieren wollte. Ich hab mir auch einiges über das Instrument selbst durchgelesen und ihre ersten Erbauer.“, begann Kin zu erzählen und setzte wieder einen nachdenklichen Blick auf.

„Durch ein Buch über berühmte Violinisten kam ich dann auf einen Absatz, welcher erwähnte, dass eine Romanfigur Namens Sherlock Holmes Violine spielte. Erwähnt wurde auch, dass es sich bei den Büchern um Kriminalromane handelte und der Mann ein Detektiv sein. Das hatte mich damals fasziniert, weshalb ich mir auch davon ein Buch durchgelesen habe. Tja, bei einem blieb es dann nicht. Mittlerweile kenne ich sie alle. Was ich in den Romanen damals nicht verstanden, hatte ich immer in den Lexikons und Sachbüchern nachgeschlagen, die es in der Bibliothek ja auch zuhauf gibt. Sherlock Holmes ist zu einem Vorbild für mich geworden, obwohl die Figur nur erfunden ist.“, erzählt der Junge stolz und lächelte dabei.

Mit so ziemlich allem hatte der Hokage gerechnet gehabt, von den Kinderbüchern und Mangas bis hin zu den sexuell orientierten Büchern. Nicht jedoch, dass der Junge sich wirklich gezielt im musikalischen Bereich gebildet hatte und darüber zu den Krimis kam. „Musiker und Krimi Leser. Beides etwas, dass du früher geheim gehalten hattest und jetzt offen zeigen kannst, wenn du das möchtest. Gibt es sonst noch etwas, dass wir wissen sollten?“, wollte der Sandaime nach einigen Minuten wissen.

„Nein, dafür hab ich jetzt einige Fragen.“, stellte Kin sofort klar und nahm einen äußerst ernsten und konzentrierten Gesichtsausdruck an, welcher überhaupt nicht zu dem kleinen Jungen passte.

Seufzend faltete der Hokage die Hände. Das konnte ja noch etwas werden, mit dem Jungen. Gespannt wartete er ab, bis die erste Frage gestellt wurde.

Mit geschlossenen Augen dachte Kin einen Moment darüber nach, was er genau fragen wollte und in welcher Reihenfolge. „Gut, kommen wir zunächst zum unangenehmen Teil: Nach meinem Tod hast du während der Versammlung erwähnt, dass du meinem Mörder eine Woche zeit gibst sich selbst zu melden. Hat sich jemand gemeldet?“

„Ja und nein. Gai ist mit seinem Team vorbei gekommen und hat drei Genin gemeldet, welcher er wohl an dem Vormittag vertrieben hatte, als sie auf dich einprügelten. Zu dem Zeitpunkt ging es dir aber wohl noch ganz gut und er ist mit seinem Team dann gegangen. Dann haben wir noch die Kahari Brüder festgenommen, welche dich offenbar kurz darauf verprügelt hatte. Sie hatten in einer der Bars damit geprahlt. An dem Abend bei der Versammlung waren sie schon so betrunken, dass sie nicht mal mitbekommen haben, dass es überhaupt eine Versammlung gab und sie sind von den anderen Gäste der Bar noch am selben Abend verpfiffen worden. Sie beteuerten jedoch, das sie dich nicht getötet hätten. Inoichi hat das überprüft und bestätigt. Sie hatten dich wirklich nur verprügelt und sind dann gegangen – was an sich aber schon schlimm genug ist, weshalb sie jetzt wegen schwerer wiederholter Körperverletzung und Kindesmisshandlung sitzen. Zudem waren die Brüder an einem anderen Ort mit dir. Kakashi und Iruka haben dich ganz woanders gefunden, womit sie als Mörder ebenfalls rausfallen. Wer es letztlich war, konnten wir bisher jedoch nicht rausbekommen.“, berichtete der Hokage und seufzte darauf. Er hätte dem Jungen wirklich gern gesagt, dass er sich keine Sorgen mehr machen musste. Dass sie den Täter bereits gefasst hatten. Leider hatten sie ihn bisher nicht finden können.

Derjenige, den Kin hätte als Mörder identifizieren können, war noch frei, dass hatte der Junge ja bereits am Vormittag festgestellt, jedoch hatte er insgeheim Gehofft, das sich vielleicht jemand anders zu dem Mord bekannt hatte. Damit hätte er nun ein Problem weniger, zumal er sich bei dem Täter ja selbst nicht mehr sicher war. Aber wie sollte er ihnen nun von Mizuki erzählen? Wenn der Mann wirklich unschuldig sein sollte, dann wollte er auch nicht seinen Ruf zerstören und vor allem nicht sein Leben. Er wusste, wie sehr Mizuki Kinder liebte und was für ein beliebter Lehrer er war. Würde rauskommen, dass er wegen des Mordes an einem Kind auch nur verdächtigt wurde, dürfte der Mann sicher nicht mehr unterrichten. Das konnte er dem Mann nicht antun.

„Kin weiß, wer es war.“, deutete Kurama an und zwang Kin somit zu einer Aussagen, vor der sich der Junge eigentlich drücken wollte.

„Ja, nur bin ich mir selbst nicht mehr so sicher.“, meinte der Kleine darauf in einem nachdenklichen Ton und starrte auf die plötzlich sehr interessant gewordene Tischplatte.

„Aber du hast ihn doch gesehen und kannst dich auch daran erinnern.“, wunderte sich der Fuchs, da er der Sinneswandel des Jungen ihm seltsam vorkam.

„Schon, aber etwas ist da komisch.“, begann der Kleine und überlegte einen Moment, wie er sich am besten Ausdrückte: „Bei jeder Person, die im Laufe der letzten Jahre handgreiflich mir gegenüber geworden ist, hatte ich seit dem ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Ich wusste einfach, dass es einer von ihnen war. Ich bin heute einigen Personen über den Weg gelaufen und auch der Mörder war darunter. Es waren einige dabei, bei denen ich dies schlechte Gefühl hatte. Aber bei ihm, da habe ich das Gefühl nicht. Das dürfte normal nicht sein. Mein Instinkt hat mich da noch nie betrogen. Ich glaube nicht, dass er es war auch wenn ich ihn deutlich gesehen habe. Auch passt das, was ich an ihm gesehen habe nicht zu dem, wie wir ihn alle kennen. Irgendwas ist da faul!“ Damit war sich Kin mittlerweile mehr als sicher. Dies war wohl das Rätsel seines Lebens. Oder Narutos Lebens. Er hätte nicht gedacht, dass er selbst Teil eines Krimis sein würde, wo der offensichtliche Killer sich als unschuldig herausstellt. Ob sie den Täter jemals aufspüren würden?

„Und wen hast du nun gesehen?“, wollte diesmal Kakashi wissen und Kins Blick wanderte zu Iruka.

Er wusste, dass dieser gut mit Mizuki befreundet war. Es würde seinen Freund, Sensei und Paten sicher schocken wenn er den Namen des Mannes aussprach. Doch es ging nicht anders. Er musste es ihnen mitteilen.

„Sensei Mizuki.“

Kapitel 25 - Eine einzelne Träne

„Sensei Mizuki.“

Einige Minuten hatte es gedauert, bis Kin sich hatte überwinden können, doch nun war es raus. Er hatte den Namen ausgesprochen und sie wussten nun, wen er gesehen hatte. Wen ER für den Mörder hielt. Doch war Mizuki es auch? Sicher war der Junge sich da nicht mehr, weshalb er hoffte, dass der Lehrer nicht sofort verhaftet wurde. Er wollte keinen Unschuldigen mit seiner Aussage hinter Gitter bringen.

Seinen Blick hatte Kin noch immer auf Iruka liegen. Der erwartete Schockzustand war anders ausgefallen, als zuvor angenommen. Äußerlich zeigte sich bei dem Mann gar keine Reaktion. Innerlich war der Schock dafür um so größer. Die Zeit schien für ihn stillzustehen, während sein Verstand größte Mühe damit hatte, den Sinn hinter Kins Worten zu begreifen.

Fasziniert betrachtete der Junge nun die Reaktionen der anderen Erwachsenen. Er hatte mit vielem gerechnet, vor allem Schock und Entsetzen, doch sie reagierten alle recht unterschiedlich – und doch irgendwie gleich. Einzig Kurama fiel aus der Reihe, denn dieser lag recht entspannt auf dem Sofa und schien die Ruhe selbst. Er dachte über die Worte seines Sohnes nach und musste Kin recht geben. Instinkte waren nicht so einfach zu täuschen – vor allen nicht die Dämonischen – und wenn sie bei Mizuki nicht reagierten, dann war da wirklich etwas Faul.

Ähnlich ruhig und nachdenklich reagierte der Hokage. Zudem stand ihm noch deutliche Sorge ins Gesicht geschrieben. Bei Asuma war als einziges die erwartete Reaktion zu erkennen, jedoch lag es bei diesem Mann mitunter auch an etwas anderem. Mizuki war der Klassenlehrer von seinem Neffen und er wusste, wie sehr die Kinder ihren Sensei liebten.

Überwiegend geschockt betrachtete Kakashi seinen Sohn, da er diesen am Vormittag noch mit Mizuki reden sah. Der Junge hatte wirklich mit seinem Mörder geredet, als ob nichts vorgefallen wäre. Nun verstand er aber auch, warum Kin kurzzeitig nervös und angespannt gewesen war, als Mizuki ihm begegnete. Wobei er sich wunderte, dass er danach wieder die Ruhe selbst war und problemlos das kleine unwissende Kind spielen konnte. Er selbst hätte das nicht gekonnt, da war sich Kakashi sicher.

Einige Minuten vergingen, in welche alle Erwachsenen ihren Gedanken nachgingen. Auch bei Iruka zeigten sich langsam die ersten Regungen. Offenbar begann er zu begreifen, dass Kin seinen besten Freund neben Kakashi des Mordes beschuldigte. „Bist du dir sicher?“, wollte er nach einigen Momenten wissen, da er noch immer nicht glauben konnte, dass Mizuki es gewesen sein soll.

„Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich ihn gesehen habe.“, bestätigte Kin und war eindeutig von seinen Worten überzeugt. Er wusste, was er gesehen hatte. Danach wechselte er jedoch zu einer unsicheren nachdenklichen Haltung. „Aber ich kann nicht sagen, ob er es wirklich war. Wie gesagt: Meinem Gefühl nach hat er mir bis heute nie etwas getan, was ich von vielen anderen im Dorf nicht behaupten kann.“ Kin war deutlich anzusehen, wie wenig er an Mizukis Schuld glaubte. In Gedanken suchte er weiterhin nach dem Grund, warum er den Lehrer gesehen hatte, obwohl dieser es seinem Gefühl nach nicht war. Mehrere Szenarien waren ihm bereits durch den Kopf gegangen, doch die Meisten hatte er bereits wieder verworfen.

„Ich glaube auch nicht, dass Mizuki es war. Nein, ich weiß, dass er es nicht war!“, verteidigte Iruka den Mann und schien nun sehr von seinen Worten überzeugt. Er kannte seinen Freund gut genug um zu wissen, dass dieser es auf keinen Fall gewesen sein konnte.

„Iruka hat recht. Mizuki kann es nicht gewesen sein, dazu ist er genetisch bedingt gar nicht fähig.“, meldete sich nun auch der alte Sarutobi wieder zu Wort.

„In wie fern?“, kam sowohl von den beiden Hatake, wie auch von Asuma. Alle drei starrten den alten Mann verwundert an, während Iruka zu wissen schien, was der Alte damit gemeint hatte.

Mit geschlossenen Augen dachte der Sandaime einige Momente nach. Auch der Grund für Mizukis Unschuld war eines der vielen Geheimnisse, die er als Hokage zu bewahren hatte. In diesem speziellen Fall würde er jedoch eine Ausnahme machen. Er wollte unbedingt wissen, wer für Narutos Tod verantwortlich war und ob es vielleicht noch einen anderen Grund dafür gab, als die Tatsache, dass der Junge ein Jinchuuriki war. Am Besten helfen konnten ihm diejenigen, welche die Wahrheit über Naruto und Kin kannten und ihnen würde er alle notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. Sogar ein Geheimnis, wenn es sein musste.

„In Mizukis Blutlinie existiert ein Erbe, welches die Träger mit dem Erwachen zu den extremsten Killern werden lässt. Jeder von ihnen wurde zu einem herausragenden ANBU. Ganz selten jedoch, wie in Mizukis Fall, wirkt es sich genau umgekehrt aus.“, begann er zu erklären und versuchte kurz gedanklich die wichtigsten Details zusammen zu fassen, bevor er sie mitteilte: „Seit sein Bluterbe erwacht ist, ist er unter anderem nicht mehr fähig zu töten, weshalb wir ihn von den Missionen ausschließen mussten. Statt zu einem Killer zu werden, wurde Mizuki zu einem Wächter. Sein speziell ausgeprägter Beschützerinstinkt ist sehr stark auf Kinder fixiert. Für den Schutz eines Kindes würde er alles tun, weshalb wir ihn zu einem Lehrer gemacht haben.“

„Kami sei Dank!“, seufzte Kin erleichtert auf und ließ sich erneut nach hinten fallen, worauf er von seinem Vater umarmt wurde. „Dann kann er es wirklich nicht gewesen sein. Ich hatte schon angst, dass ich mit meiner Aussage jemanden schade, der vielleicht doch unschuldig ist.“

„Mizuki ist definitiv unschuldig. Mach dir keine Sorgen, ihm wird nichts passieren.“, sprach der Alte mit einem Lächeln und wurde kurz darauf wieder ernst. „Es muss allerdings einen Grund dafür geben, warum der wahre Täter ausgerechnet Mizuki als Mörder dastehen lassen wollte. In dem Fall wäre Mizuki der Schlüssel zum Täter. Grundlos hängt man niemanden einen Mord an, da muss mehr vorgefallen sein, als nur eine unbedeutende Kleinigkeit.“

„Mizuki hat noch nie mit jemanden Probleme gehabt. Er kam immer mit jedem gut klar. Sein Bruder Mizaki ist da das genaue Gegenteil gewesen. Ständig auf Konfrontationskurs mit allem und jedem. Er würde in die Täterrolle gut reinpassen, schon allein, weil er Naruto schon immer gehasst hat.“, erzählte Iruka diesmal und wurde vom Fuchsrudel und Asuma interessiert angestarrt. Hatten sie jetzt vielleicht doch einen möglichen Täter? Iruka bemerkte die Blicke natürlich und so Leid es ihm auch tat, diese Hoffnung musste er direkt zerstören: „Allerdings ist Mizaki schon seid Jahren tot, womit wir ihn auch ausschließen können.“, setzte er nach und ein einheitliches Seufzen erklang von allen anderen – außer dem Hokage, denn dieser wusste natürlich, dass Mizaki nicht mehr am Leben war. 

Für einige Minuten trat eine drückende Stille ein, in welcher Kin erneut über den Täter nachdachte. Kakashi war in die Küche gegangen um neuen Tee zu machen, weshalb die Stille zunächst auch nicht unterbrochen wurde. Erst als der Hatake wieder ins Wohnzimmer, wurde sie durch eben diesem aus dem Raum verbannt: „Kommt Zeit, kommt Rat. Wir werden denjenigen schon finden.“, sprach er und wollte damit den Jungen etwas entlasten.

Allerdings hatte er nicht mitberechnet, dass sich ins Kins Kopf schon wieder einige neue Theorien gebildet hatten. Er saß im Schneidersitz auf dem Sofa und stützte seinen rechten Ellenbogen auf dem Bein ab, während er seinen Kopf mit der dazugehören Hand abstützte. „Mir macht mehr Sorgen, dass er mich zuerst finden könnte.“, deutete der kleine Engel an und starrte nachdenklich vor sich hin.

Durch diese Aussage waren die Erwachsenen ein weiteres Mal an diesem Abend verwirrt und diesmal schien auch Kurama darauf zu reagieren, den er hob den Kopf und beobachtete seinen Sohn einen Moment ehe er fragte: „Wie kommst du jetzt darauf?“

Routiniert streichelte Kin über das Fell seines Fuchspapas. Er achtete nicht wirklich darauf, was er tat und hatte bisher auch nicht wirklich registriert, was er da tat. Seine Aufmerksamkeit war ganz seinen Gedanken gewidmet – und nur minimal seiner Umgebung, damit er nichts verpasste. Langsam begann er zu erzählen, welche Fragen und Gedanken ihm im Kopf herumspukten: „Wir wissen nicht, wer es war und was genau er von mir wollte. Oder ob ich überhaupt der Grund für die Tat war.

Wenn er speziell Mizuki schaden wollte, dann könnte ihm auch egal gewesen sein, was danach aus mir geworden ist. In dem Fall wäre ich nur ein Bauernopfer gewesen, dass eh keiner vermisst hätte. Allerdings hat er sein Ziel mit Mizuki nicht erreicht, weshalb er erneut versuchen könnte ihm zu schaden. Ich diesem Fall denke ich nicht nur an Mizuki, sondern auch an seine Freundin, die damit ebenfalls in Gefahr wäre.

Umgekehrt, wenn ich das Ziel war, dann wäre Mizuki ein ideales Bauernopfer gewesen, mit dem er sich selbst hätte verschleiern können ohne der Person zu schaden – vorausgesetzt, er wusste, dass Mizuki für uns nicht als Täter in Frage kommt. In diesem Fall wäre die Frage: Was wollte er von mir? Hat er mich einfach nur gehasst, weil ich Kurama in mir hatte? Oder war er vielleicht sogar hinter Kurama selbst her? Oder etwas ganz anderes? Zudem könnte er mitbekommen haben, wie ich zu Kin wurde, ohne das ihr es bemerkt habt. Wenn dem so sein sollte, könnte er es durchaus nochmal versuchen.“

Während Kin seine Gedanken aussprach, hatte sie nicht gewagt den Jungen zu stören. Stattdessen dachten sie über seine Worte nach und mussten sich eingestehen, dass sie selbst sich viel zu wenig damit beschäftigten.

„Was du dir an Gedanken machst, ist schon nicht mehr normal. Pass bloß auf, dass du nie vor anderen so erwachsen redest. Wenn dein Verstand auf Hochtouren arbeitet, machst du sogar dem Nara-Clan Konkurrenz.“, gab Asuma zu bedenken und hatte damit durchaus recht.

Kin war derzeit ein 4jähriger und musste aufpassen, dass er nicht zu viel Verstand vor anderen zeigte. Doch dies war dem Jungen natürlich klar. Immerhin hatte er die letzten Jahre über immer sehr professionell den Trottel dargestellt, obwohl er schon immer recht schlau war. Er hatte auch schon eine starke Vermutung, woher seine enorme Intelligenz kam: „Tja, schlau wie ein Fuchs. Das sind halt Kuramas Gene, die hin und wieder bei mir durchkommen.“

Mit einem typisch frechem füchsischen Grinsen wuschelte er Kurama über den Kopf. Ein Kommentar gab der Fuchsdämon nicht dazu ab. Er tat es weder bestätigen noch widerlegte er es. Stattdessen grinste er wie Kin vor sich hin und ließ die Menschen denken, was sie wollten.

Ein weiteres Mal schweifte Kin gedanklich zu seinem Tod ab. Während er all seine Fragen und Überlegungen ausgesprochen hatte, war ihm noch eine andere Sache aufgefallen, welche er nun noch klären wollte: „Was habt ihr eigentlich gesagt, was mit meinem Körper passiert ist? Ist schließlich auffällig, wenn man behauptet jemand sei tot, aber es gibt keine Leiche.“

Die Erklärung dazu bekam Kin von Kurama: „Der Yondaime hatte ein Schutzsiegel innerhalb des Siegels untergebracht, welches mich in dir gefangen hielt. Durch deinen Tod wurde dies ausgelöst und hat deinen Körper vom Dorf weggebracht, bevor ich ausbrechen konnte.“

Auch Asuma hatte gespannt zugehört, weil dies damals in den Details nicht vorgekommen war. Sarutobi Senior ergänzte die Worte des Fuchses nochmal um einige Weitere: „Minato war für sein Hiraishin no Jutsu bekannt und sie haben es auf jeden Fall geglaubt. Danzo hat sofort nach der Versammlung an dem Abend seine halbe ANBU Root ausgesandt, um nach deinem Körper und dem Kyuubi zu suchen.“, sprach der Sandaime mit einem Grinsen, weil er sich an das Gesicht des ANBU Führers erinnert hatte. Den Blick würde er im Leben nicht vergessen! Zu schade, dass er davon kein Bild gemacht hatte, dann hätten sich jetzt auch die Anderen darüber amüsieren können.

Der Knirps schaffte dies auch ohne Bild und kicherte fröhlich vor sich hin. „Danzo die Pfeife!“, sprach er und fing nun richtig an zu lachen. Er mochte den Mann nicht und freute sich riesig, dass sie ihm einen Dämpfer hatten verpassen können. Taki hatte ihn damals vor Danzo gewarnt und somit wusste Kin von der machthungrigen Persönlichkeit des ANBU Chefs. Auch das dieser ihn wohl gern als Waffe eingesetzt hätte, war dem Jungen bekannt.

„Aber nette Idee, wie seid ihr darauf gekommen?“, wollte er dann schließlich wissen, nachdem er sich endlich wieder etwas beruhigt hatte.

„Das ist keine Idee gewesen, sondern wieder einmal verbogene Wahrheit.“, begann Kurama zu erklären. Leicht umstrukturierte Wahrheiten gab es in Kins Leben ja genug, womit der Junge mit diesem Prinzip zu genüge vertraut war. „Das Siegel gab es wirklich. Als du gestorben bist, ist Minato in deinem Inneren erschienen. Ein Teil von seiner Seele war ebenfalls in dir versiegelt – für den Notfall. Ich hab kurz mit ihm geredet und ihm die Situation erklärt, worauf er dann den Schutz deaktiviert hat und mich raus ließ, damit ich auf unserer Sohn aufpassen kann. Ein Teil von ihm ist noch immer in dir drin.“

Darauf staunte Kin nicht schlecht. „Dann habe ich es also beiden Vätern zu verdanken, dass ich jetzt hier bin – und sogar noch einen dritten Vater bekommen habe.“ Beim letzten Teil seiner Aussage lächelte er Kakashi an, welcher ihm grinsend durch die Haare wuschelte. Er hatte mehr Väter in seinem Leben als andere und JEDER von diesen dreien hielt zu ihm. Was wollte er mehr? Fürs erste nur eines: „Aber … Könnten wir jetzt bitte das Thema wechseln, ich hab für heute echt keine Lust mehr über meinen Tod nachzudenken.“

Der traurige und auch leicht genervte Blick war den Erwachsenen nicht entgangen und es war nur zu verständlich, das der Junge irgendwann keine Lust mehr auf dies Thema hatte. So reif sich Kin geistig auch verhalten konnte, er war noch immer ein Kind.

„Ein Kind sollte sich allgemein keine Gedanken darüber machen.“, sprach der Hokage in verständnisvollem Ton.

Mit seinen nächsten Worten überraschte Kin die Älteren dann aufs neue: „Wäre ich von Anfang an besser behandelt worden, hätte ich auch nicht so früh damit anfangen müssen.“, sprach der Junge mit einem traurigen Unterton und wagte es in dem Moment nicht überhaupt jemanden anzusehen.

Dies war eindeutig ein Vorwurf gewesen, was speziell Kakashi etwas verblüffte. So oft sie sich in der letzten Zeit auch unterhalten hatte, seit Kin seine Erinnerungen zurück hatte, der Junge hatte ihnen bisher nie etwas vorgeworfen. Auch in ihm kam nun ein leicht trauriges Gefühl auf, denn er wusste mit am Besten, wie der Junge in all den Jahren gelitten hatte. Wie oft hatte er Naruto beobachtet? Wie oft hatte er ihn weinen sehen und trotz des Verbotes trösten wollen? Viel zu oft! Wann hatte der Junge wohl angefangen sich mit der Thematik auseinander zu setzten? Erst nach seinem eigenen Tod und der Rückkehr seiner Erinnerungen? Oder war es schon davor?

„Wie lang denkst du denn schon darüber nach?“, fragte er schließlich und betrachtete Kin weiter. Die Augen hatte der Junge leicht geöffnet und sein Blick hing auf dem Fußboden. Man konnte ihm die Traurigkeit deutlich ansehen, doch für Kakashi war da noch etwas anderes. Er konnte sie fühlen, die Trauer – und es war nicht seine eigene, da war er sich jetzt sicher. Er spürte in diesem Moment Kins Gefühle.

„Seit Takis Tod.“, hatte Kin nach kurzer Zeit geantwortet und eine einzelne Träne suchte ihren Weg über seine Wange.

   

Kapitel 26 - Zukunftsplanung?

Schon seit einer ganzen Weile hörte Kin den Erwachsenen nicht mehr zu. Er war auch nicht mehr bei ihnen im Wohnzimmer, sondern hatte sich mit seiner neuen Violine und den Mangas in sein Zimmer verzogen. Für diesen Tag hatte er sich genug mit seinem alten Leben beschäftigt. Er hatte keine Lust mehr und das hatten die Erwachsenen auch schnell gemerkt, weshalb sie ihn in Ruhe ließen.

Naruto war früher überwiegend allein gewesen und die vielen Jahre, die er in überwiegender Einsamkeit verbringen musste, hatte ihn sehr stark geprägt. Zwar genoss Kin es sehr, dass diese Zeiten nun vorbei waren und er jemanden hatte, der für ihn da war, doch auf Dauer war es für ihn auch recht anstrengend, wenn er ständig jemanden um sich hatte. Sein eigenes Zimmer bot für ihn daher den idealen Rückzugsort. Er hatte seine Ruhe, konnte entspannen und war trotzdem nicht ganz allein. Seine Väter waren schließlich immer in der Nähe.

Den ersten Manga hatte er noch gelesen gehabt, doch fiel ihm schnell auf, dass er sich weder groß darauf konzentrieren konnte, noch konnte er sich dadurch entspannen. Schließlich hatte er zur Violine gewechselt und spielte einfach drauf los, ohne groß darüber nachzudenken, was er da eigentlich spielte. Ergebnis: Ein Unikat, welches man wohl nie wieder hören würde, da es weder niedergeschrieben wurde, noch aufgezeichnet, noch hätte sich Kin wohl daran erinnern können, was er an dem Abend gespielt hatte.

Es war schon nach 10 Uhr als schließlich Iruka zu ihm ins Zimmer trat und sich zu Kin aufs Bett setzte.

„He, Kleiner. Ich will nach Haus. Morgen ist wieder Schule und du kennst ja deine alte Klassen. Die haben kein Erbarmen mit mir.“, meine der Lehrer und zog Kin darauf in eine Umarmung, die der Kleinere freudig erwiderte.

„Seltsam, früher hab nur ich dich in den Wahnsinn getrieben.“, grinste Kin seinen Freund und Paten an und schwelgte kurz in Erinnerungen. Ja, er hatte so einigen Mist gebaut, wobei viele Dummheiten gut durchdacht waren und auf seinem Plan beruhte sich als Trottel darzustellen. Unter normalen Bedingungen wäre er wohl gar nicht erst darauf gekommen.

Nicht nur Kin hatte kurz in Erinnerungen geschwelgt. Auch Iruka fielen spontan einige Dinge ein, die Naruto früher angestellt hatte und mit denen ihn der Blondschopf mehr als nur einmal in den Wahnsinn getrieben hatte. Aber: „Da ist auch noch nicht aufgefallen, wie chaotisch und anstrengend die Klassen ohne dich sein kann, aber du kannst dich bald selbst davon überzeugen.“, sprach er den letzten Teil seines Gedankens absichtlich Laut aus, damit er diesen mit Kin teilen konnte.

Ein äußerst geistreiches „Hä?“ war darauf vom kleinen Engel zu vernehmen, was Iruka etwas zum Kichern brachte. Ja, in dieser Hinsicht waren Naruto und Kin noch die gleichen. Der gleiche verwirrte Blick und die gleich Art, wie das „Hä?“ ausgesprochen wurde. Trotzdem war dem Jungen deutlich anzusehen, dass er auf eine Erklärung bestand und diesmal war Iruka sich sicher, dass er sie auch auf jeden Fall verstehen würde: „Während du dich zurückgezogen hattest, haben wir etwas Zukunftsplanung betrieben. Genaueres kann dir Kakashi gleich erklären, ich muss jetzt wirklich nach Hause und ins Bett.“

„Na dann! Gute Nacht, Onkel Iruka.“, wünschte Kin seinem Paten und sprach das Onkel besonders betont aus. Für den Kleinen war es ungewohnt, nicht mehr Sensei zu sagen und er war froh, dass er es sich bisher verkneifen konnte. Dafür musste er nun lernen, Iruka als Onkel zu bezeichnen, denn immerhin war der Mann jetzt sein Patenonkel und zum kindlichen Verhalten zählte nun einmal auch, dass er bestimmte Erwachsene entsprechende betitelte.

Bis zu Tür hatte Kin seinen 'Onkel' noch gebracht und sich dort auch von Asuma und dem Hokage verabschiedet. Es dauerte keine Sekunde, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, da wandte er sich auch schon an seinen Vater: „Papa, was hat Iruka mit Zukunftsplanung gemeint?“

„Erkläre ich dir beim Essen. Mittlerweile müsstest du doch am verhungern sein.“, vermutete Kakashi und betrachtete kurz seinen Sprössling. Darauf hatte Kin bisher überhaupt nicht geachtet und nun, wo sein Vater das Thema Nahrung ansprach, war sein Magen auch schon lautstark am protestieren. Amüsiert begann der Ältere zu kichern, als sich bei Kins ein leicht beschämter Gesichtsausdruck bemerkbar machte. „Leugne gar nicht erst. Dein Magen hat meine Vermutung schon bestätigt.“

„Tz … Hatte ich auch nicht vor!“, brachte der Knirps darauf in beleidigtem Ton hervor. Gedanklich machte sich Kin eine Notiz dafür, dass er sich demnächst mal genauer mit seinen zukünftigen Macken beschäftigen sollte. Das 'Tz' von eben hatte ihn sehr an Sasuke erinnert, der konnte das auch immer sehr gut – und kann es wohl auch immer noch. Verhaltenstechnisch irgendwann mal als Miniversion des Uchiha durchzugehen, war nicht unbedingt etwas wo er Lust drauf hatte. Anderseits … Warum eigentlich nicht? Sein erstes Fangirl hatte er immerhin schon – auch wenn Sora zum Glück noch zu Jung war, um sich so zu benehmen wie Sakura und Ino. In einem war sich Kin jedenfalls sicher. Das würden anstrengende Zeiten werden, wenn die jüngere Generation von Mädchen ihn genauso vergöttern würde, wie es die älteren bei Sasuke taten. Aber wozu Gedanken machen? Bis er – wenn überhaupt – zum Mädchenschwarm wurde, würden sicher noch einige Jahre vergehen.

Mit erhobenem Haupt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, spazierte Kin an seinem Vater vorbei in die Küche. Im Türrahmen blieb er nochmal kurz stehen und blickte Kakashi entgegen. „Kommst du jetzt oder soll ich allein essen?“ 

Eine halbe Stunde später saßen sie am Küchentisch und aßen eine Gemüse-Pfanne. Kin war darüber sehr überrascht, da er nicht vermutet hatte, dass sein Vater so gut kochen konnte. Auch wenn er noch immer sehr auf seine Ramen fixiert war, probierte er alles, was ihm vor die Nase gesetzt wurde. Immerhin waren seine geliebten Ramen jetzt weitgehendst Tabu für ihn, womit er sich ein alternatives Lieblingsgericht suchen musste – und dies fand er eben nur, wenn er alles durchprobierte. Die Gemüse-Pfanne schmeckte ihm überraschend gut, womit er zunächst nicht gerechnet hatte. Wo sein Vater die Kochkünste her hatte, war ihm dennoch ein Rätsel.

„Was war jetzt mit eurer Zukunftsplanung?“, fragte Kin zwischen zwei Happen und beobachtete, wie sich bei seinem Vater eine Stirnfalte bildete.

„Der Hokage hat derzeit eine wichtige Mission, die vorzugsweise ich übernehmen soll. Problem dabei: Ich kann dich auf keinen Fall mitnehmen. Daher waren wir am überlegen, was wir mit dir anstellen, während ich weg bin.“, erzählte Kakashi und machte darauf eine Pause, um selbst weiter zu essen.

„Und was habt ihr entschieden?“, wollte der Junge neugierig wissen und musste zunächst einige Minuten auf eine Antwort warten. Offenbar war Kakashi nicht gewillt ihm alle Einzelheiten während des Essens mitzuteilen, weshalb er zunächst seinen Teller leerte.

Kin staunte nicht nicht schlecht über diese Handlung, denn sein Vater ging dabei nicht unbedingt langsam vor. Er selbst ließ sich viel mehr Zeit beim Essen und auch von Kakashi war er sonst eher ein anderes Verhalten gewohnt. Aber gut, nun hatte er den Teller leer und konnte reden. Der Kleine war jetzt mehr als gespannt, was sein Vater ihm berichten würde.

Kaum war dieser fertig, begann er auch schon zu erzählen:

„Nun, zunächst einmal wird Iruka hier eines der beiden Gästezimmer beziehen, während ich auf Mission bin. Seine Wohnung ist wohl sehr klein und hier hast du zumindest deine Sachen. Ich könnte dich zwar ohne große Probleme allein lassen, aber für außenstehende wäre das sicher ein Problem, wenn ich meinen 4jährigen Sohn über 1-2 Wochen ganz allein lasse.“

„Das ist wahr.“, grinste Kin und überlegte schon, ob Kakashi auf diese Problematik allein gekommen war, oder ob ihn die Anderen darauf hinweisen mussten. Er wollte schon nachfragen, verkniff es sich dann aber schließlich. Immerhin hatte er ihn schon am Vormittag auf einige Probleme mit dem Umfeld hinweisen müssen.

„Zunächst war der Hokage der Meinung, dass wir dich vielleicht in den Kindergarten stecken könnten“, erzählte Kakashi dann weiter und erkannte beim Wort Kindergarten kurz einen sowohl verschreckten, wie auch entsetzten Ausdruck auf Kins Gesicht. „aber keine Panik, da musst du nicht hin. Es sei denn, du willst es.“ Für einen kurzen Moment war ein böses Funkeln in Kins Augen zu erkennen, doch so schnell, wie es da war, war es auch schon wieder weg, weshalb Kakashi sich nicht ganz sicher war, ob er es wirklich gesehen hatte.

„Ich verzichte!“, sprach der Junge schließlich und bestätigte damit Kakashis Verdacht. Er hatte schon bei Planung vermutet gehabt, dass Kin es nicht sonderlich gefallen würde, in den Kindergarten zu müssen. „Dachte ich mir schon.“, meinte er darauf und sah sich nun wieder dem neugierigen Blicken eines 4jährigen Gegenüber.

„Und wie kamst du darauf, dass mir diese Idee nicht gefallen wird?“, sprach der Knirps und warf seinem Vater einen abschätzenden Blick zu. Er bezweifelte stark, dass Kakashi auch nur annähernd in die richtige Richtung dachte. Verblüfft stellte er anschließend jedoch fest, dass der Mann sogar richtig lag.

„Ich hab dich lang genug beobachtet, seit der Naruto in dir wieder erwacht ist. Du bist ein guter Schauspieler und kannst dich auch gut verstellen, aber permanent zu verstellen, würde auch dir Probleme bereiten. Auch du brauchst deine Pausen. Kleine Kinder können sehr anstrengend sein und sich selbst als eins darzustellen ist sicher genau so. Du wärst gezwungen über 8 Stunden am Stück das kleine Kind zu sein, mit 10-20 anderen Kindern in einer Gruppe und ohne jegliche Rückzugsmöglichkeit, wo du dich mal entspannen kannst.“, präsentierte er seinen Grund und klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter. Der Blick seines Sprösslings war ihm nicht entgangen und dieser sagte deutlich aus, dass er richtig lag. Insgeheim war Kakashi schon etwas stolz darauf, dass er es auch mal geschafft hatte, mit einem schlauen Gedanken zu punkten. Neben Kin kam er sich manchmal richtig dämlich. Aber wie sagt man noch? Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.

„Gut erkannt. Das war wirklich einer der Gründe.“, sprach Kin in einem noch immer überraschten Ton, doch Kakashi hatte nicht alles erraten. Wie den auch? Von der anderen Sache wusste er sicher nichts.

„Ach, und was war der Andere?“, wollte der Mann nun wissen und grübelte bereits vor sich hin. Was könnte den noch ein Grund sein?

Erneut an diesem Abend zeigte sich bei Kin das füchsische Grinsen. „Sag ich dir nicht.“, sprach er und fügte in Gedanken noch etwas hinzu: >Wenn ich dir das erzähle, bekommst du nur wieder 'nen Schock.< Kurz darauf schwand das Grinsen und der kleine Dämon wand sich wieder wichtigeren Dingen zu: „Da es nicht der Kindergarten wird, wohin komme ich dann?“, wollte er wissen und stopfte im Anschluss auch den letzten Happen von seinem Gemüse in den Mund.

Trotz des Grinsens war Kakashi nicht entgangen, das Kin versucht hatte etwas anderes damit zu überspielen. Er hatte einen Hauch von Angst spüren können und auch etwas Traurigkeit. Zudem war das böse Funkeln von zuvor noch in seinem Gedächtnis haften geblieben. Ob Kin schlechte Erinnerungen mit dem Kindergarten verband? Er war sich nicht mal sicher, ob der Junge früher überhaupt im Kindergarten war. Zunächst wollte er das Thema nicht ansprechen, immerhin hatte Kin ihm eben gesagt, dass er es nicht sagen wollte, also akzeptierte er dies – vorerst!

„Iruka nimmt dich mit in die Akademie. Du wirst die Zeit bei Iruka und deiner alten Klasse verbringen, wobei du nicht als Schüler gelten wirst, sondern als Gast.“, offenbarte er nun den Plan und war nun selbst etwas überrascht. Kins Gesicht zeigte diesmal keinerlei Emotion und vom Gefühl her würde Kakashi die Empfindung des Jungen irgendwo zwischen verwirrt und unschlüssig einordnen.

„Na, ob das gut geht?“, seufzte Kin und war sich noch immer nicht sicher, was er davon halten sollte.

„Du schaffst das schon.“, sprach Kakashi seinem Sohn etwas Mut zu. „Sei einfach der kleine Junge, der du jetzt bist und ignoriere die Tatsache, dass du die Kinder dort alle schon kennst. Ein wenig darfst du sogar beim Unterricht mitmachen. Zeig ihnen ruhig was du kannst und wenn wer fragt: Papa trainiert dich.“

Darauf muss Kakashi etwas grinsen, weil ihm seine eigene Vergangenheit in den Sinn kam. Er hatte nie die staunenden und teils auch neidischen Blicke der anderen Kinder vergessen, als er die Geninprüfung gemacht hatte. Er war damals halb so alt gewesen, wie alle anderen Teilnehmer.

„Übertreib es aber nicht.“, mahnte er anschließend seinen Sohn, da Kin doch etwas spezieller war, als er früher. „Kräftetechnisch würdest du jeden aus der Klasse locker umhauen und auch Iruka hätte gegen dich keine Chance. Dieses Detail sollten wir vorerst für uns behalten.“

Da musste Kin seinem Vater allerdings recht geben. Es wäre wirklich besser, wenn vorerst niemand mitbekäme, wie stark er wirklich war. Asuma hatte gegen ihn ganz schön alt ausgesehen, dabei hatte er sich gegen den Jonin sogar stark zurückgehalten.

„Und wann geht es los?“, wollte Kin schließlich wissen. Etwas Unbehagen verspürte er schon noch, doch auch Neugierde. Immerhin musste er jetzt nicht mehr verstecken, wie schlau er war und konnte weitgehendst er selbst sein.

„Das erfahren wir morgen früh. Wir sollen um 9 Uhr beim Hokage sein.“ Mehr wusste Kakashi dazu auch nicht. Bisher wusste er nicht einmal, was für eine Mission er bekommen sollte und wann diese starten würde.

Zunächst stand jedoch eine ganz andere Mission an: Abwasch!

Diese Mission erledigten Vater und Sohn nun zusammen. Kin stand auf einem Stuhl vorm Spülbecken und wusch ab, während Kakashi alles abtrocknete und direkt wegräumte. Sehr lang brauchten sie dafür nicht. Zu zweit ging es halt schneller.

Kapitel 27 - Kakashi's Maske

Der Abwasch war erledigt und das Geschirr weggeräumt. Die nächste Beschäftigung fanden die Jungs im Wäsche waschen, denn Kin hatte bisher nie eine Waschmaschine bedient. In den ersten Jahren hatte sich wohl Taki darum gekümmert, oder der Junge ist einfach dreckig herumgelaufen. Bis Iruka begann sich um Naruto zu kümmern, hatte der Junge seine Wäschen angeblich sogar im Fluss gewaschen, was Kakashi schon etwas erstaunt hatte. Nun aber sollte Kin lernen, wie man es richtig macht – aber auch damit waren sie viel zu schnell fertig und erneut fehlte ihnen eine Beschäftigung. Von Müdigkeit war der kleine Dämon nämlich noch weit entfernt.

„Du Papa?“, begann Kin schließlich, als beide wieder im Wohnzimmer auf dem Sofa saßen. „Heute Morgen, da hast du versprochen, dass ich dir auch ein paar Fragen stellen darf.“

>Ach, hatte ich das?<, grübelte Kakashi vor sich hin und schien diese Kleinigkeit bereits vergessen zu haben. Dennoch war er bereit seinem Sohn (fast) alle Fragen zu beantworten, die dieser ihm stellen könnte. „Was möchtest du wissen?“

„Ich wüsste gern etwas mehr über meine richtigen Eltern und auch von deinen Eltern, immerhin sind sie jetzt mein Großeltern. Und woher kannst du so gut kochen? Aber zuerst möchte ich etwas anderes Wissen: Wie bist du zu deiner Maske gekommen? Wie hat das angefangen?“

„Hui, gut! Lass mich nachdenken.“ Sollte er wirklich erzählen, wie er zu seiner Maske kam? Warum eigentlich nicht. Kin war immerhin die erste Person, seit seinem Sensei, für die er seine Maske abgenommen hatte. Niemand sonst hatte jemals einen Blick dahinter werfen dürfe. „Das ist wirklich schon sehr lange her.“, begann er schließlich und zog Kin auf seinen schoss. „Ich war damals fast vier. Früher hab ich meine Mutter immer zum Unterricht begleitet. Sie hat anderen Kindern beigebracht auf der Violine zu spielen. Mich wollte sie auch unterrichten, aber erst nach meinem vierten Geburtstag. Alle Kinder fingen bei ihr mit vier Jahren an und so sollte es auch bei mir sein.“

Bis zu diesem Moment hatte es für Kin noch den Anschein gehabt, sein Vater würde sich über die Erinnerungen freuen. Bei den ersten Erinnerungen mag dies wohl auch noch der Fall gewesen sein, doch bei den Folgenden wechselte sein Gemüt recht schnell ins Traurige, wobei es auch eine ganze Zeit blieb.

„Kurz vor meinem vierten Geburtstag fing es dann an. Sie ist Krank gewesen und lag viel im Bett. Unterricht gab sie auch nicht mehr. Damals ahnte ich noch nicht, was genau mit ihr ist und hab mir nicht viel bei gedacht. Sie war halt Krank, kommt vor. Ich war ja auch schon Krank gewesen. Das es etwas schlimmeres sein könnte, kam mir nicht in den Sinn.“, berichtete Kakashi weiter und versuchte zwanghaft die Bilder zu unterdrücken, welche mit diesen Erinnerungen verbunden waren. Er wollte sie jetzt nicht sehen.

„An meinem 4. Geburtstag bekam ich dann von ihr Spielzeug geschenkt. Das war meine erste Ninjaausrüstung. Plastikshuriken und so etwas. Dabei war auch so eine Maske, nur in einem hellen Blau. In der ersten Zeit war die Maske nichts weiter als ein Spielzeug, aber die Worte meiner Mutter blieben mir dennoch im Gedächtnis: Unter deiner Maske kann niemand sehen, wie du wirklich bist. Niemand sieht deine Trauer.

Zwei Monate später ist sie gestorben. Nach der Beerdigung hat mein Vater mir gesagt: Ein starker Ninja weint nicht. Du musst für deine Mutter stark sein, damit sie sich nicht für dich schämt.

„Dein Vater war ein Arsch!“, stellte Kin fest und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie konnte ein Vater so etwas nur zu seinem Kind sagen? Er verstand es nicht. Zum Glück war Kakashi nicht so …

„Oh ja, dass war er – aber ich wäre heute wohl nicht mehr am Leben, wenn er mich in jungen Jahren nicht so gut ausgebildet hätte.“, deutete der Mann darauf an und dachte einen kurzen Moment an seine ersten Jahre zurück. Es gab einige Situationen in denen er hätte draufgehen können. „Dankbar bin ich ihm dafür schon, aber er hätte es auch etwas einfühlsamer angehen können. Er hat mich praktisch von jetzt auf gleich in das Ninjaleben gezwungen ohne mir überhaupt die Chance zu geben um meine Mutter zu trauern.“

Für Kin hatte es Ähnlichkeit mit seiner Erzählung am Vormittag. Nicht vom Inhalt er, den dieser unterschied sich doch gewaltig. Die Reaktion von Kakashi kam seiner eigenen jedoch sehr nahe. Der Plötzliche Rollentausch kam für den Jungen etwas unerwartet, den diesmal war nicht er es, der sich bei seinem Vater aus heulte, sondern umgekehrt. Offenbar hatte Kakashi den Tod seiner Mutter nie ganz überwunden und sein Vater hatte offenbar auch eher zum Gegenteil beigetragen.

Tröstend wurde Kakashi von Kin umarmt. Der Junge kraulte ihm sanft den Nacken, so wie auch er es bei seinem Sohn tat, wenn er traurig war. Es war ein angenehmes Gefühl, wenn jemand da war, der sich um einen sorgte. Er konnte Kin wirklich gut verstehen, wenn er sagte, dass es ihm egal sei, ob richtiger Vater oder nicht. Hauptsache es war jemand da. Und auch er hatte nun endlich wieder jemanden. Einen Sohn, der sich genauso um ihn kümmerte, wie er sich um seinen Sohn.

Einige Minuten verstrichen, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Ich hasse es zu weinen. Ich komm mir dann immer so schwach vor.“, flüsterte er schon fast, doch Kin hatte genau verstanden, was sein Vater gesagt hatte.

„Ach, quatscht. Weinen ist ganz natürlich.“, meinte Kin und löste sich wieder von seinem Vater. Mit vor der Brust verschränkten Armen kniete der Junge über seinem Schoss und setzte einen Blick auf, der ihn an einen Oberlehrer erinnerte. Wollte Kin ihn jetzt etwa belehren? Offenbar ja, denn der Junge hatte bereits damit angefangen: „Es beweist, dass du noch immer lebst und es macht dich menschlich – und wie du bei mir schon sehen konntest, muss man nicht zwingend ein Mensch sein, um weinen zu können. Ich bin ein Dämon und kann das genau so gut.“ Die Art, wie Kin diese Wort von sich gegeben hatte, brachte Kakashi zum Schmunzeln. Ja, der Kleine war wirklich ein Segen für sein Leben.

„Da du jetzt wieder aufgemuntert bist: Wie kam es nun zu deinem Maskentick?“, fragte Kin nun und Kakashi begann zu seufzen.

Einmal atmete er tief durch und konzentrierte sich, damit er nicht sofort wieder von seinen Gefühlen abgelenkt wurde. Darauf erzählte er weiter:

„Die Maske wurde damals nach der Beerdigung meiner Mutter zu meinem ständigen Begleiter. Ich habe sie praktisch immer getragen, sogar beim Schlafen. Sie hat mich immer an meiner Mutter und ihre Worte erinnert. Meine Gefühle hab ich hinter ihr versteckt und das harte Training meines Vater hat mich mit fünf Jahren zum Genin gemacht. Der Moment nach meiner Genin-Prüfung war das erste und einzige Mal, wo er mich an den Arm genommen hat und meinte, er wäre Stolz auf mich. Einige Monate später starb auch er.“

Etwas seltsam fühlte Kin sich schon dabei, dass sein Vater auch sehr früh seine Eltern verloren hatte und praktisch allein war. Nur hatte Kakashi dies bewusst miterlebt und danach keine Probleme mit seinem Umfeld gehabt.

„Hast du nach dem Tod deines Vaters allein gewohnt?“, fragte Kin weiter, da Kakashi kurz davor war sich in seinen Gedanken zu verlieren.

„Nein. Ich war ja zwar schon Genin, aber mein Sensei fühlte sich zum Glück so sehr für mich verantwortlich, dass er mich zwang bei sich einzuziehen. Damals war mir noch alles egal und ich hab es einfach gemacht. Im Nachhinein war ich sehr froh darüber, dass er darauf bestanden hat. Mein Sensei ist für mich sehr schnell zu einem Vaterersatz geworden.“ Freudig stellte Kin fest, wie sich bei seinem Vater endlich eine andere Emotion meldete. Die Gedanken an seinen Sensei schienen ihn so sehr aufzumuntern, dass er endlich wieder zu einem Lächeln fähig war. „Willst du seinen Namen wissen?“, hörte Kin den Älteren darauf fragen und nickte seinem Vater zu.

„Minato Namikaze.“, präsentierte dieser und Kin staunte nicht schlecht. Der Name war ihm bereits bekannt. Zum Einen aus den vielen Büchern in der Bibliothek, in welchen er unter anderem die Geschichte von Konoha nachgelesen hatte, und zum Anderen hatte Kakashi ihm den Namen bereits zuvor einmal genannt.

„Mein Vater?“, fragte der Jüngere sicherheitshalber nochmal nach und sah wie der Kopf seines jetzigen Vaters eine leichte kaum wahrnehmbare nickende Bewegung machte.

„Ja.“, bestätigte der Hatake darauf nochmals und wuschelte seinem Sohn lächelnd durch die Haare. „Deswegen habe ich dich früher auch schon immer haben wollen. Für mich warst du nie das Monster, dass alle gesehen haben. Damals habe ich schon fast 10 Jahre bei Minato gelebt. Ich hab ihn und auch Kushina so stark als meine Familie angesehen, dass du für mich automatisch zum kleinen Bruder wurdest, den ich unbedingt beschützen wollte.“

Bei dieser Aussage staunte Kin nicht schlecht. Wären all diese negativen Ereignisse nicht passiert, wäre Kakashi also auch ein Teil seiner Familie gewesen. „Vom kleinen Bruder zum Sohn.“, gab er mit einem sanften lächeln von sich. Wirklich vorstellen konnte er sich das nicht – aber er war jetzt auch daran gewöhnt ihn als Vater zu sehen, womit diese Vorstellung allgemein nicht so einfach war.

Erstaunt betrachtete Kakashi seinen Sohn, dessen Neugierde und Wissensdurst überhaupt nicht nachlassen wollte. Es hatte nicht lange gedauert und Kin hatte bereits die nächste Frage gestellt: „Hat mein Vater damals versucht dir die Maske wieder abzugewöhnen? Oder hat er es einfach akzeptiert?“

Gespannt, wann die Fragerei seines Sohnes wohl enden würde, machte sich Kakashi daran einen Moment über die Antwort auf dessen Frage nachzudenken. Wie war das den damals noch gleich?

„Eine Zeit lang hat er es kommentarlos akzeptiert. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich ihm soweit öffnen konnte, dass ich ihm von der Maske und ihren Grund erzählt habe. Er akzeptierte es und wollte mir die Erinnerung an meine Mutter auch nicht nehmen. Er bestanden jedoch darauf, dass ich sie zumindest zu Seite lege, wenn wir zu Hause waren und es niemand außer ihm sehen konnte. Seiner Meinung nach brauchte ich dringend mehr Selbstvertrauen, damit ich mich nicht immer nur verstecke. Er war die einzige Person, die ich damals von mir ausgehend unter die Maske schauen lassen habe. Nachdem er einige Jahre mit deiner Mutter Kushina zusammen war, habe ich es auch ihr gezeigt, weil Minato mich darum gebeten hatte.“

„Hattest du selbst mal den Gedanken, die Maske wegzulassen?“, wollte Kin als nächstes wissen.

Seufzende machte sich Kakashi daran auch diese Frage zu beantworten:

„Einige Male, nachdem ich den Tod meiner Mutter überwunden hatte. Mit ihrem Tod hatte ich auch viel mehr zu kämpfen, als mit dem von meinem Vater. Allerdings hatte ich mich über die Jahre so an die Maske gewöhnt, dass ich ohne sie auch nicht mehr konnte, womit sie letztlich doch ein Teil meiner täglichen Bekleidung blieb. Ab diesem Moment wechselte ihre Bedeutung dann jedoch von Erinnerung zu Spiel, weil schon immer jeder wissen wollte, was sich dahinter verbirgt und wie ich ohne sie aussehe.“

Kaum hatte Kakashi seinen Bericht beendet, da stellte Kin bereits seine nächste Frage: „Und was hat sich jetzt geändert?“

So langsam kam es Kakashi mehr vor, als würde sein Sohn ihn verhören. Kaum hatte er etwas zu ende erzählt, da stellte der Junge bereits die nächste Frage. Hoffentlich fanden sie bald ein Ende, denn auch ihm verging recht schnell die Lust daran über seine Vergangenheit zu reden, weshalb er sie normal auch für sich behielt. Aber das konnte er Kin nicht antun. Immerhin hatte er ihm auch einige sehr persönliche Dinge erzählt, die er bisher immer für sich behalten hatte, da musste nun auch Kakashi etwas preisgeben.

„Ich bin Vater geworden.“, begann er mit seiner Erklärung zur letzten Frage und überlegte kurz wie er sie fortsetzten sollte: „Anfangs wusste ich nicht, wie du darauf reagierst. Bevor du deine Erinnerungen zurück hattest, warst du ja wirklich nur ein 4jähriger und ich wollte dich nicht verwirren, weshalb ich sie dann weggelassen habe. Kurz vor der Mission habe ich dir jedoch erklärt gehabt, dass die Maske für mich zur Arbeit gehört und ich sie bei einer Mission tragen werde. Das hattest du verstanden und akzeptiert. Privat ohne Maske zu sein, daran hab ich mich jetzt zwar gewöhnt, aber es muss trotzdem nicht gleich die ganze Welt wissen, wie ich ohne aussehe.“, schloss er seinen Bericht zu diesem Thema und war überrascht, dass Kin nicht sofort mit der nächsten Frage kam.

Noch mehr überraschte es Kakashi, dass Kin tatsächlich für einige Minuten ruhig war und nicht mehr fragte. „Dann muss ich wohl später auch eine Maske tragen.“, meinte der Junge schließlich und blickte in das verwirrtes Gesicht seines Vaters.

„Wie kommst du jetzt darauf?“ Kakashi war sich wirklich nicht sicher, wie der Junge jetzt darauf kam. Warum sollte er später auch eine Maske tragen müssen? Er konnte doch auch ohne rumlaufen, wenn er wollte.

„Ich sehe doch aus wie du.“, antwortete Kin, allerdings schien Kakashi noch immer nicht zu verstehen, weshalb er seine Gedanken dazu noch etwas verdeutlichte: „Wenn man mein Gesicht sehen kann, dann hat man von deinem zumindest eine sehr gute Vorstellung. Wenn ich erst mal aus dem kindlichen Aussehen raus gewachsen bin, wird unsere Ähnlichkeit sicher noch viel extremer sein – und als Erwachsener bin ich dann erst recht eine jüngere Kopie von dir.“ Kichernd betrachtete er, wie bei seinem Vater sich ein entsetzter Blick zeigte. Offenbar schien der Herr langsam zu verstehen, worauf sein Sohn hinauswollte. „Entweder wir tragen später beide eine Maske, oder dein Plan bringt nichts. Allein durch mich wird jeder wissen, wie du aussiehst!“

„Verdammt!“, meinte schließlich der Hatake. In dieser Tatsache gab es deutlich mehr als nur ein Funken Wahrheit. Das war ein ganzer Waldbrand! „Ach, weißt du was?“, meinte er darauf und sein Blick nahm wieder gelassene Züge an.

„Hn?“ Nun war Kin gespannt, was sein Vater wohl als nächstes sagen würde. Im Moment konnte er nämlich nicht im geringsten deuten, was in Kakashi vorging. Wieso konnte er das überhaupt manchmal? Darüber würde später mal nachdenken müssen. Jetzt gab es wichtigeres!

„Die Maske bleibt einfach ganz weg, dann haben wir das Problem gar nicht erst. Sieht mich halt jeder. Das wird die nächste Zeit eh für einige Verwirrung sorgen.“, überraschte er Kin nun mit seiner Aussage. Bis zu einem gewissen Grad war er auch von sich selbst überrascht, denn er hätte nie für möglich gehalten, dass er wirklich mal soweit gehen würde. 

Wie Kin schon vermutet hatte, war der Abend für das Fuchsrudel noch sehr lang geworden. Durch das viel zulange Schläfchen über die Mittagszeit, war es für den kleinen Dämonen fast unmöglich überhaupt halbwegs normal ins Bett zu kommen. Nachdem recht späten Abendessen und dem Gespräch währenddessen und auch anschließend, hatten sie noch einen kleinen Nachtspaziergang durch den Wald gemacht, damit Kin sich noch etwas austoben konnte. Im Dorf war dies ja fast unmöglich, da selbst des Nachts zu viele Beobachter unterwegs waren. Auch wenn man sie nicht sehen konnte, die ANBU war immer anwesend – leider!

Kapitel 28 - Formalitäten

Wie verabredet erschien das Fuchsrudel am nächsten Vormittag im Büro des Hokage. Verblüfft starrte der Sandaime seine drei Besucher für einige Augenblicke an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie pünktlich bei ihm erschienen und hatte seinen anderen Gast daher auch erst für einen etwas späteren Zeitpunkt zu sich bestellt. Mit dieser neue unerwartete Überpünktlichkeit, welche Kakashi nun jedoch an den Tag legte, wusste der Hokage demnach im ersten Moment nicht viel anzufangen. Schnell fasste er sich jedoch wieder und verwickelte seine Gäste in ein Gespräch.

„Mit euch hab ich, um ehrlich zu sein, noch nicht so früh gerechnet.“, gestand er und blickte darauf speziell Kakashi an. Der älteren Hatake verstand sofort, was der Blick bedeuten sollte: Sonst kommst du schließlich immer zu spät!

„Tz...“, war der einzige Kommentar von Kakashis Seite aus, während er sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand lehnte. Konnte er doch nichts für, wenn sie jetzt zu früh waren. Kin hatte immerhin die Hummeln im Hintern – und nicht er! Viel lieber hätte er noch ein paar Stunden geschlafen. Aber nein! Der Junge musste ihn ja schon um 6 Uhr morgens aus dem Bett werfen. Um 6 Uhr! Dabei war er erst 4 Stunden zuvor ins Bett gekommen. Und dann wurde er auch noch zum Frühsport gezwungen. Im Halbschlaf und ohne Frühstück um das Dorf laufen. Zum Glück hatte der Zwerg nach einer halben Stunde – In welcher sie ganze 17 Runde um das Dorf geheizt waren! – Erbarmen mit ihm gehabt, worauf sie den Heimweh antraten um zu frühstücken. Ein Kind mit übermäßigem Bewegungsdrang war echt anstrengend. Zum Glück musste er den Frühsport nicht ewig mitmachen. Wenn der Kleine erst einmal ein paar Jahre älter war, dann konnte er den Jungen auch allein losziehen lassen. Nur noch ein paar Jahre …

Innerlich seufzte Kakashi auf. »Ein paar Jahre … Tz!« Ihm waren es definitiv ein Paar zu viel! Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass ein kleines Kind so anstrengend sein konnte. Dabei hatte er sogar das Glück, dass sein Knirps durchaus mit ihm mithalten konnte, was die geistige Reife betraf. In vielen Dingen benahm sich der Junge sogar reifer und verantwortungsbewusster als er selbst. Von anderen 4jährigen konnte man das nicht behaupten.

Mühsam zwang Kakashi seine Gedanken zur Stille und beobachtet seinen kleinen Jungen. Kin saß auf dem Schoss des Hokage und auf seinem Schoss saß Kurama. Zusammen schauten sie sich die Schriftrolle an, welche vor ihnen auf dem Schreibtisch lag.

„... diese drei Gruppen sind sicher nichts für dich. Dafür spielst du schon zu gut. Diese Gruppe hier spielt in unserem Orchester ...“, erzählte der Sandaime und zeigte immer wieder auf verschiedene Stellen auf der Schriftrolle.

Sie suchten wohl nach einer geeigneten Musikgruppe, wo Kin seine Violinenkünste verbessern konnte. Bei diesem Thema würde er sich nicht einmischen. Kin musste schon selbst wissen, wo er Unterricht nehmen wollte und wie viel. Immerhin hatte der Junge weit aus mehr Erfahrung auf dem Gebiet, als er selbst oder der Hokage, wie sollten sie ihm da schon groß helfen, außer indem sie ihm die zur Verfügung stehenden Lehrer zeigten? Insgeheim freute er sich, dass der Junge Violine spielen konnte und es auch gern tat. Für Kakashi war die Violine eine weitere Verbindung zu seiner Mutter. Die Maske nicht mehr zu tragen war somit nur halb so schlimm, da Kin mit seiner Musik ebenfalls Erinnerungen in ihm weckte.

Erneut griff sein Bewusstsein einige Wortfetzen auf. Offenbar konnten sie sich nicht entscheiden, doch hatten sie nun eine andere Lösung gefunden. Kin sollte einigen geeigneten Lehrern und anderen Violinisten des Dorfes vorspielen, damit sie seine Fähigkeiten beurteilen. Anschließend sollte mit ihrer Hilfe eine geeignete Gruppe oder ein Lehrer gesucht werden. So konnte man es natürlich auch machen. Seine Gedanken schweiften wieder ab. Sie würden ihn schon ansprechen, wenn er gebraucht wurde. Solang konnte er auch etwas vor sich hin dösen. 

Den beiden Füchsen war natürlich nicht entgangen, dass ihr menschliches Rudelmitglied geistig neben sich stand und versuchte den fehlenden Schlaf nachzuholen. Während Kurama in sich hineinkicherte, machte Kin sich jedoch leichte Vorwürfe. Immerhin war er Schuld an der Übermüdung seines Vaters. Nur weil er selbst so wenig Schlaf benötigte, hieß das nicht automatisch, dass dies auch für Kakashi galt und trotz der Aufnahme ins Dämonenrudel war sein Vater immer noch ein Mensch, womit die meisten Bedürfnisse auch noch immer auf ihr menschliches Maß ausgerichtet waren. Vielleicht sollten sie diese Angelegenheit schnell hinter sich bringen, damit sie wieder nachhause konnten. Papas Mission war doch der Hauptgrund, warum sie jetzt hier waren, oder? Mal nach hacken, damit sie wieder nachhause kamen und Kakashi nochmal ins Bett konnte.

„Was ist jetzt eigentlich mit Papas Mission?“, wandte sich Kin an den Hokage und prompt wurde auch Kakashi wieder hellhörig.

„Der Auftraggeber bittet um Geleitschutz, ist jedoch noch einige Tage geschäftlich hier im Dorf tätig, weshalb ihr noch etwas Zeit habt, um einige Dinge zu regeln. Er wird sich dann bei mir melden, wenn er den genauen Termin seiner Abreise weiß. Vorher kann ich dazu auch nicht mehr sagen.“, informierte der Alte seine Gäste.

>Und wozu sind wir dann hier?<, fragte sich Kin im Geiste und hatte so eine Ahnung, dass sein künftiger Musiklehrer nicht das einzige Thema bleiben würde.

Unterdes kam Kakashi ein Ereignis in den Sinn, welches mit dem frühen Morgen zusammenhing. Auf dem Weg zu ihrem 'Frühsport' hatten sie das Dorf verlassen müssen und waren somit den beiden Wachposten Genma und Hayate begegnet. Letzterer hatte sie für den Abend eingeladen, doch bisher konnte Kakashi ihm nicht zusagen, weil er zuvor ja nicht wusste, was der Hokage mit ihm vorhatte.

„Dann kann ich Hayate für heute Abend also zusagen.“, dachte sich Kakashi und sprach seine Gedanken auch aus, weshalb er nun von Kin leicht verwirrt angesehen wurde. „Es sei denn, du möchtest nicht.“, erwähnte er darauf noch, da er sich nicht sicher war, ob sein Sohn überhaupt dorthin wollte.

Einen Moment musste Kin überlegen, worum es hier überhaupt ging.

Wer war nochmal Hayate? … Der Bäcker? Nein, der hieß Tombe. … Der Schlachter? Ne, der hieß auch irgendwie anders. … Moment mal! War das nicht einer von den beiden Wachposten heute morgen am Tor? Genau! Und was wollte der nochmal?

„Wozu hätte er uns eingeladen? Ich komm nicht drauf.“, wollte Kin schließlich wissen, da ihm der Grund von selbst nicht mehr in den Sinn kommen wollte.

„Er hat heute Geburtstag.“, kam kurz darauf die Antwort des älteren Hatake und etwas verwirrt betrachtete er den erstaunten Gesichtsausdruck seines Sohnes. Was war an einem Geburtstag den so besonders, dass der Junge nun so ins Staunen geriet?

„Und da willst du mich wirklich mitnehmen?“, hörte Kakashi seinen Sohn kurz darauf fragen und musste schmunzeln. Daher wehte also der Wind! Kins Worte hatten eindeutig nicht abgeneigt geklungen, sondern eher überrascht, als wenn er es nicht glauben konnte, dass er wirklich mit durfte.

„Klar. Du bist mein Sohn. Uns gibt es jetzt nur noch im Doppelpack, daran werden sich meine Freunde gewöhnen müssen.“, grinste er seinen Sohn derart breit an, dass er dabei sogar seine neuen Fangzähne entblößte.

„Damit solltest du aufpassen Kakashi. Wenn du so breit grinst, sieht man die Fangzähne.“, meinte der Hokage mahnend, dem dies sofort aufgefallen war.

„Ist doch egal. Papa hat vorher doch immer seine Maske getragen, womit er sie schon immer gehabt haben könnte, es hat halt nur bisher keiner bemerkt.“, warf nun Kin ein und hatte somit auch eine Lösung für dieses Problem parat. Bisher war Kakashi nicht mal auf die Idee gekommen sich überhaupt Gedanken darüber zu machen. Nun mussten sie sich nur noch etwas für sein neues Sharingan einfallen lassen. Verstecken konnte er das fehlende rote Auge zwar, doch wenn er sein Sharingan wirklich mal brauchen sollte, konnte er es vor anderen Konoha-Nin schlecht benutzen. Die würden die Veränderung sofort bemerkten.

„Ich war noch nie auf einem Geburtstag – wenn man mal von meinem eigenen und denen von Taki oder Iruka absieht.“, merkte Kin schließlich an und kam wieder zum alten Thema zurück. Die Worte klangen etwas traurig, doch war auch Vorfreude zu vernehmen.

„Darüber könnt ihr euch später noch unterhalten. Es gibt da etwas, dass ihr heute erledigen müsst.“, deutete das Dorfoberhaupt an und rollte die Schriftrolle zusammen, um sie anschließend beiseite zu legen.

„Ach, und was?“, wollte der neugierige kleine Junge wissen, der noch immer auf dem Schoss des Hokage saß.

„Es kommt gleich noch jemand, eine junge Frau. Ich hab sie ebenfalls für dieses Gespräch hinzu gebeten. Wir werden sie gleich in einige Details einweihen. Nicht die Tatsache, dass du früher Naruto warst, keine Angst.“, begann er und machte eine kurze Pause, als er Kins leicht verschreckten Ausdruck bemerkte.

Erleichtert atmete Kin aus. Das er unbewusst die Luft angehalten hatte, war ihm danach erst aufgefallen. Er hatte wirklich keine Lust darauf, dass es noch jemanden gab, der von seiner schlechten Vergangenheit wusste. Doch offenbar hatte der Hokage etwas anderes im Sinn.

„Es geht mehr darum, dass du ein Engel bist und auch dass Kurama nicht ganz normal ist.“, schloss er schließlich seine Erklärung und wurde darauf vom Fuchs wütend an gefunkelt.

„Was soll den das jetzt bitte heißen?“, blaffte Kurama schließlich mehr beleidigt als wütend, da er wusste, dass der Mann es nicht im bösen Sinne gemeint hatte.

Der alte Mann blieb die Ruhe selbst, als er die Bedeutung seiner Wortwahl erläuterte: „Ich meinte, dass du kein normaler Fuchs bist, sondern Kins Partner aus Sicht der Engel und demnach etwas anders als gewöhnliche Füchse – Befähigung zur sprachlichen Kommunikation inklusive!“

„Ach, und warum sollten wir sie in diese Tatsache einweihen?“ Dem Fuchs war deutlich anzuhören, dass ihm diese Kleinigkeit nicht zu gefallen schien. Wenn er wüsste, was an diesem Tag noch alles auf ihn zukommen würde, dann wäre dies definitiv sein kleinstes Problem gewesen.

Eine Antwort bekam Kurama jedoch nicht sofort, denn genau zu diesem – für ihn sehr unpassenden – Zeitpunkt klopfte es auch schon an der Tür und der Hokage bat die Person leider auch sofort herein. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau betrat den Raum, welcher ein starker animalischer Geruch anhaftete, der eindeutig von Hunden kam. Auch den Duft andere Tiere konnte Kurama an ihr wahrnehmen, doch dieser Kötergeruch war eindeutig am Stärksten. Ihr folgten drei Hunde, welche sich allesamt sehr ähnlich sahen und offenbar zu ihr gehörten. Für den alten Fuchs bestand kein Zweifel, dass diese Hunde den Geruch an der Frau verursacht hatten.

„Hana, guten Morgen. Schön das du schon da bist.“, begrüßte das Dorfoberhaupt lächelnd und war sehr froh, dass es nun für einen Moment von Kuramas fragen befreit war. Immerhin wusste Hana nicht, dass der Fuchs reden konnte, womit dieser kein Laut von sich geben durfte.

„Guten Morgen. Ich hoffe ich störe nicht, wenn sie noch nicht fertig sind …“, grüßte auch die junge Frau, welche dem kleinen Kin verdächtig bekannt vorkam. Diese Gesichtsbemalung hatte er definitiv schon einmal gesehen und dann diese drei Hunde … War sie vielleicht mit Kiba verwandt? Hatte der nicht mal erwähnt, das er eine ältere Schwester hat? Vielleicht war sie das …

„Nein Hana. Der Grund, weshalb ich dich hergebeten habe, hängt mir diesen beiden hier zusammen.“, unterbrach der Sandaime die junge Kunoichi und zeigte auf den kleinen Jungen und den Fuchs auf seinem Schoss. „Zunächst jedoch kurz ein paar Worte, die ich eben vergessen habe: Ich möchte, dass ihr mich die Details erklären lasst, damit wir uns nicht gegenseitig aus dem Konzept bringen.“ Ein stummes Einverständnis in Form eines Nickens folgte von Kakashi und auch Kin bestätigte kurz. Kurama hingegen zeigte keinerlei Regung, weshalb dem Hokage nichts anderes übrig blieb, als darauf zu vertrauen, dass der Fuchs sich nicht einmischte.

Alle drei Mitgliedern des Fuchsrudels hatte so eine Ahnung, dass der Sandaime diese Worte nicht grundlos von sich gegeben hatte. Sicher hatte er sich schon zurechtgelegt, wie genau er die Einzelheiten erklären wollte, weshalb allen Dreien nun das Gleiche durch den Kopf ging: >Da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie er das erklären will.<

„Gut. Du bist hier, weil ich deine Fähigkeiten als Veterinärmedizinerin brauche …“, begann der Hokage mit seiner Erklärung. Sowohl Fuchs, wie auch Vater und Sohn Hatake horchten bei dem Wort auf.

Währen Kin sich noch gut genug unter Kontrolle hatte, um keine Reaktion zu zeigen – dafür aber in sich hineinkicherte, musste Kakashi sich schon sehr zwanghaft ein Schmunzeln verkneifen. Soviel zu den humanen Reaktionen – denn die Reaktion des animalischen Wesen, welches eindeutig der Grund für den ärztlichen Besuch darzustellen schien, hatte da ganz andere Probleme.

>Veterinärmedizinerin? Du willst mich wohl verarschen, alter Sack! Als ob ich das Nötig hätte.<, dachte sich der Fuchs und musste sich stark zusammenreißen nach außen hin auch wirklich keine Reaktion zu zeigen. Am liebsten hätte er seine Gedanken dem alten Mann einfach ins Gesicht geschrien und ihn an geknurrt. Er war der Kyuubi, ein Dämon! Was sollte er bitte bei einem Tierarzt?

„ … bevor wir jedoch zu deinen künftigen Patienten kommen, muss wir dich über ein paar Details aufklären …“, sprach der Hokage unbeirrt weiter. Von den Reaktionen des Rudels auf seine Worte bekam er nichts mit.

>'deinen' künftigen Patienten? Hat er sich jetzt nur falsch ausgedrückt oder war die Möglichkeit der Mehrzahl Absicht?<, ging es Kin durch den Kopf und fragte sich, wen der Hokage den noch gemeint haben können. >Er wird doch wohl nicht … ? Oh mein GOTT!< Plötzlich hatte der Junge so eine Ahnung, dass auch er hier nicht ganz ungeschoren bei wegkommen würde.

„ … Zunächst einmal: Dies ist Kakashi Hatake, den kennst du vielleicht.“, stellte er Kakashi vor und deutete auf den Jonin. Ein Nicken von Hana bestätigte ihm, dass sie ihn zumindest schon einmal gesehen hatte. „Und dies hier ist sein Sohn Kin Hatake und Kins Schutzgeist Kurama.“, sprach er weiter und zeigte dabei zunächst auf den Jungen und dann auf den Fuchs auf seinem Schoss.

>Schutzgeist?<, ging es nun dem Rudel durch den Kopf. Was hatte sich der Alten den da wieder ausgedacht?

„Es ist sehr wichtig, dass die folgenden Worte an niemanden unbefugtes weitergegeben werden – und auch der Schutzgeist bleibt unerwähnt. Tierärzte haben in unserem Teil der Welt normal keine Schweigepflicht, dessen bin ich mir bewusst. Bei diesen Beiden hast du trotzdem Schweigepflicht, dass ist ein Befehl!“, sprach das Dorfoberhaupt diesmal in einer strenge, die für den sonst so freundlichen Mann doch sehr ungewohnt war.

„Hai!“, bestätigte Hana, auch wenn sie sich noch nicht im Klaren darüber war, warum sie einen kleinen Jungen behandeln sollte. Immerhin war sie Tierarzt und er war definitiv KEIN Tier. Zudem war sie neugierig, was der Hokage mit Schutzgeist gemeint hatte und in wie Fern den Fuchs dies von anderen Unterschied.

„Gut, da dies nun geklärt ist, kommen wir zu dem Grund für deine Schweigepflicht: Kins Mutter ist kein Mensch, was den Jungen zu etwas besonderem Macht: Einem Engel.“, offenbarte der Sandaime und gespannt betrachteten alle männlichen Anwesenden – was immerhin alle außer Hana waren – die Reaktion der jungen Ärztin. Zunächst folgte einige Minuten eine drückende Stille, in welcher sich die Mimik der Frau nicht um einen einzigen winzigen Millimeter änderte. Sie starrte gedankenverloren auf den kleinen Jungen und schien bisher nicht begriffen zu haben, was der Hokage ihr zu sagen versuchte.

Schließlich schloss sie die Augen, schüttelte einmal kurz den Kopf und betrachtete den Jungen erneut. „Wie bitte?“ Sie hatte sehr wohl verstanden, was der Hokage gesagt hatte, doch glauben konnte sie es nicht. Ein Engel? Wollte er sie veralbern? Sicher nicht, dafür war die Situation und die Sache mit der Schweigepflicht zu ernst, aber … Hallo? Die gab es doch gar nicht! Oder doch?

„Kin ist ein Engel, dass war mein ernst. Bisher hat nur Tsunade ihn untersuchen dürfen, allerdings wäre es von Vorteil, wenn es noch eine zweite Person gibt, die sich notfalls mit seiner Anatomie auskennt, da bist du die perfekte Wahl, da es etwas an Kin gibt, womit Humanmediziner nicht viel anfangen können: Seine Flügel.“, erzählte der Hokage weiter und nun hatte auch Kin endlich verstanden. Sicher, seine Flügel waren etwas, dass nicht zu einem Mensch gehörte, sondern normalerweise nur bei Vögeln vorkam. Logisch, dass der Hokage ihn damit zum Tierarzt schickte.

Verwirrt betrachtete Hana den Jungen abermals. Flügel? Wo? „Ich sehe keine Flügel.“, sprach sie ihre verwirrten Gedanken aus und war sich langsam nicht mehr sicher, ob dies hier wirklich passierte, oder ob sie noch immer zuhause in ihrem kuschelig weichem Bett lag und dies alles nur ein extrem schräger Traum war.

„Derzeit verbirgt er sie, da sie geheim bleiben sollen. Diese Flügel sind der Hauptgrund, warum ich ihn zu dir schicke. Ich möchte, dass sie von jemanden im Auge behalten werden, der sich auch damit auskennt. Der Kleine ist noch im Wachstum und hat wohl noch so eine Art Babygefieder, mit dem er auch nicht fliegen kann. Ich bezweifle unter anderem sehr stark, dass sich die Drei in den letzten Tagen mal Gedanken darüber gemacht haben, ob man Kins Gefieder auch pflegen muss. Da könnten sie sicher auch den ein oder anderen Tipp gebrauchen.“, deutete der Hokage an und absichtlich ließ er das Thema Gefiederpflege wie ein Vorwurf klingen. Verfehlt hatte er sein Ziel damit nicht. Weder Kin noch Kurama hatten ein Gedanken daran verschwendet und Kakashi hätte dies Thema sicher eh wieder verpeilt, wenn man ihn darauf nicht ansprechen würde. Alle drei schauten dementsprechend sehr verdattert drein.

„Was Kin betrifft: Einmal komplett durchchecken – mit Röntgenaufnahmen von allen Knochen, damit wir für später Vergleichsbilder haben, falls sie mal gebraucht werden könnten. Wer weiß, vielleicht findet sich ja noch etwas, was ihn vom normalen Menschen unterscheidet und worauf man achten sollte. Ansonsten behältst du die Flügel im Auge.“, schloss er schließlich die mentale Akte zum Engel und bereitete sich innerlich bereits auf das nächste Thema vor.

Mit wachsendem Schrecken hatte Kin die Worte des alten Mannes vernommen. Was der Hokage verlangte, könnte unter Umständen den ganzen Tag dauern – darauf hatte er ja mal gar kein Bock! Davon mal abgesehen, dass er Ärzten ohnehin nicht wirklich traute. Sich da nichts anmerken zu lassen würde sehr schwer werden.

„Hai.“, bestätigte die Tierärztin und man sah ihr deutlich an, wie gespannt sie schon darauf war, den Jungen zu untersuchen. Dieser Patient war wirklich etwas einmaliges für sie und dass der Hokage sie ausgewählt hatte war ein Privileg für die junge Kunoichi. Sie durfte einen echten Engel behandeln! Sie konnte es noch immer nicht glauben. Wenn sie hier raus war, musste sie sich erst mal kneifen, um sicher zu stellen, dass sie dies alles hier nicht nur träumte. Hier drinnen traute sie sich nur nicht.

„Gut, kommen wir zu deinem zweiten Patienten: Kurama. Über ihn wissen wir nicht sehr viel. Was Informationen über ihn betrifft, ist er nicht unbedingt mitteilsam …“, begann der Hokage nun seine nächste Erklärung.

>Ach? Bin ich das?<, kicherte der Fuchs in sich hinein.

„… Was persönliche Dinge betrifft, so wissen nur, dass er schon recht Alt ist …“

>Das ist wahr!<, bestätigte der Fuchs in Gedanke die Aussage. Er war wirklich schon Alt … Ein Urgestein konnte man schon fast sagen.

„ … und dass er Kin als Schutzgeist dient. Bezogen auf den Schutzgeist wissen wir, dass er einiges an Chakra hat und dies auch einzusetzen weiß. Allerdings soll er das im Dorf und der näheren Umgebung unterlassen.“

>Das war eindeutig bezogen auf meine Dämonenkräfte. Ich hoffe mal, dass er da nicht näher drauf eingeht.<, dachte sich der Fuchs auf diese Thema hin und horchte gespannt, was der Mensch wohl als nächstes erzählte.

„Der Grund dafür ist einfach erklärt: Er ähnelt – in dem was er ist – zu sehr dem Kyuubi …“

Mit einem >WAS?!< im Kopf schreckte das Haupt des Fuchses hoch und warf einen leicht verschreckten Blick zu Kakashi und Kin, welche ebenfalls etwas überrumpelt aussahen. >Das soll jetzt doch wohl ein Witz sein! Warum erzählst du das?< Es kostete Kurama viel Mühe nicht einfach dazwischen zu reden. Was hatte der Mann sich da nur zurechtgelegt? Hoffentlich verplapperte er sich nicht.

Hana stand noch immer recht relaxed auf ihrer Position und ließ sich nichts anmerken. Bei der Erwähnung des Kyuubi hatte sich zwar für einen kurzen Moment ihre linke Augenbrauen erhoben, doch das war es dann auch schon. Bevor sie sich zu diesem Thema äußerte, würde sie zunächst den Bericht komplett anhören.

„… und wir würden eine unnötige Panik verursachen, welche mit Sicherheit ausbrechen würde, wenn dies jemand erfahren sollte. Kurama ist – wie bereits erwähnt – ein Schutzgeist. Diese gibt es in vielen verschiedenen Varianten und er ist nun mal ein Fuchs – und auch einer mit neun Schwänzen, wenn er sie zeigen würde …“, setzte der Hokage seinen Bericht fort und auch diesmal konnte er bei Hana für einen kurzen Moment eine erhobene Augenbraue erkennen.

Bei Kurama hingegen war das Maß nun endgültig voll. Kein Wort dazu beizusteuern war ihm nicht mehr möglich, doch zumindest hatte er noch Kontrolle über seine Wortwahl, weshalb er nur ein recht harmlos klingendes „Ich dachte, dass soll hier keiner Wissen.“ hervorbrachte.

„Lass mich doch erst mal fertig erklären, bevor du meckerst. Wo war ich? …“, kommentierte das Dorfoberhaupt zuerst die Aussage des Fuchses und überlegte dann kurz, wo er weitermachen musste. „Gut, also: Kurama ist somit auch ein Kyuubi, denn ist gibt mehrere. Zu allen Dämonen gibt es auch eine Art Gegenpart mit positiver Ausrichtung – und das Gegenstück zum bösen Kyuubi ist nun mal Kurama.“

„Also hatten wir bisher einen bösen Kyuubi im Dorf und jetzt haben wir einen guten Kyuubi?“, formulierte Hana vorsichtig ihre Frage und versuchte noch immer zu begreifen, was sie eben erfahren hatte.

„Na wenigst hast du es so erklärt, dass dieses Menschenmädchen es auch versteht.“, kicherte Kurama vor sich hin. Zwar war er noch immer nicht damit einverstanden, dass jetzt jemand wusste, dass er der Kyuubi war, doch zumindest hatte der Mann einen weg gefunden, ihn nicht als Monster dastehen zu lassen. Ja, die Menschen mit ihrem Gut/Böse Prinzip hatten manchmal auch mal etwas gutes. Solange er ein weißer Kyuubi blieb und sich als Kins Schutzgeist darstellte, würde ihn niemand mehr als Monster bezeichnen.

„Du verstehst nun sicher, warum wir nicht wollen, dass jemand die Wahrheit über Kurama weiß. Schließlich hatte wir bis vor kurzen erst Probleme mit dem anderen Kyuubi, welches letztlich sogar den Tod eines unschuldigen Kindes verursacht haben.“, redete das Dorfoberhaupt einfach weiter und beobachtete ein Nicken bei der Kunoichi.

„Ja, das verstehe ich – etwas anderes jedoch weniger. Warum genau soll Kurama nun mein Patient werden?“, fragte sie nun nach, da sie sich nicht erklären konnte, was der Sandaime damit bezweckte.

„Nun, er zählt derzeit als ein ganz normaler Fuchs und ist somit für die Öffentlichkeit nur ein Haustier. Wildtiere als Haustiere zu halten ist ohne eine gründliche Untersuchung nicht gestattet …“, begann der Hokage mit seiner Erklärung und setzte ein Grinsen auf, weil er sich denken konnte, was dem Fuchs nun durch den Kopf ging.

Während Kurama darüber nachdachte, wie gründlich diese Untersuchung wohl werden würde und sich sicher war, dass er jetzt schon keine Lust darauf hatte, biss sich Kakashi auf die Unterlippe um ein Grinsen zu verkneifen, welches ansonsten überdeutlich zu sehen gewesen wäre. Kin schaffte es grade sich sich halbwegs unter Kontrolle zu halten und sich nichts anmerken zu lassen, doch auch er kämpfte stark mit dem Bedürfnis zu grinsen.

„… Dazu kommt, dass Kurama frei durch das Dorf marschieren kann. Theoretisch ist er somit für alle Tiere im Dorf gefährlich, weil er eine Seuche anschleppen könnte …“, erklärte der Sandaime weiter und musste sich jetzt zusätzlich noch verkneifen zu kichern, während er sich weiterhin auf seine Worte konzentrierte.

>Ich bin doch kein Brutkasten für irgendwelche lächerlichen Bazillen! Was sollen die sich bei mir schon einfangen? Ein Hauch von nichts, das war es aber auch schon!<, dachte sich Kurama zu diesem Thema und war nun mehr als beleidigt.

Das Bedürfnis zu Grinsen paarte sich bei Kin nun langsam mit dem Bedürfnis zu kichern und es fiel dem Jungen deutlich schwerer seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Zu seinem Glück war äußerlich noch immer nichts zu erkennen. Einige Meter weiter stand Kakashi an der Wand und konnte sich sein Grinsen nun endgültig nicht mehr verkneifen. Dafür hatte er nun damit zu kämpfen nicht einfach laut loszulachen. Die Schadenfreude bei Vater und Sohn Hatake war eindeutig vorhanden und wuchs mit jedem Wort des Hokage stetig an ...

„… Wir wissen zwar, dass nichts passieren kann, aber das wissen alle anderen ja nicht. Deswegen muss auch Kurama einmal durchgecheckt werden. Er brauche einen Impfpass …“ Auch für den Hokage wurde es nun immer schwerer sich zusammen zu reißen und keine weitere Reaktion zu zeigen. Speziell, weil er Kakashi von seiner Position aus gut sehen konnte, welcher mehr als verkrampft versucht ein Lachen zu verhindern.

„Was?!“, platzte es nun aus dem Fuchs heraus. >Impfen? Hast du sie nicht mehr alle?< Völlig entsetzt starrte Kurama den Hokage an. Der Mann hatte sie eindeutig nicht mehr alle – und dann Grinste der Typ auch noch so blöde. Nach einem Blick durch den Raum wurde ihm schnell klar, das Hana ihre ärztliche Professionalität durchsetzte und keine wirkliche Regung zeigte, auch wenn es sie schon leicht zu amüsieren schien. Kakashi grinste wie eine verzerrte Version des Honigkuchenpferdes und schien sich kaum noch unter Kontrolle zu haben und Kin … ja, der war der einzige, der offenbar noch etwas Mitgefühl mit ihm zu haben schien, denn diesem war zumindest keinerlei Belustigung anzusehen.

Kurz darauf konnte Kakashi nun nicht mehr an sich halten und lachte drauf los, wodurch einen kurzen Moment Panik bei Kin aufkam, denn er war ebenfalls kurz davor lauthals loszulachen. Doch er durfte jetzt einfach nicht lachen, denn damit würde er sich verraten. Er war ein kleiner süßer 4jähriger, der nicht verstand warum sein Vater grade einen Lachanfall hatte. Ablenkung! Er brauchte Ablenkung – und zwar schnell! ÄHM … JA !! >Backe backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen...<, trällerte Kin in Gedanken das Erstbeste vor sich hin, was ihm in den Sinn kam. Dieser für ihn mehr als peinliche verzweifelte Versuch, sich von der Situation abzulenken verfehlte zum Glück nicht sein Ziel, weshalb er nun hochkonzentriert immer wieder dieses Kinderlied sang und froh war, dass es niemand mitbekam.

„… und wir brauchen für ihn eine tierärztliche Bescheinigung, dass er unbedenklich ist und hier leben kann.“, schloss der Hokage noch hochkonzentriert und nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, musst nun auch er etwas lachen. Diese Formalitäten musste nun mal geregelt werden und er verspürte schon etwas Mitleid mit dem Fuchs.

Obwohl! Eigentlich nicht.

Kapitel 29 - Besuch beim Tierarzt

Beleidigt trotte Kurama neben seinem Sohn die Straße entlang. Noch immer konnte er nicht fassen, dass der Hokage ihn zu einem Tierarztbesuch zwang. Das Büro des Dorfoberhauptes hatten sie bereits verlassen. Offenbar hatte Hana für diesen Tag keine Termine, weshalb sie ihre beiden neuen Patienten direkt mit in die Praxis nehmen wollte. Dorthin waren sie nun unterwegs. Unterwegs zur Folterkammer. Anders konnte Kurama es nicht beschreiben. Es war Folter, eindeutig. Sowohl physisch, wie psychisch. Er war ein Dämon und unter diesen auch kein geringer. Er war der große Kyuubi. Einer der Obersten unter den animalischen Vertretern der Dämonen. Welche eine Erniedrigung! Aber was tut man nicht alles für den seinen Welpen. Kins Schutz stand an oberster Stelle und wenn er sich dafür von einem Tierarzt quälen lassen musste, damit die Fassade aufrechterhalten wird, dann war dies nun mal so.

Mittlerweile waren sie auf dem Gelände des Inuzuka Clans angekommen. Es gab dort einen großen eingezäunten Bereich, welcher an eine Weide erinnerte. Nur war dort kein Nutzvieh zu sehen. Etwa zwanzig Hunde verschiedenen Alters tummelten sich auf der großen Wiese. Neben zwei Röhren, durch welcher sie durchlaufen konnte, gab es auch noch andere Hindernisse, über welche sich springen oder klettern konnten. Dies war die Hundeschule des Inuzuka Clans. Hier lernten nicht nur die Nin-Ken von ihren Menschen, sondern auch die jüngeren Hunde von den Älteren. Das Kommando auf der Wiese schien ein großer dunkelgrauer Nin-Ken zu haben, dessen äußeres stark an einen Wolf erinnerte. Über sein rechtes Auge trug er eine schwarze Augenklappe.

An die Wiese grenzte ein großes Gebäude an, welches über einen direkten Zugang zur Wiese verfügte. Dort schienen die Hunde untergebracht zu sein. Ein zweites und ähnliches Gebäudes befand sich daneben. Es war nur wenig kleiner und verfügte über keinen Zugang zur Wiese. Dafür aber über einen großen Eingang zum Hof, über welchem >Inuzuka Tierklinik< zu lesen war. Dort drin war Hana verschwunden. Die Hatake sollten zunächst vor dem Gebäude warten, da die Kunoichi sicher gehen wollte, dass sie niemand stören konnte. Immerhin waren ihre beiden neuen Patienten etwas spezieller.

Während sie auf die junge Ärztin warteten, beobachtete Kin das Hundetraining. Immer wieder konnte er eine Stimme hören, welche über die Wiese rief und Kommandos erteilte, auf welche die Meute reagierte. Nur fand Kin den Ursprung der Stimme nicht. Dort waren nur die Hunde zu sehen.

„Versuch ja nicht, mir Kunststücke beizubringen. Die Tierarztaktion ist schon demütigend genug.“, meinte Kurama nach einigen Minuten. Auch er hatte dem Treiben der Hunde zugeschaut, jedoch deutete er Kins konzentrierten Blick offenbar falsch.

„Beibringen werde ich dir keine, aber machen musst du sie trotzdem.“, kommentierte Kin darauf die Aussage des Fuchses. Dieser schien nicht unbedingt begeistert davon zu sein, weshalb der junge mit einem schelmischen Grinsen noch einen drauf setzte: „Kinder finden es toll, wenn Tiere Kunststücke können und ich bin nun mal ein Kind und werde daher auch viele Freunde haben die ebenfalls noch Kinder sind. Finde dich also damit ab, dass DU mein Haustier bist und dich auch so benehmen musst. Kunststücke inklusive!“

Grummelnd wand sich Kurama von dem Jungen ab und sah weiter den Hunden zu. Wenn er vorher gewusst hätte, was alles auf ihn zukommen würde, hätte er sich wohl etwas anderes ausgedacht, um bei seinem Sohn bleiben zu können, aber dafür war es nun ja zu spät.

Der Jungdämon dachte derweil über seine bevorstehende Untersuchung nach. Was würde Hana wohl alles machen? Und was würde sie ihn fragen? „Was habt ihr bisher behauptet, wo ich gelebt habe, bevor ich hier nach Konoha kam? Ich bin ja schließlich nicht als 4jähriger auf die Welt gekommen. Na ja, im Normalfall zumindest nicht.“, wollte der Jungdämon nach einigen Minuten wissen, da ihm der Gedanke gekommen war, das sie auch nach der Zeit fragen könnte, bevor er bei seinem Vater lebte. Und er durfte ja nicht etwas erzählen, was sich letztlich vom dem unterschied, was bisher behauptet wurde.

„Wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass du nicht sprechen konntest und viele Dinge nicht wusstest oder konntest, die andere Kinder in deinem Alter aber schon lange konnten.“, antwortete Kakashi auf die Frage hin. Er beobachtete den Eingang der Praxis, damit Hana nichts von ihrem Gespräch mitbekam. „Aufs Klo gehen, mit Stäbchen essen, aus einem Becher trinken, dich selbst anziehen (und auch ausziehen) und noch so einige andere Dinge, die normal alle 4jährigen Kinder können sollten. Das mussten wir dir in den ersten Tagen alles beibringen. Zudem warst du bei Erwachsenen, die du nicht kanntest, sehr schüchtern, während du mit anderen Kindern schnell zurecht kamst.“, zählte der ältere Hatake auf und seufzte. Zu der Zeit hatte er sich noch Gedanken um Kindererziehung gemacht. Die war jetzt wohl unnötig geworden. Dadurch das Naruto schon sehr selbstständig gewesen war und Kin nun über seine Erinnerungen verfügte, war dies wohl ein unnötiges Thema geworden.

Nachdenklich betrachtete Kin die Hunde und grübelte über die Aufzählung seines Vaters nach. Da kam einiges zusammen, was er zuvor nicht konnte oder kannte. An sich gab es dafür nicht wenige sinnige Erklärungen und eine hatte er da schon in Sicht.

„Kurama, wir lang bist du angeblich schon mein Beschützer?“, wollte er nun vom Fuchs wissen, bevor er seine Idee weiter ausfeilte.

„Seit du von deiner Mutter nach Konoha gebracht wurdest.“, antwortete dieser sofort.

„Dann weißt du also auch nicht, was in der Zeit davor gewesen ist.“, stellte Kin fest, womit er sich etwas ausdenken musste, wo er Kurama nicht einplanen durfte. Aber nur weil es nicht Kurama war, musste es ja nicht heißen, dass es jemand anderes war. Er musste nur einen anderen Namen nehmen! Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er hatte seine Lösung gefunden und wusste was er sagen würde. Nun war er gespannt, was seine Väter wohl von seinem Einfall hielten.

„Ich hätte da eine Idee.“, begann Kin und ließ seine beiden gespannten Zuhörer zappeln. Warum sofort mit der Sprache rausrücken, wenn man es auch spannend machen konnte? Das dachte sich nun auch Kin machte keine Anstalten noch mehr zu diesem Thema zu sagen. Mehr erzählen konnte er leider auch nicht, da sich genau in diesem Moment die Tür der Praxis öffnete und Hana heraus spazierte. Nun musste sich er sich wieder wie ein 4jähriger benehmen. Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Hunde, welche er noch immer betrachtete.

Kurz zuckte er zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf seinem Kopf befand und ihm durch seine schneeblonden Haare wuschelte. Sie war deutlich kleiner, als die Hand seines Vaters und konnte daher nur von Hana stammen. Mit diese Geste hat Kin nun weniger gerechnet. Immerhin kannten sie sich erst seit guten zwei Stunden. Aber das war wohl etwas, womit er in dem Alter immer rechnen musste, so nervig es auch war.

„Na, kleiner Mann. Schaust du dir das Hundetraining an?“, fragte Hana mit einem Lächeln und folgte dem Blick des Jüngeren zur Wiese.

„Ich sehe da keinen Menschen auf der Wiese. Wer ruft den die Befehle?“, fragte Kin mit kindlicher Neugierde. Seine Art zu reden hatte wieder ins kindliche gewechselt. Kakashi und Kurama waren jedoch die Einzigen, die einen Unterschied in seiner Sprache wahrnahmen.

„Siehst du den großen dunkelgrauen Wolfshund?“, fragte sie und zeigte auf den Nin-Ken, den Kin zuvor schon als Anführer ausmachen konnte. Nach einem Nicken seinerseits sprach Hana weiter: „Das ist Kuromaru, der Nin-Ken meiner Mutter. Er kann sprechen, so wie dein Schutzgeist.“

„Was ist ein Nin-Ken?“, wollte der kleine Hatake nun wissen. An sich wusste er zwar genau, was gemeint war, aber als kleines Kind musste er sich auch gelegentlich dumm stellen und Dinge hinterfragen. Zudem war es sehr interessant, die gleiche Frage an verschiedene Personen zu stellen. Oft bekam man von jedem eine andere Erklärung.

„Das sind besondere Tiere. In den meisten Fällen sind es Hunde, aber ich hab auch schon eine Begegnung mit einem Clan gehabt, bei denen Luchse als Partner benutzt wurden. Dein Schutzgeist könnte man vielleicht auch als Nin-Ken bezeichnen. Diese Tiere haben ebenfalls Chakra, auf das sie zugreifen können. Sie beherrschen Jutsus und in seltenen Fällen auch die menschliche Sprache.“, erklärte die Ärztin und schaute nun wieder zu dem kleinen Jungen hinab. Für sie hatte es den Anschein, als würde er angestrengt über ihre Worte nachdenken. Ob er verstanden hat, was sie meinte?

„Ist Pakkun auch ein Nin-Ken?“, fragte Kin schließlich an seinen Vater gewandt. Dieser bestätigte die Vermutung seines Sohnes und hob sich den Jungen anschließend auf die Schulter, damit der Kleine etwas mehr sehen konnte.

 

Einige Minuten hatten sie die Hunde noch beobachtet, darauf betraten sie die Tierklinik. Hana führte sie in einen der Behandlungsräume, wo sich Kin auf den Tisch setzten sollte. Zunächst widmete sie sich dem Jungen, da sie seine Behandlung hinter sich haben wollte, ehe jemand der Angestellten in die Klinik kam. Zwar lag an diesem Tag nichts an und die Mittagspause hatte auch bereits begonnen, doch sicher war sicher. Sollte ja niemand wissen, dass Hana jetzt auch einen humanen Patienten hatte.

„Hatte Tsunade mal euer Blut untersucht?“, fragte sie, während sie alles für eine Blutabnahme vorbereitete.

„Sie hat sich Kins Genetik angeschaut, aber in wie fern sie das Blut untersucht hat, kann ich nicht sagen.“, antwortete Kakashi auf die Frage hin.

„Dann werde ich dir auch etwas Blut abnehmen.“, kam darauf von Hana, was bei Kakashi für einen überraschten Gesichtsausdruck sorgte.

„Bei mir auch? Warum den?“, wunderte sich der ältere Hatake immer noch.

„Mir geht es in diesem Fall nicht um die Genetik. Ich brauch einen Vergleich. Ich nehme mal an, dass er ein Ninja wird und der Beruf ist nicht ganz ungefährlich. Da Kin kein reinblütiger Mensch ist, könnte es Probleme geben, falls er mal eine Bluttransfusion braucht. Deshalb hätte ich gern deine Blut für einen Vergleich, um zu sehen, ob es kompatibel ist.“, erklärte die Tierärztin und stellte nun zwei kleine Schälchen neben sich auf den Behandlungstisch.

„So, wer will zuerst?“, fragte sie gleich darauf und bemerkte sofort Kins verängstigten Gesichtsausdruck. Sachte legte sie ihre Hand auf die des Jungen und streichelte darüber. „Keine Angst, ich bin ganz vorsichtig. Was hältst du davon, wenn ich bei deinem Vater anfange?“, fragte sie nun freundlich an Kin gewandt. Sie musste dem Kind zunächst beweisen, dass er keine Angst haben musste. Nur sah der Papa auch nicht unbedingt begeistert aus. Hatte er etwa auch Angst? Hoffentlich nicht! Das konnte ja noch was werden …

Mit einem mulmigen Gefühl machte sich Kakashi daran, seinen Arm zu entblößen. Mit Arztbesuchen hatte er an sich keine Probleme, doch wenn sie mit einer Spritze ankamen, dann wurde er nervös. Er mochte diese langen piksenden Dinger einfach nicht und würde sich auch nie mit ihnen anfreunden können. Trotzdem ließ er immer vorbildlich alles mit sich machen, ohne sich zur Wehr zu setzten. So viel Disziplin hatte sein Vater ihm dann doch noch mitgeben können.

„So Kin, jetzt schau genau zu, was ich hier mache.“, forderte Hana den Jungen auf und befestigte ein etwa zwei Zentimeter breites Textilband an Kakashis rechtem Oberarm. „Das ist ein sogenannter Stauschlau. Dadurch staut sich das Blut im Arm, damit ich es besser finden und abnehmen kann.“, erklärte sie und betrachtete darauf kurz den Jungen.

Noch immer machte Kin äußerlich den Eindruck, als wenn er Angst hätte. Zwar wusste der Junge in etwa, was auf ihn zukam, doch unangenehm war es trotzdem. Bisher waren die Ärzte ihm gegenüber allerdings auch nicht grade sanft gewesen. Unter 'mal eben dem Monster eine Spritze in den Arm jagen' und 'behutsam einem kleinen Kind etwas Blut abnehmen' bestand nun mal ein enormer Unterschied. Hana hatte allerdings etwas an sich, was ihn vertrauen ließ. Sie hatte eine grundlegend freundliches Wesen. Tiere waren nicht dumm und erkannten sofort, wenn sie jemanden vor sich hatten, der ihnen böses wollte. Die Instinkte waren bezüglich möglicher Gefahren sehr ausgeprägt. Aber auch ihm vermittelten seine in diesem Fall dämonischen Instinkten eher ein positiv Gefühl in Bezug auf die Ärztin, was den Jungen etwas entspannen ließ.

Trotz seiner Angst vor Ärzten, die er bisher immer Mühsam verstecken musste, war er jedoch auch etwas neugierig. Und in diesem Moment auch etwas verwirrt, denn das, was Hana als Stauschlau bezeichnete, hatte nun wirklich gar nichts mit einem Schlauch gemein. „Das sie nicht wie ein Schlauch aus. Warum heißt das so?“, fragte er daher nach. Verstellen musste er sich dabei nicht, denn die ohnehin schon leicht verwirrte Mimik war überzeugend genug.

„Früher hat man dünne Schläuche benutzt, daher der Name. Das Material hat sich zwar mittlerweile geändert, doch die Bezeichnung ist geblieben.“, antwortete sie auf Kins Frage und suchte dabei in Kakashis Armbeuge nach einer geeigneten Stelle für die Blutentnahme.

Kurz darauf hatte sie auch schon eine Vene gefunden und sprühte etwas aus einer kleinen weißen Flasche auf die Stelle. Ein kurzer Blick verriet Kin, dass es sich um Desinfektionsmittel handelte, da dies ganz groß auf der Flasche zu lesen war. Anschließend nahm die Ärztin sich eine kleine Nadel aus dem Schälchen, entpackte sie und zeigte sie Kin.

„Das ist Nadel, mit der ich jetzt das Blut abnehme. Wenn du genau hinsiehst, kannst du erkennen, dass die Nadel innen drin hohl ist. Was glaubst du, warum das so ist?“, fragte sie den Jungen und setzte anschließend die Nadel bei Kakashi an. Auf die Frage antwortete Kin nicht. Er stellte sich unwissend und beobachtete weiter neugierig, was Hana mit seinem Vater machte. Es dauerte nicht sehr lang, und Hana hatte, was sie von Kakashi wollte. Zwei Röhrchen würden für den Bluttest reichen. Danach war zumindest der Vater erlöst. Die Röhrchen wurden noch beschriftet und zur Seite gelegt, ehe sie sich Kin zuwandte.

Kaum stand Hana vor ihm, war seine Neugierde auch schon völlig verschwunden und machte immer stärker werdender Angst platz. Warum er sich plötzlich so extrem fürchtete, konnte er sich selbst nicht erklären. Früher hatte er weniger Probleme damit, sich von einer Nadel piksen zu lassen und das obwohl die Ärzte ihn immer grob angefasst hatten, ganz egal ob sie ihm damit wehtun könnten. Innerhalb weniger Sekunden hatten seine Instinkte die Oberhand gewonnen. Panisch ergriff die Flucht, bevor Hana ihm auch nur zu nahe kommen konnte und hing nun an der Decke des Raumes, wo er sich in eine schwer zugängliche Ecke quetschte.

Verwundert betrachteten sowohl die Väter, wie auch Hana den Jungen. Mit einer solchen Reaktion hatte keiner von ihnen gerechnet. Zusätzlich verwunderte alle drei die Art, wie Kin sich nun in der Ecke benahm. Seine Augen waren nicht mehr nur golden, sie leuchteten auch, wie zu der Zeit, wo Kin seinen Blutrausch hatte. Zudem war ein leises Knurren von dem Jungen zu hören.

„Kin?“, fragte Kurama vorsichtig und stellte sich so hin, dass er den Jungen direkt anblicken konnte. Dies gefiel dem Jungdämonen jedoch gar nicht, welches halb der Fuchs nun von dem Kind auf eine Art angefaucht, die alle sich am Boden befindenden zusammenzucken ließ.

„Das ist sehr ungewöhnlich.“, wunderte sich Hana und betrachtete unentwegt den Jungen.

„Das ist normal.“, log Kurama gleich darauf. „Engel sind den Menschen zwar sehr ähnlich und können sich auch unter normalen Umständen gut wie Menschen verhalten, doch wenn sie Angst haben oder Gefahr wittern, dann können ihren Instinkte sehr schnell die Oberhand gewinnen. Und dann haben sie mehr Ähnlichkeit mit einem Raubtier.“, versuchte er eine Erklärung. Dies stimmte zwar nicht mit den Engeln an sich überein, aber zumindest mit dem, was Kin darstellte und hier ganz deutlich präsentierte. Dieser hatte immerhin auch Fuchs-DNA und somit Kuramas animalische Dämoneninstinkte geerbt, welche das derzeitige Problem offenbar verursachten.

„Du solltest vielleicht ein paar Minuten rausgehen. Wir geben dir Bescheid, wenn wir ihn wieder beruhigt haben.“, schlug Kakashi der Ärztin vor und wandte sich dann ebenfalls seinem Jungen zu.

Noch immer verwundert betrachtete Hana nochmal den kleinen Engel, der sich in diesem Moment so gar nicht engelhaft zeigte. Darauf verließ sie den Raum und setzte sich vor diesen auf einen der Stühle, um etwas nachzudenken, bis sie die Behandlung fortsetzen konnte. Einen Engel hatte sie sich etwas anders vorgestellt. Klein und niedlich waren die einzigen Merkmale, die ihre Vorstellung und den kleinen Jungen verband. Flügel schien er ebenfalls zu haben, nur hatte sie die bisher nicht zu sehen bekommen. Alles andere schien stark von ihrer Vorstellung abzuweichen. Aber wie waren echte Engel? Bisher galten sie als Legenden und Sagengestalten. Einen richtigen Engel hatte sicher noch kein Mensch gesehen und wenn doch, dann wussten diejenigen es nicht.

Innerhalb des Behandlungsraumes hatte Kakashi sich nun ebenfalls mit Chakra an die Zimmerdecke geheftet und stand nun kopfüber neben seinem Sohn. Dieser hatte sich bereits leicht beruhigt, als die Kunoichi den Raum verlassen hatte und klammerte sich nun zitternd und weinend an seinen Vater.

„Du hast uns mit deiner Reaktion eben ganz schön überrumpelt.“, begann Kakashi und strich sanft über den Rücken seines Sprösslings. „Woher kommt nur diese extreme Panik?“, fragte er mehr zu sich selbst, als zu Kin. Er konnte noch immer spüren, wie der Junge in seinen Armen zitterte und das kleine Herz klopfte so schnell, als wäre der Junge einen Marathon gelaufen.

 

Vor dem Behandlungsraum wartete Hana noch immer darauf, dass Kakashi sie wieder hinein holte. Was sich innerhalb des Raumes abspielte konnte die Kunoichi nicht mal erahnen, da alle Behandlungsräume sehr gut isoliert waren und selbst bei größtem Lärm kaum ein Ton zu vernehmen war. Viel hatte sie darüber nachgedacht, woher die Angst des Jungen wohl kam. Lag es wirklich nur an den Instinkten, wie Kurama es gesagt hatte? Oder gab es da noch etwas anderes, was den Jungen beeinflusste? Da sie sich mit der Spezies Engel nicht auskannte, konnte sie dies weder bestätigen noch ausschließen. In einer Sache war sie sich jedoch sicher. Wenn der Junge ihr vertrauen sollte, dann musste sie sich anstrengen und dem Kleinen mehr Aufmerksamkeit widmen, als nur jene, die er bei der Behandlung bekommen würde. Eine Freundin musste sie für Kin werden, dass würde sicher helfen. Nur wie stellte sie das an? Sicher würde der Junge nicht einfach so anfangen ihr zu vertrauen. Allerdings, wenn sie sich auch mit dem Vater anfreunden würde …

Bei dem Gedanken an Kakashi lief Hana sofort rot an. Er war einer der begehrtesten Junggesellen im Dorf. Viele der jüngeren Frauen schwärmten von ihm, doch keine kannte ihn näher. Keine ließ er an sich heran. Auch ihre Freundinnen schwärmten für den Mann, was Hana bislang noch nie verstanden hatte. Immer trug er seine Maske und ständig las er diese perversen Bücher, egal wann und egal wo er sich befand. Seine ganze Art war verschlossen, abweisend und oft auch genervt, wenn man ihn störte. Alles in allem war der Mann überhaupt nicht ihr Typ. Früher jedenfalls.

Jetzt stellte sich für sie eher das genaue Gegenteil heraus. Keine Maske, kein Buch. Unterwegs zur Praxis hatte sie schon festgestellt, dass man mit ihm sehr gut reden konnte und als Vaterfigur präsentierte er sich sehr fürsorglich. Gut aussehen tat er auch und sein Geruch erst …

Ein leises Schnurren entwich ihr, als sie an den Mann dachte und die Röte auf ihren Wangen nahm nochmal etwas zu. Kurz darauf schüttelte sie schließlich ihren Kopf und versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu verscheuchen. »Mensch Hana! Benimm dich nicht wie eine läufige Hündin!«, wies sie sich gedanklich selbst zurecht und seufzte darauf herzhaft. Der Hatake befand sich immerhin direkt im Raum hinter ihr und konnte jeder Zeit heraus kommen.

 

Nach einigem gut Zureden hatte Kakashi es geschafft, seinen Jungen zu überreden, dass sie sich wieder auf den Erdboden begaben. Dauerhaft an der decke zu hängen war nicht unbedingt angenehm. Beide saßen sie nun wieder bei Kurama auf dem Behandlungstisch, Kin auf Kakashis Schoss. Dass die Reaktion des kleinen Dämons nicht gestellt war, hatte Kurama ihm zwar schon versichert, doch der emotionale Ausbruch, bei welchem Hana nicht mal mehr im Raum war, hatten den Hatake erneut überrascht. Noch immer war Kin leicht verstört. Wimmernd und zitternd krallte er sich an seinen Vater. Zu viel hatte der Junge erlebt. Zu tief saßen Angst und Misstrauen anderen gegenüber. Es würde viel Zeit in Anspruch nehmen dem Jungen diese Angst zu nehmen.

„Geht es dir wieder besser?“, fragte er nach einiger Zeit, da von Kin kein Laut mehr zu vernehmen war. Auch das Wimmern hatte aufgehört. Die offenen Augen des Kleineren zeigte ihm jedoch deutlich, dass Kin noch ansprechbar war und nicht eingeschlafen, wie er zuerst vermutet hatte.

Ein leichtes kaum wahrnehmbares Nicken konnte der Mann darauf erkennen. Jedem anderen wäre dies wohl nicht aufgefallen, doch seine geschulten Augen reagierten auf die kleinsten Bewegungen.

„Ich weiß selbst nicht, warum ich so extrem reagiert habe. Früher war das nicht so.“, meinte der Junge schließlich und schniefte darauf etwas.

„Der dämonische Teil von dir ist jetzt aktiver als früher. Gut möglich, dass du schon immer so reagiert hättest, wenn deine dämonischen Instinkte dich von Anfang an beschützt hätten.“, vermutete Kurama nach einigem grübeln. Sicher war er sich darin nicht, aber es wäre möglich.

„Ich hab gefaucht, oder? So wie ein Tier es machen würde.“, fragte Kin leicht beschämt.

„Ja!“, kicherte der Fuchs darauf und fand es im nach hinein schon wieder amüsant, dass sein Sohn sich in extremen Situationen mehr wie ein Tier verhielt, als ein Mensch.

„Dann passt meine Idee zum Leben vor Konoha jetzt sogar noch besser.“, seufzte der Junge. Noch immer wussten seine Väter nicht, was er sich da ersponnen hatte. Während Kakashi die Ärztin wieder in den Raum holte, beriet sich Kin kurz mit Kurama und weihte diesen in einige wenige Details ein. Der Hatake hätte wohl auch gern gewusst, was seine beiden Dämonen da bereden, doch er würde es ja ohnehin gleich erfahren. Und falls Hana nicht danach fragen sollte, dann würde Kin es zumindest erzählen, wenn sie wieder zuhause waren.

 

Ein Blick auf die Uhr verriet der Kunoichi, dass sie sich bereits seit einer halben Stunde vor dem Raum befand und langsam wurde sie nervös. Noch waren sie allein in der Praxis, doch sicher würde es nicht mal lang so bleiben. Wenigst die Behandlung des Jungen wollte sie abschließen, bevor sich jemand aus ihrem Clan in die Räume der Klinik verirrte, was immer mal wieder vorkam. Immerhin mussten alle Mitglieder ihres Clans eine tiermedizinische Grundausbildung hinter sich bringen. Heute war ihres Wissens nach auch ihr kleiner Bruder dran, doch bis dieser aus der Akademie kam, hatte sie noch ein paar Stunden Zeit.

Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte wurde schließlich die Tür geöffnet und Kakashi trat aus dem Raum. Erneut schlich sich eine leichte röte in Hanas Gesicht, welche der Hatake zum Glück nicht bemerkte, da sein Blick weiterhin in den Raum hinein und auf seinen Sohn gerichtet war.

„Er hat sich beruhigt.“, meinte der Mann in einem leicht erschöpftem Tonfall und warf nun doch einen kurzen Blick auf die Tierärztin. Der leichte rosafarbene Schimmer auf ihren Wangen entging ihm dabei nicht. Woran Hana wohl gedacht hatte? Sicher an ihren Freund oder jemanden, den sie gern als Freund hätte. Dass ihre Gedanken ihm gewidmet sein könnten, kam ihm dabei jedoch nicht in den Sinn.

„Kami sei Dank.“, seufzte sie und erhob sich darauf. Kurz warf sie einen Blick durch die Tür, um zu sehen was der Junge machte, ehe sie sich in den Raum bewegte. Kakashi war bereits vorgegangen und hob den Jungen wieder auf seinen Schoss. Sofort klammerte Kin sich wieder an seinen Vater und schien sich verstecken zu wollen, indem er sein Gesicht in der Kleidung seines Vaters vergrub.

„Ich würde ihn wirklich gerne von der Blutabnahme erlösen, aber ich brauch diese Blutprobe leider.“, sprach Hana mitfühlend, als sie bei ihrem Patienten ankam. Erneut überlegte sie, was sie nun machen sollte. Auf dem Flur war sie mit ihren Gedanken leider nicht weiter gekommen, da sich ja ein anderes Thema in ihren Verstand gemogelt hatte. „Wie hat denn Tsunade ihm das Blut abgenommen?“, fragte sie schließlich, als sie sich daran erinnerte, das auch die Medi-Nin bereits das Blut des Junge untersucht hatte. Dafür hatte auch sie ihm Blut abnehmen müssen.

„Tja, Tsunade hatte das Glück, dass Kin zu dem Zeitpunkt eh nicht ansprechbar war. Als er bei mir gelandet ist, war er Krank und hatte hohes Fieber. Er hat nicht einmal mitbekommen, was sie mit ihm gemacht hat.“, log Kakashi darauf. In der letzten halben Stunde hatte er sich einiges zurechtgelegt, für den Fall das Hana nachfragen sollte.

„Und was hatte er?“, fragte sie weiter und suchte sich einen Notizzettel. Alles wichtige in ihrer Akte zu verfassen, war immerhin auch wichtig.

„Blinddarm.“, antwortete der Hatake darauf und beobachtete eher beiläufig die Reaktion der Ärztin. Mit leicht aufgerissenen Augen und einem Blick der irgendwo zwischen verwirrt und entsetzt einzuordnen war, starrte Hana ihn und den Jungen für einen Moment an und notierte sich darauf etwas. Was der Frau dabei durch den Kopf ging war Kakashi schleierhaft.

Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er, wie sich Hana einen kleinen Hocker heranzog und darauf niederließ. Noch immer hielt sie ihren kleinen Block in der Hand, auf welchem sie sich zuvor schon einige Dinge notiert hatte und offenbar ging es auch damit nun weiter.

„Wie lang lebt er jetzt schon bei dir?“, wollte sie diesmal wissen, um sich langsam näher heranzutasten. Alles was sie hoffte in den nächsten Minuten zu erfahren, könnte hilfreich für den Umgang mit dem Jungen werden.

„Direkt bei mir lebte er jetzt seit 3 Wochen. Davor war er über fast zwei Wochen im Krankenhaus.“, antwortete Kakashi der Ärztin und kramte sich die zuvor abgesprochen Details mit Tsunade wieder aus dem Hinterstübchen hervor.

Ihre nächste Frage wollte sie nicht stellen, doch sie musste sicher sein, ob es wirklich der Wahrheit entsprach. „Stimmt das Gerücht, dass er vor deiner Tür ausgesetzt wurde?“

„Ja.“, beantwortete Kakashi auch diese Frage, diesmal fiel seine Antwort jedoch sehr kurz aus und ein leicht trauriger Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Ihm gefiel es nicht sonderlich über Kins wahr Herkunft zu lügen, doch es musste sein.

Zu seinen Glück interpretierte Hana seinen traurigen Ausdruck anders als er gemeint war. Für sie war es einfach unfassbar, dass man ein kleines Kind einfach aussetzt. Gut in diesem Fall landete der Junge zumindest bei seinem Vater, dennoch war es etwas, das kein Kind durchmachen sollte. Zudem war der Junge auch noch schwer krank gewesen, als er ausgesetzt wurde. Etwas was bei Hana auf noch mehr Unverständnis stieß und in ihr eine Welle aus Wut und Mitgefühl hervorrief. Wut auf die Person und Mitgefühl für den kleinen Jungen, der sich wirklich glücklich schätzen konnte, dass Kakashi sich als so guter Vater entpuppt hatte.

„Kin? Magst du mir erzählen, wie du zu deinem Papa gekommen bist?“, stellte sie die nächste Frage diesmal an den Jungen. Sie hoffte auf eine Antwort, war sich jedoch nicht sicher, ob sie eine bekommen würde. Zunächst geschah einige Minuten auch nichts.

„Er hat bisher kein Ton darüber verloren, wie er zu mir kam, oder wo er vorher gelebt hat.“, äußerte sich schließlich Kakashi. Er wusste noch, dass Kin erst später etwas dazu sagen wollte. Zunächst mussten sie Hana über seine Unwissenheit in der ersten Zeit aufklären. „Wir wussten zu Anfang auch nicht, ob er überhaupt weiß, wie er bei mir gelandet ist.“

„Hatte das einen Grund?“

„Als er nach dem OP aufwachte, war er komplett verängstigt und hat außer mir niemanden an sich heran gelassen. Mit den Tagen legte sich die Angst, aber Tsunade war die einzige Ärztin, die in seine Nähe kommen durfte. Beim ersten Mal hat er Tsunade sogar gebissen und alle anderen hat er an geknurrt, weshalb sie sich nicht in seine Nähe getraut haben.“, erzählte er einige Dinge, die Teil abgesprochen waren und Teils spontan dazu gedichtet.

„Also hat er nicht zum ersten Mal derart animalisch auf seine Umgebung reagiert.“, stellte Hana darauf fest und macht sich erneut Notizen.

„Nein, nur wussten wir damals noch nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass er ein Engel ist.“, mischte sich nun Kurama in das Gespräch ein. „Als ich dem Jungen als Schutzgeist zugeteilt wurde, hat mich das sehr überrascht. Wir dienen nur Engeln als Partner und dass ich nun auf den Jungen aufpassen sollte, hat mich in dem Moment sehr verwirrt.“

Erneut staunte Kakashi über den alten Fuchs, dessen Wort so glaubwürdig rüberkamen, als wären sie wirklich das, was sie vorgaben zu sein: Die Wahrheit! Damit legte Kurama ein ähnliches schauspielerisches Talent an den Tag legte, wie Kin. Hatte der Junge diese Eigenschaft vielleicht sogar von ihm geerbt?

Eine kurze Pause folgte bei Kurama, welche Hana sofort für eine Zwischenfrage nutzte. „Aber wenn ihr nur Engeln dient, wieso hat es dich dann verwirrt? Er ist doch ein Engel.“, wunderte sie sich, was man ihr auch deutlich ansehen konnte.

„Das Stimmt. Jetzt ist mir auch klar, warum ich ihm dienen soll. Jedoch war mir das vor fünf Wochen noch nicht klar. Er wurde als Junge geboren, womit ich angenommen hatte, dass es sich bei ihm nicht um einen Engel handelt.“, erklärte der Fuchs der Ärztin, die nun noch verwirrter war als zuvor schon, weshalb er anschließend noch etwas hinzu fügte. „Er ist der erste männliche Engel, der je geboren wurde.“ Dieser letzte Satz war zur Abwechslung sogar mal die reine Wahrheit, doch was ahnte Hana zum Glück nicht. Zu oft hatten sie schon ihre Geschichte um Kins Herkunft geübt, als dass noch jemand die Lüge durchschauen konnte. Dafür musste sich die Person schon tiefer gehendes Basiswissen über Dämonen angeeignet haben.

„Es gibt bei den Engeln nur Frauen?“, staunte Hana und eine Kopfbewegung des Schutzgeistes, welche sie als Nicken deutete, bestätigte ihre mehr rhetorisch gestellte Frage. „Wie habt ihr raus gefunden, was er ist?“

„Vor … einer Woche etwa, würde ich sagen, da haben sich seinen Flügel gezeigt Parallel dazu war auch sein Chakra wahrzunehmen. Seit dem wissen wir es.“, antwortete nun wieder Kakashi und ließ den gleichzeitig stattgefundenen Blutrausch absichtlich aus. Dieses Detail behielten sie dann doch besser für sich.

„Gibt es sonst noch etwas wichtiges aus den ersten Wochen? Wissen, Verhalten, irgendetwas ungewöhnliches ... keine Ahnung! Normal ist das leider nicht mein Gebiet. Bei Tieren muss ich solche Fragen nicht stellen.“, seufzte die Junge Ärztin und lehnte sich mit dem Rücken an den Schrank, vor welchem sie saß.

„Oh ja. Da gibt es auch einiges. Er hat nicht gesprochen, womit die Kommunikation sehr erschwert war. Zudem konnte er fast nichts, was Kinder in seinem alter können sollten. Wir mussten ihn gezwungener maßen als Kleinkind ansehen, dass alles erst noch lernen muss.“, erzählte Kakashi weiter.

„Nur krabbeln konnte er …“, kam gleich darauf von Kurama.

„und laufen…“, kam darauf dann wieder von Kakashi.

„und hüpfen!“, seufzte im Anschluss Kurama.

„Am Liebsten überall drunter oder drüber weg, um uns zu entkommen, damit er sich nicht dem stellen muss, was wir von ihm wollen.“, erzählte jetzt wieder Kakashi, worauf sowohl er, wie auch Kurama gleichzeitig seufzten. Spontan kam Kakashi die Erinnerungen vom 2. Tag in den Kopf, wo er Kin hatte einfangen müssen, als dieser sich nicht umziehen lassen wollte und sie somit eine Stunde durch die Wohnung geheizt sind.

„Da hat Kin aber gut aufgeholt. Dass er erst seit 5 Wochen bei dir lebt und vorher nicht sprechen konnte, merkt man ihm wirklich nicht an.“

„Er spricht erst seit 2 Wochen. Vorher kamen nur mal vereinzelte Worte aus ihm raus.“, merkte der Hatake an, was Hana erneut ins staunen versetzte. Wenn das überhaupt noch ging, denn langsam wurde dies bei ihr zu einem Dauerzustand.

„Jetzt würde ich wirklich gern wissen, wo er vorher gelebt hat.“, deutete sie an und betrachtete von ihrer Position aus den Jungen, der sich noch immer vor ihr zu verstecken schien.

„Ja, dass würden wir auch gern. Aber das wird er uns wohl nicht sagen.“, vermutete Kakashi. Sein schauspielerisches Talent war normal eher grausam, doch wenn es um Kin ging, dann legte auch er einen Oskar reifen auftritt hin.

Erneut tat sich wieder zunächst nichts, doch Kurama wusste, das Kin auf sein Zeichen wartete. Gleich würde der Junge mit der Sprache herausrücken. Er wusste ja Teilweise bereits, worum es ging und die Idee des Jungen passte wirklich gut, wenn man sein Verhalten mit ein berechnete.

„Na los Kin. Sag uns, woher du kommst und wie du bei Kakashi gelandet bist. Irgendwann musst du es eh erzählen und es wäre gut, wenn auch Hana es weiß.“, kam es schließlich vom Fuchs und kurz darauf drehte der Junge nun auch den Kopf etwas und schaute kurz zur Kunoichi.

Mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck begann er schließlich zu erzählen: „Ich bin Krank geworden und mein anderer Papa hatte nicht die Möglichkeit mich wieder Gesund zu machen. Deshalb hat er sich Hilfe geholt. Ein Engel ist gekommen und hat mich mitgenommen …“, begann Kin und achtete sehr darauf, das seine Worte klangen, als kämen sich von einem kleinen Kind.

„ … Sie hat gesagt, sie bringt mich zu meinem richtigen Papa, denn da wo er lebt kann ich wieder Gesund werden. Sie hat mir Kurama gegeben und dann sind wir hierher geflogen. Unterwegs bin ich wohl eingeschlafen. Als ich wieder wach wurde standen wir schon vor Papas Tür. Da hat sie geklingelt und danach war sie gleich weg.“, schloss Kin den ersten Teil der Erzählung.

„Magst du uns auch erzählen, wo du vorher gelebt hast? Wer war vor Kakashi dein Papa?“, fragte Hana weiter, nachdem sie sich zum ersten Teil einige Notizen gemacht hatte.

„Mein Papa war Inari, der Fuchsgeist. Wir haben in einem großen Wald gelebt, aber ich weiß nicht, wo das war.“, kam die Antwort von Kin diesmal etwas schneller, als erwartet. Bei dem Namen des ehemaligen Vater hatte Kurama die Ohren gespitzt und zeigte sich leicht aufgeschreckt.

„Jetzt ist mir klar, warum Kin zuvor so wenig konnte.“, platzte es schließlich aus ihm heraus, was bei Hana und Kakashi für einen verwirrten Gesichtsausdruck sorgte.

Da der Hatake bisher nicht eingeweiht war, fiel ihm dies auch nicht sonderlich schwer, denn verwirrt war er diesmal wirklich. „Ach ja? Mir nicht.“, meinte Kakashi nach einigen Überlegungen. Hatte er etwas verpasst? Was hatte Kurama nur gemeint?

„Inari! Fuchsgeist! Er ist von einem Tier aufgezogen worden. Du warst sicher der erste Mensch, den er je gesehen hat.“, kam es sogleich von dem Fuchs und betrachtete innerlich amüsiert, wie bei Hana und Kakashi nun offenbar der Groschen fiel.

Während der Hatake nun innerlich schmunzelte, weil die Idee wirklich nicht schlecht war und auch das Verhalten des Jungen gut erklärte, starrte Hana den Jungen einfach nur perplex an. Kins angebliche Vergangenheit hatte sie doch sehr erstaunt. Einem Kind, dass von einem Tier aufgezogen wurde, begegnet man immerhin auch nicht alle Tage. Der Kleine war eindeutig etwas besonderes und das in vielerlei Hinsicht. Das Vertrauen des Jungen war ihr nun noch wichtiger als zuvor und sie würde alles tun, damit Kin ihr irgendwann sein Vertrauen schenkte.

Beginnen musste sie zunächst mit kleinen Schritten und dies Tat sie nun auch. Ihren kleinen Notizblock legte sie zur Seite und stand nun auf, um darauf langsam auf den Jungen zuzugehen. „Kin?“, begann sie, als sie vor ihm zum stehen kam und lächelte den Jungen freundlich an, als dieser ihren Blick gespannt erwiderte. Noch immer konnte sie einen leichten rötlichen Schimmer um die Augen herum erkennen, was ihr deutlich zeigte, dass er geweint haben musste.

„Als du bei Inari im Wald gelebt hast, hattest du da Angst vor den anderen Tieren?“, fragte sie schließlich mit einem sanften Ton. Kins Antwort darauf bestand einzig aus einem leichten Kopfschütteln.

„Hast du Angst vor unseren Hunden? Oder anderen Tieren hier im Dorf?“, fragte sie als nächstes und achtete dabei sehr darauf, das ihre Stimme den sanften Klang beibehielt.

„Nein.“, antwortete Kin diesmal mit einem Wort.

„Aber es gibt etwas hier, wovor du Angst hast, nicht wahr?“, sprach Hana schließlich ihre Vermutung aus und wartete gespannt auf seine Reaktion.

Einen Moment musste Kin grübeln, wie er sich nun ausdrücken sollte. Schließlich kam ihm eine Idee und ihm gelang die recht scheu klingende Antwort „Die größeren Menschen.“, womit er natürlich die Erwachsenen meinte, aber für seine Situation klang dies doch recht passend, fand er. Sein Blick fiel kurz darauf auf das kleine Schälchen, wo noch immer die Utensilien für seine Blutabnahme drin lagen. „und vieles von diesem Menschenzeug.“, setzte er kurz darauf noch nach und deutete auf das Schälchen.

„Verständlich.“, schmunzelte Hana darauf und musste sich ein kichern verkneifen, damit Kin nicht denk, sie würde ihn auslachen. „Das ist auch unheimlich, wenn man es nicht kennt. Es gibt viele kleine Kinder, die Angst vom Arzt haben, weil sie es nicht kennen. Da bist du keine Ausnahme.“, erklärte sie dem Jungen darauf und stupste ihm mit ihrem Finger auf die kleine Nase.

„Dieses Menschenzeug dort, muss ich aber leider gleich trotzdem benutzen.“, deutete Hana an und bemerkte sofort, wie Kin sich etwas verspannte.

„Keine Angst. Diesmal machen wir es etwas anders.“, sagte sie darauf schnell und suchte sich ein kleines Heft mit bunten Tierbildern aus einem Schubfach. Davon hatte sie mehrere, denn diese verschenkte sie an die Kinder, die mit ihren Eltern und ihrem Haustier zu ihr kamen.

Diese Heftchen drückte sie nun Kakashi in die Hand, damit Kin es sich auf der einen Seite von Kakashi anschauen konnte, während sie sich auf die andere Seite begab. Sie wusste zwar nicht, ob sie den Jungen so wirklich ablenken konnte, den Instinkte ließen sich nicht so einfach umgehen, doch ein Versuch war es wert.

Als sie sich vorsichtig Kins Arm nahm, sah er sich kurz erschrocken zu ihr um. „Erzähl mir, was du in dem Heft siehst.“, forderte sie ihn auf und kurz darauf schwenkte er seinen Blick wieder auf die Tierbilder und begann zu erzählen. Die Ablenkung schien zu wirken, denn keine fünf Minuten später war Hana mit der Blutentnahme bereits fertig.

 

Etwas überrascht und innerlich irgendwo auch fassungslos hatte Kin die Tierärztin angestarrt, als sie ihm die vier kleinen Röhrchen präsentierte, welche sie mit seinem Blut gefüllt hatte. Er hatte nicht mal mitbekommen, wie sie ihn gepikst hatte, womit dies die wohl schnellste und schmerzfreieste Blutabnahme seines ganzen Lebens gewesen sein musste (wenn man das Leben als Naruto mitzählte). Auch diese Röhrchen wurden von ihr beschriftet und darauf hatte sie den Raum verlassen, um die Blutproben sicher unterzubringen. Zuvor hatte sie dem Jungen allerdings noch ein Fieberthermometer angedreht, welches er nun in seiner Achsel eingeklemmt hatte.

Nun war er erleichtert, dass er den für ihn unangenehmsten Teil der Behandlung hinter sich hatte. Noch schlimmer würde es sicher nicht mehr kommen. Hoffte Kin zumindest und ihm fiel auch nichts ein, was noch schlimmer sein könnte als die Blutentnahme.

„Deine Idee war wirklich gut.“, meinte Kakashi nach kurzer Zeit und unterbrach somit Kins Gedanken. Da Hana noch abwesend war, konnten sie für den Moment offen reden.

„Dadurch ergibt sich aber auch wieder ein kleines Problem, was ich zuvor nicht bedacht hatte.“, deutete Kin an und seufzte, denn diesem Detail hatte er wirklich erst im nach hinein seine Aufmerksamkeit geschenkt.

„Und welches?“, hackte sein menschlicher Vater sofort nach, da er den Gedanken seines Sohnes mal wieder nicht folgen konnte.

„Die Sache mit dem Violinenunterricht müssen wir jetzt anders lösen. Als Tierkind kann ich noch keinen Unterricht gehabt haben, womit ich das Instrument auch noch nicht beherrschen darf.“, seufzte der Junge erneut, denn dieses Problem war nun etwas, dass ihm ganz und gar nicht gefiel. Er hatte sich schon so darauf gefreut, dass er endlich mal wieder einen richtigen Lehrer bekam. Und nun vermasselte er sich diese Chance selbst. Aber nun war es eh zu spät. Er würde seinen Lehrer schon noch bekommen, nur halt etwas später.

„Das ist natürlich wahr.“, bestätigte der Ältere Hatake und biss sich darauf in den Daumen, was leicht verwirrt von Kin beobachtet wurde. Was hatte sein Vater den nun schon wieder vor? Erstaunt beobachtete er, wie Pakkun beschworen wurde, damit dieser zum Hokage lief. Der kleine Nin-Ken war in das Geheimnis um Kin bereits seit ihrer zweiwöchigen Reise eingeweiht, womit der kleine Mops wusste, dass es sich bei Kin um Naruto handelte. Dank Pakkun wussten sie auch, dass sich Kins Geruch deutlich von Naruto unterschied, womit auch die guten Nasen der Inuzuka und ihrer Hunde Kin nicht als Naruto erkennen konnten.

Kurz verließ Kakashi den Behandlungsraum, um seinen Nin-Ken aus der Praxis zu lassen, damit dieser seinen Auftrag erledigen konnte. Neben der Mitteilung für den Sandaime, hatte Pakkun auch eine Mitteilung für Hayate bekommen, damit dieser wusste, dass Kakashi und sein Sohn am Abend zu ihm kommen würden. Auf die Einladung hatte er bisher ja noch nicht antworten können.

Kaum war er zurück im Behandlungsraum, da kehrte auch Hana zurück und brachte eine Decke mit. Einen zweiten Gegenstand hatte sie ebenfalls dabei, welchen der kleine Engel jedoch nicht sofort identifizieren konnte. Zunächst nahm sie ihm das Fieberthermometer wieder ab und hob ihn darauf auf den Boden, damit sie die Decke über dem Tisch ausbreiten konnte, auf welchem Kin gesessen hatte.

„So Kin. Als nächstes muss ich dich untersuchen, dafür musst du dich bitte einmal ausziehen.“, erklärt sie dem Jungen und stellte einmal mehr fest, dass sie mit diesem Patienten deutlich mehr redete, als mit ihren sonstigen Patienten.

„Wofür ist die Decke?“, wollte Kin noch wissen, bevor er sich erneut auf den Tisch setzten ließ.

„Der Tisch ist aus kaltem Metall und wenn du dich jetzt nackig machst, dann ist das sicher etwas zu kalt, weshalb ich dir eine Decke darüber gelegt habe.“, erklärte sie und lächelte Kin dabei freundlich an.

Etwas überraschte ihn diese fürsorgliche Art. Bislang war er es nicht von den Dorfleuten gewohnt, dass sich jemand Gedanken über sein befinden machte und Hana überraschte ihn an diesem Tag nicht zum ersten Mal mit ihrer freundlichen Art. Ob sie das auch täte, wenn sie wüsste, dass er mal Naruto war? Nein, daran sollte er lieber nicht denken! Solche Gedanken würden nur wieder negative Nebeneffekte in ihm hinterlassen, weshalb er sie sofort aus seinem Kopf verscheuchte.

Kaum hatte er dies geschafft, kam ihm etwas anderes in den Sinn, was seinen Verstand kurzzeitig vollkommen einnahm. Er sollte sich nackig machen? Nur zwanghaft konnte er sein Schamgefühl unterdrücken, um nicht sofort knallrot anzulaufen. Dies war jedoch etwas, worin er nicht unbedingt Übung hatte, womit dennoch ein leichter Rotschimmer zu erkennen war. Hana bekam davon zum Glück nichts mit, da sie wieder mit ihrem Notizblock beschäftigt war. Das war das erste Mal für ihn, dass er sich bewusst vor einem weiblichen Wesen nackig zeigt und auch wenn er körperlich noch ein kleiner Junge war, so war es ihm im Geiste dennoch peinlich.

Kakashi durfte ihm beim ausziehen nicht helfen, dass hatte Hana untersagt, weil sie sehen wollte, wie gut Kin es in dieser kurzen Zeit schon allein beherrschte. Nötig wäre es zwar nicht gewesen, doch so musste er sich alleine gezwungen langsam ausziehen und schaffte es zu seinem eigenen erstaunen dabei auch, dass es noch leicht kindlich unbeholfen aussah.

„Das klappt doch schon ganz gut.“, kommentierte Hana schließlich Kins Bewegungen und blätterte dabei in einem gelben Heft. „Kin ist 4 Jahre … Wann hat er Geburtstag?“, wollte sie als nächstes wissen warf Kakashi einen fragenden Blick zu.

„Am 1. Januar.“, antwortete der Hatake mit gerunzelter Stirn. Er konnte halb in das Heft hineinsehen und bis auf seltsame Kurven, Zahlen und kryptischen Abkürzungen konnte er darin nichts erkennen.

„Da er bald 5 wird, richtigen wir uns nach den Daten für die Fünfjährigen.“, meinte sie darauf und blätterte erneut in dem Heft. Auf den hinteren Seiten waren zwei Seiten mit je einem Diagramm zu sehen, in welchem seltsamen Kurven abgebildet waren. Über dem einen Diagramm konnte Kakashi Mädchen 0-7 Jahre lesen. Das war dann wohl das Falsche. Über dem anderen Diagramm stand Jungen 0-7 Jahre und in diesem war Hana bereits dabei, sich die wichtigen Stellen zu markieren, um Kin entsprechend einordnen zu können.

Nachdem sie sich alles wichtige notiert hatte, legte sie das Heft zur Seite und begab sich zu Kin, welcher mittlerweile komplett entkleidet auf der Decke saß. Lange musterte sie den Jungen, bevor sie damit begann ihn zu untersuchen. Man sah ihm schon jetzt deutlich an, dass in dem kleinen Körper einiges an Kraft vorhanden war. Sogar das Sixpack war schon deutlich zu erkennen. Bei den Lebensbedingungen, unter welchen der Junge aufgewachsen musste, war es jedoch nicht all zu verwunderlich, dass Kin zu einem kleinen Kraftpaket herangewachsen war.

Oben beginnend tastete Hana den Jungen ab, weshalb sie zunächst verwirrt von Kin betrachtet wurde. Keinen Millimeter ließ sie aus, was ihm sichtlich unangenehm war. Nervös aber ansonsten ruhig ließ er die Kunoichi jedoch mit ihrer Untersuchung fortfahren, bis sie schließlich in seiner Mitte ankam und theoretisch gesehen der Genitalbereich als nächste dran wäre. Soweit ließ es Kin dann jedoch nicht kommen. Mit beiden Händen im Schritt verdeckte er sein bestes Stück und gab zusätzlich ein drohendes Knurren von sich.

Neben Hana begann Kakashi leise zu kichern und auch Kurama fand diese Reaktion amüsant. Beide hatte schon überlegt, wie Kin wohl darauf reagieren würde, wenn sie diese Stelle erreichte und nun hatten sie ihre Antwort. Was der Junge damit aussagen wollte, wussten alle drei sofort. Das war Seins, anfassen verboten! Schmunzelnd fuhr Hana fort und lies diese Stelle einfach aus. Kurz darauf war sie auch schon unten angekommen und somit fertig.

„Etwas ungewöhnliches konnte ich bisher nicht feststellen. Körperlich gesehen scheint er die gleiche Anatomie zu besitzen wie ein Mensch. Genaueres werden wir dann über die Röntgenbilder sehen können.“, fasste sie ihren Befund in einfachen Worten zusammen und nahm sich eine kleine Taschenlampe zur Hand. „So Kin. Als nächstes möchte ich in deinen Mund sehen und dafür brauche ich diese kleine Taschenlampe. Mit ihrem Licht kann ich in deinem Mund mehr sehen. In Ordnung?“ Neugierig betrachtete der Junge die kleine Lampe und machte mehrmals das Licht an und wieder aus, ehe er das Lämpchen wieder an die Ärztin zurück gab und bereitwillig den Mund öffnete.

Zum ersten Mal fand Hana nun eine Kleinigkeit, in welcher Kin sich deutlich von anderen Kindern unterschied. Er hatte mehr Zähne. Im Alter von 4 Jahren sollte ein Kind 20 Milchzähne haben. Jeweils oben wie unten 4 Schneidezähne, rechts und links davon ein Eckzahn und dann 2 Backenzähne auf jeder Seite. Kin besaß eine Reihe an Backenzähnen mehr und hatte im Oberkiefer zudem noch seine Fangzähne, welche vor den Eckzähnen eingereiht waren, womit der Junge auf 26 Zähne kam. Dieser Fund wurde natürlich notiert, so wie alles andere auch.

Nach einem kurzen Blick in die Ohren wandte sich sich der nächsten Baustelle auf ihrer Liste zu. Größe und Gewicht. Ersteres war schnell festgestellt. Kin war 1,19m groß und lag damit über dem durchschnittlichen fünfjährigem Jungen. Laut Hana lag der Durchschnitt bei etwa 1,12m und ihr kleiner Bruder hatte wohl selbst nur 1,07m gehabt, weshalb Kin in sich hineinkicherte. Für ihn war es kaum zu glauben, dass Kiba in dem Alter so klein gewesen sein soll.

Bei der Messung des Gewichtes fand Kin nun auch heraus, was der zweite Gegenstand war, welchen Hana mitgebracht hatte. Dieser entpuppte sich nämlich als Personenwaage. Das angezeigte Gewicht verwirrte die Kunoichi jedoch und Hana dachte schon, dass die Waage kaputt sei. Allerdings zeigte sie Hanas korrektes Gewicht an, weshalb auch Kins Messung korrekt sein musste, wenn die Ärztin das auch nicht so recht glauben wollte.

„Das kann doch nicht sein, dass Kin soviel wiegt. Sicher, Muskelmasse bringt auch einiges an Gewicht mit, aber soviel? Das kann doch nicht sein.“, wunderte sie sich, da die Waage bei dem Jungen ganze 32,7 Kilo gezeigt hatte. Das war deutlich zu viel für einen fünfjährigen, auch wenn man es ihm nicht ansah.

„Vielleicht hängt das mit seinen Flügeln zusammen.“, warf Kurama schließlich ein. Auch er und Kakashi hatten sich etwas gewundert, als Hana ihnen mitgeteilt hatte, das Kin mindestens 5 Kilo zu schwer war, wenn nicht sogar mehr. Bei der geringen Größe was das immerhin einiges.

Da Kin im Laufe der Behandlung seine Flügel eh noch hätte zeigen müssen, zeigte er sie nun direkt ohne Aufforderung und bestieg die Waage erneut. Verblüfft betrachtete Hana die weißen Schwingen, welche für den kleinen Jungen wahrhaft riesige Ausmaße hatten. Kurz wandte sie ihren Blick auf die Anzeige der Wage, doch am Gewicht des Jungen hatte sich nichts verändert. >Ob das Gewicht der Schwingen in seinem Körpergewicht bereits inbegriffen ist?<, fragte sie sich in Gedanken und hackte diese Tatsache vorerst ab, um sich die Flügel genauer anzusehen. Dafür ließ sie den Jungen wieder von Kakashi auf den Behandlungstisch setzen.

Auch die Länge der Flügel wurde von ihr gemessen, wobei der Hatake ihr diesmal zur Hand gehen musste. Mit 2,53 Metern pro Flügel waren Kins Schwingen um einiges länger als sein Vater groß, womit es für Hana unmöglich war, die Messung allein vorzunehmen. Im Anschluss daran betrachtete sie die Flügel genauer und stellte fest, dass sie über die gleiche Anatomie verfügten, wie die Flügel der Vögel, mit einem leichten Unterschied am Ansatz. Zum Gefieder machte sie sich ebenfalls Notizen und verschonte den Jungen ansonsten mit weiteren Untersuchungen, da sie dem kleinen deutlich ansehen konnte, wie unangenehm ihm dies war.

Auf Kakashis Information hin begutachtete sie zuletzt nun auch noch die Klingen, welche zwischen Kins Fingerknöcheln hervortraten. Diese musste Kin mehrmals vorzeigen und wieder verstecken, während Hana seine Hand und den Arm dabei abtastete. Mit einem Blick den man irgendwo zwischen verwirrt und erstaunt einordnen konnte beließ sie es nach einigen Minuten dabei.

Ein Blick auf ihre kleine Armbanduhr verriet ihr, dass ihnen langsam die Zeit ausging, weshalb sie nun zum nächsten und vorerst letzten Teil von Kins Untersuchung überging: Die Röntgenaufnahmen.

 

Grummelnd lag Kurama im Wartebereich der Tierklinik und ließ die nächste Erniedrigung über sich ergehen. Kaum waren sie im Röntgensaal fertig gewesen, war ein kleiner Notfall in die Praxis gekommen. Offenbar hatte eine junge Katze etwas verschluckt, dass sie lieber nicht hätte schlucken sollen, weshalb sie nun warten mussten. Da Kurama als Wildtier jedoch besser nicht frei rumlaufen sollte, da unangenehme Fragen gestellt werden könnten, musste er jetzt hier im Wartebereich liegen …

Vor Kakashis Füßen und AN EINER LEINE!

Und das wäre noch nicht einmal so schlimm gewesen, wenn es nur ein paar Minuten gewesen wären. NEIN, es waren bereits 30 Minuten! Und wenn er es richtig verstanden hatte, dann dürfte der Leinenzwang auch noch für mindestens ein halbes Jahr gelten, bis er offiziell entsprechend erzogen war und ohne Leinen herumspazieren konnte.

>Menschen und ihre Regeln!<, dachte sich Kurama und seufzte innerlich.

Eine weitere Viertelstunde verging und dann – ENDLICH! – ging es bei ihnen weiter. Auch wenn der Fuchs nicht sonderlich begeistert davon war, sich einer ärztlichen Untersuchung zu stellen, so hatte er es lieber schnellstens hinter sich, als noch länger darauf warten zu müssen.

Erneut folgten sie Hana in den Behandlungsraum, welches diesmal jedoch etwas weiter den Flur runter war. Genervt dackelte Kurama neben seinem Sohn her, welcher im Moment das andere Ende der Leine in der Hand hielt. Der Junge schien ebenfalls alles andere als begeistert davon zu sein, dass er seinen Fuchsvater nun an einer Leine herumführen durfte, aber das musste nun sein. Bevor sie mit der Untersuchung beginnen konnten, wurden sie jedoch ein weiteres Mal aufgehalten, da Kiba von der Schule zurück war und nach seiner großen Schwester suchte.

„Kiba, ich hab jetzt noch keine Zeit. Einen Patienten habe ich hier noch.“, erklärte sie ihm und deutete auf den Fuchs auf dem Behandlungstisch.

„Kann ich dir helfen?“, wollte der junge Inuzuka darauf wissen und betrachtete den verwundert den weißen Fuchs. So ein Tier sah man in ihrer Gegend selten und wenn man doch einen zu sehen bekam, dann waren sie nicht weiß.

„Hierbei nicht, aber“ Kurz warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr, ehe sie den Satz fortsetzte. „die Hunde müssten noch gefüttert werden. Wenn Kin möchte, kann er dir dabei helfen. Hier drin ist es sicher viel zu langweilig.“

Fragend schaute Kin darauf zu seinem Vater und wartete auf eine Erlaubnis. Zwar hatte er nicht wirklich Lust darauf, mit Kiba die Hunde zu füttern, aber er ahnte auch, warum Hana dies Vorgeschlagen hatte. Da er noch immer einen nervösen Eindruck wegen dem 'Menschenzeug' machte, wollte sie ihn sicher davon erlösen.

Kakashi schien nichts dagegen zu haben, weshalb beide Jungs kurz darauf den Raum verließen und er sich mit Hana und Kurama nun allein im Behandlungsraum befand. Die Kunoichi hatte sich bereits eine Schälchen geholt, in welchem erneut Utensilien für eine Blutabnahme zu sehen waren. Offenbar blieb auch der Fuchs nicht verschont. Anders als Kin lies dieser jedoch die Prozedur problemlos über sich ergehen.

Auch bei Kurama musste Hana die Körpertemperatur messen, weshalb sie nun hinter ihm stand und seinen Schweif anhob. Dass sie etwas vorhatte merkte Kurama sofort. Was es war, wusste er jedoch nicht und er wollte es eigentlich auch nicht wissen.

„Könntest du bitte meinen Hintern in ruhe lassen.“, sagte er nach einem kurzen Moment, da sie einfach nicht hinter ihm wegkommen wollte.

„Jetzt mal im Ernst, meinem Hintern geht es Prima.“, meinte er einen weiteren Moment später, da von der Ärztin keine Reaktion kam – und dies sollte leider auch so bleiben.

So langsam wollte er doch wissen, was Hana da trieb und warf einen Blick über die Schulter. Hätte er das doch lieber sein lassen! Die Kunoichi stand noch immer hinter ihm und hielt ihn mit einer Hand an seiner Schwanzwurzel fest, um freie sich auf seinen Anus zu haben. Die andere Hand hielt einen langen dünnen Gegenstand in der Hand, welche einem Fieberthermometer verflucht ähnlich sah.

„Hana, was hast du damit vor?“, fragte er nach und man konnte einen leicht nervösen und auch ängstlichen Unterton heraushören.

„Steck das Ding bloß nicht in meinen …“, wollte er sie warnen, doch es war zu spät. Hana hatte es bereits in seinem Hintern versenkt, weshalb nur noch ein erschrockenes und schmerzverzerrtes Jaulen von Kurama zu vernehmen war.

„Entschuldigung, aber das muss sein. Ist gleich vorbei.“, meinte sie nur trocken und ging nun an Kuramas Seite, um ihn abzuhorchen.

Noch immer zog es schmerzhaft in seinem Hintern, doch war das Gefühl lange nicht mehr so schlimm, wie zu Anfang. Etwas bereitete Kurama jedoch sorgen. Das Ding schien sich immer weiter ins Innere zu verziehen, auch wenn er sich stark bemühte in der Region seine Muskeln nicht zu bewegen. Schließlich war es dann soweit und das Thermometer war komplett in seinem Hinterteil verschwunden.

„Oh Shit!“, platze es aus ihm heraus, als er es bemerkte.

„Was ist?“, wollte Kakashi von dem Fuchs wissen und auch Hana schien eine Antwort darauf haben zu wollen.

„Arsch hat Thermometer gefressen!“, kam es gleich darauf und beide Menschen schauten sich überrascht an.

Erneut fasste sie Kurama bei der Schwanzwurzel und hob somit den Schweif an um eine bessere Sicht zu haben. „Stimmt, es ist weg.“, stellte Hana fest und betrachtete nachdenklich Kuramas Hinterteil.

„Also gut, es gibt drei Möglichkeiten. Nummer 1: Ich hole es mit der Hand wieder raus.“ begann sie und bekam prompt Kuramas Meinung dazu: „PASSE!“

„Nummer 2: Ich gebe dir Rizinusöl und dann warten wir ab.“, gab sie nun die zweite Möglichkeit preis und machte absichtlich eine Pause, um Kurama die Möglichkeit zu geben, darauf zu reagieren. Diese Möglichkeit gefiel ihm schon viel besser, doch auch die dritte Möglichkeit wollte er noch erfahren.

„Ich entferne es Operativ.“, wäre ihre dritte Methode. Nun musste sich Kurama entscheiden. Und die Wahl fiel auf ...

„Das Rizinusöl.“, beschloss der Fuchs und war sich sicher, dass es die angenehmste Methode wäre. Leider sollte es anders kommen.

„Tut mir Leid, dir das sagen zu müssen, aber das hat noch nie funktioniert.“, kam darauf von der Ärztin.

„Und wofür tendierst du?“, wollte der Fuchs schließlich wissen und hoffte, dass es nicht all zu schlimm wurde.

„Ich würde es mit der Hand rausholen.“, antwortete sie ihm und kurz darauf konnte Kurama etwas Klatschen hören. Er wusste nicht, was es war und er wollte es auch nicht wissen, doch er ahnte übles.

Kakashi hingegen wusste genau, was es war und er war sehr froh, dass er jetzt nicht in Kuramas Fell steckte. Das Klatschen war ein Gummihandschuh gewesen, welchen Hana sich eben über die Hand gezogen hatte. Der Unangenehme Teil folgte nun genau in diesem Moment.

Kapitel 30 - Alle Jahre wieder ...

Mit gespielter Neugierde beobachtete Kin den älteren Jungen, welcher sich vorbildlich um das Wohlbefinden der Hunde kümmerte. Dies war etwas, was er früher schon an Kiba bemerkt hatte. Wenn es um Akamaru ging, oder um einen der anderen Hunde, welche zum Inuzuka Clan gehörten, dann wurde er immer sofort sehr fürsorglich. Die Inuzuka und ihre Nin-Ken. Sie gehörten einfach zusammen.

Eine weitere Sache die zu Kibas Charakter gehörte, war sein Größenwahn. Er ist der Größte, der Coolste, der Stärkste. Bildete er sich zumindest ein, aber Einbildung ist bekanntlich auch eine Bildung. Überraschenderweise war von dem Größenwahn im Moment nicht viel zu sehen. Hier bei den Hunden war er ein ganz anderer Mensch. Er wiegte sich in Sicherheit, da seines Erachtens niemand anwesend war, der ihn aus der Schule kannte. Neben den Tieren war nur Kin anwesend und dass Kin ihn von früher kannte, das ahnte der junge Inuzuka nicht.

Der kleine Hatake betrachtete einige jüngere Hunde beim Fressen und behielt aus dem Augenwinkel heraus den älteren Jungen im Auge. Sein Gefühl sagte ihm, dass Kiba ihn ebenfalls heimlich beobachtete, nur wieso? Er selbst war nur ein kleines Kind und durfte daher keine Andeutung dahin machen, das er etwas bemerkt hatte. Deshalb achtete er stark darauf, dass Kiba annahm, seine Aufmerksamkeit lag bei den Tieren.

Irgendwann war der Inuzuka fertig mit den Hunden und stellte sich neben Kin an die Wand. Einen Moment war es noch ruhig und Kiba schien nachzudenken. Auch glaubte Kin, dass er heimlich etwas beschnüffelt wurde, was ihn leicht amüsierte. Die Inuzuka verfügten alle über einen sehr guten Geruchssinn, dass Kiba ihn beschnüffelte, war daher nicht ungewöhnlich, doch dass wusste der kleine unwissende Junge, der bis vor kurzem im Wald gelebt hat und von einem Tier aufgezogen wurde ja nicht.

„Warum beschnüffelst du mich?“, fragte er daher mit gespielter kindlicher Unwissenheit und schaute den älteren Jungen verwirrt an.

„Du riechst anders, als die anderen Dorfbewohner. Mehr nach Wald, Erde und … stark nach deinem Fuchs.“, erklärte Kiba darauf und schien erneut nachdenklich.

„Du riechst stark nach Hund, am Meisten nach dem Kleinen da.“, meinte Kin darauf und deutete auf Akamaru. Diese Feststellung kam nicht nur aus seinem Wissen heraus, bemerkte er recht schnell. Er konnte es wirklich riechen, was ihn doch etwas verwunderte. Außer den Hunden bemerkte er auch noch etwas anderes an Kiba. „Und nach vielen Kindern …“, ergänzte er und drehte sich schnuppernd in Kibas Richtung bevor er noch einen weiteren Geruch deutete. „… und Onkel Iruka?!“, fragte er leicht überrascht, da er den Geruch des Mannes deutlich an Kiba wahrnehmen konnte.

„Onkel Iruka?“, wiederholte Kiba darauf nicht weniger überrascht. Meinte der kleine etwa Sensei Iruka? Woher kannten sie sich? Und warum nannte er ihn Onkel? Verwundert betrachtete er den Jungen neben sich und versuchte ihn einzuordnen. Aus der Akademie kannte er ihn nicht. Den Geruch hätte er auf den Pausenhof schon einmal wahr genommen, weshalb er nicht glaubte, dass er bereits zur Schule ging. Dies fand er jedoch etwas seltsam, da er genau so groß war, wie die Anfänger, welche sich zur Zeit im ersten Schuljahr befanden. Wenn er nicht sogar größer, als einige von ihnen.

„Iruka ist ein Freund von meinem Papa. Er ist mein Patenonkel.“, erklärte Kin in erneut kindlichen Ton und betrachtete nun den Jungen neben sich. Früher war er mit Kiba gleichauf gewesen, was die Größe betraf. Nun war er etwas mehr als einen Kopf kleiner, als der Hundejunge.

„Dein Onkel ist mein Klassenlehrer. Er hat mir heute eins übergebraten, weil ich ihn geärgert hab. Deswegen rieche ich wohl auch nach ihm.“, erklärte der Ältere leicht beschämt, als er den verwunderten Blick des Kleineren bemerkte.

„Du hast einen guten Geruchssinn.“, stellte Kiba darauf fest und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Es gibt nicht viele Menschen im Dorf, die über so gute Nasen verfügen.“

>Erstens: Ich bin kein Mensch! Und Zweites: Ein Lob aus deinem Mund? Ich fühle mich geehrt!<, dachte sich Kin dazu und grinste innerlich. Zwar hatte Kiba früher zu den Jungs gehört, die am ehesten so etwas wie Freunde für ihn waren, doch freundliche Worte hatte er auch von ihnen nicht viel bekommen. Vor allem von Kiba nicht, dafür war dessen Größenwahn einfach zu extrem gewesen.

„Ich hab dich in der Akademie noch nie gesehen – und auch bisher nicht gerochen. Gehst du nicht zur Schule?“, wollte Kiba dann wissen und betrachtete wieder die Hunde.

„Papa und Onkel Iruka meinen, ich bin noch zu Jung für die Schule.“, antwortete Kin darauf und für den Älteren klang es, als wäre Kin traurig darüber, dass er noch nicht zur Schule ging.

„Zu Jung?“, wunderte sich Kiba über die Aussage. Der Kurze war doch sicher schon sechs, wie konnte er da zu Jung sein? „Wie alt bist du denn?“, wollte er nun wissen, weil er neugierig wurde. Vielleicht irrte er sich ja auch mit seiner Schätzung.

„Noch bin ich vier, aber ich werde bald fünf.“, grinste Kin nun und spielte seine kindliche Freude zur Abwechslung mal nicht. Allein der Gedanke daran, dass er bald seine erste richtige Geburtstagsfeier haben würde, mit Geschenken und Freunden, machte ihn hibbelig. Etwas was er jedoch zu verbergen wusste, womit seine Freude darüber nur an seinem strahlenden Gesicht festgestellt werden konnte.

Staunend betrachtete der Hundejunge den Jüngeren. Dass er sich so sehr verschätzt hatte, wunderte ihn doch sehr. „Kein wunder, dass du noch nicht zur Schule gehst. Du bist echt groß für dein Alter.“, merkte er darauf an und suchte mit den Augen die Welpen ab, da Akamaru in der Meute verschwunden war.

Nachdem er seinen Partner ausmachen konnte, holte er den jungen Hund zu sich auf den Arm und verließ mit Kin das Hundehaus, was in etwa die Ausmaße eines größeren Kuhstalls hatte. Nur war es anders eingerichtet und hatte im inneren eher die Ähnlichkeit mit einem Hundezwinger. Eingesperrt waren die Tiere allerdings nicht, denn der Ausgang zur Wiese stand ihnen immer offen.

 

Geschockt und wie zur Salzsäule erstarrt lag Kurama auf dem Behandlungstisch. Nun gut, er lag nur mit der vorderen Hälfte, die Vorderpfoten über seinen Augen liegend, während sein Hinterteil eine äußerst verkrampft stehende Haltung angenommen hatte. Hana hatte sich schon vor Minuten samt Fremdkörper wieder aus ihm zurückgezogen. Kurz hatte sie gewartet, bevor sie mit ihrer Untersuchung fort fuhr. Einzig am Schweif, der nach oben hin ab stand und ganz langsam – fast Zeitlupen gleich – vor sich hin wedelte, konnte man erkennen, dass es sich bei dem Fuchs um ein Lebendes Wesen handelte.

Erneut horchte Hana ihn ab, da sie zuvor damit nicht fertig geworden war. Kontrollierte seinen Körperbau, welcher sich jedoch nicht um geringsten von anderen Füchsen unterschied und war schließlich noch einen Blick in die Ohren. Nichts davon realisierte Kurama. Erst als sie seine Vorderpfoten leicht anhob, weil sie in seine Augen sehen wollte und auch der Innenraum des Mauls begutachtet werden musste, zeigte er eine Regung.

Wortlos ließ er seinen Hintern auf den Tisch nieder sinken. Er war sprachlos, im wahrsten Sinne des Wortes. Zu den vielen unschönen Erlebnissen seines langen Lebens, hatte sich ein weiteres Ereignis gesellt. Eines, welches er problemlos hätte verhindern können, wenn er es gewollt hätte. Aber nein. Er hatte ja beschlossen, bei diesem menschlichen Unsinn mitzumachen. Er hatte sich freiwillig dieser Untersuchung gestellt. Und jetzt war ihm zum Heulen zumute. Er wollte nur noch zurück nach Hause, sich in die nächstbeste Ecke verkriechen und stumm vor sich hin heulen. Dies war der mit Abstand schlimmste Tag seines bisherigen Lebens gewesen. Gefüllt mit Erniedrigungen und Schmerzen, welche seinen Stolz mehr als nur ein kleinen Wenig angekratzt hatten.

Wie er so mit sich selbst, seiner verlorenen Würde und seinem Schmerz beschäftigt war, entging ihm vollkommen das Gespräch der beiden Menschen. Einiges hatten sie nebenher bereits geklärt. So ließen sie unter anderem die zweiwöchige Quarantäne aus, welche Kurama hätte über sich ergehen lassen müssen. Diese hatte nun laut Akte bereits Anfang Oktober stattgefunden und war innerhalb von Kakashis alter Wohnung geschehen. Die Spritzen mit dem Impfstoff bekam er nicht mit und auch nicht, dass Hana die Tage nochmal nach Kin und Kurama sehen wollte – diesmal jedoch als Hausbesuch. An dem Tag wollte sie auch das Thema Gefiederpflege angehen, welches in einer vertrauteren Umgebung für den Jungen sicher angenehmer war, als in der Praxis.

Nur am Rande bekam Kurama mit, wie Kakashi ihn auf den Arm hob. Er bemerkte jedoch den vertrauten Geruch des Mannes und die Wärme, die sich in ihm ausbreitete, als sich ein Arm schützend um ihn legte. Es war für Kurama kaum zu glauben, wie sehr er sich in diesem einen Monat an Kakashi gewöhnt hatte. Er vertraute ihm blind und hatte ihn sogar zu einem Teil seines Rudels gemacht.

Eine kleine Hand fuhr ihm über den Kopf und streichelte ihn sanft im Nacken. War das etwa Kin? Verwundert schenkte Kurama seiner Umgebung etwas mehr Aufmerksamkeit. Es war wirklich Kin, der ihn streichelte. Wo kam den der Junge auf einmal her? Und wann hatten sie die Praxis verlassen? Ein kurzer Blick genügte ihm, um zu wissen, dass sie bereits fast zu Haus angekommen waren.

 

In der Wohnung hatte Kakashi den Fuchs auf dem Sofa abgesetzt und direkt von Leine und Halsband befreit. Besorgt musterte er seinen animalischen Mitbewohner. Seit dem unangenehmen Vorfall bei der Behandlung hatte Kurama keinen Ton mehr von sich gegeben. Auch wenn auf dem Heimweg kurz auf Kin reagiert hatte, schien der Fuchs geistig abwesend und … ja, irgendwie traurig und niedergeschlagen. Verwunderlich war dies nicht, bei dem was Kurama hatte durchmachen müssen. Dennoch konnte Kakashi es sich nicht erklären, woher seine gelegentlichen Eingebungen kamen. Oft wusste er einfach, was in dem Fuchs vor sich ging. Nur warum?

„Papa, ich hab Hunger!“, erklang Kins Stimme neben ihm, was seine Gedanken unterbrach. Ein kurzer Blick auf die Uhr genügte. Es war schon nach drei Uhr Nachmittags. Kein Wunder also, dass sein Knirps Hunger hatte. Viel Zeit zum Kochen hatten sie jedoch nicht, da er auch noch eine Kleinigkeit besorgen wollte. Immerhin konnte er nicht ohne ein Präsent bei einem Doppelgeburtstag auftauchen. Sein Kumpel Hayate hatten nämlich nicht allein Geburtstag. Auch dessen Freundin Yuugao wurde wieder einmal ein Jahr Älter. Zwar erst am nächsten Tag, aber sie feierten ja nicht ohne Grund bis nach Mitternacht.

Da Kurama offensichtlich seine Ruhe haben wollte und sich in die nächstbeste Ecke verzogen hatte, stellte Kakashi dem Fuchs eine Kleinigkeit in die Küche und ging mit Kin zusammen ins Dorf. Bevor er sich dem Geschenke kauf widmete, mussten sie zunächst die wichtigeren Dinge erledigen. Erste Punkt auf der Liste: Ein Besuch beim Bäcker um Kins knurrenden Magen zu besänftigen. Punkt Nummer Zwei: Iruka besuchen.

Unterwegs lief zu besagtem Chunin lief ihnen Asuma über den Weg, welcher auch gleich mit eingesammelt wurde. Der Besuch wurde recht kurz gehalten. Sie weihten beide Männer in Kins angebliche Kindheit vor Konoha ein und Iruka wurde für den Nächsten Abend zu Kakashi nachhause bestellt, da Hana sich dann dem Thema Gefiederpflege widmen wollte. Da sollte vorsichtshalber auch der Pate anwesend sein, da Kakashi ja zwischendurch auf Missionen musste. Nachdem sie auch diesen Punkt auf der mentalen Aufgabenliste abgehackt hatten, konnte sie sich dem eigentlichen Thema ihres Ausfluges widmen.

Alle Jahre wieder … Nein, hier ist nicht das Weihnachtslied gemeint! Alle Jahre wieder hatte Kakashi das gleiche Problem. Was schenkt man zum Geburtstag? Beide Geburtstagskinder kannte er schon von klein auf. Mit beiden ging er früher zur Schule – wenn auch nur für kurze Zeit. Die Freundschaft war jedoch geblieben. Mit Yuugao war er sogar zusammen bei der ANBU gewesen. Geschenke waren trotzdem immer ein Problem. Er wusste einfach nicht, was er ihnen besorgen sollte. So ganz ohne wollte er dann aber auch nicht auftauchen. Zum Glück hatte er in diesem Jahr etwas Hilfe bei der Suche, ob sie diese auch als nützlich erwies, musste sich allerdings erst noch herausstellen.

Und nach zwei Stunden Irr lauf durch die Kaufhäuser hatte es sich herausgestellt. Beim Geschenke kauf war Kin in etwa so nützlich wie ein Löffel beim Zwiebelschneiden. Planlos wie er selbst schaute sich der Junge alles an, hatte aber selbst keine Ahnung, was man kaufen könnte. Dafür fehlte dem Knips schlicht die Erfahrung. Etwas, dass eindeutig fehlte wenn man noch nie zu einer richtigen Geburtstagsfeier gegangen ist. Leicht genervt saßen beide auf einer Bank und zermarterten sich den Kopf. Was sollten sie nur mitbringen?

Suchend schaute Kin sich um. Vielleicht fiel ihm ja etwas ein, wenn er sich von der Umgebung inspirieren ließ. Viel war jedoch nicht zu sehen. Es war bereits Abend und viele Bewohner eilten an ihnen vorbei und waren wohl auf dem Weg nachhause. Der Himmel hatte ebenfalls sein Kleid gewechselt und zeigte nun seine dunkle Pracht aus welche unzählige kleine helle Punkte aufleuchteten. Langsam aber sicher ging ihnen die Zeit aus. Nur noch eine halbe Stunde und dann sollten sie schon eintreffen. Darüber machten er sich jedoch weniger sorgen. Von Kakashi wusste Kin bereits, dass der Hatake für sein Zuspätkommen berüchtigt war. Wenn sie also etwas später auftauchten, würde sicher niemand etwas sagen. Blieb immer noch das Problem mit dem Mitbringsel.

Von seiner Position aus nahm Kin nochmals die Läden unter die Lupe, welche sie hier um sich herum hatten und verglich das Angebot mit den Informationen, die er über beide Geburtstagskinder hatte. Und dann kam ihm eine Idee!

 

Mit einer Verspätung von gerade Mal dreizehn Minuten (für Kakashi absoluter Tiefenrekord, denn seine Freunde waren weitaus schlimmeres von ihm gewohnt) standen Vater und Sohn vor der Haustür des Paares. Diesmal war auch Kurama wieder mit von der Partie, welcher neben Kin stand und erneut mit der Leine gedemütigt wurde. Kurz gingen sie noch die wichtigen Einzelheiten durch, ehe sie schließlich an der Tür klingelten.

Es dauerte nicht lang, bis die Tür geöffnet wurde und eine junge Frau vor ihnen stand, mit langen violettfarbenen Haaren und speziell den älteren Hatake verblüfft anstarrte. Für einen Moment musste er doch wirklich überlegen, warum sie dies tat – bis ihm einfiel, dass sie ihn ja nur mit seiner Maske kannte, welche er jetzt ja nicht mehr trug.

„Kakashi?“, fragte sie unsicher und musterte den Mann von neuem. Es war eindeutig Kakashi, da war sie sich sicher. Allein das schief sitzende Stirnband, welches sein linkes Auge verdeckte, war schon Beweis genug dafür. Ihn jedoch unmaskiert und in Freizeitkleidung zu sehen war etwas, dass für sie sehr ungewohnt war und auch sehr überraschend kam.

Nachdem sie die erste Verwirrung verdrängt hatte bat sie die kleine Familie nun auch herein. „Mit dir haben wir noch gar nicht gerechnet.“, spielte sie schließlich auf seine Unpünktlichkeit an und grinste schelmisch.

>War ja klar, dass der Spruch kommen musste!<, dachte sich der Ältere und drückte Yuugao zur Antwort einen Blumenstrauß in die Arme. Ja, so kannten sie ihn. Unpünktlich. Da der Hauptgrund für seine Unpünktlichkeit jedoch nicht mehr vorhanden war, würde sich jetzt einiges ändern. Früher hatte er immer viel Naruto beobachtet, um den Jungen zu schützen. Zu Verabredungen kam er dadurch häufig (bzw. immer!) zu spät.

Die Herrin des Hauses war über die Blumen viel zu verwirrt gewesen um sofort darauf zu reagieren. Pflänzchen bekam sie selten bis gar nicht geschenkt, was bei in ihrem Haushalt auch einen Grund hatte, von dem alle ihre Freunde normal wissen sollten. Auch Kakashi war dieser Grund bekannt, dass wusste sie, doch warum hatte er ihr dennoch Blumen mitgebracht. Oder war er durch den Jungen so durch den Wind, dass er dies Detail schlicht und einfach vergessen hatte?

„Kakashi, ich finde die Blumen wirklich wunderschön, aber … du weißt, dass der Strauß nicht unbedingt eine gute Idee waren, oder?“, fragte sie vorsichtig nach und erkannte zu ihrem erstaunen ein fettes Grinsen auf dem Gesicht des Hatake. Eine Antwort bekam sie von ihm jedoch nicht. Verwundert brachte sie die Blumen in die Küche und stellte sie dort in eine Vase.

Kichernd zwinkerte Kakashi seinem Jungen zu. Die Idee des Jungen war wirklich außergewöhnlich gewesen. Speziell weil er die häusliche Situation kannte. Wer kommt bitte auf so ein Mitbringsel? Allerdings fehlte ja noch die zweite Hälfte des Geschenkes, welches für den Hausherren bestimmt war. Dieser war wie zu erwartend im Wohnzimmer aufzufinden, zusammen mit den anderen Gästen. Darunter waren auch Genma, Kurenai, Asuma und Gai, welche Kin ja bereits kannte. Die restlichen Personen waren dem Jungen bisher unbekannt.

„Hayate!“, sprach Kakashi den Gastgeber an und warf ihm ein kleines Päckchen zu, als er dessen Aufmerksamkeit hatte. „Gratulieren tue ich nicht nochmal. Wir haben ja heute morgen schon.“, grinste er darauf, als er den verwunderten Blick des Mannes sah. Das Päckchen war sehr klein und in schlichtes weißes Papier eingewickelt, welches offenbar von Kin zuvor bunt angemalt worden war. Was da wohl drin war?

Während Hayate sein Geschenk inspizierte machte Kakashi mit seinem Knirps die Runde und begrüßte alle. Dabei stellte er auch seinen restlichen Freunden seinen kleinen Spross vor, denn bisher hatten nur einige wenige den kleinen Jungen kennengelernt. Die anwesenden Frauen waren natürlich sofort entzückt von dem kleinen Mini-Kakashi und nach den ersten Knuddel- und Knutschattacken wagte Kin es nicht mehr, den Frauen auch nur zu nahe zu kommen. Neben Kurenai und Yuugao waren noch drei weitere Mädels anwesend, deren Namen Hitomi, Kohada und Midori waren.

Die Männer waren für Kin da schon angenehmer zu ertragen. Ihm war recht schnell aufgefallen, dass es niemanden unter den Anwesenden gab, der ihn früher einmal angegriffen hatte. Somit hatten Kakashis Freunde alle schon einmal einen Pluspunkt bei ihm. Alle bis auf einer. Nachdem er Izumo, Kotetsu, Ebisu und Itaka kennengelernt hatte (letzterer war offenbar der kleine Bruder von Kurenai) kamen sie zu Ibiki. Dieser Mann war riesig und bäumte sich regelrecht von Kin auf. Die Arme vor der Brust verschränkt und einen strengen und abschätzenden Blick aufgelegt, starrte er Kin an und musterte den Jungen. Auch wenn Kin wusste, dass Ibiki ihm ebenfalls bisher nichts getan hatte, so hatte er den Pluspunkt bei diesem Mann schnell wieder gestrichen und mit einem fetten Minus ersetzt. Der Typ war gruselig, eindeutig! Dem wollte Kin nicht im Dunkeln begegnen.

Auch die anderen Anwesenden bemerkten Kins zögerliche und deutlich ängstliche Reaktion auf Ibiki. Als Kin sich schließlich hinter Kakashi versteckte mussten sie alle Lachen.

„Was zum Geier?“, kam es dann plötzlich von Hayate, der es nach minutenlangem herum fummeln endlich geschafft hatte das Geschenk zu entpacken. Kin war beim Verpacken äußerst kreativ und sorgfältig gewesen, womit es selbst für einen Erwachsenen nicht so einfach war dieses Päckchen vom Verpackungsmaterial zu befreien. Der Inhalt entpuppte sich als ein Medikament, mit welchem man einer allergischen Reaktion entgegen wirkt.

Das verwunderte Hayate natürlich, doch kaum hatte Yuugao das Geschenk ihres Freundes gesehen, ging der Frau ein Licht auf, weshalb sie nun in der Küche verschwand und kurz darauf mit Blumenstrauß zurück kam.

„Unsere Geschenke gehören eindeutig zusammen.“, sprach sie und präsentierte stolz die Blumen. Keine paar Sekunden später begann Hayate auch schon zu niesen.

„Da hast du dir ja was einfallen lassen.“, kam es kurz darauf halb grinsend, halb maulend von dem Allergiker. Sein Medikament hatte er nun zwangsläufig geschluckt, womit die Blumen für ihn zumindest erträglich wurden.

Kapitel 31 - Fuchs und Katz'

Keine fünf Minuten war es her, seit Hayate seine Welle von Allergie bedingtem Niesen hinter sich hatte. Die Medizin hatte ihre Wirkung komplett entfaltet und die Blumen, die ihren Platz auf einem größeren Objekt* gefunden hatten, waren zum Glück außerhalb seiner Reichweite abgestellt worden. Auch der Fuchs streunte nun durch das Wohnzimmer. Von seiner Leine war er wieder befreit worden, doch das Halsband musste er natürlich weiterhin tragen. Leicht genervt und auch leicht humpelnd, da er noch immer ein leicht unangenehmes ziehen im Hinterteil verspürte, gesellte er sich zu Kin und legte sich zu dessen Füßen vor das Sofa.

Seit sie die Wohnung betreten hatte, lag ihm ein Geruch in der Nase. Ein Geruch, der ihn deutlich störte. Nicht weil er diesen Duft nicht mochte. Nein, der Grund war ein anderer. Kurama witterte eine Katze, offenbar das Haustier des Paares und am Geruch dieses Tieres konnte er schon erkennen, dass es sich um ein Weibchen mit einem äußerst kratzbürstigen Charakter handelte. Und sie war nicht weit entfernt.

Zunächst jedoch hielt sich die Mieze von ihm fern und beobachtete den Fuchs vorerst aus sicherer Entfernung. Hoch oben auf ihrem Kratzbaum hatte sie sich auf die Lauer gelegt und warf dem vierbeinigem Gast einige äußerst feindselige Blicke zu. Zu verwirrt war sie jedoch, um etwas gegen diesen Störenfried zu unternehmen. Etwas an dem Tier war falsch – und nicht nur an ihm. Auch das Kind, kam der Katze seltsam vor. Etwas an dem Jungen war anders, als bei normalen Menschenkindern. Ihr Instinkt gab ihr deutliche Warnzeichen, wodurch sie bisher zurückgehalten wurde und einfach nur beobachtete.

 

Ruhig saß Kin auf dem Sofa und beobachtete die Erwachsenen, welche sich alle um einen großen Esstisch versammelt hatten. Größere Zusammenkünfte von befreundeten Personen waren ihm unbekannt. Dies galt sowohl für seine angebliche Vergangenheit, wie auch für seine tatsächliche. Er kannte es einfach nicht und wusste daher auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Andere Kinder waren ebenfalls nicht anwesend, doch dies hatte Kakashi ihm zuvor schon prophezeit. Er war in seinem Freundeskreis der Einzige mit Nachwuchs. Bei den Anderen gab es zwar Kinder in den Familien, doch diese waren nur Neffen und Nichten, wie bei Asuma. Oder sie waren noch um eine Ecke weiter in der Verwandtschaft entfernt.

Sein Vater hatte sich neben Asuma niedergelassen. Auf der anderen Seite des Sarutobis saß Kurenai und schien sich eher von dem Mann distanzieren zu wollen, während sie unter dem Tisch jedoch mit ihm Händchen hielt. Es war ein seltsames Bild. Wussten die Freunde von ihnen gar nicht, dass die beiden zusammen waren? Vielleicht sollte er besser nachfragen, bevor er etwas ausplauderte, was sie noch nicht öffentlich bekannt geben wollten. Andererseits waren sie ja selbst schuld. Sie waren immerhin diejenigen, die vor SEINEN Augen herumgeknutscht haben. Wenn er dies also irgendwann mal erwähnen sollte, dann war es doch ihre eigene Schuld, oder etwa nicht?

Kin beschloss sich später darüber Gedanken zu machen und lauschte wieder dem Gespräch der Älteren. Sie unterhielten sich darüber, wie Kakashis erste Zeit als Vater war und den zweiwöchigen Ausflug, den er mit seinem Spross und Asuma gemacht hatten. Dabei erzählten sie viel aus der Zeit, wo Kin seine Erinnerungen an Naruto noch nicht zurück hatte.

 

Nach etwa einer halben Stunde verschwand Kakashi dann in einem der Nebenräume. Irgendwas in Kin sagte ihm, dass sein Vater auf dem Klo war, weshalb er schleunigst versuchte den Gedanken daran zu verdrängen. Denn das war nicht unbedingt etwas, was ihn interessierte. In dieser kurzen Zeit der Abwesenheit klingelte es erneut und Yuugao ging die Tür öffnen.

Auf dem Flur konnte Kin zwei Frauen reden hören, doch das Gespräch interessierte ihn nicht, weshalb er es ausblendete und stattdessen die Katze beobachtete, die noch immer oben auf den Kratzbaum lag und ihn ebenfalls zu beobachten schien. Erst als die Frauen den Raum betraten schenkte er dem Neuankömmling Beachtung.

„Anko! Mit dir haben wir gar nicht mehr gerechnet.“, kam es witzelnd von Itaka. Der kleine Bruder von Kurenai kannte Anko von allen am Besten, da er mit ihr im gleichen Jahrgang in der Schule war.

Die Angesprochene legte darauf ein schelmisches Grinsen auf und verpasste dem Redner direkt einen Klaps auf dem Hinterkopf. Von Kin wurde diese Handlung mit gemischten Gefühlen beobachtet. Zwar strahlte sie etwas gefährliches aus, doch war er sich gleichzeitig auch sicher, dass sie für ihn nicht gefährlich war. Gut möglich also, dass diese Ausstrahlung nur daher kam, dass sie eine fähige Kunoichi war. Einerseits wirkte sie nett und freundlich andererseits auch wieder etwas brutal und … verrückt? Kin wusste es nicht einzuordnen

„Ach kommt schon. Ihr wisst doch, dass ich mich immer etwas verspäte.“, war kurz nach Ankos Attacke auf Itaka von ihr zu hören und ihr Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Gepaart mit ihrem seltsamen Blick, hatte dieses Grinsen jetzt schon fast etwas wahnsinniges an sich.

„Stimmt, genau so wie unser Hatake. Allerdings war er heute sogar fast pünktlich.“, kommentierte Asuma die letzte Aussage von Anko und kicherte in sich hinein. Von seinem Vater wusste er, dass Anko fast drei Monate auf Mission war und erst am Mittag des Tages wieder das Dorf betreten hatte. Von Narutos Tod, Kins Existenz und Kakashis Vaterpflichten wusste die Frau demnach noch nichts.

Anko staunte auf diese Information hin und konnte nicht glauben, dass Kakashi wirklich mal eher anwesend war, als sie. „Was? Nie im Leben!“

„Doch. Er war sogar nur 15 Minuten oder so zu spät.“, bestätigte diesmal Gai und schien darüber etwas verwundert. Allerdings hatte sein ewiger Rivale ja jetzt einen Sohn und somit auch neue Pflichten, denen er nachkommen musste. Auch wenn er nicht glauben konnte, dass veränderte Familienverhältnisse jemanden so schnell verändern konnten.

„Kaum zu glauben.“, staunte Anko und war schon fast sprachlos. Etwas, dass bei ihr nur sehr selten vorkam. „Wo steckt er denn überhaupt?“, fragte sie dann und sah sich im Raum um. Kakashi war jedoch nicht zu entdecken. Dafür aber ein kleiner Junge, der dem Mann verteufelt ähnlich sah.

Den verwirrten Blick hatte Hayate sofort bemerkt und gab schnell den anderen Anwesenden ein Handzeichen, damit sie nichts sagten. Er und auch alle anderen waren jetzt auf Ankos Reaktion gespannt und die kam auch schneller als Gedacht.

„Oh mein Gott, was habt ihr denn mit Kakashi angestellt?“, sprach sie Fassungslos und wusste einfach nicht, was sie dazu sagen sollte. Ihr Kakashi, den sie schon seit Jahren heimlich vergötterte war plötzlich wieder ein kleiner Junge? Das konnte doch nicht sein. Das durfte einfach nicht sein! Mehrmals rieb sie sich über die Augen und versuchte somit den seltsamen Tagtraum aus ihren Gedanken zu bekommen. Es half jedoch nichts, der Junge musste echt sein.

 

Grinsend stand Kakashi am Rahmen der Wohnzimmertür gelehnt und beobachtete Ankos geschockten Blick. Sie hielt Kin doch tatsächlich für ihn. Kurz schwankte sein Blick zu den Anderen, welche sich allesamt das Kichern verkneifen mussten. Es war schon etwas seltsam die Frau so zu sehen. Zunächst war sie einfach nur geschockt gewesen. Schnell hatte ihre Mimik dann zu Besorgnis gewechselt und er meinte auch einen Hauch von Enttäuschung in ihren Augen gesehen zu haben. Letzten Endes war sie dann fasziniert, wie so ziemlich alle, die seinen kleinen Kin schon einmal gesehen haben.

Früher hatte sie immer deutlich gemacht, wie wenig sie Kakashi doch mochte. Damit war sie definitiv die einzige Frau im Dorf, während die restliche Weiblichkeit ihn eher anhimmelte oder in seltenen Fällen zumindest gar nicht auf ihn reagierte. Ihr jedoch war deutlich Abneigung anzusehen. Eine Abneigung, die er oft genug auch zu spüren bekam, weil sie ihm bei jeder Gelegenheit eine Schelle verpasst hatte.

Geändert hatte sich dieses Verhalten minimal, nachdem sie vor sechs Jahren bei genau dem gleichen Geburtstag Wahrheit oder Pflicht gespielt hatten. An diesem Tag hatte er Anko küssen müssen. Damals eher widerwillig, doch er hatte zumindest das bessere Los gezogen gehabt. Genma war dazu verdonnert worden Gai zu küssen, da hatte er mit Anko noch richtig Glück gehabt. An diesem Tag hatte sich etwas bei ihr verändert. Zwar verhielt sie sich ihm gegenüber noch immer gleich, doch sie schien es nicht mehr so zu meinen.

Dass sie ihn irgendwo, ganz tief in ihr drin, doch etwas mochte, damit hatte Kakashi schon gerechnet. Wie weit dieses Mögen ging, dass musste sich noch heraus stellen. Zunächst erst mal musste er sie jedoch darüber aufklären, dass der kleine Junge auf dem Sofa eine andere Person ist. Langsam und möglichst lautlos bewegte er sich auf Anko zu und stellte sich direkt hinter sie. Sie war jedoch so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie die Person hinter ihr nicht im geringsten bemerkte. Neben ihr am Tisch begannen die Ersten bereits zu kichern.

Kakashi sah kurz an Anko vorbei und schaute was Kin machte. Der Junge saß noch immer ruhig auf dem Sofa und betrachtete die seltsame Frau nur, als wenn er keine Ahnung hätte, was sie von ihm wollte. Das war wieder mal typisch Kin. Er war einfach perfekt, wenn es darum ging, dass er sich ahnungslos stellen sollte. So auch dieses Mal.

Nun widmete Kakashi seine Aufmerksamkeit wieder der jungen Frau, welche noch immer mit dem Rücken zu ihm stand. Sich jetzt ein Lachen zu verkneifen war gar nicht so einfach, weshalb er kurz einmal tief durch atmete und anschließend die Arme vor der Brust verschränkte. Zudem legte er einen nichtssagenden Blick auf.

„Hallo Anko.“, sprach er schließlich in gelangweilter Tonlage (so wie man es von ihm kannte) und kicherte in sich hinein, weil sie durch seine Worte sichtlich zusammenzuckte.

Hastig drehte sie sich zu dem Sprecher um und fiel ihm regelrecht um den Hals, was Kakashi nun doch etwas überraschte. Doch er durfte es sich jetzt nicht anmerken lassen. „Kami sei dank. Ich dachte schon ich halluziniere. Ich hab dich eben im Miniformat gesehen!“, hörte er sie sagen und schmunzelte in sich hinein.

„Ähm!“, machte sie kurz darauf und starrt für einen Moment Kakashi fassungslos an. Etwas war an dem Mann anders als sonst und sie begriff auch recht schnell, was da anders war. Als sie zudem noch bemerkte, dass sie ihrem offiziellem Lieblingsfeind und heimlichem Schwarm um den Hals gefallen war, legte sich deutlich sichtbarer Rotschimmer auf ihre Wangen.

„Was ist?“, wollte Kakashi dann wissen, obwohl er wusste was mit der Frau los war. Zudem war er fasziniert von der Tatsache, das sie wirklich rot geworden war.

„Du trägst keine Maske!“, sprach Anko ihre Entdeckung an und begutachtete nun auch den Rest von dem Mann. „Und keine Uniform!“

„Ach, das fällt dir erst jetzt auf?“, konterte Kakashi darauf und ein winziges, kaum wahrnehmbares Lächeln schlich sich in sein Gesicht. So ganz konnte er es doch nicht mehr verbergen. Die übrigen Erwachsenen fingen darüber an zu lachen, weil Ankos Blick wirklich zu herrlich war.

„Du hast übrigens nicht halluziniert. Das Kind auf dem Sofa ist mein Sohn.“, meinte er kurz und bemerkte nun erneut die Umarmung, in welcher er noch immer gefangen war. Dagegen musste er etwas unternehmen! Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, dass Kin noch immer Aufmerksam zuschaute.

Anko hingegen war etwas verpeilt und hatte noch nicht begriffen, was der Hatake eben gesagt hatte. „Was?“, kam es von ihr. Ein Sohn? Ihr Kakashi hatte einen Sohn? Seit wann? Und mit wem? Unmengen Fragen schossen ihr durch den Kopf und in gewisser Weise machte sich auch etwas Eifersucht in ihr bemerkbar. In erste Linie war es jedoch Enttäuschung, die sie verspürte. Enttäuschung, weil er ein Kind mit einer anderen Frau hatte, gepaart mit einer riesigen Portion Verwirrung.

„Ich habe einen Sohn“, sagte er nochmals, da Anko dies offenbar noch nicht so ganz begriffen hatte. „und wenn du mich nicht gleich loslässt, wird er sauer. Er schaut schon ganz beleidigt, weil du dich so an mich klammerst.“

Kin hatte den Wink sofort verstanden und wechselte zu einer extrem beleidigten und auch etwas schmollenden Mimik und verschränkte schnell die Arme vor der Brust. Anko hingegen wurde sofort wieder rot und ließ schnellstens von Kakashi ab, ehe sie sich traute zu dem Jungen zu sehen.

Der kleine Kakashi hatte starke Ähnlichkeit mit seinem Vater, doch fiel ihr jetzt auch auf, dass der Junge eine ganz andere Augenfarbe hatte. Weitere Unterschiede fand sie auf Anhieb jedoch nicht. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte ging sie dann auf den Jungen zu und reichte ihm die Hand.

„Hallo, ich bin Anko.“, stellte sie sich vor, doch reagierte der Junge darauf anders, als sie es erwartet hatte. Sie erkannte deutlich, wie er die Nase mehrmals rümpfte und sie genauestens begutachtete.

„Kin“, sagte er schließlich. Statt ihr jedoch ebenfalls die Hand zu reichen nahm er Reißaus und sprang seinem Vater in den Arm. Eigentlich hatte er ja nichts gegen die Frau. Da er jedoch den Beleidigten spielen sollte, würde sie noch etwas unter seiner abweisenden Haltung leiden müssen. Es war ja nicht seine Schuld, auf die Schnapsidee war immerhin Kakashi gekommen.

Ob sein Papa was dagegen hatte, wenn er auch etwas Eifersucht mit einbaute? Kakashi war immerhin SEIN Papa. Welches kleine Kind konkurrierte schon gern mit einer völlig fremden Person? Der Entschluss stand fest und konnte nun auch nicht mehr von dem Hatake geändert werden. Wenn jemand seinen Papa erobern wollte, dann musste sie erst an ihm vorbei! Fast sofort schlich sich ein böser Blick auf sein Gesicht. Seine besitzergreifende Seite hatte würde seinen Papa für diesen Abend nicht mehr hergeben. Und dann schlich sich noch etwas anderes in seine Gedanken …

Verwundert schaute Anko dem Jungen nach, dessen Blick sie offenbar zu erdolchen versuchte. Bei Kakashi auf dem Arm waren ihre Köpfe so nah beieinander, dass die Ähnlichkeit der beiden noch viel deutlicher zu erkennen war. Doch auch etwas anderes erkannte sie, etwas in Kins Augen. Noch immer schaute er sie böse an, doch war auch deutliche Traurigkeit und Angst in den Augen zu erkennen. Und erneut war sie verwirrt.

 

Kakashi bemerkte Kins Stimmungswechsel fast sofort. Erneut schien es ihm, als könne er die Gefühle des Jungen wahrnehmen, ähnlich wie bei Kurama. Er musste sich wirklich mal mit dem Fuchs über dieses Thema unterhalten. Das war doch schon nicht mehr normal! Aber zurück zu Kin, dem er einen musternden Blick zuwarf. Besorgt stellte er fest, dass die Augen seines Sohnes einen feuchten Glanz zeigten. Einige kleine Tränen bildeten sich, liefen die Wangen des Kindes hinab und tropften auf seinen Pullover. Was war nur los? Und warum weinte der Junge den jetzt?

Dies galt es nun zunächst herauszubekommen. Am Besten ging dies, wenn er mit Kin frei reden konnte, weshalb er sich kurzerhand in die Küche begab, wo sie ihre ruhe hatten. Wenn ihnen jemand zu nahe kam, würden sie es schon bemerken. Schnell bemerkte Kakashi, dass Kurama ihnen folgte. Auch der Fuchs machte sich sorgen um den Jungen und zusätzlich konnte er aufpassen, damit niemand etwas mitbekam, was nicht für fremde Ohren bestimmt war.

Nachdem Kin einige Minuten geweint hatte, erzählte er was los war. Dadurch stellte sich recht schnell heraus, was an seinem Zustand schuld war. Er hatte Angst bekommen, dass Kakashi ihn alleine lässt, wenn er irgendwann eine feste Freundin oder eine Frau hat. Einerseits war es bescheuert so etwas zu denken, denn er kannte seinen Papa bereits gut genug um zu wissen, dass der Mann nicht so handeln würde. Andererseits hatte er ein tiefsitzendes Trauma. Durch die schlechte Kindheit, welche er zuvor als Naruto erleben musste, hatten sich Verlustängste gebildet. Kakashi war ihm einfach zu wichtig geworden, wodurch die Angst ihn wieder zu verlieren enorm war.

Nach weiteren Minuten kam Asuma zu ihnen in die Küche. Die Anderen traute sich nicht zu stören und da sich der Sarutobi mit Kin am Besten auskannte und auch gut mit dem Jungen verstand, hatte sie ihn daher in die Küche geschickt, damit er nachsehen ging, ob auch alles in Ordnung sei. Und da war er nun. Die einzige anwesende Person, die noch in alle Details eingeweiht war, die Kin betrafen. Auch Asuma wurde kurz erzählt, was los war und dann verschwand er wieder ins Wohnzimmer. Kurz darauf folgten auch Vater und Sohn.

Nachdem Kin etwas getrunken hatte, setzte er den Jungen auf dem Boden ab, wo er mit Kurama beschäftigte. Er selbst setzt sich wieder an seinen Platz neben Asuma. Der Stuhl neben ihm wurde für Kin freigehalten und daneben hatte Hayate seinen Platz, womit der Junge nur Personen neben sich sitzen hatte, die er kannte. Anko hatte sich zwischen die anderen Mädels gequetscht, da sie es für besser gehalten hatte, zunächst außerhalb von Kins Reichweite zu bleiben.

„Und was war jetzt? Asuma hat nichts erzählt.“, wollte Kurenai dann wissen und beobachtete über ihre Rückenlehne hinweg, wie der Junge mit seinem Fuchs spielte.

Seufzend stemmte Kakashi seinen linken Ellenbogen auf den Tisch und stütze seinen Kopf darauf mit der dazugehörigen Hand ab. Er hatte geahnt, dass sie danach fragen. „Er hatte Angst.“

„Vor mir?“ Anko war sichtlich erstaunt darüber, dass der kleine Junge offenbar vor ihr Angst gehabt hatte. Immerhin hatte er erst angefangen zu weinen, als sie aufgetaucht war.

„Du bist ja auch zum fürchten.“, stichelte Itaka darauf. Da Anko außer Reichweite war, wiegte er sich in Sicherheit. Ein Klaps auf den Hinterkopf folgte trotzdem. Diesmal jedoch von Kurenai, worauf er sich schmollend selbst fragte, warum er sich ausgerechnet neben seine Schwester setzten musste.

„Indirekt.“, antwortete Kakashi auf Ankos Frage und sah dabei recht nachdenklich aus. Asuma bemerkte dies und half ihm aus der Klemme: „Er hat angst davor, dass du ihm seinen Papa wegnehmen willst.“

Jetzt staunten plötzlich alle. Sogar Ibiki, dem man meistens nicht viele Emotionen ansehen konnte. Mit den Gedanken bei dem, was sich beim Tierarzt Besuch ergeben hatte, versuchte Kakashi eine Erklärung zu finden. Kin war ein Junge, der von Tieren aufgezogen wurde. Menschliches Verhalten und ihre Gesten sind ihm daher weitgehendst Fremd! „Kin versteht viele Verhaltensmuster noch nicht so richtig. Wie soll ich das erklären …“

Ein weiteres Mal kam ihm Asuma zu Hilfe, der sich ebenfalls im Vorfeld schon einmal ein paar Gedanken darüber gemacht hatte, wie man es erklären könnte. „Als du Kakashi umarmt hattest, da hat sich eine für Kin völlig fremde Frau zwischen ihn und seinem Vater gedrängt. Kin lebt erst seit fünf Wochen hier bei uns in Konoha und kannte seinen Vater vorher auch noch nicht. Die Bindung zwischen den Beiden ist noch viel zu frisch und Kin ist auch noch zu jung und zu unerfahren um dieses Verhalten richtig zu begreifen.“

 

Von den Erwachsenen unbemerkt (Kurenai hatte ihre Augen wieder woanders) war nun die Katze von ihrem Aussichtspunkt herabgesprungen und näherte sich langsam und vorsichtig an Fuchs und Kind an, um beide einmal aus der Nähe zu betrachten. Von den beiden Dämonen blieb dies natürlich nicht unbemerkt, weshalb Kurama mit einem erhöhtem Maß an Alarmbereitschaft und Kin überwiegend mit Skepsis das Tier des Hauses beobachten.

Kakashi fehlinterpretierte diesmal leider sein seltsames Gefühl und nahm an, dass Kins Skepsis von dem kam, was sie am Tisch erzählten. Erst als Kurama ihm ohne Vorwarnung auf den Schoss sprang, seltsamer Weise den Fußboden anknurrte und kurz darauf ein ziemliche gruseliges Fauchen zu hören war, welches Kakashi deutlich seinem Jungen zuordnen konnte, bemerkten die Erwachsenen die Katze.

Kapitel 32 - Fuchs und Enkel

Noch immer erklang das gruselige Fauchen in den Ohren der Erwachsenen. Bis auf Kakashi und Asuma konnte dies jedoch niemand zuordnen. Alle Augen waren zu dem Jungen und der Katze gewandert. Das Tier war einige Schritte vor Kin zurück gewichen und schaute den Jungen nun deutlich verschreckt und ängstlich an. Für die Katze kam es sehr überraschend, dass dieser Junge deutliche animalische Aspekte zur Schau stellte. Seine geduckte und hockende Haltung, seine Mimik und sein Blick zeigten ihr deutlich, dass sie sich von ihm fernhalten sollte. Speziell das leicht gelbliche Glühen in seinen Augen, war dem Tier unheimlich.

Papa Hatake betrachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Vom Hokage hatte er die Erlaubnis bekommen, dass seine Freunde darin eingeweiht werden durften, dass Kin ein Engel ist. Die Verbindung zu Naruto durfte aber natürlich nicht erwähnt werden. Vom Schutzgeist wiederum durften er erzählen, allerdings sollte die Sache mit dem guten und dem bösen Kyuubi geheim bleiben. Über Kins angebliche Vergangenheit und seine animalischen Instinkte musste er jetzt auf jeden Fall berichten. Das konnte ja noch was werden. Dabei war es gar nicht geplant gewesen, dass seine Freunde jetzt schon davon erfuhren.

Yuugao war aufgestanden und hatte sich ihre Katze auf den Arm genommen, die noch immer ängstlich den Jungen betrachtete. Da sie Kin jetzt auch von vorne sehen konnte, fiel ihr seine aggressive Haltung und der böse Blick auf, der von einem gelblichem Leuchtenden begleitet wurde.

„Ich wusste gar nicht, dass Cleo so fies fauchen kann.“, hörte sie Genma sagen. Er war so wie (fast) alle anderen noch immer etwas erschrocken und niemand hatte bisher ein Wort verloren.

„Ich glaub, dass war nicht Cleo.“, vermutete die Hausherrin. Von ihrer Position aus konnte sie als einzige das genaue Verhalten des Jungen erkennen.

Seufzend bestätigte Kakashi dies „Stimmt, dass war Kin.“, drückte darauf den Fuchs in Asumas Arme und begab sich zu seinem Sohn.

Der Junge hatte noch immer einen äußerst fiesen Blick drauf, hielt sich aber ansonsten zurück. Von der hockenden Haltung war er zur sitzenden gewechselt und begutachtete seine rechte Hand, auf deren Handrücken sich ein langer roter Striemen zeigte. Über diesen leckte er mehrmals drüber, wodurch er so aussah wie ein Tier, dass sich die Wunden leckte – und das war er ja irgendwie auch.

Erneut hob Kakashi seinen Knirps auf den Arm und nahm ihn mit an den Tisch. Dort platzierte er den Junge auf seinem Schoss und wollte sich den Kratzer anschauen – doch Kin zog die Hand immer wieder weg und knurrte ihn dabei leicht an. Von den anderen wurde dies Schauspiel natürlich fasziniert beobachtet. Ein weiterer Versuch folgte und diesmal tat Kin so, als würde er nach Kakashis Hand schnappen.

„Wehe du beißt mich!“, hörte Kin darauf von seinem Vater, worauf der Junge kichern musste.

„Ach, dass findest du wohl lustig.“, waren Kakashis nächsten Worte.

„Hihi.“, gluckste er und betrachtete seinen Vater mit einem schelmischen Blick.

Das hätte er wohl lieber lassen sollen, denn nun begann Kakashi mit Asuma zu tuscheln und die hinterlistigen Blicke der beiden Männer gefielen ihm gar nicht. Bevor er auch nur darauf reagieren konnte, hatten sie ihn gepackt und kitzelten ihn durch. Zuerst hatte er etwas angst gehabt, als sie ihn so stark festgehalten hatten. Es hatte ihn an früher erinnert, wo er immer verprügelt worden war. Da hatte er sich auch nicht wehren können. Schnell war er jedoch von dieser anderen Art von Gefühlen übermannt worden und die Angst war vergessen. So eine Kitzelattacke war dann doch etwas ganz anderes.

Fünf Minuten und einiges Gelächter später saß er nach Atem ringend auf seinem Stuhl. Er war völlig fertig und hatte sich leicht zitternd an seinen Vater angelehnt.

„Na, hast du dein Raubtier wieder gebändigt?“, witzelten die Anderen und begannen erneut mit Gelächter. So seltsam es ihnen auch vorkam, wie der Junge sich manchmal benahm, so interessant fanden sie auch die neue Seite an Kakashi. Derart relaxed und kindisch kannten sie ihn nicht. Normal war er eher der stillere Typ, der gelangweilt in der Ecke saß und sich mit seinem Buch beschäftigte. Die alberne Seite von Kakashi kannte bislang nur Asuma.

„Oh ja, ein Raubtier ist er. Im wahrsten Sinne des Wortes!“, sprach Kakashi seine Gedanken aus und griff erneut nach Kins Hand, um sich den roten Striemen genauer anzusehen. Diesmal ließ der Junge es auch widerstandslos über sich ergehen.

„Ist nicht schlimm.“, meinte Kin dann wegen dem Kratzer, nachdem er seine Hand endlich zurück hatte. „Wenn ich mit meinen Geschwistern gerauft habe, sah ich schlimmer aus.“ Darauf schaut der Hatake den Knirps erst einmal etwas verwirrt an. Seinen Kopf war nah genug bei Kin, dass dieser ihm unbemerkt ein kleines Wort zuflüstern konnte. >Natürlich! Fuchskinder.<, dachte sich Kakashi. Warum sollte er auch das einzige Kind bei Inari gewesen sein? Nur waren die anderen Kinder eben kleine Füchse.

„Wie heißen denn deine Geschwister?“, kam von irgendwem die Frage. Von wem genau, war Kin allerdings entgangen.

„Keine Ahnung.“ Verständnislos blickten die Älteren das kleine Kind an und fragten sich, warum der Junge die Namen seiner Geschwister nicht kannte. Kin entgingen diese Blicke natürlich nicht, weshalb er noch etwas nachsetzte, was nur Kakashi, Kurama und Asuma zu deuten wussten. „Kann ich nicht übersetzen.“ Die Tiersprache funktionierte nun einmal anders, als die menschliche. Damit hatte er sich gut herausgeredet und musste sich keine Namen ausdenken, die er später vielleicht vergessen hätte.

So langsam sollten sie die unwissenden Erwachsenen doch mal einweihen, damit es nicht zu weiteren Situationen kam, die sie nicht verstanden. Mit einem flauem Gefühl in der Magengegend sucht Kakashi nach einer Einleitung. Er war gespannt, wie seine Freunde wohl reagieren. Am Vormittag hatte Hana die Informationen über den Engel als erste unwissende Person recht gut aufgenommen. Auch Kins spontaner Einfall mit seiner Vergangenheit als Tierkind, war von ihr recht gut aufgenommen worden. Doch wie würden seine Freunde wohl darauf reagieren?

„Da ihr jetzt ja bereits gesehen (und gehört) habt, dass Kin sich etwas anders verhält als andere Kinder, ist es wohl besser, wenn wir euch den Grund dafür erzählen.“, begann er und warf einen Blick in die Runde. Alle Augen ruhten auf ihm und seinem Sohn. Niemand wagte etwas zu sagen. Sie wartete darauf, dass er fortfuhr.

„Kins Vergangenheit ist etwas …“ Und schon wusste Kakashi bereits nicht, wie er fortfahren sollte. Fragend sah er zu Asuma, welcher nun einen Versuch unternahm den begonnen Satz zu ergänzten. Sein Vorschlag war „Speziell“. Damit konnte Kakashi arbeiten, weshalb er nun auch weiter redete. „Speziell trifft es gut. Kins Vergangenheit ist speziell – und nicht nur die. So einiges an ihm ist anders, als bei anderen Kindern.“

Ein Seufzer folgte und bevor der Hatake weiter erzählte, warf er einen kurzen Blick auf seinen Sohn. Am Besten er begann Anfang. Nur musste er darauf achten, dass er bei der erdachten Version blieb und nicht versehentlich Details von Naruto erwähnt wurden.

„Wie Asuma schon erwähnt hat, lebt Kin seit 5 Wochen bei mir. Mitten in der Nacht hat es bei mir an der Tür geklingelt und da war er. Nackt, dreckig, ängstlich, mit einem weißen Fuchs im Arm und einem Brief in der Hand. In dem Brief stand nicht viel drin. Er ist mein Sohn und ich soll gut auf ihn aufpassen. Das war es auch schon – ach, und sein Geburtsdatum stand noch drin …“

Dies und noch einige weiter Dinge erzählte Kakashi zu den ersten Tagen. Von dem (angeblich) krankem Zustand der ersten Tage und Kins fehlendes Wissen zu vielen alltäglichen Dingen und Handlungen wurde erzählt. Die fehlenden sprachlichen Kenntnisse, die stark ausgeprägten Instinkte und die Hyperaktivität seines Sprösslings erwähnte er ebenfalls. Vom eher schüchternen, aber auch sehr neugierigen Charakter des Jungen wurde berichtet und von der unglaublichen Geschwindigkeit, mit welcher er das fehlende Wissen nachgeholt hat.

 

Während Kakashi erzählte war Kin durchgehend von den Blicken der Erwachsenen gelöchert worden. Mal waren sie überrascht, dann wieder ungläubig und zwischendurch bei einigen auch mal vollkommen fassungslos. Sie wussten offenbar nicht, was sie von all den Informationen halten sollten.

Irgendwann wurde es dem kleinen Hatake zu viel, weshalb er sich wieder auf den Boden setzte. Dort war er nicht allein, denn auch die Hauskatze hatte sich bereits wieder von ihrer Herrin gelöst und lag auf dem Boden. Misstrauisch beäugte sie den Jungen. Der Schrecken, den er ihr verpasst hatte, würde sie im Leben nicht vergessen. Sehr verwundert war sie, als sie seine Annäherung bemerkte. Das Kind wirkte in ihren Augen nun eher verspielt als gefährlich und auch ihre Instinkte sagten der Katze, dass er nichts böses im Sinn hatte. Sie ließ ihn daher gewähren und wartete ab. Direkt vor ihrer Nase legte er sich auf den Bauch. Ihre Köpfe waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt als sich beide Gegenseitig in die Augen sahen. Auch Kurama war auf den Boden zurückgekehrt und beobachtete seinen Sohn und die 'Terrormieze' einige Minuten lang. Als beide begannen herumzualbern gesellte er sich zu ihnen und zu dritt spielten sie miteinander, als wäre nie etwas gewesen.

Am Tisch ging es derweil mit den Erklärungen weiter, welche von allen gespannt verfolgt wurde. „Und woher kommt sein doch recht tierisches Verhalten?“, wurde gefragt, als Kakashi ein kleine Sprechpause einlegte.

„Das hat zwei Gründe und von dem einen Grund habe ich selbst erst vor einigen Stunden erfahren.“, begann er und musste sich ein Grinsen verkneifen. Jetzt war er wirklich auf ihre Reaktionen gespannt. „Bisher hat Kin nie darüber reden wollen, wie und wo er gelebt hat, bevor er zu mir kam. Seit ein paar Stunden weiß ich es endlich. Offenbar hat er bis vor 5 Wochen als Welpe in einem Fuchsrudel gelebt – und ich nehme mal an, dass er mit Geschwister die anderen Füchse aus seinem Rudel gemeint hat.“

Diese Aussage verschlug ihnen die Sprache. Mit solch einem Grund hatten sie am wenigsten gerechnet. Es gab Geschichten über Kinder, die von Tieren aufgezogen wurden. Die Bekanntesten waren Tarzan und das Dschungelbuch, aber es waren eben nur Geschichten. Es war schon fast zu unglaublich um wahr zu sein. Kins deutlich animalisches Verhalten bestärkten diese Vergangenheit jedoch so sehr, dass es keinesfalls der Fantasie entsprungen sein konnte. Dennoch war es schwer zu glauben, dass es wirklich ein von Tieren aufgezogenes Kind geben sollte – und dass es eben dieser kleine Junge war, der sich jetzt mit ihnen im gleichen Raum befand.

Kakashi erzählte derweil unbeirrt weiter: „Sein teilweise animalisches Verhalten kommt davon, dass er es nicht anders kennt. Er ist als einer von ihnen aufgewachsen, wodurch er die menschlichen Verhaltensmuster auch zuvor nicht kennenlernen konnte. Meines Wissens nach hat er vor der Begegnung mit mir sogar noch nie einen anderen Menschen zu Gesicht bekommen.“

Eine Pause folgte bei dem Hatake in welcher er von allen mit erstaunten Blicken durchlöchert wurde. „Und wie ist er dann zu dir gekommen?“, fragte Ibiki, da er sich wunderte wie der Junge vom Rudel nach Konoha gekommen sein sollte. Die Füchse haben den kranken Jungen sicher nicht den ganzen Weg in das Dorf gebracht und in der Nähe konnte sie auch nicht gelebt haben. Die Anwesenheit eines Fuchsrudels in welchem ein Menschenkind lebte, wäre den ANBU aufgefallen. Die Gegend um Konoha wurde immerhin strengstens überwacht.

„Da wären wir bei dem zweiten Grund für sein stark ausgeprägtes Instinkt orientiertes Verhalten. Er ist kein Mensch – zumindest nicht ganz.“, begann diesmal Asuma mit einer Erklärung, da Kakashi für einen Moment mit seinem Sohn beschäftigt war.

Die erstaunten und ohnehin schon leicht verwirrten Gedanken der bislang unwissenden Personen wurden erneut mit einer Information konfrontiert, mit welcher niemand gerechnet hatte. Diese wollte in so einigen Köpfen jedoch nicht verarbeitet, wodurch es zu kurzzeitigen Staus in den Informationsverarbeitenden Gehirnwindungen kam. Das Ergebnis war Fassungslosigkeit, Unverständnis und überdeutliche erkennbare Fragezeichen in den Augen der Betroffenen.

Hier war eindeutig eine genauere Erklärung nötig, doch dies überließ Asuma dem Kindsvater. Nachdem der Junge wieder verschwunden war, begann Kakashi auch sogleich damit. „Kins Mutter ist ein Engel und er dadurch natürlich auch. Er wurde von einem Engel nach Konoha gebracht. Ob es sich um die Mutter oder einen anderen Engel handelte, können wir jedoch nicht sagen. Laut Kurama haben alle Engel stark ausgeprägte Instinkte, die ihr Handeln beeinflussen und von uns Menschen eher animalisch gedeutet werden. Und bevor ihr fragt. Kurama ist kein normaler Fuchs. Er ist Kins Schutzgeist und der menschlichen Sprache mächtig.“

Wie auf Kommando sprang der weiße Fuchs zunächst auf Kins Stuhl und darauf auf Kakashis Schulter. „Da ich ja jetzt reden darf … Hallo zusammen!“ Sprachlos wurde Kurama von allen Seiten angestarrt, was ihm ein Kichern entlockte.

Zu viele Informationen, deren Wahrheitsgehalt man normalerweise als 'nicht vorhanden' einstufen würde, waren auf die Zuhörer eingedrungen. Jetzt kamen zur realen Fuchs-Variante zum Dschungelbuch auch noch Erzählungen über Engel und Schutzgeister. Wer sollte das denn bitte noch glauben? Der Fuchs schien allerdings authentisch und war der menschlichen Sprache wirklich mächtig. Ob auch die Informationen über den Jungen der Wahrheit entsprachen?

Da ihre Freunde allesamt sprachlos waren, schenkten Kakashi und Asuma ihre Aufmerksamkeit nun dem Fuchs, der ausgiebig im Nacken gestreichelt wurde. Dabei suchte Kakashi mit seinen Augen das Wohnzimmer ab, konnte den Jungen jedoch nirgends entdecken. „Wo steckt den Kin?“

„Der liegt da hinten unter … diesem komischen Tisch*, wo die Blumen drauf stehen und redet mit der Katze.“ Durch die Worte des Fuchses verwirrt suche Kakashi erneut nach seinem Jungen und fand ihn diesmal auch.

Als er erkannte, was für ein Objekt Kurama mit komischer Tisch gemeint, musste er lachen. „Das ist kein Tisch sondern ein Piano.“, klärte er den Fuchs auf und kicherte in sich hinein.

„Piano? Was ist das?“, wollte das Tier darauf wissen und Kakashi wunderte sich nun ernsthaft, da der alte Kyuubi offenbar wirklich nicht wusste, was ein Piano sein sollte.

„Kennst du das wirklich nicht?“ Offenbar nicht, denn der Fuchs vereinte die Frage, was bei ihm und Asuma für noch etwas mehr Verwunderung sorgte. „Damit macht man Musik.“, kam es diesmal von Asuma.

„Musik kenne ich, aber euer ganzes Menschenzeug ist mir weitgehendst fremd.“ Erneut kicherte Kakashi in sich hinein. Kurama hatte doch tatsächlich die gleiche Wortwahl benutzt, wie Kin am Vormittag und das Piano als Menschenzeug bezeichnet. Allerdings merkte er auch, dass die Unwissenheit des Fuchses nicht gespielt war. Er kannte das Instrument wirklich nicht.

„Mir tut der Hintern übrigens immer noch weh.“, wand sich Kurama schließlich an Kakashi, der mit dem plötzlichen Themenwechsel im ersten Moment etwas überfordert war. „Wenn die mir nochmal mit diesem Teil zu nahe kommt, dann beiße ich zu, damit das klar ist!“ Gleich darauf verzog sich der Fuchs auch wieder zu seinem Welpen und ließ zwei verwirrte Männer zurück.

„Was war denn los?“, erkundigte sich Ibiki, der sich als erstes aus seinem fassungslosem Zustand befreit hatte. Alle Andere versuchten offenbar immer noch die erhalten Informationen zu verarbeiten.

„Ach, wir mussten heute zum Tierarzt und seine Untersuchung war alles andere als angenehm.“, seufzte Kakashi und wand sich dann an Asuma, um ein eher beiläufig klingendes Gespräch zu beginnen. „Kin muss sich jetzt übrigens auch regelmäßig von Hana Untersuchen lassen.“

„Wegen den Flügeln?“, vermutete der Sarutobi und hatte ins Schwarze getroffen. Dies Detail hatte er beim Gespräch bei Iruka nicht mehr mitbekommen gehabt, da er direkt gegangen war, nachdem er von Kins Rudelvergangenheit erfahren hatte. Immerhin musste auch er sich noch um ein Geschenk kümmern.

Nickend bestätigte der Hatake dies und musste sich ein Kichern verkneifen. Als Asuma die Flügel erwähnte hatte, waren plötzlich bei allen die Augen auf die doppelte Große angewachsen. Ja, so ein Kind mit Flügeln ist schon etwas besonderes.

„Morgen Abend kommt Hana bei uns vorbei und zeigt Iruka und mir wie das mit der Gefiederpflege und -reinigung gemacht wird.“, erzählte er unbeirrt weiter und beobachtete die nächsten erstaunten Reaktionen, die von deutlichem Unglauben begleitet wurden.

Neben dem Hatake flüsterte Kurenai mit Asuma. Dabei waren sie allerdings nicht Leise genug, weshalb Kakashi mitbekam, worüber sie redeten. Offenbar wollte sie die Flügel mal sehen, traute sich jedoch nicht zu fragen. Immerhin waren der kleine Engel und seine Flügel etwas besonderes.

„Kin, komm mal her.“, forderte Kakashi seinen Knirps auf und wenige Augenblicke später kam der Kleine auch schon angeflitzt. Kurz redeten sie über seine Flügel und ob er sie zeigen mag. Dies machten sie so, dass jeder zuhören konnte. Darauf ließ der Kleine seine Zuschauer ein Weilchen zappeln und gab sich nachdenklich.

Schließlich stimmte er zu und wartete ab, bis Yuugao und Hayate alle Fenster blickdicht verschlossen hatten, damit auch niemand von draußen etwas mitbekam. Fasziniert wurden darauf Kins Schwingen betrachtet. Alle noch vorhandenen Zweifel waren sofort verschwunden. Diesmal verschenkte Kin allerdings keine Federn.

Noch während sie den kleinen Engel betrachteten, erklang ein weiteres Mal an diesem Abend ein lautes Geräusch, welches die Erwachsenden zusammenzucken ließ. Wieder waren es nur Kakashi und Asuma, die es zuordnen konnten und lachten über verschreckten Gesichter der anderen – und weil Kin aufgrund des Geräusches Knallrot angelaufen war.

„War das auch Kin?“, fragte wieder Ibiki, da er offenbar der einzige war, der halbwegs die Fassung behalten hatte und den deutlichen Rotschimmer in Kins Gesicht bemerkte.

Schmunzelnd bestätigte Kakashi dies. „Ja, es wird Zeit für die Raubtierfütterung. Das war Kins Magen.“ Nachdem er dies gesagt hatte, mussten sie alle Lachen.

 

Einige Stunden später, es war kurz vor Mitternacht, warteten alle die letzten Minuten ab. Gleich würde Hayates Geburtstag enden und der von Yuugao beginnen. Beide Geburtstagskinder hatten waren in diesen letzten Minuten auf spezielle Art miteinander beschäftigt und dies entging Kin natürlich nicht. In sich hineinkichernd überlegte er sich daher, wie er seinen Papa und auch die anderen Erwachsenen mit etwas kindlicher Neugierde unterhalten konnte.

„Du Papa?“, kam nach kurzer Zeit die Frage, wobei er das Paar nicht aus den Augen ließ. „Warum beißen sich die da?“

Verwirrt sah Kakashi sich um, da er nicht wusste, worauf der Junge hinaus wollte. Dabei bemerkte er schnell, dass der Blick seines Sohnes angewidert auf Hayate und Yuugao lag, welche sich so einige leidenschaftliche Küsse schenkten. Dass sie dies ausgerechnet vor einem kleinen Kind machte, erstaunte den Hatake. Kein wunder also das Kin sich die beiden als Opfer ausgesucht hat. Über die Fragestellung musste er ganz schon lachen.

„Die beißen sich nicht.“, antwortete er kichernd und war sich jetzt schon sicher, dass da noch einige Fragen mehr kommen würden. „Die küssen sich.“

Noch immer angewidert betrachtete Kin das Paar weiter wartete etwas ab, bevor er weiter fragte. Die anderen Erwachsenden hatten das kleine Gespräch natürlich mitbekommen und mussten ebenfalls darüber lachen. „Das ist ... ABARTIG!“, meinte er dann, verzog angeekelt das Gesicht und drehte sich nun lieber in eine andere Richtung. „Warum machen die das?“

Grinsend schüttelte sein Vater darüber den Kopf. Der Junge kam vielleicht auf Ideen. „Weil sie sich lieb haben.“ Bei Kins nächster Frage verlor er allerdings sein Grinsen und hätte sich stattdessen fast verschluckt. „So wie ich dich lieb hab?“

„Nicht ganz.“ Schon fast entsetzt blickte er seinen Jungen an, während um ihn herum erneut alles zu lachen begann. „Bei den beiden ist das etwas … intensiver!“, antwortete er schließlich und hoffte, dass nicht es mit den Fragen nicht noch schlimmer wurde.

„Versteh ich nicht.“

Natürlich war auch Kurama dieses Gespräch nicht entgangen, denn er lag immerhin auf Kins Schoß und ließ sich im Nacken kraulen. Bisher hatte er nur stumm in sich hinein gekichert, da Kins Einfall mal wieder sehr amüsant war. Um Kakashi etwas aus der patsche zu helfen, stieg er nun in Kins Spielchen ein und versuchte dem unwissenden kleinen Jungen aufzuklären.

„Du musste es Kin schon so erklären, dass er es auch versteht. Also kleiner: Du bist Kakashis Welpe. Das ist eure Art von Beziehung zueinander. Bei den Beiden ist das etwas anders, denn Yuugao ist Hayates Weibchen.“

„Ach so!“, kam es dann von Kin mit einem erfreuten 'Ich hab es verstanden!'-Blick, bevor auch schon die nächste Frage auch ihm heraussprudelte. „Bekommen die zwei dann auch Welpen?“

Nun war es an Kurama zu seufzen. Was hatte der Junge sich da nur wieder ausgedacht? Oder kamen diese Fragen alle spontan? „Wenn sie wollen …“

Für einige Minuten war nun Ruhe und Kakashi und Kurama nahmen beide schon an, dass Kin sein Spielchen beendet hatte. Weit gefehlt, denn der kleine hinterlistige Engel hatte da noch etwas, was er loswerden musste und diesmal sollte Asuma darunter leiden. Ein kleines fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, welches nur für einen winzigen Moment zu sehen war. Gleich darauf zeigte sich wieder die Neugierde des unwissenden kleinen Kindes.

„Ist Kurenai dann Asumas Weibchen?“

Erstaunt wurde der Junge von allen Seiten angestarrt und sogar Hayate und Yuugao beendeten ihr Handlungen. Niemand der Erwachsenen konnte sich offenbar vorstellen, dass zwischen den beiden Personen etwas lief, bis auf die Betroffenen natürlich, die sich alle Mühe geben mussten um nicht ertappt zu wirken.

„Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, stellte Kakashi dann die Frage, die wohl auf so einigen Zungen lag.

„Als ich mit Asuma einkaufen war, da haben die sich auch gegenseitig durch das Gesicht geschleckt.“, erzählte der Junge von seiner Beobachtung.

Das Ergebnis dieser Aussage war Gold wert. Mit knallrotem Gesicht saßen Asuma und Kurenai auf ihren Stühlen und starrten auf die Tischdecke. Über beiden Köpfen schien ein eindeutiges 'Erwischt!' geschrieben zu stehen. Das war definitiv eine Lehre für alle anwesenden am Tisch. Wenn ihr etwas geheim halten wollt, dann zeigt es nicht vor einem Kind – und schon gar nicht vor Kin.

Gelächter gab es natürlich trotzdem von allen Seiten. Nur Kurenai und Asuma war kein Laut zu hören, sowie von Kin, der weiterhin den Unwissenden spielen musste und ausschließlich in sich hineinkichern durfte.

Kapitel 33 - Kins erster Schultag

Lang hatte der Abend nicht mehr angehalten. Durch das viel zu frühe Aufstehen und den darauf folgenden Tag voller Termine und Stress, war Kakashi derart geschafft, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Zunächst hatten sich seine Freunde gewundert, dass er überhaupt so lang geblieben war. Immerhin hatte er einen kleinen Jungen dabei. Nachdem sie nochmals die Auswirkungen von Kins Hyperaktivität(bzw. Dämonenblut) erklärt hatte, verstanden sie jedoch. Wenn der Junge eh nicht viel eher ins Bett zu bekommen war, konnte er auch länger bleiben.

 

Der nächste Tag verlief relativ entspannt.

Den Vormittag über genossen sie überwiegend die Ruhe. Eine Kisten kramte Kakashi aus dem Abstellraum, in welcher die Sachen untergebracht waren, die einst Naruto besaß. Vieles war bereits aussortiert und entsorgt worden, darunter auch Narutos Kleidung. Die übrigen Dinge sollte der Junge nun wiederbekommen. Einige Schriftrollen und Bücher lagen darin, sowie die Kunai und Shuriken, mit denen er gearbeitet hat. Es wurde nur behalten, was keine Rückschlüsse auf Naruto zulassen konnte. Persönliche Dinge (wie Fotos) oder Gegenstände von Wert (wie die Violine von Taki) hatten sie in der Wohnung des Uzumaki nicht finden können.

Den Nachmittag verbrachte Kin bei Konohamaru zu Hause, wo die Jungs sich überwiegend mit der Detektiv Conan Sammlung des Älteren beschäftigten. Sehr zum Missfallen von Sora natürlich, die mit Kin lieber anderes gemacht hätte, als die ganze Zeit Mangas zu lesen. Damit sich das Mädchen nicht komplett ausgeschlossen fühlte, spielte Kin im Anschluss auch etwas mit ihr im Mädchenzimmer und ließ sich ihre Spielsachen zeigen. Bei vielen Dingen zeigte er deutliches Unverständnis, dass nicht nur gespielt war. Zwischen Puppenhaus Barbiesammlung und Teepartie fühlte er sich deutlich fehl am Platz. Letztlich war er einfach nur froh, dass Kurama nicht auf die Idee gekommen war auch noch sein Geschlecht zu ändern. Hätte er sein neues Leben als Mädchen verbringen müssen, wäre er spätestens in diesem Moment durchgedreht. Dieser Mädchenkram war ja mal gar nicht sein Fall.

Abgeholt wurde Kin gegen Abend von Iruka, denn der Besuch von Hana stand kurz bevor. Überrascht war er, als er die Tasche bei seinem Patenonkel entdeckte, doch er fragte nicht weiter nach. Dafür war noch genug Zeit, wenn sie erst einmal angekommen waren. Zudem konnten sie dann auch freier reden, als auf der Straße wo Kin den kleinen unwissenden Jungen spielen musste.

Am Ziel angekommen stellte er jedoch fest, dass dies Gespräch zunächst noch verschoben werden musste, denn Hana war bereits vor Ort und machte ihre Kontrolle bei Kurama (um sicher zu gehen, das mit dessen Hinterteil auch alles in Ordnung war). Fast zwei Stunden musste er stillsitzen, während Hana den Männern alles mögliche erklärte und sie zusammen dem Gefieder die erste Grundreinigung verpassten. Wirklich nötig war es nicht, da Kins Federn sehr sauber waren, jedoch sollten Kakashi und Iruka genauestens Wissen, was auf sie zukam.

Im Anschluss daran wurde noch vereinbart, dass Hana alle drei Monate zur Kontrolle vorbei kommen würde. Solang nichts auffälliges zu sehen war und es dem Jungen auch gut ging, sollte dieser Zeitraum ihrer Meinung nach ausreichen. Wegen den Untersuchungsergebnissen wollte sie sich melden, sobald sie vorhanden waren.

Nachdem Hana sich verabschiedet hatte erfuhr Kin recht schnell, was es mit der Tasche auf sich hatte. Offenbar sollte am nächsten Vormittag Kakashis Mission starten, weshalb sein Patenonkel bereits einige Dinge mitgebracht hatte, da er ja für die Zeit im Gästezimmer einquartiert wurde. Einiges wurde für den nächsten Tag noch besprochen und dann verabschiedete sich auch der Lehrer. Am Vormittag würde er Kin bereits wiedersehen und er war jetzt schon sehr gespannt auf die Reaktionen in der Klasse.

 

Früh am nächsten Morgen war es dann soweit. Bereits um vier Uhr morgens konnte Kin nicht mehr schlafen vor Aufregung. So nervös war er nicht einmal gewesen, als er damals im Körper von Naruto seinen ersten Schultag hatte. Dabei waren es diesmal nur ein paar Tage und er war nur Gast in einer Klasse, die er bereits kannte.

Seine Kleidung hatte er sich bereits am Vorabend ausgesucht und auf den Schreibtisch gelegt. Die Tasche hatte er ebenfalls schon gepackt. Laut Iruka war der Stundenplan nicht geändert worden, weshalb er genau wusste, dass Wurftraining an diesem Tag auf dem Plan stand. Deshalb hatte er sich auch seine neue Waffentasche in den Rucksack gelegt. Kakashi hatte ihm eine neue besorgt, da die Alte schon recht kaputt war.

Doch was sollte er jetzt anstellen? Bis zum Schulbeginn waren es noch fünf Stunden und die vergingen nicht mal eben auf die Schnelle – und schon gar nicht, wenn man darauf wartete! Zunächst beschloss Kin eine lange und ausgiebige Dusche zu nehmen. Damit verringerte er schon mal etwas die Zeit, die er noch hinter sich bringen musste. Darauf schaute er mit Kurama fernsehen und entdeckte die frühmorgendlichen Cartoons. Erstaunlicher Weise machte sie ihm das Warten wirklicher erträglicher, womit er zunächst gar nicht gerechnet hatte. Der Fernseher lief bei ihnen nicht oft und auch als Naruto hatte er nicht viel mit diesen speziellen Luxusgegenständen zu tun. Genau genommen hatte er nur mal in der Bibliothek einen gesehen, denn nicht einmal Iruka besaß einen Fernseher.

Trotz der optimalen Ablenkung verlor Kin die Zeit nicht aus den Augen. Pünktlich um sieben Uhr wurde Kakashi geweckt, damit sich sein Vater ebenfalls rechtzeitig fertig machen konnte. Während der ältere Hatake unter die Dusche sprang, kümmerte sich der Kleine um das Frühstück.

Bevor sie das Haus verließen hatte Kakashi dann noch eine kleine Überraschung für seinen Sohn und holte aus der Schublade im Flurschrank zwei Gegenstände heraus. Das Schlüsselband und die kleine Geldbörse von Detektiv Conan, die Kin von Kurenai bekommen hatte.

„Ich hab mich gestern etwas mit Iruka unterhalten und wir sind beide der Meinung, dass du deinen eigenen Schlüssel bekommen solltest und auch etwas Taschengeld. Du bist es immerhin gewohnt für dich selbst zu sorgen und einen Schlüssel bei dir zu haben.“, erklärte Kakashi und überreichte seinen sichtlich überraschten Sohn die beiden Gegenstände.

Unsicher hielt Kin seinen eigenen kleinen Wohnungsschlüssel in der Hand und betrachtete ihn. Sicher, er freute sich darüber, dass er nun seinen eigenen Schlüssel hatte. Die letzten Tage hatte er sich immer etwas nackt gefühlt, ohne das vertraute Stück Metall in der Tasche. Über das Geld hatte er sich weniger Gedanken gemacht. Früher hatte er sein Geld auch fast nie dabei. Nur wenn er es wirklich brauchte und dann auch nur soviel wie nötig war.

„Ist das nicht noch etwas zu früh?“ Kin fand es zu früh, immerhin war er ein vierjähriger. Obwohl er als Naruto bereits mit weniger als drei Jahren allein und überwiegend auf der Straße gelebt hatte. Hätte er eine Wahl gehabt, dann hätte er auf diese Verantwortung gern verzichtet.

„Ach quatsch. Die werden bald alle merken, was für ein schlauer Junge du bist und da geht das. Ich war in deinem Alter auch schon sehr selbstständig und du schlägst halt stark nach mir.“, grinste Kakashi und machte Kin damit sofort etwas Mut.

Bei den beiden Hatakes konnte man wirklich sagen, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, dass war auch Kin klar. Und wenn er schon etwas selbstständiger und erwachsener handeln durfte, dann ließ er sich das auch nicht zwei Mal sagen.

 

Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn kamen die Hatakes bei der Akademie an. Die meisten Schüler befanden ich noch vor dem Gebäude und würden erst auf den letzten Drücker die Klassenräume betreten. Der Anblick, der sich Kin somit bot, war ihm sehr bekannt. Trotzdem staunte er nicht schlecht, als er mit seinem Vater dort ankam. Offiziell gesehen kannte er immerhin noch keine Schule. Zudem liefen hier viel mehr Kinder herum, als auf dem Spielplatz und sie waren in den meisten Fällen auch älter als die Kinder, mit denen Kin schon gespielt hat.

„Hallo Kin!“, rief eine Mädchenstimme hinter ihnen, worauf sie stoppten und sich umdrehten. Fast gleichzeitig mit ihnen waren die beiden Hyuugamädchen an der Akademie angekommen. Hanabi hatte Kin offenbar sofort erkannt und nach ihm gerufen.

„Hallo Hanabi,“, grüßte Kin zurück, als die Hyuugas bei ihnen ankamen.

„Was machst du den hier in der Akademie? Du bist doch erst 4!“, wunderte sich die jüngere der Schwestern.

Durch die Aussage ihrer kleinen Schwester verwirrt starrte Hinata den Jungen für einen Moment an und vergaß dabei sogar ihre schüchterne Art. Der Junge sollte erst 4 sein? Er wirkte auf sie nicht wie ein Vorschulkind und war auch fast genau so groß wie Hanabi – und sie wurde in einigen Monaten immerhin schon 7.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen antwortete Kin seiner Freundin. „Papa muss arbeiten, deswegen gehe ich jetzt zu meinem Onkel.“

„Ach stimmt ja! Dein Onkel ist ja Lehrer.“, seufzte das kleine Mädchen darauf, weil sie dies Detail völlig vergessen hatte.

Um sicher zu gehen, dass sie nicht zu viel Zeit verquatschten warf Kin einen Blick auf Armbanduhr. „Papa, du musst los!“, informierte er darauf den Älteren.

Mit den Worten „Hier, gib das Iruka.“ holte Kakashi eine kleine Schriftrolle aus seiner Weste und überreichte sie Kin. Darauf hockte er sich vor seinen Sohn und umarmte ihn nochmals. „Mach kein Unsinn und hör auf deinen Onkel.“, sprach Kakashi laut aus und darauf flüsterte er „Zeig ihnen, was ein Hatake ist! Viel Spaß, kleiner.“, damit nur Kin es hören konnte.

Kurz darauf war Kakashi auch schon verschwunden. Einfach aufgelöst, wodurch von Kin der Fleck, wo sein Vater eben noch gestanden hatte, recht verwirrt betrachtet wurde.

„Keine Angst, das war nur ein Jutsu.“, erklärte die Ältere der beiden Hyuugamädchen und lächelte Kin freundlich an.

Und da war es wieder. Dieses Lächeln, dass sie ihm früher schon so oft geschenkt hatte. Heimlich natürlich, da niemand bemerken sollte, dass sie Naruto gern hatte. Hinata war immer freundlich gewesen und in seiner Klasse die einzige Mitschülerin, die ihn nie verachtet oder verspottet hatte. Viel reden konnte er mit ihr allerdings nicht, da sie so extrem schüchtern war, dass sie kein Wort herausbekam. Von rot werden und stottern gingen ihre Reaktionen bis hin zu einem Ohnmachtsanfall, sobald er sich mit ihr unterhalten wollte. Sie war in ihn verliebt, dass war ihm damals sehr schnell klar gewesen.

Doch jetzt waren diese Zeiten vorbei. Er war nicht mehr Naruto und für Hinata auch viel zu jung. Sie würde einen anderen Jungen finden, den sie lieben würde und der auch sie lieben wird, da war sich Kin sicher.

„Mein Name ist übrigens Hinata Hyuuga und ich bin Hanabis ältere Schwester.“, stellte sie sich darauf vor. Erst jetzt viel Kin auf, dass Hinata offenbar gar nicht mehr stotterte, doch woher kam diese plötzliche Veränderung? Er würde es schon herausbekommen!

„Hallo Hinata. Ich bin Kin Hatake.“, stellte sich nun auch Kin nochmal richtig vor. Darauf brachten die beiden Hyuugas Kin zum Lehrerzimmer und verabschieden sich dort, um in ihre Klassenräume zu gehen.

 

In Klassenraum von Iruka waren bereits fast alle Schüler anwesend und unterhielten sich lautstark miteinander – oder aneinander vorbei, wie im Falle von Sasuke und seinen Fangirls. Wie jeden Tag hatten sich einige Mädchen um den Uchihaerben versammelt und redeten auf ihn ein. Bewunderungen, Liebeserklärungen und Fragen nach Dates gehörten für Sasuke bereits seit Jahren zum Alltag. Früher hatte er alle Annäherungsversuche gekonnt ignoriert. Seit Narutos Tod war er jedoch sehr oft so stark in seinen Gedanken versunken, dass er die Mädchen nicht einmal bemerkte. Er vermisste den blonden Chaoten. Mit Naruto war die einzige Person aus seinem Leben verschwunden, die ihn ein Stück weit verstehen konnte.

Die Tür öffnete sich und Sensei Iruka betrat den Klassenraum. Bis auf die Fangirls setzten sich alle schnellstens auf ihre Plätze. Nachdem der Lehrer seine Tasche auf dem Tisch abgelegt hatte, stellte er sich vor seinen Schreibtisch und wartete ab, bis alle auf ihren Stühlen saßen. Der Sasuke-Fanclub hatte seine Anwesenheit jedoch nicht bemerkt. Ein Problem, mit welchem Iruka jeden Morgen zu kämpfen hatte.

„Bevor wir mit dem heutigen Unterricht beginnen, möchte ich euch jemanden vorstellen.“ Kaum hatte der Lehrer seine ersten Worte ausgesprochen, zuckten die Fangirls auch schon zusammen und suchten schnellstens nach ihren Plätzen. Iruka betrachtete alle seine Schüler um sicher zu gehen, dass er auch ihre Aufmerksamkeit hatte und sie an ihren Plätzen saßen. Einer war jedoch mal wieder geistig abwesend.

„Sasuke, ich möchte das du mir ebenfalls zuhörst.“ Keine Reaktion kam von dem Uchiha, weshalb Iruka etwas mehr Strenge in seine Stimme legte.

„Sasuke!“ Erschrocken blickte der Junge auf und sah zu seinem Lehrer.

„Ich möchte, dass du zuhörst.“, sagte er, als er endlich die Aufmerksamkeit des Jungen hatte und wandte sich darauf wieder an die ganze Klasse.

„Wie eben schon erwähnt, möchte ich euch jemanden vorstellen.“ Kurz wand Iruka seinen Kopf zur Tür und nickte dem Jungen zu, der sich bislang noch außerhalb des Raumes aufhielt. Dies war Kins Zeichen, er sollte nun eintreten.

Langsam und mit echter Nervosität ging er auf seinen ehemaligen Sensei zu und stellte sich neben ihn. Es war ein seltsames Gefühl wieder in dieser Klasse zu sein. Die Mitschüler waren die Gleichen, doch niemand erkannte ihn. Niemand bis auf Iruka wusste hier, dass er bis vor einem Monat noch Naruto war. Alle Augen ruhten auf ihm und an einigen Stellen wurde bereits getuschelt. Alle wollten sie wissen, wer er war.

„Ruhe jetzt! Sein Name ist Kin Hatake und er ist erst vier Jahre alt. Der Junge ist mein Patenkind und ich passe einige Tage auf ihn auf, da sein Vater auf Mission ist. In dieser Zeit wird er dem Unterricht dieser Klasse beiwohnen.“, stellte Iruka seinen Schützling vor.

Darauf tat er so, als würde er sich einen Moment nach einem geeigneten Sitzplatz für Kin umsehen. Im Vorfeld war bereits geklärt worden, dass er auf dem freien Platz neben neben Kiba sitzen würde, da er den Jungen zwei Tage zuvor bereits kennengelernt hatte. Dorthin schickte Iruka seinen Schützling nun auch.

Auf dem Weg dorthin kam Kin an einigen Mädchen vorbei, die ihren neuen kleinen Mitschüler angrinsten, als hätten sie gerade eine neue Puppe zum Spielen bekommen. Zumindest kam es ihm so vor, da Sora am Vortag einen ähnlichen Blick drauf hatte, als sie mit ihrer Puppe gespielt hat. Bei seiner Freundin hatte dieser Blick noch süß ausgesehen. Bei den Girls hier war es eher … gruselig! Und diese Mädchen hier sollten bald als Genin unterwegs sein und Missionen erledigen? Wirklich glauben konnte Kin es nicht und doch würde es so sein.

 

Kaum hatte er seinen Platz erreicht, begann Iruka auch schon mit seinem Unterricht. In den ersten Stunde hatte sie Mathe und Kin machte einfach bei dem normalen Unterricht mit, als wäre es das natürlichste von der Welt, dass ein 4jähriger bereits mit ihrem Thema klar kam.

Das letzte Thema dieses Unterrichtsfaches war Binomische Formeln. Etwas, dass jeder Schüler nach spätestens einer Woche hasste und zu ihrem Leid auch jeder können musste, da es für die Prüfungen zu den höheren Ränge benötigt wurde. Bereits seit Schuljahresbeginn befasste sich die Abschlussklasse mit diesem Thema und die Meisten von ihnen hatten so langsam angefangen zu verstehen.

Wie jeden Tag begann der Unterricht mit der Hausaufgabenkontrolle, darauf folgten einige Übungen an der Tafel und die Bearbeitung einiger Arbeitsblätter. Bis dahin verlief alles normal und Kin hielt sich im Hintergrund.

Sein Banknachbar Kiba war so verzweifelt mit der Lösung seiner Aufgaben beschäftigt, dass er nicht einmal mitbekommen hatte, dass Kin schon lange fertig war. Aus Langeweile hat der Knirps seinen Block aus der Tasche geholt und angefangen Kurama zu malen.

„Wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du mich auch fragen.“, bot Kiba dem Jüngeren an, als er bemerkte, dass Kin sich anders beschäftigte. Er nahm nicht an, dass der Knirps dieses Thema schon beherrschen könnte. Wie sollte man darauf auch kommen? Immerhin war Kin erst 4 und die Schüler der Klasse waren alle 11 oder 12 Jahre alt. Die darauf folgenden Worte von Kin überraschten ihn daher so sehr, dass er zunächst mit ihrem Sinn überfordert war.

„Ich brauch keine Hilfe, ich bin fertig.“, meinte der Junge beiläufig und malte dabei unbeirrt weiter seinen Fuchs auf das Blatt.

Ein sehr verwirrtes „Hä?“ folgte von Kiba, da er einfach nicht glauben wollte, dass Kin schon fertig war. „Wie jetzt?“

„Ich bin fertig.“, wiederholte Kin seine Worte und ließ sich darauf nicht weiter von Kiba stören.

 

Einige Minuten später rief Iruka sein Patenkind zu sich um die Aufgaben des Jungen zu kontrollieren. Erstaunt stellte er fest, dass Kin alles vollkommen korrekt gelöst hatte. Zwar hatte er geahnt, dass der Kleine diese Aufgaben nun viel besser lösen würde, als zu Narutos Zeiten, doch von der fehlerfreien Ablieferung der Arbeitsblätter war er dann doch etwas überrascht worden.

Die Kontrolle der Arbeitsblätter folgte diesmal auf spezielle Art, denn Kin rechnete alle Aufgaben nochmals, nur diesmal an der Tafel, wo ihm jeder zusehen konnte. Bei der ersten Aufgabe hielten es alle noch für einen Zufall, dass der Junge eine korrekte Lösung vorführte. Auch bei der Zweiten glaubte man noch an einen Zufall. Bei der dritten Aufgabe kamen sie ins Grübeln, bei der Vierten ins Staunen und spätestens nach der Fünften waren sie alle fassungslos, weil der kleine Junge offensichtlich problemlos mit ihnen mithalten konnte und dann sogar noch besser war als sie.

Kapitel 34 - Ich bin ein Hatake!

Es war Mittag geworden und die Schüler wurden in die Pause entlassen. Die älteren Schüler hatten alle ihre speziellen Ecken in denen sie abhingen, während die Jüngeren sich noch mit den kindlicheren Dingen beschäftigten, wie fangen oder verstecken spielen. Von Iruka war Kiba damit beauftragt worden auf Kin aufzupassen. Beide hockten sie vor der Wand der Trainingshalle, in welcher sie als nächstes Unterricht hatten und spielten dort mit Akamaru. In ihrer Nähe befanden sich auch viele andere Schüler aus ihrer Klasse, wie Choji und Shikamaru, die nicht weit von ihnen auf dem Boden saßen und die letzte Unterrichtsstunde ausdiskutierten. Shino stand neben ihnen und lehnte sich an einen Baum und als einziges Mädchen in der Runde hatte sich Hinata neben Shikamaru niedergelassen und hörte den Jungs einfach nur zu. Einige Schritte weiter an der Mauer stand dann noch der 'Godlike' Uchiha und versuchte so gut es ging seinen Fanclub zu ignorieren.

Wieder und wieder hörte Kin die überdeutlichen Geräusche von Chojis Fresssucht. Eine Chipstüte nach der anderen wurde aufgerissen und geleert. Immer wieder wurden dem Akimichi deswegen etwas verwirrte Blicke von Kin zugeworfen. Früher hatte es ihn nicht gestört, dass der Junge soviel aß. Auch jetzt störte es ihn nicht wirklich. Diese (in seinen Ohren) extrem lauten Geräusche, die durch die Chips entstanden, waren jedoch sehr ungewohnt und sie dauerhaft zu ertragen war recht anstrengend. Er hatte es definitiv leiser in Erinnerung.

Die Blicke von Kin waren von Choji und Shikamaru natürlich nicht unbemerkt geblieben. Der Effekt bei dem Daueresser war, dass er noch mehr und noch schneller seine Nahrung in sich hinein stopfte. Bei ihm war nun Frust fressen angesagt, da er Kins Blicke als abwertend deutete, weil er über etwas mehr Kilos verfügte als andere.

Damit sich der bevorstehende Streit nicht noch weiter hinaus schob und sein Kumpel sich endlich wieder entspannen konnte, versuchte Shikamaru das Problem anzugehen, ohne dass sich beide Seiten die Kopfe einhauten. Alle kannte sie Iruka zu gut, um sich mit ihm anzulegen und wenn Kin in einen Streit verwickelt werden sollte, dann wäre ihr Sensei sicher sehr schlecht auf sie zu sprechen.

„Kin, warum schaust du Choji ständig an?“, wollte der Nara zunächst wissen in der Hoffnung, dass es bei dem Knirps vielleicht ganz andere Gründe haben könnte. Auch wenn der Junge offensichtlich sehr intelligent war, er wollte einfach nicht glauben, dass Kinder in diesem jungen Alter bereits von den Vorurteilen ihrer Mitmenschen beeinflusst wurden.

Kin reagierte auf die Frage und drehte sich zu ihnen. Bevor er jedoch zu einer Antwort ansetzten konnte, übernahm ein grinsender Kiba dies für ihn. „Ganz einfach, weil Choji Fett ist und ständig dieses fettige Zeug in sich rein stopft.“

Innerlich klatschte sich Kin zunächst seine Hand vor die eigene Stirn und verprügelte darauf den Hundejungen im Geiste. Musste Kiba immer so eine große Klappe haben? Äußerlich versuchte Kin überwiegend neutral zu wirken und auch etwas verwirrt. Er durfte die Aussage immerhin nicht verstehen, da er mit dem menschlichen Verhalten noch nicht so gut umgehen konnte.

Während Shikamaru Kiba wegen dessen Worte anfuhr und Choji sein allseits bekanntest „Ich bin nicht Fett!“ von sich gab überlegte der Hatake fieberhaft, wie er sich aus dieser Situation retten konnte. Er hatte bereits bewiesen, dass er intelligent war, doch er durfte auch seine vergangenheitsbedingte Unwissenheit bezüglich menschlichen Handels nicht außer acht lassen. Einen Mittelweg zu finden, der ihn sowohl als schlau wie auch als unwissend darstellte, war daher gar nicht so einfach.

Erneut frage Shikamaru den Jungen, doch Kin ignorierte den Nara einfach und versteifte sich auf etwas anderes. „Fett? Versteh ich nicht. Was meinst du damit?“, fragte der Junge an Kiba gewandt und schient dabei nun erst recht verwirrt.

„Schau dir die Speckschwarte doch mal an. Bei Choji sind einige Kilos zu viel. Deswegen ist er Fett.“, versuchte der Inuzuka mit einigen sehr abwertend klingenden Worten zu erklären und bei jedem dieser Worte wuchs die Wutader auf Chojis Stirn weiter an.

Der Wutausbruch stand kurz bevor, doch noch konnte Kin ihn abwenden, wenn er es klug anstellte – und wenn Kiba etwas weniger Müll abließ. „Und deswegen beleidigst du ihn?“, fragte er an den Hundejungen gewandt. „Nur weil er mehr Körpermasse hat?“

„Na ja …“ Weiter ließ Kin den Inuzuka lieber nicht sprechen. Wer weiß, was der sonst wieder für Unsinn von sich gab. Lieber wandte er sich nun an Choji, um das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken „Du bist ein Akimichi, oder?“

Der Angesprochene war viel zu überrascht davon, dass der Knips sich so plötzlich ihn wand und bestätigte die Frage nur mit einem Nicken. Für einen kurzen Moment wirkte Kin nun etwas nachdenklich und legte sich seine Worte zurecht. „Papa hat mir erzählt, dass eure Art zu kämpfen mit einer besonderen Fähigkeit zusammen hängt, für die ihr eure Fettzellen benötigt. Deswegen esst ihr sehr viel und seid auch etwas fülliger, da es für euren Kampfstil notwendig ist. War das richtig?“

„Ja, das stimmt.“, bestätigte Choji erstaunt. Er war überrascht von Kins Wissen und von der Erklärung, die der Junge vorgetragen hatte. Sie war rein sachlich geblieben und er hatte keinen abwertenden Unterton heraushören können.

„Ich hab kein Problem damit, dass du mehr isst oder mehr Kilos hast. Es ist halt ein Teil von dir.“ Grinsend betrachtete er den noch immer verblüfften Akimichi, der nicht so recht wusste, was er dazu sagen sollte.

Der Nara hatte nur stumm zugehört und war über die Worte des Jüngeren ebenfalls erstaunt. Seine Frage hatte er darüber natürlich nicht vergessen und sie war auch noch nicht beantwortet. „Und warum hast du ihn dann ständig angesehen?“

„Die Geräusche.“ Kins Antwort war wohl zu knapp ausgefallen. Seine älteren Mitschüler verstanden offenbar nicht, worauf er hinaus wollte, weshalb er nun zu einer genauere Erklärung ansetzte. „Kiba durfte schon feststellen, dass meine Nase mit seiner durchaus mithalten kann. Meine Ohren arbeiten auch besser, wodurch ich die Geräusche in der Umgebung lauter wahrnehme, als es bei anderen Personen der Fall ist. Wenn man sich die Chipstüten und das Chips essen über Stunden anhören muss, dann wird es echt unangenehm.“

Erneut verblüffte Kin die Älteren mit seiner Aussage. So ganz glauben konnte sie es jedoch nicht, was der Jüngere da von sich gab. „Wie stark ist dein Gehör denn ausgeprägt?“, wollte Shikamaru dann wissen und alle Augen ruhten neugierig auf dem Jüngsten in ihrer Runde.

„Hm.“ Konzentriert schloss Kin die Augen und versuchte nur auf die Geräusche zu achten. Da waren ganz viele Kinder, um sie herum, die spielten oder miteinander redeten. Dies war allerdings zu offensichtlich, weshalb er sich etwas anderes in der Nähe suchen musste. Als er die Augen wieder öffnete zeigte er rechts von sich zu einer Seitenstraße, in die man vor ihrer Position aus nicht hinein sehen konnte. „Etwa 200m in die Straße hinein spielt ein kleiner Junge mit einem Ball. Sein Name ist Dai. Er schießt ihn immer wieder gegen die Hauswand und wird dafür gerade von seiner Mutter ausgeschimpft, weil sie ihm das verboten hat.“, erklärte er Kin seinen Mitschülern, die ihn verblüfft anstarrten. Damit hatten sie jetzt nicht gerechnet.

„D-das S-stimmt.“, kam kurz darauf von Hinata, die Kins Aussage mit ihrem Byakugan überprüft hatte. Sie konnten es kaum fassen und Shikamaru wollte Kin schon eine weitere Frage stellen, doch er kam nicht dazu. Von jetzt auf gleich war der Junge verschwunden, weshalb die Schüler erneut verblüfft aus der Wäsche schauten.

 

Auf einem anderen Teil des Pausenhofes hatte sich Kin auf einem höheren Ast niedergelassen und betrachtete das Bild, dass sich ihm bot. Leider Gottes kein schönes Bild, doch gerade deswegen konnte er seinen Blick nicht davon abwenden. Dort unten waren zwei seiner Freunde, sowie drei Personen, die er schon seit Jahren nicht mochte.

Cody, Kisuke und Bunta aus dem 5. Jahr waren drei richtige Schlägertypen. Früher war er immer ihr Lieblingsopfer gewesen, da Naruto von jedem verhasst war und er sich auch nie gegen diese Drei gewehrt hatte. Nun wo ihr Lieblingsopfer nicht mehr existierte, hatten sie sich ein neues Zielobjekt gesucht.

Nach dem, was er von seiner Position aus zu hören bekam, war ihr neues Ziel offenbar Hanabi – und Konohamaru hatte versucht ihr zu helfen. Damit stand der junge Sarutobi allerdings allein gegen die drei älteren Schläger, da sich niemand von den Jüngeren traute ihnen entgegen zu treten.

Der Junge, den Kin als Kisuke erkannte, stand etwas abseits und hielt mit einer Hand Hanabi fest, damit sie sich nicht wehren konnte, während er mit der anderen Hand ihren Mund zuhielt. Wirklich auf sie achten tat er jedoch nicht, da er nicht davon ausging, dass sie sich befreien könnte, oder ihr jemand zu Hilfe kam. Die anderen Beiden bearbeitete Konohamaru, der einiges an Prügel einstecken musste.

Niemand auf dem Pausenhof interessierte sich für die Prügelei. Niemand versuchte dazwischen zu gehen oder die Lehrer zur Hilfe zu holen. Sie schauten einfach alle weg, wie immer. Kin konnte es nicht fassen. Er selbst hätte keine große Probleme dazwischen zu gehen, doch er durfte nicht zeigen, wie stark er war. Zudem war er sich nicht sicher, ob er seine Kraft und seine Emotionen gut genug kontrollieren könnte, um seine Gegner nicht schlimmer zu verletzen als nötig.

Nochmals schaute Kin sich um, doch bisher hatte sich scheinbar niemand gerührt. Seine eigene Klasse saß noch an der gleichen Position und wunderte sich über sein plötzliches Verschwinden. Zwar würden sie gleich beginnen ihn zu suchen – Und das würden sie mit Sicherheit, da sie alle viel zu viel Angst vor Iruka und seiner Reaktion hatten, wenn sie ihm erzählen müssten, dass sie sein Patenkind verloren hatten. – doch bis sie hier auftauchen würden, konnte Kin nicht warten. Er musste selbst etwas unternehmen, so schwer ihm das auch fiel.

>Konzentrieren! Nicht ablenken lassen! Die Kontrolle behalten!<, sagte sich Kin mehrmals in Gedanken und atmete darauf mehrmals tief durch. Er wusste, dass er dazu fähig war. Die Jungs zu besiegen war für ihn weniger das Problem. Sie nicht zu sehr zu verletzen war da schon schwieriger. Da bislang noch niemand anderes den Hintern hochbekommen hatte, blieb es nun an ihm hängen.

Vorsichtig kam er von seinem Ast herab und bemühte sich nicht bemerkt zu werden. Das war einfacher als gedacht, da die Schläger viel zu sehr mit ihrem Vergnügen beschäftigt waren, als auf die Umgebung zu achten. Als ersten Gegner nahm Kin sich den Jungen vor, der Hanabi festhielt. Mit einem gezielten Tritt in die Kniekehle und einem leichten Schubser in den Rücken zwang er ihn dazu, dass er seine Arme anders beschäftigte und somit von dem Mädchen abließ. Um nicht unsanft mit dem Boden in Kontakt zu treten, hatte Kisuke seine Arme vor das Gesicht gerissen. Kin war sehr froh darüber, dass er es wirklich geschafft hatte den Jungen nicht groß zu verletzten. Dafür musste jetzt aber dessen Stolz herhalten und noch eine Ladung Spott kassieren, ehe er sich an die anderen Jungs machte. Einige schnelle und gezielte Griffe an den Hosenbund des älteren Schülers folgten und Kisuke kniete in Unterhose auf dem Schulhof.

„Na, vermisst du was?“, grinste Kin frech und wedelte mit der Hose seines Opfers, die er seiner bereits anwachsenden Zuschauermenge vor die Füße warf. Gekicher war von den Schülern zu hören und einige zeigten grinsend auf den Jungen in der Unterhose.

„Geht es dir gut?“, fragte er an Hanabi gewandt und betrachtete sie kurz. Sie zitterte leicht und atmete etwas schneller, doch ansonsten schien es ihr gut zu gehen. Ein Nicken ihrerseits bestätigte dies, was Kin etwas beruhigte.

„Traust du dir zu, mir zu helfen?“ Überrascht über die Frage schaute sie Kin für einen Moment fassungslos an und nickte dann erneut. Zum Sprechen war sie wohl noch zu geschockt. Zudem ruhten ihre Augen nun auch wieder auf Konohamaru, der noch immer am Boden lag und die Arme um den Bauch geschlungen hatte.

„Hol ihn da weg, wenn sich eine Gelegenheit ergibt.“, meinte Kin noch und wandte sich seinen nächsten Gegnern zu. Auf eine Antwort wartete er nicht. Für ihn ging es jetzt in die nächste Runde.

Die anderen Beiden hatte bereits von Konohamaru abgelassen, als sie bemerkten, dass jemand so dumm war sich einzumischen. Als sie sahen, wer der Übeltäter war und was er mit ihrem Kumpanen gemacht hatte, brachen beide in schallendes Gelächter aus. Kisuke hatte sich doch tatsächlich von einem Zwerg besiegen lassen.

Aus dem Augenwinkel heraus konnte Kin sehen, wie die Menge an Schülern immer mehr wurde. Keiner wollte offenbar verpassen, wie das allseits bekannte Schlägertrio von einem Knirps verdroschen wurde. Auch seine Klassenkameraden konnte er in der Menge ausmachen. Sie versuchten sich einen Weg durch die Masse zu bahnen und ihm zur Hilfe zu kommen.

Ein kleines kaum wahrnehmbares Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Jetzt konnten die Typen was erleben. Langsam und relaxed ging er auf beide zu. Noch immer lachten sie und waren der Meinung, dass dieser kleine Junge ihnen nicht gefährlich werden konnte. Wenn sie sich da mal nicht täuschten!

Kurz bevor Kin bei ihnen ankam griffen sie ihn halbherzig an, nicht ahnend in welche Probleme sie sich damit begaben. Von Kin unbemerkt waren auch die Lehrer auf dem Schulhof eingetroffen, da offenbar doch jemand zu ihnen gelaufen war, um sie zu alarmieren. Sie waren gerade in Sichtweite des Schauplatzes gekommen, als der Angriff auf Kin erfolgte. Für eine Reaktion ihrerseits reichte die Zeit jedoch nicht aus. Staunend sahen sie mit an, wie der kleine Junge sich wehrte und die beiden Älteren so problemlos gegeneinander ausspielte.

Zuerst fing Kin die Faust von Cody ab und schleuderte sie Bunta entgegen. Darauf schubste er den Ersten, so dass dieser auf den Zweiten fiel und beide einige Meter über den Schulhof rollten. Sichtlich angepisst griffen sie erneut an, diesmal jedoch nicht halbherzig, sondern mit vollem Elan. Erneut fing Kin die Fäuste ab und schubste seine Gegner fort. Cody nach rechts und Bunta nach links, wodurch er nun genau in der Mitte von ihnen stand.

Jetzt wurde es etwas gefährlicher, aus der Sicht der Zuschauer zumindest, denn die beiden Älteren kamen auf die glorreiche Idee, dass sie ja auch ihre Waffen benutzen konnten. Auf ein Zeichen des Zweiten hin, dem Kin den Rücken zudrehte, zogen sie je einen Kunai aus der Tasche und setzten zum Wurf an.

Die Lehrer wollten bereits dazwischen gehen, doch Iruka hielt sie auf. Begeisterung verspürte er zwar nicht gerade, da ihm dieser Zwischenfall ganz und gar nicht in den Kram passte, doch Kin hatte sich bisher gut geschlagen. Verständnislos warfen sie ihrem Kollegen einige sehr unsichere Blicke zu, doch der Umino hatte sich bereits zu entschlossen, dass Kin diesen Kampf selbst beenden sollte.

„Mischt euch nicht ein. Ich kenne ihn und seine Fähigkeiten. Er schafft das allein.“ Hoffe Iruka zumindest. Er wusste, das Kin zu mehr fähig war, als er es von Naruto gewohnt war. Wie weit dieses mehr ging, dass wusste er jedoch bislang noch nicht.

Die Kunais flogen und kamen Kin immer näher. Gleich würden sie ihn erreichen. Den kleinen Hatake störte dies jedoch nicht weiter. Das erste Kunai fing er ab und vollzog eine halbe Drehung, mit welcher er sich den Schwung holte, um Cody, den Werfer des zweiten Kunais, mit der Jacke an dem Baum anzupinnen, der sich hinter diesem Jungen befand. Noch im Wurf fing er das zweite Kunai ab und drehte sich weiter, um die halbe Drehung zu einer Ganzen auszuweiten. Nun stand er seinem letzten Gegner gegenüber, der Fassungslos einen Kumpanen anstarrte und offenbar noch nicht ganz gerafft hatte, was da eben passiert war.

Bunta war nun der Letzte des Trios. Er fing sich recht schnell und zog ein weiteres Kunai, welches er fest umklammerte. Nun waren sie beide bewaffnet. Wieder rannte er auf seinen viel jüngeren Gegner zu, doch Kin schüttelte nur verächtlich den Kopf.

„Also wirklich! Diese Art von Angriff ist so was von unprofessionell.“, gab der Jüngere von sich, während er spielend leicht dem Hieb auswicht. Kurz darauf prallte Metall gegen Metall.

Mit seiner Aussage hatte Kin seinen Gegner ganz schon aus der Fassung gebracht, was dem kleinen Hatake ein Kichern entlockte. Als ihre Kunai sich berührten, beschloss er den Kampf ein Ende zu setzten. Wie schon bei Kisuke griff er an den Hosenbund und öffnete diesen mit einer schnellen Handbewegung, worauf dem Älteren die Hose vom Hinterteil rutschte. Er stolperte, fiel hin und noch während er bei Bodenkontakt schmerzhaft aufstöhnte näherte sich Kin und hielt dem Jungen sein Kunai an den Hals.

„Nette Shorts!“, stichelte der Jüngere, worauf hin der Besiegte knallrot anlief. Grundlos hatte Kin seinen Gegner nicht darauf angesprochen, denn die Unterhose war mit einem sehr hübschen rosa Blütenmuster versehen.

 

Der Kampf war zu Ende und die Lehrer nahmen die besiegten Raufbolde in Gewahrsam. „Ich kann es nicht glauben, dass wir von einem 6jährigen besiegt worden sind. Von einem Anfänger!“, schimpfte Cody, was bei Iruka für einen kleineren Lachanfall sorgte.

„Er nicht 6 sondern 4.“, erklärte er darauf seine Belustigung und Kin setzte in einem äußerst beleidigtem Ton noch eins nach. „Und ich bin auch kein Anfänger.“

„W-was? Du bist erst 4?“ Die Umstehenden staunten nicht schlecht über diese Aussage. Sie hatten den Jungen definitiv Älter eingeschätzt.

Das Schlägertrio sah zudem noch beschämter drein, da sie sich von einem Vorschüler besiegen lassen hatten. Aber er hatte doch gesagt, er sei kein Anfänger. Wie konnte das sein? „Wenn du kein Anfänger bist, was bist du dann?“, wollte ein Junge dann wissen, der Bunta verteufelt ähnlich sah.

Die Arme hatte der kleine Ninja vor der Brust verschränkt und in seinem Blick war deutlich zu lesen, wie beleidigt er derzeit war. Er wusste was er war und wie er es am besten rüber brachte. Er machte es einfach wie Sasuke! Obwohl, dass war dann wohl doch etwas zu viel des Guten. Mit einem großen Maß an Stolz und einem Hauch Arroganz in den Augen ging er an den anderen Schülern vorbei in Richtung Trainingshalle und wusste ganz genau, dass er heute allen gezeigt hatte, wozu er fähig war.

„Ich bin ein Hatake!“, sagte er schließlich.

Ja, das war er und alle wussten nun, dass er ein ernstzunehmender Gegner war. Etwas stolz war er wirklich. Er hatte seine Freunde beschützt und es dabei sogar geschafft, dass seine Gegner weitgehendst unbeschadet aus dem Kampf kamen. Bis auf einige kleine Schrammen und die verlorene Würde fehlte es ihnen an nichts. Er selbst hatte natürlich nichts abbekommen!

Kapitel 35 - Wie der Vater, so der Sohn

Keine fünf Minuten waren vergangen, seit Kin an die Tür zur Trainingshalle zurückgekehrt war. Eigentlich wollte er ja noch nach seinen beiden Freunden schauen, doch Konohamaru war sofort ins Krankenzimmer gebracht worden und Hanabi war mit ihrer Schwester ebenfalls dorthin unterwegs. Der Rest der Klasse war Kin stumm gefolgt, um weiterhin der Aufgabe ihres Senseis nachzugehen und auf den Jungen aufzupassen. Auch wenn der Kleine ihren Schutz offensichtlich nicht notwendig hatte. Es war nicht mehr zu übersehen, dass es ein weiteres Genie gab, welches mit seinem Verstand und dem praktischen Fähigkeiten die älteren Schüler in den Schatten stellte. Selbst Sasuke sah ein, dass er nun einen mehr als begaben kleinen Konkurrenten hatte – was er natürlich nicht offen zeigte.

Der offizielle Sasuke Fanclub betrachtete den Uchiha derzeit mit etwas Abstand. Für sie war es ein seltsames Bild, wie ihr Idol an der Mauer lehnte. Eigentlich stand er dort wie immer. Kopf und Körper lässig angelehnt, die Hände in die Hosentasche und das rechte Bein leicht angewinkelt, sodass der Fuß ebenfalls die Mauer berührte. Das Seltsame daran war mehr, dass Kin in genau der gleichen Pose direkt neben ihm an der Wand lehnte. Im Gegensatz zu Sasuke, der wie immer die Augen geschlossen hatte und recht abwesend wirkte, schaute der Jüngere jedoch in den Himmel und hatte ein Lächeln auf den Lippen.

Lang hielt sich der Fanclub jedoch nicht zurück und begann erneut damit den Uchiha zu belagerten. An vorderster Front wie immer Ino und Sakura, die sich zwischen Liebeserklärungen und Fragen nach Dates mal wieder Lautstark darum stritten, wenn Sasuke wohl von ihnen mehr mochte.

Kurze Zeit später hielten sie inne und betrachteten verwundert den zweiten Fanclub, der neben ihnen aufgetaucht war. Dieser bestand aus Mädchen und Jungs, die alle einige Jahre jünger waren und kamen allem Anschein nach aus dem ersten und zweiten Jahrgang stammten.

Mit dem überragendem Sieg über das Schlägertrio hatte sich schnell eine kleine Fangemeinde gebildet, die nun ihren kleinen Helden belagerte. Während die Jungs Kin mit Fragen über sein können bombardierten, wurde er von den jüngeren Mädchen gleichermaßen angehimmelt, wie Sasuke von den Älteren. Den Sasuke Fanclub störte dies weniger, denn so hatten sie immerhin auch weniger Konkurrenz bei ihrem Zielobjekt. Mehr störte es sie, dass ihr Sasuke den jüngeren Fans mehr Beachtung zu schenken schien, als ihnen.

Hätte Kin geahnt, wie sich die Schüler im Nachhinein ihm gegenüber verhalten, hätte er Iruka wohl ins Lehrerzimmer begleitet. Dummerweise hatte er nicht in diese Richtung gedacht. Jetzt war er umringt von anderen Schülern und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie er mit den vielen Anhängseln umgehen sollte, die ihn belagerten. Für einen winzigen Moment kam Kin der Gedanke, dass es ein Fehler war, seine Freunde zu retten. Er hätte stattdessen wohl lieber die Lehrer holen sollen. Dieser winzige Moment der Reue hielt jedoch nicht lang. Insgeheim genoss er es auch, dass man ihm mal etwas Respekt entgegen brachte. Die Lautstärke, mit der seine Fans auf ihn einredeten, war allerdings so enorm, dass es sehr schnell zu viel für ihn wurde. Da hörte er sich dann doch lieber unentwegt Chojis Chips gefutter an. Es kostete ihn sehr viel Mühe, sich nichts anmerken zu lassen.

Leicht genervt von dem doppelt so lautem Geschnatter der beiden Fanhorden, beobachtete der Uchiha den kleinen Hatake, der sichtlich überfordert mit dieser für ihn unbekannten Situation war. In sich hinein grinsend schaute Sasuke dem Schauspiel ein kleines Weilchen zu. Mit seinen Fans hatte er schon einiges erlebt und er wusste, wie nervig sie werden konnten. Dass der Knirps jetzt einen ähnlich nervigen Fanclub hatte, fand er daher belustigend.

Übertreiben sollten der zweite Fanclub es dann aber auch nicht. Immerhin war Kin erst 4 und soviel Aufmerksamkeit offenbar nicht gewohnt, weshalb der Uchiha es schlussendlich auch beendete indem er sich Kin einfach schnappte, ihn über die Schulter warf und sich mit seinem Leidensgenossen verdünnisierte. So schnell, wie er dabei verschwunden war, konnten die umstehenden Personen gar nicht schauen, wodurch er zwei überraschter Fanhorden, sowie ihre völlig verblüfften Mitschüler zurückließ.

 

Sehr weit hatte sich der Uchiha nicht vom Schulgelände entfernt. Bereits auf der Dachterrasse des Wohnhauses, welches sich gegenüber der Akademie befand, hatte er angehalten und ließ seinen Passagier wieder runter. Innerlich amüsierte er sich über den deutlich verwirrten Blick seines Leidensgenossen. Dabei war ihm jedoch nicht entgangen, wie angespannt der Jüngeren derzeit war.

Auf einer der Bänke ließ sich Sasuke nieder und deutet dem Jüngeren, dass dieser sich ebenfalls setzen sollte. Einige Minuten saßen sie dort und schwiegen sich an. Für Kin war das Verhalten des Uchihas seltsam. Erst nahm er ihn einfach so mit und nun saßen sie hier oben herum. Er wusste noch nicht einmal, wieso er überhaupt hier war. Was wollte Sasuke nur von ihm?

Beschweren wollte er sich nicht. Auf dem Dach war es weitaus angenehmer, als auf dem Schulhof, wo er von seiner Fans umringt wurde. Trotzdem musste Sasuke doch etwas damit bezweckt haben. Grundlos waren sie sicher nicht auf dem Dach. Da der Ältere nicht reden wollte, musste er es wohl selbst herausfinden.

Von selbst kam Kin allerdings auch nicht drauf. Dank seines guten Gehörs konnte er einige Gespräche verfolgen, die wohl bei seinen Mitschülern stattfanden. Einige überlegten schon, ob sie die Lehrer einschalten sollte, weil Sasuke einfach mit Kin abgehauen war. Dort unten ging man offenbar davon aus, dass sich der Uchiha abgeseilt hatte um gegen Kin zu kämpfen. Wenn dem so wäre, dann hätte dieser Kampf jedoch schon längst begonnen, weshalb er nicht an dieser Theorie glaubte. Der Grund für Sasukes Verhalten musste ein anderer sein.

„Warum hast du mich her gebracht?“, fragte er schließlich und ließ dabei das unwissende kleine Kind raus hängen.

„Unwichtig.“ Diese Antwort hatte Kin schon geahnt. Er kannte den Uchiha immerhin schon lang genug und hatte ihn oft genug analysiert. Allerdings war er sich nie sicher gewesen, ob sein Ergebnis auch Korrekt war. In dieser Hinsicht war Sasuke sehr speziell. Ihn zu analysieren war weitaus schwieriger, als bei jeder anderen Person.

„Auf dem Schulhof glauben sie, du versucht deine Konkurrenz auszuschalten. Meinen die mich damit?“ Versuchte er es mit einer anderen Frage. Diesmal zeigte der Eisblock sogar eine Reaktion, auch wenn sie nur aus einem kurzen verwundertem Blick und einer erhobenen Augenbraue bestand.

„Woher weißt du, worüber die dort unten reden?“

Diese Frage traf Kin fast wie ein Schlag, was mehrere Gründe hatte. Zunächst einmal war der Klang von Sasukes Stimme nicht kalt gewesen, sondern eher verblüfft. Dazu kam die Tatsache, dass der Uchiha doch wirklich mehr als ein Wort verloren hatte. Für einen kurzen Moment schaute Kin daher gleichermaßen verblüfft zurück. Schnell fing er sich jedoch und verzog leicht beleidigt das Gesicht. „Ich hab gute Ohren, aber das hast du offenbar nicht mitbekommen.“

Kurz musste Sasuke überlegen, wovon der Junge redete. Ansehen konnte man ihm diesmal nicht, dass er etwas verwirrt war, da er seine Mimik wieder völlig unter Kontrolle hatte. Recht schnell begriff er, worauf Kin hinaus wollte. Er hatte am Rande mitbekommen, wie der Junge über sein Gehör geredet hatte. Das war kurz vor der Schlägerei gewesen. Viel war jedoch nicht hängen geblieben, da seine Fangirls viel zu laut waren, als dass er dem Gespräch hätte folgen können. Nur einzelne Bruchstücke waren bei ihm angekommen.

„Ja, sie meinten dich – und nein, ich hab nicht vor gegen dich zu kämpfen.“, sagte er schließlich und schaffte es, dass er dabei nicht ganz so kalt wirkte, wie es sonst der Fall war.

„Und warum bin ich dann hier?“, fragte der kleine Hatake auf kindlich neugierige Art weiter, was Sasuke ein Seufzen entlockte.

„Wegen unserer Fans.“, gab der Ältere schließlich leicht genervt zu und klang bei seinen folgenden Worten vergleichsweise freundlich. „Hier oben flüchte ich oft hin, wenn meine Fangirls zu sehr nerven – und du hast ausgesehen, als hättest du eine Pause dringend nötig.“

Wenn Kin sich zuvor schon gefühlt hatte, als wäre er von einem Schlag getroffen worden, so musste sein jetziges Empfinden deutlich mit einem ganzen Hagelschauer verglichen werden. Nur mit viel Mühe konnte er es verhindern, dass ihm ein „Wer bist du und was hast du mit Sasuke gemacht?“ heraus rutschte. Stattdessen gab er simples aber vielsagendes „Danke.“ von sich.

Er konnte es einfach nicht fassen, dass der Uchiha – der Junge mit dem Verhalten und dem Ego eines Gletschers – wirkliche eine rein Soziale Handlung vollzogen haben sollte. Für gewöhnlich ignorierte Sasuke gekonnt die Empfindungen und Bedürfnisse seiner Mitmenschen, weshalb er mit seine Tat deutlich von seinem gewohnten Verhaltensmuster abwicht. Es passte einfach nicht zu ihm.

Oder Kin sich früher so sehr in dem Jungen geirrt? War Sasuke vielleicht gar nicht so eiskalt und abweisend, wie er anderen immer vorspielte? Trug auch der Uchiha eine Maske, mit der er anderen etwas vorgaukelte, so wie er selbst es getan hatte, als er noch Naruto war?

Fragen über Fragen schwirrten Kin durch den Kopf und beschäftigten ihn die gesamte restliche Pause über. Er als Sasuke ihm auf die Schulter tippte, nahm er seine Umgebung wieder wahr und zusammen gingen sie zur nächsten Unterrichtseinheit.

 

Nach Unterrichtsschluss war Iruka mit Kin in einer nahe gelegenen Sushi-bar etwas essen gewesen, da man Kins Magen wohl schon am anderen Ende des Dorfes hören konnte so lautstark grummelte es aus dem Körperinneren des kleinen Jungen. Danach waren sie noch kurz bei Iruka zuhause gewesen und hatten einige Kleinigkeiten geholt, ehe sie sich zu Wohnung von Familie Hatake aufmachten.

Nun befanden sie sich auf dem Heimweg. Schnell war beiden aufgefallen, dass sie verfolgt wurden. Sie waren immerhin fähige Ninjas und ihre Verfolgern fehlte es deutlich an Erfahrung. An einer recht belebten Straßenecke, wo es neben Einkaufsmöglichkeiten auch einen kleinen Bäcker gab, hielten sie schließlich an. Der Ältere begab sich in das Geschäft, während Kin sich so vor der Fensterfront platzierte, dass Iruka ihn von innen heraus sehr gut beobachten konnte.

Es dauerte keine Minute und Iruka konnte sehen, wie ihre Verfolger auftauchten. Einige Mädchen und Jungen in Kins Größe hatten sich zu seinem Schützling gestellt und redeten wie Besessen auf Kin ein. Das war dann wohl der Fanclub, den Kin erwähnt hatte. Bereits beim Essen hatten sie über das Thema geredet und sich über das Verhalten der Kinder lustig gemacht. Kin hatte sogar gemeint, dass er Sasuke und seine abweisende Art gut verstehen konnte. Dies Geschnatter wäre einfach fürchterlich.

Amüsiert schüttelte er leicht den Kopf und konzentrierte sich auf sein Vorhaben. Laut Kin brauchten sie noch Brot, da er und Kakashi am Vormittag wohl den Rest aufgebraucht hatten. Kurze Zeit später war er dann auch schon an der Reihe und bestellte bei der Verkäuferin, was sie benötigten.

Als Iruka kurz darauf den Laden verließ, konnte er einige Kinderstimmen hören, die wild durcheinander redeten. Von Bewunderungen und Trainingsanfragen der Jungs, bis hin zu den ersten Liebesgeständnissen von der weiblichen Hälfte des Fanclubs, war alles dabei. Eines der Mädchen fragte doch tatsächlich, ob sie Kins Freundin sein durfte, was dem Umino ein Seufzen entlockte. In diesem Alter schon an so ein Thema zu denken, war wirklich nicht ganz normal. Die Sasuke Fangirls waren wirklich ein schlechtes Vorbild für die jüngeren Mädchen.

Nachdem der Umino sein Patenkind aus der Menge gefischt hatte, begaben sie sich nun endgültig zur Wohnung und ließen den Tag entspannt ausklingen. Natürlich wurde Kurama bis ins kleinste Detail in die Begebenheiten des Tages eingeweiht.

 

Am Abend saßen im Hause der Naras die Oberhäupter Shikaku von Nara Clan, Inoichi vom Yamanaka Clan und Chouza vom Akimichi zusammen mit ihren Frauen und Kindern beim Abendessen. Dies war schon eine Art Tradition geworden. Die Männer hatten in jungen Jahren ein sehr erfolgreiches Dreierteam gebildet, wodurch eine starke Freundschaft zwischen ihnen entstand. Ihre Kinder kannten sich von klein auf und waren ebenfalls gut befreundet. Jeden Freitag wurde abwechselnd bei einer der drei Familien zu Abend gegessen. So auch an diesem Tag.

Neben dem gemeinsamen Mahl wurde natürlich auch viel geredet und so kamen sie auf das Thema Akademie und die Kinder wurden über die Schule ausgefragt. Schnell wurden die Leistungen der eigenen Sprösslinge nebensächlich, als die Kinder auf den kleinen Gast zu sprechen kamen, der für einige Tage in ihre Klasse ging.

Sie erzählten von seiner überragenden Leistung während des Mathe Unterrichts, von dem Gespräch auf dem Schulhof in der Pause und von den drei Schlägern, die der Junge so problemlos besiegt hatte. Kein Detail wurde ausgelassen. Sogar beim darauf folgenden Wurftraining mussten sie feststellen, dass der kleine Junge um einiges weiter war als sie. Er hatte Ino sogar ihren Fehler zeigen können und dadurch ihre Wurfkünste stark verbessert.

Die Erwachsenen waren sehr überrascht von dem, was sie an diesem Abend zu hören bekamen. Ein kleines vierjähriges Kind mit derart überragenden Fähigkeiten war selten. Allerdings war ihnen der Vater des Jungen auch kein Unbekannter. Der Hatake Clan hatte zuvor schon einige sehr starke Ninja hervorgebracht. Sakumo Hatake, der als legendärer 'Weißer Reißzahn' bezeichnet wurde. Er war bei den Gegnern gefürchtet und soll sogar einst die legendärer Sannin in den Schatten gestellt haben. Sein Sohn Kakashi besaß einen ähnlichen Ruf in der Ninjawelt. Er war der Träger des Sharingan. Der Kopierninja, der schon mehr als 1000 Jutsus kopiert haben soll. Es war daher nicht all zu verwunderlich, dass der jüngste Spross des Hatake Clans ebenfalls ein kleines Genie war.

 

Auch im Anwesen des Hyuuga Clans kreisten einige Gedanken um die Geschehnisse in der Schule. In der Trainingshalle befand sich Hiashi mit seinen Töchtern und ließ diese wiedereinmal gegeneinander kämpfen. Zu seiner Überraschung hatte an diesem Tag Hinata deutlich die Nase vor, obwohl sonst Hanabi diejenige war, welche die Kämpfe gewann. Grundlos überließ sie ihrer Schwester nicht das Feld, da war sich der Hyuuga sicher. Es hatte mehr den Anschein, als wenn seine kleine Tochter abgelenkt war.

Nach einiger Zeit brach Hiashi das Training ab und setzte sich mit den Mädchen an die Seite. Es musste einen Grund haben, warum seine Jüngste so abgelenkt war. Ob es mit dem Veilchen zusammenhing, mit welchem sie heute nach Hause gekommen war? Er hatte sie zwar danach gefragt, doch bisher wollte Hanabi nicht antworten. Wieder saß sie neben ihm und hielt sich, wie schon einige Stunden zuvor, einen Eisbeutel gegen ihr blaues Auge.

Nach einigen Minuten war Hanabi es, die zuerst das Wort ergriff. „Papa, kennst du einen Kakashi Hatake?“, wollte die kleine Hyuuga wissen und schien dabei immer noch halb in Gedanken.

Ihren Vater verwunderte diese Frage sehr. Unter anderem, weil er sich nicht im klaren darüber war, woher sie diesen Namen überhaupt kannte. Und wieso fragte sie nun nach dem Mann? Offenbar hatte er etwas mit ihrem verwirrten Zustand zu tun, nur was genau es war, darauf konnte er sich keinen Reim machen. „Ja, der Mann ist mir bekannt. Woher kennst du diesen Namen?“

„Ich bin mit seinem Sohn befreundet.“, antwortete sie noch immer nachdenklich. Ihr Vater kannte den Mann also. Ob er vielleicht auch etwas mehr wusste?

Hiashi betrachtete kurz leicht überrascht seine Tochter und dachte nun selbst etwas nach. „Einen Sohn, hm?“, kam es kurze später von ihm. Er war früher gut mit Minato Namikaze befreundet gewesen. Kakashi war dessen Schüler und auch so etwas wie ein Sohn. Der Namikaze hatte seinen Schüler aufgenommen und aufgezogen, nachdem der Junge ein Vollwaise geworden war. Und nun sollte dieser Junge selbst ein Kind haben? „Ich wusste gar nicht, dass Kakashi einen Sohn hat.“

Einige Minuten hingen alle drei ihren Gedanken nach. Die Mädchen dachten dabei an das erlebte in der Schule. Mehr als einmal fragte sich Hanabi dabei, ob die starke des Jungen wirklich mit seiner Herkunft zu tun hatte. Kin hatte nach der Schlägerei so voller Stolz gesagt 'Er sei ein Hatake'. Hatte dieser Clan wirklich so eine Stärke?

Der Vater der Mädchen versuchte sich derweil einen Reim darauf zu machen, was der Junge wohl mit dem Veilchen zu tun hatte. Vielleicht war er auch gar nicht an dem Geschehnis beteiligt, was zu Hanabis Blauem Auge geführt hatte. Er würde es wohl nur erfahren, wenn seine Tochter endlich darüber reden wollte.

Als seine Jüngste erneut zu sprechen begann, hoffte er schon, dass sie ihm nun endlich einige Informationen zukommen ließ, die mit der Herkunft ihres Veilchens zu tun hatten. Seufzend musste er jedoch feststellen, dass ihre Gedanken noch immer bei dem Hatake waren.

„Ist Kakashi ein starker Ninja?“, wollte sie wissen und starrte ihren Vater mit großen neugierigen Augen an.

„Er gehört zu den Stärksten des Dorfes.“

„Ist er auch stärker als du?“, fragte sie sofort weiter und entlockte ihrem Vater damit ein weiteren Seufzer.

„Das weiß ich nicht. Wie haben nie miteinander gekämpft. Aber möglich wäre es.“, gab er schließlich zu. Er wusste wirklich nicht, wie stark Kakashi genau war und bisher wollte er es auch nicht herausfinden.

Es gab Dinge, die wollte man einfach nicht wissen. Immerhin war er, Hiashi Hyuuga, das Oberhaupt des Hyuuga Clans. Von jemandem besiegt zu werden, der aus keinem der drei großen Clans stammt, wäre einfach nur peinlich und diese Schmach ersparte er sich daher. Wenn er nicht gegen den Hatake kämpfe, würde er zwar nicht wissen, wer der stärkere ist, aber einer eventuelle Niederlage wäre zumindest entgangen.

Erneut dachte Hanabi für einen Moment über Kin und den Hatake Clan nach – und auch über die Worte ihres Vater. Ihre Hauptfrage hatte sich jedoch bisher noch nicht von selbst beantwortet, weshalb sie diese nun direkt stellte. „Sind alle Hatake starke Ninja?“

„Hm...“ Nachdenklich starrte Hiashi vor sich hin. „Möglich.“ Viele Hatake kannte er nicht, aber er wusste wer Kakashi war und kannte seinen Ruf. Auch Kakashis Vater und dessen Ruf war ihm bekannt. Ob alle Hatake so stark waren? Er wusste es nicht. Aber möglich wäre es. „Kakashis Vater wurde damals als legendärer „Weißer Reißzahn“ bezeichnet. Er soll sogar mächtiger als die Sannin gewesen sein. Wie Kakashis Sohn ist kann ich nicht beurteilen, den Jungen kenne ich nicht.“

Für einen Moment schauten sich die beiden Mädchen gegenseitig in die Augen und wie auf ein stummes Zeichen hin, begann Hinata zu erzählen:

„Wir haben Kin Hatake für einige Tage als Gastschüler in unserer Klasse. Sein Vater ist auf einer Mission und in der Zeit passt Sensei Iruka auf den Jungen auf, weil er Kins Patenonkel ist. Der Junge ist erst vier Jahre alt, aber er kann problemlos unserem Unterricht folgen. Er ist so intelligent wie ein Nara, so talentiert wie ein Uchiha und hat trotzdem einen sehr freundlichen und hilfsbereiten Charakter.“, berichtete sie und zum Erstaunen ihres Vater tat sie dies ohne ein einziges Mal zu stottern.

Das neue Selbstbewusstsein seiner ältesten Tochter lenkte ihn jedoch nur kurz vom Thema ab. Der kleine Hatake sollte trotz seines jungen Alters schon so deutlich sichtbares Talent besitzen? Das war unfassbar. Andererseits: Hiashi wusste, dass Kakashi bereits mit 5 Jahren zum Genin wurde und man bei ihm auch schon sehr früh sein Talent sehen konnte. Vater und Sohn mussten sich wohl sehr ähneln.

Während er so seinen Gedanken nachhing, hatte seine Jüngste damit begonnen, ebenfalls etwas von ihrem Schultag zu erzählen. Als sie zu dem Vorfall in der Pause kam horchte er auf.

„ … das Veilchen hab ich von Bunta. Er und seine beiden Freunde sind wohl schon länger als Schläger bekannt, doch früher haben sie sich immer auf diesen Naruto versteift gehabt. Heute jedenfalls war ich ihr Ziel …“, meinte die kleine Hyuuga etwas traurig und rückte ihren Eisbeutel zurecht. „ … Du kennst du Konohamaru, den Enkel des Hokage. Mit ihm bin ich auch befreundet. Er hat versucht mir zu helfen, aber sie haben ihn einfach verprügelt. Erst als Kin dazu kam, haben sie von ihm abgelassen. Ich hatte erst richtig angst um Kin, weil er ja jünger ist, als ich. Bisher wusste ich auch nicht, dass er schon so stark ist. Er hat die drei einfach umgehauen. Bei ihm sah es so einfach aus. Er hat sich gar nicht groß angestrengt.“

„Tja, wie der Vater so der Sohn.“, gab das Oberhaupt der Hyuugas anschließend von sich und grinste in sich hinein. Das würden sicher spannende Jahre werden, mit so einem kleinen Talent im Dorf.

Kapitel 36 - Sora's (genialer) Plan

Es war Samstag und nachdem Kin am Vormittag auf dem Spielplatz ständig von anderen Kindern belagert wurde, hatte er sich für den Nachmittag vorgenommen mit seinen Freunden und Kurama in den Park zu gehen. Da für Konohamaru noch Schonung angesagt war, durften sie es beim Spielen nicht so übertreiben. Er hatte am Tag zuvor bei der Prügelei auf dem Schulhof einiges abbekommen, weshalb er viel mit Hanabi auf der Bank saß und den beiden Jüngeren dabei zusah, wie sie mit dem Fuchs spielten.

Leider wurden sie auch im Park von ihren Fans gefunden. Im Dorf war Sasuke schon lang nicht mehr der einzige Junge mit einem Fanclub. Auch Konohamaru hatte seit Jahren seine Fans, was bei ihm jedoch daran lag, dass er der Enkel des Hokage war. Mit Kin kam nun der dritte Junge, der von Fans belagert wurde – und allen dreien ging es gleichermaßen auf die Nerven. Leider gab es nichts, was gegen die Fangirls helfen würde.

Mehr als einmal wurden Kin und Konohamaru dort von anderen Kindern angesprochen. Überwiegend die Mädchen waren es, die versuchten an die Jungs heranzukommen, was bei Sora und Hanabi nicht gern gesehen war. Sie wollten ihre Jungs für sich haben und sie nicht mit den Fangirls teilen. Der Einzige, dem das Schauspiel gefiel, war Kurama, der immer wieder von neuem belustigt dabei zusah, wie Kin vor den Mädels flüchtete.
 

Am späten Nachmittag machten sie sich auf den Weg zu Kin. Zumindest wollten sie dort hin. Leider war es nicht so einfach, wie sie zunächst angenommen hatten. Wiedereinmal wurde sie von Fans verfolgt, weshalb sie einen größeren Umweg machten. Dass die Mädchen herausfinden könnten, wo die Hatake wohnen, darauf konnte Kin wirklich verzichten.

Nach einigen Seitenstraßen und einen Trip durch die Einkaufspassage, hatten sie die Fangirls dann offenbar abgeschüttelt. Dafür kam nun das nächste Problem auf sie zugelaufen.

„Ehrenwerter Enkel!“, rief der Mann ihnen entgegen, den Kin als Ebisu erkannte. Einige Tage zuvor beim Geburtstag von Hayate hatte er ihn bereits kennen gelernt.

„Bei Kami! Nicht der schon wieder.“, seufzte der Sarutobi auf, da er die Stimme sofort erkannt hatte.

Verwundert betrachtete Kin den älteren Jungen, der genervt die Augen verdrehte und sich scheinbar an einen anderen Ort wünschte. Was hatte Konohamaru den gegen den Mann? Kin verstand es nicht. Noch nicht!

Nur wenige Augenblicke später hatte Ebisu sie erreicht und begann auch sofort damit dem „Ehrenwerten Enkel“, wie er den jungen Sarutobi nannte, mit einem Vortrag über Disziplin, Loyalität, Stärke und Ausdauer zu beglücken – und was für ein Glück Konohamaru doch hatte, dass er so einen super tollen Elite-Jonin als Privatlehrer hatte. Viel zu oft benutzte er dabei die Worte Elite und Stärke und lobte auch ständig sich selbst.

Sehr schnell begriff Kin, warum sein Freund so eine Abneigung gegen den Mann hegte. Er redete definitiv zu viel und war sehr in sich selbst verliebt. »Ob er seinem Spiegelbild schon einen Heiratsantrag gemacht hat?«, fragte sich der kleine Hatake in Gedanken und musste darauf schmunzeln.

Auch wenn der kleine Engel sich kurzzeitig etwas amüsiert hatte, so war der Redeschwall des selbsternannten Elite-Ninjas auf Dauer zu viel für den Jungen. „Redet der immer soviel?“ Sein recht genervter Blick sprach dabei Bände.

Konohamaru, das eigentliche Opfer dieses verbalen Angriffs, schien nicht weniger genervt und verdrehte auf die Frage hin die Augen. „Ja, leider! Opa hat ihm erlaubt, mich zu unterrichten – aber das Einzige was ich bekomme sind seine Vorträge.“

„Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede.“, fauchte der Erwachsene und stemmte seine Hände in die Hüften. Offenbar hatte Ebisu sogar mitbekommen, dass Konohamaru seinen Worten keine Aufmerksamkeit schenkte. Welch ein Wunder, so gern, wie er sich selbst reden hörte.

„Wozu? Von dir lerne ich eh nichts.“, gab der Sarutobi darauf giftig zurück und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Werde ja nicht frech, kleiner. Ich gehöre zur Elite.“, hörte Kin den Mann sagen und grinste mal wieder in sich hinein. Bei den nächsten Worten seines Freundes hörte er nun seinen eigenen Namen heraus. „Tz. Von Kin könnte ich sicher mehr lernen, als von dir.“ »Warum ziehst du mich da jetzt mit rein? Aber recht hast du ja. Ich könnte dir wirklich mehr beibringen.«

Kin? Den Namen hatte Ebisu doch schon mal gehört, aber wo? Verwundert schaute er auf die anderen drei Kinder – und den weißen Fuchs. »Ach stimmt ja, Kakashis Sohn. Der kleine Engel.«

Schnell kehrte seine überhebliche und selbstverliebte Art zurück. Mit seinem Mittelfinger schob er sich lässig die Sonnenbrille wieder richtig auf die Nase und legte den Kopf leicht in den Nacken. »Gleich zwei Kinder, die vor Genialität nur so strotzen. Damit werde ich sicher zu einem der besten privaten Ausbilder, die Konoha je hatte.«

„Der kleine Hatake ist also mit dir befreundet.“ Vor seinem geistigen Augen liefen schon die Bilder an ihm vorbei, wie er von allen gelobt würde, weil er zwei so toller Schüler hatte. Jetzt musste er Kin nur noch auf seine Seite ziehen, aber das sollte nicht all zu schwer werden. Immerhin war der Kleine erst vier. „Ich könnte euch auch beide Unterrichten. Mit mir als Lehrer werdet ihr in kürzester Zeit zu Genies.“

Mit einem äußerst skeptischen Blick betrachtete Kin daraufhin den Mann vor sich. Er hatte weder das Interesse daran, noch verspürte er bei Ebisu ausreichend Sympathie, um in dieses Vorhaben einzuwilligen. Davon mal abgesehen, dass er es im Gefühl hatte, dass er von seinem Vater definitiv mehr lernen könnte. Mit den Worten „Nein danke, ich verzichte.“ lehnte er daher freundlich ab. Er konnte es sich allerdings nicht verkneifen noch einmal einige nicht ganz so freundlichen Worte nach zusetzten: „Ich lasse mich nur von einem richtigen Elite-Jonin unterrichten, wie meinen Papa.“

Offenbar hatte der Satz gefruchtet, den Ebisu schäumte sofort über. „Ich bin ein richtiger Elite-Jonin!“, keifte er den kleinen 4jährigen an, dessen spöttisches Grinsen ihn nur noch mehr aufregte. Stellte dieser Zwerg hier wirklich eine Kompetenz in Frage? Was erlaubte der sich eigentlich?

„Ach ja? Beweise es!“, forderte Kin den Älteren heraus.

Das war zu viel. Niemand – wirklich NIEMAND!!! - hatte es je gewagt, ihn in Frage zu stellen und nun kam so ein kleines Kind daher, dass bis vor wenigen Wochen noch im Wald gelebt hatte und zweifelte seine Fähigkeiten an! „Kannst du haben. Wann und wo?“, ging Mr. Elite sofort darauf ein, ohne auch nur einen weiteren Gedanken an die Tatsache zu verschwenden, dass er sich von einem kleinen Jungen Herausfordern ließ.

Ein kurzer Blick an Ebisu vorbei verriet Kin, dass sich seine Fangirls wieder in der Nähe befanden. Innerlich seufzte er auf. Diese Weiber waren mindestens genau so nervig, wie dieser Möchtegern Elite-Ninja. Aber vielleicht ließ sich damit ja etwas sinnvolles anfangen. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er die passende Idee hatte, wie er gleich beide Parteien zeitweilig loswerden konnte.

„Hier und jetzt!“, kam es fast sofort von dem kleinen Hatake und er begann auch so gleich damit, die Aufgabe zu schildern. „Du benutzt das Henge und musst hier 10 Minuten stehen bleiben und so tun, als wärst du ich! Weglaufen, das Jutsu auflösen und dich verraten ist verboten.“

„Viel zu einfach.“ Schnell formte Ebisu Fingerzeichen und stand gleich darauf als zweite Ausgabe des kleinen Kin vor der Kindern. Dieser Aufgabe würde er mit Leichtigkeit bestehen.

»Warts ab!«, dachte sich Kin zu den Worten des Jonin und grinste in sich hinein. Wenn er sich da mal nicht täuschte. „Jetzt drehst du dich um, zählst langsam bis 30 und dann winkst du den Mädchen dort hinten zu.“, wies er den falschen Kin daraufhin an und zeigte an ihm vorbei in die Richtung seiner Fangirls, die ihn bisher noch nicht entdeckt hatten. Wie befohlen drehte Ebisu sich um und begann zu zählen.

In der Zeit verschwand Kin mit seinen Freunden hinter der nächstbesten Hausecke und hinterließ dort einen Schattendoppelgänger. Diese Technik hatte Kakashi ihm vor einigen Tagen beigebracht. Sein richtiger Vater Minato soll sie wohl damals gern mal verwendet haben.

Während sich die Kinder nun auf den Weg zur Wohnung der Hatake machten, beobachtete der Doppelgänger, wie Ebisu mit dem Zählen offenbar fertig war und den Mädchen zuwinkte. Keine zwei Sekunden dauerte es, bis sie ihn umstellt hatten und ihren Kin erneut mit Liebesbotschaften bombardierten. Dass es sich um den falschen Kin handelte, ahnten die Mädchen nicht im geringsten. Und Ebisu? Tja, der war sichtlich überfordert und wusste nichts mit den Mädchen anzufangen. Kichernd löste sich der Doppelgänger auf und gab die Erinnerungen an das Original weiter.

Nicht weit vom angepeiltem Ziel entfernt, begann der echte Kin nun ebenfalls zu kichern. Er konnte es nicht glauben, dass der ach so tolle Elite Jonin wirklich auf so einen simplen Trick hereingefallen war. Seinen Freunden berichtete er natürlich sofort, warum er kichern musste, weshalb auch Konohamaru und Hanabi sofort anfingen zu lachen. Nur Sora verstand es nicht so richtig, aber gut – wenn die anderen es lustig fanden, dann war es das wohl auch.
 

Vor der Wohnhaus angekommen, entdeckten sie auch schon Asuma und Kurenai, die aus einer anderen Richtung kamen. Nachdem Kin ihre Beziehung entlarvt hatte, waren sie nun auch offiziell ein Paar und das zeigten sie deutlich, indem sie händchenhaltend durchs Dorf gingen.

Nachdem auch sie vor dem Haus angekommen waren, redete Sora auch gleich drauf los und erzählte von dem Nachmittag im Park, wo sie mit Kurama gespielt hatten und von den vielen anderen Mädchen, von denen sie mehrfach gestört wurden. Dabei warf sie Kin immer wieder Blicke zu, die Kurenai sofort zu deuten wusste. Die Kleine war schwer verliebt und extrem eifersüchtig, weil ständig andere Mädchen um ihren Kin umher schwirrten. Überraschender Weise zeigten sich bei Hanabi die gleichen Anzeichen, allerdings schien sie da eher Konohamaru im Blick zu haben.

„Wenn ihr euch im Park und auf dem Spielplatz so sehr gestört fühlt, dann geht doch einfach hier bei Kin in den Garten.“, schlug Asuma dann vor und sah sich drei begeisterten und einem überraschten Kindergesicht gegenüber.

„Wir haben einen Garten?“, wunderte sich Kin, dem dieses Detail bisher offenbar entgangen war.

„Ja, den habt ihr.“ Grinsen setzte sich Asuma in Bewegung und führte seine Liebste und die Kinder zu einer kleinen Gasse rechts neben dem Haus, von welcher aus man die Gärten der angrenzenden Wohnhäuser betreten konnte. Die fast mannshohen Mauern boten einen guten Sichtschutz und auch durch das kleine Tor war der Garten nicht einsehbar. Ideal also, wenn man sich vor den lauernden Fangirls verbergen will. Von diesem Thema konnte auch Asuma so einige Geschichten erzählen, da er als Sohn des Hokage natürlich auch nicht verschont geblieben war.

Neugierig trat Kin durch das Tor und sah sich in seinem Garten um. Er war größer als der kleine Engel gedacht hatte. Sie wohnten im Obergeschoss eines recht geräumigen Zweifamilienhauses. Der gesamte Garten hatte in etwa die gleiche Fläche wie ihre Wohnung, nur war in der Mitte eine kleine Hecke gepflanzt, welche die Grünfläche aufteilte. Die linke Hälfte grenzte an die Terrasse und gehörte demnach zur Wohnung im Erdgeschoss. Darüber befand sich der Balkon, von welchem aus zusätzlich eine kleine Treppe in die andere Gartenhälfte führte. Die Hälfte, in welcher sie sich nun befanden.

Auch auf dieser Seite befand sich eine kleine Terrasse, auf welcher sich ein Tisch und einige Stühle befanden. Unter der Treppe befand sich ein Regal und eine Art Geräteschuppen und am anderen Ende des Gartens ein alter Baum, der offenbar schon öfter fürs Wurftraining missbraucht wurde, wie Kin anhand der vielen Einkerbungen von Kunais erkennen konnte. Die Rasenfläche war trotz der Gartenteilung noch recht groß und bot viel Platz zum Toben.

Begeistert sahen sich die Kinder um und schmiedeten bereits Pläne für den nächsten Tag. Lang verweilten sie jedoch nicht im Garten, da die Mutter von Sora und Konohamaru bereits mit dem Abendessen auf ihre Kinder wartete. Wieder zurück vor dem Haus konnten sie auch schon Neji sehen, der auf sie zukam um seine Cousine abzuholen. Sie verabschiedete sich von einander, wobei Sora ihrem Kin wieder einmal einen Kuss auf die Wange drückte, und machten sich auf den Heimweg.

Der Sonntag sollte allerdings etwas anders ablaufen, als sie es geplant hatten.
 

Mit einem lauten Krachen flog die Haustür zu. Kurz darauf konnte man Schuhe hören, die in einer Ecke landeten und ein genervtes Schnauben eines kleines Jungen, dessen Laune ganz offensichtlich nicht die Beste war. Wenige Momente später kam dieser Junge ins Wohnzimmer geschlürft und ließ sich rücklings auf das freie Sofa fallen. Die beiden neugierigen Augenpaare, die ihn gespannt beobachteten, ignorierte er gekonnt.

Minutenlang saßen sie da, ohne das Jemand etwas sagte. Schließlich wurde die Stille von dem Jungen unterbrochen. „Papa killt mich, wenn er wieder da ist!“, seufzte der Kleine und schaute nun zum ersten Mal zu den anderen beiden Anwesenden hinüber.

Während der Fuchs den Kopf etwas schief legte und den Engel darauf verwundert anstarrte, versuchte Iruka den Grund für die Worte herauszufinden. „Was hast du denn angestellt?“

„Was ICH angestellt hab? Ich hab GAR NICHTS angestellt.“, regte sich Kin auf und funkelte die anderen Beiden wütend an. Warum musste auch immer er Schuld sein? Das war früher schon so, als er noch Naruto war – aber diese Zeiten waren vorbei! Etwas ruhiger fügte er schließlich „Das war Soras Schnapsidee!“ hinzu.

„Ach... Und was hat deine süße kleine Flamme … “ Weiter konnte man Kuramas Worte nicht verstehen – und weiter hatte er wohl auch nicht gesprochen – da er durch den Aufprall eines größeren Sofakissens in seinem Gesicht die restlichen Worte verschluckte.

Erneut war Kin, der Werfer des Kissens, in Rage und funkelte seinen Fuchspapa zornig an. „Sie ist nicht meine kleine Flamme!“, keifte er wutentbrannt und lief zudem noch rot an. Ob aus Wut oder Scham (oder auch eine Mischung aus beiden) war nicht zu erkennen.

„Ja, ist klar – und du bist auch kein bisschen in sie verschossen.“, stichelte Kurama weiter und flüchtete bereits vor dem nächsten Kissen, dass ihm entgegen geflogen kam. Kichernd wich er auch noch einem Dritten aus – und einem Viertem. „Du magst sie, gib es zu! Wäre es nicht so, würdest du nicht zulassen, dass sie dich jedes Mal küsst.“

„KURAMA!“ Kins Geduldsfaden war kurz davor zu reißen, dies wusste auch Iruka, weshalb er jetzt schnellstens dieses kleine Feuer löschen musste, bevor der Fuchs es mit seinen Kommentaren noch zu einen Waldbrand ausweitete. „Schluss jetzt, BEIDE!“, befahl er schließlich und hatte dabei alle Mühe den kleinen Engel zu bändigen.

Nach einigen Minuten, in denen der Umino sein Patenkind umarmte und streichelte, hatte sich der Kleine endlich wieder etwas beruhigt. Etwas wartete er noch ab in der Hoffnung, dass Kin ihnen im Anschluss erzählte, was die Kinder an dem Tag getrieben hatten. „So, junger Mann. Dann erzähl doch mal von Sora's Schnapsidee.“, forderte er den kleinen Hatake schließlich auf und wartete gespannt auf die Erklärung.

Seufzend begann Kin zu erzählen: „Ich bin ja heute Morgen zu Sora und Konohamaru, weil ich die beiden abholen sollte ...“
 

Amüsiert stand Kin an der Wohnungstür der Sarutobis und beobachtete seine beiden Freunde dabei, wie sie hastig von einem Raum in den nächsten stolperten. Gerade hüpfte Konohamaru auf einem Bein vor Kins Augen vorbei und zog sich dabei seine Hose an, währen Sora mit der Zahnbürste im Mund aus dem Bad stürmte, ihren Bruder fast umrannte und in ihrem Zimmer verschwand, nur um kurz darauf mit ihrer Haarbürste zur Küchentür zu rennen, wo bereits ihre Mutter mit einem Zopfband wartete. Während Akemi, die Mutter der beiden, sich um die Haare ihrer Tochter kümmerte, putzte die Kleine penibel ihre Zähne.

Nur wenige Minuten später waren beide dann endlich bereit zu Abmarsch. Bevor sie jedoch gehen durften, wurden sie von ihrer Mutter in eine lange ausgedehnte Umarmung gezogen. Nachdem sie ihren Kindern auf jeder Wange ein Küsschen gegeben hatte (was Konohamaru sichtlich peinlich war, da Kin dabei zusah) und auch von beiden einen Abschiedskuss bekommen hatte (was dem jungen Sarutobi offensichtlich noch peinlicher war) ließ sie ihren Nachwuchs auch endlich los.

Kin hatte dies alles mit einiger Verwunderung beobachtet. Zwar wurde er von Kakashi auch zum Abschied umarmt, aber sein Vater übertreib es nicht so. Sein nicht zu deutender Blick war scheinbar von Sora aufgefangen worden, denn sie betrachtete ihn nun nicht weniger verwundert – und deutete seinen Blick leider völlig anders, als er gemeint war. Kaum hatte Akemi die Tür hinter sich geschlossen, fragte sie auch schon drauf los. „Bist du traurig, weil du keine Mama hast?“

„Ähm.“ Diese Frage kam für Kin etwas überraschend, weshalb er zunächst erst einmal darüber nachdenken musste. Er hatte zwei Väter, die ihm ein Familie waren – und dann war da ja auch noch Iruka. Wirklich traurig war er deswegen nicht. Er war schon froh, dass er nicht mehr allein war.

Erneut deutete Sora seinen Blick falsch und bevor er zu einer Antwort auf ihre Fragen ansetzten konnte, hatte sie einen Entschluss gefasst und zog ihn einfach mit sich. Den ganzen Weg zum Hyuuga Anwesen schwieg sie und grinste, als wären Geburtstag, Tag des Kindes und das Neujahrsfest auf den selben Tag gefallen. Irgendwas heckte sie aus und Kin war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was es war.

In den letzten Tagen hatte er schon öfter gemerkt, dass auch die kleine Sora es faustdick hinter den Ohren hatte. In Bezug auf Dummheiten und hirnrissige Idee konnte sie ihm durchaus Konkurrenz machen. Während er sich jedoch über die Konsequenzen eines jeden Einfalls durchaus bewusst war, gingen an Sora diese Details noch vorbei. Ihm blieb daher nur zu hoffen, dass er nicht den Kopf für ihren Mist hinhalten musste.

Am Hyuuga Anwesen angekommen, sahen sie auch schon Hanabi auf sie warten, welcher natürlich sofort auffiel, dass Sora etwas ausheckte. Schnell verzogen sie sich hinter den nächsten Hausecke und das kleine Mädchen gab ihren genialen Plan preis.

„Heute wird mal nicht gespielt, wir machen etwas anderes.“ Bis über beide Ohren grinste Sora und sah jeden in ihrer kleinen Runde einmal genau an. Gespannt warteten alle drei auf das, was als nächstes kam. „Wir suchen heute eine Mama für Kin!“
 

„Hanabi war für diese Idee natürlich sofort Feuer und Flamme. Mädchen halt. Was soll man dazu noch anderes sagen? Hätte Konohamaru die Beiden nicht aufgehalten, wären sie wohl direkt losgestürmt und hätten jede Frau angesprochen, die ihnen über den Weg gelaufen wäre. Er schien als einziger einige Bedenken deswegen zu haben. Ein paar Minuten später sind wir dann doch los und die Mädchen haben wirklich fast jede Frau angesprochen.“ Mit einem weiteren Seufzer schloss Kin die Erklärung fürs erste und lehnte sich an Iruka an, der über die Worte des kleinen Jungen ganz schön schmunzeln musste.

„Und du hast sie nicht aufgehalten?“, wunderte sich Kurama, schien gleichzeitig aber auch recht amüsierte.

„Nein, wieso auch? Ich fand die Idee sogar recht niedlich.“, gab Kin zu und grinste in sich hinein. Zwar wäre er dieses Thema etwas anders angegangen, aber niedlich war es schon, wie die beiden Mädchen für ihn nach einer Mutter gesucht hatten. „Außerdem ist mir auf die schnelle kein logischer und für Kinder nachvollziehbarer Grund eingefallen, warum ich diese Aktion ablehnen könnte.“

„Und warum bist du dann der Meinung, dass Kakashi dich killen wird, wenn er wieder da ist?“, hackte Kurama weiter nach und kicherte dabei etwas.

„Naja, wie gesagt. Sie haben wirklich fast JEDE Frau angesprochen und die wollen ihm jetzt alle einen Brief schreiben – und dann war da natürlich noch die Sache mit Anko.“ Zum Ende hin wurde Kin immer leiser und nuschelte schon fast den Namen der Frau. Verstanden wurden seine Worte leider dennoch.

„Was war denn mit Anko?“, wollte diesmal Iruka wissen. Auch er kannte die überdrehte junge Frau. Sie war nur wenig jünger als er selbst und war mit ihm zusammen zur Schule gegangen.

„Beim Geburtstag letztens hatte man sehen können, dass sie Papa mag – und dass Papa sie irgendwie auch mag. Deshalb hab ich ihr versprochen, dass ich ihn dazu überrede, dass er mit ihr ausgeht.“, erklärte Kin und lief dabei leicht rot an.

Jetzt wo er genauer darüber nachdachte, was das eigentliche Problem wohl eher seine eigene Schnapsidee. Aber auf die war er ja nur gekommen, weil Sora unbedingt für ihn eine Mutter suchen wollte. Leicht verärgert verschränkte er die Arme vor der Brust und grummelte in sich hinein. »Alles ihre Schuld. ALLES!«, dachte er sich und lief vor Scham etwas rot an, als er bemerkte, dass Iruka sich vor Lachen den Bauch hielt und Kurama mit ähnlichen Geräuschen über das Sofa kugelte. Jetzt machten sie sich auch noch über ihn lustig, das war ja wohl die Höhe!

Nach einigen Minuten hatte sich Iruka dann wieder halbwegs beruhigt, doch er schnaufte noch immer und rang nach Atem. „Bei Kami! Da kann ich ja nur hoffen, dass du mich nicht auch noch irgendwann verkuppelst.“, sprach er grinsend und wuschelte seinem Patenkind über den Kopf.

„Was heißt hier irgendwann? Für dich auch ich auch schon eine Freundin an Land gezogen …“, präsentierte der Kleine stolz und erzählte auch gleiche von einer ganz bestimmten Begegnung am Nachmittag.
 

Abgehetzt und leicht erschöpft standen die vier Kinder vorm Ichiraku-Nudelshop. Nur Kin war noch keinerlei Erschöpfung anzusehen, aber er hatte ja auch mehr Ausdauer, als die anderen Drei. Es war bereits kurz nach der Mittagszeit und sie berieten sich bereits darüber, bei wem zuhause sie etwas essen wollten, ehe sie ihre Suche fortsetzten.

Hinter dem Tresen vom Ichirakus entdeckte Sora Ayame, die an diesem Mittag offenbar als Bedienung bei ihrem Vater aushalf. Schnell sprintete sie zu der jungen Frau und kam kurz darauf mit ihr zu den anderen Kindern.

„Und was wollt ihr mich jetzt fragen?“, wollte sie wissen und lächelte alle Vier freundlich an. Diese Eigenschaft liebt Kin an ihr. Ayame war immer freundlich, zu jedem. Sie und ihr Vater waren immer nett zu ihm gewesen und hatten ihn immer akzeptiert und behandelt, wie jeden anderen auch. Ganz egal, was alle anderen von ihm gehalten hatten, als er noch Naruto war.

„Hast du einen festen Freund?“, kam es direkt von Hanabi, weshalb Ayame zunächst einmal etwas rot wurde. Mit solch einer Frage hatte sie nicht gerechnet. Wie auch? Immerhin hatte sie Kinder vor sich. Anhand der ernsten Kindergesichter konnte sie allerdings auch erkennen, dass sie auf diese Frage eine ernst gemeinte Antwort haben wollten.

„Nein, ich hab keinen Freund.“, antwortete sie daher wahrheitsgemäß und entdeckte nun zu ihrem erstaunen, dass die beiden Mädchen begannen zu grinsen.

„Wir suchen eine Freundin für Kins Papa, damit er bald auch eine Mama hat.“, erklärte Sora fröhlich ihren Plan und plötzlich sah sich Ayame vier neugierig abwartenden Kinder gegenüber die auf eine Antwort warteten.

„Wer ist den Kin?“, wich sie der Frage fürs erste aus und erkundigte sich erst einmal nach der Person, um die es ging.

„Ich bin Kin und mein Papa ist Kakashi Hatake.“, stellte sich der kleine Hatake vor. Sein neues Ich kannte Ayame ja noch nicht, da er bisher noch nicht wieder bei Ichirakus essen war.

„Du bist ja niedlich – und deinem Vater so ähnlich. Kakashi war schon einige Male bei uns. Ich fürchte jedoch, dass ich dich enttäuschen muss. Mein Herz gehört bereits einem Anderen, auch wenn diese Person es noch nicht weiß.“

„Wer ist es denn?“, wollten Sora und Hanabi sofort wissen.

„Er ist Lehrer und war früher sehr oft bei uns Essen. Er hat immer einen Jungen mitgebracht, einer seiner Schüler. Der Kleine hatte keine Eltern mehr, weshalb er sich etwas um ihn gekümmert hat. Er ist so ein netter Mensch, lieb freundlich, fürsorglich und er kann gut mit Kindern.“, schwärmte sie und träumte mit leicht gerötetem Gesicht vor sich hin.

Für Kin war der Fall eindeutig. Sie war schwer verliebt – und er hatte da so einen Verdacht, dass es sich bei dem Mann um Iruka handelte. „Früher?“, hackte Kin nach, um sicher zu sein, dass es sich wirklich um seinen Paten handelte. „Kommt er jetzt etwa nicht mehr?“

„Nein, leider nicht. Der Junge ist vor etwa einem Monat verstorben. Seitdem war er nicht mehr hier.“, erklärte sie und nun war Kin sich sicher. Sie hatte sich wirklich in Iruka verliebt – und von Iruka wusste er bereits, dass er Ayame mochte. Das war ihm schon vor längerer Zeit aufgefallen.
 

„ … Zu ihr gehen und sie einladen musst du allerdings selbst!“, endete Kin mit seiner kleinen Erzählung und grinste breit. Diesmal war es Iruka, dessen Gesicht knallrot anlief, während Kin und Kurama lachen mussten.

Kapitel 37 - Belustigte Lehrer und unerwarteter Besuch

Mit einem seltsamen Gefühl von Unruhe saß Kin im Klassenzimmer und versuchte zwanghaft Irukas Unterricht zu folgen. Lediglich 2 Stunden hatte er in der vergangenen Nacht schlafen können. Definitiv zu wenig, selbst für seinen eher geringen Bedarf. Mit seinen durchschnittlich 5-6 Stunden schlief Kin so schon recht wenig. Andere Kinder in seinem alter kamen locker auf das Doppelte, wenn nicht sogar mehr. Statt durch die recht schlaflose Nacht jedoch irgendein Anzeichen von Müdigkeit zu verspüren, zeigte sich eher das Gegenteil. Seit 4 Uhr morgens war er nun schon wieder auf den Beinen und seitdem hatte er dieses unruhige Gefühl und den enormen Drang sich zu bewegen.

Bereits beim Frühstück hatte er Iruka in sein seltsames Befinden eingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch der Meinung, dass die Schule kein Problem sein würde. Sie waren eher davon ausgegangen, dass Kin vielleicht im Unterricht einschlafen würde und hatten sich dafür auch schon eine Ausrede zurecht gelegt. Dass es nun offenbar genau anders herum kam, damit hatte keiner von beiden gerechnet.

Während der nächsten halben Stunde ließ Iruka die Kinder einige Aufgaben lösen und überlegte sich in der Zeit, was er mit Kin anstellen konnte. Dauerhaft war der Unterricht zu viel für den Jungen, dass konnte man ihm jetzt bereits ansehen. Bevor die anderen Schüler davon Wind bekamen, musste er sich für Kin etwas anderes ausdenken.

Noch vor Ablauf der halben Stunde holte er sein Patenkind zu sich, in der Annahme, dass er seine Aufgaben sicher schon beendet hatte. Die war jedoch offenbar eine Fehleinschätzung, denn Kin hatte noch nicht einmal damit begonnen, da er sich einfach nicht konzentrieren konnte. Dennoch gut, dass er den Jungen zu sich gerufen hatte. So bekam wenigst keiner mit, dass der Kleine heute nicht die gleiche Leistung zeigen konnte, wie am Freitag.

Leise sprachen sie miteinander und dann verbannte Iruka sein Patenkind kurzerhand mit einigen Pseudoaufträgen aus dem Klassenzimmer. Angeblich sollte der Junge was einkaufen und dann noch etwas abholen. Nur für den Fall, dass wer fragt. Eigentlich wollte Iruka den Jungen nur aus der Klasse haben, damit er sich bewegen konnte ohne dass es auffällt. Den Fuchs sollte er dann noch füttern (und auch mit ihm rausgehen) und zur Mittagspause würden sie sich dann im Lehrerzimmer treffen. Kurama durfte er auch mitbringen.
 

Und da war er nun wieder, zwei Stunden später. Mit Mittagessen im Rucksack und seinem Fuchs an der Leine spazierte Kin über den Schulhof und machte sich auf den Weg zum Lehrerzimmer. Erst seit wenigen Momenten hatten die Schüler ihre Mittagspause und doch war der Hof bereits komplett mit spielenden und schreienden Kindern überfüllt, zu denen leider auch Kins Fanclub zählte. Sie hatten von allen wohl die lautesten Stimmen, weshalb Kurama sie auch schnellstens verscheuchte.

Durch Kuramas knurrende Wegbereitung hatten sie den Hof recht schnell überqueren können. Schneller sogar noch, als Kin es gedacht hatte. Das Lehrerzimmer hatten sie im Anschluss schnell erreicht, da sie auf den Fluren nur selten ein Schüler aufhielt – und wenn sie doch mal jemanden trafen, dann waren es eher die Streber und jene, die in Ruhe ein kleines Schläfchen hielten.

Die Tür zum Raum der Senseis stand weit geöffnet, weshalb Kin sich zunächst in den Rahmen stellte und an diesem anklopfte. Soviel Zeit und Respekt musste dann doch sein. Er hatte in diesem Raum immerhin nichts verloren – normalerweise. Die anderen Senseis schienen ihn schon erwartet zu haben, weshalb Mizuki ihn auch sofort lächelnd zu sich winkte. Kuramas Anwesenheit schien ebenfalls kein Problem zu sein.

„Iruka kommt gleich, er muss noch kurz etwas erledigen.“, teilte Mizuki ihm mit, als Kin sich zu den Erwachsenen an den Tisch setzte. Kurz Blickte er nochmal zurück, um nach Kurama zu sehen, doch der hatte es sich neben der Tür bequem gemacht und döste vor sich hin. Anschließend lenkte er seine Aufmerksamkeit zu den Personen, bei denen er sich nun aufhielt.

„Ebisu hat uns gerade vom Samstag erzählt und eurer kleinen Konfrontation.“, erzählte Mizuki mit einem fetten Grinsen, wodurch Kin größte Mühe hatte, sich ein Lachen zu verkneifen. Auch Ebisu war hier an der Akademie Lehrer, dass hatte er fast vergessen. Kurz wandte er seine Augen zu besagter Person, die offenbar nicht gut gelaunt deswegen war.

„Hat es denn Spaß gemacht für 10 Minuten bewundert zu werden?“, grinste der Kleine schelmisch und hatte gleich darauf auch schon sein nächstes fieses Kommentar auf der Zunge. „Normalerweise rennt meine Altersgruppe ja eher vor dir weg.“

Während Ebisu vor aufschäumender Wut rot anlief, sich aber (noch) jeglichen Kommentars enthielt, konnten seine so schon belustigten Kollegen nun nicht mehr anders als zu lachen, wodurch sie nicht weniger rot anliefen. Ausschließlich Kin gab keinen weiteren Ton von sich.

„Es waren mehr als zehn Minuten!“, giftete Ebisu und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Art des Jungen gefiel ihm gar nicht. Er war definitiv zu sehr wie sein Vater.

„Und jetzt glaubst du, dass du meinen Test bestanden hast.“, stellte Kin nüchtern fest. Sein Grinsen war ihm vergangen. Er musste nun scharf nachdenken, damit er sich aus diesem Mist elegant heraus manövrieren konnte. Nicht das Ebisu noch auf die bekloppte Idee kam, dass er jetzt einen Freischein fürs Trainieren gewonnen hatte. Das musste er sofort unterbinden.

„Und ob ich das habe! Es waren weit mehr als die geforderte Zeit und die Mädchen haben kein bisschen gemerkt, dass du es nicht warst.“, prahlte Ebisu mit seiner Leistung schien neben seiner Wut auf Kin auch etwas Stolz auf sich selbst zu sein. „Damit hab ich ausreichend bewiesen ...“

Bevor der Mann weiter reden konnte wurde er nun jedoch von Kin unterbrochen. „Hast du nicht!“ Soviel Mist auf einmal hatte Kin seinem Gefühl nach nicht einmal von sich gegeben, als er noch Naruto war und sich gezielt dumm gestellt hatte. Wie konnte es da ein erwachsener schaffen? Und noch dazu Einer, dem man auch noch erlaubte Lehrer zu sein?

„Das Einzige, was du bewiesen hast ist, dass du dich von einem Kind reinlegen lässt – und noch dazu von einem 4jährigem! Dadurch, dass du auf meine Herausforderung überhaupt eingegangen bist, hattest du schon verloren.“, erläuterte der kleine Hatake ruhig und sachlich, während er mit einem übertrieben unschuldigem Blick auf Ebisu starrte. Was er damit aussagen wollte, war den anderen Lehrern natürlich sofort klar: Ebisu war voll und ganz Selbstschuld.

Anschließend kehrte sein überlegenes fuchsartiges Grinsen zurück, sowie Haltung und Blick, die deutlich aussagten, dass er ein Hatake ist und Ebisu allein deswegen schon verloren hatte und sich auch in Zukunft lieber nicht mit ihm anlegen sollte. „Ist dir gar nicht aufgefallen, dass wir nicht mehr da waren?“

Kins Grinsen wechselte von überlegen füchsisch zu extrem fies, ehe er weiter sprach. „Ich hab dich nur als Köder für meinen Fanclub benutzt, damit ich in Ruhe mit meinen Freunden abhauen kann, dass war alles. Wenn du das nicht mitbekommen hast, dann steht es um deine Fähigkeiten sogar noch schlechter, als ich ohnehin schon vermutet habe.“

Das bisher noch leise Gelächter seiner Kollegen, nahm nur stark an Lautstärke und Intensität zu. Einige hielten sich die Bäuche, andere die Seiten. Irgendwer rechts von Kin war sogar vom Stuhl gefallen. Ebisu war mittlerweile derart rot angelaufen, dass es schon ungesund aussah. Eine Erwiderung auf Kins Worte konnte er allerdings nicht von sich geben, was auch sein Glück war, denn sein Geduldsfaden war eigentlich schon längst zerrissen.

Kins Rettung vor einer unschönen Auseinandersetzung (aus welcher der Jungen höchstwahrscheinlich auch als Sieger hervor gegangen wäre) bestand aus zwei Armen, die sich von hinten um den Jungen gelegt hatten und ein Kopf, der sich seitlich an seinem vorbei schob und ihm einem Kuss auf die Wange gab. Übeltäterin war keine andere als Tsunade, die nun grinsend hinter Kins Stuhl stand und den Jungen noch immer umarmte. Neben ihr befand Iruka, der ebenfalls grinste und gleichzeitig so aussah, als wenn er sich zwanghaft ein Lachen verkniff. Offenbar hatten beide das Wortgefecht mitbekommen.

„Oma Tsunade!“, rief Kin erfreut aus und drückte auch ihr einen Kuss auf die Wange, da ihr Kopf gerade dafür in Reichweite war.

Dass er sie als Oma bezeichnet hatte wusste er, da mittlerweile sämtliche Erinnerungen aus der ersten Zeit als Kin wieder vollständig zurück gekehrt waren. Auch wusste er, wie Tsunade aussehen würde, wenn sie ihr wahres Alter nicht verbarg. Die Nebenwirkungen dieses Jutsus war echt extrem, denn weder mit noch ohne dieses Jutsu sah sie noch ihrem Alter von 50 Jahren entsprechend aus. Während sie verjüngt etwa halb so alt aussah, hatte es ohne den Anschein, als wäre sie doppelt so alt – und das fand Kin echt gruselig.

„Was hältst du davon, wenn wir beide gleich einen kleinen Ausflug machen?“, hörte Kin die Frau sagen und begann zu Grinsen. Ausflug war immer gut, dass verband er sofort mit bewegen. Beim Gedanken an die körperliche Betätigung, fühlte er sich aber leider auch gleich wieder etwas zappeliger.

„Vorher gehen wir aber noch was Essen.“, sprach Tsunade unbeirrt weiter und gleich nach diesen Worten knurrte auch schon ihr Magen. Da hatte ganz offensichtlich jemand Hunger. „Was hältst du von Ramen?“

Überrumpelt von diesem Vorschlag, schaute Kin die Frau verwirrt an. „Was ist? Magst du keine Ramen?“, wollte sie dann wissen, als sie den Gesichtsausdruck des Kindes bemerkte.

Klar mochte Kin Ramen, mehr als alles andere sogar, dass hätte er ihr auch am Liebsten sofort gesagt, doch zum Glück war sein Verstand schneller als sein Mundwerk. Der kleine Hatake kannte diese super leckere Nudelsuppe noch gar nicht, weshalb er einen kindlich neugierigen Blick auflegte und „Was ist Ramen?“ fragte.

Lächelnd antwortete Iruka dem Jungen und musste sich dabei stark zusammenreißen, um ein verräterisches Zucken seiner Gesichtsmuskeln zu vermeiden. Am Liebsten hätte er nämlich laut losgelacht. Schnell räumte er noch Kins Rucksack aus, um an sein eigenes Essen zu kommen und scheuchte dann sein Patenkind samt Fuchs aus dem Raum, damit der Kleine endlich mal wieder zu seinen Ramen kam.
 

Einige Stunden später marschierten Kin und Tsunade durch den Wald um Konoha. Der Fuchs lief einige Meter vor ihnen und beobachtete die Gegend, damit die Beiden in Ruhe miteinander reden konnte und niemand das Gespräch belauschte.

Nach dem Mittagessen waren sie noch kurz bei den Hatake in der Wohnung gewesen und anschließend in den Wald gegangen. Nachdem sie genügend Abstand zwischen sich und dem Dorf gebracht hatte, hatte Kin damit begonnen Tsunade über die letzten Wochen aufzuklären. Der Trainingsausflug, den sie mit einer Mission verknüpft hatten. Die Begegnung mit den Banditen und dem Blutrausch. Und auch alles weitere, bis hin zum Besuch beim Tierarzt, seinen ersten Tag in der Schule, die Prügelei und den nervigen Fangirls, die er seitdem hat.

Ein Bisschen was hatte Tsunade ja schon vom Hokage und Iruka erfahren gehabt, doch nun alles nochmal genauer von dem Knirps zu erfahren, war doch etwas anderes. Auch erfuhr sie viel über Narutos Leben, seine Hobbys, Vorlieben und Ängste. Prägende Ereignisse, wie den Tod von Taki und von dem geheimen Versteck im Wald, welches sie derzeit ansteuerten.

Für die Senju waren viele Details aus Narutos Leben erschreckend. Nie hätte sie gedacht, dass der Junge soviel hatte erleiden müssen. Gleichzeitig war sie aber auch froh, dass er mit seiner neuen Identität nun die Chance hatte, ein besseres Leben zu führen. Sie bewunderte Kin für seinen starken Willen, durch welchen er trotz seiner vielen schlechten Erfahrungen nicht aufgab. Vieles von Kushina und Minato erkannte sie in dem Jungen. Beide hatten trotz vieler Widrigkeiten immer an das Gute im Menschen geglaubt und geholfen wo sie nur konnten. Auch Kin konnte man diese Eigenschaft bereits ansehen, nur das dieser sich noch etwas damit zurück hielt.

In einer kleinen Höhle endete schließlich ihr Weg und Tsunade fragte sich, wo der Kleine sie den hingeführt hatte. An diesem Ort gab es schließlich nichts. Der Junge grinste jedoch nur und versuchte mit seinem Chakra die verborgene Tür zu öffnen. Da sich dessen Konsistenz jedoch durch die Veränderung zu Kin ebenfalls verändert hatte, blieb sie vorerst geschlossen. Zusammen mit Kurama versuchte er es nochmal und diesmal öffnete sich die Tür auch und er trat hindurch.

Erstaunt betrat auch Tsunade durch die Pforte und fand sich nun in einer sehr großen Höhlenkammer wieder. Diese waren größtenteils natürlich belassen, doch an vielen Stellen waren auch Veränderungen vorgenommen worden. So gab es zum Beispiel einen kleinen Zaun in etwa der Mitte des Raumes. Als sie näher an diesen herantrat erkannte sie, dass es dahinter Steil bergab ging und sich unten ein kleiner See befand. An der Seite hatte man Stufen in den Stein gehauen, damit man einen sicheren Pfad zum See hinab hatte. Um den See herum waren die Wände an vielen Stellen mit einem seltsamen glühenden Moos bedeckt. Bei näherem Betrachten erkannte Tsunade jedoch, dass sich bei dem Moos nicht um Pflanzen handelte, sondern um einen winzigen grünlich leuchtenden Kristall, welcher die Höhle auf natürliche Art beleuchtete.

Auf der anderen Seite des Zaun, befanden sich einige kleine Räume im Fels, welche allem Anschein nach auf natürliche Weise entstanden waren. Auch sie wurden von den Kristallen beleuchtet. Aus Stein und Holz waren provisorische Möbel gefertigt worden. In einen Raum befand sich Tisch und Stühle. In dem anderen fanden sich Waffen und Zielobjekte fürs Training. Eine kleine Treppe führte in eine Höhle weiter oben, wo es zwei Schlafplätze gab, sowie Regale mit Büchern und anderen Gegenständen, die in den meisten Fällen wohl eher sentimentalen Wert hatten.

Auf einem der Schlafplätze saß Kin und hatte einen kleinen Koffer auf dem Schoss. Sanft strich er über das Holz, während seine Augen einen traurigen Ausdruck angenommen hatten. Gedanklich befand sich der Junge wieder in seiner Vergangenheit – bei Taki, wie Tsunade annahm.

Langsam trat sie an ihn heran, um Kin nicht zu verschrecken und setzte sich dann neben ihn. „Ist sie das? Seine Violine?“

Keine Antwort. Für einen Moment tat sich nichts. Schließlich öffnet der Junge langsam den Koffer und offenbarte das Instrument im Inneren. Auch diese Violine war schon etwas älter, doch war sie nicht mit der von Kakashis Mutter vergleichbar. Sie war neuwertiger und zeigte zudem weitaus mehr Abnutzungsspuren. Auf dieser Violine hatte Taki gespielt – und auf ihr hatte Naruto gelernt, wie man darauf spielt.

„Ich trau mich nicht, sie anzufassen.“, kam es leise, fast schon flüsternd von Kin, während ihm eine Träne über die Wange kullerte. „Es war Takis Violine. Er hat sie Naruto geschenkt, aber ich bin jetzt nicht mehr Naruto. Was ist, wenn ich ihn damit verärgere.“

Mehr und mehr Tränen suchten sich ihren Weg über seine Wangen und tropften ihm auf den Schoss. Sofort legten sich zwei Arme um Kin, die ihn an Tsunades Brust zogen. Für die Senju war es unfassbar, was der Junge sich für Gedanken machte. Jeder andere Person hätte es als Selbstverständlichkeit angesehen, dass dieser Gegenstand erneut in seinem Besitz war, jedoch nicht Kin. Er war wirklich etwas besonderes.

„Ich glaub nichts, dass Taki etwas dagegen hätte.“, sprach sie, während sie mit einer Hand tröstend über Kins Rücken strich und mit der Anderen durch seine Haare streichelte. „Für Taki warst du nie ein Monster, denn er hat immer nur in dein Herz gesehen – und das ist noch immer das Selbe. Dein Äußeres und dein Name mögen sich geändert haben. Dein Verhalten hast du dementsprechend etwas angepasst, aber in deinem Herzen bist du noch immer die gleiche Person. Solange du das nie vergisst und auch Taki immer in deinem Herzen behältst, kann er dir gar nicht böse sein.“

Für einen Moment schien es, als würde Kin über die Worte nachdenken, ehe sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen schlich und ein „Danke“ flüsterte. Darauf saßen sie eine Zeit lang auf Kins provisorischem Bett. Lang hielt die Ruhe jedoch nicht, denn Kin war noch immer viel zu überdreht.

Nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte und sich offenbar erst Mut machen musste, griff er dann etwas zögerlich nach der Violine und befreite sie aus dem kleinen Koffer. Fachmännisch kontrollierte er sie, stimmte die Saiten und spielte anschließend eine Melodie vor sich hin, während Tsunade den angenehmen Klängen lauschte.

Die Zeit verging wie im Fluge und irgendwann machte Kurama auf sich aufmerksam. Sie konnten nicht ewig in der Höhle bleiben und mussten zurück ins Dorf. Die Violine wollte Kin mitnehmen, sowie einige weitere kleine Erinnerungsstücke, die er von Taki hatte. Als sie die Höhle schließlich verließen, stellten sie fest, dass es bereits Abend geworden war.

Nachts im dunklen Wald war es nicht unbedingt angenehm, weshalb Kin sehr froh darüber war, dass er Tsunade und Kurama an seiner Seite hatte. Letzterer machte sich auch großer, wodurch Kin auf ihm reiten konnte. In dieser Dunkelheit, würde man schon sehr nah an sie heran müssen, um etwas zu sehen, zumal das Licht des fast vollen Mondes von einer Wolkendecke abgefangen wurde.

Bis wenige dutzend Meter vor das Dorftor konnte Kurama seinen Sohn tragen, dann verkleinerte er sich wieder. Die restlichen Meter ging der Junge nun zu Fuß. Die Wachen am Tor notierten sich kurz die Neuankömmlinge und Tsunade brachte Kin dann nachhause. Am nächsten Morgen wollte sie ihn wieder abholen. Sie hatte sich eine kleine Überraschung für ihn ausgedacht.
 

Wie verabredet stand Tsunade am nächsten Morgen bei den Hatake vor der Haustür. Zunächst erkundigte sie sich natürlich, nach dessen Wohlbefinden, doch auch in dieser Nacht hatte der Junge kaum bis gar nicht geschlafen. Genau genommen war Kin sich nicht sicher, ob er nun etwas geschlafen hatte, oder ob er die ganze Nacht wach lag. Definitiv hat er jedoch eine Krise bekommen, weil er sich kaum bewegen durfte und möglichst ruhig im Bett liegen bleiben musste.

Noch immer fühlte er sich putzmunter, obwohl er nun seit bereits 30 Stunden wach war. Auch körperlich schien es keinerlei Anzeichen für Müdigkeit zu geben. Dem Jungen sah man nicht an, dass ihm Schlaf fehlte. Er wirkte eher überdreht – und diesmal sogar noch schlimmer als am Vortag.

Zusammen machten sie sich dann auf die Weg zur Überraschung. Was genau Tsunade mit Kin vorhatte, wollte sie jedoch nicht verraten. Sie kamen an ein großes Gebäude, welches der Junge bisher noch nie betreten hatte. Von Außen konnte man nicht erkennen, was sich im inneren befand. Kein Fenster auf Augenhöhe, durch welches man hätte hindurchsehen können. Kein Schriftzug an der Mauer, durch dessen Worte man auf das Innere schließen konnte. Auch ein Zettel an der Tür konnte Kin nicht entdecken.

Im Inneren des Gebäudes befand sich eine größere Vorhalle, mit einer großen Treppe, die in das obere Stockwerk führte. Seitlich davon gab es zwei weitere kleine Treppen, die hinab führten. Eine davon nahmen sie und folgten ihrem verlauf. Unten angekommen ging es einen Langen Gang mit vielen Türen entlang, durch welchen sie schließlich in einen riesigen Raum gelangten.

Staunend sah Kin sich um. Er befand sich im Zentrum einer großen Halle, direkt vor einer kleinen Bühne. Um ihn herum befanden sich viele kleine terrassenartige Podeste, welche mit bequemen Sitzen voll gestellt waren. Von jeder dieser Terrassen musste man einen guten Blick au die Mitte haben. Auf der Bühne befanden sich ebenfalls einige Stühle, vor welchen sich Notenständer befanden. Etwas seitlich konnte Kin ein Piano erkennen, sowie einige Trommeln einige Schritte weiter.

„Na? Überrascht?“, fragte Tsunade lächelnd, während sie weiterhin Kins erstaunte Blicke beobachtete. Mehr als ein Nicken brachte der Junge jedoch nicht zustande.

„Gestern Abend habe ich noch mit einem alten Freund von mir geredet. Ich habe dabei auf deine Geschichte zurückgegriffen und ihm davon erzählt, dass ich ein kleinen Jungen betreue, der unter Tieren aufgewachsen ist und der erst seit kurzem unter Menschen lebt.“, begann sie zu erklären und hatte somit nun Kins vollständige Aufmerksamkeit. „Und weil ich diesem Jungen mal einige Musikinstrumente in Aktion zeigen wollte, sind wir jetzt hier. Wir schauen uns gleich etwas die Orchesterprobe an.“

Kapitel 38 - Erneute Schlafprobleme

Einige Minuten hatte das Orchester ein kleines einstudiertes Stück vorgetragen, anschließend stellte sich die gesamte Mannschaft vor. Ihr Dirigent hatte noch einige wichtige organisatorische Dinge für den Vormittag zu erledigen, weshalb die Musikanten dies nutzen und ihrem kleinen Gast nacheinander die einzelnen Instrumente erklärten. Auch durfte Kin dabei selbst mal ran und etwas ausprobieren. Dem kleinen Hatake war deutlich anzusehen, wie viel Spaß er dabei hatte.

Zur Mittagszeit verabschiedeten sie sich und gingen erneut bei Ichirakus essen. Früher als Naruto hatte er nur Ramen mit Schweinefleisch gegessen, doch seit er bei Kakashi lebte, probierte er sehr viele neue Sachen, weshalb er sich schon am Vortag die vegetarische Variante seiner Ramen bestellt hatte. Diese hatte ihm so gut gefallen, dass es sie auch dieses Mal bestellte.

Das Essen selbst verlief für ihn auch anders, als früher. Während Naruto noch in Rekordzeiten mehrere Schüsseln seiner Lieblingsramen leerte, wo andere noch mit ihrer ersten Portion beschäftigt waren, da ließ Kin sich Zeit und stellte sich unerfahren, was ihm insgeheim sogar etwas Spaß machte. Wie oft kam man schon dazu, dass man mal etwas mit dem Essen spielen konnte? 

Für den Nachmittag hatte sich Tsunade auch noch etwas ausgedacht. Sie ging mit Kin zur Bibliothek, in welche Naruto früher noch eingebrochen war. Diesmal benutzte der Junge jedoch ganz normal den Eingang und wurde behandelt wie jeder andere auch. Zusammen besorgten sie für Kin einen Ausweis, damit er sich jedes Buch ausleihen konnte, das er wollte.

Das nutzte Kin natürlich auch sofort aus und nahm sich etwas mit. Für sich selbst entschied er sich nach langem Suchen für Peter Pan und für Kakashi holte er den ersten Band aus der Sherlock Holmes Reihe. Vielleicht konnte er seinen Vater ja auch für Krimis begeistern.

Im Anschluss daran trennten sich ihre Wege. Tsunade hatte noch einen Termin mit Hana, welchen sie in ihrem Büro im Krankenhaus abhalten wollten und für Kin wurde es Zeit den Heimweg anzutreten. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt und trotz Kins zahlreicher Freiheiten, weil er geistig älter einzustufen war, hatten sie fürs Erste abgesprochen, dass es sich immer auf den Heimweg machte, sobald es dunkel wurde.

Vor dem Wohnhaus nahm Kin die Treppe, welche zur Haustür des oberen Stockwerks führte und stoppte zunächst auf der obersten Stufe. Vor der Haustür stand ein Karton. Dem darauf abgebildetem Symbol nach musste die Post ihn dort abgestellt haben. Unzählige kleine und große Briefe lagen darin. Einige kleine Päckchen mit Schleifen konnte Kin noch erkennen. Dem Geruch des Inhaltes nach, hatten einige Absender ihre Botschaften in Parfüm ertränkt.

Grob überflog Kin die Beschriftungen der Post und musste mehrmals den bitteren Geschmack im Mund herunterschlucken. Plötzlich war ihm extremst schlecht. Nach dem, was er lesen konnte, war der gesamte Inhalt an Kakashi adressiert. Offenbar hatte die Muttersuche einige interessierte Damen dazu verleitet, dem Hatake einen Brief zu schreiben. Einige mehr, als Kin angenommen hatte.

Seufzend erhob sich der Junge und öffnete die Haustür. Das würde sicher noch ein Donnerwetter geben, sobald Kakashi wieder zuhause war. Die Bücher landeten auf dem Flurschrank, sowie der Bücherei Ausweis. Darauf holte Kin die Postkiste rein und stellte sie ebenfalls dazu, ehe er die Haustür schloss und sich der wärmenden Winterkleidung und seiner Schuhe entledigte.

Ein klappern aus Richtung Küche sagte ihm, dass Iruka wohl dort beschäftigt war. Grummelnd betrat er den Raum, setzte sich an den Tisch und ließ den Kopf auf die Platte sinken. Warum hatte er nur bei dieser Schnapsidee mitgemacht anstatt Sora in ihrem Vorhaben aufzuhalten? Einige Minuten beobachtete er seinen Patenonkel dabei, wie dieser das gesäuberte Geschirr abtrocknete und in die Schränke sortierte.

„Na, bist du endlich müde?“, kam von Iruka, als er den kleinen Engel halb sitzend halb liegend am Tisch sah. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er wiedereinmal daran denken musste, dass dieser Junge vor einem Monat noch ein ganz anderer war. Sowohl äußerlich, wie auch vom Benehmen her war Kin nicht im geringsten mit Naruto zu vergleichen – und doch war es die gleiche Person.

„Ich bin nicht müde, ich bin tot.“, gab der Junge leise, aber noch deutlich verständlich zurück.

„Das sieht man.“ entgegnete der Umino darauf kichernd und hängte das nasse Geschirrtuch über die Heizung.

„Ich meinte das andere Tod.“ Genervt hob Kin seinen Kopf wieder an und verschränkte seine Arme vor sich auf dem Tisch, um den Kopf darin zu betten. „Kakashi killt mich!“, gab er etwas lauter von sich, als geplant. Was er meinte, war jedoch deutlich.

„Geht es noch im Soras Schnapsidee?“ Auf eine Antwort braucht der Lehrer nicht zu warten. Der Blick seines kleinen Patenkindes war eindeutig. „Mach dir keine Gedanken. Wegen ein paar Briefe wird Kakashi schon nicht durchdrehen.“

„Ein paar Briefe …“ Kin wusste genau, wovon Iruka redete. Schon am Vortag hatten sie einige Briefe für Kakashi in der Post gefunden, die eindeutig von heiratswilligen Weibchen verfasst worden waren. Schneller als sein Gegenüber es mitbekam, war der Junge aus der Küche verschwunden und mit der Postkiste zurückgekehrt, die er dem Mann vor die Nase stellte. „Das sind nicht nur ein paar Briefe!“

Erstaunt betrachtete Iruka den Inhalt der Postkiste. Die Aktion der Kinder hatte ganz eindeutig mehr Früchte getragen, als sie wohl beabsichtigt hatten. Nun wusste auch der Umino nicht mehr, was er dazu noch sagen sollte. 

Der Abend des Dienstag verlief den Umständen entsprechend ruhig. Da beide keine Lust auf Kochen hatten gab es Pizza und da Kin einen Appetit wie ein Erwachsener hatte, bekam das eigentlich kleine Kind eine große Pizza für sich allein.

Stillsitzen konnte Kin mittlerweile gar nicht mehr, was Iruka einige Sorgen bereitete. Wenn der Kleine wieder einmal ohne eine Aufgabe war, zappelte er umher, als würde er sich das Pinkeln verkneifen und bekam selbst kaum mit, wie überdreht er eigentlich war. Gegen 10 Uhr wurde es so schlimm, dass er Kurama losschickte, damit er Tsunade suchen ging. Anhand ihres Geruchs konnte der Fuchs sie ja recht einfach finden. Für den Fall, dass sie sich im Krankenhaus aufhalten sollte, band Iruka ihm vorsichtshalber noch einen Zettel ans Halsband.

Während Iruka auf Tsunades baldiges erscheinen hoffte, beschäftigte Kin sich im Auftrag seines Paten mit Liegestützen, die von ihm auch fleißig mitgezählt wurden. Der Umino konnte nur über die Ausdauer des Jungen staunen. Sehr lang dauerte es nicht, vielleicht 15 Minuten, bis es an der Tür klingelte. Erstaunlicherweise hatte Kin bereits an die 500 Liegestütze hinter sich – und zeigte noch immer keinerlei Anzeichen für Erschöpfung.

Seufzend erhob er sich und begab sich zur Haustür, vor welcher er Tsunade vor fand, mit dem Fuchs im Arm. Ein Hauch von Sorge war in ihren Augen zu erkennen, doch überwog die professionelle Erfahrenheit als Ärztin. Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen! Mit Panik konnte man keinen Patienten retten.

Viel brauchte Iruka nicht sagen, da Kurama bereits auf dem Weg erklärt hatte, was mit Kin los sei. Nach einer gründlichen Untersuchung, die durch Kins unbewussten Gezappel ungewollt in die Länge gezogen wurde, waren sie jedoch genau so schlau wie vorher. Auch Tsunade hatte keine Ahnung, woher diese extreme Hyperaktivität kam. Der Junge hatte ja so schon einen enormen Bewegungsdrang, doch das jetzige Verhalten glich mehr, als hätte man ihn mit Aufputschmitteln vollgepumpt.

Letztlich kamen sie zu dem Schluss, dass Kin die Nacht vor dem Fernseher verbringen durfte. In dem Zustand konnte der Junge eh nicht schlafen oder Stillsitzen und so hatte er wenigst eine Ablenkung. Sollte er entgegen aller Erwartungen doch einschlafen, dann war das halt so. Am nächsten Morgen wollte Tsunade dann nochmal vorbei kommen, um erneut nach Kin zu sehen. Vielleicht hatte sich der Zustand dann ja etwas beruhigt. 

Stunden vergingen, in denen sich Kin zappelig durch das Wohnzimmer bewegte. Er wusste einfach nichts mit sich und seinem Bewegungsdrang anzufangen. Die Liegestütze hatten nicht im geringsten geholfen und auch der Fernseher lenkte ihn nur Minimal ab. Zwischendurch war er mit Kurama nochmal kurz im Garten gewesen, um etwas frische Luft zu schnappen, doch auch das half nicht besonders viel.

Während der Zeit im Garten beobachtete der Fuchs jedoch auch etwas, was womöglich der Grund für Kins derzeitige Unruhe sein könnte. Genau konnte er es jedoch selbst nicht sagen, da er sich mit dem Engelsvolk viel zu wenig auskannte.

Auch am nächsten Morgen zappelte Kin noch durch die Wohnung. Der Junge wusste einfach nichts mit seiner überschüssigen Energie anzufangen, weshalb in der Küche auch schon ein reich gedeckter Frühstückstisch auf Iruka erwartete, als der sich gegen 7 Uhr aus dem Bett bequemte.

Nach dem morgendlichen Waschgang begab sich der Lehrer schließlich auch an den Tisch und stellte seufzend fest, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen sollte. Viel zu viel Auswahl war vorhanden, viel zu viele Köstlichkeiten waren zu sehen. Es war schon vergleichbar mit einem königlichen Festmahl. Was sollte er den mit soviel Essen? Das alles würde er nicht mal einem ganzen Tag verspeisen können.

Während Iruka nun die Qual der Wahl hatte und sich nicht entscheiden konnte, was er nun essen sollte, wuselte Kin weiter durch die Wohnung und versuchte angestrengt seine Energien abzubauen – doch es halb nichts. Er wurde einfach nicht müder. Das Wohnzimmer war mittlerweile komplett geputzt und nun tummelten sich dort etwa 50 Schattendoppelgänger, die sich mit Handstand, Liegestütze, Kniebeugen und noch einigen weiteren Übungen beschäftigten, mit denen Kin hoffte, seine Kraftreserven zumindest etwas zu minimieren. Auch die anderen Räume wurden derzeit von Kin oder einem Klon geputzt. 

Gegen halb 8 stand Tsunade dann erneut in der Wohnung der Hatake und staunte nicht schlecht über die Betriebsamkeit des Jungen. Da Kin einfach nicht zu bremsen war, musste sie gezwungenermaßen Kurama über die Nacht befragen. Zusammen saßen sie nun zusammen in der Küche, da Iruka sie auch gleich zum Frühstücken eingeladen hatte, um die Mengen an Nahrung wenigstens Sinnvoll zu verwerten.

Auch Tsunade wusste nicht so richtig, was sie von der Masse an Nahrung halten sollte, geschweige denn womit sie anfangen sollte. Unschlüssig betrachtete sie die vielen Leckereien, die Kin während seines Energieabbaus fabriziert hatte und nahm sich schließlich einige Pfannkuchen.

„Dann erzähl mal Kurama, wie war die Nacht.“, forderte die Senju schließlich noch, bevor sie nun endlich mit dem Frühstücken begann.

„Anstrengend!“ Für den Fuchs war es unglaublich, was sein Sprössling für eine Energie hatte. Er selbst hatte sich im Vergleich dazu fast gar nicht bewegt und war allein vom Zuschauen völlig am Ende. „Er haben wir uns Godzilla angeschaut und dann noch so etwas mit riesigen Echsen (Jurassic Park, oder so ähnlich hieß das), dann kam eine Doku über so einen uralten Tempel. Keine Ahnung was Kin davon mitbekommen hat und was nicht. Der Junge hat in einer Tour herum gezappelt und war nicht zu bremsen.“

Die Reaktion der beiden Menschen bestand ausschließlich aus einem Kopfschütteln. Kein Mitleid hatten sie für den alten Fuchs übrig, der sich die ganze Nacht mit seinem unbändigen Sohn herumgeschlagen hatte. Eher noch verkniffen sie sich ein Kichern, da sie es nicht fassen konnten, dass Kin es sogar schaffte Kurama an seine Grenzen zu bringen.

Dem Fuchsdämon entging dieser Hauch von Schadenfreude nicht, doch er ignorierte es. Er war viel zu geschafft von der letzten Nacht, um sich groß darüber aufzuregen.

„Aber ich habe jetzt so eine Ahnung, was Kins derzeitige Unruhe verursachen könnte.“, deutete der Fuchs schließlich an und hat plötzlich die volle Aufmerksamkeit. Sogar von Kin, der aus dem Nebenraum heran rauschte und natürlich auch wissen wollte, was mit ihm los war.

„Wir hatten letzte Nacht Vollmond. Es gibt Dämonen, die auf den Mond und seine Phasen reagieren. Bei manchen ist es nur der Vollmond, bei anderen der Neumond und bei wiederum anderen sind es auch beide Phasen. Ich kenne mich mit Engeln leider zu wenig aus, um mit Sicherheit sagen zu können, dass der Vollmond schuld ist, doch es wäre eine Möglichkeit.“

Nun war sie raus, seine Vermutung. Ob es wirklich am Mond lag, dass würde sich erst noch zeigen. Etwas daran ändern konnte sie auf jeden Fall nicht, wenn es sich hier um eine Reaktion auf die aktuelle Mondphase handelte, doch beobachten konnte man es. In einem Monat zum nächsten Vollmond müsste Kin dann die gleichen Symptome zeigen. Dessen waren sich auch Iruka und Tsunade bewusst.

„Gut, nehmen wir mal an, es liegt wirklich am Mond. Wie lang würde Kin dann noch so herum zappeln?“, wollte Iruka nach einigen Minuten vom Fuchs wissen. Seine Antwort bekam er überraschender Weise von Kin. „Etwa 46 Stunden.“

Erschrocken blickten alle drei den kleinen Engel an, der im Türrahmen stand und durchgehend auf der Stelle hopste. Dabei sah er aus, als würde müsste er ganz dringend aufs Klo. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte Tsunade dann wissen, als sie anfing zu begreifen, was es bedeutete, wenn Kin wirklich noch weitere 46 Stunden in diesem Zustand verbringen würde.

„Es hat Montag in der Nacht um 4 Uhr angefangen. Seitdem bin ich wach und hab diesen extremen Bewegungsdrang. Wenn wir letzte Nacht Vollmond hatten, dann fängt es zwei Nächte vor Vollmond an und müsste auch zwei Nächte danach enden, womit ich von Montag morgen bis hin zu Freitag morgen aktiv sein müsste, was zusammengerechnet knapp 100 Stunden wach sein bedeutet.“, ratterte der Kleine seine Erklärung in einer Geschwindigkeit herunter, wo die Erwachsenen erst einmal überlegen mussten, was genau Kin jetzt alles von sich gegeben hatte. Die Informationen kamen eindeutig zu schnell.

Fast synchron gaben alle drei einen tiefen Seufzer von sich und ließen den Kopf sinken. Es war in den letzten Tagen nicht einfach gewesen, Kins übermäßigen Bewegungsdrang zu verbergen. In seinem derzeitigen Zustand dürfte es sogar nochmal etwas schwerer werden.

„Nochmal zwei Tage ertrage ich nicht. Bei Kins Gezappel wird mir schon vom zusehen schwindelig.“, kommentierte Kurama die Aussage und ließ seinen Kopf nun endgültig zu Boden sinken. Die letzte Nacht zerrte noch immer an seinen Nerven und den Grund dafür aus dem Augenwinkel heraus noch beobachten zu können, machte es nicht gerade besser.

Über die Aussage des Fuchses musste Tsunade nun ein weiteres Mal kichern. Sicher war Kin in diesem Zustand anstrengend, doch auf der anderen Seite fand sie es auch amüsant, dass es bei dem kleinen Engel etwas gab, wo selbst sein dämonischer Vater das Handtuch warf.

Nur was machten sie jetzt mit Kin? Am Montag war Schule mit ihm schon fast unmöglich, weshalb Iruka ihn dann schließlich auch anders beschäftigt hatte. Zwar war sein Bewegungsdrang da noch gering aktiv, doch Tsunade hatte es dennoch am Nachmittag bemerkt, dass der Junge Hummeln im Hintern hatte. Am Vortag war dies ebenfalls bemerkbar gewesen und sogar noch schlimmer. Es grenze schon fast an ein Wunder, dass niemand sonst etwas bemerkt hatte.

Schule war definitiv unmöglich. Ins Krankenhaus konnte sie ihn auch nicht mitnehmen und in der Wohnung konnten sie ihn ebenfalls nicht einsperren. Blieb nur noch Training, doch auch dafür hatte sie keine Zeit und Iruka musste sich um seine Klasse kümmern.

Und plötzlich kam ihr eine Idee!

Kapitel 39 - Die Kraft der Jugend

Nach einem ausgiebigem Frühstück und einer kurzen Dusche packte Kin sich seinen Rucksack fürs Training. Iruka war bereits zur Akademie aufgebrochen, hatte ihm aber etwas fürs Mittagessen verpackt und auch eine Trinkflasche dazu gestellt, die sein Patenkind mitnehmen sollte. Wer weiß, wie lang der Junge unterwegs war.

Viel Zeit zum Ausruhen hatte auch Kurama zunächst nicht. Eine Kleinigkeit aß auch er und anschließend ging es mit Tsunade und seinem Welpen ins Dorf, da der Fuchs vorsichtshalber das Trainings überwachen sollte. Die Senju führte die beiden Dämonen zur den Trainingshallen, wo in den kälteren Jahreszeiten einiges los war.

Während Kin sich umzog, war Tsunade sich umsehen gegangen. Sie suchte jemanden bestimmtes und sie wusste genau, dass dieser Jemand an diesem Tag auch anwesend war, da sie durch Zufall ein Gespräch beim Hokage mitbekommen hatte. Es dauerte nicht lang und da hatte sie ihn auch schon gefunden. Kurz wechselte sie einige Wort mit ihm und erklärte dem Jonin die Situation, ehe sie zurück ging, um den Jungen abzuholen.

Vor den Umkleideräumen wartete Kin bereits ungeduldig darauf, dass Tsunade endlich zurück kam. Der Bewegungszwang macht auch ihm langsam zu schaffen. Je länger es andauerte, je mehr fühlte er sich geistig erschöpft. Dies bemerkte Kin vor allem in den Momenten, wo er nichts zu tun hatte. Auch bemerkte er, dass es nicht mehr ganz so extrem war, wie noch wenige Stunden zuvor, wo er sich die Nacht um die Ohren schlug. Diese winzig kleine Besserung wurde allerdings nur von ihm selbst bemerkt. Nach außen hin wirkte er genau so überdreht, wie vorher.

Fünf Minuten später (bzw. Kins Gefühl nach 5 Stunden später) kam Tsunade dann auch endlich wieder in Sicht. Zusammen gingen sie durch die Reihen der kleineren Trainingsgruppen, denen Kin allesamt neugierige Blicke zuwarf. Es waren viele in den Hallen und die Meisten von ihnen sah er zum ersten Mal. Er konnte einige sehen, die sich dem Tai-Jutsu Training widmeten. Andere übten sich im Umgang mit den verschiedensten Waffen. Schwertkämpfer, Stabkämpfer und noch viele mehr waren zu entdecken. Darunter auch einige Bogenschützen, was als Ninja vergleichsweise selten vorkam. Überwiegend wurden schließlich Kunais oder Shuriken benutzt.

Und plötzlich hielt Tsunade an. Sie waren bei einem Genin Team angekommen, bestehend aus einem Jungen mit langen braunen Haaren und weißen Augen, ein Mädchen, welche ihre Haare zu zwei Dutts zusammengebunden hatte und seltsames Duo in grün, welches als locker als Vater und Sohn durchgehen könnte. Doch Kin wusste genau, dass dem nicht so war. Er kannte die vier Ninja bereits, denn es handelte sich um Gai und sein Team.

Kaum hatte sie die Rückkehr von Tsunade bemerkt, war von Tenten ein extrem schriller Kreischlaut zu vernehmen, während sie mit großen Augen und einem breitem Grinsen auf ihn zustürmte. „Kin-chan!“, rief sie aus, während sie den kleinen Jungen an sich drückte und knuddelte. „Ich freue mich so, dass du auch mal wieder zu sehen bist.“

Von solch einer Reaktion war der kleine Engel etwas überrascht worden. Auch die Jungs aus dem Team waren etwas überrumpelt, von Tentens Attacke. Es dauerte daher einen Moment, den alle damit verbrachten das Mädchen fassungslos anzustarren, bis Neji sie schließlich mit den Worten „Lass den Knirps heile, sonst bekommen wir noch ärger von Kakashi!“ von dem Jungen wegzog.

Schnell verabschiedete sich Tsunade vom Hatake Sprössling und eilte schließlich zur Klinik, wo sie an diesem Tag noch einiges zu tun hatte. Unsicher sah Kin ihr einen Moment nach. Training war ja keine schlechte Idee gewesen, doch mit Gai und seinem Team? Der Jonin war ihm etwas suspekt.

Nur mit halben Ohr hörte er zu, als Gai irgendetwas von der Kraft der Jungend faselte und sich dann in einer äußerst albernen Pose einen ab grinste, wobei man überdeutlich seine strahlend weißen Zähne begutachten konnte. Geistig schwankte der Jüngste in der Runde zwischen Lachen und Weinen, wegen dieser mehr als dämlichen Vorstellung, während er körperlich nun überraschend ruhig war und abwartete.

Da nicht nur Kins Körper den übermäßigen Wunsch nach Beschäftigung hatte und Mr. Zahnpastalächeln gleich darauf erst einmal mit Lee beschäftigt war, spielten Kins gleichermaßen hyperaktive Gedanken ihn nun erst einmal einige Streiche. Amüsante Streiche! Im Geiste macht Kin sich ein Bild von Gai, vertauschte das Grün des Kampfanzuges mit einem hübschen Rosa und klebte ihm noch Flügelchen auf den Rücken. Das ganze wurde mit „Zahnfee“ signiert.

Zwanghaft unterdrückte Kin ein Kichern und verscheuchte diesen Gedanken schnell wieder. Um ja nicht nochmal auf solch einen absurden Einfall zu kommen, sah er angestrengt dabei zu, wie Lee sich mit Neji stritt.

 

Etwas abseits von dem ganzen Trubel hatte sich Kurama niedergelassen. Zwischen den Rucksäcken und Jacken des Teams döste er friedlich vor sich hin. Nur ab und zu schaute er mal auf, um nach seinem Sprössling zu sehen. Doch dem Jungen ging es gut. Weit besser als dem Team, welchem er gegen Mittag bereits die ersten Zeichen von Schwäche ansehen konnte.

Nach dem was der Fuchs mitbekommen hatte, sollten die Kids zunächst 50 Runden um ihren Trainingsplatz in der Halle laufen, um sich warm zu machen. Bereits hier artete es in einem kleinen Wettkampf aus, den Kin wohl sicher gewonnen hätte, wenn er seine Geschwindigkeit nicht zumindest soweit gezügelt hätte, dass Lee noch mit ihm mithalten konnte. Letztlich hatte Kurama noch mitbekommen, dass der Junge in Grün wohl ganz knapp gewonnen hatte.

Weiter ging es mit dem Kampftraining. Hier sollte Kin zunächst mit Tenten zusammen das Wurftraining machen. Da sich sehr schnell herausstellte, dass der kleine Hatake gleichermaßen Treffsicher war, wie die auf Fernkampf spezialisierte Kunoichi, wurde dies Training mit Neji kombiniert, den beide versuchen mussten mit ihren Waffen zu treffen – und Neji sollte die Shuriken und Kunai abwehren.

Schnell artete dies zum nächsten Wettbewerb aus, denn Tenten wollte es natürlich nicht auf sich sitzen lassen, dass der kleine Junge den Hyuuga offenbar besser treffen konnte, als sie. Nach einigen Minuten ging Gai jedoch dazwischen, da es für Neji nach mehreren Treffern doch langsam zu gefährlich wurde. Darauf bewarfen sich Kin und Tenten gegenseitig – oder genauer gesagt: Tenten bewarf Kin und er warf ihre Waffen ab, um nicht getroffen zu werden.

Das war der letzte Stand der Dinge. Nun machten Team Gai Mittagspause und saß am Rand des Platzes auf der Bank, während Kin mit dem Fuchs fangen spielte und nur ab und zu mal kurz bei ihnen auftauchte, um sich den Mund mit seinem Mittagessen vollzustopfen.

Immer wieder bekam er dabei erstaunte Blicke von den Genin zugeworfen, die jetzt schon teilweise ihre Grenzen erreicht hatte. Vor allem Tenten war bereits sichtlich aus der Puste, da sie die letzten Stunden mit Kin geübt hatte. Dem kleinen Jungen war jedoch keinerlei Erschöpfung anzusehen.

Das Grüne Duo besah den kleinen Hatake noch mit anderen Blicken. Die Kraft, die Ausdauer und die Fähigkeiten des Jungen brachten ihre Augen zum Glänzen. Ihr so hochgelobte Kraft der Jugend war deutlich bei Kin zu erkennen und beide waren mehr als Stolz darauf.

Angespornt von dem kleinen Kraftpaket beeilte sich Lee und schlang ein Essen regelrecht herunter. Nun war er an der Reihe mit Kin zu trainieren und nur wenige Minuten später begangen sie auch damit. Keine Stunde später ließ sich Lee erschöpft neben den anderen Genin nieder. Er war völlig geschafft, am Ende seiner Kräfte. Fast sein gesamter Körper tat ihm weh, dabei hatte der Junge ihn kaum getroffen.

 

Etwas Mitleid verspürte Kin schon, als er den Jungen in Grün halb sitzen und halb auf dem Boden liegend betrachtete. Diese Kinder waren alle ganz normale Menschen und noch dazu Kind. Mit einem Dämon konnten sie einfach nicht mithalten – und mit einem mondkrankem Dämonenkind schon gar nicht. Leider war es durch den Vollmond auch nicht ganz so einfach, die eigenen Kraft soweit im Zaum zuhalten, wie er das gern hätte. Zumindest hatte sich über die letzten Stunden sein übermäßiges Gezappel noch etwas weiter zurückgezogen, womit er nicht mehr ständig so aussah, als müsste er mal dringend aufs Klo.

Innerlich seufzend wand Kin sich nun Neji zu, der offenbar als nächstes mit ihm trainieren sollte – auch wenn dem jungen Hyuuga dies scheinbar nicht sonderlich zu gefallen schien. Neugierig betrachtete der kleine Dämon die Mimik seines Gegners. Ganz sicher war er sich nicht, was in dem Jungen vor sich ging. Zwei Möglichkeiten kristallisierten sich jedoch sehr schnell heraus, die Kin für am Wahrscheinlichsten hielt.

Bei der ersten Möglichkeit war Neji einfach nur genervt, dass er mal wieder mit einem kleinen Kind kämpfen musste, weil er das ja schon zuhause ständig musste, wenn er mal wieder zwangsweise mit seiner kleinen Cousine trainierte. Die andere Variante befasste sich mit Kin selbst und der Tatsache, dass er um so vieles stärker und ausdauernder war, als Neji selbst – was sicherlich stark am Stolz des Hyuugas nagte.

Durch das eher zögerlichen Verhalten des Älteren, vermutete Kin, dass es sich mehr um das Letztere handelte. Während Lee noch einfach drauf losgestürmt war und quasi mit dem Kopf durch die Wand wollte, so agierte Neji in ihrem kleinen Kampf äußerst bedacht und einigem Respekt vor dem kleinen Hatake. Einige Male hatte Kin sogar das Gefühl, als hätte Neji sogar etwas schiss vor ihm, was den kleinen Engel etwas schmunzeln ließ.

Den gesamten Kampfes über benutze Neji sein Bluterbe, das Byakugan. Doch nicht einmal schenkte Kin dieser Tatsache Beachtung, bis er während eines Schlagabtausches direkt in diese Augen sah und noch dazu eine seiner Hände auf Nejis Schulter lag.

Für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen, während Kins Geist in den weißen Seelenspiegeln versank. Jeder Aspekt des Dou-Jutsus wurde von den dämonischen Augen aufgefangen. Jede veränderte Faser, jede Nervenbahn und jeder Chakraanbindung konnte Kin erkennen – und seine eigenen Augen schienen sich das anpassen zu wollen, was sie zu sehen bekamen.

Von Neji blieb diese Reaktion auf seine Augen unbemerkt, jedoch ging der Kampf für ihn auch ganz normal weiter, weshalb er sich letztlich doch etwas darüber wunderte, dass Kin seinen letzten Schlag nicht mal versuchte hatte abzuwehren. Einige Meter war der Junge über den Hallenboden gerutscht, nachdem der Hyuuga ihn von sich gestoßen hatte und lag nun regungslos, alle Viere von sich gestreckt und mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden.

Die Blick geradeaus nach oben gerichtet lag er da, atmete schwer. Nach dem erhaltenen Schlag war die Welt um ihn herum seltsam Schwarz geworden. Alle Gegenstände, alle Lebewesen waren nur in Grautönen zu erkennen. Und dann waren da noch diese seltsamen bläulichen Linien und Punkte, die er in den Personen erkennen konnte. Nicht wissen, womit er es zu tun hatte, überkam ihm die Angst. Dieser seltsame Blick auf die Welt war mehr als gruselig. Tränen bildeten sich, liefen ihm die Wangen hinab und ein leichtes Zittern begleitete die leisen wimmernden Laute. Er wollte nur noch eines, dass es wieder aufhörte.

 

Unweit von ihm befand sich Neji, welcher die körperliche Reaktion von Kin mit seinem Byakugan beobachtete. Er hatte bereits eine Veränderung an seinem Gegner bemerkt, auch wenn er sich diese nicht so ganz erklären konnte. Das erhöhte maß an Chakra im Bereich um die Augen, sowie in den Augen war extrem und konnte nur von einem Dou-Jutsu stammen, doch was für eines hatte der Junge?

„Weint er jetzt, weil du ihn getroffen hast?“, wunderte sich Tenten neben Neji und jetzt vernahm auch er die wimmernden Laute des Jüngeren.

„Nein, das glaube ich nicht.“, antwortete er zunächst seiner Teampartnerin und ging schließlich einige Schritte auf den kleinen Hatake zu. Er konnte deutliche Verwirrung und Angst in dem Jungen erkennen. „Es scheint an seinem Dou-Jutsu zu liegen, auch wenn ich äußerlich keines erkennen kann – aber da ist auf jeden Fall etwas aktiv, sonst hätte er nicht soviel Chakra in den Augen.“

Auch die letzten Meter wurden von Neji überbrückt und er kniete sich zu dem Jüngeren. Kurz beendete er sein eigenes Bluterbe, um sie die Augen des Kindes aus normaler Sicht anzusehen, doch da war nichts. Sie sahen so aus, wie zuvor. Erneut mit Byakugan untersuchte er nochmal den Chakrafluss und versuchte mehr über das Dou-Jutsu herauszufinden.

Anwesenheit und Besorgnis des Hyuuga war Kin natürlich nicht entgangen, weshalb er näher zu dem Jungen gerutscht war und sich an ihn klammerte. Die seltsame Dunkelheit um ihn herum nahm einfach nicht ab und auch die leuchtenden blauen Linien brachten kein Licht in diese düstere Welt.

Verzweifelt schloss er mehrmals die Augen und öffnete sie wieder, doch seine Sicht wurde leider nicht wieder normal. Immer schlimmer bebte sein kleiner Körper vor Angst. Mit dieser für ihn unbekannten Situation war Kin völlig überfordert.

Was der Kleine sah, konnte Neji nicht einmal erahnen. Er konnte sich noch sehr genau daran erinnern, wie er sein Byakugan zum ersten Mal aktiviert hatte. Sein Vater und sein Onkel hatten ihn damals wochenlang darauf vorbereitet und doch hatte er beim ersten Mal einen ganz schönen schrecken bekommen. Damals war er in etwa so alt, wie Kin es derzeit war. Für Neji war es trotz entsprechender Vorbereitung schon schlimm gewesen und den kleinen Hatake traf es nun völlig unvorbereitet. Kein Wunder, dass der Junge sich fürchtete.

Eigentlich war es nicht Nejis Art, jemanden zu trösten, doch für Kin macht er nun eine Ausnahme, da sich der Jüngere eh schon an ihn klammerte, als wäre er nur bei ihm in Sicherheit. Beruhigend stricht er dem Jungen über den Rücken und versuchte ihn mir Worten zur Ruhe zu bringen. Vielleicht schafft Kin es ja, das Dou-Jutsu von selbst zu beenden, wenn er nicht mehr so panisch war.

Auch nach mehreren Minuten hatte sich an der Situation jedoch nichts geändert, weshalb Neji das Jutsu nun zwangsbeendete, indem er ganz einfach den Chakrapunkt blockierte, über welchen das Jutsu mit Energie versorgt wurde. Ganz kurz, nur wenige Sekunden, ließ er diese Blockade aktiv, ehe er den Punkt wieder freigab. Dieser kurze Moment hatte offenbar ausgereicht, um das Jutsu wieder in den Ruhezustand zu versetzten.

Langsam beruhigte sich auch der kleine Hatake wieder. Kräftetechnisch hatte ihm dieser enorme plötzliche Chakraverbrauch nicht geschadet, was wohl auch dem Vollmond zuzuschreiben war, doch hatte Kin größte Mühe seine Furcht wieder abzustreifen. Am Liebsten hätte er sich bei Kakashi an gekuschelt, doch war dieser leider nicht in der Nähe. Zwar wäre Kurama als Alternative auch noch da gewesen, aber bei dem Fuchs durfte ja niemand wissen, dass die Bindung zu ihm anders war, als man vorgab.

 

Während die Genin mittlerweile alle bei Kin saßen und scheinbar erfolgreich den Jungen tröstete und somit abgelenkt waren, hatte Gai das Gespräch mit Kurama gesucht.

Der Fuchs hatte Gai davon erzählt, dass der kleine Engel bereits das Sharingan von Kakashi kopiert hatte. Er vermutete nun, dass es während des kleinen Trainingskampfs erneut geschehen ist und diesmal Nejis Dou-Jutsu kopiert wurde. Beide waren sich nicht sicher, wie sie mit dieser Neuentdeckung umgehen sollten. Sie wussten nur, dass es nicht herauskommen durfte, was genau mit Kin geschehen war. Den Clans waren ihre Bluterbe heilig, weshalb dieser Fähigkeit des Jungen einigen nicht gefallen würde und andere würde eine enorme Macht darin sehen und sie für sich beanspruchen wollen.

Noch während sie darüber diskutierten, hatte Kin sich offenbar wieder völlig gefangen und alberte mit den drei älteren Kindern herum. Offenbar hatte der Junge genug vom Training und beschlossen, mit den anderen Dreien zu spielen – wobei auch ein Spiel zum Training werden konnte. Vor allem wenn es sich um ein Fangspiel handelte und die Genin den kleinen hyperaktiven Engel wieder einfangen sollten.

 

Es war bereits später Nachmittag, als sich schließlich auch Gai völlig erschöpft bei seinen Genin niederließ. Jeder hatte mit dem kleinen Hatake trainiert, Gai am Längsten – und alle waren sie nun völlig am Ende. Die Ausdauer des Jungen war gewaltig. Während das gesamte Team sich wünschte, dass man sie von diesem Jungen erlöste, war bei Kin noch immer kein Ende in sich. Er fühlte sich noch genau so fit, wie am frühen Morgen. Nicht einmal der Zwischenfall mit dem Dou-Jutsu hatte seine Kraftreserven groß beansprucht, weshalb er noch immer putzmunter mit dem Fuchs fangen spielte.

Allein Gai wusste von den Vier Ninja, dass der hyperaktive Zustand des Jungen, welcher offenbar mit dem Mond zusammen hing, für die derzeitig unerschöpflichen Kraftreserven verantwortlich war. Da er bereits von Kakashi in Kins Dasein als Engel eingewiesen wurde, hatte Tsunade ihm davon erzählt. Allerdings hätte er es nie im Leben für möglich gehalten, dass der Knirps derart anstrengend sein konnte.

Noch immer war Lee Feuer und Flamme für diesen Energie geladenen kleinen Jungen. Auch wenn der Tag anstrengend war, er mochte den Jüngeren und beobachtete den Kleinen genauestens.

„Die Kraft der Jugend!“ säuselte er schließlich, weil dieser Knirps wirklich keine Grenzen hatte. Das konnte nur mit der Mentalität von seinem Sensei Gai zusammen hängen, doch wie kam es, dass der kleine Hatake dieses Motto bereits verinnerlicht hatte? War ja auch egal!

„Kommt mir jetzt ja nicht mit der »Kraft der Jugend«!“, sprach Neji leicht gereizt. Dieses Motto von seinem Sensei ging ihm schon am ersten Tag auf den Sender. Bei diesem Jungen schien es allerdings zu stimmen. „Bei dieser Jugend bekommt sogar ihr beide Probleme.“

Ein einheitliches Seufzen schien diese Aussage zu bestätigen. Auch Gai musste einsehen, dass Neji mit seinen Worten richtig lag. Es war schon sehr lange her, dass er sich derart kraftlos fühlte. Eigentlich hatte dies bisher nur sein Vater Dai mit seinem Training geschafft. Wie schaffte es Kakashi nur, dieser Zwerg länger als ein paar Stunden zu überleben?

„Wenn wir morgen nochmal auf Kin aufpassen müssen, melde ich mich Krank.“ hörte der Jonin neben sich die Kunoichi sagen und er musste ihr recht geben. Nochmal würde auch er das nicht mitmachen.

„Ich gehe morgen früh zum Hokage und besorge uns eine Mission.“ Die Begeisterung in den Augen der Genin war schon fast greifbar, als Gai dies sagte. Scheinbar machte jeder von ihnen lieber eine Mission, als Babysitten bei Kin. Zum Schrecken des Jonin sollte es jedoch gar anders kommen, als geplant.

 

Am nächsten Morgen stand er beim Hokage im Büro und bettelte um eine Mission. Der Trainingstag mit einem vom Mond beeinflusstem kleinen Engel, hatte auch bei ihm seine Spuren hinterlassen.Trotz aller Fitness und seiner »Kraft der Jugend«, hatte Gai tierischen Muskelkater. Das war ihm zuletzt als kleines Kind passiert, als er noch nicht einmal Genin war. Wenn sein Vater das wüsste, der würde sich im Grabe herumdrehen vor Scham.

„Ich habe derzeit nur eine Mission, welche du übernehmen kannst. Allerdings bin ich mir nicht so ganz sicher, ob die dir und deinem Team gefällt.“ deutete der Hokage an und verriet zunächst nicht, worum es dabei ging.

Er ahnte schon, warum Team Gai unbedingt eine Mission wollte. Am Vorabend war Tsunade noch bei ihm gewesen und hatte ihm von Kins Tag berichtet und auch, dass sie für den nächsten Tag wohl eine alternative brauchte, weil das Team den Stress sicher nicht noch einmal mitmachen würde.

„Völlig egal, wir machen alles. Hauptsache wir haben heute eine Mission.“ Innerlich stellte sich Gai bereits auf das Sammeln von Müll und vergleichbare Aufgaben ein. So schlimm konnte die Mission ja nicht werden.

Gut, ich brauche einen Babysitter, für so … sagen wir mal 5 Stunden.“ Entsetzt starrte der Jonin das Dorfoberhaupt an. Sein Gefühl sagt ihm, dass dieser Babysitterjob genau bei dem Kind ist, vor dem sich eigentlich zu flüchten versuchten.

 

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Tag der Veröffentlichung: 26.04.2014

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