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Prolog

„Wird er es schaffen?“, frage ich. Es ist das erste Mal, seit langem, dass Hoffnung in meiner Stimme liegt. Ich halte Jacks Hand so fest, dass ich glaube es tut ihm weh. Doch das ist Schwachsinn. Ganz andere Schmerzen plagen ihn. Tränen steigen in meine Augen und ein dicker Klos bleibt in meinem Hals stecken. Vorsichtig fahre ich mit meiner Hand über den Schlauch in seinem Arm. Wenigstens bekommt er nicht mit, was für Schmerzen ihn quälen. Jack tut mir so Leid. Nur wegen mir ist er hier. Nur wegen mir liegt er in einer Blutlarche und nur wegen mir steckt ein großes scharfes Messer in seinem Bauch! „Ich weiß es nicht.“, reißt ein Arzt mich aus den Gedanken. „Aber Sie müssen jetzt gehen!“ Nein! Auf keinen Fall. Zwei Männer packen mich von hinten und zerren mich aus dem Raum. Ich schreie wild um mich. Kurz sehe ich noch, wie der Arzt eine Spritze zückt und sie in den rechten Arm von Jack steckt. Ich werde hinter eine Glastür geschoben und werde alleine gelassen. Ich haue an die Tür, hoffe dass sie zerspringt. Doch das passiert nicht, sie ist mindestens 4 Zentimeter dick. Jetzt schreie ich wieder. So geht es lange Zeit, als jemand von hinten kommt und auch mir eine Spritze in den Arm schiebt. Ich schlage um mich, versuche mich aus dem starken Griff zu befreien. Doch schon fallen meine Augenlieder zu.

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Ich atme tief ein. Ich werde meine Mutter vermissen. Tränen steigen in meine Augen, wische sie aber schnell wieder weg. Ich kann mich nicht mal von ihr verabschieden. Jetzt kullern mir doch Tränen über die Wangen. Ich werde sie nie wieder sehen, dass wird mir bewusst, als alle Koffer eingeladen werden und im Taxi sitze. Laufe einfach von dem Ereignis weg, doch ich weiß ganz genau, dass mir das Bild immer vor Augen bleiben wird. Werde immer sehen, wie meine Mutter reglos und eiskalt am Boden lag. Es war ein Mord. Das weiß ich, dass weiß die Polizei. Doch der Mörder war schlau und hat keine Spuren hinterlassen. So werde ich immer in der Angst leben, dass er jede Minute vor mir steht, mit einer Pistole in der Hand und mir eine Kugel in den Kopf jagt, wie bei meiner Mutter. Ich atme noch mal tief ein. In 5 Minuten- ungefähr- werde ich am Flughafen sein und zu meinem Vater aufs Land ziehen. So schlimm finde ich es nun auch nicht, aber ich hatte nie wirklich großartig was mit meinem Vater zu tun. Meine Mutter und er haben sich getrennt, als ich noch ganz klein war. Ich kann mich kaum noch an ihn erinnern, nur dass er Matt heißt. Meine Mutter, Claire, und ich haben fast gar nicht über ihn geredet. Jetzt werde ich den Rest meines Lebens bei ihm wohnen. Naja, bis ich jemanden finde und ausziehe. Doch das wird höchstwahrscheinlich nicht passieren. Denn seit dem Mord, kann ich niemandem vertrauen, habe niemanden mit dem ich über meine Probleme sprechen kann. Der ganze Frust, die Wut und die Angst fressen sich regelrecht in mich hinein. Weiter und weiter. Das Taxi startet den Motor und fährt los. Der Fahrer schaut sich zu mir um und fragt ob alles in Ordnung sei. Ich nicke nur kurz. Die Sonne scheint auf die Wege, was sie zum Glitzern bringt, denn vor ein paar Stunden hat es och geregnet. Dicke Regenwolken sind am Himmel noch zu sehen, doch die Sonne schafft es, bis zu uns zu scheinen. Der Flughafen kommt zur Sicht und das Taxi hält davor. Ich steige aus, hole mir einen Gepäckwagen und lade meine 4 Koffer darauf. Ich krame in meiner Handtasche, aber der Fahrer gibt mir mit einer Handbewegung Bescheid, dass ich nichts bezahlen soll. „Danke.“, sage ich kaum hörbar. Ich schaue auf meine Fahrkarte. Ich habe keine Ahnung wohin ich gehen muss. Ich laufe in das große Gebäude hinein und schaue mich um. Überall sind Menschen. Paare, Mütter mit ihren Töchtern. Wieder muss ich einen Heulklos herunterschlucken. Reiß dich zusammen!, sage ich zu mir selbst. Ich schaue nochmal auf die Karte- in einer halben Stunde fährt mein Flugzeug. Jemand tippt mir von hinten auf die Schulter und ich wirble herum. Dabei flattern meine schwarzen, langen Haare. Vor mir steht ein großer muskulöser Junge, braune wuschelige Haare und grüne Augen, ich denke so um die 16, also ungefähr in meinem Alter. „Hey, ich bin Jack. Soll ich dich zu deinem Flug bringen? Du siehst so aus, als ob du nicht weiß, wohin du musst!“, er lächelt mich an und zwei Reihen Strahlend weißer Zähne kommen zum Vorschein. Ist mir die Verzweiflung etwa so deutlich ins Gesicht geschrieben? „Ähm, ja danke. Ich bin Amely.“, ich strecke ihm die Hand hin und er drückt sie. Seine Hand ist warm und stark. „Ja, also, das ist meine Fahrkarte.“, ich halte sie ihm hin und Jack betrachtet sie. Seine grünen Augen blitzen auf und dann sagt er fast überglücklich: „Da muss ich auch hin. Wir sitzen im Flugzeug sogar neben einander!“, wieder lächelt er mich an und diesmal zucken meine Mundwinkel auch ein wenig. „Okay, super. Dann los.“ Wir laufen los und ich schaue Jack genauer an. Er hat volle Lippen, männliche Züge und ist ziemlich schlank. Ohne Frage, er sieht richtig gut aus. „Kannst deine Augen nicht von mir abwenden?“, reißt er mich aus den Gedanken. Ich laufe knallrot an und suche nach einer passenden Antwort. „So gut siehst du nun auch nicht aus.“, kontere ich. Jack lächelt und schweigend laufen wir dann weiter.
Nach einer Weile sitzen Jack und ich im Flugzeug. Ich beobachte die immer kleiner werdenden Menschen, und das auch nur damit Jack nicht sieht, was ich für eine riesen Angst habe. Es ist das erste Mal das ich Flugzeug fliege. Ich atme unruhig und rutsche auf meinem unbequemen Platz hin und her. „Alles okay mit dir?“, fragt Jack ein wenig besorgt. Ich schaue ihn kurz an und nicke schnell, dann schaue ich wieder aus dem kleinen Fenster. Ich hätte nicht gedacht dass es so schlimm ist! Jack halt mir seine Hand hin und sagt: „Du kannst sie halten wenn du willst.“ Ich überlege ob er sich über mich lustig macht, aber er meint es ernst. Sichtlich dankbar nehme ich sie an. Bei jedem kleinsten Ruckeln, kralle ich mich an seinen Arm. Ihm macht das anscheinend nichts aus, er ist ganz locker, hat überhaupt keine Angst- vor einem Mädchen zeigt man das natürlich nicht! Nach Gefühlten 6 Stunden setzt das Flugzeug zur Landung an. Jack und ich hatten uns über allesmögliche unterhalten. Er kennt sogar meinen Vater. Matt hat eine große Pferdefarm und reitet auch oft Tuniere und gewinnt sie auch. Ich weiß inzwischen viel über Jack. Er hat eine große Schwester und einen kleinen Bruder. Er reitet auch und wir haben ausgemacht, dass er es mir vielleicht beibringt. Und dann kam die Frage: „Hast du ´nen Freund?“ Er brachte es so beiläufig rüber, dass ich ihn ein wenig für seinen Mut beneide. „Nein.“, mir brannte es auf der Zunge, ob ich ihn dasselbe Frage. „Und du?“, ich sprudelte es heraus, dass nicht mal ich mich verstand. „Nein, ich bin nicht schwul.“, er lachte über seinen Witz, aber ich musste mitlachen. „Ich bin auch Single.“, Jack schaute mir in die Augen. Ich hielt seine Hand und wir hätten bestimmt ausgesehen, wie ein frisch verliebtes Paar. Doch ich wendete den Blick ab. Der Schock vom Mord ist noch nicht verschwunden. Ich sah verschwommen, weil sich Tränen vor meinen Augen bildeten. Genervt wischte ich sie weg. Immer muss ich heulen. Das nervt! „Weinst du?“ „Nein.“, wollte ich sagen, doch es war nur ein leises Flüstern. Überraschend nimmt er mich in den Arm. Es tut gut und ich musste richtig losheulen. Als Jack mich nach einer Ewigkeit loslies, erklärte ich ihm alles. Er unterbrach mich kein einziges Mal.Ich war ein wenig froh, dass ich mit jemandem darüber reden konnte, auch wenn ich ihn kaum kenne.Danach nahm er mich nochmal in den Arm."Alles wird wieder gut!",flüsterte Jack mir ins Ohr,als ob wir uns schon eine Ewigkeit kennen.Doch ich glaubte ihm.


Hier stehe ich also und warte mit Jack auf meinen Vater.Wir warten bestimmt schon eine halbe Stunde hier.Pünktlichkeit ist wohl nicht Matts stärke.Da kommt er schon auf uns zu.Es ist ein komisches Gefühl,meinen Vater seit fast 12 Jahren wiederzusehen.Matt ist so um die 40,hat weiß-graues Haar und ist etwas altmodisch gekleidet.Erst findet er uns nicht,aber als er Jack sieht,lächelt er und kommt zu uns.Ich bin noch etwas misstrauisch Matt gegenüber.Er hat sich all die Jahre kein einziges Mal gemeldet."Hallo,du bist Amely,oder?",fragt er mich und streckt die Hand aus.Er hat eine tiefe,sehr männliche Stimme."Ja,hallo.",antworte ich und reiche ihm die Hand ebenfalls."Hey Jack was machst denn du hier?Habt ihr euch schon kennengelernt,oder?",er wirkt ein wenig verwirrt.

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Tag der Veröffentlichung: 27.12.2011

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